Ein Käu­fer, der vor Be­kannt­wer­den des VW-Ab­gas­skan­dals ei­nen 2011 erst­zu­ge­las­se­nen Ge­braucht­wa­gen von ei­nem Kfz-Händ­ler er­warb, konn­te i. S. des § 434 I 2 Nr. 2 BGB er­war­ten, dass in dem Fahr­zeug kei­ne Soft­ware da­für sorgt, dass der Schad­stoff­aus­stoß wäh­rend ei­nes Emis­si­ons­tests auf dem Prüf­stand ge­rin­ger ist als im rea­len Fahr­be­trieb. Dar­an än­dert nichts, dass sich das rea­le Emis­si­ons­ver­hal­ten ei­nes Fahr­zeugs vom Ver­hal­ten „un­ter La­bor­be­din­gun­gen“ un­ter­schei­det. Denn je­den­falls ent­spricht es der ob­jek­tiv be­rech­tig­ten Käu­fe­rer­war­tung, dass Emis­sio­nen im rea­len Fahr­be­trieb mit der­sel­ben Ef­fek­ti­vi­tät wie auf dem Prüf­stand ver­mie­den wer­den.

LG Ha­gen, Ur­teil vom 18.10.2016 – 3 O 66/16

Sach­ver­halt: Der Klä­ger kauf­te von der be­klag­ten Kfz-Händ­le­rin mit Kauf­ver­trag vom 20.05.2014 ei­nen 2011 erst­zu­ge­las­se­nen Ge­braucht­wa­gen für 17.939 €. Im Kauf­ver­trag ist vor­ge­se­hen, dass Rech­te des Käu­fers we­gen ei­nes Man­gels ein Jahr nach Über­ga­be des Fahr­zeugs ver­jäh­ren. Der Pkw wur­de dem Klä­ger we­ni­ge Ta­ge nach Ab­schluss des Kauf­ver­tra­ges über­ge­ben.

Er ist mit ei­nem vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­nen 2-Li­ter-Die­sel­mo­tor des Typs EA189 aus­ge­stat­tet. Ei­ne im Zu­sam­men­hang mit die­sem Mo­tor im Fahr­zeug zum Ein­satz kom­men­de Soft­ware er­kennt, ob sich das Fahr­zeug auf ei­nem Prüf­stand be­fin­det. In die­sem Fall schal­tet sie in den „Mo­dus 1“, in dem der Aus­stoß von Stick­oxi­den (NOX) nied­rig ist. Der nor­ma­le Fahr­be­trieb fin­det da­ge­gen im „Mo­dus 0“ statt, in dem die NOX-Emis­sio­nen nicht op­ti­miert wer­den.

Mit An­walts­schrei­ben vom 27.10.2015 wies der Klä­ger die Be­klag­te dar­auf hin, dass das streit­ge­gen­ständ­li­che Fahr­zeug mit ei­nem vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­nen Mo­tor aus­ge­rüs­tet sei, und for­der­te sie auf, sich zu ei­ner Rück­ab­wick­lung des Kauf­ver­tra­ges zu äu­ßern. Mit An­walts­schrei­ben vom 13.11.2015, das am 16.11.2015 per Fax an die Be­klag­te ver­sandt wur­de, nahm der Klä­ger auf sein un­be­ant­wor­tet ge­blie­be­nes Schrei­ben vom 27.10.2015 Be­zug und for­der­te die Be­klag­te auf, den sei­nem Fahr­zeug an­haf­ten­den Man­gel bis zum 27.11.2015 zu be­sei­ti­gen.

Die Be­klag­te wies die Frist­set­zung mit Schrei­ben vom 08.12.2015 mit der Be­grün­dung zu­rück, dass ihr kei­ne Voll­machts­ur­kun­de vor­ge­legt wor­den sei. Gleich­zei­tig führ­te sie aus, dass mög­li­che ge­gen sie ge­rich­te­te An­sprü­che des Klä­gers ver­jährt sein dürf­ten. Die Be­klag­te äu­ßer­te je­doch auch Ver­ständ­nis für die Be­sorg­nis des Klä­gers und teil­te mit, dass nach Aus­sa­ge des Fahr­zeug­her­stel­lers al­le vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­nen Fahr­zeu­ge tech­nisch si­cher und fahr­be­reit sei­en und laut Kraft­fahrt-Bun­des­amt wei­ter­hin im Stra­ßen­ver­kehr ge­nutzt wer­den dürf­ten. Der Fahr­zeug­her­stel­ler ar­bei­te mit Hoch­druck dar­an, ein Soft­ware­up­date und – so­weit er­for­der­lich – wei­te­re tech­ni­sche Lö­sun­gen zu ent­wi­ckeln.

Nach­dem das Kraft­fahrt-Bun­des­amt die Volks­wa­gen AG be­reits mit Be­scheid vom 14.10.2015 ver­pflich­tet hat­te, bei al­len be­trof­fe­nen Fahr­zeu­gen mit dem Ag­gre­gat EA189 (Eu­ro 5) die aus Sicht des Kraft­fahrt-Bun­des­am­tes un­zu­läs­si­ge Ab­schalt­ein­rich­tung zu ent­fer­nen, stand für die Volks­wa­gen AG En­de No­vem­ber 2015 fest, dass die 2-Li­ter-Mo­to­ren ein rei­nes Soft­ware­up­date er­hal­ten. Da­zu ent­wi­ckel­te sie ei­ne Kon­zept­soft­ware, die al­ler­dings für die ver­schie­de­nen Fahr­zeug- und Mo­tor­va­ri­an­ten fein­ab­ge­stimmt wer­den muss­te. Das Kraft­fahrt-Bun­des­amt mach­te sei­ne Zu­stim­mung zur Um­set­zung von se­pa­ra­ten Frei­ga­be­be­stä­ti­gun­gen für die ein­zel­nen Fahr­zeug- und Mo­tor­va­ri­an­ten ab­hän­gig. Mit Pres­se­mit­tei­lung vom 16.12.2015 in­for­mier­te die Volks­wa­gen AG über das ge­plan­te Up­date und teil­te mit, dass die rei­ne Ar­beits­zeit da­für knapp ei­ne hal­be Stun­de be­tra­gen wer­de. Al­le be­trof­fe­nen Fahr­zeu­ge wür­den „in meh­re­ren Wel­len zur Um­set­zung der tech­ni­schen Lö­sun­gen in die Part­ner­be­trie­be ge­ru­fen“.

Mit An­walts­schrei­ben vom 11.03.2016 er­klär­te der Klä­ger den Rück­tritt vom Kauf­ver­trag und for­der­te die Be­klag­te auf, ihm bis zum 18.03.2016 den ge­zahl­ten Kauf­preis ab­züg­lich ei­ner Nut­zungs­ent­schä­di­gung für 12.800 ge­fah­re­ne Ki­lo­me­ter Zug um Zug ge­gen Rück­ga­be des Fahr­zeugs zu­rück­zu­zah­len.

Das Kraft­fahrt-Bun­des­amt gab den streit­ge­gen­ständ­li­chen Fahr­zeug­typ un­ter dem 01.06.2016 zur Um­rüs­tung frei und be­stä­tig­te, dass das Soft­ware­up­date ge­eig­net sei, „die Vor­schrifts­mä­ßig­keit der ge­nann­ten Fahr­zeu­ge her­zu­stel­len“.

Der Klä­ger ist der Auf­fas­sung, sein Fahr­zeug sei man­gel­haft, weil die tat­säch­li­chen NOX-Emis­sio­nen ver­schlei­ert wür­den. Das Soft­ware­up­date auf­spie­len zu las­sen, sei für ihn nicht zu­mut­bar, weil nicht aus­ge­schlos­sen wer­den kön­ne, dass sich in der Fol­ge das Fahr­ver­hal­ten, die CO2-Emis­sio­nen, die Leis­tungs­wer­te und die Ver­brauchs­wer­te ver­än­dern. Da­durch, dass das Fahr­zeug nach dem Soft­ware­up­date – un­strei­tig – im­mer in ei­nem (Prüf­stands-)Mo­dus be­trie­ben wer­de, wer­de zwar mög­li­cher­wei­se der NOX-Aus­stoß re­du­ziert; je­doch wür­den zu­gleich sämt­li­che Ag­gre­ga­te des Mo­tors mehr be­an­sprucht als ur­sprüng­lich vor­ge­se­hen. Ei­ne Nach­bes­se­rung sei schließ­lich auch des­halb un­zu­mut­bar, weil ge­ra­de der­je­ni­ge sie durch­füh­ren sol­le, der arg­lis­tig ge­täuscht ha­be.

Die Kla­ge hat­te größ­ten­teils Er­folg.

Aus den Grün­den: I. … 1. Dem Klä­ger steht ge­gen die Be­klag­te – nach An­rech­nung der von ihm ge­zo­ge­nen Nut­zun­gen – ein An­spruch auf Zah­lung von 16.519,85 € ge­mäß § 346 I BGB i. V. mit §§ 437 Nr. 2, 440, 323 BGB zu.

a) Der Klä­ger ist mit an­walt­li­chem Schrei­ben vom 11.03.2016 von dem zwi­schen den Par­tei­en ge­schlos­se­nen Kauf­ver­trag – ei­nem Ver­brauchs­gü­ter­kauf – wirk­sam zu­rück­ge­tre­ten.

aa) Der vom Klä­ger er­wor­be­ne Pkw war im Zeit­punkt der Über­ga­be mit ei­nem Sach­man­gel be­haf­tet. Denn das Fahr­zeug wies nicht die Be­schaf­fen­heit auf, die bei Sa­chen glei­cher Art üb­lich ist und vom Käu­fer nach Art der Sa­che er­war­tet wer­den kann (§ 434 I 2 Nr. 2 BGB).

(1) Nach – so­weit er­sicht­lich – ein­hel­li­ger Auf­fas­sung der zum so­ge­nann­ten VW-Ab­gas­skan­dal ver­öf­fent­lich­ten Recht­spre­chung ent­spricht je­den­falls ein Neu­fahr­zeug nicht schon dann der üb­li­chen und be­rech­tig­ter­wei­se von ei­nem Käu­fer zu er­war­ten­den Be­schaf­fen­heit, wenn es tech­nisch si­cher und fahr­be­reit ist und über al­le Ge­neh­mi­gun­gen ver­fügt. Viel­mehr stellt die In­stal­la­ti­on ei­ner Ma­ni­pu­la­ti­ons­soft­ware, wel­che die kor­rek­te Mes­sung der Stick­oxid­wer­te ver­hin­dert und im Prüf­be­trieb nied­ri­ge­re Aus­stoß­men­gen vor­täuscht, als sie im Fahr­be­trieb ent­ste­hen, ei­ne ne­ga­ti­ve Ab­wei­chung von der üb­li­chen Be­schaf­fen­heit ver­gleich­ba­rer Fahr­zeu­ge dar (vgl. OLG Hamm, Beschl. v. 21.06.2016 – 28 W 14/16, ju­ris Rn. 28 [Pkh-Ver­fah­ren]; OLG Cel­le, Beschl. v. 30.06.2016 – 7 W 26/16, ju­ris Rn. 6 [Pkh-Ver­fah­ren]; LG Kre­feld, Urt. v. 14.09.2016 – 2 O 83/16, ju­ris Rn. 22; Urt. v. 14.09.2016 – 2 O 72/16, ju­ris Rn. 22; LG Ol­den­burg, Urt. v. 01.09.2016 – 16 O 790/16, ju­ris Rn. 26; LG Lü­ne­burg, Urt. v. 02.06.2016 – 4 O 3/16 [un­ter B 1 a]; LG Braun­schweig, Urt. v. 12.10.2016 – 4 O 202/16, ju­ris Rn. 19; von den­je­ni­gen, die An­sprü­che aus an­de­ren Grün­den ver­neint ha­ben: LG Pa­der­born, Urt. v. 17.05.2016 – 2 O 381/15, ju­ris Rn. 16; Urt. v. 09.06.2016 – 3 O 23/16, ju­ris Rn. 27; LG Dort­mund, Urt. v. 12.05.2016 – 25 O 6/16, ju­ris Rn. 26; LG Müns­ter, Urt. v. 14.03.2016 – 11 O 341/15, ju­ris Rn. 18; LG Bo­chum, Urt. v. 16.03.2016 – I-2 O 425/15, ju­ris Rn. 17; LG Fran­ken­thal, Urt. v. 12.05.2016 – 8 O 208/15, ju­ris Rn. 21; of­fen­ge­las­sen von: LG Düs­sel­dorf, Urt. v. 23.08.2016 – 6 O 413/15, ju­ris Rn. 21; LG Bie­le­feld, Urt. v. 02.05.2016 – 3 O 318/15; LG Mün­chen I, Urt. v. 14.04.2016 – 23 O 23033/15, ju­ris Rn. 23).

Ob es da­bei dar­auf an­kommt, in­wie­weit die ver­wen­de­te Soft­ware ge­gen die auf dem Prüf­stand gel­ten­den Vor­schrif­ten ver­stößt – mit­hin ei­ne i. S. von Art. 3 Nr. 10, 5 II 1 der Ver­ord­nung (EG) Nr. 715/2007 un­zu­läs­si­ge Ab­schalt­ein­rich­tung vor­liegt – oder in­wie­weit die­se zu­min­dest zu Auf­la­gen des Kraft­fahrt-Bun­des­am­tes ge­führt ha­ben muss, wird in der in­stanz­ge­richt­li­chen Recht­spre­chung un­ter­schied­lich be­ur­teilt.

(a) Die über­wie­gen­de Auf­fas­sung stellt nicht ent­schei­dend auf die Fra­ge ab, ob die Funk­ti­ons­wei­se der Soft­ware das auf dem Prüf­stand gel­ten­de Recht ver­letzt (OLG Hamm, Beschl. v. 21.06.2016 – 28 W 14/16, ju­ris Rn. 28; OLG Cel­le, Beschl. v. 30.06.2016 – 7 W 26/16, ju­ris Rn. 6; LG Ol­den­burg, Urt. v. 01.09.2016 – 16 O 790/16, ju­ris Rn. 26; LG Lü­ne­burg, Urt. v. 02.06.2016 – 4 O 3/16 [un­ter B 1 a]; LG Pa­der­born, Urt. v. 09.06.2016 – 3 O 23/16, ju­ris Rn. 27; Urt. v. 17.05.2016 – 2 O 381/15, ju­ris Rn. 16; LG Braun­schweig, Urt. v. 12.10.2016 – 4 O 202/16, ju­ris Rn. 19; i. E. auch: LG Bo­chum, Urt. v. 16.03.2016 – I-2 O 425/15, ju­ris Rn. 17, das für un­er­heb­lich hält, ob die Ma­ni­pu­la­ti­on auf ei­ner Ab­schal­tung des Emis­si­ons­kon­troll­sys­tems be­ruht; LG Kre­feld, Urt. v. 14.09.2016 – 2 O 83/16, ju­ris Rn. 22, und LG Dort­mund, Urt. v. 12.05.2016 – 25 O 6/16, ju­ris Rn. 26, die auf ei­ne vor­schrifts­wid­ri­ge In­stal­la­ti­on zwar im An­satz, aber nicht im Er­geb­nis ab­stel­len).

Von ei­ni­gen wird ver­tre­ten, ein Man­gel lie­ge (je­den­falls) dann vor, wenn die Durch­füh­rung ei­nes Soft­ware­up­dates zur Be­sei­ti­gung der Um­schalt­lo­gik und die Um­stel­lung auf ei­nen ein­heit­li­chen Mo­dus des Ab­gas­sys­tems im Prüf- und Fahr­be­trieb auf­grund ei­ner An­ord­nung des Kraft­fahrt-Bun­des­amts zwin­gend not­wen­dig ist, um nicht den Ver­lust der Be­triebs­er­laub­nis zu ris­kie­ren (LG Fran­ken­thal, Urt. v. 12.05.2016 – 8 O 208/15, ju­ris Rn. 21; LG Ol­den­burg, Urt. v. 01.09.2016 – 16 O 790/16, ju­ris Rn. 26).

Das LG Müns­ter hat schließ­lich auf ei­ne ge­setz­lich un­zu­läs­si­ge Funk­ti­ons­wei­se ab­ge­stellt, wo­bei es ei­ne sol­che Un­zu­läs­sig­keit der Um­schalt­lo­gik oh­ne nä­he­re Be­grün­dung un­ter­stellt hat (LG Müns­ter, Urt. v. 14.03.2016 – 11 O 341/15, ju­ris Rn. 18).

(2) Die vor­ge­nann­ten An­for­de­run­gen an die üb­li­che Be­schaf­fen­heit, die in ers­ter Li­nie der in­stanz­ge­richt­li­chen Recht­spre­chung zu Neu­fahr­zeu­gen ent­sprin­gen, gel­ten je­den­falls auch für ei­nen Ge­braucht­wa­gen mit Erst­zu­las­sung 2011, der vor öf­fent­li­chem Be­kannt­wer­den des so­ge­nann­ten Ab­gas­skan­dals bei ei­nem ge­werb­li­chen Au­to­händ­ler er­wor­ben wur­de, so wie es vor­lie­gend der Fall ist. Der Kun­de, der ein sol­ches Fahr­zeug von ei­nem Au­to­händ­ler er­wirbt, kann mit Blick auf das Vor­han­den­sein bzw. Nicht­vor­han­den­sein ei­ner Ma­ni­pu­la­ti­ons­soft­ware bei ei­nem Ge­braucht­fahr­zeug die­sel­ben Er­war­tun­gen – ge­mes­sen an der Ver­gleichs­grup­pe ent­spre­chen­der Ge­braucht­fahr­zeu­ge – he­gen wie bei ei­nem Neu­fahr­zeug.

(3) Hier­an ge­mes­sen, liegt je­den­falls nach den Maß­stä­ben der un­ter I 1 a aa (a) und (b) ge­nann­ten An­sich­ten ein Sach­man­gel vor.

Denn auch das streit­ge­gen­ständ­li­che Fahr­zeug weist im Sin­ne der un­ter I 1 a aa (a) ge­nann­ten Auf­fas­sung ei­ne Soft­ware auf, die zwi­schen dem Be­trieb des Fahr­zeu­ges auf dem Prüf­stand (Mo­dus 1) mit ei­ner er­höh­ten Ab­gas­rück­füh­rung und dem Be­trieb im nor­ma­len Fahr­be­trieb (Mo­dus 0) mit ei­ner nied­ri­ge­ren Ab­gas­rück­füh­rung un­ter­schei­det und bei Er­ken­nen des Prüf­stands ent­spre­chend um­schal­tet. Das be­deu­tet zu­gleich, dass der streit­ge­gen­ständ­li­che Fahr­zeug­typ die für sei­ne Typ­ge­neh­mi­gung er­for­der­li­che Prü­fung ge­mäß Art. 5 der Ver­ord­nung (EG) Nr. 715/2007 und der Ver­ord­nung (EG) Nr. 692/2008 nur im Prüf­stand­mo­dus – nicht aber im Mo­dus für den Fahr­be­trieb – ab­sol­viert und be­stan­den hat. Das streit­ge­gen­ständ­li­che Fahr­zeug täuscht mit­hin im Prüf­stand ei­nen nied­ri­ge­ren Stick­oxid­aus­stoß vor, als er im Fahr­be­trieb ent­steht.

Auch die von der un­ter I 1 a aa (b) ge­nann­ten An­sicht ge­stell­ten An­for­de­run­gen sind er­füllt. Denn nach dem un­strei­ti­gen Vor­brin­gen muss der streit­ge­gen­ständ­li­che Pkw ein Up­date er­hal­ten, mit dem – zu­min­dest nach An­sicht des Kraft­fahrt-Bun­des­am­tes – erst die Vor­schrifts­ge­mäß­heit des Fahr­zeu­ges her­ge­stellt wird. Dass es sich um ei­ne zwin­gen­de Maß­nah­me han­delt, geht aus der in­so­weit un­strei­ti­gen Dar­stel­lung der Be­klag­ten her­vor, nach der das Kraft­fahrt-Bun­des­amt im Ok­to­ber 2015 den von der Volks­wa­gen AG vor­ge­schla­ge­nen Zeit- und Maß­nah­men­plan für die be­trof­fe­nen Fahr­zeu­ge für ver­bind­lich er­klärt hat und die Soft­ware bei je­dem der et­wa 1.200 ver­schie­de­nen Fahr­zeug- bzw. Mo­tor­va­ri­an­ten um­ge­schrie­ben wer­den muss. Nach die­sen Vor­ga­ben des Kraft­fahrt-Bun­des­am­tes muss die fahr­zy­klus­ab­hän­gi­ge Um­schal­tung be­sei­tigt wer­den und darf die Ab­gas­rück­füh­rung so­wohl auf dem Prüf­stand als auch im Stra­ßen­be­trieb nur noch in ei­nem ein­heit­li­chen Mo­dus, dem Mo­dus 1, be­trie­ben wer­den. Dar­aus folgt, dass die Maß­nah­men auf zwin­gen­den Auf­la­gen des Kraft­fahrt-Bun­des­am­tes be­ru­hen, nicht frei­wil­li­ger Na­tur sind und bei Un­ter­blei­ben die Be­triebs­er­laub­nis ris­kiert wird (vgl. auch das Schrei­ben des Kraft­fahrt-Bunds­amts vom 01.06.2016).

So­weit nach der un­ter I 1 a aa (c) ge­nann­ten An­sicht auch die Vor­schrifts­wid­rig­keit der ein­ge­setz­ten Soft­ware – mit­hin ein Ver­stoß ge­gen Art. 5 II 1 der Ver­ord­nung (EG) Nr. 715/2007 – ver­langt wird, ist auch von die­ser je­den­falls auf Grund­la­ge des bis­he­ri­gen wech­sel­sei­ti­gen Par­tei­vor­bin­gens aus­zu­ge­hen. Zwar kön­nen Rechts­fra­gen als sol­che nicht un­strei­tig wer­den. Je­doch kann das Vor­brin­gen der Par­tei­en da­zu, ob die Funk­ti­ons­wei­se der Soft­ware in tat­säch­li­cher Hin­sicht die ge­setz­li­chen An­for­de­run­gen an sie er­füllt, un­strei­tig sein. Der Klä­ger hat in­so­weit vor­ge­bracht, dass er da­von aus­ge­he, dass die Soft­ware vor­schrifts­wid­rig sei und Ge­set­zes­kon­for­mi­tät erst durch das be­ab­sich­ti­ge Up­date her­ge­stellt wer­de. Nicht an­ders, als dass die noch vor­han­de­ne Um­schalt­lo­gik rechts­wid­rig ist, ist auch der bis­he­ri­ge Vor­trag der Be­klag­ten zu ver­ste­hen. Sie weist selbst mit der Frei­ga­beer­klä­rung des Kraft­fahrt-Bun­des­am­tes dar­auf hin, dass (erst) die be­ab­sich­tig­te Än­de­rung der Soft­ware ge­eig­net sei, „die Vor­schrifts­mä­ßig­keit der ge­nann­ten Fahr­zeu­ge her­zu­stel­len“. Wenn die Be­klag­te dem­ge­gen­über an­de­res gel­tend ma­chen woll­te, ob­lä­ge es ihr als Ver­käu­fe­rin, die sich zwecks Be­sei­ti­gung der be­an­stan­de­ten Soft­ware mit dem Her­stel­ler ab­stimmt, die kon­kre­te Funk­ti­ons­wei­se zu be­schrei­ben, aus der sie die Ver­ein­bar­keit mit den auf dem Prüf­stand gel­ten­den Vor­schrif­ten her­lei­tet (ins­be­son­de­re wel­che Funk­tio­nen der Ab­gas­rück­füh­rung aus wel­chen tech­ni­schen Grün­den im Fahr­be­trieb ab­ge­schal­tet bzw. ver­än­dert wer­den), oder an­de­ren­falls kon­kret dar­zu­le­gen, dass und aus wel­chen Grün­den sie dies trotz ih­res Kon­tak­tes zum Her­stel­ler nicht kann. Al­ler­dings sä­he sich das Ge­richt, wenn es ent­schei­dungs­er­heb­lich auf die Fra­ge der Ge­set­zes­kon­for­mi­tät der Soft­ware an­kä­me, ge­hal­ten, den Par­tei­en ei­nen ent­spre­chen­den Hin­weis zu er­tei­len und der Be­klag­ten Ge­le­gen­heit zu ge­ben, nä­her zur Funk­ti­ons­wei­se der Soft­ware, wenn sie die­se – an­ders als das Kraft­fahrt-Bun­des­amt – für vor­schrifts­ge­mäß hiel­te, sub­stan­zi­iert vor­zu­tra­gen.

(4) Ei­ne wei­te­re Klä­rung der Fra­ge, ob die von der un­ter I 1 a aa (c) ge­nann­ten Auf­fas­sung vor­aus­ge­setz­te Ge­set­zes­wid­rig­keit vor­liegt, kann aber da­hin­ste­hen. Denn der erst­ge­nann­ten An­sicht ist zu fol­gen, dass be­reits in der Um­schalt­soft­ware als sol­cher ein Sach­man­gel liegt, da die­se die be­rech­tig­ten Er­war­tun­gen des Käu­fers ent­täuscht.

Schon das Vor­han­den­sein ei­ner Um­schalt­lo­gik, wel­che auf dem Prüf­stand in den NOX-op­ti­mier­ten Mo­dus 1 (mit ei­ner er­höh­ten Ab­gas­rück­füh­rungs­ra­te) und  im nor­ma­len Fahr­be­trieb in ei­nen Mo­dus 0 (mit re­du­zier­ter Ab­gas­rück­füh­rung) schal­tet, ent­täuscht be­rech­tig­te Er­war­tun­gen des Kun­den an die üb­li­che Be­schaf­fen­heit von Fahr­zeu­gen ver­gleich­ba­rer Art. Denn nur bei im We­sent­li­chen iden­ti­scher Funk­ti­on der Mo­tor­steue­rung wird ge­währ­leis­tet, dass die Ab­gas- und Ver­brauchs­wer­te, die nicht mit de­nen des rea­len Fahr­be­triebs über­ein­stim­men müs­sen, in ei­ner ge­wis­sen Kor­re­la­ti­on zu­ein­an­der ste­hen. Nur bei von tech­ni­scher Sei­te her ein­heit­li­cher Mo­tor­steue­rung auf dem Prüf­stand und im Fahr­be­trieb las­sen die im Prüf­be­trieb er­mit­tel­ten Wer­te ei­ne Aus­sa­ge über den rea­len Fahr­be­trieb so­wie ei­nen Ver­gleich zu an­de­ren Fahr­zeu­gen zu und er­lau­ben nied­ri­ge Wer­te im Prüf­stand Rück­schlüs­se des Käu­fers auf nied­ri­ge Wer­te im rea­len Fahr­be­trieb (LG Kre­feld, Urt. v. 14.09.2016 – 2 O 83/16, ju­ris Rn. 25; LG Dort­mund, Urt. v. 12.05.2016 – 25 O 6/16, ju­ris Rn. 26). Da die Prüf­stands­fahrt Grund­la­ge für die EG-Typ­ge­neh­mi­gung ist und nur de­ren Wer­te öf­fent­lich (in Pro­spek­ten und der Wer­bung) be­kannt ge­macht wer­den, wer­den Kun­den (und auch die Ge­neh­mi­gungs­be­hör­de) über die Aus­sa­ge­kraft der Mess­wer­te und die im rea­len Fahr­be­trieb zu er­war­ten­den Emis­si­ons­wer­te ge­täuscht (LG Kre­feld, Urt. v. 14.09.2016 – 2 O 83/16, ju­ris Rn. 25) und in ih­ren be­rech­tig­ten Er­war­tun­gen ent­täuscht.

Dass dem in­for­mier­ten Kun­den be­kannt ist, dass Wer­te auf dem Prüf­stand nicht de­ckungs­gleich im Fahr­be­trieb er­war­tet wer­den kön­nen, steht der durch die Um­schalt­lo­gik ein­tre­ten­den Ent­täu­schung be­rech­tig­ter Er­war­tun­gen nicht ent­ge­gen. Denn die Ab­wei­chun­gen be­ru­hen im Fal­le der Um­schalt­lo­gik der Soft­ware ge­ra­de nicht auf den dem Kun­den be­kann­ten Un­ter­schie­den zwi­schen syn­the­ti­schem Prüf­stands­be­trieb und rea­lem All­tags­be­trieb. Un­ter­schie­de zwi­schen dem ge­mes­se­nen Schad­stoff­aus­stoß un­ter La­bor­be­din­gun­gen und dem tat­säch­li­chen Schad­stoff­aus­stoß im All­tags­be­trieb braucht der Käu­fer le­dig­lich auf­grund der sich aus dem All­tags­be­trieb er­ge­ben­den Fak­to­ren wie Fahr­ver­hal­ten, Ge­län­del­age, Ver­kehrs­fluss usw. zu er­war­ten, die im Prüf­zy­klus nur stan­dar­di­siert statt­fin­den. Dem­ge­gen­über ent­spricht es nicht den be­rech­tig­ten Er­war­tun­gen des Käu­fers an die üb­li­che Be­schaf­fen­heit ver­gleich­ba­rer Fahr­zeu­ge, wenn durch ei­ne tech­ni­sche Um­schalt­lo­gik des Fahr­zeu­ges schäd­li­che Emis­sio­nen im Stra­ßen­ver­kehr nicht mit der­sel­ben Ef­fek­ti­vi­tät wie auf dem Prüf­stand ver­mie­den wer­den (LG Pa­der­born, Urt. v. 09.06.2016 – 3 O 23/16, ju­ris Rn. 27; LG Bo­chum, Urt. v. 16.03.2016 – I-2 O 425/15, ju­ris Rn. 17).

In je­dem Fall ge­nügt es aber für die An­nah­me ei­nes Sach­man­gels, wenn die im er­wor­be­nen Fahr­zeug ver­wen­de­te Soft­ware ei­nem Soft­ware­up­date un­ter­zo­gen wer­den muss, um ent­spre­chen­den Auf­la­gen des Kraft­fahrt-Bun­des­am­tes zu ge­nü­gen und nicht den Ver­lust der all­ge­mei­nen Be­triebs­er­laub­nis zu ris­kie­ren (LG Fran­ken­thal, Urt. v. 12.05.2016 – 8 O 208/15, ju­ris Rn. 21; LG Ol­den­burg, Urt. v. 01.09.2016 – 16 O 790/16, ju­ris Rn. 26). Denn auch die aus der Be­schaf­fen­heit des Fahr­zeu­ges fol­gen­den Maß­nah­men des Kraft­fahrt-Bun­des­am­tes, de­ren Um­set­zung zum Er­halt der Be­triebs­er­laub­nis für den Kun­den zwin­gend ist, füh­ren da­zu, dass das er­wor­be­ne Fahr­zeug nicht die be­rech­tig­ten Er­war­tun­gen des Käu­fers er­füllt. Der Käu­fer darf näm­lich üb­li­cher­wei­se er­war­ten, dass er ein Fahr­zeug er­wirbt, des­sen Be­triebs­er­laub­nis nicht – sei es auf­grund fest­ste­hen­der Rechts­wid­rig­keit sei­ner Ein­rich­tun­gen oder sei es auf­grund be­hörd­li­cher­seits an­ge­nom­me­ner Rechts­wid­rig­keit – ge­fähr­det ist oder nur mit Auf­la­gen auf­recht­er­hal­ten wird.

bb) Auch die wei­te­ren Vor­aus­set­zun­gen für ei­nen Rück­tritt wa­ren im Rück­tritts­zeit­punkt un­ab­hän­gig da­von er­füllt, ob die vom Klä­ger ver­lang­te Män­gel­be­sei­ti­gung un­mög­lich, vor­über­ge­hend un­mög­lich oder mög­lich war. Ei­ner Klä­rung in tat­säch­li­cher Hin­sicht, ob Un­mög­lich­keit und wel­che Art von Un­mög­lich­keit vor­lag, be­darf es des­halb nicht.

(1) Für den Fall, dass die Män­gel­be­sei­ti­gung – et­wa we­gen ne­ga­ti­ver Fol­ge­wir­kun­gen – für je­der­mann oder die Be­klag­te un­mög­lich i. S. von § 275 I BGB war (vgl. OLG Cel­le, Beschl. v. 30.06.2016 – 7 W 26/16, ju­ris Rn. 7; OLG Hamm, Beschl. v. 21.06.2016 – 28 W 14/16, ju­ris Rn. 37), war der Klä­ger nach Maß­ga­be des § 326 V BGB oh­ne Frist­set­zung zum Rück­tritt be­rech­tigt. Glei­ches gilt, wenn ei­ne vor­über­ge­hen­de Un­mög­lich­keit in ei­ner Form vor­lag, die aus­nahms­wei­se der end­gül­ti­gen Un­mög­lich­keit gleich­steht. Letz­te­res ist bei vor­über­ge­hen­der Un­mög­lich­keit der Fall, wenn durch die­se das Er­rei­chen des Ver­trags­zwecks in­fra­ge ge­stellt wird und des­halb dem Ver­trags­geg­ner nach Treu und Glau­ben un­ter Ab­wä­gung der Be­lan­ge bei­der Ver­trags­tei­le ein Fest­hal­ten am Ver­trag – vom Zeit­punkt des Ein­tritts die­ses Hin­der­nis­ses be­trach­tet – nicht zu­ge­mu­tet wer­den kann (BGH, Urt. v. 16.03.2005 – IV ZR 246/03, ju­ris Rn. 11; Urt. v. 11.03.1982 – VII ZR 357/80, BGHZ 83, 197; Urt. v. 31.01.1967 – V ZR 125/65, BGHZ 47, 48; vgl. RG, Urt. v. 15.10.1918 – III 104/18, RGZ 94, 45 [47]), was vor­lie­gend (vom Rück­tritts­zeit­punkt aus be­trach­tet) we­gen der aus Käu­fer­sicht völ­lig un­ge­klär­ten Fra­ge des Ob, Wie und Wann der Män­gel­be­sei­ti­gung in Be­tracht kommt, aber letzt­lich – wie ein­gangs zu bb aus­ge­führt – of­fen­blei­ben kann.

Im Fal­le der Un­mög­lich­keit der Män­gel­be­sei­ti­gung (oder ei­ner ihr aus­nahms­wei­se gleich­ste­hen­den vor­über­ge­hen­den Un­mög­lich­keit) stand ei­nem so­for­ti­gen Rück­tritt nach §§ 437 Nr. 2, 326 V BGB nicht ent­ge­gen, dass die Be­klag­te zur an­de­ren Art der Nach­er­fül­lung – hier in Form der Nach­lie­fe­rung – im­stan­de ge­we­sen wä­re. Denn selbst wenn beim Ge­braucht­wa­gen­kauf ei­ne Nach­er­fül­lung durch Nach­lie­fe­rung nicht ge­ne­rell aus­ge­schlos­sen ist, so schied sie vor­lie­gend schon des­halb aus, weil der er­wor­be­ne Fahr­zeug­typ als sol­cher – al­so die ge­sam­te Gat­tung – mit dem in der Ma­ni­pu­la­ti­ons­soft­ware lie­gen­den Man­gel be­haf­tet ist.

(2) Für den Fall, dass die Män­gel­be­sei­ti­gung mög­lich war, wa­ren im Zeit­punkt der Rück­tritts­er­klä­rung die Vor­aus­set­zun­gen des § 323 BGB er­füllt. Die­se gel­ten auch für die Fäl­le vor­über­ge­hen­der Un­mög­lich­keit (MünchKomm-BGB/Ernst, 7. Aufl. [2016], § 275 Rn. 148; ju­risPK-BGB/Alp­mann, 7. Aufl. [2014], § 275 Rn. 24; Stau­din­ger/Cas­pers, BGB, Neu­be­arb. 2014, § 275 Rn. 50; vgl. Er­man/H. P. Wes­ter­mann, BGB, 14. Aufl. [2014], § 275 Rn. 12), so­weit ei­ne sol­che nicht aus­nahms­wei­se ei­ner end­gül­ti­gen – mit der Fol­ge der An­wend­bar­keit des § 326 V BGB – gleich­ge­stellt ist (s. oben (1)). Nach er­folg­lo­sem Ab­lauf ei­ner nach § 323 I BGB zu set­zen­den Frist soll sich näm­lich der Gläu­bi­ger si­cher sein dür­fen, bei Vor­lie­gen der wei­te­ren Vor­aus­set­zun­gen zu­rück­tre­ten zu kön­nen, oh­ne dass es auf den Grund der Nicht­leis­tung des Schuld­ners an­kommt (BT-Drs. 14/7052, S. 183).

(a) Die für bei­de Fäl­le – mög­li­che Män­gel­be­sei­ti­gung und vor­über­ge­hend un­mög­li­che Män­gel­be­sei­ti­gung – not­wen­di­ge Frist­set­zung er­folg­te mit Schrei­ben vom 13.11.2015, das sich im Zu­sam­men­hang mit dem vor­an­ge­gan­ge­nen Schrei­ben vom 27.10.2015 auf die Be­sei­ti­gung des durch den Ab­gas­skan­dal be­kannt ge­wor­de­nen Man­gels hin­sicht­lich der Ma­ni­pu­la­ti­on der Ab­gas­wer­te des Mo­tors EA189 be­zog und aus­weis­lich des Schrei­bens der Be­klag­ten vom 08.12.2016 auch so ver­stan­den wur­de.

Da das Schrei­ben un­be­strit­ten am 16.11.2015 an die Be­klag­te ge­faxt wur­de, war die im Schrei­ben vom 08.12.2015 nach Ab­lauf der ge­setz­ten Frist er­folg­te Zu­rück­wei­sung ge­mäß § 174 Satz 1 BGB nicht mehr un­ver­züg­lich (vgl. OLG Hamm, Urt. v. 09.09.1987 – 20 U 161/87, NJW-RR 1988, 282; Urt. v. 26.10.1990 – 20 U 71/90, NJW 1991, 1185 [1186]). An­de­res ist we­der dar­ge­legt noch sonst er­sicht­lich.

(b) Un­ab­hän­gig da­von, ob die bis zum 27.11.2015 ge­setz­te Frist an­ge­mes­sen war, hat sie je­den­falls die an­ge­mes­se­ne Frist in Gang ge­setzt. Hier­für ist nicht ein­mal die Nen­nung ei­nes be­stimm­ten End­da­tums Vor­aus­set­zung, son­dern es ge­nügt, dass zum Aus­druck ge­bracht wird, dass nur ein be­grenz­ter Zeit­raum zur Ver­fü­gung steht (BGH, Urt. v. 13.07.2016 – VI­II ZR 49/15, ju­ris Rn. 25: Ver­lan­gen nach so­for­ti­ger, un­ver­züg­li­cher oder um­ge­hen­der Leis­tung). Da­für, dass die Frist­set­zung nur zum Schein oder rechts­miss­bräuch­lich er­folg­te und des­halb un­wirk­sam war, sind greif­ba­re An­halts­punk­te we­der vor­ge­tra­gen noch sonst er­sicht­lich. Es ist ge­ra­de der Sinn der Frist­set­zung, die Vor­aus­set­zun­gen für den Rück­tritt zu schaf­fen. Vor zu kurz ge­setz­ten Fris­ten ist der Schuld­ner da­bei schon durch das In­gang­set­zen der an­ge­mes­se­nen Frist ge­schützt.

(c) Die an­ge­mes­se­ne Frist war je­den­falls im Zeit­punkt des am 11.03.2016 – mit­hin mehr als drei Mo­na­te und drei Wo­chen nach Frist­set­zung – er­klär­ten Rück­tritts ab­ge­lau­fen.

Man­gels vor­ran­gi­ger Par­tei­ab­re­den (BGH, Urt. v. 13.07.2016 – VI­II ZR 49/15, ju­ris Rn. 36) ist die An­ge­mes­sen­heit der Frist ob­jek­tiv zu be­stim­men. Da­bei soll die Frist dem Schuld­ner le­dig­lich ei­ne letz­te Ge­le­gen­heit ge­wäh­ren, sei­ne schon im We­sent­li­chen ins Werk ge­setz­te und ab­ge­schlos­se­ne Leis­tung zu voll­enden (BGH Urt. v. 10.02.1982 – VI­II ZR 27/81, NJW 1982, 1279 [1280, zu § 326 BGB a.F.]; Urt. v. 21.06.1985 – V ZR 134/84, NJW 1985, 2640 [zu § 326 BGB a.F.]; Be­ckOK-BGB/H. Schmidt, 40. Edi­ti­on [2016], § 323 Rn. 17) und da­mit den Ver­trag vor der Ge­fähr­dung durch ein gläu­bi­ger­sei­ti­ges Rück­tritts­recht zu „ret­ten“ (MünchKomm-BGB/Ernst, 7. Aufl. [2016], § 323 Rn. 73). Der Schuld­ner kann sich da­bei nicht dar­auf be­ru­fen, er müs­se sich erst nach neu­en Lie­fer­quel­len um­se­hen (MünchKomm-BGB/Ernst, a. a. O., § 323 Rn. 73) oder erst noch mit der Be­schaf­fung von Gat­tungs­sa­chen zwecks Nach­er­fül­lung be­gin­nen (ju­risPK-BGB/Alp­mann, a. a. O., § 323 Rn. 24). Ent­schei­dend sind die Um­stän­de des Ein­zel­falls, ins­be­son­de­re die Na­tur des be­tref­fen­den Ge­schäfts und die In­ter­es­sen bei­der Ver­trags­part­ner (Be­ckOK-BGB/H. Schmidt, a. a. O., § 323 Rn. 17).

Spe­zi­ell für das Kauf­recht ist auch zu be­rück­sich­ti­gen, dass die­ses auf ei­ne zeit­na­he Re­gu­lie­rung von Ge­währ­leis­tungs­rech­ten aus­ge­rich­tet ist, was ins­be­son­de­re in der auf zwei Jah­re ver­kürz­ten Ver­jäh­rungs­frist (LG Mün­chen I, Urt. v. 14.04.2016 – 23 O 23033/15, ju­ris Rn. 38) und bei ge­brauch­ten Sa­chen zu­sätz­lich in der selbst beim Ver­brauchs­gü­ter­kauf ein­ge­räum­ten Mög­lich­keit ei­ner Ver­kür­zung der Ver­jäh­rungs­frist auf ein Jahr (§ 475 II BGB) zum Aus­druck kommt.

Un­ter Be­rück­sich­ti­gung der In­ter­es­sen bei­der Ver­trags­tei­le er­scheint der bis zum Rück­tritt ver­stri­che­ne Zeit­raum hier je­den­falls (mehr) als an­ge­mes­sen.

Da­bei ist zwar zu­guns­ten des Ver­käu­fers zu be­rück­sich­ti­gen, ob die Klä­rung der Man­gel­ur­sa­che und die Man­gel­be­he­bung leicht oder schwie­rig sind. So­weit die Be­klag­te al­ler­dings an­führt, ihr sei ei­ne zeit­na­he Er­fül­lung un­mög­lich ge­we­sen, da ei­ne tech­ni­sche Lö­sung vom Her­stel­ler erst noch in ei­nem mo­na­te­lan­gen Pro­zess mit dem Kraft­fahrt-Bun­des­amt ab­ge­stimmt wer­den muss­te, so be­ruft sie sich da­mit auf ei­nen Fall der vor­über­ge­hen­den Un­mög­lich­keit. Da die Frist­set­zung nach § 323 I BGB für den Gläu­bi­ger aber un­ab­hän­gig von dem für ihn nicht si­cher zu be­ur­tei­len­den Grund der Nicht­leis­tung des Schuld­ners Klar­heit über sein Rück­tritts­recht schaf­fen soll (BT-Drs. 14/7052, S. 183), wür­de der Zweck der ge­setz­li­chen Re­ge­lung weit­ge­hend ver­fehlt, wenn die Län­ge der Frist ab­hän­gig vom Grund der Nicht­leis­tung – hier: ei­ner vor­über­ge­hen­den Un­mög­lich­keit von un­be­kann­ter Dau­er – un­ter­schied­lich be­mes­sen wür­de.

Lässt man die von der Be­klag­ten ein­ge­wen­de­te vor­über­ge­hen­de Un­mög­lich­keit au­ßer An­satz, ist ei­ne für ei­ne Pkw-Re­pa­ra­tur an­ge­mes­se­ne Frist zu­grun­de zu le­gen, wel­che den Zeit­raum bis zu ei­nem zeit­na­hen Werk­statt­ter­min so­wie den Zeit­raum für ei­ne even­tu­ell noch not­wen­di­ge Fahr­zeug­un­ter­su­chung und un­mit­tel­bar an­schlie­ßen­de Re­pa­ra­tur ab­deckt. Für die hier vor­ge­se­he­ne Re­pa­ra­tur­maß­nah­me in Form ei­nes Up­dates der Fahr­zeug­soft­ware, de­ren In­stal­la­ti­on nach An­ga­ben des Her­stel­lers so­gar we­ni­ger als ei­ne Stun­de dau­ert, wä­re mit­hin bei un­mit­tel­ba­rer Leis­tungs­fä­hig­keit der Be­klag­ten ein Zeit­raum von ei­ni­gen Ta­gen bis zu we­ni­gen Wo­chen aus­rei­chend und an­ge­mes­sen.

Selbst wenn man al­ler­dings bei der Be­mes­sung der Frist die Un­mög­lich­keit der Be­klag­ten, die Re­pa­ra­tur so­fort an­bie­ten und durch­füh­ren zu kön­nen, ein­be­zieht, so lief die an­ge­mes­se­ne Frist je­den­falls nicht län­ger als der ver­stri­che­ne Zeit­raum von drei Mo­na­ten und drei Wo­chen seit Frist­set­zung. Denn auf­sei­ten des Klä­ger­inter­es­ses fällt ins­be­son­de­re ins Ge­wicht, dass ihm von der Be­klag­ten im Schrei­ben vom 08.12.2015 le­dig­lich mit­ge­teilt wur­de, dass „die not­wen­di­gen Up­dates der Soft­ware, aber auch – so­weit er­for­der­lich – tech­ni­sche Lö­sun­gen ent­wi­ckelt wer­den“. Auch im März 2016, als der Klä­ger zu­rück­trat, wa­ren die Lö­sun­gen noch nicht in ei­ne Pha­se ge­langt, dass sie als­bald um­ge­setzt wer­den konn­ten. Nach dem un­be­strit­te­nen Vor­brin­gen der Be­klag­ten und dem von ihr vor­ge­leg­ten Schrei­ben des Kraft­fahrt-Bun­des­amts vom 01.06.2016 wur­de für den streit­ge­gen­ständ­li­chen Fahr­zeug­typ die Frei­ga­be zum Rück­ruf erst am 01.06.2016 er­teilt. Aus der Per­spek­ti­ve des Rück­tritts­zeit­punk­tes – al­so am 11.03.2016 – war für den Klä­ger we­der er­kenn­bar noch ab­seh­bar, ob für sein Fahr­zeug ei­ne Lö­sung, die auch kei­ne Fol­ge­män­gel er­war­ten ließ, ge­fun­den und bin­nen an­ge­mes­se­ner Frist um­ge­setzt wer­den kann. Ei­nen kon­kre­ten Um­rüs­tungs­ter­min für sein Fahr­zeug hat­te man ihm zu kei­ner Zeit mit­ge­teilt.

Schließ­lich ist zu be­rück­sich­ti­gen, dass die Be­klag­te auf ei­ne vor­ran­gi­ge Par­tei­ver­ein­ba­rung hät­te hin­wir­ken kön­nen (vgl. BGH, Urt. v. 13.07.2016 – VI­II ZR 49/15, ju­ris Rn. 36). Statt­des­sen hat sie sich aber dar­auf zu­rück­ge­zo­gen, dem Klä­ger die nach ih­ren All­ge­mei­nen Ge­schäfts­be­din­gun­gen schein­bar schon voll­ende­te Ver­jäh­rung ent­ge­gen­zu­hal­ten, ihn an die Volks­wa­gen AG zu ver­wei­sen und von ih­rer Sei­te aus nichts Wei­te­res mehr zu ver­an­las­sen.

Un­ter Ab­wä­gung der bei­der­sei­ti­gen In­ter­es­sen be­durf­te es nach § 323 I BGB je­den­falls nicht, bei der im Rück­tritts­zeit­punkt herr­schen­den Un­klar­heit über das Ob, Wie und Wann ei­ner Män­gel­be­sei­ti­gung, in wel­cher die Be­klag­te den Klä­ger ge­las­sen hat, län­ger als den be­reits ver­stri­che­nen Zeit­raum von drei Mo­na­ten und drei Wo­chen ab­zu­war­ten.

(d) Ob die hier er­folg­te Frist­set­zung über­dies so­gar ent­behr­lich war, weil in der mit Schrei­ben der Be­klag­ten vom 08.12.2015 er­ho­be­nen Ver­jäh­rungs­ein­re­de ei­ne ernst­haf­te und end­gül­ti­ge Ver­wei­ge­rung von ge­gen­über dem Ver­käu­fer ein­klag­ba­ren Ge­währ­leis­tungs­rech­ten zu se­hen ist (§ 323 II Nr. 1 BGB), dem die Über­mitt­lung ei­nes nicht ein­klag­ba­ren Ku­lanz­an­ge­bots sei­tens des Her­stel­lers nicht ent­ge­gen­stün­de, oder weil be­son­de­re Um­stän­de nach § 323 II Nr. 3 BGB oder ei­ne Un­zu­mut­bar­keit der Nach­er­fül­lung i. S. von § 440 Satz 1 Fall 3 BGB vor­la­gen (so LG Kre­feld, Urt. v. 14.09.2016 – 2 O 83/16, ju­ris Rn. 29), braucht hier nicht ent­schie­den zu wer­den.

(3) So­wohl im Fal­le ei­nes Rück­tritts auf­grund Un­mög­lich­keit der Nach­er­fül­lung nach § 326 V BGB als auch im Fal­le des Rück­tritts nach § 323 BGB war ein sol­cher nicht we­gen Un­er­heb­lich­keit des Man­gels (§ 323 V 2 BGB ge­ge­be­nen­falls i. V. mit § 326 V BGB) aus­ge­schlos­sen.

Für die Fra­ge nach der Un­er­heb­lich­keit ist auf den Zeit­punkt der Rück­tritts­er­klä­rung ab­zu­stel­len (BGH, Urt. v. 28.05.2014 – VI­II ZR 94/13, BGHZ 201, 290 Rn. 16; Urt. v. 15.06.2011 – VI­II ZR 139/09, ju­ris Rn. 9). Ein zum Zeit­punkt der Rück­tritts­er­klä­rung er­heb­li­cher Man­gel wird nicht da­durch un­er­heb­lich, dass es mög­li­cher­wei­se zu ei­nem spä­te­ren Zeit­punkt noch ge­lin­gen kann, das Fahr­zeug in ei­nen ver­trags­ge­mä­ßen Zu­stand zu ver­set­zen (BGH, Urt. v. 06.02.2013 – VI­II ZR 374/11, ju­ris Rn. 18).

Die Be­ur­tei­lung, ob ein Man­gel un­er­heb­lich ist, er­for­dert da­bei ei­ne um­fas­sen­de In­ter­es­sen­ab­wä­gung (BGH, Urt. v. 28.05.2014 – VI­II ZR 94/13, BGHZ 201, 290 Rn. 16; ju­risPK-BGB/Alp­mann, a. a. O., § 323 Rn. 57; Be­ckOK-BGB/H. Schmidt, a. a. O., § 323 Rn. 39). Da­bei sind die Be­deu­tung des Man­gels und sein Be­sei­ti­gungs­auf­wand zu be­rück­sich­ti­gen (OLG Hamm, Urt. v. 12.09.2013 – 21 U 35/13, BeckRS 2013, 17547; Urt. v. 10.03.2011 – I-28 U 131/10, ju­ris Rn. 39). Bei be­heb­ba­ren Män­geln ist grund­sätz­lich auf die Kos­ten der Män­gel­be­sei­ti­gung und nicht auf das Aus­maß der Funk­ti­ons­be­ein­träch­ti­gung ab­zu­stel­len (BGH, Urt. v. 28.05.2014 – VI­II ZR 94/13, BGHZ 201, 290 Rn. 17).

Ei­ne Un­er­heb­lich­keit folgt vor­lie­gend nicht dar­aus, dass die Durch­füh­rung des Soft­ware­up­dates nach An­ga­ben des Her­stel­lers vor­aus­sicht­lich nur 100 € kos­ten und nur bis zu ei­ner Stun­de Zeit­auf­wand ver­ur­sa­chen wird. Denn der Kos­ten­auf­wand ei­ner Män­gel­be­sei­ti­gung ent­fal­tet le­dig­lich dann Be­deu­tung, wenn die Män­gel­be­sei­ti­gung mög­lich ist. In dem für die Be­ur­tei­lung der Fra­ge der Un­er­heb­lich­keit maß­geb­li­chen Rück­tritts­zeit­punkt – al­so am 11.03.2016 – war der Sach­man­gel je­doch auch auf Grund­la­ge des Vor­brin­gens der Be­klag­ten so­wohl für sie als auch den Her­stel­ler un­be­heb­bar (vgl. LG Lü­ne­burg, Urt. v. 02.06.2016 – 4 O 3/16 [un­ter B 1 c]). We­der lag näm­lich die Frei­ga­be durch das Kraft­fahrt-Bun­des­amt vor, noch ist dar­ge­legt oder sonst er­sicht­lich, dass die Soft­ware vom Her­stel­ler in­stal­la­ti­ons­fer­tig (inkl. der vor Frei­ga­be durch das Kraft­fahrt-Bun­des­amt not­wen­di­gen Fein­ab­stim­mung auf den Fahr­zeug­typ) er­stellt wor­den war.

Der Män­gel­be­sei­ti­gungs­auf­wand kann über­dies nicht al­lein nach der Durch­füh­rung des Soft­ware­up­dates be­ur­teilt wer­den, son­dern er be­steht – so­lan­ge des­sen Ent­wick­lung noch nicht ab­ge­schlos­sen ist – auch im Auf­wand der Ent­wick­lung des­sel­ben (LG Mün­chen I, Urt. v. 14.04.2016 – 23 O 23033/15, ju­ris Rn. 23; LG Ol­den­burg, Urt. v. 01.09.2016 – 16 O 790/16, ju­ris Rn. 30). Da­bei kann of­fen­blei­ben, ob bei der Be­mes­sung des für die Ent­wick­lung not­wen­di­gen Kos­ten­auf­wands dem Ver­käu­fer und Her­stel­ler zu­gu­te­kommt, dass der Auf­wand für ei­ne Viel­zahl von Fahr­zeu­gen er­for­der­lich und des­halb der auf das ein­zel­ne Fahr­zeug ent­fal­len­de An­teil ge­ring ist (so LG Bo­chum, Urt. v. 16.03.2016 – I-2 O 425/15, ju­ris Rn. 18), mit der Fol­ge, dass ein kon­kre­ter tech­ni­scher Man­gel, für des­sen Be­sei­ti­gung die per­so­nel­len und tech­ni­schen Res­sour­cen des Her­stel­lers über Mo­na­te ge­for­dert wer­den, al­lein des­halb un­er­heb­lich wird, weil die­ser bei ei­ner Viel­zahl män­gel­be­haf­te­ter Fahr­zeu­ge vor­liegt. Denn je­den­falls hat die Be­klag­te die Ent­wick­lungs­kos­ten für die Män­gel­be­sei­ti­gungs­maß­nah­me beim kon­kre­ten Fahr­zeug­typ schon nicht dar­ge­legt.

Über­dies fehlt es auch an ei­nem fest­stell­ba­ren Markt­preis für die Ent­wick­lung, Her­stel­lung und In­stal­la­ti­on des Up­dates. Nur wenn sich ein Markt­preis für ei­ne Re­pa­ra­tur von drit­ter Sei­te fest­stel­len lässt, kann die­ser die Un­er­heb­lich­keit in­di­zie­ren. Da hier die Män­gel­be­sei­ti­gungs­maß­nah­me nur vom Her­stel­ler – sei­ner­seits Ver­käu­fer der Händ­ler – an­ge­bo­ten wird, ver­bie­tet sich ei­ne An­knüp­fung an vom Her­stel­ler mo­no­po­lis­tisch an­ge­ge­be­ne Kos­ten. Wä­ren be­reits der­ar­ti­ge An­ga­ben des Her­stel­lers maß­geb­lich, könn­te die­ser durch sei­ne Preis­an­ga­ben dar­über be­stim­men, ob von ihm ver­ur­sach­te Män­gel er­heb­lich oder un­er­heb­lich sind.

Ei­ner Un­er­heb­lich­keit des Man­gels steht vor­lie­gend (auch un­ge­ach­tet des Kos­ten- und Zeit­auf­wands des Soft­ware­up­dates) je­den­falls ent­ge­gen, dass – vom maß­geb­li­chen Zeit­punkt der Rück­tritts­er­klä­rung aus be­trach­tet – ne­ga­ti­ve Aus­wir­kun­gen auf an­de­re Pa­ra­me­ter des Fahr­zeugs und sei­nen Markt­preis ernst­lich zu be­fürch­ten wa­ren (LG Ol­den­burg, Urt. v. 01.09.2016 – 16 O 790/16, ju­ris Rn. 33 f., LG Kre­feld, Urt. v. 14.09.2016 – 2 O 83/16, ju­ris Rn. 47, 49). Denn aus Käu­fer­sicht durf­te je­den­falls im maß­geb­li­chen Rück­tritts­zeit­punkt be­rech­tig­ter­wei­se be­fürch­tet wer­den, dass das Up­date (dau­er­haf­te Um­stel­lung auf den Prüf­stand­mo­dus) nach­hal­tig ne­ga­tiv auf den Ver­brauch, an­de­re Ab­gas­wer­te oder die Halt­bar­keit von Fahr­zeug­bau­tei­len wir­ken wür­de. Denn aus dem mit der Täu­schung auf dem Prüf­stand ein­ge­gan­ge­nen un­ter­neh­me­ri­schen Ri­si­ko von Straf­zah­lun­gen, Scha­dens­er­satz­kla­gen und Image­ver­lust konn­te je­den­falls vom Rück­tritts­zeit­punkt aus nur der Schluss ge­zo­gen wer­den, dass es für die Re­du­zie­rung der Ab­gas­rück­füh­rung im Fahr­be­trieb aus Sicht des Her­stel­lers wich­ti­ge, wenn nicht so­gar zwin­gen­de tech­ni­sche Grün­de gab. In­wie­weit die Frei­ga­beer­klä­rung des Kraft­fahrt-Bun­des­am­tes vom 01.06.2016 sol­che Be­den­ken zu zer­streu­en ver­mag, kann of­fen­blei­ben, da die­se im maß­geb­li­chen Zeit­punkt der Rück­tritts­er­klä­rung am 11.03.2016 noch nicht vor­lag. Eben­so we­nig wur­den dem Klä­ger die Be­weg­grün­de für die vom Her­stel­ler in­stal­lier­te Ab­schalt­lo­gik of­fen­bart, wel­che ihn in die La­ge ver­setzt hät­ten zu be­ur­tei­len, wel­che Fol­gen die Be­sei­ti­gung der Um­schalt­lo­gik für das Fahr­zeug ha­ben wür­de.

Auch der Um­stand, dass das Kraft­fahrt-Bun­des­amt die Be­sei­ti­gung des Man­gels an­ge­ord­net hat und an­de­ren­falls die Be­triebs­er­laub­nis in Ge­fahr ist, steht ei­ner Un­er­heb­lich­keit des Man­gels ent­ge­gen. Zwar hat sich das Kraft­fahrt-Bun­des­amt fak­tisch ge­gen­über dem Her­stel­ler auf ein Mo­ra­to­ri­um ein­ge­las­sen, vor­erst nicht ge­gen die Be­triebs­er­laub­nis des be­trof­fe­nen streit­ge­gen­ständ­li­chen Fahr­zeug­typs vor­zu­ge­hen, ob­wohl es be­reits mit Be­scheid vom 15.10.2015 die Be­sei­ti­gung der Ma­ni­pu­la­ti­ons­soft­ware in al­len Fahr­zeu­gen mit dem Mo­tor EA189 an­ge­ord­net hat­te. Je­doch war aus der maß­geb­li­chen Per­spek­ti­ve des Rück­tritts­zeit­punk­tes für den Klä­ger nicht ab­schätz­bar, ob und wann für sein Fahr­zeug ei­ne tech­ni­sche Lö­sung ge­fun­den wer­den kann und er das über dem Fahr­zeug schwe­ben­de Ri­si­ko des Ver­lus­tes der Be­triebs­er­laub­nis dau­er­haft wer­de ab­wen­den kön­nen. Der Um­stand, dass das Fahr­zeug von den An­ord­nun­gen des Kraft­fahrt-Bun­des­am­tes be­trof­fen war und dass der Klä­ger vom Zeit­punkt der Rück­tritts­er­klä­rung aus be­trach­tet ge­zwun­gen war, Maß­nah­men un­be­kann­ter Art und Wir­kung um­zu­set­zen oder an­de­ren­falls die Be­triebs­er­laub­nis zu ris­kie­ren, ist bei der Ge­wich­tung sei­nes In­ter­es­ses zu be­rück­sich­ti­gen (LG Kre­feld, Urt. v. 14.09.2016 – 2 O 83/16, ju­ris Rn. 48).

Schließ­lich steht der An­nah­me ei­nes bloß un­er­heb­li­chen Man­gels ent­ge­gen, dass das Ver­trau­en in den Her­stel­ler, der vor­lie­gend al­lein in der La­ge wä­re (wenn über­haupt und aus der Rück­tritts­per­spek­ti­ve erst zu ei­nem noch nicht kon­kret ab­seh­ba­ren Zeit­punkt), das zwin­gend er­for­der­li­che Soft­ware­up­date zur Ver­fü­gung zu stel­len, durch des­sen heim­li­ches Vor­ge­hen er­schüt­tert ist. Da der Pkw ein lang­le­bi­ges und hoch­wer­ti­ges Wirt­schafts­gut ist, das im Lau­fe sei­ner Nut­zung stän­dig ge­pflegt, ge­war­tet und re­pa­riert wer­den muss, be­darf es der stän­di­gen Leis­tung des Her­stel­lers, weil die­ser War­tungs­in­ter­val­le und -maß­nah­men vor­gibt und die Er­satz­tei­le pro­du­ziert. Das er­for­dert eben­falls ein ge­wis­ses Ver­trau­en in des­sen Zu­ver­läs­sig­keit, das durch die heim­li­che In­stal­la­ti­on der zu be­sei­ti­gen­den Soft­ware ge­stört ist (LG Kre­feld, Urt. v. 14.09.2016 – 2 O 83/16, ju­ris Rn. 50) und vor­lie­gend im Rück­tritts­zeit­punkt auch nicht et­wa da­durch wie­der­her­ge­stellt wer­den konn­te, dass dem Klä­ger vor sei­nem Rück­tritt in­ner­halb der von ihm ab­ge­war­te­ten Frist das Up­date auf­ge­spielt wer­den konn­te, um des­sen Wirk­sam­keit und Fol­gen zeit­nah … zu über­prü­fen.

Nach al­le­dem kann un­ter den hier im maß­geb­li­chen Rück­tritts­zeit­punkt – am 11.03.2016 – ge­ge­be­nen Um­stän­den nicht von ei­ner Un­er­heb­lich­keit des Man­gels aus­ge­gan­gen wer­den.

cc) Die Rück­tritts­er­klä­rung war auch nicht un­wirk­sam nach §§ 218 I 1, 438 I Nr. 3 BGB i. V. mit Ab­schnitt VI Nr. 1 der All­ge­mei­nen Ge­schäfts­be­din­gun­gen der Be­klag­ten. Un­ab­hän­gig da­von, ob die Be­klag­te nach dem vom Klä­ger am 11.03.2016 er­klär­ten Rück­tritt um­fas­send bis En­de 2017 auf die Ein­re­de der Ver­jäh­rung ver­zich­tet hat, wa­ren die An­sprü­che im Zeit­punkt der Rück­tritts­er­klä­rung schon des­halb nicht ver­jährt, weil die All­ge­mei­ne Ge­schäfts­be­din­gung der Be­klag­ten, die in­so­weit mit der vom Zen­tral­ver­band Deut­sches Kraft­fahr­zeug­ge­wer­be (ZDK) e. V. emp­foh­le­nen All­ge­mei­nen Ge­schäfts­be­din­gung über­ein­stimmt, in­fol­ge Ver­sto­ßes ge­gen das Trans­pa­renz­ge­bot des § 307 I 2 BGB un­wirk­sam ist (vgl. BGH, Urt. v. 29.04.2015 – VI­II ZR 104/14, ju­ris Rn. 15 [zur Mus­ter-AGB des ZDK e. V.).

b) Der Hö­he nach be­läuft sich der gel­tend ge­mach­te Rück­zah­lungs­an­spruch nach Ab­zug der vom Klä­ger im We­ge des Wert­er­sat­zes zu er­stat­ten­den Nut­zun­gen auf (17.939 € − 1.419,15 € =) 16.519,85 €.

In­fol­ge des wirk­sam er­klär­ten Rück­tritts kann der Klä­ger Rück­zah­lung des von ihm ge­leis­te­ten Kauf­prei­ses (17.939 €) nach § 346 I BGB ver­lan­gen. Dem ste­hen Nut­zungs­er­satzer­satz­an­sprü­che der Be­klag­ten nach § 346 II 1 Nr. 1 BGB ge­gen­über, mit de­nen die Be­klag­te kon­klu­dent … – durch Be­zug­nah­me auf die vom Klä­ger in der Kla­ge schon selbst vor­ge­nom­me­ne (al­ler­dings ge­rin­ge­re) An­rech­nung – mit der Fol­ge des § 389 BGB die (Hilfs-)Auf­rech­nung er­klärt hat.

Der Nut­zungs­er­satz­an­spruch der Be­klag­ten be­läuft sich – aus­ge­hend von ei­ner nach § 287 ZPO ge­schätz­ten Ge­samt­fahr­leis­tung des streit­ge­gen­ständ­li­chen Pkw von 250.000 km (vgl. KG, Urt. v. 23.05.2013 – 8 U 58/12, ju­ris Rn. 14 [zu ei­nem Die­sel-Pkw Mer­ce­des-Benz C 200 CDI]; vgl. auch Rein­king/Eg­gert, Der Au­to­kauf, 12. Aufl. [2014], Rn. 3571, 3574) – auf 1.419,15 €

\left({\frac{\text{17.939 € [Brut­to­kauf­preis]}\times\text{12.800 km [Fahr­stre­cke]}}{\text{161.800 km [mut­maß­li­che Rest­lauf­leis­tung}}} \right).

c) An­trags­ge­mäß war die Be­klag­te Zug um Zug zu ver­ur­tei­len (§§ 274 I, 273 I BGB).

2. Auch der Fest­stel­lungs­an­trag ist be­grün­det.

Die Be­klag­te be­fin­det sich im An­nah­me­ver­zug ge­mäß § 293 ZPO. Spä­tes­tens mit der Stel­lung der Kla­ge­an­trä­ge hat der Klä­ger der Be­klag­ten ein wört­li­ches An­ge­bot auf Her­aus­ga­be des streit­ge­gen­ständ­li­chen Pkw nebst Fahr­zeug­schlüs­seln, Fahr­zeug­pa­pie­ren und des Ser­vice­hef­tes, die sämt­lich durch Ab­ho­lung sei­tens Be­klag­ten zu er­fol­gen hät­te, un­ter­brei­tet (§ 295 Satz 1 Fall 2 BGB). Die Be­klag­te hat mit ih­rem Kla­ge­ab­wei­sungs­an­trag die­ses An­ge­bot ab­ge­lehnt, wes­halb sie spä­tes­tens hier­durch in An­nah­me­ver­zug ge­riet (vgl. OLG Düs­sel­dorf, Urt. v. 06.05.2011 – 17 U 53/10, ju­ris Rn. 63).

3. Dem Klä­ger steht auch ein An­spruch auf Er­stat­tung vor­ge­richt­li­cher An­walts­kos­ten in der gel­tend ge­mach­ten Hö­he nach §§ 437 Nr. 3, 280 I BGB zu.

Mit der Lie­fe­rung ei­nes man­gel­be­haf­te­ten Fahr­zeugs hat die Be­klag­te ih­re Pflich­ten aus dem Kauf­ver­trag ver­letzt, wo­bei sie sich nicht nach § 280 I 2 BGB ent­las­tet hat.

Die gel­tend ge­mach­ten Rechts­ver­fol­gungs­kos­ten ent­spre­chen der Hö­he nach ei­ner 1,3-fa­chen Ge­schäfts­ge­bühr zu­züg­lich Te­le­kom­mu­ni­ka­ti­ons­pau­scha­le und Um­satz­steu­er aus ei­nem Ge­gen­stands­wert von 17.174 €. Die­ser Ge­gen­stands­wert ist au­ßer­ge­richt­lich zu­grun­de zu le­gen, da im Zeit­punkt der an­walt­li­chen Be­auf­tra­gung ei­ne Auf­rech­nung mit ei­nem hö­he­ren als dem dar­in schon be­rück­sich­tig­ten Nut­zungs­er­satz­an­spruch von der Be­klag­ten noch nicht er­klärt wor­den war.

Selbst wenn ur­sprüng­lich le­dig­lich ein Frei­stel­lungs­an­spruch be­züg­lich der An­walts­kos­ten  be­stan­den hät­te, hät­te sich die­ser nach §§ 249 I, 250 Satz 2 BGB in ei­nen Zah­lungs­an­spruch um­ge­wan­delt. Zwar hat der Klä­ger der Be­klag­ten kei­ne Frist mit Ab­leh­nungs­an­dro­hung ge­setzt (§ 250 Satz 1 BGB) und im Rah­men der Gel­tend­ma­chung sei­nes Scha­dens auch nicht Frei­stel­lung von den An­walts­kos­ten, son­dern Zah­lung ver­langt. Al­ler­dings wird die Frist­set­zung ent­behr­lich, wenn der Schuld­ner die Er­fül­lung ernst­haft und end­gül­tig ver­wei­gert. Da­bei kann in der de­fi­ni­ti­ven Wei­ge­rung, die An­walts­kos­ten zu be­zah­len, zu­gleich auch ei­ne end­gül­ti­ge und ernst­haf­te Wei­ge­rung ei­ner ge­schul­de­ten Frei­stel­lung zum Aus­druck kom­men (OLG Hamm, Urt. v. 03.09.2013 – 4 U 58/13, ju­ris Rn. 26; Urt. v. 23.10.2012 – 4 U 134/12, ju­ris Rn. 82).

Ei­ne sol­che ernst­haf­te und end­gül­ti­ge Leis­tungs­ver­wei­ge­rung kann ih­rer­seits un­ter Be­rück­sich­ti­gung des ge­sam­ten Ver­hal­tens des Schuld­ners auch in ei­nem auf die Ne­gie­rung sämt­li­cher An­sprü­che dem Grun­de nach ge­stütz­ten Kla­ge­ab­wei­sungs­an­trag zu se­hen sein. Aus­schlag­ge­bend ist, ob nach Stel­lung des An­trags auf Kla­ge­ab­wei­sung noch Raum für die An­nah­me bleibt, der Schuld­ner kön­ne durch Set­zen ei­ner Nach­frist zur bes­se­ren Ein­sicht ge­lan­gen und „frei­wil­lig“ die An­sprü­che er­fül­len. Nur wenn we­nigs­tens die Mög­lich­keit be­steht, dass der Gläu­bi­ger durch ei­ne Nach­frist­set­zung ir­gend­ei­nen Ein­fluss auf die Leis­tungs­be­reit­schaft des Schuld­ners aus­üben kann, ist es auch ge­bo­ten, ei­ne sol­che Frist zu set­zen (BGH, Urt. v. 08.12.1983 – VII ZR 139/82, NJW 1984, 1460 [1461]).

Vor­lie­gend hat die Be­klag­te auf­grund ih­res ge­sam­ten Ver­hal­tens vor dem Pro­zess (Er­he­bung der Ver­jäh­rungs­ein­re­de) und im Pro­zess (Be­strei­ten des Man­gels und sämt­li­cher Rück­tritt­vor­aus­set­zun­gen) bis hin zu ih­rem (auf die Ne­gie­rung al­ler An­sprü­che dem Grun­de nach ge­stütz­ten) Kla­ge­ab­wei­sungs­an­trag ernst­haft und end­gül­tig auch den Er­satz von An­walts­kos­ten ver­wei­gert. Da­mit wä­re auch ei­ne Frist­set­zung zur Frei­stel­lung rei­ne För­me­lei und da­mit ent­behr­lich (vgl. OLG Hamm, Urt. v. 03.09.2013 – 4 U 58/13 Rn. 26) …

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