1. Die Ver­mu­tung des § 344 I HGB, wo­nach die von ei­nem Kauf­mann vor­ge­nom­me­nen Rechts­ge­schäf­te im Zwei­fel als zum Be­trieb sei­nes Han­dels­ge­wer­bes ge­hö­rig gel­ten, fin­det im Rah­men der Ein­ord­nung des rechts­ge­schäft­li­chen Han­delns ei­nes Kauf­manns als Ver­brau­cher- oder Un­ter­neh­mer­han­deln nach §§ 13, 14 I BGB je­den­falls dann kei­ne An­wen­dung, wenn es sich bei dem Kauf­mann um ei­ne na­tür­li­che Per­son (Ein­zel­kauf­mann) han­delt (Fort­ent­wick­lung von Se­nat, Urt. v. 18.10.2017 – VI­II ZR 32/16, NJW 2018, 150 Rn. 37; Ab­gren­zung zu BGH, Urt. v. 13.07.2011 – VI­II ZR 215/10, NJW 2011, 3435 Rn. 19; Urt. v. 09.12.2008 – XI ZR 513/07, BGHZ 179, 126 Rn. 22).
  2. Die Ver­mu­tung des § 476 BGB a.F. greift nur dann ein, wenn der Käu­fer dar­legt und er­for­der­li­chen­falls be­weist, dass sich an der Kauf­sa­che in­ner­halb von sechs Mo­na­ten nach Ge­fahr­über­gang ein man­gel­haf­ter Zu­stand (Man­gel­er­schei­nung) ge­zeigt hat, der – un­ter­stellt, er hät­te sei­ne Ur­sa­che in ei­nem dem Ver­käu­fer zu­zu­rech­nen­den Um­stand – des­sen Haf­tung we­gen ei­ner Ab­wei­chung von der ge­schul­de­ten Be­schaf­fen­heit be­grün­de­te (im An­schluss an Se­nat, Urt. v. 12.10.2016 – VI­II ZR 103/15, BGHZ 212, 224 Rn. 36; Urt. v. 09.09.2020 – VI­II ZR 150/18, NJW 2021, 151 Rn. 27 ff.).
    Kommt als Ur­sa­che für ei­ne fest­ge­stell­te Man­gel­er­schei­nung (auch) ein Um­stand in Be­tracht, der ei­ne Haf­tung des Ver­käu­fers nicht zu be­grün­den ver­mag – wie das bei ge­wöhn­li­chem Ver­schleiß an nicht si­cher­heits­re­le­van­ten Tei­len ei­nes Ge­braucht­wa­gens re­gel­mä­ßig der Fall ist (vgl. Se­nat, Urt. v. 09.09.2020 – VI­II ZR 150/18, NJW 2021, 151 Rn. 22 f. m. w. Nachw.) –, ist die­ser Be­weis erst er­bracht, wenn fest­steht, dass die Ur­sa­che eben­falls in ei­nem Um­stand lie­gen kann, der – so­fern er dem Ver­käu­fer zu­zu­rech­nen wä­re – des­sen Haf­tung aus­lös­te.
  3. Der Re­ge­lung des § 476 BGB a.F. ist (je­den­falls) in den Fäl­len, in de­nen der Käu­fer in­ner­halb der Sechs­mo­nats­frist des § 476 BGB a.F. al­le Vor­aus­set­zun­gen für die Ent­ste­hung des be­tref­fen­den Man­gel­rechts ge­schaf­fen und die­ses ge­gen­über dem Ver­käu­fer gel­tend ge­macht hat, ei­ne „Aus­strah­lungs­wir­kung“ der­ge­stalt bei­zu­mes­sen, dass be­zo­gen auf die­je­ni­gen – für die Durch­set­zung des Man­gel­rechts ne­ben dem Zeit­punkt des Ge­fahr­über­gangs je­weils zu­sätz­lich maß­geb­li­chen – spä­te­ren Zeit­punk­te, die in­ner­halb des Sechs­mo­nats­zeit­raums lie­gen (et­wa der Zeit­punkt des Zu­gangs des Ge­währ­leis­tungs­be­geh­rens), eben­falls die Dar­le­gung und der Nach­weis des Vor­han­den­seins ei­ner Man­gel­er­schei­nung aus­reicht.
    Dar­über hin­aus wirkt die Be­stim­mung des § 476 BGB a.F. in den ge­nann­ten Fäl­len da­hin ge­hend fort, dass der Käu­fer – so­weit er auch das Vor­lie­gen ei­nes Man­gels zu Zeit­punk­ten, die au­ßer­halb der Sechs­mo­nats­frist des § 476 BGB a.F. lie­gen (et­wa im Zeit­punkt der letz­ten münd­li­chen Tat­sa­chen­ver­hand­lung), zu be­wei­sen hat – eben­falls le­dig­lich das Fort­be­ste­hen der je­wei­li­gen nach­weis­lich in­ner­halb der Frist des § 476 BGB a.F. auf­ge­tre­te­nen Man­gel­er­schei­nung bis zu die­sen Zeit­punk­ten, nicht aber de­ren Ver­ur­sa­chung durch den Ver­käu­fer nach­zu­wei­sen hat.
  4. Der kauf­ver­trag­li­che An­spruch auf Scha­dens­er­satz statt der Leis­tung (klei­ner Scha­dens­er­satz) ge­mäß § 437 Nr. 3 Fall 1, §§ 280 I, III, 281 I BGB kann nach wie vor an­hand der so­ge­nann­ten fik­ti­ven Man­gel­be­sei­ti­gungs­kos­ten be­mes­sen wer­den (im An­schluss an BGH, Urt. v. 12.03.2021 – V ZR 33/19, BGHZ 229, 115 = NJW 2021, 1532 Rn. 11; Beschl. v. 13.03.2020 – V ZR 33/19, ZIP 2020, 1073 Rn. 41 ff. m. w. Nachw.; Ab­gren­zung zu BGH, Urt. v. 22.02.2018 – VII ZR 46/17, BGHZ 218, 1 Rn. 31 ff.).

BGH, Ur­teil vom 10.11.2021 – VI­II ZR 187/20

Sach­ver­halt: Die Be­klag­te, ei­ne ge­werb­li­che Ge­braucht­wa­gen­händ­le­rin, bot im Ju­ni 2012 auf der On­line­platt­form „mobile.​de“ ei­nen zu die­sem Zeit­punkt 20 Jah­re al­ten Mer­ce­des-Benz 600 SEL mit ei­ner Lauf­leis­tung von 117.500 km für 9.990 € zum Kauf an. In dem In­se­rat hieß es, das Fahr­zeug sei in ei­nem „na­he­zu per­fek­ten Zu­stand“ be­zie­hungs­wei­se „Samm­l­er­zu­stand“ und in ei­nem „tech­nisch und op­tisch […] gu­ten Zu­stand“.

Der Klä­ger, ein Samm­ler äl­te­rer Fahr­zeu­ge, der sei­ner­zeit als Ein­zel­kauf­mann un­ter der Fir­ma A. S. Group ein Un­ter­neh­men (Im­mo­bi­li­en­mak­ler) be­trieb, in­ter­es­sier­te sich für das Fahr­zeug, woll­te es aber auf­grund der gro­ßen Ent­fer­nung zwi­schen sei­nem Wohn­sitz und dem Stand­ort des Fahr­zeugs nicht be­sich­ti­gen. Die Be­klag­te hol­te des­halb auf Wunsch des Klä­gers ei­nen „DE­KRA Sie­gel“-Be­richt über das Fahr­zeug ein, den sie dem Klä­ger zu­kom­men ließ. Die­ser kauf­te den Pkw schließ­lich mit schrift­li­chem Ver­trag vom 27./​29.06.2012 zum Preis von 9.350 €. In dem Kauf­ver­trag sind der (bür­ger­li­cher) Na­me des Klä­gers und sei­ne Pri­vat­an­schrift auf­ge­führt. Au­ßer­dem ent­hält der Ver­trag fol­gen­den Zu­satz:

„Der Kun­de kauft das Au­to wie be­schrie­ben und ge­braucht. Er hat das DE­KRA-Sie­gel ge­le­sen und un­ter­schrie­ben und ist sich des Zu­stands an­hand Be­schrei­bung des Sie­gels und des Au­to­hau­ses be­wusst.“

Am 04.07.2012 wur­de dem Klä­ger das Fahr­zeug über­ge­ben; er ließ es so­dann auf den Na­men sei­ner Mut­ter zu.

Noch im Ju­li 2012 be­män­gel­te der Klä­ger ge­gen­über der Be­klag­ten un­ter an­de­rem ei­nen De­fekt an der Kli­ma­an­la­ge und das Vor­han­den­sein von Rost an den Kot­flü­geln. Hier­über kam es in der Fol­ge­zeit zu meh­re­ren Schrift­wech­seln zwi­schen den Par­tei­en.

Mit der im De­zem­ber 2012 zu­ge­stell­ten Kla­ge nimmt der Klä­ger die Be­klag­te un­ter Zu­grun­de­le­gung von Kos­ten­vor­an­schlä­gen auf Scha­dens­er­satz we­gen der be­reits ge­nann­ten so­wie we­gen wei­te­rer be­haup­te­ter Män­gel (De­fek­te an der Dros­sel­klap­pe, der An­ten­ne und der Ab­gas­an­la­ge in Form der Schad­haf­tig­keit ei­nes Ka­ta­ly­sa­tors so­wie ei­ner Durch­ros­tung am hin­te­ren Teil des Aus­puffs) ein­schließ­lich Un­ter­su­chungs­kos­ten in Hö­he von – zu­letzt – ins­ge­samt 9.530,34 € nebst Zin­sen in An­spruch. Die Kla­ge ist in den Vor­in­stan­zen oh­ne Er­folg ge­blie­ben. Die Re­vi­si­on des Klä­gers, der da­mit sein Kla­ge­be­geh­ren wei­ter­ver­folg­te, hat­te über­wie­gend Er­folg.

Aus den Grün­den: [7]    I. Das Be­ru­fungs­ge­richt hat zur Be­grün­dung sei­ner Ent­schei­dung, so­weit für das Re­vi­si­ons­ver­fah­ren von In­ter­es­se, im We­sent­li­chen aus­ge­führt:

[8]    Dem Klä­ger stün­den die gel­tend ge­mach­ten Scha­dens­er­satz­an­sprü­che nach §§ 433 I, 434 I, 437 Nr. 3 Fall 1, §§ 280 I, III, 281 BGB nicht zu.

[9]    Ent­ge­gen der Auf­fas­sung des Klä­gers hät­ten die Par­tei­en ei­ne Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung da­hin ge­hend, dass das Fahr­zeug frei von tech­ni­schen Män­geln sei, nicht ge­trof­fen. Ei­ne sol­che Ver­ein­ba­rung ge­he ins­be­son­de­re nicht aus den in der An­zei­ge auf der On­line­platt­form „mobile.​de“ ent­hal­te­nen Be­schrei­bun­gen des Fahr­zeugs mit „Samm­l­er­zu­stand“ und „in na­he­zu per­fek­tem Zu­stand“ her­vor.

[10]   Der Be­griff „Samm­l­er­zu­stand“ sei schon des­halb nicht aus­sa­ge­kräf­tig, weil er nicht ein­deu­tig de­fi­niert sei. Auch die vom Klä­ger be­haup­te­te De­fi­ni­ti­on, die un­ter an­de­rem auf ei­nen Zu­stand „drei oder bes­ser“ ab­stel­le, schlie­ße das Vor­han­den­sein von tech­ni­schen Män­geln im Üb­ri­gen nicht aus. Denn die – die üb­li­che Ka­te­go­ri­sie­rung von Old­ti­mern be­tref­fen­de – Zu­stands­no­te „drei“ er­lau­be de­fi­ni­ti­ons­ge­mäß klei­ne­re tech­ni­sche und op­ti­sche Män­gel. Dass das Fahr­zeug sich nicht in ei­nem „na­he­zu per­fek­ten Zu­stand“ be­fun­den ha­be, er­ge­be sich – ab­ge­se­hen da­von, dass es sich bei die­ser Be­schrei­bung oh­ne­hin le­dig­lich um ei­ne wer­ben­de An­prei­sung han­de­le – zu­dem aus dem „DE­KRA Sie­gel“-Be­richt, von dem der Klä­ger vor Ver­trags­schluss Kennt­nis ge­habt ha­be. Denn die­ser füh­re deut­li­che Ge­brauchs­spu­ren wie et­wa Kor­ro­si­ons­an­sät­ze an den Kot­flü­geln vor­ne und ei­ne ge­bro­che­ne Fahr­werks­fe­der auf.

[11]   An­de­rer­seits ha­be der Klä­ger mit Blick auf die in der An­zei­ge auf der On­line­platt­form „mobile.​de“ ent­hal­te­ne Be­schrei­bung „Tech­nisch und op­tisch ist das Fahr­zeug in ei­nem gu­ten Zu­stand.“ er­war­ten dür­fen, dass kei­ne grö­ße­ren Män­gel wie et­wa Durch­ros­tun­gen vor­lie­gen wür­den. Mit al­ters- und nut­zungs­be­ding­ten Ver­schleiß­schä­den ha­be er hin­ge­gen rech­nen müs­sen.

[12]   Da­nach gel­te für die ein­zel­nen vom Klä­ger be­haup­te­ten Män­gel Fol­gen­des:

[13]   Dass die – vom Klä­ger aus dem Fahr­zeug ent­fern­te – Dros­sel­klap­pe ei­nen Man­gel auf­ge­wie­sen ha­be, ha­be er nicht nach­ge­wie­sen. Der Sach­ver­stän­di­ge ha­be zwar an­läss­lich sei­ner ers­ten Un­ter­su­chung aus be­stimm­ten Grün­den ei­nen me­cha­ni­schen De­fekt im Be­reich des Po­ten­zio­me­ters ver­mu­tet. Da die Dros­sel­klap­pe an­schlie­ßend auf dem Post­weg ab­han­den­ge­kom­men sei, ha­be die­se Ver­mu­tung je­doch spä­ter nicht mehr ve­ri­fi­ziert wer­den kön­nen. Ins­be­son­de­re ha­be nicht mehr un­ter­sucht wer­den kön­nen, ob es sich bei den fest­ge­stell­ten Un­zu­läng­lich­kei­ten nicht um ei­ne al­ters­be­ding­te Ver­schleiß­er­schei­nung han­de­le.

[14]   We­gen des ge­rüg­ten Rosts an den Kot­flü­geln ste­he dem Klä­ger schon des­halb ein An­spruch auf Scha­dens­er­satz nicht zu, weil er über die­sen Zu­stand mit dem ihm vor Ver­trags­schluss über­sand­ten „DE­KRA Sie­gel“-Be­richt (aus­rei­chend) in Kennt­nis ge­setzt wor­den sei. Un­ab­hän­gig da­von schei­de ein Sach­man­gel ge­mäß § 434 I 2 Nr. 2 BGB auch des­halb aus, weil das blo­ße Vor­han­den­sein von Rost bei ei­nem 20 Jah­re al­ten Fahr­zeug ei­ne ty­pi­sche Al­ters- und Ab­nut­zungs­er­schei­nung und des­halb kei­nen Man­gel im Rechts­sin­ne dar­stel­le. Auch aus den An­ga­ben in der An­zei­ge auf der On­line­platt­form mobile.​de kön­ne der Klä­ger ent­spre­chend den obi­gen Aus­füh­run­gen nichts an­de­res ab­lei­ten.

[15]   Die Kli­ma­an­la­ge wei­se nach dem Er­geb­nis der Be­weis­auf­nah­me zwar ei­ne Un­dich­tig­keit auf. Ob es sich hier­bei um ei­nen Sach­man­gel und nicht um ei­nen blo­ßen Ver­schleiß­scha­den han­de­le, ha­be man­gels Ein­zah­lung ei­nes wei­te­ren Aus­la­gen­vor­schus­ses durch den Klä­ger al­ler­dings nicht mehr fest­ge­stellt wer­den kön­nen. Dies ge­he zu sei­nen Las­ten.

[16]   Der Klä­ger kön­ne sich in­so­weit auch nicht auf § 476 BGB a.F. be­ru­fen. Ein Ver­brauchs­gü­ter­kauf lie­ge näm­lich nicht vor. Dass der Klä­ger den Kauf als Ver­brau­cher i. S. des § 13 BGB ge­tä­tigt ha­be, kön­ne nicht an­ge­nom­men wer­den, weil er die Ver­mu­tung des § 344 I HGB, wo­nach die von ei­nem Kauf­mann – wie dem Klä­ger – vor­ge­nom­me­nen Rechts­ge­schäf­te im Zwei­fel als zum Be­trieb sei­nes Han­dels­ge­wer­bes ge­hö­rig gäl­ten, nicht wi­der­legt ha­be.

[17]   Die Ver­mu­tungs­re­gel des § 344 I HGB sei nach herr­schen­der Li­te­ra­tur­mei­nung, wel­cher das Be­ru­fungs­ge­richt fol­ge, auch bei der Prü­fung der Fra­ge an­zu­wen­den, ob bei Kauf­leu­ten ein Un­ter­neh­mer­ge­schäft i. S. des § 14 BGB vor­lie­ge. Die­se Auf­fas­sung ha­be auch der BGH in sei­nem Ur­teil vom 13.07.2011 – VI­II ZR 215/10 –, in dem die Un­ter­neh­mer­ei­gen­schaft ei­nes Form­kauf­manns in Re­de ge­stan­den ha­be, als zu­tref­fend be­stä­tigt. So­weit er in ei­nem spä­te­ren Ur­teil (Urt. v. 18.10.2017 – VI­II ZR 32/16) klar­ge­stellt ha­be, ei­ne Ver­mu­tung da­für, dass al­le von ei­nem Un­ter­neh­mer vor­ge­nom­me­nen Rechts­ge­schäf­te im Zwei­fel sei­nem ge­schäft­li­chen Be­trieb zu­zu­ord­nen sei­en, be­ste­he nicht, ha­be dem – eben­so wie dem frü­he­ren Ur­teil des BGH vom 30.09.2009 (VI­II ZR 7/09) – ein Fall zu­grun­de ge­le­gen, in dem es um die Ver­brau­che­r­ei­gen­schaft ei­ner selbst­stän­dig er­werbs­tä­ti­gen Per­son ge­gan­gen sei, die nicht Kauf­mann im Sin­ne des Han­dels­ge­setz­buchs ge­we­sen sei. Dass § 344 I HGB in die­sen Fäl­len auch dann nicht an­wend­bar sei, wenn es sich bei dem be­tref­fen­den Ver­trags­part­ner – wie hier – um ei­nen Ein­zel­kauf­mann han­de­le, las­se sich dar­aus nicht schlie­ßen.

[18]   Die Wi­der­le­gung der Ver­mu­tung des § 344 I HGB zum Nach­teil des Ge­schäfts­part­ners set­ze vor­aus, dass die­ser den pri­va­ten Cha­rak­ter des Ge­schäfts bei des­sen Ab­schluss ge­kannt ha­be oder ha­be ken­nen müs­sen. Da­für rei­che es we­der aus, dass der Ver­trag un­ter dem bür­ger­li­chen Na­men des Un­ter­neh­mers an­statt un­ter des­sen Fir­ma ge­schlos­sen wor­den sei, noch, dass das Ge­schäft dem Un­ter­neh­men ob­jek­tiv nicht zu­gu­t­ege­kom­men sei.

[19]   Da­nach ha­be der Klä­ger die Ver­mu­tung des § 344 I HGB nicht wi­der­legt. Denn al­lein aus den Um­stän­den, dass der Klä­ger ein Samm­ler äl­te­rer Fahr­zeu­ge sei und den Ver­trag auf sei­nen Na­men un­ter An­ga­be sei­ner Pri­vat­an­schrift ge­schlos­sen ha­be so­wie das Fahr­zeug zu­nächst auf den Na­men sei­ner Mut­ter zu­ge­las­sen wor­den sei, las­se sich ei­ne Kennt­nis oder ein Ken­nen­müs­sen der Be­klag­ten da­von, dass der Klä­ger ein Pri­vat­ge­schäft ha­be ab­schlie­ßen wol­len, nicht ab­lei­ten, zu­mal der Klä­ger mit der Be­klag­ten aus­schließ­lich über sei­ne ge­schäft­li­che E-Mail-Adres­se kor­re­spon­diert ha­be.

[20]   Im Üb­ri­gen ha­be der Klä­ger be­reits nicht be­wie­sen, dass er mit dem Fahr­zeug­kauf ob­jek­tiv ei­nen pri­va­ten Zweck ver­folgt ha­be. Blie­ben in­so­weit Zwei­fel, kön­ne sich auch ei­ne na­tür­li­che Per­son nicht auf die Schutz­vor­schrif­ten des Ver­brau­cher­rechts be­ru­fen. So lie­ge es hier mit Blick dar­auf, dass der Klä­ger die un­ter Zeu­gen­be­weis ge­stell­te Be­haup­tung der Be­klag­ten, er ha­be bei der Fahr­zeug­über­ga­be an­ge­ge­ben, dass er mit dem Fahr­zeug sei­ne Kun­den vom Flug­ha­fen oder vom Bahn­hof ab­zu­ho­len ge­den­ke, nicht wi­der­legt ha­be; das Ge­gen­teil ha­be er näm­lich nicht un­ter Be­weis ge­stellt.

[21]   Im Hin­blick auf die gel­tend ge­mach­ten Män­gel an der Ab­gas­an­la­ge ha­be die Be­weis­auf­nah­me zwar ei­ne Schad­haf­tig­keit des lin­ken Ka­ta­ly­sa­tors so­wie ei­ne Durch­ros­tung des hin­te­ren Aus­puff­teils (Mit­tel- und End­topf) er­ge­ben. Bei der Durch­ros­tung han­de­le es sich nach den vom Be­ru­fungs­ge­richt ge­trof­fe­nen Fest­stel­lun­gen zur Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung auch um ei­nen Man­gel. Je­doch ha­be der Klä­ger nicht zu be­wei­sen ver­mocht, dass die­ser Man­gel be­reits bei Ge­fahr­über­gang vor­ge­le­gen ha­be. Da ihm die Ver­mu­tungs­wir­kung des § 476 BGB a.F. nicht zu­gu­te­kom­me, schei­de ein Scha­dens­er­satz­an­spruch des Klä­gers auch in­so­weit aus.

[22]   Ob der vom Sach­ver­stän­di­gen be­stä­tig­te De­fekt an der An­ten­ne als ge­wöhn­li­cher Ver­schleiß an­zu­se­hen sei, sei un­ge­klärt ge­blie­ben, was ent­spre­chend den Aus­füh­run­gen zu der Un­dich­tig­keit der Kli­ma­an­la­ge zu­las­ten des Klä­gers ge­he.

[23]   Die Er­stat­tung der ihm ent­stan­de­nen Un­ter­su­chungs­kos­ten kön­ne der Klä­ger nur ver­lan­gen, so­fern sie zur Ver­fol­gung be­rech­tig­ter An­sprü­che not­wen­dig ge­we­sen wä­ren. Be­rech­tig­te An­sprü­che be­stün­den in­des nicht.

[24]   II. Die­se Be­ur­tei­lung hält recht­li­cher Nach­prü­fung über­wie­gend nicht stand.

[25]   1. Die Re­vi­si­on ist zu­läs­sig und ins­be­son­de­re in vol­lem Um­fang statt­haft (§ 543 I Nr. 1 ZPO). Das Be­ru­fungs­ge­richt hat die Re­vi­si­on un­be­schränkt zu­ge­las­sen. Der Um­stand, dass es die im Te­nor nicht ein­ge­schränk­te Zu­las­sung der Re­vi­si­on in den Ent­schei­dungs­grün­den auf die aus sei­ner Sicht be­ste­hen­de Klä­rungs­be­dürf­tig­keit der Fra­ge ge­stützt hat, ob die Ver­mu­tungs­re­gel des § 344 I HGB bei der Prü­fung, ob ein Ver­brauchs­gü­ter­kauf vor­liegt, an­zu­wen­den ist, wenn es sich bei dem be­tref­fen­den Ver­trags­part­ner um ei­nen Ein­zel­kauf­mann im Sin­ne des Han­dels­ge­setz­buchs han­delt, lässt nicht – mit der ge­bo­te­nen Ein­deu­tig­keit – auf ei­ne Be­schrän­kung der Re­vi­si­ons­zu­las­sung schlie­ßen.

[26]   a) Von ei­ner sol­chen Zu­las­sungs­be­schrän­kung ist nur aus­zu­ge­hen, wenn sich dies aus den Grün­den des Ur­teils klar er­gibt. Das ist re­gel­mä­ßig an­zu­neh­men, wenn sich die vom Be­ru­fungs­ge­richt als zu­las­sungs­re­le­vant an­ge­se­he­ne Fra­ge nur für ei­nen ein­deu­tig ab­grenz­ba­ren selbst­stän­di­gen Teil des Streitstoffs stellt (st. Rspr.; vgl. nur Se­nat, Urt. v. 11.12.2019 – VI­II ZR 361/18, BGHZ 224, 195 Rn. 24 m. w. Nachw.; Urt. v. 29.04.2020 – VI­II ZR 355/18, NJW 2020, 1947 Rn. 15 m. w. Nachw.; Urt. v. 17.06.2020 – VI­II ZR 81/19, ju­ris Rn. 20). Das ist hier nicht der Fall.

[27]   b) Zwar be­trifft die vom Be­ru­fungs­ge­richt als zu­las­sungs­re­le­vant an­ge­se­he­ne Fra­ge aus­schließ­lich die­je­ni­gen Scha­dens­er­satz­an­sprü­che des Klä­gers, für de­ren Prü­fung die et­wai­ge An­wend­bar­keit des § 344 I HGB ent­schei­dungs­er­heb­li­che Be­deu­tung hat. Das hat das Be­ru­fungs­ge­richt nur in Be­zug auf die For­de­run­gen des Klä­gers we­gen der be­haup­te­ten Män­gel an der Kli­ma­an­la­ge, an der Ab­gas­an­la­ge so­wie an der An­ten­ne, in­des­sen nicht hin­sicht­lich der im Zu­sam­men­hang mit dem ge­rüg­ten De­fekt an der Dros­sel­klap­pe so­wie dem be­män­gel­ten Rost an den Kot­flü­geln ver­folg­ten An­sprü­che an­ge­nom­men.

[28]   Bei den ein­zel­nen Scha­dens­er­satz­an­sprü­chen han­delt es sich hier aber des­halb nicht um je­weils ein­deu­tig ab­grenz­ba­re selbst­stän­di­ge Tei­le des Streitstoffs, weil sie sich an­hand des Be­ru­fungs­ur­teils nicht voll­stän­dig nach Grund und Hö­he von­ein­an­der tren­nen las­sen. Ge­gen­stand des Rechts­streits sind näm­lich nicht nur die je­weils gel­tend ge­mach­ten – den ein­zel­nen pro­zes­sua­len An­sprü­chen ein­deu­tig zu­zu­ord­nen­den – Män­gel­be­sei­ti­gungs­kos­ten, son­dern auch die vom Klä­ger be­gehr­te Er­stat­tung von Kos­ten für die sei­ner­seits vor­ge­richt­lich ver­an­lass­te Über­prü­fung des Fahr­zeugs durch Fach­leu­te. Die­se letzt­ge­nann­ten Kos­ten hat der Klä­ger mit ins­ge­samt 1.023,10 € be­zif­fert; sie sind ihm nach sei­nem Vor­brin­gen für die Un­ter­su­chung sämt­li­cher be­haup­te­ter Män­gel ent­stan­den, die Ge­gen­stand der Scha­dens­er­satz­kla­ge sind. Da das Be­ru­fungs­ge­richt ei­ne an­tei­li­ge Zu­ord­nung der Un­ter­su­chungs­kos­ten zu den ver­schie­de­nen Män­geln (bis­lang) nicht vor­ge­nom­men hat, er­gibt sich aus den Ur­teils­grün­den ei­ne Be­schrän­kung der Re­vi­si­ons­zu­las­sung auf ei­nen be­stimm­ten Teil der gel­tend ge­mach­ten Scha­dens­er­satz­an­sprü­che nicht mit der ge­bo­te­nen Klar­heit.

[29]   2. Die Re­vi­si­on hat in der Sa­che über­wie­gend Er­folg.

[30]   Mit der vom Be­ru­fungs­ge­richt ge­ge­be­nen Be­grün­dung kann ein Scha­dens­er­satz­an­spruch des Klä­gers nach § 437 Nr. 3 Fall 1, § 434 I 1, § 280 I BGB (Un­ter­su­chungs­kos­ten) be­zie­hungs­wei­se nach § 437 Nr. 3 Fall 1, § 434 I 1, §§ 280 I, III, 281 I 1 BGB (Män­gel­be­sei­ti­gungs­kos­ten) we­gen der ge­rüg­ten Män­gel an der Dros­sel­klap­pe in Hö­he von 3.236,16 €, an der Kli­ma­an­la­ge in Hö­he von 583,17 €, an der Ab­gas­an­la­ge in Hö­he von ins­ge­samt 3.544,74 € und an der An­ten­ne in Hö­he von 206,57 € ein­schließ­lich der vom Klä­ger gel­tend ge­mach­ten Un­ter­su­chungs­kos­ten in Hö­he von ins­ge­samt 1.023,10 €, je­weils nebst Zin­sen, nicht ver­neint wer­den.

[31]   Rechts­feh­ler­haft hat das Be­ru­fungs­ge­richt das Vor­lie­gen ei­nes Ver­brauchs­gü­ter­kaufs (§ 474 I 1 BGB) – un­ter der un­zu­tref­fen­den An­nah­me, bei der Prü­fung die­ser Fra­ge sei im Streit­fall die Ver­mu­tungs­re­gel des § 344 I HGB an­zu­wen­den – ver­neint und des­halb an­ge­nom­men, dass dem Klä­ger die Be­weis­last­um­kehr des § 476 BGB in der ge­mäß Art. 229 § 39 EGBGB an­wend­ba­ren bis zum 31.12.2017 gel­ten­den Fas­sung (nach­fol­gend: a.F.; nun­mehr – wort­gleich – § 477 BGB) nicht zu­gu­te­kom­men kön­ne. In­fol­ge die­ses Rechts­feh­lers hat das Be­ru­fungs­ge­richt die er­for­der­li­chen Fest­stel­lun­gen nicht ge­trof­fen, um ab­schlie­ßend be­ur­tei­len zu kön­nen, ob und ge­ge­be­nen­falls in wel­cher Hö­he dem Klä­ger we­gen der ge­nann­ten be­haup­te­ten Män­gel ein Scha­dens­er­satz­an­spruch ein­schließ­lich (an­tei­li­ger) Un­ter­su­chungs­kos­ten zu­steht.

[32]   Nur so­weit der Klä­ger ei­nen Scha­dens­er­satz­an­spruch we­gen des ge­rüg­ten Man­gels in Form von Rost an den Kot­flü­geln in Hö­he von 936,60 € nebst Zin­sen ver­folgt, ist die Kla­ge­ab­wei­sung zu Recht er­folgt. Auf die­sen An­spruch hat sich die rechts­feh­ler­haf­te Ver­nei­nung ei­nes Ver­brauchs­gü­ter­kaufs nicht aus­ge­wirkt.

[33]   a) Die Be­ur­tei­lung des Be­ru­fungs­ge­richts, dem Klä­ger stün­den nach § 437 Nr.; 3 Fall; 1, §; 434; I; 1, §§ 280 I, III, 281; I; 1 BGB Scha­dens­er­satz­an­sprü­che we­gen der ge­rüg­ten Män­gel an der Dros­sel­klap­pe, an der Kli­ma­an­la­ge, an der Ab­gas­an­la­ge und an der An­ten­ne ein­schließ­lich ei­nes An­spruchs auf Er­stat­tung der dem Klä­ger ent­stan­de­nen Un­ter­su­chungs­kos­ten nicht zu, be­ruht auf ent­schei­dungs­er­heb­li­chen Rechts­feh­lern. Mit der vom Be­ru­fungs­ge­richt ge­ge­be­nen Be­grün­dung kann das je­wei­li­ge Vor­lie­gen ei­nes Sach­man­gels an den ge­nann­ten Bau­tei­len des Fahr­zeugs zum Zeit­punkt des Ge­fahr­über­gangs nicht ver­neint wer­den.

[34]   aa) Frei von re­vi­si­ons­recht­lich be­acht­li­chen Rechts­feh­lern ist das Be­ru­fungs­ge­richt al­ler­dings zu dem Er­geb­nis ge­langt, die Par­tei­en hät­ten mit Blick auf die in der An­zei­ge auf der On­line­platt­form „mobile.​de“ ent­hal­te­ne Be­schrei­bung „tech­nisch und op­tisch ist das Fahr­zeug in ei­nem gu­ten Zu­stand“ un­ter Be­rück­sich­ti­gung des dem Klä­ger vor Ver­trags­schluss be­kannt ge­ge­be­nen DE­KRA Sie­gel-Be­richts ei­ne Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung (§ 434 I 1 BGB) da­hin ge­hend ge­trof­fen, dass das Fahr­zeug zwar Durch­ros­tun­gen oder sons­ti­ge grö­ße­re Män­gel nicht auf­wei­se, je­doch nicht et­wa frei von al­ters- und nut­zungs­be­ding­ten Ver­schleiß­schä­den sei. Auch die Re­vi­si­on be­an­stan­det die­se Ver­trags­aus­le­gung nicht.

[35]   (1) An das Vor­lie­gen ei­ner Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung nach § 434 I 1 BGB sind stren­ge An­for­de­run­gen zu stel­len. Ei­ne sol­che Ver­ein­ba­rung kommt un­ter der Gel­tung des neu­en Schuld­rechts nicht mehr im Zwei­fel, son­dern nur noch in ein­deu­ti­gen Fäl­len in Be­tracht (st. Rspr.; zu­letzt Se­nat, Urt. v. 21.07.2021 – VI­II ZR 254/20, NJW 2021, 2958 Rn. 61, zur Ver­öf­fent­li­chung in BGHZ vor­ge­se­hen; Urt. v. 18.10.2017 – VI­II ZR 32/16, NJW 2018, 150 Rn. 16; Urt. v. 27.09.2017 – VI­II ZR 271/16, NJW 2018, 146 Rn. 18; je­weils m. w. Nachw.). Ob da­nach im Ein­zel­fall ei­ne Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung zu be­ja­hen ist, ist ei­ne Fra­ge der in ers­ter Li­nie dem Tatrich­ter ob­lie­gen­den Ver­trags­aus­le­gung (Se­nat, Urt. v. 29.06.2016 – VI­II ZR 191/15, NJW 2016, 3015 Rn. 18; Urt v. 26.04.2017 – VI­II ZR 80/16, NJW 2017, 2817 Rn. 13; Urt. v. 27.09.2017 – VI­II ZR 271/16, NJW 2018, 146 Rn. 18). Das be­trifft auch die Fra­ge, ob die Par­tei­en die in ei­ner In­ter­net­an­zei­ge ent­hal­te­nen An­ga­ben zu der Kauf­sa­che – die für sich be­trach­tet als öf­fent­li­che Äu­ße­rung über Ei­gen­schaf­ten der Kauf­sa­che i. S. von § 434 I 3 BGB gel­ten, wel­che das Ge­setz zu der ge­wöhn­li­chen Be­schaf­fen­heit nach § 434 I 2 Nr. 2 BGB zählt (vgl. Se­nat, Urt. v. 27.09.2017 – VI­II ZR 271/16, NJW 2018, 146 Rn. 24 ff.) – (still­schwei­gend) in den Ver­trag ein­be­zo­gen und auf die­se Wei­se zum In­halt ei­ner Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung ge­macht ha­ben (vgl. Se­nat, Urt. v. 27.09.2017 – VI­II ZR 271/16, NJW 2018, 146 Rn. 18 f.). Da­bei ist die tatrich­ter­li­che Aus­le­gung von – hier vor­lie­gen­den – In­di­vi­dua­l­er­klä­run­gen (§§ 133, 157 BGB) vom Re­vi­si­ons­ge­richt nur ein­ge­schränkt dar­auf­hin über­prüf­bar, ob ge­setz­li­che oder all­ge­mein an­er­kann­te Aus­le­gungs­re­geln, die Denk­ge­set­ze oder all­ge­mei­ne Er­fah­rungs­sät­ze ver­letzt sind, we­sent­li­cher Aus­le­gungs­stoff au­ßer Acht ge­las­sen wor­den ist oder die Aus­le­gung auf mit der Re­vi­si­on ge­rüg­ten Ver­fah­rens­feh­lern be­ruht (st. Rspr.; zu­letzt Se­nat, Urt. v. 13.01.2021 – VI­II ZR 66/19, NJW-RR 2021, 329 Rn. 29; Urt. v. 28.04.2021 – VI­II ZR 6/19, NZM 2021, 597 Rn. 22; je­weils m. w. Nachw.).

[36]   (2) Ge­mes­sen an die­sen Grund­sät­zen be­geg­net die An­nah­me des Be­ru­fungs­ge­richts aus re­vi­si­ons­recht­li­cher Sicht kei­nen Be­den­ken, auf­grund der An­ga­ben in der In­ter­net­an­zei­ge und in dem „DE­KRA Sie­gel“-Be­richt sei ei­ne Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung da­hin zu­stan­de ge­kom­men, dass das Fahr­zeug zwar Durch­ros­tun­gen oder an­de­re grö­ße­re Män­gel nicht auf­wei­se, aber nicht frei von al­ters- und nut­zungs­be­ding­ten Ver­schleiß­er­schei­nun­gen sei.

[37]   (a) Nach den ver­fah­rens­feh­ler­frei ge­trof­fe­nen und von der Re­vi­si­on nicht an­ge­grif­fe­nen Fest­stel­lun­gen des Be­ru­fungs­ge­richts wur­de dem Klä­ger vor dem Kauf­ver­trags­ab­schluss ein „DE­KRA Sie­gel“-Be­richt über das Fahr­zeug über­mit­telt und ent­hält die Kauf­ver­trags­ur­kun­de ei­nen Hin­weis dar­auf, dass der Klä­ger die­sen Be­richt ge­le­sen ha­be und sich des Zu­stands des Fahr­zeugs an­hand der dor­ti­gen Be­schrei­bung be­wusst sei. In An­be­tracht des Um­stands, dass der dem Klä­ger bei Ver­trags­schluss be­kann­te und im Kauf­ver­trag er­wähn­te „DE­KRA Sie­gel“-Be­richt nach den Fest­stel­lun­gen des Be­ru­fungs­ge­richts die An­ga­ben in der In­ter­net­an­zei­ge (tech­nisch und op­tisch gu­ter Zu­stand) nicht voll­stän­dig be­stä­tigt, son­dern deut­li­che Ge­brauchs­spu­ren, vor al­lem Kor­ro­si­ons­an­sät­ze, auf­führt, ist die Aus­le­gung des Kauf­ver­trags durch das Be­ru­fungs­ge­richt da­hin ge­hend, dass die Par­tei­en (still­schwei­gend) das Vor­han­den­sein al­ter­s­ent­spre­chen­den Ver­schlei­ßes ver­ein­ba­rungs­ge­mäß als ver­trags­ge­recht an­ge­se­hen ha­ben, aus re­vi­si­ons­recht­li­cher Sicht un­be­denk­lich.

[38]   (b) Dass das Be­ru­fungs­ge­richt in­so­weit von ei­ner Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung aus­ge­gan­gen ist, wo­nach die Haf­tung – nicht nur für die kon­kret im „DE­KRA Sie­gel“-Be­richt auf­ge­führ­ten Ge­brauchs­spu­ren, son­dern ver­all­ge­mei­nernd – für je­de „nor­ma­le" Ver­schleiß­er­schei­nung aus­ge­schlos­sen ist, ist auch un­ter der Prä­mis­se nicht zu be­an­stan­den, dass es sich vor­lie­gend an­ders als vom Be­ru­fungs­ge­richt an­ge­nom­men – wie un­ten noch auf­zu­zei­gen sein wird – um ei­nen Ver­brauchs­gü­ter­kauf han­delt.

[39]   Denn ei­ne Un­wirk­sam­keit der Ver­ein­ba­rung nach der beim Ver­brauchs­gü­ter­kauf zu be­ach­ten­den Vor­schrift des § 475 I BGB in der ge­mäß Art. 229 § 39 EGBGB an­wend­ba­ren bis zum 31.12.2017 gel­ten­den Fas­sung (nach­fol­gend: a.F.; nun­mehr – wort­gleich – § 476 I BGB), wo­nach der Un­ter­neh­mer sich auf ei­ne zum Nach­teil des Ver­brau­chers von § 434 BGB ab­wei­chen­de Ver­ein­ba­rung in der Re­gel nicht be­ru­fen kann, schei­det hier schon des­halb aus, weil die ge­nann­te Ver­ein­ba­rung ei­ne Un­ter­schrei­tung des ge­setz­li­chen Stan­dards nach § 434 I 2 BGB nicht ent­hält. Ein bei Ge­fahr­über­gang vor­lie­gen­der, dem Al­ter, der Lauf­leis­tung und der Qua­li­täts­stu­fe ent­spre­chen­der, ge­wöhn­li­cher Ver­schleiß ei­nes für den Stra­ßen­ver­kehr zu­ge­las­se­nen Kraft­fahr­zeugs be­grün­det näm­lich in der Re­gel nicht ei­nen Sach­man­gel nach § 434 I 2 Nr. 1, Nr. 2 BGB (st. Rspr.; zu­letzt Urt. v. 09.09.2020 – VI­II ZR 150/18, NJW 2021, 151 Rn. 21 ff. m. w. Nachw.).

[40]   (c) Schließ­lich lässt die Aus­le­gung des Be­ru­fungs­ge­richts da­hin ge­hend, die eben­falls (aus­schließ­lich) in der In­ter­net­an­zei­ge ent­hal­te­nen An­ga­ben zum Fahr­zeug in Form von „Samm­l­er­zu­stand“ und „na­he­zu per­fek­ter Zu­stand“ recht­fer­tig­ten nicht die An­nah­me, die Par­tei­en hät­ten ei­ne hö­her­wer­ti­ge Be­schaf­fen­heit als vom Be­ru­fungs­ge­richt zu­grun­de ge­legt ver­ein­bart, Rechts­feh­ler nicht er­ken­nen. Die tatrich­ter­li­che Be­ur­tei­lung, die­se An­ga­ben lie­ßen be­reits ei­nen aus­sa­ge­kräf­ti­gen In­halt ver­mis­sen und sei­en im Üb­ri­gen im Lich­te der im „DE­KRA Sie­gel“-Be­richt an­ge­führ­ten, nicht nur ge­ring­fü­gi­gen Ge­brauchs­spu­ren zu be­wer­ten, ist nicht zu be­an­stan­den.

[41]   bb) Rechts­feh­ler­haft ist in­des die Be­grün­dung, mit der das Be­ru­fungs­ge­richt zu der An­nah­me ge­langt ist, der Klä­ger ha­be den Nach­weis nicht ge­führt, dass das Fahr­zeug bei Ge­fahr­über­gang die ver­ein­bar­te Be­schaf­fen­heit (kei­ne Durch­ros­tun­gen oder an­de­re grö­ße­ren Män­gel) we­gen der be­haup­te­ten De­fek­te an der Dros­sel­klap­pe, an der Kli­ma­an­la­ge, an der Ab­gas­an­la­ge und an der An­ten­ne nicht auf­ge­wie­sen ha­be. Das Be­ru­fungs­ge­richt hat in­fol­ge sei­ner un­zu­tref­fen­den Auf­fas­sung, ei­ne er­folg­rei­che Be­ru­fung auf die den Nach­weis ei­nes Sach­man­gels bei Ge­fahr­über­gang er­leich­tern­de Vor­schrift des § 476 BGB a.F. sei dem Klä­ger ver­wehrt, weil er die ge­mäß § 344 I HGB für ein Un­ter­neh­mer­ge­schäft spre­chen­de Ver­mu­tung nicht wi­der­legt ha­be und des­halb von ei­nem Ver­brauchs­gü­ter­kauf nicht aus­ge­gan­gen wer­den kön­ne, über­höh­te An­for­de­run­gen an den vom Klä­ger zu er­brin­gen­den Be­weis ge­stellt.

[42]   Ent­ge­gen der Auf­fas­sung des Be­ru­fungs­ge­richts ist die Ver­mu­tungs­re­gel des § 344 I HGB nicht an­zu­wen­den, wenn im Rah­men der Prü­fung, ob ein Ver­brauchs­gü­ter­kauf (§ 474 I BGB) vor­liegt, zu be­ur­tei­len ist, ob das rechts­ge­schäft­li­che Han­deln ei­nes Ein­zel­kauf­manns sei­ner pri­va­ten oder sei­ner ge­schäft­li­chen Sphä­re zu­zu­ord­nen ist. Rich­ti­ger­wei­se liegt hier des­halb – trotz nach der Wür­di­gung des Be­ru­fungs­ge­richts ver­blei­ben­der Zwei­fel am Vor­lie­gen ei­nes Pri­vat­ge­schäfts – ein Ver­brauchs­gü­ter­kauf vor mit der Fol­ge, dass der An­wen­dungs­be­reich des § 476 BGB a.F. er­öff­net ist (nach­fol­gend un­ter (1)). Vor die­sem Hin­ter­grund ist es nach den bis­her vom Be­ru­fungs­ge­richt ge­trof­fe­nen Fest­stel­lun­gen nicht aus­ge­schlos­sen, dass an den ge­nann­ten Fahr­zeug­bau­tei­len (je­weils) ein be­reits bei Ge­fahr­über­gang vor­han­de­ner Sach­man­gel vor­liegt (nach­fol­gend un­ter (2)).

[43]   (1) Aus­ge­hend von den un­an­ge­grif­fe­nen tat­säch­li­chen Fest­stel­lun­gen des Be­ru­fungs­ge­richts liegt hier ein Ver­brauchs­gü­ter­kauf vor.

[44]   Ge­mäß § 474 I BGB ist ein Ver­brauchs­gü­ter­kauf ge­ge­ben, wenn ein Ver­brau­cher i. S. des § 13 BGB von ei­nem Un­ter­neh­mer i. S. des § 14 BGB ei­ne be­weg­li­che Sa­che kauft. Dass die Be­klag­te, ei­ne ge­werb­li­che Au­to­händ­le­rin, das Fahr­zeug als Un­ter­neh­me­rin i. S. des § 14 I BGB an den Klä­ger ver­äu­ßert hat, steht au­ßer Fra­ge. Ent­ge­gen der Auf­fas­sung des Be­ru­fungs­ge­richts ist auf der Grund­la­ge der von ihm ge­trof­fe­nen Fest­stel­lun­gen auch da­von aus­zu­ge­hen, dass der Klä­ger das Fahr­zeug als Ver­brau­cher er­wor­ben hat.

[45]   (a) Nach § 13 BGB in der ge­mäß Art. 229 § 32 I EGBGB an­wend­ba­ren bis zum 12.06.2014 gel­ten­den Fas­sung (nach­fol­gend: a.F.) ist Ver­brau­cher je­de na­tür­li­che Per­son, die ein Rechts­ge­schäft zu ei­nem Zweck ab­schließt, der we­der ih­rer ge­werb­li­chen noch ih­rer selbst­stän­di­gen be­ruf­li­chen Tä­tig­keit zu­ge­rech­net wer­den kann. Dem­ge­gen­über ist Un­ter­neh­mer nach der Le­gal­de­fi­ni­ti­on des § 14 I BGB ei­ne na­tür­li­che oder ju­ris­ti­sche Per­son oder ei­ne rechts­fä­hi­ge Per­so­nen­ge­sell­schaft, die bei Ab­schluss ei­nes Rechts­ge­schäfts in Aus­übung ih­rer ge­werb­li­chen oder selbst­stän­di­gen be­ruf­li­chen Tä­tig­keit han­delt.

[46]   (aa) Für die Ab­gren­zung zwi­schen Ver­brau­cher- und Un­ter­neh­mer­han­deln ist grund­sätz­lich die ob­jek­tiv zu be­stim­men­de Zweck­rich­tung des Rechts­ge­schäfts ent­schei­dend. Da­bei kommt es maß­geb­lich auf die je­wei­li­gen Um­stän­de des Ein­zel­falls, ins­be­son­de­re auf das Ver­hal­ten der Par­tei­en bei Ver­trags­schluss an (st. Rspr.; vgl. Se­nat, Urt. v. 27.09.2017 – VI­II ZR 271/16, NJW 2018, 146 Rn. 41; Urt. v. 07.04.2021 – VI­II ZR 49/19, NJW 2021, 2281 Rn. 75; Urt. v. 07.04.2021 – VI­II ZR 191/19, NJW 2021, 2277 Rn. 16). Ei­ne Zu­rech­nung ent­ge­gen dem mit dem rechts­ge­schäft­li­chen Han­deln ob­jek­tiv ver­folg­ten Zweck kommt nur in Be­tracht, wenn die dem Ver­trags­part­ner er­kenn­ba­ren Um­stän­de ein­deu­tig und zwei­fels­frei dar­auf hin­wei­sen, dass die na­tür­li­che Per­son in Ver­fol­gung ih­rer ge­werb­li­chen oder selbst­stän­di­gen be­ruf­li­chen Tä­tig­keit han­delt (Se­nat, Urt. v. 30.09.2009 – VI­II ZR 7/09, NJW 2009, 3780 Rn. 10 f.; Urt. v. 13.03.2013 – VI­II ZR 186/12, NJW 2013, 2107 Rn. 18; Urt. v. 07.04.2021 – VI­II ZR 49/19, NJW 2021, 2281 Rn. 84; Urt. v. 07.04.2021 – VI­II ZR 191/19, NJW 2021, 2277 Rn. 18).

[47]   Nach all­ge­mei­nen zi­vil­pro­zes­sua­len Grund­sät­zen trägt zwar der­je­ni­ge, der sich auf den Tat­be­stand ei­ner ihm güns­ti­gen Ver­brau­cher­schutz­vor­schrift (hier: § 476 BGB a.F.) be­ruft, die Dar­le­gungs- und Be­weis­last für das Vor­lie­gen der be­tref­fen­den Vor­aus­set­zun­gen und da­mit auch da­für, dass er den Ab­schluss des Rechts­ge­schäfts als Ver­brau­cher – das heißt für ob­jek­tiv pri­va­te Zwe­cke – ge­tä­tigt hat (vgl. hier­zu Se­nat, Urt. v. 11.07.2007 – VI­II ZR 110/06, NJW 2007, 2619 Rn. 13; Urt. v. 07.04.2021 – VI­II ZR 49/19, NJW 2021, 2281 Rn. 90; Urt. v. 07.04.2021 – VI­II ZR 191/19, NJW 2021, 2277 Rn. 18). Auf­grund der ne­ga­ti­ven For­mu­lie­rung des zwei­ten Halb­sat­zes des § 13 BGB a.F. ist das rechts­ge­schäft­li­che Han­deln ei­ner na­tür­li­chen Per­son je­doch grund­sätz­lich als Ver­brau­cher­han­deln an­zu­se­hen und ge­hen in­so­weit ver­blei­ben­de Zwei­fel nicht zu­las­ten des Ver­brau­chers (vgl. Se­nat, Urt. v. 30.09.2009 – VI­II ZR 7/09, NJW 2009, 3780 Rn. 10 f.; Urt. v. 07.04.2021 – VI­II ZR 49/19, NJW 2021, 2281 Rn. 94; Urt. v. 07.04.2021 – VI­II ZR 191/19, NJW 2021, 2277 Rn. 18).

[48]   (bb) Die­se Grund­sät­ze fin­den ent­ge­gen der Auf­fas­sung des Be­ru­fungs­ge­richts un­ein­ge­schränkt auch dann An­wen­dung, wenn die rechts­ge­schäft­lich han­deln­de na­tür­li­che Per­son ein Ein­zel­kauf­mann im Sin­ne des Han­dels­ge­setz­buchs ist. Die Ver­mu­tung des § 344 I HGB, wo­nach die von ei­nem Kauf­mann vor­ge­nom­me­nen Rechts­ge­schäf­te im Zwei­fel als zum Be­trieb sei­nes Han­dels­ge­wer­bes ge­hö­rig gel­ten, fin­det in die­sem Zu­sam­men­hang kei­ne An­wen­dung.

[49]   (aaa) Den Vor­schrif­ten der §§ 13, 14 BGB kommt nach dem in Er­fül­lung eu­ro­päi­scher Vor­ga­ben zum Ver­brau­cher­schutz ent­wi­ckel­ten ge­setz­ge­be­ri­schen Kon­zept un­ter an­de­rem die Funk­ti­on zu, die Vor­aus­set­zun­gen für das Ein­grei­fen der an ver­schie­de­nen Stel­len im Bür­ger­li­chen Ge­setz­buch ver­an­ker­ten ver­brau­cher­schüt­zen­den Nor­men, et­wa – wie hier – beim Ver­brauchs­gü­ter­kauf (§§ 474 ff. BGB) oder beim Ver­brau­cher­dar­le­hens­ver­trag (§§ 491 ff. BGB), ein­heit­lich zu be­stim­men (vgl. BT-Drs. 14/6040, S. 79). Sie tref­fen zu die­sem Zweck in Be­zug auf die uni­ons­recht­lich ge­präg­te Ab­gren­zung zwi­schen Ver­brau­cher- und Un­ter­neh­mer­han­deln (vgl. Art. 2 lit. b und c der Richt­li­nie 93/13/EWG [Richt­li­nie über miss­bräuch­li­che Klau­seln in Ver­brau­cher­ver­trä­gen]; Art. 1 II lit. a und c der Richt­li­nie 1999/44/EG [Ver­brauchs­gü­terkauf­richt­li­nie]; BT-Drs. 14/6040, S. 242 f.) ei­ne ei­gen­stän­di­ge Re­ge­lung, die der Ein­ord­nung des rechts­ge­schäft­li­chen Han­delns ei­ner na­tür­li­chen Per­son dient, die ei­ne ge­werb­li­che oder selbst­stän­di­ge (ne­ben-)be­ruf­li­che Tä­tig­keit aus­übt, mit­hin nach die­sen Be­stim­mun­gen grund­sätz­lich so­wohl Ver­brau­cher als auch Un­ter­neh­mer sein kann. Da­bei kommt der – für das Ein­grei­fen ei­ner ihr güns­ti­gen Ver­brau­cher­schutz­norm re­gel­mä­ßig be­weis­be­las­te­ten – Pro­zess­par­tei (al­lein) in­so­fern ei­ne Er­leich­te­rung zu, als sich – wie oben auf­ge­zeigt – aus der Ne­ga­tiv­for­mu­lie­rung im zwei­ten Halb­satz des § 13 BGB ei­ne Ver­mu­tung zu­guns­ten des Ver­brau­cher­han­delns er­gibt.

[50]   (bbb) Für ei­ne (er­gän­zen­de) Her­an­zie­hung des § 344 I HGB, des­sen Re­ge­lungs­ziel al­lein der han­dels­recht­lich ge­bo­te­ne Ver­trau­ens- und nicht der Ver­brau­cher­schutz ist (vgl. Se­nat, Urt. v. 18.10.2017 – VI­II ZR 32/16, NJW 2018, 150 Rn. 37 m. w. Nachw.), be­steht da­ne­ben – je­den­falls so­fern es um die ver­brau­cher­recht­li­che Ein­ord­nung des rechts­ge­schäft­li­chen Han­delns ei­ner na­tür­li­chen Per­son geht – kein Raum.

[51]   (α) Steht – wie im Streit­fall – die Ver­brau­che­r­ei­gen­schaft des­je­ni­gen, der das Vor­lie­gen ei­nes Ver­brau­cher­ge­schäfts für sich in An­spruch nimmt, im Streit, ist die An­wen­dung des § 344 I HGB mit der in § 13 BGB a.F. zum Aus­druck kom­men­den ge­setz­ge­be­ri­schen Wer­tung ei­ner – zu­guns­ten des Ver­brau­chers mo­di­fi­zier­ten – Ver­tei­lung der Dar­le­gungs- und Be­weis­last nicht ver­ein­bar. Sie führ­te zu ei­ner die­ser Re­ge­lung so­wie den uni­ons­recht­li­chen Vor­ga­ben wi­der­spre­chen­den Ein­schrän­kung des Ver­brau­cher­schut­zes.

[52]   In die­ser Kon­stel­la­ti­on schei­det die An­wen­dung des § 344 I HGB des­halb schon nach den Grund­sät­zen der Nor­men­sys­te­ma­tik aus. Da­nach geht im Fall der Kol­li­si­on rang­glei­cher in­ner­staat­li­cher Nor­men grund­sätz­lich das jün­ge­re dem äl­te­ren Ge­setz vor, es sei denn, die äl­te­re Re­ge­lung ist spe­zi­el­ler als die jün­ge­re oder die Gel­tung des so­ge­nann­ten Lex-pos­te­ri­or-Grund­sat­zes wird ab­be­dun­gen (BVerfG, Beschl. v. 15.12.2015 – 2 BvL 1/12, BVerfGE 141, 1 Rn. 50; BGH, Urt. v. 17.05.2018 – III ZR 195/17, BGHZ 219, 1 Rn. 62; Beschl. v. 06.12.2018 – V ZB 94/16, BGHZ 220, 253 Rn. 26). Bei­de Aus­nah­men tref­fen auf das Ver­hält­nis des – mit dem Ge­setz über Fern­ab­satz­ver­trä­ge und an­de­re Fra­gen des Ver­brau­cher­rechts so­wie zur Um­stel­lung von Vor­schrif­ten auf Eu­ro (kurz: Fern­ab­satz­ge­setz) vom 27.06.2000 (BGBl. 2000 I, 897) in sei­ner ur­sprüng­li­chen Fas­sung ein­ge­führ­ten – § 13 BGB zu dem seit dem 01.01.1964 un­ver­än­dert gel­ten­den § 344 I HGB nicht zu. § 13 BGB ist die jün­ge­re und im Be­reich des hier ein­schlä­gi­gen Ver­brau­cher­rechts spe­zi­el­le­re Vor­schrift.

[53]   Über die­ses Er­geb­nis herrscht auch im Schrift­tum – wenn­gleich mit un­ter­schied­li­chen Be­grün­dun­gen – weit­ge­hend Ei­nig­keit (so MünchKomm-BGB/​Mick­litz, 9. Aufl., § 13 Rn. 78; Stau­din­ger/​Fritz­sche, BGB, Neu­be­arb. 2018, § 13 Rn. 46 und 67; Er­man/​Sa­en­ger, BGB, 16. Aufl., § 13 Rn. 17; Fest, in: Eben­roth/​Bou­jong/​Joost/​Strohn, HGB, 4. Aufl., § 344 Rn. 17 ff.; BeckOGK/​Be­urs­kens, Stand: 01.01.2020, § 344 HGB Rn. 31; ten­den­zi­ell eben­so Münch­Komm-HGB/​K. Schmidt, 4. Aufl., § 344 Rn. 17; Oet­ker/​Pamp, HGB, 7. Aufl., § 344 Rn. 7 a. E.; a. A. Münch­Komm-HGB/Maultzsch, 5. Aufl., § 344 Rn. 26). So­weit sich das Be­ru­fungs­ge­richt auf ei­ne ver­meint­lich ge­gen­tei­li­ge herr­schen­de Auf­fas­sung im Schrift­tum stützt, über­sieht es, dass sich die sei­ner­seits hier­für an­ge­führ­ten Fund­stel­len auf die Fra­ge der An­wend­bar­keit des § 344 I HGB im Rah­men der Prü­fung be­zie­hen, ob die auf Ver­käu­fer­sei­te an dem Rechts­ge­schäft be­tei­lig­te Per­son als Un­ter­neh­mer i. S. von § 14 I BGB ge­han­delt hat.

[54]   (β) Aber auch wenn es um die Fest­stel­lung der Un­ter­neh­mer­ei­gen­schaft ei­ner auf der Ver­käu­fer­sei­te han­deln­den na­tür­li­chen Per­son nach § 14 I BGB geht, führt ei­ne Her­an­zie­hung des § 344 I HGB zu ei­ner in §§ 13, 14 BGB nicht vor­ge­se­he­nen Ver­la­ge­rung der Be­weis­last zum Nach­teil des (kauf­män­ni­schen) Un­ter­neh­mers.

[55]   Dem­ge­mäß hat der Se­nat für den Fall, dass die Un­ter­neh­mer­ei­gen­schaft ei­ner auf Ver­käu­fer­sei­te han­deln­den frei­be­ruf­lich tä­ti­gen (na­tür­li­chen) Per­son im Streit steht, be­reits ent­schie­den, dass ei­ne Ver­mu­tung da­für, al­le Rechts­ge­schäf­te ei­nes Un­ter­neh­mers sei­en "im Zwei­fel" sei­nem ge­schäft­li­chen Be­reich zu­zu­ord­nen, nicht be­steht und ein ent­spre­chen­der all­ge­mei­ner, auf al­le selbst­stän­dig Er­werbs­tä­ti­gen an­zu­wen­den­der Rechts­ge­dan­ke der Vor­schrift des § 344 I HGB nicht zu ent­neh­men ist, weil die auf Ver­brau­cher­schutz aus­ge­rich­te­ten Be­stim­mun­gen in §§ 13, 14 BGB ein an­de­res Re­ge­lungs­ziel ver­fol­gen als der auf Pu­bli­zi­tät und Ver­trau­ens­schutz ge­rich­te­te § 344 HGB (Se­nat, Urt. v. 18.10.2017 – VI­II ZR 32/16, NJW 2018, 150 Rn. 37 ff.; Urt. v. 07.04.2021 – VI­II ZR 49/19, NJW 2021, 2281 Rn. 86).

[56]   (γ) Die ver­schie­de­nen Re­ge­lungs­zie­le des uni­ons­recht­lich ge­präg­ten Ver­brau­cher­rechts ei­ner­seits und des auf den nach deut­schem Han­dels­recht ge­bo­te­nen Ver­trau­ens­schutz aus­ge­rich­te­ten § 344 I HGB an­de­rer­seits ver­bie­ten ei­ne Ver­schrän­kung die­ser Re­ge­lungs­be­rei­che aber auch dann, wenn in­fra­ge steht, ob ein Ein­zel­kauf­mann im Sin­ne des Han­dels­ge­setz­buchs auf Ver­käu­fer­sei­te in Aus­übung sei­ner kauf­män­ni­schen Tä­tig­keit ge­han­delt hat (so – je­den­falls i. E. – auch Stau­din­ger/​Fritz­sche, a. a. O., § 14 Rn. 87; Er­man/​Sa­en­ger, a. a. O., § 14 Rn. 17; MünchKomm-BGB/​Mick­litz, a. a. O., § 14 Rn.  34 f.; a. A. BeckOGK/​Alex­an­der, Stand: 01.07.2021, § 14 Rn. 230; Be­ckOK-HGB​/Leh­mann-Rich­ter, Stand: 15.07.2021, § 344 Rn. 5; Fest, in: Eben­roth/​Bou­jong/​Joost/​Strohn, a. a. O., § 344 Rn. 20).

[57]   Die­ser Sicht­wei­se steht die vom Be­ru­fungs­ge­richt zur Be­grün­dung sei­ner ge­gen­tei­li­gen Auf­fas­sung her­an­ge­zo­ge­ne Se­nats­ent­schei­dung (Urt. v. 13.07.2011 – VI­II ZR 215/10, NJW 2011, 3435), auf die sich auch das zur Ge­gen­an­sicht be­nann­te Schrift­tum be­ruft, nicht ent­ge­gen. Je­ner Ent­schei­dung lag ein Fall zu­grun­de, in dem auf der Ver­käu­fer­sei­te ei­ne Ge­sell­schaft mit be­schränk­ter Haf­tung (GmbH, als Form­kauf­mann ge­mäß § 6 I HGB, § 13 III Gmb­HG) an dem Rechts­ge­schäft be­tei­ligt war. Le­dig­lich für die­sen Fall hat der Se­nat an­ge­nom­men, dass ge­mäß § 344 I HGB auch der Ver­kauf be­weg­li­cher Sa­chen durch die­se im Zwei­fel zum Be­trieb ih­res Han­dels­ge­wer­bes ge­hört und da­mit – auch wenn es sich um ein bran­chen­frem­des Ne­ben­ge­schäft han­delt – un­ter die Be­stim­mun­gen der §§ 474 ff. BGB fällt, so­fern die ge­setz­li­che Ver­mu­tung des § 344 I HGB nicht wi­der­legt ist (Urt. v. 13.07.2011 – VI­II ZR 215/10, NJW 2011, 3435 Rn. 19; vgl. auch Se­nat, Urt. v. 18.10.2017 – VI­II ZR 32/16, NJW 2018, 150 Rn. 37; eben­so für den Ver­brau­cher­dar­le­hens­ver­trag BGH, Urt. v. 09.12.2008 – XI ZR 513/07, BGHZ 179, 126 Rn. 22 [GmbH als Dar­le­hens­ge­ber]). Die Er­wä­gun­gen aus je­ner Ent­schei­dung sind auf den Fall, dass es – wie hier – um die Ein­ord­nung des rechts­ge­schäft­li­chen Han­delns ei­nes Ein­zel­kauf­manns geht, schon des­halb nicht über­trag­bar, weil sich in der dor­ti­gen Kon­stel­la­ti­on – da ei­ne Ge­sell­schaft mit be­schränk­ter Haf­tung als ju­ris­ti­sche Per­son nicht Ver­brau­cher i. S. des § 13 BGB sein kann – nicht die Fra­ge der Ab­gren­zung zwi­schen Ver­brau­cher- und Un­ter­neh­mer­han­deln ge­stellt hat und so­mit das auf­ge­zeig­te – auf­ein­an­der ab­ge­stimm­te – Zu­sam­men­spiel zwi­schen § 13 BGB (a.F.) ei­ner­seits und § 14 I BGB an­de­rer­seits nicht be­trof­fen war. Im dor­ti­gen Fall ging es – eben­so wie in dem vom XI. Zi­vil­se­nat des BGH mit Ur­teil vom 09.12.2008 ent­schie­de­nen Fall (XI ZR 513/07, BGHZ 179, 126) – viel­mehr im Kern al­lein um die an­ders ge­la­ger­te, von bei­den Se­na­ten be­jah­te Fra­ge, ob ei­ne Ge­sell­schaft mit be­schränk­ter Haf­tung auch beim Ab­schluss bran­chen­frem­der Rechts­ge­schäf­te in Aus­übung ih­rer ge­werb­li­chen oder selbst­stän­di­gen be­ruf­li­chen Tä­tig­keit i. S. von § 14 I BGB han­delt.

[58]   Ei­ne Vor­la­ge an den EuGH (im Fol­gen­den: Ge­richts­hof) nach Art. 267 AEUV – wie von der Re­vi­si­ons­er­wi­de­rung in der münd­li­chen Ver­hand­lung vor dem Se­nat an­ge­regt – ist in die­sem Zu­sam­men­hang nicht ver­an­lasst, weil die Aus­le­gung von Uni­ons­recht hier nicht in­fra­ge steht. Die Re­vi­si­ons­er­wi­de­rung hat zur Be­grün­dung ih­rer An­re­gung selbst aus­ge­führt, das Uni­ons­recht las­se – was für sich ge­se­hen zu­trifft – nä­he­re Vor­ga­ben für die De­fi­ni­ti­on des Un­ter­neh­mer­be­griffs ver­mis­sen. Das be­deu­tet, dass es im Zu­ge der Aus­le­gung des Un­ter­neh­mer­be­griffs nach na­tio­na­lem Recht ei­ner Her­an­zie­hung des Uni­ons­rechts und so­mit auch ei­ner Aus­le­gung je­nes Rechts nicht be­darf.

[59]   (b) Da­nach ist im Streit­fall da­von aus­zu­ge­hen, dass der Klä­ger das Fahr­zeug als Ver­brau­cher er­wor­ben hat mit der Fol­ge, dass der An­wen­dungs­be­reich des § 476 BGB a.F. er­öff­net ist.

[60]   Denn nach der für die Be­ja­hung der Ver­brau­che­r­ei­gen­schaft ge­mäß § 13 BGB auf­ge­zeig­ten Ver­tei­lung der Be­weis­last ist ent­ge­gen den – hilfs­wei­se für den Fall der Nicht­an­wend­bar­keit des § 344 I HGB an­ge­stell­ten – Er­wä­gun­gen des Be­ru­fungs­ge­richts zu­guns­ten des Klä­gers da­von aus­zu­ge­hen, dass er mit dem Kauf­ver­trag pri­va­te Zwe­cke ver­folgt, den 20 Jah­re al­ten Mer­ce­des-Benz 600 SEL näm­lich für sei­ne pri­va­te Samm­lung äl­te­rer und his­to­ri­scher Fahr­zeu­ge er­wor­ben und so­mit als Ver­brau­cher ge­han­delt hat.

[61]   (aa) Nach den in­so­weit nicht an­ge­grif­fe­nen Fest­stel­lun­gen des Be­ru­fungs­ge­richts be­ste­hen ge­mäß dem un­wi­der­spro­chen ge­blie­be­nen Vor­brin­gen des Klä­gers we­sent­li­che An­halts­punk­te für die Rich­tig­keit sei­ner Be­haup­tung, er ha­be das Fahr­zeug für sei­ne pri­va­te Samm­lung von äl­te­ren Fahr­zeu­gen er­wor­ben. So ist un­strei­tig, dass der Klä­ger pri­vat his­to­ri­sche be­zie­hungs­wei­se äl­te­re Fahr­zeu­ge sam­melt, dass er das Fahr­zeug ge­mäß der Ver­trags­ur­kun­de auf sei­nen – nicht mit dem Na­men sei­nes Ein­zel­un­ter­neh­mens über­ein­stim­men­den – bür­ger­li­chen Na­men so­wie un­ter An­ga­be sei­ner pri­va­ten An­schrift er­wor­ben und so­dann nicht et­wa auf sein Un­ter­neh­men, son­dern auf den Na­men sei­ner Mut­ter zu­ge­las­sen hat.

[62]   (bb) Dem hat die Be­klag­te ge­mäß den un­an­ge­grif­fe­nen tatrich­ter­li­chen Fest­stel­lun­gen le­dig­lich sol­che Um­stän­de ent­ge­gen­ge­setzt, die zwar ge­eig­net sein mö­gen, ge­wis­se Zwei­fel an dem (über­wie­gend) pri­va­ten Cha­rak­ter des Rechts­ge­schäfts aus­zu­lö­sen; die­se ge­hen nach der auf­ge­zeig­ten mo­di­fi­zier­ten Be­weis­last­ver­tei­lung im Rah­men der Fest­stel­lung der Ver­brau­che­r­ei­gen­schaft nach § 13 BGB a.F. je­doch nicht zu­las­ten des Klä­gers.

[63]   Der von der Be­klag­ten an­ge­führ­te Um­stand, dass der Klä­ger – un­strei­tig – die vor­ver­trag­li­che Kor­re­spon­denz über sei­ne ge­schäft­li­che E-Mail-Adres­se ge­führt hat, ver­mag an­ge­sichts der üb­ri­gen un­strei­ti­gen ver­trag­li­chen Be­ge­ben­hei­ten al­len­falls ge­rin­ge Zwei­fel dar­an zu we­cken, dass der Klä­ger mit dem Rechts­ge­schäft pri­va­te Zwe­cke ver­folgt hat.

[64]   Nichts an­de­res gilt im Er­geb­nis für die strei­ti­ge, un­ter Be­weis ge­stell­te Be­haup­tung der Be­klag­ten, der Klä­ger ha­be ih­rem Fah­rer bei der Über­ga­be des Fahr­zeugs mit­ge­teilt, dass er die­ses zur Ab­ho­lung sei­ner Kun­den vom Flug­ha­fen oder Bahn­hof ein­zu­set­zen ge­den­ke. Ab­ge­se­hen da­von, dass der Be­klag­ten die­ser Um­stand ge­ge­be­nen­falls erst nach Ver­trags­schluss be­kannt ge­wor­den wä­re, han­delt es sich auch hier­bei um ei­ne Be­ge­ben­heit, die – ih­re Rich­tig­keit un­ter­stellt – al­len­falls ge­eig­net wä­re, ge­wis­se Zwei­fel an dem (über­wie­gend) pri­va­ten Cha­rak­ter des Rechts­ge­schäfts auf­kom­men zu las­sen. Denn selbst wenn die ge­nann­te Be­haup­tung der Be­klag­ten zu­trä­fe, stün­den die­sen Zwei­feln die vom Be­ru­fungs­ge­richt fest­ge­stell­ten, für die Rich­tig­keit des Vor­trags des Klä­gers strei­ten­den Tat­sa­chen ent­ge­gen, die für ei­nen – zu­min­dest über­wie­gend – pri­va­ten Cha­rak­ter des Kauf­ver­trags spre­chen. Da­von ist das Be­ru­fungs­ge­richt – zu Recht – eben­falls aus­ge­gan­gen. Rechts­ir­rig hat es je­doch an­ge­nom­men, ver­b­le­ben­de Zwei­fel gin­gen zu­las­ten des Ver­brau­chers; es hat in­so­fern die von ihm an­ge­führ­te Se­nats­recht­spre­chung (Urt. v. 30.09.2009 – VI­II ZR 7/09, NJW 2009, 3780 Rn. 11), die das Ge­gen­teil be­sagt, of­fen­sicht­lich miss­ver­stan­den.

[65]   (2) Nach den vom Be­ru­fungs­ge­richt bis­her – auf­grund sei­ner ab­wei­chen­den Rechts­auf­fas­sung – ge­trof­fe­nen Fest­stel­lun­gen lässt sich nicht ab­schlie­ßend be­ur­tei­len, ob die Ver­mu­tung des – an sich an­wend­ba­ren – § 476 BGB a.F. dem Klä­ger tat­säch­lich zu­gu­te­kommt und die von ihm ge­rüg­ten De­fek­te an der Dros­sel­klap­pe, an der Kli­ma­an­la­ge, an der Ab­gas­an­la­ge in Form ei­ner Schad­haf­tig­keit des lin­ken Ka­ta­ly­sa­tors ei­ner­seits und ei­ner Durch­ros­tung am Aus­puff an­de­rer­seits so­wie an der An­ten­ne vor die­sem Hin­ter­grund ei­nen – bei Ge­fahr­über­gang vor­han­de­nen – Sach­man­gel be­grün­den.

[66]   (a) Das gilt zu­nächst für die vom Be­ru­fungs­ge­richt auf der Grund­la­ge des ein­ge­hol­ten Sach­ver­stän­di­gen­gut­ach­tens fest­ge­stell­te star­ke Durch­ros­tung am hin­te­ren Aus­puff­teil (zwi­schen den Rohr­ein­gän­gen des End­topfs), in der es – mit Blick auf die ge­trof­fe­ne Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung – rechts­feh­ler­frei und von den Par­tei­en nicht an­ge­grif­fen ei­ne Ab­wei­chung von der ge­schul­de­ten Be­schaf­fen­heit ge­se­hen hat. Das Ein­grei­fen der Ver­mu­tung des § 476 BGB a.F. zu­guns­ten des Klä­gers setzt vor­aus, dass die­se Ab­wei­chung von der Soll­be­schaf­fen­heit sich in­ner­halb von sechs Mo­na­ten nach Ge­fahr­über­gang ge­zeigt hat. Hier­zu hat das Be­ru­fungs­ge­richt – von sei­nem Stand­punkt aus fol­ge­rich­tig – bis­lang kei­ne Fest­stel­lun­gen ge­trof­fen.

[67]   Die Ver­mu­tung schei­det hier auch nicht et­wa we­gen ei­ner Un­ver­ein­bar­keit mit der Art des Man­gels (§ 476 Halb­satz 2 Fall 2 BGB a.F.) im Hin­blick auf Ver­schleiß­schä­den aus. Auf die­sen Aus­nah­me­tat­be­stand kann die Be­klag­te sich im Streit­fall je­den­falls des­halb nicht be­ru­fen, weil sie mit dem Klä­ger ei­ne Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung da­hin ge­hend ge­trof­fen hat, dass das Fahr­zeug frei von Durch­ros­tun­gen ist.

[68]   Ha­ben die Kauf­ver­trags­par­tei­en ei­ne Be­schaf­fen­heit ver­ein­bart, wo­nach stär­ke­rer Ver­schleiß (hier in Ge­stalt von Durch­ros­tun­gen) nicht vor­liegt, ist im Fall des Auf­tre­tens ent­spre­chen­der Ver­schleiß­er­schei­nun­gen in­ner­halb von sechs Mo­na­ten nach Ge­fahr­über­gang die Ver­mu­tung des § 476 Halb­satz 1 BGB a.F. nicht nach § 476 Halb­satz 2 Fall 2 BGB a.F. aus­ge­schlos­sen. Denn der – aus­weis­lich der Ge­set­zes­be­grün­dung die Grund­la­ge für die in § 476 BGB a.F. vor­ge­se­he­ne Be­weis­last­um­kehr bil­den­de (BT-Drs. 14/6040, S. 245) – Um­stand, dass der Un­ter­neh­mer in en­gem zeit­li­chen Zu­sam­men­hang mit der Über­ga­be über die im Ver­gleich zum Ver­brau­cher bes­se­ren Er­kennt­nis- und Be­weis­mög­lich­kei­ten ver­fügt, kommt auch bei ei­ner Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung über das Feh­len stär­ke­ren Ver­schlei­ßes zum Tra­gen, weil sich ein solch star­ker Ver­schleiß üb­li­che­wei­se nicht in­ner­halb von sechs Mo­na­ten nach Ge­fahr­über­gang ent­wi­ckelt.

[69]   Auf die in der Recht­spre­chung und im Schrift­tum um­strit­te­ne Fra­ge, ob Ver­schleiß­män­gel ih­rer Art nach un­ter den Ver­mu­tungs­aus­schluss nach § 476 Halb­satz 2 Fall 2 BGB a.F. fal­len (ver­nei­nend: OLG Ko­blenz, Urt. v. 19.04.2007 – 5 U 768/06, NJW 2007, 1828; ju­risPK-BGB/​Ball, Stand: 01.02.2020, § 477 Rn. 50; Be­ckOK-BGB/​Faust, Stand: 01.05.2021, § 477 Rn. 17; be­ja­hend: KG, Urt. v. 16.07.2004 – 25 U 17/04, ZGS 2005, 76; MünchKomm-BGB/​S. Lo­renz, 8. Aufl., § 477 Rn. 20; Hens­s­ler/​Graf von West­pha­len, Pra­xis der Schuld­rechts­re­form, 2. Aufl., § 476 Rn. 7), kommt es hier des­halb nicht an.

[70]   (b) Die Be­ur­tei­lung des Be­ru­fungs­ge­richts, die vom Klä­ger ge­rüg­ten Funk­ti­ons­be­ein­träch­ti­gun­gen an der Dros­sel­klap­pe, an der Kli­ma­an­la­ge, an der Ab­gas­an­la­ge in Form ei­nes schad­haf­ten Ka­ta­ly­sa­tors (links) so­wie an der An­ten­ne stell­ten ei­nen Sach­man­gel nach § 434 I 1 BGB nicht dar, hält recht­li­cher Nach­prü­fung nach Maß­ga­be des § 476 BGB a.F. eben­falls nicht stand.

[71]   Im Aus­gangs­punkt noch zu­tref­fend und von der Re­vi­si­on auch nicht an­ge­grif­fen hat das Be­ru­fungs­ge­richt an­ge­nom­men, dass die ge­nann­ten vom Klä­ger ge­rüg­ten tech­ni­schen De­fek­te ent­spre­chend der ge­trof­fe­nen Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung nur dann ei­nen Sach­man­gel be­grün­den, wenn sie nicht als „nor­ma­ler“ Ver­schleiß zu be­wer­ten sind. Das Be­ru­fungs­ge­richt hat je­doch in­fol­ge der Ver­sa­gung der Ver­mu­tung des § 476 BGB a.F. zu ho­he An­for­de­run­gen an den in­so­weit vom Klä­ger zu er­brin­gen­den Be­weis ge­stellt.

[72]   (aa) Die Ver­mu­tung des § 476 Halb­satz 1 BGB a.F. greift nach der neue­ren Recht­spre­chung des Se­nats zu­guns­ten des Käu­fers be­reits dann ein, wenn die­sem im Be­strei­tens­fall der Nach­weis ge­lingt, dass sich in­ner­halb von sechs Mo­na­ten ab Ge­fahr­über­gang ein man­gel­haf­ter Zu­stand (ei­ne Man­gel­er­schei­nung) ge­zeigt hat, der – un­ter­stellt, er hät­te sei­ne Ur­sa­che in ei­nem dem Ver­käu­fer zu­zu­rech­nen­den Um­stand – des­sen Haf­tung we­gen Ab­wei­chung von der ge­schul­de­ten Be­schaf­fen­heit be­grün­den wür­de. Der Käu­fer ist durch die ge­nann­te Vor­schrift zum ei­nen des Vor­trags und des Nach­wei­ses da­zu ent­ho­ben, auf wel­che Ur­sa­che der zu­ta­ge ge­tre­te­ne man­gel­haf­te Zu­stand zu­rück­zu­füh­ren ist und ob die­se Ur­sa­che in den Ver­ant­wor­tungs­be­reich des Ver­käu­fers fällt (Se­nat, Urt. v. 12.10.2016 – VI­II ZR 103/15, BGHZ 212, 224 Rn. 36; Urt. v. 27.05.2020 – VI­II ZR 315/18, BGHZ 226, 1 Rn. 54; Urt. v. 09.09.2020 – VI­II ZR 150/18, NJW 2021, 151 Rn. 27). Die Ver­mu­tungs­wir­kung des § 476 Halb­satz 1 BGB a.F. kommt dem Käu­fer zum an­de­ren grund­sätz­lich auch da­hin zu­gu­te, dass der bin­nen sechs Mo­na­ten nach Über­ga­be zu­ta­ge ge­tre­te­ne man­gel­haf­te Zu­stand zu­min­dest im An­satz (la­tent) schon bei Ge­fahr­über­gang vor­ge­le­gen hat (Se­nat, Urt. v. 12.10.2016 – VI­II ZR 103/15, BGHZ 212, 224 Rn. 46; Urt. v. 09.09.2020 – VI­II ZR 150/18, NJW 2021, 151 Rn. 27).

[73]   (bb) Da­nach lässt sich an­hand der bis­her vom Be­ru­fungs­ge­richt ge­trof­fe­nen Fest­stel­lun­gen nicht ab­schlie­ßend be­ur­tei­len, ob die ge­rüg­ten De­fek­te Man­gel­er­schei­nun­gen dar­stel­len, die die Ver­mu­tung be­grün­den, es sei be­reits bei Ge­fahr­über­gang la­tent ein man­gel­haf­ter Zu­stand ge­ge­ben ge­we­sen.

[74]   (aaa) Nach den von den Par­tei­en nicht be­an­stan­de­ten tat­säch­li­chen Fest­stel­lun­gen des Be­ru­fungs­ge­richts wie­sen die vier ge­nann­ten Fahr­zeug­tei­le bei der Un­ter­su­chung durch den ge­richt­li­chen Sach­ver­stän­di­gen je­weils ei­ne Funk­ti­ons­stö­rung auf. So ließ sich die – bei Über­ga­be in dem Fahr­zeug be­find­li­che, nach dem Vor­brin­gen des Klä­gers mitt­ler­wei­le von ihm aus­ge­tausch­te – Dros­sel­klap­pe (norm­wid­rig) nur ein klei­nes Stück öff­nen und zeig­te un­ter An­steue­rung be­stimm­ter Si­gna­le ein leich­tes „Flat­tern“, wies die Kli­ma­an­la­ge ei­ne Un­dich­tig­keit auf, war der lin­ke Ka­ta­ly­sa­tor funk­ti­ons­un­tüch­tig und ließ sich die elek­trisch ge­steu­er­te An­ten­ne nicht mehr ein- und aus­fah­ren. Ob die­se Funk­ti­ons­stö­run­gen auf al­ter­s­ent­spre­chen­dem „nor­ma­lem“ Ver­schleiß be­ru­hen, hat das Be­ru­fungs­ge­richt je­doch aus­drück­lich of­fen­ge­las­sen. Die­se Fra­ge be­darf eben­so wie die Fra­ge, ob die ge­rüg­ten Funk­ti­ons­stö­run­gen in­ner­halb von sechs Mo­na­ten seit Ge­fahr­über­gang auf­ge­tre­ten sind, wei­te­rer Sach­auf­klä­rung.

[75]   (bbb) An­ders als die Re­vi­si­on zu mei­nen scheint, be­deu­ten die im Rah­men des § 476 BGB a.F. gel­ten­den Grund­sät­ze zur Be­weis­last nicht, dass der Klä­ger durch den Nach­weis der be­nann­ten Funk­ti­ons­stö­run­gen – un­ter­stellt, ihr Auf­tre­ten in­ner­halb von sechs Mo­na­ten nach dem Ge­fahr­über­gang stün­de eben­falls fest – be­reits den Be­weis ei­nes bei Ge­fahr­über­gang vor­lie­gen­den Sach­man­gels ge­führt hät­te. Die Ver­mu­tung des § 476 Halb­satz 1 BGB a.F. greift – wie auf­ge­zeigt – nur dann ein, wenn der Käu­fer dar­legt und er­for­der­li­chen­falls be­weist, dass sich an der Kauf­sa­che in­ner­halb von sechs Mo­na­ten ein man­gel­haf­ter Zu­stand (Man­gel­er­schei­nung) ge­zeigt hat, der – un­ter­stellt, er hät­te sei­ne Ur­sa­che in ei­nem dem Ver­käu­fer zu­zu­rech­nen­den Um­stand – des­sen Haf­tung we­gen ei­ner Ab­wei­chung von der ge­schul­de­ten Be­schaf­fen­heit be­grün­de­te (vgl. Se­nat, Urt. v. 09.09.2020 – VI­II ZR 150/18, NJW 2021, 151 Rn. 27 ff.). Die­ser Be­weis wä­re hier aber nur er­bracht, wenn fest­stün­de, dass als Ur­sa­che für die fest­ge­stell­ten Funk­ti­ons­be­ein­träch­ti­gun­gen ne­ben ei­nem üb­li­chen Ver­schleiß – zu­min­dest auch – ein Um­stand in Be­tracht kommt, der – so­fern er der Be­klag­ten zu­zu­rech­nen wä­re – de­ren Haf­tung aus­lös­te. Der­glei­chen ist nach den bis­her ge­trof­fe­nen Fest­stel­lun­gen des Be­ru­fungs­ge­richts we­der zu be­ja­hen noch aus­zu­schlie­ßen, wenn­gleich kon­kre­te An­halts­punk­te für ne­ben ei­nem Ver­schleiß als Ur­sa­che der fest­ge­stell­ten Funk­ti­ons­be­ein­träch­ti­gun­gen in Be­tracht kom­men­de Um­stän­de bis­her feh­len.

[76]   cc) Das Be­ru­fungs­ur­teil stellt sich in­so­weit auch nicht aus an­de­ren Grün­den als (teil­wei­se) rich­tig dar (§ 561 ZPO). We­der schei­tern die Scha­dens­er­satz­an­sprü­che des Klä­gers dar­an, dass er das Vor­lie­gen ei­nes Sach­man­gels auch zu spä­te­ren – grund­sätz­lich nicht vom An­wen­dungs­be­reich des § 476 BGB a.F. ge­deck­ten – Zeit­punk­ten als dem des Ge­fahr­über­gangs zu be­wei­sen hat (da­zu nach­fol­gend un­ter (1)), noch steht es dem Er­folg der Kla­ge ent­ge­gen, dass der Klä­ger sei­ne An­sprü­che – so­weit sie auf Scha­dens­er­satz statt der Leis­tung ge­rich­tet sind, al­so mit Aus­nah­me der gel­tend ge­mach­ten Un­ter­su­chungs­kos­ten – an­hand der vor­aus­sicht­lich er­for­der­li­chen („fik­ti­ven“) Man­gel­be­sei­ti­gungs­kos­ten be­misst (da­zu nach­fol­gend un­ter (2)).

[77]   (1) Es ist nicht aus­ge­schlos­sen, dass der Klä­ger sei­ner Dar­le­gungs- und Be­weis­last auch in Be­zug auf das Vor­lie­gen ei­nes Sach­man­gels zu spä­te­ren Zeit­punk­ten als dem des Ge­fahr­über­gangs, auf die sich die Ver­mu­tungs­wir­kung des § 476 BGB a.F. im Grund­satz nicht er­streckt, noch nach­kom­men kann.

[78]   (a) Um ei­nes der in § 437 BGB vor­ge­se­he­nen Män­gel­rech­te (hier Scha­dens­er­satz nach § 437 Nr. 3 BGB) durch­set­zen zu kön­nen, hat der Käu­fer nicht nur zu be­wei­sen, dass der von ihm be­haup­te­te Sach­man­gel be­reits zum Zeit­punkt des Ge­fahr­über­gangs vor­lag. Viel­mehr hat er mit Blick dar­auf, dass ein (be­heb­ba­rer) Sach­man­gel je­der­zeit be­sei­tigt wer­den oder in be­stimm­ten Fäl­len auch – ins­be­son­de­re bei Tie­ren, ge­le­gent­lich aber eben­so bei Sa­chen – oh­ne das Zu­tun der Ver­trags­par­tei­en (von selbst) wie­der ent­fal­len kann, stets auch nach­zu­wei­sen, dass der Sach­man­gel bei Zu­gang des Ge­währ­leis­tungs­be­geh­rens wei­ter­hin vor­lag (vgl. Se­nat, Urt. v. 30.10.2019 – VI­II ZR 69/18, NJW 2020, 389 Rn. 35; Urt. v. 27.05.2020 – VI­II ZR 315/18, BGHZ 226, 1 Rn. 42 f.; Urt. v. 27.05.2020 – VI­II ZR 2/19, ju­ris Rn. 24; Urt. v. 21.07.2021 – VI­II ZR 254/20, NJW 2021, 2958 Rn. 24, zur Ver­öf­fent­li­chung in BGHZ vor­ge­se­hen).

[79]   Zu­dem kommt es grund­sätz­lich – bei Rück­tritt und Min­de­rung al­ler­dings nur im Rah­men des § 242 BGB (vgl. Se­nat, Urt. v. 05.11.2008 – VI­II ZR 166/07, NJW 2009, 508 Rn. 23; Urt. v. 26.10.2016 – VI­II ZR 240/15, NJW 2017, 153 Rn. 31) – auch dar­auf an, ob der Sach­man­gel bis zum Zeit­punkt der letz­ten münd­li­chen Tat­sa­chen­ver­hand­lung fort­be­stan­den hat. Denn je­den­falls für die Be­ja­hung von Nach­er­fül­lungs- und Scha­dens­er­satz­an­sprü­chen ist das Vor­lie­gen ei­nes Man­gels be­zie­hungs­wei­se ei­nes hier­auf be­ru­hen­den Scha­dens auch zu die­sem Zeit­punkt re­gel­mä­ßig er­for­der­lich (vgl. in­so­weit zu dem für die Scha­dens­be­mes­sung maß­geb­li­chen Zeit­punkt BGH, Urt. v. 18.02.2020 – VI ZR 115/19, NJW 2020, 1795 Rn. 11; Urt. v. 12.07.1996 – V ZR 117/95, BGHZ 133, 246, 252; Urt. v. 06.11.1986 – VII ZR 97/85, BGHZ 99, 81, 86; je­weils m. w. Nachw.).

[80]   Et­was an­de­res gilt bei der Ver­fol­gung von Scha­dens­er­satz­an­sprü­chen al­ler­dings dann, wenn der Käu­fer den Sach­man­gel nach dem frucht­lo­sen Ab­lauf ei­ner dem Ver­käu­fer zur Nach­er­fül­lung ge­setz­ten (an­ge­mes­se­nen) Frist be­rech­tig­ter­wei­se be­sei­tigt hat. In die­sem Fall liegt der Scha­den des Käu­fers re­gel­mä­ßig in dem ihm – nach (er­folg­rei­cher) Man­gel­be­sei­ti­gung – end­gül­tig ent­stan­de­nen Kos­ten­auf­wand. Der Sach­man­gel muss dann (le­dig­lich) zu dem Zeit­punkt ei­ner sol­chen vom Käu­fer ver­an­lass­ten Man­gel­be­sei­ti­gung, der so­wohl vor als auch nach dem Zu­gang des an den Ver­käu­fer ge­rich­te­ten Scha­dens­er­satz­ver­lan­gens lie­gen kann, noch vor­han­den ge­we­sen sein.

[81]   (b) Liegt – wie hier – ein Ver­brauchs­gü­ter­kauf vor, kommt dem Käu­fer, so­fern die ent­spre­chen­den Vor­aus­set­zun­gen (§ 476 BGB a.F.) er­füllt sind, im Hin­blick auf den Be­weis des Vor­lie­gens ei­nes Sach­man­gels bei Ge­fahr­über­gang die Ver­mu­tung des § 476 BGB a.F. in dem oben dar­ge­stell­ten Um­fang zu­gu­te. Für den Nach­weis des Vor­lie­gens ei­nes Sach­man­gels zu den auf­ge­zeig­ten spä­te­ren Zeit­punk­ten gilt die Ver­mu­tung des § 476 BGB a.F. dem Wort­laut nach hin­ge­gen nicht, so­dass der Käu­fer auf die­se Zeit­punk­te be­zo­gen grund­sätz­lich den vol­len Be­weis für das Vor­lie­gen ei­nes Sach­man­gels zu er­brin­gen und so­mit auch nach­zu­wei­sen hat, dass der man­gel­haf­te Zu­stand tat­säch­lich auf ei­ner dem Ver­käu­fer haf­tungs­recht­lich zu­zu­rech­nen­den Ur­sa­che be­ruht (und nicht nur – ne­ben an­de­ren denk­ba­ren Ur­sa­chen – dar­auf be­ru­hen kann).

[82]   Ein sol­ches nur auf den Zeit­punkt des Ge­fahr­über­gangs be­schränk­tes Ver­ständ­nis der dem Käu­fer nach § 476 BGB a.F. ge­währ­ten Be­wei­ser­leich­te­rung wird in­des (je­den­falls) in den Fäl­len, in de­nen der Käu­fer in­ner­halb von sechs Mo­na­ten ab Ge­fahr­über­gang die Vor­aus­set­zun­gen für das gel­tend ge­mach­te Ge­währ­leis­tungs­recht ge­schaf­fen und die­ses auch aus­ge­übt hat, we­der der – im We­ge der Aus­le­gung durch den Ge­richts­hof er­mit­tel­ten (EuGH, Urt. v. 04.06.2015 – C-497/13, ECLI:EU:C:2015:357 = NJW 2015, 2237 Rn. 70 – Fa­ber; vgl. auch Se­nat, Urt. v. 12.10.2016 – VI­II ZR 103/15, BGHZ 212, 224 Rn. 34 f.) – Ziel­set­zung des Art. 5 III der Richt­li­nie 1999/44/EG des Eu­ro­päi­schen Par­la­ments und des Ra­tes vom 25.05.1999 zu be­stimm­ten As­pek­ten des Ver­brauchs­gü­ter­kaufs und der Ga­ran­ti­en für Ver­brauchs­gü­ter (ABl. 1999 L 171, 12; Ver­brauchs­gü­terkauf­richt­li­nie) noch dem Re­ge­lungs­zweck der vor­ste­hend ge­nann­ten, der Um­set­zung die­ser Richt­li­nie die­nen­den na­tio­na­len Vor­schrift (BT-Drs. 14/6040, S. 81, 245) ge­recht.

[83]   (aa) Die Be­wei­ser­leich­te­rung des Art. 5 III der Ver­brauchs­gü­terkauf­richt­li­nie be­ruht, wie der Ge­richts­hof der Be­grün­dung des Vor­schlags für ei­ne eu­ro­päi­sche Richt­li­nie über den Ver­brauchs­gü­ter­kauf und Ga­ran­ti­en für Ver­brauchs­gü­ter (KOM[95]520 endg., S. 14 = BR-Drs. 696/96, S. 13) ent­nom­men hat, auf der Er­wä­gung, dass sich in Fäl­len, in de­nen die „Ver­trags­wid­rig­keit“ erst nach dem Zeit­punkt der „Lie­fe­rung des Guts“ of­fen­bar wird, die Er­brin­gung des Be­wei­ses, dass die „Ver­trags­wid­rig­keit“ be­reits zu die­sem Zeit­punkt be­stand, als ei­ne „für den Ver­brau­cher un­über­wind­ba­re Schwie­rig­keit“ er­wei­sen kann, wäh­rend es in der Re­gel für den „Ge­wer­be­trei­ben­den“ viel leich­ter ist, zu be­wei­sen, dass die „Ver­trags­wid­rig­keit“ zum Zeit­punkt der Lie­fe­rung nicht be­stand und dass sie bei­spiels­wei­se auf ei­nen un­sach­ge­mä­ßen Ge­brauch durch den Ver­brau­cher zu­rück­zu­füh­ren ist (EuGH, Urt. v. 04.06.2015 – C-497/13, ECLI:EU:C:2015:357 = NJW 2015, 2237 Rn. 54 – Fa­ber; vgl. auch Se­nat, Urt. v. 12.10.2016 – VI­II ZR 103/15, BGHZ 212, 224 Rn. 33).

[84]   Die­se uni­ons­recht­lich vor­ge­se­he­ne Be­wei­ser­leich­te­rung woll­te der na­tio­na­le Ge­setz­ge­ber richt­li­ni­en­treu um­set­zen. Er hat hier­bei – wie die Ge­set­zes­ma­te­ria­li­en ein­deu­tig be­le­gen – in Über­ein­stim­mung mit dem Richt­li­ni­en­ge­ber das Ziel ver­folgt, zur Stär­kung des Ver­brau­cher­schut­zes ei­nen Aus­gleich zwi­schen den „schlech­te­ren Be­weis­mög­lich­kei­ten des Ver­brau­chers“ und den „– je­den­falls in en­gem zeit­li­chen Zu­sam­men­hang mit der Über­ga­be – un­gleich bes­se­ren Er­kennt­nis­mög­lich­kei­ten des Un­ter­neh­mers“ zu schaf­fen (Se­nat, Urt. v. 12.10.2016 – VI­II ZR 103/15, BGHZ 212, 224 Rn. 45; BT-Drs. 14/6040, S. 245; vgl. auch BR-Drs. 696/96, S. 13).

[85]   (bb) So­wohl der Richt­li­ni­en­ge­ber als auch der deut­sche Ge­setz­ge­ber ha­ben da­mit zum Aus­druck ge­bracht, dass die An­for­de­run­gen an die das Vor­lie­gen ei­nes Sach­man­gels be­tref­fen­de Be­weis­füh­rung durch den Ver­brau­cher in ei­nem en­gen zeit­li­chen Zu­sam­men­hang mit der Über­ga­be der Kauf­sa­che, den die je­wei­li­gen Vor­schrif­ten (Art. 5 III der Ver­brauchs­gü­terkauf­richt­li­nie so­wie § 476 BGB a.F.) über­ein­stim­mend auf sechs Mo­na­te ab Ge­fahr­über­gang fest­le­gen, deut­lich her­ab­zu­set­zen sind. Dem­entspre­chend ist der Be­stim­mung des § 476 BGB a.F. (je­den­falls) in den Fäl­len, in de­nen der Käu­fer in­ner­halb der Sechs­mo­nats­frist des § 476 BGB a.F. al­le Vor­aus­set­zun­gen für die Ent­ste­hung des be­tref­fen­den Man­gel­rechts ge­schaf­fen und die­ses ge­gen­über dem Ver­käu­fer gel­tend ge­macht hat, ei­ne „Aus­strah­lungs­wir­kung“ der­ge­stalt bei­zu­mes­sen, dass be­zo­gen auf die­je­ni­gen – für die Durch­set­zung des Man­gel­rechts je­weils maß­geb­li­chen – Zeit­punk­te, die in­ner­halb des (ge­sam­ten) Sechs­mo­nats­zeit­raums lie­gen, die Dar­le­gung und der Nach­weis des Vor­han­den­seins ei­ner Man­gel­er­schei­nung aus­reicht. Nicht er­for­der­lich ist in sol­chen Fäl­len da­ge­gen der Be­weis der Ver­ur­sa­chung des man­gel­haf­ten Zu­stands durch den Ver­käu­fer.

[86]   Ei­ne an­de­re Deu­tung be­grün­de­te die Ge­fahr, dass der so­wohl vom Richt­li­ni­en­ge­ber als auch vom na­tio­na­len Ge­setz­ge­ber ge­woll­te Schutz des Ver­brau­chers selbst in den Fäl­len, in de­nen der Käu­fer al­les für die Durch­set­zung sei­nes Man­gel­rechts Er­for­der­li­che in­ner­halb des Zeit­raums ver­an­lasst hat, für den ihm nach dem Ge­setz ei­ne be­weis­recht­li­che Bes­ser­stel­lung zu­kom­men soll, ins Lee­re lie­fe. Denn der Käu­fer, dem mit­hil­fe der Be­wei­ser­leich­te­rung des § 476 BGB a.F. zwar der Nach­weis des Vor­lie­gens ei­nes Sach­man­gels bei Ge­fahr­über­gang ge­län­ge, müss­te dann gleich­wohl – trotz Schaf­fung der Vor­aus­set­zun­gen für das gel­tend ge­mach­te Ge­währ­leis­tungs­recht und sei­ner Aus­übung in­ner­halb von sechs Mo­na­ten ab Ge­fahr­über­gang – den vol­len Be­weis für das Vor­lie­gen ei­nes Sach­man­gels (man­gel­haf­ter Zu­stand, der auf ei­nem dem Ver­käu­fer zu­zu­rech­nen­den Um­stand be­ruht) zum Zeit­punkt des Zu­gangs sei­nes Ge­währ­leis­tungs­be­geh­rens be­zie­hungs­wei­se – ge­ge­be­nen­falls – zum Zeit­punkt der be­rech­tig­ter­wei­se im We­ge der Selbst­vor­nah­me durch­ge­führ­ten Man­gel­be­sei­ti­gung er­brin­gen. Dies stell­te ei­nen nicht hin­zu­neh­men­den un­auf­lös­ba­ren Wer­tungs­wi­der­spruch dar und lie­ße sich mit dem all­ge­mei­nen Aus­le­gungs­grund­satz, wo­nach Ge­set­ze so zu deu­ten sind, dass ih­nen ein sach­ge­rech­ter An­wen­dungs­be­reich ver­bleibt (vgl. BVerfG, Beschl. v. 17.06.2004 – 2 BvR 383/03, BVerfGE 111, 54, 103; BVerfG [1. Kam­mer des Ers­ten Se­nats], Beschl. v. 26.08.2002 – 1 BvR 142/02, NJW 2003, 196, 197), nicht ver­ein­ba­ren.

[87]   (cc) Die vor­ste­hen­den Er­wä­gun­gen ge­bie­ten es fer­ner, der Be­stim­mung des § 476 BGB a.F. in den ge­nann­ten Fäl­len, in de­nen das Ge­währ­leis­tungs­recht in­ner­halb der Frist des § 476 BGB a.F. un­ter Schaf­fung der er­for­der­li­chen Vor­aus­set­zun­gen aus­ge­übt wor­den ist, ei­ne 2 über die be­schrie­be­ne „Aus­strah­lungs­wir­kung“ hin­aus­ge­hen­de – „Fort­wir­kung“ da­hin ge­hend bei­zu­mes­sen, dass der Käu­fer auch zum Zeit­punkt der letz­ten münd­li­chen Tat­sa­chen­ver­hand­lung be­zie­hungs­wei­se – ge­ge­be­nen­falls – zum Zeit­punkt der im We­ge ei­ner be­rech­tig­ten Selbst­vor­nah­me nach Ab­lauf der Sechs­mo­nats­frist des § 476 BGB a.F. durch­ge­führ­ten Man­gel­be­sei­ti­gung eben­falls nur das Fort­be­ste­hen des in­ner­halb die­ser Frist un­strei­tig oder nach­ge­wie­se­ner­ma­ßen auf­ge­tre­te­nen man­gel­haf­ten Zu­stands zu be­wei­sen hat. An­dern­falls führ­te die Be­wei­ser­leich­te­rung des § 476 BGB a.F. näm­lich letzt­lich doch nicht zu der vom Ge­setz­ge­ber be­zweck­ten Bes­ser­stel­lung des Käu­fers.

[88]   (dd) Vor dem Hin­ter­grund die­ser Rechts­auf­fas­sung des Se­nats be­steht für die Er­wä­gung ei­ner – in der münd­li­chen Ver­hand­lung vor dem Se­nat von der Re­vi­si­on an­ge­reg­ten – Vor­la­ge an den Ge­richts­hof nach Art. 267 AEUV kein An­lass. Auch die Re­vi­si­on hat ei­ne sol­che Vor­la­ge er­sicht­lich nur für den Fall an­ge­regt, dass der Se­nat ei­ne „Aus­strah­lungs-“ be­zie­hungs­wei­se „Fort­wir­kung“ der Be­wei­ser­leich­te­rung des § 476 BGB a.F. in dem be­schrie­be­nen Um­fang ver­nei­nen soll­te.

[89]   (c) Nach den auf­ge­führ­ten Grund­sät­zen ist es im Streit­fall nicht aus­ge­schlos­sen, dass dem Klä­ger nicht nur der Be­weis, dass zum Zeit­punkt des Ge­fahr­über­gangs der je­wei­li­ge be­haup­te­te Sach­man­gel vor­lag, son­dern auch der wei­te­re Nach­weis ge­lin­gen kann, dass der be­tref­fen­de Man­gel zu den je­weils eben­falls maß­geb­li­chen spä­te­ren Zeit­punk­ten noch ge­ge­ben war.

[90]   (aa) Denn nach dem re­vi­si­ons­recht­lich zu­grun­de zu le­gen­den Sach­ver­halt lie­gen hier die Vor­aus­set­zun­gen für die An­nah­me der auf­ge­zeig­ten „Aus­strah­lungs-“ und „Fort­wir­kung“ der Be­wei­ser­leich­te­rung vor. Dass der Be­klag­ten das streit­ge­gen­ständ­li­che Scha­dens­er­satz­be­geh­ren in­ner­halb der – hier mit der Fahr­zeug­über­ga­be am 04.07.2012 be­gin­nen­den – Sechs­mo­nats­frist des § 476 BGB a.F. zu­ge­gan­gen ist, steht auf­grund der Zu­stel­lung der vor­lie­gen­den – die­ses Be­geh­ren ent­hal­ten­den – Scha­dens­er­satz­kla­ge im De­zem­ber 2012 fest. Von ei­ner vor­he­ri­gen Frist­set­zung und de­ren frucht­lo­sem Ab­lauf be­zie­hungs­wei­se von de­ren Ent­behr­lich­keit so­wie da­von, dass die vom Klä­ger nach sei­nem Vor­brin­gen vor­ge­nom­me­ne Be­sei­ti­gung des Man­gels an der Dros­sel­klap­pe – so­fern ei­ne Frist­set­zung nicht ent­behr­lich ge­we­sen sein soll­te – erst im An­schluss an de­ren Ab­lauf er­folgt ist, ist – da das Be­ru­fungs­ge­richt in­fol­ge sei­ner (un­zu­tref­fen­den) Rechts­auf­fas­sung hier­zu bis­her kei­ne Fest­stel­lun­gen ge­trof­fen hat – für die re­vi­si­ons­recht­li­che Über­prü­fung aus­zu­ge­hen.

[91]   (bb) Der Um­stand, dass die in dem Fahr­zeug bei Über­ga­be be­find­li­che Dros­sel­klap­pe zwi­schen­zeit­lich ab­han­den­ge­kom­men ist, steht der Mög­lich­keit des Nach­wei­ses, dass die an die­sem Bau­teil ge­rüg­te Man­gel­er­schei­nung bis zu dem Zeit­punkt fort­be­stan­den hat, als sie nach dem Vor­brin­gen des Klä­gers zwecks Man­gel­be­sei­ti­gung durch ei­nen Aus­tausch die­ses Bau­teils aus dem Fahr­zeug ent­fernt wur­de be­zie­hungs­wei­se als der Be­klag­ten das be­tref­fen­de Scha­dens­er­satz­be­geh­ren zu­ge­gan­gen ist, nicht zwin­gend ent­ge­gen. Denn die vom Be­ru­fungs­ge­richt fest­ge­stell­te Funk­ti­ons­be­ein­träch­ti­gung be­ruht auf ei­ner Un­ter­su­chung der ur­sprüng­lich ver­bau­ten Dros­sel­klap­pe durch den ge­richt­li­chen Sach­ver­stän­di­gen, die nach die­sen Zeit­punk­ten durch­ge­führt wur­de.

[92]   Ähn­li­ches gilt in Be­zug auf die wei­te­ren vom Klä­ger be­haup­te­ten – nach sei­nem Vor­brin­gen bis­lang nicht be­sei­tig­ten – Män­gel an der Kli­ma­an­la­ge, an der Aus­puff­an­la­ge und an der An­ten­ne. Das Füh­ren des Be­wei­ses, dass die ent­spre­chen­den Man­gel­er­schei­nun­gen ge­ge­be­nen­falls zum Zeit­punkt des Zu­gangs des Scha­dens­er­satz­be­geh­rens noch vor­la­gen und auch wei­ter­hin vor­lie­gen, er­scheint im Hin­blick auf die vom Be­ru­fungs­ge­richt in­so­weit be­reits fest­ge­stell­ten Funk­ti­ons­be­ein­träch­ti­gun­gen un­pro­ble­ma­tisch.

[93]   (2) Dass der Klä­ger sei­ne An­sprü­che – so­weit sie auf Scha­dens­er­satz statt der Leis­tung ge­rich­tet sind, al­so mit Aus­nah­me der gel­tend ge­mach­ten Un­ter­su­chungs­kos­ten – an­hand der vor­aus­sicht­lich er­for­der­li­chen („fik­ti­ven") Man­gel­be­sei­ti­gungs­kos­ten be­misst, steht dem Er­folg sei­ner Kla­ge eben­falls nicht ent­ge­gen.

[94]   (a) An der lang­jäh­ri­gen höchst­rich­ter­li­chen Recht­spre­chung, dass der kauf­ver­trag­li­che An­spruch auf Scha­dens­er­satz statt der Leis­tung (klei­ner Scha­dens­er­satz) ge­mäß § 437 Nr. 3 Fall 1, §§ 280 I, III, 281 I BGB an­hand der so­ge­nann­ten fik­ti­ven Man­gel­be­sei­ti­gungs­kos­ten be­mes­sen wer­den kann (vgl. et­wa BGH, Urt. v. 29.04.2015 – VI­II ZR 104/14, NJW 2015, 2244 Rn. 12; Urt. v. 04.04.2014 – V ZR 275/12, BGHZ 200, 350 Rn. 33), ist – auch nach­dem der VII. Zi­vil­se­nat des BGH sei­ne frü­he­re, da­mit über­ein­stim­men­de Recht­spre­chung für den werk­ver­trag­li­chen An­spruch auf klei­nen Scha­dens­er­satz ge­mäß § 634 Nr. 4 Fall 1, §§ 280 I, III, 281 I BGB in­zwi­schen auf­ge­ge­ben hat (BGH, Urt. v. 22.02.2018 – VII ZR 46/17, BGHZ 218, 1 Rn. 31 ff.) – fest­zu­hal­ten.

[95]   Die Mög­lich­keit, den kauf­ver­trag­li­chen An­spruch auf Scha­dens­er­satz statt der Leis­tung fik­tiv an­hand der vor­aus­sicht­lich er­for­der­li­chen Män­gel­be­sei­ti­gungs­kos­ten zu be­mes­sen, ist dem Käu­fer schon des­halb un­ab­hän­gig da­von zu ge­wäh­ren, ob er den Man­gel be­sei­ti­gen lässt, ihm die­ser Kos­ten­auf­wand al­so tat­säch­lich ent­steht, weil er an­dern­falls – be­dingt (al­lein) durch die Pflicht­ver­let­zun­gen des Ver­käu­fers (man­gel­haf­te Lie­fe­rung so­wie aus­ge­blie­be­ne Nach­er­fül­lung) – die Nach­tei­le und Ri­si­ken ei­ner Vor­fi­nan­zie­rung für die Man­gel­be­sei­ti­gung zu tra­gen hät­te. Denn ei­nen An­spruch auf Vor­schuss für die (be­ab­sich­tig­te) Selbst­vor­nah­me, wie er für den Be­stel­ler ei­nes Werks in § 637 III BGB vor­ge­se­hen ist, gibt es im Kauf­recht nicht (vgl. BGH, Urt. v. 12.03.2021 – V ZR 33/19, BGHZ 229, 115 = NJW 2021, 1532 Rn. 11; Beschl. v. 13.03.2020 – V ZR 33/19, ZIP 2020, 1073 Rn. 41 ff. m. w. Nachw.).

[96]   (b) Ob der fik­tiv be­mes­se­ne Scha­dens­er­satz­an­spruch des Käu­fers, der ei­ne Man­gel­be­sei­ti­gung hat durch­füh­ren las­sen, in be­son­ders ge­la­ger­ten Aus­nah­me­fäl­len auf die tat­säch­lich an­ge­fal­le­nen Brut­to­kos­ten be­schränkt sein kann, be­darf hier kei­ner Ent­schei­dung. Die­se Fra­ge könn­te sich dann stel­len, wenn der Käu­fer den Man­gel sach- und fach­ge­recht voll­stän­dig hat be­sei­ti­gen las­sen und ihm hier­für ein­schließ­lich Um­satz­steu­er ge­rin­ge­re (Brut­to-)Kos­ten als die­je­ni­gen (Net­to-)Kos­ten ent­stan­den sind (vgl. BGH, Urt. v. 12.03.2021 – V ZR 33/19, BGHZ 229, 115 = NJW 2021, 1532 Rn. 13 [zur be­schränk­ten Er­stat­tungs­fä­hig­keit der Um­satz­steu­er un­ter Rück­griff auf den Rechts­ge­dan­ken des § 249 II 2 BGB]), die nach dem der fik­ti­ven Be­rech­nung zu­grun­de lie­gen­den Kos­ten­vor­an­schlag oder Sach­ver­stän­di­gen­gut­ach­ten für die Man­gel­be­sei­ti­gung an­fal­len (vgl. für das De­liktsrecht BGH, Urt. v. 03.12.2013 – VI ZR 24/13, NJW 2014, 535 Rn. 12). Trag­fä­hi­ge An­halts­punk­te für ei­nen sol­chen Aus­nah­me­fall lie­gen hier in­des – auch in Be­zug auf den be­haup­te­ten Man­gel an der nach dem Vor­brin­gen des Klä­gers von ihm aus­ge­tausch­ten Dros­sel­klap­pe – nicht vor.

[97]   b) Die wei­ter­ge­hen­de Re­vi­si­on ist un­be­grün­det.

[98]   Dem Klä­ger steht we­gen des ge­rüg­ten Rosts an den Kot­flü­geln ein An­spruch auf Scha­dens­er­satz aus § 437 Nr. 3 Fall 1, § 434 I 1, §§ 280 I, III, 281 BGB nebst Zin­sen nicht zu, denn in­so­weit weist das ihm ver­kauf­te Fahr­zeug ei­nen Sach­man­gel nicht auf.

[99]   aa) Das Be­ru­fungs­ge­richt ist – wie oben aus­ge­führt – rechts­feh­ler­frei da­von aus­ge­gan­gen, dass die Par­tei­en wirk­sam ei­ne Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung des In­halts ge­trof­fen ha­ben, dass das Fahr­zeug Durch­ros­tun­gen oder sons­ti­ge grö-ße­re Män­gel nicht auf­weist, je­doch nicht et­wa frei von al­ters- und nut­zungs­be­ding­ten Ver­schleiß­schä­den ist.

[100]  bb) Die wei­te­re tatrich­ter­li­che Be­ur­tei­lung, der vom Klä­ger be­haup­te­te Rost an den Kot­flü­geln sei da­nach nicht als Sach­man­gel an­zu­se­hen, ist aus Rechts­grün­den eben­falls nicht zu be­an­stan­den.

[101]  (1) Ent­ge­gen der Auf­fas­sung der Re­vi­si­on kommt es nicht ent­schei­dend dar­auf an, ob und in wel­chem Maß die vom Klä­ger ge­rüg­ten Ros­ter­schei­nun­gen an den vor­de­ren Kot­flü­geln von der in dem „DE­KRA Sie­gel“-Be­richt ent­hal­te­nen Be­schrei­bung „Kot­flü­gel vor­ne rechts und links leich­ter Kor­ro­si­ons­an­satz“ ab­wei­chen. Denn nach der in­so­weit rechts­feh­ler­frei­en Wür­di­gung des Be­ru­fungs­ge­richts ha­ben die Par­tei­en nicht den „DE­KRA Sie­gel“-Be­richt als sol­chen zum Ge­gen­stand ih­rer Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung ge­macht, son­dern auf­grund der Kennt­nis von dort be­schrie­be­nen Män­geln an dem 20 Jah­re al­ten Fahr­zeug kon­klu­dent ver­ein­bart, dass die­ses zwar frei von Durch­ros­tun­gen und an­de­ren grö­ße­ren Män­geln sein soll, je­doch nicht frei von al­ters- und nut­zungs­be­ding­tem Ver­schleiß ist. Dass es sich bei den vom Klä­ger ge­rüg­ten Ros­ter­schei­nun­gen tat­säch­lich um – aus­ge­hend von dem Al­ter, der Lauf­leis­tung und der Qua­li­täts­stu­fe des Fahr­zeugs – un­ge­wöhn­li­chen oder aty­pi­schen Ver­schleiß oder gar um ei­ne Durch­ros­tung han­de­le, macht die Re­vi­si­on in­des nicht gel­tend.

[102]  Sie be­ruft sich viel­mehr dar­auf, das Be­ru­fungs­ge­richt ha­be ge­hör­s­wid­rig den Vor­trag des Klä­gers über die Un­ter­schie­de zwi­schen Ro­st­an­sät­zen ei­ner­seits und Ro­st­aus­blü­hun­gen an­de­rer­seits über­gan­gen und zu­dem – eben­falls ge­hör­s­wid­rig – den an­ge­bo­te­nen Be­weis zu dem Um­fang des tat­säch­lich vor­han­de­nen Kor­ro­si­ons­be­falls nicht er­ho­ben, so­dass es an tat­säch­li­chen Fest­stel­lun­gen für die An­nah­me ei­nes Ge­währ­leis­tungs­aus­schlus­ses nach § 442 I BGB feh­le.

[103]  Da­mit hat sie kei­nen Er­folg. Ab­ge­se­hen da­von, dass die an­ge­foch­te­ne Ent­schei­dung auf das als über­gan­gen ge­rüg­te – oh­ne­hin nicht ent­schei­dungs­er­heb­li­che – Vor­brin­gen des Klä­gers in den Grün­den ein­geht, über­sieht die Re­vi­si­on, dass das Be­ru­fungs­ge­richt den be­tref­fen­den Scha­dens­er­satz­an­spruch des Klä­gers – je­den­falls auch – mit der re­vi­si­ons­recht­lich nicht zu be­an­stan­den­den Be­grün­dung ver­neint hat, es lie­ge in­so­weit kei­ne Ab­wei­chung von der ver­ein­bar­ten Soll­be­schaf­fen­heit vor. Dem­nach kommt es nicht dar­auf an, ob zu­sätz­lich die Vor­aus­set­zun­gen für ei­nen Ge­währ­leis­tungs­aus­schluss nach § 442 I BGB vor­lie­gen.

[104]  (2) So­weit die Re­vi­si­on über­dies dar­auf ab­stellt, bei ei­nem „Old­ti­mer im Samm­l­er­zu­stand“ dür­fe über­haupt kein Rost vor­han­den sein, blen­det sie aus, dass das Be­ru­fungs­ge­richt mit – wie auf­ge­zeigt – rechts­feh­ler­frei­er und von der Re­vi­si­on in­so­weit nicht be­an­stan­de­ter Be­grün­dung zu dem Er­geb­nis ge­langt ist, der Um­stand, dass die In­ter­net­an­zei­ge die An­ga­be „Samm­l­er­zu­stand“ ent­hal­ten ha­be, recht­fer­ti­ge nicht die An­nah­me, es sei ei­ne hö­her­wer­ti­ge Be­schaf­fen­heit ver­ein­bart wor­den.

[105]  III. Nach al­le­dem kann das Be­ru­fungs­ur­teil in dem aus dem Te­nor er­sicht­li­chen Um­fang kei­nen Be­stand ha­ben; es ist da­her in­so­weit auf­zu­he­ben (§ 562 I ZPO). Die wei­ter­ge­hen­de Re­vi­si­on ist zu­rück­zu­wei­sen. Im Um­fang der Auf­he­bung ist die Sa­che nicht zur End­ent­schei­dung reif und des­halb in­so­weit an das Be­ru­fungs­ge­richt zu­rück­zu­ver­wei­sen (§ 563 I 1 ZPO), da­mit die­ses – ge­ge­be­nen­falls nach er­gän­zen­dem Vor­trag der Par­tei­en – die er­for­der­li­chen Fest­stel­lun­gen tref­fen kann.

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