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Tag: Ver­jäh­rung

Ab­kür­zung der ge­setz­li­chen Ver­jäh­rungs­frist in ei­nem Ge­braucht­wa­gen­kauf­ver­trag

§ 476 II BGB ver­stößt zwar in­so­weit ge­gen die Ver­brauchs­gü­terkauf­richt­li­nie, als er es den Par­tei­en beim Ver­brauchs­gü­ter­kauf ei­ner ge­brauch­ten Sa­che er­laubt, die ge­setz­li­che Ver­jäh­rungs­frist für die An­sprü­che des Käu­fers we­gen ei­nes Sach­man­gels auf ein Jahr ab­zu­kür­zen. Die­se Richt­li­ni­en­wid­rig­keit hat aber kei­ne Aus­wir­kun­gen auf die be­ste­hen­de Rechts­la­ge.

OLG Zwei­brü­cken, Ur­teil vom 19.03.2020 – 4 U 198/19
(nach­fol­gend: BGH, Ur­teil vom 18.11.2020 – VI­II ZR 78/20)

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Anor­ma­le Ge­trie­be­ge­räu­sche als er­heb­li­cher Man­gel ei­nes Pkw

  1. Anor­ma­le, auf­fäl­li­ge Ge­trie­be­ge­räu­sche, die mit ho­her Wahr­schein­lich­keit von ei­ner nicht kraft­schlüs­si­gen Ver­bin­dung der Zahn­rä­der her­rüh­ren, sind schon dann und al­lein des­halb ein er­heb­li­cher, zum Rück­tritt vom Kauf­ver­trag be­rech­ti­gen­der Man­gel, wenn und weil sie bei den In­sas­sen des be­trof­fe­nen Fahr­zeugs ein be­rech­tig­tes Ge­fühl der Un­si­cher­heit her­vor­ru­fen (vgl. OLG Frank­furt a. M., Urt. v. 28.02.2013 – 3 U 18/12, ju­ris Rn. 13).
  2. Für die Recht­zei­tig­keit ei­nes man­gel­be­ding­ten Rück­tritts vom Kauf­ver­trag ist ge­mäß § 438 IV 1 BGB i. V. mit § 218 I BGB ent­schei­dend, dass der Rück­tritt er­klärt wird, be­vor der – be­ste­hen­de oder hy­po­the­ti­sche – Nach­er­fül­lungs­an­spruch ver­jährt ist. Maß­ge­bend ist mit­hin der Zeit­punkt der Aus­übung des Ge­stal­tungs­rechts, nicht da­ge­gen der Zeit­punkt der ge­richt­li­chen Gel­tend­ma­chung von An­sprü­chen aus dem durch den Rück­tritt ent­ste­hen­den Rück­ge­währ­schuld­ver­hält­nis nach §§ 346 ff. BGB (im An­schluss an BGH, Urt. v. 07.06.2006 – VI­II ZR 209/05, BGHZ 168, 64 = NJW 2006, 2839 Rn. 26). Die­se An­sprü­che un­ter­lie­gen der drei­jäh­ri­gen Re­gel­ver­jäh­rung nach §§ 195, 199 BGB (im An­schluss an BGH, Urt. v. 29.04.2015 – VI­II ZR 180/14, BGHZ 205, 151 = NJW 2015, 2106 Rn. 16 m. w. Nachw.).
  3. Der mit ei­nem man­gel­haf­ten Fahr­zeug be­lie­fer­te Käu­fer hat auch dann ge­mäß § 284 BGB An­spruch auf Er­satz ver­geb­li­cher Auf­wen­dun­gen – hier: Kos­ten für die Fi­nan­zie­rung des Kauf­prei­ses und ei­ne Ver­län­ge­rung der Her­stel­ler­ga­ran­tie –, wenn er we­gen des Man­gels vom Kauf­ver­trag zu­rück­tritt (im An­schluss u. a. an BGH, Urt. v. 20.07.2005 – VI­II ZR 275/04, BGHZ 163, 381, 385 = ju­ris Rn. 13). Wird der Kfz-Kauf­ver­trag we­gen der Man­gel­haf­tig­keit des Fahr­zeugs rück­ab­ge­wi­ckelt, nach­dem der Käu­fer den Wa­gen zeit­wei­se ge­nutzt hat, so min­dert sich der An­spruch auf Auf­wen­dungs­er­satz ent­spre­chend.
  4. Hin­sicht­lich des Kauf­prei­ses steht ei­nem – in­so­weit dar­le­gungs- und be­weis­be­las­te­ten – Kfz-Käu­fer nach ei­nem wirk­sa­men man­gel­be­ding­ten Rück­tritt vom Kauf­ver­trag nur in­so­weit ein An­spruch auf Ka­pi­tal­nut­zungs­er­satz (§ 346 I, II 1 Nr. 1 BGB) ge­gen den Ver­käu­fer zu, wie er kei­nen Ver­zugs­scha­den gel­tend macht. An­dern­falls kä­me es zu ei­ner Über­kom­pen­sa­ti­on durch „Dop­pel­ver­zin­sung“. Der Be­rech­nung der Nut­zungs­ent­schä­di­gung ist der vol­le, nicht der um den Ein­kaufs­preis re­du­zier­te Net­to­kauf­preis zu­grun­de zu le­gen, wenn der Händ­ler den Ein­kaufs­preis für das Fahr­zeug be­reits aus ei­ge­nen Mit­teln auf­ge­bracht hat­te, als ihm der Ver­kaufs­preis zu­floss.

OLG Bran­den­burg, Ur­teil vom 18.03.2020 – 4 U 53/19

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Zu­läs­si­ge Ver­kür­zung der ge­setz­li­chen Ver­jäh­rungs­frist auf ein Jahr im Ge­braucht­wa­gen­han­del – „Fe­ren­schild“

  1. § 476 II letz­ter Halb­satz BGB n.F. (= § 475 II letz­ter Halb­satz BGB a.F.) ver­stößt ge­gen die Ver­brauchs­gü­terkauf­richt­li­nie, weil er ent­ge­gen Art. 5 I und Art. 7 I Un­terabs. 2 der Richt­li­nie zu­lässt, dass bei ei­nem Ver­brauchs­gü­ter­kauf (§ 474 I BGB) über ei­ne ge­brauch­te Sa­che die Ver­jäh­rungs­frist für An­sprü­che des Käu­fers we­gen ei­nes Sach­man­gels durch Ver­ein­ba­rung auf we­ni­ger als zwei Jah­re ver­kürzt wird. Die Mit­glied­staa­ten kön­nen näm­lich nach Art. 5 I und Art. 7 I Un­terabs. 2 der Ver­brauchs­gü­terkauf­richt­li­ne nur ei­ne Ver­ein­ba­rung über die Ver­kür­zung der Haf­tungs­dau­er des Ver­käu­fers, nicht aber über die Ver­kür­zung der Ver­jäh­rungs­frist er­lau­ben.
  2. Ei­ne richt­li­ni­en­kon­for­me Aus­le­gung des § 476 II letz­ter Halb­satz BGB n.F. (= § 475 II letz­ter Halb­satz BGB a.F.) oder ei­ne Rechts­fort­bil­dung da­hin ge­hend, dass bei ei­nem Ver­brauchs­gü­ter­kauf über ei­ne ge­brauch­te Sa­che die Ver­ein­ba­rung ei­ner Ver­jäh­rungs­frist von ei­nem Jahr un­zu­läs­sig ist, kommt je­doch nicht in Be­tracht. Viel­mehr ist § 476 II letz­ter Halb­satz BGB n.F. (= § 475 II letz­ter Halb­satz BGB a.F.) einst­wei­len wei­ter­hin an­zu­wen­den, so­dass ei­ne Klau­sel in All­ge­mei­nen Ge­schäfts­be­din­gun­gen, wo­nach die Ver­jäh­rungs­frist bei ei­nem Ver­brauchs­gü­ter­kauf über ei­ne ge­brauch­te Sa­che auf ein Jahr ver­kürzt wird, wirk­sam ist.
  3. Ein Ver­käu­fer ver­schweigt ei­nen zu of­fen­ba­ren­den Man­gel schon dann arg­lis­tig, wenn er ihn min­des­tens für mög­lich hält und gleich­zei­tig da­mit rech­net und bil­li­gend in Kauf nimmt, dass der Ver­trags­part­ner den Man­gel nicht kennt und bei Kennt­nis den Kauf­ver­trag nicht oder nicht mit dem ver­ein­bar­ten In­halt ge­schlos­sen hät­te (im An­schluss u. a. an BGH, Urt. v. 15.04.2015 – VI­II ZR 80/14, NJW 2015, 1669 Rn. 16 m. w. Nachw.).
  4. Ei­nen Ge­braucht­wa­gen­händ­ler trifft kei­ne ge­ne­rel­le, an­las­s­un­ab­hän­gi­ge Ob­lie­gen­heit, ein Fahr­zeug vor dem Ver­kauf um­fas­send zu un­ter­su­chen. Viel­mehr kann er zu ei­ner Über­prü­fung des Fahr­zeugs nur auf­grund be­son­de­rer Um­stän­de, die für ihn ei­nen kon­kre­ten Ver­dacht auf Män­gel be­grün­den, ge­hal­ten sein. Ab­ge­se­hen von die­sen Fäl­len ist der Händ­ler grund­sätz­lich nur zu ei­ner fach­män­ni­schen äu­ße­ren Be­sich­ti­gung („Sicht­prü­fung“) ver­pflich­tet (im An­schluss u. a. an BGH, Urt. v. 15.04.2015 – VI­II ZR 80/14, NJW 2015, 1669 Rn. 14 m. w. Nachw.).

LG Stutt­gart, Ur­teil vom 06.03.2020 – 19 O 123/19

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Ab­kür­zung der ge­setz­li­chen Ver­jäh­rungs­frist bei ei­nem Ver­brauchs­gü­ter­kauf über ei­nen Ge­braucht­wa­gen

  1. Zwar ist § 476 II BGB n.F. (= § 475 II BGB a.F.) in­so­weit uni­ons­rechts­wid­rig, als er es ge­stat­tet, die ge­setz­li­che Ver­jäh­rungs­frist für die An­sprü­che des Käu­fers we­gen ei­nes Man­gels bei ei­nem Ver­brauchs­gü­ter­kauf über ei­ne ge­brauch­te Sa­che auf ein Jahr ab­zu­kür­zen (vgl. EuGH, Urt. v. 13.07.2017 – C-133/16, ECLI:EU:C:2017:541 Rn. 32 ff. – Fe­ren­schild). Dass die Vor­schrift in­so­weit mit Art. 5 I und Art. 7 I Un­terabs. 2 der Ver­brauchs­gü­terkauf­richt­li­nie un­ver­ein­bar ist, wirkt sich auf ih­re An­wen­dung aber man­gels ho­ri­zon­ta­ler Dritt­wir­kung der Ver­brauchs­gü­terkauf­richt­li­nie nicht um­it­tel­bar aus.
  2. Es bleibt of­fen, ob ei­ne Klau­sel in den All­ge­mei­nen Ge­schäfts­be­din­gun­gen ei­nes Kfz-Händ­lers, mit der die ge­setz­li­che Ver­jäh­rungs­frist für die An­sprü­che des Käu­fers we­gen ei­nes Man­gels bei ei­nem Ver­brauchs­gü­ter­kauf über ein Ge­braucht­fahr­zeug auf ein Jahr ab­ge­kürzt wird, richt­li­ni­en­kon­form da­hin aus­zu­le­gen ist, dass der Ver­käu­fer nur für Män­gel haf­tet, die sich in­ner­halb ei­nes Jah­res ab Über­ga­be des Fahr­zeugs an den Käu­fer zei­gen, und dass für An­sprü­che des Käu­fers we­gen ei­nes sol­chen Man­gels die ge­setz­li­che Ver­jäh­rungs­frist von zwei Jah­ren (§ 438 I Nr. 3, II BGB) gilt.

OLG Cel­le, Ur­teil vom 11.09.2019 – 7 U 362/18

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Kei­ne Nich­tig­keit ei­nes Neu­wa­gen-Kauf­ver­trags we­gen Ver­sto­ßes ge­gen § 27 I 1 EG-FGV – VW-Ab­gas­skan­dal

  1. Ein Kauf­ver­trag über ei­nen vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­nen Neu­wa­gen ist auch dann nicht ge­mäß § 134 BGB nich­tig, wenn das Fahr­zeug ent­ge­gen § 27 I 1 EG-FGV nicht mit ei­ner gül­ti­gen Über­ein­stim­mungs­be­schei­ni­gung im Sin­ne die­ser Vor­schrift ver­se­hen sein soll­te (im An­schluss an OLG Ham­burg, Urt. v. 21.12.2018 – 11 U 55/18, ju­ris Rn. 66 ff.; OLG Köln, Beschl. v. 16.07.2018 – 5 U 82/17, ju­ris Rn. 8 ff.; OLG Stutt­gart, Beschl. v. 01.08.2018 – 12 U 179/17, n. v.). Ob ei­ne Über­ein­stim­mungs­be­schei­ni­gung schon dann „gül­tig“ i. S. von § 27 I 1 EG-FGV ist, wenn sie be­stimm­ten for­mel­len An­for­de­run­gen ge­nügt, oder ob es da­für auch der in­halt­li­chen Rich­tig­keit der Be­schei­ni­gung be­darf, kann des­halb da­hin­ste­hen.
  2. Nimmt ein Kfz-Ver­käu­fer (nicht nur un­we­sent­li­che) Nach­bes­se­rungs­ar­bei­ten an ei­nem Fahr­zeug vor, kann dar­in im Ein­zel­fall ein An­er­kennt­nis des Nach­bes­se­rungs­ans­an­spruchs des Käu­fers i. S. von § 212 I Nr. 1 BGB lie­gen. Maß­geb­lich ist in­so­weit, ob der Ver­käu­fer aus der Sicht des Käu­fers nicht nur aus Ku­lanz oder zur güt­li­chen Bei­le­gung ei­nes Streits, son­dern in dem Be­wusst­sein han­delt, zur Nach­bes­se­rung ver­pflich­tet zu sein. Dar­an fehlt es, wenn der Ver­käu­fer das Vor­lie­gen ei­nes – ihn zur Nach­bes­se­rung ver­pflich­ten­den – Man­gels in Ab­re­de stellt, be­vor er Nach­bes­se­rungs­ar­bei­ten (hier: In­stal­la­ti­on ei­nes Soft­ware­up­dates) vor­nimmt.
  3. Ein Rück­tritt vom Kauf­ver­trag, den der Käu­fer ei­nes vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­nen Fahr­zeugs er­klärt, ob­wohl sein (hy­po­the­ti­scher) An­spruch auf Nach­er­fül­lung be­reits ver­jährt ist, ist un­wirk­sam, wenn der Ver­käu­fer sich dar­auf be­ruft (§ 438 IV 1, § 218 I BGB). Das gilt aus­nahms­wei­se nur dann nicht, wenn es dem Ver­käu­fer nach Treu und Glau­ben (§ 242 BGB) ver­wehrt ist, die Ein­re­de der Ver­jäh­rung zu er­he­ben.

OLG Karls­ru­he, Ur­teil vom 18.07.2019 – 17 U 204/18

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Ab­kür­zung der Ver­jäh­rungs­frist bei ei­nem Ver­brauchs­gü­ter­kauf über ei­nen Ge­braucht­wa­gen

  1. Ent­ge­gen § 476 II BGB n.F. (= § 475 II BGB a.F.) ist es bei ei­nem Ver­brauchs­gü­ter­kauf über ei­ne ge­brauch­te Sa­che – hier: ei­nen Ge­braucht­wa­gen – un­zu­läs­sig, die ge­setz­li­che Ver­jäh­rungs­frist für die An­sprü­che des Käu­fers we­gen ei­nes Man­gels der Kauf­sa­che (§ 438 I Nr. 3, II BGB) auf ein Jahr ab­zu­kür­zen. Denn Art. 7 I Un­terabs. 2 der Ver­brauchs­gü­terkauf­richt­li­nie, des­sen Um­set­zung § 476 II BGB n.F. dient, ver­leiht den Mit­glieds­staa­ten kei­ne Be­fug­nis zu be­stim­men, dass die Par­tei­en ei­nes Ver­brauchs­gü­ter­kaufs die Dau­er der in Art. 5 I 2 der Richt­li­nie ge­nann­ten Ver­jäh­rungs­frist be­gren­zen dür­fen (vgl. EuGH, Urt. v. 13.07.2017 – C-133/16, ECLI:EU:C:2017:541 Rn. 32 ff. – Fe­ren­schild). Die ver­trag­li­che Ver­ein­ba­rung ei­ner kür­ze­ren als der ge­setz­li­chen Ver­jäh­rungs­frist ist des­halb bei ei­nem Ver­brauchs­gü­ter­kauf über ei­ne ge­brauch­te Sa­che trotz der Re­ge­lung in § 476 II BGB n.F. un­wirk­sam.
  2. Bei ei­nem Ge­braucht­wa­gen ist, so­fern kei­ne be­son­de­ren Um­stän­de ge­ge­ben sind, je­den­falls der nor­ma­le al­ters- und ge­brauchs­be­ding­te Ver­schleiß üb­lich und hin­zu­neh­men (im An­schluss an BGH, Urt. v. 10.10.2007 – VI­II ZR 330/06, NJW 2008, 53 Rn. 19 m. w. Nachw.). Des­halb sind der Aus­fall von Ver­schleiß­tei­len und ei­ne grö­ße­re Re­pa­ra­tur­an­fäl­lig­keit grund­sätz­lich kein Sach­man­gel, wenn sie in ei­nem nor­ma­len Ver­hält­nis zur Lauf­leis­tung des Fahr­zeugs ste­hen. Ein Sach­man­gel liegt aber ins­be­son­de­re dann vor, wenn das Fahr­zeug ins­ge­samt oder bau­teil­be­zo­gen ei­nen über­mä­ßi­gen Ver­schleiß auf­weist, der mit der kon­kre­ten Fahr­zeug­tech­nik in Zu­sam­men­hang steht (im An­schluss an OLG Bran­den­burg, Urt. v. 01.03.2019 – 4 U 30/18, MDR 2019, 665 f. m. w. Nachw.).
  3. Zum Un­ter­schied zwi­schen ei­nem An­spruch auf Scha­dens­er­satz „statt der Leis­tung“ (§ 437 Nr. 3, 280 I, III, 281 BGB) und ei­nem An­spruch auf Scha­dens­er­satz „ne­ben der Leis­tung“ (§ 437 Nr. 3, 280 I BGB) beim Kauf­ver­trag.

OLG Frank­furt a. M., Ur­teil vom 11.07.2019 – 16 U 112/18

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Ver­jäh­rung des An­spruchs auf Er­satz­lie­fe­rung (§ 439 I Fall 2) im VW-Ab­gas­skan­dal

  1. Ein VW-Ver­trags­händ­ler han­delt grund­sätz­lich nicht wi­der Treu und Glau­ben (§ 242 BGB), wenn er ge­gen­über dem An­spruch ei­nes vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­nen Käu­fers auf Nach­er­fül­lung – hier: durch Lie­fe­rung ei­nes man­gel­frei­en Fahr­zeugs (§ 437 Nr. 1, § 439 I Fall 2 BGB) – die Ein­re­de der Ver­jäh­rung er­hebt.
  2. Ein recht­lich selbst­stän­di­ger VW-Ver­trags­händ­ler muss sich ein mög­li­cher­wei­se arg­lis­ti­ges Ver­hal­ten von Mit­ar­bei­tern der Volks­wa­gen AG im Zu­sam­men­hang mit dem VW-Ab­gas­skan­dal nicht zu­rech­nen las­sen. Ins­be­son­de­re ist die Volks­wa­gen AG im Ver­hält­nis zu dem Ver­trags­händ­ler ein „Drit­ter“ i. S. des § 123 II BGB.

OLG Mün­chen, Ur­teil vom 03.07.2019 – 3 U 4029/18

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Nach­bes­se­rung durch In­stal­la­ti­on ei­nes Soft­ware­up­dates – VW-Ab­gas­skan­dal

  1. Ein vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­ner Pkw ist man­gel­haft, weil dar­in ei­ne un­zu­läs­si­ge Ab­schalt­ein­rich­tung i. S. von Art. 3 Nr. 10, Art. 5 II 1 der Ver­ord­nung (EG) Nr. 715/2007 in­stal­liert ist und des­halb die Ge­fahr ei­ner Be­triebs­un­ter­sa­gung be­steht (im An­schluss u. a. an BGH, Hin­weis­be­schl. v. 08.01.2019 – VI­II ZR 225/17, NJW 2019, 1133 Rn. 4 ff.). Die­ser Man­gel wird durch die In­stal­la­ti­on des von der Volks­wa­gen AG an­ge­bo­te­nen Soft­ware­up­dates i. S. von § 439 I Fall 1 BGB (Nach­bes­se­rung) be­sei­tigt.
  2. An­ge­sichts des tech­ni­schen Fort­schritts und der Än­de­run­gen bei der Fahr­zeug­her­stel­lung ist es i. S. von § 275 I BGB un­mög­lich, dem Käu­fer ei­nes vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­nen Fahr­zeugs, das er be­reits 2009 er­wor­ben hat, er­satz­wei­se ein man­gel­frei­es, im Üb­ri­gen aber gleich­ar­ti­ges und gleich­wer­ti­ges Neu­fahr­zeug zu lie­fern.
  3. Ein Kfz-Händ­ler muss sich ein mög­li­cher­wei­se arg­lis­ti­ges Ver­hal­ten der Volks­wa­gen AG im VW-Ab­gas­skan­dal selbst dann we­der ge­mäß § 278 BGB noch ge­mäß § 123 II 1 BGB zu­rech­nen las­sen, wenn er Ver­trags­händ­ler der Fahr­zeug­her­stel­le­rin ist (im An­schluss an Se­nat, Urt. v. 07.09.2017 – 1 U 302/17, NJW-RR 2018, 54).
  4. Ein Kla­ge­an­trag, mit dem der Käu­fer ei­nes vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­nen Fahr­zeugs er­rei­chen will, dass ihm der Ver­käu­fer „ein gleich­ar­ti­ges und gleich­wer­ti­ges Er­satz­fahr­zeug aus der ak­tu­el­len Se­ri­en­pro­duk­ti­on des Her­stel­lers mit iden­ti­scher tech­ni­scher Aus­stat­tung“ lie­fern muss, ist schon des­halb nicht hin­rei­chend be­stimmt i. S. von § 253 II Nr. 2 ZPO, weil zu er­war­ten ist, dass die Par­tei­en in ei­nem Zwangs­voll­stre­ckungs­ver­fah­ren (wei­ter­hin) dar­über strei­ten, ob und ge­ge­be­nen­falls un­ter wel­chen Vor­aus­set­zun­gen ein Fahr­zeug aus der ak­tu­el­len Se­ri­en­pro­duk­ti­on „gleich­ar­tig und gleich­wer­tig“ ist.

OLG Ko­blenz, Ur­teil vom 06.06.2019 – 1 U 1552/18
(nach­fol­gend: BGH, Be­schluss vom 30.06.2020 – VI­II ZR 167/19)

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Kein Sach­man­gel ei­nes Ge­braucht­wa­gens we­gen feh­len­der Öl­kon­troll­leuch­te – Ver­jäh­rung

  1. Ein Ge­braucht­wa­gen – hier: ein Fi­at 500X – ist nicht des­halb i. S. von § 434 I 2 BGB man­gel­haft, weil er nicht mit ei­ner Öl­kon­troll­leuch­te aus­ge­stat­tet ist.
  2. An­ga­ben, die ein Kfz-Her­stel­ler in der Be­triebs­an­lei­tung ei­nes Fahr­zeugs macht, füh­ren re­gel­mä­ßig we­der zu ei­ner Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung (§ 434 I 1 BGB) zwi­schen dem Ver­käu­fer und dem Käu­fer des Fahr­zeugs, noch han­delt es sich da­bei um öf­fent­li­che Äu­ße­run­gen des Her­stel­lers i. S. von § 434 I 3 BGB.
  3. Kauft ein Ver­brau­cher von ei­nem Un­ter­neh­mer ei­nen Ge­braucht­wa­gen, so kann die ge­setz­li­che Ver­jäh­rungs­frist für die An­sprü­che des Käu­fers we­gen ei­nes Man­gels des Fahr­zeugs nicht ver­trag­lich auf ein Jahr ab­ge­kürzt wer­den. Denn § 476 II BGB, der ei­ne sol­che Ab­kür­zung der ge­setz­li­chen Ver­jäh­rungs­frist er­laubt, ist in­so­weit uni­ons­rechts­wid­rig (vgl. EuGH, Urt. v. 13.07.2017 – C-133/16, ECLI:EU:C:2017:541 Rn. 46 – Fe­ren­schild).

LG Ber­lin, Ur­teil vom 16.04.2019 – 35 S 20/18
(vor­an­ge­hend: AG Schö­ne­berg, Ur­teil vom 13.09.2018 – 105 C 46/18)

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Kein re­gel­mä­ßi­ger Neu­be­ginn der Ver­jäh­rung bei Vor­nah­me von Nach­bes­se­rungs­ar­bei­ten

Män­gel­be­sei­ti­gungs­maß­nah­men oder -ver­su­che des Ver­käu­fers füh­ren nur dann zu ei­nem Neu­be­ginn (§ 212 I Nr. 1 BGB) der Ver­jäh­rung der Män­gel­an­sprü­che des Käu­fers, wenn sie un­ter Be­rück­sich­ti­gung al­ler Um­stän­de des Ein­zel­falls als kon­klu­den­tes An­er­kennt­nis der Män­gel­be­sei­ti­gungs­pflicht des Ver­käu­fers an­zu­se­hen sind. Das ist kei­nes­wegs re­gel­mä­ßig, son­dern nur dann an­zu­neh­men, wenn der Ver­käu­fer aus der Sicht des Käu­fers nicht nur aus Ku­lanz oder zur güt­li­chen Bei­le­gung ei­nes Streits, son­dern in dem Be­wusst­sein han­delt, zur Män­gel­be­sei­ti­gung ver­pflich­tet zu sein.

OLG Ko­blenz, Be­schluss vom 06.11.2018 – 1 U 678/1
(vor­an­ge­hend: OLG Ko­blenz, Be­schluss vom 21.09.2018 – 1 U 678/18).

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