Ein taug­li­ches Nach­er­fül­lungs­ver­lan­gen muss die Be­reit­schaft des Käu­fers um­fas­sen, dem Ver­käu­fer die Kauf­sa­che am Er­fül­lungs­ort der Nach­er­fül­lung zur Ver­fü­gung zu stel­len. Für des­sen Be­stim­mung ist in Er­man­ge­lung ei­ner ver­trag­li­chen Ver­ein­ba­rung ge­mäß § 269 I BGB vor­ran­gig auf die je­wei­li­gen Um­stän­de ab­zu­stel­len. Er­fül­lungs­ort der Nach­er­fül­lung ist des­halb bei be­weg­li­chen Sa­chen nicht stets der Sitz des Ver­käu­fers. Viel­mehr ist zu be­rück­sich­ti­gen, ob dem Käu­fer ein Trans­port der Kauf­sa­che zum Ver­käu­fer oh­ne er­heb­li­che Un­an­nehm­lich­kei­ten – auch fi­nan­zi­el­ler Art – mög­lich ist. Das ist bei ei­nem nicht fahr­tüch­ti­gen Kraft­fahr­zeug in der Re­gel nicht der Fall.

LG Frank­furt a. M., Ur­teil vom 28.08.2015 – 2-24 O 201/13
(nach­fol­gend: OLG Frank­furt a. M., Be­schluss vom 23.02.2016 – 4 U 214/15)

Sach­ver­halt: Mit Ver­trag vom 24.10.2011 kauf­te der Klä­ger, ein Ver­brau­cher, von dem be­klag­ten Un­ter­neh­mer ei­nen ge­brauch­ten Au­di A6 3.0 TDI.

Als er mit die­sem Fahr­zeug, das ei­ne Lauf­leis­tung von 155.638 km auf­wies, am 17.03.2012 die Au­to­bahn be­fuhr, blieb der Pkw auf­grund ei­nes Mo­tor­scha­dens lie­gen und wur­de des­halb in ei­ne VW-Ver­trags­werk­statt in Main­tal ge­schleppt. En­de März 2012 teil­te der Klä­ger dem Be­klag­ten te­le­fo­nisch den Stand­ort des Fahr­zeugs, das sich et­wa 25 km vom Sitz des Be­klag­ten ent­fernt be­fand, mit. Die Ein­zel­hei­ten der Mit­tei­lung sind zwi­schen den Par­tei­en strei­tig. Der Be­klag­te war – un­strei­tig – mit ei­ner Be­sich­ti­gung des Fahr­zeugs in der Ver­trags­werk­statt in Main­tal, wo sich der Wa­gen bis zum 14.06.2012 durch­ge­hend be­fand, nicht ein­ver­stan­den. In der Ver­trags­werk­statt wur­de fest­ge­stellt, dass beim vier­ten Zy­lin­der ein Glüh­stift ab­ge­brannt bzw. ab­ge­bro­chen war und der Kol­ben­bo­den, die Zy­lin­der­buch­se und das Aus­lass­ven­til be­schä­digt wa­ren.

Der Klä­ger for­der­te den Be­klag­ten mit Schrei­ben vom 29.03.2012 un­ter Frist­set­zung zum 11.04.2012 zur Nach­bes­se­rung auf. Dies lehn­te der Be­klag­te mit Schrei­ben vom 05.04.2012 un­ter Hin­weis auf ei­nen Ver­schleiß­scha­den ab.

Der Klä­ger gab dar­auf­hin am 12.04.2012 die Er­stel­lung ei­nes DE­KRA-Gut­ach­tens in Auf­trag. Aus­weis­lich die­ses Gut­ach­tens vom 16.04.2012 war für den Mo­tor­scha­den we­der nor­ma­ler Ver­schleiß noch ein Be­die­nungs­feh­ler des Klä­gers ur­säch­lich.

In der Fol­ge ließ der Klä­ger sein Fahr­zeug re­pa­rie­ren, wo­bei die G-GmbH auf der Grund­la­ge ei­ner Ga­ran­tie­ver­ein­ba­rung ei­nen Teil der Re­pa­ra­tur­kos­ten (5.474,64 €) über­nahm. Die Zah­lung des Dif­fe­renz­be­tra­ges ver­lang­te der Klä­ger mit Schrei­ben vom 07.05.2012 und vom 27.07.2012 von dem Be­klag­ten, den er gleich­falls zum Er­satz der für das DE­KRA-Gut­ach­ten an­ge­fal­le­nen Kos­ten auf­for­der­te.

Mit sei­ner Kla­ge hat der Klä­ger von dem Be­klag­ten die Zah­lung von 8.320,69 € ver­langt. Die­ser Be­trag setzt sich wie folgt zu­sam­men:

Kos­ten für das DE­KRA-Gut­ach­ten 1.153,99 €
Kos­ten für ei­nen Aus­tausch­mo­tor 5.123,50 €
Aus­tausch des Mo­tors (VW-Ver­trags­werk­statt) 5.496,04 €
Scha­dens­fest­stel­lung (VW-Ver­trags­werk­statt) 1.275,14 €
Spur- und Sturz­ein­stel­lung (VW-Ver­trags­werk­statt) 324,87 €
Miet­wa­gen­kos­ten 75,52 €
Ab­schlepp­kos­ten 253,47 €
Fahrt zwecks Achs­ver­mes­sung (VW-Ver­trags­werk­statt) 67,80 €
Kos­ten­pau­scha­le 25,00 €
Zah­lung G-GmbH 5.474,64 €
Sum­me 8.320,69 €

Der Klä­ger be­haup­tet, er ha­be den Be­klag­ten am 17.03.2013 te­le­fo­nisch auf­ge­for­dert, sich den Pkw an­zu­se­hen. Der Be­klag­te ha­be auf die Ga­ran­tie­ver­si­che­rung ver­wie­sen. Am 26.03.2012 ha­be der Zeu­ge R bei dem Be­klag­ten an­ge­ru­fen, sich als Ju­rist vor­ge­stellt und er­klärt, dass der Be­klag­te sich der Ge­währ­leis­tung nicht ent­zie­hen kön­ne. Der Be­klag­te ha­be die Ge­währ­leis­tung dar­auf­hin ab­ge­lehnt und als­bald den Klä­ger an­ge­ru­fen und ge­fragt, war­um die­ser zu ei­nem An­walt ge­gan­gen sei. In die­sem Te­le­fo­nat ha­be er, der Klä­ger, dem Be­klag­ten mit­ge­teilt, wo das Fahr­zeug ste­he, und dass dies nur 25 km weit weg sei. Der Be­klag­te ha­be ei­ne In­au­gen­schein­nah­me ver­wei­gert.

Die Kla­ge hat­te größ­ten­teils Er­folg.

Aus den Grün­den: [1]    Dem Klä­ger steht ge­gen den Be­klag­ten ein An­spruch auf Scha­dens­er­satz in Hö­he von ins­ge­samt 8.038,26 € ge­mäß §§ 437 Nr. 3, 434 I 2 Nr. 2, 280 I, III, 281, 440 BGB zu.

[2]    Das Fahr­zeug, das der Klä­ger am 24.10.2011 vom Be­klag­ten kauf­te (§ 433 BGB), war man­gel­haft (§ 434 I 2 Nr. 2 BGB), weil die Ist-Be­schaf­fen­heit bei Ge­fahr­über­gang (§ 446 Satz 1 BGB) nach­tei­lig von der Soll-Be­schaf­fen­heit ab­wich (vgl. Pa­landt/Wei­den­kaff, BGB, 74. Aufl. [2015], § 434 Rn. 28 f.). Die Ab­wei­chung liegt dar­in, dass die Fort­be­we­gungs­mög­lich­keit mit dem Fahr­zeug auf­grund ei­nes Mo­tor­scha­dens am 17.03.2012 nicht mehr ge­ge­ben war. Zur Über­zeu­gung des Ge­richts be­ruht der Mo­tor­scha­den auf ei­ner ther­mi­schen Über­be­las­tung des Ma­te­ri­als, die we­der auf ei­nem ge­wöhn­li­chen Ver­schleiß noch auf ei­nem Be­die­nungs­feh­ler des Klä­gers be­ruht.

[3]    Da­bei greift, weil es sich vor­lie­gend um ei­nen Ver­brauchs­gü­ter­kauf han­delt (§ 474 I BGB), die Be­weis­last­um­kehr des § 476 BGB zu­guns­ten des Klä­gers ein. Ge­mäß § 476 BGB wird ver­mu­tet, dass die Sa­che be­reits bei Ge­fahr­über­gang man­gel­haft war, wenn sich in­ner­halb von sechs Mo­na­ten seit Ge­fahr­über­gang ein Sach­man­gel zeigt, es sei denn, die­se Ver­mu­tung ist mit der Art der Sa­che oder des Man­gels un­ver­ein­bar. Ist un­klar, ob der spä­ter auf­ge­tre­te­ne Man­gel bei Ge­fahr­über­gang vor­lag oder erst da­nach auf­ge­tre­ten bzw. ver­ur­sacht wor­den ist, greift die Ver­mu­tung des § 476 BGB oh­ne Wei­te­res (vgl. BGH, Urt. v. 14.09.2005 – VI­II ZR 363/04, NJW 2005, 3490; Urt. v. 18.07.2007 – VI­II ZR 259/06, NJW 2007, 2621). Steht al­ler­dings – wie hier – fest, dass der Man­gel erst nach Ge­fahr­über­gang auf­ge­tre­ten ist, greift die Be­weis­last­um­kehr des § 476 BGB erst dann ein, wenn der Käu­fer ei­nen Grund­man­gel be­wie­sen hat. Ge­lingt dem Käu­fer dies, wird ver­mu­tet, dass die­ser Grund­man­gel be­reits bei Ge­fahr­über­gang vor­lag (vgl. BGH, Urt. v. 11.11.2008 – VI­II ZR 265/07, NJW 2009, 580). Das Ge­richt ist zu der Über­zeu­gung ge­langt, dass ein Grund­man­gel be­reits bei Ge­fahr­über­gang vor­lag, weil der Klä­ger das Vor­lie­gen ei­nes Grund­man­gels be­wie­sen hat und dem­entspre­chend die Be­weis­last­um­kehr des § 476 BGB ein­griff, de­ren Vor­aus­set­zun­gen durch den Be­klag­ten nicht wi­der­legt wur­den. Ei­ne Al­ter­na­tiv­ur­sa­che aus der Sphä­re des Klä­gers schei­det nach der Über­zeu­gung des Ge­richts aus.

[4]    Nach § 286 ZPO hat das Ge­richt un­ter Be­rück­sich­ti­gung des ge­sam­ten In­halts der Ver­hand­lun­gen und des Er­geb­nis­ses ei­ner Be­weis­auf­nah­me nach frei­er Über­zeu­gung zu ent­schei­den, ob ei­ne tat­säch­li­che Be­haup­tung für wahr oder für nicht wahr zu er­ach­ten ist. Nach § 286 ZPO hat der Tatrich­ter oh­ne Bin­dung an Be­weis­re­geln und nur sei­nem Ge­wis­sen un­ter­wor­fen die Ent­schei­dung zu tref­fen, ob er an sich mög­li­che Zwei­fel über­win­den und sich von ei­nem be­stimm­ten Sach­ver­halt als wahr über­zeu­gen kann. Je­doch setzt das Ge­setz ei­ne von al­len Zwei­feln freie Über­zeu­gung nicht vor­aus. Das Ge­richt darf kei­ne un­er­füll­ba­ren Be­weis­an­for­de­run­gen stel­len und kei­ne un­um­stöß­li­che Ge­wiss­heit bei der Prü­fung ver­lan­gen, ob ei­ne Be­haup­tung wahr und er­wie­sen ist. Viel­mehr darf und muss sich der Rich­ter in tat­säch­lich zwei­fel­haf­ten Fäl­len mit ei­nem für das prak­ti­sche Le­ben brauch­ba­ren Grad von Ge­wiss­heit be­gnü­gen, der den Zwei­feln Schwei­gen ge­bie­tet, oh­ne sie völ­lig aus­zu­schlie­ßen (vgl. BGH, Urt. v. 14.01.1993 – IX ZR 238/91, NJW 1993, 935 [937]). Zu ei­ner Ge­wiss­heit in die­sem Sin­ne ist das Ge­richt ge­langt.

[5]    Der Sach­ver­stän­di­ge S hat sich in sei­nem Gut­ach­ten prä­zi­se, de­tail­liert und kon­sis­tent mit den Licht­bil­dern aus­ein­an­der­ge­setzt, die ihm von dem Dipl.-Ing. B zur Ver­fü­gung ge­stellt wur­den, der sei­ner­zeit das streit­ge­gen­ständ­li­che Fahr­zeug im Auf­trag des Klä­gers be­gut­ach­tet hat. Der Sach­ver­stän­di­ge S ist in sei­nem Gut­ach­ten auf Grund­la­ge der in­so­weit er­gie­bi­gen Licht­bil­der und zu­tref­fen­den An­schluss­tat­sa­chen zu dem Er­geb­nis ge­langt, dass der Mo­tor­scha­den auf ei­ner ther­mi­schen Über­be­las­tung des Aus­lass­ven­tils be­ru­he, nicht da­ge­gen auf ei­nem Be­die­nungs­feh­ler sei­tens des Klä­gers. Das Ge­richt folgt der Fest­stel­lung des Sach­ver­stän­di­gen S un­ein­ge­schränkt. Die Licht­bil­der und die Gra­fik, die der Sach­ver­stän­di­ge S sei­nem Gut­ach­ten zu­grun­de ge­legt hat, il­lus­trie­ren die Aus­wir­kun­gen von Wär­me­leit­pro­ble­men. Die Ur­sa­chen und Fol­gen der von dem Sach­ver­stän­di­gen ein­lei­tend all­ge­mein be­schrie­be­nen ther­mi­schen Über­be­las­tung de­cken sich mit den Fest­stel­lun­gen des Sach­ver­stän­di­gen für den kon­kre­ten Scha­dens­fall. An­hand der vom Sach­ver­stän­di­gen fest­ge­stell­ten Sym­pto­me (Aus­bruch im Ven­til­tel­ler, ab­ge­la­ger­tes ver­flüs­sig­tes Ma­te­ri­al, Strö­mungs­li­nie, Ma­te­ri­al­ab­schmel­zung an der Glüh­ker­ze) er­scheint die Dar­stel­lung des Sach­ver­stän­di­gen S dem Ge­richt in je­der Hin­sicht über­zeu­gend. Das Sach­ver­stän­di­gen­gut­ach­ten be­legt und ver­tieft den sub­stan­zi­ier­ten Klä­ger­vor­trag hin­sicht­lich des Scha­dens­bil­des.

[6]    Das Ge­richt ist da­von über­zeugt, dass die dem Sach­ver­stän­di­gen S über­las­se­nen Licht­bil­der das streit­ge­gen­ständ­li­che Fahr­zeug bzw. des­sen schad­haf­te Tei­le ab­lich­ten. Dies stützt das Ge­richt auf die Aus­sa­ge des Zeu­gen Z; ins­be­son­de­re dar­auf, dass der Zeu­ge Z aus­ge­sagt hat, dass er an­we­send war, als das Fahr­zeug am 17.03.2012 in die Werk­statt ge­bracht wur­de, und da­zu auch das Scha­dens­bild be­schrie­ben hat (un­rund lau­fen­der Mo­tor). Der Zeu­ge Z hat zwar be­stä­tigt, dass al­le Tei­le, ins­be­son­de­re der Zy­lin­der­kopf und die Ven­ti­le, zum Fahr­zeug des Klä­gers ge­hör­ten. Al­ler­dings hat er da­bei ein­ge­räumt, dass er dies selbst nicht über­prüft ha­be. Gleich­wohl hat er aber glaub­haft an­ge­ge­ben, dass die Tei­le mit Si­cher­heit von dem Fahr­zeug stamm­ten, weil „wir kei­ne de­fek­ten Tei­le ha­ben und die dann auch nicht ein­fach dem Au­to hin­zu­fü­gen“. Das Ge­richt hält die­se Aus­sa­ge für über­zeu­gend. Der Zeu­ge hat bei sei­ner Aus­sa­ge vor­wie­gend Tat­sa­chen be­kun­det und zwi­schen un­mit­tel­ba­ren und nicht un­mit­tel­ba­ren Wahr­neh­mun­gen dif­fe­ren­ziert. Da­bei hat er auch ein­ge­räumt, dass er nicht in je­der Hin­sicht über un­mit­tel­ba­re Wahr­neh­mun­gen ver­füg­te. Die Aus­sa­ge ist im Üb­ri­gen de­tail­reich, weil der Zeu­ge den Ab­lauf zwi­schen der An­nah­me des Fahr­zeugs bis zur Re­pa­ra­tur mit Be­gleit­um­stän­den be­schrie­ben hat, so ins­be­son­de­re den Um­stand, dass zu­nächst ein an­de­res Gut­ach­ten … durch ei­nen Herrn X er­stellt wur­de und dass sich im An­schluss an die Be­gut­ach­tung durch den Dipl.-Ing. B die Re­pa­ra­tur hin­ge­zo­gen hat, weil nur ein Ori­gi­nal-Au­di-Mo­tor ver­baut wer­den soll­te.

[7]    Die Pflicht­ver­let­zung des Be­klag­ten (§ 280 I BGB) liegt dar­in, dass die­ser nicht ord­nungs­ge­mäß nach­er­füllt hat. Der Klä­ger hat dem Be­klag­ten (je­den­falls) mit Schrei­ben vom 29.03.2012 ei­ne Frist bis zum 11.04.2012 ge­setzt. Schon weil der Be­klag­te mit sei­nem Schrei­ben vom 05.04.2012 die Nach­bes­se­rung am Er­fül­lungs­ort ver­wei­gert hat (§ 281 II BGB), kommt es auf die Fra­ge nach der An­ge­mes­sen­heit der ge­setz­ten Frist nicht an. Mit Blick dar­auf, dass die Re­pa­ra­tur aus­weis­lich der klä­ger­seits vor­ge­leg­ten Rech­nun­gen erst im Ju­ni 2012 statt­fand, war zu die­sem Zeit­punkt je­den­falls die mit der Frist­set­zung aus­ge­lös­te an­ge­mes­se­ne Frist ab­ge­lau­fen (vgl. Pa­landt/Grü­ne­berg, BGB, 74. Aufl. [2015], § 281 Rn. 10).

[8]    Es ist un­schäd­lich, dass der Klä­ger sich bei sei­nem Nach­er­fül­lungs­ver­lan­gen wei­ger­te, das Fahr­zeug zum (Sitz des) Be­klag­ten zu ver­brin­gen, da­mit die­ser es be­gut­ach­ten kön­ne. Da­durch wur­de dem Be­klag­ten we­der die Mög­lich­keit der Nach­er­fül­lung ver­wehrt, noch lässt der Wunsch des Be­klag­ten, dass das Fahr­zeug zu ihm ver­bracht wer­den sol­le, Zwei­fel an der un­be­rech­tig­ten Nach­er­fül­lungs­ver­wei­ge­rung auf­kom­men. Der Klä­ger war nicht ver­pflich­tet, das Fahr­zeug in den Ge­wer­be­be­trieb des Be­klag­ten zu ver­brin­gen, der Be­klag­te war nicht be­rech­tigt, dies in die­sem kon­kre­ten Fall zu ver­lan­gen. Dem­entspre­chend ist das Fest­hal­ten des Be­klag­ten dar­an, dass das Fahr­zeug zu ihm hät­te ver­bracht wer­den müs­sen, auch mit Blick auf die Fra­ge nach ei­ner Be­reit­schaft, die Nach­er­fül­lung vor­zu­neh­men, zu se­hen.

[9]    Ein taug­li­ches Nach­er­fül­lungs­ver­lan­gen setzt vor­aus, dass der Käu­fer die Sa­che am rich­ti­gen Er­fül­lungs­ort zur Ver­fü­gung stellt (BGH, Urt. v. 19.12.2012 – VI­II ZR 96/12, BeckRS 2013, 01763 = NJW 2013, 1074 Rn. 24). Das Ge­richt nimmt an, dass der Be­le­gen­heits­ort der Sa­che vor­lie­gend der Er­fül­lungs­ort für die Nach­er­fül­lung war.

[10]   Für die Fra­ge da­nach, wo sich der Er­fül­lungs­ort ge­mäß § 269 BGB, § 29 ZPO be­fin­det, lässt sich aus § 439 BGB nichts ent­neh­men. Maß­geb­lich ist da­her § 269 BGB. Was die­sem zu ent­neh­men ist, ist leb­haft um­strit­ten. Teils wird an­ge­nom­men, Er­fül­lungs­ort sei der ak­tu­el­le Be­le­gen­heits­ort der man­gel­haf­ten Sa­che (OLG Mün­chen, Urt. v. 12.10.2005 – 15 U 2190/05, NJW 2006, 449 [450]; OLG Cel­le, Urt. v. 10.12.2009 – 11 U 32/09, NJOZ 2010, 612 [613]: Wohn­sitz des Käu­fers; bzgl. des Werk­ver­trags­rechts: BGH, Urt. v. 08.01.2008 – X ZR 97/05, NJW-RR 2008, 724 Rn. 13). Die Ge­gen­mei­nung hält den ur­sprüng­li­chen Er­fül­lungs­ort auch für die Nach­er­fül­lung für maß­geb­lich, nimmt al­ler­dings we­gen § 439 II BGB an, dass der Ver­käu­fer die zum Zweck der Nach­er­fül­lung an­fal­len­den Trans­port­kos­ten zu tra­gen ha­be; ein Er­stat­tungs­an­spruch des Käu­fers soll sich da­bei un­mit­tel­bar aus § 439 II BGB er­ge­ben (OLG Mün­chen, Urt. v. 20.06.2007 – 20 U 2204/07, NJW 2007, 3214 f.; OLG Ko­blenz, Urt. v. 16.07.2010 – 8 U 812/09, BeckRS 2010, 21425; OLG Saar­brü­cken, Urt. v. 16.03.2011 – 1 U 547/09-45, BeckRS 2011, 07665).

[11]   So­fern die Par­tei­en – wie hier – kei­ne spe­zi­el­le Ver­ein­ba­rung über den Er­fül­lungs­ort der Nach­er­fül­lung ge­trof­fen ha­ben, kommt es nach Sicht des Ge­richts un­ter Be­rück­sich­ti­gung der Recht­spre­chung des BGH auf die Um­stän­de des Ein­zel­falls an (BGH, Urt. v. 13.04.2011 – VI­II ZR 220/10, NJW 2011, 2278 Rn. 20 ff.; Urt. v. 19.12.2012 – VI­II ZR 96/12, BeckRS 2013, 01763 = NJW 2013, 1074 Rn. 24). Feh­len ver­trag­li­che Ver­ein­ba­run­gen und lässt sich auch aus der Na­tur des Schuld­ver­hält­nis­ses nicht auf ei­nen Er­fül­lungs­ort schlie­ßen, ist auf § 269 II BGB zu­rück­zu­grei­fen (vgl. BGH, Urt. v. 19.12.2012 – VI­II ZR 96/12, BeckRS 2013, 01763 = NJW 2013, 1074 Rn. 24).

[12]   Wäh­rend mit Blick auf die Na­tur des Schuld­ver­hält­nis­ses ei­ne grund­sätz­li­che Dif­fe­ren­zie­rung nach der Art der Sa­che (be­weg­li­che oder ein­ge­bau­te Sa­che) an­ge­zeigt er­scheint, folgt dar­aus bei nicht ein­ge­bau­ten Ge­gen­stän­den nicht stets, dass der Sitz des Ver­käu­fers der Er­fül­lungs­ort ist. Die Fra­ge ist mit Blick dar­auf zu se­hen, ob dem Käu­fer durch die Ver­brin­gung zum Un­ter­neh­mer er­heb­li­che Un­an­nehm­lich­kei­ten der Nach­er­fül­lung ent­stün­den. Wenn­gleich sich „er­heb­li­che Un­an­nehm­lich­kei­ten“ nicht auf fi­nan­zi­el­le As­pek­te be­schrän­ken las­sen, sind die­se doch mit zu be­rück­sich­ti­gen.

[13]   So hat der BGH aus­ge­führt, dass er­heb­li­che Un­an­nehm­lich­kei­ten sich dar­aus er­ge­ben kön­nen, dass der Ver­brau­cher die Sa­che zur Vor­nah­me der Nach­er­fül­lung zum Ver­käu­fer brin­gen oder an die­sen ver­sen­den muss; dies auch, wenn der Ver­käu­fer die Kos­ten ei­nes sol­chen Trans­ports oder Ver­sands zu tra­gen hat. Der Käu­fer muss näm­lich in ge­wis­sem Um­fang Zeit und Mü­he auf­wen­den, um Ver­pa­ckung und Trans­port vor­zu­neh­men oder zu or­ga­ni­sie­ren. Die­se Leis­tun­gen kön­nen nicht von vorn­her­ein und in al­len Fäl­len als le­dig­lich un­er­heb­li­che Un­an­nehm­lich­kei­ten qua­li­fi­ziert wer­den (vgl. BGH, Urt. v. 13.04.2011 – VI­II ZR 220/10, NJW 2011, 2278 Rn. 42). Dem­entspre­chend ist der Ver­brau­cher im Rah­men ei­ner Nach­er­fül­lung nicht ge­hal­ten, Hand­lun­gen vor­zu­neh­men, die für ihn ei­ne er­heb­li­che Un­an­nehm­lich­keit dar­stel­len, son­dern kann de­ren Vor­nah­me vom Un­ter­neh­mer ver­lan­gen.

[14]   Wäh­rend die Ver­brin­gung ei­nes (fahr­tüch­ti­gen) Kraft­fahr­zeugs über ei­ne Dis­tanz von 25 km re­gel­mä­ßig kei­ne er­heb­li­che Un­an­nehm­lich­keit dar­stellt, ist hier zu be­rück­sich­ti­gen, dass das Fahr­zeug ge­ra­de nicht mehr fahr­fä­hig war. Ei­ne Ver­brin­gung ei­nes fahr­un­tüch­ti­gen Fahr­zeugs ist für Ver­brau­cher in der Re­gel mit ei­nem nicht un­er­heb­li­chen (auch fi­nan­zi­el­len) Auf­wand ver­bun­den; so auch hier mit Blick auf das vor­aus­ge­gan­ge­ne Ab­schlep­pen durch den ADAC. Es liegt auf der Hand, dass die Ver­brin­gung auch bei ei­ner re­la­tiv kur­zen Dis­tanz von 25 km für den Käu­fer, den Klä­ger, ei­nen ho­hen Auf­wand ge­habt hät­te; ge­mes­sen am Auf­wand des Ver­käu­fers, des Be­klag­ten, ei­nen un­ver­hält­nis­mä­ßig ho­hen. Wäh­rend der Be­klag­te näm­lich vor der Wahl stand, das Fahr­zeug (selbst) zu sich zu ver­brin­gen oder (durch ei­nen Drit­ten) ver­brin­gen zu las­sen oder das Fahr­zeug an des­sen Stand­ort zu be­sich­ti­gen, hät­te es dem Klä­ger ob­le­gen, ei­nen Trans­port des fahr­un­taug­li­chen Fahr­zeugs vor­neh­men zu las­sen, um es zum Be­klag­ten zu ver­brin­gen. Aus der Dis­kre­panz zwi­schen dem je­wei­li­gen Auf­wand fol­gen hier nach Auf­fas­sung des Ge­richts er­heb­li­che Un­an­nehm­lich­kei­ten für den Klä­ger (vgl. zu ei­nem der­ar­ti­gen Fall OLG Ko­blenz, Urt. v. 20.04.2015 – 12 U 97/14).

[15]   Die klä­ger­seits gel­tend ge­mach­ten Po­si­tio­nen sind wie folgt er­stat­tungs­fä­hig:

[16]   Der An­spruch auf die Er­stat­tung der Gut­ach­ter­kos­ten in Hö­he von 1.153,99 € folgt aus § 249 BGB, weil es sich nicht um ei­nen Ba­ga­tell­scha­den han­delt.

[17]   Die Kos­ten für den Aus­tausch­mo­tor und des­sen Aus­tausch in Hö­he von (ver­blei­ben­den) 5.123,50 € sind ge­mäß § 249 BGB er­stat­tungs­fä­hig, weil die Be­schaf­fung des Aus­tausch­mo­tors wie auch der Aus­tausch selbst zum Wie­der­her­stel­lungs­auf­wand ge­hö­ren. Der dem Klä­ger in die­ser Hin­sicht zu­ste­hen­de Be­trag er­mit­telt sich wie folgt:

Kos­ten für den Aus­tausch­mo­tor 6.789,50 €
Aus­tausch des Mo­tors 5.496,04 €
Gut­schrift 1.666,00 €
Er­stat­tung G-GmbH 5.474,64 €
In­ter­ne Ver­bu­chung 21,40 €
Sum­me 5.123,50 €

[18]   Die von dem Klä­ger gel­tend ge­mach­ten Kos­ten für die Scha­dens­fest­stel­lung (Zer­le­gung der be­trof­fe­nen Fahr­zeug­tei­le) in Hö­he von 981,21 € und 293,93 €, ins­ge­samt: 1.275,14 €, sind ge­mäß § 249 BGB er­stat­tungs­fä­hig, weil die Kos­ten im Zu­sam­men­hang mit der Be­gut­ach­tung des Fahr­zeugs an­ge­fal­len sind.

[19]   Die von dem Klä­ger gel­tend ge­mach­ten Kos­ten für die Spur- und Sturz­ein­stel­lung in Hö­he von 324,87 € sind eben­falls als Teil des Re­pa­ra­tur­auf­wands ge­mäß § 249 BGB er­stat­tungs­fä­hig. Auch sind Kos­ten für die Fahrt zwecks Achs­ver­mes­sung er­stat­tungs­fä­hig. Das Ge­richt schätzt die Kos­ten mit Blick dar­auf, dass der Achs­mess­stand in der Werk­statt nach dem sub­stan­zi­ier­ten Klä­ger­vor­trag de­fekt war ge­mäß § 287 ZPO auf 67,80 €.

[20]   Dem Klä­ger ste­hen fer­ner Miet­wa­gen­kos­ten in Hö­he von 67,96 € brut­to zu. Die Kos­ten für den vom Klä­ger be­an­spruch­ten Miet­wa­gen in Hö­he von ins­ge­samt 37,76 € net­to pro Tag, ins­ge­samt 63,46 € net­to, al­so 75,52 € brut­to, kann der Klä­ger un­ter Ab­zug ei­ner vom Ge­richt ge­schätz­ten (§ 287 ZPO) Ei­gen­er­spar­nis er­setzt ver­lan­gen. Das Ge­richt schätzt die an­zu­rech­nen­de Ei­gen­er­spar­nis auf 10 % des Net­to­miet­prei­ses. Die Schät­zung ei­ner Ei­gen­er­spar­nis in die­ser Hö­he liegt im Rah­men der Recht­spre­chung des BGH (Urt. v. 02.02.2010 – VI ZR 139/08, ju­ris Rn. 21; vgl. auch Pa­landt/Grü­ne­berg, a. a. O., § 249 Rn. 36).

[21]   Die von dem Klä­ger gel­tend ge­mach­te Kos­ten­pau­scha­le in Hö­he von 25 € hält das Ge­richt für an­ge­mes­sen (§ 287 ZPO). Es han­delt sich um mehr als ei­nen Ba­ga­tell­scha­den. Die Schät­zung be­wegt sich im Rah­men des üb­li­cher­wei­se an­zu­neh­men­den Auf­wands (Pa­landt/Grü­ne­berg, a. a. O., § 249 Rn. 79).

[22]   Die Ab­schlepp­kos­ten des ADAC in Hö­he von 253,47 € sind nicht zu er­stat­ten, weil ein Scha­den des Klä­gers nach des­sen ei­ge­nem Vor­trag nicht ent­stan­den ist.

[23]   Der Klä­ger hat kei­nen An­spruch auf Frei­stel­lung von sei­nen vor­ge­richt­li­chen Rechts­an­walts­kos­ten. Nach dem In­halt der Ab­tre­tungs­er­klä­rung … hat die Rechts­schutz­ver­si­che­rung den Klä­ger von den an­ge­fal­le­nen Kos­ten frei­ge­stellt, al­so für die­sen ge­zahlt. Durch die Ab­tre­tungs­er­klä­rung (in Ver­bin­dung mit ei­ner kon­klu­den­ten An­nah­me des Klä­gers) ob­lag es dem Klä­ger, den An­spruch auf Er­stat­tung der vor­ge­richt­li­chen Rechts­an­walts­kos­ten aus ab­ge­tre­te­nem Recht gel­tend ma­chen. Dies hat der Klä­ger al­ler­dings nicht. Weil das Be­geh­ren auf Frei­stel­lung ge­gen­über ei­nem Zah­lungs­an­spruch ein „Mi­nus“ dar­stellt (Zöl­ler/Voll­kom­mer, ZPO, 30. Aufl. [2013], § 308 Rn. 4), ist das Ge­richt ge­hin­dert, dem Klä­ger den Zah­lungs­an­spruch zu­zu­spre­chen. Ei­nes ent­spre­chen­den Hin­wei­ses (§ 139 ZPO) be­durf­te es nicht, weil die gel­tend ge­mach­ten vor­ge­richt­li­chen Rechts­an­walts­kos­ten ei­ne Ne­ben­for­de­rung i. S. von § 4 I ZPO, § 43 I GKG dar­stel­len (BGH, Beschl. v. 08.05.2012 – XI ZR 261/10, ju­ris Rn. 14), die kei­ne Hin­weis­pflicht aus­löst (§ 139 II 1 ZPO; vgl. zu Ne­ben­for­de­run­gen Zöl­ler/Gre­ger, ZPO, 30. Aufl. [2013], § 139 Rn. 8).

[24]   Die Ent­schei­dung über die Zin­sen folgt aus §§ 286 I, 288 I BGB. Der Be­klag­te be­fand sich seit dem 12.04.2012 im Ver­zug, weil der Be­klag­te bei Frist­ab­lauf am 11.4.2014 nicht da­mit be­gon­nen hat, die ge­schul­de­te Leis­tung vor­zu­neh­men und die Leis­tung viel­mehr ernst­haft und end­gül­tig ver­wei­gert hat (§ 286 II Nr. 3 BGB). Der Ver­zug be­gann al­ler­dings nicht vor dem 12.04.2012, weil die nach Ta­gen be­stimm­te Frist mit dem Ab­lauf des letz­ten Ta­ges (11.04.2012) en­de­te (§ 188 I BGB) …

Hin­weis: Sei­ne Be­ru­fung ge­gen die­ses Ur­teil hat der Be­klag­te zu­rück­ge­nom­men, nach­dem das Be­ru­fungs­ge­richt mit Be­schluss vom 23.02.2016 – 4 U 214/15 – auf sei­ne Ab­sicht hin­ge­wie­sen hat­te, das Rechts­mit­tel ge­mäß § 522 II ZPO zu­rück­zu­wei­sen. In dem Hin­weis­be­schluss heißt es un­ter an­de­rem:

„I. Die Be­ru­fung des Be­klag­ten … hat in der Sa­che nach der ein­stim­mi­gen Über­zeu­gung des Se­nats … of­fen­sicht­lich kei­ne Aus­sicht auf Er­folg.

Das Land­ge­richt hat den Be­klag­ten je­den­falls im Er­geb­nis zu Recht auf der Grund­la­ge von §§ 437 Nr. 3, 281 BGB zum Scha­dens­er­satz we­gen des … Mo­tor­scha­dens ver­ur­teilt. Der Be­klag­te greift nicht die tat­säch­li­chen Fest­stel­lun­gen zum Man­gel und sei­ner Ur­sa­che an, son­dern wen­det sich ge­gen die Haf­tung, weil er der Auf­fas­sung ist, ihm sei kei­ne Ge­le­gen­heit zur Nach­er­fül­lung ein­ge­räumt wor­den, da der Klä­ger nicht be­reit ge­we­sen sei, das Fahr­zeug zur Un­ter­su­chung durch den Be­klag­ten … zum Sitz des Be­klag­ten … zu ver­brin­gen.

Auf die vom Be­klag­ten auf­ge­wor­fe­ne Rechts­fra­ge zum Er­fül­lungs­ort für die Nach­er­fül­lung nach § 439 BGB und die Fra­ge, an wel­chem Ort der Käu­fer dem Ver­käu­fer das Fahr­zeug zur Un­ter­su­chung zu Ver­fü­gung zu stel­len hat, kommt es in­des nicht an. Der Be­klag­te hat näm­lich je­den­falls durch den an­walt­li­chen Schrift­satz vom 05.04.2012 die Nach­er­fül­lung i. S. der §§ 440, 281 II BGB end­gül­tig ver­wei­gert.

1. Zwar sind an ei­ne Er­fül­lungs­ver­wei­ge­rung stren­ge An­for­de­run­gen zu stel­len. Sie liegt nur vor, wenn der Schuld­ner un­miss­ver­ständ­lich und ein­deu­tig zum Aus­druck bringt, er wer­de sei­nen Ver­trags­pflich­ten un­ter kei­nen Um­stän­den nach­kom­men. Da­für reicht das blo­ße Be­strei­ten des Man­gels oder des Kla­ge­an­spruchs in der Re­gel nicht aus. Viel­mehr müs­sen wei­te­re Um­stän­de hin­zu­tre­ten, wel­che die An­nah­me recht­fer­ti­gen, dass der Schuld­ner sei­nen Ver­trags­pflich­ten un­ter kei­nen Um­stän­den nach­kom­men will, und es da­mit aus­ge­schlos­sen er­scheint, dass er sich von ei­ner Frist­set­zung wer­de um­stim­men las­sen (et­wa BGH, Urt. v. 29.06.2011 – VI­II ZR 202/10NJW 2011, 2872 Rn. 14; Urt. v. 07.03.2013 – VII ZR 162/12, NJW 2013, 1431 Rn. 36 f.).

Das An­walts­schrei­ben vom 05.04.2012 durf­te vom Klä­ger auch nach die­sen Maß­stä­ben nach den Um­stän­den als end­gül­ti­ge Ver­wei­ge­rung ei­ner Nach­er­fül­lung ver­stan­den wer­den. Im dem Schrei­ben hat er un­ter Be­zug­nah­me auf die Auf­for­de­rung vom 29.03.2012 aus­drück­lich ei­ne Ver­pflich­tung, ‚den Scha­den am Fahr­zeug … nach­zu­bes­sern‘, in Ab­re­de ge­stellt. Der Be­klag­te hat sich da­für nicht dar­auf be­ru­fen, das Fahr­zeug erst un­ter­su­chen zu müs­sen. Er hat viel­mehr oh­ne Kennt­nis der nä­he­ren Um­stän­de ei­nen Man­gel zum Zeit­punkt des Ge­fahr­über­gangs al­lein des­halb ver­neint, weil das Fahr­zeug ei­ne Ki­lo­me­ter­lauf­leis­tung von 156.000 km ha­be und der auf­ge­tre­te­ne Scha­den des­halb auf ei­nem üb­li­chen Ver­schleiß be­ru­he. An­ge­sichts die­ser ‚Fern­dia­gno­se‘ war die aus­drück­li­che Ver­nei­nung ei­ner Pflicht zur Nach­bes­se­rung auch als end­gül­tig und auch die an­de­re Form der Nach­er­fül­lung (Lie­fe­rung ei­nes man­gel­frei­en Fahr­zeugs) um­fas­send zu ver­ste­hen. Dies gilt um­so mehr, als der Be­klag­te zu­vor … te­le­fo­nisch sei­ne Be­reit­schaft er­klärt hat­te, den Scha­den zu prü­fen, wenn der Klä­ger das Fahr­zeug zu ihm ver­bringt. Dass er nun­mehr ei­nen An­walt be­auf­tragt und durch die­sen oh­ne je­de Prü­fung er­klä­ren lässt, es lie­ge kein Man­gel vor und er sei nicht zur Nach­bes­se­rung ver­pflich­tet, war da­hin zu ver­ste­hen, dass er ei­ne Ge­währ­leis­tungs­pflicht ab­keh­rend da­von oh­ne Prü­fung gänz­lich ab­lehnt.

2. Ei­ne end­gül­ti­ge Er­fül­lungs­ver­wei­ge­rung i. S. der §§ 440, 281 II BGB setzt ent­ge­gen der Mei­nung des Be­klag­ten nicht vor­aus, dass der Be­rech­tig­te be­reits vor­her wirk­sam ei­ne Frist zur Nach­er­fül­lung ge­setzt hat. Ih­re Be­deu­tung liegt ge­ra­de dar­in, dass die Frist­set­zung oder das Ab­war­ten des Ab­laufs ei­ner schon ge­setz­ten Frist an­ge­sichts der Wei­ge­rung des Ver­käu­fers ei­ne blo­ße For­ma­li­tät oh­ne Aus­sicht auf Er­folg wä­re (vgl. Faust, in: Bam­ber­ger/Roth, BGB, 3. Aufl., § 440 Rn. 20). Aus die­sem Grund wer­den durch die Er­fül­lungs­ver­wei­ge­rung auch et­waig er­for­der­li­che Mit­wir­kungs­hand­lun­gen des Gläu­bi­gers ent­behr­lich (BGH, Urt. v. 10.01.1990 – VI­II ZR 337/88, NJW-RR 1990, 442 [444]). Es ist des­halb un­er­heb­lich, ob der Klä­ger bis zum 05.04.2012 dem Be­klag­ten das Fahr­zeug be­reits in aus­rei­chen­der Wei­se zur Prü­fung des Man­gels zur Ver­fü­gung ge­stellt hat­te oder nicht.

3. Un­er­heb­lich ist auch, dass der Be­klag­te im Pro­zess bei sei­ner An­hö­rung er­klärt ha­ben soll (was sich in­des aus dem Pro­to­koll vom 27.03.2014 nicht er­gibt), er ha­be das Fahr­zeug oh­ne­hin nicht vom Be­klag­ten, son­dern nur von ei­ner mar­ken­ge­bun­den Werk­statt re­pa­rie­ren las­sen wol­len. Da­bei wür­de es sich al­len­falls um ei­nen in­ner­lich ge­blie­be­nen, mög­li­cher­wei­se erst nach dem 05.04.2012 ge­bil­de­ten und je­den­falls nicht nach au­ßen er­klär­ten Wil­len han­deln. Durch das Schrei­ben vom 29.03.2012 hat der Klä­ger den Be­klag­ten je­den­falls tat­säch­lich zur Be­he­bung des Man­gels auf­ge­for­dert …“

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