1. Die Lie­fe­rung ei­nes Kraft­fahr­zeugs in ei­ner an­de­ren als der be­stell­ten Far­be stellt im Re­gel­fall ei­nen er­heb­li­chen Sach­man­gel und ei­ne er­heb­li­che Pflicht­ver­let­zung des Ver­käu­fers dar. Dies gilt auch dann, wenn der Käu­fer ne­ben der im Kauf­ver­trag fest­ge­leg­ten zu­nächst auch ei­ne an­de­re Fahr­zeug­far­be in Be­tracht ge­zo­gen hat­te.
  2. Zur Fra­ge der Ver­wert­bar­keit der Aus­sa­ge ei­nes Zeu­gen über den In­halt ei­nes Te­le­fo­nats, das er oh­ne Ein­wil­li­gung des Ge­sprächs­part­ners mit­ge­hört hat (im An­schluss an BGH, Urt. v. 18.02.2003 – XI ZR 165/02, NJW 2003, 1727, und Urt. v. 12.01.2005 – XII ZR 227/03, BGHZ 162, 1).

BGH, Ur­teil vom 17.02.2010 – VI­II ZR 70/07

Sach­ver­halt: Die Klä­ge­rin be­gehrt von dem Be­klag­ten aus ab­ge­tre­te­nem Recht der B mit Sitz in den USA die Zah­lung des Kauf­prei­ses von 54.510 US-Dol­lar für ei­nen Per­so­nen­kraft­wa­gen Chev­ro­let Cor­vet­te, Mo­dell 2005 (im Fol­gen­den: Cor­vet­te), Zug um Zug ge­gen Über­ga­be und Über­eig­nung des Fahr­zeugs, so­wie die Fest­stel­lung, dass sich der Be­klag­te in An­nah­me­ver­zug be­fin­det. Da­ne­ben be­gehrt sie aus ei­ge­nem Recht die Zah­lung von 14.347,55 € für die Um­rüs­tung, die Ver­zol­lung und den Trans­port des Fahr­zeugs aus den USA nach Deutsch­land so­wie die Er­stat­tung vor­ge­richt­li­cher Rechts­an­walts­kos­ten in Hö­he von 749,95 €.

Die Par­tei­en ka­men An­fang des Jah­res 2005 mit­ein­an­der in Kon­takt, da der Be­klag­te ei­ne Cor­vet­te der neu­es­ten Mo­dell­rei­he er­wer­ben woll­te. Die­ses Mo­dell wur­de da­mals erst seit kur­zer Zeit auf dem ame­ri­ka­ni­schen Markt ge­han­delt und war be­gehrt. Mit Schrei­ben vom 24.01.2005 teil­te der Be­klag­te der Klä­ge­rin die Aus­stat­tungs­merk­ma­le mit, die das Fahr­zeug ha­ben soll­te. Als ge­wünsch­te Far­be gab er „black oder le mans blue me­tal­lic“ an. Dar­auf­hin teil­te die Klä­ge­rin ihm durch Schrei­ben vom 11.02.2005 mit, wie die Be­schaf­fung des Fahr­zeugs er­fol­gen wer­de. Die we­sent­li­chen Punk­te die­ses Schrei­bens lau­ten:

„Wenn wir ein Fahr­zeug ge­fun­den ha­ben, schi­cken wir Ih­nen ein An­ge­bot zur Un­ter­schrift von der B in USA. Bei Auf­trags­er­tei­lung wird ei­ne Zah­lung von 20 % fäl­lig, die Sie bit­te bei Auf­trags­er­tei­lung … über­wei­sen … Be­züg­lich der Rest­sum­me ge­hen wir in Vor­aus­la­ge bis zur Aus­lie­fe­rung. Für die­sen Zeit­raum zah­len Sie uns die an­fal­len­den Zin­sen von z. Zt. 6,8 % … Die Rest­sum­me in US-$ wird fäl­lig bei Über­nah­me nebst Zin­sen und Aus­la­gen.“

Dar­über hin­aus ent­hält das Schrei­ben die Mit­tei­lung, dass die Klä­ge­rin zu­sätz­lich da­mit zu be­auf­tra­gen sei, den Trans­port des Fahr­zeugs nach Deutsch­land und die Ver­zol­lung so­wie die TÜV-Um­rüs­tung vor­zu­neh­men, und der Be­klag­te für die im Schrei­ben im Ein­zel­nen auf­ge­lis­te­ten Kos­ten ei­ne ge­son­der­te Rech­nung er­hal­ten wer­de.

Mit Schrei­ben vom 18.03.2005 über­sand­te die Klä­ge­rin dem Be­klag­ten ein An­ge­bot der B über ei­ne Cor­vet­te zum Preis von 51.950 US-Dol­lar zu­züg­lich Fracht­kos­ten von 900 US-Dol­lar und bat den Be­klag­ten, die­ses Schrei­ben un­ter­zeich­net als Kauf­be­stä­ti­gung zu­rück­zu­sen­den so­wie ei­ne schnellst­mög­li­che Über­wei­sung des ge­nann­ten Be­trags zu ver­an­las­sen. Das dem Schrei­ben bei­ge­füg­te An­ge­bot zu dem ge­nann­ten Preis ent­hielt ne­ben wei­te­ren Aus­stat­tungs­merk­ma­len des Fahr­zeugs als Farb­be­zeich­nung die An­ga­be „Le Mans Blue Me­tal­lic“. Der Be­klag­te sand­te die­ses An­ge­bot am sel­ben Tag un­ter­schrie­ben an B zu­rück, die eben­falls noch am sel­ben Tag den Auf­trag schrift­lich be­stä­tig­te.

In der Fol­ge­zeit ver­such­te B, in den USA ein ent­spre­chen­des Fahr­zeug an­zu­kau­fen, was we­gen des­sen erst kurz zu­vor er­folg­ter Markt­ein­füh­rung und der ho­hen Nach­fra­ge Schwie­rig­kei­ten be­rei­te­te. Als B am 07.04.2005 noch kein Fahr­zeug für den Be­klag­ten ge­fun­den hat­te, rief de­ren Ge­schäfts­füh­rer bei dem Be­klag­ten an und hin­ter­ließ ei­ne Nach­richt auf des­sen An­ruf­be­ant­wor­ter, wo­nach noch „zwei Ei­sen im Feu­er“ sei­en und des­halb um wei­te­re 24 Stun­den ge­be­ten wer­de, nach de­ren Ab­lauf dem Be­klag­ten ge­ge­be­nen­falls ab­ge­sagt wer­den müs­se. Zwi­schen den Par­tei­en ist strei­tig, ob an­schlie­ßend in der Zeit zwi­schen dem 07.04.2005 und dem 10.04.2005 in ei­nem Te­le­fo­nat des Ge­schäfts­füh­rers der B mit dem Be­klag­ten ei­ne Ei­ni­gung auf die Lie­fe­rung ei­ner schwar­zen Cor­vet­te er­folg­te. B ge­lang es kurz dar­auf, ei­ne schwar­ze Cor­vet­te mit ge­gen­über dem An­ge­bot vom 18.03.2005 wei­te­rem Zu­be­hör an­zu­kau­fen. Dies teil­te sie dem Be­klag­ten mit Schrei­ben vom 10.04.2005 mit, des­sen In­halt aus­zugs­wei­se lau­tet:

„Nach vie­lem ‚Hin und Her’ freu­en wir uns, Ih­nen mit­tei­len zu kön­nen daß wir die schwar­ze Cor­vet­te jetzt fest für Sie kau­fen konn­ten. Die­se Au­tos sind der­zeit so ge­fragt, daß wir von Glück sa­gen kön­nen, die­ses Fahr­zeug be­kom­men zu ha­ben. Wie wir Ih­nen te­le­fo­nisch mit­ge­teilt hat­ten, be­kom­men Sie jetzt et­was mehr Zu­be­hör wie folgt: … Die­ses Fahr­zeug be­kom­men Sie zum ver­ein­bar­ten Preis von 53.610 US-Dol­lar zu­züg­lich Ship­ping. Die Rech­nung … er­stel­len wir Ih­nen mor­gen. Wir wer­den für schnells­te Ver­schif­fung sor­gen – bit­te über­wei­sen Sie um­ge­hend die An­zah­lung, da wir das Fahr­zeug ab heu­te in vol­ler Hö­he be­zahlt ha­ben.“

Noch am sel­ben Tag wur­de dem Be­klag­ten die Fahr­zeug­rech­nung über­sandt, in der als Fahr­zeug­far­be „black“ an­ge­ge­ben war. Ei­nen Tag spä­ter wies die Klä­ge­rin den Be­klag­ten schrift­lich dar­auf hin, dass ihr ein Re­chen­feh­ler bei der Bil­dung der Ge­samt­sum­me un­ter­lau­fen sei, die 54.510 US-Dol­lar lau­ten müs­se, kün­dig­te die Über­sen­dung ei­ner kor­ri­gier­ten Rech­nung an und wies dar­auf hin, dass die An­zah­lung des Be­klag­ten in Hö­he von 10.500 US-Dol­lar bis­her nicht ein­ge­gan­gen sei. In der kor­ri­gier­ten Rech­nung über 54.510 US-Dol­lar ist als Fahr­zeug­far­be wie­der­um „black“ an­ge­ge­ben. In der Fol­ge­zeit ver­an­lass­te B die Ver­schif­fung der schwar­zen Cor­vet­te nach Deutsch­land und teil­te dem Be­klag­ten mit Schrei­ben vom 02.05.2005 den 17.05.2005 als An­kunfts­ter­min mit. Zur Vor­be­rei­tung der Ver­zol­lung un­ter­zeich­ne­te der Be­klag­te am 16.05.2005 ei­ne Voll­macht für die Fir­ma R, die von ihm er­mäch­tigt wur­de „für mich mein Fahr­zeug Cor­vet­te Cou­pe … zu ver­zol­len“. In der Fol­ge­zeit wur­de das Fahr­zeug ver­zollt und von der Klä­ge­rin für die TÜV-Ab­nah­me um­ge­rüs­tet. Die hier­für an­ge­fal­le­nen Kos­ten stell­te die Klä­ge­rin dem Be­klag­ten ge­son­dert in Rech­nung. Am 01.06.2005 war das Fahr­zeug aus­lie­fe­rungs­be­reit.

Der Be­klag­te lehn­te die Ab­nah­me des Fahr­zeugs ab und leis­te­te kei­ne Zah­lung. Er ver­tritt die Auf­fas­sung, zwi­schen den Kauf­ver­trags­par­tei­en sei am 18.03.2005 ein Ver­trag über ei­ne blaue Cor­vet­te zu­stan­de ge­kom­men. Mit der an­ge­bo­te­nen Lie­fe­rung ei­ner schwar­zen Cor­vet­te ha­be die Ver­käu­fe­rin die­sen Ver­trag je­doch nicht ord­nungs­ge­mäß er­füllt. Zum ei­nen ha­be die Ver­käu­fe­rin die Er­fül­lung ab­ge­lehnt, in­dem sie am 07.04.2005 mit­ge­teilt ha­be, vom Ver­trag Ab­stand zu neh­men, wenn sie nicht in­ner­halb von 24 Stun­den ei­ne ent­spre­chen­de Cor­vet­te fin­den wer­de. Da­her sei aus sei­ner Sicht der Ver­trag be­reits er­le­digt ge­we­sen, als die Ver­käu­fe­rin ihm am 10.04.2005 – nach Frist­ab­lauf – mit­ge­teilt ha­be, dass sie nun doch ein Fahr­zeug ge­fun­den ha­be. Zum an­de­ren ha­be er ei­ner Ver­trags­än­de­rung von ei­ner blau­en zu ei­ner schwar­zen Cor­vet­te nicht zu­ge­stimmt.

Das Land­ge­richt hat der Kla­ge statt­ge­ge­ben; die Be­ru­fung des Be­klag­ten hat das Ober­lan­des­ge­richt zu­rück­ge­wie­sen. Mit sei­ner Re­vi­si­on ver­folgt der Be­klag­te sein Kla­ge­ab­wei­sungs­be­geh­ren wei­ter. Das Rechts­mit­tel war er­folg­reich.

Aus den Grün­den: [10]   I. Das Be­ru­fungs­ge­richt hat zur Be­grün­dung sei­ner Ent­schei­dung im We­sent­li­chen aus­ge­führt:

[11]   Der Klä­ge­rin ste­he aus ab­ge­tre­te­nem Recht der gel­tend ge­mach­te Kauf­preis­an­spruch Zug um Zug ge­gen Über­ga­be und Über­eig­nung der in Rech­nung ge­stell­ten schwar­zen Cor­vet­te, mit de­ren An­nah­me sich der Be­klag­te im Ver­zug be­fin­de, so­wie ein An­spruch auf Zah­lung der mit der Ver­brin­gung des Fahr­zeugs nach Deutsch­land ver­bun­de­nen Kos­ten zu. Auch hin­sicht­lich der von der Klä­ge­rin aus ei­ge­nem Recht gel­tend ge­mach­ten wei­te­ren For­de­run­gen sei die Kla­ge be­grün­det.

[12]   Auf die Ver­trags­be­zie­hung zwi­schen B und dem Be­klag­ten fin­de deut­sches Recht An­wen­dung. Zwi­schen B und dem Be­klag­ten sei am 18.03.2005 ein wirk­sa­mer Kauf­ver­trag über ei­ne gat­tungs­mä­ßig be­stimm­te Cor­vet­te Bau­jahr 2005 mit der Far­be „Le Mans Blue Me­tal­lic“ zu­stan­de ge­kom­men. Die­ser Kauf­ver­trag sei nicht in­fol­ge des An­rufs des Ge­schäfts­füh­rers der B bei dem Be­klag­ten am 07.04.2005 auf­ge­ho­ben wor­den. Ent­ge­gen der Auf­fas­sung des Be­klag­ten ha­be es sich bei die­sem An­ruf um kei­ne rechts­ge­schäft­li­che Er­klä­rung in Rich­tung ei­ner Auf­he­bung des Kauf­ver­trags, son­dern le­dig­lich um ei­ne Sach­stands­mit­tei­lung ge­han­delt.

[13]   Ein Recht zur Zu­rück­wei­sung der schwar­zen Cor­vet­te ste­he dem Be­klag­ten nicht zu. Vor­aus­set­zung ei­nes Zu­rück­wei­sungs­rechts noch vor der Lie­fe­rung der Kauf­sa­che sei das Be­ste­hen ei­nes Rück­tritts­rechts. Ge­mäß § 323 V 2 BGB kön­ne der Gläu­bi­ger je­doch nur bei ei­ner er­heb­li­chen Pflicht­ver­let­zung vom Ver­trag zu­rück­tre­ten, an der es hier feh­le. Da­bei kön­ne da­hin­ge­stellt blei­ben, ob an­ge­sichts des dem Kauf­ver­trags­an­ge­bot vom 18.03.2005 vor­aus­ge­gan­ge­nen Schrei­bens des Be­klag­ten vom 24.01.2005, in wel­chem die­ser In­ter­es­se am Er­werb ei­ner schwar­zen oder blau­en Cor­vet­te be­kun­det ha­be, das Kauf­ver­trags­an­ge­bot vom 18.03.2005 über­haupt ei­ne Fest­le­gung auf die Far­be Blue Me­tal­lic be­inhal­te, und die Lie­fe­rung ei­ner schwar­zen statt ei­ner blau­en Cor­vet­te ei­ne Ver­trags­ver­let­zung dar­stel­le. Denn selbst bei ei­ner Ein­gren­zung der Gat­tung auf ei­ne blaue Cor­vet­te be­ste­he kein Rück­tritts­recht des Be­klag­ten. Un­ab­hän­gig da­von, ob über­haupt die üb­ri­gen Rück­tritts­vor­aus­set­zun­gen vor­lä­gen, sei ein Rück­tritt des­halb aus­ge­schlos­sen, weil die Lie­fe­rung ei­ner schwar­zen statt ei­ner blau­en Cor­vet­te hier kei­ne er­heb­li­che Pflicht­ver­let­zung dar­stel­le. Mit sei­nem Schrei­ben vom 24.01.2005 ha­be der Be­klag­te zu er­ken­nen ge­ge­ben, dass die blaue oder schwar­ze Far­be des Fahr­zeugs für ihn kein maß­geb­li­ches Kauf­kri­te­ri­um ge­we­sen sei.

[14]   Un­ab­hän­gig da­von sei der Se­nat da­von über­zeugt, dass sich die Par­tei­en in ei­nem zwi­schen dem 07.04.2005 und 10.04.2005 ge­führ­ten Te­le­fo­nat des Ge­schäfts­füh­rers der B mit dem Be­klag­ten dar­auf ge­ei­nigt hät­ten, dass statt ei­ner blau­en ei­ne schwar­ze Cor­vet­te ge­lie­fert wer­den sol­le. Dies er­ge­be sich aus der Aus­sa­ge der Zeu­gin Ü. Das Land­ge­richt sei an ei­ner Ver­wer­tung der An­ga­ben die­ser Zeu­gin nicht ge­hin­dert ge­we­sen, ob­wohl sie das Te­le­fo­nat oh­ne Kennt­nis des Be­klag­ten über ei­ne Frei­sprech­an­la­ge mit­ge­hört ha­be. In der Ver­wer­tung der Zeu­gen­aus­sa­ge lie­ge kein Ein­griff in das ver­fas­sungs­recht­lich ge­schütz­te Recht am ge­spro­che­nen Wort. Denn die vor­zu­neh­men­de Ab­wä­gung zwi­schen dem ge­gen die Ver­wer­tung strei­ten­den all­ge­mei­nen Per­sön­lich­keits­recht und dem In­ter­es­se an ei­ner funk­ti­ons­tüch­ti­gen Straf- und Zi­vil­rechts­pfle­ge so­wie dem Stre­ben nach ei­ner ge­rech­ten Ent­schei­dung fal­le hier zu­guns­ten der letzt­ge­nann­ten Ge­sichts­punk­te aus. Das Mit­hö­ren sei im Rah­men des all­ge­mei­nen Ge­schäfts­be­triebs und le­dig­lich zur Er­leich­te­rung des von der Zeu­gin vor­zu­be­rei­ten­den wei­te­ren Schrift­ver­kehrs er­folgt, nicht aber zum Zwe­cke der Be­weis­ver­schaf­fung. Die Glaub­haf­tig­keit der Aus­sa­ge der Zeu­gin Ü wer­de da­durch ge­stützt, dass auf Klä­ger­sei­te die ge­sam­te Ge­schäfts­be­zie­hung sehr aus­führ­lich durch zahl­rei­che Schrei­ben do­ku­men­tiert sei, wäh­rend auf­sei­ten des Be­klag­ten ein Wi­der­spruch ge­gen die An­kün­di­gung, dass nun­mehr ein schwar­zes Fahr­zeug ge­lie­fert wer­de, nicht ein­mal vor­ge­tra­gen, ge­schwei­ge denn schrift­lich do­ku­men­tiert sei. Die Aus­sa­ge der Zeu­gin die­ne da­her le­dig­lich der Ab­run­dung der vor­ge­leg­ten, für sich al­lein be­reits für ei­ne (nach­träg­li­che) Ei­ni­gung der Par­tei­en auf ei­ne schwar­ze Cor­vet­te spre­chen­den Un­ter­la­gen. So er­ge­be sich un­ter an­de­rem be­reits aus der Rech­nung vom 11.04.2005, dass statt ei­ner blau­en ei­ne schwar­ze Cor­vet­te ge­lie­fert wer­de. Der Be­klag­te ha­be nicht vor­ge­tra­gen, zu ir­gend­ei­nem Zeit­punkt er­klärt zu ha­ben, dass er kei­ne schwar­ze Cor­vet­te er­hal­ten wol­le, son­dern auf der Ver­trags­er­fül­lung mit ei­ner blau­en Cor­vet­te be­ste­he. Im Ge­gen­teil ha­be er noch am 18.05.2005 die Fir­ma R schrift­lich be­auf­tragt, für ihn die schwar­ze Cor­vet­te zu ver­zol­len. Da der Be­klag­te in der münd­li­chen Ver­hand­lung vor dem Be­ru­fungs­ge­richt an­ge­ge­ben ha­be, zwi­schen­zeit­lich an­der­wei­tig ei­ne blaue Cor­vet­te er­wor­ben zu ha­ben, sei da­von aus­zu­ge­hen, dass er an der schwar­zen Cor­vet­te schlicht kein In­ter­es­se mehr ha­be und nun­mehr nach Aus­flüch­ten su­che, um aus dem Ver­trag her­aus­zu­kom­men.

[15]   II. Die­se Be­ur­tei­lung hält der re­vi­si­ons­recht­li­chen Nach­prü­fung nicht stand. Ent­ge­gen der Auf­fas­sung des Be­ru­fungs­ge­richts kann ein Zu­rück­wei­sungs­recht des Be­klag­ten nicht mit der Be­grün­dung ver­neint wer­den, die Vor­aus­set­zun­gen für ei­nen Rück­tritt des Be­klag­ten vom Kauf­ver­trag lä­gen schon des­halb nicht vor, weil die Lie­fe­rung ei­nes schwar­zen statt ei­nes blau­en Fahr­zeugs kei­ne er­heb­li­che Pflicht­ver­let­zung dar­stel­le. Zu­dem darf die vom Be­ru­fungs­ge­richt an­ge­nom­me­ne spä­te­re ein­ver­nehm­li­che Än­de­rung des Ver­trags­ge­gen­stan­des von ei­ner blau­en in ei­ne schwar­ze Cor­vet­te nicht auf die Aus­sa­ge der in ers­ter In­stanz ver­nom­me­nen Zeu­gin Ü ge­stützt wer­den, weil die­ser Teil der Zeu­gen­aus­sa­ge auf dem heim­li­chen Mit­hö­ren ei­nes Te­le­fo­nats be­ruht und in­so­weit nicht er­ho­ben wer­den durf­te und ei­nem Be­weis­ver­wer­tungs­ver­bot un­ter­liegt.

[16]   1. Im Er­geb­nis zu­tref­fend und von der Re­vi­si­on un­be­an­stan­det hat das Be­ru­fungs­ge­richt auf den vor­lie­gen­den Fall in­ter­nes deut­sches Recht an­ge­wen­det. Die vom Be­ru­fungs­ge­richt da­für ge­ge­be­ne Hilfs­be­grün­dung, dass der Kauf­ver­trag ins­be­son­de­re in An­be­tracht der von der Klä­ge­rin in Deutsch­land vor­zu­neh­men­den zu­sätz­li­chen Leis­tun­gen, vor al­lem der hier zu er­brin­gen­den Um­rüs­tung des Fahr­zeugs für den deut­schen Markt, die engs­ten Be­zie­hun­gen mit Deutsch­land auf­wei­se (Art. 28 I 1 EGBGB), ist re­vi­si­ons­recht­lich nicht zu be­an­stan­den.

[17]   2. Auch die Fest­stel­lung des Be­ru­fungs­ge­richts, dass zwi­schen den Par­tei­en am 18.03.2005 ein Kauf­ver­trag über ei­nen noch zu be­schaf­fen­den Neu­wa­gen vom Typ Cor­vet­te ge­schlos­sen wur­de, ist frei von Rechts­feh­lern. Ob in die­sem Ver­trag die Far­be des Fahr­zeugs ver­bind­lich ver­ein­bart wor­den ist, hat das Be­ru­fungs­ge­richt of­fen­ge­las­sen. Re­vi­si­ons­recht­lich ist dem­nach da­von aus­zu­ge­hen, dass im Ver­trag ei­ne Fest­le­gung auf die Far­be Blue Me­tal­lic er­folgt und da­mit ei­ne dem­ent­spre­chen­de Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung i. S. des § 434 I 1 BGB ge­trof­fen wor­den ist.

[18]   Ent­ge­gen der Auf­fas­sung der Re­vi­si­on ist dem Be­ru­fungs­ge­richt auch dar­in bei­zu­pflich­ten, dass der Kauf­ver­trag nicht in­fol­ge des An­rufs des Ge­schäfts­füh­rers der B bei dem Be­klag­ten am 07.04.2005 auf­ge­ho­ben wor­den ist. Die An­nah­me des Be­ru­fungs­ge­richts, die auf dem An­ruf­be­ant­wor­ter des Be­klag­ten auf­ge­zeich­ne­te, im Tat­be­stand wie­der­ge­ge­be­ne Mit­tei­lung des Ge­schäfts­füh­rers der B sei nicht so zu ver­ste­hen, dass für den Fall ei­nes er­folg­lo­sen Ab­laufs der Frist ei­ne Auf­he­bung des Kauf­ver­trags an­ge­bo­ten wer­de, lässt ent­ge­gen der An­sicht der Re­vi­si­on kei­nen Rechts­feh­ler er­ken­nen. Nach den Fest­stel­lun­gen des Be­ru­fungs­ge­richts ging of­fen­bar auch der Be­klag­te selbst – trotz sei­nes ge­gen­tei­li­gen Vor­trags – da­mals nicht da­von aus, dass mit dem er­folg­lo­sen Ver­strei­chen der 24-Stun­den-Frist die Be­stel­lung der Cor­vet­te hin­fäl­lig wer­den soll­te. An­de­ren­falls hät­te er nicht am 16.05.2005 ei­ne Voll­macht für die Ver­zol­lung der Cor­vet­te er­teilt.

[19]   An­ders als die Re­vi­si­on meint, ist in Über­ein­stim­mung mit dem Be­ru­fungs­ge­richt auch nicht da­von aus­zu­ge­hen, dass der Kauf­ver­trag erst zu­stan­de kom­men soll­te, wenn der Be­klag­te die ge­for­der­te An­zah­lung von 10.500 US-Dol­lar ge­leis­tet hat. Die im Schrei­ben vom 11.04.2005 ent­hal­te­ne For­mu­lie­rung, es wer­de um schnellst­mög­li­che An­wei­sung (der An­zah­lung) ge­be­ten, da die­se die Vor­aus­set­zung für das Ge­schäft sei, ist le­dig­lich als drin­gen­de Zah­lungs­auf­for­de­rung zu se­hen, die im Zu­sam­men­hang mit dem Schrei­ben vom 10.04.2005 steht, in wel­chem un­ter Hin­weis dar­auf, dass die B das Fahr­zeug be­reits in vol­ler Hö­he be­zahlt ha­be, um Über­wei­sung der An­zah­lung ge­be­ten wor­den war. Zu­dem er­gibt sich aus dem Kauf­ver­trag selbst kein Hin­weis dar­auf, dass die An­zah­lung Vor­aus­set­zung für des­sen Zu­stan­de­kom­men sein soll­te. Nichts an­de­res gilt für das dem Kauf­ver­trags­schluss vor­aus­ge­gan­ge­ne Schrei­ben der Klä­ge­rin vom 11.02.2005. Dar­in wird le­dig­lich mit­ge­teilt, dass im Fal­le ei­ner Auf­trags­er­tei­lung ei­ne An­zah­lung von 20 % des Kauf­prei­ses fäl­lig wer­de, nicht aber, dass sie Vor­aus­set­zung für den Ab­schluss des Kauf­ver­trags sei.

[20]   3. Nicht ge­folgt wer­den kann da­ge­gen den Aus­füh­run­gen des Be­ru­fungs­ge­richts zum Nicht­be­ste­hen ei­nes Rechts des Be­klag­ten, die Lie­fe­rung der schwar­zen Cor­vet­te zu­rück­zu­wei­sen. Mit der ge­ge­be­nen Be­grün­dung, es be­ste­he kein Rück­tritts­recht, weil es je­den­falls an der Er­heb­lich­keit ei­ner mög­li­chen Pflicht­ver­let­zung feh­le, kann ein Zu­rück­wei­sungs­recht nicht ver­neint wer­den.

[21]   a) Da­bei kann of­fen­blei­ben, un­ter wel­chen Vor­aus­set­zun­gen ein Zu­rück­wei­sungs­recht be­steht. In der Li­te­ra­tur wird ent­ge­gen dem Aus­gangs­punkt des Be­ru­fungs­ge­richts, wo­nach ein Zu­rück­wei­sungs­recht nur dann in Be­tracht kom­me, wenn dem Be­klag­ten ein Rück­tritts­recht zu­ste­he, die Auf­fas­sung ver­tre­ten, dass der Käu­fer grund­sätz­lich zur Zu­rück­wei­sung der ihm vom Ver­käu­fer als Ver­trags­er­fül­lung an­ge­bo­te­nen Sa­che be­rech­tigt sei, wenn die­se ei­ne ver­trags­wid­ri­ge Be­schaf­fen­heit auf­wei­se oder sonst mit Män­geln be­haf­tet sei (vgl. Pa­landt/Wei­den­kaff, BGB, 69. Aufl., § 433 Rn. 47; MünchKomm-BGB/Wes­ter­mann, 5. Aufl., § 437 Rn. 16; Stau­din­ger/Beck­mann, BGB, Neu­be­arb. 2004, § 433 Rn. 89, 160; Jau­er­nig/Ber­ger, BGB, 13. Aufl., § 437 Rn. 29; Ernst, NJW 1997, 896, 897, 901; Jud, JuS 2004, 841, 843 f.; Lam­precht, ZIP 2002, 1790; vgl. auch OLG Hamm, Urt. v. 26.11.1993 – 11 U 72/93, BB 1995, 1925). Da­bei sei un­ter Zu­rück­wei­sung der Wa­re die Wei­ge­rung des Käu­fers oder sons­ti­gen Sach­gläu­bi­gers zu ver­ste­hen, die ihm an­ge­bo­te­ne Wa­re als Er­fül­lung an­zu­neh­men (Jud, JuS 2004, 841; vgl. auch Lam­precht, ZIP 2002, 1790). Da­bei soll ei­ne Be­rech­ti­gung zur Zu­rück­wei­sung der zur Ab­nah­me an­ge­bo­te­nen Sa­che – an­ders als vom Be­ru­fungs­ge­richt an­ge­nom­men – nicht zwin­gend vor­aus­set­zen, dass die Vor­aus­set­zun­gen ei­nes Rück­tritts­rechts be­stün­den; sie kom­me viel­mehr grund­sätz­lich auch sonst in Be­tracht, wenn die an­ge­bo­te­ne Wa­re auf­grund ih­rer Man­gel­haf­tig­keit zu­rück­zu­ge­wäh­ren sei (vgl. Jau­er­nig/Ber­ger, a. a. O., § 437 Rn. 29; Ernst, NJW 1997, 896, 901; Jud, JuS 2004, 841, 843 f.; MünchKomm-BGB/Wes­ter­mann, a. a. O., § 437 Rn. 16), bei­spiels­wei­se wenn der Käu­fer ei­ne Nach­er­fül­lung in Form der Er­satz­lie­fe­rung ver­lan­gen kön­ne (vgl. Pa­landt/Wei­den­kaff, a. a. O., § 433 Rn. 47). Über­dies ste­he dem Käu­fer hin­sicht­lich der Kauf­preis­zah­lung die Ein­re­de aus § 320 BGB zu (vgl. MünchKomm-BGB/Wes­ter­mann, a. a. O., § 433 Rn. 60).

[22]   b) Ei­ner Ent­schei­dung der vor­ste­hend ge­nann­ten Fra­gen be­darf es hier nicht. Denn dem Be­ru­fungs­ge­richt kann nach dem re­vi­si­ons­recht­lich zu­grun­de zu le­gen­den Sach­ver­halt je­den­falls dar­in nicht ge­folgt wer­den, dass in der hier ge­ge­be­nen Farb­ab­wei­chung nur ei­ne un­er­heb­li­che Pflicht­ver­let­zung ge­mäß § 323 V 2 BGB zu se­hen sei.

[23]   aa) Die Be­ur­tei­lung, ob ei­ne Pflicht­ver­let­zung un­er­heb­lich i. S. des § 323 V 2 BGB ist, er­for­dert ei­ne um­fas­sen­de In­ter­es­sen­ab­wä­gung (OLG Düs­sel­dorf, Urt. v. 18.01.2008 – I-17 U 2/07, NJW-RR 2008, 1230, 1231; OLG Nürn­berg, Urt. v. 21.03.2005 – 8 U 2366/04, NJW 2005, 2019, 2020; Gro­the, in: Bam­ber­ger/Roth, BGB, 2. Aufl., § 323 Rn. 39; Pa­landt/Grü­ne­berg, BGB, 69. Aufl., § 323 Rn. 32; Pa­landt/Wei­den­kaff, a. a. O., § 437 Rn. 23), wo­bei es auf die Um­stän­de des Ein­zel­falls an­kommt (MünchKomm-BGB/Ernst, 5. Aufl., § 323 Rn. 243; vgl. hier­zu Se­nat, Urt. v. 14.09.2005 – VI­II ZR 363/04, NJW 2005, 3490 [un­ter II 2]; Urt. v. 12.03.2008 – VI­II ZR 253/05, NJW 2008, 1517 Rn. 22; Urt. v. 05.11.2008 – VI­II ZR 166/07, NJW 2009, 508 Rn. 18–21; Beschl. v. 08.05.2007 – VI­II ZR 19/05, NJW 2007, 2111 Rn. 3). Da­bei wird in der Re­gel ein Ver­stoß ge­gen ei­ne Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung – hier die Ver­ein­ba­rung ei­ner be­stimm­ten Wa­gen­far­be – die Er­heb­lich­keit der Pflicht­ver­let­zung in­di­zie­ren (Pa­landt/Grü­ne­berg, a. a. O., § 323 Rn. 32).

[24]   bb) Da­nach kann im vor­lie­gen­den Fall ent­ge­gen der Auf­fas­sung des Be­ru­fungs­ge­richts nicht von ei­ner un­er­heb­li­chen Pflicht­ver­let­zung im Sin­ne der ge­nann­ten Vor­schrift aus­ge­gan­gen wer­den. Die Lie­fe­rung ei­nes Kraft­fahr­zeugs in ei­ner an­de­ren als der be­stell­ten Far­be stellt im Re­gel­fall ei­nen er­heb­li­chen Sach­man­gel und da­mit auch ei­ne er­heb­li­che Pflicht­ver­let­zung ge­mäß § 323 V 2 BGB dar. Dies gilt auch dann, wenn der Käu­fer im Rah­men der dem Ver­trags­schluss vor­aus­ge­gan­ge­nen Ver­hand­lun­gen ne­ben der im Kauf­ver­trag fest­ge­leg­ten zu­nächst auch ei­ne an­de­re Fahr­zeug­far­be in Be­tracht ge­zo­gen hat­te.

[25]   Hin­sicht­lich der Far­be der be­stell­ten Cor­vet­te ha­ben die B und der Be­klag­te, wie re­vi­si­ons­recht­lich zu un­ter­stel­len ist (s. oben un­ter 2), im Kauf­ver­trag vom 18.03.2005 ei­ne Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung i. S. des § 434 I 1 BGB da­hin ge­hend ge­trof­fen, dass ein Fahr­zeug in der Far­be Blue Me­tal­lic ge­lie­fert wer­den soll­te. Ge­mes­sen an die­ser Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung ist die von der Klä­ge­rin an­ge­bo­te­ne schwar­ze Cor­vet­te da­her nicht frei von Sach­män­geln (vgl. OLG Köln, Beschl. v. 14.10.2005 – 20 U 88/05, NJW 2006, 781, 782; OLG Karls­ru­he, Urt. v. 14.03.2008 – 10 U 68/07, NJW-RR 2009, 777, 778; LG Aa­chen, Urt. v. 26.04.2005 – 12 O 493/04, NJW 2005, 2236, 2238). Der in die­ser Farb­ab­wei­chung lie­gen­de Sach­man­gel ist nicht als ei­ne nur un­er­heb­li­che Pflicht­ver­let­zung ge­mäß § 323 V 2 BGB zu be­wer­ten. Die Lack­far­be stellt ein äu­ße­res Merk­mal des Kraft­fahr­zeugs dar, wel­ches re­gel­mä­ßig zu den für den Käu­fer im Rah­men sei­ner Kauf­ent­schei­dung maß­geb­li­chen Ge­sichts­punk­ten ge­hört (so auch OLG Köln, Beschl. v. 14.10.2005 – 20 U 88/05, NJW 2006, 781, 782). Der Ent­schei­dung des Käu­fers für ei­ne be­stimm­te Far­be kann auch ei­ne wirt­schaft­li­che Be­deu­tung zu­kom­men, et­wa weil bei ei­nem spä­te­ren Ver­kauf des Fahr­zeugs für be­stimm­te Wa­gen­far­ben ei­ne stär­ke­re Nach­fra­ge zu er­war­ten ist.

[26]   cc) Ent­ge­gen der Auf­fas­sung des Be­ru­fungs­ge­richts lässt sich aus dem Um­stand, dass der Be­klag­te ur­sprüng­lich In­ter­es­se am Er­werb ei­ner Cor­vet­te in Schwarz oder Blue Me­tal­lic ge­zeigt hat, nicht ab­lei­ten, dass die Lie­fe­rung ei­ner schwar­zen statt der im Kauf­ver­trag ver­ein­bar­ten blau­en Cor­vet­te ei­ne nur un­er­heb­li­che Pflicht­ver­let­zung ge­mäß § 323 V 2 BGB dar­stel­le. Dass der Käu­fer ei­nes Neu­fahr­zeugs vor dem Ab­schluss des Kauf­ver­trags so­wohl hin­sicht­lich der tech­ni­schen als auch der op­ti­schen Aus­stat­tung des Fahr­zeugs al­ter­na­ti­ve Über­le­gun­gen an­stellt, dürf­te in der Pra­xis nicht sel­ten der Fall sein. Ent­schei­dend kommt es dar­auf an, ob im Kauf­ver­trag ei­ne ein­deu­ti­ge Wahl der Fahr­zeug­far­be er­folgt ist. Dies ist, wie re­vi­si­ons­recht­lich zu un­ter­stel­len ist …, hier der Fall. Die Ar­gu­men­ta­ti­on des Be­ru­fungs­ge­richts läuft letzt­lich dar­auf hin­aus, dass die Farb­wahl im Kauf­ver­trag nicht ernst ge­meint ge­we­sen sei. Das hat das Be­ru­fungs­ge­richt in die­ser Form je­doch we­der fest­ge­stellt, noch las­sen sich den von ihm in Be­zug ge­nom­me­nen Un­ter­la­gen aus­rei­chen­de An­halts­punk­te hier­für ent­neh­men.

[27]   4. Nicht frei von Rechts­feh­lern ist auch die al­ter­na­ti­ve Be­grün­dung des Be­ru­fungs­ge­richts, wo­nach sich die Kauf­ver­trags­par­tei­en in ei­nem zwi­schen dem 07.04.2005 und dem 10.04.2005 ge­führ­ten Te­le­fo­nat auf die Lie­fe­rung ei­ner schwar­zen statt ei­ner blau­en Cor­vet­te ge­ei­nigt hät­ten. So­weit sich das Be­ru­fungs­ge­richt hier­bei auf die Aus­sa­ge der Zeu­gin Ü über den In­halt ei­nes Te­le­fo­nats zwi­schen ih­rem Ehe­mann und dem Be­klag­ten stützt, be­geg­net dies durch­grei­fen­den Be­den­ken.

[28]   a) Ent­ge­gen der Auf­fas­sung des Be­ru­fungs­ge­richts durf­te die Aus­sa­ge der Zeu­gin Ü über den In­halt die­ses Te­le­fon­ge­sprächs, das sie oh­ne Wis­sen des Be­klag­ten mit­ge­hört hat, nicht ver­wer­tet wer­den. Nach der Recht­spre­chung des BVerfG liegt in der Er­he­bung und Ver­wer­tung der Aus­sa­ge ei­nes Zeu­gen, der ein Te­le­fo­nat oh­ne Ein­wil­li­gung des Ge­sprächs­part­ners mit­ge­hört hat, ein Ein­griff in das durch Art. 2 I GG i. V. mit Art. 1 I GG ge­schütz­te Recht des Ge­sprächs­part­ners am ge­spro­che­nen Wort, für den es ei­ner dem Rang des grund­recht­li­chen Schut­zes des all­ge­mei­nen Per­sön­lich­keits­rechts Rech­nung tra­gen­den Recht­fer­ti­gung be­darf (vgl. BVerfG, Beschl. v. 09.10.2002 – 1 BvR 1611/96 und 1 BvR 805/98, BVerfGE 106, 28, 44 ff.; eben­so BGH, Urt. v. 18.02.2003 – XI ZR 165/02, NJW 2003, 1727 [un­ter II 1]; vgl. auch BGH, Urt. v. 12.01.2005 – XII ZR 227/03, BGHZ 162, 1, 5 f.). Da­bei reicht das all­ge­mei­ne In­ter­es­se an ei­ner funk­ti­ons­tüch­ti­gen Straf- und Zi­vil­rechts­pfle­ge nicht aus, um im Rah­men der er­for­der­li­chen Ab­wä­gung von ei­nem glei­chen oder hö­he­ren Ge­wicht aus­ge­hen zu kön­nen, als es dem all­ge­mei­nen Per­sön­lich­keits­recht zu­kommt. Viel­mehr müs­sen wei­te­re As­pek­te hin­zu­tre­ten, die er­ge­ben, dass das In­ter­es­se an der Be­weis­er­he­bung trotz der Per­sön­lich­keits­rechts­be­ein­träch­ti­gung schutz­wür­dig ist. Das BVerfG und die neue­re Recht­spre­chung des BGH ver­wei­sen in­so­weit auf not­wehr­ähn­li­che Si­tua­tio­nen wie die An­fer­ti­gung heim­li­cher Ton­band­auf­nah­men zur Fest­stel­lung der Iden­ti­tät ei­nes an­ony­men An­ru­fers oder zur Fest­stel­lung er­pres­se­ri­scher Dro­hun­gen oder den Fall ei­nes auf an­de­re Wei­se nicht ab­wehr­ba­ren An­griffs auf die be­ruf­li­che Exis­tenz (vgl. BVerfG, Beschl. v. 09.10.2002 – 1 BvR 1611/96 und 1 BvR 805/98, BVerfGE 106, 28, 49 f.; BGH, Urt. v. 12.01.2005 – XII ZR 227/03, BGHZ 162, 1, 6; BGH, Urt. v. 18.02.2003 – XI ZR 165/02, NJW 2003, 1727 [un­ter II 2 c]).

[29]   b) Da­mit ist der hier zu be­ur­tei­len­de Fall nicht an­nä­hernd ver­gleich­bar. Die Zeu­gin Ü hat das Te­le­fo­nat nach den Fest­stel­lun­gen des Be­ru­fungs­ge­richts mit­ge­hört, um den In­halt an­schlie­ßend buch­mä­ßig leich­ter ver­ar­bei­ten zu kön­nen. Das Mit­hö­ren ist des­halb mög­li­cher­wei­se nicht mit dem Ziel ge­sche­hen, der Klä­ge­rin ein Be­weis­mit­tel zu ver­schaf­fen. Gleich­wohl be­deu­tet die Ver­neh­mung der Zeu­gin Ü zu dem In­halt des Te­le­fon­ge­sprächs ei­nen Ein­griff in das Per­sön­lich­keits­recht des Be­klag­ten, für den es kei­ne Recht­fer­ti­gung gibt. Dass die Zeu­gin Ü die­sel­ben In­for­ma­tio­nen im An­schluss an das Te­le­fo­nat von ih­rem Ehe­mann hät­te er­hal­ten kön­nen, ist recht­lich oh­ne Be­deu­tung. Das Recht am ge­spro­che­nen Wort schützt nicht die Pri­vat­sphä­re, son­dern die Selbst­be­stim­mung über die un­mit­tel­ba­re Zu­gäng­lich­keit der Kom­mu­ni­ka­ti­on; da­bei hängt der Schutz des Rechts am ge­spro­che­nen Wort we­der da­von ab, ob es sich bei den aus­ge­tausch­ten In­for­ma­tio­nen um per­so­na­le Kom­mu­ni­ka­ti­ons­in­hal­te oder gar be­son­ders per­sön­lich­keits­sen­si­ble Da­ten han­delt, noch kommt es auf die Ver­ein­ba­rung ei­ner be­son­de­ren Ver­trau­lich­keit an (BVerfG, Beschl. v. 09.10.2002 – 1 BvR 1611/96 und 1 BvR 805/98, BVerfGE 106, 28, 41).

[30]   5. Das Be­ru­fungs­ur­teil be­ruht auf den un­ter 3 und 4 auf­ge­zeig­ten Rechts­feh­lern (§ 545 I ZPO).

[31]   a) Ein Be­ru­hen der Ent­schei­dung auf der Rechts­ver­let­zung ist bei der Ver­let­zung ma­te­ri­el­len Rechts (vgl. oben un­ter 3) dann ge­ge­ben, wenn die Ent­schei­dung oh­ne den Ge­set­zes­ver­stoß im Er­geb­nis für den Re­vi­si­ons­klä­ger güns­ti­ger aus­ge­fal­len wä­re (Münch­Komm-ZPO/Wen­zel, 3. Aufl., § 545 Rn. 14; Reichold, in: Tho­mas/Putzo, ZPO, 30. Aufl., § 545 Rn. 12). Bei der Ver­let­zung ver­fah­rens­recht­li­cher Be­stim­mun­gen (vgl. oben un­ter 4) ge­nügt hin­ge­gen be­reits die Mög­lich­keit, dass das Be­ru­fungs­ge­richt oh­ne den Ver­fah­rens­feh­ler zu ei­nem an­de­ren Er­geb­nis ge­langt wä­re (BGH, Urt. v. 20.03.1995 – II ZR 198/94, NJW 1995, 1841 [un­ter II 2]; Münch­Komm-ZPO/Wen­zel, a. a. O., § 545 Rn. 14). Da­nach er­wei­sen sich bei­de Be­grün­dungs­strän­ge des Be­ru­fungs­ur­teils als mit Rechts­feh­lern be­haf­tet, auf de­nen die Ent­schei­dung be­ruht. Hin­sicht­lich der ers­ten Be­grün­dung ist da­von aus­zu­ge­hen, dass das Be­ru­fungs­ge­richt oh­ne den un­ter 3 auf­ge­zeig­ten Rechts­feh­ler vor­aus­sicht­lich nicht zur Ver­nei­nung ei­nes Zu­rück­wei­sungs­rechts ge­langt wä­re. Hin­sicht­lich der al­ter­na­ti­ven Be­grün­dung (nach­träg­li­che ein­ver­nehm­li­che Än­de­rung des Ver­trags­ge­gen­stands) ist die Mög­lich­keit nicht aus­zu­schlie­ßen, dass das Be­ru­fungs­ge­richt oh­ne die ver­fah­rens­feh­ler­haf­te Ver­wer­tung der ei­nem Be­weis­ver­wer­tungs­ver­bot un­ter­lie­gen­den Aus­sa­ge der Zeu­gin Ü zu ei­nem an­de­ren Er­geb­nis ge­langt wä­re.

[32]   b) An die­ser Mög­lich­keit ei­nes an­de­ren Er­geb­nis­ses än­dert der Um­stand nichts, dass das Be­ru­fungs­ge­richt im Rah­men sei­nes zwei­ten Be­grün­dungs­strangs ins­be­son­de­re den Un­ter­la­gen, die aus der Zeit nach Ab­schluss des Kauf­ver­trags stam­men, ei­ne er­heb­li­che Be­deu­tung für die An­nah­me ei­ner nach­träg­li­chen Ei­ni­gung der Kauf­ver­trags­par­tei­en auf ei­ne schwar­ze Cor­vet­te bei­ge­mes­sen hat. Das Be­ru­fungs­ge­richt ge­langt in die­sem Zu­sam­men­hang zwar zu der – durch­aus nicht fern­lie­gen­den – Ein­schät­zung, die ge­nann­ten Un­ter­la­gen sprä­chen für sich al­lei­ne be­reits für ei­ne (nach­träg­li­che) Ei­ni­gung der Par­tei­en auf ei­ne schwar­ze Cor­vet­te. Die­se für die recht­li­che Be­ur­tei­lung des Streit­fal­les wich­ti­ge Ein­schät­zung hat das Be­ru­fungs­ge­richt je­doch nicht als ei­ge­nen Ge­sichts­punkt an­ge­führt, son­dern le­dig­lich in dem Teil der Ur­teils­be­grün­dung er­wähnt, der sich mit der Glaub­haf­tig­keit der Aus­sa­ge der Zeu­gin Ü be­fasst. Bei die­ser Sach­la­ge spricht zwar ei­ni­ges da­für, dass das Be­ru­fungs­ge­richt oh­ne die ver­fah­rens­feh­ler­haf­te Ver­wer­tung der Aus­sa­ge der Zeu­gin Ü zu kei­nem an­de­ren Er­geb­nis ge­langt wä­re. An­ge­sichts des Auf­baus der Ur­teils­be­grün­dung kann je­doch die Mög­lich­keit ei­ner an­de­ren Ent­schei­dung des Be­ru­fungs­ge­richts nicht mit der er­for­der­li­chen Si­cher­heit aus­ge­schlos­sen wer­den. Es be­darf da­her ei­ner er­neu­ten Wür­di­gung durch den Tatrich­ter. Die­ser wird ins­be­son­de­re zu be­ur­tei­len ha­ben, ob be­reits die ver­wert­ba­ren Ge­sichts­punk­te aus­rei­chen, um zu der An­nah­me ei­ner nach­träg­li­chen Ei­ni­gung auf ei­ne schwar­ze Cor­vet­te zu ge­lan­gen.

[33]   III. Nach al­le­dem kann das Be­ru­fungs­ur­teil kei­nen Be­stand ha­ben; es ist da­her auf­zu­he­ben (§ 562 I ZPO). Der Se­nat kann in der Sa­che nicht selbst ent­schei­den, weil es ei­ner er­neu­ten tatrich­ter­li­chen Wür­di­gung be­darf. Die Sa­che ist da­her zur neu­en Ver­hand­lung und Ent­schei­dung an das Be­ru­fungs­ge­richt zu­rück­zu­ver­wei­sen (§ 563 I 1 ZPO).

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