1. Für die Fra­ge, ob ein von § 213 Fall 1 BGB er­fass­ter Fall elek­ti­ver Kon­kur­renz meh­re­rer An­sprü­che vor­liegt, ist al­lein maß­geb­lich, dass das Ge­setz dem Gläu­bi­ger ge­ne­rell meh­re­re, ein­an­der aus­schlie­ßen­de An­sprü­che zur Aus­wahl stellt. Da­her wer­den von der dort an­ge­ord­ne­ten Er­stre­ckung der Wir­kung ver­jäh­rungs­hem­men­der oder den Neu­be­ginn der Ver­jäh­rung aus­lö­sen­der Maß­nah­men sämt­li­che in § 437 BGB auf­ge­führ­ten kauf­recht­li­chen Nach­er­fül­lungs- und Ge­währ­leis­tungs­rech­te er­fasst, die auf dem­sel­ben Man­gel be­ru­hen (Fort­füh­rung von BGH, Urt. v. 08.12.2009 – XI ZR 181/08, NJW 2010, 1284 Rn. 49).
  2. Die in § 213 Fall 1 BGB an­ge­ord­ne­te Wir­kungs­er­stre­ckung gilt auch dann, wenn die wahl­wei­se be­ste­hen­den An­sprü­che in ih­rem Um­fang über den mit der Kla­ge gel­tend ge­mach­ten An­spruch hin­aus­ge­hen (Fort­ent­wick­lung von BGH, Urt. v. 10.01.1972 – VII ZR 132/70, BGHZ 58, 30 [39]; Urt. v. 18.03.1976 – VII ZR 35/75, BGHZ 66, 142 [147]).

BGH, Ur­teil vom 29.04.2015 – VI­II ZR 180/14

Sach­ver­halt: Mit schrift­li­chem Kauf­ver­trag vom 06.01.2007 kauf­te die Klä­ge­rin als Pri­vat­per­son von der Be­klag­ten den Wal­lach „Cal­vi­do“ zum Preis von 40.000 € und ge­gen Über­eig­nung des mit ei­nem Wert von 8.000 € an­ge­setz­ten Pfer­des „Litt­le Foot“. Nach § 2 des Kauf­ver­trags ist hin­sicht­lich der ge­sund­heit­li­chen Be­schaf­fen­heit des Wal­lachs der Ge­sund­heits­zu­stand ver­ein­bart wor­den, der sich aus der Un­ter­su­chung durch den Tier­arzt Dr. K er­gibt. Die­ser hat­te das Pferd am 02.01.2007 ei­ner „An­kaufs-/Ver­kaufs­un­ter­su­chung“ un­ter­zo­gen und kei­ne Auf­fäl­lig­kei­ten bei den ver­schie­de­nen Gang­ar­ten fest­ge­stellt.

Mit an­walt­li­chem Schrei­ben vom 21.06.2007 ließ die Klä­ge­rin un­ter Hin­weis dar­auf, dass das Pferd an ei­ner Huf­rol­len­er­kran­kung lei­de und chro­nisch lahm sei, den Rück­tritt vom Kauf­ver­trag er­klä­ren. An die­sem Be­geh­ren hielt sie je­doch nicht fest, son­dern ver­lang­te mit An­walts­schrei­ben vom 15.01.2008 die Min­de­rung des Kauf­prei­ses in Hö­he von 15.000 €.

Mit ih­rer am 15.09.2008 beim Land­ge­richt ein­ge­gan­ge­nen Kla­ge hat die Klä­ge­rin die Ver­ur­tei­lung der Be­klag­ten zur Zah­lung ei­nes Min­de­rungs­be­trags von 15.000 € nebst Zin­sen und zur Er­stat­tung au­ßer­ge­richt­li­cher An­walts­kos­ten be­gehrt. Auf den ge­richt­li­chen Hin­weis, dass es sich bei der Rück­tritts­er­klä­rung um ein Ge­stal­tungs­recht han­de­le und des­halb im Fal­le sei­ner be­rech­tig­ter Aus­übung der Über­gang auf ei­ne Min­de­rung aus­ge­schlos­sen sei, hat die Klä­ge­rin die Kla­ge mit am 19.02.2013 bei Ge­richt ein­ge­gan­ge­nem Schrift­satz ge­än­dert. Sie hat die Be­klag­te nun – ge­stützt auf den am 21.06.2007 er­klär­ten Rück­tritt – auf Rück­zah­lung von 48.000 € nebst Zin­sen, Zug um Zug ge­gen Her­aus­ga­be des Pfer­des „Cal­vi­do“ in An­spruch ge­nom­men. Au­ßer­dem woll­te die Klä­ge­rin – ne­ben dem An­nah­me­ver­zug der Be­klag­ten – fest­ge­stellt ha­ben, dass ihr die Be­klag­te künf­tig ent­ste­hen­de not­wen­di­ge Auf­wen­dun­gen er­set­zen müs­se. Die Be­klag­te hat die Ein­re­de der Ver­jäh­rung er­ho­ben.

Das Land­ge­richt hat der Kla­ge mit Aus­nah­me des auf das Pferd „Litt­le Foot“ ent­fal­len­den Be­trags von 8.000 € statt­ge­ge­ben. Auf die Be­ru­fung der Be­klag­ten hat das Ober­lan­des­ge­richt die Kla­ge mit der Be­grün­dung ab­ge­wie­sen, die zu­letzt gel­tend ge­mach­ten An­sprü­che sei­en ver­jährt. Die Re­vi­si­on der Klä­ge­rin hat­te Er­folg und führ­te zur Wie­der­her­stel­lung des erst­in­stanz­li­chen Ur­teils.

Aus den Grün­den: [5]    I. Das Be­ru­fungs­ge­richt hat zur Be­grün­dung sei­ner Ent­schei­dung – so­weit für das Re­vi­si­ons­ver­fah­ren von In­ter­es­se – im We­sent­li­chen aus­ge­führt:

[6]    Der Klä­ge­rin ste­he ge­gen die Be­klag­te kein An­spruch auf Rück­zah­lung des Kauf­prei­ses von 40.000 € Zug um Zug ge­gen Her­aus­ga­be des ge­kauf­ten Pfer­des (§§ 437 Nr. 2, 434, 326, 323, 346 ff. BGB) zu, wes­we­gen sich die Be­klag­te auch nicht mit der Rück­nah­me des Pfer­des in An­nah­me­ver­zug be­fin­de (§§ 293, 347 BGB). Eben­so we­nig kön­ne die Klä­ge­rin Er­satz künf­tig ent­ste­hen­der not­wen­di­ger Ver­wen­dun­gen (§§ 347, 437 BGB) ver­lan­gen.

[7]    Zwar sei das ver­kauf­te Pferd schon zum Zeit­punkt der Über­ga­be mit ei­nem nicht un­er­heb­li­chen Sach­man­gel (Huf­rol­len­er­kran­kung an den Vor­der­fü­ßen) be­haf­tet und ei­ne Nach­er­fül­lung ge­mäß §§ 275, 326 V BGB un­mög­lich ge­we­sen, wes­we­gen die Klä­ge­rin am 21.06.2007 be­rech­tig­ter­wei­se den Rück­tritt vom Kauf­ver­trag er­klärt ha­be. Die An­sprü­che der Klä­ge­rin auf Rück­ab­wick­lung des Kauf­ver­trags und auf Er­satz künf­tig ent­ste­hen­der not­wen­di­ger Auf­wen­dun­gen sei­en je­doch ver­jährt.

[8]    Die Fol­ge­an­sprü­che aus dem am 21.06.2007 wirk­sam er­klär­ten Rück­tritt un­ter­lä­gen der – im Streit­fall durch die ver­wen­de­ten All­ge­mei­nen Ge­schäfts­be­din­gun­gen nicht wirk­sam ab­be­dun­ge­nen – Re­gel­ver­jäh­rung (§§ 195, 199 BGB) von drei Jah­ren ab En­de des Jah­res, in dem die Rück­tritts­er­klä­rung zu­ge­gan­gen sei. Die so­nach am 31.12.2010 ab­lau­fen­de Ver­jäh­rung sei nicht ge­mäß § 204 BGB durch die Er­he­bung der am 15.09.2008 ein­ge­reich­ten Kla­ge auf Min­de­rung des Kauf­prei­ses in Hö­he von 15.000 € ge­hemmt wor­den. Der Um­fang ei­ner Hem­mung durch Kla­ge­er­he­bung (§ 204 BGB) wer­de grund­sätz­lich durch den Streit­ge­gen­stand der je­wei­li­gen Kla­ge be­stimmt. Die Klä­ge­rin ha­be aber zu­nächst nur ei­ne Min­de­rungs­kla­ge er­ho­ben und nicht zu­gleich im We­ge ei­nes Hilfs­an­trags ei­ne auf den er­klär­ten Rück­tritt ge­stütz­te Rück­ab­wick­lung des Kauf­ver­trags ver­langt. Die­sen pro­zes­sua­len An­spruch ha­be sie erst­mals mit dem am 21.02.2013 (rich­tig: 19.02.2013) ein­ge­reich­ten Schrift­satz und da­mit lan­ge nach Ab­lauf der Ver­jäh­rungs­frist gel­tend ge­macht.

[9]    An dem Ein­tritt der Ver­jäh­rung än­de­re auch die Vor­schrift des § 213 BGB nichts. Zwar er­stre­cke sich nach die­ser Re­ge­lung ei­ne für ei­nen be­stimm­ten An­spruch be­wirk­te Ver­jäh­rungs­hem­mung auch auf An­sprü­che, die aus dem­sel­ben Grun­de wahl­wei­se (sei es al­ter­na­tiv, sei es in elek­ti­ver Kon­kur­renz) ne­ben dem An­spruch oder an sei­ner Stel­le ge­ge­ben sei­en. § 213 BGB er­wei­te­re al­so die Be­stim­mung des § 204 BGB auf Fäl­le, bei de­nen es um ver­schie­de­ne pro­zes­sua­le An­sprü­che ge­he, die aber auf dem­sel­ben oder zu­min­dest „im Kern“ iden­ti­schen An­spruchs­grund be­ruh­ten bzw. auf das­sel­be oder zu­min­dest im Kern iden­ti­sche „wirt­schaft­li­che In­ter­es­se“ ge­rich­tet sei­en. Die über den Streit­ge­gen­stand hin­aus­rei­chen­de Hem­mungs­wir­kung des § 213 BGB sol­le ins­be­son­de­re – wie sich aus den Ge­set­zes­ma­te­ria­li­en er­ge­be – dem Gläu­bi­ger die Stel­lung von pro­zes­sua­len Hilfs­an­trä­gen er­spa­ren.

[10]   Gleich­wohl ha­be die am 15.09.2008 ein­ge­reich­te Min­de­rungs­kla­ge kei­ne Hem­mung der Ver­jäh­rung der auf Rück­tritt ge­stütz­ten Fol­ge­an­sprü­che be­wirkt. Denn An­sprü­che, die sich aus der wirk­sa­men Aus­übung der in § 437 Nr. 2 BGB auf­ge­führ­ten Ge­währ­leis­tungs­rech­te er­gä­ben, stün­den nicht in ei­ner von § 213 BGB vor­aus­ge­setz­ten elek­ti­ven Kon­kur­renz. Zwar be­ste­he an sich ei­ne elek­ti­ve Kon­kur­renz in die­sem Sin­ne zwi­schen den in § 437 BGB be­schrie­be­nen Ge­währ­leis­tungs­an­sprü­chen. Die elek­ti­ve Kon­kur­renz, al­so das Wahl­recht des Käu­fers, ent­fal­le aber im Ver­hält­nis von Min­de­rung und Rück­tritt (§ 437 Nr. 2 BGB) mit der wirk­sa­men Aus­übung des ei­nen oder des an­de­ren Ge­stal­tungs­rechts; die bei­den Ge­stal­tungs­rech­te stün­den in­so­weit in aus­schließ­li­cher Kon­kur­renz. Zwi­schen An­sprü­chen aus Rück­tritt und aus Min­de­rung sei folg­lich kei­ne elek­ti­ve Kon­kur­renz (mehr) ge­ge­ben. Dies wer­de auch da­durch be­legt, dass für sol­che An­sprü­che an­de­re Ver­jäh­rungs­re­geln gäl­ten (§§ 195, 199 BGB) als für die An­sprü­che auf Min­de­rung oder auf Rück­tritt.

[11]   Selbst wenn man – wie nicht – die Hem­mungs­wir­kung der Min­de­rungs­kla­ge ge­mäß § 213 BGB auch auf den erst im Jahr 2013 gel­tend ge­mach­ten Rück­ab­wick­lungs­an­spruch er­stre­cken woll­te, wä­re die­se nur auf den ur­sprüng­lich gel­tend ge­mach­ten Teil­be­trag von 15.000 € be­schränkt, so­dass je­den­falls der dar­über hin­aus­ge­hen­de An­spruch ver­jährt wä­re.

[12]   Der ne­ben dem Rück­zah­lungs­an­spruch ver­folg­te An­spruch auf Er­satz künf­tig ge­tä­tig­ter not­wen­di­ger Ver­wen­dun­gen (§§ 347, 437 BGB) sei als Ne­ben­an­spruch ge­mäß § 217 BGB zu­sam­men mit dem als Haupt­an­spruch gel­tend ge­mach­ten Rück­zah­lungs­an­spruch ver­jährt. Zu Ne­ben­leis­tun­gen i. S. des § 217 BGB zähl­ten auch „Kos­ten“. Selbst wenn man dies an­ders be­ur­tei­len woll­te, wä­re die Kla­ge in­so­weit un­be­grün­det. Denn ei­ne Er­satz­pflicht der Be­klag­ten schei­te­re in die­sem Fal­le dar­an, dass ge­mäß § 347 II 1 BGB der An­spruch auf Er­satz ge­tä­tig­ter Ver­wen­dun­gen erst mit der Rück­ga­be des Pfer­des fäl­lig wer­de, ei­ne sol­che aber we­gen der Ver­jäh­rung des Rück­ab­wick­lungs­an­spruchs nicht in Be­tracht kom­me.

[13]   II. Die­se Be­ur­tei­lung hält recht­li­cher Nach­prü­fung in ei­nem ent­schei­den­den Punkt nicht stand. Das Be­ru­fungs­ge­richt hat die von der Klä­ge­rin zu­letzt gel­tend ge­mach­ten An­sprü­che auf Rück­zah­lung des Kauf­prei­ses, Zug um Zug ge­gen Her­aus­ga­be des ge­kauf­ten Pfer­des (§§ 437 Nr. 2, 346 ff. BGB), und auf Er­satz künf­tig ge­tä­tig­ter not­wen­di­ger Ver­wen­dun­gen (§§ 437 Nr. 2, 347 BGB) rechts­feh­ler­haft als ver­jährt an­ge­se­hen und dem­entspre­chend die Kla­ge (ein­schließ­lich des auf Fest­stel­lung des An­nah­me­ver­zugs der Be­klag­ten ge­rich­te­ten wei­te­ren An­trags) zu Un­recht als un­be­grün­det ab­ge­wie­sen.

[14]   1. Frei von Rechts­feh­lern hat das Be­ru­fungs­ge­richt al­ler­dings fest­ge­stellt, dass die Klä­ge­rin am 21.06.2007 wirk­sam den Rück­tritt vom Kauf­ver­trag er­klärt hat. Dass die Vor­aus­set­zun­gen für ei­nen Rück­tritt vom Kauf­ver­trag (§§ 437 Nr. 2, 323 BGB) er­füllt wa­ren, wird im Re­vi­si­ons­ver­fah­ren nicht mehr in Zwei­fel ge­zo­gen.

[15]   2. Rechts­feh­ler­haft ist das Be­ru­fungs­ge­richt je­doch zu der Auf­fas­sung ge­langt, die Be­klag­te sei ge­mäß § 214 I BGB be­rech­tigt, die von ihr ge­schul­de­te Rück­zah­lung des Kauf­prei­ses (§§ 437 Nr. 2, 346 I, 348 BGB) we­gen ein­ge­tre­te­ner Ver­jäh­rung zu ver­wei­gern.

[16]   a) Zu­tref­fend ist das Be­ru­fungs­ge­richt al­ler­dings da­von aus­ge­gan­gen, dass der mit der wirk­sa­men Aus­übung des Rück­tritts­rechts ent­stan­de­ne An­spruch auf Rück­zah­lung des Kauf­prei­ses der drei­jäh­ri­gen Re­gel­ver­jäh­rung nach §§ 195, 199 BGB un­ter­liegt (vgl. Se­nat, Urt. v. 15.11.2006 – VI­II ZR 3/06, BGHZ 170, 31 Rn. 37). Die Ver­jäh­rungs­frist wä­re dem­nach bei un­ge­stör­tem Ver­lauf mit Ver­strei­chen des 31.12.2010 ab­ge­lau­fen.

[17]   b) Bei­zu­pflich­ten ist dem Be­ru­fungs­ge­richt auch dar­in, dass sich die mit der Er­he­bung der am 15.09.2008 beim Land­ge­richt ein­ge­reich­ten Kla­ge auf Rück­zah­lung von 15.000 € ge­mäß § 204 I Nr. 1 BGB be­wirk­te Ver­jäh­rungs­hem­mung al­lein auf den (da­mals) ver­folg­ten An­spruch aus Min­de­rung be­schränk­te. Denn die Er­he­bung ei­ner Kla­ge hemmt die Ver­jäh­rung nach § 204 I Nr. 1 BGB nur für An­sprü­che in der Ge­stalt und in dem Um­fang, wie sie mit der Kla­ge gel­tend ge­macht wer­den (st. Rspr.; vgl. BGH, Urt. v. 08.05.2007 – XI ZR 278/06, NJW 2007, 2560 Rn. 15; Beschl. v. 01.06.2010 – VI ZR 346/08, NJW-RR 2010, 1683 Rn. 30; je­weils m. w. Nachw.). Maß­ge­bend ist da­mit der den pro­zes­sua­len Leis­tungs­an­spruch bil­den­de Streit­ge­gen­stand, der be­stimmt wird durch den Kla­ge­an­trag, in dem sich die vom Klä­ger be­gehr­te Rechts­fol­ge kon­kre­ti­siert, und den Le­bens­sach­ver­halt, aus dem die be­gehr­te Rechts­fol­ge her­ge­lei­tet wird (BGH, Beschl. v. 01.06.2010 – VI ZR 346/08, NJW-RR 2010, 1683 Rn. 30; Beschl. v. 08.03.2012 – IX ZA 33/11, ju­ris Rn. 2; je­weils m. w. Nachw.).

[18]   Da­nach be­trifft der von der Klä­ge­rin zu­letzt ver­folg­te An­spruch auf Rück­ab­wick­lung des Kauf­ver­trags we­gen Rück­tritts, den die Klä­ge­rin nicht be­reits – im We­ge ei­nes Hilfs­an­trags – zu­sam­men mit der Min­de­rungs­kla­ge, son­dern erst mit am 19.02.2013 ein­ge­reich­tem Schrift­satz gel­tend ge­macht hat, ei­nen an­de­ren Streit­ge­gen­stand als die ur­sprüng­li­che, auf Min­de­rung ge­stütz­te Rück­zah­lungs­kla­ge (vgl. BGH, Urt. v. 01.06.1990 – V ZR 48/89, NJW 1990, 2682 [un­ter 1; zum Ver­hält­nis von Wan­de­lung und Min­de­rung]). Durch den Wech­sel von der Min­de­rungs­kla­ge zur Kla­ge auf rück­tritts­be­ding­te Rück­ge­währ der er­brach­ten Leis­tun­gen wur­den so­wohl der Kla­ge­an­trag (nun­mehr Zah­lung von 48.000 € und zwei Fest­stel­lungs­be­geh­ren) als auch der An­spruchs­grund, al­so der dem An­spruch zu­grun­de lie­gen­de Le­bens­sach­ver­halt (nun­mehr An­sprü­che aus Rück­ab­wick­lungs­ver­hält­nis und nicht aus ur­sprüng­li­chem Kauf­ge­schäft) ge­än­dert, so­dass ei­ne Kla­ge­än­de­rung nach § 263 ZPO vor­liegt (vgl. BGH, Urt. v. 01.06.1990 – V ZR 48/89, NJW 1990, 2682).

[19]   Ei­ne Hem­mung der Ver­jäh­rung des zu­letzt von der Klä­ge­rin gel­tend ge­mach­ten, auf Rück­tritt vom Kauf­ver­trag ge­stütz­ten Rück­zah­lungs­be­geh­rens ge­mäß § 204 I Nr. 1 BGB hät­te da­her nur durch die mit Schrift­satz vom 19.02.2013 ein­ge­reich­te Kla­ge­än­de­rung ein­tre­ten kön­nen. Zu die­sem Zeit­punkt war die drei­jäh­ri­ge Ver­jäh­rungs­frist aber schon lan­ge ab­ge­lau­fen.

[20]   c) Das Be­ru­fungs­ge­richt hat je­doch rechts­feh­ler­haft das Vor­lie­gen der Vor­aus­set­zun­gen des § 213 BGB ver­neint. Die­se Re­ge­lung er­streckt die – ge­mäß § 204 I Nr. 1 BGB auf den ge­richt­lich zu­nächst gel­tend ge­mach­ten Min­de­rungs­an­spruch be­schränk­te – Hem­mung der Ver­jäh­rung in ih­ren Wir­kun­gen auch auf die spä­ter von der Klä­ge­rin ver­folg­ten Rück­ge­währan­sprü­che we­gen Rück­tritts.

[21]   aa) Wie das Be­ru­fungs­ge­richt im An­satz noch zu­tref­fend er­kannt hat, dehnt § 213 BGB die Wir­kung ver­jäh­rungs­hem­men­der Maß­nah­men (§§ 203 ff. BGB) auch auf An­sprü­che aus, „die aus dem­sel­ben Grun­de wahl­wei­se ne­ben dem An­spruch oder an sei­ner Stel­le ge­ge­ben sind“. Für den Fall ei­ner Kla­ge­er­he­bung be­deu­tet dies, dass sich un­ter den ge­nann­ten Vor­aus­set­zun­gen die ge­mäß § 204 I Nr. 1 BGB auf den Streit­ge­gen­stand be­schränk­te Hem­mungs­wir­kung auch auf nicht streit­ge­gen­ständ­li­che An­sprü­che er­streckt, so­weit die­se wahl­wei­se ne­ben oder al­ter­na­tiv zu dem ver­folg­ten An-spruch be­ste­hen. Dem­entspre­chend greift die Vor­schrift des § 213 BGB in die­sen Fäl­len im­mer dann ein, wenn die Ver­jäh­rung von An­sprü­chen in­fra­ge steht, die sich hin­sicht­lich des Kla­ge­an­trags oder hin­sicht­lich des der Kla­ge zu­grun­de lie­gen­den Le­bens­sach­ver­halts von dem gel­tend ge­mach­ten pro­zes­sua­len An­spruch un­ter­schei­den (vgl. BT-Drs. 14/6040, S. 121 a. E.; MünchKomm-BGB/Gro­the, 6. Aufl., § 213 Rn. 1).

[22]   bb) Ent­ge­gen der von der Re­vi­si­ons­er­wi­de­rung ge­teil­ten Auf­fas­sung des Be­ru­fungs­ge­richts ist der An­wen­dungs­be­reich des § 213 BGB auch dann er­öff­net, wenn der Käu­fer – wie hier die Klä­ge­rin – von ei­nem der in § 437 Nr. 2 BGB wahl­wei­se vor­ge­se­he­nen Ge­stal­tungs­rech­te der Min­de­rung oder des Rück­tritts Ge­brauch macht, ver­jäh­rungs­hem­men­de Maß­nah­men aber nur hin­sicht­lich des an­de­ren Ge­stal­tungs­rechts er­greift. Das Be­ru­fungs­ge­richt will den An­wen­dungs­be­reich des § 213 BGB al­lein auf Fäl­le be­schrän­ken, in de­nen der Käu­fer be­züg­lich die­ser Rech­te sein Wahl­recht noch nicht oder nicht wirk­sam aus­ge­übt hat. Die­se Aus­le­gung fin­det im Ge­setz kei­ne Stüt­ze. Sie lässt sich schon dem Wort­laut der Norm nicht ent­neh­men und setzt sich zu­dem in Wi­der­spruch zu der in den Ge­set­zes­ma­te­ria­li­en do­ku­men­tier­ten Ent­ste­hungs­ge­schich­te und den dar­in zum Aus­druck ge­kom­me­nen Ziel­set­zun­gen des Ge­setz­ge­bers.

[23]   (1) Das Be­ru­fungs­ge­richt hat die in § 213 BGB ver­wen­de­ten Be­grif­fe „An­sprü­che, die aus dem­sel­ben Grund wahl­wei­se ne­ben dem An­spruch […] ge­ge­ben sind“ da­hin ge­deu­tet, dass die Wahl­mög­lich­keit des Gläu­bi­gers zw-schen meh­re­ren auf das glei­che In­ter­es­se ge­rich­te­ten An­sprü­chen noch zum Zeit­punkt der Vor­nah­me der ver­jäh­rungs­hem­men­den Maß­nah­me (hier: Er­he­bung der Min­de­rungs­kla­ge) ge­ge­ben sein muss. Ei­ne sol­che zeit­li­che Ein­schrän­kung nimmt der Ge­set­zes­wort­laut aber nicht vor. Es ist nur die Re­de da­von, dass die Hem­mungs­wir­kung auch wei­te­re An­sprü­che er­fasst, die ent­we­der wahl­wei­se ne­ben dem An­spruch oder an sei­ner Stel­le ge­ge­ben sind. Die Vor­schrift des § 213 BGB knüpft da­mit nach ih­rem Wort­laut al­lein dar­an an, dass das Ge­setz dem Gläu­bi­ger für ei­ne be­stimm­te Si­tua­ti­on nicht nur ei­nen ein­zi­gen An­spruch ein­räumt, son­dern meh­re­re, sich ge­gen­sei­tig aus­schlie­ßen­de An­sprü­che.

[24]   (2) Auch die Ent­ste­hungs­ge­schich­te des § 213 BGB und die mit die­ser Re­ge­lung ver­folg­ten, in den Ge­set­zes­ma­te­ria­li­en zum Aus­druck ge­kom­me­nen Ziel­set­zun­gen des Ge­setz­ge­bers ste­hen der vom Be­ru­fungs­ge­richt an­ge­nom­me­nen Be­schrän­kung des An­wen­dungs­be­reichs des § 213 BGB ent­ge­gen.

[25]   (a) Bei der Schaf­fung der mit der Schuld­rechts­re­form neu ein­ge­führ­ten Ver­jäh­rungs­re­ge­lung des § 213 BGB hat sich der Ge­setz­ge­ber den schon nach bis­her gel­ten­dem Recht dem Käu­fer und dem Be­stel­ler ei­ner Werkleis­tung ge­währ­ten Schutz vor ei­ner Ver­jäh­rung der mit­ein­an­der kon­kur­rie­ren­den An­sprü­che auf Min­de­rung und auf Wan­de­lung (§ 477 III BGB a.F., § 639 I BGB a.F.) zum Vor­bild ge­nom­men (BT-Drs. 14/6040, S. 91, 121). Den ge­nann­ten Vor­schrif­ten lag die Er­wä­gung zu­grun­de, der Käu­fer oder Be­stel­ler, der nur ei­nen von meh­re­ren ihm vom Ge­setz er­öff­ne­ten Ge­währ­leis­tungs­an­sprü­chen gel­tend ma­che, sol­le nicht Ge­fahr lau­fen, dass bei Ab­wei­sung die­ses An­spruchs die üb­ri­gen auf dem­sel­ben Man­gel be­ru­hen­den An­sprü­che ver­jähr­ten (vgl. Se­nat, Urt. v. 22.05.1963 – VI­II ZR 49/62, BGHZ 39, 287 [293] m. w. Nachw.). Die­sen bis­lang nur auf die kauf- und werk­ver­trag­li­chen Ge­währ­leis­tungs­an­sprü­che der Min­de­rung und der Wan­de­lung be­schränk­ten Ge­dan­ken, der von der höchst­rich­ter­li­chen Recht­spre­chung auf be­stimm­te wei­te­re Fall­ge­stal­tun­gen aus­ge­dehnt wor­den war, hat der Ge­setz­ge­ber mit § 213 BGB zu ei­nem all­ge­mei­nen Rechts­grund­satz um­ge­stal­tet (BT-Drs. 14/6040, S. 121; BGH, Urt. v. 08.12.2009 – XI ZR 181/08, NJW 2010, 1284 Rn. 49; BAG, Urt. v. 25.09.2013 – 10 AZR 454/12, NJW 2014, 717 Rn. 28; Pe­ters/Ja­co­by, in: Stau­din­ger, BGB, Neu­be­arb. 2014, § 213 Rn. 1).

[26]   (b) Das da­mit ver­folg­te An­lie­gen des Ge­setz­ge­bers be­steht dar­in, ei­nen Gläu­bi­ger in ver­jäh­rungs­recht­li­cher Hin­sicht vor den Fol­gen ei­nes Fehl­griffs in ei­ner Si­tua­ti­on zu be­wah­ren, in der er an sich meh­re­re An­sprü­che gel­tend ma­chen könn­te, das ei­ne Be­geh­ren aber das an­de­re – oder die an­de­ren – aus-schließt (Pe­ters/Ja­co­by, in: Stau­din­ger, a. a. O., § 213 Rn. 4, 6; vgl. BT-Drs. 14/6040, S. 121 f.; BGH, Urt. v. 08.12.2009 – XI ZR 181/08, NJW 2010, 1284 Rn. 49; BAG, Urt. v. 25.09.2013 – 10 AZR 454/12, NJW 2014, 717 Rn. 34). Aus die­sem Grund hat der Ge­setz­ge­ber die Reich­wei­te der in § 213 BGB an­ge­ord­ne­ten Wir­kungs­er­stre­ckung be­wusst weit ge­fasst. Die für ei­nen gel­tend ge­mach­ten An­spruch be­wirk­ten ver­jäh­rungs­hem­men­den oder den Neu­be­ginn der Ver­jäh­rung aus­lö­sen­den Maß­nah­men sol­len sich aus­weis­lich der Ge­set­zes­ma­te­ria­li­en in all den Fäl­len auf sämt­li­che An­sprü­che er­stre­cken, in de­nen das Ge­setz ei­nem Gläu­bi­ger von vorn­her­ein meh­re­re, zwar auf das glei­che In­ter­es­se ge­rich­te­te, aber in­halt­lich ver­schie­de­ne An­sprü­che zur Wahl stellt (elek­ti­ve Kon­kur­renz) oder es ihm zu­min­dest in Ver­fol­gung des glei­chen wirt­schaft­li­chen In­ter­es­ses er­mög­licht, von ei­nem An­spruch zum an­de­ren über­zu­ge­hen (vgl. BT-Drs. 14/6040, S. 121 f; BT-Drs. 14/6857, S. 10, 46). Ins­be­son­de­re soll ein Gläu­bi­ger, der sich für die ge­richt­li­che Gel­tend­ma­chung ei­nes die­ser An­sprü­che ent­schei­det, nicht ge­zwun­gen sein, sich im Pro­zess durch die Stel­lung von Hilfs­an­trä­gen vor der Ver­jäh­rung der wei­te­ren An­sprü­che zu schüt­zen (BT-Drs. 14/6040, S. 121; BAG, Urt. v. 25.09.2013 – 10 AZR 454/12, NJW 2014, 717 Rn. 34).

[27]   (c) Für die Fra­ge, ob ein von § 213 Fall 1 BGB er­fass­ter Fall elek­ti­ver Kon­kur­renz meh­re­rer An­sprü­che vor­liegt, ist aus­ge­hend von den in den Ge­set­zes­ma­te­ria­li­en do­ku­men­tier­ten Vor­stel­lun­gen des Ge­setz­ge­bers al­lein dar­auf ab­zu­stel­len, ob das Ge­setz dem Gläu­bi­ger ge­ne­rell meh­re­re, ein­an­der aus­schlie­ßen­de An­sprü­che zur Aus­wahl stellt. Da­ge­gen hin­dert es die Wir­kungs­er­stre­ckung des § 213 BGB – an­ders als das Be­ru­fungs­ge­richt meint – nicht, wenn ei­ne an sich ge­ge­be­ne Wahl­mög­lich­keit zu dem Zeit­punkt nicht mehr er­öff­net war, in dem der Gläu­bi­ger in ei­nem Fehl­griff ver­jäh­rungs­hem­men­de Maß­nah­men be­züg­lich ei­nes – we­gen bin­den­der Aus­wahl ei­nes an­de­ren An­spruchs nicht mehr ge­ge­be­nen – An­spruchs er­grif­fen hat.

[28]   (aa) Dies er­gibt sich zum ei­nen schon dar­aus, dass in den Ge­set­zes­ma­te­ria­li­en mehr­fach aus­ge­führt wird, mit der erst­ge­nann­ten Al­ter­na­ti­ve des § 213 BGB („An­sprü­che, die aus dem­sel­ben Grund wahl­wei­se ne­ben dem An­spruch ge­ge­ben sind“) sei­en sol­che An­sprü­che ge­meint, „die von vorn­her­ein wahl­wei­se ne­ben dem gel­tend ge­mach­ten An­spruch ge­ge­ben sind“ (BT-Drs. 14/6040, S. 121; BT-Drs. 14/6857, S. 10). Für die An­wen­dung des § 213 Fall 1 BGB ist al­so al­lein maß­geb­lich, dass das Ge­setz dem Gläu­bi­ger an sich ei­ne Wahl­mög­lich­keit un­ter meh­re­ren An­sprü­chen er­öff­net. Je­de an­de­re Sicht­wei­se wür­de zu­dem da­zu füh­ren, dass ein Gläu­bi­ger ent­ge­gen der In­ten­ti­on des Ge­setz­ge­bers nur un­zu­rei­chend vor den Aus­wir­kun­gen ei­nes Fehl­griffs be­wahrt wür­de. Denn wenn dar­auf ab­zu­stel­len wä­re, ob zum Zeit­punkt ei­ner ver­jäh­rungs­hem­men­den Maß­nah­me noch ein Wahl­recht be­steht, wür­de die Wir­kungs­er­stre­ckung des § 213 Fall 1 BGB ei­nem Gläu­bi­ger nicht (mehr) zu­gu­te­kom­men, der – wie hier die Klä­ge­rin – sich nicht schon bei der Aus­wahl des An­spruchs selbst ver­grif­fen, son­dern viel­mehr – noch feh­ler­frei – die Vor­aus­set­zun­gen für die Ent­ste­hung ei­nes An­spruchs ge­schaf­fen (hier: Rück­zah­lungs­an­spruch in­fol­ge wirk­sa­men Rück­tritts nach § 437 Nr. 2 BGB) und erst da­nach ei­ne Fehl­ent­schei­dung ge­trof­fen hat, in­dem er hin­sicht­lich ei­nes an­de­ren – in­fol­ge des Ver­brauchs sei­nes Wahl­rechts nicht mehr rea­li­sier­ba­ren – An­spruchs (hier: Rück­zah­lungs­kla­ge we­gen Min­de­rung nach § 437 Nr. 2 BGB) ver­jäh­rungs­hem­men­de Schrit­te un­ter­nom­men hat. Es sind aber kei­ne sach­lich ein­leuch­ten­den Grün­de da­für zu er­ken­nen und ist auch den Ge­set­zes­ma­te­ria­li­en nicht zu ent­neh­men, dass ein Gläu­bi­ger, dem ein Fehl­griff nicht schon bei der Aus­wahl des An­spruchs, son­dern erst bei der Er­grei­fung ver­jäh­rungs­hin­dern­der Maß­nah­men un­ter­lau­fen ist, schlech­ter ge­stellt sein soll als ein Gläu­bi­ger, der be­reits von vorn­her­ein ei­ne Fehl­ent­schei­dung ge­trof­fen hat.

[29]   (bb) Zum an­de­ren wür­de der vom Be­ru­fungs­ge­richt ein­ge­nom­me­ne Rechts­stand­punkt – was die­ses letzt­lich auch er­kennt – da­zu füh­ren, dass mit der Re­ge­lung des § 213 BGB für den Käu­fer und den Be­stel­ler ei­ner Werkleis­tung im Ver­gleich zur frü­he­ren Rechts­la­ge (§ 477 III BGB a.F., § 639 I BGB a.F.) ei­ne Ver­schlech­te­rung ih­rer Rechts­po­si­tio­nen ver­bun­den wä­re. Das Be­ru­fungs­ge­richt schränkt in die­sen Fäl­len den (zeit­li­chen) Gel­tungs­be­reich des § 213 BGB ge­gen­über § 477 III BGB a.F., § 639 I BGB a.F. deut­lich ein. Die­se Be­schrän­kung will es al­lein aus dem Um­stand ab­lei­ten, dass nach frü­he­rem Recht ei­ne ein­mal ge­trof­fe­ne Wahl zwi­schen der Min­de­rung und Wan­de­lung (§ 462 BGB a.F., § 465 BGB a.F.) nicht bin­dend war (vgl. BGH, Urt. v. 01.06.1990 – V ZR 48/89, NJW 1990, 2682 [un­ter 1 c]), wäh­rend nach neu­er Rechts­la­ge Min­de­rung und Rück­tritt Ge­stal­tungs­rech­te dar­stel­len, mit de­ren wirk­sa­men Aus­übung das bis­he­ri­ge Rechts­ver­hält­nis (bin­dend) um­ge­stal­tet wird und die Wahl­mög­lich­keit des Käu­fers/Be­stel­lers ent­fällt. Ei­ne sol­che Schlech­ter­stel­lung des Käu­fers/Be­stel­lers war aber vom Ge­setz­ge­ber nicht ge­wollt. Viel­mehr ging des­sen An­lie­gen da­hin, die Son­der­re­ge­lun­gen der § 477 III BGB a.F., § 639 I BGB a.F. un­ter Bei­be­hal­tung des schon nach al­ter Rechts­la­ge für den Käu­fer und den Be­stel­ler ei­ner Werkleis­tung ge­währ­leis­te­ten Schutz­ni­veaus zu ei­ner für Gläu­bi­ger je­der Art gel­ten­den ge­ne­rel­len Vor­schrift zu er­he­ben (vgl. BT-Drs. 14/6040, S. 121).

[30]   Dem­entspre­chend wird in der Recht­spre­chung (ab­ge­se­hen vom Be­ru­fungs­ge­richt) und im Schrift­tum – so­weit er­sicht­lich – ein­hel­lig die zu­tref­fen­de Auf­fas­sung ver­tre­ten, dass von der in § 213 Fall 1 BGB an­ge­ord­ne­ten Er­stre­ckung der Wir­kung ver­jäh­rungs­hem­men­der oder den Neu­be­ginn der Ver­jäh­rung aus­lö­sen­der Maß­nah­men oh­ne Ein­schrän­kung sämt­li­che in § 437 BGB, § 634 BGB auf­ge­führ­ten kauf- und werk­ver­trag­li­chen Nach­er­fül­lungs- und Ge­währ­leis­tungs­rech­te, die auf dem­sel­ben Man­gel be­ru­hen, er­fasst wer­den (BGH, Urt. v. 08.12.2009 – XI ZR 181/08, NJW 2010, 1284 Rn. 49 m. w. Nachw. [für § 634 BGB]; OLG Mün­chen, Urt. v. 21.07.2006 – 19 U 2503/05, ZGS 2007, 80; AG Ham­burg, Urt. v. 25.10.2006 – 7c C 31/06, ju­ris; Pe­ters/Ja­ko­by, in: Stau­din­ger, a. a. O., § 213 Rn. 1; Pa­landt/El­len­ber­ger, BGB, 74. Aufl., § 213 Rn. 2; Er­man/Schmidt-Räntsch, BGB, 14. Aufl., § 213 Rn. 4; Be­ckOK-BGB/Hen­rich, Stand: 01.02.2015, § 213 Rn. 4; MünchKomm-BGB/Gro­the, a. a. O., Rn. 4; So­e­gel/Nie­den­führ, BGB, 13. Aufl., § 213 Rn. 5).

[31]   (cc) Für ei­ne Ver­schlech­te­rung der Rechts­po­si­tio­nen des Käu­fers und des Be­stel­lers ei­ner Werkleis­tung be­steht ent­ge­gen der Auf­fas­sung des Be­ru­fungs­ge­richts auch kein An­lass. Das Be­ru­fungs­ge­richt hat aus dem Um­stand, dass Rück­tritt und Min­de­rung nach neu­em Schuld­recht Ge­stal­tungs­rech­te dar­stel­len, die im Fal­le der wirk­sa­men Aus­übung ei­nes die­ser bei­den Rech­te das Wahl­recht des Käu­fers und des Be­stel­lers ent­fal­len las­sen, un­zu­tref­fen­de Rück­schlüs­se auf ei­ne hier­aus ver­meint­lich re­sul­tie­ren­de Un­an­wend­bar­keit des § 213 Fall 1 BGB ge­zo­gen. Da­bei hat es ver­kannt, dass Min­de­rung und Rück­tritt (§§ 437 Nr. 2, 441, 440, 323 BGB) in ih­rer Ei­gen­schaft als Ge­stal­tungs­rech­te – an­ders als die nach al­tem Schuld­recht als An­sprü­che aus­ge­stal­te­te Min­de­rung und Wan­de­lung (§§ 462, 465, 477, 634, 639 I BGB a.F.) – über­haupt nicht der Ver­jäh­rung un­ter­wor­fen sind. Die ver­jäh­rungs­recht­li­che Re­ge­lung des § 213 BGB kann sich da­her nicht auf die Ge­stal­tungs­rech­te der Min­de­rung und des Rück­tritts selbst, son­dern nur auf die im Fal­le ih­rer Aus­übung ent­ste­hen­den – von der Ver­wei­sungs­norm des § 437 Nr. 2 BGB mit­um­fass­ten – An­sprü­che be­zie­hen.

[32]   Fol­ge­rich­tig hat der Ge­setz­ge­ber im Hin­blick dar­auf, dass ge­mäß § 194 I BGB nur An­sprü­che der Ver­jäh­rung un­ter­lie­gen und des­we­gen die Ge­stal­tungs­rech­te der Min­de­rung und des Rück­tritts selbst un­ver­jähr­bar sind, die – nicht als ver­jäh­rungs­recht­li­che Vor­schrif­ten ein­zu­stu­fen­den (BGH, Urt. v. 08.12.2009 – XI ZR 181/08, NJW 2010, 1284 Rn. 40) – Son­der­re­ge­lun­gen der § 438 IV, V BGB, § 634a IV, V BGB, § 218 I 1 BGB ge­schaf­fen. Die­se se­hen vor, dass die Aus­übung der ge­nann­ten Ge­stal­tungs­rech­te un­wirk­sam ist, wenn der hy­po­the­ti­sche (Nach-)er­fül­lungs­an­spruch ver­jährt wä­re (Se­nat, Urt. v. 15.11.2006 – VI­II ZR 3/06, BGHZ 170, 31 Rn. 34). Da­ge­gen sind die aus der Aus­übung die­ser Ge­stal­tungs­rech­te re­sul­tie­ren­den An­sprü­che der drei­jäh­ri­gen Re­gel­ver­jäh­rungs­frist der §§ 195, 199 BGB un­ter­wor­fen (vgl. Se­nat, Urt. v. 15.11.2006 – VI­II ZR 3/06, BGHZ 170, 31 Rn. 35 ff.).

[33]   Die Un­an­wend­bar­keit ver­jäh­rungs­recht­li­cher Vor­schrif­ten auf die Ge­stal­tungs­rech­te Rück­tritt und Min­de­rung gilt auch hin­sicht­lich der Be­stim­mung des § 213 BGB, die nach ih­rem ein­deu­ti­gen Wort­laut eben­falls nur An­sprü­che, nicht aber Rech­te er­fasst. Ver­jähr­ba­re An­sprü­che i. S. des § 213 Fall 1 BGB kön­nen da­mit ne­ben den in § 437 Nr. 1 und Nr. 3 BGB auf­ge­führ­ten An­sprü­chen nur die durch Rück­tritt oder Min­de­rung (§ 437 Nr. 2 BGB) be­gründ­ba­ren – und von der Ver­wei­sungs­norm des § 437 Nr. 2 BGB mit­um­fass­ten – Rück­zah­lungs­an­sprü­che (§§ 346 ff. BGB, § 441 IV BGB) dar­stel­len. Die­se Zu­sam­men­hän­ge hat der Ge­setz­ge­ber auch er­kannt und in der Ge­set­zes­be­grün­dung im Rah­men ein­lei­tend auf­ge­wor­fe­ner Fra­gen zum Aus­druck ge­bracht, dass die Wir­kungs­er­stre­ckung des § 213 BGB im Fal­le des § 437 Nr. 2 BGB nicht für die Ge­stal­tungs­rech­te Rück­tritt und Min­de­rung an sich gel­ten soll, son­dern nur für die aus ih­rer Aus­übung re­sul­tie­ren­den An­sprü­che auf (teil­wei­se oder voll­stän­di­ge) Rück­zah­lung des Kauf­prei­ses (BT-Drs. 14/6040, S. 121).

[34]   cc) Nach al­le­dem hat die Klä­ge­rin durch die ge­mäß § 167 ZPO auf den Zeit­punkt ih­rer Ein­rei­chung (15.09.2008) zu­rück­wir­ken­de Er­he­bung der Min­de­rungs­kla­ge ge­mäß §§ 213, 204 I Nr. 1 BGB auch die Ver­jäh­rung der sich aus dem Rück­tritt vom Kauf­ver­trag er­ge­ben­den Rück­ge­währan­sprü­che ge­hemmt. Die­se Hem­mungs­wir­kung ent­fiel zwar ge­mäß §§ 213, 204 II 1 BGB sechs Mo­na­te nach Weg­fall der Rechts­hän­gig­keit der Min­de­rungs­kla­ge, der mit dem – ge­mäß § 167 ZPO rück­wir­kend zum 19.02.2013 er­folg­ten – Rechts­hän­gig­wer­den der auf den Rück­tritt ge­stütz­ten Kla­ge be­wirkt wur­de (vgl. BGH, Urt. v. 01.06.1990 – V ZR 48/89, NJW 1990, 2682 [un­ter 1 a]). Mit der Rechts­hän­gig­keit der ge­än­der­ten Kla­ge trat aber ge­mäß § 204 I Nr. 1 BGB er­neut ei­ne – noch an­dau­ern­de – Hem­mung der Ver­jäh­rung ein.

[35]   dd) An­ders als das Be­ru­fungs­ge­richt meint, er­streck­te sich die Hem­mungs­wir­kung der Min­de­rungs­kla­ge ge­mäß §§ 213, 204 I Nr. 1, II BGB nicht nur auf den ur­sprüng­lich ein­ge­klag­ten Be­trag von 15.000 €, son­dern auf sämt­li­che spä­ter im We­ge der Kla­ge­än­de­rung gel­tend ge­mach­ten Rück­ge­währan­sprü­che. Der BGH hat schon für die Be­stim­mung des § 477 III BGB a.F. aus­ge­führt, die­se Vor­schrift ent­hal­te ei­ne Aus­nah­me von dem Grund­satz, dass ei­ne Kla­ge die Ver­jäh­rung nur für An­sprü­che in der Ge­stalt und in dem Um­fang un­ter­bre­che, wie sie mit der Kla­ge gel­tend ge­macht wür­den (Se­nat, Urt. v. 22.05.1963 – VI­II ZR 49/62, BGHZ 39, 287 [293]; BGH, Urt. v. 10.01.1972 – VII ZR 132/70, BGHZ 58, 30 [39 f.]; Urt. v. 18.03.1976 – VII ZR 35/75, BGHZ 66, 142 [147]). Dem­entspre­chend hat er ent­schie­den, dass ei­ne Kla­ge auf Män­gel­be­sei­ti­gung oder auf Er­satz der hier­für an­fal­len­den Kos­ten ge­mäß § 639 I BGB a.F., § 477 III BGB a.F. über die Hö­he des ein­ge­klag­ten An­spruchs hin­aus die Ver­jäh­rung al­ler an­de­ren in § 638 BGB a.F. ge­nann­ten An­sprü­che un­ter­bre­che (BGH, Urt. v. 18.03.1976 – VII ZR 35/75, BGHZ 66, 142 [147]; Urt. v. 10.01.1972 – VII ZR 132/70, BGHZ 58, 30 [39]).

[36]   Für die Be­stim­mung des § 213 BGB, die die Son­der­re­ge­lun­gen der § 477 III BGB a.F., § 639 I BGB a.F. zu ei­nem all­ge­mei­nen Rechts­grund­satz er­hebt, gilt Ent­spre­chen­des. Woll­te man dem Gläu­bi­ger in An­be­tracht der un­ter­schied­li­chen Rechts­fol­gen et­wa von Min­de­rung und Rück­tritt die Er­stre­ckung ei­ner Ver­jäh­rungs­hem­mung nur in Hö­he des zu­nächst ein­ge­klag­ten Be­trags zu­bil­li­gen, lie­fe der Schutz des § 213 BGB, der nach den Vor­stel­lun­gen des Ge­setz­ge­bers nicht hin­ter dem durch § 477 III BGB a.F., § 639 I BGB a.F. ge­währ­leis­te­ten Ni­veau zu­rück­blei­ben soll­te (vgl. BT-Drs. 14/6040, S. 121), weit­ge­hend leer. Dem­entspre­chend wird in den Ge­set­zes­ma­te­ria­li­en auch aus­ge­führt, § 213 BGB sol­le auch dann ein­grei­fen, wenn die Gren­ze des pro­zes­sua­len An­spruchs durch „Än­de­rung des An­trags“, al­so durch ei­ne Er­wei­te­rung des Kla­ge­be­geh­rens, über­schrit­ten wird (vgl. BT-Drs. 14/6040, S. 121). Die Wir­kungs­er­stre­ckung des § 213 BGB ist da­her nicht auf den Um­fang der er­hoenen Kla­ge be­schränkt (so auch Pe­ters/Ja­ko­by, in: Stau­din­ger, a. a. O., § 213 Rn. 5; a. A. Pa­landt/El­len­ber­ger, a. a. O., § 213 Rn. 2).

[37]   Folg­lich ist kei­ne Ver­jäh­rung der von der Klä­ge­rin zu­letzt gel­tend ge­mach­ten An­sprü­che auf Rück­zah­lung des Kauf­prei­ses in Hö­he von 40.000 € Zug um Zug ge­gen Rück­ga­be des Pfer­des (nebst Zin­sen) ein­ge­tre­ten. Hier­aus folgt wei­ter, dass die Klä­ge­rin auch die Fest­stel­lung des Ver­zugs der Be­klag­ten mit der Rück­nah­me des Wal­lach ver­lan­gen kann (§ 293 BGB, §§ 756, 765 ZPO).

[38]   3. Schließ­lich ist auch der wei­te­re An­trag der Klä­ge­rin auf Fest­stel­lung der Er­satz­pflicht der Be­klag­ten für al­le künf­tig ent­ste­hen­den not­wen­di­gen Ver­wen­dun­gen für die Un­ter­hal­tung des Pfer­des be­grün­det. Sol­che Auf­wen­dun­gen kann die Klä­ge­rin, die wirk­sam vom Kauf­ver­trag zu­rück­ge­tre­ten ist, ge­mäß § 347 II 1 BGB bei Rück­ga­be des Pfer­des er­setzt ver­lan­gen (vgl. Se­nat, Urt. v. 15.11.2006 – VI­II ZR 3/06, BGHZ 170, 31 Rn. 41 f.). Die­ser An­spruch stellt kei­ne Ne­ben­leis­tung zum Kauf­preis­rück­zah­lungs­an­spruch dar, so­dass – an­ders als das Be­ru­fungs­ge­richt meint – für ihn nicht § 217 BGB gilt. Viel­mehr un­ter­liegt er – als ein wei­te­rer sich aus dem Rück­ge­währ­schuld­ver­hält­nis er­ge­ben­der (selbst­stän­di­ger) An­spruch – eben­falls der drei­jäh­ri­gen Re­gel­ver­jäh­rungs­frist der §§ 195, 199 BGB (Se­nat, Urt. v. 15.11.2006 – VI­II ZR 3/06, BGHZ 170, 31 Rn. 42). Der Ab­lauf die­ser Frist wur­de – wie oben aus­ge­führt – recht­zei­tig ge­hemmt.

[39]   III. Nach al­le­dem hat das an­ge­foch­te­ne Ur­teil kei­nen Be­stand; es ist auf­zu­he­ben (§ 562 I ZPO). Der Se­nat ent­schei­det in der Sa­che selbst, da sie zur End­ent­schei­dung reif ist (§ 563 III ZPO). Dies führt zur Zu­rück­wei­sung der Be­ru­fung der Be­klag­ten und so­mit zur Wie­der­her­stel­lung des erst­in­stanz­li­chen Ur­teils.

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