1. Ein Agen­tur­ge­schäft, bei dem ein Ge­braucht­wa­gen­händ­ler ein Fahr­zeug un­ter Aus­schluss der Sach­män­gel­haf­tung in frem­dem Na­men und für frem­de Rech­nung an ei­nen Ver­brau­cher ver­kauft, ist nur dann ein ge­mäß § 476 I 2 BGB un­zu­läs­si­ges Um­ge­hungs­ge­schäft, wenn bei wirt­schaft­li­cher Be­trach­tung der Händ­ler als Ver­käu­fer des Fahr­zeugs an­zu­se­hen ist. Das ist ins­be­son­de­re dann der Fall, wenn nicht der als Ver­käu­fer in Er­schei­nung tre­ten­de Fahr­zeug­ei­gen­tü­mer, son­dern der Händ­ler das wirt­schaft­li­che Ri­si­ko des Ver­kaufs zu tra­gen hat.
  2. Dass der Kfz-Händ­ler dem Ver­brau­cher bei ei­nem Agen­tur­ge­schäft ei­ne Pro-for­ma-Rech­nung er­teilt, lässt für sich ge­nom­men nicht den Schluss zu, dass nicht der als Ver­käu­fer in Er­schei­nung tre­ten­de Fahr­zeug­ei­gen­tü­mer, son­dern der Händ­ler das wirt­schaft­li­che Ri­si­ko des Fahr­zeug­ver­kaufs tra­gen muss.
  3. Schiebt ein Kfz-Händ­ler beim Ver­kauf ei­nes Ge­braucht­wa­gens an ei­nen Ver­brau­cher ei­nen an­de­ren Ver­brau­cher als Stroh­mann vor, um das Fahr­zeug un­ter Aus­schluss der Sach­män­gel­haf­tung zu ver­kau­fen, wird je­den­falls der Stroh­mann per­sön­lich aus dem Ge­schäft be­rech­tigt und ver­pflich­tet. Der Käu­fer kann aber we­gen ei­nes Man­gels (nur) den Händ­ler in An­spruch neh­men, wenn sich die­ser mit Blick auf § 476 I 2 BGB so be­han­deln las­sen muss, als hät­te er selbst das Fahr­zeug ver­kauft. In­so­weit gilt nichts an­de­res als bei ei­nem Agen­tur­ge­schäft, das heißt, es kommt ins­be­son­de­re dar­auf an, ob es dem Händ­ler wirt­schaft­lich be­trach­tet dar­um geht, ein in Wahr­heit vor­lie­gen­des Ei­gen­ge­schäft zu ver­schlei­ern.

LG Cott­bus, Ur­teil vom 13.12.2018 – 2 O 340/18
OLG Bran­den­burg, Ur­teil vom 09.07.2019 – 6 U 11/19

Sach­ver­halt: Der Klä­ger wur­de im Fe­bru­ar 2018 durch ein In­ter­net­in­se­rat der be­klag­ten Kfz-Händ­le­rin auf ei­nen für 48.950 € zum Kauf an­ge­bo­te­nen Ge­braucht­wa­gen auf­merk­sam, des­sen Lauf­leis­tung 92.000 km be­tra­gen soll­te. Er fuhr dar­auf­hin zu der Be­klag­ten, um das Fahr­zeug zu be­sich­ti­gen und Pro­be zu fah­ren. Bei der Be­sich­ti­gung und der Pro­be­fahrt stand dem Klä­ger der Mit­ar­bei­ter der Be­klag­ten M zur Sei­te.

Am 08.02.2018 un­ter­zeich­ne­ten der Klä­ger und M ei­nen Kauf­ver­trag über das streit­ge­gen­ständ­li­che Fahr­zeug. Aus­weis­lich die­ses Ver­trags, in dem Rech­te des Klä­gers we­gen ei­nes Man­gels aus­ge­schlos­sen wur­den, be­trug der Kauf­preis 47.200 € und wies der Pkw ei­nen Ki­lo­me­ter­stand von 92.000 auf. Die Be­klag­te stell­te dem Klä­ger am sel­ben Tag ei­ne Pro-for­ma-Rech­nung aus; die­se weist ei­nen Kauf­preis von 47.500 € und ei­ne Lauf­leis­tung von 92.146 km aus. Aus der Pro-for­ma-Rech­nung er­gibt sich au­ßer­dem, dass sei­ner­zeit ein G Ge­schäfts­füh­rer der Be­klag­ten war.

In der Fol­ge­zeit stell­te sich her­aus, dass der Ki­lo­me­ter­zäh­ler des streit­ge­gen­ständ­li­chen Fahr­zeugs durch die In­stal­la­ti­on ei­nes „Stop­pers“ ma­ni­pu­liert wor­den war. Die tat­säch­li­che Lauf­leis­tung des Pkw be­trug min­des­tens 130.048 km. Der Klä­ger min­der­te des­halb den Kauf­preis um 7.000 € und for­der­te G mit An­walts­schrei­ben vom 16.02.2018 – er­folg­los – auf, ihm die­sen Be­trag bis zum 28.02.2018 zu er­stat­ten.

Der Klä­ger be­haup­tet, M ha­be sich ihm ge­gen­über als Ge­schäfts­füh­rer der Be­klag­ten aus­ge­ge­ben.

Die zu­stän­di­ge Ein­zel­rich­te­rin des LG Cott­bus hat den Klä­ger mit Ver­fü­gun­gen vom 06.11. und vom 19.11.2018 dar­auf hin­ge­wie­sen, dass die auf Zah­lung von 7.000 € und den Er­satz von Rechts­an­walts­kos­ten ge­rich­te­te Kla­ge nicht schlüs­sig sein dürf­te, weil kein Ver­trags­ver­hält­nis zwi­schen dem Klä­ger und der Be­klag­ten be­ste­he, aus dem dem Klä­ger Ge­währ­leis­tungs­rech­te ge­gen­über der Be­klag­ten zu­stün­den. Mit Ver­fü­gung vom 10.12.2018 ist der Klä­ger au­ßer­dem dar­auf hin­ge­wie­sen wor­den, dass es für die Be­ur­tei­lung, ob hier ein Um­ge­hungs­ge­schäft vor­lie­ge, dar­auf an­kom­men dürf­te, wer das wirt­schaft­li­che Ri­si­ko des Fahr­zeug­ver­kaufs zu tra­gen ge­habt ha­be. In­so­weit dürf­ten die Ei­gen­tums­ver­hält­nis­se bei Ab­schluss des Kauf­ver­trags von Be­lang sein.

Die Kla­ge wur­de schließ­lich ge­mäß § 331 II Halb­satz 2 ZPO ab­ge­wie­sen, nach­dem für die Be­klag­te im Ter­min zur münd­li­chen Ver­hand­lung nie­mand er­schie­nen war.

Aus den Grün­den: Das als zu­ge­stan­den an­zu­neh­men­de tat­säch­li­che münd­li­che Vor­brin­gen des Klä­gers recht­fer­tigt den Kla­ge­an­trag nicht (vgl. § 331 I, II ZPO). Dem Klä­ger steht kein An­spruch auf Kauf­preis­min­de­rung ge­mäß § 437 Nr. 2 Fall 2, §§ 433 I, 434 I, 441 BGB ge­gen die Be­klag­te zu.

Zwi­schen den Par­tei­en ist kein Kauf­ver­trag zu­stan­de ge­kom­men.

Der Kauf­ver­trag vom 08.02.2018 ist nicht von der Be­klag­ten, ver­tre­ten durch ih­ren Ge­schäfts­füh­rer G, un­ter­schrie­ben wor­den.

Ein Kauf­ver­trag kam nicht im We­ge der Stell­ver­tre­tung durch M zu­stan­de.

M war nicht ge­mäß § 167 BGB durch die Be­klag­te zum Ab­schluss des Kauf­ver­trags be­voll­mäch­tigt. An­halts­punk­te da­für er­ge­ben sich auch nicht aus dem Klä­ger­vor­trag.

M hat­te kei­ne ge­setz­li­che Ver­tre­tungs­macht ge­mäß § 35 Gmb­HG für die Be­klag­te. Er war nicht de­ren Ge­schäfts­füh­rer. Der ent­spre­chen­de Vor­trag des Klä­gers im Schrift­satz vom 13.08.2018 steht im Wi­der­spruch zu den In­for­ma­tio­nen aus der vom Klä­ger vor­ge­leg­ten Pro-for­ma-Rech­nung (An­la­ge K 2) und der Tat­sa­che, dass das vor­ge­richt­li­che Auf­for­de­rungs­schrei­ben des Klä­ger­ver­tre­ters an G ge­rich­tet war und nicht an M.

Auch liegt kei­ne Rechts­schein­voll­macht des M für die Be­klag­te vor. In­so­weit fehlt es be­reits an klä­ge­ri­schem Vor­trag. Ei­ne An­scheins­voll­macht schei­det aus, weil M – so­weit er­sicht­lich – nicht wie­der­holt und über ei­nen län­ge­ren Zeit­raum als Ver­tre­ter der Be­klag­ten auf­ge­tre­ten ist, was die­se bei An­wen­dung pflicht­ge­mä­ßer Sorg­falt hät­te er­ken­nen müs­sen (vgl. MünchKomm-BGB/Schu­bert, 8. Aufl. [2018], § 167 Rn. 111). Ei­ne Dul­dungs­voll­macht lag eben­falls nicht vor. An­halts­punk­te da­für, dass M wie­der­holt und über ei­nen län­ge­ren Zeit­raum hin­weg im Na­men der Be­klag­ten auf­ge­tre­ten war und die­ses Ver­hal­ten sei­tens der Be­klag­ten nicht un­ter­bun­den wur­de (vgl. MünchKomm-BGB/Schu­bert, a. a. O., § 167 Rn. 106), be­ste­hen nicht. Aus dem Kauf­ver­trag vom 08.02.2018 ist viel­mehr er­sicht­lich, dass M in ei­ge­nem Na­men auf­trat.

Ei­ne Haf­tung der Be­klag­ten lässt sich fer­ner nicht über die re­strik­ti­ve Sach­wal­ter­haf­tung ge­mäß § 311 III BGB kon­stru­ie­ren. Die­ses setzt näm­lich ei­ne über das nor­ma­le, dem Ver­hand­lungs­part­ner re­gel­mä­ßig ent­ge­gen­ge­brach­te Ver­trau­en hin­aus­ge­hen­de per­sön­li­che Ge­währ für die Se­rio­si­tät des Ge­schäfts und des­sen Er­fül­lung vor­aus (vgl. BeckOGK/Her­res­thal, Stand: 01.08.2018, § 311 BGB Rn. 513). So­weit er­sicht­lich, hat die Be­klag­te kei­ne be­son­de­re Sach­kun­de in An­spruch ge­nom­men oder Be­mü­hun­gen un­ter­nom­men. Die Be­klag­te schal­te­te le­dig­lich ei­ne An­zei­ge auf der Ge­braucht­wa­gen­platt­form „…“ und er­mög­lich­te dem Klä­ger ei­ne Pro­be­fahrt.

Es liegt auch kein Fall ei­nes Um­ge­hungs­ge­schäfts i. S. des hier wohl an­wend­ba­ren § 476 I 2 BGB vor, aus dem sich zu­min­dest auch ei­ne Ei­gen­haf­tung der Be­klag­ten ab­lei­ten las­sen könn­te.

Die Fra­ge, ob der Klä­ger das streit­ge­gen­ständ­li­che Au­to als Ver­brau­cher oder als Un­ter­neh­mer kauf­te, kann da­hin­ste­hen. Man­gels hin­rei­chen­dem Klä­ger­vor­trag liegt näm­lich je­den­falls kein Um­ge­hungs­ge­schäft vor.

Das grund­sätz­lich zu­läs­si­ge Agen­tur­ge­schäft wird dann als Um­ge­hungs­ge­schäft an­ge­se­hen, wenn der Ge­braucht­wa­gen­händ­ler – die Be­klag­te – bei wirt­schaft­li­cher Be­trach­tungs­wei­se als Ver­käu­fer des Fahr­zeugs zu qua­li­fi­zie­ren ist (vgl. BeckOGK/Her­res­thal, a. a. O., § 311 BGB Rn. 524).

Ge­sichts­punk­te aus de­nen sich er­ge­ben könn­te, dass die Be­klag­te das wirt­schaft­li­che Ri­si­ko des Ver­kaufs zu tra­gen ge­habt hät­te oder ver­mit­telnd am Ver­trags­schluss sel­ber be­tei­ligt ge­we­sen wä­re, sind vom Klä­ger we­der vor­ge­tra­gen noch aus den Um­stän­den er­sicht­lich. Da­für ge­nügt ins­be­son­de­re nicht, dass die Be­klag­te dem Klä­ger ei­ne Pro-for­ma-Rech­nung aus­ge­stellt hat. Aus ei­ner Pro-for­ma-Rech­nung wird der Rech­nungs­emp­fän­ger näm­lich ge­ra­de nicht zur Zah­lung durch den Rech­nungs­stel­ler auf­ge­for­dert (vgl. https://​www.​duden.​de/​rechtschreibung/​Pro_​forma_​Rechnung).

Die Haf­tung der Be­klag­ten für Män­gel­ge­währ­leis­tung lässt sich man­gels hin­rei­chen­den Vor­trags auch nicht über ein Stroh­mann­ge­schäft als Um­ge­hungs­ge­schäft i. S. des § 476 I 2 BGB ab­lei­ten. Bei ei­nem Stroh­mann­ge­schäft im Ver­brauchs­gü­ter­kauf, bei dem ein vor­ge­scho­be­ner Ver­brau­cher den Ver­trag in ei­ge­nem Na­men, aber für die Rech­nung und im In­ter­es­se ei­nes un­ter­neh­me­ri­schen Hin­ter­manns schließt, wird je­den­falls der Stroh­mann per­sön­lich aus dem Rechts­ge­schäft be­rech­tigt und ver­pflich­tet (vgl. Be­ckOK-BGB/Wendt­land, Stand 01.11.2018, § 117 Rn. 14–15). Ob da­ne­ben auch ei­ne Ei­gen­haf­tung des Un­ter­neh­mers als Hin­ter­mann in­fra­ge kommt, rich­tet sich un­ter An­wen­dung der zum als Um­ge­hungs­ge­schäft un­zu­läs­si­gen Agen­tur­ge­schäft ent­wi­ckel­ten Grund­sät­ze (vgl. BGH, Urt. v. 26.01.2005 – VI­II ZR 175/04, NJW 2005, 1039, 1040) maß­geb­lich da­nach, ob in Wirk­lich­keit ein ver­schlei­er­tes Ei­gen­ge­schäft des Hin­ter­manns vor­liegt und die­ser das wirt­schaft­li­che Ri­si­ko zu tra­gen hat.

Für die An­nah­me ei­nes Um­ge­hungs­ge­schäfts spricht, dass die Be­klag­te dem Klä­ger ei­ne Pro-for­ma-Rech­nung aus­stell­te, die sie als Ver­käu­fe­rin aus­weist und die auf die Dif­fe­renz­be­steue­rung ge­mäß § 25a UStG hin­weist. Ge­mäß § 25a I Nr. 1 UStG un­ter­lie­gen der Dif­fe­renz­be­steue­rung näm­lich nur Un­ter­neh­mer.

Den­noch er­ge­ben sich aus dem Klä­ger­vor­trag kei­ne hin­rei­chen­den An­halts­punk­te. Al­lein der Um­stand, dass tat­säch­lich M nur vor­ge­scho­ben wor­den sein könn­te, lässt näm­lich für sich ge­nom­men noch nicht den Schluss zu, dass die Be­klag­te das wirt­schaft­li­che Ri­si­ko des Kaufs hät­te tra­gen müs­sen. Die Pro-for­ma-Rech­nung ist näm­lich ge­ra­de kein An­halts­punkt da­für, dass der Kauf­preis an die Be­klag­te ge­leis­tet wor­den wä­re; sie löst näm­lich ge­ra­de kei­ne Zah­lungs­ver­pflich­tung des Käu­fers aus.

Hin­zu kommt, dass sich auch aus dem In­se­rat auf „…“ er­gibt, dass die Be­klag­te durch­aus auch im Rah­men der „Ver­mitt­lung“ und „In­zah­lung­nah­me“ tä­tig ist.

Dem Klä­ger­vor­trag ist nicht zu ent­neh­men, dass die Be­klag­te – und nicht et­wa M – Ei­gen­tü­me­rin des Au­tos ge­we­sen wä­re und da­her auch das wirt­schaft­li­che Ri­si­ko zu tra­gen ge­habt hät­te. Auf den ent­spre­chen­den Hin­weis der Ein­zel­rich­te­rin hat sich der Klä­ger nicht er­klärt.

An­halts­punk­te da­für, dass der mit M ge­schlos­se­ne Kauf­ver­trag als Schein­ge­schäft ge­mäß § 117 BGB nich­tig wä­re und statt­des­sen ein Kauf­ver­trag mit der Be­klag­ten be­ab­sich­tigt ge­we­sen wä­re, lie­gen nicht vor. Ein sol­ches ist näm­lich nur dann an­zu­neh­men, wenn die Par­tei­en ein­ver­ständ­lich nur den äu­ße­ren Schein ei­nes Rechts­ge­schäfts her­vor­ru­fen, die da­mit ver­bun­de­nen Rechts­fol­gen je­doch tat­säch­lich nicht ein­tre­ten las­sen wol­len (vgl. BGH, Beschl. v. 04.04.2007 – III ZR 197/06, NJW-RR 2007, 1209 Rn. 5). Der Klä­ger woll­te vor­lie­gend je­doch die Rechts­fol­gen ei­nes wirk­sa­men Kauf­ver­trags ge­mäß § 433 I und II BGB her­bei­füh­ren. In­so­weit han­del­te je­den­falls der Klä­ger tat­säch­lich mit Ge­schäfts­wil­len.

Hin­weis: Die Be­ru­fung des Klä­gers wur­de mit Ur­teil des OLG Bran­den­burg vom 09.07.2019 – 6 U 11/19 – zu­rück­ge­wie­sen. In die­sem Ur­teil heißt es:

„II. Die zu­läs­si­ge Be­ru­fung ist un­be­grün­det. Trotz der Säum­nis des Be­klag­ten im Ter­min war des­halb nicht durch Ver­säum­nis­ur­teil nach § 331 ZPO, son­dern durch streit­mä­ßi­ges Ur­teil (un­ech­tes Ver­säum­nis­ur­teil) zu ent­schei­den.

Rechts­feh­ler­frei hat das Land­ge­richt die Kla­ge ab­ge­wie­sen. Der Klä­ger kann von der Be­klag­ten nicht die Zah­lung von 7.000 € als Min­de­rungs­be­trag aus dem Kauf­ver­trag vom 08.02.2018 über ei­nen ge­brauch­ten Pkw ver­lan­gen (§§ 433 I, 437 Nr. 2 Fall 2, § 441 BGB).

1. Wie das Land­ge­richt zu Recht aus­ge­führt hat, ist zwi­schen den Par­tei­en kein Kauf­ver­trag über das streit­ge­gen­ständ­li­che Fahr­zeug zu­stan­de ge­kom­men. Viel­mehr weist der Kauf­ver­trag vom 08.02.2018 M und nicht die Be­klag­te als Ver­käu­fe­rin aus. Dass M in Voll­macht für die Be­klag­te ge­han­delt hät­te, ist nach den ge­sam­ten in die recht­li­che Wür­di­gung ein­zu­be­zie­hen­den Um­stän­den nicht dar­ge­tan. Auf die zu­tref­fen­den Aus­füh­run­gen des Land­ge­richts wird Be­zug ge­nom­men.

2. Ent­ge­gen der An­sicht der Be­ru­fung haf­tet die Be­kla­ge auch nicht we­gen ei­ner Um­ge­hung der Vor­schrif­ten über den Ver­brauchs­gü­ter­kauf (§ 476 I 2 BGB). Die­se Vor­schrift soll ver­hin­dern, dass sich ein Un­ter­neh­mer den Be­stim­mun­gen über den Ver­brauchs­gü­ter­kauf ent­zieht, und führt des­halb zur An­wen­dung der §§ 474 ff. BGB auf den Un­ter­neh­mer, der die­se Be­stim­mun­gen durch ei­ne ent­spre­chen­de Ver­trags­ge­stal­tung zu um­ge­hen ver­sucht (BGH, Urt. v. 22.11.2006 – VI­II ZR 72/06, BGHZ 170, 67 Rn. 18). Lä­ge ei­ne sol­che Um­ge­hung vor, müss­te sich die Be­klag­te des­halb so be­han­deln las­sen, als hät­te sie selbst das Fahr­zeug an den Klä­ger ver­kauft, und müss­te sich et­wai­ge Män­gel­rech­te des Klä­gers ent­ge­gen­hal­ten las­sen. Auf den in dem Kauf­ver­trag vom 08.02.2018 ver­ein­bar­ten Aus­schluss der Sach­män­gel­haf­tung könn­te sie sich dann nicht be­ru­fen.

Ein Um­ge­hungs­ge­schäft liegt nach der Recht­spre­chung des BGH dann vor, wenn ein Agen­tur­ge­schäft nach der hier­bei ge­bo­te­nen wirt­schaft­li­chen Be­trach­tungs­wei­se miss­bräuch­lich da­zu ein­ge­setzt wird, ein in Wahr­heit vor­lie­gen­des Ei­gen­ge­schäft des Un­ter­neh­mers zu ver­schlei­ern, weil der Händ­ler im Ver­hält­nis zum ur­sprüng­li­chen Pri­vat­ver­käu­fer das wirt­schaft­li­che Ri­si­ko des Ge­braucht­wa­gen­ver­kaufs tra­gen soll. Wie der Se­nat in sei­nem Hin­weis vom 04.06.2019 aus­ge­führt hat, ist dies nach dem tat­säch­li­chen Vor­trag des Klä­gers nicht dar­ge­tan. Ins­be­son­de­re ge­nügt für die An­nah­me, die Be­klag­te ha­be das wirt­schaft­li­che Ri­si­ko des Ver­kaufs an den Klä­ger ge­tra­gen, nicht, dass sie das Fahr­zeug über ih­re Web­site im In­ter­net in­se­riert hat, oh­ne da­bei kennt­lich zu ma­chen, dass es sich um ei­nen Agen­tur­auf­trag han­del­te, denn der In­ter­net­auf­tritt der Be­klag­ten lässt er­ken­nen, dass die Be­klag­te so­wohl Ei­gen­ge­schäf­te tä­tigt als auch Fahr­zeu­ge im Auf­trag ver­kauft. Dass das Fahr­zeug in ih­ren Ver­kaufs­räu­men aus­ge­stellt war, lässt Rück­schlüs­se auch dar­auf, wer das wirt­schaft­li­che Ri­si­ko des Ver­kaufs tra­gen soll­te, nicht zu. Glei­ches gilt in Be­zug auf die von der Be­klag­ten aus­ge­stell­te Pro-for­ma-Rech­nung; in­so­weit kann wie­der­um auf die zu­tref­fen­den Grün­de der land­ge­richt­li­chen Ent­schei­dung Be­zug ge­nom­men wer­den. Die Aus­füh­run­gen des Klä­gers in sei­nem in der münd­li­chen Ver­hand­lung über­ge­be­nen Schrift­satz vom 13.06.2019 füh­ren nicht zu ei­ner an­de­ren recht­li­chen Be­wer­tung, weil es sich ge­ra­de nicht um ei­ne ‚or­dent­li­che‘ Rech­nung, son­dern um ei­ne Pro-for­ma-Rech­nung han­delt.

Der Se­nat ver­kennt nicht, dass den Käu­fer ei­nes Ge­braucht­wa­gens er­heb­li­che Schwie­rig­kei­ten im Hin­blick auf die Dar­le­gung ei­nes Um­ge­hungs­ge­schäfts tref­fen, weil er re­gel­mä­ßig die Ri­si­ko­ver­tei­lung im In­nen­ver­hält­nis zwi­schen Händ­ler und Ver­käu­fer nicht kennt. Ob dies grund­sätz­lich zu ei­ner Her­ab­set­zung der Dar­le­gungs­last des Ge­braucht­wa­gen­käu­fers oder so­gar zu ei­ner se­kun­dä­ren Dar­le­gungs­last des Ge­braucht­wa­gen­händ­lers füh­ren kann, kann für die hier zu tref­fen­de Ent­schei­dung da­hin­ste­hen. Denn der Klä­ger hat, wie in dem Hin­weis vom 04.06.2019 aus­ge­führt, we­sent­li­che, in die Be­ur­tei­lung ein­zu­be­zie­hen­de Um­stän­de nicht dar­ge­legt, von de­nen er Kennt­nis ha­ben muss, et­wa, wer bei Über­nah­me des Fahr­zeugs Hal­ter bzw. Ver­si­che­rungs­neh­mer des ge­kauf­ten Fahr­zeugs war und an wen der Kauf­preis ge­zahlt wur­de. Da­zu ist auch in dem er­gän­zen­den Schrift­satz vom 13.06.2019 kein wei­te­rer Vor­trag er­folgt.

3. Ent­ge­gen der An­sicht des Klä­gers haf­tet die Be­klag­te auch nicht nach § 311 III BGB.

Nach der Recht­spre­chung des BGH haf­tet der Ge­braucht­wa­gen­händ­ler als Ver­mitt­ler des Kauf­ver­trags oder als Ab­schluss­ver­tre­ter aus Ver­schul­den bei Ver­trags­schluss selbst, wenn der Kun­de ihm ein be­son­de­res, über die nor­ma­le Ver­hand­lungs­loya­li­tät hin­aus­ge­hen­des Ver­trau­en ent­ge­gen­bringt und er­war­tet, dar­in recht­li­chen Schutz zu ge­nie­ßen. Ob dies der Fall ist, be­darf ei­ner ein­ge­hen­den Wür­di­gung al­ler Um­stän­de des Fal­les (BGH, Urt. v. 28.01.1981 – VI­II ZR 88/80, BGHZ 79, 281, 283 f.).

Der Vor­trag des Klä­gers ge­nügt aber auch in­so­weit nicht, um ei­ne sol­che be­son­de­re Ver­trau­ens­stel­lung der Be­klag­ten an­zu­neh­men. Zwar kann es an­ge­sichts der Ge­schäfts­pra­xis im Ge­braucht­wa­gen­han­del leicht zu ei­ner Sach­wal­ter­stel­lung des Ge­braucht­wa­gen­ver­käu­fers kom­men, weil der Kauf­in­ter­es­sent mit dem ei­gent­li­chen Ver­käu­fer re­gel­mä­ßig nicht in Be­rüh­rung kommt (BGH, Urt. v. 28.01.1981 – VI­II ZR 88/80, BGHZ 79, 281, 283 f.). Auch bei ei­nem ein­zi­gen Ge­schäft, das un­ter Ein­schal­tung ei­nes Ver­tre­ters ab­ge­schlos­sen wird, ist denk­bar, dass die­ser dem Ver­trags­part­ner über das nor­ma­le Ver­hand­lungs­ver­trau­en hin­aus ei­ne zu­sätz­li­che von ihm per­sön­lich aus­ge­hen­de Ge­währ für den Be­stand und die Er­fül­lung des in Aus­sicht ge­nom­me­nen Rechts­ge­schäft ge­bo­ten hat (BGH, Urt. v. 29.01.1975 – VI­II ZR 101/73, BGHZ 63, 382, 384). Ei­ne Sach­wal­ter­stel­lung des Ge­braucht­wa­gen­ver­käu­fers ist je­doch, an­ders als der Klä­ger meint, nicht im­mer be­reits an­zu­neh­men, wenn der Ge­braucht­wa­gen­händ­ler die ge­sam­ten Ver­trags­ver­hand­lun­gen al­lein ge­führt hat, wäh­rend der Käu­fer zu dem ei­gent­li­chen Ver­käu­fer kei­nen Kon­takt hat­te. Dies kann zwar ei­nen we­sent­li­chen Um­stand für die An­nah­me ei­ner Sach­wal­ter­stel­lung dar­stel­len (BGH, Urt. v. 16.12.2009 – VI­II ZR 38/09, NJW 2010, 858 Rn. 24), ge­nügt für sich ge­nom­men aber nicht, wenn die äu­ße­ren Ge­ge­ben­hei­ten des Ver­kaufs ein über die nor­ma­le Ver­hand­lungs­loya­li­tät hin­aus­ge­hen­des Ver­trau­en nicht recht­fer­ti­gen (Rein­king/Eg­gert, Der Au­to­kauf, 13. Aufl. [2017], Rn. 2297). Zwei­fel an sol­chen ver­trau­ens­bil­den­den Ge­ge­ben­hei­ten be­grün­det vor­lie­gend die An­ga­be im Kauf­ver­trag, das Fahr­zeug sei am 08.02.2018 um 23.45 Uhr, al­so weit au­ßer­halb nor­ma­ler Öff­nungs­zei­ten ei­nes se­riö­sen Un­ter­neh­mens, über­ge­ben wor­den. Dass an­de­re äu­ße­ren Ge­ge­ben­hei­ten gleich­wohl ein be­son­de­res Ver­trau­en des Klä­gers  ge­recht­fer­tigt hät­ten, ist we­der er­kenn­bar noch vor­ge­tra­gen. …“

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