Zeigt sich bei ei­nem ge­brauch­ten Kraft­fahr­zeug, das ein Ver­brau­cher von ei­nem Un­ter­neh­mer ge­kauft hat, in­ner­halb von sechs Mo­na­ten nach der Über­ga­be an den Käu­fer ein Man­gel und kön­nen die da­für als ur­säch­lich in Fra­ge kom­men­den Um­stän­de auf ei­nen Fahr- oder Be­die­nungs­feh­ler des Käu­fers zu­rück­zu­füh­ren, eben­so gut aber auch be­reits vor der Über­ga­be des Fahr­zeugs an den Käu­fer ein­ge­tre­ten sein, so be­grün­det § 476 BGB die Ver­mu­tung, dass der Man­gel be­reits bei Ge­fahr­über­gang vor­han­den war.

BGH, Ur­teil vom 18.07.2007 – VI­II ZR 259/06

Der BGH hat sei­ne Recht­spre­chung zu § 476 BGB a.F. = § 477 BGB n.F. mit Ur­teil vom 12.10.2016 – VI­II ZR 103/15 – ge­än­dert.

Sach­ver­halt: Der Klä­ger be­gehrt die Rück­ab­wick­lung ei­nes Kauf­ver­trags über ein ge­brauch­tes Kraft­fahr­zeug.

Am 10.10.2002 er­warb der Klä­ger von dem be­klag­ten Kfz-Händ­ler un­ter Aus­schluss jeg­li­cher Ge­währ­leis­tung ei­nen Pkw mit ei­nem Ki­lo­me­ter­stand von 159.100 zum Preis von 4.490 € (brut­to). Der Klä­ger nutz­te das Fahr­zeug auch zum Trans­port von schwer be­la­de­nen An­hän­gern und leg­te mit ihm rund 2.000 km zu­rück. Nach et­wa vier Wo­chen brach­te er den Wa­gen zur Be­gut­ach­tung in ei­ne Werk­statt. Dort wur­de fest­ge­stellt, dass sich im Kühl­sys­tem des Fahr­zeugs zu we­nig Was­ser be­fand. Nach der De­mon­ta­ge des Zy­lin­der­kopfs wur­de wei­ter fest­ge­stellt, dass die Zy­lin­der­kopf­dich­tung de­fekt und die Ven­til­ste­ge ge­ris­sen wa­ren. Nach­dem der Klä­ger den Be­klag­ten ver­geb­lich zur Män­gel­be­sei­ti­gung auf­ge­for­dert hat­te, er­klär­te er mit an­walt­li­chem Schrei­ben vom 04.02.2003 den Rück­tritt vom Kauf­ver­trag und for­der­te den Be­klag­ten zur Rück­zah­lung des Kauf­prei­ses Zug um Zug ge­gen Rück­ga­be des Fahr­zeugs auf.

Das Amts­ge­richt hat die Kla­ge ab­ge­wie­sen. Das Land­ge­richt hat die Be­ru­fung des Klä­gers zu­rück­ge­wie­sen. Die Re­vi­si­on des Klä­gers führ­te zur Auf­he­bung des Be­ru­fungs­ur­teils und Zu­rück­ver­wei­sung des Rechts­streits an das Be­ru­fungs­ge­richt.

Aus den Grün­den: [6]    I. Das Be­ru­fungs­ge­richt hat aus­ge­führt:

[7]    Dem Klä­ger ste­he ein An­spruch auf Rück­ab­wick­lung des mit dem Be­klag­ten am 10.10.2002 ge­schlos­se­nen Kauf­ver­trags nach § 437 Nr. 2, §§ 434, 323 BGB nicht zu.

[8]    Da­bei kön­ne da­hin­ste­hen, ob sich der Be­klag­te auf den ver­ein­bar­ten Ge­währ­leis­tungs­aus­schluss be­ru­fen kön­ne. Je­den­falls sei nicht da­von aus­zu­ge­hen, dass be­reits bei Über­ga­be des Fahr­zeugs ein Sach­man­gel vor­ge­le­gen ha­be. In­so­weit kön­ne wei­ter auf sich be­ru­hen, in­wie­weit es sich vor­lie­gend um ei­nen Ver­brauchs­gü­ter­kauf han­de­le und ob § 476 BGB An­wen­dung fin­de. Die­se Be­stim­mung set­ze ei­nen bin­nen sechs Mo­na­ten seit Ge­fahr­über­gang auf­ge­tre­te­nen Sach­man­gel vor­aus und be­grün­de so­mit le­dig­lich ei­ne in zeit­li­cher Hin­sicht wir­ken­de Ver­mu­tung, dass der Man­gel be­reits bei Ge­fahr­über­gang vor­ge­le­gen ha­be. Sie ent­hal­te aber kei­ne Be­weis­last­um­kehr be­züg­lich des Vor­lie­gens ei­nes Sach­man­gels. Den Käu­fer tref­fe da­her nach Ent­ge­gen­nah­me der Kauf­sa­che die Dar­le­gungs- und Be­weis­last für das Vor­lie­gen ei­nes Sach­man­gels. Die­sen Be­weis ha­be der Klä­ger nicht er­brin­gen kön­nen. Zwar ha­be der in ers­ter In­stanz be­auf­trag­te Sach­ver­stän­di­ge Was­ser­aus­tritts­spu­ren an der Zy­lin­der­kopf­dich­tung so­wie ge­ris­se­ne Zy­lin­der­kopf­ste­ge fest­ge­stellt. Er ha­be aber kei­ne Aus­sa­ge da­zu tref­fen kön­nen, ob zu­erst die Zy­lin­der­kopf­dich­tung de­fekt ge­we­sen sei und aus dem dar­aus re­sul­tie­ren­den Kühl­was­ser­ver­lust die ther­mi­sche Über­las­tung des Mo­tors ent­stan­den sei, oder ob zu­erst ei­ne ther­mi­sche Über­las­tung des Mo­tors statt­ge­fun­den ha­be und dar­auf­hin die Zy­lin­der­kopf­dich­tung be­schä­digt wor­den sei, oder ob die ther­mi­sche Über­las­tung auf Fah­ren mit zu we­nig Kühl­was­ser zu­rück­zu­füh­ren sei. Bei der münd­li­chen Er­läu­te­rung ha­be der Sach­ver­stän­di­ge aus­ge­führt, dass die Zy­lin­der­kopf­dich­tung bei Über­ga­be be­reits ha­be vor­ge­schä­digt sein kön­nen; ge­nau so sei es aber auch mög­lich, dass der Scha­den erst nach Über­ga­be ent­stan­den sei. Von da­her ha­be der Sach­ver­stän­di­ge nicht si­cher zu sa­gen ver­mocht, ob die fest­ge­stell­ten Män­gel durch ein feh­ler­haf­tes Fahr­ver­hal­ten des Klä­gers ein­ge­tre­ten sei­en. Die Be­weis­auf­nah­me in der Be­ru­fungs­in­stanz ha­be zu kei­nem an­de­ren Er­geb­nis ge­führt. Nach der er­gän­zen­den Stel­lung­nah­me des Sach­ver­stän­di­gen sei es zwar mög­lich, aber nicht si­cher, dass die Zy­lin­der­kopf­dich­tung be­reits bei Über­ga­be des Fahr­zeugs be­schä­digt ge­we­sen sei. Auch be­züg­lich der ge­ris­se­nen Ven­til­ste­ge ha­be der Sach­ver­stän­di­ge kei­ne ein­deu­ti­ge Aus­sa­ge tref­fen kön­nen. Viel­mehr ha­be es der Sach­ver­stän­di­ge nicht für aus­ge­schlos­sen ge­hal­ten, dass die Be­schä­di­gung durch ein fal­sches Fahr­ver­hal­ten ein­ge­tre­ten sei.

[9]    Aber selbst wenn zu­guns­ten des Klä­gers ein Sach­man­gel zu­grun­de ge­legt wer­de, wä­re die Ver­mu­tung des § 476 BGB aus­ge­schlos­sen, weil sie mit der Art des Man­gels vor­lie­gend un­ver­ein­bar sei. Nach der Recht­spre­chung des BGH sei dies bei ei­nem Man­gel der Fall, der ty­pi­scher­wei­se je­der­zeit ein­tre­ten kön­ne und des­halb kei­nen hin­rei­chend wahr­schein­li­chen Rück­schluss auf sein Vor­lie­gen be­reits zur Zeit des Ge­fahr­über­gangs zu­las­se. So lie­ge es hier.

[10]   II. Die­se Be­ur­tei­lung hält der recht­li­chen Nach­prü­fung nicht stand. Nach dem in der Re­vi­si­ons­in­stanz zu­grun­de zu le­gen­den Sach­ver­halt hat das Be­ru­fungs­ge­richt den von dem Klä­ger ge­gen den Be­klag­ten gel­tend ge­mach­ten An­spruch aus § 437 Nr. 2, § 434 I 1, §§ 323 I, 346 I, 348 BGB auf Rück­zah­lung des Kauf­prei­ses von 4.490 € brut­to für den mit Kauf­ver­trag vom 10.10.2002 ge­kauf­ten Pkw Zug um Zug ge­gen Rück­ga­be des Fahr­zeugs zu Un­recht ver­neint.

[11]   1. Der vor­ge­nann­te An­spruch setzt vor­aus, dass das ge­kauf­te Fahr­zeug be­reits bei Ge­fahr­über­gang, das heißt hier bei Über­ga­be an den Klä­ger (§ 446 Satz 1 BGB), man­gel­haft war. So­weit das Be­ru­fungs­ge­richt da­von aus­ge­gan­gen ist, der Klä­ger ha­be dies nicht be­wie­sen, er­hebt die Re­vi­si­on kei­ne Ein­wen­dun­gen und be­ste­hen auch sonst kei­ne Be­den­ken. Nach den un­an­ge­grif­fe­nen Aus­füh­run­gen des ge­richt­li­chen Sach­ver­stän­di­gen in den Vor­in­stan­zen ist es zwar mög­lich, aber nicht si­cher, dass die Zy­lin­der­kopf­dich­tung be­reits bei Über­ga­be des Fahr­zeugs de­fekt war. Fer­ner lässt sich da­nach zu dem Zeit­punkt, zu dem die Ven­til­ste­ge ge­ris­sen sind, kei­ne si­che­re Aus­sa­ge tref­fen. An­de­re Män­gel des Fahr­zeugs, die be­reits zum Zeit­punkt der Über­ga­be an den Klä­ger vor­ge­le­gen ha­ben kön­nen, sind nicht er­sicht­lich.

[12]   2. Mit Er­folg be­an­stan­det die Re­vi­si­on je­doch, dass das Be­ru­fungs­ge­richt nicht zu­guns­ten des Klä­gers von ei­ner Be­weis­last­um­kehr nach § 476 BGB aus­ge­gan­gen ist. Nach die­ser Vor­schrift wird bei ei­nem Ver­brauchs­gü­ter­kauf (§ 474 I 1 BGB) dann, wenn sich in­ner­halb von sechs Mo­na­ten seit Ge­fahr­über­gang ein Sach­man­gel zeigt, ver­mu­tet, dass die Sa­che be­reits bei Ge­fahr­über­gang man­gel­haft war, es sei denn, die­se Ver­mu­tung ist mit der Art der Sa­che oder des Man­gels un­ver­ein­bar. Nach dem in der Re­vi­si­ons­in­stanz zu­grun­de zu le­gen­den Sach­ver­halt ist da­von aus­zu­ge­hen, dass die Vor­aus­set­zun­gen des § 476 BGB er­füllt sind und da­her zu ver­mu­ten ist, dass das Fahr­zeug be­reits bei Über­ga­be an den Klä­ger man­gel­haft war.

[13]   a) Das Be­ru­fungs­ge­richt hat aus­drück­lich of­fen­ge­las­sen, ob es sich bei dem Kauf­ver­trag vom 10.10.2002 um ei­nen Ver­brauchs­gü­ter­kauf han­delt. Da­her ist in der Re­vi­si­si­ons­in­stanz zu­guns­ten des Klä­gers da­von aus­zu­ge­hen, dass dies der Fall ist, na­ment­lich der Klä­ger den Ver­trag ge­mäß sei­ner Be­haup­tung als Ver­brau­cher (§ 13 BGB) ab­ge­schlos­sen hat.

[14]   b) Ent­ge­gen der An­sicht des Be­ru­fungs­ge­richts hat sich in­ner­halb von sechs Mo­na­ten nach Über­ga­be des Fahr­zeugs an den Klä­ger ein Sach­man­gel ge­zeigt. Im Sin­ne des § 476 BGB ist dies ei­ne Ab­wei­chung von der Soll­be­schaf­fen­heit der Kauf­sa­che, die, wenn sie be­reits bei Ge­fahr­über­gang vor­han­den war, ei­nen Sach­man­gel i. S. des § 434 I BGB dar­stellt. Ein sol­cher Sach­man­gel ist hier ge­ge­ben. Nach dem un­strei­ti­gen Sach­ver­halt wur­de in der Werk­statt, in die der Klä­ger das Fahr­zeug et­wa vier Wo­chen nach Über­ga­be ver­bracht hat­te, fest­ge­stellt, dass die Zy­lin­der­kopf­dich­tung de­fekt und die Ven­til­ste­ge ge­ris­sen wa­ren. Das Be­ru­fungs­ge­richt hat das Vor­lie­gen ei­nes Sach­man­gels in­so­weit zu Un­recht un­ter Hin­weis auf die Se­nats­recht­spre­chung mit der Be­grün­dung ver­neint, nach den schrift­li­chen und münd­li­chen Aus­füh­run­gen des ge­richt­li­chen Sach­ver­stän­di­gen sei es mög­lich, dass die fest­ge­stell­ten Män­gel erst nach Über­ga­be des Fahr­zeugs durch ei­ne fal­sche Fahr­wei­se des Klä­gers ent­stan­den sei­en.

[15]   Nach der an­ge­spro­che­nen Se­nats­recht­spre­chung trifft – wie be­reits oben (un­ter II 1) er­wähnt – den Käu­fer, der un­ter Be­ru­fung auf das Vor­lie­gen ei­nes Sach­man­gels Rech­te ge­mäß § 437 BGB gel­tend macht, nach­dem er die Kauf­sa­che ent­ge­gen­ge­nom­men hat, die Dar­le­gungs- und Be­weis­last für die ei­nen Sach­man­gel be­grün­den­den Tat­sa­chen. § 476 BGB ent­hält in­so­weit für den Ver­brauchs­gü­ter­kauf kei­ne Be­weis­last­um­kehr. Die Be­stim­mung setzt viel­mehr ei­nen bin­nen sechs Mo­na­ten seit Ge­fahr­über­gang auf­ge­tre­te­nen Sach­man­gel vor­aus und be­grün­det ei­ne le­dig­lich in zeit­li­cher Hin­sicht wir­ken­de Ver­mu­tung, dass die­ser Man­gel be­reits im Zeit­punkt des Ge­fahr­über­gangs vor­lag (BGH, Urt. v. 02.06.2004 – VI­II ZR 329/03, BGHZ 159, 215 [217 f.]; Urt. v. 14.09.2005 – VI­II ZR 363/04, NJW 2005, 3490 [un­ter B II 1 b bb (1)]; Urt. v. 23.11.2005 – VI­II ZR 43/05, NJW 2006, 434 [un­ter II 1 b und b aa]; fer­ner Urt. v. 21.12.2005 – VI­II ZR 49/05, NJW 2006, 1195 [un­ter II 2 b aa]). In den bei­den Fäl­len, die den an ers­ter und drit­ter Stel­le zi­tier­ten Ent­schei­dun­gen zu­grun­de la­gen, griff die Ver­mu­tung je­weils nicht ein, weil in tat­säch­li­cher Hin­sicht nicht hat­te ge­klärt wer­den kön­nen, ob im Zahn­rie­men­fall (BGH, Urt. v. 02.06.2004 – VI­II ZR 329/03, BGHZ 159, 215) der Mo­tor­scha­den durch ei­nen Sach­man­gel des be­tref­fen­den Fahr­zeugs oder auf an­de­re Wei­se – durch ei­nen zur so­for­ti­gen Zer­stö­rung des Mo­tors füh­ren­den Fahr­feh­ler des Käu­fers – ver­ur­sacht wor­den war, und weil im Tur­bo­la­der­fall (Urt. v. 23.11.2005 – VI­II ZR 43/05, NJW 2006, 434) kein Man­gel, son­dern nor­ma­ler Ver­schleiß für den Aus­fall des Tur­bo­la­ders ur­säch­lich war. In den bei­den an­de­ren Fäl­len kam die Ver­mu­tung dem Käu­fer da­ge­gen zu­gu­te, weil das Vor­lie­gen ei­nes Sach­man­gels dort je­weils al­lein da­von ab­hing, ob das als sol­ches je­weils fest­ste­hen­de, für die nach der Fahr­zeug­über­ga­be an den Käu­fer zu­ta­ge ge­tre­te­ne Ab­wei­chung von der Soll­be­schaf­fen­heit ur­säch­li­che Ge­sche­hen – im Ka­ros­se­rie­fall (Urt. v. 14.09.2005 – VI­II ZR 363/04, NJW 2005, 3490) ei­ne seit­li­che Ge­walt­ein­wir­kung auf die Ka­ros­se­rie, im Ka­ta­ly­sa­tor­fall (Urt. v. 21.12.2005 – VI­II ZR 49/05, NJW 2006, 1195) ein Auf­set­zen des Fahr­zeugs, das im Lau­fe der Zeit zu ei­nem De­fekt des Ka­ta­ly­sa­tors ge­führt hat­te – sich vor oder nach dem Ge­fahr­über­gang zu­ge­tra­gen hat­te. So ver­hält es sich auch hier.

[16]   An­ders als in den bei­den erst­ge­nann­ten Fäl­len ist hier nicht un­ge­klärt ge­blie­ben, ob über­haupt ein Man­gel des Fahr­zeugs vor­liegt. Viel­mehr steht dies po­si­tiv fest. Das Fahr­zeug ist, wie oben dar­ge­legt, in­so­weit man­gel­haft, als die Zy­lin­der­kopf­dich­tung de­fekt und die Ven­til­ste­ge ge­ris­sen sind. Dies gilt un­ab­hän­gig da­von, wel­cher der drei Scha­dens­ver­läu­fe, die der Sach­ver­stän­di­ge un­an­ge­grif­fen als mög­lich an­ge­se­hen hat, tat­säch­lich statt­ge­fun­den hat. Nicht ge­klärt ist al­lein die Fra­ge, ob der De­fekt der Zy­lin­der­kopf­dich­tung und die dar­aus fol­gen­de oder da­für ur­säch­li­che Über­hit­zung des Mo­tors, auf die nach den Aus­füh­run­gen des Sach­ver­stän­di­gen auch das Rei­ßen der Ven­til­ste­ge zu­rück­zu­füh­ren ist, be­reits vor der Über­ga­be des Fahr­zeugs an den Klä­ger ein­ge­tre­ten wa­ren und des­we­gen die Män­gel­haf­tung des Be­klag­ten be­grün­den, oder ob sie – durch ei­nen Fahr- oder Be­die­nungs­feh­ler des Klä­gers – erst nach Ge­fahr­über­gang ent­stan­den sind und des­we­gen der Be­klag­te nicht für sie haf­tet. Für die­se Fall­ge­stal­tung be­grün­det § 476 BGB ge­ra­de die in zeit­li­cher Hin­sicht wir­ken­de Ver­mu­tung, dass die zu­ta­ge ge­tre­te­nen Män­gel be­reits im Zeit­punkt des Ge­fahr­über­gangs vor­ge­le­gen ha­ben.

[17]   c) Ent­ge­gen der Hilfs­be­grün­dung des Be­ru­fungs­ge­richts ist die Ver­mu­tung des § 476 BGB hier nicht des­we­gen aus­ge­schlos­sen, weil sie mit der Art des Man­gels un­ver­ein­bar wä­re. Zu Un­recht hat das Be­ru­fungs­ge­richt an­ge­nom­men, dies tref­fe für ei­nen Man­gel zu, der ty­pi­scher­wei­se je­der­zeit ein­tre­ten kön­ne und des­halb kei­nen hin­rei­chend wahr­schein­li­chen Rück­schluss auf sein Vor­lie­gen be­reits zur Zeit des Ge­fahr­über­gangs zu­las­se, was hier der Fall sei. Die­se An­sicht hat der Se­nat be­reits in sei­nem Urt. v. 14.09.2005 – VI­II ZR 363/04, NJW 2005, 3490 (un­ter B II 1 b cc (2)) – ab­ge­lehnt, weil die Ver­mu­tung des § 476 BGB sonst ent­ge­gen dem aus dem Wort­laut der Vor­schrift her­vor­ge­hen­den Re­gel-Aus­nah­me-Ver­hält­nis re­gel­mä­ßig ge­ra­de in den Fäl­len leer­lau­fen wür­de, in de­nen der Ent­ste­hungs­zeit­punkt des Man­gels nicht zu­ver­läs­sig fest­ge­stellt wer­den kann. Aus dem vom Be­ru­fungs­ge­richt zi­tier­ten Se­nats­ur­teil vom 23.11.2005 – VII ZR 43/05, NJW 2006, 434 – er­gibt sich nichts an­de­res. Dort hat der Se­nat die in Re­de ste­hen­de An­sicht nicht selbst ver­tre­ten, son­dern nur als sol­che des dor­ti­gen Be­ru­fungs­ge­richts wie­der­ge­ge­ben, auf die es je­doch im Er­geb­nis nicht an­ge­kom­men ist.

[18]   3. Wie oben (un­ter II 2 a) be­reits aus­ge­führt, ist in der Re­vi­si­ons­in­stanz zu­guns­ten des Klä­gers da­von aus­zu­ge­hen, dass es sich bei dem Kauf­ver­trag vom 10.10.2002 um ei­nen Ver­brauchs­gü­ter­kauf han­delt. Da­her kann sich der Be­klag­te ge­mäß § 475 I 1 BGB nicht auf den im Kauf­ver­trag ver­ein­bar­ten Ge­währ­leis­tungs­aus­schluss be­ru­fen, da die­ser zum Nach­teil des Klä­gers von § 437 BGB ab­weicht.

[19]   III. Nach al­le­dem kann das Be­ru­fungs­ur­teil kei­nen Be­stand ha­ben. Der Rechts­streit ist nicht zur End­ent­schei­dung reif, da es ge­mäß den vor­ste­hen­den Aus­füh­run­gen noch wei­te­rer tat­säch­li­cher Fest­stel­lun­gen be­darf. Da­her ist das Be­ru­fungs­ur­teil auf­zu­he­ben, und die Sa­che ist zur neu­en Ver­hand­lung und Ent­schei­dung an das Be­ru­fungs­ge­richt zu­rück­zu­ver­wei­sen.

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