1. Ei­nem Ge­braucht­wa­gen, der bei Ge­fahr­über­gang auf den Käu­fer be­triebs­fä­hig und ver­kehrs­si­cher ist, fehlt nicht des­we­gen die ver­ein­bar­te Be­schaf­fen­heit „fahr­be­reit“, weil der Mo­tor we­gen ei­nes fort­schrei­ten­den Scha­dens nach ei­ner Fahrt­stre­cke von höchs­ten 2.000 Ki­lo­me­tern aus­ge­tauscht wer­den muss.
  2. Mit der An­ga­be in ei­nem Ge­braucht­wa­gen­kauf­ver­trag, dass das Fahr­zeug „fahr­be­reit“ ist, über­nimmt der Ver­käu­fer nicht oh­ne Wei­te­res die Ge­währ im Sin­ne ei­ner Halt­bar­keits­ga­ran­tie (§ 443 BGB) da­für, dass das Fahr­zeug auch noch nach Ge­fahr­über­gang über ei­nen län­ge­ren Zeit­raum oder über ei­ne län­ge­re Stre­cke fahr­be­reit bleibt (im An­schluss an BGH, Urt. v. 21.04.1993 – VI­II ZR 113/92, BGHZ 122, 256 = NJW 1993, 1854).
  3. Schiebt beim Ver­kauf ei­ner be­weg­li­chen Sa­che an ei­nen Ver­brau­cher der Ver­käu­fer, der Un­ter­neh­mer ist, ei­nen Ver­brau­cher als Ver­käu­fer vor, um die Sa­che un­ter Aus­schluss der Haf­tung für Män­gel zu ver­kau­fen, so rich­ten sich Män­gel­rech­te des Käu­fers nach § 475 I 2 BGB we­gen Um­ge­hung der Be­stim­mun­gen über den Ver­brauchs­gü­ter­kauf ge­gen den Un­ter­neh­mer und nicht ge­gen den als Ver­käu­fer vor­ge­scho­be­nen Ver­brau­cher (im An­schluss an Se­nat, Urt. v. 26.01.2005 – VI­II ZR 175/04, NJW 2005, 1039).

BGH, Ur­teil vom 22.11.2006 – VI­II ZR 72/06

Sach­ver­halt: Der Klä­ger kauf­te von dem Be­klag­ten am 31.10.2003 ei­nen ge­brauch­ten, mehr als neun Jah­re al­ten Pkw. Das Fahr­zeug war auf die E-GmbH zu­ge­las­sen, de­ren Ge­schäfts­füh­rer der Be­klag­te ist. Beim Ab­schluss des Ver­trags wur­de der Be­klag­te durch den Zeu­gen F ver­tre­ten, der ei­nen Ge­braucht­wa­gen­han­del be­treibt. In dem beim Kauf ver­wen­de­ten Ver­trags­for­mu­lar ist ne­ben dem vor­ge­druck­ten Satz „Das Fahr­zeug ist fahr­be­reit“ das Käst­chen „Ja“ an­ge­kreuzt. Im Üb­ri­gen heißt es im vor­ge­druck­ten Text, dass der Käu­fer das Fahr­zeug „zu den um­sei­ti­gen Ge­schäfts­be­din­gun­gen … un­ter Aus­schluss je­der Ge­währ­leis­tung“ be­stellt. Die Ge­schäfts­be­din­gun­gen ent­hal­ten un­ter Nr. VII fol­gen­de Re­ge­lung:

„Der Kauf­ge­gen­stand wird un­ter Aus­schluss je­der Ge­währ­leis­tung ver­kauft. Bei Feh­len zu­ge­si­cher­ter Ei­gen­schaft bleibt ein An­spruch auf Scha­dens­er­satz we­gen Nicht­er­fül­lung un­be­rührt.“

An­fang No­vem­ber 2003 wur­de das Fahr­zeug dem Klä­ger über­ge­ben. Mit Schrei­ben sei­nes Pro­zess­be­voll­mäch­tig­ten vom 27.02.2004 for­der­te der Klä­ger den Be­klag­ten un­ter Be­ru­fung auf ei­nen Man­gel des Fahr­zeugs, der ei­nen Aus­tausch des Mo­tors er­for­der­lich ma­che, ver­geb­lich auf, sich mit der Rück­ab­wick­lung des Ver­trags ein­ver­stan­den zu er­klä­ren.

Mit sei­ner Kla­ge hat der Klä­ger die Rück­zah­lung des Kauf­prei­ses von 4.400 € nebst Zin­sen Zug um Zug ge­gen Rück­ga­be des Fahr­zeugs ver­langt; dar­über hin­aus hat der Klä­ger Scha­dens­er­satz in Hö­he von 1.984,22 € nebst Zin­sen so­wie die Fest­stel­lung be­gehrt, dass sich der Be­klag­te mit der Rück­nah­me des Fahr­zeugs in An­nah­me­ver­zug be­fin­det. Das Land­ge­richt hat die Kla­ge ab­ge­wie­sen. Das Ober­lan­des­ge­richt hat die Be­ru­fung des Klä­gers zu­rück­ge­wie­sen. Mit sei­ner Re­vi­si­on ver­folgt der Klä­ger die gel­tend ge­mach­ten An­sprü­che wei­ter. Die Re­vi­si­on hat­te kei­nen Er­folg.

Aus den Grün­den: [6]    I. Das Be­ru­fungs­ge­richt hat un­ter Be­zug­nah­me auf die Be­grün­dung des erst­in­stanz­li­chen Ur­teils im We­sent­li­chen aus­ge­führt:

[7]    Es kön­ne da­hin­ge­stellt blei­ben, ob bei dem Fahr­zeug bei Über­ga­be ein Sach­man­gel vor­ge­le­gen ha­be. Denn auf ei­ne Sach­män­gel­haf­tung des Be­klag­ten kön­ne der Klä­ger den gel­tend ge­mach­ten An­spruch nicht stüt­zen, weil zwi­schen den Par­tei­en ein Haf­tungs­aus­schluss für Sach­män­gel ver­ein­bart wor­den sei. Der Ge­währ­leis­tungs­aus­schluss er­ge­be sich zwar nicht aus den dem Kauf­ver­trag zu­grun­de lie­gen­den Ge­schäfts­be­din­gun­gen, weil die be­tref­fen­de Be­stim­mung über den Ge­währ­leis­tungs­aus­schluss un­wirk­sam sei, wohl aber aus ei­ner ent­spre­chen­den münd­li­chen Ver­ein­ba­rung, die der Klä­ger und der als Ver­tre­ter des Be­klag­ten han­deln­de Zeu­ge F, wie die Be­weis­auf­nah­me er­ge­ben ha­be, bei Ab­schluss des Ver­trags ge­trof­fen hät­ten. Ein Ver­brauchs­gü­ter­kauf, bei dem ein Ge­währ­leis­tungs­aus­schluss nicht zu­läs­sig sei, lie­ge nicht vor, weil der Be­klag­te beim Ver­kauf des Fahr­zeugs nicht Un­ter­neh­mer i. S. des § 14 BGB ge­we­sen sei. Hier­für sei un­er­heb­lich, dass der Be­klag­te Ge­schäfts­füh­rer und of­fen­bar ein­zi­ger Ge­sell­schaf­ter der GmbH sei, auf die das Fahr­zeug zu­ge­las­sen ge­we­sen sei. Un­er­heb­lich sei auch, dass der Zeu­ge F den Ver­kauf ver­mit­telt ha­be; die­ser sei nicht als Ver­käu­fer des Fahr­zeugs an­zu­se­hen, weil er nicht das wirt­schaft­li­che Ri­si­ko des Ver­kaufs ge­tra­gen ha­be.

[8]    Es kön­ne auch da­hin­ge­stellt blei­ben, ob in der Er­klä­rung des Be­klag­ten, das Fahr­zeug sei fahr­be­reit, ei­ne Be­schaf­fen­heits­ga­ran­tie zu se­hen sei. Un­ter die­sem Ge­sichts­punkt schei­de ei­ne Haf­tung des Be­klag­ten je­den­falls des­halb aus, weil sich die Ga­ran­tie nicht auf den gel­tend ge­mach­ten Man­gel er­stre­cke. Fahr­be­reit sei ein Fahr­zeug dann, wenn es sich in ei­nem Zu­stand be­fin­de, der ei­ne ge­fahr­lo­se Be­nut­zung im Stra­ßen­ver­kehr er­lau­be. Dies sei hier trotz des Man­gels am Mo­tor der Fall ge­we­sen; der Sach­ver­stän­di­ge ha­be klar be­kun­det, dass das Fahr­zeug ver­kehrs­si­cher ge­we­sen sei.

[9]    II. Die Aus­füh­run­gen des Be­ru­fungs­ge­richts hal­ten den An­grif­fen der Re­vi­si­on stand. Dem Klä­ger steht ein An­spruch auf Rück­ab­wick­lung des Kauf­ver­trags (§ 437 Nr. 2, §§ 323, 346 ff. BGB) so­wie auf Scha­dens­er­satz statt der Leis­tung (§ 437 Nr. 3, §§ 280 I, III, 281 I BGB) we­gen des be­haup­te­ten Man­gels nicht zu. Die Ver­trags­par­tei­en ha­ben et­wai­ge An­sprü­che und Rech­te des Klä­gers we­gen ei­nes Man­gels der Kauf­sa­che (§ 437 BGB) wirk­sam aus­ge­schlos­sen. Auch un­ter dem Ge­sichts­punkt ei­ner vom Be­klag­ten über­nom­me­nen Be­schaf­fen­heits­ga­ran­tie (§§ 443, 444 BGB) hat die Kla­ge kei­nen Er­folg.

[10]   1. Die Be­stim­mun­gen über den Ge­währ­leis­tungs­aus­schluss im vor­for­mu­lier­ten Ver­trags­text des Kauf­ver­trags so­wie in den auf der Rück­sei­te des Ver­trags­for­mu­lars ab­ge­druck­ten Ge­schäfts­be­din­gun­gen sind al­ler­dings, wie das Be­ru­fungs­ge­richt nicht ver­kannt hat, ge­mäß § 309 Nr. 7 lit. a und lit. b BGB un­wirk­sam, weil sie den in die­ser Vor­schrift ge­nann­ten Be­schrän­kun­gen, un­ter de­nen in All­ge­mei­nen Ge­schäfts­be­din­gun­gen ei­ne Haf­tung für Schä­den – auch im Rah­men der kauf­recht­li­chen Sach­män­gel­haf­tung – nur aus­ge­schlos­sen wer­den kann, nicht Rech­nung tra­gen (da­zu nä­her Se­nat, Urt. v. 15.11.2006 – VI­II ZR 3/06 [un­ter II 1b aa]; vgl. auch Rein­king/Eg­gert, Der Au­to­kauf, 9. Aufl., Rn. 1579; Ar­nold, ZGS 2004, 16 ff.). Da­von wird aber die Wirk­sam­keit des Ge­währ­leis­tungs­aus­schlus­ses, den der Klä­ger und der als Ver­tre­ter des Be­klag­ten han­deln­de Zeu­ge F nach der rechts­feh­ler­frei­en Tat­sa­chen­fest­stel­lung des Be­ru­fungs­ge­richts münd­lich ver­ein­bart ha­ben, nicht be­rührt.

[11]   In­so­weit hat das Be­ru­fungs­ge­richt – eben­so wie das Land­ge­richt – auf­grund der Ver­neh­mung des Zeu­gen F die Über­zeu­gung ge­won­nen, dass das Ver­kaufs­an­ge­bot des Zeu­gen F auf­grund der münd­li­chen Er­klä­run­gen des Zeu­gen mit ei­nem Ge­währ­leis­tungs­aus­schluss ver­bun­den war und vom Be­klag­ten in die­ser Form an­ge­nom­men wur­de. Die­se Tat­sa­chen­fest­stel­lung über ei­nen zu­sätz­lich münd­lich ver­ein­bar­ten Aus­schluss der Sach­män­gel­haf­tung ist aus Rechts­grün­den nicht zu be­an­stan­den und da­mit für das Re­vi­si­ons­ge­richt bin­dend (§ 559 II ZPO). Die Be­weis­wür­di­gung des Be­ru­fungs­ge­richts kann im Re­vi­si­ons­ver­fah­ren nur dar­auf nach­ge­prüft wer­den, ob sich der Tatrich­ter mit dem Streitstoff und den Be­wei­s­er­geb­nis­sen um­fas­send und wi­der­spruchs­frei aus­ein­an­der­ge­setzt hat, die Be­weis­wür­di­gung al­so voll­stän­dig und recht­lich mög­lich ist und nicht ge­gen Denk­ge­setz­te und Er­fah­rungs­grund­sät­ze ver­stößt (st. Rspr.; BGH, Urt. v. 19.04.2005 – VI ZR 175/04, NJW-RR 2005, 897 [un­ter II 2a] m. w. Nachw.; Zöl­ler/Gum­mer, ZPO, 25. Aufl., § 546 Rn. 13 m. w. Nachw.). Sol­che Rechts­feh­ler ver­mag die Re­vi­si­on nicht auf­zu­zei­gen. Sie setzt der Be­weis­wür­di­gung des Be­ru­fungs­ge­richts nur ih­re ei­ge­ne Wür­di­gung des Er­geb­nis­ses der durch­ge­führ­ten Be­weis­auf­nah­me ent­ge­gen. Der Um­stand, dass der als Ver­tre­ter des Be­klag­ten han­deln­de Zeu­ge F die Ab­leh­nung der Ge­währ­leis­tung (sei­tens des Be­klag­ten) da­mit be­grün­det hat, dass (auch) er (als Händ­ler) kei­ne Ge­währ für der­ar­ti­ge Fahr­zeu­ge über­neh­me, ge­bie­tet ent­ge­gen der Auf­fas­sung der Re­vi­si­on kei­ne vom Be­ru­fungs­ge­richt ab­wei­chen­de Be­weis­wür­di­gung.

[12]   2. Dem Be­klag­ten ist die Be­ru­fung auf den in­di­vi­du­al­ver­trag­lich ver­ein­bar­ten Ge­währ­leis­tungs­aus­schluss nicht ge­mäß § 475 I 1 BGB ver­wehrt. Die Vor­schrif­ten über den Ver­brauchs­gü­ter­kauf (§§ 474 ff. BGB) fin­den kei­ne An­wen­dung, weil der Klä­ger das Fahr­zeug nicht von ei­nem Un­ter­neh­mer ge­kauft hat; auch wenn, wie die Re­vi­si­on gel­tend macht, ein Um­ge­hungs­ge­schäft vor­lä­ge, wür­de dies nicht zur An­wen­dung des Ver­brauchs­gü­terkauf­rechts im Ver­hält­nis des Klä­gers zum Be­klag­ten füh­ren.

[13]   a) Der An­wen­dung der Vor­schrif­ten über den Ver­brauchs­gü­ter­kauf steht ent­ge­gen, dass der Be­klag­te das Fahr­zeug nicht, wie es § 474 I 1 BGB ver­langt, als Un­ter­neh­mer (§ 14 BGB) ver­kauft hat. Der Be­klag­te han­del­te bei Ab­schluss des Kauf­ver­trags nicht in Aus­übung ei­ner ge­werb­li­chen oder selbst­stän­di­gen be­ruf­li­chen Tä­tig­keit. Als Ge­schäfts­füh­rer ei­ner GmbH übt er kei­ne selbst­stän­di­ge, son­dern ei­ne an­ge­stell­te be­ruf­li­che Tä­tig­keit aus; das Hal­ten ei­nes GmbH-Ge­schäfts­an­teils stellt kei­ne ge­werb­li­che Tä­tig­keit, son­dern Ver­mö­gens­ver­wal­tung dar (BGHZ 133, 71 [78]; 144, 370 [380]). Wei­te­re Ge­sichts­punk­te, un­ter de­nen ein un­ter­neh­me­ri­sches Han­deln des Be­klag­ten beim Ver­trags­schluss in Be­tracht kom­men könn­te, sind we­der vom Klä­ger vor­ge­tra­gen noch aus den Um­stän­den er­sicht­lich.

[14]   b) Dem Be­klag­ten ist die Be­ru­fung auf den ver­ein­bar­ten Aus­schluss der Män­gel­rech­te auch nicht we­gen ei­ner Um­ge­hung der Vor­schrif­ten über den Ver­brauchs­gü­ter­kauf (§ 475 I 2 BGB) ver­wehrt.

[15]   aa) Es kann of­fen­blei­ben, ob ein Um­ge­hungs­ge­schäft i. S. die­ser Vor­schrift, wie die Re­vi­si­on meint, dar­in zu se­hen ist, dass es sich bei dem vom Be­klag­ten ver­kauf­ten Fahr­zeug – bei wirt­schaft­li­cher Be­trach­tungs­wei­se – um ein Fir­men­fahr­zeug der E-GmbH ge­han­delt ha­be, weil die­ses vor dem Ver­kauf auf die GmbH zu­ge­las­sen ge­we­sen und ganz über­wie­gend be­trieb­lich ge­nutzt wor­den sei (zu­rück­hal­tend ge­gen­über der An­nah­me ei­nes Um­ge­hungs­ge­schäfts in­so­weit Stau­din­ger/Ma­tu­sche-Beck­mann, BGB, Neu­be­arb. 2004, § 475 Rn. 50; Rein­king, DAR 2001, 1 [10]; Him­mel­reich/An­d­reae/Tei­ge­lack, Au­toKauf­Recht, 2. Aufl., Rn. 2870). Selbst wenn die GmbH in wirt­schaft­li­cher Hin­sicht als „ei­gent­li­che“ Ver­käu­fe­rin des Fahr­zeugs an­zu­se­hen wä­re, wür­de die An­wen­dung des § 475 I 2 BGB nur da­zu füh­ren kön­nen, dass sich die GmbH – al­so der Un­ter­neh­mer – ge­mäß § 475 I 2 BGB so be­han­deln las­sen müss­te, als hät­te sie selbst das Fahr­zeug an den Klä­ger ver­kauft, nicht aber da­zu, dass die Vor­schrif­ten über den Ver­brauchs­gü­ter­kauf im Ver­hält­nis des Klä­gers zum Be­klag­ten – al­so zwi­schen zwei Ver­brau­chern – An­wen­dung fän­den. Et­wai­ge Män­gel­rech­te hät­te der Klä­ger dem­zu­fol­ge ge­gen die GmbH, nicht aber ge­gen den Be­klag­ten gel­tend zu ma­chen.

[16]   In­so­weit gilt nichts an­de­res als beim Agen­tur­ge­schäft im Kraft­fahr­zeug­han­del (da­zu Se­nat, Urt. v. 26.01.2005 – VI­II ZR 175/04, WM 2005, 807 = NJW 2005, 1039 [un­ter II 1]). Wenn ein Agen­tur­ge­schäft nach der hier­bei ge­bo­te­nen wirt­schaft­li­chen Be­trach­tungs­wei­se miss­bräuch­lich da­zu ein­ge­setzt wird, ein in Wahr­heit vor­lie­gen­des Ei­gen­ge­schäft des Un­ter­neh­mers zu ver­schlei­ern, so hat dies zur Fol­ge, dass sich der Händ­ler beim Wei­ter­ver­kauf des Ge­braucht­wa­gens ge­mäß § 475 I 2 BGB so be­han­deln las­sen muss, als hät­te er selbst das Fahr­zeug an den Klä­ger ver­kauft (Se­nat, Urt. v. 26.01.2005 – VI­II ZR 175/04, WM 2005, 807 = NJW 2005, 1039 [un­ter II 1 und II 1d]), wäh­rend das gleich­wohl ge­wähl­te Agen­tur­ge­schäft nach § 475 I 2 BGB kei­ne An­er­ken­nung fin­den kann (Se­nat, Urt. v. 26.01.2005 – VI­II ZR 175/04, WM 2005, 807 = NJW 2005, 1039 [un­ter II 1d]). Dem­entspre­chend führt nach zu­tref­fen­der und auch na­he­zu ein­hel­li­ger Auf­fas­sung im Schrift­tum die Ver­schleie­rung ei­nes Ei­gen­ge­schäfts des Un­ter­neh­mers beim Agen­tur­ge­schäft da­zu, dass der Ge­braucht­wa­gen­käu­fer Män­gel­rech­te aus der Un­wirk­sam­keit ei­nes Ge­währ­leis­tungs­aus­schlus­ses ge­gen­über dem Händ­ler (und nicht ge­gen­über dem vom Händ­ler ver­tre­te­nen Ver­brau­cher) gel­tend ma­chen kann (Rein­king/Eg­gert, a. a. O., Rn. 1140; Mül­ler, NJW 2003, 1975 [1980]; Stau­din­ger/Ma­tu­sche-Beck­mann, a. a. O., sect; 475 Rn. 47; Faust, in: Bam­ber­ger/Roth, BGB, § 474 Rn. 7; Him­mel­reich/An­d­reae/Tei­ge­lack, a. a. O., Rn. 2884; … Hof­mann, JuS 2005, 8 [11]; a. A. MünchKomm-BGB/S. Lo­renz, 4. Aufl., § 475 Rn. 36). Ob die (aus­schließ­li­che) Haf­tung des Händ­lers dog­ma­tisch so zu be­grün­den ist, dass der „vor­ge­scho­be­ne“ Kauf­ver­trag (zwi­schen den Ver­brau­chern) als Schein­ge­schäft un­wirk­sam ist und nach § 475 I 2 BGB aus­schließ­lich ein Ver­brauchs­gü­ter­kauf zwi­schen dem Käu­fer (Ver­brau­cher) und dem Händ­ler (Un­ter­neh­mer) be­steht (so Mül­ler, NJW 2003, 1975 [1980]), oder ob der durch den Händ­ler als Ver­tre­ter ver­mit­tel­te Kauf­ver­trag (mit dem ver­ein­bar­ten Ge­währ­leis­tungs­aus­schluss) un­an­ge­tas­tet bleibt und die An­wen­dung des § 475 I 2 BGB da­ne­ben zu ei­ner Ei­gen­haf­tung des Händ­lers für Sach­män­gel führt (so Rein­king/Eg­gert, a. a. O., Rn. 1140), kann im vor­lie­gen­den Zu­sam­men­hang da­hin­ste­hen.

[17]   Die vor­ste­hen­den Grund­sät­ze zur An­wen­dung des § 475 I 2 BGB beim Agen­tur­ge­schäft sind auch auf an­de­re Ver­trags­ge­stal­tun­gen zu über­tra­gen, durch die ein Ei­gen­ge­schäft des Un­ter­neh­mers ver­schlei­ert wird und da­mit die Vor­schrif­ten über den Ver­brauchs­gü­ter­kauf um­gan­gen wer­den. Wenn da­her – wie von der Re­vi­si­on gel­tend ge­macht wird – ein Um­ge­hungs­ge­schäft dar­in lä­ge, dass es sich bei dem Fahr­zeug – wirt­schaft­lich – um ein Be­triebs­fahr­zeug der E-GmbH ge­han­delt ha­be, so müss­te sich die GmbH nach § 475 I 2 BGB so be­han­deln las­sen, als hät­te sie selbst das Fahr­zeug an den Klä­ger ver­kauft. Dies hät­te zur Fol­ge, dass der Klä­ger Män­gel­rech­te ge­gen­über der E-GmbH gel­tend zu ma­chen hät­te und die­se sich nach § 475 I 1 BGB nicht auf den ver­ein­bar­ten Aus­schluss der Sach­män­gel­haf­tung be­ru­fen könn­te. Män­gel­rech­te ge­gen­über dem Be­klag­ten als dem von der E-GmbH vor­ge­scho­be­nen Ver­käu­fer be­stün­den dem­ge­gen­über nicht, weil der Be­klag­te nicht Un­ter­neh­mer, son­dern selbst Ver­brau­cher ist.

[18]   Die ge­gen­tei­li­ge Auf­fas­sung, nach der bei Agen­tur­ge­schäf­ten und in „Stroh­mann­fäl­len“ ein Ver­stoß ge­gen das Um­ge­hungs­ver­bot da­zu füh­ren soll, dass dem vom Un­ter­neh­mer zwi­schen­ge­schal­te­ten Ver­brau­cher die Un­ter­neh­mer­ei­gen­schaft des „wirt­schaft­li­chen“ Ver­trags­part­ners zu­ge­rech­net wer­de (MünchKomm-BGB/S. Lo­renz, a. a. O., § 475 Rn. 36), ver­mag dem­ge­gen­über nicht zu über­zeu­gen. Die Vor­schrift des § 475 I 2 BGB soll ver­hin­dern, dass sich ein Un­ter­neh­mer den Be­stim­mun­gen über den Ver­brauchs­gü­ter­kauf ent­zieht, und führt des­halb zur An­wen­dung der §§ 474 ff. BGB auf den Un­ter­neh­mer, der die­se Be­stim­mun­gen durch ei­ne ent­spre­chen­de Ver­trags­ge­stal­tung zu um­ge­hen ver­sucht. Die Vor­schrift ist aber nicht dar­auf ge­rich­tet, den Ver­trags­part­ner ei­nes Ver­brau­chers, der selbst Ver­brau­cher ist, als Un­ter­neh­mer zu be­han­deln und den Vor­schrif­ten über den Ver­brauchs­gü­ter­kauf zu un­ter­wer­fen.

[19]   bb) Ver­geb­lich rügt die Re­vi­si­on das Feh­len ei­nes ge­richt­li­chen Hin­wei­ses ge­mäß § 139 ZPO auf die Vor­schrift des § 475 I 2 BGB we­gen ei­nes mög­li­cher­wei­se ge­gen das Um­ge­hungs­ver­bot ver­sto­ßen­den „Rol­len­wech­sels“ der GmbH …

[20]   3. Sach­män­gel­an­sprü­che be­ste­hen ent­ge­gen der Auf­fas­sung der Re­vi­si­on auch nicht aus ei­ner vom Be­klag­ten über­nom­me­nen Be­schaf­fen­heits­ga­ran­tie. Nach den rechts­feh­ler­frei­en Fest­stel­lun­gen des Be­ru­fungs­ge­richts wur­de die im Kauf­ver­trag an­ge­ge­be­ne Ei­gen­schaft „fahr­be­reit“ nicht durch den vom Klä­ger be­an­stan­de­ten Man­gel am Mo­tor des Fahr­zeugs be­ein­träch­tigt.

[21]   a) Durch die Zu­si­che­rung, ein zum so­for­ti­gen Ge­brauch auf öf­fent­li­chen Stra­ßen ver­kauf­tes Fahr­zeugs sei „fahr­be­reit“, über­nimmt der Ver­käu­fer die Ge­währ da­für, dass das Fahr­zeug nicht mit ver­kehrs­ge­fähr­den­den Män­geln be­haf­tet ist, auf­grund de­rer es bei ei­ner Haupt­un­ter­su­chung als ver­kehrs­un­si­cher ein­ge­stuft wer­den müss­te (BGH, Urt. v. 21.04.1993 – VI­II ZR 113/92, BGHZ 122, 256 [Ls.]). Es kann da­hin­ge­stellt blei­ben, ob An­ga­ben des Ge­braucht­wa­gen­ver­käu­fers, wel­che die Recht­spre­chung zum frü­he­ren Kauf­ge­währ­leis­tungs­recht als Ei­gen­schafts­zu­si­che­run­gen (§ 459 II BGB a.F.) be­han­delt hat, nach dem seit dem 01.01.2002 gel­ten­den Recht als Be­schaf­fen­heits­ga­ran­tie i. S. des § 443 BGB oder des § 444 BGB an­zu­se­hen sind (da­zu Rein­king/Eg­gert, a. a. O., Rn. 1327). Die Rechts­fol­gen ei­ner in der Zu­si­che­rung „fahr­be­reit“ et­wa lie­gen­den Be­schaf­fen­heits­ga­ran­tie kön­nen hier je­den­falls nicht zum Zu­ge kom­men, weil das vom Klä­ger ge­kauf­te Fahr­zeug, wie das Be­ru­fungs­ge­richt rechts­feh­ler­frei fest­ge­stellt hat, auch dann, wenn der vom Klä­ger be­haup­te­te Man­gel im Zeit­punkt der Über­ga­be vor­han­den ge­we­sen sein soll­te, ver­kehrs­si­cher und da­mit fahr­be­reit i. S. der oben wie­der­ge­ge­be­nen Be­griffs­be­stim­mung war.

[22]   Die Fest­stel­lung des Be­ru­fungs­ge­richts, dass das Fahr­zeug trotz des Man­gels am Mo­tor nicht als ver­kehrs­un­si­cher ein­ge­stuft wer­den kann, stimmt mit der ent­spre­chen­den Fest­stel­lung des Land­ge­richts über­ein und be­ruht auf ei­ner er­neu­ten Wür­di­gung des in der ers­ten In­stanz er­stat­te­ten Sach­ver­stän­di­gen­gut­ach­tens. Die vom Sach­ver­stän­di­gen be­stä­tig­te Ver­kehrs­si­cher­heit des Fahr­zeugs war vom Klä­ger schon im Be­ru­fungs­ver­fah­ren nicht mehr in Zwei­fel ge­zo­gen wor­den; Rechts­feh­ler der (noch­ma­li­gen) Be­weis­wür­di­gung des Be­ru­fungs­ge­richts ver­mag auch die Re­vi­si­on nicht auf­zu­zei­gen.

[23]   b) Sie meint je­doch, das Fahr­zeug kön­ne – un­ab­hän­gig von et­wai­gen Si­cher­heits­män­geln – be­reits des­halb nicht als fahr­be­reit an­ge­se­hen wer­den, weil mit ihm, wie der Sach­ver­stän­di­ge be­kun­det ha­be, bis zum Ein­tritt ei­nes Mo­tor­scha­dens al­len­falls noch ei­ne Stre­cke von 2.000 Ki­lo­me­tern hät­te ge­fah­ren wer­den kön­nen. Auch dar­aus lässt sich nicht her­lei­ten, dass das Fahr­zeug im Zeit­punkt der Über­ga­be nicht fahr­be­reit war.

[24]   Zwar trifft es zu, dass der Be­griff „fahr­be­reit“ nicht auf den As­pekt der Ver­kehrs­si­cher­heit ver­engt wer­den kann. Um sich in ei­nem „Zu­stand (zu be­fin­den), der ei­ne ge­fahr­lo­se Be­nut­zung im Stra­ßen­ver­kehr er­laubt“ (BGH, Urt. v. 21.04.1993 – VI­II ZR 113/92, BGHZ 122, 256 [261]), muss ein Fahr­zeug im Hin­blick auf sei­ne we­sent­li­chen tech­ni­schen Funk­tio­nen so be­schaf­fen sein, dass ein Be­trieb des Fahr­zeugs über­haupt mög­lich ist. Dar­an kann es feh­len, wenn ein Fahr­zeug schon im Zeit­punkt der Über­ga­be we­gen gra­vie­ren­der tech­ni­scher Män­gel nicht im­stan­de ist, ei­ne auch nur mi­ni­ma­le Fahr­stre­cke zu­rück­zu­le­gen (vgl. OLG Frank­furt, OLGR 1995, 265). Je­doch über­nimmt der Ver­käu­fer mit der An­ga­be im Kauf­ver­trag, dass ein Fahr­zeug „fahr­be­reit“ ist, nicht oh­ne Wei­te­res die Ge­währ i. S. ei­ner Halt­bar­keits­ga­ran­tie (§ 443 BGB) da­für, dass das Fahr­zeug auch noch nach Ge­fahr­über­gang über ei­nen län­ge­ren Zeit­raum oder über ei­ne län­ge­re Stre­cke fahr­be­reit bleibt.

[25]   Ob und ge­ge­be­nen­falls bis zu wel­cher Gren­ze ein Fahr­zeug, das schon nach kür­zes­ter Stre­cke lie­gen bleibt, als be­reits im Zeit­punkt der Über­ga­be be­triebs­un­fä­hig – und so­mit nicht fahr­be­reit – an­zu­se­hen ist, be­darf im vor­lie­gen­den Fall kei­ner Ent­schei­dung. Dem vom Klä­ger ge­kauf­ten Fahr­zeug fehl­te die Be­schaf­fen­heit „fahr­be­reit“ im Zeit­punkt der Über­ga­be nicht un­ter dem Ge­sichts­punkt ei­ner et­wa un­mit­tel­bar nach Ge­fahr­über­gang auf­ge­tre­te­nen oder zu er­war­ten­den Be­triebs­un­fä­hig­keit. Nach dem re­vi­si­ons­recht­lich zu­grun­de zu le­gen­den Sach­vor­trag des Klä­gers war das Fahr­zeug nicht we­gen ei­nes Mo­tor­scha­dens lie­gen ge­blie­ben; es war le­dig­lich in ei­ner Werk­statt fest­ge­stellt wor­den, dass die Funk­ti­ons­fä­hig­keit des Mo­tors auf­grund vor­han­de­ner Män­gel an Mo­tor­block und Zy­lin­der­kopf nicht mehr auf Dau­er ge­währ­leis­tet war. Dies hat­te nicht zur Fol­ge, dass das Fahr­zeug bei Ge­fahr­über­gang nicht mehr fahr­be­reit war. Nach dem Gut­ach­ten des Sach­ver­stän­di­gen, auf das sich die Re­vi­si­on be­ruft, war un­ge­wiss, wann es bei ei­nem wei­te­ren Be­trieb des Fahr­zeugs zu ei­nem Mo­tor­scha­den kom­men wür­de. Der Sach­ver­stän­di­ge hat es für mög­lich ge­hal­ten, dass ein Scha­den bei ho­her Mo­tor­be­las­tung als­bald ein­tre­ten konn­te, hat es aber als „eben­so gut mög­lich“ be­zeich­net, dass das Fahr­zeug noch 1.000 Ki­lo­me­ter bis 2.000 Ki­lo­me­ter fah­ren konn­te. Bei die­ser Sach­la­ge kann dem Fahr­zeug für den Zeit­punkt der Über­ga­be die Be­schaf­fen­heit „fahr­be­reit“ nicht un­ter dem Ge­sichts­punkt un­mit­tel­bar be­vor­ste­hen­der Be­triebs­un­fä­hig­keit ab­ge­spro­chen wer­den. Ei­ne Ga­ran­tie da­für, dass das Fahr­zeug auch noch nach der Über­ga­be ei­ne län­ge­re Stre­cke fahr­be­reit blei­ben wür­de (Halt­bar­keits­ga­ran­tie), hat der Be­klag­te nicht über­nom­men; ei­ne ent­spre­chen­de Er­klä­rung fehlt im Kauf­ver­trag.

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