1. Ei­ne Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung (§ 434 I 1 BGB) setzt kei­ne aus­drück­li­chen Er­klä­run­gen der Par­tei­en vor­aus, son­dern kann sich auch aus den Um­stän­den des Ver­trags­schlus­ses, et­wa aus dem Kon­text der da­bei ge­führ­ten Ge­sprä­che oder den bei die­ser Ge­le­gen­heit ab­ge­ge­be­nen Be­schrei­bun­gen, er­ge­ben. Ins­be­son­de­re kann die für ei­ne Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung er­for­der­li­che Wil­lens­über­ein­stim­mung kon­klu­dent in der Wei­se er­zielt wer­den, dass der Käu­fer dem Ver­käu­fer be­stimm­te An­for­de­run­gen an den Kauf­ge­gen­stand zur Kennt­nis bringt und der Ver­käu­fer zu­stimmt. Auch kann es ge­nü­gen, dass der Ver­käu­fer die Ei­gen­schaf­ten der Kauf­sa­che bei Ver­trags­schluss in ei­ner be­stimm­ten Wei­se be­schreibt und der Käu­fer vor die­sem Hin­ter­grund sei­ne Kauf­ent­schei­dung trifft.
  2. Ei­nem als „Eu­ro-5-Fahr­zeug“ be­wor­be­nen, vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­nen Neu­wa­gen fehlt ei­ne i. S. des § 434 I 1 BGB ver­ein­bar­te Be­schaf­fen­heit und das Fahr­zeug ist des­halb man­gel­haft, wenn es die Eu­ro-5-Emis­si­ons­grenz­wer­te zwar wäh­rend ei­nes Emis­si­ons­tests auf dem Prüf­stand, aber nicht im rea­len Fahr­be­trieb ein­hält.
  3. Ein vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­ner Neu­wa­gen, bei dem ei­ne Soft­ware die kor­rek­te Mes­sung der Stick­oxid­emis­sio­nen ver­hin­dert, in­dem sie den Stick­oxid­aus­stoß (nur) wäh­rend ei­nes Emis­si­ons­tests op­ti­miert, ist (auch) i. S. des § 434 I 2 Nr. 2 BGB man­gel­haft, da er nicht die für ei­nen Neu­wa­gen üb­li­che und da­her vom Käu­fer zu er­war­ten­de Be­schaf­fen­heit auf­weist. Ein durch­schnitt­li­cher Neu­wa­gen­käu­fer darf näm­lich da­von aus­ge­hen, dass die ein­schlä­gi­gen Emis­si­ons­grenz­wer­te nicht nur wäh­rend ei­nes Emis­si­ons­tests ein­ge­hal­ten wer­den, weil ei­ne Soft­ware die Test­si­tua­ti­on er­kennt und für ei­ne Ver­rin­ge­rung der Schad­stoff­emis­sio­nen sorgt.
  4. Der Käu­fer, der ge­mäß §§ 437 Nr. 1, 439 I Fall 2 BGB die er­satz­wei­se Lie­fe­rung ei­ner man­gel­frei­en Sa­che ver­lan­gen darf, soll – nur – das er­hal­ten, was er nach dem Kauf­ver­trag vom Ver­käu­fer be­an­spru­chen kann. Der Ver­käu­fer hat dem Käu­fer da­her im Rah­men der Nach­er­fül­lung an­stel­le der ur­sprüng­lich ge­lie­fer­ten man­gel­haf­ten Kauf­sa­che ei­ne man­gel­freie, im Üb­ri­gen aber gleich­ar­ti­ge und gleich­wer­ti­ge Sa­che zu über­ge­ben und zu über­eig­nen. Ein An­spruch auf Er­satz­lie­fe­rung ist des­halb ge­mäß § 275 I BGB aus­ge­schlos­sen, wenn ein Neu­wa­gen so, wie ihn der Käu­fer be­stellt hat, nicht mehr her­ge­stellt wird, son­dern ein Mo­dell­wech­sel statt­ge­fun­den hat.
  5. Die Nach­bes­se­rung (§ 439 I Fall 1 BGB) zielt dar­auf ab, die ge­kauf­te Sa­che oh­ne je­de Ein­schrän­kung in ei­nen ver­trags­ge­mä­ßen Zu­stand zu ver­set­zen, das heißt, sie muss zu ei­ner voll­stän­di­gen und nach­hal­ti­gen Be­sei­ti­gung des Man­gels füh­ren. Dar­an fehlt es, wenn ein vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­ner Neu­wa­gen ein Soft­ware­up­date er­hält; denn die­ses Up­date än­dert nichts dar­an, dass das Fahr­zeug vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fen (ge­we­sen) ist. Das Fahr­zeug bleibt des­halb trotz des Soft­ware­up­dates man­gel­haft.

LG Kemp­ten, Ur­teil vom 29.03.2017 – 13 O 808/16

Sach­ver­halt: Der Klä­ger er­warb von der Be­klag­ten, ei­ner VW-Ver­trags­händ­le­rin, auf der Grund­la­ge ei­ner ver­bind­li­chen Be­stel­lung vom 22.08.2011 ei­nen fa­brik­neu­en VW Ti­gu­an Sport & Style 2.0 TDI 4MO­TI­ON mit 7-Gang-DSG zum Preis von 36.870,61 €. Das Fahr­zeug wur­de ihm am 03.03.2012 über­ge­ben.

Es ist mit ei­nem EA189-Die­sel­mo­tor und ei­ner Soft­ware aus­ge­stat­tet, die er­kennt, ob das Fahr­zeug zur Er­mitt­lung sei­ner Schad­stoff­emis­sio­nen auf ei­nem Prüf­stand ei­nen ge­norm­ten Fahr­zy­klus durch­fährt oder ob es im rea­len Stra­ßen­ver­kehr be­trie­ben wird. Auf dem Prüf­stand ist der Aus­stoß von Stick­oxid (NOX) ge­rin­ger als beim nor­ma­len Be­trieb des Fahr­zeugs. Des­halb wer­den die Eu­ro-5-Emis­si­ons­grenz­wer­te zwar ein­ge­hal­ten, wenn auf dem Prüf­stand die Stick­oxid­emis­sio­nen soft­ware­ge­steu­ert „op­ti­miert“ wer­den. Im re­gu­lä­ren Be­trieb wer­den die­se Grenz­wer­te in­des über­schrit­ten.

Der Klä­ger sieht dar­in ei­nen Man­gel und for­der­te die Be­klag­te mit An­walts­schrei­ben vom 21.01.2016 auf, ihm bis zum 03.03.2016 ei­nen man­gel­frei­en Neu­wa­gen zu lie­fern. Mit Schrei­ben vom 04.02.2016 ver­wies die Be­klag­te den Klä­ger dar­auf, dass die Fahr­zeug­her­stel­le­rin der­zeit ein Soft­ware­up­date ent­wick­le, das mit ei­nem Ar­beits­auf­wand von un­ter ei­ner Stun­de auf das streit­ge­gen­ständ­li­che Fahr­zeug auf­ge­spielt wer­den kön­ne. Ei­nen kon­kre­ten Zeit­punkt hier­für nann­te die Be­klag­te je­doch nicht.

Das Kraft­fahrt-Bun­des­amt hat das Soft­ware­up­date für das hier in­ter­es­sie­ren­de Fahr­zeug­mo­dell mit Be­scheid vom 01.06.2016 frei­ge­ge­ben. Der Klä­ger ließ das Up­date bis­lang nicht durch­füh­ren; sein Fahr­zeug ist den­noch fahr­be­reit und ver­kehrs­si­cher, und die EG-Typ­ge­neh­mi­gung wur­de bis­her nicht ent­zo­gen.

Der Klä­ger be­haup­tet, ei­ne Nach­bes­se­rung sei­nes Fahr­zeugs sei un­mög­lich; vor al­lem sei die Be­klag­te da­zu am 21.01.2016, als er die Lie­fe­rung ei­nes man­gel­frei­en Fahr­zeugs ver­langt ha­be, man­gels Frei­ga­be des Soft­ware­up­dates durch das Kraft­fahrt-Bun­des­amt gar nicht in der La­ge ge­we­sen. Ab­ge­se­hen da­von sei nicht si­cher­ge­stellt, dass das Up­date nicht ei­nen über­mä­ßi­gen Ver­schleiß zur Fol­ge ha­be, so­dass er – der Klä­ger – mit wei­te­ren Kos­ten rech­nen müs­se und das Auf­spie­len des Soft­ware­up­dates kei­ne taug­li­che Nach­bes­se­rungs­maß­nah­me sei.

Der Klä­ger hat zu­letzt im We­sent­li­chen be­an­tragt, die Be­klag­te zur Lie­fe­rung ei­nes man­gel­frei­en VW Ti­gu­an zu ver­ur­tei­len. Hilfs­wei­se hat er ge­stützt auf § 441 IV BGB (Kauf­preis­min­de­rung) die Zah­lung ei­nes Geld­be­tra­ges ver­langt, des­sen Hö­he er un­ter An­ga­be ei­nes Min­dest­be­tra­ges von 7.400 € in das Er­mes­sen des Ge­richts ge­stellt hat.

Der Hilfs­an­trag hat­te teil­wei­se Er­folg.

Aus den Grün­den: III. Die Kla­ge ist im Haupt­an­trag un­be­grün­det. Der Klä­ger hat kei­nen An­spruch auf Neu­lie­fe­rung ei­nes Pkw VW Ti­gu­an ge­mäß §§ 433, 434, 437 Nr. 1, 439 BGB.

1. Die Par­tei­en schlos­sen ei­nen Kauf­ver­trag über das ge­gen­ständ­li­che Fahr­zeug i. S. des § 433 I BGB.

2. Im Zeit­punkt des Ge­fahr­über­gangs war das ge­gen­ständ­li­che Fahr­zeug man­gel­haft.

Die Man­gel­haf­tig­keit des ge­gen­ständ­li­chen Fahr­zeugs er­gibt sich so­wohl aus § 434 I 1 BGB wie auch aus § 434 I 2 Nr. 2 BGB.

a) Der vom Klä­ger ge­kauf­te Pkw weist nicht die ver­ein­bar­te Be­schaf­fen­heit i. S. des § 434 I 1 BGB auf.

Als Be­schaf­fen­heit ei­ner Sa­che i. S. von § 434 I 1 BGB sind so­wohl al­le Fak­to­ren an­zu­se­hen, die der Sa­che selbst an­haf­ten, als auch al­le Be­zie­hun­gen der Sa­che zur Um­welt, die nach der Ver­kehrs­auf­fas­sung Ein­fluss auf die Wert­schät­zung der Sa­che ha­ben (BGH, Urt. v. 15.06.2016 – VI­II ZR 134/15, NJW 2016, 2874 Rn. 10; Urt. v. 19.04.2013 – V ZR 113/12, NJW 2013, 1948 Rn. 15; Urt. v. 30.11.2012 – V ZR 25/12, NJW 2013, 1671 Rn. 8 ff.; Beschl. v. 26.08.2014 – VI­II ZR 335/13, BeckRS 2014, 17609; OLG Ko­blenz, Beschl. v. 05.03.2012 – 5 U 1499/11, MDR 2012, 507 [508] = BeckRS 2012, 06811; ähnl. Stau­din­ger/Ma­tu­sche-Beck­mann, BGB, Neu­be­arb. 2013, § 434 Rn. 54; MünchKomm-BGB/Wes­ter­mann, 7. Aufl., § 434 Rn. 10; Rein­king/Eg­gert, Der Au­to­kauf, 12. Aufl., Rn. 2441; je­weils m. w. Nachw.; en­ger hin­ge­gen Er­man/Gru­ne­wald, BGB, 14. Aufl., § 434 Rn. 3).

Die Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung be­ruht auf der Fahr­zeug­be­schrei­bung, die die Soll-Be­schaf­fen­heit des Fahr­zeugs fest­legt. Aus Sicht ei­nes Kauf­in­ter­es­sen­ten wer­den sol­che Vor­feld­an­ga­ben des­halb Grund­la­ge ei­ner Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung ge­mäß § 434 I 1 BGB (BGH, Urt. v. 29.11.2006 – VI­II ZR 92/06, BGHZ 170, 86 = NJW 2007, 1346; Urt. v. 12.01.2011 – VI­II ZR 346/09, NJW-RR 2011, 462 Rn. 12; Urt. v. 28.03.2012 – VI­II ZR 244/10, NJW 2012, 2723 Rn. 25; Urt. v. 19.12.2012 – VI­II ZR 96/12, NJW 2013, 1074 = BeckRS 2013, 1763 Rn. 15 ff.; OLG Hamm, Urt. v. 21.07.2016 – 28 U 2/16, NJW-RR 2017, 49; Rein­king/Eg­gert, a. a. O., Rn. 2429; Pa­landt/Wei­den­kaff, BGB, 75. Aufl. [2016], § 434 Rn. 15).

Für ei­ne der­ar­ti­ge Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung ist we­der er­for­der­lich, dass die Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung selbst Rechtscha­rak­ter auf­weist (OLG Hamm, Urt. v. 21.07.2016 – 28 U 2/16, NJW-RR 2017, 49), noch ist es er­for­der­lich, dass be­stimm­te Be­schaf­fen­heits­an­for­de­run­gen aus­drück­lich fest­ge­legt wer­den. Ei­ne sol­che Ver­ein­ba­rung kann sich viel­mehr auch aus den Um­stän­den des Ver­trags­schlus­ses wie et­wa dem Kon­text der da­bei ge­führ­ten Ge­sprä­che oder den bei die­ser Ge­le­gen­heit ab­ge­ge­be­nen Be­schrei­bun­gen er­ge­ben (BGH, Urt. v. 17.03.2010 – VI­II ZR 253/08, WM 2010, 990 Rn. 13). Ins­be­son­de­re kann die für ei­ne Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung er­for­der­li­che Wil­lens­über­ein­stim­mung auch kon­klu­dent in der Wei­se er­zielt wer­den, dass der Käu­fer dem Ver­käu­fer be­stimm­te An­for­de­run­gen an den Kauf­ge­gen­stand zur Kennt­nis bringt und die­ser zu­stimmt (BGH, Urt. v. 20.05.2009 – VI­II ZR 191/07, BGHZ 181, 170 Rn. 9 un­ter Hin­weis auf BT-Drs. 14/6040, S. 213). Eben­so ist der Ge­setz­ge­ber da­von aus­ge­gan­gen, dass in Fäl­len, in de­nen der Ver­käu­fer bei Ver­trags­schluss die Ei­gen­schaf­ten der ver­kauf­ten Sa­che in ei­ner be­stimm­ten Wei­se be­schreibt und der Käu­fer vor die­sem Hin­ter­grund sei­ne Kauf­ent­schei­dung trifft, die Er­klä­run­gen des Ver­käu­fers oh­ne Wei­te­res zum In­halt des Ver­tra­ges und da­mit zum In­halt ei­ner Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung wer­den (BT-Drs. 14/6040, S. 212; BGH, Urt. v. 19.12.2012 – VI­II ZR 96/12, NJW 2013, 1074 = BeckRS 2013, 1763 Rn. 16).

Da­nach wur­de vor­lie­gend zwi­schen den Par­tei­en ver­ein­bart, dass der NOX-Aus­stoß in­ner­halb der Grenz­wer­te der Eu­ro-5-Ab­gas­norm liegt und das Fahr­zeug die­ser Ka­te­go­rie ent­spricht. Tat­säch­lich wer­den die maß­geb­li­chen Grenz­wer­te nur durch das Ein­grei­fen der Soft­ware in die Mo­tor­steue­rung er­zielt, so­dass tat­säch­lich das ge­gen­ständ­li­che Fahr­zeug nicht die­se Vor­ga­ben er­füllt und da­mit die ver­ein­bar­te Be­schaf­fen­heit nicht auf­weist.

b) Dar­über hin­aus liegt auch ein Sach­man­gel i. S. des § 434 I 2 Nr. 2 BGB vor.

Nach § 434 I 2 Nr. 2 BGB ist der Kauf­ge­gen­stand frei von Sach­män­geln, wenn er sich für die ge­wöhn­li­che Ver­wen­dung eig­net und ei­ne Be­schaf­fen­heit auf­weist, die bei Sa­chen der glei­chen Art üb­lich ist und die der Käu­fer nach der Art der Sa­che ver­lan­gen kann.

Zwar eig­net sich das Fahr­zeug trotz der ein­ge­bau­ten Soft­ware und der so ma­ni­pu­lier­ten Ab­gas­wer­te für die ge­wöhn­li­che Ver­wen­dung. Al­ler­dings ent­spricht ein Neu­fahr­zeug nicht schon dann der üb­li­chen und be­rech­tig­ter­wei­se von ei­nem Käu­fer zu er­war­ten­den Be­schaf­fen­heit, wenn es tech­nisch si­cher und fahr­be­reit ist und über al­le Ge­neh­mi­gun­gen ver­fügt. Viel­mehr stellt die In­stal­la­ti­on ei­ner Ma­ni­pu­la­ti­ons­soft­ware, wel­che die kor­rek­te Mes­sung der Stick­oxid­wer­te ver­hin­dert und im Prüf­be­trieb nied­ri­ge­re Aus­stoß­men­gen vor­täuscht, als sie tat­säch­lich ent­ste­hen, ei­ne ne­ga­ti­ve Ab­wei­chung von der üb­li­chen Be­schaf­fen­heit ver­gleich­ba­rer Fahr­zeu­ge dar (OLG Hamm, Beschl. v. 21.06.2016 – 28 W 14/16, ju­ris Rn. 28 [Pkh-Ver­fah­ren]; vgl. OLG Cel­le, Beschl. v. 30.06.2016 – 7 W 26/16, ju­ris Rn. 6 [Pkh-Ver­fah­ren]); LG Kre­feld, Urt. v. 14.09.2016 – 2 O 83/16, ju­ris Rn. 22; Urt. v. 14.09.2016 – 2 O 72/16, ju­ris Rn. 22; LG Ol­den­burg, Urt. v. 01.09.2016 – 16 O 790/16, ju­ris Rn. 26 = BeckRS 2016, 15963; LG Lü­ne­burg, Urt. v. 02.06.2016 – 4 O 3/16 [un­ter B 1 a]; LG Braun­schweig, Urt. v. 12.10.2016 – 4 O 202/16, ju­ris Rn. 19; von den­je­ni­gen, die An­sprü­che aus an­de­ren Grün­den ver­neint ha­ben: LG Pa­der­born, Urt. v. 17.05.2016 – 2 O 381/15, ju­ris Rn. 16; Urt. v. 09.06.2016 – 3 O 23/16, ju­ris Rn. 27; LG Dort­mund, Urt. v. 12.05.2016 – 25 O 6/16, ju­ris Rn. 26; LG Müns­ter, Urt. v. 14.03.2016 – 011 O 341/15, ju­ris Rn. 18; LG Bo­chum, Urt. v. 16.03.2016 – I-2 O 425/15, ju­ris Rn. 17; LG Fran­ken­thal, Urt. v. 12.05.2016 – 8 O 208/15, ju­ris Rn. 21; of­fen­ge­las­sen von: LG Düs­sel­dorf, Urt. v. 23.08.2016 – 6 O 413/15, ju­ris Rn. 21; LG Bie­le­feld, Urt. v. 02.05.2016 – 3 O 318/15; LG Mün­chen I, Urt. v. 14.04.2016 – 23 O 23033/15, ju­ris Rn. 23).

Ein Durch­schnitts­käu­fer ei­nes Neu­fahr­zeugs kann da­von aus­ge­hen, dass die ge­setz­lich vor­ge­ge­be­nen und im tech­ni­schen Da­ten­blatt auf­ge­nom­me­nen Ab­gas­wer­te nicht nur des­halb ein­ge­hal­ten und ent­spre­chend at­tes­tiert wer­den, weil ei­ne Soft­ware in­stal­liert wor­den ist, die da­für sorgt, dass der Prüf­stand­lauf er­kannt und über ent­spre­chen­de Pro­gram­mie­rung der Mo­tor­steue­rung in ge­setz­lich un­zu­läs­si­ger Wei­se ins­be­son­de­re der Stick­oxid­aus­stoß re­du­ziert wird. In­so­weit re­sul­tiert die Man­gel­haf­tig­keit nicht et­wa dar­aus, dass die un­ter La­bor­be­din­gun­gen (Prüf­stand­lauf) ge­mes­se­nen Wer­te im all­täg­li­chen Stra­ßen­ver­kehr nicht ein­ge­hal­ten wer­den, son­dern ba­siert dar­auf, dass der Mo­tor die Vor­ga­ben im Prüf­stand­lauf nur auf­grund der ma­ni­pu­lier­ten Soft­ware ein­hält (LG Müns­ter, Urt. v. 14.03.2016 – 011 O 341/15, ju­ris).

Dies stellt ei­nen Man­gel i. S. des § 434 I 2 Nr. 2 BGB dar (so i. E. auch OLG Cel­le, Beschl. v. 30.06.2016 – 7 W 26/16, ju­ris).

c) Der Man­gel des streit­ge­gen­ständ­li­chen Fahr­zeugs lag be­reits im Zeit­punkt des Ge­fahr­über­gangs vor.

3. Al­ler­dings ist ein An­spruch des Klä­gers auf Neu­lie­fe­rung … nicht ge­ge­ben, da die Lie­fe­rung ei­nes Neu­fahr­zeugs der Be­klag­ten ge­mäß § 275 I BGB un­mög­lich ist.

a) Der Nach­lie­fe­rungs­an­spruch stellt ei­nen mo­di­fi­zier­ten Er­fül­lungs­an­spruch dar (OLG Mün­chen, Urt. v. 12.10.2005 – 15 U 2190/05, NJW 2006, 449 [450]; Ca­na­ris, JZ 2003, 831 [836]; Haas, NJW 1992, 2389 [2392]; ders., BB 2001, 1313 [1315]; Eh­mann/Sut­schet, Mo­der­ni­sier­tes Schuld­recht, 2002, S. 200 f.; dies., JZ 2004, 62 [63]; P. Hu­ber, in: Hu­ber/Faust, Schuld­rechts­mo­der­ni­sie­rung, Kap. 13 Rn. 45; ders., NJW 2002, 1004 [1005]; Lo­renz/Riehm, Lehr­buch zum neu­en Schuld­recht, 2002, Rn. 504; …; Lo­renz, NJW 2002, 2497; ders., NJW 2006, 1175; …; Tiedt­ke/Schmitt, DStR 2004, 2016 [2019]; Oechs­ler, NJW 2004, 1825 f.; Ball, NZV 2004, 217 [218]; Sche­rer, NZI 2002, 356 [361]; Ar­nold, DStR 2002, 1049 [1051]) und kann da­mit nicht wei­ter rei­chen als der ur­sprüng­li­che Er­fül­lungs­an­spruch.

Bei der Lie­fe­rung ei­ner man­gel­frei­en Sa­che de­cken sich, wie schon aus der ge­setz­li­chen For­mu­lie­rung her­vor­geht, der Nach­er­fül­lungs­an­spruch und der ur­sprüng­li­che Er­fül­lungs­an­spruch hin­sicht­lich der vom Ver­käu­fer ge­schul­de­ten Leis­tun­gen; es ist le­dig­lich an­stel­le der ur­sprüng­lich ge­lie­fer­ten man­gel­haf­ten Kauf­sa­che nun­mehr ei­ne man­gel­freie – im Üb­ri­gen aber gleich­ar­ti­ge und gleich­wer­ti­ge – Sa­che zu lie­fern. Die Er­satz­lie­fe­rung er­for­dert da­her ei­ne voll­stän­di­ge Wie­der­ho­lung der Leis­tun­gen, zu de­nen der Ver­käu­fer nach § 433 I 1 und 2 BGB ver­pflich­tet ist; der Ver­käu­fer schul­det noch­mals die Über­ga­be des Be­sit­zes und die Ver­schaf­fung des Ei­gen­tums an ei­ner man­gel­frei­en Sa­che – nicht we­ni­ger, aber auch nicht mehr. Denn mit der Nach­er­fül­lung soll nach der ge­setz­ge­be­ri­schen Kon­zep­ti­on le­dig­lich ei­ne nach­träg­li­che Er­fül­lung der Ver­käu­fer­pflich­ten aus § 433 I BGB durch­ge­setzt wer­den; der Käu­fer soll mit der Nach­er­fül­lung das er­hal­ten, was er ver­trag­lich zu be­an­spru­chen hat (BT-Drs. 14/6040, S. 221; BGH, Urt. v. 23.02.2005 – VI­II ZR 100/04, BGHZ 162, 219 [227] = NJW 2005, 1348, Urt. v. 15.07.2008 – VI­II ZR 211/07, NJW 2008, 2837 Rn. 18).

b) Der Klä­ger hat­te ge­mäß dem zwi­schen den Par­tei­en ge­schlos­se­nen Kauf­ver­trag ei­nen An­spruch auf Lie­fe­rung ei­nes VW Ti­gu­an Sport & Style 2.0 TDI 4MO­TI­ON (103 kW/140 PS) mit 7-Gang-DSG – Mo­dell-Be­stell­schlüs­sel 5N2239 – in der be­stell­ten Aus­stat­tungs­va­ri­an­te. Ein mög­li­cher Nach­lie­fe­rungs­an­spruch des Klä­gers muss da­mit ei­ne gleich­wer­ti­ge und gleich­ar­ti­ge Sa­che zum Ge­gen­stand ha­ben.

c) Die Lie­fe­rung ei­nes Neu­fahr­zeugs ist ei­ne (in­di­vi­dua­li­sier­te) Gat­tungs­schuld. Die ge­sam­te Gat­tung des streit­ge­gen­ständ­li­chen Fahr­zeugs ist un­ter­ge­gan­gen, so­dass ei­ne Neu­lie­fe­rung für die Be­klag­te un­mög­lich i. S. des § 275 I BGB ist.

aa) Die vom Klä­ger er­wor­be­ne Mo­dell­rei­he wird nicht mehr … her­ge­stellt. Ein Neu­fahr­zeug der vom Klä­ger im Jahr 2011 er­wor­be­nen Fahr­zeugse­rie VW Ti­gu­an exis­tiert da­mit nicht mehr, die ge­sam­te Gat­tung ist so­mit un­ter­ge­gan­gen.

Auf­grund des Un­ter­gangs der ge­sam­ten Gat­tung des streit­ge­gen­ständ­li­chen Fahr­zeugs ist die Neu­lie­fe­rung ei­nes sol­chen Fahr­zeugs für die Be­klag­te un­mög­lich i. S. des § 275 I BGB, da die Lie­fe­rung ei­nes Nach­fol­ge­mo­dells nicht ei­nem gleich­wer­ti­gen und gleich­ar­ti­gen Fahr­zeug ent­spricht, son­dern ei­ne über den ur­sprüng­li­chen Er­fül­lungs­an­spruch hin­aus­ge­hen­de Leis­tung dar­stel­len wür­de (so auch LG Bay­reuth, Urt. v. 20.12.2016 – 21 O 34/16).

Auf­grund der Un­mög­lich­keit der Nach­lie­fe­rung wird die Be­klag­te von der Ver­pflich­tung zur Nach­lie­fe­rung be­freit (§ 275 I BGB).

bb) So­fern die Kla­ge­par­tei im Schrift­satz vom 18.01.2017 nun­mehr be­strei­tet, dass es ei­nen Mo­dell­wech­sel be­züg­lich des streit­ge­gen­ständ­li­chen Fahr­zeugs gab, steht die­ses pau­scha­le Be­strei­ten im Wi­der­spruch zu den Aus­füh­run­gen der Kla­ge­par­tei in der Kla­ge­schrift vom 24.05.2016, wo die Kla­ge­par­tei selbst aus­führt, dass das streit­ge­gen­ständ­li­che Fahr­zeug nicht mehr her­ge­stellt wird, son­dern ei­ne neue Va­ri­an­te die­ses Pkw her­ge­stellt wird, wo­bei die Kla­ge­par­tei die vor­ge­nom­me­nen Än­de­run­gen de­tail­liert vor­trägt.

Das Ge­richt ver­kennt in die­sem Zu­sam­men­hang nicht, dass ei­ne Par­tei nicht ge­hin­dert ist, ihr Vor­brin­gen im Lau­fe des Rechts­streits zu än­dern, ins­be­son­de­re zu prä­zi­sie­ren, zu er­gän­zen oder zu be­rich­ti­gen (BGH, Urt. v. 05.07.1995 – KZR 15/94, NJW-RR 1995, 1340; Urt. v. 01.07.1999 – VII ZR 202/98, NJW-RR 2000, 208; OLG Mün­chen, Urt. v. 08.04.2005 – 10 U 5279/04, DAR 2005, 684; st. Rspr., zu­letzt OLG Mün­chen, Urt. v. 14.03.2014 – 10 U 679/13, ju­ris Rn. 52; Schnei­der, Be­weis und Be­weis­wür­di­gung, 5. Aufl. [1994], Rn. 101). Der Um­stand, dass der Vor­trag zu dem ei­ge­nen frü­he­ren Vor­trag in Wi­der­spruch steht, kann aber im Rah­men der Ver­hand­lungs­wür­di­gung nach § 286 I ZPO Be­ach­tung fin­den (BGH, Urt. v. 01.07.1999 – VII ZR 202/98, NJW-RR 2000, 208; OLG Ros­tock, Beschl. v. 03.11.2003 – 6 U 19/03, OLG-NL 2004, 118 [120]; OLG Mün­chen, Urt. v. 14.03.2014 – 10 U 679/13, ju­ris Rn. 52; Hohl­weck, JuS 2001, 584 [585]). Wech­seln­der Vor­trag kann da­bei als An­pas­sung an die je­wei­li­ge Be­weis­la­ge ver­stan­den wer­den und ver­liert dann an Über­zeu­gungs­kraft (OLG Hamm, Urt. v. 08.06.2006 – 18 U 163/05, ju­ris Rn. 90]; OLG Mün­chen, Urt. v. 14.03.2014 – 10 U 679/13, ju­ris Rn. 52).

Eben­so ist zu be­rück­sich­ti­gen, dass die Kla­ge­par­tei ih­ren zu­nächst sub­stan­zi­ier­ten Vor­trag da­hin ge­hend än­dert, dass der sub­stan­zi­ier­te und zu­nächst in Über­ein­stim­mung mit dem Vor­trag der Kla­ge­par­tei ste­hen­de Vor­trag der Be­klag­ten nun­mehr pau­schal be­strit­ten wird. Ge­mäß § 138 II ZPO be­steht je­doch ei­ne Er­klä­rungs­last je­der Par­tei über die von ih­rem Geg­ner be­haup­te­ten Tat­sa­chen. Tat­sa­chen, die nicht aus­drück­lich be­strit­ten wer­den, sind als zu­ge­stan­den an­zu­se­hen, wenn nicht die Ab­sicht, sie be­strei­ten zu wol­len, aus den üb­ri­gen Er­klä­run­gen der Par­tei her­vor­geht (§ 138 III ZPO). Die Er­klä­rungs­last ist in Be­ste­hen und Um­fang da­von ab­hän­gig, wie die dar­le­gungs­pflich­ti­ge Par­tei vor­ge­tra­gen hat (BGH, Urt. v. 03.02.1999 – VI­II ZR 14/98, NJW 1999, 1404 [1405]; Zöl­ler/Gre­ger, ZPO, 29. Aufl. [2012], § 138 Rn. 8a). Die er­klä­rungs­be­las­te­te Par­tei hat des­halb, wenn ihr Vor­trag be­acht­lich sein soll, auf die sub­stan­zi­ier­ten Be­haup­tun­gen ih­res Pro­zess­geg­ners grund­sätz­lich sub­stan­zi­iert, al­so mit po­si­ti­ven An­ga­ben zu er­wi­dern (BGH, Urt. v. 11.03.2010 – IX ZR 104/08, NJW 2010, 1357 Rn. 16; Mu­sielak/Stad­ler, ZPO, 8. Aufl. [2011], § 138 Rn. 10; Zöl­ler/Gre­ger, a. a. O., § 138 Rn. 8a). Hier­aus folgt, dass ein sub­stan­zi­ier­tes Vor­brin­gen grund­sätz­lich nicht pau­schal be­strit­ten wer­den kann (BGH, Urt. v. 11.03.2010 – IX ZR 104/08, NJW 2010, 1357 Rn. 16; OLG Hamm, Urt. v. 27.03.2012 – I-24 U 61/11).

Das pau­scha­le Be­strei­ten der Kla­ge­par­tei, es ha­be be­züg­lich des klä­ge­ri­schen Fahr­zeugs kei­nen Mo­dell­wech­sel ge­ge­ben, ist da­her vor al­lem un­ter Be­rück­sich­ti­gung des­sen, dass die­ser Vor­trag zu dem sub­stan­zi­ier­ten Vor­trag der Kla­ge­par­tei in der Kla­ge­schrift im Wi­der­spruch steht und auch nicht der Rea­li­tät im Pkw-Han­del ent­spricht, ge­mäß § 138 III ZPO un­be­acht­lich.

c) Dem Ein­tritt der Un­mög­lich­keit steht auch nicht ent­ge­gen, dass in den Lie­fer­be­din­gun­gen, die der ver­bind­li­chen Be­stel­lung zu­grun­de la­gen, un­ter Ab­schnitt IV Nr. 6. sich der Ver­käu­fer wäh­rend der Lie­fer­zeit Kon­struk­ti­on- oder Form­än­de­run­gen, Ab­wei­chun­gen im Farb­ton so­wie Än­de­run­gen des Lie­fer­um­fangs sei­tens des Her­stel­lers vor­be­hält, so­fern die Än­de­run­gen oder Ab­wei­chun­gen un­ter Be­rück­sich­ti­gung der In­ter­es­sen des Ver­käu­fers für den Käu­fer zu­mut­bar sind.

Es kann in­so­fern da­hin­ste­hen, ob die Neu­wa­gen-Ver­kaufs­be­din­gun­gen wirk­sam in den Ver­trag ein­be­zo­gen wur­den, was nicht ein­mal die Kla­ge­par­tei be­haup­tet hat, denn je­den­falls ist die­se Klau­sel da­hin ge­hend ein­schrän­kend zu ver­ste­hen, dass sie nicht zur Lie­fe­rung ei­nes ali­uds be­rech­tigt (vgl. KG, Urt. v. 27.10.2011 – 23 U 15/11, NJW-RR 2012, 506 [507]: ab­wei­chen­de Schad­stoff­klas­se und ver­än­der­te Mo­tor­leis­tung). Da­mit deckt die­se Klau­sel je­doch ge­ra­de nicht die Lie­fe­rung ei­ner an­de­ren Bau­rei­he ab, so­dass be­reits aus die­sem Grund der Klä­ger kei­ne Rech­te aus der Klau­sel ab­lei­ten kann. Schließ­lich ist die An­wen­dung der Klau­sel nur auf Än­de­run­gen wäh­rend der Lie­fer­zeit be­schränkt und er­fasst da­mit schon nicht den gel­tend ge­mach­ten An­spruch des Klä­gers.

Die Kla­ge ist da­mit im Haupt­an­trag un­be­grün­det. Der Klä­ger hat kei­nen An­spruch auf Nach­lie­fe­rung ei­nes neu­en Fahr­zeugs aus der ak­tu­el­len Pro­duk­ti­on. In­so­weit war die Kla­ge ab­zu­wei­sen.

4. Da­mit ist aber auch der An­trag auf Fest­stel­lung, dass die Be­klag­te sich im An­nah­me­ver­zug be­fin­det, un­be­grün­det und war ab­zu­wei­sen.

IV. Der Klä­ger hat je­doch ei­nen An­spruch auf Rück­zah­lung des Kauf­prei­ses in Hö­he von 3.687,06 € (10 % des Neu­wa­gen­prei­ses) ge­mäß §§ 346, 433, 434, 437, 441 IV BGB.

1. Es war zu­läs­sig ei­nen un­be­stimm­ten Kla­ge­an­trag zu stel­len und die Hö­he des Min­de­rungs­be­tra­ges ins Er­mes­sen des Ge­richts zu stel­len. Dar­zu­le­gen ist bei zu­läs­si­ger­wei­se un­be­zif­fer­ten Zah­lungs­kla­ge­an­trä­gen die Grö­ßen­ord­nung des er­streb­ten Be­tra­ges und Schät­zungs­grund­la­gen. Die­se Vor­aus­set­zung hat der Klä­ger er­füllt. Da zur Er­mitt­lung des an­ge­mes­se­nen Min­de­rungs­be­tra­ges die Schät­zung durch das Ge­richt zu­läs­sig ist (§ 441 III 2 BGB), ist da­her ein un­be­stimm­ter Kla­ge­an­trag zu­läs­sig, so­lan­ge er ei­ne Grö­ßen­ord­nung ent­hält.

2. Die Par­tei­en ha­ben ei­nen wirk­sa­men Kauf­ver­trag über das ge­gen­ständ­li­che Fahr­zeug ge­schlos­sen (s. oben III 1). Das Fahr­zeug ist man­gel­haft. Der Man­gel lag be­reits im Zeit­punkt des Ge­fahr­über­gangs vor (s. oben III 2).

3. Der Klä­ger hat der Be­klag­ten … ei­ne Frist zur Nach­lie­fe­rung ge­setzt. Ei­ne Frist zur Nach­bes­se­rung wur­de der Be­klag­ten zu kei­nem Zeit­punkt ge­setzt. Ei­ne Frist­set­zung war je­doch … ent­behr­lich, nach­dem die Nach­er­fül­lung un­mög­lich ist (§§ 326 V, 275 I BGB).

a) Es kann vor­lie­gend da­hin­ste­hen, ob im Rah­men des § 326 V BGB auf den Zeit­punkt des Nach­bes­se­rungs­ver­lan­gens oder auf den Zeit­punkt der Rück­tritts­er­klä­rung ab­zu­stel­len ist, wo­bei im vor­lie­gen­den Fall zum Zeit­punkt des Nach­bes­se­rungs­ver­lan­gens je­den­falls auch nach den An­ga­ben der Be­klag­ten im Schrei­ben vom 04.02.2016 es nicht mög­lich war, das von der Be­klag­ten als Nach­bes­se­rung in Aus­sicht ge­stell­te Soft­ware­up­date auf­zu­spie­len, da die­ses je­den­falls für das streit­ge­gen­ständ­li­che Fahr­zeug erst am 01.06.2016 zu­ge­las­sen wur­de und da­mit im Zeit­punkt des Nach­bes­se­rungs­ver­lan­gens bzw. in­ner­halb ei­ner an­ge­mes­se­nen Frist je­den­falls nicht zur Ver­fü­gung stand.

b) Aber auch der Um­stand, dass ein von der Be­klag­ten an­ge­bo­te­nes Soft­ware­up­date seit dem 01.06.2016 vom Kraft­fahrt-Bun­des­amt zu­ge­las­sen wur­de, än­dert an dem Um­stand, dass ei­ne Nach­bes­se­rung des Fahr­zeugs des Klä­gers im Sin­ne ei­ner Be­sei­ti­gung al­ler Män­gel un­mög­lich ist, nichts.

Die Nach­bes­se­rung muss oh­ne je­de Ein­schrän­kung zu ei­nem ver­trags­ge­mä­ßen Zu­stand der Sa­che füh­ren. Es reicht al­so nicht aus, wenn die Kauf­sa­che deut­li­che Spu­ren der Re­pa­ra­tur- oder Aus­tausch­maß­nah­men des Ver­käu­fers auf­weist oder we­gen ver­blie­be­ner und nicht be­heb­ba­rer Um­stän­de auch in Zu­kunft Nach­bes­se­rungs­maß­nah­men nö­tig sind (MünchKomm-BGB/Wes­ter­mann, a. a. O., § 439 Rn. 9 ff.).

Das Auf­spie­len des Soft­ware­up­dates ist nicht ge­eig­net, den Man­gel voll­stän­dig zu be­sei­ti­gen.

Es kommt hier­bei nicht dar­auf an, ob das Soft­ware­up­date ge­eig­net ist, in tech­ni­scher Hin­sicht den Man­gel da­hin ge­hend zu be­sei­ti­gen, dass das Fahr­zeug nun­mehr auch oh­ne ma­ni­pu­la­ti­ven Ein­griff in die Mo­tor­steue­rung die Grenz­wer­te der Eu­ro-5-Ab­gas­norm ein­hält, oh­ne an­der­wei­ti­ge tech­ni­sche Nach­tei­le zu er­lei­den, da das klä­ge­ri­sche Fahr­zeug je­den­falls wei­ter­hin man­gel­haft ist, da auch durch das Auf­spie­len des Soft­ware­up­dates es bei der Ei­gen­schaft des Fahr­zeugs als ein sol­ches Fahr­zeug, dass von dem so­ge­nann­ten Ab­gas­skan­dal be­trof­fen war, ver­bleibt. Die­ser dem Fahr­zeug an­haf­ten­de Ei­gen­schaft kann nicht durch das Auf­spie­len des Soft­ware­up­dates be­sei­tigt wer­den, so­dass ein Ma­kel an dem Fahr­zeug ver­bleibt.

Auch muss be­rück­sich­tigt wer­den, dass der so­ge­nann­te Ab­gas­skan­dal Ge­gen­stand brei­ter öf­fent­li­cher Wahr­neh­mung und Dis­kus­si­on ist, ein­schließ­lich der Nach­bes­se­rungs­ver­su­che von Her­stel­ler­sei­te. Be­reits das Be­ste­hen ei­nes na­he­lie­gen­den Ri­si­kos ei­nes blei­ben­den mer­kan­ti­len Min­der­werts ist aus­rei­chend. (so i. E. auch OLG Hamm, Urt. v. 09.02.2012 – I-28 U 186/10; LG Mün­chen I, Urt. v. 14.04.2016 – 23 O 23033/15, ju­ris Rn. 46; LG Ol­den­burg, Urt. v. 01.09.2016 – 16 O 790/16, ju­ris Rn. 34 = BeckRS 2016, 15963).

Folg­lich stellt die von der Be­klag­ten an­ge­bo­te­ne Form der Nach­bes­se­rung kei­ne taug­li­che Nach­bes­se­rung dar, oh­ne, dass es dar­auf an­kommt, ob das Soft­ware­up­date aus tech­ni­scher Sicht den Man­gel be­sei­ti­gen kann, oh­ne dass es zu Fol­ge­schä­den an dem Fahr­zeug kommt.

Da auch ei­ne an­der­wei­ti­ge Be­sei­ti­gung des Man­gels nicht er­sicht­lich ist, ist die Nach­bes­se­rung un­mög­lich (§ 275 I BGB), ei­ne … Frist­set­zung war da­mit nach § 326 V BGB ent­behr­lich.

4. Der Klä­ger hat kon­klu­dent die Min­de­rung durch die Er­he­bung des hilfs­wei­se ge­stell­ten An­trags er­klärt.

5. Der Min­de­rungs­be­trag rich­tet sich nach dem Satz, um den das Fahr­zeug im Ge­schäfts­le­ben als ge­rin­ger wer­tig an­ge­se­hen wird.

Die­ser Be­trag ist, nach­dem … ei­ne Mög­lich­keit, den Ma­kel „Ab­gas­skan­dal“ zu be­sei­ti­gen, nicht be­steht, so­dass sich der Min­de­rungs­be­trag we­der nach der Pro­por­tio­nal­me­tho­de noch mit­hil­fe der Re­pa­ra­tur­kos­ten noch über ei­ne Mehr­be­las­tung des Käu­fers be­stim­men lässt, nach § 441 III 2 BGB, § 287 ZPO zu schät­zen.

Das Ge­richt kann die­se Schät­zung auch oh­ne Ein­ho­lung ei­nes Sach­ver­stän­di­gen­gut­ach­tens selbst vor­neh­men, weil es über ei­ne aus­rei­chen­de ei­ge­ne Sach­kun­de ver­fügt. Es ist auf­grund sei­nes Auf­ga­ben­zu­schnit­tes lang­jäh­rig und mit ei­ner Viel­zahl von Strei­tig­kei­ten auf dem Ge­biet des Kaufs oder Ver­kaufs von Kraft­fahr­zeu­gen bzw. mit Schä­den an Fahr­zeu­gen be­fasst. Die Reich­wei­te des „Ab­gas­skan­dals“ und die hier­aus re­sul­tie­ren­de all­ge­mei­ne ne­ga­ti­ve Stim­mung, be­zo­gen auf die un­ter Ver­wen­dung ei­ner ma­ni­pu­la­ti­ven Soft­ware pro­du­zier­ten Fahr­zeu­ge, ist hin­läng­lich all­ge­mein be­kannt. Das Ge­richt ist über­zeugt, dass sich dies bei Ver­kaufs­ver­hand­lun­gen spür­bar ne­ga­tiv auf den er­ziel­ba­ren Preis aus­wir­ken wird.

Das Ge­richt er­ach­tet hier den ver­blei­ben­den Min­der­wert, der dem Fahr­zeug als Ma­kel ver­bleibt, bei ei­nem Satz von zehn Pro­zent des Kauf­prei­ses. Maß­geb­lich war in­so­weit ein Ver­gleich mit an­de­ren Män­geln bei Neu­fahr­zeu­gen, bei de­nen Män­gel all­ge­mein als gra­vie­rend an­zu­se­hen sind. Un­ter Be­rück­sich­ti­gung des­sen setzt das Ge­richt den Min­de­rungs­be­trag auf 3.687,06 € fest. Ei­nen hö­he­ren Be­trag kann der Klä­ger nicht be­an­spru­chen.

IV. Der Klä­ger kann eben­falls Frei­stel­lung von sei­nen vor­ge­richt­lich ent­stan­de­nen Rechts­an­walts­kos­ten in Hö­he von 398,65 € ver­lan­gen.

Der An­spruch folgt aus § 439 II BGB. Da­nach muss der Ver­käu­fer die zum Zwe­cke der Nach­er­fül­lung er­for­der­li­chen Auf­wen­dun­gen tra­gen. Die Auf­zäh­lun­gen in § 439 II BGB sind nicht ab­schlie­ßend. Er­satz­fä­hig sind al­le er­for­der­li­chen Auf­wen­dun­gen, so auch die er­for­der­li­chen Rechts­an­walts­kos­ten (BGH, Urt. v. 17.02.1999 – X ZR 40/96, NJW-RR 1999, 813 [814]; Pa­landt/Wei­den­kaff, a. a. O., § 439 Rn. 11).

Der An­spruch be­rech­net sich je­doch aus ei­nem Ge­schäfts­wert von bis zu 4.000 €, nach­dem der Klä­ger mit ei­nem Be­trag von 3.687,06 € ob­siegt, so­dass ein An­spruch in Hö­he von 398,65 € be­steht. …

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