1. Die Be­triebs­er­laub­nis für ein Fahr­zeug er­lischt im Fal­le nach­träg­li­cher Ver­än­de­run­gen (hier: Mon­ta­ge nicht zu­ge­las­se­ner Fel­gen) nur dann, wenn die­se mit ei­nem ge­wis­sen Grad an Wahr­schein­lich­keit ei­ne Ge­fähr­dung für an­de­re Ver­kehrs­teil­neh­mer ver­ur­sa­chen. Da­bei ha­ben Be­hör­den und Ge­rich­te für je­den kon­kre­ten Ein­zel­fall zu er­mit­teln, ob die be­tref­fen­de Ver­än­de­rung ei­ne Ge­fähr­dung von Ver­kehrs­teil­neh­mern nicht nur für mög­lich er­schei­nen, son­dern er­war­ten lässt.
  2. Die Set­zung ei­ner Frist zur Nach­er­fül­lung ist nach § 326 V BGB nur dann ent­behr­lich, wenn bei­de Va­ri­an­ten der Nach­er­fül­lung un­mög­lich sind (im An­schluss an Se­nat, Urt. v. 07.06.2006 – VI­II ZR 209/05, BGHZ 168, 64 Rn. 17; Urt. v. 10.10.2007 – VI­II ZR 330/06, NJW 2008, 53 Rn. 23).
  3. Ob ein in der Vor­nah­me ei­ner nicht ge­neh­mig­ten nach­träg­li­chen Ver­än­de­rung an ei­nem Fahr­zeug lie­gen­der Sach­man­gel als ge­ring­fü­gig ein­zu­stu­fen und da­mit als un­er­heb­li­che Pflicht­ver­let­zung i. S. des § 323 V 2 BGB zu wer­ten ist, kann an­ge­sichts der in § 19 II, V StV­ZO an­ge­ord­ne­ten Rechts­fol­gen nicht los­ge­löst von den Vor­aus­set­zun­gen des § 19 II Nr. 2 StV­ZO be­ur­teilt wer­den.

BGH, Ur­teil vom 11.12.2019 – VI­II ZR 361/18
(nach­fol­gend: OLG Stutt­gart, Ur­teil vom 09.02.2021 – 10 U 46/18)

Sach­ver­halt: Der Klä­ger schloss am 16.11.2016 als Ver­brau­cher mit dem be­klag­ten Au­to­händ­ler ei­nen Kauf­ver­trag über ei­nen fünf Jah­re al­ten Pkw der Mar­ke BMW zum Preis von 31.750 € brut­to. Im schrift­li­chen Kauf­ver­trag fin­det sich un­ter an­de­rem der fol­gen­de Zu­satz:

„Inkl. 1 × Satz ge­brauch­te Win­ter­rä­der auf Alu­fel­gen (ABE [= All­ge­mei­ne Be­triebs­er­laub­nis] für Win­ter­rä­der wird nach­ge­reicht).“

Das Fahr­zeug wur­de dem Klä­ger nach Zah­lung des Kauf­prei­ses noch am sel­ben Tag mit acht­fa­cher Be­rei­fung über­ge­ben, wo­bei die Win­ter­rä­der mon­tiert wa­ren. Die Fel­gen der Win­ter­rei­fen stamm­ten nicht vom Her­stel­ler des Fahr­zeugs; viel­mehr wa­ren sie le­dig­lich mit ei­nem BMW-Em­blem ver­se­hen und für das ver­kauf­te Pkw-Mo­dell nicht zu­ge­las­sen.

Im Ju­ni 2016 stell­te der Klä­ger fest, dass bei sei­nem Fahr­zeug die hin­te­re Fe­de­rung nicht funk­tio­nier­te. Er un­ter­rich­te­te den Be­klag­ten hier­über, über­trug die­sem aber nicht die Be­he­bung des ge­rüg­ten Man­gels, son­dern ließ die Luft­fe­de­rung zwei Ta­ge spä­ter bei ei­nem Kfz-Meis­ter­be­trieb sei­ner Wahl aus­tau­schen. Hier­für fie­len Kos­ten in Hö­he von 981,45 € an, de­ren Er­stat­tung der Be­klag­te ab­lehn­te und die Teil der Kla­ge­for­de­rung sind.

Im Früh­jahr 2017 trat am Pkw des Klä­gers ein De­fekt am Tur­bo­la­der auf. Die­ser wur­de von dem Be­klag­ten er­setzt. Der Klä­ger macht gel­tend, der Be­klag­te ha­be ei­nen leis­tungs­stär­ke­ren und äl­te­ren Tur­bo­la­der ei­nes an­de­ren Her­stel­lers ein­ge­baut, wes­we­gen ei­ne ord­nungs­ge­mä­ße Nach­bes­se­rung nicht er­folgt sei.

Nach­dem ei­ne au­ßer­ge­richt­li­che Ei­ni­gung zwi­schen den Par­tei­en nicht zu­stan­de ge­kom­men war, er­klär­te der Klä­ger un­ter Be­zug­nah­me auf den bis­he­ri­gen Schrift­ver­kehr mit An­walts­schrei­ben vom 14.09.2017 den Rück­tritt vom Kauf­ver­trag und for­der­te den Be­klag­ten auf, ihm Zug um Zug ge­gen Rück­ga­be des Fahr­zeugs den Kauf­preis in Hö­he von 31.750 € ab­züg­lich ei­ner Nut­zungs­ent­schä­di­gung von 793,75 €, mit­hin 30.956,25 €, zu­rück­zu­zah­len so­wie ihm die An- und Ab­mel­de­kos­ten von ins­ge­samt 120 €, die an­ge­fal­le­nen Kos­ten für die Er­neue­rung der Luft­fe­der in Hö­he von 981,45 € so­wie au­ßer­ge­richt­li­che An­walts­kos­ten zu er­stat­ten.

Im No­vem­ber 2017 setz­te der Klä­ger dem Be­klag­ten per E-Mail ei­ne – zum Zeit­punkt der münd­li­chen Ver­hand­lung vor dem Land­ge­richt er­geb­nis­los ver­stri­che­ne – Frist zur Aus­hän­di­gung der All­ge­mei­nen Be­triebs­er­laub­nis für die Fel­gen der Win­ter­rä­der.

Mit sei­ner Kla­ge­schrift vom 14.09.2017 hat der Klä­ger Zah­lung von 32.057,70 € nebst Zin­sen, Zug um Zug ge­gen Rück­ga­be des Fahr­zeugs, Fest­stel­lung des An­nah­me­ver­zugs des Be­klag­ten und Er­stat­tung vor­ge­richt­li­cher An­walts­kos­ten von 1.474,89 € nebst Zin­sen ver­langt. Das Land­ge­richt hat die Kla­ge ab­ge­wie­sen.

Nach Er­lass des erst­in­stanz­li­chen Ur­teils hat der Klä­ger mit An­walts­schrift­satz vom 19.02.2017 er­neut den Rück­tritt vom Kauf­ver­trag er­klärt und die­sen nun­mehr aus­drück­lich dar­auf ge­stützt, dass der Be­klag­te die an­ge­for­der­te All­ge­mei­ne Be­triebs­er­laub­nis für die Fel­gen der Win­ter­rä­der nicht vor­ge­legt ha­be. In sei­ner Be­ru­fungs­be­grün­dung hat er die­se Rück­tritts­er­klä­rung wie­der­holt. Das Ober­lan­des­ge­richt hat die Be­ru­fung des Klä­gers zu­rück­ge­wie­sen.

Mit der da­ge­gen ge­rich­te­ten Re­vi­si­on hat der Klä­ger sein Kla­ge­be­geh­ren in vol­ler Hö­he wei­ter­ver­folgt, sein Zah­lungs­ver­lan­gen aber nur noch die feh­len­de All­ge­mei­ne Be­triebs­er­laub­nis für die Fel­gen der Win­ter­rä­der ge­stützt. Das Rechts­mit­tel hat­te Er­folg.

Aus den Grün­den: [10]   I. Das Be­ru­fungs­ge­richt hat zur Be­grün­dung sei­ner Ent­schei­dung – so­weit für das Re­vi­si­ons­ver­fah­ren von In­ter­es­se – im We­sent­li­chen aus­ge­führt:

[11]   Der Klä­ger sei nicht wirk­sam vom Kauf­ver­trag zu­rück­ge­tre­ten. Er ha­be da­her kei­nen An­spruch ge­mäß §§ 434, 437 Nr. 2 Fall 1, §§ 440, 323, 346 I BGB auf Zah­lung von 32.057,70 € nebst Zin­sen, Zug um Zug ge­gen Rück­ga­be des Fahr­zeugs. Der auf Fest­stel­lung des An­nah­me­ver­zugs des Be­klag­ten ge­rich­te­te An­trag des Klä­gers sei dem­zu­fol­ge eben­falls un­be­grün­det. Auch An­sprü­che auf Er­satz der An- und Ab­mel­de­ge­büh­ren so­wie der Kos­ten für die Re­pa­ra­tur der Luft­fe­de­rung und auf Er­stat­tung au­ßer­ge­richt­li­cher An­walts­kos­ten be­stün­den nicht.

[12]   Das er­wor­be­ne Fahr­zeug ha­be zwar be­reits zum Zeit­punkt des Ge­fahr­über­gangs ei­nen Sach­man­gel auf­ge­wie­sen, weil die Fel­gen der mon­tier­ten Win­ter­rä­der nicht über ei­ne All­ge­mei­ne Be­triebs­er­laub­nis für das Fahr­zeug­mo­dell ver­fügt hät­ten. Ein sol­cher lie­ge un­ab­hän­gig da­von vor, wel­che Aus­wir­kun­gen die Mon­ta­ge von für den Fahr­zeug­typ nicht zu­ge­las­se­nen Fel­gen auf die All­ge­mei­ne Be­triebs­er­laub­nis des Fahr­zeugs ha­be. Denn der Käu­fer ei­nes Pkw ha­be grund­sätz­lich An­spruch dar­auf, dass nicht nur das Fahr­zeug, son­dern auch sämt­li­che ein- oder an­ge­bau­ten Tei­le i. S. von § 19 III StV­ZO über ei­ne All­ge­mei­ne Be­triebs­er­laub­nis ver­füg­ten. Die­sen An­spruch ha­be der Be­klag­te aber nicht er­füllt. Denn er ha­be nicht – wie ver­ein­bart – die All­ge­mei­ne Be­triebs­er­laub­nis für die Fel­gen der Win­ter­rä­der nach­ge­reicht. Viel­mehr ha­be er mit An­walts­schrei­ben vom 06.02.2018 ei­ne All­ge­mei­ne Be­triebs­er­laub­nis für die von dem Klä­ger mit­ge­teil­te Fel­gen­num­mer KBA 48605 vor­ge­legt, wo­bei sich zu­gleich aus dem bei­ge­füg­ten Gut­ach­ten des TÜV Pfalz er­ge­ben ha­be, dass Fel­gen mit der KBA-Num­mer 48605 nicht für das vom Klä­ger er­wor­be­ne Fahr­zeug zu­ge­las­sen sei­en.

[13]   Auf die­sen Man­gel ge­stützt ha­be der Klä­ger mit Schrift­satz vom 19.02.2018 und in der Be­ru­fungs­be­grün­dung den Rück­tritt vom Kauf­ver­trag er­klärt. Hier­bei ha­be es sich nicht um neu­es Vor­brin­gen ge­han­delt, das ge­mäß § 531 II Nr. 2 ZPO nicht zu­zu­las­sen sei. Denn der Klä­ger ha­be, al­ler­dings oh­ne Nen­nung von Män­geln, be­reits mit An­walts­schrei­ben vom 14.09.2017 den Rück­tritt er­klärt.

[14]   Der Rück­tritt schei­te­re auch nicht dar­an, dass der Klä­ger den Be­klag­ten nicht zur Nach­er­fül­lung auf­ge­for­dert ha­be. Grund­sätz­lich kön­ne ein Käu­fer zwar we­gen ei­nes Sach­man­gels erst dann vom Kauf­ver­trag zu­rück­tre­ten, wenn ei­ne dem Ver­käu­fer ge­setz­te an­ge­mes­se­ne Frist zur Nach­er­fül­lung er­folg­los ver­stri­chen sei. Das frucht­lo­se Set­zen ei­ner an­ge­mes­se­nen Nach­er­fül­lungs­frist sei vor­lie­gend aber ent­behr­lich ge­we­sen, weil die Nach­er­fül­lung un­mög­lich sei. Da für die mit dem Fahr­zeug ver­kauf­ten Fel­gen für die Win­ter­rä­der ei­ne All­ge­mei­ne Be­triebs­er­laub­nis nicht be­ste­he, sei es ob­jek­tiv un­mög­lich, die­sen Man­gel zu be­he­ben. Dann be­dür­fe es aber kei­ner Frist­set­zung zur Nach­er­fül­lung (vgl. § 326 V BGB, § 323 BGB).

[15]   Der Rück­tritt des Klä­gers sei je­doch aus­ge­schlos­sen, weil der Man­gel als ge­ring­fü­gig ein­zu­stu­fen sei und da­mit ei­ne nicht zum Rück­tritt be­rech­ti­gen­de un­er­heb­li­che Pflicht­ver­let­zung i. S. der § 437 Nr. 2 Fall 1, § 323 V 2 BGB vor­lie­ge. Die Be­ur­tei­lung, ob ei­ne Pflicht­ver­let­zung zum maß­geb­li­chen Zeit­punkt der Rück­tritts­er­klä­rung un­er­heb­lich sei, er­for­de­re nach der Recht­spre­chung des BGH ei­ne um­fas­sen­de In­ter­es­sen­ab­wä­gung auf der Grund­la­ge der Um­stän­de des Ein­zel­falls. Da­bei in­di­zie­re in der Re­gel ein Ver­stoß ge­gen ei­ne Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung die Er­heb­lich­keit ei­ner Pflicht­ver­let­zung. Auch sei ei­ne den Rück­tritt aus­schlie­ßen­de un­er­heb­li­che Pflicht­ver­let­zung in der Re­gel zu ver­nei­nen, wenn der Ver­käu­fer den Käu­fer über das Vor­lie­gen ei­nes Man­gels arg­lis­tig ge­täuscht ha­be.

[16]   Im Rah­men der ge­bo­te­nen In­ter­es­sen­ab­wä­gung sei grund­sätz­lich nicht auf das Aus­maß der Funk­ti­ons­be­ein­träch­ti­gung, son­dern auf die Kos­ten der Män­gel­be­sei­ti­gung ab­zu­stel­len. Von ei­ner Ge­ring­fü­gig­keit ei­nes be­heb­ba­ren Man­gels und da­mit von ei­ner Un­er­heb­lich­keit ei­ner Pflicht­ver­let­zung sei in der Re­gel aus­zu­ge­hen, wenn die Kos­ten der Man­gel­be­sei­ti­gung im Ver­hält­nis zum Kauf­preis ge­ring­fü­gig sei­en. Das sei re­gel­mä­ßig dann nicht der Fall, wenn der Man­gel­be­sei­ti­gungs­auf­wand mehr als fünf Pro­zent des Kauf­prei­ses be­tra­ge. So­lan­ge je­doch die Ur­sa­che ei­nes auf­ge­tre­te­nen Man­gel­sym­ptoms un­klar sei, las­se sich nicht ab­schät­zen, ob über­haupt und mit wel­chem Auf­wand die Ur­sa­che auf­ge­fun­den und in der Fol­ge be­sei­tigt wer­den kön­ne. In die­ser Si­tua­ti­on kön­ne die Ge­ring­fü­gig­keit ei­nes Man­gels des­halb in der Re­gel nur an der von dem Man­gel­sym­ptom aus­ge­hen­den Funk­ti­ons­be­ein­träch­ti­gung ge­mes­sen wer­den. Auch bei ei­nem un­be­heb­ba­ren Man­gel kön­ne bei der Be­ur­tei­lung, ob der Man­gel als ge­ring­fü­gig an­zu­se­hen sei, na­tur­ge­mäß nicht auf den Man­gel­be­sei­ti­gungs­auf­wand ab­ge­stellt wer­den. Viel­mehr kom­me in ei­nem sol­chen Fall im Rah­men der um­fas­sen­den In­ter­es­sen­ab­wä­gung der mit dem Man­gel be­zie­hungs­wei­se dem Man­gel­sym­ptom ein­her­ge­hen­den Funk­ti­ons­be­ein­träch­ti­gung ei­ne maß­geb­li­che Rol­le zu.

[17]   Ge­mes­sen an die­sen Maß­stä­ben sei der Um­stand, dass die Fel­gen der Win­ter­rä­der nicht für das Fahr­zeug des Klä­gers zu­ge­las­sen sei­en, als un­er­heb­li­che Pflicht­ver­let­zung ein­zu­stu­fen. Der Be­wer­tung des OLG Bam­berg, das be­reits die Nicht­ab­ga­be ei­ner Be­stä­ti­gung ge­mäß § 19 StV­ZO über die Zu­läs­sig­keit mon­tier­ter Rä­der als nicht un­er­heb­li­che Pflicht­ver­let­zung i. S. von § 323 V 2 BGB an­ge­se­hen ha­be, sei nicht zu fol­gen. Die­se Sicht­wei­se be­rück­sich­ti­ge nicht hin­rei­chend den (ge­rin­gen) Um­fang der Funk­ti­ons­be­ein­träch­ti­gung.

[18]   Zwar in­di­zie­re das Feh­len ei­ner All­ge­mei­nen Be­triebs­er­laub­nis für die Fel­gen der Win­ter­rä­der des in Fra­ge ste­hen­den Fahr­zeug­mo­dells grund­sätz­lich die Er­heb­lich­keit des Man­gels. Ein Käu­fer müs­se sich im Grund­satz nicht dar­auf ver­wei­sen las­sen, ein Fahr­zeug zu nut­zen, das mit Tei­len ver­se­hen sei, die kei­ne All­ge­mei­ne Be­triebs­er­laub­nis für das er­wor­be­ne Mo­dell be­sä­ßen. Je­doch sei auch zu be­rück­sich­ti­gen, dass die Rä­der ei­nes Pkw pro­blem­los ge­wech­selt wer­den könn­ten. Eben­so wie es oh­ne Wei­te­res mög­lich sei, je nach Jah­res­zeit Win­ter- be­zie­hungs­wei­se Som­mer­rei­fen zu mon­tie­ren, kön­ne der Klä­ger die Win­ter­rei­fen an­statt auf die von dem Be­klag­ten er­wor­be­nen Fel­gen auf gleich­ar­ti­ge Fel­gen auf­zie­hen las­sen, die über ei­ne All­ge­mei­ne Be­triebs­er­laub­nis für das Fahr­zeug ver­füg­ten.

[19]   Es sei­en kei­ne An­halts­punk­te da­für er­sicht­lich und vom Klä­ger auch nicht vor­ge­tra­gen, dass er das Fahr­zeug ge­ra­de we­gen der auf die vor­han­de­nen Fel­gen auf­ge­zo­ge­nen Win­ter­rä­der er­wor­ben ha­be. Bei sei­ner An­hö­rung vor dem Be­ru­fungs­ge­richt ha­be er an­ge­ge­ben, er ha­be zwar ur­sprüng­lich Fel­gen des Her­stel­lers BMW er­hal­ten wol­len, ha­be aber bei Ver­trags­ab­schluss ge­wusst, dass es sich bei den Fel­gen nicht um Ori­gi­nal­fel­gen von BMW ge­han­delt ha­be. Er ha­be den Kauf aber hier­an nicht schei­tern las­sen wol­len. Der Klä­ger ha­be sich bei sei­ner An­hö­rung nicht da­hin ge­hend ge­äu­ßert, dass es ihm just auf den Er­halt der Fel­gen mit der KBA-Num­mer 48605 an­ge­kom­men sei. Viel­mehr ha­be er le­dig­lich dar­auf Wert ge­legt, dass die Fel­gen über ei­ne All­ge­mei­ne Be­triebs­er­laub­nis für das Fahr­zeug­mo­dell ver­füg­ten. An­ge­sichts die­ser Um­stän­de, ins­be­son­de­re der Mög­lich­keit, das Fahr­zeug pro­blem­los mit zu­ge­las­se­nen, im op­ti­schen Er­schei­nungs­bild ähn­li­chen Fel­gen zu ver­se­hen, kön­ne da­her nicht von ei­ner er­heb­li­chen Funk­ti­ons­be­ein­träch­ti­gung aus­ge­gan­gen wer­den.

[20]   Der Be­ru­fungs­se­nat schät­ze ge­mäß § 287 ZPO un­ter Rück­griff auf all­ge­mein im In­ter­net zu­gäng­li­che Prei­se die Kos­ten für den Er­werb neu­er, ver­gleich­ba­rer Fel­gen ein­schließ­lich des Auf­wands für das Auf­zie­hen der Rei­fen und für die Mon­ta­ge­ar­bei­ten auf we­ni­ger als 1.587,50 €, al­so auf we­ni­ger als fünf Pro­zent des Kauf­prei­ses. Der Klä­ger wer­de durch den da­mit ge­ge­be­nen Aus­schluss ei­nes Rück­tritts auch nicht recht­los ge­stellt, denn er kön­ne bei­spiels­wei­se ge­mäß § 437 Nr. 2 Fall 2, § 441 BGB den Kauf­preis min­dern oder nach § 437 Nr. 3 Fall 1, §§ 440, 311a II, 281 I  3 BGB den so­ge­nann­ten klei­nen Scha­dens­er­satz gel­tend ma­chen.

[21]   Ent­ge­gen der Auf­fas­sung des Klä­gers sei ei­ne er­heb­li­che Pflicht­ver­let­zung auch nicht des­we­gen an­zu­neh­men, weil sich der Be­klag­te arg­lis­tig ver­hal­ten hät­te. Al­lein der Um­stand, dass der Be­klag­te sich im Kauf­ver­trag ver­pflich­tet ha­be, die All­ge­mei­ne Be­triebs­er­laub­nis für die Fel­gen der Win­ter­rä­der nach­zu­rei­chen, ver­mö­ge ein arg­lis­ti­ges Ver­hal­ten nicht zu be­grün­den. Ins­be­son­de­re er­ge­be sich dar­aus ge­ra­de nicht, dass der Be­klag­te bei Ver­trags­schluss ge­wusst oder da­mit ge­rech­net ha­be, dass die Fel­gen der Win­ter­rä­der nicht über ei­ne All­ge­mei­ne Be­triebs­er­laub­nis für das in­fra­ge ste­hen­de Fahr­zeug­mo­dell ver­fügt hät­ten. Viel­mehr sei da­von aus­zu­ge­hen, dass der Be­klag­te, auch wenn es sich bei ihm um ei­nen ge­werb­li­chen Fahr­zeug­händ­ler han­de­le, über­zeugt ge­we­sen sei, die Fel­gen sei­en für den Fahr­zeug­typ zu­ge­las­sen, wes­we­gen die Über­sen­dung der All­ge­mei­nen Be­triebs­er­laub­nis ei­ne rei­ne Form­sa­che sei.

[22]   II. Die­se Be­ur­tei­lung hält recht­li­cher Nach­prü­fung nicht stand. Mit der vom Be­ru­fungs­ge­richt ge­ge­be­nen Be­grün­dung kön­nen aus dem im Re­vi­si­ons­ver­fah­ren al­lein noch gel­tend ge­mach­ten Man­gel ei­ner feh­len­den All­ge­mei­nen Be­triebs­er­laub­nis für die Fel­gen der Win­ter­rä­der An­sprü­che des Klä­gers auf Rück­zah­lung des Kauf­prei­ses (ab­züg­lich ei­ner Nut­zungs­ent­schä­di­gung) ge­mäß §§ 434, 437 Nr. 2 Fall 1, §§ 323, 346 I BGB nicht ver­neint wer­den. Da­mit ist auch der Ab­wei­sung sei­nes An­trags auf Fest­stel­lung des An­nah­me­ver­zugs des Be­klag­ten die Grund­la­ge ent­zo­gen. Schließ­lich kön­nen auch An­sprü­che des Klä­gers auf Er­satz frus­trier­ter Auf­wen­dun­gen in Form der An­mel­de­kos­ten für das Fahr­zeug und in Ge­stalt des Re­pa­ra­tur­auf­wands für den vor den er­folg­ten Rück­tritts­er­klä­run­gen be­ho­be­nen De­fekt an der Luft­fe­de­rung nach § 437 Nr. 3 Fall 2, §§ 284, 325 BGB (auch sol­che sind von der Vor­schrift des § 325 BGB er­fasst – BGH, Urt. v. 20.07.2005 – VI­II ZR 275/04, BGHZ 163, 381, 385; Urt. v. 24.03.2006 – V ZR 173/05, BGHZ 167, 19 Rn. 16) be­zie­hungs­wei­se – im Fal­le ei­ner an­fäng­li­chen Un­mög­lich­keit der Nach­er­fül­lung – nach § 437 Nr. 3 Fall 1, §§ 311a II, 325 BGB (vgl. hier­zu Se­nat, Urt. v. 22.06.2005 – VI­II ZR 281/04, NJW 2005, 2852 un­ter III 1 c, 2 a) und auf Er­satz der Ab­mel­de­kos­ten ge­mäß § 437 Nr. 3 Fall 1, §§ 280 I, III, 281 I 1, 2, II BGB, § 325 BGB oder nach § 437 Nr. 3 Fall 1, § 311a II, § 325 BGB so­wie auf Er­stat­tung vor­ge­richt­li­cher An­walts­kos­ten ge­mäß §§ 280 I, II, 286, 288 IV BGB mit der vom Be­ru­fungs­ge­richt ge­ge­be­nen Be­grün­dung nicht aus­ge­schlos­sen wer­den. Um­ge­kehrt sind dem Be­ru­fungs­ge­richt aber auch zu­guns­ten des Klä­gers, näm­lich bei der Ent­behr­lich­keit der nach § 323 I BGB grund­sätz­lich für ei­nen Rück­tritt er­for­der­li­chen Frist­set­zung zur Nach­er­fül­lung, Rechts­feh­ler un­ter­lau­fen und hat es des­we­gen er­for­der­li­che Fest­stel­lun­gen nicht ge­trof­fen.

[23]   1. Das Be­ru­fungs­ge­richt hat die Re­vi­si­on wirk­sam nur be­schränkt auf mög­li­che sich aus dem Feh­len der All­ge­mei­nen Be­triebs­er­laub­nis für die Fel­gen der Win­ter­rä­der des ver­äu­ßer­ten Fahr­zeugs er­ge­ben­de An­sprü­che zu­ge­las­sen.

[24]   a) Es hat zwar ei­ne Be­schrän­kung sei­ner Re­vi­si­ons­zu­las­sung nicht im Te­nor des Be­ru­fungs­ur­teils aus­ge­spro­chen. Ei­ne sol­che kann sich je­doch auch aus den Ur­teils­grün­den er­ge­ben. Es ent­spricht der stän­di­gen Recht­spre­chung des BGH, dass die Ent­schei­dungs­for­mel im Lich­te der Ur­teils­grün­de aus­zu­le­gen und des­halb von ei­ner be­schränk­ten Re­vi­si­ons­zu­las­sung aus­zu­ge­hen ist, wenn sich dies aus den Grün­den des Ur­teils klar er­gibt. Das ist re­gel­mä­ßig dann an­zu­neh­men, wenn sich die vom Be­ru­fungs­ge­richt als zu­las­sungs­re­le­vant an­ge­se­he­ne Fra­ge nur für ei­nen ein­deu­tig ab­grenz­ba­ren selbst­stän­di­gen Teil des Streitstoffs stellt, der Ge­gen­stand ei­nes Teil­ur­teils oder ei­nes ein­ge­schränkt ein­ge­leg­ten Rechts­mit­tels sein kann (vgl. nur Se­nat, Urt. v. 05.12.2018 – VI­II ZR 67/18, ju­ris Rn. 17; Urt. v. 16.01.2019 – VI­II ZR 173/17, NJW-RR 2019, 787 Rn. 11; je­weils m. w. Nachw.).

[25]   So ver­hält es sich auch hier. Das Be­ru­fungs­ge­richt hat die Zu­las­sung der Re­vi­si­on mit der aus sei­ner Sicht be­ste­hen­den Klä­rungs­be­dürf­tig­keit der Fra­ge be­grün­det, ob trotz Vor­lie­gens ei­nes un­be­heb­ba­ren Man­gels der Rück­tritt we­gen Un­er­heb­lich­keit aus­ge­schlos­sen ist. Die­se Fra­ge stellt sich aber nur bei der Prü­fung der Be­grün­det­heit des auf das Feh­len ei­ner All­ge­mei­nen Be­triebs­er­laub­nis für die Fel­gen der Win­ter­rä­der ge­stütz­ten Rück­tritts. Sie spielt da­ge­gen kei­ne Rol­le bei Ge­währ­leis­tungs­an­sprü­chen, die auf den im Be­ru­fungs­ver­fah­ren eben­falls (noch) gel­tend ge­mach­ten Man­gel ei­ner un­zu­rei­chen­den Be­he­bung des De­fekts am Tur­bo­la­der ge­stützt wor­den sind. Streng ge­nom­men stellt sich die vom Be­ru­fungs­ge­richt als grund­sätz­lich be­wer­te­te Rechts­fra­ge der Un­er­heb­lich­keit ei­ner Pflicht­ver­let­zung (§ 323 V 2 BGB) auch nicht bei den er­gän­zend zu den An­sprü­chen aus Rück­tritt (§ 346 I BGB) we­gen feh­len­der All­ge­mei­ner Be­triebs­er­laub­nis der Fel­gen er­ho­be­nen An­sprü­chen auf Er­satz frus­trier­ter Auf­wen­dun­gen (An­mel­de- und Re­pa­ra­tur­kos­ten für die Re­pa­ra­tur der Luft­fe­de­rung) nach § 284 BGB und auf Er­satz der Ab­mel­de­kos­ten nach §§ 280 I, III, 281 I, II BGB. Da­bei han­delt es sich aber um An­sprü­che, die in ei­nem solch en­gen Zu­sam­men­hang mit dem Rück­tritts­ver­lan­gen ste­hen, dass sich aus den Ur­teils­grün­den nicht mit der ge­bo­te­nen Klar­heit er­gibt, die Re­vi­si­on sol­le in­so­weit nicht zu­ge­las­sen wer­den.

[26]   Von die­sem Ver­ständ­nis ge­hen – un­aus­ge­spro­chen – auch die Par­tei­en im Re­vi­si­ons­ver­fah­ren aus. Die Re­vi­si­on will in vol­ler Hö­he (und nicht nur hin­sicht­lich der – um ei­ne Nut­zungs­ent­schä­di­gung ge­kürz­ten – Rück­zah­lung des Kauf­prei­ses) ei­ne Ver­ur­tei­lung des Be­klag­ten er­rei­chen, greift aber nur die Ab­wei­sung der An­sprü­che an, die sich auf das vom Klä­ger be­an­stan­de­te Feh­len der All­ge­mei­nen Be­triebs­er­laub­nis für die Au­to­fel­gen grün­den. Auch die Re­vi­si­ons­er­wi­de­rung be­schränkt sich auf die­sen Streitstoff.

[27]   b) Die Be­schrän­kung der Re­vi­si­ons­zu­las­sung ist auch wirk­sam. Denn bei An­sprü­chen, die auf das Feh­len ei­ner All­ge­mei­nen Be­triebs­er­laub­nis für die Fel­gen der Win­ter­rä­der des Fahr­zeugs des Klä­gers ge­stützt sind, han­delt es sich um ei­nen selbst­stän­di­gen Teil des Streitstoffs in dem Sin­ne, dass die­ser in tat­säch­li­cher und recht­li­cher Hin­sicht un­ab­hän­gig von dem üb­ri­gen Streitstoff be­ur­teilt wer­den und (auch) im Fal­le ei­ner Zu­rück­ver­wei­sung kein Wi­der­spruch zum nicht an­fecht­ba­ren Teil des Streitstoffs auf­tre­ten kann (vgl. nur Se­nat, Urt. v. 05.12.2018 – VI­II ZR 67/18, ju­ris Rn. 19; Urt. v. 16.01.2019 – VI­II ZR 173/17, NJW-RR 2019, 787 Rn. 13; je­weils m. w. Nachw.). Denn die im Be­ru­fungs­ver­fah­ren noch zu­sätz­lich gel­tend ge­mach­ten, auf ei­ne aus Sicht des Klä­gers un­zu­rei­chen­de Be­he­bung des De­fekts am Tur­bo­la­der grün­den­den Ge­währ­leis­tungs­an­sprü­che be­tref­fen ei­nen an­de­ren Man­gel.

[28]   2. Rechts­feh­ler­haft hat das Be­ru­fungs­ge­richt an­ge­nom­men, der Klä­ger ha­be we­gen des von ihm ge­rüg­ten Feh­lens ei­ner All­ge­mei­nen Be­triebs­er­laub­nis für die mit­ver­kauf­ten Fel­gen der Win­ter­rä­der nicht wirk­sam den Rück­tritt er­klärt, so­dass ihm die gel­tend ge­mach­ten Ge­währ­leis­tungs­an­sprü­che (und ein An­spruch auf Er­stat­tung der au­ßer­ge­richt­li­chen An­walts­kos­ten) nicht zu­stün­den.

[29]   a) Im Er­geb­nis zu­tref­fend hat das Be­ru­fungs­ge­richt al­ler­dings das Vor­lie­gen ei­nes Sach­man­gels (§ 434 I BGB) bei Über­ga­be des Fahr­zeugs im Hin­blick dar­auf be­jaht, dass die mit­ver­kauf­ten Fel­gen der zu die­sem Zeit­punkt am Fahr­zeug mon­tier­ten Win­ter­rä­der nicht über ei­ne All­ge­mei­ne Be­triebs­er­laub­nis ver­füg­ten.

[30]   aa) Zwar führt das Feh­len ei­ner All­ge­mei­nen Be­triebs­er­laub­nis (§ 20 StV­ZO) be­züg­lich der Fel­gen (vgl. § 22 StV­ZO), für die – was im Re­vi­si­ons­ver­fah­ren man­gels ge­gen­tei­li­ger Fest­stel­lun­gen des Be­ru­fungs­ge­richts zu un­ter­stel­len ist – auch ei­ne Ein­zel­be­triebs­er­laub­nis nach §§ 21, 22 II 4 StV­ZO oder ein Nach­trag zur Be­triebs­er­laub­nis des Fahr­zeugs (§ 22 III, § 19 III Nr. 1 lit. b StV­ZO) nicht vor­la­gen, nicht oh­ne Wei­te­res da­zu, dass ge­mäß § 19 II 2 Nr. 2 StV­ZO die Be­triebs­er­laub­nis für das Fahr­zeug er­lischt. Viel­mehr setzt dies vor­aus, dass die – mit der Nut­zung nicht zu­ge­las­se­ner Fel­gen für die Win­ter­rä­der ver­bun­de­ne – nach­träg­li­che Ver­än­de­rung mit ei­nem ge­wis­sen Grad an Wahr­schein­lich­keit ei­ne Ge­fähr­dung für an­de­re Ver­kehrs­teil­neh­mer ver­ur­sacht (vgl. VGH Ba­den-Würt­tem­berg, Urt. v. 31.05.2011 – 10 S 1857/09, ju­ris Rn. 27, 29 [zur Um­rüs­tung ei­nes Mo­tor­rads mit Car­bon­rä­dern]; KG, Urt. v. 27.03.1998 – 2 Ss 341/973 Ws (B) 76/98, ju­ris Rn. 7, 9).

[31]   Aus­weis­lich der Ge­set­zes­ma­te­ria­li­en ist we­der die Ver­än­de­rung von Fahr­zeug­tei­len, de­ren Be­schaf­fen­heit vor­ge­schrie­ben ist, noch die blo­ße Mög­lich­keit ei­ner Ge­fähr­dung aus­rei­chend, um die Be­triebs­er­laub­nis ge­mäß § 19 II 2 Nr. 2 StV­ZO er­lö­schen zu las­sen (BR-Drs. 629/93, S. 17; VGH Ba­den-Würt­tem­berg, Urt. v. 31.05.2011 – 10 S 1857/09, ju­ris Rn. 31; vgl. auch KG, Urt. v. 27.03.1998 – 2 Ss 341/973 Ws (B) 76/98, ju­ris Rn. 7, 9). Dem steht der Grund­satz der Ver­hält­nis­mä­ßig­keit ent­ge­gen (BR-Drs. 629/93, S. 17). Er­for­der­lich ist da­her, dass durch die nach­träg­li­che Ver­än­de­rung mit ei­nem ge­wis­sen Grad an Wahr­schein­lich­keit ei­ne Ge­fähr­dung für an­de­re Ver­kehrs­teil­neh­mer ge­schaf­fen wird (VGH Ba­den-Würt­tem­berg, Urt. v. 31.05.2011 – 10 S 1857/09, ju­ris Rn. 31; OLG Köln, Beschl. v. 07.02.1997 – Ss 11/97 (Z), NZV 1997, 283, 284; KG, Urt. v. 27.03.1998 – 2 Ss 341/973 Ws (B) 76/98, ju­ris Rn. 9; OLG Düs­sel­dorf, Beschl. v. 25.07.1995 – 5 Ss (OWi) 284/95(OWi) 111/95 I, NZV 1996, 40, 41). Da­bei lässt sich das Maß der für ein Er­lö­schen der Be­triebs­er­laub­nis er­for­der­li­chen Ge­fahr nicht abs­trakt und ab­so­lut be­stim­men. Denn der zu for­dern­de Wahr­schein­lich­keits­grad hängt von der Be­deu­tung der ge­fähr­de­ten Rechts­gü­ter und dem Aus­maß des mög­li­chen Scha­dens ab (VGH Ba­den-Würt­tem­berg, Urt. v. 31.05.2011 – 10 S 1857/09, ju­ris Rn. 32). Be­hör­den und Ge­rich­te ha­ben da­her für je­den kon­kre­ten Ein­zel­fall zu er­mit­teln, ob die be­tref­fen­de Ver­än­de­rung sei es durch un­sach­ge­mä­ßen An­bau ei­nes an sich un­ge­fähr­li­chen Fahr­zeug­teils, sei es durch den Be­trieb ei­nes sach­ge­recht an­ge­bau­ten, aber ge­fähr­li­chen Teils ei­ne Ge­fähr­dung von Ver­kehrs­teil­neh­mern nicht nur für mög­lich er­schei­nen, son­dern er­war­ten lässt (VGH Ba­den-Würt­tem­berg, Urt. v. 31.05.2011 – 10 S 1857/09, ju­ris Rn. 31, 32; OLG Köln, Beschl. v. 07.02.1997 – Ss 11/97 (Z), NZV 1997, 283, 284).

[32]   bb) Die ver­ein­zelt von Zi­vil­ge­rich­ten ver­tre­te­ne Auf­fas­sung, die Vor­aus­set­zun­gen des § 19 II 2 Nr. 2 StV­ZO sei­en re­gel­mä­ßig er­füllt, wenn Än­de­run­gen vor­ge­nom­men wür­den, die das Fahr­ver­hal­ten be­ein­fluss­ten, was bei Än­de­run­gen an Rei­fen, Fel­gen und Fahr­zeug­werk oh­ne Wei­te­res der Fall sei (OLG Bam­berg, Urt. v. 02.03.2005 – 3 U 129/04, DAR 2005, 619), trifft da­her nicht zu. Es mag zwar sein, dass bei Ver­än­de­run­gen an den Rä­dern ei­nes Fahr­zeugs ein In­diz für ei­ne zu er­war­ten­de Ge­fähr­dung von Ver­kehrs­teil­neh­mern be­steht, weil sie für die Ver­kehrs­si­cher­heit von be­son­de­rer Be­deu­tung sind (KG, Urt. v. 27.03.1998 – 2 Ss 341/973 Ws (B) 76/98, ju­ris Rn. 9). Gleich­wohl setzt die er­for­der­li­che Pro­gno­se der Wahr­schein­lich­keit ei­ner Ge­fähr­dung der Ver­kehrs­teil­neh­mer Fest­stel­lun­gen zu Art und Typ der ge­än­der­ten Be­rei­fung, zu Art und Um­fang der Ab­wei­chung vom Ori­gi­nal­zu­stand und zu dem Ein­fluss der Ab­wei­chung auf die Ver­kehrs­si­cher­heit vor­aus (KG, Urt. v. 27.03.1998 – 2 Ss 341/973 Ws (B) 76/98, ju­ris Rn. 9).

[33]   b) Je­doch führt der Um­stand, dass man­gels kon­kre­ter Fest­stel­lun­gen ei­ne Ge­fähr­dung der Ver­kehrs­teil­neh­mer i. S. des § 19 II 2 Nr. 2 StV­ZO durch die Mon­ta­ge der mit nicht zu­ge­las­se­nen Fel­gen ver­se­he­nen Win­ter­rä­der und da­mit ein Er­lö­schen der Be­triebs­er­laub­nis des Fahr­zeugs nicht fest­steht, nicht da­zu, dass das Vor­lie­gen ei­nes Sach­man­gels nach § 434 I BGB zu ver­nei­nen wä­re.

[34]   aa) Da­bei kann da­hin­ste­hen, ob dies – wie das Be­ru­fungs­ge­richt meint – be­reits aus der von ihm un­aus­ge­spro­chen an­ge­wen­de­ten Vor­schrift des § 434 I 2 Nr. 2 BGB folgt. Nach Auf­fas­sung des Be­ru­fungs­ge­richts hat der Käu­fer ei­nes ge­brauch­ten Pkw grund­sätz­lich An­spruch dar­auf, dass das Fahr­zeug und sämt­li­che ein- und aus­ge­bau­ten Tei­le i. S. von § 19 III StV­ZO über ei­ne Be­triebs­er­laub­nis ver­fü­gen. Da­her lie­ge ein Sach­man­gel un­ab­hän­gig da­von vor, ob durch die Mon­ta­ge nicht zu­ge­las­se­ner Tei­le die Be­triebs­er­laub­nis für das Fahr­zeug er­lö­sche oder nicht. Die­se An­sicht ist nicht un­be­denk­lich, weil sie letzt­lich aus­blen­det, dass die Ver­wen­dung von für das Fahr­zeug nicht zu­ge­las­se­nen Tei­len (hier: Fel­gen für die Win­ter­rei­fen) im Hin­blick auf die oben be­schrie­be­nen An­for­de­run­gen des § 19 II 2 Nr. 2 StV­ZO nicht oh­ne Wei­te­res die All­ge­mei­ne Be­triebs­er­laub­nis für das Fahr­zeug selbst ent­fal­len lässt und des­sen Nut­zung im Stra­ßen­ver­kehr aus­schließt (§ 19 V 1 StV­ZO). Für die ge­wöhn­li­che Ver­wen­dung eig­net sich ein Kraft­fahr­zeug aber (be­reits) dann, wenn es ei­ne Be­schaf­fen­heit auf­weist, die we­der sei­ne (wei­te­re) Zu­las­sung zum Stra­ßen­ver­kehr hin­dert noch an­sons­ten sei­ne Ge­brauchs­fä­hig­keit auf­hebt oder be­ein­träch­tigt (Se­nat, Beschl. v. 08.01.2019 – VI­II ZR 225/17, WM 2019, 424 Rn. 5 m. w. Nachw.). Auch die ob­jek­ti­ve Käu­fe­rer­war­tung be­züg­lich des Vor­han­den­seins ei­ner (All­ge­mei­nen) Be­triebs­er­laub­nis als üb­li­che Be­schaf­fen­heit wird sich re­gel­mä­ßig dar­an aus­rich­ten, dass der er­wor­be­ne Pkw selbst über ei­ne (All­ge­mei­ne) Be­triebs­er­laub­nis ver­fügt und da­her im Stra­ßen­ver­kehr ge­nutzt wer­den kann. Da­her be­darf es ei­ner be­son­de­ren – vom Be­ru­fungs­ge­richt aber un­ter­las­se­nen – Be­grün­dung, wes­halb sich die ob­jek­ti­ve Er­war­tung des Käu­fers ei­nes ge­brauch­ten Pkw un­ab­hän­gig da­von auf das Vor­han­den­sein ei­ner Be­triebs­er­laub­nis für ein­ge­bau­te Tei­le er­stre­cken soll, ob trag­fä­hi­ge An­zei­chen da­für be­ste­hen, dass de­ren Feh­len den Fort­be­stand der All­ge­mei­nen Be­triebs­er­laub­nis für das Fahr­zeug selbst be­rührt.

[35]   bb) Im Streit­fall lag bei Über­ga­be des Fahr­zeugs je­doch des­we­gen ein Sach­man­gel vor, weil den mit­ver­kauf­ten Fel­gen der – bei Ge­fahr­über­gang mon­tier­ten – Win­ter­rä­der und da­mit auch dem Fahr­zeug selbst die ver­ein­bar­te Be­schaf­fen­heit (§ 434 I 1 BGB) fehl­te. Die Par­tei­en ha­ben im Kauf­ver­trag ver­ein­bart, dass auch ein Satz ge­brauch­ter Win­ter­rä­der auf Alu­fel­gen Kauf­ge­gen­stand ist und dass der Be­klag­te die All­ge­mei­ne Be­triebs­er­laub­nis für die Win­ter­rä­der nach­reicht. Die­se Ab­re­de hat bei der ge­bo­te­nen in­ter­es­sen­ge­rech­ten Aus­le­gung – die der Se­nat, weil das Be­ru­fungs­ge­richt ei­ne Aus­le­gung un­ter­las­sen hat und wei­te­re Fest­stel­lun­gen nicht zu er­war­ten sind, selbst vor­neh­men kann (vgl. Se­nat, Urt. v. 15.04.2015 – VI­II ZR 80/14, NJW 2015, 1669 Rn. 19; Beschl. v. 20.03.2018 – VI­II ZR 71/17, ju­ris Rn. 25 m. w. Nachw.) – zum In­halt, dass der Be­klag­te für das Vor­han­den­sein ei­ner All­ge­mei­nen Be­triebs­er­laub­nis der Fel­gen für das ver­kauf­te Fahr­zeug in ver­trags­ge­mäß bin­den­der Wei­se die Ge­währ über­nimmt und da­mit sei­ne Be­reit­schaft zu er­ken­nen gibt, für al­le ge­währ­leis­tungs­recht­li­chen Fol­gen des Feh­lens die­ser Ei­gen­schaft ein­zu­ste­hen (vgl. Se­nat, Urt. v. 26.04.2017 – VI­II ZR 80/16, NJW 2017, 2817 Rn. 13; Urt. v. 20.03.2019 – VI­II ZR 213/18, NJW 2019, 1937 Rn. 22; je­weils m. w. Nachw.).

[36]   An­ders als die Re­vi­si­ons­er­wi­de­rung meint, ist das Vor­lie­gen ei­ner Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung be­züg­lich des Fahr­zeugs nicht des­we­gen zu ver­nei­nen, weil die ver­trag­li­che Ab­re­de nicht die­ses als „ei­gent­li­chen“ Kauf­ge­gen­stand be­tref­fe. Sie fasst den Be­griff der Be­schaf­fen­heit i. S. von § 434 I BGB deut­lich zu eng und blen­det da­bei aus, dass die Win­ter­rei­fen nach den ge­trof­fe­nen Ver­ein­ba­run­gen (aus­drück­lich) Teil der Kauf­sa­che ge­wor­den sind. Das Feh­len ei­ner Be­triebs­er­laub­nis für die Fel­gen der mit­ver­kauf­ten und vom Ver­käu­fer noch vor Über­ga­be mon­tier­ten Win­ter­rä­der ist ein Um­stand, der sich auch auf die Be­schaf­fen­heit des Fahr­zeugs selbst aus­wirkt, und zwar un­ab­hän­gig da­von, ob die Vor­aus­set­zun­gen des § 19 II 2 Nr. 2, V StV­ZO vor­lie­gen. Denn ein Käu­fer, der – wie hier &ndah; Wert auf die Nut­zung zu­ge­las­se­ner Rä­der legt, wird bei ob­jek­ti­ver Be­trach­tung im Fall der Kennt­nis­er­lan­gung von dem Nicht­vor­lie­gen ei­ner Be­triebs­er­laub­nis für die Fel­gen das Fahr­zeug nicht in ei­ner den ge­trof­fe­nen Ver­ein­ba­run­gen ent­spre­chen­den Form (al­so un­ter Ver­wen­dung der mit­ge­lie­fer­ten Fel­gen) nut­zen wol­len und dür­fen.

[37]   Au­ßer­dem über­sieht die Re­vi­si­ons­er­wi­de­rung, dass der Re­ge­lung des § 434 I BGB nach der Recht­spre­chung des BGH ein wei­ter Be­schaf­fen­heits­be­griff zu­grun­de liegt. Da­nach sind als Be­schaf­fen­heit ei­ner Sa­che i. S. von § 434 I BGB so­wohl al­le Fak­to­ren an­zu­se­hen, die der Sa­che selbst an­haf­ten, als auch al­le Be­zie­hun­gen der Sa­che zur Um­welt, die nach der Ver­kehrs­auf­fas­sung Ein­fluss auf die Wert­schät­zung der Sa­che ha­ben (BGH, Urt. v. 15.06.2016 – VI­II ZR 134/15, NJW 2016, 2874 Rn. 10 [zum Vor­lie­gen ei­ner Her­stel­ler­ga­ran­tie]; Urt. v. 19.04.2013 – V ZR 113/12, NJW 2013, 1948 Rn. 15; Urt. v. 30.11.2012 – V ZR 25/12, NJW 2013, 1671 Rn. 10 [zum mit Gift­stof­fen be­las­te­ten Grund­was­ser ei­nes Grund­stücks]).

[38]   c) Nicht frei von Rechts­feh­lern hat das Be­ru­fungs­ge­richt das Set­zen ei­ner an­ge­mes­se­nen Frist zur Nach­er­fül­lung ge­mäß § 326 V BGB mit der Be­grün­dung für ent­behr­lich ge­hal­ten, dem Be­klag­ten sei ei­ne Nach­er­fül­lung in Form der Nach­bes­se­rung durch ei­ne nach­träg­li­che Vor­la­ge der All­ge­mei­nen Be­triebs­er­laub­nis für die Fel­gen der Win­ter­rä­der ob­jek­tiv un­mög­lich (§ 275 I BGB).

[39]   aa) Letz­te­res mag zwar zu­tref­fen. Das Be­ru­fungs­ge­richt hat aber rechts­ir­rig al­lein ei­ne Nach­bes­se­rung in den Blick ge­nom­men und über­se­hen, dass die An­wen­dung des § 326 V BGB ei­ne Un­mög­lich­keit bei­der Va­ri­an­ten der Nach­er­fül­lung, al­so auch die Un­mög­lich­keit ei­ner Er­satz­lie­fe­rung, vor­aus­setzt (Se­nat, Urt. v. 07.06.2006 – VI­II ZR 209/05, BGHZ 168, 64 Rn. 17; Urt. v. 10.10.2007 – VI­II ZR 330/06, NJW 2008, 53 Rn. 23). Die ge­nann­te Vor­schrift greift im Fal­le der Un­mög­lich­keit der „Leis­tungs­pflicht“ ein. Dies be­deu­tet für den Fall der Nach­er­fül­lung (§ 439 I BGB) we­gen der für den Käu­fer nicht bin­den­den Wahl ei­ner Nach­er­fül­lungs­art und des­sen da­mit nicht aus­ge­schlos­se­nen Rechts, auf die an­de­re Al­ter­na­ti­ve über­zu­ge­hen, dass ei­ne Frist­set­zung nach § 326 V BGB nur bei der Un­mög­lich­keit bei­der Aus­ge­stal­tun­gen der Nach­er­fül­lung ent­behr­lich ist (vgl. auch § 440 Satz 1 BGB: „wenn bei­de Ar­ten der Nach­er­fül­lung“ ver­wei­gert wer­den).

[40]   bb) Zu Recht wen­det die Re­vi­si­ons­er­wi­de­rung ein, aus dem Um­stand, dass für die kon­kret über­las­se­nen Fel­gen der Win­ter­rä­der kei­ne All­ge­mei­ne Be­triebs­er­laub­nis vor­ge­legt wor­den sei, kön­ne noch nicht ei­ne Un­mög­lich­keit (§ 275 I, § 326 V BGB) der Nach­er­fül­lung ins­ge­samt ab­ge­lei­tet wer­den.

[41]   (1) Ei­ne Nach­er­fül­lung in Form der Er­satz­lie­fe­rung ist im Streit­fall nicht von vorn­her­ein aus­ge­schlos­sen. Ob ei­ne Er­satz­be­schaf­fung vor­lie­gend mög­lich und ge­schul­det war/ist, hängt da­von ab, ob nach dem durch in­ter­es­sen­ge­rech­te Aus­le­gung zu er­mit­teln­den Wil­len der Par­tei­en (§§ 133, 157 BGB) bei Ver­trags­schluss ei­ne Nach­lie­fe­rung von gleich­ar­ti­gen und gleich­wer­ti­gen Fel­gen oder Win­ter­rä­dern, die für das Fahr­zeug zu­ge­las­sen sind, in Be­tracht kom­men soll­te (vgl. hier­zu grund­le­gend Se­nat, Urt. v. 07.06.2006 – VI­II ZR 209/05, BGHZ 168, 64 Rn. 17; Beschl. v. 08.01.2019 – VI­II ZR 225/17, NJW 2019, 1133 Rn. 30 ff.; vgl. auch BGH, Urt. v. 21.11.2017 – X ZR 111/16, NJW 2018, 789 Rn. 8). Ei­ne sol­che Er­satz­be­schaf­fung schei­det nicht schon des­halb aus, weil es sich bei dem Er­werb des ge­brauch­ten Fahr­zeugs in­klu­si­ve Win­ter­rei­fen um ei­nen Stück­kauf han­delt (vgl. Se­nat, Urt. v. 07.06.2006 – VI­II ZR 209/05, BGHZ 168, 64 Rn. 21; Urt. v. 29.11.2006 – VI­II ZR 92/06, BGHZ 170, 86 Rn. 17; Beschl. v. 08.01.2019 – VI­II ZR 225/17, NJW 2019, 1133 Rn. 31). Viel­mehr ist der Ge­setz­ge­ber bei der Schuld­rechts­mo­der­ni­sie­rung da­von aus­ge­gan­gen, dass das In­ter­es­se des Käu­fers, ei­ne man­gel­freie Sa­che zu er­hal­ten, „in den meis­ten Fäl­len“ – auch beim Stück­kauf – durch Nach­bes­se­rung oder Lie­fe­rung ei­ner an­de­ren gleich­ar­ti­gen Sa­che be­frie­digt wer­den kön­ne (BT-Drs. 14/6040, S. 89, 220, 230). Ent­schei­dend ist letzt­lich, ob und in wel­chem Um­fang der Ver­käu­fer ei­ne Be­schaf­fungs­pflicht über­nom­men hat (Se­nat, Beschl. v. 08.01.2019 – VI­II ZR 225/17, NJW 2019, 1133 Rn. 31 ff.).

[42]   (2) Vor die­sem Hin­ter­grund ist ei­ne Er­satz­lie­fe­rung auch nicht be­reits des­we­gen von vorn­her­ein aus­ge­schlos­sen, weil Kauf­ge­gen­stand ein Ge­braucht­wa­gen nebst ge­brauch­ten Win­ter­rä­dern war. Zwar wird in sol­chen Fäl­len aus­weis­lich der Ge­set­zes­be­grün­dung ei­ne Nach­lie­fe­rung beim Kauf ei­ner be­stimm­ten ge­brauch­ten Sa­che „zu­meist von vorn­her­ein aus­schei­den“ (BT-Drs. 14/6040, S. 232; vgl. auch Se­nat, Urt. v. 07.06.2006 – VI­II ZR 209/05, BGHZ 168, 64 Rn. 17, 22; Urt. v. 10.10.2007 – VI­II ZR 330/06, NJW 2008, 53 Rn. 23 [je­weils für den Fall des Er­werbs ei­nes ge­brauch­ten Un­fall­wa­gens]). Dies gilt aber nicht aus­nahms­los. Auch in sol­chen Fäl­len ist letzt­lich maß­geb­lich, ob nach den Vor­stel­lun­gen der Par­tei­en die Kauf­sa­che im Fal­le ih­rer Man­gel­haf­tig­keit nach dem Ver­trags­zweck und ih­rem er­kenn­ba­ren Wil­len durch ei­ne gleich­ar­ti­ge und gleich­wer­ti­ge Sa­che er­setzt wer­den kann, al­so aus­tausch­bar ist (zu die­sen An­for­de­run­gen vgl. Se­nat, Urt. v. 07.06.2006 – VI­II ZR 209/05, BGHZ 168, 64 Rn. 23; Beschl. v. 08.01.2019 – VI­II ZR 225/17, NJW 2019, 1133 Rn. 34; BGH, Urt. v. 21.11.2017 – X ZR 111/16, NJW 2018, 789 Rn. 8). Dies kann ins­be­son­de­re im Hin­blick dar­auf, dass im Streit­fall nicht das Fahr­zeug selbst, son­dern nur ein zu­sätz­lich ver­äu­ßer­ter Satz ge­brauch­ter Win­ter­rei­fen von der Nach­er­fül­lung be­trof­fen ist, nicht schon im An­satz ver­neint wer­den.

[43]   (3) Ei­ne da­hin ge­hen­de Er­mitt­lung und Aus­le­gung des Wil­lens der Par­tei­en bei Ver­trags­schluss hat das Be­ru­fungs­ge­richt un­ter­las­sen. Es hat nicht ge­prüft, ob die Par­tei­en die Fel­gen be­zie­hungs­wei­se die Win­ter­rä­der als aus­tausch­bar an­ge­se­hen ha­ben und da­her ei­ne Nach­er­fül­lung in der Form der Lie­fe­rung ver­gleich­ba­rer zu­ge­las­se­ner Fel­gen oder hier­mit ver­se­he­ner Win­ter­rä­der, die der Be­klag­te aus­weis­lich der von der Re­vi­si­ons­er­wi­de­rung er­ho­be­nen Ge­gen­rü­ge nach dem Schei­tern der Nach­bes­se­rung von sich aus an­ge­bo­ten hat und was als nach­träg­li­ches Ver­hal­ten un­ter Um­stän­den auch aus­le­gungs­re­le­vant sein kann (vgl. Se­nat, Urt. v. 20.09.2017 – VI­II ZR 279/16, NJW-RR 2017, 1479 Rn. 23 m. w. Nachw.), hät­te er­fol­gen kön­nen. Der Se­nat kann die­se Aus­le­gung nicht selbst vor­neh­men, da wei­te­re tat­säch­li­che Fest­stel­lun­gen zu tref­fen sind. Bei der Er­mitt­lung des Wil­lens der Par­tei­en bei Ver­trags­schluss ist nicht nur die Fra­ge, ob die Fel­gen der Win­ter­rä­der in tech­ni­scher Hin­sicht oh­ne Wei­te­res durch die Lie­fe­rung gleich­wer­ti­ger Fel­gen (und ge­ge­be­nen­falls Rei­fen) er­setzt wer­den könn­ten, von Be­deu­tung. Viel­mehr ist hier­bei – im Hin­blick auf ei­ne ge­bo­te­ne nach bei­den Sei­ten in­ter­es­sen­ge­rech­te Aus­le­gung – auch der Um­stand zu be­rück­sich­ti­gen, ob mit ei­ner sol­chen Maß­nah­me sämt­li­che Aus­wir­kun­gen des Man­gels, al­so auch ein – der­zeit un­ge­klär­tes – Er­lö­schen der Be­triebs­er­laub­nis des Fahr­zeugs nach § 19 II 2 Nr. 2 StV­ZO (vgl. hier­zu oben un­ter II 2 a aa), be­ho­ben wür­den. Au­ßer­dem hat die Re­vi­si­on – wenn auch in an­de­rem Zu­sam­men­hang – gel­tend ge­macht, dass es dem Klä­ger mög­li­cher­wei­se auf be­son­de­re tech­ni­sche oder op­ti­sche Merk­ma­le der Fel­gen an­ge­kom­men sei, die zu­ge­las­se­ne Er­satz­fel­gen even­tu­ell nicht auf­wie­sen.

[44]   Die be­schrie­be­ne Prü­fung der Mög­lich­keit ei­ner Nach­er­fül­lung durch Er­satz­be­schaf­fung hät­te nur dann un­ter­blei­ben dür­fen, wenn das Be­ru­fungs­ge­richt fest­ge­stellt hät­te, dass der Klä­ger dem Be­klag­ten frucht­los ei­ne an­ge­mes­se­ne Frist zur Nach­lie­fe­rung ge­setzt hat­te (vgl. zur auf die je­wei­li­ge Nach­er­fül­lungs­art be­zo­ge­nen Frist­set­zung MünchKomm-BGB/Ernst, 8. Aufl., § 323 Rn. 257 m. w. Nachw.). Da­zu hat das Be­ru­fungs­ge­richt aber kei­ne Fest­stel­lun­gen ge­trof­fen.

[45]   d) Nicht frei von Rechts­feh­lern ist auch die An­nah­me des Be­ru­fungs­ge­richts, der Um­stand, dass die Fel­gen der Win­ter­rä­der für das ver­kauf­te Fahr­zeug nicht zu­ge­las­sen sei­en, stel­le ei­nen ge­ring­fü­gi­gen Man­gel und da­mit ei­ne un­er­heb­li­che Pflicht­ver­let­zung i. S. von § 323 V 2 BGB dar, so­dass ein Rück­tritt aus­ge­schlos­sen sei.

[46]   aa) Noch zu­tref­fend ist das Be­ru­fungs­ge­richt da­von aus­ge­gan­gen, dass die Be­ur­tei­lung, ob ei­ne Pflicht­ver­let­zung un­er­heb­lich i. S. des § 323 V 2 BGB ist, ei­ne um­fas­sen­de In­ter­es­sen­ab­wä­gung auf der Grund­la­ge der Um­stän­de des Ein­zel­falls er­for­dert (st. Rspr.; vgl. et­wa Se­nat, Urt. v. 28.05.2014 – VI­II ZR 94/13, BGHZ 201, 290 Rn. 16 m. w. Nachw.; Urt. v. 18.10.2017 – VI­II ZR 242/16, DAR 2018, 78 Rn. 12). Ein Ver­stoß ge­gen ei­ne Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung in­di­ziert in der Re­gel die Er­heb­lich­keit ei­ner Pflicht­ver­let­zung (Se­nat, Urt. v. 17.02.2010 – VI­II ZR 70/07, NJW-RR 2010, 1289 Rn. 23; Urt. v. 06.02.2013 – VI­II ZR 374/11, NJW 2013, 1365 Rn. 16). Auch im Fal­le ei­nes arg­lis­ti­gen Ver­hal­tens des Ver­käu­fers ist in al­ler Re­gel ei­ne Un­er­heb­lich­keit der Pflicht­ver­let­zung zu ver­nei­nen (BGH, Urt. v. 24.03.2006 – V ZR 173/05, BGHZ 167, 19 Rn. 11 ff.).

[47]   Bei be­heb­ba­ren Män­geln ist von ei­ner Ge­ring­fü­gig­keit und da­mit von ei­ner Un­er­heb­lich­keit in der Re­gel aus­zu­ge­hen, wenn die Kos­ten der Man­gel­be­sei­ti­gung im Ver­hält­nis zum Kauf­preis ge­ring­fü­gig sind, wo­von je­den­falls re­gel­mä­ßig nicht mehr aus­zu­ge­hen ist, wenn der Man­gel­be­sei­ti­gungs­auf­wand ei­nen Be­trag von fünf Pro­zent des Kauf­prei­ses über­steigt (Se­nat, Urt. v. 28.05.2014 – VI­II ZR 94/13, BGHZ 201, 290 Rn. 17, 30; Urt. v. 26.10.2016 – VI­II ZR 240/15, NJW 2017, 153 Rn. 27 f.; Urt. v. 18.10.2017 – VI­II ZR 242/16, DAR 2018, 78 Rn. 12 f.). Dies schließt es al­ler­dings nicht aus, bei Vor­lie­gen be­son­de­rer Um­stän­de – et­wa ei­ner nur sehr ge­rin­gen Ge­brauchs­be­ein­träch­ti­gung – trotz ei­nes hö­he­ren Be­sei­ti­gungs­auf­wands den Man­gel als un­er­heb­lich ein­zu­stu­fen (Se­nat, Urt. v. 18.10.2017 – VI­II ZR 242/16, DAR 2018, 78 Rn. 12 f.). Bei un­be­heb­ba­ren Män­geln ist re­gel­mä­ßig auf das Aus­maß der Funk­ti­ons­be­ein­träch­ti­gung ab­zu­stel­len (Se­nat, Urt. v. 29.06.2011 – VI­II ZR 202/10, NJW 2011, 2872 Rn. 21).

[48]   Für die Be­ur­tei­lung, ob ein Man­gel als ge­ring­fü­gig ein­zu­stu­fen ist und da­mit ei­ne un­er­heb­li­che Pflicht­ver­let­zung i. S. von § 323 V 2 BGB vor­liegt, ist der Zeit­punkt der Rück­tritts­er­klä­rung maß­ge­bend (Se­nat, Urt. v. 05.11.2008 – VI­II ZR 166/07, NJW 2009, 508 Rn. 18 f.; Urt. v. 26.10.2016 – VI­II ZR 240/15, NJW 2017, 153 Rn. 29).

[49]   bb) Das Be­ru­fungs­ge­richt hat zwar die­sen Grund­sät­zen fol­gend ei­ne ein­zel­fall­be­zo­ge­ne In­ter­es­sen­ab­wä­gung vor­ge­nom­men. Die­se hält je­doch re­vi­si­ons­recht­li­cher Nach­prü­fung nicht stand. Zwar hat das Re­vi­si­ons­ge­richt bei der Ge­wich­tung und Wür­di­gung der in die Ab­wä­gung ein­zu­be­zie­hen­den Um­stän­de und In­ter­es­sen den tatrich­ter­li­chen Be­ur­tei­lungs­spiel­raum zu re­spek­tie­ren und kann re­gel­mä­ßig nur über­prü­fen, ob das Be­ru­fungs­ge­richt Rechts­be­grif­fe ver­kannt oder sonst un­zu­tref­fen­de recht­li­che Maß­stä­be an­ge­legt hat, ob es Denk­ge­set­ze und all­ge­mei­ne Er­fah­rungs­sät­ze hin­rei­chend be­ach­tet hat oder ob ihm von der Re­vi­si­on ge­rüg­te Ver­fah­rens­ver­stö­ße un­ter­lau­fen sind, in­dem es et­wa we­sent­li­che Tat­um­stän­de über­se­hen oder nicht voll­stän­dig ge­wür­digt hat (vgl. et­wa Se­nat, Urt. v. 22.05.2019 – VI­II ZR 180/18, NJW 2019, 2765 Rn. 26 m. w. Nachw. [zu § 574 BGB]; zur Ver­öf­fent­li­chung in BGHZ vor­ge­se­hen). Ei­ner an die­sem Maß­stab aus­ge­rich­te­ten Prü­fung hält die Be­ur­tei­lung des Be­ru­fungs­ge­richts je­doch nicht stand.

[50]   (1) Das Be­ru­fungs­ge­richt hat sei­ne Be­ur­tei­lung, dass le­dig­lich ein ge­ring­fü­gi­ger Man­gel vor­lie­ge, ent­schei­dend dar­auf ge­stützt, dass die Mög­lich­keit be­ste­he, das Fahr­zeug „pro­blem­los mit zu­ge­las­se­nen, im op­ti­schen Er­schei­nungs­bild ähn­li­chen Fel­gen zu ver­se­hen“. Da­her kön­ne nicht von ei­ner er­heb­li­chen Funk­ti­ons­stö­rung aus­ge­gan­gen wer­den. Die Kos­ten des Er­werbs neu­er, ver­gleich­ba­rer Fel­gen und des Auf­zie­hens der Rei­fen hier­auf be­lie­fen sich in­klu­si­ve des Mon­ta­ge­auf­wands auf we­ni­ger als fünf Pro­zent des Kauf­prei­ses.

[51]   Die­se In­ter­es­sen­ab­wä­gung wä­re wohl nicht zu be­an­stan­den, wenn sich hier­in die Fol­gen der Ver­wen­dung von für das Fahr­zeug­mo­dell nicht zu­ge­las­se­ner Fel­gen er­schöpf­ten. Da­von ist im Re­vi­si­ons­ver­fah­ren je­doch man­gels hin­rei­chen­der Fest­stel­lun­gen des Be­ru­fungs­ge­richts nicht aus­zu­ge­hen. Das Be­ru­fungs­ge­richt hat – wie die Re­vi­si­on zu Recht rügt – nicht in den Blick ge­nom­men, dass die Mon­ta­ge nicht zu­ge­las­se­ner Fel­gen un­ter den Vor­aus­set­zun­gen des § 19 II 2 Nr. 2 StV­ZO – so­fern kein Aus­nah­me­fall nach § 19 III StV­ZO ge­ge­ben ist – zum Er­lö­schen der Be­triebs­er­laub­nis für das Fahr­zeug führt, und hat es in­fol­ge­des­sen ver­säumt, Fest­stel­lun­gen da­zu zu tref­fen, ob hier­durch ei­ne Ge­fähr­dung von Ver­kehrs­teil­neh­mern zu er­war­ten steht.

[52]   (a) In­dem das Be­ru­fungs­ge­richt of­fen­ge­las­sen hat, ob die Be­triebs­er­laub­nis für das Fahr­zeug durch die An­brin­gung der mit nicht zu­ge­las­se­nen Fel­gen aus­ge­stat­te­ten Win­ter­rä­der er­lo­schen ist oder nicht, hat es die mög­li­chen Aus­wir­kun­gen des Sach­man­gels nicht voll­stän­dig er­fasst. Es hat nur den mit dem Aus­tausch der Win­ter­rä­der ver­bun­de­nen Auf­wand in den Blick ge­nom­men und ist auf un­zu­rei­chen­der Tat­sa­chen­grund­la­ge zu der – je­den­falls – nach den der­zei­ti­gen Fest­stel­lun­gen nicht ge­recht­fer­tig­ten Ein­schät­zung ge­langt, dass die Fel­gen „pro­blem­los“ aus­ge­tauscht wer­den könn­ten. Die von ihm nicht für klä­rungs­be­dürf­tig ge­hal­te­ne Fra­ge ei­nes Er­lö­schens der Be­triebs­er­laub­nis stellt ei­nen für die Nut­zung des Fahr­zeugs im Stra­ßen­ver­kehr grund­le­gen­den Ge­sichts­punkt dar, weil das Fahr­zeug in ei­nem sol­chen Fall nicht mehr im Stra­ßen­ver­kehr in Be­trieb ge­nom­men wer­den darf (§ 19 V 1 StV­ZO). Da­mit hat das Be­ru­fungs­ge­richt bei sei­ner Be­wer­tung, es lie­ge ei­ne un­er­heb­li­che Pflicht­ver­let­zung i. S. von § 323 V 2 BGB vor, ei­nen be­deut­sa­men Um­stand voll­stän­dig aus­ge­blen­det. Ob ein in der Vor­nah­me ei­ner nicht ge­neh­mig­ten nach­träg­li­chen Ver­än­de­rung an ei­nem Fahr­zeug lie­gen­der Sach­man­gel als ge­ring­fü­gig ein­zu­stu­fen und da­mit als un­er­heb­li­che Pflicht­ver­let­zung i. S. des § 323 V 2 BGB zu wer­ten ist, kann an­ge­sichts der in § 19 II, V StV­ZO an­ge­ord­ne­ten Rechts­fol­gen nicht los­ge­löst von den Vor­aus­set­zun­gen des § 19 II 2 Nr. 2 StV­ZO be­ur­teilt wer­den.

[53]   (b) Das Fahr­zeug dürf­te in ei­nem sol­chen Fall nicht nur für die Dau­er der Nut­zung der Win­ter­rä­der nicht mehr im Stra­ßen­ver­kehr ge­führt wer­den. Viel­mehr wür­de die nach § 19 II 2 Nr. 2 StV­ZO ent­fal­le­ne Be­triebs­er­laub­nis durch die Aus­stat­tung des Fahr­zeugs mit zu­ge­las­se­nen Fel­gen nicht wie­der­auf­le­ben. Denn die Rück­gän­gig­ma­chung des Ein- oder An­baus nicht ge­neh­mig­ter Tei­le führt nicht zu ei­nem au­to­ma­ti­schen Wie­der­auf­le­ben der Be­triebs­er­laub­nis des Fahr­zeugs, son­dern Letz­te­re muss neu be­an­tragt wer­den (OVG Lü­ne­burg, Urt. v. 22.02.1972 – VI A 72/71, DAR 1973, 55, 56 [Aus­puf­fen­d­roh­re]; KG, Beschl. v. 10.10.1984 – 3 Ws (B) 105/84, VRS 67, 466, 467 f. [Aus­tausch ei­nes Kraft­rad­len­kers]; OLG Karls­ru­he, Urt. v. 24.03.2006 – 1 U 181/06, DAR 2007, 153, 154 [zum Ein­bau ei­nes leis­tungs­stei­gern­den Chips]; Kö­nig, in: Hent­schel/Kö­nig/Dau­er, Stra­ßen­ver­kehrs­recht, 45. Aufl., § 19 StV­ZO Rn. 12, 15; Reb­ler, in: Bach­mei­er/Mül­ler/Reb­ler, Ver­kehrs­recht, 3. Aufl., § 19 StV­ZO Rn. 41; Münch­Komm-StVR/Mey­er, 2016, § 19 StV­ZO Rn. 50; vgl. auch BR-Drs. 629/93, S. 20 [§ 19 II StV­ZO soll auch für Rück­rüs­tun­gen gel­ten]). Dass bei Än­de­run­gen der Be­rei­fung ei­nes Fahr­zeugs, die oh­ne gro­ßen tech­ni­schen Auf­wand (et­wa Wech­sel von Win­ter- auf Som­mer­rä­der) vor­ge­nom­men wer­den kön­nen, et­was an­de­res gilt, ist nicht er­sicht­lich. Ob hier­bei und ge­ge­be­nen­falls wel­che Er­leich­te­run­gen von der zu­stän­di­gen Zu­las­sungs­be­hör­de be­züg­lich der Wie­der­er­lan­gung ei­ner er­lo­sche­nen Be­triebs­er­laub­nis ein­ge­räumt wer­den, ist man­gels hier­zu ge­trof­fe­ner Fest­stel­lun­gen des Be­ru­fungs­ge­richts un­ge­klärt.

[54]   (2) Wei­ter hat das Be­ru­fungs­ge­richt – wie die Re­vi­si­on zu Recht gel­tend macht – über­se­hen, dass die Par­tei­en das Vor­lie­gen ei­ner All­ge­mei­nen Be­triebs­er­laub­nis für die Fel­gen der Win­ter­rä­der zur Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung i. S. des § 434 I 1 BGB er­ho­ben ha­ben. Die­se Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung be­trifft Fahr­zeug­tei­le, die – ab­hän­gig von der Art und dem Um­fang der Ab­wei­chun­gen der Fel­gen von sol­chen Fel­gen, die für das Fahr­zeug zu­ge­las­sen sind – Aus­wir­kun­gen auf die Be­triebs­er­laub­nis für das Fahr­zeug ha­ben kön­nen. Das Vor­lie­gen ei­ner Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung in­di­ziert nach der Recht­spre­chung des Se­nats das Vor­lie­gen ei­ner nicht nur un­er­heb­li­chen Pflicht­ver­let­zung. Die­se In­dizwir­kung kann al­ler­dings durch be­son­de­re Um­stän­de aus­ge­räumt wer­den, et­wa wenn das Feh­len der ver­ein­bar­ten Be­schaf­fen­heit nur mit sehr ge­ring­fü­gi­gen Be­ein­träch­ti­gun­gen ver­bun­den und sie auch un­ter Be­rück­sich­ti­gung der mit dem Ab­schluss ei­ner Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung ver­folg­ten In­ter­es­sen des Käu­fers als ei­ne un­we­sent­li­che Pflicht­ver­let­zung ein­zu­stu­fen wä­re. Es kommt da­mit ne­ben der Fra­ge, aus wel­chen Grün­den die Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung über das Vor­han­den­sein ei­ner All­ge­mei­nen Be­triebs­er­laub­nis in den Kauf­ver­trag auf­ge­nom­men wur­de, auch hier auf den vom Be­ru­fungs­ge­richt of­fen­ge­las­se­nen As­pekt an, ob durch die Ver­wen­dung der Win­ter­rä­der ei­ne Ge­fähr­dung von Ver­kehrs­teil­neh­mern zu er­war­ten stand.

[55]   (3) So­weit die Re­vi­si­on wei­ter gel­tend macht, der Be­klag­te ha­be im Hin­blick auf das Feh­len ei­ner All­ge­mei­nen Be­triebs­er­laub­nis für die Fel­gen grob fahr­läs­sig ge­han­delt, weil ihm be­wusst ge­we­sen sei, dass das BMW-Em­blem auf „Nicht-Ori­gi­nal-BMW-Fel­gen“ ge­setzt wor­den sei, und er da­her An­lass ge­habt ha­be, de­ren Zu­las­sung zu prü­fen, ist die­ser Um­stand im Streit­fall für die Fra­ge, ob die Pflicht­ver­let­zung die Er­heb­lich­keits­schwel­le des § 323 V 2 BGB über­steigt, da­ge­gen nicht von Be­deu­tung.

[56]   Nach der Recht­spre­chung des BGH er­hält die Ver­let­zung der Pflicht zur Ver­schaf­fung ei­ner man­gel­frei­en Sa­che zwar bei Arg­list ein an­de­res Ge­wicht als im Re­gel­fall, in dem der Ver­käu­fer un­ter Be­ach­tung der grund­le­gen­den Red­lich­keits­an­for­de­run­gen des Ge­schäfts­ver­kehrs ei­ne man­gel­haf­te Sa­che lie­fert; das lässt es sach­ge­recht er­schei­nen, die­sem qua­li­ta­tiv er­heb­li­chen Un­ter­schied auch bei der Kon­kre­ti­sie­rung des Merk­mals der Un­er­heb­lich­keit Rech­nung zu tra­gen (BGH, Urt. v. 24.03.2006 – V ZR 173/05, BGHZ 167, 19 Rn. 12). Die­se Grund­sät­ze las­sen sich aber nicht oh­ne W&uum­lei­te­res auf ei­nen ge­rin­ge­ren Grad an Ver­schul­den über­tra­gen. Viel­mehr wird ein (grob) fahr­läs­si­ges Ver­hal­ten, dem nicht der vom Ge­setz ei­nem arg­lis­ti­gen Ver­hal­ten bei­ge­mes­se­ne Un­wert­ge­halt (vgl. et­wa §§ 123, 438 Abs. 3, § 444 BGB) an­haf­tet, für sich al­lein nicht da­zu füh­ren, dass ei­ne Pflicht­ver­let­zung er­heb­lich ist.

[57]   Vor­lie­gend ist die­ser Um­stand zu­dem gänz­lich un­be­acht­lich, weil dem Be­klag­ten – wie die Re­vi­si­ons­er­wi­de­rung zu­tref­fend gel­tend macht – nach den Fest­stel­lun­gen des Be­ru­fungs­ge­richts kei­ne gro­be Fahr­läs­sig­keit an­zu­las­ten ist. Das Be­ru­fungs­ge­richt hat aus­ge­führt, es sei nicht er­sicht­lich, wes­halb der Be­klag­te da­von hät­te aus­ge­hen müs­sen, dass die Fel­gen der Win­ter­rä­der mög­li­cher­wei­se nicht für das streit­ge­gen­ständ­li­che Fahr­zeug­mo­dell zu­ge­las­sen sei­en. Die­se Fest­stel­lun­gen hat die Re­vi­si­on nicht wirk­sam an­ge­grif­fen. Ih­re in­so­weit er­ho­be­ne Rü­ge, das Be­ru­fungs­ge­richt ha­be ge­hör­s­wid­rig (Art. 103 I GG) un­strei­ti­gen Sach­vor­trag über­gan­gen, ist un­be­grün­det. Der Um­stand, dass die Fel­gen nicht vom Her­stel­ler BMW stamm­ten, lässt an­ders als die Re­vi­si­on meint noch nicht den Schluss zu, dass sie für das Fahr­zeug nicht zu­ge­las­sen wa­ren. Dem steht schon der vom Be­ru­fungs­ge­richt an an­de­rer Stel­le be­rück­sich­tig­te Ge­sichts­punkt ent­ge­gen, dass die nicht von BMW pro­du­zier­ten Fel­gen nach dem vor­ge­leg­ten Gut­ach­ten für frü­he­re Mo­del­le die­ses Her­stel­lers zu­ge­las­sen, al­so durch­aus für BMW-Fahr­zeu­ge ge­eig­net wa­ren.

[58]   III. Nach al­le­dem kann das Be­ru­fungs­ur­teil im Um­fang der Auf­he­bung kei­nen Be­stand ha­ben; es ist in­so­weit auf­zu­he­ben (§ 562 I ZPO). Die Sa­che ist an das Be­ru­fungs­ge­richt zu­rück­zu­ver­wei­sen, weil sie nicht zur End­ent­schei­dung reif ist (§ 563 I 1 ZPO). Das Be­ru­fungs­ge­richt wird – ge­ge­be­nen­falls nach er­gän­zen­dem Vor­brin­gen der Par­tei­en – wei­te­re Fest­stel­lun­gen zur Fra­ge der Ent­behr­lich­keit der Nach­frist­set­zung und zu den im Rah­men ei­ner um­fas­sen­den In­ter­es­sen­ab­wä­gung zu be­rück­sich­ti­gen­den Um­stän­den zu tref­fen ha­ben. Da­bei wird die Fra­ge, ob durch die Ver­wen­dung nicht zu­ge­las­se­ner Fel­gen ei­ne Ge­fähr­dung von Ver­kehrs­teil­neh­mern zu er­war­ten steht und da­mit die Be­triebs­er­laub­nis für das Fahr­zeug mit der Fol­ge er­lo­schen ist, dass die­ses nicht mehr im Stra­ßen­ver­kehr in Be­trieb ge­nom­men wer­den darf (§ 19 II 2 Nr. 2, V StV­ZO), durch die Ein­ho­lung ei­nes Sach­ver­stän­di­gen­gut­ach­tens zu klä­ren sein. Falls die Vor­aus­set­zun­gen die­ser Vor­schrift ge­ge­ben sein soll­ten, kä­me in An­be­tracht der Be­son­der­hei­ten der ein­ge­bau­ten Tei­le (je­der­zeit an- und ab­mon­tier­ba­re Rä­der) die Ein­ho­lung ei­ner amt­li­chen Aus­kunft (§ 273 II Nr. 2 ZPO) der zu­stän­di­gen Zu­las­sungs­be­hör­de zu der wei­te­ren Fra­ge in Be­tracht, ob und ge­ge­be­nen­falls wel­che Er­leich­te­run­gen hin­sicht­lich der Wie­der­er­lan­gung der Be­triebs­er­laub­nis für das Fahr­zeug be­ste­hen.

Hin­weis: Die Be­ru­fung des Klä­gers hat­te auch im zwei­ten Durch­gang kei­nen Er­folg. Der 10. Zi­vil­se­nat des OLG Stutt­gart hat sie mit Ur­teil vom 09.02.2021 – 10 U 46/18 – aber­mals zu­rück­ge­wie­sen.

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