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Ar­chiv: Sep­tem­ber 2021

(Kei­ne) ord­nungs­ge­mä­ße Nach­bes­se­rung durch Soft­ware­up­date im VW-Ab­gas­skan­dal – Sub­stan­zi­ie­rungs­an­for­de­run­gen

  1. Der Käu­fer ei­nes vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­nen – man­gel­haf­ten – Fahr­zeugs, der gel­tend macht, ei­ne Nach­bes­se­rung durch die In­stal­la­ti­on ei­nes von der Volks­wa­gen AG ent­wi­ckel­ten Soft­ware­up­dates sei ins­be­son­de­re des­halb un­mög­lich be­zie­hungs­wei­se ihm un­zu­mut­bar, weil das Soft­ware­up­date zu ei­ner Er­hö­hung der Schad­stoff­emis­sio­nen und des Kraft­stoff­ver­brauchs, zu ei­ner Ver­schlech­te­rung der Mo­tor­leis­tung so­wie zu ver­stärk­tem Ver­schleiß füh­re, und der dies un­ter Be­zug­nah­me auf ei­ne aus­zugs­wei­se vor­ge­leg­te Fach­pu­bli­ka­ti­on un­ter an­de­rem da­mit be­grün­det, dass die Stick­oxid(NOX)-Emis­sio­nen ei­nes Fahr­zeugs nur oh­ne Leis­tungs­ein­bu­ßen ge­senkt wer­den könn­ten, wenn der Kraft­stoff­ver­brauch sub­stan­zi­ell er­höht wer­de, wo­durch ins­be­son­de­re der CO2-Aus­stoß ex­po­nen­ti­ell an­stie­ge, trägt da­mit aus­rei­chend zu ei­ner – von ihm für wahr­schein­lich er­ach­te­ten – nicht ord­nungs­ge­mä­ßen Nach­bes­se­rung durch das Soft­ware­up­date vor. Die An­ga­be wei­te­rer Ein­zel­hei­ten, et­wa zum Um­fang, in dem sich die Mo­tor­leis­tung ver­rin­ge­re und/​oder die Schad­stoff­emis­sio­nen und der Kraft­stoff­ver­brauch an­stie­gen, ist von dem Käu­fer nicht zu for­dern. Die­se Ein­zel­hei­ten sind viel­mehr im Rah­men ei­ner Be­weis­auf­nah­me – durch Ein­ho­lung ei­nes von dem Käu­fer an­ge­bo­te­nen Sach­ver­stän­di­gen­gut­ach­tens – zu klä­ren.
  2. Ob bei ei­nem vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­nen Fahr­zeug – ähn­lich wie bei ei­nem Un­fall­wa­gen – ein mer­kan­ti­ler Min­der­wert ver­bleibt, lässt sich bis­lang nicht all­ge­mein­gül­tig und ab­schlie­ßend sa­gen. Denn bis­lang ist we­der ge­klärt, wie sich die bei ei­nem sol­chen Fahr­zeug in­stal­lier­te un­zu­läs­si­ge Ab­schalt­ein­rich­tung be­zie­hungs­wei­se das zu ih­rer Ent­fer­nung in­stal­lier­te Soft­ware­up­date auf das Fahr­zeug im Üb­ri­gen aus­wirkt, noch – was in­so­weit ent­schei­dend ist –, ob be­zie­hungs­wei­se in­wie­weit auf­grund des­sen bei wei­ten Tei­len des Pu­bli­kums we­gen ei­nes nicht aus­zu­schlie­ßen­den Ver­dachts ver­bor­gen ge­blie­be­ner Schä­den oder des Ri­si­kos hö­he­rer Scha­den­s­an­fäl­lig­keit ei­ne den Preis be­ein­flus­sen­de Ab­nei­gung ge­gen den Er­werb ei­nes der­ar­ti­gen Fahr­zeugs be­steht, die sich in ei­ner ent­spre­chen­den Her­ab­set­zung des Ver­kehrs­werts nie­der­schlägt. Des­halb reicht es – je­den­falls der­zeit – für ei­nen sub­stan­zi­ier­ten Sach­vor­trag aus, dass der kla­gen­de Käu­fer ei­nes vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­nen Fahr­zeugs be­haup­tet, die un­ge­wis­sen Aus­wir­kun­gen des Soft­ware­up­dates so­wie das in­fol­ge des Ab­gas­skan­dals all­ge­mein ge­sun­ke­ne Ver­trau­en in von der Volks­wa­gen AG pro­du­zier­te Die­sel­fahr­zeu­ge führ­ten da­zu, dass sein Fahr­zeug al­lein des­halb, weil es vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fen ist, auf dem frei­en Markt ei­nen er­heb­li­chen Wert­ver­lust er­fah­re. Ob das Fahr­zeug tat­säch­lich von dem be­haup­te­ten Wert­ver­lust be­trof­fen ist und ob die­ser tat­säch­lich auf die Be­trof­fen­heit vom VW-Ab­gas­skan­dal zu­rück­zu­füh­ren ist, ist ei­ne Tat­fra­ge, die durch Ein­ho­lung ei­nes zum Be­weis an­ge­bo­te­nen Sach­ver­stän­di­gen­gut­ach­tens zu klä­ren ist.

BGH, Be­schluss vom 29.09.2021 – VI­II ZR 226/19

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(Kei­ne) Un­zu­mut­bar­keit der Nach­bes­se­rung ei­nes vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­nen Pkw durch Soft­ware­up­date

  1. Die Ver­trau­ens­grund­la­ge zwi­schen ei­nem Käu­fer und ei­nem Ver­käu­fer kann auch dann ge­stört sein, wenn der Ver­käu­fer sich bei Ver­trags­ab­schluss ord­nungs­ge­mäß ver­hal­ten hat, je­doch der Her­stel­ler des Fahr­zeugs die­ses mit ei­ner ihm be­kann­ten und ver­schwie­ge­nen un­zu­läs­si­gen Ab­schalt­ein­rich­tung in den Ver­kehr ge­bracht hat und der Ver­käu­fer nun al­lein ei­ne Nach­bes­se­rung in Form ei­nes von die­sem Her­stel­ler ent­wi­ckel­ten Soft­ware­up­dates an­bie­tet (Fort­füh­rung von BGH, Urt. v. 09.01.2008 – VI­II ZR 210/06, NJW 2008, 1371 Rn. 19; Beschl. v. 08.12.2006 – V ZR 249/05, NJW 2007, 835 Rn. 13 m. w. Nachw.). Ob dies der Fall ist, hängt von den kon­kre­ten Um­stän­den des Ein­zel­falls ab, die der Tatrich­ter nicht sche­ma­tisch, son­dern in sorg­fäl­ti­ger Ab­wä­gung zu wür­di­gen hat. Da­bei ist ins­be­son­de­re zu prü­fen, ob die Ge­fahr wei­te­rer Täu­schungs­ver­su­che des Her­stel­lers be­steht.
  2. Ei­ne Un­zu­mut­bar­keit der Nach­bes­se­rung kann sich auch dar­aus er­ge­ben, dass ein al­lein als Nach­bes­se­rungs­maß­nah­me im Raum ste­hen­des Soft­ware­up­date zwar die vor­han­de­ne un­zu­läs­si­ge Ab­schalt­ein­rich­tung be­sei­ti­gen, aber nach­weis­lich zu an­de­ren Män­geln füh­ren wür­de.
  3. Für die Ent­behr­lich­keit der Frist­set­zung ist der Käu­fer dar­le­gungs- und be­weis­be­las­tet (im An­schluss an Se­nat, Urt. v. 11.02.2009 – VI­II ZR 274/07, NJW 2009, 1341 Rn. 15 m. w. Nachw.).
  4. Ei­ne Frist­set­zung ist nach § 326 V BGB nur dann ent­behr­lich, wenn bei­de Ar­ten der Nach­er­fül­lung un­mög­lich sind (im An­schluss an Se­nat, Urt. v. 21.07.2021 – VI­II ZR 254/20, ZIP 2021, 1706 = ju­ris Rn. 82, zur Ver­öf­fent­li­chung in BGHZ be­stimmt; Urt. v. 11.12.2019 – VI­II ZR 361/18, BGHZ 224, 195 Rn. 39; Urt v. 07.06.2006 – VI­II ZR 209/05, BGHZ 168, 64 Rn. 17; Urt. v. 10.10.2007 – VI­II ZR 330/06, NJW 2008, 53 Rn. 23).
  5. Zur Schät­zung der Ge­samt­lauf­leis­tung ei­nes Neu­fahr­zeugs im Rah­men der Er­mitt­lung der ge­zo­ge­nen und im Fal­le des Rück­tritts zu er­stat­ten­den Nut­zun­gen.

BGH, Ur­teil vom 29.09.2021 – VI­II ZR 111/20

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Kei­ne sit­ten­wid­ri­ge vor­sätz­li­che Schä­di­gung durch Ther­mo­fens­ter – Mer­ce­des-Benz-Ab­gas­skan­dal

Die blo­ße Tat­sa­che, dass das Emis­si­ons­kon­troll­sys­tem ei­nes Kraft­fahr­zeugs tem­pe­ra­tur­ab­hän­gig ge­steu­ert wird („Ther­mo­fens­ter“), recht­fer­tigt auch dann nicht den Vor­wurf ei­ner sit­ten­wid­ri­gen vor­sätz­li­chen Schä­di­gung (§ 826 BGB), wenn man un­ter­stellt, dass ein Ther­mo­fens­ter ei­ne un­zu­läs­si­ge Ab­schalt­ein­rich­tung i. S. von Art. 3 Nr. 10, Art. 5 II der Ver­ord­nung (EG) Nr. 715/2007 ist. Denn bei ei­ner Ab­schalt­ein­rich­tung, die – wie das Ther­mo­fens­ter – im Grund­satz auf ei­nem Prüf­stand in glei­cher Wei­se ar­bei­tet wie im rea­len Fahr­be­trieb und de­ren Zu­läs­sig­keit nicht ein­deu­tig und un­zwei­fel­haft ver­neint wer­den kann, kann bei Feh­len sons­ti­ger An­halts­punk­te nicht oh­ne Wei­te­res un­ter­stellt wer­den, dass sie in dem Be­wusst­sein im­ple­men­tiert wor­den sei, ei­ne un­zu­läs­si­ge Ab­schalt­ein­rich­tung zu ver­wen­den, und der dar­in lie­gen­den Ge­set­zes­ver­stoß bil­li­gend in Kauf ge­nom­men wor­den sei. Es fehlt so­mit be­reits an der ob­jek­ti­ven Sit­ten­wid­rig­keit.

BGH, Ur­teil vom 16.09.2021 – VII ZR 286/20

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Kei­ne sit­ten­wid­ri­ge vor­sätz­li­che Schä­di­gung durch Ther­mo­fens­ter – Mer­ce­des-Benz-Ab­gas­skan­dal

  1. Das Ver­hal­ten der für ei­nen Kraft­fahr­zeug­her­stel­ler han­deln­den Per­so­nen ist nicht be­reits des­halb als sit­ten­wid­rig zu qua­li­fi­zie­ren, weil sie ei­nen Mo­tor­typ auf­grund ei­ner grund­le­gen­den un­ter­neh­me­ri­schen Ent­schei­dung mit ei­ner tem­pe­ra­tur­ab­hän­gi­gen Steue­rung des Emis­si­ons­kon­troll­sys­tems (Ther­mo­fens­ter) aus­ge­stat­tet und in den Ver­kehr ge­bracht ha­ben. Hier­für be­dürf­te es viel­mehr wei­te­rer Um­stän­de. Der ob­jek­ti­ve Tat­be­stand der Sit­ten­wid­rig­keit setzt je­den­falls vor­aus, dass die­se Per­so­nen bei der Ent­wick­lung und/​oder Ver­wen­dung der tem­pe­ra­tur­ab­hän­gi­gen Steue­rung des Emis­si­ons­kon­troll­sys­tems in dem Be­wusst­sein han­del­ten, ei­ne un­zu­läs­si­ge Ab­schalt­ein­rich­tung zu ver­wen­den, und den dar­in lie­gen­den Ge­set­zes­ver­stoß bil­li­gend in Kauf nah­men (im An­schluss an BGH, Beschl. v. 19.01.2021 – VI ZR 433/19, ZIP 2021, 297 Rn. 19; Beschl. v. 09.03.2021 – VI ZR 889/20, VersR 2021, 661 Rn. 28).
  2. Bei ei­ner Ab­schalt­ein­rich­tung, die – wie hier – im Grund­satz auf dem Prüf­stand in glei­cher Wei­se ar­bei­tet wie im rea­len Fahr­be­trieb und bei der die Fra­ge der Zu­läs­sig­keit nicht ein­deu­tig und un­zwei­fel­haft be­ant­wor­tet wer­den kann, kann bei Feh­len sons­ti­ger An­halts­punk­te nicht oh­ne Wei­te­res un­ter­stellt wer­den, dass die für die Im­ple­men­tie­rung der Ab­schalt­ein­rich­tun­gen ver­ant­wort­li­chen Per­so­nen in dem Be­wusst­sein han­del­ten, ei­ne un­zu­läs­si­ge Ab­schalt­ein­rich­tung zu ver­wen­den, und den dar­in lie­gen­den Ge­set­zes­ver­stoß bil­li­gend in Kauf nah­men. Es fehlt da­her be­reits an der ob­jek­ti­ven Sit­ten­wid­rig­keit.
  3. Al­lein aus der – hier zu un­ter­stel­len­den – ob­jek­ti­ven Un­zu­läs­sig­keit der Ab­schalt­ein­rich­tung in Form des Ther­mo­fens­ters folgt kein Vor­satz hin­sicht­lich der Schä­di­gung der Fahr­zeug­käu­fer.

BGH, Ur­teil vom 16.09.2021 – VII ZR 190/20

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De­lik­ti­sche Vor­teils­aus­glei­chung bei ei­nem Lea­sing­ver­trag – VW-Ab­gas­skan­dal

  1. Die Grund­sät­ze der Vor­teils­aus­glei­chung gel­ten auch für ei­nen An­spruch aus sit­ten­wid­ri­ger vor­sätz­li­cher Schä­di­gung ge­mäß § 826 BGB. Im We­ge der Vor­teils­aus­glei­chung ist die­ser An­spruch um die Nut­zungs­vor­tei­le zu kür­zen, die dem Ge­schä­dig­ten in ad­äqua­tem Zu­sam­men­hang mit dem Scha­dens­er­eig­nis zu­ge­flos­sen sind (im An­schluss an BGH, Urt. v. 25.05.2020 – VI ZR 252/19, BGHZ 225, 316).
  2. Im Rah­men der de­lik­ti­schen Vor­teils­aus­glei­chung ent­spricht der Wert der wäh­rend der Lea­sing­zeit er­lang­ten Nut­zungs­vor­tei­le ei­nes Kraft­fahr­zeugs grund­sätz­lich der Hö­he nach den ver­ein­bar­ten Lea­sing­zah­lun­gen.

BGH, Ur­teil vom 16.09.2021 – VII ZR 192/20

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Kei­ne sit­ten­wid­ri­ge vor­sätz­li­che Schä­di­gung durch Ther­mo­fens­ter – Mer­ce­des-Benz-Ab­gas­skan­dal

  1. Das Ver­hal­ten der für ei­nen Kraft­fahr­zeug­her­stel­ler han­deln­den Per­so­nen ist nicht be­reits des­halb als sit­ten­wid­rig zu qua­li­fi­zie­ren, weil sie ei­nen Mo­tor­typ auf­grund ei­ner grund­le­gen­den un­ter­neh­me­ri­schen Ent­schei­dung mit ei­ner tem­pe­ra­tur­ab­hän­gi­gen Steue­rung des Emis­si­ons­kon­troll­sys­tems (Ther­mo­fens­ter) aus­ge­stat­tet und in den Ver­kehr ge­bracht ha­ben. Hier­für be­dürf­te es viel­mehr wei­te­rer Um­stän­de. Der ob­jek­ti­ve Tat­be­stand der Sit­ten­wid­rig­keit setzt je­den­falls vor­aus, dass die­se Per­so­nen bei der Ent­wick­lung und/​oder Ver­wen­dung der tem­pe­ra­tur­ab­hän­gi­gen Steue­rung des Emis­si­ons­kon­troll­sys­tems in dem Be­wusst­sein han­del­ten, ei­ne un­zu­läs­si­ge Ab­schalt­ein­rich­tung zu ver­wen­den, und den dar­in lie­gen­den Ge­set­zes­ver­stoß bil­li­gend in Kauf nah­men (im An­schluss an BGH, Beschl. v. 19.01.2021 – VI ZR 433/19, ZIP 2021, 297 Rn. 19; Beschl. v. 09.03.2021 – VI ZR 889/20, VersR 2021, 661 Rn. 28).
  2. Bei ei­ner Ab­schalt­ein­rich­tung, die – wie hier – im Grund­satz auf dem Prüf­stand in glei­cher Wei­se ar­bei­tet wie im rea­len Fahr­be­trieb und bei der die Fra­ge der Zu­läs­sig­keit nicht ein­deu­tig und un­zwei­fel­haft be­ant­wor­tet wer­den kann, kann bei Feh­len sons­ti­ger An­halts­punk­te nicht oh­ne Wei­te­res un­ter­stellt wer­den, dass die für die Im­ple­men­tie­rung der Ab­schalt­ein­rich­tun­gen ver­ant­wort­li­chen Per­so­nen in dem Be­wusst­sein han­del­ten, ei­ne un­zu­läs­si­ge Ab­schalt­ein­rich­tung zu ver­wen­den, und den dar­in lie­gen­den Ge­set­zes­ver­stoß bil­li­gend in Kauf nah­men. Es fehlt da­her be­reits an der ob­jek­ti­ven Sit­ten­wid­rig­keit.
  3. Al­lein aus der – hier zu un­ter­stel­len­den – ob­jek­ti­ven Un­zu­läs­sig­keit der Ab­schalt­ein­rich­tung in Form des Ther­mo­fens­ters folgt kein Vor­satz hin­sicht­lich der Schä­di­gung der Fahr­zeug­käu­fer.

BGH, Ur­teil vom 16.09.2021 – VII ZR 321/20

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Zu den in­halt­li­chen An­for­de­run­gen an ei­ne Be­ru­fungs­be­grün­dung in ei­nem „Die­sel­fall“

Zu den in­halt­li­chen An­for­de­run­gen an ei­ne Be­ru­fungs­be­grün­dung in ei­nem so­ge­nann­ten Die­sel­fall.

BGH, Be­schluss vom 14.09.2021 – VI­II ZB 1/20

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Scha­dens­er­satz we­gen Soft­ware­up­date – Tes­la Mo­del X P100D

Der Her­stel­ler oder der Ver­käu­fer ei­nes Kraft­fahr­zeugs (hier: ei­nes Tes­la Mo­del X P100D) darf die Be­schaf­fen­heit, die die­ses Fahr­zeug bei der Über­ga­be an den Käu­fer hat­te, nur dann durch ein Soft­ware­up­date nach­träg­lich än­dern, wenn der Käu­fer mit der In­stal­la­ti­on die­ses Up­dates ein­ver­stan­den ist. Für ein wirk­sa­mes Ein­ver­ständ­nis des Käu­fers kann es er­for­der­lich sein, den Käu­fer vor der In­stal­la­ti­on des Up­dates über des­sen In­halt und Aus­wir­kun­gen – hier in Ge­stalt ei­ner Be­schrän­kung der Hö­hen­ver­stell­bar­keit des Fahr­zeugs – auf­zu­klä­ren.

LG Mün­chen I, Ur­teil vom 13.09.2021 – 34 O 15883/20

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Zu den Pflicht­an­ga­ben in ei­nem Ver­brau­cher­dar­le­hens­ver­trag – Kei­ne Ver­wir­kung des Wi­der­rufs­rechts

  1. Art. 10 II lit. a, c und e der Richt­li­nie 2008/48/EG des Eu­ro­päi­schen Par­la­ments und des Ra­tes vom 23.04.2008 über Ver­brau­cher­kre­dit­ver­trä­ge und zur Auf­he­bung der Richt­li­nie 87/102/EWG des Ra­tes ist da­hin aus­zu­le­gen, dass im Kre­dit­ver­trag ge­ge­be­nen­falls in kla­rer, prä­gnan­ter Form an­ge­ge­ben wer­den muss, dass es sich um ei­nen „ver­bun­de­nen Kre­dit­ver­trag“ i. S. von Art. 3 lit. n die­ser Richt­li­nie han­delt und dass die­ser Ver­trag als be­fris­te­ter Ver­trag ge­schlos­sen wor­den ist.
  2. Art. 10 II der Richt­li­nie 2008/48 ist da­hin aus­zu­le­gen, dass er nicht ver­langt, dass in ei­nem „ver­bun­de­nen Kre­dit­ver­trag“ i. S. von Art. 3 lit. n die­ser Richt­li­nie, der aus­schließ­lich der Fi­nan­zie­rung ei­nes Ver­trags über die Lie­fe­rung ei­nes Ge­gen­stands dient und vor­sieht, dass der Kre­dit­be­trag an den Ver­käu­fer die­ses Ge­gen­stands aus­ge­zahlt wird, an­ge­ge­ben wird, dass der Ver­brau­cher in Hö­he des aus­ge­zahl­ten Be­trags von sei­ner Ver­bind­lich­keit zur Zah­lung des Kauf­prei­ses be­freit ist und dass der Ver­käu­fer ihm, so­fern der Kauf­preis voll­stän­dig be­gli­chen ist, den ge­kauf­ten Ge­gen­stand aus­zu­hän­di­gen hat.
  3. Art. 10 II lit. l der Richt­li­nie 2008/48 ist da­hin aus­zu­le­gen, dass in dem Kre­dit­ver­trag der zum Zeit­punkt des Ab­schlus­ses die­ses Ver­trags gel­ten­de Satz der Ver­zugs­zin­sen in Form ei­nes kon­kre­ten Pro­zent­sat­zes an­zu­ge­ben und der Me­cha­nis­mus der An­pas­sung des Ver­zugs­zins­sat­zes kon­kret zu be­schrei­ben ist. Ha­ben die Par­tei­en des be­tref­fen­den Kre­dit­ver­trags ver­ein­bart, dass der Ver­zugs­zins­satz nach Maß­ga­be des von der Zen­tral­bank ei­nes Mit­glied­staats fest­ge­leg­ten und in ei­nem für je­der­mann leicht zu­gäng­li­chen Amts­blatt be­kannt ge­ge­be­nen Än­de­rung des Ba­sis­zins­sat­zes ge­än­dert wird, reicht ein Ver­weis im Kre­dit­ver­trag auf die­sen Ba­sis­zins­satz aus, so­fern die Me­tho­de zur Be­rech­nung des Sat­zes der Ver­zugs­zin­sen nach Maß­ga­be des Ba­sis­zins­sat­zes in die­sem Ver­trag be­schrie­ben wird. In­so­weit sind zwei Vor­aus­set­zun­gen zu be­ach­ten. Ers­tens muss die Dar­stel­lung die­ser Be­rech­nungs­me­tho­de für ei­nen Durch­schnitts­ver­brau­cher, der nicht über Fach­kennt­nis­se im Fi­nanz­be­reich ver­fügt, leicht ver­ständ­lich sein und es ihm er­mög­li­chen, den Ver­zugs­zins­satz auf der Grund­la­ge der An­ga­ben im Kre­dit­ver­trag zu be­rech­nen. Zwei­tens muss auch die Häu­fig­keit der Än­de­rung die­ses Ba­sis­zins­sat­zes, die sich nach den na­tio­na­len Be­stim­mun­gen rich­tet, in dem frag­li­chen Kre­dit­ver­trag an­ge­ge­ben wer­den.
  4. Art. 10 II lit. r der Richt­li­nie 2008/48 ist da­hin aus­zu­le­gen, dass im Kre­dit­ver­trag die Me­tho­de für die Be­rech­nung der bei vor­zei­ti­ger Rück­zah­lung des Dar­le­hens fäl­li­gen Ent­schä­di­gung in ei­ner kon­kre­ten und für ei­nen Durch­schnitts­ver­brau­cher leicht nach­voll­zieh­ba­ren Wei­se an­zu­ge­ben ist, so­dass die­ser die Hö­he der Vor­fäl­lig­keits­ent­schä­di­gung an­hand der in die­sem Ver­trag er­teil­ten In­for­ma­tio­nen be­stim­men kann.
  5. Art. 10 II der Richt­li­nie 2008/48 ist da­hin aus­zu­le­gen, dass er nicht ver­langt, dass im Kre­dit­ver­trag al­le Si­tua­tio­nen an­zu­ge­ben sind, in de­nen den Par­tei­en des Kre­dit­ver­trags ein Kün­di­gungs­recht nicht durch die­se Richt­li­nie, son­dern nur durch die na­tio­na­len Rechts­vor­schrif­ten zu­er­kannt wird.
  6. Art. 14 I der Richt­li­nie 2008/48 ist da­hin aus­zu­le­gen, dass er es dem Kre­dit­ge­ber ver­wehrt, sich ge­gen­über der Aus­übung des Wi­der­rufs­rechts ge­mäß die­ser Be­stim­mung durch den Ver­brau­cher auf den Ein­wand der Ver­wir­kung zu be­ru­fen, wenn ei­ne der in Art. 10 II die­ser Richt­li­nie vor­ge­se­he­nen zwin­gen­den An­ga­ben we­der im Kre­dit­ver­trag ent­hal­ten noch nach­träg­lich ord­nungs­ge­mäß mit­ge­teilt wor­den ist, un­ab­hän­gig da­von, ob der Ver­brau­cher von sei­nem Wi­der­rufs­recht Kennt­nis hat­te, oh­ne dass er die­se Un­kennt­nis zu ver­tre­ten hat.
  7. Die Richt­li­nie 2008/48 ist da­hin aus­zu­le­gen, dass der Kre­dit­ge­ber im Fall der Aus­übung des Wi­der­rufs­rechts ge­mäß Art. 14 I der Richt­li­nie 2008/48 durch den Ver­brau­cher kei­nen Rechts­miss­brauch an­neh­men darf, wenn ei­ne der in Art. 10 II die­ser Richt­li­nie vor­ge­se­he­nen zwin­gen­den An­ga­ben we­der im Kre­dit­ver­trag ent­hal­ten noch nach­träg­lich ord­nungs­ge­mäß mit­ge­teilt wor­den ist, un­ab­hän­gig da­von, ob der Ver­brau­cher von sei­nem Wi­der­rufs­recht Kennt­nis hat­te.
  8. Art. 10 II lit. t der Richt­li­nie 2008/48 ist da­hin aus­zu­le­gen, dass im Kre­dit­ver­trag die we­sent­li­chen In­for­ma­tio­nen über al­le dem Ver­brau­cher zur Ver­fü­gung ste­hen­den au­ßer­ge­richt­li­chen Be­schwer­de- oder Rechts­be­helfs­ver­fah­ren und ge­ge­be­nen­falls die mit die­sen Ver­fah­ren ver­bun­de­nen Kos­ten, dar­über, ob die Be­schwer­de oder der Rechts­be­helf per Post oder elek­tro­nisch ein­zu­rei­chen ist, über die phy­si­sche oder elek­tro­ni­sche Adres­se, an die die Be­schwer­de oder der Rechts­be­helf zu sen­den ist, und über die sons­ti­gen for­ma­len Vor­aus­set­zun­gen, de­nen die Be­schwer­de oder der Rechts­be­helf un­ter­liegt, an­zu­ge­ben sind. Was die­se In­for­ma­tio­nen be­trifft, reicht ein blo­ßer Ver­weis im Kre­dit­ver­trag auf ei­ne im In­ter­net ab­ruf­ba­re Ver­fah­rens­ord­nung oder auf ein an­de­res Schrift­stück oder Do­ku­ment, in dem die Mo­da­li­tä­ten der au­ßer­ge­richt­li­chen Be­schwer­de- und Rechts­be­helfs­ver­fah­ren fest­ge­legt sind, nicht aus.

EuGH (Sechs­te Kam­mer), Ur­teil vom 09.09.2021 – C-33/20, C-155/20 und C-187/20 (UK/Volks­wa­gen Bank GmbH u. a.)

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Ver­let­zung des An­spruchs auf recht­li­ches Ge­hör durch Nicht­be­rück­sich­ti­gung ei­nes er­heb­li­chen Be­weis­an­ge­bots

Ein Be­ru­fungs­ge­richt ver­letzt den An­spruch ei­nes Kraft­fahr­zeug­händ­lers auf recht­li­ches Ge­hör (Art. 103 I GG), wenn es zu Un­recht an­nimmt, der Händ­ler ha­be sein – un­ter Be­weis ge­stell­tes – erst­in­stanz­li­ches Vor­brin­gen, ei­ner sei­ner Mit­ar­bei­ter ha­be den Käu­fer ei­nes Ge­braucht­wa­gens vor Ab­schluss des Kauf­ver­trags aus­drück­lich auf ei­nen er­heb­li­chen Un­fall­scha­den des Fahr­zeugs hin­ge­wie­sen, in zwei­ter In­stanz „fal­len ge­las­sen“, und des­halb ge­hör­s­wid­rig den von dem Händ­ler dies­be­züg­lich an­ge­bo­te­nen Be­weis auf Ver­neh­mung sei­nes Mit­ar­bei­ters nicht er­hebt.

BGH, Be­schluss vom 08.09.2021 – VI­II ZR 258/20
(nach­fol­gend: OLG Naum­burg, Ur­teil vom 30.05.2022 – 2 U 195/19)

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