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Tag: Agen­tur­ge­schäft

Feh­len ei­ner zu­ge­si­cher­ten Son­der­la­ckie­rung als Sach­man­gel ei­nes Por­sche-Old­ti­mers – paint/co­lor to samp­le

  1. Der Käu­fer ei­nes Por­sche-Old­ti­mers, der vom Ver­käu­fer als „un­re­stau­riert“ und „in au­ßer­ge­wöhn­lich gut er­hal­te­nem Ori­gi­nal­zu­stand“ an­ge­prie­sen wur­de, darf die An­ga­be des Ver­käu­fers, das Fahr­zeug sei in ei­ner „Far­be nach Wahl“ (co­lor to samp­le) be­stellt wor­den, so ver­ste­hen, dass das Fahr­zeug nach wie vor die Ori­gi­nal­la­ckie­rung auf­weist und dass es sich da­bei um ei­ne Son­der­la­ckie­rung nach Kun­den­wunsch (paint to samp­le) han­delt. Er muss trotz der An­ga­be, der Old­ti­mer sei in ei­ner Son­der­far­be „be­stellt“ wor­den, nicht da­mit rech­nen, dass die Son­der­la­ckie­rung, die das Fahr­zeug bei der Erst­aus­lie­fe­rung auf­wies, spä­ter er­setzt wur­de.
  2. Ein Old­ti­mer, der als „un­re­stau­rier­tes“ Fahr­zeug in ei­ner „Far­be nach Wahl“ (co­lor to samp­le), das sich in ei­nem „au­ßer­ge­wöhn­lich gut er­hal­te­nen Ori­gi­nal­zu­stand“ be­fin­de, an­ge­prie­sen wur­de, ist we­gen des Feh­lens ei­ner ver­ein­bar­ten Be­schaf­fen­heit (§ 434 I 1 BGB) man­gel­haft, wenn er bei Ge­fahr­über­gang nicht mehr die ori­gi­na­le Son­der­la­ckie­rung auf­weist. Das gilt auch dann, wenn es sich bei der bei Ge­fahr­über­gang vor­han­de­nen La­ckie­rung eben­falls um ei­ne Son­der­la­ckie­rung han­delt.
  3. Bei ei­nem Agen­tur­ge­schäft kann der den Kfz-Kauf­ver­trag ver­meint­lich nur ver­mit­teln­de Kraft­fahr­zeug­händ­ler auch dann als Ver­käu­fer des Fahr­zeugs an­zu­se­hen sein, wenn er im Kauf­ver­trag als „Ver­käu­fer in Agen­tur“ be­zeich­net und dort der der­zei­ti­ge Ei­gen­tu­mer des Fahr­zeugs be­nannt wird. Denn recht­lich spricht nichts ge­gen den Ver­kauf ei­nes im Ei­gen­tum ei­nes Drit­ten ste­hen­den Fahr­zeugs, und zwar erst recht nicht, wenn die Ei­gen­tü­mer­stel­lung des Drit­ten im Kauf­ver­trag of­fen­ge­legt wird und der Drit­te den Ver­käu­fer zum Ver­kauf des Fahr­zeugs er­mäch­tigt hat.
  4. An­ga­ben zur Be­schaf­fen­heit der Kauf­sa­che, die der Ver­käu­fer in ei­ner in­vi­ta­tio ad of­fe­ren­dum (hier: in ei­nem News­let­ter) macht, sind nicht recht­lich un­ver­bind­lich. Sie füh­ren viel­mehr zu ei­ner Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung (§ 434 I 1 BGB), falls der Ver­käu­fer die An­ga­ben nicht bis zum Ab­schluss des Kauf­ver­trags kor­ri­giert.
  5. Ein pau­scha­ler Ge­währ­leis­tungs­aus­schluss gilt nicht für ei­nen Man­gel i. S. von § 434 I 1 BGB, der dar­in be­steht, dass die Kauf­sa­che bei Ge­fahr­über­gang nicht die ver­ein­bar­te Be­schaf­fen­heit hat (im An­schluss an BGH, Urt. v. 29.11.2006 – VI­II ZR 92/06, BGHZ 170, 86 Rn. 28 ff.).

LG Köln, Ur­teil vom 07.01.2021 – 36 O 95/19

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Arg­list ei­nes Kfz-Händ­lers beim Ver­kauf ei­nes Ge­braucht­wa­gens oh­ne Sicht­prü­fung – Agen­tur­ge­schäft

  1. Ein ge­werb­li­cher Kraft­fahr­zeug­händ­ler muss ei­nen Ge­braucht­wa­gen vor dem Ver­kauf zu­min­dest ei­ner Sicht­prü­fung un­ter­zie­hen, um mög­li­che Spu­ren ei­nes Un­falls zu er­ken­nen (im An­schluss an BGH, Urt. v. 15.04.2015 – VI­II ZR 80/14, NJW 2015, 1669 Rn. 14). Zu ei­ner sol­chen Sicht­prü­fung ge­hört es, mit­hil­fe ei­ner He­be­büh­ne den Un­ter­bo­den des Fahr­zeugs in Au­gen­schein zu neh­men.
  2. Um dem Vor­wurf der Arg­list zu ent­ge­hen, muss ein ge­werb­li­cher Kraft­fahr­zeug­händ­ler den Käu­fer ei­nes Ge­braucht­wa­gens ge­ge­be­nen­falls ein­deu­tig dar­auf hin­wei­sen, dass ei­ne Sicht­prü­fung des Fahr­zeugs auf Un­fall­schä­den un­ter­blie­ben ist und des­halb das nicht ge­rin­ge Ri­si­ko be­steht, dass das Fahr­zeug ei­nen Un­fall­scha­den er­lit­ten hat (vgl. OLG Karls­ru­he, Beschl. v. 25.10.2010 – 4 U 71/09, NJW-RR 2011, 1070, 1072). Un­ter­lässt der Händ­ler ei­nen ent­spre­chen­den Hin­weis, nimmt er in der Re­gel zu­min­dest bil­li­gend in Kauf, dass der Käu­fer das Ri­si­ko ei­nes Un­fall­scha­dens falsch ein­schätzt.
  3. Ei­ne Sicht­prü­fung ist auch bei ei­nem Agen­tur­ge­schäft durch­zu­füh­ren, wenn al­so ein ge­werb­li­cher Kraft­fahr­zeug­händ­ler ei­nen Ge­braucht­wa­gen nicht im ei­ge­nen Na­men, son­dern im Na­men ei­nes (pri­va­ten) Drit­ten ver­äu­ßert. Un­ter­bleibt ei­ne Sicht­prü­fung bei ei­nem Agen­tur­ge­schäft, kommt ei­ne Ei­gen­haf­tung des den Kauf­ver­trag ver­mit­teln­den Kraft­fahr­zeug­händ­lers ge­mäß § 280 I BGB i. V. mit §§ 241 II, 311 III BGB in Be­tracht.
  4. Bei ei­nem Agen­tur­ge­schäft hat der (pri­va­te) Ver­käu­fer ei­nes Ge­braucht­wa­gens, der sich der pro­fes­sio­nel­len Hil­fe ei­nes Kraft­fahr­zeug­händ­lers be­dient, des­sen Ver­schul­den grund­sätz­lich in glei­chem Um­fang zu ver­tre­ten wie ei­ge­nes Ver­schul­den (§ 278 Satz 1 BGB). Kommt es auf die Kennt­nis oder das Ken­nen­müs­sen be­stimm­ter Um­stän­de (z. B. ei­nes Man­gels oder ei­nes Un­fall­scha­dens des Fahr­zeugs) an, ist grund­sätz­lich auf den den Kauf­ver­trag ver­mit­teln­den Händ­ler ab­zu­stel­len (§ 166 I BGB). Eben­so wirkt ein arg­lis­ti­ges Ver­hal­ten des Händ­lers ge­mäß § 166 I BGB ge­gen den (pri­va­ten) Ver­käu­fers. In­so­weit gel­ten die Grund­sät­ze, die die Recht­spre­chung für den Ver­kauf ei­nes Ge­braucht­wa­gens durch ei­nen ge­werb­li­chen Kraft­fahr­zeug­händ­ler auf­ge­stellt hat.

OLG Karls­ru­he, Be­schluss vom 20.05.2020 – 9 W 10/20

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An­wend­ba­res Recht bei Kfz-Kauf­ver­trag zwi­schen ka­na­di­schem Ver­käu­fer und deut­schem Käu­fer – Agen­tur­ge­schäft

  1. Ein Agen­tur­ge­schäft, bei dem ein Kfz-Händ­ler den Kauf ei­nes Ge­braucht­wa­gens le­dig­lich ver­mit­telt, ist grund­sätz­lich zu­läs­sig. Das gilt aus­nahms­wei­se nur dann nicht, wenn das Agen­tur­ge­schäft ein Um­ge­hungs­ge­schäft i. S. des § 476 I 2 BGB ist, es al­so miss­bräuch­lich da­zu ein­ge­setzt wird, ein in Wahr­heit vor­lie­gen­des Ei­gen­ge­schäft des Händ­lers zu ver­schlei­ern, um zwin­gen­de ver­brau­cher­schüt­zen­de Vor­schrif­ten zu um­ge­hen.
  2. Ein Um­ge­hungs­ge­schäft i. S. des § 476 I 2 BGB liegt nicht vor, wenn auf den – hier zwi­schen ei­nem in Ka­na­da an­säs­si­gen Un­ter­neh­mer und ei­nem in Deutsch­land an­säs­si­gen Ver­brau­cher – ge­schlos­se­nen Kauf­ver­trag oh­ne­hin deut­sches Recht un­ter Ein­schluss der Vor­schrif­ten über den Ver­brauchs­gü­ter­kauf (§§ 474 ff. BGB) An­wen­dung fin­det und des­halb ein in dem ver­mit­tel­ten Kauf­ver­trag ent­hal­te­ner Ge­währ­leis­tungs­aus­schluss un­wirk­sam ist (§ 476 I 1 BGB).

LG Lands­hut, Ur­teil vom 15.05.2020 – 73 O 3793/19

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Auf­klä­rungs­pflicht des Ver­mitt­lers bei ei­nem Agen­tur­ge­schäft im Ge­braucht­wa­gen­han­del

  1. Stellt sich ein Ver­brau­cher bei ei­nem (ver­meint­li­chen) Agen­tur­ge­schäft auf den Stand­punkt, sein Ver­trags­part­ner sei in Wahr­heit nicht der in ei­nem Kfz-Kauf­ver­trag be­nann­te pri­va­te Ver­käu­fer, son­dern der die­sen Ver­trag (an­geb­lich) nur ver­mit­teln­de Kraft­fahr­zeug­händ­ler, so ist es an ihm, Tat­sa­chen vor­zu­tra­gen und un­ter Be­weis zu stel­len, die für ein Um­ge­hungs­ge­schäft i. S. von § 475 I 2 BGB a.F. (= § 476 I 2 BGB n.F.) spre­chen (im An­schluss an BGH, Urt. v. 26.01.2005 – VI­II ZR 175/04, NJW 2005, 1039, 1040 f.).
  2. Ein Ge­braucht­wa­gen­händ­ler, der bei ei­nem Agen­tur­ge­schäft den Kauf­ver­trag nur ver­mit­telt, haf­tet ge­ge­be­nen­falls als Ver­mitt­ler aus Ver­schul­den bei Ver­trags­schluss (cul­pa in con­tra­hen­do, §§ 280 I, 311 II, III, 241 II BGB) selbst, wenn der Käu­fer ihm ein be­son­de­res, über die nor­ma­le Ver­hand­lungs­loya­li­tät hin­aus­ge­hen­des Ver­trau­en ent­ge­gen­bringt und er­war­tet, dar­in recht­li­chen Schutz zu ge­nie­ßen. Das kann ins­be­son­de­re dann der Fall sein, wenn der Händ­ler die ge­sam­ten Ver­trags­ver­hand­lun­gen bis zum Ab­schluss des Kauf­ver­trags al­lei­ne ge­führt hat, der Käu­fer al­so zu dem ei­gent­li­chen Ver­käu­fer des Fahr­zeugs kei­nen Kon­takt hat­te (im An­schluss an BGH, Urt. v. 16.12.2009 – VI­II ZR 38/09, NJW 2010, 858 Rn. 24 m. w. Nachw.).
  3. Bei ei­nem Agen­tur­ge­schäft muss der den Kauf­ver­trag ver­mit­teln­de Ge­braucht­wa­gen­händ­ler den Käu­fer dar­über auf­klä­ren, dass der pri­va­te Ver­käu­fer des Fahr­zeugs nicht in der Zu­las­sungs­be­schei­ni­gung Teil I und Teil II ein­ge­tra­gen ist. Denn zum ei­nen ist es höchst un­ge­wöhn­lich, dass ei­ne Pri­vat­per­son ein nicht auf sie zu­ge­las­se­nes Fahr­zeug ver­kauft, und zum an­de­ren geht der Käu­fer oh­ne ei­nen ent­spre­chen­den Hin­weis da­von aus, dass er das Fahr­zeug von dem­je­ni­gen er­wirbt, der als letz­ter Hal­ter in der Zu­las­sungs­be­schei­ni­gung Teil II (Fahr­zeug­brief) ein­ge­tra­gen ist.

LG Kle­ve, Ur­teil vom 20.03.2020 – 3 O 134/19

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Agen­tur­ge­schäft im Ge­braucht­wa­gen­han­del – Kfz-Händ­ler als Sach­wal­ter i. S. von § 311 III BGB

  1. Ein Agen­tur­ge­schäft, bei dem ein Ge­braucht­wa­gen­händ­ler ein Fahr­zeug un­ter Aus­schluss der Sach­män­gel­haf­tung in frem­dem Na­men und für frem­de Rech­nung an ei­nen Ver­brau­cher ver­kauft, ist ein ge­mäß § 476 I 2 BGB un­zu­läs­si­ges Um­ge­hungs­ge­schäft, wenn bei wirt­schaft­li­cher Be­trach­tung in Wahr­heit ein Ei­gen­ge­schäft des Händ­lers vor­liegt, weil die­ser das wirt­schaft­li­che Ri­si­ko des Fahr­zeug­ver­kaufs trägt (im An­schluss an BGH, Urt. v. 22.11.2006 – VI­II ZR 72/06, BGHZ 170, 67 Rn. 16 m. w. Nachw.).
  2. Für die An­nah­me, ein Agen­tur­ge­schäft wer­de miss­bräuch­lich da­zu ein­ge­setzt, ein in Wahr­heit vor­lie­gen­des Ei­gen­ge­schäft ei­nes Kfz-Händ­lers zu ver­schlei­ern, ge­nügt nicht, dass der Händ­ler das zum Ver­kauf ste­hen­de Fahr­zeug in sei­nen Ver­kaufs­räu­men aus­stellt. Denn die­ser Um­stand lässt kei­nen Rück­schluss dar­auf zu, wer das wirt­schaft­li­che Ri­si­ko des Ver­kaufs tra­gen soll. Glei­ches gilt für den Fall, dass der Händ­ler dem Käu­fer ei­ne Pro-for­ma-Rech­nung er­teilt.
  3. Dar­zu­le­gen, dass ein Agen­tur­ge­schäft ein ge­mäß § 476 I 2 BGB un­zu­läs­si­ges Um­ge­hungs­ge­schäft ist, stellt den Käu­fer ei­nes Ge­braucht­wa­gens vor er­heb­li­che Schwie­rig­kei­ten, weil er re­gel­mä­ßig die Ri­si­ko­ver­tei­lung im In­nen­ver­hält­nis zwi­schen dem Kfz-Händ­ler und dem als Ver­käu­fer in Er­schei­nung tre­ten­de Fahr­zeug­ei­gen­tü­mer nicht kennt. Die­se Schwie­rig­kei­ten recht­fer­ti­gen Er­leich­te­run­gen zu­guns­ten des Käu­fer, die bis zu ei­ner se­kun­dä­ren Dar­le­gungs­last des Kfz-Händ­lers rei­chen kön­nen, aber al­len­falls, wenn der Käu­fer die­je­ni­gen Um­stän­de dar­legt, von de­nen er Kennt­nis ha­ben muss und die für die Be­ur­tei­lung, ob ein Um­ge­hungs­ge­schäft vor­liegt, re­le­vant sind. Ins­be­son­de­re muss der Käu­fer dar­le­gen, wer bei Ab­schluss des Kauf­ver­trags Hal­ter des ge­kauf­ten Fahr­zeugs war.
  4. Ein Kfz-Händ­ler, der ein Fahr­zeug im Na­men ei­nes Kun­den ver­kauft, ist nicht stets des­halb Sach­wal­ter i. S. von § 311 III BGB, weil er die ge­sam­ten Ver­trags­ver­hand­lun­gen bis zum Ab­schluss des Kauf­ver­trags al­lei­ne führt und der Käu­fer zu dem ei­gent­li­chen Ver­käu­fer des Fahr­zeugs kei­nen Kon­takt hat. Die­sem Um­stand kommt zwar bei der Be­ur­tei­lung, ob der Händ­ler als Ver­mitt­ler des Kauf­ver­trags oder als Ab­schluss­ver­tre­ter aus Ver­schul­den bei Ver­trags­schluss selbst haf­tet, we­sent­li­che Be­deu­tung zu (im An­schluss an BGH, Urt. v. 16.12.2009 – VI­II ZR 38/09, NJW 2010, 858 Rn. 24). Er ge­nügt für sich ge­nom­men aber nicht, um den Händ­ler als Sach­wal­ter i. S. von § 311 III BGB an­zu­se­hen, wenn die äu­ße­ren Ge­ge­ben­hei­ten des Fahr­zeug­ver­kaufs – hier: ein Ver­kauf weit au­ßer­halb der Öff­nungs­zei­ten ei­nes se­riö­sen Un­ter­neh­mens – es nicht recht­fer­ti­gen, dass der Käu­fer dem Händ­ler ein be­son­de­res, über die nor­ma­le Ver­hand­lungs­loya­li­tät hin­aus­ge­hen­des Ver­trau­en ent­ge­gen­bringt.

OLG Bran­den­burg, Ur­teil vom 09.07.2019 – 6 U 11/19
(vor­an­ge­hend: LG Cott­bus, Ur­teil vom 13.12.2018 – 2 O 340/18)

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Agen­tur­ge­schäft im Ge­braucht­wa­gen­han­del – Vor­schie­ben ei­nes Stroh­manns

  1. Ein Agen­tur­ge­schäft, bei dem ein Ge­braucht­wa­gen­händ­ler ein Fahr­zeug un­ter Aus­schluss der Sach­män­gel­haf­tung in frem­dem Na­men und für frem­de Rech­nung an ei­nen Ver­brau­cher ver­kauft, ist nur dann ein ge­mäß § 476 I 2 BGB un­zu­läs­si­ges Um­ge­hungs­ge­schäft, wenn bei wirt­schaft­li­cher Be­trach­tung der Händ­ler als Ver­käu­fer des Fahr­zeugs an­zu­se­hen ist. Das ist ins­be­son­de­re dann der Fall, wenn nicht der als Ver­käu­fer in Er­schei­nung tre­ten­de Fahr­zeug­ei­gen­tü­mer, son­dern der Händ­ler das wirt­schaft­li­che Ri­si­ko des Ver­kaufs zu tra­gen hat.
  2. Dass der Kfz-Händ­ler dem Ver­brau­cher bei ei­nem Agen­tur­ge­schäft ei­ne Pro-for­ma-Rech­nung er­teilt, lässt für sich ge­nom­men nicht den Schluss zu, dass nicht der als Ver­käu­fer in Er­schei­nung tre­ten­de Fahr­zeug­ei­gen­tü­mer, son­dern der Händ­ler das wirt­schaft­li­che Ri­si­ko des Fahr­zeug­ver­kaufs tra­gen muss.
  3. Schiebt ein Kfz-Händ­ler beim Ver­kauf ei­nes Ge­braucht­wa­gens an ei­nen Ver­brau­cher ei­nen an­de­ren Ver­brau­cher als Stroh­mann vor, um das Fahr­zeug un­ter Aus­schluss der Sach­män­gel­haf­tung zu ver­kau­fen, wird je­den­falls der Stroh­mann per­sön­lich aus dem Ge­schäft be­rech­tigt und ver­pflich­tet. Der Käu­fer kann aber we­gen ei­nes Man­gels (nur) den Händ­ler in An­spruch neh­men, wenn sich die­ser mit Blick auf § 476 I 2 BGB so be­han­deln las­sen muss, als hät­te er selbst das Fahr­zeug ver­kauft. In­so­weit gilt nichts an­de­res als bei ei­nem Agen­tur­ge­schäft, das heißt, es kommt ins­be­son­de­re dar­auf an, ob es dem Händ­ler wirt­schaft­lich be­trach­tet dar­um geht, ein in Wahr­heit vor­lie­gen­des Ei­gen­ge­schäft zu ver­schlei­ern.

LG Cott­bus, Ur­teil vom 13.12.2018 – 2 O 340/18
OLG Bran­den­burg, Ur­teil vom 09.07.2019 – 6 U 11/19

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Pri­vat­ver­kauf ei­nes Pkw durch den Ge­schäfts­füh­rer ei­nes Au­to­hau­ses – Agen­tur­ge­schäft

Der Ge­schäfts­füh­rer ei­ner ein Au­to­haus be­trei­ben­den Ge­sell­schaft mit be­schränk­ter Haf­tung darf sein pri­va­tes Fahr­zeug – un­ter Aus­schluss der Haf­tung für Sach­män­gel – pri­vat ver­kau­fen und sich da­bei der In­fra­struk­tur des Au­to­hau­ses be­die­nen. Der Käu­fer des Fahr­zeugs muss al­ler­dings in ge­nü­gen­der Wei­se dar­auf hin­ge­wie­sen wer­den, dass er das Fahr­zeug nicht von ei­nem ge­werb­li­chen Kraft­fahr­zeug­händ­ler, son­dern von ei­ner Pri­vat­per­son er­wirbt. Da­für ge­nügt es dann nicht, dass im schrift­li­chen Kauf­ver­trag nicht die das Au­to­haus be­trei­ben­de Ge­sell­schaft, son­dern de­ren Ge­schäfts­füh­rer als Ver­käu­fer be­nannt ist, wenn der Käu­fer nach den ge­sam­ten üb­ri­gen Um­stän­den da­von aus­ge­hen darf, dass sein Ver­trags­part­ner ein ge­werb­li­cher Kraft­fahr­zeug­händ­ler sei.

AG Reck­ling­hau­sen, Ur­teil vom 23.05.2018 – 51 C 233/17

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Dar­le­gungs- und Be­weis­last des Käu­fers für ein Um­ge­hungs­ge­schäft – Agen­tur­ge­schäft

  1. Hat ein Ver­brau­cher ei­nen Ge­braucht­wa­gen nach dem In­halt des Kauf­ver­trags nicht von ei­nem Kfz-Händ­ler, son­dern un­ter des­sen Ver­mitt­lung von ei­nem pri­va­ten Ver­käu­fer ge­kauft (Agen­tur­ge­schäft), so ist aus Sicht des Ver­brau­chers da­von aus­zu­ge­hen, dass An­sprü­che we­gen ei­nes Man­gels des Fahr­zeugs ge­gen­über dem pri­va­ten Ver­käu­fer gel­tend zu ma­chen sind. Stellt sich der Ver­brau­cher da­ge­gen auf den Stand­punkt, nicht der pri­va­te Ver­käu­fer, son­dern der Händ­ler sei in Wahr­heit sein Ver­trags­part­ner, so ist es an ihm, Tat­sa­chen vor­zu­tra­gen und zu be­wei­sen, die für ein Um­ge­hungs­ge­schäft spre­chen. Das Ri­si­ko, nur ver­mu­te­te Tat­sa­chen im Pro­zess nicht be­wei­sen zu kön­nen, kann ei­ner Pro­zess­par­tei auch un­ter dem Ge­sichts­punkt des Ver­brau­cher­schut­zes nicht ab­ge­nom­men wer­den.
  2. Wird beim Ver­kauf ei­nes Ge­braucht­wa­gens ein Agen­tur­ge­schäft nach der ge­bo­te­nen wirt­schaft­li­chen Be­trach­tungs­wei­se miss­bräuch­lich ein­ge­setzt, um ein in Wahr­heit vor­lie­gen­des Ei­gen­ge­schäft des Kfz-Händ­lers zu ver­schlei­ern, so hat dies zur Fol­ge, dass sich der Händ­ler ge­mäß § 475 I 2 BGB so be­han­deln las­sen muss, als hät­te er selbst das Fahr­zeug an den Ver­brau­cher ver­kauft. Dem­zu­fol­ge führt die Ver­schleie­rung ei­nes Ei­gen­ge­schäfts da­zu, dass ein kauf­ver­trag­lich ver­ein­bar­ter Ge­währ­leis­tungs­aus­schluss un­wirk­sam ist und der Käu­fer des Fahr­zeugs Män­gel­rech­te ge­gen­über dem Händ­ler selbst gel­tend ma­chen kann.

LG Ber­lin, Ur­teil vom 09.05.2017 – 55 S 133/16

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Ge­werb­li­cher Ver­mitt­ler ei­nes Kfz-Kauf­ver­trags als Ver­käu­fer des Fahr­zeugs

Der Be­griff „Ver­käu­fer“ i. S. von Art. 1 II lit. c der Richt­li­nie 1999/44/EG des Eu­ro­päi­schen Par­la­ments und des Ra­tes vom 25.05.1999 zu be­stimm­ten As­pek­ten des Ver­brauchs­gü­ter­kaufs und der Ga­ran­ti­en für Ver­brauchs­gü­ter ist da­hin aus­zu­le­gen, dass er auch ei­nen als Ver­mitt­ler für Rech­nung ei­ner Pri­vat­per­son han­deln­den Ge­wer­be­trei­ben­den er­fasst, der dem Ver­brau­cher/Käu­fer nicht ord­nungs­ge­mäß mit­ge­teilt hat, dass der Ei­gen­tü­mer der Kauf­sa­che ei­ne Pri­vat­per­son ist, was das vor­le­gen­de Ge­richt un­ter Be­rück­sich­ti­gung al­ler Um­stän­de des Ein­zel­falls zu prü­fen hat. Die­se Aus­le­gung hängt nicht da­von ab, ob der Ver­mitt­ler für sei­ne Tä­tig­keit ei­ne Ver­gü­tung er­hält.

EuGH (Fünf­te Kam­mer), Ur­teil vom 09.11.2016 – C-149/15 (Wa­the­let/Ga­ra­ge Bie­the­res & Fils SPRL)

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Arg­lis­ti­ge Täu­schung und Be­trug durch ge­fälsch­ten „16-Punk­te-Check“ – „i. A.“-Zu­satz im Kfz-Kauf­ver­trag

Der blo­ße Zu­satz „i. A.“ in ei­nem Kfz-Kauf­ver­trag steht der An­nah­me, der die­sen Ver­trag an­geb­lich nur ver­mit­teln­de Kraft­fahr­zeug­händ­ler ha­be das Fahr­zeug in Wahr­heit selbst ver­kauft, dann nicht ent­ge­gen, wenn der Händ­ler ein so gro­ßes In­ter­es­se am Ver­kauf des Fahr­zeugs hat­te, dass er so­gar vor ei­nem Be­trug Käu­fers nicht zu­rück­ge­schreckt ist.

AG Dres­den, Ur­teil vom 25.05.2016 – 105 C 4787/15

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