1. Ein vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­ner Neu­wa­gen ist schon des­halb man­gel­haft, weil das Fahr­zeug zum Er­halt der Be­triebs­er­laub­nis ei­nes Soft­ware­up­dates be­darf. Der durch­schnitt­li­che Käu­fer ei­nes Neu­wa­gens kann in­des i. S. des § 434 I 2 Nr. 2 BGB er­war­ten, dass die Be­triebs­er­laub­nis des Fahr­zeugs nicht des­halb ge­fähr­det ist, weil sei­ne Vor­schrifts­wid­rig­keit fest­steht oder von­sei­ten der Be­hör­den (hier: des Kraft­fahrt-Bun­des­am­tes) an­ge­nom­men wird.
  2. Dar­über hin­aus weist ein vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­ner Neu­wa­gen auch des­halb nicht die Be­schaf­fen­heit auf, die ein durch­schnitt­li­cher Neu­wa­gen­käu­fer i. S. des § 434 I 2 Nr. 2 BGB er­war­ten kann, weil der Durch­schnitts­käu­fer ei­nes Neu­wa­gens er­war­ten kann, dass das Fahr­zeug die ein­schlä­gi­gen Emis­si­ons­grenz­wer­te nicht nur wäh­rend ei­nes Emis­si­ons­tests auf ei­nem Prüf­stand und nicht nur des­halb ein­hält, weil ei­ne Soft­ware die Test­si­tua­ti­on er­kennt und für ei­ne Ver­rin­ge­rung des Stick­oxid­aus­sto­ßes sorgt.
  3. Bei der Be­ur­tei­lung, ob die Kauf­sa­che ei­ne Be­schaf­fen­heit auf­weist, die bei Sa­chen der glei­chen Art üb­lich ist und die der Käu­fer nach der Art der Sa­che er­war­ten kann (§ 434 I 2 Nr. 2 BGB), ist ge­ge­be­nen­falls ein her­stel­ler­über­grei­fen­der Ver­gleich an­zu­stel­len, weil man an­dern­falls bei Kon­struk­ti­ons- oder Fa­bri­ka­ti­ons­feh­lern, die ei­ner gan­zen Se­rie an­haf­ten, ei­nen Sach­man­gel ver­nei­nen müss­te.
  4. Bei der Be­ur­tei­lung, ob der Man­gel, an dem ein vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­ner Neu­wa­gen lei­det, i. S. des § 323 V 2 BGB ge­ring­fü­gig ist, kann nicht al­lein auf die Kos­ten ab­ge­stellt wer­den, die für die Ent­wick­lung und die In­stal­la­ti­on des zur Man­gel­be­sei­ti­gung er­for­der­li­chen Soft­ware­up­dates auf­ge­wen­det wer­den müs­sen. Denn in­so­weit exis­tiert, da das Up­date aus­schließ­lich vom Fahr­zeug­her­stel­ler an­ge­bo­ten wird, kein Markt­preis, so­dass al­len­falls an die vom Fahr­zeug­her­stel­ler an­ge­ge­be­nen Kos­ten an­ge­knüpft wer­den könn­te. Das aber ver­bie­tet sich, weil an­dern­falls der Fahr­zeug­her­stel­ler durch ent­spre­chen­de An­ga­ben be­stim­men könn­te, ob ein von ihm ver­ur­sach­ter Man­gel ge­ring­fü­gig ist oder nicht.
  5. Ein tech­ni­scher Man­gel ei­nes Kraft­fahr­zeugs, für des­sen Be­sei­ti­gung der Fahr­zeug­her­stel­ler über Mo­na­te per­so­nel­le und tech­ni­schen Res­sour­cen ein­set­zen muss, ist nicht des­halb ge­ring­fü­gig i. S. des § 323 V 2 BGB, weil er ei­ner Viel­zahl von Neu- und Ge­braucht­wa­gen an­haf­tet und der auf das ein­zel­ne Fahr­zeug (an­tei­lig) ent­fal­len­de Man­gel­be­sei­ti­gungs­auf­wand ver­gleichs­wei­se ge­ring ist.
  6. Ei­ne Frist zur Nach­bes­se­rung ei­nes vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­nen Neu­wa­gens von über ei­nem Jahr ist nicht mehr an­ge­mes­sen i. S. von § 323 I BGB, son­dern un­an­ge­mes­sen lang. Dar­an än­dert nichts, dass vom VW-Ab­gas­skan­dal al­lein in Deutsch­land Mil­lio­nen von Fahr­zeu­gen be­trof­fen sind; denn die Man­gel­haf­tig­keit die­ser Fahr­zeu­ge geht auf ei­ne be­wuss­te Ma­ni­pu­la­ti­on der Fahr­zeug­her­stel­le­rin zu­rück.
  7. Kos­ten, die der Käu­fer ei­nes Neu­wa­gens für Win­ter­rei­fen auf­ge­wen­det hat, sind eben­so wie In­spek­ti­ons­kos­ten not­wen­di­ge Ver­wen­dun­gen i. S. des § 347 II 1 BGB. Glei­ches gilt für die Kos­ten für ei­ne Haupt­un­ter­su­chung nach § 29 StV­ZO; je­den­falls aber han­delt es sich da­bei um nütz­li­che Ver­wen­dun­gen i. S. von § 347 II 2 BGB.

LG Aa­chen, Ur­teil vom 04.05.2017 – 10 O 422/14

Sach­ver­halt: Die Klä­ge­rin be­gehrt von der Be­klag­ten, ei­ner VW-Ver­trags­händ­le­rin, die Rück­ab­wick­lung ei­nes Kfz-Kauf­ver­tra­ges.

Sie kauf­te von der Be­klag­ten mit Ver­trag vom 27.08.2013 ei­nen VW Po­lo 1.6 TDI Trend­li­ne mit 7-Gang-DSG als Neu­wa­gen zum Preis von 22.442,40 €. Das Fahr­zeug wur­de der Klä­ge­rin am 15.11.2013 über­ge­ben. Ei­nen Teil des Kauf­prei­ses zahl­te die Klä­ge­rin, in­dem sie ihr Alt­fahr­zeug für 3.750 € bei der Be­klag­ten in Zah­lung gab. Dar­über hin­aus zahl­te sie 2.250 € in bar an die Be­klag­te. Zur Fi­nan­zie­rung des rest­li­chen Kauf­prei­ses schloss die Klä­ge­rin ei­nen Dar­le­hens­ver­trag mit der Volks­wa­gen Bank GmbH über ei­nen Ge­samt­be­trag von 16.914,53 €. Die mo­nat­li­chen Ra­ten be­tru­gen je­weils 150 €.

Die Klä­ge­rin er­warb für das streit­ge­gen­ständ­li­che Fahr­zeug se­pa­rat Rei­fen (499,99 €) und pas­sen­de Rad­kap­pen (42,40 €).

Am 05.12.2013 stell­te die Klä­ge­rin ihr Fahr­zeug der Be­klag­ten vor und rüg­te ein Knack­ge­räusch beim Brem­sen, ein Pfei­fen der Lüf­tung so­wie Ras­sel- und Klin­gel­ge­räu­sche des Ge­trie­bes. In der Fol­ge kam es zu meh­re­ren Nach­bes­se­rungs­ver­lan­gen der Klä­ge­rin und Un­ter­su­chun­gen des Fahr­zeugs. Fer­ner wur­de auf Ver­lan­gen das Klä­ge­rin das Ge­trie­be des streit­ge­gen­ständ­li­chen Fahr­zeugs re­pa­riert, und zwar von der X-GmbH in W.

Am 01.10.2014 er­klär­te die Klä­ge­rin mit Blick auf die­se Nach­bes­se­rungs­ver­lan­gen den Rück­tritt vom Kauf­ver­trag. Die­sen Rück­tritt wies die Be­klag­te mit Schrei­ben vom 22.10.2014 zu­rück. Gleich­zei­tig teil­te sie der Klä­ge­rin mit, dass an ih­rem – der Klä­ge­rin – Fahr­zeug trotz um­fas­sen­der Un­ter­su­chun­gen kein Man­gel ha­be fest­ge­stellt wer­den kön­nen.

Am 14.10.2014 leg­te die Klä­ge­rin ihr Fahr­zeug still. Da­für ent­stan­den ihr beim Stra­ßen­ver­kehrs­amt Kos­ten in Hö­he von 20,90 €; zu­sätz­lich ver­lang­te die Volks­wa­gen Bank GmbH 15 € von der Klä­ge­rin für die Über­sen­dung der Zu­las­sungs­be­schei­ni­gung Teil I an das Stra­ßen­ver­kehrs­amt.

Mit ih­rer Kla­ge ver­lang­te die Klä­ge­rin vor die­sem Hin­ter­grund die Zah­lung von 8.228,29 € ab­züg­lich ei­ner Nut­zungs­ent­schä­di­gung von 898 €, al­so 7330,29 €.

Wäh­rend des Kla­ge­ver­fah­rens stell­te sich her­aus, dass das Fahr­zeug der Klä­ge­rin mit ei­nem EA189-Die­sel­mo­tor aus­ge­stat­tet und des­halb vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fen ist. Der Mo­tor steht in Ver­bin­dung mit ei­ner Soft­ware, die er­kennt, ob das Fahr­zeug auf ei­nem Prüf­stand ei­nen Emis­si­ons­test ab­sol­viert oder ob es re­gu­lär im Stra­ßen­ver­kehr be­trie­ben wird. Be­fin­det sich das Fahr­zeug auf ei­nem Prüf­stand, dann ak­ti­viert die Soft­ware ei­nen be­stimm­ten Be­triebs­mo­dus („Mo­dus 1“), bei dem die Ab­gas­rück­füh­rungs­ra­te hö­her ist und des­halb die Stick­oxid­emis­sio­nen ge­rin­ger sind als in dem Mo­dus, in dem das Fahr­zeug nor­ma­ler­wei­se be­trie­ben wird („Mo­dus 0“). Nur des­halb wird – auf dem Prüf­stand – der ein­schlä­gi­ge Eu­ro-5-Emis­si­ons­grenz­wert ein­ge­hal­ten.

Nach­dem be­kannt ge­wor­den war, dass in be­stimm­ten Die­sel­fahr­zeu­gen der Volks­wa­gen AG ei­ne Ma­ni­pu­la­ti­ons­soft­ware zum Ein­satz kommt, gab das Kraft­fahrt-Bun­des­amt der Volks­wa­gen AG auf, die Soft­ware aus al­len vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­nen Fahr­zeu­gen zu ent­fer­nen. In der Fol­ge­zeit prüf­te das Kraft­fahrt-Bun­des­amt ei­nen ihm von der Volks­wa­gen AG vor­ge­leg­ten Maß­nah­men­plan und gab – für die ver­schie­de­nen Fahr­zeug­mo­del­le zeit­lich ge­staf­felt – ein von der Fahr­zeug­her­stel­le­rin ent­wi­ckel­tes Soft­ware­up­date frei.

Auch oh­ne das Soft­ware­up­date ist der streit­ge­gen­ständ­li­che Wa­gen fahr­be­reit und ver­kehrs­si­cher. Auch wur­de die EG-Typ­ge­neh­mi­gung nicht ent­zo­gen, ob­wohl das Kraft­fahrt-Bun­des­amt die In­stal­la­ti­on des Soft­ware­up­dates als ver­pflich­tend an­sieht.

Nach ei­ner Er­klä­rung der Volks­wa­gen AG muss bei vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­nen Fahr­zeu­gen mit ei­nem 1,6-Li­ter-EA189-Mo­tor vor dem Luft­mas­sen­mes­ser ein so­ge­nann­ter Strö­mungs­gleich­rich­ter be­fes­tigt wer­den. Da­durch wer­de die Mess­ge­nau­ig­keit des Luft­mas­sen­mes­sers ent­schei­dend ver­bes­sert. Zu­sätz­lich er­hiel­ten die in Re­de ste­hen­den Fahr­zeu­ge ein Soft­ware­up­date. Die Um­set­zung die­ser tech­ni­schen Maß­nah­men wer­de vor­aus­sicht­lich we­ni­ger als ei­ne Stun­de Ar­beits­zeit in An­spruch neh­men.

Mit an­walt­li­chem Schrei­ben vom 05.10.2015 teil­te die Klä­ge­rin der Be­klag­ten mit, dass ihr Fahr­zeug vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fen sei. An­schlie­ßend – mit an­walt­li­chem Schrei­ben vom 09.10.2015 – setz­te sie der Be­klag­ten ei­ne Frist zur Nach­bes­se­rung bis zum 23.10.2015 und droh­te für den Fall des frucht­lo­sen Frist­ab­laufs ih­ren Rück­tritt vom Kauf­ver­trag an. Mit an­walt­li­chem Schrei­ben vom 13.10.2015 er­klär­te die Be­klag­te, dass im Fahr­zeug der Klä­ge­rin ei­ne die Schad­stoff­emis­sio­nen ma­ni­pu­lie­ren­de Soft­ware zum Ein­satz kom­me, be­grün­de je­den­falls kei­nen er­heb­li­chen, ei­nen Rück­tritt vom Kauf­ver­trag recht­fer­ti­gen­den Man­gel. Viel­mehr las­se sich der Man­gel mit ei­nem ein­fa­chen Soft­ware­up­date, des­sen In­stal­la­ti­on für die Klä­ge­rin kos­ten­los sei, be­sei­ti­gen. Man ar­bei­te mit Hoch­druck an ei­ner Lö­sung und wer­de die Klä­ge­rin in­for­mie­ren, so­bald de­tail­lier­te In­for­ma­tio­nen vor­lä­gen.

Mit an­walt­li­chem Schrei­ben vom 26.10.2015 er­klär­te die Klä­ge­rin schließ­lich (er­neut) den Rück­tritt vom Kauf­ver­trag und setz­te der Be­klag­ten ei­ne Frist zur Rück­ab­wick­lung die­ses Ver­tra­ges bis zum 03.11.2015. Mit an­walt­li­chem Schrei­ben vom 06.11.2015 er­klär­te die Be­klag­te, dass die vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­nen Fahr­zeu­ge si­cher, fahr­be­reit und un­ein­ge­schränkt nutz­bar sei­en. Zu­dem wer­de in Ab­stim­mung mit dem Kraft­fahrt-Bun­des­amt an et­wa er­for­der­li­chen tech­ni­schen Än­de­run­gen und Soft­ware­up­dates ge­ar­bei­tet. Sie – die Be­klag­te – wer­de die Klä­ge­rin schnellst­mög­lich über ge­plan­te Maß­nah­men un­ter­rich­ten. Vor die­sem Hin­ter­grund kön­ne dem Wunsch der Klä­ge­rin, das Fahr­zeug zu­rück­zu­ge­ben, ak­tu­ell nicht ent­spro­chen wer­den. Die Be­klag­te ver­zich­te­te im Hin­blick auf mög­li­che – noch nicht ver­jähr­te – Män­gel­rech­te, die im Zu­sam­men­hang mit der Ma­ni­pu­la­ti­ons­soft­ware be­ste­hen könn­ten, bis zum 31.12.2016 auf die Ein­re­de der Ver­jäh­rung.

Die sei­tens der Volks­wa­gen AG für den VW Po­lo vor­ge­se­he­nen Maß­nah­men hat das Kraft­fahrt-Bun­des­amt zwi­schen­zeit­lich frei­ge­ge­ben.

Die Klä­ge­rin meint, dar­in, dass in ih­rem Fahr­zeug ei­ne die Schad­stoff­emis­sio­nen ma­ni­pu­lie­ren­de Soft­ware – die die Klä­ge­rin als un­zu­läs­si­ge Ab­schalt­ein­rich­tung qua­li­fi­ziert – zum Ein­satz kommt, lie­ge ein zum Rück­tritt be­rech­ti­gen­der Man­gel. Dem­ge­gen­über steht ei­nem Rück­tritt der Klä­ge­rin vom Kauf­ver­trag nach An­sicht der Be­klag­ten § 323 V 2 BGB ent­ge­gen, weil – so be­haup­tet die Be­klag­te – der Man­gel mit ei­nem vor­aus­sicht­li­chen Kos­ten­auf­wand von 100 € in­ner­halb ei­ner Stun­de be­ho­ben wer­den kön­ne. Die Klä­ge­rin kön­ne ihr Fahr­zeug un­ein­ge­schränkt nut­zen, so­dass es ihr – so meint die Be­klag­te – zu­mut­bar sei, ei­ne Nach­bes­se­rung ab­zu­war­ten. An­schlie­ßend, das heißt nach der In­stal­la­ti­on des Soft­ware­up­dates, wer­de das Fahr­zeug nur noch im „Mo­dus 1“ be­trie­ben, oh­ne dass sich der Kraft­stoff­ver­brauch, die Mo­tor­leis­tung oder die Schad­stoff­emis­sio­nen ne­ga­tiv ver­än­der­ten.

Die Kla­ge hat­te teil­wei­se Er­folg.

Aus den Grün­den: Die Klä­ge­rin hat ge­gen die Be­klag­te ei­nen An­spruch auf Zah­lung von 10.528,20 € Zug um Zug ge­gen Rück­ga­be und Rück­über­eig­nung des streit­ge­gen­ständ­li­chen Pkw aus § 346 I BGB i. V. mit § 348 Satz 1 BGB. Steht da­nach ei­ner Par­tei ein ge­setz­li­ches Rück­tritts­recht zu, so sind im Fal­le des Rück­tritts die emp­fan­ge­nen Leis­tun­gen zu­rück­zu­ge­wäh­ren und die ge­zo­ge­nen Nut­zun­gen her­aus­zu­ge­ben.

Die Vor­aus­set­zun­gen des § 346 I BGB lie­gen vor. Der Klä­ge­rin steht ein ge­setz­li­ches Rück­tritts­recht ge­mäß §§ 437 Nr. 2 Fall 1, 323 I BGB zu. Da­nach kann der Käu­fer vom Ver­trag zu­rück­tre­ten, wenn die Sa­che man­gel­haft ist und er dem Ver­käu­fer er­folg­los ei­ne an­ge­mes­se­ne Frist zur Nach­er­fül­lung ge­setzt hat. Dies ist hier der Fall.

Das streit­ge­gen­ständ­li­che Fahr­zeug ist man­gel­haft.

Nach § 434 I 2 Nr. 2 BGB ist ei­ne Sa­che frei von Sach­män­geln, wenn sie sich für die ge­wöhn­li­che Ver­wen­dung eig­net und ei­ne Be­schaf­fen­heit auf­weist, die bei Sa­chen der glei­chen Art üb­lich ist und die der Käu­fer nach der Art der Sa­che er­war­ten kann. Dies ist hier nicht der Fall.

Das Fahr­zeug ist zwar für die ge­wöhn­li­che Ver­wen­dung ge­eig­net, da es fahr­be­reit ist und ge­fah­ren wer­den darf. Es weist aber nicht die Be­schaf­fen­heit auf, die bei Sa­chen glei­cher Art üb­lich ist und die ein Käu­fer nach der Art der Sa­che er­war­ten kann. Die­ses Er­for­der­nis deckt sich teil­wei­se, aber nicht voll­stän­dig mit dem Merk­mal der Eig­nung für die ge­wöhn­li­che Ver­wen­dung. Denn wenn die Sa­che nicht zur ge­wöhn­li­chen Ver­wen­dung ge­eig­net ist, weist sie auch nicht die bei Sa­chen der glei­chen Art üb­li­che Be­schaf­fen­heit auf. An­ders­her­um ver­mag die Sa­che – wie hier – durch­aus zur ge­wöhn­li­chen Ver­wen­dung ge­eig­net sein, ob­wohl sie die üb­li­che Be­schaf­fen­heit nicht auf­weist. Es ist so­mit fest­zu­hal­ten, dass dem Merk­mal der üb­li­chen Be­schaf­fen­heit ei­ne ei­gen­stän­di­ge Be­deu­tung zu­kommt, die Eig­nung zur ge­wöhn­li­chen Ver­wen­dung hin­ge­gen in der üb­li­chen Be­schaf­fen­heit auf­geht.

Ver­gleichs­maß­stab ist die üb­li­che Be­schaf­fen­heit von Sa­chen glei­cher Art, das heißt von Sa­chen mit dem­sel­ben Qua­li­täts­stan­dard, auch von an­de­ren Her­stel­lern; je­de an­de­re Be­trach­tung wür­de zu dem wi­der­sin­ni­gen Er­geb­nis füh­ren, dass man bei Kon­struk­ti­ons- oder Fer­ti­gungs­feh­lern, die gan­zen Se­ri­en ei­nes Pro­dukt­typs an­haf­ten, ei­nen Sach­man­gel ver­nei­nen müss­te (Stau­din­ger/Ma­tu­sche-Beck­mann, BGB, Neu­be­arb. 2013, § 434 Rn. 90 m. w. Nachw.). Zur Be­schaf­fen­heit ei­nes Kauf­ge­gen­stan­des kön­nen al­le Ei­gen­schaf­ten ge­hö­ren, die der Sa­che selbst an­haf­ten, so­wie al­le Be­zie­hun­gen ei­ner Sa­che zur Um­welt, die nach der Ver­kehrs­an­schau­ung Ein­fluss auf die Wert­schät­zung ha­ben oder die Brauch­bar­keit der Sa­che be­ein­flus­sen und ihr un­mit­tel­bar an­haf­ten (vgl. Pa­landt/Wei­den­kaff, BGB, 75. Aufl., § 434 Rn. 10). Wel­che Be­schaf­fen­heit der Käu­fer nach der Art der Sa­che er­war­ten kann, be­stimmt sich ob­jek­tiv nach ei­nem Durch­schnitts­käu­fer. Es kommt nicht dar­auf an, wel­che Er­war­tun­gen er tat­säch­lich hat, son­dern wel­che er bei An­wen­dung der ver­kehrs­er­for­der­li­chen Sorg­falt hät­te, wie es auch die Ver­brauchs­gü­ter­kauf-Richt­li­nie („ver­nünf­ti­ger­wei­se") zum Aus­druck bringt. Über­zo­ge­ne Er­war­tun­gen des ein­zel­nen Käu­fers kön­nen kei­ne Be­rück­sich­ti­gung fin­den, auch wenn sie für den Ver­käu­fer er­kenn­bar wa­ren. Hier kann dem Käu­fer nur ei­ne ent­spre­chen­de Ver­ein­ba­rung hel­fen (Stau­din­ger/Ma­tu­sche-Beck­mann, a. a. O., § 434 Rn. 95 ff. m. w. Nachw.).

Ge­mes­sen dar­an weist das streit­ge­gen­ständ­li­che Fahr­zeug kei­ne Be­schaf­fen­heit auf, die bei Fahr­zeu­gen der glei­chen Art üb­lich ist und die der Käu­fer nach der Art der Sa­che er­war­ten kann. Schon das Vor­han­den­sein ei­ner Um­schalt­lo­gik, wel­che auf dem Prüf­stand in den NOX-op­ti­mier­ten Mo­dus 1 (mit ei­ner er­höh­ten Ab­gas­rück­füh­rungs­ra­te) und im nor­ma­len Fahr­be­trieb in ei­nen Mo­dus 0 (mit re­du­zier­ter Ab­gas­rück­füh­rung) schal­tet, ent­täuscht be­rech­tig­te Er­war­tun­gen des Kun­den an die üb­li­che Be­schaf­fen­heit von Fahr­zeu­gen ver­gleich­ba­rer Art (LG Ha­gen, Urt. v. 18.10.2016 – 3 O 66/16, ju­ris Rn. 37). Ein Durch­schnitts­käu­fer ei­nes Neu­fahr­zeu­ges kann da­von aus­ge­hen, dass die ge­setz­lich vor­ge­ge­be­nen und im tech­ni­schen Da­ten­blatt auf­ge­nom­me­nen Ab­gas­wer­te nicht nur des­halb ein­ge­hal­ten und ent­spre­chend at­tes­tiert wer­den, weil ei­ne Soft­ware in­stal­liert wor­den ist, die da­für sorgt, dass der Prüf­stand­lauf er­kannt und über ent­spre­chen­de Pro­gram­mie­rung der Mo­tor­steue­rung in ge­setz­lich un­zu­läs­si­ger Wei­se ins­be­son­de­re der Stick­oxid­aus­stoß re­du­ziert wird.

In­so­weit re­sul­tiert die Man­gel­haf­tig­keit nicht et­wa dar­aus, dass die un­ter La­bor­be­din­gun­gen (Prüf­stand­lauf) ge­mes­se­nen Wer­te im all­täg­li­chen Stra­ßen­ver­kehr nicht ein­ge­hal­ten wer­den, son­dern sie ba­siert dar­auf, dass der Mo­tor die Vor­ga­ben im Prüf­stand­lauf nur auf­grund der ma­ni­pu­lier­ten Soft­ware ein­hält (LG Müns­ter, Urt. vom 04.10.2016 – 02 O 1/16, ju­ris Rn. 22, OLG Hamm, Beschl. v. 21.06.2016 – 28 W 14/16). Nur bei im We­sent­li­chen iden­ti­scher Funk­ti­on der Mo­tor­steue­rung wird ge­währ­leis­tet, dass die Ab­gas- und Ver­brauchs­wer­te, die nicht mit de­nen des rea­len Fahr­be­triebs über­ein­stim­men müs­sen, in ei­ner ge­wis­sen Kor­re­la­ti­on zu­ein­an­der ste­hen (LG Kre­feld, Urt. v. 14.09.2016 – 2 O 83/16, ju­ris Rn. 25; LG Dort­mund, Urt. v. 12.05.2016 – 25 O 6/16, ju­ris Rn. 26). Da die Prüf­stand­fahrt Grund­la­ge für die EG-Typ­ge­neh­mi­gung ist und nur de­ren Wer­te öf­fent­lich (in Pro­spek­ten und der Wer­bung) be­kannt ge­macht wer­den, wer­den Kun­den (und auch die Ge­neh­mi­gungs­be­hör­de) über die Aus­sa­ge­kraft der Mess­wer­te und die im rea­len Fahr­be­trieb zu er­war­ten­den Emis­si­ons­wer­te ge­täuscht (LG Kre­feld, Urt. v. 14.09.2016 – 2 O 83/16, ju­ris Rn. 25; LG Bo­chum, Urt. v. 16.03.2016 – 2 O 425/15) und in ih­ren be­rech­tig­ten Er­war­tun­gen ent­täuscht.

Dass dem in­for­mier­ten Kun­den even­tu­ell be­kannt ist, dass Wer­te auf dem Prüf­stand nicht de­ckungs­gleich im Fahr­be­trieb er­war­tet wer­den kön­nen, steht der durch die Um­schalt­lo­gik ein­tre­ten­den Ent­täu­schung be­rech­tig­ter Er­war­tun­gen nicht ent­ge­gen. Denn die Ab­wei­chun­gen be­ru­hen im Fal­le der Um­schalt­lo­gik der Soft­ware ge­ra­de nicht auf den dem Kun­den be­kann­ten Un­ter­schie­den zwi­schen syn­the­ti­schem Prüf­stands­be­trieb und rea­lem All­tags­be­trieb. Un­ter­schie­de zwi­schen dem ge­mes­se­nen Schad­stoff­aus­stoß un­ter La­bor­be­din­gun­gen und dem tat­säch­li­chen Schad­stoff­aus­stoß im All­tags­be­trieb braucht der Käu­fer le­dig­lich auf­grund der sich aus dem All­tags­be­trieb er­ge­ben­den Fak­to­ren wie Fahr­ver­hal­ten, Ge­län­del­age, Ver­kehrs­fluss usw. zu er­war­ten, die im Prüf­zy­klus nur stan­dar­di­siert statt­fin­den. Dem­ge­gen­über ent­spricht es nicht den be­rech­tig­ten Er­war­tun­gen des Käu­fers an die üb­li­che Be­schaf­fen­heit ver­gleich­ba­rer Fahr­zeu­ge, wenn durch ei­ne tech­ni­sche Um­schalt­lo­gik des Fahr­zeugs schäd­li­che Emis­sio­nen im Stra­ßen­ver­kehr nicht mit der­sel­ben Ef­fek­ti­vi­tät wie auf dem Prüf­stand ver­mie­den wer­den (LG Pa­der­born, Urt. v. 09.06.2016 – 3 O 23/16, ju­ris Rn. 27; LG Bo­chum, Urt. v. 16.03.2016 – 2 O 425/15, ju­ris Rn. 17).

In je­dem Fall ge­nügt es aber für die An­nah­me ei­nes Sach­man­gels, wenn die im er­wor­be­nen Fahr­zeug ver­wen­de­te Soft­ware ei­nem Soft­ware­up­date un­ter­zo­gen wer­den muss, um ent­spre­chen­den Auf­la­gen des Kraft­fahrt-Bun­des­am­tes zu ge­nü­gen und nicht den Ver­lust der all­ge­mei­nen Be­triebs­er­laub­nis zu ris­kie­ren (LG Fran­ken­thal, Urt. v. 12.05.2016 – 8 O 208/15, ju­ris Rn. 21; LG Ol­den­burg, Urt. v. 01.09.2016 – 16 O 790/16, ju­ris Rn. 26). Denn auch die aus der Be­schaf­fen­heit des Fahr­zeugs fol­gen­den Maß­nah­men des Kraft­fahrt-Bun­des­am­tes, de­ren Um­set­zung zum Er­halt der Be­triebs­er­laub­nis für den Kun­den zwin­gend ist, füh­ren da­zu, dass das er­wor­be­ne Fahr­zeug nicht die be­rech­tig­ten Er­war­tun­gen des Käu­fers er­füllt. Der Käu­fer darf näm­lich üb­li­cher­wei­se er­war­ten, dass er ein Fahr­zeug er­wirbt, des­sen Be­triebs­er­laub­nis nicht – sei es auf­grund fest­ste­hen­der Rechts­wid­rig­keit sei­ner Ein­rich­tun­gen oder sei es auf­grund be­hörd­li­cher­seits an­ge­nom­me­ner Rechts­wid­rig­keit – ge­fähr­det ist oder nur mit Auf­la­gen auf­recht­er­hal­ten wird (LG Ha­gen, Urt. v. 18.10.2016 – 3 O 66/16, ju­ris Rn. 39).

Der Rück­tritt ist auch nicht schon ge­mäß § 323 V 2 BGB we­gen Un­er­heb­lich­keit des Man­gels aus­ge­schlos­sen.

Die Be­ur­tei­lung der Fra­ge, ob ei­ne Pflicht­ver­let­zung bzw. ein Man­gel un­er­heb­lich i. S. des § 323 V 2 BGB ist, er­for­dert ei­ne um­fas­sen­de In­ter­es­sen­ab­wä­gung auf der Grund­la­ge der Um­stän­de des Ein­zel­falls. Die Vor­schrift des § 323 V 2 BGB ent­hält ei­ne Aus­nah­me von der all­ge­mei­nen Re­ge­lung des § 323 I BGB, die dem Gläu­bi­ger bei ei­ner Pflicht­ver­let­zung des Schuld­ners ge­ne­rell ein Rück­tritts­recht ein­räumt. Die­sem Re­gel-Aus­nah­me-Ver­hält­nis liegt ei­ne Ab­wä­gung der In­ter­es­sen des Gläu­bi­gers und des Schuld­ners zu­grun­de. Bei Sach­män­geln in der Grö­ßen­ord­nung von bis zu zehn Pro­zent kann in der Re­gel nicht mehr an­ge­nom­men wer­den, dass das Leis­tungs­in­ter­es­se des Käu­fers „im Grun­de nicht ge­stört“ ist. Von ei­nem ge­ring­fü­gi­gen Man­gel, der zwar den Rück­tritt, nicht aber die üb­ri­gen Ge­währ­leis­tungs­rech­te aus­schließt, kann hin­ge­gen in der Re­gel noch ge­spro­chen wer­den, wenn der Män­gel­be­sei­ti­gungs­auf­wand ei­nen Rah­men von fünf Pro­zent des Kauf­prei­ses nicht über­steigt. Durch die vor­be­zeich­ne­te, nicht star­re („in der Re­gel“), son­dern fle­xi­ble, in ei­ne In­ter­es­sen­ab­wä­gung und ei­ne Wür­di­gung der Um­stän­de des Ein­zel­falls ein­ge­bet­te­te Er­heb­lich­keits­schwel­le von fünf Pro­zent des Kauf­prei­ses wer­den die In­ter­es­sen der Kauf­ver­trags­par­tei­en zu ei­nem sach­ge­rech­ten Aus­gleich ge­bracht. Bei be­heb­ba­ren Sach­män­geln un­ter­halb der ge­nann­ten Schwel­le wird es dem Käu­fer in der Re­gel zu­zu­mu­ten sein, am Ver­trag fest­zu­hal­ten und sich mit ei­ner Min­de­rung des Kauf­prei­ses oder mit der Gel­tend­ma­chung des klei­nen Scha­dens­er­sat­zes zu be­gnü­gen. Den Ver­käu­fer wie­der­um ver­mag die­se Lö­sung in aus­rei­chen­dem Ma­ße vor den für ihn wirt­schaft­lich meist nach­tei­li­gen Fol­gen ei­nes Rück­tritts des Käu­fers we­gen ge­ring­fü­gi­ger Män­gel zu schüt­zen.

Ab­zu­stel­len ist auf den Zeit­punkt der Rück­tritts­er­klä­rung (BGH, Urt. v. 28.05.2014 – VI­II ZR 94/13, ju­ris Rn. 16). Ein zum Zeit­punkt der Rück­tritts­er­klä­rung er­heb­li­cher Man­gel wird nicht da­durch un­er­heb­lich, dass es mög­li­cher­wei­se zu ei­nem spä­te­ren Zeit­punkt noch ge­lin­gen kann, das Fahr­zeug in ei­nen ver­trags­ge­mä­ßen Zu­stand zu ver­set­zen (BGH, Urt. v. 06.02.2013 – VI­II ZR 374/11, ju­ris Rn. 18).

Ge­mes­sen dar­an ist der Man­gel nicht un­er­heb­lich.

Der Män­gel­be­sei­ti­gungs­auf­wand kann nicht al­lein nach der Durch­füh­rung des Soft­ware­up­dates be­ur­teilt wer­den, son­dern er be­steht – so­lan­ge des­sen Ent­wick­lung noch nicht ab­ge­schlos­sen ist – auch im Auf­wand der Ent­wick­lung des­sel­ben (LG Mün­chen I, Urt. v. 14.04.2016 – 23 O 23033/15, ju­ris Rn. 23; LG Ol­den­burg, Urt. v. 01.09.2016 – 16 O 790/16, ju­ris Rn. 30).

Aus der Tat­sa­che, dass die Be­klag­te das an­ge­kün­dig­te Soft­ware­up­date beim Fahr­zeug der Klä­ge­rin im April 2017 noch im­mer nicht vor­ge­nom­men hat, kann zu­rück­ge­schlos­sen wer­den, dass der Man­gel­be­sei­ti­gungs­auf­wand für das Fahr­zeug der Klä­ge­rin of­fen­bar ganz er­heb­lich ist.

Für ei­nen Rück­tritt ir­re­le­vant ist die Fra­ge des Ver­tre­ten­müs­sens der Pflicht­ver­let­zung. In­so­fern kann sich die Be­klag­te nicht dar­auf zu­rück­zie­hen, sie sei selbst auf die Be­reit­stel­lung der Soft­ware an­ge­wie­sen, um nach­bes­sern zu kön­nen.

Es kommt da­bei auch nicht dar­auf an, dass der Auf­wand für ei­ne Viel­zahl von Fahr­zeu­gen er­for­der­lich und des­halb der auf das ein­zel­ne Fahr­zeug ent­fal­len­de An­teil ge­ring ist. Ein kon­kre­ter tech­ni­scher Man­gel, für des­sen Be­sei­ti­gung die per­so­nel­len und tech­ni­schen Res­sour­cen des Her­stel­lers über Mo­na­te ge­for­dert wer­den, wird nicht al­lein des­halb un­er­heb­lich, weil die­ser bei ei­ner Viel­zahl män­gel­be­haf­te­ter Fahr­zeu­ge vor­liegt (LG Bo­chum, Urt. v. 16.03.2016 – 2 O 425/15, ju­ris Rn. 18).

Über­dies fehlt es auch an ei­nem fest­stell­ba­ren Markt­preis für die Ent­wick­lung, Her­stel­lung und In­stal­la­ti­on des Up­dates. Nur wenn sich ein Markt­preis für ei­ne Re­pa­ra­tur durch Drit­te fest­stel­len lässt, kann die­ser die Un­er­heb­lich­keit in­di­zie­ren. Da hier die Män­gel­be­sei­ti­gungs­maß­nah­me nur vom Her­stel­ler – sei­ner­seits Ver­käu­fer der Händ­ler – an­ge­bo­ten wird, ver­bie­tet sich ei­ne An­knüp­fung an vom Her­stel­ler bzw. der Be­klag­ten mo­no­po­lis­tisch an­ge­ge­be­ne Kos­ten. Wä­ren be­reits der­ar­ti­ge An­ga­ben des Her­stel­lers maß­geb­lich, könn­te die­ser durch sei­ne Preis­an­ga­ben dar­über be­stim­men, ob von ihm ver­ur­sach­te Män­gel er­heb­lich oder un­er­heb­lich sind (LG Ha­gen, Urt. v. 18.10.2016 – 3 O 66/16, ju­ris Rn. 64).

Fer­ner ist auch noch nicht ab­zu­se­hen, ob sich al­lein durch die Be­trof­fen­heit vom Ab­gas­skan­dal ein er­heb­li­cher mer­kan­ti­ler Min­der­wert für das streit­ge­gen­ständ­li­che Fahr­zeug rea­li­sie­ren wird. Im Hin­blick auf die um­fas­sen­de Be­richt­er­stat­tung und die sich dar­aus in der Öf­fent­lich­keit er­ge­ben­den kon­tro­ver­sen Dis­kus­sio­nen ist je­den­falls nicht aus­zu­schlie­ßen, dass sich dies ne­ga­tiv auf den im Fal­le ei­nes Ver­kaufs zu er­zie­len­den Wie­der­ver­kaufs­preis aus­wirkt (LG Aa­chen, Urt. v. 06.12.2016 – 10 O 146/16).

Auch der Um­stand, dass das Kraft­fahrt-Bun­des­amt die Be­sei­ti­gung des Man­gels an­ge­ord­net hat und an­de­ren­falls die Be­triebs­er­laub­nis in Ge­fahr ist, steht ei­ner Un­er­heb­lich­keit des Man­gels ent­ge­gen. Ei­ne Man­gel­be­sei­ti­gungs­maß­nah­me, die der vor­he­ri­gen be­hörd­li­chen Prü­fung und Ge­neh­mi­gung be­darf, ist eben­falls nicht als un­er­heb­lich an­zu­se­hen (LG Mün­chen I, Urt. v. 14.04.2016 – 23 O 23033/15, ju­ris Rn. 42).

Schließ­lich steht der An­nah­me ei­nes bloß un­er­heb­li­chen Man­gels ent­ge­gen, dass das Ver­trau­en in den Her­stel­ler, der vor­lie­gend al­lein in der La­ge ist das zwin­gend er­for­der­li­che Soft­ware­up­date zur Ver­fü­gung zu stel­len, durch des­sen heim­li­ches Vor­ge­hen er­schüt­tert ist. Da der Pkw ein lang­le­bi­ges und hoch­wer­ti­ges Wirt­schafts­gut ist, das im Lau­fe sei­ner Nut­zung stän­dig ge­pflegt, ge­war­tet und re­pa­riert wer­den muss, be­darf es der stän­di­gen Leis­tung des Her­stel­lers, weil die­ser War­tungs­in­ter­val­le und -maß­nah­men vor­gibt und die Er­satz­tei­le pro­du­ziert. Das er­for­dert eben­falls ein ge­wis­ses Ver­trau­en in des­sen Zu­ver­läs­sig­keit, das durch die heim­li­che In­stal­la­ti­on der zu be­sei­ti­gen­den Soft­ware ge­stört ist (LG Kre­feld, Urt. v. 14.09.2016 – 2 O 83/16, ju­ris Rn. 50).

Die Klä­ge­rin hat der Be­klag­ten auch er­folg­los ei­ne an­ge­mes­se­ne Frist zur Nach­bes­se­rung ge­setzt.

Zwar er­weist sich die im Schrei­ben ih­res Pro­zess­be­voll­mäch­tig­ten vom 09.10.2015 ge­setz­te Frist von zwei Wo­chen an­ge­sichts der Di­men­si­on der Soft­ware­pro­ble­ma­tik und des tech­ni­schen Auf­wands für die Ent­wick­lung ei­ner Lö­sung als zu kurz be­mes­sen. Je­doch tritt an die Stel­le der zu kurz be­mes­se­nen Frist au­to­ma­tisch ei­ne ob­jek­tiv an­ge­mes­se­ne Frist (BGH, Urt. v. 21.06.1985 – V ZR 134/84, ju­ris Rn. 21). Zwar war auch die­se zum Zeit­punkt der ers­ten Rück­tritts­er­klä­rung auf­grund der Ab­gas­pro­ble­ma­tik am 26.10.2015 – nur drei Ta­ge nach Frist­ab­lauf – je­den­falls noch nicht ab­ge­lau­fen. Die Klä­ge­rin hat je­doch kon­klu­dent mit Schrift­satz vom 20.12.2016 noch­mals den Rück­tritt er­klärt.

Ei­ne kon­klu­den­te Rück­tritts­er­klä­rung kann et­wa in der Er­klä­rung lie­gen, auf­grund be­stimm­ter Um­stän­de nicht mehr an den Ver­trag ge­bun­den zu sein, und eben­so in der Kla­ge auf Rück­ga­be der ei­ge­nen Leis­tung oder in ei­ner ent­spre­chen­den Re­plik (Stau­din­ger/Kai­ser, BGB, Neu­be­arb. 2012, § 349 Rn. 25). So liegt der Fall hier. Die Klä­ge­rin hat mit kla­ge­er­wei­tern­dem Schrift­satz ih­res Pro­zess­be­voll­mäch­tig­ten vom 20.12.2016 er­neut den Kauf­preis zu­rück­ge­for­dert und Kos­ten, die sie für das Fahr­zeug auf­ge­wandt hat, gel­tend ge­macht. Da­mit hat sie ein­deu­tig zum Aus­druck ge­bracht, nicht mehr am Ver­trag fest­hal­ten zu wol­len.

Zum Zeit­punkt die­ser Er­klä­rung – mehr als ein Jahr nach Frist­set­zung – war ei­ne an­ge­mes­se­ne Frist je­den­falls ab­ge­lau­fen.

Im Rah­men von § 308 Nr. 2 BGB ist ei­ne Nach­bes­se­rungs­frist von mehr als sechs Wo­chen oder mehr als zwei Mo­na­ten als Ver­stoß ge­gen die grund­sätz­li­che ge­setz­ge­be­ri­sche Wer­tung un­zu­läs­sig (vgl. Pa­landt/Grü­ne­berg, BGB, 74. Aufl. [2015], § 308 Rn. 13). Je­den­falls ist aber ei­ne Frist von über ei­nem Jahr nicht mehr an­ge­mes­sen (OLG Mün­chen, Beschl. v. 23.03.2017 – 3 U 4316/16, ju­ris Rn. 14). Ei­ne Nach­bes­se­rungs­frist von mehr als sechs Mo­na­ten oder hier von fast ei­nem Jahr und drei Mo­na­ten ist mit der ge­setz­ge­be­ri­schen Grund­ent­schei­dung zur Kauf­ge­währ­leis­tung im All­ge­mei­nen und dem Ver­brauchs­gü­ter­kauf im Be­son­de­ren auch un­ter Be­rück­sich­ti­gung der hier vor­lie­gen­den be­son­de­ren Um­stän­de nicht mehr ver­ein­bar.

Das Kauf­recht ist – ge­ra­de für Ver­brau­cher – auf ei­ne zeit­na­he Re­gu­lie­rung von Ge­währ­leis­tungs­rech­ten aus­ge­rich­tet. Dies gilt auch für das Nach­bes­se­rungs­recht des Ver­käu­fers. Der Ge­setz­ge­ber ver­folgt da­mit so­wohl die Ge­wäh­rung ef­fek­ti­ver Ge­währ­leis­tungs­rech­te als auch die zeit­na­he Her­bei­füh­rung von Rechts­frie­den. Dies zeigt sich ins­be­son­de­re an der ver­kürz­ten Ver­jäh­rungs­frist von zwei Jah­ren ab Ab­lie­fe­rung der Sa­che (LG Mün­chen I, Urt. v. 14.04.2016 – 23 O 23033/15, ju­ris Rn. 38).

Es lässt sich auch nicht ein­wen­den, dass es sich bei der von der Klä­ge­rin ge­rüg­ten Man­gel­haf­tig­keit nicht um ei­nen Ein­zel­fall han­delt, son­dern dass viel­mehr al­lein in Deutsch­land be­kann­ter­ma­ßen Mil­lio­nen von Fahr­zeu­gen be­trof­fen sind, wes­halb in­so­fern dem VW-Kon­zern und auch sei­nen Ver­trags­händ­lern zu­zu­ge­ste­hen war und ist, zu­nächst ei­ne Pro­blem­lö­sung zu ent­wi­ckeln und ei­ne Stra­te­gie zur Um­set­zung der­sel­ben zu ent­wer­fen, ins­be­son­de­re auch un­ter Ein­be­zie­hung der be­tei­lig­ten Be­hör­den. Denn die Man­gel­haf­tig­keit geht auf die be­wuss­te Ma­ni­pu­la­ti­on des VW-Kon­zerns zu­rück. So­fern dar­un­ter die Ver­trags­händ­ler mög­li­cher­wei­se zu lei­den ha­ben, kön­nen sie sich selbst am VW-Kon­zern schad­los hal­ten.

Auf­grund des wirk­sa­men Rück­tritts sind ge­mäß § 346 I BGB die emp­fan­ge­nen Leis­tun­gen zu­rück­zu­ge­wäh­ren. Die Be­klag­te hat den Kauf­preis zu er­stat­ten und er­hält ne­ben dem Wa­gen auch die durch Fahr­leis­tung ein­ge­tre­te­ne Wert­min­de­rung des Kfz er­setzt (§ 346 II 1 Nr. 1 BGB).

Die Be­klag­te ist da­nach zu­nächst ver­pflich­tet, an die Klä­ge­rin den bis­her ge­zahl­ten Kauf­preis zu­rück­zu­zah­len. Die­ser be­trägt bis­her 11.550,00 € (6.000 € An­zah­lung zzgl. bis­her ge­leis­te­ter Ra­ten­zah­lun­gen). Dass die Klä­ge­rin 37 Ra­ten a 150 € ge­zahlt hat steht zur Über­zeu­gung des Ge­richts fest auf­grund der durch ih­ren Pro­zess­be­voll­mäch­tig­ten vor­ge­leg­ten Kon­to­aus­zü­ge.

Auf den zu­rück­zu­er­stat­ten­den Kauf­preis hat sich die Klä­ge­rin ei­ne Nut­zungs­ent­schä­di­gung an­rech­nen zu las­sen. Die­se be­trägt hier 1432,74 €. Das Ge­richt geht hier­bei von ei­nem Brut­to­kauf­preis (vgl. Rein­king/Eg­gert, Der Au­to­kauf, 11. Aufl. [2012], Rn. 1166), ei­ner bis­her ge­fah­re­nen Stre­cke von 16.414 km (17.989 km ab­züg­lich der Fahr­ten zur Ge­währ­leis­tung/Nach­bes­se­rung in Hö­he von 1.575 km, vgl. da­zu Rein­king/Eg­gert, a. a. O., Rn. 1177) und ei­ner zu er­war­ten­den Ge­samt­lauf­leis­tung von 250.000 km aus. Die Ge­samt­lauf­leis­tung von Fahr­zeu­gen des VW-Kon­zerns wird in der Recht­spre­chung in der Re­gel mit 250.000 km an­ge­setzt (vgl. Steen­buck, MDR 2016, 185 [188] m. w. Nachw.). Dem schließt sich das Ge­richt im We­ge rich­ter­li­cher Schät­zung ge­mäß § 287 ZPO an.

Da­nach hat die Klä­ge­rin ei­nen An­spruch auf Zah­lung von 9.717,26 € aus § 346 I BGB.

Zu­züg­lich kann die Klä­ge­rin die Zah­lung … von ins­ge­samt 1.048,36 € nach § 347 II BGB we­gen not­wen­di­ger Ver­wen­dun­gen bzw. nütz­li­cher Ver­wen­dun­gen er­setzt ver­lan­gen.

Ver­wen­dun­gen sind Ver­mö­gens­auf­wen­dun­gen, die der zu­rück­zu­ge­ben­den Sa­che zu­gu­te­kom­men. Not­wen­dig sind ein­mal sub­stanz­er­hal­ten­de Ver­wen­dun­gen, al­so sol­che, die der Er­hal­tung, Ver­bes­se­rung oder Wie­der­her­stel­lung der Sa­che und nicht aus­schließ­lich Son­der­zwe­cken des Rück­ge­währ­schuld­ners die­nen. Die Ver­lust­ab­wäl­zung auf den Rück­ge­währ­gläu­bi­ger ist hier ge­recht­fer­tigt, weil und so­weit er Auf­wen­dun­gen er­spart hat, die er hät­te über­neh­men müs­sen, wä­re er Be­sit­zer (und Ei­gen­tü­mer) der Sa­che ge­blie­ben. Not­wen­dig sind ins­be­son­de­re die Kos­ten, die der Rück­ge­währ­schuld­ner für die Auf­be­wah­rung und Un­ter­hal­tung der Sa­che auf­wen­det. Not­wen­dig sind auch sol­che Ver­wen­dun­gen, oh­ne die der Leis­tungs­ge­gen­stand nicht ge­nutzt wer­den kann (Stau­din­ger/Kai­ser, a. a. O., § 347 Rn. 24 ff.).

Da­nach hat die Klä­ge­rin ei­nen An­spruch auf Er­satz für den Er­werb von Win­ter­rei­fen in Hö­he von 499,99 €. Der Be­trieb ei­nes Pkw ist im Win­ter mit nor­ma­len Stan­dar­drei­fen mit er­heb­li­chen, ei­nem Kfz-Hal­ter un­zu­mut­ba­ren Ge­fähr­dun­gen ver­bun­den. Dass Win­ter­rei­fen üb­li­cher­wei­se beim Be­trieb des Fahr­zeugs zu ver­wen­den sind, ist mitt­ler­wei­le auch in § 2 IIIa StVO ge­re­gelt. Vor die­sem Hin­ter­grund ist die Aus­stat­tung mit Win­ter­rei­fen zu den not­wen­di­gen Ver­wen­dun­gen zu zäh­len (OLG Naum­burg, Urt. v. 06.11.2008 – 1 U 30/08, ju­ris Rn. 40). Dann müs­sen aber eben­falls er­satz­fä­hig sein der Rei­fen­wech­sel am 28.03.2014 für 29,99 € von Win­ter- auf Som­mer­rei­fen und der Rei­fen­wech­sel von Som­mer- auf Win­ter­rei­fen am 21.10.2016 für 31 €.

Auch die Kos­ten der In­spek­ti­on vom 26.07.2016 in Hö­he von 396,39 € sind voll er­satz­fä­hig. Denn ei­ne ord­nungs­ge­mä­ße Be­wirt­schaf­tung der Sa­che er­for­dert die Vor­stel­lung des Fahr­zeugs bei ei­ner In­spek­ti­on. Dies dient zu­gleich der Er­hal­tung der Sa­che (LG Ol­den­burg, Urt. v. 01.09.2016 – 16 O 790/16, ju­ris Rn. 42).

Er­satz­fä­hig sind da­nach auch die Kos­ten für die Haupt­un­ter­su­chung in Hö­he von 79,99 € vom 05.11.2016, da die Haupt­un­ter­su­chung er­for­der­lich ist, um das Fahr­zeug im Stra­ßen­ver­kehr nut­zen zu kön­nen. Je­den­falls han­delt es sich um nütz­li­che Ver­wen­dun­gen i. S. des § 347 II 2 BGB, da die Be­klag­te sich die­se Kos­ten er­spart hat und in­so­fern be­rei­chert ist.

Eben­falls er­satz­fä­hig sind die Kos­ten für die Wä­sche in Hö­he von 11 €. Sie ist zwar nicht not­wen­dig zur Er­hal­tung, je­doch nütz­lich für den Ver­käu­fer. Er hat sich da­durch ei­ne ei­ge­ne Wä­sche er­spart.

Nicht er­satz­fä­hig sind die Kos­ten, die der Käu­fer für den Be­trieb des Fahr­zeugs auf­wen­det (vgl. Rein­king/Eg­gert, a. a. O., Rn. 1135). Vor die­sem Hin­ter­grund nicht er­satz­fä­hig sind die Be­tan­kungs­kos­ten in Hö­he von 15 € vom 26.07.2016. Schon gar nicht kommt in­so­weit ein An­spruch aus § 280 I BGB in Be­tracht, da es sich um frei­wil­li­ge Auf­wen­dun­gen han­delt. Die Kos­ten kön­nen auch nicht über § 284 BGB er­setzt wer­den, da sie nicht mehr im Ver­trau­en auf den Er­halt der Leis­tung er­folg­ten. Sie er­folg­ten nach der Rück­tritts­er­klä­rung. Dann konn­te die Klä­ge­rin nicht mehr da­von aus­ge­hen, das Fahr­zeug be­hal­ten zu dür­fen.

Auch nicht er­satz­fä­hig sind die Kos­ten für die Ab­mel­dung und die Ver­sand­kos­ten für die Zu­las­sungs­be­schei­ni­gung in Hö­he von 35,90 €. Sie die­nen nicht der Er­hal­tung, sind nicht nütz­lich und stel­len kei­nen Scha­den dar, da es sich um frei­wil­li­ge Auf­wen­dun­gen han­delt, kön­nen als sol­che aber nicht er­setzt wer­den, da nicht er­sicht­lich ist, in­wie­fern sie im Ver­trau­en auf den Er­halt der Leis­tung er­folg­ten.

Eben­falls nicht er­satz­fä­hig sind die Zah­lun­gen für den Ga­ran­tie­ver­si­che­rungs­ver­trag. Sie dien­ten nicht der Er­hal­tung, Ver­bes­se­rung oder Wie­der­her­stel­lung der Sa­che. Sie sind auch kei­ne nütz­li­chen Ver­wen­dun­gen. Es ist nicht er­sicht­lich, wie die Be­klag­te durch sie be­rei­chert sein soll. Ei­ne Wert­stei­ge­rung geht mit der Ga­ran­tie nicht ein­her (vgl. auch OLG Düs­sel­dorf, Urt. v. 29.10.2007 – I-1 U 59/07, ju­ris Rn. 30). Ein An­spruch aus § 280 I BGB schei­det je­den­falls des­halb aus, weil es sich um frei­wil­li­ge Auf­wen­dun­gen han­delt. Ein An­spruch aus § 284 BGB kommt eben­falls nicht in Be­tracht, da der Ab­schluss des Ga­ran­tie­ver­tra­ges nicht im Ver­trau­en auf den Er­halt der Leis­tung er­folg­te.

Die An­schaf­fung von Rad­kap­pen war zur Er­hal­tung der Sa­che eben­falls nicht er­for­der­lich. Auch der Ver­käu­fer hät­te die­se Auf­wen­dun­gen nicht tä­ti­gen müs­sen. Auch als sons­ti­ge Ver­wen­dun­gen i. S. des § 347 II 2 BGB kann die Klä­ge­rin die­se Kos­ten nicht er­setzt ver­lan­gen. In­so­weit fehlt jeg­li­cher Vor­trag da­hin ge­hend, in­wie­fern die Be­klag­te durch die­se Ver­wen­dun­gen be­rei­chert ist (LG Ol­den­burg, Urt. v. 01.09. 2016 – 16 O 790/16, ju­ris Rn. 42). Ein An­spruch aus § 280 I BGB schei­det je­den­falls des­halb aus, weil es sich um frei­wil­li­ge Auf­wen­dun­gen han­delt. Ein An­spruch aus § 284 BGB kommt eben­falls nicht in Be­tracht, da [die An­schaf­fung] nicht im Ver­trau­en auf den Er­halt der Leis­tung er­folg­te. …

Da­nach hat die Klä­ge­rin ins­ge­samt ei­nen An­spruch auf Zah­lung in Hö­he von 10.765,62 € Zug um Zug ge­gen Rück­ga­be und Rück­über­eig­nung des Pkw ge­mäß §§ 346 I, 347 II, 348 Satz 1 BGB.

Der Zins­an­spruch folgt aus §§ 286, 288 I BGB.

Die Klä­ge­rin hat ge­gen die Be­klag­te ei­nen An­spruch auf Fest­stel­lung des An­nah­me­ver­zugs aus §§ 293 ff. BGB.

Die Be­klag­te be­fin­det sich je­den­falls seit dem 28.02.2017 in An­nah­me­ver­zug (§§ 293 ff. BGB). Zwar for­dert § 294 BGB, dass ei­ne Leis­tung so an­ge­bo­ten wer­den muss, wie sie zu be­wir­ken wä­re. Ein ent­spre­chen­des tat­säch­li­ches An­ge­bot auf Her­aus­ga­be und Über­eig­nung des streit­ge­gen­ständ­li­chen Kfz hat­te der Klä­ger au­ßer­ge­richt­lich nicht ab­ge­ge­ben. Die blo­ße Auf­for­de­rung zur Rück­ab­wick­lung des Kauf­ver­tra­ges vom 26.10.2015 ge­nügt da­für nicht. Ge­mäß § 295 BGB ge­nügt aus­nahms­wei­se auch ein wört­li­ches An­ge­bot der zu be­wir­ken­den Leis­tung – hier mit den vor­ge­richt­li­chen Schrei­ben vom 26.10.2015 und Kla­ge­er­wei­te­rung vom 27.01.2017 – zur Be­grün­dung des An­nah­me­ver­zugs, wenn sich der Gläu­bi­ger – wie hier die Be­klag­te – be­stimmt und ein­deu­tig ge­wei­gert hat, die ihm ob­lie­gen­de Ge­gen­leis­tung zu er­brin­gen, wie vor­lie­gend un­ter dem 28.02.2017 mit Stel­lung des Kla­ge­ab­wei­sungs­an­tra­ges (i. E. auch BGH, Urt. v. 15.11.1996 – V ZR 292/95, NJW 1997, 581; Urt. v. 24.03.2006 – V ZR 173/05, NJW 2006, 1960 Rn. 18; LG Bre­men, Urt. v. 28.01.2013 – 2 O 1795/11, ju­ris Rn. 51).

Die Klä­ge­rin kann auch bei der Rück­ab­wick­lung des Kauf­ver­tra­ges bei dem vor­lie­gen­den Ver­bund­ge­schäft von der Be­klag­ten Frei­stel­lung von den Dar­le­hens­ver­bind­lich­kei­ten aus dem Fi­nan­zie­rungs­dar­le­hen ver­lan­gen (LG Fran­ken­thal, Urt. v. 04.06.2010 – 4 O 460/09). Es han­delt sich in­so­fern um ein Mi­nus zum Rück­zah­lungs­an­spruch aus § 346 I BGB (vgl. Rein­king/Eg­gert, a. a. O., Rn. 1700). Der Frei­stel­lungs­an­spruch ist im Üb­ri­gen – ab­ge­se­hen von dem nach Auf­fas­sung der Be­klag­ten nicht vor­lie­gen­den Rück­tritts­grund – un­strei­tig (vgl. OLG Mün­chen, Urt. v. 26.10.2011 – 3 U 1853/11, ju­ris Rn. 46).

Ein An­spruch auf Frei­stel­lung von au­ßer­ge­richt­li­chen Rechts­an­walts­kos­ten aus §§ 280 I, II, 286 BGB be­steht nicht. Zum Zeit­punkt der Rück­tritts­er­klä­rung vom 26.10.2015 wa­ren die Pro­zess­be­voll­mäch­tig­ten der Klä­ge­rin be­reits man­da­tiert. Eben­falls zum Zeit­punkt der ers­ten Rück­tritts­er­klä­rung vom 01.10.2014 we­gen an­de­rer Män­gel wa­ren die Pro­zess­be­voll­mäch­tig­ten be­reits man­da­tiert.

An­de­re An­spruchs­grund­la­gen sind nicht er­sicht­lich. Ins­be­son­de­re liegt kein Ver­tre­ten­müs­sen für die Man­gel­haf­tig­keit des Fahr­zeugs im Hin­blick auf die ma­ni­pu­lier­te Soft­ware vor. Die Be­klag­te muss sich die Hand­lun­gen des VW-Kon­zerns nicht zu­rech­nen las­sen. Auch ein Ver­tre­ten­müs­sen hin­sicht­lich an­de­rer et­wai­ger Män­gel liegt nicht vor, da die Be­klag­te das Fahr­zeug als Neu­fahr­zeug ver­kauft hat und in­so­fern even­tu­ell vor­han­de­ne Män­gel ihr nicht im Sin­ne ei­nes Ver­tre­ten­müs­sens zu­zu­rech­nen sind. …

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