1. Ein vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­nes Fahr­zeug (hier: ein Au­di Q3), bei dem ei­ne Soft­ware für ei­ne Re­du­zie­rung des Schad­stoff­aus­sto­ßes sorgt, so­bald das Fahr­zeug auf ei­nem Prüf­stand ei­nen Emis­si­ons­test ab­sol­viert, ist i. S. des § 434 I 2 Nr. 2 BGB man­gel­haft (im An­schluss u. a. an LG Bo­chum, Urt. v. 16.03.2016 – I-2 O 425/15). Das folgt schon dar­aus, dass das Kraft­fahrt-Bun­des­amt dem VW-Kon­zern auf­er­legt hat, die Soft­ware aus al­len vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­nen Fahr­zeu­gen zu ent­fer­nen, und die­sen Fahr­zeu­gen ein Ver­lust der Be­triebs­er­laub­nis droht, falls dies nicht ge­schieht.
  2. Die Pflicht­ver­let­zung des Ver­käu­fers, die in der Lie­fe­rung ei­nes vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­nen – man­gel­haf­ten – Fahr­zeugs liegt, ist schon des­halb nicht un­er­heb­lich i. S. des § 323 V 2 BGB, weil die vom VW-Kon­zern ent­wi­ckel­ten Maß­nah­men zur Be­sei­ti­gung des Man­gels ei­ner um­fas­sen­den Prü­fung und Ge­neh­mi­gung durch das Kraft­fahrt-Bun­des­amt be­durf­ten (im An­schluss an LG Aa­chen, Urt. v. 06.12.2016 – 10 O 146/16).
  3. Je­den­falls noch im No­vem­ber 2015 muss­te sich dem Käu­fer ei­nes vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­nen Fahr­zeugs die Be­fürch­tung ge­ra­de­zu auf­drän­gen, dass sich das für ei­ne Nach­bes­se­rung des Fahr­zeugs er­for­der­li­che Soft­ware­up­date ne­ga­tiv auf den Kraft­stoff­ver­brauch, die Mo­tor­leis­tung, die Schad­stoff­emis­sio­nen oder die Halt­bar­keit von Fahr­zeug­bau­tei­len aus­wir­ken wer­de. Zu die­sem Zeit­punkt war dem Käu­fer ei­ne Nach­bes­se­rung des­halb un­zu­mut­bar (§ 440 Satz 1 Fall 3 BGB).
  4. Bei der Prü­fung, ob dem Käu­fer ei­nes vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­nen Fahr­zeugs ei­ne Nach­bes­se­rung i. S. des § 440 Satz 1 Fall 3 BGB un­zu­mut­bar ist, ist auch zu be­rück­sich­ti­gen, dass das Ver­trau­ens­ver­hält­nis zwi­schen dem Käu­fer und dem Fahr­zeug­her­stel­ler nach­hal­tig er­schüt­tert ist. Das gilt auch dann, wenn der Her­stel­ler nicht Par­tei des Kauf­ver­tra­ges ist, da nur er das für ei­ne Nach­bes­se­rung er­for­der­li­che Soft­ware­up­date zur Ver­fü­gung stel­len kann. In­so­weit ist oh­ne Be­lang, dass der Fahr­zeug­her­stel­ler nicht Er­fül­lungs­ge­hil­fe des Kfz-Ver­käu­fers ist und die­sem da­her ein mög­li­ches Ver­schul­den des Her­stel­lers nicht ge­mäß § 278 BGB zu­ge­rech­net wer­den kann.
  5. Ein Kfz-Käu­fer, der zur Fi­nan­zie­rung des Kauf­prei­ses mit ei­ner Bank ei­nen Dar­le­hens­ver­trag ge­schlos­sen hat, der mit dem Kfz-Kauf­ver­trag i. S. von § 358 III BGB ver­bun­den ist, kann vom Ver­käu­fer nach ei­nem man­gel­be­ding­ten Rück­tritt vom Kauf­ver­trag die Rück­zah­lung des ge­sam­ten Kauf­prei­ses ver­lan­gen. Sein Rück­zah­lungs­an­spruch ist nicht auf den Be­trag be­schränkt, der den be­reits an die fi­nan­zie­ren­de Bank ge­zahl­ten Ra­ten ent­spricht.
  6. Ein Kfz-Käu­fer, der zur Fi­nan­zie­rung des Kauf­prei­ses ein Dar­le­hen auf­ge­nom­men und das Fahr­zeug der fi­nan­zie­ren­den Bank zur Si­che­rung der Dar­le­hens­schuld über­eig­net hat, kann den Ver­käu­fer nach ei­nem Rück­tritt vom Kauf­ver­trag nicht da­durch in (An­nah­me-)Ver­zug mit der Rück­nah­me des Fahr­zeugs ver­set­zen, dass er dem Ver­käu­fer statt der Rück­über­eig­nung des Fahr­zeugs an­bie­tet, ihm sei­nen – des Käu­fers – An­spruch ge­gen die Bank auf Rück­über­eig­nung des Fahr­zeugs ab­zu­tre­ten. Denn ge­mäß § 346 I BGB und un­ge­ach­tet der Si­che­rungs­über­eig­nung ist der Käu­fer ver­pflich­tet, dem Ver­käu­fer das Fahr­zeug zu­rück­zu­ge­ben und ihm und das Ei­gen­tum dar­an wie­der zu ver­schaf­fen.
  7. Bei ei­ner Zug-um-Zug-Ver­ur­tei­lung hat die Fest­stel­lung des An­nah­me­ver­zugs kei­nen ei­ge­nen wirt­schaft­li­chen Wert.

LG Ko­blenz, Ur­teil vom 30.06.2017 – 15 O 205/16

Sach­ver­halt: Die Klä­ger neh­men die Be­klag­te auf Rück­ab­wick­lung ei­nes Kauf­ver­trags über ei­nen Au­di Q3 in An­spruch, den sie auf der Grund­la­ge ei­ner ver­bind­li­chen Be­stel­lung vom 29.11.2013 von der Be­klag­ten er­war­ben. Den Kauf­preis in Hö­he von 43.100 € fi­nan­zier­ten die Klä­ger teil­wei­se, in­dem sie bei der Volks­wa­gen Bank GmbH ein Dar­le­hen auf­nah­men und der Bank das Fahr­zeug zur Si­che­rung der Dar­le­hens­schuld über­eig­ne­ten.

Der streit­ge­gen­ständ­li­che Au­di Q3 ist mit ei­nem EA189-Die­sel­mo­tor aus­ge­stat­tet und des­halb vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fen. In dem Fahr­zeug kommt ei­ne Soft­ware zum Ein­satz, die ei­nen be­stimm­ten Be­triebs­mo­dus („Mo­dus 1“) ak­ti­viert, so­bald der Pkw auf ei­nem Prüf­stand ei­nen Emis­si­ons­test ab­sol­viert. In die­sem Mo­dus ist die Ab­gas­rück­füh­rungs­ra­te hö­her und sind des­halb die Stick­oxid(NOX)-Emis­sio­nen nied­ri­ger als beim nor­ma­len Be­trieb des Fahr­zeugs im Stra­ßen­ver­kehr, der im „Mo­dus 0“ er­folgt.

Nach­dem die Fahr­zeug­her­stel­le­rin die Ver­wen­dung der Soft­ware im Sep­tem­ber 2015 öf­fent­lich ein­ge­räumt hat­te, teil­te das Kraft­fahrt-Bun­des­amt in ei­ner Pres­se­mit­tei­lung vom 16.10.2015 mit, dass die Soft­ware nach sei­ner Auf­fas­sung ei­ne un­zu­läs­si­ge Ab­schalt­ein­rich­tung sei. VW sei auf­er­legt wor­den, die­se Ab­schalt­ein­rich­tung aus al­len be­trof­fe­nen VW-Mar­ken­fahr­zeu­gen zu ent­fer­nen. Der Volks­wa­gen-Kon­zern gab sei­ner­seits mit Pres­se­mit­tei­lung vom 16.12.2015 be­kannt, dass Fahr­zeu­ge mit ei­nem EA189-Mo­tor ein Soft­ware­up­date er­hiel­ten. Das streit­ge­gen­ständ­li­che Fahr­zeug­mo­dell wur­de in der Fol­ge­zeit vom Kraft­fahrt-Bun­des­amt zur Um­rüs­tung frei­ge­ge­ben.

Mit an­walt­li­chem Schrei­ben vom 10.11.2015 er­klär­ten die Klä­ger ge­gen­über der Be­klag­ten die An­fech­tung we­gen arg­lis­ti­ger Täu­schung und hilfs­wei­se den Rück­tritt vom Kauf­ver­trag. Für des­sen Rück­ab­wick­lung setz­ten sie der Be­klag­ten – er­folg­los – ei­ne Frist bis zum 24.12.2015.

Nach Auf­fas­sung der Klä­ger ist das streit­ge­gen­ständ­li­che Fahr­zeug man­gel­haft, weil es – so be­haup­ten die Klä­ger – die Eu­ro-5-Emis­si­ons­grenz­wer­te ent­ge­gen den Her­stel­ler­an­ga­ben nicht ein­hal­te. Ei­ne Nach­bes­se­rung durch die In­stal­la­ti­on ei­nes Soft­ware­up­dates sei mit er­heb­li­chen Nach­tei­len, ins­be­son­de­re mit ei­nem An­stieg des Kraft­stoff­ver­brauchs und ei­ner Ver­rin­ge­rung der Mo­tor­leis­tung, ver­bun­den. Zu­dem ver­blei­be trotz der In­stal­la­ti­on des Up­dates ein mer­kan­ti­ler Min­der­wert.

Die Klä­ger ha­ben zu­letzt be­an­tragt, die Be­klag­te zur Zah­lung von 43.100 € nebst Zin­sen Zug um Zug ge­gen Ab­tre­tung des ih­nen ge­gen die Volks­wa­gen Bank GmbH zu­ste­hen­den An­spruchs auf Her­aus­ga­be und Über­eig­nung des streit­ge­gen­ständ­li­chen Fahr­zeugs und Zug um Zug ge­gen Zah­lung ei­ner von der Be­klag­ten noch zu be­zif­fern­den Nut­zungs­ent­schä­di­gung zu ver­ur­tei­len. Au­ßer­dem ha­ben die Klä­ger die Fest­stel­lung be­gehrt, dass sich die Be­klag­te mit der Rück­nah­me des Au­di Q3 in (An­nah­me-)Ver­zug be­fin­de, und schließ­lich ha­ben die Klä­ger er­rei­chen wol­len, dass die Be­klag­te sie von vor­ge­richt­lich ent­stan­de­nen Rechts­an­walts­kos­ten in Hö­he von 1,642,20 € frei­stel­len muss.

Die Be­klag­te ist der Kla­ge ent­ge­gen­ge­tre­ten. Sie meint, ein Rück­tritt der Klä­ger vom Kauf­ver­trag schei­te­re be­reits dar­an, dass die Klä­ger ihr – der Be­klag­ten – kei­ne Frist zur Nach­er­fül­lung ge­setzt hät­ten. Der dem Fahr­zeug der Klä­ger ver­meint­lich an­haf­ten­de Man­gel sei au­ßer­dem un­er­heb­lich. Die Kos­ten für die In­stal­la­ti­on des Soft­ware­up­dates – so be­haup­tet die Be­klag­te – be­lie­fen sich auf we­ni­ger als 100 €, und nach­tei­li­ge Fol­gen für das Fahr­zeug der Klä­ger sei­en mit der In­stal­la­ti­on des Up­dates nicht ver­bun­den.

Die Kla­ge hat­te im We­sent­li­chen Er­folg.

Aus den Grün­den: 1. Die Klä­ger ha­ben ge­gen die Be­klag­te ei­nen An­spruch auf Rück­zah­lung von 31.939 € Zug um Zug ge­gen Her­aus­ga­be und Über­eig­nung des streit­ge­gen­ständ­li­chen Fahr­zeugs aus § 346 I BGB i. V. mit §§ 437 Nr. 2 Fall 1, 440, 323 BGB.

a) Das streit­ge­gen­ständ­li­che Fahr­zeug war zum Zeit­punkt der Über­ga­be mit ei­nem Sach­man­gel be­haf­tet. Das Fahr­zeug wies nicht die Be­schaf­fen­heit auf, die bei Sa­chen glei­cher Art üb­lich ist und vom Käu­fer nach Art der Sa­che er­war­tet wer­den kann (§ 434 I 2 Nr. 2 BGB).

Un­strei­tig war das Fahr­zeug der Klä­ger mit ei­ner Soft­ware aus­ge­stat­tet, wel­che in der La­ge ist, zwi­schen nor­ma­lem Stra­ßen­be­trieb und Test­be­trieb zu un­ter­schei­den, und [die] in letz­te­rem Fall in ei­nen Mo­dus. wech­selt, der zu ei­nem ge­rin­ge­ren Aus­stoß an Schad­stof­fen führt. Die In­stal­la­ti­on ei­ner sol­chen Ma­ni­pu­la­ti­ons­soft­ware stellt nach ein­hel­li­ger Auf­fas­sung der Recht­spre­chung ei­ne ne­ga­ti­ve Ab­wei­chung von der üb­li­chen Be­schaf­fen­heit ver­gleich­ba­rer Fahr­zeu­ge dar (vgl. et­wa LG Kre­feld, Urt. v. 14.09.2016 – 2 O 83/16, ju­ris; LG Müns­ter, Urt. v. 14.03.2016 – 011 O 341/15, ju­ris; LG Bo­chum, Urt. v. 16.03.2016 – I-2 O 425/15, ju­ris Rn. 17; LG Ol­den­burg, Urt. v. 01.09.2016 – 16 O 790/16, ju­ris Rn. 26). Hier­zu führt das LG Bo­chum zu­tref­fend aus:

„Selbst­ver­ständ­lich un­ter­schei­den sich die Emis­si­ons­wer­te im All­tags­be­trieb ei­nes Fahr­zeugs von de­nen in ei­nem syn­the­ti­schen Prüf­zy­klus. Das er­gibt sich schon dar­aus, dass sie von ei­ner Viel­zahl von Fak­to­ren wie Fahr­ver­hal­ten, Ver­kehrs­fluss usw. ab­hän­gig sind, die im Prüf­zy­klus nur stan­dar­di­siert statt­fin­den. Den­noch be­steht bei ei­nem die Prüf­stands­wer­te nicht ma­ni­pu­lie­ren­den Fahr­zeug die Ge­währ da­für, dass die Ver­mei­dung schäd­li­cher Emis­sio­nen im Stra­ßen­ver­kehr mit der­sel­ben Ef­fek­ti­vi­tät wie auf dem Prüf­stand er­folgt. Dies ist bei dem klä­ge­ri­schen Pkw je­doch nicht der Fall. Hier sorgt ei­ne tech­ni­sche Vor­rich­tung da­für, dass im Prüf­stands­be­trieb ei­ne Ab­gas­rei­ni­gung vor­ge­täuscht wird, die im All­tags­be­trieb schon grund­sätz­lich nicht statt­fin­det. Da­bei ist ent­ge­gen der An­sicht der Be­klag­ten un­er­heb­lich, ob dies durch Ma­ni­pu­la­tio­nen der Ab­gas­rück­füh­rung oder [durch] Ab­schal­tung des Emis­si­ons­kon­troll­sys­tems er­folgt. Wel­che tech­ni­schen Maß­nah­men der Fahr­zeug­her­stel­ler ge­wählt hat, um in un­zu­läs­si­ger Wei­se bes­se­re Emis­si­ons­wer­te vor­zu­täu­schen, ist oh­ne Be­lang. Eben­so ist un­er­heb­lich, ob man die­se Soft­ware als ‚Schum­mel­soft­ware‘ be­zeich­net oder nicht.“ (LG Bo­chum, Urt. v. 16.03.2016 – I-2 O 425/15, ju­ris Rn. 17).

Ein Man­gel folgt im Üb­ri­gen auch be­reits dar­aus, dass die Durch­füh­rung ei­nes Soft­ware­up­dates zur Be­sei­ti­gung der Um­schalt­lo­gik auf­grund ei­ner An­ord­nung des Kraft­fahrt-Bun­des­am­tes zwin­gend not­wen­dig ist, um nicht den Ver­lust der Zu­las­sung zu ris­kie­ren (LG Fran­ken­thal, Urt. v. 12.05.2016 – 8 O 208/15, ju­ris Rn. 21).

b) Der vor­lie­gen­de Man­gel er­weist sich auch nicht aIs un­er­heb­lich. Aus Käu­fer­sicht muss­te je­den­falls zum in­so­weit maß­geb­li­chen Zeit­punkt des Rück­tritts am 10.11.2015 be­fürch­tet wer­den, dass das Soft­ware­up­date nach­hal­tig ne­ga­tiv auf Ver­brauch, Leis­tung, an­de­re Ab­gas­wer­te oder die Halt­bar­keit von Fahr­zeug­bau­tei­len wir­ken wür­de. Die­se Be­fürch­tung muss­te sich den Klä­gern ge­ra­de­zu auf­drän­gen, da an­dern­falls schlicht un­ver­ständ­lich ge­we­sen wä­re, wes­halb man sei­tens des Her­stel­lers über­haupt ei­ne ent­spre­chen­de Ma­ni­pu­la­ti­ons­soft­ware ein­ge­baut ha­ben soll­te. Schon aus dem

„mit der Täu­schung auf dem Prüf­stand ein­ge­gan­ge­nen un­ter­neh­me­ri­schen Ri­si­ko von Straf­zah­lun­gen, Scha­dens­er­satz­kla­gen und Image­ver­lust konn­te je­den­falls vom Rück­tritts­zeit­punkt aus nur der Schluss ge­zo­gen wer­den, dass es für die Re­du­zie­rung der Ab­gas­rück­füh­rung im Fahr­be­trieb aus Sicht des Her­stel­lers wich­ti­ge, wenn nicht so­gar zwin­gen­de tech­ni­sche Grün­de gab“ (LG Ha­gen, Urt. v. 18.10.2016 – 3 O 66/16, ju­ris Rn. 65).

Ob mitt­ler­wei­le ei­ne tech­ni­sche Lö­sung ge­fun­den wor­den ist, die jeg­li­che ne­ga­ti­ve Aus­wir­kun­gen ver­mei­det, kann da­hin­ste­hen. Je­den­falls zum Zeit­punkt des Rück­tritts war das Vor­han­den­sein ei­ner sol­chen Lö­sung für den Klä­ger nicht nur nicht er­sicht­lich, son­dern muss­te im Ge­gen­teil äu­ßerst frag­lich er­schei­nen.

Glei­ches gilt auch für ei­nen mög­li­cher­wei­se ver­blei­ben­den mer­kan­ti­len Min­der­wert:

„Hin­zu kommt, dass der­zeit noch nicht ab­zu­se­hen ist, ob sich al­lein durch die Be­trof­fen­heit des klä­ge­ri­schen Fahr­zeugs vom Ab­gas­skan­dal ein mer­kan­ti­ler Min­der­wert … rea­li­sie­ren wird. Im Hin­blick auf die um­fas­sen­de Be­richt­er­stat­tung zum so­ge­nann­ten Ab­gas­skan­dal und die sich dar­aus in der Öf­fent­lich­keit er­ge­be­nen kon­tro­ver­sen Dis­kus­sio­nen, auch über ei­nen et­wai­gen Mehr­ver­brauch nach durch­ge­führ­ter Nach­bes­se­rung, ist je­den­falls nicht aus­zu­schlie­ßen, dass sich dies auf den im Fal­le ei­nes Ver­kaufs zu er­zie­len­den Wie­der­ver­kaufs­preis ne­ga­tiv aus­wirkt. Die­ser Be­wer­tung stün­de auch nicht ent­ge­gen, wenn die ge­gen­tei­li­ge Be­haup­tung der Be­klag­ten, die Aus­wir­kun­gen auf den Ge­braucht­wa­gen­markt ve­he­ment ver­neint, der­zeit zu­trä­fe. In­so­weit ist all­ge­mein be­kannt, dass sich wert­nach­tei­li­ge Um­stän­de auch erst mit zeit­li­cher Ver­zö­ge­rung aus­wir­ken kön­nen, zu­mal vor­lie­gend die Rück­ruf­ak­ti­on erst Mit­te 2016 an­ge­lau­fen ist.“ (LG Aa­chen, Urt. v. 06.12.2016 – 10 O 146/16, ju­ris Rn. 31).

Schließ­lich weist das LG Aa­chen auch zu­tref­fend, dar­auf hin, dass be­reits auf­grund des Um­stands, dass die vom Her­stel­ler ent­wi­ckel­te Män­gel­be­sei­ti­gungs­maß­nah­me der um­fas­sen­den vor­he­ri­gen be­hörd­li­chen Prü­fung und Ge­neh­mi­gung be­durf­te, die Pflicht­ver­let­zung nicht mehr als un­er­heb­lich an­zu­se­hen ist (LG Aa­chen, Urt. v. 06.12.2016 – 10 O 146/16, ju­ris Rn. 31).

c) Aus die­sen Grün­den er­weist sich auch das feh­len­de Nach­er­fül­lungs­ver­lan­gen als un­be­acht­lich, da ei­ne Frist­set­zung zur Nach­er­fül­lung nach § 440 Satz 1 Fall 3 BGB we­gen Un­zu­mut­bar­keit ent­behr­lich war.

Die Nach­bes­se­rung war den Klä­gern schon des­halb un­zu­mut­bar, weil sie

„die be­grün­de­te Be­fürch­tung he­gen durf­te[n], dass das be­ab­sich­tig­te Soft­ware­up­date ent­we­der nicht er­folg­reich sein oder zu Fol­ge­män­geln füh­ren wür­de. Es war vor­lie­gend zum Zeit­punkt des Rück­tritts, auf den al­lein ab­zu­stel­len ist (BGH, Urt. v. 15.06.2011 – VI­II ZR 139/09 Rn. 9), nicht aus­zu­schlie­ßen, dass die Be­sei­ti­gung der Ma­ni­pu­la­ti­ons­soft­ware ne­ga­ti­ve Aus­wir­kun­gen auf die üb­ri­gen Emis­si­ons­wer­te, den Kraft­stoff­ver­brauch und die Mo­tor­leis­tung ha­ben wür­de. Im Ge­gen­teil, der­ar­ti­ge Be­fürch­tun­gen wur­den ge­richts­be­kannt auch von Fach­leu­ten mehr­fach öf­fent­lich ge­äu­ßert und be­ruh­ten auf der na­he­lie­gen­den Über­le­gung, war­um der Her­stel­ler Au­di nicht schon bei der Ent­wick­lung der Mo­to­ren zur Er­stel­lung ei­ner ent­spre­chen­den Soft­ware in der La­ge ge­we­sen sei bzw. war­um Au­di nicht schon viel frü­her, näm­lich schon weit vor Be­kannt­wer­den des Ab­gas­skan­dals, die Ent­wick­lung der jetzt in Aus­sicht ge­stell­ten Soft­ware un­ter­nom­men ha­be“ (LG Kre­feld, Urt. v. 14.09.2016 – 2 O 72/16, ju­ris Rn. 29; eben­so LG Bü­cke­burg, Urt. v. 11.01.2017 – 2 O 39/16, ju­ris Rn. 32, 35).

Hin­zu kommt, dass das Ver­trau­ens­ver­hält­nis zum Her­stel­ler durch den Ein­satz der Ma­ni­pu­la­ti­ons­soft­ware nach­hal­tig er­schüt­tert wor­den ist. Der Her­stel­ler war zwar nicht der Ver­trags­part­ner der Klä­ger, der Her­stel­ler war aber al­lein in der La­ge, das zwin­gend er­for­der­li­che Soft­ware­up­date zur Ver­fü­gung zu stel­len. Die Be­klag­te selbst hät­te we­gen des da­durch her­vor­ge­ru­fe­nen Ver­lus­tes der Be­triebs­er­laub­nis gar nicht ei­gen­stän­dig nach­bes­sern dür­fen. Auch dies be­grün­det im vor­lie­gen­den Fall die Un­zu­mut­bar­keit ei­nes Nach­er­fül­lungs­ver­lan­gens (LG Kre­feld, Urt. v. 14.09.2016 – 2 O 72/16, ju­ris Rn. 40).

So­weit die Be­klag­te zu­tref­fend dar­auf hin­weist, dass der Ver­käu­fer sich ein Ver­schul­den des Her­stel­lers grund­sätz­lich nicht ge­mäß § 278 BGB zu­rech­nen las­sen muss, ist dies für die Fra­ge der Un­zu­mut­bar­keit der Nach­er­fül­lung un­er­heb­lich. Es kommt in­so­weit nicht dar­auf an, ob dem Ver­käu­fer ein Ver­schul­den zu­ge­rech­net wer­den kann, son­dern le­dig­lich dar­auf, ob aus der Per­spek­ti­ve des Käu­fers un­ter Be­rück­sich­ti­gung al­ler Um­stän­de des Ein­zel­falls ei­ne Nach­er­fül­lung un­zu­mut­bar ist. Dies ist vor­lie­gend auf­grund der ge­nann­ten Um­stän­de der Fall.

d) Ge­mäß § 346 I BGB wa­ren auf­grund des er­klär­ten Rück­tritts die emp­fan­ge­nen Leis­tun­gen zu­rück­zu­ge­wäh­ren und die ge­zo­ge­nen Nut­zun­gen her­aus­zu­ge­ben. Da­bei sind die Klä­ger nicht dar­auf be­schränkt, nur je­nen Teil des Kauf­prei­ses zu­rück­zu­ver­lan­gen, der den von ih­nen be­reits an die fi­nan­zie­ren­de Bank ge­zahl­ten Ra­ten ent­spricht, son­dern [sie] kön­nen den ge­sam­ten Kauf­preis zu­rück­ver­lan­gen (OLG Ko­blenz, Urt. v. 18.12.2008 – 6 U 564/08, ju­ris Rn. 42; LG Ha­gen, Urt. v. 26.08.2015 – 2 O 149/14, ju­ris Rn. 26).

Dem ste­hen Nut­zungs­er­satz­an­sprü­che der Be­klag­ten nach § 346 II 1 Nr. 1 BGB ge­gen­über, mit de­nen die Be­klag­te kon­klu­dent mit Schrift­sät­zen vom 30.09.2016 und vom 19.12.2016 hilfs­wei­se auf­ge­rech­net hat. Der Nut­zungs­er­satz­an­spruch der Be­klag­ten be­läuft sich – aus­ge­hend von ei­ner nach § 287 ZPO ge­schätz­ten Ge­samt­fahr­leis­tung des streit­ge­gen­ständ­li­chen Fahr­zeugs von 250.000 km (vgl. KG, Urt. v. 23.05.2013 – 8 U 58/12, ju­ris Rn. 14; OLG Düs­sel­dorf, Urt. v. 21.01.2008 – I-1 U 152/07, ju­ris Rn. 42) – auf 11.161 €

\left({\frac{\text{43.100 € [Brut­to­kauf­preis]}\times\text{64.739 km [ge­fah­re­ne Ki­lo­me­ter]}}{\text{250.000 km [er­war­te­te Ge­samt­lauf­leis­tung]}}}\right).

Den Dif­fe­renz­be­trag in Hö­he von 31.939 € hat die Be­klag­te an die Klä­ger Zug um Zug ge­gen Rück­ga­be und Über­eig­nung des Pkw zu zah­len. Un­er­heb­lich ist in­so­weit, dass das Fahr­zeug der fi­nan­zie­ren­den Bank zur Si­cher­heit über­eig­net wor­den ist. In­so­weit ob­liegt es den Klä­gern, die Ei­gen­tums­ver­schaf­fung zu er­mög­li­chen (OLG Ko­blenz, Urt. v. 18.12.2008 – 6 U 564/08, ju­ris Rn. 69).

2. Ein wei­ter­ge­hen­der An­spruch der Klä­ger ge­gen die Be­klag­te be­steht nicht. Ein sol­cher folgt we­der aus § 812 I 1 Fall 1 BGB noch aus §§ 280 I, 311 II, 241 II BGB.

Die Be­klag­te hat die Klä­ger nicht arg­lis­tig ge­täuscht und muss sich ei­ne ver­meint­li­che Täu­schung des Her­stel­lers auch nicht zu­rech­nen las­sen. Der Her­stel­ler war in kei­ner Wei­se am Zu­stan­de­kom­men des streit­ge­gen­ständ­li­chen Kauf­ver­tra­ges be­tei­ligt und konn­te dar­auf kei­nen Ein­fluss neh­men. Die Be­klag­te han­del­te im ei­ge­nen Na­men und auf ei­ge­ne Rech­nung. Her­stel­ler und die Be­klag­te sind recht­lich un­ab­hän­gi­ge ju­ris­ti­sche Per­so­nen oh­ne ge­sell­schafts­recht­li­che oder per­so­nel­le Ver­flech­tun­gen. Der Her­stel­ler ist nicht Er­fül­lungs­ge­hil­fe der Be­klag­ten als Ver­käu­fer. Her­stel­ler und Händ­ler ver­fol­gen auch nicht per se gleich­lau­fen­de Ge­winn­in­ter­es­sen in Be­zug auf das Ver­kaufs­ge­schäft mit dem End­kun­den. Die Be­klag­te ist der Wirt­schafts­stu­fe des Her­stel­lers nicht wie ein Han­dels­ver­tre­ter funk­tio­nal zu­ge­ord­net, son­dern „steht als selbst­stän­di­ges Ab­satz­or­gan auf ei­ner an­de­ren Wirt­schafts­stu­fe“ (LG Bam­berg, Urt. v. 22.07.2016 – 11 O 62/16, ju­ris Rn. 19; eben­so OLG Cel­le, Beschl. v. 30.06.2016 – 7 W 26/16, ju­ris Rn. 8).

Hin­sicht­lich ei­nes An­spruchs aus §§ 280 I, 311 II, 241 II BGB fehlt es je­den­falls an ei­nem Ver­schul­den der Be­klag­ten. Auch in­so­weit kommt ei­ne Zu­rech­nung ei­nes Ver­schul­dens des Her­stel­lers nicht in Be­tracht.

3. Die Be­klag­te be­fin­det sich mit der Rück­nah­me des streit­ge­gen­ständ­li­chen Fahr­zeugs nicht in An­nah­me­ver­zug. Die Klä­ger ha­ben der Be­klag­ten die ihr ob­lie­gen­de Leis­tung nicht in ei­ner den An­nah­me­ver­zug be­grün­den­den Wei­se an­ge­bo­ten. Ein sol­ches kon­kre­tes An­ge­bot lässt sich dem Schrei­ben der Be­voll­mäch­tig­ten vom 10.11.2015 nicht ent­neh­men. Die Kam­mer ver­mag ein sol­ches auch nicht kon­klu­dent in der Kla­ge­schrift oder im Schrift­satz vom 05.12.2016 zu er­ken­nen.

Mit Schrift­satz vom 05.12.2016 be­gehr­ten die Klä­ger die Rück­zah­lung des Kauf­prei­ses Zug um Zug ge­gen „Ab­tre­tung des Her­aus­ga­be- und Über­eig­nungs­an­spruchs“ be­züg­lich des streit­ge­gen­ständ­li­chen Fahr­zeugs. Ge­schul­det war in­des die Her­aus­ga­be und Über­eig­nung des Fahr­zeugs.

4. Die Klä­ger ha­ben kei­nen An­spruch auf Er­satz vor­ge­richt­li­cher Rechts­an­walts­kos­ten aus §§ 280 I, II, 286 BGB. Die Be­voll­mäch­tig­ten der Klä­ger ha­ben erst­mals mit Schrei­ben vom 10.11.2015 die An­fech­tung bzw. den Rück­tritt ge­gen­über der Be­klag­ten er­klärt. Zu die­sem Zeit­punkt be­fand sich die Be­klag­te in­des nicht in Ver­zug. So­weit die Be­voll­mäch­tig­ten in der Fol­ge ge­gen­über der Be­klag­ten er­neut au­ßer­ge­richt­lich tä­tig ge­wor­den sind, ist dies oh­ne Be­deu­tung, da es in­so­weit an der er­for­der­li­chen Kau­sa­li­tät fehlt. Die Kos­ten wa­ren be­reits mit Er­stel­lung des Schrei­bens vom 10.11.2015 an­ge­fal­len (vgl. hier­zu LG Aa­chen, Urt. v. 06.12.201 – 10 O 146/16, ju­ris Rn. 41; LG Köln, Urt. v. 02.03.2017 – 2 O 317/16, ju­ris Rn. 36; OLG Düs­sel­dorf, Urt. v. 13.12.2013 – I-22 U 67/13, ju­ris Rn. 89). Ei­ne an­de­re An­spruchs­grund­la­ge ist nicht er­sicht­lich.

Auch ei­ne Ver­zin­sung des zu zah­len­den Be­tra­ges kön­nen die Klä­ger von der Be­klag­ten ge­mäß §§ 286, 288 I BGB nicht ver­lan­gen, da die For­de­rung ein­re­de­be­haf­tet und die Ein­re­de noch nicht weg­ge­fal­len ist. Der Be­klag­ten steht die Ein­re­de ge­mäß §§ 348, 320, 322 BGB zu (LG Ha­gen, Urt. v. 26.08.2015 – 2 O 149/14, ju­ris Rn. 29).

Die Kos­ten­ent­schei­dung folgt aus § 92 I ZPO. Da­bei war der An­trag auf Fest­stel­lung des An­nah­me­ver­zugs im Rah­men der Quo­ten­bil­dung nicht zu be­rück­sich­ti­gen, da die­sem kein ei­ge­ner wirt­schaft­li­cher Wert zu­kommt (OLG Düs­sel­dorf, Beschl. v. 03.07.2008 – I-24 W 46/08). …

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