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Tag: Be­weis­last

Kein gut­gläu­bi­ger Er­werb des Ei­gen­tums an ei­nem Lam­bor­ghi­ni

  1. Es ge­hört re­gel­mä­ßig zu den Min­des­ter­for­der­nis­sen für ei­nen gut­gläu­bi­gen Er­werb ei­nes ge­brauch­ten Kraft­fahr­zeugs, dass sich der Er­wer­ber die Zu­las­sungs­be­schei­ni­gung Teil II (frü­her: Kraft­fahr­zeug­brief) vor­le­gen lässt, um die Be­rech­ti­gung des Ver­äu­ße­rers zu prü­fen. Kommt der Er­wer­ber die­ser Ob­lie­gen­heit nach und wird ihm ei­ne ge­fälsch­te Be­schei­ni­gung vor­ge­legt, tref­fen ihn, so­fern er die Fäl­schung nicht er­ken­nen muss­te und für ihn auch kei­ne an­de­ren Ver­dachts­mo­men­te vor­la­gen, kei­ne wei­te­ren Nach­for­schungs­pflich­ten (im An­schluss an BGH, Urt. v. 01.03.2013 – V ZR 92/12, NJW 2013, 1946 Rn. 13 f.; eben­so BGH, Urt. v. 23.09.2022 – V ZR 148/21, ju­ris Rn. 16).
  2. Der Ver­kauf ei­nes ge­brauch­ten Fahr­zeugs „auf der Stra­ße“ ge­bie­tet für den Käu­fer be­son­de­re Vor­sicht, weil er – für den Käu­fer er­kenn­bar – er­fah­rungs­ge­mäß das Ri­si­ko der Ent­de­ckung ei­nes ge­stoh­le­nen Fahr­zeugs min­dert. Ein Stra­ßen­ver­kauf führt aber als sol­cher noch nicht zu wei­ter­ge­hen­den Nach­for­schungs­pflich­ten des Käu­fers, wenn er sich für ihn als nicht wei­ter auf­fäl­lig dar­stellt (im An­schluss an BGH, Urt. v. 01.03.2013 – V ZR 92/12, NJW 2013, 1946 Rn. 15 m. w. Nachw.).
  3. Die Dar­le­gungs- und Be­weis­last für den feh­len­den gu­ten Glau­ben des Er­wer­bers trägt der­je­ni­ge, der den Ei­gen­tums­er­werb be­strei­tet. Der Ge­setz­ge­ber hat die feh­len­de Gut­gläu­big­keit im Ver­kehrs­in­ter­es­se be­wusst als Aus­schlie­ßungs­grund aus­ge­stal­tet. Des­halb muss der­je­ni­ge, der sich auf ei­nen gut­gläu­bi­gen Er­werb be­ruft, die Er­werbs­vor­aus­set­zun­gen des § 929 BGB be­wei­sen, nicht aber sei­ne Gut­gläu­big­keit (im An­schluss an BGH, Urt. v. 23.09.2022 – V ZR 148/21, ju­ris Rn. 14).

OLG Ol­den­burg, Ur­teil vom 27.03.2023 – 9 U 52/22

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(Kein) Ab­han­den­kom­men ei­nes für ei­ne Pro­be­fahrt über­las­se­nen Kfz

  1. Ein Kraft­fahr­zeug kommt dem Ei­gen­tü­mer nicht i. S. von § 935 I 1 BGB ab­han­den, wenn er es ei­nem ver­meint­li­chen Kauf­in­ter­es­sen­ten für ei­ne ein­stün­di­ge un­be­glei­te­te Pro­be­fahrt auf öf­fent­li­chen Stra­ßen über­lässt und das Fahr­zeug nicht durch ei­ner Be­glei­tung ver­gleich­ba­re tech­ni­sche Vor­keh­run­gen ge­si­chert ist (im An­schluss an BGH, Urt. v. 18.09.2020 – V ZR 8/19, ju­ris Rn. 10).
  2. Die durch die Im­ple­men­tie­rung von SIM-Kar­ten er­öff­ne­te Mög­lich­keit, das Fahr­zeug zu or­ten, ist je­den­falls dann kei­ne ei­ner Be­glei­tung ver­gleich­ba­re tech­ni­sche Vor­rich­tung zur Si­che­rung des Fahr­zeugs, wenn nicht der Fahr­zeug­ei­gen­tü­mer selbst das Fahr­zeug or­ten kann, son­dern dies nur der Po­li­zei im Zu­sam­men­wir­ken mit dem Fahr­zeug­her­stel­ler mög­lich ist.
  3. Die Dar­le­gungs- und Be­weis­last da­für, dass der Er­wer­ber ei­nes Kraft­fahr­zeugs nicht in gu­tem Glau­ben (§ 935 II BGB) war, trifft den­je­ni­gen, der sich dar­auf be­ruft. Al­ler­dings hat der Er­wer­ber re­gel­mä­ßig ei­ne so­ge­nann­te se­kun­dä­re Dar­le­gungs­last hin­sicht­lich der Vor­la­ge und Prü­fung der Zu­las­sungs­be­schei­ni­gung Teil II (Fahr­zeug­brief): Er muss vor­tra­gen, wann, wo und durch wen ihm die Zu­las­sungs­be­schei­ni­gung Teil II vor­ge­legt wur­de und dass er sie über­prüft hat. Es ist dann Sa­che des Geg­ners zu be­wei­sen, dass die­se An­ga­ben nicht zu­tref­fen.

OLG Cel­le, Ur­teil vom 12.10.2022 – 7 U 974/21

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Gut­gläu­bi­ger Er­werb ei­nes ge­brauch­ten Fahr­zeugs

Be­ruft sich der Er­wer­ber ei­nes ge­brauch­ten Fahr­zeugs auf den gut­gläu­bi­gen Er­werb, trägt der­je­ni­ge, der den gu­ten Glau­ben in Ab­re­de stellt, die Be­weis­last da­für, dass der Er­wer­ber sich die Zu­las­sungs­be­schei­ni­gung Teil II zur Prü­fung der Be­rech­ti­gung des Ver­äu­ße­rers nicht hat vor­le­gen las­sen. Den Er­wer­ber trifft al­ler­dings re­gel­mä­ßig ei­ne se­kun­dä­re Dar­le­gungs­last hin­sicht­lich der Vor­la­ge und Prü­fung der Zu­las­sungs­be­schei­ni­gung Teil II.

BGH, Ur­teil vom 23.09.2022 – V ZR 148/21
(vor­an­ge­hend: OLG Stutt­gart, Ur­teil vom 21.07.2021 – 9 U 90/21)

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Dar­le­gungs- und Be­weis­last des Käu­fers für be­haup­te­te Arg­list des Ver­käu­fers

  1. Ha­ben die Par­tei­en ei­nes Kauf­ver­trags ei­nen Aus­schluss der Haf­tung des Ver­käu­fers für Sach­män­gel ver­ein­bart, so trägt zwar grund­sätz­lich der Käu­fer die Dar­le­gungs- und Be­weis­last für sämt­li­cher Um­stän­de ei­ner Arg­list des Ver­käu­fers, wenn er gel­tend macht, der Ver­käu­fer dür­fe sich ge­mäß § 444 Fall 1 BGB nicht auf den Haf­tungs­aus­schluss be­ru­fen. Al­ler­dings kom­men dem Käu­fer Be­wei­ser­leich­te­run­gen nach den Grund­sät­zen der se­kun­dä­ren Dar­le­gungs­last zu­gu­te, so­weit zu den Vor­aus­set­zun­gen der arg­lis­ti­gen Täu­schung ne­ga­ti­ve Tat­sa­chen zäh­len, wie et­wa hin­sicht­lich ei­ner un­ter­blie­be­nen Of­fen­ba­rung bei ei­ner Täu­schung durch Ver­schwei­gen. In­so­weit muss er le­dig­lich die von dem Ver­käu­fer in räum­li­cher, zeit­li­cher und in­halt­li­cher Wei­se zu spe­zi­fi­zie­ren­de Auf­klä­rung aus­räu­men.
  2. Legt der Ver­käu­fer nicht dar, dass er dem Käu­fer den Man­gel of­fen­bart hat, be­haup­tet er aber gleich­zei­tig, er sei da­von aus­ge­gan­gen, dass der Käu­fer (an­der­wei­tig) auf­ge­klärt wor­den sei, et­wa durch ihm vor­lie­gen­de Un­ter­la­gen, ist es Sa­che des Ver­käu­fers, die­je­ni­gen Um­stän­de in räum­li­cher, zeit­li­cher und in­halt­li­cher Wei­se zu kon­kre­ti­sie­ren, auf­grund de­rer er trotz un­ter­blie­be­ner ei­ge­ner Auf­klä­rung da­von aus­ge­gan­gen sein will, der Käu­fer ha­be Kennt­nis von dem Man­gel ge­habt.
  3. Ein ver­stän­di­ger und red­li­cher Ver­käu­fer darf zwar da­von aus­ge­hen, dass bei ei­ner Be­sich­ti­gung der Kauf­sa­che oh­ne Wei­te­res er­kenn­ba­re Män­gel auch dem Käu­fer ins Au­ge sprin­gen wer­den und des­halb ei­ne ge­son­der­te Auf­klä­rung nicht er­for­der­lich ist. Kon­stel­la­tio­nen, in de­nen dem Käu­fer auf an­de­re Wei­se die Mög­lich­keit ge­ge­ben wird, sich Kennt­nis von ei­nem Man­gel der Kauf­sa­che zu ver­schaf­fen, ste­hen dem aber nicht oh­ne Wei­te­res gleich. Mit Blick auf über­ge­be­ne Un­ter­la­gen, aus de­nen sich die Man­gel­haf­tig­keit der Kauf­sa­che er­gibt, ist ei­ne Gleich­stel­lung nur ge­recht­fer­tigt, wenn ein Ver­käu­fer auf­grund der Um­stän­de die be­rech­tig­te Er­war­tung ha­ben kann, dass der Käu­fer die Un­ter­la­gen als Grund­la­ge sei­ner Kauf­ent­schei­dung durch­se­hen wird. So liegt es et­wa, wenn der Ver­käu­fer dem Käu­fer im Zu­sam­men­hang mit mög­li­chen Män­geln ein Sach­ver­stän­di­gen­gut­ach­ten über­reicht.

BGH, Ur­teil vom 23.09.2022 – V ZR 133/21

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An­er­kennt­nis ei­nes Man­gels durch „Nach­bes­se­rungs­ar­bei­ten“: Her­stel­ler­ga­ran­tie vs. Ge­währ­leis­tung

  1. Ob ein Ver­käu­fer durch die Vor­nah­me von (nicht un­er­heb­li­chen) „Nach­bes­se­rungs­ar­bei­ten“ kon­klu­dent sei­ne Pflicht zur Män­gel­be­sei­ti­gung und da­mit das Vor­lie­gen ei­nes – schon bei Ge­fahr­über­gang vor­han­de­nen – Man­gels i. S. von § 434 I BGB an­er­kennt, ist un­ter Wür­di­gung al­ler Um­stän­de des Ein­zel­falls zu ent­schei­den. Maß­geb­lich ist, ob der Ver­käu­fer aus der Sicht des Käu­fers nicht nur aus Ku­lanz oder zur güt­li­chen Bei­le­gung ei­nes Streits, son­dern in dem Be­wusst­sein han­delt, zur Nach­bes­se­rung ver­pflich­tet zu sein. In­so­weit sind vor al­lem der Um­fang, die Dau­er und die Kos­ten der Män­gel­be­sei­ti­gungs­ar­bei­ten er­heb­lich (im An­schluss an BGH, Urt. v. 02.06.1999 – VI­II ZR 322/98, ju­ris Rn. 11).
  2. Be­steht für ei­nen Neu­wa­gen ei­ne Her­stel­ler­ga­ran­tie und über­lässt der Käu­fer das als man­gel­haft ge­rüg­te Fahr­zeug dem Ver­trags­händ­ler des Her­stel­lers, von der er das Fahr­zeug er­wor­ben hat, zur Re­pa­ra­tur, dann liegt in der Vor­nah­me ei­nes Re­pa­ra­tur­ver­suchs durch den Ver­käu­fer/​Ver­trags­händ­ler nicht oh­ne Wei­te­res das An­er­kennt­nis ei­ner Ge­währ­leis­tungs­pflicht. Denn der Ver­käu­fer hat in ei­ner sol­chen Kon­stel­la­ti­on kei­nen An­lass, dar­über nach­zu­den­ken, ob er zur Nach­bes­se­rung des Fahr­zeugs ver­pflich­tet ist, weil er die­ses – als Ver­trags­händ­ler des Her­stel­lers – auf Ba­sis der Her­stel­ler­ga­ran­tie oh­ne­hin in­stand set­zen muss. Das weiß auch der Käu­fer, dem das Be­ste­hen ei­ner Her­stel­ler­ga­ran­tie re­gel­mä­ßig be­kannt ist. Aus sei­ner Sicht ist da­her das Ver­hal­ten des Ver­käu­fers mehr­deu­tig, so­dass die An­nah­me ei­nes An­er­kennt­nis­ses aus­schei­det. Der Ver­käu­fer muss auch nicht klar­stel­len, dass er nur auf Ba­sis der Her­stel­ler­ga­ran­tie und nicht (auch) auf Ba­sis des kauf­recht­li­chen Ge­währ­leis­tungs­rechts han­delt.
  3. Zur Rü­ge­ob­lie­gen­heit nach § 377 HGB bei ei­nem Lea­sing­ver­trag.

OLG Mün­chen, Ur­teil vom 12.01.2022 – 7 U 946/21

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„Aus­strah­lungs­wir­kung“ und „Fort­wir­kung“ des § 476 BGB a.F. – „Fik­ti­ve“ Män­gel­be­sei­ti­gungs­kos­ten im Kauf­recht

  1. Die Ver­mu­tung des § 344 I HGB, wo­nach die von ei­nem Kauf­mann vor­ge­nom­me­nen Rechts­ge­schäf­te im Zwei­fel als zum Be­trieb sei­nes Han­dels­ge­wer­bes ge­hö­rig gel­ten, fin­det im Rah­men der Ein­ord­nung des rechts­ge­schäft­li­chen Han­delns ei­nes Kauf­manns als Ver­brau­cher- oder Un­ter­neh­mer­han­deln nach §§ 13, 14 I BGB je­den­falls dann kei­ne An­wen­dung, wenn es sich bei dem Kauf­mann um ei­ne na­tür­li­che Per­son (Ein­zel­kauf­mann) han­delt (Fort­ent­wick­lung von Se­nat, Urt. v. 18.10.2017 – VI­II ZR 32/16, NJW 2018, 150 Rn. 37; Ab­gren­zung zu BGH, Urt. v. 13.07.2011 – VI­II ZR 215/10, NJW 2011, 3435 Rn. 19; Urt. v. 09.12.2008 – XI ZR 513/07, BGHZ 179, 126 Rn. 22).
  2. Die Ver­mu­tung des § 476 BGB a.F. greift nur dann ein, wenn der Käu­fer dar­legt und er­for­der­li­chen­falls be­weist, dass sich an der Kauf­sa­che in­ner­halb von sechs Mo­na­ten nach Ge­fahr­über­gang ein man­gel­haf­ter Zu­stand (Man­gel­er­schei­nung) ge­zeigt hat, der – un­ter­stellt, er hät­te sei­ne Ur­sa­che in ei­nem dem Ver­käu­fer zu­zu­rech­nen­den Um­stand – des­sen Haf­tung we­gen ei­ner Ab­wei­chung von der ge­schul­de­ten Be­schaf­fen­heit be­grün­de­te (im An­schluss an Se­nat, Urt. v. 12.10.2016 – VI­II ZR 103/15, BGHZ 212, 224 Rn. 36; Urt. v. 09.09.2020 – VI­II ZR 150/18, NJW 2021, 151 Rn. 27 ff.).
    Kommt als Ur­sa­che für ei­ne fest­ge­stell­te Man­gel­er­schei­nung (auch) ein Um­stand in Be­tracht, der ei­ne Haf­tung des Ver­käu­fers nicht zu be­grün­den ver­mag – wie das bei ge­wöhn­li­chem Ver­schleiß an nicht si­cher­heits­re­le­van­ten Tei­len ei­nes Ge­braucht­wa­gens re­gel­mä­ßig der Fall ist (vgl. Se­nat, Urt. v. 09.09.2020 – VI­II ZR 150/18, NJW 2021, 151 Rn. 22 f. m. w. Nachw.) –, ist die­ser Be­weis erst er­bracht, wenn fest­steht, dass die Ur­sa­che eben­falls in ei­nem Um­stand lie­gen kann, der – so­fern er dem Ver­käu­fer zu­zu­rech­nen wä­re – des­sen Haf­tung aus­lös­te.
  3. Der Re­ge­lung des § 476 BGB a.F. ist (je­den­falls) in den Fäl­len, in de­nen der Käu­fer in­ner­halb der Sechs­mo­nats­frist des § 476 BGB a.F. al­le Vor­aus­set­zun­gen für die Ent­ste­hung des be­tref­fen­den Man­gel­rechts ge­schaf­fen und die­ses ge­gen­über dem Ver­käu­fer gel­tend ge­macht hat, ei­ne „Aus­strah­lungs­wir­kung“ der­ge­stalt bei­zu­mes­sen, dass be­zo­gen auf die­je­ni­gen – für die Durch­set­zung des Man­gel­rechts ne­ben dem Zeit­punkt des Ge­fahr­über­gangs je­weils zu­sätz­lich maß­geb­li­chen – spä­te­ren Zeit­punk­te, die in­ner­halb des Sechs­mo­nats­zeit­raums lie­gen (et­wa der Zeit­punkt des Zu­gangs des Ge­währ­leis­tungs­be­geh­rens), eben­falls die Dar­le­gung und der Nach­weis des Vor­han­den­seins ei­ner Man­gel­er­schei­nung aus­reicht.
    Dar­über hin­aus wirkt die Be­stim­mung des § 476 BGB a.F. in den ge­nann­ten Fäl­len da­hin ge­hend fort, dass der Käu­fer – so­weit er auch das Vor­lie­gen ei­nes Man­gels zu Zeit­punk­ten, die au­ßer­halb der Sechs­mo­nats­frist des § 476 BGB a.F. lie­gen (et­wa im Zeit­punkt der letz­ten münd­li­chen Tat­sa­chen­ver­hand­lung), zu be­wei­sen hat – eben­falls le­dig­lich das Fort­be­ste­hen der je­wei­li­gen nach­weis­lich in­ner­halb der Frist des § 476 BGB a.F. auf­ge­tre­te­nen Man­gel­er­schei­nung bis zu die­sen Zeit­punk­ten, nicht aber de­ren Ver­ur­sa­chung durch den Ver­käu­fer nach­zu­wei­sen hat.
  4. Der kauf­ver­trag­li­che An­spruch auf Scha­dens­er­satz statt der Leis­tung (klei­ner Scha­dens­er­satz) ge­mäß § 437 Nr. 3 Fall 1, §§ 280 I, III, 281 I BGB kann nach wie vor an­hand der so­ge­nann­ten fik­ti­ven Man­gel­be­sei­ti­gungs­kos­ten be­mes­sen wer­den (im An­schluss an BGH, Urt. v. 12.03.2021 – V ZR 33/19, BGHZ 229, 115 = NJW 2021, 1532 Rn. 11; Beschl. v. 13.03.2020 – V ZR 33/19, ZIP 2020, 1073 Rn. 41 ff. m. w. Nachw.; Ab­gren­zung zu BGH, Urt. v. 22.02.2018 – VII ZR 46/17, BGHZ 218, 1 Rn. 31 ff.).

BGH, Ur­teil vom 10.11.2021 – VI­II ZR 187/20

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(Kei­ne) ord­nungs­ge­mä­ße Nach­bes­se­rung durch Soft­ware­up­date im VW-Ab­gas­skan­dal – Sub­stan­zi­ie­rungs­an­for­de­run­gen

  1. Der Käu­fer ei­nes vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­nen – man­gel­haf­ten – Fahr­zeugs, der gel­tend macht, ei­ne Nach­bes­se­rung durch die In­stal­la­ti­on ei­nes von der Volks­wa­gen AG ent­wi­ckel­ten Soft­ware­up­dates sei ins­be­son­de­re des­halb un­mög­lich be­zie­hungs­wei­se ihm un­zu­mut­bar, weil das Soft­ware­up­date zu ei­ner Er­hö­hung der Schad­stoff­emis­sio­nen und des Kraft­stoff­ver­brauchs, zu ei­ner Ver­schlech­te­rung der Mo­tor­leis­tung so­wie zu ver­stärk­tem Ver­schleiß füh­re, und der dies un­ter Be­zug­nah­me auf ei­ne aus­zugs­wei­se vor­ge­leg­te Fach­pu­bli­ka­ti­on un­ter an­de­rem da­mit be­grün­det, dass die Stick­oxid(NOX)-Emis­sio­nen ei­nes Fahr­zeugs nur oh­ne Leis­tungs­ein­bu­ßen ge­senkt wer­den könn­ten, wenn der Kraft­stoff­ver­brauch sub­stan­zi­ell er­höht wer­de, wo­durch ins­be­son­de­re der CO2-Aus­stoß ex­po­nen­ti­ell an­stie­ge, trägt da­mit aus­rei­chend zu ei­ner – von ihm für wahr­schein­lich er­ach­te­ten – nicht ord­nungs­ge­mä­ßen Nach­bes­se­rung durch das Soft­ware­up­date vor. Die An­ga­be wei­te­rer Ein­zel­hei­ten, et­wa zum Um­fang, in dem sich die Mo­tor­leis­tung ver­rin­ge­re und/​oder die Schad­stoff­emis­sio­nen und der Kraft­stoff­ver­brauch an­stie­gen, ist von dem Käu­fer nicht zu for­dern. Die­se Ein­zel­hei­ten sind viel­mehr im Rah­men ei­ner Be­weis­auf­nah­me – durch Ein­ho­lung ei­nes von dem Käu­fer an­ge­bo­te­nen Sach­ver­stän­di­gen­gut­ach­tens – zu klä­ren.
  2. Ob bei ei­nem vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­nen Fahr­zeug – ähn­lich wie bei ei­nem Un­fall­wa­gen – ein mer­kan­ti­ler Min­der­wert ver­bleibt, lässt sich bis­lang nicht all­ge­mein­gül­tig und ab­schlie­ßend sa­gen. Denn bis­lang ist we­der ge­klärt, wie sich die bei ei­nem sol­chen Fahr­zeug in­stal­lier­te un­zu­läs­si­ge Ab­schalt­ein­rich­tung be­zie­hungs­wei­se das zu ih­rer Ent­fer­nung in­stal­lier­te Soft­ware­up­date auf das Fahr­zeug im Üb­ri­gen aus­wirkt, noch – was in­so­weit ent­schei­dend ist –, ob be­zie­hungs­wei­se in­wie­weit auf­grund des­sen bei wei­ten Tei­len des Pu­bli­kums we­gen ei­nes nicht aus­zu­schlie­ßen­den Ver­dachts ver­bor­gen ge­blie­be­ner Schä­den oder des Ri­si­kos hö­he­rer Scha­den­s­an­fäl­lig­keit ei­ne den Preis be­ein­flus­sen­de Ab­nei­gung ge­gen den Er­werb ei­nes der­ar­ti­gen Fahr­zeugs be­steht, die sich in ei­ner ent­spre­chen­den Her­ab­set­zung des Ver­kehrs­werts nie­der­schlägt. Des­halb reicht es – je­den­falls der­zeit – für ei­nen sub­stan­zi­ier­ten Sach­vor­trag aus, dass der kla­gen­de Käu­fer ei­nes vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­nen Fahr­zeugs be­haup­tet, die un­ge­wis­sen Aus­wir­kun­gen des Soft­ware­up­dates so­wie das in­fol­ge des Ab­gas­skan­dals all­ge­mein ge­sun­ke­ne Ver­trau­en in von der Volks­wa­gen AG pro­du­zier­te Die­sel­fahr­zeu­ge führ­ten da­zu, dass sein Fahr­zeug al­lein des­halb, weil es vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fen ist, auf dem frei­en Markt ei­nen er­heb­li­chen Wert­ver­lust er­fah­re. Ob das Fahr­zeug tat­säch­lich von dem be­haup­te­ten Wert­ver­lust be­trof­fen ist und ob die­ser tat­säch­lich auf die Be­trof­fen­heit vom VW-Ab­gas­skan­dal zu­rück­zu­füh­ren ist, ist ei­ne Tat­fra­ge, die durch Ein­ho­lung ei­nes zum Be­weis an­ge­bo­te­nen Sach­ver­stän­di­gen­gut­ach­tens zu klä­ren ist.

BGH, Be­schluss vom 29.09.2021 – VI­II ZR 226/19

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Ver­let­zung des An­spruchs auf recht­li­ches Ge­hör durch Nicht­be­rück­sich­ti­gung ei­nes er­heb­li­chen Be­weis­an­ge­bots

Ein Be­ru­fungs­ge­richt ver­letzt den An­spruch ei­nes Kraft­fahr­zeug­händ­lers auf recht­li­ches Ge­hör (Art. 103 I GG), wenn es zu Un­recht an­nimmt, der Händ­ler ha­be sein – un­ter Be­weis ge­stell­tes – erst­in­stanz­li­ches Vor­brin­gen, ei­ner sei­ner Mit­ar­bei­ter ha­be den Käu­fer ei­nes Ge­braucht­wa­gens vor Ab­schluss des Kauf­ver­trags aus­drück­lich auf ei­nen er­heb­li­chen Un­fall­scha­den des Fahr­zeugs hin­ge­wie­sen, in zwei­ter In­stanz „fal­len ge­las­sen“, und des­halb ge­hör­s­wid­rig den von dem Händ­ler dies­be­züg­lich an­ge­bo­te­nen Be­weis auf Ver­neh­mung sei­nes Mit­ar­bei­ters nicht er­hebt.

BGH, Be­schluss vom 08.09.2021 – VI­II ZR 258/20
(nach­fol­gend: OLG Naum­burg, Ur­teil vom 30.05.2022 – 2 U 195/19)

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Zur se­kun­dä­ren Dar­le­gungs­last der Volks­wa­gen AG im VW-Ab­gas­skan­dal – ŠKO­DA

  1. Zur se­kun­dä­ren Dar­le­gungs­last hin­sicht­lich der Fra­ge, wer die Ent­schei­dung über den Ein­satz ei­ner un­zu­läs­si­gen Ab­schalt­ein­rich­tung bei dem be­klag­ten Fahr­zeug­mo­to­ren­her­stel­ler ge­trof­fen und ob der Vor­stand hier­von Kennt­nis hat­te.
  2. Ein Scha­den i. S. des § 826 BGB kann auch in ei­ner auf dem sit­ten­wid­ri­gen Ver­hal­ten be­ru­hen­den Be­las­tung mit ei­ner un­ge­woll­ten Ver­pflich­tung lie­gen. Nach de­ren Er­fül­lung setzt sich der Scha­den in dem Ver­lust der auf­ge­wen­de­ten Geld­mit­tel fort.

BGH, Ur­teil vom 27.07.2021 – VI ZR 151/20

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Dar­le­gungs- und Be­weis­last beim gut­gläu­bi­gen Er­werb ei­nes Kraft­fahr­zeugs – Vor­la­ge der Zu­las­sungs­be­schei­ni­gung Teil II

  1. Der Er­wer­ber ei­nes ge­brauch­ten Kraft­fahr­zeugs ist al­len­falls dann gut­gläu­big, wenn er sich we­nigs­tens die Zu­las­sungs­be­schei­ni­gung Teil II (Fahr­zeug­brief) vor­le­gen lässt, um die Be­rech­ti­gung des Ver­äu­ße­rers zu prü­fen. Denn kann der Ver­äu­ße­rer ei­nes Ge­braucht­wa­gens die Zu­las­sungs­be­schei­ni­gung Teil II nicht vor­le­gen, ist je­den­falls ein schüt­zens­wer­tes Ver­trau­en dar­auf, dass er Ei­gen­tü­mer des Fahr­zeugs oder sonst be­rech­tigt sei, dar­über zu ver­fü­gen, nicht ge­recht­fer­tigt (im An­schluss an BGH, Urt. v. 13.04.1994 – II ZR 196/93, NJW 1994, 2022, 2023; Urt. v. 13.05.1996 – II ZR 222/95, NJW 1996, 2226, 2227). Das gilt auch, wenn ein ge­brauch­tes Fahr­zeug von ei­nem Kraft­fahr­zeug­händ­ler im Rah­men sei­nes Ge­schäfts­be­triebs ver­äu­ßert wird. In ei­nem sol­chen Fall ist der Er­wer­ber aber wohl nicht schon des­halb bös­gläu­big (§ 932 II BGB), weil der Händ­ler nicht als Hal­ter des Fahr­zeugs in der Zu­las­sungs­be­schei­ni­gung Teil II ein­ge­tra­gen ist (vgl. BGH, Urt. v. 01.07.1987 – VI­II ZR 331/86, NJW-RR 1987, 1456, 1457).
  2. Dem Er­wer­ber ei­nes Ge­braucht­wa­gens kommt die Ver­mu­tung, dass er Ei­gen­tü­mer des Fahr­zeugs sei (§ 1006 I 1 BGB), schon dann zu­gu­te, wenn er sei­nen un­mit­tel­ba­ren Be­sitz an dem Fahr­zeug nach­weist und die Rechts­be­haup­tung auf­stellt, des­sen Ei­gen­tü­mer zu sein. Der Er­wer­ber ist grund­sätz­lich nicht ver­pflich­tet dar­zu­le­gen, wie er den Ei­gen­be­sitz und das Ei­gen­tum an dem Fahr­zeug kon­kret er­langt hat. Ihn kann al­len­falls ei­ne se­kun­dä­re Dar­le­gungs­last tref­fen, wenn sich der frag­li­che Ei­gen­tums­wech­sel in sei­ner Sphä­re ab­ge­spielt hat.
  3. Der­je­ni­ge, der ei­nen gut­gläu­bi­gen Ei­gen­tums­er­werb be­strei­tet, trägt die Dar­le­gungs- und Be­weis­last da­für, dass der Er­wer­ber bös­gläu­big war. Des­halb muss nicht der Er­wer­ber ei­nes Ge­braucht­wa­gens dar­le­gen und ge­ge­be­nen­falls be­wei­sen, dass er sich vom Ver­äu­ße­rer die Zu­las­sungs­be­schei­ni­gung Teil II hat vor­le­gen las­sen, son­dern der­je­ni­ge, der ei­nen gut­gläu­bi­gen Er­werb in Ab­re­de stellt, muss dar­le­gen und im Be­strei­tens­fall be­wei­sen, dass die Vor­la­ge der Zu­las­sungs­be­schei­ni­gung Teil II un­ter­blie­ben ist (im An­schluss an OLG Braun­schweig, Beschl. v. 02.01.2019 – 9 U 32/18, BeckRS 2019, 814 Rn. 40 f.; a. A. KG, Beschl. v. 22.05.2014 – 8 U 114/13, ju­ris Rn. 18). Der Er­wer­ber hat in­so­weit al­len­falls ei­ne se­kun­dä­re Dar­le­gungs­last.
  4. Ob­wohl der Ver­äu­ße­rer ei­nes Ge­braucht­wa­gens im Be­sitz des Fahr­zeugs und der Zu­las­sungs­be­schei­ni­gung Teil II ist, kann der Er­wer­ber bös­gläu­big (§ 932 II BGB) sein, näm­lich dann, wenn be­son­de­re Um­stän­de sei­nen Ver­dacht er­re­gen muss­ten und er die­se un­be­ach­tet lässt (im An­schluss an BGH, Urt. v. 23.05.1966 – VI­II ZR 60/64, WM 1966, 678 = ju­ris Rn. 10). Für sol­che Um­stän­de trägt der­je­ni­ge die Dar­le­gungs- und Be­weis­last, der ei­nen gut­gläu­bi­gen Er­werb des Fahr­zeugs in Ab­re­de stellt. Sie lie­gen je­den­falls beim Er­werb ei­nes Ge­braucht­wa­gens von ei­nem Kraft­fahr­zeug­händ­ler nicht per se des­halb vor, weil dem Er­wer­ber ei­ne (hier: ge­fälsch­te) Zu­las­sungs­be­schei­ni­gung Teil II zwar vor­ge­legt, aber nicht aus­ge­hän­digt wird.

OLG Stutt­gart, Ur­teil vom 21.07.2021 – 9 U 90/21
(nach­fol­gend: BGH, Ur­teil vom 23.09.2022 – V ZR 148/21)

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