Der Ver­käu­fer ei­nes Ge­braucht­wa­gens muss den Käu­fer dar­über auf­klä­ren, dass er das Fahr­zeug kur­ze Zeit vor dem Wei­ter­ver­kauf von ei­nem nicht im Fahr­zeug­brief ein­ge­tra­ge­nen „flie­gen­den Zwi­schen­händ­ler“ er­wor­ben hat.

BGH, Ur­teil vom 16.12.2009 – VI­II ZR 38/09
(vor­anrge­hend: OLG Naum­burg, Ur­teil vom 15.01.2009 – 1 U 50/08)

Sach­ver­halt: Der Klä­ger macht Scha­dens­er­satz­an­sprü­che aus dem Kauf ei­nes Pkw Au­di A6 gel­tend, den er am 21.03.2004 für 4.500 € vom Be­klag­ten zu 1 über den Be­klag­ten zu 2, ei­nen Ge­braucht­wa­gen­händ­ler, ge­kauft hat.

Im Kauf­ver­trags­for­mu­lar ist un­ter dem vor­for­mu­lier­ten Text „Ge­samt­fahr­leis­tung nach An­ga­ben des Vor­be­sit­zers“ hand­schrift­lich „201.000 km“ ver­merkt; dies ent­spricht dem vom Ta­cho zum Zeit­punkt des Ver­trags­schlus­ses aus­ge­wie­se­nen Ki­lo­me­ter­stand. Als Vor­be­sit­zer wa­ren aus dem Fahr­zeug­brief nur der ur­sprüng­li­che Hal­ter so­wie der seit dem 16.02.2004 als Hal­ter ein­ge­tra­ge­ne Be­klag­te zu 1 er­sicht­lich. Die­ser hat­te das Fahr­zeug je­doch über den Be­klag­ten zu 2 von ei­nem Zwi­schen­händ­ler er­wor­ben, der bei­den Be­klag­ten nur als A be­kannt war und das Fahr­zeug sei­ner­seits eben­falls von ei­nem nicht als Hal­ter im Fahr­zeug­brief ein­ge­tra­ge­nen Vor­be­sit­zer er­wor­ben hat­te. Über die­se Um­stän­de wur­de der Klä­ger bei Ab­schluss des Kauf­ver­trags nicht in­for­miert.

Der Klä­ger fuhr mit dem Pkw 21.000 km und ver­äu­ßer­te ihn im No­vem­ber 2006 zu ei­nem Preis von 1.500 €. Er ist der Auf­fas­sung, die Be­klag­ten hät­ten ihn über den Er­werb des Fahr­zeugs von ei­nem nicht nä­her be­kann­ten Zwi­schen­händ­ler auf­klä­ren müs­sen. In die­sem Fall hät­te er auf die vom Ki­lo­me­ter­zäh­ler an­ge­zeig­te Lauf­leis­tung von 201.000 km nicht ver­traut und das Fahr­zeug des­halb auch nicht ge­kauft. Die tat­säch­li­che Lauf­leis­tung des Pkw ha­be im Zeit­punkt des Kauf­ver­trags mehr als 340.000 km be­tra­gen.

Der Klä­ger hat Scha­dens­er­satz in Hö­he von 7.009,39 € (Rück­zah­lung des Kauf­prei­ses so­wie Er­stat­tung von Re­pa­ra­tur­kos­ten ab­züg­lich Ver­kaufs­er­lös und Ent­gelt für ge­zo­ge­ne Nut­zun­gen) nebst Zin­sen be­gehrt. Das Land­ge­richt hat die Kla­ge ab­ge­wie­sen. Auf die Be­ru­fung des Klä­gers hat das Be­ru­fungs­ge­richt der Kla­ge in Hö­he von 6.754,24 € nebst Zin­sen statt­ge­ge­ben. Die wei­ter­ge­hen­de Be­ru­fung hat es zu­rück­ge­wie­sen. Mit den vom Be­ru­fungs­ge­richt zu­ge­las­se­nen Re­vi­sio­nen be­geh­ren die Be­klag­ten die Wie­der­her­stel­lung des erst­in­stanz­li­chen Ur­teils. Die Rechts­mit­tel hat­ten kei­nen Er­folg.

Aus den Grün­den: [6]    I. Das Be­ru­fungs­ge­richt hat zur Be­grün­dung sei­ner Ent­schei­dung, so­weit für das Re­vi­si­ons­ver­fah­ren von In­ter­es­se, im We­sent­li­chen aus­ge­führt:

[7]    Der Be­klag­te zu 2 sei dem Klä­ger aus cul­pa in con­tra­hen­do (§ 280 I BGB i. V. mit § 311 II BGB) zum Scha­dens­er­satz ver­pflich­tet, weil er ihn bei den Ver­trags­ver­hand­lun­gen nicht über den bei­den Be­klag­ten nicht nä­her be­kann­ten und im Kfz-Brief auch nicht ein­ge­tra­ge­nen Vor­be­sit­zer (A) auf­ge­klärt ha­be. Es sei ein Fall der so­ge­nann­ten Sach­wal­ter­haf­tung ge­ge­ben (§ 280 I BGB i. V. mit § 311 III BGB). Der Be­klag­te zu 2 ha­be be­son­de­res Ver­trau­en in An­spruch ge­nom­men, in­dem er die An­zei­ge im In­ter­net in sei­ner Ei­gen­schaft als Kfz-Händ­ler – oh­ne Hin­weis auf ein Ver­tre­ter­ge­schäft – ver­an­lasst und spä­ter auch das Ver­kaufs­ge­spräch ge­führt und den Ver­trag zu­stan­de ge­bracht ha­be. Mit dem Be­klag­ten zu 1 ha­be der Klä­ger dem­ge­gen­über kei­nen Kon­takt ge­habt. Dies sei als In­diz für ein be­son­de­res Ver­trau­en ge­gen­über dem Sach­wal­ter zu be­wer­ten.

[8]    Der Ge­braucht­wa­gen­händ­ler ha­be im Rah­men ei­nes Schuld­ver­hält­nis­ses nach § 311 III BGB die Pflicht, den Käu­fer auch un­ge­fragt auf ihm be­kann­te und für den Käu­fer nicht er­sicht­li­che we­sent­li­che Män­gel hin­zu­wei­sen. Der Um­stand, dass sich ei­ner der Vor­ei­gen­tü­mer aus dem Kfz-Brief nicht er­ge­be und nicht mit Na­men und Adres­se „greif­bar“ sei, ha­be ne­ga­ti­ve Aus­wir­kun­gen auf den Wert des Pkw und da­mit auch auf die Kauf­ent­schei­dung des In­ter­es­sen­ten. Denn in die­sem Fall be­ste­he ei­ne grö­ße­re Wahr­schein­lich­keit da­für, dass der Wa­gen un­sach­ge­mäß be­han­delt oder der Ki­lo­me­ter­zäh­ler ma­ni­pu­liert wor­den sei. Ge­gen die­se Pflicht zur Auf­klä­rung ha­be der Be­klag­te zu 2, dem der An­kauf des Fahr­zeugs von A be­kannt ge­we­sen sei, be­wusst ver­sto­ßen. Die­se vor­sätz­li­che Pflicht­ver­let­zung sei ur­säch­lich für den vom Klä­ger gel­tend ge­mach­ten Scha­den ge­we­sen. Ein ver­trag­li­cher Haf­tungs­aus­schluss schei­de schon des­halb aus, weil er bei vor­sätz­li­cher Nicht­auf­klä­rung ana­log § 444 Fall 1 BGB nich­tig wä­re. Der An­spruch sei nicht ver­jährt.

[9]    Ein An­spruch in ent­spre­chen­der Hö­he be­ste­he auch ge­gen den Be­klag­ten zu 1, der sich das Ver­schul­den des Be­klag­ten zu 2 als sei­nes Er­fül­lungs­ge­hil­fen als ei­ge­nes zu­rech­nen las­sen müs­se (§ 278 BGB) und mit die­sem als Ge­samt­schuld­ner haf­te.

[10]   II. Die­se Be­ur­tei­lung hält der re­vi­si­ons­recht­li­chen Nach­prü­fung im Rah­men des be­schränk­ten Um­fangs der Re­vi­si­ons­zu­las­sung stand, so­dass die Re­vi­sio­nen zu­rück­zu­wei­sen sind.

[11]   1. Die Re­vi­sio­nen sind un­zu­läs­sig, so­weit sie sich ge­gen die Hö­he des gel­tend ge­mach­ten Scha­dens­er­sat­zes wen­den. Das Be­ru­fungs­ge­richt hat die Re­vi­sio­nen nur be­schränkt – auf den Grund des vom Klä­ger gel­tend ge­mach­ten An­spruchs auf Scha­dens­er­satz – zu­ge­las­sen. Das er­gibt sich zwar nicht aus dem Te­nor, wohl aber, was nach der Recht­spre­chung des BGH aus­reicht (BGH, Urt. v. 29.01.2003 – XII ZR 92/01, BGHZ 153, 358, 360 f.; Se­nat, Urt. v. 16.09.2009 – VI­II ZR 243/08, BGHZ 182, 241 = WM 2009, 2334 Rn. 11; Urt. v. 15.07.2009 – VI­II ZR 340/08, WuM 2009, 1383 Rn. 13), aus den Grün­den des Ur­teils.

[12]   Das Be­ru­fungs­ge­richt hat die Re­vi­sio­nen ei­ner­seits we­gen der Fra­ge nach der An­wend­bar­keit der cul­pa in con­tra­hen­do ne­ben den §§ 434 ff. BGB in den Fäl­len ei­ner vor­sätz­li­chen vor­ver­trag­li­chen Pflicht­ver­let­zung und an­de­rer­seits im Hin­blick auf ei­ne Of­fen­ba­rungs­pflicht des Ge­braucht­wa­gen­ver­käu­fers über nicht ein­ge­tra­ge­ne Vor­be­sit­zer zu­ge­las­sen. Die­se Fra­gen be­tref­fen nur den An­spruchs­grund. Ei­ne Be­schrän­kung der Re­vi­si­ons­zu­las­sung auf den An­spruchs­grund ist nach der Recht­spre­chung des BGH mög­lich (Se­nat, Urt. v. 16.09.2009 – VI­II ZR 243/08, BGHZ 182, 241 = WM 2009, 2334 Rn. 11; Urt. v. vom 30.06.1982 – VI­II ZR 259/81, NJW 1982, 2380 un­ter II 2 c; BGH, Urt. v. 13.07.2004 – VI ZR 273/03, NJW 2004, 3176 un­ter II 1) und da­her wirk­sam.

[13]   2. So­weit die Re­vi­sio­nen zu­läs­sig sind, sind sie un­be­grün­det. Die Be­klag­ten sind dem Klä­ger ge­mäß §§ 280 I, 311 II, III, 241 II BGB als Ge­samt­schuld­ner zum Scha­dens­er­satz ver­pflich­tet. Sie haf­ten we­gen der un­ter­blie­be­nen Auf­klä­rung über den nicht nä­her be­kann­ten Zwi­schen­händ­ler aus Ver­schul­den bei Ver­trags­ver­hand­lun­gen.

[14]   a) Zu Recht hat das Be­ru­fungs­ge­richt an­ge­nom­men, dass der Be­klag­te zu 1 sich das Ver­hal­ten des Be­klag­ten zu 2, des­sen er sich als Er­fül­lungs­ge­hil­fe be­dient hat, zu­rech­nen las­sen muss (§ 278 BGB) und dem Klä­ger nach §§ 280 I, 311 II, 241 II BGB zum Scha­dens­er­satz ver­pflich­tet ist.

[15]   aa) Nach der ge­fes­tig­ten Recht­spre­chung des BGH be­steht bei Ver­trags­ver­hand­lun­gen für je­den Ver­trags­part­ner die Pflicht, den an­de­ren Teil über sol­che Um­stän­de auf­zu­klä­ren, die den Ver­trags­zweck (des an­de­ren) ver­ei­teln kön­nen und da­her für sei­nen Ent­schluss von we­sent­li­cher Be­deu­tung sind, so­fern er die Mit­tei­lung nach der Ver­kehrs­auf­fas­sung er­war­ten kann (Se­nat, Urt. v. 04.04.2001 – VI­II ZR 32/00, WM 2001, 1118 un­ter II 3 b; Urt. v. 13.06.2007 – VI­II ZR 236/06, WM 2007, 2258 Rn. 35; je­weils m. w. Nachw.).

[16]   Wie das Be­ru­fungs­ge­richt rich­tig ge­se­hen hat, liegt ein sol­cher für den Käu­fer ei­nes Ge­braucht­wa­gens we­sent­li­cher Um­stand vor, wenn der Ver­käu­fer das Fahr­zeug selbst – wie hier – kurz zu­vor von ei­nem „flie­gen­den Zwi­schen­händ­ler“ er­wor­ben hat. In ei­nem sol­chen Fall ist der Ver­käu­fer zur Auf­klä­rung ver­pflich­tet (OLG Bre­men, Urt. v. 08.10.2003 – 1 U 40/03, NJW 2003, 3713 f.; Rein­king/Eg­gert, Der Au­to­kauf, 10. Aufl., Rn. 1599), denn oh­ne ei­nen ent­spre­chen­den Hin­weis geht der Käu­fer da­von aus, dass der Ver­trags­part­ner das Fahr­zeug von dem­je­ni­gen über­nom­men hat, der als letz­ter Hal­ter in dem Kraft­fahr­zeug­brief ein­ge­tra­gen ist. Hat der Ver­käu­fer das Fahr­zeug kur­ze Zeit vor dem Wei­ter­ver­kauf selbst von ei­ner Per­son un­be­kann­ter Iden­ti­tät er­wor­ben, liegt der Ver­dacht na­he, dass es wäh­rend der Be­sitz­zeit des un­be­kann­ten Vor­ei­gen­tü­mers zu Ma­ni­pu­la­tio­nen am Ki­lo­me­ter­zäh­ler oder ei­ner sons­ti­gen un­sach­ge­mä­ßen Be­hand­lung des Fahr­zeugs ge­kom­men ist. Die Ver­läss­lich­keit der An­ga­ben des Ver­käu­fers zum Fahr­zeug wird da­durch grund­le­gend ent­wer­tet. Ins­be­son­de­re kommt der Ki­lo­me­ter­stands­an­zei­ge und den Aus­sa­gen zur „Ge­samt­fahr­leis­tung nach An­ga­be des Vor­be­sit­zers“ hin­sicht­lich der tat­säch­li­chen Fahr­leis­tung in ei­nem sol­chen Fall kei­ne nen­nens­wer­te Be­deu­tung zu (vgl. OLG Bre­men, Urt. v. 08.10. 2003 – 1 U 40/03, NJW 2003, 3713 f.; Rein­king/Eg­gert, a. a. O., Rn. 1599 f.).

[17]   bb) Oh­ne Er­folg wen­det sich die Re­vi­si­on des Be­klag­ten zu 2 ge­gen die tatrich­ter­li­che Wür­di­gung des Be­ru­fungs­ge­richts, dass die ge­bo­te­ne Auf­klä­rung über den Vor­er­werb von ei­nem un­be­kann­ten Zwi­schen­händ­ler un­ter­blie­ben sei. Ein re­vi­si­ons­recht­lich er­heb­li­cher Feh­ler ist nicht er­sicht­lich und wird von der Re­vi­si­on des Be­klag­ten zu 2 nicht dar­ge­legt. Die Re­vi­si­on setzt le­dig­lich ih­re ei­ge­ne Be­wer­tung der Aus­sa­gen der Zeu­gen an die Stel­le der Be­weis­wür­di­gung des Be­ru­fungs­ge­richts. Dies ist re­vi­si­ons­recht­lich un­be­acht­lich.

[18]   cc) Zu­tref­fend hat das Be­ru­fungs­ge­richt fer­ner an­ge­nom­men, dass die un­ter­blie­be­ne Auf­klä­rung für den Scha­den des Klä­gers ur­säch­lich ge­wor­den ist. Der­je­ni­ge, der ver­trag­li­che oder vor­ver­trag­li­che Auf­klä­rungs­pflich­ten ver­letzt, muss dar­le­gen und be­wei­sen, dass der Scha­den auch bei pflicht­ge­mä­ßem Ver­hal­ten ein­ge­tre­ten wä­re, der Ge­schä­dig­te al­so den Hin­weis un­be­ach­tet ge­las­sen und auch bei wahr­heits­ge­mä­ßen An­ga­ben den Kauf­ver­trag so wie ge­sche­hen ab­ge­schlos­sen hät­te (Se­nat, Urt. v. 13.06.2007 – VI­II ZR 236/06, WM 2007, 2258 Rn. 39; Urt. v. 04.04.2001 – VI­II ZR 32/00, WM 2001, 1118 un­ter II 3 d m. w. Nachw.). An­halts­punk­te für ein solch hy­po­the­ti­sches Ver­hal­ten er­ge­ben sich ent­ge­gen der Auf­fas­sung der Re­vi­si­on des Be­klag­ten zu 2 nicht schon dar­aus, dass dem Klä­ger be­kannt war, dass er kein Fahr­zeug aus ers­ter Hand er­warb.

[19]   dd) Ein An­spruch aus Ver­schul­den bei Ver­trags­ver­hand­lun­gen schei­det auch nicht des­halb aus, weil im An­wen­dungs­be­reich des Sach­män­gel­ge­währ­leis­tungs­rechts ein Rück­griff auf die­se Grund­sät­ze nicht zu­läs­sig wä­re, wie dies von den Re­vi­sio­nen mit der Be­grün­dung gel­tend ge­macht wird, dass sich die Auf­klä­rungs­pflicht auf die Be­schaf­fen­heit der Kauf­sa­che be­zie­he.

[20]   (1) Ob in­so­weit ein Rück­griff ge­sperrt ist, war in der Ver­gan­gen­heit um­strit­ten (vgl. zum Mei­nungs­stand BGH, Urt. v. 27.03.2009 – V ZR 30/08, BGHZ 180, 205 = NJW 2009, 2120 Rn. 13 ff.). Der BGH hat nach Er­lass des Be­ru­fungs­ur­teils ent­schie­den, dass nach Ge­fahr­über­gang zwar von ei­nem grund­sätz­li­chen Vor­rang der §§ 434 ff. BGB aus­zu­ge­hen ist, ei­ne Aus­nah­me je­doch zu­min­dest bei vor­sätz­li­chem Ver­hal­ten des Ver­käu­fers ge­bo­ten ist (BGH, Urt. v. 27.03.2009 – V ZR 30/08, BGHZ 180, 205 = NJW 2009, 2120 Rn. 19).

[21]   (2) Ent­ge­gen der Auf­fas­sung der Re­vi­sio­nen hat das Be­ru­fungs­ge­richt aus­rei­chen­de Fest­stel­lun­gen zu ei­nem der­ar­ti­gen vor­sätz­li­chen Ver­hal­ten des Be­klag­ten zu 2 ge­trof­fen, so­dass es kei­ner Ent­schei­dung be­darf, ob es sich bei dem Ge­gen­stand der ge­schul­de­ten Auf­klä­rung um ein Be­schaf­fen­heits­merk­mal han­delt. Das Be­ru­fungs­ge­richt hat auf­grund der von ihm durch­ge­führ­ten Be­weis­auf­nah­me fest­ge­stellt, dass der Be­klag­te zu 2, dem die Her­kunft des Fahr­zeugs von ei­nem un­be­kann­ten Zwi­schen­händ­ler nach sei­nen ei­ge­nen An­ga­ben be­kannt ge­we­sen sei, die­sen Um­stand be­wusst ver­schwie­gen und so­mit sei­ne Auf­klä­rungs­pflicht vor­sätz­lich ver­letzt ha­be. Oh­ne Er­folg rügt die Re­vi­si­on des Be­klag­ten zu 2, das Be­ru­fungs­ge­richt ha­be die Mög­lich­keit au­ßer Acht ge­las­sen, dass der Be­klag­te zu 2 den er­for­der­li­chen Hin­weis auf den Vor­be­sit­zer – ent­ge­gen sei­ner ei­ge­nen Er­in­ne­rung – ver­ges­sen und des­halb nur fahr­läs­sig ge­han­delt ha­ben könn­te. Die­se fern­lie­gen­de Mög­lich­keit, auf die sich der Be­klag­te zu 2 erst­mals in der Re­vi­si­ons­in­stanz be­ruft, hat das Be­ru­fungs­ge­richt zu Recht nicht in Be­tracht ge­zo­gen. An­ge­sichts der vor­sätz­li­chen Nicht­auf­klä­rung war auch ein et­wa ver­trag­lich ver­ein­bar­ter Haf­tungs­aus­schluss, wie das Be­ru­fungs­ge­richt rich­tig ge­se­hen hat, nich­tig (BGH, Urt. v. 29.01.1975 – VI­II ZR 101/73, BGHZ 63, 382, 388; Se­nat, Urt. v. 14.03.1979 – VI­II ZR 129/78, NJW 1979, 1707 un­ter I 2 c; vgl. auch Pa­landt/Grü­ne­berg, BGB, 69. Aufl., § 311 Rn. 66).

[22]   ee) Das Be­ru­fungs­ge­richt hat den An­spruch des Klä­gers zu­tref­fend als un­ver­jährt an­ge­se­hen. Ent­ge­gen der An­sicht der Re­vi­sio­nen un­ter­liegt der An­spruch des Klä­gers der re­gel­mä­ßi­gen Ver­jäh­rung von drei Jah­ren (§ 195 BGB). Ei­ne kür­ze­re Ver­jäh­rungs­frist er­gibt sich we­der aus ei­ner ver­trag­li­chen Ver­ein­ba­rung noch aus ei­ner ent­spre­chen­den An­wen­dung von § 438 I Nr. 3 BGB. Ei­ne ver­trag­li­che Ab­kür­zung der Ver­jäh­rung wä­re be­züg­lich der Haf­tung der Be­klag­ten aus Vor­satz un­wirk­sam (§ 202 BGB). Auch nach § 438 III 1 BGB ver­bleibt es bei vor­sätz­li­chem Han­deln des Ver­käu­fers bei der re­gel­mä­ßi­gen Ver­jäh­rungs­frist. Nach den un­an­ge­grif­fe­nen Fest­stel­lun­gen des Be­ru­fungs­ge­richts hat der Klä­ger die­se Frist ge­wahrt.

[23]   b) Zu Recht hat das Be­ru­fungs­ge­richt fer­ner an­ge­nom­men, dass der Be­klag­te zu 2 bei der Ver­mitt­lung des Kauf­ver­trags zwi­schen dem Klä­ger und dem Be­klag­ten zu 1 be­son­de­res Ver­trau­en i. S. von § 311 III BGB in An­spruch ge­nom­men hat und dem Klä­ger des­halb eben­falls scha­dens­er­satz­pflich­tig ist.

[24]   Nach der Recht­spre­chung des BGH haf­tet der Ge­braucht­wa­gen­händ­ler als Ver­mitt­ler des Kauf­ver­tra­ges oder als Ab­schluss­ver­tre­ter aus Ver­schul­den bei Ver­trags­schluss selbst, wenn der Kun­de ihm ein be­son­de­res, über die nor­ma­le Ver­hand­lungs­loya­li­tät hin­aus­ge­hen­des Ver­trau­en ent­ge­gen­bringt und er­war­tet, dar­in recht­li­chen Schutz zu ge­nie­ßen (Se­nat, Urt. v. 29.01.1975 – VI­II ZR 101/73, BGHZ 63, 382, 384 f.; Urt. v. 28.01.1981 – VI­II ZR 88/80, BGHZ 79, 281, 283 f.; Se­nat, Urt. v. 29.06.1977 – VI­II ZR 43/76, WM 1977, 1048 un­ter II 2 a). In Über­ein­stim­mung mit der Recht­spre­chung des Se­nats hat das Be­ru­fungs­ge­richt dem Um­stand we­sent­li­che Be­deu­tung bei­ge­mes­sen, dass der Be­klag­te zu 2 die ge­sam­ten Ver­trags­ver­hand­lun­gen bis zum Ab­schluss des Kauf­ver­trags im Rah­men sei­ner Tä­tig­keit als Kfz-Händ­ler al­lein ge­führt hat, wäh­rend der Klä­ger zu dem ei­gent­li­chen Ver­käu­fer, dem Be­klag­ten zu 1, kei­nen Kon­takt hat­te. Ei­nen re­vi­si­ons­recht­lich be­acht­li­chen Feh­ler die­ser Wür­di­gung des Be­ru­fungs­ge­richts zeigt die Re­vi­si­on nicht auf. Ins­be­son­de­re setzt die In­an­spruch­nah­me be­son­de­ren Ver­trau­ens durch ei­nen als Ver­mitt­lungs- und Ab­schluss­ver­tre­ter auf­tre­ten­den Kfz-Händ­ler we­der das Vor­han­den­sein ei­ner ei­ge­nen Werk­statt­ein­rich­tung (vgl. Urt. v. 28.01.1981 – VI­II ZR 88/80, BGHZ 79, 281, 285) noch mehr als nur ei­nen „re­la­tiv kurz­fris­ti­gen“ Kon­takt mit dem Käu­fer vor­aus. Auch bei ei­nem ein­ma­li­gen Ge­le­gen­heits­ge­schäft mit zu­fäl­li­ger Ver­trags­an­bah­nung kommt ei­ne Haf­tung des Ab­schluss­ver­tre­ters in Be­tracht (Se­nat, Urt. v. 29.01.1975 – VI­II ZR 101/73, BGHZ 63, 382, 384 f.).

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