1. Die Be­ur­tei­lung, ob die in der Lie­fe­rung ei­ner man­gel­haf­ten Kauf­sa­che lie­gen­de Pflicht­ver­let­zung des Ver­käu­fers un­er­heb­lich und des­halb ein Rück­tritt vom Kauf­ver­trag aus­ge­schlos­sen ist (§ 323 V 2 BGB), er­for­dert ei­ne um­fas­sen­de In­ter­es­sen­ab­wä­gung auf Grund­la­ge der Um­stän­de des Ein­zel­falls, bei der auf den Zeit­punkt der Rück­tritt­er­klä­rung ab­zu­stel­len ist (im An­schluss u. a. an BGH, Urt. v. 26.10.2016 – VI­II ZR 240/15, NJW 2017, 153 Rn. 27 ff.; Urt. v. 18.10.2017 – VI­II ZR 242/16, DAR 2018, 78 Rn. 12; bei­de m. w. Nachw.). Da­bei in­di­ziert ein Ver­stoß ge­gen ei­ne Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung (§ 434 I 1 BGB) zwar re­gel­mä­ßig die Er­heb­lich­keit der Pflicht­ver­let­zung (im An­schluss an BGH, Urt. v. 06.02.2013 – VI­II ZR 374/11, NJW 2013, 1365 Rn. 16). Die­se In­dizwir­kung kann al­ler­dings durch be­son­de­re Um­stän­de aus­ge­räumt wer­den, et­wa wenn das Feh­len der ver­ein­bar­ten Be­schaf­fen­heit nur mit sehr ge­ring­fü­gi­gen Be­ein­träch­ti­gun­gen ver­bun­den und sie auch un­ter Be­rück­sich­ti­gung der mit dem Ab­schluss ei­ner Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung ver­folg­ten In­ter­es­sen des Käu­fers als ei­ne un­we­sent­li­che Pflicht­ver­let­zung ein­zu­stu­fen wä­re (im An­schluss an BGH, Urt. v. 11.12.2019 – VI­II ZR 361/18, BGHZ 224, 195 Rn. 54).
  2. Ha­ben die Par­tei­en ei­nes Kfz-Kauf­ver­trags ver­ein­bart, dass für die mit­ver­kauf­ten Fel­gen der – bei der Über­ga­be des Fahr­zeugs mon­tier­ten – Win­ter­rä­der ei­ne All­ge­mei­ne Be­triebs­er­laub­nis exis­tiert, so be­grün­det de­ren Feh­len ei­nen Sach­man­gel (§ 434 I 1 BGB). Die­ser Man­gel ist je­doch ge­ring­fü­gig, die in der Lie­fe­rung des man­gel­haf­ten Fahr­zeugs lie­gen­de Pflicht­ver­let­zung des Ver­käu­fers al­so un­er­heb­lich i. S. von § 323 V 2 BGB, wenn er so­wohl da­durch fol­gen­los be­sei­tigt wer­den kann, dass der Ver­käu­fer ei­ne – oh­ne Wei­te­res zu er­lan­gen­de – Ein­zel­be­triebs­er­laub­nis nach §§ 21, 22 II 4 StV­ZO be­schafft oder die Fel­gen durch – für das Fahr­zeug zu­ge­las­se­ne – gleich­ar­ti­ge und gleich­wer­ti­ge Fel­gen er­setzt, und wenn der mit ei­ner sol­chen Nach­er­fül­lung ver­bun­de­ne Kos­ten­auf­wand ei­nen Be­trag von fünf Pro­zent des Kauf­prei­ses nicht über­steigt.

OLG Stutt­gart, Ur­teil vom 09.02.2021 – 10 U 46/18
(vor­an­ge­hend: BGH, Urt. v. 11.12.2019 – VI­II ZR 361/18)

Sach­ver­halt: Der Klä­ger kauf­te von dem Be­klag­ten mit Ver­trag vom 16.11.2016 für 31.750 € ei­nen ge­brauch­ten Pkw der Mar­ke BMW. In dem schrift­li­chen Kauf­ver­trag heißt es un­ter an­de­rem:

„1 × Satz ge­brauch­te Win­ter­rä­der auf Alu­fel­gen (ABE [= All­ge­mei­ne Be­triebs­er­laub­nis] für Win­ter­rä­der wird nach­ge­reicht)“.

Der Klä­ger zahl­te den Kauf­preis, und das ge­kauf­te Fahr­zeug wur­de ihm mit mon­tier­ten Win­ter­rä­dern über­ge­ben und über­eig­net. De­ren Fel­gen stamm­ten nicht vom Her­stel­ler des Fahr­zeugs; viel­mehr wa­ren sie le­dig­lich mit ei­nem BMW-Em­blem ver­se­hen und für das ver­kauf­te Pkw-Mo­dell nicht zu­ge­las­sen.

Die Par­tei­en strei­ten (noch noch) dar­über, ob der Klä­ger des­halb wirk­sam von dem streit­ge­gen­ständ­li­chen Kauf­ver­trag zu­rück­ge­tre­ten ist.

Das Land­ge­richt hat die Kla­ge ab­ge­wie­sen, weil die Vor­aus­set­zun­gen für ei­nen man­gel­be­ding­ten Rück­tritt vom Kauf­ver­trag im Zeit­punkt der Rück­tritts­er­klä­rung nicht er­füllt ge­we­sen sei­en. Sei­ner­zeit ha­be der be­haup­te­te De­fekt an der Luft­fe­de­rung schon nicht mehr vor­ge­le­gen, da die die­se auf Ver­an­las­sung des Klä­gers be­reits aus­tauscht ge­we­sen sei. Der im Früh­jahr auf­ge­tre­te­ne De­fekt am Tur­bo­la­der recht­fer­ti­ge ei­nen Rück­tritt vom Kauf­ver­trag des­halb nicht, weil der Be­klag­te den Tur­bo­la­der er­setzt ha­be. Die Be­haup­tung des Klä­gers, der Be­klag­te ha­be ei­nen leis­tungs­stär­ke­ren, aber äl­te­ren Tur­bo­la­der ei­nes an­de­ren Her­stel­lers ein­ge­baut und da­her nicht ord­nungs­ge­mäß nach­ge­bes­sert, sei „ins Blaue hin­ein“ auf­ge­stellt wor­den. Je­den­falls aber feh­le es an ei­ner Auf­for­de­rung des Klä­gers, den Pkw hin­sicht­lich des Tur­bo­la­ders er­neut nach­zu­bes­sern, und ei­ne sol­che Auf­for­de­rung sei auch nicht ent­behr­lich ge­we­sen. Be­züg­lich der feh­len­den All­ge­mei­nen Be­triebs­er­laub­nis für die Fel­gen der Win­ter­rä­der schei­te­re ein Rück­tritt dar­an, dass der Klä­ger dem Be­klag­ten in­so­weit kei­ne Frist zur Nach­er­fül­lung ge­setzt ha­be, die bei Er­klä­rung des Rück­tritts er­folg­los ab­ge­lau­fen ge­we­sen sei.

Die da­ge­gen ge­rich­te­te Be­ru­fung des Klä­gers hat der er­ken­nen­de Se­nat durch Ur­teil vom 13.11.2018 zu­rück­ge­wie­sen. Zwar lie­ge ein Man­gel vor, weil die Fel­gen der Win­ter­rä­der nicht über ei­ne All­ge­mei­ne Be­triebs­er­laub­nis ver­füg­ten. Die­ser Man­gel las­se sich auch nicht be­sei­ti­gen, weil ei­ne sol­che All­ge­mei­ne Be­triebs­er­laub­nis nicht er­langt wer­den kön­ne. Der Klä­ger ha­be dem Be­klag­ten da­her in­so­weit kei­ne Frist zur Nach­er­fül­lung set­zen müs­sen. Der Rück­tritt des Klä­gers sei je­doch un­wirk­sam, weil die Pflicht­ver­let­zung des Be­klag­ten un­er­heb­lich, der in Re­de ste­hen­de Man­gel al­so ge­ring­fü­gig sei. Denn die Fel­gen könn­ten ge­gen op­tisch ver­gleich­ba­re aus­ge­tauscht wer­den, die über ei­ne All­ge­mei­ne Be­triebs­er­laub­nis ver­füg­ten, und dies ver­ur­sa­che Kos­ten von we­ni­ger als fünf Pro­zent des Kauf­prei­ses. Im Üb­ri­gen ha­be der Klä­ger zwar schlüs­sig vor­ge­tra­gen, dass der Be­klag­te ei­nen man­gel­haf­ten Tur­bo­la­der in sein Fahr­zeug ein­ge­baut und da­her nicht ord­nungs­ge­mäß nach­ge­bes­sert ha­be. In­so­weit schei­te­re ein Rück­tritt je­doch dar­an, dass der Klä­ger dem Be­klag­ten kei­ne Frist zur (er­neu­ten) Nach­er­fül­lung ge­setzt ha­be und ei­ne Frist­set­zung auch nicht ent­behr­lich ge­we­sen sei.

Auf die – er­folg­rei­che – Re­vi­si­on des Klä­gers hat der BGH das Be­ru­fungs­ur­teil „im Kos­ten­punkt und in­so­weit auf­ge­ho­ben, als hin­sicht­lich der auf das Feh­len ei­ner All­ge­mei­nen Be­triebs­er­laub­nis für die Fel­gen der Win­ter­rä­der ge­stütz­ten An­sprü­che des Klä­gers zu sei­nem Nach­teil ent­schie­den wor­den ist“ (BGH, Urt. v. 11.12.2019 – VI­II ZR 361/18, BGHZ 224, 195).

Die feh­len­de All­ge­mei­ne Be­triebs­er­laub­nis für die Fel­gen be­grün­de zwar nicht per se ei­nen Man­gel des Fahr­zeugs (§ 434 I 2 Nr. 2 BGB), da die Ver­wen­dung von für das Fahr­zeug nicht zu­ge­las­se­nen Tei­len nicht oh­ne Wei­te­res die All­ge­mei­ne Be­triebs­er­laub­nis für das Fahr­zeug selbst ent­fal­len las­se und des­sen Nut­zung im Stra­ßen­ver­kehr aus­schlie­ße (§ 19 V 1 StV­ZO). Dies gel­te nur dann, wenn durch die nach­träg­li­che Ver­än­de­rung mit ei­nem ge­wis­sen Grad an Wahr­schein­lich­keit ei­ne Ge­fähr­dung für an­de­re Ver­kehrs­teil­neh­mer ge­schaf­fen wer­de (BGH, Urt. v. 11.12.2019 – VI­II ZR 361/18, BGHZ 224, 195 Rn. 31, 34). Ein Man­gel lie­ge aber vor, weil die Par­tei­en bei Ab­schluss des Kauf­ver­trags ver­ein­bart hät­ten, dass der Be­klag­te die All­ge­mei­ne Be­triebs­er­laub­nis für die Fel­gen nach­rei­che und der Be­klag­te so die Ge­währ für das Vor­han­den­sein ei­ner All­ge­mei­nen Be­triebs­er­laub­nis über­nom­men ha­be.

Ent­ge­gen der Auf­fas­sung des Be­ru­fungs­ge­richts sei in­des ei­ne Frist­set­zung zur Nach­er­fül­lung ge­mäß § 326 V BGB nur dann ent­behr­lich, wenn bei­de Va­ri­an­ten der Nach­er­fül­lung – Man­gel­be­sei­ti­gung und Er­satz­lie­fe­rung – un­mög­lich sei­en. Ei­ne Nach­er­fül­lung durch Er­satz­lie­fe­rung sei hier nicht von vorn­her­ein aus­ge­schlos­sen. Viel­mehr kom­me es dar­auf an, ob nach dem durch in­ter­es­sen­ge­rech­te Aus­le­gung zu er­mit­teln­den Wil­len der Par­tei­en bei Ab­schluss des Kauf­ver­trags ei­ne Er­satz­lie­fe­rung von – für den Pkw zu­ge­las­se­nen – gleich­ar­ti­gen und gleich­wer­ti­gen Fel­gen oder Win­ter­rä­dern in Be­tracht kom­men soll­te, ob al­so die Fel­gen nach den Vor­stel­lun­gen der Par­tei­en im Fal­le ih­rer Man­gel­haf­tig­keit er­setzt wer­den könn­ten. Dies ha­be das Be­ru­fungs­ge­richt nicht ge­prüft.

Ob ein Rück­tritt vom Kauf­ver­trag be­züg­lich der Fel­gen an § 323 V 2 BGB schei­te­re, hän­ge nicht nur da­von ab, wel­che Kos­ten für den Aus­tausch der Fel­gen an­fie­len, son­dern auch da­von, ob durch die Ver­wen­dung nicht zu­ge­las­se­ner Fel­gen die Be­triebs­er­laub­nis des Fahr­zeugs er­lo­schen sei. Denn in die­sem Fall füh­re die Ent­fer­nung der nicht zu­ge­las­se­nen Tei­le nicht au­to­ma­tisch da­zu, dass die Be­triebs­er­laub­nis wie­der­auf­le­be; die­se müss­te dann viel­mehr neu be­an­tragt wer­den. Die Par­tei­en hät­ten zu­dem ei­ne Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung (§ 434 I 1 BGB) des In­halts ge­trof­fen, dass ei­ne All­ge­mei­ne Be­triebs­er­laub­nis für die Fel­gen vor­han­den sei, und ein Ver­stoß ge­gen ei­ne Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung in­di­zie­re in der Re­gel die Er­heb­lich­keit der Pflicht­ver­let­zung des Ver­käu­fers. Die­ses In­dizwir­kung kön­ne al­ler­dings durch be­son­de­re Um­stän­de aus­ge­räumt wer­den, et­wa dann, wenn das Feh­len der ver­ein­bar­ten Be­schaf­fen­heit nur mit sehr ge­ring­fü­gi­gen Be­ein­träch­ti­gun­gen ver­bun­den sei. In­so­fern kom­me es hier auch dar­auf an, ob durch die Ver­wen­dung der Win­ter­rä­der ei­ne Ge­fähr­dung von Ver­kehrs­teil­neh­mern zu er­war­ten stand. Ob der Be­klag­te im Hin­blick auf das Feh­len ei­ner All­ge­mei­nen Be­triebs­er­laub­nis für die Fel­gen grob fahr­läs­sig ge­han­delt ha­be, sei da­ge­gen schon des­halb nicht von Be­deu­tung, weil dem Be­klag­ten nach den Fest­stel­lun­gen des Be­ru­fungs­ge­richts kei­ne gro­be Fahr­läs­sig­keit an­ge­las­tet wer­den kön­ne.

Die Ber­fung des Klä­gers hat­te auch dies­mal kei­nen Er­folg.

Aus den Grün­den: II. Die zu­läs­si­ge Be­ru­fung er­weist sich auch nach er­gän­zen­der Be­weis­auf­nah­me un­ter Be­rück­sich­ti­gung des in die­ser Sa­che am 11.12.2019 er­gan­ge­nen Ur­teils des BGHVI­II ZR 361/18 als un­be­grün­det.

A. Die feh­len­de All­ge­mei­ne Be­triebs­er­laub­nis für die Fel­gen des streit­ge­gen­ständ­li­chen Fahr­zeugs be­grün­det zwar ei­nen Sach­man­gel i. S. des § 434 I 1 BGB (hier­zu un­ten 1). Hier­aus er­gibt sich je­doch kein Rück­tritts­recht, da die­ser Man­gel durch Be­schaf­fung ei­ner Ein­zel­be­triebs­er­laub­nis für die mit­ver­kauf­ten Fel­gen oder Aus­tausch der Fel­gen der Win­ter­rä­der be­sei­tigt wer­den kann und un­ter Be­rück­sich­ti­gung der da­bei an­fal­len­den Kos­ten ei­ne un­er­heb­li­che Pflicht­ver­let­zung vor­liegt (hier­zu un­ten 2).

1. Ein Sach­man­gel liegt ge­mäß § 434 I 1 BGB vor, da das Fahr­zeug auf­grund der feh­len­den All­ge­mei­nen Be­triebs­er­laub­nis für die Fel­gen nicht die ver­ein­bar­te Be­schaf­fen­heit auf­wies. Der Se­nat nimmt auf die Aus­füh­run­gen im in die­ser Sa­che er­gan­ge­nen BGH-Ur­teil (BGH, Urt. v. 11.12.2019 – VI­II ZR 361/18, BGHZ 224, 195 Rn. 35) Be­zug. An­ge­sichts der Ab­wei­chung von der ver­ein­bar­ten Be­schaf­fen­heit liegt ein Sach­man­gel un­ab­hän­gig da­von vor, ob die Ver­wen­dung der Fel­gen zum Er­lö­schen der Be­triebs­er­laub­nis des Fahr­zeugs führ­te.

Dar­über hin­aus hat sich im Rah­men der Un­ter­su­chung durch den Sach­ver­stän­di­gen her­aus­ge­stellt, dass die auf die Win­ter­rä­der mon­tier­ten Rei­fen (225/50 R17) un­zu­läs­sig sind, da nach der EG-Typ­ge­neh­mi­gung die Rei­fen­grö­ße 225/55 R17 zu­ge­las­sen ist. Auf die­sen Um­stand kann das gel­tend ge­mach­te Rück­tritts­recht nicht ge­stützt wer­den, weil der Klä­ger je­den­falls in­so­fern kei­ne Frist zur Nach­er­fül­lung ge­setzt hat und auch kei­ne An­halts­punk­te er­sicht­lich sind, aus de­nen sich ei­ne Er­heb­lich­keit der Pflicht­ver­let­zung er­gä­be.

2. Ob hier zur Be­grün­dung ei­nes Rück­tritts­rechts ge­mäß § 437 Nr. 2 Fall 1, § 323 I BGB ei­ne Frist­set­zung er­for­der­lich war und ob ei­ne sol­che ge­ge­be­nen­falls auch er­folgt ist, kann da­hin­ste­hen. Denn der durch den Klä­ger er­klär­te Rück­tritt war je­den­falls des­halb un­wirk­sam, weil dem ge­mäß § 323 V 2 BGB die Un­er­heb­lich­keit der Pflicht­ver­let­zung ent­ge­gen­steht.

a) Ein Käu­fer ist nicht zum Rück­tritt vom Kauf­ver­trag we­gen ei­nes Sach­man­gels be­rech­tigt, wenn die Pflicht­ver­let­zung un­er­heb­lich, das heißt wenn der Man­gel ge­ring­fü­gig ist (§ 323 V 2 BGB). Da­bei ist auf den Zeit­punkt der Rück­tritts­er­klä­rung des Käu­fers ab­zu­stel­len. Die Be­ur­tei­lung der Fra­ge, ob die Pflicht­ver­let­zung un­er­heb­lich ist, er­for­dert nach der stän­di­gen Recht­spre­chung des BGH ei­ne um­fas­sen­de In­ter­es­sen­ab­wä­gung auf Grund­la­ge der Um­stän­de des Ein­zel­falls (vgl. nur BGH, Urt. v. 28.05.2014 – VI­II ZR 94/13, BGHZ 201, 290 Rn. 16 m. w. Nachw.; Urt. v. 26.10.2016 – VI­II ZR 240/15, NJW 2017, 153 Rn. 27; Urt. v. 18.10.2017 – VI­II ZR 242/16, DAR 2018, 78 Rn. 12). Ein Ver­stoß ge­gen ei­ne Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung in­di­ziert in der Re­gel die Er­heb­lich­keit der Pflicht­ver­let­zung (BGH, Urt. v. 06.02.2013 – VI­II ZR 374/11, NJW 2013, 1365 Rn. 16).

Bei be­heb­ba­ren Män­geln ist im Rah­men die­ser um­fas­sen­den In­ter­es­sen­ab­wä­gung je­doch grund­sätz­lich nicht auf das Aus­maß der Funk­ti­ons­be­ein­träch­ti­gung, son­dern auf die Kos­ten der Män­gel­be­sei­ti­gung ab­zu­stel­len. Von ei­ner Ge­ring­fü­gig­keit ei­nes be­heb­ba­ren Man­gels und da­mit von ei­ner Un­er­heb­lich­keit der Pflicht­ver­let­zung ist in der Re­gel aus­zu­ge­hen, wenn die Kos­ten der Man­gel­be­sei­ti­gung im Ver­hält­nis zum Kauf­preis ge­ring­fü­gig sind (vgl. nur  BGH, Urt. v. 28.05.2014 – VI­II ZR 94/13, BGHZ 201, 290 Rn. 17 m. w. Nachw.). Von ei­ner Un­er­heb­lich­keit der Pflicht­ver­let­zung ist in der Re­gel dann nicht mehr aus­zu­ge­hen, wenn der Man­gel­be­sei­ti­gungs­auf­wand mehr als fünf Pro­zent des Kauf­prei­ses be­trägt (vgl. nur  BGH, Urt. v. 28.05.2014 – VI­II ZR 94/13, BGHZ 201, 290 Rn. 12; Urt. v. 26.10.2016 – VI­II ZR 240/15, NJW 2017, 153 Rn. 28).

b) Der Man­gel kann so­wohl durch Lie­fe­rung von Win­ter­rä­dern mit zu­ge­las­se­nen Fel­gen be­sei­tig­ten wer­den als auch durch Be­schaf­fung ei­ner Ein­zel­be­triebs­er­laub­nis für die mit­ver­kauf­ten Fel­gen, wo­durch je­weils Kos­ten ent­ste­hen, die fünf Pro­zent des ver­ein­bar­ten Kauf­prei­ses un­ter­schrei­ten.

aa) Bei der im Rah­men von § 323 V 2 BGB vor­zu­neh­men­den um­fas­sen­den In­ter­es­sen­ab­wä­gung kommt der Fra­ge maß­geb­li­che Be­deu­tung zu, ob die Be­triebs­er­laub­nis des Fahr­zeugs durch die Mon­ta­ge von Win­ter­rä­dern mit Fel­gen oh­ne All­ge­mei­ne Be­triebs­er­laub­nis ge­mäß § 19 II 2 Nr. 2 StV­ZO er­lo­schen ist und wel­cher Auf­wand ge­ge­be­nen­falls er­for­der­lich ist, um die Be­triebs­er­laub­nis wie­der­zu­er­lan­gen.

Auf­grund der durch­ge­führ­ten Be­weis­auf­nah­me ist da­von aus­zu­ge­hen, dass die Be­triebs­er­laub­nis des Fahr­zeugs durch die Mon­ta­ge der Fel­gen nicht er­lo­schen ist:

aaa) Das Feh­len ei­ner All­ge­mei­nen Be­triebs­er­laub­nis (§ 20 StV­ZO) be­züg­lich der Fel­gen (vgl. § 22 StV­ZO), für die auch ei­ne Ein­zel­be­triebs­er­laub­nis nach  §§ 21, 22 II 4 StV­ZO oder ein Nach­trag zur Be­triebs­er­laub­nis des Fahr­zeugs (§ 22 III, sect; 19 III Nr. 1 lit. b StV­ZO) nicht vor­lag, führt nicht oh­ne Wei­te­res da­zu, dass ge­mäß § 19 II 2 Nr. 2 StV­ZO die Be­triebs­er­laub­nis für das Fahr­zeug er­lischt. Viel­mehr setzt dies vor­aus, dass die – mit der Nut­zung nicht zu­ge­las­se­ner Fel­gen für die Win­ter­rä­der ver­bun­de­ne – nach­träg­li­che Ver­än­de­rung mit ei­nem ge­wis­sen Grad an Wahr­schein­lich­keit ei­ne Ge­fähr­dung für Ver­kehrs­teil­neh­mer ver­ur­sacht (BGH, Urt. v. 11.12.2019 – VI­II ZR 361/18, BGHZ 224, 195 Rn. 30 f.; VGH Ba­den-Würt­tem­berg, Urt. v. 31.05.2011 – 10 S 1857/09, ju­ris Rn. 27, 29; KG, Urt. v. 27.03.1998 – 2 Ss 341/973 Ws (B) 76/98, ju­ris Rn. 7, 9). Es ist we­der die Ver­än­de­rung von Fahr­zeug­tei­len, de­ren Be­schaf­fen­heit vor­ge­schrie­ben ist, noch die blo­ße Mög­lich­keit ei­ner Ge­fähr­dung aus­rei­chend, um die Be­triebs­er­laub­nis ge­mäß § 19 II 2 Nr. 2 StV­ZO er­lö­schen zu las­sen. Dem steht der Grund­satz der Ver­hält­nis­mä­ßig­keit ent­ge­gen. Er­for­der­lich ist da­her, dass durch die nach­träg­li­che Ver­än­de­rung mit ei­nem ge­wis­sen Grad an Wahr­schein­lich­keit ei­ne Ge­fähr­dung für Ver­kehrs­teil­neh­mer ge­schaf­fen wird. Da­bei lässt sich das Maß der für ein Er­lö­schen der Be­triebs­er­laub­nis er­for­der­li­chen Ge­fahr nicht abs­trakt und ab­so­lut be­stim­men. Denn der zu for­dern­de Wahr­schein­lich­keits­grad hängt von der Be­deu­tung der ge­fähr­de­ten Rechts­gü­ter und dem Aus­maß des mög­li­chen Scha­dens ab. Be­hör­den und Ge­rich­te ha­ben da­her für je­den kon­kre­ten Ein­zel­fall zu er­mit­teln, ob die be­tref­fen­de Ver­än­de­rung – sei es durch un­sach­ge­mä­ßen An­bau ei­nes an sich un­ge­fähr­li­chen Fahr­zeug­teils, sei es durch den Be­trieb ei­nes sach­ge­recht an­ge­bau­ten, aber ge­fähr­li­chen Teils – ei­ne Ge­fähr­dung von Ver­kehrs­teil­neh­mern nicht nur mög­lich er­schei­nen, son­dern er­war­ten lässt (BGH, Urt. v. 11.12.2019 – VI­II ZR 361/18, BGHZ 224, 195 Rn. 30 f.; VGH Ba­den-Würt­tem­berg, Urt. v. 31.05.2011 – 10 S 1857/09, ju­ris Rn. 27, 29).

bbb) Nach den über­zeu­gen­den Aus­füh­run­gen des Sach­ver­stän­di­gen ist auf­grund der Mon­ta­ge der Fel­gen ei­ne Ge­fähr­dung von Ver­kehrs­teil­neh­mern nicht zu er­war­ten. Der Sach­ver­stän­di­ge führ­te aus, dass er zu­nächst fest­ge­stellt ha­be, dass die Fel­gen hin­sicht­lich Loch­zahl und Loch­bild auf das streit­ge­gen­ständ­li­che Fahr­zeug mon­tiert wer­den kön­nen. An­schlie­ßend ha­be er das Fahr­zeug „dia­go­nal ver­schränkt“. Da­bei wird die ma­xi­ma­le Aus­las­tung des Fe­der­wegs si­mu­liert, in dem zwei dia­go­nal ge­gen­über­lie­gen­de Rä­der hö­hen­mä­ßig fi­xiert und die an­de­ren bei­den bis zur Aus­las­tung des Fe­der­wegs ab­ge­senkt wer­den, was der stärks­ten Be­las­tung des Fahr­zeugs im Hin­blick auf den Fe­der­weg ent­spricht. Un­ter die­sen Be­din­gun­gen wie auch im Nor­mal­zu­stand ha­be er ei­ne aus­rei­chen­de Frei­gän­gig­keit der Rä­der ge­gen­über an­gren­zen­den Ka­ros­se­rie­tei­len fest­ge­stellt. Auf­grund des fest­ge­stell­ten Aus­ma­ßes der Frei­gän­gig­keit kön­ne ei­ne Ge­fähr­dung von Ver­kehrs­teil­neh­mern auch oh­ne ei­ne Pro­be­fahrt un­ter Ex­trem­be­din­gun­gen aus­ge­schlos­sen wer­den. Zwar sei­en um­fang­rei­che Fahr­ver­su­che mit Schwel­len und bei Höchst­ge­schwin­dig­keit er­for­der­lich und vor­ge­schrie­ben, wenn es um die ge­ne­rel­le Zu­las­sung von Fel­gen ge­he. Da die hier vor­lie­gen­den Fel­gen grund­sätz­lich für ver­gleich­ba­re Fahr­zeu­ge des­sel­ben Her­stel­lers zu­ge­las­sen sei­en und es da­her nur um ei­ne Ge­fähr­dung bei Ver­wen­dung mit dem vor­lie­gen­den Fahr­zeug ge­he, kön­ne ei­ne Ge­fähr­dung al­len­falls aus ei­nem Kon­takt mit Ka­ros­se­rie­tei­len re­sul­tie­ren, die je­doch auf­grund der Er­geb­nis­se der von ihm durch­ge­führ­ten Un­ter­su­chun­gen aus­ge­schlos­sen sei­en. Der Sach­ver­stän­di­ge hat da­mit über­zeu­gend dar­ge­legt, dass auf­grund der von ihm durch­ge­führ­ten Mes­sun­gen auch oh­ne Fahr­ver­su­che ei­ne Ge­fähr­dung von Ver­kehrs­teil­neh­mern aus­ge­schlos­sen wer­den kann.

ccc) Da vor­lie­gend ein Er­lö­schen der Be­triebs­er­laub­nis al­lei­ne nach § 19 II 2 Nr. 2 StV­ZO in Be­tracht kommt und des­sen Vor­aus­set­zun­gen man­gels Ge­fähr­dung von Ver­kehrs­teil­neh­mern nicht er­füllt sind, hat die Mon­ta­ge der Fel­gen nicht zum Er­lö­schen der Be­triebs­er­laub­nis des Fahr­zeugs ge­führt.

bb) Der Man­gel kann so­wohl durch Be­schaf­fung ei­ner Ge­neh­mi­gung im Ein­zel­fall ge­mäß §§ 21, 22 II 4 StV­ZO als auch durch Aus­tausch der Fel­gen fol­gen­los be­sei­tigt wer­den.

aaa) Die Be­schaf­fung ei­ner Ein­zel­be­triebs­er­laub­nis nach §§ 21, 22 II 4 StV­ZO ist mög­lich und wür­de Kos­ten von un­ter 200 € ver­ur­sa­chen:

(1) Bei Vor­lie­gen ei­ner Ein­zel­be­triebs­er­laub­nis nach §§ 21, 22 II 4 StV­ZO wä­re die Mon­ta­ge der Fel­gen trotz der feh­len­den All­ge­mei­nen Be­triebs­er­laub­nis zu­läs­sig (vgl. BGH, Urt. v. 11.12.2019 – VI­II ZR 361/18, BGHZ 224, 195 Rn. 30).

(2) Die Er­lan­gung ei­ner sol­chen Er­laub­nis ist auch mög­lich, da die Vor­aus­set­zun­gen hier­für nach den über­zeu­gen­den Aus­füh­run­gen des Sach­ver­stän­di­gen ge­ge­ben sind. Denn die­ser er­läu­ter­te in der münd­li­chen Ver­hand­lung vom 11.1.2021, dass die mit dem Fahr­zeug ver­kauf­te Rad-Rei­fen-Kom­bi­na­ti­on die­se Er­laub­nis er­hal­ten wür­de, da de­ren Er­tei­lung die Prü­fung und Un­ter­su­chung vor­aus­setzt, die auch der Sach­ver­stän­di­ge im Rah­men der Prü­fung durch­ge­führt hat, ob auf­grund der Fel­gen die Ge­fähr­dung von Ver­kehrs­teil­neh­mern zu er­war­ten ist (sie­he oben aa bbb). Da ei­ne Ge­fähr­dung da­nach aus­zu­schlie­ßen ist, sind auch die Vor­aus­set­zun­gen für die Er­tei­lung der Ein­zel­be­triebs­er­laub­nis ge­ge­ben.

(3) Er­for­der­lich hier­zu ist die Ein­ho­lung ei­nes ent­spre­chen­den Gut­ach­tens, das bei der Zu­las­sungs­stel­le vor­ge­legt wird, da­mit dort die Ein­tra­gung ver­an­lasst wer­den kann. Die Kos­ten hier­für be­tra­gen nach den über­zeu­gen­den Aus­füh­run­gen des Sach­ver­stän­di­gen ein­schließ­lich Un­ter­su­chung des Fahr­zeugs durch den Sach­ver­stän­di­gen 100 bis 150 €. Nach­dem der Sach­ver­stän­di­ge nicht aus­drück­lich er­klärt hat, ob dar­in die Um­satz­steu­er ent­hal­ten ist, ist je­den­falls da­von aus­zu­ge­hen, dass die Kos­ten we­ni­ger als 200 € be­tra­gen.

bbb) Der Man­gel kann auch durch Lie­fe­rung man­gel­frei­er Fel­gen be­sei­tigt wer­den, wo­durch Kos­ten von we­ni­ger fünf Pro­zent des Kauf­prei­ses ent­ste­hen:

(1) Nach dem durch in­ter­es­sen­ge­rech­te Aus­le­gung zu er­mit­teln­den Wil­len der Par­tei­en (§§ 133, 157 BGB, vgl. BGH, Urt. v. 11.12.2019 – VI­II ZR 361/18, BGHZ 224, 195 Rn. 41 ff.) bei Ver­trags­schluss kommt auch ei­ne Nach­lie­fe­rung von gleich­ar­ti­gen und gleich­wer­ti­gen Fel­gen oder Win­ter­rä­dern, die für das Fahr­zeug zu­ge­las­sen sind, als Nach­er­fül­lung in Be­tracht.

Der Be­klag­te hat zu die­ser Fra­ge dar­auf ver­wie­sen, dass der Klä­ger vor Ab­schluss des Kauf­ver­trags zu­nächst an­ge­nom­men ha­be, dass es sich bei den Win­ter­rä­dern um Ori­gi­nal-BMW-Fel­gen ge­han­delt ha­be. Nach­dem sich bei der Be­sich­ti­gung her­aus­ge­stellt ha­be, dass dies nicht zu­tref­fe, ha­be ihn dies nicht vom Kauf des Fahr­zeugs ab­ge­hal­ten; ihm sei es dar­auf an­ge­kom­men, dass das Fahr­zeug 8-fach be­reift sei.

In der münd­li­chen Ver­hand­lung vor dem Se­nat am 01.10.2018 hat­te der Klä­ger an­ge­ge­ben, dass er zu­nächst da­von aus­ge­gan­gen sei, dass es sich um Ori­gi­nal-BMW-Fel­gen hand­le, er den Kauf aber nicht dar­an ha­be schei­tern las­sen wol­len, als er kurz vor Ver­trags­ab­schluss er­fah­ren ha­be, dass es sich bei den Win­ter­rä­dern nicht um Ori­gi­nal-BMW-Fel­gen hand­le. Der Klä­ger hat auch in der münd­li­chen Ver­hand­lung vor dem Se­nat am 11.01.2021 das Vor­brin­gen der Ge­gen­sei­te, dass es ihm in ers­ter Li­nie dar­auf an­ge­kom­men, sei, dass das Fahr­zeug 8-fach be­reift sei, nicht be­strit­ten.

Der Klä­ger bringt schon selbst nicht vor, dass es ihm ge­ra­de auf die Fel­gen mit der KBA-Num­mer 48605 an­ge­kom­men sei. Er leg­te viel­mehr le­dig­lich Wert dar­auf, dass die Fel­gen ei­ne All­ge­mei­ne Be­triebs­er­laub­nis für das Fahr­zeug­mo­dell be­sit­zen. Auf die­ser Grund­la­ge kam es dem Klä­ger er­sicht­lich nicht dar­auf an, das Fahr­zeug ge­ra­de mit den vor­han­de­nen Fel­gen zu er­wer­ben, wes­halb ei­ne Er­set­zung der Fel­gen durch gleich­wer­ti­ge mit All­ge­mei­ner Be­triebs­er­laub­nis für das Fahr­zeug un­ter Be­rück­sich­ti­gung des Par­tei­wil­lens bei Ver­trags­schluss als Nach­er­fül­lung in Be­tracht kommt.

(2) Der Se­nat hat be­reits in dem in die­ser Sa­che am 13.11.2018 er­gan­ge­nen Ur­teil ge­mäß § 287 ZPO un­ter Rück­griff auf all­ge­mein im In­ter­net zu­gäng­li­che Prei­se die Kos­ten für den Er­werb neu­er, ver­gleich­ba­rer Fel­gen ein­schließ­lich der Kos­ten für das Auf­zie­hen der Rei­fen so­wie die Mon­ta­ge­ar­bei­ten auf we­ni­ger als 1.587,50 €, al­so auf we­ni­ger als fünf Pro­zent des Kauf­prei­ses ge­schätzt. Hier­ge­gen ha­ben die Par­tei­en kei­ne Ein­wen­dun­gen vor­ge­bracht.

cc) Der Um­stand, dass auf­grund der feh­len­den All­ge­mei­nen Be­triebs­er­laub­nis für die Fel­gen ein Ver­stoß ge­gen ei­ne Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung vor­liegt, steht der Un­er­heb­lich­keit der Pflicht­ver­let­zung nicht ent­schei­dend ent­ge­gen.

Zwar in­di­ziert ein sol­cher Ver­stoß in der Re­gel die Er­heb­lich­keit der Pflicht­ver­let­zung (BGH, Urt. v. 06.02.2013 – VI­II ZR 374/11, NJW 2013, 1365 Rn. 16). Die­se In­dizwir­kung kann al­ler­dings durch be­son­de­re Um­stän­de aus­ge­räumt wer­den, et­wa wenn das Feh­len der ver­ein­bar­ten Be­schaf­fen­heit nur mit sehr ge­ring­fü­gi­gen Be­ein­träch­ti­gun­gen ver­bun­den und sie auch un­ter Be­rück­sich­ti­gung der mit dem Ab­schluss ei­ner Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung ver­folg­ten In­ter­es­sen des Käu­fers als ei­ne un­we­sent­li­che Pflicht­ver­let­zung ein­zu­stu­fen wä­re (BGH, Urt. v. 11.12.2019 – VI­II ZR 361/18, BGHZ 224, 195 Rn. 54).

Nach­dem die Mon­ta­ge der Fel­gen nicht zum Er­lö­schen der Be­triebs­er­laub­nis ge­führt hat und die Fel­gen pro­blem­los aus­ge­tauscht wer­den kön­nen oder ei­ne Ein­zel­be­triebs­er­laub­nis er­langt wer­den kann, steht der Ver­stoß ge­gen die Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung der Un­er­heb­lich­keit nicht ent­ge­gen.

dd) Ent­ge­gen der Auf­fas­sung des Klä­gers er­gibt sich ei­ne Er­heb­lich­keit der Pflicht­ver­let­zung nicht auf­grund ei­nes arg­lis­ti­gen Ver­hal­tens des Be­klag­ten. Es ist zwar rich­tig, dass nach der Recht­spre­chung des BGH ei­ne den Rück­tritt aus­schlie­ßen­de un­er­heb­li­che Pflicht­ver­let­zung beim Kauf­ver­trag in der Re­gel zu ver­nei­nen ist, wenn der Ver­käu­fer über das Vor­han­den­sein ei­nes Man­gels arg­lis­tig ge­täuscht hat (Urt. v. 24.03.2006 – V ZR 173/05, BGHZ 167, 19 Leit­satz). Al­lei­ne der Um­stand, dass der Be­klag­te sich im Kauf­ver­trag ver­pflich­tet hat, die All­ge­mei­ne Be­triebs­er­laub­nis für die Win­ter­rä­der nach­zu­rei­chen, ver­mag in­des ein arg­lis­ti­ges Han­deln nicht zu be­grün­den. Ins­be­son­de­re er­gibt sich dar­aus ge­ra­de nicht, dass der Be­klag­te bei Ab­schluss des Kauf­ver­trags wuss­te oder da­mit rech­ne­te, dass die Fel­gen der Win­ter­rä­der nicht über ei­ne All­ge­mei­ne Be­triebs­er­laub­nis für das ver­kauf­te Fahr­zeug­mo­dell ver­fü­gen. Viel­mehr ist da­von aus­zu­ge­hen, dass der Be­klag­te da­von über­zeugt war, die Fel­gen sei­en für das Fahr­zeug­mo­dell zu­ge­las­sen und die Über­sen­dung der All­ge­mei­nen Be­triebs­er­laub­nis sei ei­ne rei­ne Form­sa­che. Der Be­klag­te ist zwar ein ge­werb­li­cher Kraft­fahr­zeug­händ­ler. Gleich­wohl ist nicht er­sicht­lich, wes­halb er hät­te da­von aus­ge­hen müs­sen, dass die Fel­gen der Win­ter­rä­der mög­li­cher­wei­se nicht für das streit­ge­gen­ständ­li­che Fahr­zeug­mo­dell zu­ge­las­sen sind.

Da­mit liegt auch die vom Klä­ger im Re­vi­si­ons­ver­fah­ren gel­tend ge­mach­te gro­be Fahr­läs­sig­keit des Be­klag­ten nicht vor (vgl. BGH, Ur­teil vom 11. De­zem­ber 2019 – VI­II ZR 361/18–, BGHZ 224, 195-217, ju­ris Rn. 57).

ee) Un­ter Be­rück­sich­ti­gung der auf­ge­zeig­ten Um­stän­de des vor­lie­gen­den Ein­zel­falls ist der Rück­tritt hier we­gen Un­er­heb­lich­keit der Pflicht­ver­let­zung ge­mäß § 323 V 2 BGB aus­ge­schlos­sen, da der Man­gel mit ei­nem Auf­wand be­sei­tigt wer­den kann, der fünf Pro­zent des zwi­schen den Par­tei­en ver­ein­bar­ten Kauf­prei­ses un­ter­schrei­tet.

Der Aus­schluss des Rück­tritts ist für den Klä­ger auch nicht un­zu­mut­bar. Ins­be­son­de­re wird er nicht recht­los ge­stellt. So kann er bei­spiels­wei­se wei­ter­hin Nach­er­fül­lung ge­mäß § 437 Nr. 1, § 439 I BGB ver­lan­gen, die nach Wahl des Ver­käu­fers durch das Be­wir­ken ei­ner Ge­neh­mi­gung im Ein­zel­fall oder die Lie­fe­rung zu­ge­las­se­ner Fel­gen er­fol­gen kann, oder ge­mäß § 437 Nr. 2 Fall 2, § 441 BGB den Kauf­preis min­dern oder ge­mäß § 437 Nr. 3 Fall 1, §§ 440, 311a II, 281 I 3 BGB den so­ge­nann­ten klei­nen Scha­dens­er­satz gel­tend ma­chen. …

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