Der Käu­fer ist schon nach ei­nem ers­ten Nach­bes­se­rungs­ver­such zum Rück­tritt vom Kauf­ver­trag be­rech­tigt, wenn es ihm un­zu­mut­bar ist, dem Ver­käu­fer ei­nen zwei­ten Nach­bes­se­rungs­ver­such zu er­mög­li­chen. Das kann der Fall sein, wenn dem Ver­käu­fer beim ers­ten Nach­bes­se­rungs­ver­such gra­vie­ren­de Aus­füh­rungs­feh­ler un­ter­lau­fen sind oder der ers­te Nach­bes­se­rungs­ver­such von vorn­her­ein nicht auf ei­ne nach­hal­ti­ge, son­dern nur ei­ne pro­vi­so­ri­sche Män­gel­be­sei­ti­gung an­ge­legt war.

OLG Hamm, Ur­teil vom 10.03.2011 – I-28 U 131/10

Sach­ver­halt: Die Klä­ger ver­lan­gen von der Be­klag­ten die Rück­ab­wick­lung ei­nes Kauf­ver­trags über ein ge­brauch­tes Wohn­mo­bil.

Die Be­klag­te, die mit Wohn­mo­bi­len han­delt, kauf­te ein ge­brauch­tes Wohn­mo­bil an, wel­ches erst­mals im Mai 1999 zu­ge­las­sen wor­den war. Wäh­rend der Be­sitz­zeit des Vor­be­sit­zers war Was­ser auf der Bei­fah­rer­sei­te am Über­gang der Hut­ze zum Dach ein­ge­drun­gen. Dies teil­te der Vor­be­sit­zer der Be­klag­ten nicht mit. Die Be­klag­te, die da­mit wirbt, Ge­braucht­fahr­zeu­ge ein­ge­hend zu prü­fen, nahm nach ih­ren An­ga­ben ei­ne Feuch­tig­keits­mes­sung vor, stell­te den Was­ser­scha­den je­doch nicht fest.

Der Klä­ger er­warb das Fahr­zeug am 02.11.2007 für 36.598 € von der Be­klag­ten. Die Lauf­leis­tung war mit 85.300 km an­ge­ge­ben. Im schrift­li­chen Kauf­ver­trag ist nur der Klä­ger als Käu­fer ge­nannt, nicht die Klä­ge­rin. Das Fahr­zeug wur­de dem Klä­ger am 08.11.2007 über­ge­ben. We­nig spä­ter stell­te er Feuch­tig­keit im In­nen­raum fest. Der Klä­ger führ­te das Fahr­zeug der Be­klag­ten am 12.11.2007 vor. Die Be­klag­te er­klär­te, dass es sich um ei­ne leich­te Un­dich­tig­keit han­de­le. Da die Klä­ger mit dem Wohn­mo­bil nach Por­tu­gal fah­ren und dort über­win­tern woll­ten, ver­ein­bar­te die Be­klag­te ei­nen Re­pa­ra­tur­ter­min für den 19.02.2008.

Die Klä­ger reis­ten mit dem Wohn­mo­bil An­fang De­zem­ber 2007 Rich­tung Por­tu­gal. Sie stell­ten auf dem Weg dort­hin ei­nen nach ih­ren An­ga­ben „mas­si­ven Feuch­tig­keits­ein­bruch“ fest. Was­ser war auf der Bei­fah­rer­sei­te im Dach­be­reich vor­ne rechts ein­ge­drun­gen. Der Bei­fah­rer­sitz war durch­nässt. Die Klä­ger such­ten in X. ei­nen Ver­trags­händ­ler des Her­stel­ler­un­ter­neh­mens auf. Die­ser teil­te ih­nen nach ih­ren An­ga­ben mit, dass das Fahr­zeug nach ei­nem in der Ver­gan­gen­heit ein­ge­tre­te­nen Feuch­tig­keits­scha­den nur „lai­en­haft in­stand ge­setzt“ wor­den sei. Der Scha­den sei „min­des­tens ein hal­bes Jahr alt“; es sei schon ein­mal „her­um­ge­pfuscht“ wor­den.

Die Klä­ger bra­chen die Wei­ter­rei­se ab. Sie ver­ein­bar­ten mit der Be­klag­ten ei­nen frü­he­ren Re­pa­ra­tur­ter­min als bis­her vor­ge­se­hen. Ab dem 21.01.2008 be­fand sich das Fahr­zeug zum Zweck der Re­pa­ra­tur bei der Be­klag­ten. Nach den vor­ge­nom­me­nen Ar­bei­ten ließ die Be­klag­te das Fahr­zeug trock­nen. Am 31.01.2008 er­hielt der Klä­ger es zu­rück. Strei­tig ist, ob er der Be­klag­ten das Fahr­zeug am 05.02.2008 er­neut vor­stell­te.

Im Fe­bru­ar 2008 fuh­ren die Klä­ger nach Y. Dort riss die Front­schei­be des Wohn­mo­bils, nach An­ga­ben der Klä­ger im Stand. Mit An­walts­schrei­ben des Klä­gers vom 12.02.2008 teil­te er der Be­klag­ten mit, dass bis­her kei­ne neu­en Un­dich­tig­kei­ten auf­ge­tre­ten sei­en. In der Ver­gan­gen­heit sei aber Was­ser ein­ge­tre­ten. Der Klä­ger for­der­te die Be­klag­te auf, den Kauf­ver­trag wahl­wei­se rück­ab­zu­wi­ckeln oder ihm die „Wert­min­de­rung“ zur er­set­zen. Die Be­klag­te ant­wor­te­te mit Schrei­ben vom 27.02.2008, dass „der be­an­stan­de­te Punkt“ ord­nungs­ge­mäß be­sei­tigt wor­den sei. Sie sei be­reit, „ger­ne noch­mals den Zu­stand be­züg­lich des be­sei­tig­ten Feuch­tig­keits­scha­dens“ zu über­prü­fen.

Die Klä­ger stell­ten das Wohn­mo­bil ei­ner an­de­ren Fach­händ­le­rin des Her­stel­lers vor. Die Fir­ma L aus O. teil­te am 05.03.2008 mit, dass es ei­nen Was­ser­ein­bruch (Bei­fah­rer­sei­te) am Über­gang von der Hut­ze zum Dach bis zur an­de­ren Sei­te (Fah­rer­sei­te) ge­ge­ben ha­be. Der Was­ser­scha­den be­ste­he schon seit min­des­tens ei­nem Jahr.

Mit An­walts­schrei­ben vom 05.03.2008 teil­te der Klä­ger der Be­klag­ten un­ter an­de­rem mit: Die De­cken­un­ter­ver­klei­dung sei an der von der Be­klag­ten nach­ge­bes­ser­ten Leck­stel­le auf­ge­weicht. Die vor­ge­nom­me­nen Ab­dich­tungs­ar­bei­ten wirk­ten un­sau­ber. Das Fahr­zeug wer­de ei­nem un­ab­hän­gi­gen Sach­ver­stän­di­gen vor­ge­stellt, mög­li­cher­wei­se auch un­mit­tel­bar dem Her­stel­ler­un­ter­neh­men. Die An­wäl­tin des Klä­gers bat die Be­klag­te, ihr mit­zu­tei­len, wel­che Ter­mi­ne sie an­bie­ten kön­ne. Die Be­klag­te teil­te mit Schrei­ben vom 10.03.2008 mit, dass ihr das Wohn­mo­bil wo­chen­tags vor­füh­ren wer­den kön­ne. Die Klä­ger mach­ten gel­tend, dass sie die­ses Schrei­ben erst am 14.05.2008 er­hal­ten hät­ten.

Zwi­schen­zeit­lich, im April 2008, trat Feuch­tig­keit im Schlaf­be­reich des Rei­se­mo­bils durch das He­be-Kipp-Fens­ter ein. Die Klä­ger stell­ten das Wohn­mo­bil dem Her­stel­ler­un­ter­neh­men vor. Die­ses un­ter­brei­te­te am 04.04.2008 ei­nen Kos­ten­vor­an­schlag, wo­nach 2.218,16 € er­for­der­lich sei­en, um den Feuch­tig­keits­scha­den zu be­he­ben.

Mit An­walts­schrei­ben vom 29.04.2008 for­der­te der Klä­ger die Be­klag­te auf, die Kos­ten ei­ner In­stand­set­zung durch die Her­stel­ler­fir­ma zu über­neh­men und ei­nen Teil des Kauf­prei­ses zu­rück­zu­zah­len; an­dern­falls be­ste­he er auf Rück­ab­wick­lung des Kauf­ver­trags. Die Be­klag­te bat mit Schrei­ben vom 14.05.2008, ihr das Fahr­zeug vor­zu­füh­ren. Eben­falls am 14.05.2008 – so der Klä­ger – oder am 16.05.2008 – so die Be­klag­te – stell­te der Klä­ger das Fahr­zeug er­neut der Be­klag­ten vor. Die Klä­ger be­haup­ten da­zu, die Be­klag­te ha­be an die­sem Tag ei­ne Re­pa­ra­tur ver­wei­gert. Die Be­klag­te hat ein Ge­sprächs­pro­to­koll ih­res Ser­vice­lei­ters M vor­ge­legt und be­haup­tet, die Klä­ger hät­ten Nach­bes­se­rung durch die Her­stel­ler­fir­ma ver­langt und Nach­bes­se­rung durch sie, die Be­klag­te, ab­ge­lehnt.

Mit An­walts­schrei­ben vom 21.05.2008 be­an­stan­de­te der Klä­ger, dass die Be­klag­te bei der Re­pa­ra­tur das Dach ein­ge­dellt ha­be; er ver­lang­te In­stand­set­zung bei der Her­stel­ler­fir­ma nebst Er­satz ei­ner „Wert­min­de­rung“ und Scha­dens­er­satz für Kos­ten und „Är­ger“ in Hö­he von 5.000 € oder Rück­ab­wick­lung des Kauf­ver­trags. Die Be­klag­te teil­te mit Schrei­ben vom 23.05.2008 mit, dass die an­ge­bo­te­nen Al­ter­na­ti­ven in­ak­zep­ta­bel sei­en. Der Klä­ger teil­te der Be­klag­ten durch An­walts­schrei­ben vom 10.07.2008 mit, dass ihm nicht zu­zu­mu­ten sei, das Fahr­zeug zur Nach­bes­se­rung in die Hän­de der Be­klag­ten zu ge­ben; die Be­klag­te blei­be auf­ge­for­dert, das Fahr­zeug beim Her­stel­ler re­pa­rie­ren zu las­sen so­wie Wert­er­satz zu leis­ten oder den Kauf rück­gän­gig zu ma­chen. Die Be­klag­te er­klär­te mit An­walts­schrei­ben vom 23.07.2008, dass ihr ein zwei­ter Nach­bes­se­rungs­ver­such zu ge­stat­ten sei; falls ein Man­gel be­ste­he, sei sie be­reit, ihn auf ih­re Kos­ten zu be­he­ben.

En­de Au­gust 2008 mel­de­te der Klä­ger das Wohn­mo­bil bei ei­nem Ki­lo­me­ter­stand von 91.445 ab. Ein vom Klä­ger in Auf­trag ge­ge­be­nes Pri­vat­gut­ach­ten vom 04.09.2008 kam zu dem Schluss, dass die Be­klag­te das Rei­se­mo­bil nicht fach­ge­recht in­stand ge­setzt ha­be. Die Dach­leis­ten sei­en un­sau­ber ab­ge­dich­tet wor­den. Die vor­han­de­ne Feuch­tig­keit sei nicht ord­nungs­ge­mäß ent­fernt wor­den. An Wän­den und De­cken hät­ten sich Schim­mel­pil­ze ge­bil­det. Der Klä­ger über­reich­te der Be­klag­ten das Gut­ach­ten mit An­walts­schrei­ben vom 24.09.2008. Er er­klär­te, dass er be­reit sei, das Fahr­zeug der Be­klag­ten zur Nach­bes­se­rung zur Ver­fü­gung zu stel­len, wenn die­se das Pri­vat­gut­ach­ten „an­er­ken­ne“. Die Be­klag­te er­wi­der­te mit Schrei­ben vom 30.09.2008, dass kein An­spruch auf ein „An­er­kennt­nis“ be­ste­he; sie wer­de Män­gel ab­stel­len, falls dies nach Über­prü­fung er­for­der­lich sei.

Der Pri­vat­gut­ach­ter teil­te dem Klä­ger mit ei­ner er­gän­zen­den Stel­lung­nah­me vom 14.10.2008 mit, dass die Be­klag­te die Un­dich­tig­keit am Auf­bau bei ei­ner Dich­tig­keits­prü­fung mit­hil­fe ei­nes Mess­ge­räts hät­te er­ken­nen kön­nen. Mit der an die­sen Tag er­ho­be­nen Kla­ge, in der das Land­ge­richt so­wohl ei­ne Rück­tritts­er­klä­rung als auch ei­ne Arg­listan­fech­tung ge­se­hen hat, ha­ben die Klä­ger die Rück­ab­wick­lung des Kauf­ver­trags ver­langt. Das Land­ge­richt hat ein schrift­li­ches Sach­ver­stän­di­gen­gut­ach­ten ein­ge­holt. In sei­nem Gut­ach­ten vom 22.02.2010 führ­te der erst­in­stanz­li­che Sach­ver­stän­di­ge Dipl.-Ing. P un­ter an­de­rem aus: An­hand sei­nes Be­sich­ti­gungs­er­geb­nis­ses sei er­kenn­bar, dass die Be­klag­te im Ja­nu­ar 2008 kei­ne aus­rei­chen­de Män­gel­be­sei­ti­gung vor­ge­nom­men ha­be; das fol­ge­re er aus den vor­han­de­nen Stock­fle­cken und Schim­mel­pil­zen. Im Rah­men sei­ner er­gän­zen­den An­hö­rung führ­te der Sach­ver­stän­di­ge un­ter an­de­rem aus, dass das Dach über der Fah­rer­ka­bi­ne rechts nicht ord­nungs­ge­mäß ab­ge­dich­tet wor­den sei. Fer­ner hat das Land­ge­richt den Ser­vice­lei­ter der Be­klag­ten als Zeu­gen zu dem Ge­spräch mit dem Klä­ger Mit­te Mai 2008 ver­nom­men. Das Land­ge­richt hat die Kla­ge ab­ge­wie­sen und zur Be­grün­dung im We­sent­li­chen aus­ge­führt: Die Klä­ger hät­ten der Be­klag­ten nur ei­ne Ge­le­gen­heit zur Nach­bes­se­rung ge­ge­ben, näm­lich En­de Ja­nu­ar 2008. Aus­nah­me­tat­be­stän­de, wo­nach der ge­bo­te­ne zwei­te Nach­bes­se­rungs­ver­such ent­behr­lich sei, sei­en – wie das Land­ge­richt im Ein­zel­nen aus­ge­führt hat – nicht er­füllt.

Die Be­ru­fung der Klä­ger ge­gen die­ses Ur­teil hat­te zum Teil Er­folg.

Aus den Grün­den: II. … A. Die Be­ru­fung des Klä­gers ist mit Aus­nah­me des in ge­rin­gem Um­fang ab­zu­set­zen­den Nut­zungs­vor­teils be­grün­det. Er kann ge­mäß §§ 346 I, 348 BGB i. V. mit §§ 437 Nr. 2 Fall 1, 434 I 2 Nr. 2, 440 Satz 1 Fall 3 BGB Rück­ab­wick­lung des von ihm ge­schlos­se­nen Kauf­ver­trags ver­lan­gen …

2. Die (kon­klu­den­te) Rück­tritts­er­klä­rung ge­mäß § 349 BGB hat das Land­ge­richt zu­tref­fend und un­an­ge­grif­fen in der Kla­ge­er­he­bung ge­se­hen. Dem steht nicht ent­ge­gen, dass der Klä­ger nach der Aus­le­gung des Land­ge­richts gleich­zei­tig kon­klu­dent die Arg­listan­fech­tung er­klärt ha­be. Im Zwei­fel stützt der Käu­fer sein Be­geh­ren auf den Ge­sichts­punkt, der ge­eig­net ist, sei­nem An­lie­gen zum Er­folg zu ver­hel­fen. An ei­ne be­stimm­te Rei­hen­fol­ge, die der Klä­ger hier oh­ne­hin nicht an­ge­ge­ben hat, ist das Ge­richt nicht ge­bun­den. Zu­dem sind Um­deu­tun­gen in bei­de Rich­tun­gen mög­lich (s. Rein­king/Eg­gert, Der Au­to­kauf, 10. Aufl., Rn. 1901, 2151 f.; Tem­pel/Sey­der­helm, Ma­te­ri­el­les Recht im Zi­vil­pro­zess, 5. Aufl., § 4 Rn. 6; s. auch BGH, Urt. v. 10.03.2010 – VI­II ZR 182/08, NJW 2010, 2503 m. w. Nachw.).

3. Das vom Klä­ger er­wor­be­ne Rei­se­mo­bil war zur Zeit der Über­ga­be an ihn nicht frei von Sach­män­geln (§ 434 I 2 Nr. 2 BGB). Das Fahr­zeug hat­te zu die­ser Zeit ei­nen nicht aus­rei­chend re­pa­rier­ten Was­ser­scha­den. In die­sem Zu­stand hat­te es die Be­klag­te be­reits von dem Vor­hal­ter her­ein­ge­nom­men. Das hat die Be­klag­te be­reits in ers­ter In­stanz nicht in Ab­re­de ge­stellt. Auch der vom Se­nat an­ge­hör­te Sach­ver­stän­di­ge hat be­stä­tigt, dass der Was­ser­scha­den be­reits bei Über­ga­be vor­han­den war. Zwar hat die Be­klag­te das Fahr­zeug nach ih­ren An­ga­ben bei Her­ein­nah­me un­ter­sucht, den Was­ser­scha­den je­doch nicht ent­deckt.

4. Der Klä­ger hat der Be­klag­ten nur ein­mal Ge­le­gen­heit zur Nach­bes­se­rung ge­ge­ben, und zwar En­de Ja­nu­ar 2008. In der Zeit vom 21.08.2008 bis zum 31.08.2008 fand der ein­zi­ge Nach­bes­se­rungs­ver­such durch die Be­klag­te statt. Dar­auf hat das Land­ge­richt im An­satz zu­tref­fend ab­ge­stellt. Das Land­ge­richt hat auf­grund des­sen an­ge­nom­men, der Rück­tritt sei un­wirk­sam, weil der Klä­ger der Be­klag­ten kei­ne Ge­le­gen­heit zu ei­nem zwei­ten Nach­bes­se­rungs­ver­such ge­ge­ben ha­be (§§ 439 I, 440 BGB). Dem ist un­ter den be­son­de­ren Um­stän­den des vor­lie­gen­den Falls nicht zu fol­gen. Zwar gilt die Nach­bes­se­rung re­gel­mä­ßig erst nach dem zwei­ten Ver­such als fehl­ge­schla­gen (§ 440 Satz 2 BGB). Der Ver­käu­fer, der ei­ne man­gel­haf­te Sa­che ge­lie­fert hat, hat grund­sätz­lich zwei Chan­cen zur Nach­bes­se­rung. Ei­ner Frist­set­zung zur Nach­bes­se­rung be­darf es aber un­ter an­de­rem dann nicht, wenn die­se dem Käu­fer un­zu­mut­bar ist (§ 440 Satz 1 Fall 3 BGB). Das gilt erst recht, wenn der Käu­fer dem Ver­käu­fer – wie hier – ei­nen ers­ten Nach­bes­se­rungs­ver­such ge­währt hat und es dem Käu­fer auf­grund be­stimm­ter Um­stän­de un­zu­mut­bar ist, ei­nen zwei­ten Ver­such zu ge­stat­ten. Sol­che be­son­de­ren Um­stän­de lie­gen hier vor.

a) Da­zu ge­nügt es al­ler­dings nicht al­lein, dass der ers­te Nach­bes­se­rungs­ver­such nicht er­folg­reich war. Da der Ver­käu­fer ge­mäß § 439 I BGB ei­ne nach­hal­ti­ge Nach­bes­se­rungs­maß­nah­me schul­det (OLG Düs­sel­dorf, Urt. v. 22.01.2007 – 1 U 149/06, ju­ris; Rein­king/Eg­gert, a. a. O., Rn. 362), muss al­ler­dings be­reits der ers­te Nach­bes­se­rungs­ver­such, auch wenn er im Er­geb­nis fehl­schlägt, sach­ge­mäß sein. Ein Recht des Käu­fers zum Rück­tritt oh­ne Ge­wäh­rung ei­nes zwei­ten Nach­bes­se­rungs­ver­suchs kann dem­nach zu be­ja­hen sein, wenn dem Ver­käu­fer beim ers­ten Nach­bes­se­rungs­ver­such gra­vie­ren­de Aus­füh­rungs­feh­ler un­ter­lau­fen oder die­ser Nach­bes­se­rungs­ver­such von vorn­her­ein nicht auf ei­ne nach­hal­ti­ge, son­dern nur ei­ne pro­vi­so­ri­sche Män­gel­be­sei­ti­gung an­ge­legt war. Das kann bei­spiels­wei­se an­zu­neh­men sein, wenn der Ver­käu­fer im Rah­men sei­ner Nach­bes­se­rungs­be­mü­hun­gen ver­sucht, ein Fahr­zeug mit un­zu­rei­chen­den Mit­teln ab­zu­dich­ten (Rein­king/Eg­gert, a. a. O., Rn. 488).

b) So ist es hier. Be­reits der erst­in­stanz­li­che Sach­ver­stän­di­ge hat fest­ge­stellt, dass die Be­klag­te kei­nen aus­rei­chen­den Män­gel­be­sei­ti­gungs­ver­such un­ter­nom­men hat. Das hat auch der vom Se­nat be­auf­trag­te Sach­ver­stän­di­ge be­stä­tigt und über­zeu­gend er­läu­tert. Die von der Be­klag­ten En­de Ja­nu­ar 2008 vor­ge­nom­me­nen Maß­nah­men wa­ren nach sei­nen Be­fund von vorn­her­ein nicht da­zu ge­eig­net, nach­hal­tig für Dich­tig­keit zu sor­gen. Das blo­ße Lö­sen der Ein­fass­leis­te und das Ein­brin­gen von Si­li­kon im Rand­be­reich konn­ten al­len­falls kurz­fris­tig für Ab­hil­fe sor­gen, aber nicht lang­fris­tig. Da­mit sind die Ar­bei­ten der Be­klag­ten pro­vi­so­risch ge­blie­ben. Letzt­lich hat sie nach den Fest­stel­lun­gen des zweit­in­stanz­li­chen Sach­ver­stän­di­gen nur das ge­macht, was der Be­sit­zer des Fahr­zeugs selbst hät­te ma­chen kön­nen. Die Leis­te hät­te je­doch kom­plett ab­ge­nom­men und ge­säu­bert wer­den müs­sen. So­weit Schrau­ben ge­löst und wie­der fest­ge­schraubt wor­den sind, nach­dem fest­ge­stellt wor­den war, dass sie nicht ver­ros­tet wa­ren, han­delt es sich eben­falls nicht um ei­ne ge­eig­ne­te Män­gel­be­sei­ti­gungs­maß­nah­me, weil da­durch nach der Be­wer­tung des zweit­in­stanz­li­chen Sach­ver­stän­di­gen be­reits die Spur für die nächs­te Un­dich­tig­keit ge­legt wer­de.

c) Au­ßer den von vorn­her­ein un­ge­eig­ne­ten Nach­bes­se­rungs­ver­su­chen der Be­klag­ten sind wei­te­re be­son­de­re Um­stän­de zur be­rück­sich­ti­gen. Die Fol­gen ei­nes Feuch­tig­keits­scha­dens kön­nen sich wei­ter ent­wi­ckeln, wenn er nicht sach­ge­recht be­sei­tigt wird; so hat be­reits der erst­in­stanz­li­che Sach­ver­stän­di­ge auf­grund un­zu­rei­chen­der Ab­dich­tung An­sät­ze von Schim­mel­pil­zen fest­ge­stellt. Feuch­tig­keits­schä­den sind im vor­lie­gen­den Fall auch des­halb von Ge­wicht, weil, wie der zweit­in­stanz­li­che Sach­ver­stän­di­ge aus­ge­führt hat, bei Her­ein­nah­me ei­nes Wohn­mo­bils Feuch­tig­keit ein zen­tra­les Pro­blem ist, dem be­son­de­re Ob­acht zu gel­ten hat. Dem ist zu­zu­stim­men, denn ein Rei­se- bzw. Wohn­mo­bil ist da­zu be­stimmt, mehr oder we­ni­ger lan­ge zum Auf­ent­halt von Men­schen zu die­nen. Das gilt im vor­lie­gen­den Fall um­so mehr, weil die Be­klag­te da­mit wirbt, von ihr her­ein­ge­nom­me­ne, ge­brauch­te Rei­se­mo­bi­le ein­ge­hend zu prü­fen.

d) Die Be­klag­te meint zu Un­recht, dass der Klä­ger den­noch auch nach dem un­zu­rei­chen­den Nach­bes­se­rungs­ver­such En­de Ja­nu­ar 2008 Zu­trau­en in ih­re Fä­hig­kei­ten ge­zeigt ha­be; das las­se das An­walts­schrei­ben des Klä­gers vom 24.09.2008 er­ken­nen. Die­se An­sicht ist nicht rich­tig. Der Klä­ger hat in dem vor­ge­nann­ten Schrei­ben im Ge­gen­teil aus­drück­lich for­mu­liert, sein „Ver­trau­en ver­lo­ren“ zu ha­ben. Er hat von der Be­klag­ten ver­langt, das Pri­vat­gut­ach­ten „an­zu­er­ken­nen“, denn schon der Pri­vat­gut­ach­ter hat her­aus­ge­ar­bei­tet, dass die Re­pa­ra­tur nicht fach­ge­recht war, so dass sich so­gar Schim­mel­pilz ge­bil­det hat. Es trifft zwar zu, dass der Käu­fer kei­nen An­spruch hat, dass der Ver­käu­fer den In­halt ei­nes Pri­vat­gut­ach­tens des Käu­fers „an­er­kennt“. Den­noch be­legt die­ses An­sin­nen des Klä­gers, dass er kein Ver­trau­en mehr in die Ar­beit der Be­klag­ten setz­te.

e) Zwar hat der Klä­ger mit der Be­ru­fungs­be­grün­dung nicht be­an­stan­det, dass die Ge­wäh­rung ei­nes zwei­ten Nach­bes­se­rungs­ver­suchs we­gen gra­vie­ren­der Feh­ler des ers­ten Nach­bes­se­rungs­ver­suchs un­zu­mut­bar ist. Dies hat der Klä­ger erst gel­tend ge­macht, nach­dem der Se­nat dar­auf hin­ge­wie­sen hat, dass die Be­ru­fungs­be­grün­dung kei­ne hin­rei­chen­de Aus­sicht auf Er­folg hat. Das ist je­doch un­schäd­lich. Be­reits nach dem erst­in­stanz­li­chen Vor­trag des Klä­gers war der Nach­bes­se­rungs­ver­such un­zu­läng­lich. Schon das Land­ge­richt hat die erst­in­stanz­li­che Be­weis­auf­nah­me aus­weis­lich des Be­weis­be­schlus­ses vom 18.06.2009 auch auf die Fra­ge er­streckt, ob die von der Be­klag­ten vor­ge­nom­me­ne Män­gel­be­sei­ti­gung un­zu­rei­chend und nicht fach­ge­recht er­folgt sei. Die Qua­li­tät des ers­ten Nach­bes­se­rungs­ver­suchs war da­mit be­reits in ers­ter In­stanz Ge­gen­stand der Be­weis­auf­nah­me. Das Land­ge­richt hat al­ler­dings in dem an­ge­foch­te­nen Ur­teil un­ter dem Ge­sichts­punkt der Un­zu­mut­bar­keit der Nach­er­fül­lungs­ver­lan­gens le­dig­lich ei­ne et­wai­ge arg­lis­ti­ge Täu­schung er­ör­tert, nicht aber die Un­zu­läng­lich­keit des ers­ten Nach­bes­se­rungs­ver­suchs. Das Be­ru­fungs­ge­richt ist aber ge­hal­ten, das Be­geh­ren der Par­tei in den Gren­zen des ge­stell­ten An­trags un­ter je­dem nach dem Vor­trag der be­tref­fen­den Par­tei in Be­tracht kom­men­den recht­li­chen Ge­sichts­punkt zu prü­fen (sie­he BGH, Beschl. v. 02.11.201 – VI­II ZR 287/09, BeckRS 2010, 30815).

5. Die Pflicht­ver­let­zung der Be­klag­ten in Ge­stalt der Lie­fe­rung ei­ner man­gel­haf­ten Kauf­sa­che ist nicht un­er­heb­lich (§ 323 V 2 BGB). Zwar be­lau­fen sich die Re­pa­ra­tur­kos­ten nach dem Be­fund des vom Se­nat be­auf­trag­ten Sach­ver­stän­di­gen nur auf ins­ge­samt 2.900 € net­to. Das sind 3.451 € brut­to bzw. rund 9 % des Kauf­prei­ses. Es kommt aber nicht al­lein auf die Hö­he der vor­aus­sicht­li­chen In­stand­set­zungs­kos­ten an. Die Be­ur­tei­lung, ob ei­ne Pflicht­ver­let­zung un­er­heb­lich i. S. des § 323 V 2 BGB ist, er­for­dert ei­ne um­fas­sen­de In­ter­es­sen­ab­wä­gung, wo­bei es auf die Um­stän­de des Ein­zel­falls an­kommt (BGH, Urt. v. 17.02.2010 – VI­II ZR 70/07, NJW-RR 2010, 1289 m. w. Nachw.).

Da­bei ist zu be­rück­sich­ti­gen, dass die Pflicht­ver­let­zung schon in der Lie­fe­rung ei­nes Rei­se­mo­bils mit ei­nem Feuch­tig­keits­scha­den liegt. Ein Was­ser­scha­den in ei­nem Kraft­fahr­zeug wird aber für vie­le, wenn nicht gar für die meis­ten In­ter­es­sen­ten ein Grund sein, vom Kauf Ab­stand zu neh­men (BGH, Urt. v. 05.11.2008 – VI­II ZR 166/07, NJW 2009, 508). Schon des­halb liegt kei­ne un­er­heb­li­che Pflicht­ver­let­zung vor. Hin­zu kommt, dass es sich hier nicht nur um ein schwer­punkt­mä­ßig der Fort­be­we­gung die­nen­des Fahr­zeug han­delt, son­dern ein be­stim­mungs­ge­mäß we­nigs­tens zeit­wei­se zum Woh­nen bzw. län­ge­ren Auf­ent­halt von Men­schen die­nen­des Fahr­zeug. Feuch­tig­keits­schä­den ha­ben mit­hin um­so mehr Ge­wicht.

6. Der Be­klag­ten steht auf­grund der Rück­ab­wick­lung des Ver­trags nach § 346 I 1 BGB ein Ge­gen­an­spruch auf Wert­er­satz we­gen der Ge­brauchs­vor­tei­le des Wohn­mo­bils wäh­rend der Be­sitz­zeit des Klä­gers zu. Der Wert der Nut­zung des ge­braucht er­wor­be­nen Wohn­mo­bils durch den Käu­fer ist an­hand des Brut­to­kauf­prei­ses, der Fahr­stre­cke und der zu er­war­ten­den Rest­lauf­leis­tung auf der Grund­la­ge li­nea­rer Wert­min­de­rung zu er­rech­nen. Der Klä­ger hat mit dem Fahr­zeug 6.145 km zu­rück­ge­legt. Zwar dien­te ein Teil da­von der Nach­bes­se­rung; da der Klä­ger da­zu kei­ne Grund­la­gen vor­ge­tra­gen hat, ist in­so­weit auch auf der Ba­sis ei­ner Min­dest­schät­zung kein Ab­zug zu­guns­ten des Klä­gers mög­lich.

Die Ge­samt­lauf­leis­tung des Rei­se­mo­bils schätzt der schwer­punkt­mä­ßig un­ter an­de­rem mit dem Kauf­recht von Mo­tor­fahr­zeu­gen be­fass­te Se­nat auf rund 200.000 km (sie­he auch OLG Nürn­berg, Urt. v. 14.11.2001 – 4 U 3372/01, ju­ris; Rein­king/Eg­gert, a. a. O., Rn. 635). Dar­aus er­rech­net sich ei­ne vor­aus­sicht­li­che Rest­lauf­leis­tung zur Zeit des Er­werbs von 114.700 km … Da­nach er­gibt sich ein Nut­zungs­vor­teil von rund 1.960 € … Der Se­nat hat den Kauf­preis von 36.598 € da­her um 1.960 € her­ab­be­mes­sen, so­dass ein An­spruch auf Rück­zah­lung von 34.638 € ver­bleibt.

Zwar wird in der Recht­spre­chung bei der Be­rech­nung der Nut­zungs­ver­gü­tung für Rei­se­mo­bi­le zum Teil nicht auf die Fahr­leis­tung, son­dern auf die Le­bens­dau­er ab­ge­stellt, weil Fahr­zeu­ge die­ser Art be­stim­mungs­ge­mäß in mehr oder we­ni­ger gro­ßem Um­fang auch wäh­rend der Stand­zei­ten ge­nutzt wer­den (OLG Düs­sel­dorf, NZV 1995, 69; s. auch Rein­king/Eg­gert, a. a. O., Rn. 1760). Da­von hat der Se­nat im Rah­men des ihm von § 287 II ZPO ein­ge­räum­ten Schät­zer­mes­sens im vor­lie­gen­den Fall kei­nen Ge­brauch ge­macht. Das wä­re hier nicht an­ge­mes­sen, weil der Feuch­tig­keits­scha­den ei­ne län­ge­re Nut­zung wäh­rend der Stand­zei­ten ge­ra­de ver­hin­dert hat.

7. Aus dem Ge­sichts­punkt ei­nes auf Arg­listan­fech­tung (§§ 123, 142 BGB) ge­stütz­ten Be­rei­che­rungs­an­spruchs (§ 812 I 1 Fall 1 BGB) könn­te der Klä­ger nicht mehr her­lei­ten als auf der Grund­la­ge kauf­recht­li­cher An­sprü­che. Ei­ne Nut­zungs­ver­gü­tung für Ge­brauchs­vor­tei­le müss­te auch in die­sem Fall be­rück­sich­tigt wer­den (§§ 818 I, II, 100 BGB; OLG Karls­ru­he, NJW-RR 1992, 1444 [1145]; Rein­king/Eg­gert, a. a. O., Rn. 2204 m. w. Nachw.) …

10. Für den Fall des Er­folgs sei­ner Be­ru­fung hat der Klä­ger in zwei­ter In­stanz ei­nen Fest­stel­lungs­an­trag ge­stellt (§ 256 I ZPO).

a) Ein Hilfs­an­trag kann auch für den Fall des Er­folgs ei­nes Haupt­an­trags ge­stellt wer­den (un­ech­ter Hilfs­an­trag; Zöl­ler/Gre­ger, ZPO, 28. Aufl., § 260 Rn. 4; Hk-ZPO/Sa­en­ger, 4. Aufl., § 260 Rn. 9, un­ter Hin­weis auf BGH, Urt. v. 21.12.2000 – V ZR 254/99, NJW 2001, 1285 [un­ter III 1]). Die Be­din­gung ist ein­ge­tre­ten. Es ist un­schäd­lich, dass die Be­ru­fung des Klä­gers we­gen des Nut­zungs­vor­teils in ge­rin­gem Um­fang kei­nen Er­folg hat­te. Bei ver­stän­di­ger Aus­le­gung der Pro­zes­s­er­klä­rung nach den ge­bo­te­nen Maß­stä­ben der Ver­nunft und des Par­tei­in­ter­es­ses (sie­he BGH, Urt. v. 26.06.2004 – VI­II ZR 281/03, NJW 2004, 3174 [un­ter A 2a]) liegt al­les an­de­re fern.

b) Der vom Klä­ger for­mu­lier­te An­trag rich­tet sich auf die Fest­stel­lung der Er­satz­pflicht für den „wei­ter­ge­hen­den Scha­den“. Die­se For­mu­lie­rung ist aus­le­gungs­be­dürf­tig. Sie ist auch aus­le­gungs­fä­hig, denn wie stets kann ein Fest­stel­lungs­an­trag aus­ge­legt wer­den (BGH, Urt. v. 05.03.1985 – VI ZR 195/83, NJW 1985, 2022 [un­ter II 1a], zum An­trag auf Fest­stel­lung der Er­satz­pflicht für „je­den wei­te­ren Scha­den“). Den Fest­stel­lungs­an­trag des Klä­gers hat der Se­nat da­her in den Gren­zen des for­mu­lier­ten An­trags da­hin­ge­hend klar­ge­stellt (§ 308 ZPO), dass der Scha­den zu er­set­zen ist, der ihm durch die Lie­fe­rung des Rei­se­mo­bils mit ei­nem bei Über­ga­be am 08.11.2007 vor­han­de­nen, nicht be­sei­tig­ten Feuch­tig­keits­scha­den ent­stan­den ist.

c) Der Fest­stel­lungs­an­trag des Klä­gers ist zu­läs­sig (§ 256 I ZPO). Es ist un­schäd­lich, dass die Par­tei ei­nen Scha­den, der sich bei Er­he­bung des An­trags noch in der Fort­ent­wick­lung be­fand, schon teil­wei­se be­zif­fern könn­te (BGH, Urt. v. 30.03.1983 – VI­II ZR 3/82, NJW 1984, 1552 [un­ter A 2c]; Münch­Komm-ZPO/Be­cker-Eber­hard, 3. Aufl., § 256 Rn. 55 m. w. Nachw.).

d) Der Fest­stel­lungs­an­trag ist zum Teil be­grün­det.

aa) Zwar zeigt der Klä­ger nicht auf, dass ihm im­ma­te­ri­el­le Schä­den ent­ste­hen könn­ten. Et­was an­de­res gilt aber für Ver­mö­gens­schä­den. Bei Ver­mö­gens­schä­den hängt der Er­folg der Fest­stel­lungs­kla­ge von der hin­rei­chen­den Wahr­schein­lich­keit ei­nes auf die Pflicht­ver­let­zung – hier die Lie­fe­rung ei­nes man­gel­haf­ten Kauf­ge­gen­stands, fer­ner des­sen un­sach­ge­mä­ße Nach­bes­se­rung – zu­rück­zu­füh­ren­den Scha­dens ab (BGH, Urt. v. 05.10.2006 – III ZR 283/05, NJW 2007, 224; Urt. v. 07.02.2008 – IX ZR 149/04, NJW 2008, 2041). In­so­weit kommt ein ver­trag­li­cher Scha­dens­er­satz­an­spruch des Klä­gers aus §§ 437 Nr. 3, 281 I BGB in Be­tracht. Die Mög­lich­keit ei­nes ma­te­ri­el­len Scha­dens, der durch die Lie­fe­rung des man­gel­haf­ten Kauf­ge­gen­stands ent­stan­den ist, zeigt der Klä­ger je­den­falls im Hin­blick auf ver­geb­li­che Auf­wen­dun­gen für Zu­be­hör auf. Das Ver­schul­den der Be­klag­ten wird ver­mu­tet (§ 280 I 2 BGB); sie hat sich, wie oben aus­ge­führt, nicht ent­las­tet.

bb) So­weit der Klä­ger mit dem Fest­stel­lungs­an­trag „ins­be­son­de­re Nut­zungs­aus­fall“ her­vor­hebt, han­delt es sich um ein un­ver­bind­li­ches, de­kla­ra­to­ri­sches Bei­spiel. Über das tat­säch­li­che Vor­lie­gen von Fol­ge­schä­den, die haf­tungs­aus­fül­len­de Kau­sa­li­tät zwi­schen der Pflicht­ver­let­zung und gel­tend ge­mach­ten Fol­ge­schä­den so­wie die Hö­he ei­nes et­wai­gen Er­satz­be­tra­ges ist erst in ei­nem et­wai­gen Fol­ge­pro­zess zu be­fin­den (BGH, Urt. v. 28.06.2005 – VI ZR 108/04, NJW 2005, 1517; Hk-ZPO/Sa­en­ger, a. a. O., § 256 Rn. 24). Wel­che Ver­mö­gens­po­si­tio­nen im Ein­zel­nen als Fol­ge­schä­den be­acht­lich sind, be­darf im Rah­men des Fest­stel­lungs­ur­teils da­her kei­ner Ver­tie­fung.

cc) Da es un­be­denk­lich ist, wenn be­reits in den Grün­den des Fest­stel­lungs­ur­teils vor­sorg­lich zur Klar­stel­lung auf ei­nen künf­tig zu be­ach­ten­den Um­stand hin­ge­wie­sen wird (BGH, Urt. v. 31.01.1984 – VI ZR 150/82, NJW 1984, 2295 [un­ter II 3b]), weist der Se­nat zur Ver­mei­dung zu­künf­ti­ger Miss­ver­ständ­nis­se auf Fol­gen­des hin: Zwar kann der vor­über­ge­hen­de Ver­lust der Ge­brauchs­mög­lich­keit ei­nes Kraft­fahr­zeugs un­ter be­stimm­ten Vor­aus­set­zun­gen ei­nen Ver­mö­gens­scha­den dar­stel­len (BGH, Urt. v. 14.04.2010 – VI­II ZR 145/09, NJW 2010, 2426, m. w. Nachw.). Der zeit­wei­li­ge Ver­lust der Ge­brauchs­mög­lich­keit ei­nes rei­nen Frei­zeitz­we­cken die­nen­den Wohn­mo­bils be­grün­det aber kei­nen An­spruch auf abs­trak­te Nut­zungs­ent­schä­di­gung (BGH, Urt. v. 10.06.2008 – VI ZR 248/07, NJW-RR 2008, 1198; Pa­landt/Grü­ne­berg, BGB, 70. Aufl., § 249 Rn. 40). Ei­ne Nut­zungs­ent­schä­di­gung könn­te der Käu­fer in ge­wis­sem Um­fang al­len­falls ver­lan­gen, wenn das Wohn­mo­bil gleich ei­nem Pkw im täg­li­chen Le­ben be­an­sprucht wur­de bzw. wer­den soll­te (OLG Hamm, VersR 1990, 864). Im Rah­men ei­ner Fest­stel­lungs­kla­ge ist es je­doch, wie aus­ge­führt, nicht ge­bo­ten, wei­te­re Fest­stel­lun­gen zu tref­fen, ob der Klä­ger das Rei­se­mo­bil noch in an­de­rer Wei­se als zu Frei­zeitz­we­cken nutz­te bzw. nut­zen woll­te, oder ob er im täg­li­chen Le­ben den Pkw sei­ner Toch­ter nutzt.

B. Die Be­ru­fung der Klä­ge­rin ist un­be­grün­det. Sie war aus­weis­lich des schrift­li­chen Kauf­ver­trags nicht Käu­fe­rin des Wohn­mo­bils. Kauf­ver­trag­li­che Sach­man­gel­an­sprü­che auf Rück­ab­wick­lung des Ver­trags ste­hen ihr da­her eben­so we­nig zu wie ein et­wai­ger An­spruch aus dem Ge­sichts­punkt der un­ge­recht­fer­tig­ten Be­rei­che­rung (§ 812 I 1 Fall 1 BGB) auf­grund ei­ner Arg­listan­fech­tung des Kauf­ver­trags …

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