Zur Fra­ge, wann der Käu­fer ei­nes Pkw auf­grund der be­son­de­ren Um­stän­de des Ein­zel­falls er­war­ten darf, dass das als „Vor­führ­wa­gen“ an­ge­bo­te­ne Fahr­zeug ein be­stimm­tes Al­ter nicht über­schrei­tet.

OLG Nürn­berg, Ur­teil vom 25.05.2021 – 3 U 3615/20
(vor­an­ge­hend: LG Nürn­berg-Fürth, Ur­teil vom 15.10.2020 – 7 O 206/20)

Sach­ver­halt: Die Klä­ge­rin kauf­te von der be­klag­ten Kraft­fahr­zeug­händ­le­rin am 07.11.2019 für 25.570 € ei­nen Pkw Fi­at 124 Spi­der. Grund­la­ge des Kauf­ver­trags war ei­ne „Ver­bind­li­che Ge­braucht­wa­gen-Be­stel­lung“ vom 06.11.2019. Dar­in wird das Fahr­zeug als „Vor­führ­wa­gen“ be­zeich­net; als Da­tum der Erst­zu­las­sung ist un­ter Be­zug­nah­me auf die Zu­las­sungs­be­schei­ni­gung Teil II (Fahr­zeug­brief) der 26.07.2019 an­ge­ge­ben. Die­se Be­stel­lung hat die Klä­ge­rin am 07.11.2019 im Au­to­haus der Be­klag­ten ab­ge­ge­ben, nach­dem sie sie zu­nächst mit nach Hau­se ge­nom­men hat­te, um sich den Fahr­zeug­kauf in Ru­he zu über­le­gen.

Auf den Fi­at 124 Spi­der war die Klä­ge­rin durch ein „mobile.​de“-In­se­rat der Be­klag­ten auf­merk­sam ge­wor­den. Dar­in war was Fahr­zeug als „Neu­fahr­zeug“ mit ei­ner Lauf­leis­tung von 5 km be­wor­ben wor­den. Im Ver­kaufs­ge­spräch am 06.11.2019 hat­te der Ver­kaufs­mit­ar­bei­ter V der Be­klag­ten die Klä­ge­rin je­doch dar­über auf­ge­klärt, dass der Pkw ein Vor­führ­wa­gen und nicht mehr neu sei.

Nach­dem ihr der Pkw über­ge­ben wor­den war, brach­te die Klä­ge­rin in Er­fah­rung, dass das Fahr­zeug – was die Be­klag­te sub­stan­zi­iert be­strei­tet – be­reits am 25.07.2017 her­ge­stellt wor­den sei. Sie er­klär­te des­halb den Rück­tritt von dem mit der Be­klag­ten ge­schlos­se­nen Kauf­ver­trag und for­der­te die Be­klag­te – er­folg­los – zu des­sen Rück­ab­wick­lung auf.

Das Land­ge­richt hat die Be­klag­te an­trags­ge­mäß ver­ur­teilt, die Klä­ge­rin Zug um Zug ge­gen Rück­ga­be des Fi­at 124 Spi­der von den Pflich­ten aus ei­nem Dar­le­hens­ver­trag frei­zu­stel­len, den die Klä­ge­rin zur Fi­nan­zie­rung des Kauf­prei­ses ge­schlos­sen hat. Au­ßer­dem hat es den An­nah­me­ver­zug der Be­klag­ten fest­ge­stellt und die­se ver­ur­teilt, die Klä­ge­rin von vor­ge­richt­lich ent­stan­de­nen Rechts­an­walts­kos­ten in Hö­he von von 1.358,86 € frei­zu­stel­len. Zur Be­grün­dung hat das Land­ge­richt aus­ge­führt, dass der streit­ge­gen­ständ­li­che Pkw bei der Über­ga­be an die Klä­ge­rin ei­nen Man­gel i. S. von § 434 I 1 BGB auf­ge­wie­sen ha­be. Denn das am 26.07.2019 erst­zu­ge­las­se­ne Fahr­zeug sei spä­tes­tens am 15.03.2018 her­ge­stellt wor­den, bei der Über­ga­be al­so rund 1,5 Jah­re alt ge­we­sen. Dar­in lie­ge ein Sach­man­gel, auch wenn der Pkw als „Vor­führ­wa­gen“ ver­äu­ßert wor­den sei.

Mit ih­rer da­ge­gen ge­rich­te­ten Be­ru­fung hat die Be­klag­te gel­tend ge­macht, dass das Land­ge­richt zwar zu­tref­fend fest­ge­stellt ha­be, dass Ge­gen­stand des streit­ge­gen­ständ­li­chen Kauf­ver­trags ein Ge­braucht­wa­gen sei, die­ser als „Vor­führ­wa­gen“ be­zeich­net wor­den sei und die un­zu­tref­fen­de An­ga­be „Neu­fahr­zeug“ in ih­rem – der Be­klag­ten – In­ter­net­in­se­rat im Ver­kaufs­ge­spräch be­rich­tigt wor­den sei. Es sei je­doch nicht nach­voll­zieh­bar, dass das Land­ge­richt die­se Fest­stel­lun­gen an­schlie­ßend in ihr Ge­gen­teil ver­kehrt ha­be, weil es da­von über­zeugt ge­we­sen sei, dass der Klä­ge­rin sei im­mer wie­der sug­ge­riert wor­den sei, sie er­we­be ein „im Lai­en­sin­ne neu­es Fahr­zeug“.

Die Klä­ge­rin hat das erst­in­stanz­li­che Ur­teil un­ter Ver­weis auf ei­ne Ent­schei­dung des BGH (Urt. v. 12.01.2005 – VI­II ZR 109/04, NJW 2005, 1422) ver­tei­digt. Das Land­ge­richt ha­be rechts­feh­ler­frei fest­ge­stellt, dass ei­ne aus­drück­li­che Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung (§ 434 I 1 BGB) des In­halts, dass der Fi­at 124 Spi­der ein „Neu­fahr­zeug“ sei, nicht ge­trof­fen wor­den sei. ha­be. Ei­ne ent­spre­chen­de kon­klu­den­te Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung sei je­doch auf­grund der Um­stän­de des Ein­zel­falls zu be­ja­hen, und zwar ins­be­son­de­re des­halb, weil die Be­klag­te den Pkw im In­ter­net – un­zu­tref­fend – als Neu­fahr­zeug mit ei­ner Lauf­leis­tung von 5 km an­ge­prie­sen ha­be. Aus der Zu­las­sungs­be­schei­ni­gung Teil I und Teil II er­ge­be sich in­des, dass der Fi­at 124 Spi­der 2016 pro­du­ziert wor­den sei.

Das Rechts­mit­tel hat­te Er­folg.

Aus den Grün­den: B. Die Be­ru­fung der Be­klag­ten ist be­grün­det. Denn die Klä­ge­rin kann von der Be­klag­ten die Rück­ab­wick­lung des streit­ge­gen­ständ­li­chen Kauf­ver­trags ge­mäß §§ 346 I, 437 Nr. 2 Fall 1, §§ 323, 326 V BGB nicht ver­lan­gen.

I. Das Land­ge­richt ging zu­tref­fend da­von aus, dass die Klä­ge­rin – trotz der ent­spre­chen­den Be­wer­bung des Fahr­zeugs durch die Be­klag­te – da­für be­weis­fäl­lig ge­blie­ben ist, dass der Pkw von der Be­klag­ten als „Neu­fahr­zeug“ ver­kauft wor­den ist.

1. Es fehlt an ei­ner Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung nach § 434 I 1 BGB über das Merk­mal „Neu­fahr­zeug“.

a) An das Vor­lie­gen ei­ner Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung nach § 434 I 1 BGB sind stren­ge An­for­de­run­gen zu stel­len. Ei­ne sol­che Ver­ein­ba­rung kommt un­ter der Gel­tung des neu­en Schuld­rechts nicht mehr im Zwei­fel, son­dern nur noch in ein­deu­ti­gen Fäl­len in Be­tracht (BGH, Urt. v. 27.09.2017 – VI­II ZR 271/16, NJW 2018, 146 Rn. 18). Vor­aus­set­zung ist, dass der Ver­käu­fer in ver­trags­ge­mäß bin­den­der Wei­se die Ge­währ für das Vor­han­den­sein ei­ner Ei­gen­schaft der Kauf­sa­che über­nimmt und da­mit sei­ne Be­reit­schaft zu er­ken­nen gibt, für al­le Fol­gen des Feh­lens die­ser Ei­gen­schaft ein­zu­ste­hen (BGH, Urt. v. 26.04.2017 – VI­II ZR 80/16, NJW 2017, 2817 Rn. 13).

Im vor­lie­gen­den Fall ist die Ver­trags­ur­kun­de – der streit­ge­gen­ständ­li­che Kauf­ver­trag, den sich die Klä­ge­rin zur gründ­li­chen Über­le­gung zu­nächst mit nach Hau­se ge­nom­men hat – mit „Ge­braucht­wa­gen-Be­stel­lung“ über­schrie­ben (An­la­ge A 2). Als Fahr­zeugart wird dar­in „Vor­führ­wa­gen“ ge­nannt. Laut in­for­ma­to­ri­scher An­hö­rung der Klä­ge­rin hat der Ver­käu­fer der Be­klag­ten hier er­klärt, dass es des­halb ein Ge­braucht­wa­gen­ver­kauf sei, weil das Au­to nicht mehr neu, son­dern ein Vor­führ­wa­gen sei. Vor die­sem Hin­ter­grund be­ste­hen kei­ne be­son­de­ren Be­gleit­um­stän­de, aus de­nen sich zu­min­dest ei­ne still­schwei­gen­de Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung ab­lei­ten lie­ße (vgl. BGH, Urt. v. 27.09.2017 – VI­II ZR 271/16, NJW 2018, 146 Rn. 19).

b) Nach ei­ner – nicht un­um­strit­te­nen – Auf­fas­sung kommt dar­über hin­aus An­ga­ben in ei­ner In­ter­netan­non­ce zu­min­dest im Be­reich des Kfz-Han­dels in dem Sin­ne ei­ne Ver­bind­lich­keit zu, als durch sie die Soll­be­schaf­fen­heit des Fahr­zeugs fest­ge­legt wird. Aus der Sicht ei­nes Kauf­in­ter­es­sen­ten wer­den sol­che Vor­feld­an­ga­ben des­halb Grund­la­ge ei­ner kon­klu­den­ten Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung ge­mäß § 434 I 1 BGB, wenn sich der ge­werb­li­che Kfz-Ver­käu­fer da­von nicht dis­tan­ziert, in­dem er ge­gen­über dem Kauf­in­ter­es­sen­ten vor dem Ver­trags­schluss ei­ne ein­deu­ti­ge Klar­stel­lung vor­nimmt, dass ein ent­spre­chen­des Be­schaf­fen­heits­merk­mal eben doch nicht oder nur in an­de­rer Form vor­han­den ist (vgl. OLG Hamm, Urt. v. 21.07.2016 – 28 U 2/16, NJW-RR 2017, 49 Rn. 38, 53).

Im vor­lie­gen­den Fall kann der Se­nat of­fen­las­sen, ob er die­ser Auf­fas­sung folgt. Denn in der In­ter­net­an­zei­ge der Be­klag­ten war das Fahr­zeug zwar als „Neu­fahr­zeug“ mit ei­ner Lauf­leis­tung von 5 km be­wor­ben wor­den. Das Land­ge­richt kam je­doch auf­grund der An­ga­ben der Klä­ge­rin in ih­rer in­for­ma­to­ri­schen An­hö­rung und den An­ga­ben in der schrift­li­chen Ver­kauf­sur­kun­de zu dem Er­geb­nis, dass im vor­lie­gen­den Fall ei­ne hin­rei­chen­de Dis­tan­zie­rung der Be­klag­ten von den An­ga­ben in dem In­se­rat zu be­ja­hen ist. Die­se Tat­sa­chen­fest­stel­lun­gen kön­nen in der Be­ru­fung nicht mit Er­folg an­ge­grif­fen wer­den.

aa) Das Land­ge­richt führ­te in­so­weit aus, dass der Ver­käu­fer be­reits bei den Ver­kaufs­ver­hand­lun­gen nach An­ga­ben der Klä­ge­rin in der in­for­ma­to­ri­schen An­hö­rung dar­über auf­ge­klärt ha­be, dass das Fahr­zeug nicht neu sei und es sich um ei­nen Vor­führ­wa­gen han­de­le. So­weit der Ver­käu­fer der Klä­ge­rin un­ter Hin­weis auf des­sen Neu­heit da­zu ge­ra­ten ha­be, das streit­ge­gen­ständ­li­che Fahr­zeug und nicht das Pro­be ge­fah­re­ne Fahr­zeug zu neh­men, be­zie­he sich die­ser Hin­weis er­sicht­lich auf die nur we­ni­gen Ki­lo­me­ter, die bis­lang mit dem streit­ge­gen­ständ­li­chen Pkw ge­fah­ren wor­den sei­en. Ähn­li­ches gel­te für die Aus­sa­gen, die ei­ne Mit­ar­bei­te­rin des Au­to­hau­ses nach Kauf­ver­trags­schluss im Rah­men des Kun­den­dienst­ge­sprächs, ge­tä­tigt ha­ben soll („Sie brau­chen kei­nen Kun­den­dienst; das Fahr­zeug ist neu.“).

bb) Die­se Tat­sa­chen­fest­stel­lun­gen des Land­ge­richts kön­nen im Be­ru­fungs­ver­fah­ren nicht mit Er­folg an­ge­grif­fen wer­den. Die Klä­ge­rin hat we­der neue be­rück­sich­ti­gungs­fä­hi­ge Tat­sa­chen vor­ge­tra­gen (§ 529 I Nr. 2 ZPO) noch kon­kre­te An­halts­punk­te auf­ge­zeigt, die Zwei­fel an der Rich­tig­keit und Voll­stän­dig­keit der ent­schei­dungs­er­heb­li­chen Tat­sa­chen­fest­stel­lun­gen des Land­ge­richts be­grün­den wür­den (§ 529 I Nr. 1 ZPO).

Zum ei­nen ist dar­auf hin­zu­wei­sen, dass es dem Tatrich­ter nach § 286 ZPO grund­sätz­lich er­laubt ist, al­lein auf­grund des Vor­trags der Par­tei­en und oh­ne Be­weis­er­he­bung fest­zu­stel­len, was für wahr und was für nicht wahr zu er­ach­ten ist. Dem Be­ru­fungs­ge­richt ist ei­ne von der erst­in­stanz­li­chen Wür­di­gung ab­wei­chen­de Wür­di­gung ei­ner Par­tei­an­hö­rung oh­ne Wie­der­ho­lung der Ver­neh­mung ver­wehrt (BGH, Beschl. v. 27.09.2017 – XII ZR 48/17, NJW-RR 2018, 249 Rn. 12). Im vor­lie­gen­den Fall kam das Land­ge­richt auf­grund der An­ga­ben der Klä­ge­rin in ih­rer in­for­ma­to­ri­schen An­hö­rung zu der Über­zeu­gung, dass ei­ne Auf­klä­rung dar­über er­folg­te, dass das Fahr­zeug nicht neu sei und es sich um ei­nen Vor­führ­wa­gen han­de­le. Dies ist nicht zu be­an­stan­den.

Zum an­de­ren wer­den die An­ga­ben der Klä­ge­rin durch die Ver­ein­ba­run­gen der Par­tei­en in der schrift­li­chen Ver­trags­ur­kun­de be­stä­tigt. Auf die Aus­füh­run­gen des Se­nats un­ter B I 1 a wird Be­zug ge­nom­men.

Schließ­lich ist zu be­rück­sich­ti­gen, dass der Vor­trag der Klä­ge­rin in Be­zug auf an­geb­li­che Äu­ße­run­gen der An­ge­stell­ten der Be­klag­ten, K, zur Neu­heit des streit­ge­gen­ständ­li­chen Fahr­zeugs an­läss­lich ei­nes we­gen der Kun­den­dienst­leuch­te ge­tä­tig­ten Te­le­fo­nats am 21.11.2019 nicht ent­schei­dungs­er­heb­lich ist, da der Kauf und die Über­ga­be des Pkw be­reits am 07.11.2019 er­folg­ten. Zwar kann ei­ne Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung grund­sätz­lich auch nach­träg­lich er­fol­gen. Es sind je­doch im vor­lie­gen­den Fall kei­ne An­halts­punk­te da­für dar­ge­tan oder er­sicht­lich, dass an­läss­lich ei­nes Te­le­fo­nats, wel­ches we­gen ei­ner auf­leuch­ten­den Kun­den­dienst­an­zei­ge cir­ca zwei Wo­chen nach Kauf und Über­ga­be des Fahr­zeugs er­folg­te, ei­ne Kun­den­dienst­mit­ar­bei­te­rin für die Be­klag­te in ver­trags­ge­mäß bin­den­der Wei­se die Ge­währ für das Vor­han­den­sein ei­ner Ei­gen­schaft der Kauf­sa­che über­neh­men und da­mit ih­re Be­reit­schaft zu er­ken­nen ge­ben woll­te, für al­le Fol­gen des Feh­lens die­ser Ei­gen­schaft ein­zu­ste­hen (vgl. BGH, Urt. v. 18.10.2017 – VI­II ZR 32/16, NJW 2018, 150 Rn. 16).

c) Vor die­sem Hin­ter­grund ver­hilft der Kla­ge auch die von der Klä­ge­rin zi­tier­te Recht­spre­chung des BGH zur Ta­ges­zu­las­sung von Kraft­fahr­zeu­gen nicht zum Er­folg. Denn die­se be­trifft die Fra­ge, ob und wann ei­ne Ta­ges­zu­las­sung auf den ver­kau­fen­den Händ­ler die Fa­brik­neu­heit auf­hebt. Da­mit ist für de­ren An­wend­bar­keit Vor­aus­set­zung, dass es sich um ein als „fa­brik­neu“ ver­kauf­tes Fahr­zeug han­delt, was vor­lie­gend nicht der Fall war.

2. Ge­währ­leis­tungs­an­sprü­che der Klä­ge­rin kom­men auch nicht we­gen ei­nes Sach­man­gels nach § 434 I 2 Nr. 2, Satz 3 BGB in Be­tracht.

a) Ge­mäß § 434 I 2 Nr. 2 BGB ist die Sa­che frei von Sach­män­geln, wenn sie sich für die ge­wöhn­li­che Ver­wen­dung eig­net und ei­ne Be­schaf­fen­heit auf­weist, die bei Sa­chen der glei­chen Art üb­lich ist und die der Käu­fer nach der Art der Sa­che er­war­ten kann. Zur üb­li­chen Be­schaf­fen­heit ge­hö­ren da­bei auch sol­che Ei­gen­schaf­ten, die der Käu­fer nach den öf­fent­li­chen Äu­ße­run­gen des Ver­käu­fers in der Wer­bung er­war­ten kann, es sei denn, dass die Äu­ße­rung im Zeit­punkt des Ver­trags­schlus­ses in gleich­wer­ti­ger Wei­se be­rich­tigt war (§ 434 I 3 BGB). Die Be­rich­ti­gung muss da­bei in gleich­wer­ti­ger Wei­se er­fol­gen, ent­we­der in­di­vi­du­ell ge­gen­über dem Käu­fer oder so, dass ein durch­schnitt­li­cher Käu­fer von ihr vor dem Zeit­punkt des Ver­trags­schlus­ses hät­te Kennt­nis er­lan­gen müs­sen.

b) Im vor­lie­gen­den Fall ist auf­grund der An­ga­ben des Ver­käu­fers im Ver­kaufs­ge­spräch und in der Ver­kauf­sur­kun­de ei­ne Be­rich­ti­gung in gleich­wer­ti­ger Wei­se wie die In­ter­netan­non­ce zu be­ja­hen. Auf die obi­gen Aus­füh­run­gen des Se­nats un­ter B I 1 wird Be­zug ge­nom­men.

II. Das Land­ge­richt kam auch zu dem zu­tref­fen­den Er­geb­nis, dass die Klä­ge­rin den Rück­tritt nicht auf die Be­haup­tung ei­nes Mo­tor­scha­dens stüt­zen kann.

1. Zum ei­nen hat die dar­le­gungs- und be­weis­be­las­te­te Klä­ge­rin ei­nen Man­gel nicht hin­rei­chend sub­stan­zi­iert dar­ge­tan.

a) Das Land­ge­richt ging zu­tref­fend da­von aus, dass die Klä­ge­rin die vol­le Dar­le­gungs- und Be­weis­last für das Vor­lie­gen des Sach­man­gels trägt. Die in § 477 BGB vor­ge­se­he­ne Be­weis­last­um­kehr kommt ihr nicht zu­gu­te, denn sie be­zieht sich nur auf die Fra­ge, ob ein po­si­tiv fest­ge­stell­ter Man­gel be­reits im Zeit­punkt der Über­ga­be vor­lag (vgl. BGH, Urt. v. 23.11.2005 – VI­II ZR 43/05, NJW 2006, 434 Rn. 211Die hier zi­tier­te Recht­spre­chung, wo­nach § 477 BGB n.F. le­dig­lich ei­ne in zeit­li­cher Hin­sicht wir­ken­de Ver­mu­tung ent­hält, ist über­holt: BGH, Urt. v. 12.10.2016 – VI­II ZR 103/15, BGHZ 212, 224.).

b) Zur Dar­le­gung ei­nes Rück­tritts­grunds ge­nügt es, wenn der Käu­fer Um­stän­de vor­trägt, aus de­nen sich er­gibt, dass die ge­kauf­te Sa­che ei­ne Be­schaf­fen­heit auf­weist, die bei ver­gleich­ba­ren Sa­chen nicht üb­lich ist und die er als Käu­fer nach der Art der Kauf­sa­che nicht zu er­war­ten brauch­te (§ 434  2 Nr. 2 BGB). Da­für muss der Käu­fer den für man­gel­haft ge­hal­te­nen Ist­zu­stand des Fahr­zeugs so kon­kret wie mög­lich um­schrei­ben; er braucht hin­ge­gen kei­ne Ver­mu­tun­gen an­zu­stel­len über die tech­ni­sche Ur­sa­che der auf­ge­tre­te­nen Sym­pto­ma­tik (vgl. zu § 634 BGB: BGH, Beschl. v. 04.11.2020 – VII ZR 261/18, NJW-RR 2021, 147 Rn. 14).

Das Land­ge­richt führ­te im vor­lie­gen­den Fall zu­tref­fend aus, dass trotz ei­nes Hin­wei­ses, wo­nach der dies­be­züg­li­che Sach­vor­trag zu ei­nem Sach­man­gel bis­lang un­sub­stan­zi­iert sei, kei­ne nä­he­ren Dar­le­gun­gen zu dem an­geb­li­chen Mo­tor­scha­den er­folgt sei­en. Al­lein das Auf­leuch­ten der Mo­tor­kon­troll­leuch­te las­se noch nicht zwin­gend Rück­schlüs­se auf ei­nen (er­heb­li­chen) Mo­tor­scha­den zu. So kön­ne das Auf­leuch­ten der Lam­pe auch auf ei­nen Soft­ware­feh­ler oder Ähn­li­ches zu­rück­zu­füh­ren sein.

c) Der Klä­ge­rin war es auch nicht un­zu­mut­bar, sub­stan­zi­iert zum Man­gel vor­zu­tra­gen.

Im Rah­men der Nach­er­fül­lung ge­mäß § 439 I BGB ist es al­ler­dings aus­rei­chend, dass der Käu­fer dem Ver­käu­fer ne­ben ei­ner Ein­räu­mung der Un­ter­su­chungs­mög­lich­keit die Man­gel­sym­pto­me hin­rei­chend ge­nau be­zeich­net und ihm auf die­se Wei­se ei­ne Prü­fung der Ur­sa­chen des in den Sym­pto­men zum Aus­druck kom­men­den Man­gels so­wie der in Be­tracht kom­men­den Ab­hil­fe­mög­lich­kei­ten er­mög­licht (BGH, Urt. v. 26.10.2016 – VI­II ZR 240/15, NJW 2017, 153 Rn. 25).

Vor­lie­gend kann der Vor­trag zur Sym­pto­ma­tik des Auf­leuch­tens der Mo­tor­kon­troll­leuch­te zwar für ein Nach­er­fül­lungs­ver­lan­gen nach § 437 Nr. 1, § 439 I BGB ge­nü­gen, weil es der Klä­ge­rin als tech­ni­scher Lai­in nicht zu­mut­bar ist, Ver­mu­tun­gen über die tech­ni­sche Ur­sa­che der auf­ge­tre­te­nen Sym­pto­ma­tik an­zu­stel­len. Zu­sätz­li­che Vor­aus­set­zung ist je­doch die Be­reit­schaft des Käu­fers, dem Ver­käu­fer die Kauf­sa­che zur Über­prü­fung der er­ho­be­nen Män­gel­rü­gen für ei­ne ent­spre­chen­de Un­ter­su­chung zur Ver­fü­gung zu stel­len. Der Ver­käu­fer ist nicht ver­pflich­tet, sich auf ein Nach­er­fül­lungs­ver­lan­gen des Käu­fers ein­zu­las­sen, be­vor die­ser ihm nicht Ge­le­gen­heit zu ei­ner sol­chen Un­ter­su­chung der Kauf­sa­che ge­ge­ben hat. Denn dem Ver­käu­fer soll es mit der ihm vom Käu­fer ein­zu­räu­men­den Ge­le­gen­heit zur Nach­er­fül­lung ge­ra­de er­mög­licht wer­den, die ver­kauf­te Sa­che dar­auf zu über­prü­fen, ob der be­haup­te­te Man­gel be­steht und ob er be­reits im Zeit­punkt des Ge­fahr­über­gangs vor­ge­le­gen hat, auf wel­cher Ur­sa­che er be­ruht so­wie ob und auf wel­che Wei­se er be­sei­tigt wer­den kann (vgl. § 439 IV BGB), und hier­zu ge­ge­be­nen­falls Be­wei­se zu si­chern (vgl. BGH, Urt. v. 10.03.2010 – VI­II ZR 310/08, NJW 2010, 1448 Rn. 12).

Dar­über hin­aus ist im vor­lie­gen­den Fall zu be­rück­sich­ti­gen, dass die Klä­ge­rin nicht Nach­er­fül­lung be­gehrt, son­dern di­rekt vom Kauf­ver­trag zu­rück­ge­tre­ten ist. Vor die­sem Hin­ter­grund bleibt die Klä­ge­rin dar­le­gungs­be­las­tet für das Vor­lie­gen ei­nes Man­gels.

2. Zum an­de­ren sind die Vor­aus­set­zun­gen des nach § 437 Nr. 2 BGB an­wend­ba­ren § 323 V 2 BGB nicht dar­ge­tan. Nach die­ser Vor­schrift ist ein Rück­tritt aus­ge­schlos­sen, wenn die Pflicht­ver­let­zung für un­er­heb­lich zu er­ach­ten ist. Bei ei­nem be­heb­ba­ren Man­gel ist da­bei im Rah­men ei­ner vor­zu­neh­men­den In­ter­es­sen­ab­wä­gung von ei­ner Ge­ring­fü­gig­keit des Man­gels und da­mit von ei­ner Un­er­heb­lich­keit der Pflicht­ver­let­zung aus­zu­ge­hen, wenn die Kos­ten der Man­gel­be­sei­ti­gung im Ver­hält­nis zum Kauf­preis ge­ring­fü­gig sind (BGH, Urt. v. 28.5.2014 – VI­II ZR 94/13, BGHZ 201, 290 = NJW 2014, 3229 Rn. 17). Zu die­ser Tat­be­stands­vor­aus­set­zung fehlt jeg­li­cher Vor­trag der dar­le­gungs­be­las­te­ten Klä­ge­rin.2Das Ober­lan­des­ge­richt ver­kennt, dass nicht der Käu­fer dar­le­gen oder gar be­wei­sen muss, dass der Man­gel, auf den er den Rück­tritt stützt, mehr als nur ge­ring­fü­gig ist. Viel­mehr ist es Sa­che des Ver­käu­fers, dar­zu­le­gen und zu ge­ge­be­nen­falls zu be­wei­sen, dass der Man­gel nur ge­ring­fü­gig ist und da­her ei­nen Rück­tritt vom Kauf­ver­trag nicht recht­fer­tig. Sie­he da­zu nur BGH, Urt. v. 18.10.2017 – VI­II ZR 242/16 Rn. 11 m. w. Nachw.). Das Auf­leuch­ten der Mo­tor­lam­pe im­pli­ziert oh­ne zu­sätz­li­chen Sach­vor­trag kei­ne Er­heb­lich­keit ei­nes – un­ter­stell­ten – Sach­man­gels.

3. Schließ­lich hat die Klä­ge­rin der Be­klag­ten kei­ner­lei Mög­lich­keit ge­ge­ben, ih­rem ge­setz­li­chen Nach­bes­se­rungs­recht nach­zu­kom­men bzw. über­haupt ei­ne Über­prü­fung vor­zu­neh­men, ob ein sol­ches ver­an­lasst ist.

Das Recht des Käu­fers, vom Ver­trag ge­mäß § 437 Nr. 2 BGB nach den Be­stim­mun­gen der §§ 440, 323 BGB zu­rück­zu­tre­ten, setzt nach § 323 I BGB grund­sätz­lich vor­aus, dass der Käu­fer dem Ver­käu­fer zu­vor er­folg­los ei­ne an­ge­mes­se­ne Frist zur Nach­er­fül­lung (§ 439 BGB) be­stimmt hat. An ei­nem der­ar­ti­gen, den An­for­de­run­gen der §§ 323 I, 439 I BGB ent­spre­chen­den Nach­er­fül­lungs­ver­lan­gen fehlt es im vor­lie­gen­den Fall. Viel­mehr er­klär­te die Klä­ge­rin di­rekt mit An­walts­schrei­ben vom 02.12.2019 den Rück­tritt vom Ver­trag (An­la­ge A 5). Mit wei­te­rem An­walts­schrei­ben vom 10.12.2019 (An­la­ge B 3) wur­de der Be­klag­ten dar­über hin­aus ei­ne Kon­takt­auf­nah­me mit der Klä­ge­rin un­ter­sagt.

Das Set­zen ei­ner Nach­er­fül­lungs­frist war im vor­lie­gen­den Fall auch nicht aus­nahms­wei­se ent­behr­lich. Ins­be­son­de­re bleibt die Klä­ge­rin vor dem Hin­ter­grund der obi­gen Aus­füh­run­gen un­ter B I da­für be­weis­fäl­lig, dass sie arg­lis­tig ge­täuscht wur­de.

III. Ein Rück­tritts­recht der Klä­ge­rin er­gibt sich im vor­lie­gen­den Fall auch nicht aus dem Al­ter des streit­ge­gen­ständ­li­chen Fahr­zeugs.

1. Nach ei­ner Ent­schei­dung des BGH wird beim Kauf ei­nes Kraft­fahr­zeugs al­lein mit der Be­schaf­fen­heits­an­ga­be „Vor­führ­wa­gen“ – an­ders als mit den Be­zeich­nun­gen „fa­brik­neu“ oder „Jah­res­wa­gen“ – ein be­stimm­tes Al­ter des Fahr­zeugs nicht ver­ein­bart. Die Kenn­zeich­nung ei­nes Fahr­zeugs als Vor­führ­wa­gen ent­hält kei­ne Aus­sa­ge über die Dau­er sei­ner Nut­zung als Vor­führ­wa­gen; ei­ne zeit­li­che Be­schrän­kung auf we­ni­ger als zwei Jah­re ist ihr nicht zu ent­neh­men. Der Käu­fer ei­nes Vor­führ­wa­gens kann da­her nicht al­lein auf­grund der Kenn­zeich­nung des Fahr­zeugs als Vor­führ­wa­gen er­war­ten, ein Fahr­zeug zu er­wer­ben, des­sen Her­stel­lung we­ni­ger als zwei Jah­re zu­rück­liegt. Auch ein zwei Jah­re al­ter Vor­führ­wa­gen ist ein Vor­führ­wa­gen (BGH, Urt. v. 15.09.2010 – VI­II ZR 61/09, NJW 2010, 3710 Rn. 17).

Dem steht nicht ent­ge­gen, dass der Be­griff „Vor­führ­wa­gen“ häu­fig mit der Vor­stel­lung ein­her­geht, dass es sich re­gel­mä­ßig um ein neue­res, un­ter Um­stän­den na­he­zu neu­wer­ti­ges Fahr­zeug han­delt. Die­se Vor­stel­lung be­ruht dar­auf, dass ein Vor­führ­wa­gen im All­ge­mei­nen – sei­ner Be­stim­mung ge­mäß – nur für kür­ze­re Pro­be­fahr­ten ge­nutzt wird und auch als Aus­stel­lungs­ob­jekt kei­ner grö­ße­ren Ab­nut­zung un­ter­liegt. Dies sagt aber nichts dar­über aus, wie lan­ge das Fahr­zeug als Vor­führ­wa­gen ge­dient hat. Der Be­griff des Vor­führ­wa­gens recht­fer­tigt da­her kei­nen all­ge­mei­nen Rück­schluss auf das Al­ter des Fahr­zeugs (BGH, Urt. v. 15.09.2010 – VI­II ZR 61/09, NJW 2010, 3710 Rn. 18).

Der Grund da­für, dass der BGH beim Kauf ei­nes Neu- oder Jah­res­wa­gens ei­ne über­lan­ge Stand­zeit als Man­gel des Fahr­zeugs ein­ge­stuft hat, liegt dar­in, dass der Käu­fer ei­nes Neu­fahr­zeugs oder ei­nes Jah­res­wa­gens be­rech­tig­ter­wei­se er­war­ten darf, dass das Fahr­zeug zwi­schen Her­stel­lung und Kauf (Neu­wa­gen) bzw. Erst­zu­las­sung (Jah­res­wa­gen) nicht mehr als ein Jahr lang un­be­nutzt ge­stan­den hat und des­halb we­sent­lich äl­ter ist, als die Be­zeich­nun­gen „fa­brik­neu“ oder „Jah­res­wa­gen“ er­war­ten las­sen. An­ders ver­hält es sich beim Kauf ei­nes Vor­führ­wa­gens. Hier muss der Käu­fer da­mit rech­nen, dass der Vor­führ­wa­gen als Aus­stel­lungs­ob­jekt auf dem Be­triebs­ge­län­de des Händ­lers – un­ter Um­stän­den län­ge­re Zeit – ge­stan­den hat. Wenn der Käu­fer Wert auf die Dau­er der Nut­zung als Vor­führ­wa­gen legt, muss er sich da­nach er­kun­di­gen (BGH, Urt. v. 15.09.2010 – VI­II ZR 61/09, NJW 2010, 3710 Rn. 20).

2. Dies schließt zwar nicht aus, dass der Käu­fer ei­nes Vor­führ­wa­gens auf­grund be­son­de­rer Um­stän­de im kon­kre­ten Fall er­war­ten darf, dass ein als Vor­führ­wa­gen an­ge­bo­te­nes Fahr­zeug ein be­stimm­tes Al­ter nicht über­schrei­tet (BGH, Urt. v. 15.09.2010 – VI­II ZR 61/09, NJW 2010, 3710 Rn. 22). Im vor­lie­gen­den Fall sind die zu be­rück­sich­ti­gen­den Um­stän­de des Ein­zel­falls je­doch nicht ge­eig­net, ei­ne Aus­nah­me vom Grund­satz an­zu­neh­men, dass das als Vor­führ­wa­gen ver­kauf­te streit­ge­gen­ständ­li­che Fahr­zeug auf­grund sei­nes Al­ters als man­gel­be­haf­tet an­ge­se­hen wer­den kann.

a) Dass der Pkw zum Zeit­punkt des Ver­kaufs ei­ne sehr ge­rin­ge Lauf­leis­tung von le­dig­lich cir­ca 24 km auf­wies, er­laubt kei­nen Rück­schluss auf das Al­ter des Fahr­zeugs. Auch ei­ne ge­rin­ge Lauf­leis­tung schließt nach der be­reits zi­tier­ten Ent­schei­dung des BGH nicht aus, dass ein Fahr­zeug schon län­ge­re Zeit als Vor­führ­wa­gen ge­nutzt wor­den ist, denn die Nut­zung ei­nes Vor­führ­wa­gens be­steht nicht nur dar­in, dass mit dem Fahr­zeug kur­ze Pro­be­fahr­ten durch­ge­führt wer­den, son­dern auch dar­in, dass das Fahr­zeug von In­ter­es­sen­ten le­dig­lich be­sich­tigt wird, oh­ne dass es zu Pro­be­fahr­ten kommt (BGH, Urt. v. 15.09.2010 – VI­II ZR 61/09, NJW 2010, 3710 Rn. 26).

Be­son­de­re Um­stän­de, die im vor­lie­gen­den Fall ei­ne an­de­re Be­ur­tei­lung recht­fer­ti­gen, sind nicht dar­ge­tan. Die Be­klag­te trug vor, dass das streit­ge­gen­ständ­li­che Fahr­zeug im Au­to­haus aus­ge­stellt wor­den sei. Dem ent­spricht der Vor­trag der Klä­ge­rin, wo­nach ihr mit­ge­teilt wor­den sei, dass das Fahr­zeug auf dem Hof der Be­klag­ten ge­stan­den ha­be, aber nicht ge­fah­ren wor­den sei. Au­ßer­dem ist zu be­rück­sich­ti­gen, dass auch die Klä­ge­rin laut ih­ren An­ga­ben in der in­for­ma­to­ri­schen An­hö­rung kei­ne Pro­be­fahrt mit dem streit­ge­gen­ständ­li­chen Fahr­zeug un­ter­nom­men hat, viel­mehr da­für ei­nen an­de­ren, ver­gleich­ba­ren Pkw ver­wen­de­te.

b) Die Tat­sa­che, dass der Pkw erst we­ni­ge Mo­na­te vor dem Kauf­ver­trags­schluss vom 07.11.2019, näm­lich am 26.07.2019, erst­ma­lig zu­ge­las­sen wur­de, kommt eben­falls kei­ne Aus­sa­ge­kraft für sein Al­ter zu.

Die An­ga­be des Da­tums der Erst­zu­las­sung im Kauf­ver­trag hat grund­sätz­lich kei­ne Aus­sa­ge­kraft für das Al­ter des Vor­führ­wa­gens, da ein Vor­führ­wa­gen oh­ne Zu­las­sung zum Stra­ßen­ver­kehr als Vor­führ­wa­gen ge­nutzt wer­den und auch schon vor ei­ner et­wai­gen Zu­las­sung als Vor­führ­wa­gen ge­nutzt wor­den sein kann (BGH, Urt. v. 15.09.2010 – VI­II ZR 61/09, NJW 2010, 3710 Rn. 24). So ge­hört zu den Be­son­der­hei­ten ei­nes Vor­führ­wa­gens un­ter an­de­rem ge­ra­de der Um­stand, dass Vor­führ­wa­gen häu­fig nicht für den Stra­ßen­ver­kehr zu­ge­las­sen wer­den (BGH, Urt. v. 15.09.2010 – VI­II ZR 61/09, NJW 2010, 3710 Rn. 21).

Vor die­sem Hin­ter­grund kann auch im vor­lie­gen­den Fall aus der An­ga­be der erst­ma­li­gen Zu­las­sung am 26.07.2019 nicht her­ge­lei­tet wer­den, dass der Pkw erst seit Ju­li 2019 als Vor­führ­wa­gen ge­nutzt wor­den wä­re. Zwar ist die Ein­schät­zung des Land­ge­richts zu­tref­fend, dass ein Pkw – an­ders als ein Wohn­mo­bil, bei dem es we­ni­ger auf des­sen Fahr­ei­gen­schaf­ten als in ers­ter Li­nie auf den Wohn­kom­fort an­kommt – ty­pi­scher­wei­se auf­grund des Fahr­ge­nus­ses er­wor­ben wird, so­dass die Fahr­ei­gen­schaf­ten in der Re­gel we­sent­lich für die Ver­kaufs­ent­schei­dung sind. Auch ein Pkw kann je­doch als Aus­stel­lungs­ob­jekt ei­nem Neu­wa­gen­händ­ler im We­sent­li­chen zum Zwe­cke der Be­sich­ti­gung und nur we­ni­ger für Pro­be­fahr­ten die­nen. In die­sem Fall steht das Fahr­zeug die meis­te Zeit in der Aus­stel­lungs­hal­le des Händ­lers. Dar­über hin­aus kön­nen Pro­be­fahr­ten mit ei­nem ro­ten Kenn­zei­chen durch­ge­führt wer­den.

c) Glei­ches gilt in Be­zug auf die Tat­sa­che, dass es sich bei dem streit­ge­gen­ständ­li­chen Fahr­zeug zum da­ma­li­gen Zeit­punkt um das ak­tu­el­le Mo­dell für den deut­schen Markt han­del­te. Im Ge­gen­teil ist es für ei­nen Vor­führ­wa­gen ge­ra­de ty­pisch, dass er zur ak­tu­el­len Mo­dell­rei­he ge­hört. Ins­be­son­de­re bei ei­nem Au­to­haus wie der Be­klag­ten – ei­nem Fach­händ­ler, der sich auf die Mar­ke Fi­at spe­zia­li­siert hat – dient ein Vor­führ­wa­gen ge­richts­be­kannt üb­li­cher­wei­se der De­mons­tra­ti­on der der­zeit an­ge­bo­te­nen Fahr­zeug­mo­del­le.

d) Die Zeit­span­ne zwi­schen der Her­stel­lung des streit­ge­gen­ständ­li­chen Fahr­zeugs und dem Kauf­ver­trags­schluss am 07.11.2019 weicht nicht der­art von dem er­wart­ba­ren Al­ter ei­nes Vor­führ­wa­gens ab, dass auf­grund des­sen ein Man­gel be­jaht wer­den könn­te.

aa) Die Fra­ge, wel­che Be­schaf­fen­heit bei ei­nem Ge­braucht­wa­gen üb­lich ist, hängt re­gel­mä­ßig von den je­wei­li­gen Um­stän­den des Ein­zel­falls ab. Bei der Käu­fe­rer­war­tung kommt es auf die ob­jek­tiv be­rech­tig­te Er­war­tung an, die sich in Er­man­ge­lung ab­wei­chen­der An­halts­punk­te je­den­falls im Re­gel­fall an der üb­li­chen Be­schaf­fen­heit gleich­ar­ti­ger Sa­chen ori­en­tiert (BGH, Urt. v. 29.06.2016 – VI­II ZR 191/15, NJW 2016, 3015 Rn. 42). Die Be­stim­mung der üb­li­chen Be­schaf­fen­heit rich­tet sich eben­so wie die Be­stim­mung der ge­wöhn­li­chen Ver­wen­dung nach der Ver­kehrs­auf­fas­sung.

Vor die­sem Hin­ter­grund hat der BGH bei ei­nem am 20.06.2005 er­wor­be­nen Vor­führ­wa­gen es nicht als Sach­man­gel an­ge­se­hen, dass das Fahr­zeug be­reits zu ei­nem nicht nä­her be­kann­ten Zeit­punkt im Jahr 2003 her­ge­stellt wur­de (BGH, Urt. v. 15.09.2010 – VI­II ZR 61/09, NJW 2010, 3710). Denn der Käu­fer ei­nes Vor­führ­wa­gens kann nicht al­lein auf­grund der Kenn­zeich­nung des Fahr­zeugs als Vor­führ­wa­gen er­war­ten, ein Fahr­zeug zu er­wer­ben, des­sen Her­stel­lung we­ni­ger als zwei Jah­re zu­rück­liegt (BGH, Urt. v. 15.09.2010 – VI­II ZR 61/09, NJW 2010, 3710 Rn. 17).

bb) Im vor­lie­gen­den Fall liegt die Her­stel­lung des Fahr­zeugs nicht der­art weit vor des­sen Er­werb durch die Klä­ge­rin am 07.11.2019, dass nach den maß­geb­li­chen Um­stän­den des Ein­zel­falls ei­ne Ab­wei­chung der Ist­be­schaf­fen­heit von der üb­li­chen Be­schaf­fen­heit an­ge­nom­men wer­den kann.

(1) Das in der Zu­las­sungs­be­schei­ni­gung Teil II auf­ge­führ­te Da­tum (07.10.2016) be­trifft nicht das Bau­jahr. Viel­mehr be­zieht sich die­ses Da­tum auf die EU-Typ­ge­neh­mi­gung und sagt aus, wann die Zu­las­sung die­ses Mo­dell­typs er­folg­te.

(2) Die Be­klag­te trägt vor, dass das Fahr­zeug am 15.03.2018 pro­du­ziert wur­de. Sie be­zieht sich da­bei auf die Fahr­zeug­his­to­rie (An­la­ge B 2) und ei­nem Aus­druck aus dem Fi­at-Händ­ler­por­tal (im Ter­min vom 25.06.2020 über­ge­be­ne An­la­ge). Dem­ge­gen­über führt die Klä­ge­rin aus, dass die Her­stel­lung be­reits am 25.07.2017 er­folgt sei. Dies er­ge­be sich aus der Aus­wer­tung „au­toD­NA“ (An­la­ge A 4) und den Licht­bil­dern von den Rei­fen (An­la­gen A 6 bis A 9).

Im vor­lie­gen­den Fall kann of­fen­blei­ben, wel­ches Her­stel­lungs­da­tum zu­tref­fend ist. Auch ei­ne Her­stel­lung am 25.07.2017 wür­de un­ter Be­rück­sich­ti­gung al­ler Um­stän­de des Ein­zel­falls nicht zu ei­nem Sach­man­gel füh­ren. Zum ei­nen ist ei­ne Zeit­span­ne von zwei Jah­ren und drei Mo­na­ten nicht län­ger als in dem Sach­ver­halt, wel­cher der BGH-Ent­schei­dung in NJW 2010, 3710 (Urt. v. 15.09.2010 – VI­II ZR 61/09) zu­grun­de lag. Zum an­de­ren fand der so­ge­nann­te Par­k­ab­gang des streit­ge­gen­ständ­li­chen Fi­at – al­so das Ver­las­sen der Zen­tra­le von Fi­at Chrys­ler Au­to­mo­bi­les – erst am 30.03.2019 – so­mit cir­ca 7½ Mo­na­te vor der Ver­äu­ße­rung an die Klä­ge­rin – statt. Nach der Ver­kehrs­auf­fas­sung ist da­von aus­zu­ge­hen, dass die La­ge­rung beim Au­to­mo­bil­her­stel­ler selbst nur zu ei­ner der­art ge­ring­fü­gi­gen Be­ein­träch­ti­gung des Werts ei­nes spä­ter als Vor­führ­wa­gen ge­nutz­ten Kraft­fahr­zeugs führt, dass auch bei ei­ner „Ge­samt­stand­zeit“ von zwei Jah­ren und drei Mo­na­ten kei­ne schüt­zens­wer­ten In­ter­es­sen des Käu­fers ver­letzt sind.

e) Auch die Ge­samt­um­stän­de des Au­to­kaufs füh­ren nicht da­zu, dass im vor­lie­gen­den Fall die Klä­ge­rin da­von aus­ge­hen durf­te, ein Fahr­zeug zu er­wer­ben, bei dem zwi­schen Her­stel­lung des Fahr­zeugs und Ab­schluss des Kauf­ver­trags nicht mehr als zwei Jah­re lie­gen.

Zwar ist un­strei­tig, dass die Be­klag­te das streit­ge­gen­ständ­li­che Fahr­zeug im In­ter­net als „Neu­fahr­zeug“ be­wor­ben hat (An­la­ge A 1). Die­se An­ga­ben wur­den je­doch im Ver­kaufs­ge­spräch kor­ri­giert (vgl. die obi­gen Aus­füh­run­gen un­ter B I 2 a). Auch ist der un­ter­schrie­be­ne Kauf­ver­trag mit „Ge­braucht­wa­gen-Be­stel­lung“ über­schrie­ben (vgl. die obi­gen Aus­füh­run­gen un­ter B I 2 b).

Die­se Dis­tan­zie­rung der Be­klag­ten von den An­ga­ben in der In­ter­netan­non­ce ist nicht le­dig­lich für die Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung, son­dern auch für die all­ge­mei­ne Er­war­tungs­hal­tung, wel­che die Klä­ge­rin hin­sicht­lich Zu­stands des Fahr­zeugs ha­ben durf­te, von Be­deu­tung. Denn wenn sich – wie im vor­lie­gen­den Fall – ei­ne ir­re­füh­ren­de An­ga­be in der Pu­bli­kums­wer­bung fin­det, im in­di­vi­du­el­len Ver­kaufs­ge­spräch und im Ver­kaufs­for­mu­lar aber ei­ne nach­träg­li­che Rich­tig­stel­lung er­folgt, be­ruht die Mark­tent­schei­dung des Ver­brau­chers nicht mehr un­mit­tel­bar auf dem Irr­tum. …

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