1. Der Er­fül­lungs­ort der Nach­er­fül­lung hat im Kauf­recht des Bür­ger­li­chen Ge­setz­buchs kei­ne ei­gen­stän­di­ge Re­ge­lung er­fah­ren. Für sei­ne Be­stim­mung gilt da­her die all­ge­mei­ne Vor­schrift des § 269 I BGB.
  2. Da­nach sind in ers­ter Li­nie die von den Par­tei­en ge­trof­fe­nen Ver­ein­ba­run­gen ent­schei­dend. Feh­len ver­trag­li­che Ab­re­den über den Er­fül­lungs­ort, ist auf die je­wei­li­gen Um­stän­de, ins­be­son­de­re die Na­tur des Schuld­ver­hält­nis­ses, ab­zu­stel­len. Las­sen sich auch hier­aus kei­ne ab­schlie­ßen­den Er­kennt­nis­se ge­win­nen, ist der Er­fül­lungs­ort letzt­lich an dem Ort an­zu­sie­deln, an wel­chem der Ver­käu­fer zum Zeit­punkt der Ent­ste­hung des Schuld­ver­hält­nis­ses sei­nen Wohn­sitz oder sei­ne ge­werb­li­che Nie­der­las­sung (§ 269 II BGB) hat­te.

BGH, Ur­teil vom 13.04.2011 – VI­II ZR 220/10
(vor­an­ge­hend: OLG Ko­blenz, Ur­teil vom 16.07.2010 – 8 U 812/09)

Sach­ver­halt: Die in Frank­reich wohn­haf­ten Klä­ger er­war­ben mit Kauf­ver­trag vom 23.02.2008 bei der in P. (Deutsch­land) an­säs­si­gen Be­klag­ten ei­nen neu­en Cam­ping-Fal­t­an­hän­ger zum Preis von 7.370 €. In der Auf­trags­be­stä­ti­gung vom 25.02.2008 ist un­ter der Ru­brik „Lie­fe­rung“ auf­ge­führt „ab P., Selbst­ab­ho­ler“. Den­noch lie­fer­te die Be­klag­te den An­hän­ger am 30.04.2008 an den Wohn­ort der Klä­ger.

Die Klä­ger, die den An­hän­ger in ei­nem Ur­laub nutz­ten, rüg­ten in der Fol­ge­zeit ver­schie­de­ne Män­gel. Mit Schrei­ben ih­res Pro­zess­be­voll­mäch­tig­ten vom 04.06.2008 for­der­ten sie die Be­klag­te un­ter Frist­set­zung zum 18.06.2006 auf, den Fal­t­an­hän­ger ab­zu­ho­len und die Män­gel zu be­sei­ti­gen. Ein dar­auf­hin ver­ein­bar­ter Ab­hol­ter­min bei den Klä­gern schei­ter­te. Der An­hän­ger war ent­spre­chend den Ge­pflo­gen­hei­ten in Frank­reich, nach de­nen ein An­hän­ger über das Zug­fahr­zeug zu­ge­las­sen wird, nicht an­ge­mel­det, so­dass für den Trans­port ein – von den Mit­ar­bei­tern der Be­klag­ten nicht mit­ge­führ­tes – ro­tes Über­füh­rungs­kenn­zei­chen er­for­der­lich ge­we­sen wä­re.

Mit Schrei­ben ih­res Pro­zess­be­voll­mäch­tig­ten vom 10.07.2008 setz­ten die Klä­ger der Be­klag­ten er­neut ei­ne Frist zur Ab­ho­lung des Fal­t­an­hän­gers bis zum 14.07.2008. Nach frucht­lo­sem Ab­lauf der Frist er­klär­ten die Klä­ger mit Schrei­ben vom 14.07.2008 die „Wand­lung“ des Kauf­ver­trags.

Das Land­ge­richt hat der auf Rück­zah­lung des Kauf­prei­ses (nebst Zin­sen) Zug um Zug ge­gen Rück­ga­be des Fal­t­an­hän­gers so­wie auf Er­stat­tung von vor­ge­richt­li­chen An­walts­kos­ten ge­rich­te­ten Kla­ge im We­sent­li­chen statt­ge­ge­ben. Auf die Be­ru­fung der Be­klag­ten hat das Ober­lan­des­ge­richt das Ur­teil ab­ge­än­dert und die Kla­ge ab­ge­wie­sen. Mit der Re­vi­si­on er­stre­ben die Klä­ger die Wie­der­her­stel­lung des erst­in­stanz­li­chen Ur­teils. Das Rechts­mit­tel hat­te kei­nen Er­folg.

Aus den Grün­den: [6]    A. Das Be­ru­fungs­ge­richt (OLG Ko­blenz, Urt. v. 16.07.2010 – 8 U 812/09, DAR 2011, 84) hat zur Be­grün­dung sei­ner Ent­schei­dung im We­sent­li­chen aus­ge­führt:

[7]    Die Klä­ger sei­en nicht wirk­sam vom Kauf­ver­trag zu­rück­ge­tre­ten. Da­bei k&ouml
nne da­hin­ste­hen, ob der An­hän­ger Sach­män­gel auf­ge­wie­sen ha­be, die die Klä­ger zum Rück­tritt vom Kauf­ver­trag be­rech­tigt hät­ten. Je­den­falls schei­te­re der Rück­tritt dar­an, dass die Klä­ger der Be­klag­ten den An­hän­ger nicht an de­ren Fir­men­sitz zur Nach­bes­se­rung zur Ver­fü­gung ge­stellt und da­mit ei­ne ih­nen im Rah­men der Nach­er­fül­lung ob­lie­gen­de Mit­wir­kungs­hand­lung un­ter­las­sen hät­ten.

[8]    Bei dem Nach­er­fül­lungs­an­spruch han­de­le es sich um den mo­di­fi­zier­ten Er­fül­lungs­an­spruch aus dem Kauf­ver­trag. Die Lie­fe­rung ei­ner man­gel­haf­ten Kauf­sa­che füh­re nicht zur Er­fül­lung i. S. des § 362 I BGB. Viel­mehr ver­wan­de­le sich der ur­sprüng­li­che An­spruch des Käu­fers auf Über­eig­nung der Kauf­sa­che in ei­nen Nach­er­fül­lungs­an­spruch nach §§ 437 Nr. 1, 439 BGB, wo­bei dem Käu­fer ein Wahl­recht zwi­schen Nach­bes­se­rung und Nach­lie­fe­rung zu­ste­he. Auf der Grund­la­ge die­ses dog­ma­ti­schen An­sat­zes sei der für den Pri­mär­leis­tungs­an­spruch des Käu­fers gel­ten­de Er­fül­lungs­ort re­gel­mä­ßig auch für den Nach­er­fül­lungs­an­spruch maß­ge­bend.

[9]    Er­fül­lungs­ort für die Nach­er­fül­lung sei da­mit der nach der Auf­trags­be­stä­ti­gung vom 25.02.2008 maß­geb­li­che Er­fül­lungs­ort der kauf­ver­trag­li­chen Leis­tungs­ver­pflich­tung, al­so der Fir­men­sitz der Be­klag­ten. Die ent­ge­gen die­ser Ver­ein­ba­rung von der Be­klag­ten vor­ge­nom­me­ne Lie­fe­rung des An­hän­gers nach Frank­reich und die von ihr zu­nächst er­klär­te Be­reit­schaft, den An­hän­ger zur Nach­bes­se­rung am Wohn­sitz der Klä­ger ab­zu­ho­len, recht­fer­tig­ten nicht die An­nah­me, die Par­tei­en hät­ten ver­ein­bart, den Er­fül­lungs­ort für den Nach­er­fül­lungs­an­spruch an den Wohn­sitz der Klä­ger zu ver­le­gen.

[10]   B. Die­se Be­ur­tei­lung hält recht­li­cher Nach­prü­fung im Er­geb­nis stand. Die Re­vi­si­on ist da­her zu­rück­zu­wei­sen.

[11]   I. Das Be­ru­fungs­ge­richt hat zu Recht auf den vor­lie­gen­den Fall deut­sches Recht an­ge­wen­det. Nach Art. 28 I 1 EGBGB in der bis zum 16.12.2009 gel­ten­den Fas­sung (im Fol­gen­den: EGBGB a.F.) un­ter­liegt ein Ver­trags­ver­hält­nis dem Recht des Staa­tes, zu dem es die engs­ten Ver­bin­dun­gen auf­weist. Da­bei wird ge­mäß Art. 28 II 2 EGBGB a.F. ver­mu­tet, dass ein Ver­trag, der in Aus­übung ei­ner be­ruf­li­chen oder ge­werb­li­chen Tä­tig­keit des Schuld­ners der ver­trag­scha­rak­te­ris­ti­schen Leis­tung ge­schlos­sen wor­den ist, zu dem Staat die engs­ten Ver­bin­dun­gen hat, in dem die­se Ver­trags­par­tei ih­re (Haupt-)Nie­der­las­sung un­ter­hält. Bei ei­nem Kauf­ver­trag be­steht die cha­rak­te­ris­ti­sche Leis­tung in der Über­eig­nung und Über­ga­be der Kauf­sa­che, so­dass das am Sitz der Ver­käu­fe­rin gel­ten­de Recht – hier al­so deut­sches Recht – maß­geb­lich ist. Et­was an­de­res er­gibt sich auch nicht aus Art. 29 II EGBGB a.F., denn der Kauf­ver­trag zwi­schen den Par­tei­en wur­de nicht un­ter den in Art. 29 I EGBGB a.F. ge­nann­ten Vor­aus­set­zun­gen ab­ge­schlos­sen.

[12]   II. Mit Recht hat das Be­ru­fungs­ge­richt an­ge­nom­men, dass die Klä­ger nicht ge­mäß §§ 437 Nr. 2, 323 I, 346 BGB die Rück­ab­wick­lung des Kauf­ver­trags ver­lan­gen kön­nen. Zwar ist für das Re­vi­si­ons­ver­fah­ren da­von aus­zu­ge­hen, dass der Cam­ping-Fal­t­an­hän­ger i. S. des § 434 I BGB man­gel­haft war und die Män­gel die Er­heb­lich­keits­gren­ze des § 323 V 2 BGB über­schrit­ten. Der von den Klä­gern mit Schrei­ben vom 14.07.2008 er­klär­te Rück­tritt vom Ver­trag ist je­doch un­wirk­sam, weil die Klä­ger den An­hän­ger nicht zur Vor­nah­me der Nach­er­fül­lung (§ 439 BGB) an den Fir­men­sitz der Be­klag­ten ver­bracht ha­ben.

[13]   1. Das Recht des Käu­fers, we­gen Män­geln der Kauf­sa­che nach §§ 437 Nr. 2, 440, 323 BGB vom Ver­trag zu­rück­zu­tre­ten, setzt nach dem in § 323 I BGB zum Aus­druck kom­men­den Vor­rang der Nach­er­fül­lung grund­sätz­lich vor­aus, dass der Käu­fer dem Ver­käu­fer zu­vor ei­ne an­ge­mes­se­ne Frist zur Nach­er­fül­lung nach § 439 BGB ge­setzt hat (Se­nat, Urt. vom 10.03.2010 – VI­II ZR 310/08, NJW 2010, 1448 m. w. Nachw.). Da­bei kann der Käu­fer ge­mäß § 439 I BGB nach sei­ner Wahl Nach­er­fül­lung durch Be­sei­ti­gung des Man­gels oder durch Lie­fe­rung ei­ner man­gel­frei­en Sa­che ver­lan­gen. Zwar ha­ben die Klä­ger der Be­klag­ten ei­ne Frist zur Be­sei­ti­gung der ge­rüg­ten Män­gel ge­setzt. Sie sind hier­mit je­doch ih­rer Ob­lie­gen­heit, der Be­klag­ten Ge­le­gen­heit zur Nach­er­fül­lung zu ge­ben (vgl. da­zu Se­nat, Urt. v. 10.03.2010 – VI­II ZR 310/08, NJW 2010, 1448 m. w. Nachw.), nicht in ge­hö­ri­ger Wei­se nach­ge­kom­men, da sie den Fal­t­an­hän­ger für die Män­gel­be­sei­ti­gung nicht zum Sitz der Be­klag­ten ver­bracht, son­dern die Be­klag­ten zur Ab­ho­lung des An­hän­gers in Frank­reich auf­ge­for­dert ha­ben.

[14]   2. Die Ver­pflich­tung des Ver­käu­fers zur Nach­er­fül­lung ist auf die Vor­nah­me der hier­zu er­for­der­li­chen Hand­lun­gen am Er­fül­lungs­ort be­grenzt. Er­fül­lungs­ort der Nach­er­fül­lung war vor­lie­gend – wie das Be­ru­fungs­ge­richt im Er­geb­nis zu­tref­fend an­ge­nom­men hat – der Fir­men­sitz der Be­klag­ten in P. Die Be­klag­te war al­so nicht ver­pflich­tet, den Fal­t­an­hän­ger bei den Klä­gern in Frank­reich ab­zu­ho­len.

[15]   3. Die Fra­ge, an wel­chem Ort seit dem In­kraft­tre­ten des Ge­set­zes zur Mo­der­ni­sie­rung des Schuld­rechts vom 26.11.2001 (BGBl. 2001 I S. 3138) am 01.01.2002 im Kauf­recht der Ver­käu­fer die von ihm ge­schul­de­te Nach­er­fül­lung zu er­brin­gen hat, ist höchst­rich­ter­lich bis­lang nicht ge­klärt. In der In­stanz­recht­spre­chung und im Schrift­tum wer­den hier­zu un­ter­schied­li­che An­sich­ten ver­tre­ten.

[16]   a) Viel­fach wird der Er­fül­lungs­ort für die Nach­er­fül­lung nach § 439 BGB mit dem be­stim­mungs­ge­mä­ßen ak­tu­el­len Be­le­gen­heits­ort der Sa­che gleich­ge­setzt (OLG Mün­chen [15. Zi­vil­se­nat], Urt. v. 12.10.2005 – 15 U 2190/05, NJW 2006, 449, 450; OLG Cel­le, Urt. v. 10.12.2009 – 11 U 32/09, ju­ris; AG Men­den, Urt. v. 03.03.2004 – 4 C 26/03, NJW 2004, 2171; AnwK-BGB/Bü­den­be­n­der, 2005, § 439 Rn. 25; Faust, in: Bam­ber­ger/Roth, BGB, 2. Aufl., § 439 Rn. 13; Er­man/Gru­ne­wald, BGB, 12. Aufl., § 439 Rn. 5; Hk-BGB/Sa­en­ger, 6. Aufl., § 439 Rn. 3; MünchKomm-BGB/Wes­ter­mann, 5. Aufl., § 439 Rn. 7; Stau­din­ger/Ma­tu­sche-Beck­mann, BGB, Neu­be­arb. 2004, § 439 Rn. 9; Schmidt, in: Prüt­ting/We­gen/Wein­reich, BGB, 5. Aufl., § 439 Rn. 20; ju­risPK-BGB/Pamm­ler, 5. Aufl., § 439 Rn. 41; Hu­ber, NJW 2002, 1004, 1006; Rei­ne­ke/Tied­ke, Kauf­recht, 8. Aufl., Rn. 417; Thür­mann, NJW 2006, 3457, 3458; Ter­ra­he, VersR 2004, 680, 681; Tied­ke/Schmitt, DStR 2004, 2016, 2017 f.; Witt, ZGS 2008, 369, 370, 372; Zwarg, Der Nach­er­fül­lungs­an­spruch im BGB aus der Sicht ei­nes ver­stän­di­gen Käu­fers, 2010, S. 102 f.; im Grund­satz auch Pa­landt/Grü­ne­berg, BGB, 70. Aufl., § 269 Rn. 15). Ver­ein­zelt wird er­wo­gen, auf den Be­le­gen­heits­ort der Sa­che nur im An­wen­dungs­be­reich der Richt­li­nie 1999/44/EG des Eu­ro­päi­schen Par­la­ments und des Ra­tes vom 25.05.1999 zu be­stimm­ten As­pek­ten des Ver­brauchs­gü­ter­kaufs und der Ga­ran­ti­en für Ver­brauchs­gü­ter (Ver­brauchs­gü­terkauf­richt­li­nie, ABl. 1999 L 171, 12) ab­zu­stel­len (Hu­ber/Faust, Schuld­rechts­mo­der­ni­sie­rung, 2002, § 13 Rn. 26 ff.; vgl. auch Schrewe, Der Ab­hil­fe­an­spruch des Käu­fers, 2010, S. 213 f.).

[17]   b) Nach der Ge­gen­an­sicht ist der ur­sprüng­li­che Er­fül­lungs­ort der Pri­mär­leis­tungs­pflicht auch für den Nach­bes­se­rungs­an­spruch aus § 439 I BGB als Er­fül­lungs­ort maß­ge­bend (OLG Mün­chen [20. Zi­vil­se­nat], Urt. v. 20.06.2007 – 20 U 2204/07, NJW 2007, 3214; Jau­er­nig/Ber­ger, BGB, 13. Aufl., § 439 Rn. 11; MünchKomm-BGB/Krü­ger, 4. Aufl., § 269 Rn. 37; Lo­renz, NJW 2009, 1633, 1635; Mut­horst, ZGS 2007, 370 ff.; Rein­king, NJW 2008, 3608 ff.; Ska­mel, ZGS 2006, 227 ff.; Un­berath/Czi­up­ka, JZ 2008, 867 ff.; Haas, in: Haas/Me­di­cus/Rolland/Schä­fer/Wendt­land, Das neue Schuld­recht, 2002, Kap. 5 Rn. 154; Kandler, Kauf und Nach­er­fül­lung, 2004, S. 442 ff.; Lei­b­le, in: Ge­bau­er/Wied­mann, Zi­vil­recht un­ter eu­ro­päi­schem Ein­fluss, 2010, Kap. 10 Rn. 90; Oechs­ler, Ver­trag­li­che Schuld­ver­hält­nis­se, 2007, § 2 Rn. 139; Rein­king/Eg­gert, Der Au­to­kauf, 10. Aufl., Rn. 353 ff.; Schür­holz, Die Nach­er­fül­lung im neu­en Kauf­recht, 2005, S. 54 ff.). Da­bei wer­den teil­wei­se für nicht oder nur schwer zu trans­por­tie­ren­de Ge­gen­stän­de Aus­nah­men zu­ge­las­sen (Rein­king, NJW 2008, 3608, 3611; Kandler, a. a. O., S. 444; vgl. auch MünchKomm-BGB/Krü­ger, a. a. O., § 269 Rn. 37).

[18]   c) Teil­wei­se wird auch ei­ne dif­fe­ren­zie­ren­de Be­trach­tungs­wei­se ge­for­dert, die die Be­ur­tei­lung des Er­fül­lungs­orts maß­ge­bend von den je­wei­li­gen Um­stän­den des Ein­zel­falls (so Pa­landt/Grü­ne­berg, a. a. O., § 269 Rn. 15), ins­be­son­de­re von der In­ter­es­sen­la­ge und der Ver­kehrs­an­schau­ung (Pils, JuS 2008, 767, 769 f.), ab­hän­gig macht. Hier­bei sol­len vor al­lem die Art der Sa­che, ins­be­son­de­re de­ren Trans­port­fä­hig­keit und Trans­port­üb­lich­keit so­wie die Ver­hält­nis­mä­ßig­keit der Trans­port­kos­ten (Pils, JuS 2008, 767, 769 f.), oder et­wa der Um­fang der In­stand­set­zungs­maß­nah­men (Pa­landt/Grü­ne­berg, a. a. O., § 269 Rn. 15) aus­schlag­ge­bend sein.

[19]   d) Ei­ne wei­te­re spe­zi­ell für den Be­reich des Au­to­kaufs ver­tre­te­ne Auf­fas­sung sieht in An­wen­dung der in § 269 I BGB ge­nann­ten Kri­te­ri­en bei ei­nem Nach­bes­se­rungs­ver­lan­gen we­gen der da­bei vor­aus­sicht­lich er­for­der­li­chen Dia­gno­se- und In­stand­set­zungs­maß­nah­men re­gel­mä­ßig den Be­triebs­sitz des Händ­lers als Er­fül­lungs­ort an (OLG Köln, Urt. v. 14.02.2006 – 20 U 188/05, SP 2007, 302; OLG Mün­chen [20. Zi­vil­se­nat], Urt. v. 20.06.2007 – 20 U 2204/07, NJW 2007, 3214, 3215; Pa­landt/Wei­den­kaff, BGB, 70. Aufl., § 439 Rn. 3a; Ball, NZV 2004, 217, 220 f.; Rein­king/Eg­gert, a. a. O., Rn. 358; Rein­king, ZfS 2003, 57, 60; Ska­mel, ZGS 2006, 227, 228). Bei der Er­satz­lie­fe­rung lie­ge der Er­fül­lungs­ort, wenn sich den Um­stän­den nichts an­de­res ent­neh­men las­se, eben­falls am (Be­triebs-)Sitz des Ver­käu­fers; in­so­weit gel­te die Auf­fang­re­ge­lung des § 269 I BGB, wo­nach im Zwei­fel der Sitz des Schuld­ners maß­ge­bend sei (Ball, NZV 2004, 217, 220 f.; i. E. auch Rein­king, ZfS 2003, 57, 60).

[20]   4. Der Se­nat hat die Fra­ge des Er­fül­lungs­orts der Nach­er­fül­lung im neu­en Kauf­recht bis­lang of­fen­las­sen kön­nen (Se­nat, Urt. v. 15.07.2008 – VI­II ZR 211/07, BGHZ 177, 224). Er ent­schei­det sie nun­mehr da­hin, dass der Er­fül­lungs­ort für die Nach­er­fül­lung nach der all­ge­mei­nen Vor­schrift des § 269 BGB zu be­stim­men ist.

[21]   a) § 269 BGB als Be­stim­mung des all­ge­mei­nen Schuld­rechts ist an­wend­bar, weil das Kauf­recht des BGB kei­ne spe­zi­el­le Re­ge­lung zum Er­fül­lungs­ort der Nach­er­fül­lung ent­hält. Ei­ne sol­che lässt sich auch nicht aus der Ent­ste­hungs­ge­schich­te oder der Sys­te­ma­tik der ak­tu­el­len Ge­set­zes­fas­sung ab­lei­ten.

[22]   aa) Die in § 439 I BGB ver­wen­de­te For­mu­lie­rung, wo­nach der Käu­fer im Rah­men der Nach­er­fül­lung die „Lie­fe­rung“ ei­ner man­gel­frei­en Sa­che ver­lan­gen kann, lässt nicht den Schluss zu, der Ge­setz­ge­ber ha­be hier­durch zum Aus­druck brin­gen wol­len, dass die Nach­er­fül­lung stets ei­ne Bring­schuld sei, de­ren Er­fül­lungs­ort beim Käu­fer lie­ge (so aber Stau­din­ger/Ma­tu­sche-Beck­mann, a. a. O., § 439 Rn. 9). Zwar weicht der Wort­laut des § 439 I BGB in­so­weit von der Ter­mi­no­lo­gie des § 433 I BGB ab, wel­cher den Ver­käu­fer ver­pflich­tet, dem Käu­fer die Sa­che zu „über­ge­ben“ und das Ei­gen­tum an der Sa­che zu „ver­schaf­fen“. Die­ser be­griff­li­chen Un­ter­schei­dung kommt je­doch schon des­we­gen kei­ne si­gni­fi­kan­te Aus­sa­ge­kraft zu, weil der Ge­setz­ge­ber bei der No­vel­lie­rung des Kauf­rechts auch im Zu­sam­men­hang mit dem ur­sprüng­li­chen Er­fül­lungs­an­spruch des Käu­fers aus § 433 I BGB die For­mu­lie­rung „Lie­fe­rung“ ge­braucht (BT-Drs. 14/6040, S. 231; vgl. da­zu Mut­horst, ZGS 2007, 370, 371) und da­mit zu er­ken­nen ge­ge­ben hat, dass er die­sem Be­griff kei­ne über die Ver­schaf­fung der Sa­che hin­aus­ge­hen­de Be­deu­tung zu­ge­mes­sen hat. Zu­dem sagt die For­mu­lie­rung „Lie­fe­rung“ oh­ne­hin nichts dar­über aus, an wel­chem Ort die Lie­fer­ver­pflich­tung zu er­fül­len ist (Rein­king, NJW 2008, 3608, 3609).

[23]   bb) Auch aus der Be­stim­mung des § 439 II BGB, nach der der Ver­käu­fer die zum Zwe­cke der Nach­er­fül­lung er­for­der­li­chen Auf­wen­dun­gen, ins­be­son­de­re Trans­port-, We­ge-, Ar­beits- und Ma­te­ri­al­kos­ten, zu tra­gen hat, lässt sich kei­ne Re­ge­lung über den Er­fül­lungs­ort bei der Nach­er­fül­lung ab­lei­ten. Die Kos­ten­re­ge­lung des § 439 II BGB be­ruht aus­weis­lich der Be­grün­dung des Ge­setz­ent­wurfs zur Mo­der­ni­sie­rung des Schuld­rechts auf Art. 3 IV der Ver­brauchs­gü­terkauf­richt­li­nie, nach dem die Nach­er­fül­lung für den Ver­brau­cher un­ent­gelt­lich, ins­be­son­de­re oh­ne Ver­sand-, Ar­beits- und Ma­te­ri­al­kos­ten durch­zu­füh­ren ist (BT-Drs. 14/6040, S. 231). Da­für, dass der Ge­setz­ge­ber über die Um­set­zung der Richt­li­nie hin­aus ei­ne ei­gen­stän­di­ge Re­ge­lung des Er­fül­lungs­orts für Nach­er­fül­lungs­an­sprü­che tref­fen woll­te, be­ste­hen kei­ne trag­fä­hi­gen An­halts­punk­te (vgl. OLG Mün­chen, Urt. v. 20.06.2007 – 20 U 2204/07, NJW 2007, 3214, 3215; Rein­king, NJW 2008, 3608, 3609; Haas, a. a. O., Kap. 5 Rn. 154). Ent­ge­gen ein­zel­nen Stim­men im Schrift­tum und in der In­stanz­recht­spre­chung kann die Kos­ten­tra­gungs­re­ge­lung des § 439 II BGB auch nicht als Aus­le­gungs­hil­fe für die Be­stim­mung des bei der Nach­er­fül­lung maß­geb­li­chen Er­fül­lungs­orts her­an­ge­zo­gen wer­den.

[24]   (1) Im Schrift­tum wird teil­wei­se die Auf­fas­sung ver­tre­ten, trotz des feh­len­den Re­ge­lungs­wil­lens des deut­schen Ge­setz­ge­bers könn­ten der Kos­ten­tra­gungs­re­ge­lung des § 439 II BGB im­mer­hin deut­li­che Hin­wei­se dar­auf ent­nom­men wer­den, dass nach des­sen Vor­stel­lung im Zwei­fel der Er­fül­lungs­ort für die Nach­er­fül­lung nicht am Be­le­gen­heits­ort der Kauf­sa­che lie­ge. Als Be­grün­dung hier­für wird an­ge­führt, bei Maß­geb­lich­keit des Be­le­gen­heits­orts wür­den beim Käu­fer kei­ne Trans­port­kos­ten an­fal­len, so­dass ei­ne auf Er­stat­tung der Trans­port­kos­ten ge­rich­te­te ge­setz­li­che An­spruchs­grund­la­ge über­flüs­sig wä­re (Rein­king, NJW 2008, 3608, 3609; Kandler, a. a. O., S. 443; vgl. auch Stau­din­ger/Ma­tu­sche-Beck­mann, a. a. O., § 439 Rn. 9). Die­se Ar­gu­men­ta­ti­on über­zeugt je­doch nicht. Sie be­rück­sich­tigt nicht, dass be­reits die Vor­ga­ben des Art. 3 IV der Ver­brauchs­gü­terkauf­richt­li­nie dem na­tio­na­len Ge­setz­ge­ber kei­nen Spiel­raum er­öff­nen, die Trans­port­kos­ten („Ver­sand­kos­ten“) von ei­ner na­tio­na­len Kos­ten­tra­gungs­re­ge­lung aus­zu­neh­men. § 439 II BGB er­schöpft sich in ei­ner Kos­ten­tra­gungs­re­gel (so auch Rein­king, ZfS 2003, 57, 60) und lässt kei­ne Rück­schlüs­se auf sons­ti­ge Rech­te und Pflich­ten der Kauf­ver­trags­par­tei­en zu.

[25]   (2) An­de­re Stim­men wol­len aus der Kos­ten­tra­gungs­re­ge­lung des § 439 II BGB um­ge­kehrt den Schluss zie­hen, dass der Ver­käu­fer auch die Vor­nah­me des Trans­ports schul­de (vgl. AG Men­den, Urt. v. 03.03.2004 – 4 C 26/03, NJW 2004, 2171; Schmidt, in: Prüt­ting/We­gen/Wein­reich, a. a. O., § 439 Rn. 20). Auch die­se Ar­gu­men­ta­ti­on er­weist sich nicht als trag­fä­hig. Wie be­reits aus­ge­führt, be­stimmt § 439 II BGB in Um­set­zung des Art. 3 IV der Ver­brauchs­gü­terkauf­richt­li­nie le­dig­lich, dass der Ver­käu­fer die Kos­ten der Nach­er­fül­lung ein­schließ­lich der Trans­port- und We­ge­kos­ten zu tra­gen hat. Ei­ne blo­ße Kos­ten­tra­gungs­re­ge­lung bleibt aber – wie sich aus § 269 III BGB er­gibt – oh­ne Aus­wir­kun­gen auf den Er­fül­lungs­ort. Da­her kann al­lein aus der in § 439 II BGB an­ge­ord­ne­ten Ver­pflich­tung des Ver­käu­fers, auch die Kos­ten ei­nes im Rah­men der Nach­er­fül­lung er­for­der­li­chen Trans­ports zu tra­gen, nicht ab­ge­lei­tet wer­den, dass der Ver­käu­fer auch die Vor­nah­me die­ses Trans­ports schul­det und da­mit der Be­le­gen­heits­ort der Kauf­sa­che zum Er­fül­lungs­ort wird (Un­berath/Czi­up­ka, JZ 2008, 867, 873 ff.; Lei­b­le, a. a. O., § 10 Rn. 90; Rein­king/Eg­gert, a. a. O., Rn. 357; Rein­king, ZfS 2003, 57, 60; kri­tisch zur Tren­nung von Leis­tungs- und Kos­ten­tra­gungs­pflicht Faust, JuS 2008, 84, 85).

[26]   cc) Ei­ne ei­gen­stän­di­ge ge­setz­li­che Fest­le­gung des Er­fül­lungs­orts der Nach­er­fül­lung lässt sich auch nicht der im Zu­ge der Mo­der­ni­sie­rung des Kauf­rechts er­folg­ten Strei­chung des § 476a Satz 2 BGB a.F. ent­neh­men (Rein­king, ZfS 2003, 57, 60; ders., NJW 2008, 3608, 3609; Mut­horst, ZGS 2007, 370, 371; a. A. Hu­ber, NJW 2002, 1004, 1006; Tied­ke/Schmitt, DStR 2004, 2016, 2017 f.; Faust, in: Bam­ber­ger/Roth, a. a. O., § 439 Rn. 13; Schmidt, in: Prüt­ting/We­gen/Wein­reich, a. a. O., § 439 Rn. 20). § 476a Satz 1 BGB a.F. be­stimm­te für den Fall der ver­trag­li­chen Ver­ein­ba­rung ei­nes – vom Ge­setz in der da­ma­li­gen Fas­sung als sol­ches nicht vor­ge­se­he­nen – Nach­bes­se­rungs­rechts, dass der zur Nach­bes­se­rung ver­pflich­te­te Ver­käu­fer auch die zum Zwe­cke der Nach­bes­se­rung er­for­der­li­chen Auf­wen­dun­gen, ins­be­son­de­re Trans­port-, We­ge-, Ar­beits- und Ma­te­ri­al­kos­ten, zu tra­gen hat­te. Aus­ge­nom­men hier­von wa­ren nach § 476a Satz 2 BGB a.F. Mehr­auf­wen­dun­gen, die sich dar­aus er­ga­ben, dass die ge­kauf­te Sa­che nach der Lie­fe­rung an ei­nen an­de­ren Ort als den Wohn­sitz oder die ge­werb­li­che Nie­der­las­sung des Käu­fers ver­bracht wor­den war; die­se Be­schrän­kung galt al­ler­dings dann nicht, wenn das Ver­brin­gen dem be­stim­mungs­ge­mä­ßen Ge­brauch der Sa­che ent­sprach.

[27]   Aus dem Weg­fall der in § 476a Satz 2 BGB a.F. ent­hal­te­nen Ein­schrän­kung las­sen sich schon des­we­gen kei­ne Er­kennt­nis­se über den Er­fül­lungs­ort bei Nach­er­fül­lungs­an­sprü­chen ge­win­nen, weil auch die­se Be­stim­mung letzt­lich nur die Kos­ten­tra­gungs­pflicht für den zur Nach­bes­se­rung er­for­der­li­chen Trans­port, nicht je­doch die Fra­ge re­gel­te, wer den Trans­port durch­zu­füh­ren hat­te und wie sich die­se Um­stän­de auf den Er­fül­lungs­ort aus­wirk­ten. Die Strei­chung des § 476a Satz 2 BGB a.F. ist vom Ge­setz­ge­ber aus­schließ­lich mit Kos­ten­er­wä­gun­gen be­grün­det wor­den. Sie war aus­weis­lich der Ge­set­zes­be­grün­dung al­lein des­we­gen not­wen­dig ge­wor­den, weil § 476a Satz 2 BGB a.F. im Wi­der­spruch zu der von der Ver­brauchs­gü­terkauf­richt­li­nie ge­for­der­ten Un­ent­gelt­lich­keit der Nach­er­fül­lung stand (BT-Drs. 14/6040, S. 231). Der Schutz des Ver­käu­fers vor un­zu­mut­ba­ren Kos­ten soll­te fort­an über § 439 III BGB ge­währ­leis­tet wer­den (BT-Drs. 14/6040, S. 231).

[28]   dd) Schließ­lich las­sen sich die zum Er­fül­lungs­ort der Rück­ge­währan­sprü­che nach er­folg­tem Rück­tritt ge­mäß §§ 437 Nr. 2, 440, 346 BGB, der viel­fach an dem Ort an­ge­sie­delt wird, an dem sich die Sa­che ver­trags­ge­mäß be­fin­det (vgl. Pa­landt/Grü­ne­berg, a. a. O., § 269 Rn. 16; MünchKomm-BGB/Krü­ger, a. a. O., § 269 Rn. 41; zum al­ten Schuld­recht auch Se­nat, Urt. v. 09.03.1983 – VI­II ZR 11/82, BGHZ 87, 104, 109), ent­wi­ckel­ten Grund­sät­ze nicht auf die Nach­er­fül­lung nach § 439 BGB über­tra­gen (a. A. wohl Thür­mann, NJW 2006, 3457, 3458). Das Rück­tritts­recht und das Nach­er­fül­lungs­recht sind in ih­rem dog­ma­ti­schen Aus­gangs­punkt und ih­ren Rechts­fol­gen so ver­schie­den, dass es an ei­ner Ver­gleich­bar­keit der bei­den Rech­te fehlt. Wäh­rend Nach­bes­se­rung und Er­satz­lie­fe­rung der Her­bei­füh­rung des Leis­tungs­er­folgs im Rah­men des fort­be­ste­hen­den Ver­trags die­nen, geht es beim Rück­tritt um die Rück­ab­wick­lung des Ver­trags (vgl. et­wa Rein­king, NJW 2008, 3606, 3609; Ska­mel, ZGS 2006, 227, 229 f.). Das­sel­be gilt für die Re­ge­lung des § 357 II BGB, die für den Wi­der­ruf aus­drück­lich ei­ne Rück­sen­de­pflicht des Ver­brau­chers sta­tu­iert. Das Wi­der­rufs­recht nach § 355 BGB ist ein be­son­ders aus­ge­stal­te­tes Rück­tritts­recht (vgl. Se­nat, Urt. v. 17.03.2004 – VI­II ZR 265/03, BB 2004, 1246 [un­ter II 2 b] m. w. Nachw.). Auch hier gilt da­her, dass sich der Ver­trag im Fal­le der Aus­übung ei­nes Wi­der­rufs­rechts in ein Rück­ab­wick­lungs­ver­hält­nis um­wan­delt (Se­nat, Urt. v. 17.03.2004 – VI­II ZR 265/03, BB 2004, 1246), wes­we­gen kei­ne Ver­gleich­bar­keit mit der Nach­er­fül­lung nach § 439 I BGB be­steht (Rein­king, NJW 2008, 3608, 3609).

[29]   b) Da die Fra­ge des Er­fül­lungs­orts bei der Nach­er­fül­lung im Kauf­recht kei­ne ei­gen­stän­di­ge Re­ge­lung er­fah­ren hat, ist für des­sen Be­stim­mung die all­ge­mei­ne Vor­schrift des § 269 I BGB maß­ge­bend (OLG Köln, Urt. v. 14.02.2006 – 20 U 188/05, SP 2007, 302; Ball, NZV 2004, 217, 220 f.; Haas, a. a. O., Kap. 5 Rn. 154; vgl. im An­satz auch OLG Mün­chen, Urt. v. 12.10.2005 – 15 U 2190/05, NJW 2006, 449, 450; AnwK-BGB/Bü­den­be­n­der, a. a. O., § 439 Rn. 25; Er­man/Gru­ne­wald, a. a. O., § 439 Rn. 5; Un­berath/Czi­up­ka, JZ 2008, 867, 872; Ska­mel, DAR 2004, 565, 568; für das Werk­ver­trags­recht vgl. BGH, Urt. v. 08.01.2008 – X ZR 97/95, NJW-RR 2008, 724). Da­nach sind in ers­ter Li­nie die von den Par­tei­en ge­trof­fe­nen Ver­ein­ba­run­gen ent­schei­dend. Feh­len – wie hier – ver­trag­li­che Ab­re­den über den Er­fül­lungs­ort, ist auf die je­wei­li­gen Um­stän­de, ins­be­son­de­re auf die Na­tur des Schuld­ver­hält­nis­ses ab­zu­stel­len. Las­sen sich auch hier­aus kei­ne ab­schlie­ßen­den Er­kennt­nis­se ge­win­nen, ist der Er­fül­lungs­ort letzt­lich an dem Ort an­zu­sie­deln, an wel­chem der Schuld­ner zur Zeit der Ent­ste­hung des Schuld­ver­hält­nis­ses sei­nen Wohn­sitz bzw. sei­ne ge­werb­li­che Nie­der­las­sung (§ 269 II BGB) hat­te.

[30]   Zu den beim Feh­len ver­trag­li­cher Ver­ein­ba­run­gen maß­ge­ben­den Um­stän­den zäh­len an­er­kann­ter­ma­ßen die Orts­ge­bun­den­heit und Art der vor­zu­neh­men­den Leis­tung (Jau­er­nig/Stad­ler, BGB, 13. Aufl., § 269 Rn. 8; MünchKomm-BGB/Krü­ger, a. a. O., § 269 Rn. 18; ju­risPK-BGB/Ker­wer, 5. Aufl., § 269 Rn. 16; Be­ckOK-BGB/Un­berath, 18. Edi­ti­on [Stand: 01.02.2009], § 269 Rn. 13; vgl. hier­zu auch BGH, Urt. v. 22.10.1987 – I ZR 224/85, NJW 1988, 966 zum Er­fül­lungs­ort ei­nes An­spruchs auf Er­tei­lung ei­nes Buch­aus­zugs), die Ver­kehrs­sit­te, ört­li­che Ge­pflo­gen­hei­ten und even­tu­el­le Han­dels­bräu­che (Er­man/Ebert, BGB, 12. Aufl., § 269 Rn. 12; Pa­landt/Grü­ne­berg, a. a. O. § 269 Rn. 12; Stau­din­ger/Bitt­ner, BGB, Neu­be­arb. 2009, § 269 Rn. 18).

[31]   Die­se Maß­stä­be fin­den auch beim Nach­er­fül­lungs­an­spruch An­wen­dung. Sein Er­fül­lungs­ort ent­zieht sich ei­ner all­ge­mei­nen Fest­le­gung. Ins­be­son­de­re kann nicht mit dem Ar­gu­ment, er sei im Hin­blick auf die dog­ma­ti­sche Ver­wandt­schaft von Er­fül­lungs- und Nach­er­fül­lungs­an­spruch (§ 433 I 1 BGB, § 439 BGB) stets mit dem Er­fül­lungs­ort des An­spruchs aus § 433 I 1 BGB iden­tisch, auf ei­ne an den je­wei­li­gen Um­stän­den aus­ge­rich­te­te Prü­fung ver­zich­tet wer­den. Um­ge­kehrt kann der Er­fül­lungs­ort der Nach­er­fül­lung beim Kauf – an­ders als der BGH dies für das Werk­ver­trags­recht ent­schie­den hat (BGH, Urt. v. 08.01.2008 – X ZR 97/95, NJW-RR 2008, 724) – nicht ge­ne­rell mit dem Be­le­gen­heits­ort der be­weg­li­chen Sa­che gleich­ge­setzt wer­den. Ent­ge­gen ei­ner teil­wei­se ver­tre­te­nen Auf­fas­sung (OLG Mün­chen, Urt. v. 12.10.2005 – 15 U 2190/05, NJW 2006, 449, 450; vgl. auch OLG Cel­le, Urt. v. 10.12.2009 – 11 U 32/09, ju­ris, für den Fahr­zeug­kauf) ist für die Er­mitt­lung des Er­fül­lungs­orts nicht al­lein der Um­stand ent­schei­dend, dass die Kauf­sa­che nach Ab­schluss des Kauf­ver­trags dem Käu­fer über­ge­ben wur­de und sich da­her – für bei­de Ver­trags­par­tei­en vor­her­seh­bar – be­stim­mungs­ge­mäß nicht mehr beim Ver­käu­fer be­fin­det. Ei­ne sol­che An­knüp­fung ist schon des­we­gen nicht trag­fä­hig, weil da­mit nur ein ein­zel­ner Ge­sichts­punkt und nicht – wie von § 269 I BGB ge­for­dert – al­le prä­gen­den Um­stän­de des be­trof­fe­nen Schuld­ver­hält­nis­ses als Be­ur­tei­lungs­grund­la­ge her­an­ge­zo­gen wer­den.

[32]   c) Die Be­stim­mung des § 269 I BGB er­mög­licht ei­ne an den kon­kre­ten Um­stän­den aus­ge­rich­te­te Fest­le­gung des Er­fül­lungs­orts der je­weils ge­schul­de­ten Leis­tung und führt da­mit auch im Rah­men der Nach­er­fül­lung (§ 439 BGB) zu sach­ge­rech­ten Er­geb­nis­sen. Da­ge­gen las­sen sich – wie noch nä­her aus­zu­füh­ren sein wird – we­der bei ei­ner ge­ne­rel­len Gleich­set­zung des Er­fül­lungs­orts der Nach­er­fül­lung mit dem je­wei­li­gen Be­le­gen­heits­ort der Kauf­sa­che noch bei ei­ner au­to­ma­ti­schen Über­tra­gung des Er­fül­lungs­orts der ur­sprüng­li­chen Pri­mär­leis­tungs­pflicht auf die Nach­er­fül­lung für al­le ty­pi­schen Nach­er­fül­lungs­si­tua­tio­nen über­zeu­gen­de Lö­sun­gen fin­den (vgl. Pils, JuS 2008, 767, 769 f.).

[33]   aa) In vie­len Fäl­len wird der Er­fül­lungs­ort nach den Um­stän­den des Falls am Sitz des Ver­käu­fers an­zu­sie­deln sein. Bei Ge­schäf­ten des täg­li­chen Le­bens, et­wa beim Kauf im La­den­ge­schäft, ent­spricht es der Ver­kehrs­auf­fas­sung, dass die Kun­den ih­re Re­kla­ma­tio­nen re­gel­mä­ßig un­ter Vor­la­ge der man­gel­haf­ten Wa­re am Sitz des Ver­käu­fers vor­brin­gen (vgl. OLG Mün­chen, Urt. v. 20.06.2007 – 20 U 2204/07, NJW 2007, 3214, 3215; Rein­king, NJW 2008, 3608, 3610; Un­berath/Czi­up­ka, JZ 2008, 867, 874; vgl. auch Faust, JuS 2008, 84, 85). Beim Fahr­zeug­kauf vom Händ­ler er­for­dern Nach­bes­se­rungs­ar­bei­ten in der Re­gel tech­nisch auf­wen­di­ge Dia­gno­se- oder Re­pa­ra­tur­ar­bei­ten des Ver­käu­fers, die we­gen der dort vor­han­de­nen ma­te­ri­el­len und per­so­nel­len Mög­lich­kei­ten sinn­voll nur am Be­triebs­ort des Händ­lers vor­ge­nom­men wer­den kön­nen (OLG Mün­chen, Urt. v. 20.06.2007 – 20 U 2204/07, NJW 2007, 3214, 3215; Ball, NZV 2004, 217, 220 f.; Rein­king/Eg­gert, a. a. O., Rn. 358; Rein­king, NJW 2008, 3606, 3610; ders., ZfS 2003, 57, 60; Ska­mel, DAR 2004, 565, 568; ders., ZGS 2006, 227, 228). Hin­zu kommt, dass der Be­le­gen­heits­ort ge­ra­de bei ver­kauf­ten Fahr­zeu­gen va­ria­bel ist. Fahr­zeu­ge be­fin­den sich ty­pi­scher­wei­se und be­stim­mungs­ge­mäß nicht nur am Wohn­sitz des Käu­fers, son­dern un­ter­wegs zu den ver­schie­dens­ten Zie­len, wie et­wa der Ar­beits­stät­te, dem Ur­laubs­ort oder sons­ti­gen Rei­se­zie­len (vgl. Mut­horst, ZGS 2007, 370, 372).

[34]   b) Da­ge­gen er­weist sich ei­ne Gleich­set­zung des Er­fül­lungs­orts der Nach­er­fül­lung mit dem Sitz des Ver­käu­fers ins­be­son­de­re in den Fäl­len als un­an­ge­mes­sen, in de­nen es um die Nach­bes­se­rung von Ge­gen­stän­den geht, die der Käu­fer an ih­rem Be­stim­mungs­ort auf- oder ein­ge­baut hat, oder in de­nen ein Rück­trans­port aus an­de­ren Grün­den nicht oder nur un­ter er­schwer­ten Be­din­gun­gen zu be­werk­stel­li­gen wä­re.

[35]   d) Die Be­stim­mung des Er­fül­lungs­orts nach § 269 I BGB un­ter Be­rück­sich­ti­gung der Um­stän­de des Ein­zel­falls steht auch mit Art. 3 der Ver­brauchs­gü­terkauf­richt­li­nie in Ein­klang. Die Richt­li­nie er­for­dert es nicht, als Er­fül­lungs­ort der Nach­er­fül­lung stets den Be­le­gen­heits­ort der Sa­che an­zu­se­hen. Die nach der Richt­li­nie er­öff­ne­ten Wer­tungs­spiel­räu­me wer­den im Rah­men der nach § 269 I BGB zu be­rück­sich­ti­gen­den Um­stän­de bei richt­li­ni­en­kon­for­mer Aus­le­gung ge­wahrt und sach­ge­recht aus­ge­schöpft.

[36]   aa) Art. 3 II der Ver­brauchs­gü­terkauf­richt­li­nie räumt ei­nem Ver­brau­cher bei Ver­trags­wid­rig­keit der Kauf­sa­che ei­nen An­spruch auf un­ent­gelt­li­che Her­stel­lung des ver­trags­ge­mä­ßen Zu­stands des Ver­brauchs­guts durch Nach­bes­se­rung oder Er­satz­lie­fe­rung nach Maß­ga­be von Art. 3 III der Richt­li­nie ein. Nach Art. 3 III der Richt­li­nie kann der Ver­brau­cher vom Ver­käu­fer die un­ent­gelt­li­che Nach­bes­se­rung des Ver­brauchs­gu­tes oder ei­ne un­ent­gelt­li­che Er­satz­lie­fe­rung ver­lan­gen, so­fern dies nicht un­mög­lich oder un­ver­hält­nis­mä­ßig ist. Die Nach­bes­se­rung oder die Er­satz­lie­fe­rung muss in­ner­halb ei­ner an­ge­mes­se­nen Frist und oh­ne er­heb­li­che Un­an­nehm­lich­kei­ten für den Ver­brau­cher er­fol­gen, wo­bei die Art des Ver­brauchs­gu­tes so­wie der Zweck, für den der Ver­brau­cher das Ver­brauchs­gut be­nö­tig­te, zu be­rück­sich­ti­gen sind. Art. 3 IV der Richt­li­nie stellt klar, dass sich der Be­griff der Un­ent­gelt­lich­keit auf al­le für die Her­stel­lung des ver­trags­ge­mä­ßen Zu­stands des Ver­brauchs­guts not­wen­di­gen Kos­ten er­streckt, ins­be­son­de­re auf Ver­sand-, Ar­beits- und Ma­te­ri­al­kos­ten.

[37]   bb) Aus der in der Richt­li­nie ge­for­der­ten und durch § 439 II BGB im deut­schen Recht um­ge­setz­ten Un­ent­gelt­lich­keit der Nach­er­fül­lung er­ge­ben sich kei­ne Ein­schrän­kun­gen für ei­ne Be­stim­mung des Er­fül­lungs­orts der Nach­er­fül­lung nach den in § 269 I BGB nie­der­ge­leg­ten Grund­sät­zen. Zwar schließt die von der Richt­li­nie ver­lang­te Un­ent­gelt­lich­keit je­de fi­nan­zi­el­le For­de­rung des Ver­käu­fers ge­gen den Käu­fer im Rah­men der Er­fül­lung sei­ner Ver­pflich­tung zur Her­stel­lung des ver­trags­ge­mä­ßen Zu­stands des Ver­brauchs­guts aus (EuGH, Urt. v. 17.04.2008 – C-404/06, NJW 2008, 1433 – Quel­le AG/Bun­des­ver­band der Ver­brau­cher­zen­tra­len und Ver­brau­cher­ver­bän­de). Die Re­ge­lun­gen über die Kos­ten­tra­gungs­pflicht sa­gen je­doch – wie be­reits in an­de­rem Zu­sam­men­hang aus­ge­führt – nichts dar­über aus, an wel­chem Ort der Er­fül­lungs­ort für Nach­er­fül­lungs­an­sprü­che an­zu­sie­deln ist. Die Kos­ten­tra­gungs­pflicht des Ver­käu­fers wird durch die La­ge des Er­fül­lungs­orts nicht be­rührt. In den Fäl­len, in de­nen sich die Nach­er­fül­lung als Bring­schuld des Ver­käu­fers dar­stellt, ent­ste­hen die Kos­ten di­rekt beim Ver­käu­fer, der die­se nach der Kos­ten­ver­tei­lungs­re­gel des § 439 II BGB nicht auf den Käu­fer ab­wäl­zen darf. Er­for­dert die Nach­er­fül­lung, dass der Käu­fer die Kauf­sa­che zum Ver­käu­fer bringt oder ver­sen­det, fal­len die Trans­port- oder Ver­sand­kos­ten zwar beim Käu­fer an. Er kann je­doch ge­stützt auf § 439 II BGB vom Ver­käu­fer de­ren Er­stat­tung ver­lan­gen (zum An­spruch­s­cha­rak­ter des § 439 II BGB vgl. Se­nat, Urt. v. 15.07.2008 – VI­II ZR 211/07, BGHZ 177, 224; aus­führ­lich Hell­we­ge, AcP 206 [2006], 136 ff.). Fer­ner kommt an­ge­sichts des Schutz­zwecks des Un­ent­gelt­lich­keits­ge­bots auch ein Vor­schuss­an­spruch des Ver­brau­chers aus § 439 II BGB in Be­tracht. Die dem Ver­käu­fer auf­er­leg­te Ver­pflich­tung, die Her­stel­lung des ver­trags­ge­mä­ßen Zu­stands des Ver­brauchs­guts un­ent­gelt­lich zu be­wir­ken, soll den Ver­brau­cher vor dro­hen­den fi­nan­zi­el­len Be­las­tun­gen schüt­zen, die ihn in Er­man­ge­lung ei­nes sol­chen Schut­zes da­von ab­hal­ten könn­ten, sei­ne An­sprü­che gel­tend zu ma­chen (EuGH, Urt. v. 17.04.2008 – C-404/06, NJW 2008, 1433 – Quel­le AG/Bun­des­ver­band der Ver­brau­cher­zen­tra­len und Ver­brau­cher­ver­bän­de). Ein sol­cher Hin­de­rungs­grund kann sich für den Ver­brau­cher auch dar­aus er­ge­ben, dass er mit ent­ste­hen­den Trans­port­kos­ten in Vor­la­ge tre­ten muss.

[38]   cc) Die wei­te­re Vor­ga­be der Ver­brauchs­gü­terkauf­richt­li­nie, dass die Nach­er­fül­lung oh­ne er­heb­li­che Un­an­nehm­lich­kei­ten für den Ver­brau­cher er­fol­gen muss, er­öff­net ge­wis­se Wer­tungs­spiel­räu­me, die auch bei der Be­stim­mung des Er­fül­lungs­orts zu be­ach­ten sind.

[39]   (1) Der eu­ro­päi­sche Ge­setz­ge­ber hat den Be­griff „er­heb­li­che Un­an­nehm­lich­kei­ten der Nach­er­fül­lung“ nicht de­fi­niert. Auch die wei­te­ren in Art. 3 III der Ver­brauchs­gü­terkauf­richt­li­nie ent­hal­te­nen Vor­ga­ben, wo­nach bei der dem Käu­fer ge­schul­de­ten Nach­bes­se­rung oder Er­satz­lie­fe­rung die Art des Ver­brauchs­guts so­wie der Zweck, für den der Ver­brau­cher das Ver­brauchs­gut be­nö­tig­te, zu be­rück­sich­ti­gen sind, ver­mag den Be­deu­tungs­ge­halt der ver­wen­de­ten For­mu­lie­rung nicht hin­rei­chend zu klä­ren. Dem Schluss­an­trag der Ge­ne­ral­an­wäl­tin in dem Ver­fah­ren Quel­le AG/Bun­des­ver­band der Ver­brau­cher­zen­tra­len und Ver­brau­cher­ver­bän­de liegt ein wei­tes Ver­ständ­nis des Be­griffs „er­heb­li­che Un­an­nehm­lich­kei­ten“ zu Grun­de. Er soll so­wohl prak­ti­sche Hin­der­nis­se bei der Durch­füh­rung der Nach­er­fül­lung als auch Un­an­nehm­lich­kei­ten im All­ge­mei­nen er­fas­sen (Slg. 2008, I-2685 Rn. 47).

[40]   (2) Die Ent­ste­hungs­ge­schich­te der Richt­li­nie gibt kei­ne wei­te­ren Auf­schlüs­se. Der Vor­schlag der Kom­mis­si­on vom 18.06.1996 sah in Art. 4 III zwar das Recht des Ver­brau­chers vor, bei Ver­trags­wid­rig­keit zwi­schen der un­ent­gelt­li­chen In­stand­set­zung in­ner­halb an­ge­mes­se­ner Frist, Er­satz­leis­tung, Min­de­rung des Kauf­prei­ses oder Ver­trags­auf­lö­sung zu wäh­len (KOM[95] 520 endg., COD 96/0161, S. 14, 22). Der Be­griff der „er­heb­li­chen Un­an­nehm­lich­kei­ten“ fin­det sich dort aber eben­so we­nig wie in dem auf Grund der Ent­schlie­ßung des Eu­ro­päi­schen Par­la­ments vom 10.03.1998 (ABl. 1998 C 104, 33, ins­be­son­de­re Än­de­run­gen 45 und 30) vor­ge­leg­ten Ge­än­der­ten Vor­schlag der Kom­mis­si­on vom 31.03.1998 (KOM[1998] 217 endg.; COD 96/0161). Er ent­stammt – so­weit er­sicht­lich – ei­ner po­li­ti­schen Ei­ni­gung auf ge­mein­sa­me Stand­punk­te im Rat am 23.04.1998 (vgl. Pres­se­er­klä­rung PRES/98/106), in der es erst­mals heißt: „Any re­pair or re­pla­ce­ment should be com­ple­ted wi­t­hin a re­a­sonable time and wi­thout any si­gni­fi­cant in­con­ve­ni­ence to the con­su­mer.“ Die­se For­mu­lie­rung fand dann Ein­gang in Art. 3 III des Ge­mein­sa­men Stand­punkts EG Nr. 51/98 vom 24.09.1998 (ABl. 1998 C 333, S. 46) und in die End­fas­sung der Richt­li­nie; ih­re Be­deu­tung wur­de al­ler­dings nicht er­läu­tert.

[41]   (3) Es ist da­her auf den all­ge­mei­nen Sprach­ge­brauch zu­rück­zu­grei­fen. Da­nach las­sen sich der Vor­ga­be, dass ei­ne Nach­er­fül­lung oh­ne er­heb­li­che Un­an­nehm­lich­kei­ten für den Ver­brau­cher er­fol­gen muss, meh­re­re Aus­sa­gen ent­neh­men. Zum ei­nen ist der Ver­brau­cher im Rah­men ei­ner Nach­er­fül­lung nicht ge­hal­ten, Hand­lun­gen vor­zu­neh­men, die für ihn ei­ne er­heb­li­che Un­an­nehm­lich­keit dar­stel­len, son­dern kann de­ren Vor­nah­me vom Un­ter­neh­mer ver­lan­gen. Zum an­de­ren braucht der Ver­brau­cher kei­ne Nach­er­fül­lungs­maß­nah­men des Un­ter­neh­mers zu dul­den, aus de­nen für ihn er­heb­li­che Un­an­nehm­lich­kei­ten ent­ste­hen. Da­bei ist zu be­ach­ten, dass der Be­griff der „er­heb­li­chen Un­an­nehm­lich­kei­ten“ nach all­ge­mei­nem Ver­ständ­nis nicht auf fi­nan­zi­el­le As­pek­te be­schränkt ist. Dies wird auch durch die Sys­te­ma­tik der Ver­brauchs­gü­terkauf­richt­li­nie be­stä­tigt. Da den im Zu­sam­men­hang mit der Nach­er­fül­lung ent­ste­hen­den wirt­schaft­li­chen Be­las­tun­gen des Käu­fers schon durch das in Art. 3 III der Richt­li­nie auf­ge­stell­te Pos­tu­lat der Un­ent­gelt­lich­keit der Nach­bes­se­rung und Er­satz­lie­fe­rung Rech­nung ge­tra­gen wird, muss sich das zu­sätz­li­che Er­for­der­nis der Ver­mei­dung er­heb­li­cher Un­an­nehm­lich­kei­ten zwangs­läu­fig auch auf an­de­re Er­schwer­nis­se be­zie­hen.

[42]   Er­heb­li­che Un­an­nehm­lich­kei­ten kön­nen sich da­mit auch dar­aus er­ge­ben, dass der Ver­brau­cher die Sa­che zur Vor­nah­me der Nach­er­fül­lung zum Ver­käu­fer brin­gen oder an die­sen ver­sen­den muss. Zwar hat die Kos­ten ei­nes sol­chen Trans­ports oder Ver­sands der Ver­käu­fer zu tra­gen. Der Käu­fer muss je­doch in ge­wis­sem Um­fang Zeit und Mü­he auf­wen­den, um Ver­pa­ckung und Trans­port vor­zu­neh­men oder zu or­ga­ni­sie­ren. Die­se Leis­tun­gen kön­nen nicht von vorn­her­ein und in al­len Fäl­len als le­dig­lich un­er­heb­li­che Un­an­nehm­lich­kei­ten qua­li­fi­ziert wer­den (Er­man/Gru­ne­wald, a. a. O., § 439 Rn. 5; Stau­din­ger/Ma­tu­sche-Beck­mann, a. a. O., § 439 Rn. 9; MünchKomm-BGB/Wes­ter­mann, a. a. O., § 439 Rn. 7; a. A. Ball, NZV 2004, 217, 221; Ska­mel, ZGS 2006, 227, 229; Mut­horst, ZGS 2007, 370, 373; Rein­king, NJW 2008, 3608, 3610). Denn ab­hän­gig von der Art der Kauf­sa­che, dem Ort, an dem sie sich – ih­rem Zweck ent­spre­chend – be­fin­det, und der vom Käu­fer ge­wähl­ten Form der Nach­er­fül­lung kön­nen hier­mit durch­aus er­heb­li­che Mü­hen für den Käu­fer ver­bun­den sein.

[43]   (4) Al­ler­dings er­for­dert die Richt­li­nie nicht, den Ver­brau­cher vor sämt­li­chen Un­an­nehm­lich­kei­ten zu schüt­zen, was sich ein­deu­tig aus dem Zu­satz „er­heb­lich“ er­gibt (in der eng­li­schen Fas­sung „si­gni­fi­cant“; in der fran­zö­si­schen Fas­sung „ma­jeur“). Ein ge­wis­ses Maß an Un­an­nehm­lich­kei­ten ist dem Ver­brau­cher mit­hin zu­mut­bar.

[44]   Der Auf­wand des Käu­fers für die Durch­füh­rung oder die Or­ga­ni­sa­ti­on des Rück­trans­ports ei­ner ge­kauf­ten Sa­che an den Sitz des Ver­käu­fers zum Zwe­cke der Nach­er­fül­lung über­schrei­tet nicht zwin­gend die Er­heb­lich­keits­schwel­le. Auch das ge­ge­be­nen­falls vom Käu­fer zu tra­gen­de Ri­si­ko, selbst ver­aus­lag­te Trans­port­kos­ten man­gels Er­for­der­lich­keit nicht vom Ver­käu­fer er­setzt zu be­kom­men, stellt kei­ne er­heb­li­che Un­an­nehm­lich­keit dar. Der Käu­fer kann ent­we­der ei­nen Vor­schuss für die Trans­port­kos­ten ver­lan­gen (vgl. oben un­ter B II 4 d bb) oder den Ver­käu­fer vor­ab dar­über in­for­mie­ren, wel­che Art des Trans­ports er be­ab­sich­tigt und wel­che Kos­ten hier­durch vor­aus­sicht­lich ent­ste­hen. Bie­tet der Ver­käu­fer kei­ne güns­ti­ge­re Al­ter­na­ti­ve an, so kann er ei­nem Er­satz­an­spruch des Käu­fers spä­ter nicht ent­ge­gen­hal­ten, die von die­sem auf­ge­wen­de­ten Kos­ten sei­en nicht er­for­der­lich ge­we­sen.

[45]   Ei­ne an Art. 3 III der Ver­brauchs­gü­terkauf­richt­li­nie aus­ge­rich­te­te Aus­le­gung des § 269 I BGB er­for­dert es da­her nicht, den Er­fül­lungs­ort der Nach­er­fül­lung in je­dem Fall mit dem Be­le­gen­heits­ort der Kauf­sa­che gleich­zu­set­zen (so aber un­ter Au­ßer­acht­las­sung des Er­heb­lich­keits­er­for­der­nis­ses AnwK-BGB/Bü­den­be­n­der, a. a. O., § 439 Rn. 25; Faust, in: Bam­ber­ger/Roth, a. a. O., § 439 Rn. 13; Er­man/Gru­ne­wald, a. a. O., § 439 Rn. 5; ju­risPK-BGB/Pamm­ler, a. a. O., § 439 Rn. 41; Hu­ber, NJW 2002, 1004, 1006). Dies ist nur dann ge­bo­ten, wenn ein an­sons­ten vom Ver­brau­cher ge­schul­de­ter Trans­port oder des­sen Or­ga­ni­sa­ti­on die­sem er­heb­li­che Un­an­nehm­lich­kei­ten be­rei­ten. Maß­ge­bend aus eu­ro­pa­recht­li­cher Sicht ist da­mit, ob die mit der je­weils ge­schul­de­ten Nach­er­fül­lung ver­bun­de­nen Un­an­nehm­lich­kei­ten die Er­heb­lich­keits­schwel­le über­schrei­ten.

[46]   (5) Die eu­ro­pa­recht­li­che Vor­ga­be ei­ner oh­ne er­heb­li­che Un­an­nehm­lich­kei­ten für den Käu­fer zu er­brin­gen­den Nach­er­fül­lung ist auch nach Um­set­zung der Richt­li­nie in das deut­sche Recht noch von Be­deu­tung. Der deut­sche Ge­setz­ge­ber hat die ge­nann­te Vor­ga­be da­durch um­ge­setzt, dass der Käu­fer im Fal­le der Un­zu­mut­bar­keit der Nach­er­fül­lung so­gleich Se­kun­där­rech­te (Rück­tritt, Min­de­rung und Scha­dens­er­satz) gel­tend ma­chen kann, § 440 Satz 1 Fall 3 BGB (BT-Dr. 14/6040, S. 233 f.) Der oben un­ter B II 4 d cc (3) auf­ge­zeig­te Um­fang der Richt­li­ni­en­vor­ga­be wird hier­durch aber nicht aus­ge­schöpft (so aber Rein­king, DAR 2007, 706). Denn § 440 Satz 1 Fall 3 BGB be­wirkt nur, dass sich der Ver­brau­cher nicht auf ei­ne un­er­wünsch­te Form der Nach­er­fül­lung ein­las­sen muss, die für ihn – da mit er­heb­li­chen Un­an­nehm­lich­kei­ten ver­bun­den – un­zu­mut­bar ist. Er be­sagt je­doch nichts dar­über, ob der Ver­brau­cher im Rah­men ei­ner von ihm ge­wünsch­ten Nach­er­fül­lung an­fal­len­de, für ihn mit er­heb­li­chen Un­an­nehm­lich­kei­ten ver­bun­de­ne Auf­ga­ben auf den Ver­käu­fer ab­wäl­zen kann. Die Be­stim­mun­gen in Art. 3 III der Ver­brauchs­gü­terkauf­richt­li­nie blei­ben da­her auch au­ßer­halb des § 440 Satz 1 Fall 3 BGB von Be­deu­tung und sind so­mit auch bei der An­wen­dung des § 269 I BGB zu be­ach­ten.

[47]   dd) Bei der nach § 269 I BGB man­gels ent­spre­chen­der Par­tei­ver­ein­ba­run­gen ge­bo­te­nen Er­mitt­lung des Er­fül­lungs­orts an­hand der für das Schuld­ver­hält­nis be­deut­sa­men Um­stän­de kann dem von der Ver­brauchs­gü­terkauf­richt­li­nie er­öff­ne­ten Wer­tungs­spiel­raum hin­rei­chend Rech­nung ge­tra­gen wer­den. Die im Hin­blick auf Art. 3 III der Ver­brauchs­gü­terkauf­richt­li­nie zu stel­len­de Fra­ge, ob die Durch­füh­rung des Trans­ports oder des­sen Or­ga­ni­sa­ti­on er­heb­li­che Un­an­nehm­lich­kei­ten für den Ver­brau­cher mit sich brin­gen, ist im Rah­men ei­ner richt­li­ni­en­kon­for­men Aus­le­gung bei der An­wen­dung des § 269 I BGB zu be­rück­sich­ti­gen (vgl. Haas, a. a. O., Kap. 5 Rn. 154). Da der deut­sche Ge­setz­ge­ber sich da­für ent­schie­den hat, die Vor­ga­ben der Richt­li­nie nicht iso­liert für den Ver­brauchs­gü­ter­kauf um­zu­set­zen, son­dern im We­sent­li­chen das ge­sam­te Kauf­recht nach der Ver­brauchs­gü­terkauf­richt­li­nie aus­zu­ge­stal­ten (vgl. BT-Drs. 14/6040, S. 2, 211; Stau­din­ger/Ma­tu­sche-Beck­mann, a. a. O., § 439 Rn. 41; Haas, a. a. O., Kap. 5 Rn. 154), be­schränkt sich die­se richt­li­ni­en­kon­for­me Aus­le­gung nicht auf Kauf­ver­trä­ge mit Ver­brau­chern, son­dern gilt für al­le Käu­fer.

[48]   e) Schließ­lich wi­der­spricht auch die Rechts­na­tur des Nach­er­fül­lungs­an­spruchs nicht ei­ner beim Feh­len ei­ner Par­tei­ver­ein­ba­rung von den je­wei­li­gen Um­stän­den des Schuld­ver­hält­nis­ses ab­hän­gi­gen Er­mitt­lung des Er­fül­lungs­orts der Nach­er­fül­lung nach § 269 I BGB.

[49]   aa) Zwar han­delt es sich beim Nach­er­fül­lungs­an­spruch aus § 439 I BGB um ei­ne Mo­di­fi­ka­ti­on des ur­sprüng­li­chen Er­fül­lungs­an­spruchs aus § 433 I BGB (BT-Drs. 14/6040, S. 221). Denn mit der Nach­er­fül­lung soll nach der ge­setz­ge­be­ri­schen Kon­zep­ti­on le­dig­lich ei­ne nach­träg­li­che Er­fül­lung der Ver­käu­fer­pflich­ten aus § 433 I 2 BGB durch­ge­setzt wer­den (Se­nat, Urt. v. 15.07.2008 – VI­II ZR 211/07, BGHZ 177, 224). Der Käu­fer soll mit der Nach­er­fül­lung das er­hal­ten, was er ver­trag­lich zu be­an­spru­chen hat (Se­nat, Urt. v. 15.07.2008 – VI­II ZR 211/07, BGHZ 177, 224; Urt. v. 23.02.2005 – VI­II ZR 100/04, BGHZ 162, 219, 227); dem Ver­käu­fer soll ei­ne „letz­te Chan­ce“ ein­ge­räumt wer­den, sei­ne Pflicht aus § 433 I 2 BGB durch Be­sei­ti­gung des Man­gels oder Lie­fe­rung ei­ner man­gel­frei­en Sa­che – wenn auch erst im zwei­ten An­lauf – noch zu er­fül­len, um den mit ei­ner Rück­ab­wick­lung des Ver­trags re­gel­mä­ßig ver­bun­de­nen wirt­schaft­li­chen Nach­teil ab­zu­wen­den (Se­nat, Urt. v. 15.07.2008 – VI­II ZR 211/07, BGHZ 177, 224; Urt. v. 23.02.2005 – VI­II ZR 100/04, BGHZ 162, 219, 227). Grund­sätz­lich gilt da­her, dass der Nach­er­fül­lungs­an­spruch nicht wei­ter geht als der ur­sprüng­li­che Er­fül­lungs­an­spruch (vgl. Se­nat, Urt. v. 15.07.2008 – VI­II ZR 211/07, BGHZ 177, 224; Ska­mel, ZGS 2006, 227, 229; Oechs­ler, a. a. O., § 2 Rn. 139).

[50]   bb) Je­doch folgt hier­aus nicht, dass der Er­fül­lungs­ort des Nach­er­fül­lungs­an­spruchs zwin­gend mit dem­je­ni­gen des Pri­mär­leis­tungs­an­spruchs über­ein­stimmt (so aber Un­berath/Czi­up­ka, JZ 2009, 313 f.; Rein­king, NJW 2008, 3608, 3610; Kandler, a. a. O., S. 443 f.; Lei­b­le, a. a. O., § 10 Rn. 90). Zu be­rück­sich­ti­gen ist näm­lich, dass nach der ge­setz­ge­be­ri­schen Kon­zep­ti­on der Nach­er­fül­lungs­an­spruch nicht iden­tisch ist mit dem ur­sprüng­li­chen Er­fül­lungs­an­spruch, son­dern ge­wis­se Mo­di­fi­ka­tio­nen auf­weist, die sich aus dem we­gen des Man­gels der ge­lie­fer­ten Sa­che un­zu­läng­li­chen Er­fül­lungs­ver­such er­ge­ben (BT-Drs. 14/6040, S. 221; Ball, NZV 2004, 217; Haas, a. a. O., Kap. 5 Rn. 143). Der Un­ter­schied zum Er­fül­lungs­an­spruch be­steht – ne­ben der spe­zi­el­len Ver­jäh­rungs­frist des § 438 BGB – im We­sent­li­chen dar­in, dass Ge­gen­stand des Nach­er­fül­lungs­an­spruchs nicht mehr die erst­ma­li­ge Lie­fe­rung ei­ner man­gel­frei­en Kauf­sa­che ist, son­dern die Her­stel­lung ih­rer Man­gel­frei­heit durch Nach­bes­se­rung oder durch Er­satz­lie­fe­rung ei­ner man­gel­frei­en Sa­che (BT-Drs. 14/6040, S. 221; Ball, NZV 2004, 217).

[51]   Die­ser vom ur­sprüng­li­chen Er­fül­lungs­an­spruch des § 433 I 1 BGB ab­wei­chen­de An­spruchs­in­halt kann Aus­wir­kun­gen auf den bei feh­len­den Par­tei­ab­spra­chen sich nach § 269 I BGB aus den Um­stän­den des Schuld­ver­hält­nis­ses er­ge­ben­den Er­fül­lungs­ort ha­ben. Denn auch die Art der vor­zu­neh­men­den Leis­tung (hier: Her­stel­lung der Man­gel­frei­heit der aus­ge­lie­fer­ten Wa­re) ge­hört zu den Um­stän­den, die bei der Er­mitt­lung ei­nes Er­fül­lungs­orts zu be­rück­sich­ti­gen sind. Al­lein schon die­ser ge­gen­über dem Er­fül­lungs­an­spruch aus § 433 I 1 BGB mo­di­fi­zier­te An­spruchs­ge­halt der Nach­er­fül­lung (§ 439 BGB) kann da­zu füh­ren, dass der Nach­er­fül­lungs­an­spruch an ei­nem an­de­ren Ort zu er­fül­len ist als der ur­sprüng­li­che Er­fül­lungs­an­spruch.

[52]   cc) Um­ge­kehrt zwingt auch der von ei­ni­gen Stim­men im Schrift­tum an­ge­spro­che­ne Ge­sichts­punkt, dass der Ver­käu­fer im Fal­le der Lie­fe­rung ei­ner man­gel­haf­ten Kauf­sa­che sei­ne Pflicht ver­letzt hat, dem Käu­fer von An­fang an ei­ne man­gel­freie Sa­che zu ver­schaf­fen (§ 433 I 2 BGB), nicht da­zu, den Er­fül­lungs­ort der Nach­er­fül­lungs­ver­pflich­tung zur Ver­mei­dung je­des dar­aus re­sul­tie­ren­den Nach­teils des Käu­fers stets am Be­le­gen­heits­ort der Sa­che an­zu­sie­deln (so aber Stau­din­ger/Ma­tu­sche-Beck­mann, a. a. O., § 439 Rn. 9; Er­man/Gru­ne­wald, a. a. O., § 439 Rn. 5; AnwK-BGB/Bü­den­be­n­der, a. a. O., § 439 Rn. 25). Zwar kann im Rah­men der nach § 269 I BGB maß­geb­li­chen Um­stän­de auch die in der man­gel­haf­ten Lie­fe­rung lie­gen­de Pflicht­ver­let­zung des Ver­käu­fers be­rück­sich­tigt wer­den. Woll­te man die­sem Ge­sichts­punkt aber aus­schlag­ge­ben­des Ge­wicht bei­mes­sen, hät­te dies zur Fol­ge, dass der Er­fül­lungs­ort je­der Nach­er­fül­lung am Be­le­gen­heits­ort der Kauf­sa­che lä­ge, denn die Nach­er­fül­lung setzt ge­ra­de vor­aus, dass die Kauf­sa­che man­gel­haft ist. Die ge­ne­rel­le Gleich­set­zung des Er­fül­lungs­orts der Nach­er­fül­lung mit dem Be­le­gen­heits­ort der Sa­che ist je­doch – wie be­reits oben auf­ge­führt (un­ter B II 4 c aa) – nicht sach­ge­recht und wird auch von der Ver­brauchs­gü­terkauf­richt­li­nie nicht ge­for­dert (da­zu un­ter B II 4 d cc (4)). An­ge­sichts des­sen kann die Pflicht­wid­rig­keit des Ver­käufer­han­delns nicht der al­lein maß­ge­ben­de Fak­tor für die Be­stim­mung des Er­fül­lungs­orts der Nach­er­fül­lung sein.

[53]   5. Aus­ge­hend von den dar­ge­stell­ten Grund­sät­zen ist die Rechts­an­sicht des Be­ru­fungs­ge­richts, der Er­fül­lungs­ort des vor­lie­gend gel­tend ge­mach­ten Nach­bes­se­rungs­an­spruchs be­fin­de sich am Sitz der Be­klag­ten in P., im Er­geb­nis zu­tref­fend.

[54]   a) Das Be­ru­fungs­ge­richt hat ei­ne Ver­ein­ba­rung der Par­tei­en über den Er­fül­lungs­ort für den Nach­er­fül­lungs­an­spruch in re­vi­si­ons­recht­lich nicht zu be­an­stan­den­der Wei­se ver­neint. Die tatrich­ter­li­che Aus­le­gung von In­di­vi­du­al­ver­ein­ba­run­gen ist vom Re­vi­si­ons­ge­richt nur be­schränkt dar­auf über­prüf­bar, ob ge­setz­li­che Aus­le­gungs­re­geln, an­er­kann­te Aus­le­gungs­grund­sät­ze, Denk­ge­set­ze, Er­fah­rungs­sät­ze oder Ver­fah­rens­vor­schrif­ten ver­letzt sind (st. Rspr.; vgl. et­wa BGH, Urt. v. 09.10.2002 – X ZR 80/01, BGHR 2003, 150 [un­ter I 1] m. w. Nachw.). Die Wür­di­gung des Be­ru­fungs­ge­richts, die ent­ge­gen der im Kauf­ver­trag ge­trof­fe­nen Ab­spra­chen er­folg­te An­lie­fe­rung des An­hän­gers an den Wohn­sitz der Klä­ger und die spä­te­re Be­reit­schaft der Be­klag­ten, den Fal­t­an­hän­ger dort zum Zwe­cke der Nach­bes­se­rung ab­zu­ho­len, recht­fer­tig­ten noch nicht den Schluss, der in Frank­reich ge­le­ge­ne Wohn­sitz der Klä­ger sei als Er­fül­lungs­ort für Nach­er­fül­lungs­an­sprü­che ver­trag­lich ver­ein­bart wor­den, hält sich im Rah­men des tatrich­ter­li­chen Be­wer­tungs­spiel­raums.

[55]   b) Zu be­an­stan­den ist je­doch, dass das Be­ru­fungs­ge­richt den Er­fül­lungs­ort für die Nach­er­fül­lung oh­ne Ein­schrän­kung mit dem Er­fül­lungs­ort der ur­sprüng­li­chen Leis­tungs­ver­pflich­tung gleich­ge­setzt hat, an­statt die­sen nach § 269 I BGB un­ter Ab­wä­gung der für das Schuld­ver­hält­nis maß­ge­ben­den Um­stän­de zu er­mit­teln. Der Se­nat kann die un­ter­las­se­ne Prü­fung je­doch nach­ho­len, da die hier­für maß­geb­li­chen Um­stän­de fest­ge­stellt und wei­te­re Fest­stel­lun­gen nicht zu er­war­ten sind. Das Nach­er­fül­lungs­ver­lan­gen der Klä­ger be­trifft Män­gel ei­nes Cam­ping-Fal­t­an­hän­gers, de­ren Be­sei­ti­gung – ähn­lich wie die Vor­nah­me von Re­pa­ra­tu­ren bei Kraft­fahr­zeu­gen – den Ein­satz von ge­schul­tem Per­so­nal und Werk­statt­tech­nik er­for­dert. Dies macht grund­sätz­lich die Ver­brin­gung des An­hän­gers in ei­ne mit ge­eig­ne­ten Vor­rich­tun­gen aus­ge­stat­te­te Werk­statt des Ver­käu­fers not­wen­dig. Dass vor­lie­gend ei­ne Män­gel­be­he­bung auch vor Ort mög­lich ge­we­sen wä­re, ist nicht er­sicht­lich. Für die Klä­ger stellt es auch kei­ne er­heb­li­che Un­an­nehm­lich­keit dar, den An­hän­ger an den Fir­men­sitz der Be­klag­ten zu ver­brin­gen. Der Sitz der Be­klag­ten liegt nicht so weit vom Wohn­ort der Klä­ger ent­fernt, dass ein Trans­port des An­hän­gers zwi­schen die­sen bei­den Or­ten (oder we­nigs­tens des­sen Or­ga­ni­sa­ti­on) den Klä­gern nicht zu­zu­mu­ten wä­re. Auch beim Kauf des An­hän­gers hat­ten sie sich ur­sprüng­lich für ei­ne Selbst­ab­ho­lung ent­schie­den. Nach den Um­stän­den ist die von den Klä­gern ver­lang­te Nach­er­fül­lung da­her am Sitz der Be­klag­ten zu er­fül­len, so­dass die Klä­ger den An­hän­ger zum Zwe­cke der Nach­er­fül­lung dort­hin hät­ten ver­brin­gen müs­sen.

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