1. Bei ei­nem Ge­braucht­wa­gen ist nor­ma­ler, al­ters­ge­mä­ßer Ver­schleiß (hier: Kor­ro­si­ons­schä­den am Aus­puff ei­nes et­wa zehn Jah­re al­ten Klein­wa­gens mit ei­ner Lauf­leis­tung von rund 90.000 km) und erst recht ein erst nach Über­ga­be des Fahr­zeugs an den Käu­fer fort­schrei­ten­der und vi­ru­lent wer­den­de Ver­schleiß grund­sätz­lich kein Sach­man­gel i. S. des § 434 I 2 BGB.
  2. Die Ein­tra­gung „TÜV/AU neu“ in ei­nem Ge­braucht­wa­gen­kauf­ver­trag ist bei in­ter­es­sen­ge­rech­ter Aus­le­gung ei­ne still­schwei­gen­de Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung (§ 434 I 1 BGB) des In­halts, dass sich das ver­kauf­te Fahr­zeug bei der Über­ga­be an den Käu­fer in ei­nem für die Haupt­un­ter­su­chung nach § 29 StV­ZO ge­eig­ne­ten, ins­be­son­de­re ver­kehrs­si­che­ren Zu­stand be­fin­de und die Haupt­un­ter­su­chung durch­ge­führt wor­den sei (im An­schluss an BGH, Urt. v. 15.04.2015 – VI­II ZR 80/14, NZV 2015, 381 Rn. 19 m. w. Nachw.).
  3. Die in § 476 BGB a.F. (= § 477 BGB n.F.) vor­ge­se­he­ne Be­weis­last­um­kehr kommt zwar grund­sätz­lich auch dem Käu­fer ei­ner ge­brauch­ten Sa­che – hier: dem Käu­fer ei­nes Ge­braucht­wa­gens – zu­gu­te, und sie ist nicht per se des­halb aus­ge­schlos­sen, weil es um ei­nen Man­gel geht, der ty­pi­scher­wei­se je­der­zeit auf­tre­ten kann (im An­schluss an BGH, Urt. v. 14.09.2005 – VI­II ZR 363/04, NJW 2005, 3490 [3492] m. w. Nachw.). Die Ver­mu­tung, ein be­stimm­ter Man­gel ha­be schon bei Ge­fahr­über­gang vor­ge­le­gen, ist je­doch mit der Art der Sa­che oder des Man­gels un­ver­ein­bar und ei­ne Be­weis­last­um­kehr fin­det des­halb nicht statt, wenn der Zu­stand der Sa­che, der sich in­ner­halb der Sechs­mo­nats­frist zeigt, nicht von dem­je­ni­gen Zu­stand ab­weicht, den ei­ne bei Ge­fahr­über­gang man­gel­freie Sa­che ty­pi­scher­wei­se zu die­sem Zeit­punkt auf­ge­wie­sen hät­te. Die­ser Zu­stand ist dann näm­lich nicht ein­mal ein In­diz für ei­ne Man­gel­haf­tig­keit bei Ge­fahr­über­gang.
  4. In Er­man­ge­lung ei­nes Rechts­schutz­be­dürf­nis­ses kann ein Käu­fer nach ei­nem man­gel­be­ding­ten Rück­tritt vom Kauf­ver­trag re­gel­mä­ßig nicht mit Er­folg vom Ver­käu­fer ver­lan­gen, dass die­ser ihn von künf­ti­gen For­de­run­gen des Dar­le­hens­ge­bers aus ei­nem mit dem Kauf­ver­trag i. S. von § 358 III 1, 2 BGB ver­bun­de­nen Dar­le­hens­ver­trag frei­stellt. Denn wird der Kauf­ver­trag in­fol­ge des Rück­tritts rück­ab­ge­wi­ckelt, fällt die Ge­schäfts­grund­la­ge des Dar­le­hens­ver­tra­ges weg und hat der Käu­fer/Dar­le­hens­neh­mer des­halb je­den­falls das Recht, die­sen Ver­trag durch ei­ne Kün­di­gung mit Wir­kung ex nunc zu be­en­den (§ 313 III 2 BGB). Fol­ge ei­ner sol­chen Kün­di­gung ist, dass der Dar­le­hens­ge­ber über die Rück­zah­lung der Dar­le­hens­va­lu­ta hin­aus nichts mehr von dem Käu­fer/Dar­le­hens­neh­mer ver­lan­gen kann.

OLG Köln, Ur­teil vom 26.04.2018 – 15 U 82/17
(nach­fol­gend: BGH, Ur­teil vom 09.09.2020 – VI­II ZR 150/18)

Sach­ver­halt: Die Klä­ge­rin nimmt die be­klag­te Ge­braucht­wa­gen­händ­le­rin auf Rück­ab­wick­lung ei­nes Kfz-Kauf­ver­trags in An­spruch.

Sie kauf­te von der Be­klag­ten mit schrift­li­chem Ver­trag vom 11.01.2014 ei­nen ge­brauch­ten Pkw (Peu­geot 307), der ihr am 17.01.2014 über­ge­ben wur­de. Den Kauf­preis in Hö­he von 5.650 € fi­nan­zier­te die Klä­ge­rin, in­dem sie ei­nen Dar­le­hens­ver­trag mit der B-Bank AG schloss.

Zwi­schen den Par­tei­en ist strei­tig, ob das Fahr­zeug (schon) bei der Über­ga­be an die Klä­ge­rin man­gel­haft war. Zwi­schen dem 21.07.2014 und dem 11.12.2015 führ­ten die Par­tei­en ei­ne um­fang­rei­che E-Mail-Kor­re­spon­denz über Män­gel­rü­gen der Klä­ge­rin. Am 04.07.2014 und am 21.08.2014 nahm die Be­klag­te Schweiß­ar­bei­ten am Mit­tel­schall­dämp­fer bzw. am Aus­puff (End­schall­dämp­fer) des Fahr­zeugs vor, und sie kon­trol­lier­te auch des­sen Öl­ver­brauch.

Mit an­walt­li­chem Schrei­ben vom 11.12.2014 er­klär­te die Klä­ge­rin den Rück­tritt vom Kauf­ver­trag.

Sie be­haup­tet, der streit­ge­gen­ständ­li­che Pkw sei be­reits man­gel­haft ge­we­sen, als er ihr am 17.01.2014 über­ge­ben wor­den sei. Zum ei­nen ha­be der Aus­puff Ris­se auf­ge­wie­sen, die durch Nach­bes­se­rungs­ar­bei­ten der Be­klag­ten in Ge­stalt von Schweiß­ar­bei­ten nicht be­sei­tigt wor­den sei­en. Viel­mehr hät­te der Aus­puff aus­ge­tauscht wer­den müs­sen. Dar­über hin­aus ha­be das Fahr­zeug ei­nen ho­hen Öl­ver­brauch, der ein In­diz für wei­ter­ge­hen­de, schwer­wie­gen­de Mo­tor­män­gel sei. Im Be­reich des Mo­tor­raums sei­en zu­dem un­üb­li­che Schleif­ge­räu­sche wahr­zu­neh­men, die auf ei­nen De­fekt der Spann­rol­le hin­deu­ten könn­ten. Schließ­lich lie­ßen un­üb­li­che Ge­räu­sche auf Schä­den an der Hin­ter­ach­se des Fahr­zeugs schlie­ßen.

Die Be­klag­te be­haup­tet dem­ge­gen­über, sie ha­be der Klä­ge­rin das streit­ge­gen­ständ­li­che Fahr­zeug in ord­nungs­ge­mä­ßem Zu­stand über­ge­ben. Die Schweiß­ar­bei­ten, die sie – die Be­klag­te – am Aus­puff vor­ge­nom­men ha­be, sei­en kei­ne Nach­bes­se­rungs­ver­su­che ge­we­sen, son­dern aus Ku­lanz und für die Klä­ge­rin kos­ten­frei er­folgt. Ein zu ho­her Öl­ver­brauch ha­be nicht fest­ge­stellt wer­den kön­nen; viel­mehr ha­be ei­ne Mes­sung am 08.11.2014 ei­nen Öl­ver­brauch von 0,1 l/1.000 km er­ge­ben.

Das Land­ge­richt hat die Kla­ge nach Ein­ho­lung ei­nes Sach­ver­stän­di­gen­gut­ach­tens ab­ge­wie­sen (LG Köln, Urt. v. 17.05.2017 – 18 O 39/15). Zwar kä­men der Klä­ge­rin grund­sätz­lich die in § 476 BGB a.F. (= § 477 BGB n.F.) vor­ge­se­he­ne Ver­mu­tung und die dies­be­züg­li­che Recht­spre­chung des BGH (Urt. v. 12.10.2016 – VI­II ZR 103/15, NJW 2017, 1093) zu­gu­te. Die Klä­ge­rin ha­be je­doch nicht be­wie­sen, dass die bei der Be­gut­ach­tung ih­res Fahr­zeugs fest­ge­stell­te er­heb­li­che Kor­ro­si­on am Aus­puff be­reits bei Ge­fah­ren­über­gang vor­ge­le­gen ha­be und die Be­klag­te die Schweiß­ar­bei­ten we­gen die­ser nun­mehr fest­ge­stell­ten Kor­ro­si­on vor­ge­nom­men ha­be.

Mit ih­rer da­ge­gen ge­rich­te­ten Be­ru­fung ver­folgt die Klä­ge­rin ihr erst­in­stanz­li­ches Be­geh­ren un­ter Be­schrän­kung auf die be­haup­te­ten Män­gel an der Aus­puff­an­la­ge wei­ter. Sie meint, schon dass die Be­klag­te Schweiß­ar­bei­ten an der Aus­puff­an­la­ge durch­ge­führt ha­be, be­le­ge, dass sich die­se Män­gel in­ner­halb von sechs Mo­na­ten ab Ge­fah­ren­über­gang ge­zeigt hät­ten und der Be­klag­ten be­kannt ge­we­sen sei­en. Des­halb grei­fe zu ih­ren – der Klä­ge­rin – Guns­ten § 477 BGB n.F. ein. Das Land­ge­richt ha­be die Fest­stel­lun­gen des Sach­ver­stän­di­gen un­ge­nau ge­wür­digt. Die­ser ha­be aus­ge­führt, dass die Schweiß­ar­bei­ten mit dem klä­ge­ri­schen Vor­trag in Ein­klang stün­den, die Kor­ro­si­ons­spu­ren an der Aus­puff­an­la­ge sei­en äl­ter als die Schweiß­ar­bei­ten und die Aus­puff­an­la­ge hät­te aus­ge­tauscht wer­den müs­sen.

Die Be­klag­te ver­tei­digt die Ent­schei­dung des Land­ge­richts. Mit Blick auf ei­nen vom Be­ru­fungs­ge­richt er­teil­ten Hin­weis ist sie der Auf­fas­sung, an­ge­sichts ei­ner – un­strei­tig – am 14.01.2014 er­folg­reich durch­ge­führ­ten Haupt­un­ter­su­chung kön­ne nicht an­ge­nom­men wer­den, dass das streit­ge­gen­ständ­li­che Fahr­zeug bei der Über­ga­be an die Klä­ge­rin kei­nen für die Haupt­un­ter­su­chung nach § 29 StV­ZO ge­eig­ne­ten Zu­stand ge­habt ha­be. Wie das Be­ru­fungs­ge­richt be­reits be­tont ha­be, kön­ne bei ei­nem neun Jah­re al­ten Fahr­zeug mit ei­ner Lauf­leis­tung von 90.000 km kei­ne neu­wer­ti­ge Aus­puff­an­la­ge er­war­tet wer­den.

Das Land­ge­richt ha­be zu­tref­fend ge­wür­digt, dass der Sach­ver­stän­di­ge – auch man­gels Kennt­nis, „in­wie­weit sich das Fahr­zeug kor­ro­si­ons­mä­ßig wei­ter­ent­wi­ckelt ha­be“ – nicht ha­be an­ge­ben kön­nen, seit wann die von ihm fest­ge­stell­te, „län­ger­fris­tig an­ge­leg­te“ Kor­ro­si­on vor­han­den sei.

Hin­sicht­lich ei­ner im Kauf­ver­trag an­ge­spro­che­nen Ga­ran­tie, auf die das Be­ru­fungs­ge­richt in ei­nem Hin­weis­be­schluss ab­ge­stellt ha­be, sei zu be­rück­sich­ti­gen, dass – so­weit hier von In­ter­es­se – in den (nun­mehr vor­ge­leg­ten und un­strei­tig dem Ver­trag zu­grun­de lie­gen­den) Ga­ran­tie­be­din­gun­gen die Aus­puff­an­la­ge als Ver­schleiß­teil aus­ge­nom­men sei.

Die Klä­ge­rin – so macht die Be­klag­te wei­ter gel­tend – ha­be nach den am 21.08.2014 durch­ge­führ­ten Schweiß­ar­bei­ten kei­ne Män­gel am Aus­puff und ins­be­son­de­re kei­ne Kor­ro­si­ons­schä­den mehr ge­rügt. Sie ha­be vor al­lem kei­nen Aus­tausch der Aus­puff­an­la­ge ver­langt, son­dern al­lein ei­nen – im Be­ru­fungs­ver­fah­ren nicht mehr re­le­van­ten – Öl­ver­brauch the­ma­ti­siert. Kor­ro­si­ons­schä­den an der Schall­dämp­feran­la­ge sei­en oh­ne­hin nie ge­nau ge­rügt wor­den, so­dass in­so­weit § 477 BGB n.F. nicht zu Guns­ten der Klä­ge­rin ein­grei­fen kön­ne.

In der Be­ru­fungs­in­stanz be­haup­tet die Be­klag­te zu­dem erst­mals, der Kos­ten­auf­wand für die Be­sei­ti­gung der von der Klä­ge­rin ge­rüg­ten Män­gel sei mit nur 250 € ge­ring­fü­gig, so­dass ein Rück­tritt der Klä­ge­rin vom Kauf­ver­trag an § 323 V 2 BGB schei­te­re.

Die Be­ru­fung hat­te kei­nen Er­folg.

Aus den Grün­den: II. … 1. Das Land­ge­richt hat die Kla­ge zu Recht ab­ge­wie­sen, weil der Klä­ge­rin kein An­spruch auf Rück­ab­wick­lung zu­steht und da­mit auch die an­de­ren Kla­ge­an­trä­ge auf Fest­stel­lung, Frei­stel­lung so­wie Scha­dens- bzw. Auf­wen­dungs­er­satz nicht mehr durch­grei­fen kön­nen.

a) So­weit der Se­nat im Hin­weis­be­schluss vom 21.08.2017 die im Kauf­ver­trag an­ge­spro­che­ne „1-Jahr-Ga­ran­tie“ the­ma­ti­siert hat, die un­ter Um­stän­den als Halt­bar­keits­ga­ran­tie mit den dar­aus ge­ge­be­nen­falls ab­zu­lei­ten­den Ver­mu­tungs­wir­kun­gen und Rechts­fol­gen in­ner­halb der Ga­ran­tie­zeit hät­te ver­stan­den wer­den kön­nen, ist nach Vor­la­ge der Ga­ran­tie­be­din­gun­gen da­von aus­zu­ge­hen, dass die al­lein noch streit­ge­gen­ständ­li­chen Schä­den an der Aus­puff­an­la­ge da­von je­den­falls nicht er­fasst sind und es da­ne­ben kei­ne wei­ter­ge­hen­de ver­trag­li­che Ga­ran­tie­ab­re­de zwi­schen den Par­tei­en gab.

b) An­sprü­che aus §§ 346 ff. BGB nach ei­nem Rück­tritt ge­mäß §§ 434 I 2 Nr. 2, 437 Nr. 2 Fall 1, 323 BGB schei­den – wie im Üb­ri­gen auch An­sprü­che auf so­ge­nann­ten gro­ßen Scha­dens­er­satz etc. – zu­dem eben­falls aus, weil das da­für er­for­der­li­che Vor­lie­gen ei­nes Sach­man­gels (§ 434 I BGB) bei Ge­fah­ren­über­gang nicht fest­stell­bar ist.

aa) Hin­sicht­lich der al­lein noch streit­ge­gen­ständ­li­chen an­geb­li­chen Män­gel am Aus­puff kann da­bei zwar nicht – wie die Be­klag­te meint – zum ge­ne­rel­len Aus­schluss ei­nes Rück­tritts­rechts schon an feh­len­de Män­gel­rü­gen zur Kor­ro­si­on des Aus­puffs oder Ähn­li­ches vor dem Rück­tritt und/oder ei­ne feh­len­de Ge­le­gen­heit zur Nach­bes­se­rung an­ge­knüpft wer­den. Nach der so­ge­nann­ten Sym­ptom­theo­rie ge­nügt näm­lich die Rü­ge der Man­ge­laus­wir­kun­gen (hier: Ge­räusch­ent­wick­lung vom Aus­puff und Män­gel am Aus­puff; zu die­ser ty­pi­schen Fol­ge ei­ner Aus­puff­kor­ro­si­on: S. 18 des Gut­ach­tens). Ent­ge­gen dem Vor­trag der Be­klag­ten folgt aus de­ren au­ßer­ge­richt­li­chem Schrift­satz vom 21.10.2014, dass die „In­stand­set­zungs­ar­bei­ten“ am Aus­puff auch nach dem zwei­ten „Schweiß­ter­min“ durch­aus da­mals wei­ter­hin The­ma un­ter den Par­tei­en wa­ren (vgl. auch E-Mail vom 06.10.2014 zur „di­let­tan­ti­schen“ Re­pa­ra­tur nach zwei Schweiß­ter­mi­nen am Aus­puff). Das Fahr­zeug stand da­nach noch­mals bei der Be­klag­ten zur Kon­trol­le. An­ge­sichts zwei­er er­folg­lo­ser Nach­bes­se­rungs­ver­su­che wä­re da­mit nach § 440 Satz 1 Fall 2, Satz 2 BGB ein Rück­tritt grund­sätz­lich er­öff­net ge­we­sen.

bb) In­des fehlt es – wie ein­gangs ge­sagt – am Vor­lie­gen ei­nes Sach­man­gels bei Ge­fahr­über­gang. Zwar geht der Se­nat – an­ders als das Land­ge­richt, an des­sen Fest­stel­lun­gen in­so­fern „Zwei­fel“ i. S. des § 529 I Nr. 1 ZPO be­ste­hen – da­von aus, dass sich aus den Aus­füh­run­gen des Sach­ver­stän­di­gen S auf Sei­te 17 f. des Gut­ach­tens durch­aus er­gibt, dass es am Fahr­zeug Kor­ro­si­ons­spu­ren gibt, die je­den­falls in ih­ren Ur­sprün­gen durch­aus be­reits äl­ter sein müs­sen als die fest­ge­stell­ten (un­fach­män­ni­schen) Schweiß­ar­bei­ten, die aber – an­de­res ist we­der vor­ge­tra­gen noch er­sicht­lich – die bei­den Schweiß­ar­bei­ten der Be­klag­ten aus Som­mer 2014 sein müs­sen. Der Sach­ver­stän­di­ge hat auch be­tont, dass ei­gent­lich be­reits bei die­sen Schweiß­ar­bei­ten die ge­sam­te Schall­dämp­feran­la­ge hät­te er­neu­ert wer­den müs­sen. Das al­lein trägt aber – wie so­gleich aus­zu­füh­ren ist – ei­nen An­spruch nicht.

(1) Ver­schleiß­schä­den – wie die hier al­lein noch frag­li­che Kor­ro­si­on am Aus­puff – be­grün­den bei Ge­braucht­fahr­zeu­gen näm­lich grund­sätz­lich ge­ra­de nicht oh­ne Wei­te­res ei­nen Sach­man­gel i. S. des § 434 I 2 BGB (st. Rspr., vgl. et­wa BGH, Urt. v. 23.11.2005 – VI­II ZR 43/05, NJW 2006, 434 Rn. 19) und des­we­gen erst recht auch nicht der erst nach Ge­fahr­über­gang fort­schrei­ten­de und vi­ru­lent wer­den­de Ver­schleiß (OLG Düs­sel­dorf, Urt. v. 08.01.2007 – I-1 U 180/06, ju­ris; OLG Hamm, Urt. v. 11.05.2017 – 28 U 89/16, ju­ris).

So­weit bei ei­nem aty­pi­schen (vor­zei­ti­gen) Ver­schleiß an­de­res gel­ten mag, ist … ein sol­cher Fall hier … nicht aus­rei­chend sub­stan­zi­iert von der Klä­ge­rin vor­ge­tra­gen. Die Be­klag­ten­sei­te hat fort­lau­fend dar­auf ver­wie­sen, dass es sich al­len­falls um ei­nen nor­ma­len Ver­schleiß ge­han­delt hat. Bei ei­ner Lauf­leis­tung von schon weit über 80.000 km und ei­nem cir­ca zehn Jah­re al­ten Klein­wa­gen sind in der Tat auch er­heb­li­che Durch­ros­tungs­schä­den an der Aus­puff­an­la­ge ei­nes sol­chen Fahr­zeugs – das zu­dem zwei Vor­be­sit­zer hat­te und über des­sen Be­hand­lung et­wa durch so­ge­nann­te La­ter­nen­par­ker nichts be­kannt ist – kei­nes­falls au­ßer­ge­wöhn­lich. Zu­dem darf da­bei nicht ver­ges­sen wer­den, dass die Schä­den erst­mals erst ei­ni­ge Mo­na­te nach der Über­ga­be (Ja­nu­ar 2014) ge­rügt wor­den sind und in den ers­ten Mo­na­ten ei­nes Jah­res we­gen üb­li­cher­wei­se wit­te­rungs­be­dingt recht ho­hem Sal­z­auf­trag auf den Stra­ßen jed­we­de Kor­ro­si­on an Aus­puff­an­la­gen und im Un­ter­bo­den­be­reich oft noch­mals nach­hal­tig ge­för­dert wird. Dies mag et­wa da­zu ge­führt ha­ben, dass es bei nor­mal be­reits an­ge­leg­ter Kor­ro­si­on erst­mals zu end­gül­ti­gen Durch­ros­tun­gen und dann zu anor­ma­len Ge­räusch­ent­wick­lun­gen kam. Al­lein die Tat­sa­che, dass die Be­klag­te hier ei­ni­ge klei­ne­re Schweiß­ar­bei­ten von ge­rin­gem Auf­wand (und nach den Fest­stel­lun­gen des Sach­ver­stän­di­gen oben­drein auch un­fach­män­nisch) im Som­mer 2014 durch­ge­führt hat, stellt dann man­gels wei­te­rer An­halts­punk­te nach Auf­fas­sung des Se­nats noch kein tat­säch­li­ches An­er­kennt­nis ei­nes be­reits bei Ge­fah­ren­über­gang im Ja­nu­ar 2014 vor­lie­gen­den Sach­man­gels im Rechts­sin­ne dar – zu­mal es da­mals ge­ra­de noch kei­ne Ge­räusch­ent­wick­lun­gen der anor­ma­len Art ge­ge­ben zu ha­ben scheint und die Klä­ge­rin die­se nor­ma­le Fol­ge des wei­ter­schrei­ten­den Ver­schlei­ßes (Durch­ros­tun­gen) erst Mo­na­te spä­ter be­merkt und so­dann ge­rügt hat.

(2) So­weit der Se­nat im Hin­weis­be­schluss aus­ge­führt, dass die An­ga­be „TÜV/AU neu“ bei ver­stän­di­ger Wür­di­gung mit Blick auf § 434 I 1 BGB nur be­deu­ten kann, dass sich das ver­kauf­te Fahr­zeug im Zeit­punkt der Über­ga­be in ei­nem für die Haupt­un­ter­su­chung nach § 29 StV­ZO ge­eig­ne­ten (= ins­be­son­de­re ver­kehrs­si­che­ren) Zu­stand be­fand und die Haupt­un­ter­su­chung auch tat­säch­lich ent­spre­chend durch­ge­führt wur­de (BGH, Urt. v. 15.04.2015 – VI­II ZR 80/14, NZV 2015, 381 Rn. 19), kann die Klä­ge­rin sich auch dar­auf hier nicht stüt­zen.

Zum ei­nen ist nach dem Hin­weis des Se­nats un­strei­tig ge­wor­den, dass die Haupt­un­ter­su­chung be­an­stan­dungs­frei durch­ge­führt wor­den ist. Dies wä­re zwar et­wa bei den­noch be­ste­hen­den er­heb­li­chen Kor­ro­si­ons­schä­den an si­cher­heits­re­le­van­ten Tei­len für die Fra­ge nach ei­nem Sach­man­gel oh­ne Be­lang (BGH, Urt. v. 15.04.2015 – VI­II ZR 80/14, NZV 2015, 381 Rn. 20, 23), doch geht es … vor­lie­gend nicht um sol­che ori­gi­när ver­kehrs­si­che­rungs­re­le­van­ten Tei­le wie Brem­sen, Achs­schen­kel etc. Ei­ne Kor­ro­si­on am Aus­puff führt grund­sätz­lich nur zu ab­wei­chen­den Lärm- und Ab­gas­im­mis­sio­nen. Dass et­wa zum Bei­spiel hei­ße Ab­ga­se we­gen der Kor­ro­si­on an ben­zin­füh­ren­den Tei­len oder Ähn­li­chem vor­bei­ge­führt wer­den und dies si­cher­heits­re­le­van­te Ri­si­ken mit sich brin­gen wür­de, ist we­der er­sicht­lich noch vor­ge­tra­gen. …

(3) Auch dass bei der – tat­säch­lich un­strei­tig er­folg­reich ab­sol­vier­ten – Haupt­un­ter­su­chung die ge­mäß Nr. 6.​8.​1.​1 An­la­ge VI­IIa StV­ZO ge­bo­te­ne Kon­trol­le der Aus­puff­an­la­ge nicht oder nicht aus­rei­chend er­folgt sein soll, bei der nach Nr. 4.2.1 An­la­ge VI­IIa StV­ZO un­ter an­de­rem auch Kor­ro­si­on und Al­te­rung ge­prüft wer­den, hat die Klä­ge­rin nicht gel­tend ge­macht und im Ter­min auch nicht bei der Er­ör­te­rung die­ses Punk­tes be­haup­tet. Al­lein die Tat­sa­che ei­ner im Som­mer bei den Schweiß­ar­bei­ten ein­ge­tre­te­nen Durch­ros­tung hat nach An­sicht des Se­nats kei­ne für ei­ne Über­zeu­gungs­bil­dung i. S. des § 286 I ZPO aus­rei­chen­de in­di­zi­el­le Be­deu­tung, weil – wie im Ter­min er­ör­tert – bei ei­nem Fahr­zeug die­ses Al­ters und die­ser Lauf­leis­tung nicht schon jed­we­de Kor­ro­si­on zu Be­an­stan­dun­gen durch den TÜV füh­ren kann. Es ist we­der er­sicht­lich noch vor­ge­tra­gen, dass aus ei­ner mög­li­cher­wei­se sehr klei­nen Durch­ros­tung im Som­mer 2014 zwin­gend zu schlie­ßen wä­re, dass be­reits im Ja­nu­ar 2014 der TÜV rich­ti­ger­wei­se hät­te zwin­gend auf ei­nen Aus­tausch der Aus­puff­an­la­ge be­ste­hen müs­sen und des­we­gen hier § 434 I 1 BGB ein­grei­fen wür­de. Das hat auch die Klä­ge­rin im Ter­min nicht be­haup­tet. Da­her kam es auf die be­klag­ten­seits im Schrift­satz vom 10.10.2017 an­ge­bo­te­nen Be­wei­se nicht mehr an

(4) Ein Sach­man­gel hät­te da­her al­len­falls noch un­ter dem Ge­sichts­punkt an­ge­nom­men wer­den kön­nen, dass ei­ne „la­ten­te Durch­ros­tung“ der Aus­puff­an­la­ge bei der Haupt­un­ter­su­chung – war­um auch im­mer – (noch) nicht „auf­ge­fal­len“ ist/auf­fal­len konn­te bzw. dort zu rü­gen war und sich erst in­ner­halb der Sechs­mo­nats­frist des nach Art. 229 § 39 EGBGB wei­ter­hin an­wend­ba­ren § 476 BGB a.F. (= § 477 BGB n.F.) in ih­rer kon­kre­ten Fol­ge und Aus­prä­gung „ge­zeigt“ hat. Aber auch dar­auf kann die Klä­ge­rin sich im kon­kre­ten Fall nicht be­ru­fen.

(a) Ent­ge­gen der frü­he­ren Recht­spre­chung greift die ge­setz­li­che Ver­mu­tung des Vor­lie­gens ei­nes Sach­man­gels bei Ge­fah­ren­über­gang im Ver­brauchs­gü­ter­kauf nach der nun­meh­ri­gen höchst­rich­ter­li­chen Recht­spre­chung – un­ter In­kauf­nah­me ei­nes Ver­wi­schens der Gren­zen zur Halt­bar­keits­ga­ran­tie – zwar grund­sätz­lich auch bei nur „la­tent an­ge­leg­ten“ Män­geln. Das na­tio­na­le Recht ist beim Ver­brauchs­gü­ter­kauf richt­li­ni­en­kon­form da­hin aus­zu­le­gen, dass dem Käu­fer die [in § 476 BGB a.F. (= § 477 BGB n.F.)] ge­re­gel­te Ver­mu­tungs­wir­kung da­hin zu­gu­te­kommt, dass der bin­nen sechs Mo­na­ten nach Ge­fahr­über­gang erst­mals zu­ta­ge ge­tre­te­ne man­gel­haf­te Zu­stand zu­min­dest im An­satz schon bei Ge­fahr­über­gang vor­ge­le­gen hat (BGH, Urt. v. 12.10.2016 – VI­II ZR 103/15, NJW 2017, 1093 Rn. 46; da­zu et­wa auch Koch, NJW 2017, 1068; be­stä­tigt bei BGH, Urt. v. 19.07.2017 – VI­II ZR 278/16, NJW 2017, 2758 Rn. 16). Dies läuft dar­auf hin­aus, dass der Käu­fer le­dig­lich den Nach­weis ei­ner sich in der Sechs­mo­nats­frist zei­gen­den „Man­gel­er­schei­nung“, al­so ei­nes „man­gel­haf­ten Zu­stands“, zu er­brin­gen hat, der – un­ter­stellt, er be­ru­he auf ei­ner dem Ver­käu­fer zu­zu­rech­nen­den Ur­sa­che – ei­ne Haf­tung des Ver­käu­fers we­gen Ab­wei­chung von der ge­schul­de­ten Be­schaf­fen­heit be­grün­den wür­de (BGH, Urt. v. 12.10.2016 – VI­II ZR 103/15, NJW 2017, 1093 Rn. 35 f.). Zu­dem wird der Käu­fer des Nach­wei­ses ent­ho­ben, dass ein er­wie­se­ner­ma­ßen erst nach Ge­fahr­über­gang ein­ge­tre­te­ner „aku­ter“ Man­gel sei­ne Ur­sa­che in ei­nem „la­ten­ten“ (Grund-)Man­gel hat (BGH, Urt. v. 12.10.2016 – VI­II ZR 103/15, NJW 2017, 1093 Rn. 46, 49).

Dass es vor­lie­gend nicht um ei­nen sol­chen „Grund­man­gel“ und ei­nen dar­aus re­sul­tie­ren­den „Fol­ge­man­gel“ (et­wa: Soft­ware­stö­rung in Steue­rungs­ge­rät führt zu ka­pi­ta­lem Mo­tor­scha­den), son­dern um ei­ne schlei­chen­de Ent­wick­lung ei­ner Kor­ro­si­on an der Aus­puff­an­la­ge geht, ist grund­sätz­lich ir­re­le­vant. Nach der Auf­fas­sung des BGH ist die Fra­ge „oh­ne prak­ti­sche Be­deu­tung“, ob die Ver­mu­tungs­wir­kung sich nur auf die „An­fangs­stu­fe“ ei­nes spä­ter ein­ge­tre­te­nen Man­gels oder ei­nen die­sem vor­ge­la­ger­ten Grund­man­gel er­streckt, denn die Norm er­fas­se rich­ti­ger­wei­se bei­de Fall­ge­stal­tun­gen (BGH, Urt. v. 12.10.2016 – VI­II ZR 103/15, NJW 2017, 1093 Rn. 52). Es wird al­so mit an­de­ren Wor­ten ge­ne­rell ein „zu­min­dest in der Ent­ste­hung be­grif­fe­ner Sach­man­gel“ ver­mu­tet (BGH, Urt. v. 12.10.2016 – VI­II ZR 103/15, NJW 2017, 1093 Rn. 55).

Der Ver­käu­fer muss dann im Rah­men des § 292 ZPO den Be­weis des Ge­gen­teils füh­ren, dass der bin­nen sechs Mo­na­ten nach Ge­fahr­über­gang auf­ge­tre­te­ne man­gel­haf­te Zu­stand auf ei­ne nach Ge­fahr­über­gang ein­ge­tre­te­ne, ihm nicht zu­zu­rech­nen­de Ur­sa­che – sei es auf ein Ver­hal­ten des Käu­fers oder ei­nes Drit­ten, sei es auf sons­ti­ge Um­stän­de, et­wa ei­ne üb­li­che Ab­nut­zungs­er­schei­nung nach Ge­fahr­über­gang – zu­rück­zu­füh­ren ist (BGH, Urt. v. 12.10.2016 – VI­II ZR 103/15, NJW 2017, 1093 Rn. 59). Da­ne­ben ver­bleibt dem Ver­käu­fer die Mög­lich­keit, sich dar­auf zu be­ru­fen und nach­zu­wei­sen, dass das Ein­grei­fen der Be­weis­last­um­kehr des § 476 BGB a.F. aus­nahms­wei­se be­reits des­we­gen im An­satz aus­ge­schlos­sen sei, weil die Ver­mu­tung, dass be­reits bei Ge­fahr­über­gang im An­satz ein Man­gel vor­lag, mit der Art der Sa­che oder ei­nes der­ar­ti­gen Man­gels un­ver­ein­bar i. S. des § 476 letz­ter Halb­satz BGB a.F. sei (BGH, Urt. v. 12.10.2016 – VI­II ZR 103/15, NJW 2017, 1093 Rn. 56).

(b) Im vor­lie­gen­den Fall ist die Be­son­der­heit zu be­ach­ten, dass wie un­ter (1) aus­ge­führt, ein nor­ma­ler Ver­schleiß an Ver­schleiß­tei­len schon im An­satz kei­nen Sach­man­gel im Rechts­sin­ne be­grün­det und we­gen der hie­si­gen Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung „TÜV neu“ al­lein dar­an an­ge­knüpft wer­den könn­te, dass bei der Haupt­un­ter­su­chung der Aus­puff be­reits so stark kor­ro­diert war, dass er be­reits zu die­sem Zeit­punkt vom TÜV zu be­an­stan­den und aus­zu­tau­schen ge­we­sen wä­re. An­ge­sichts die­ser Be­son­der­hei­ten – Ver­schleiß an Ver­schleiß­teil ist kein Sach­man­gel – bzw. Kor­ro­si­on müss­te „stich­tags­be­zo­gen“ bei der Haupt­un­ter­su­chung in rü­ge­re­le­van­tem Um­fang vor­ge­le­gen ha­ben – ist die Ver­mu­tung aus § 476 BGB a.F. hier dann aber nach An­sicht des Se­nats „mit der Art der Sa­che oder des Man­gels un­ver­ein­bar“ bzw. „mit der Art des Gu­tes oder der Art der Ver­trags­wid­rig­keit un­ver­ein­bar“ i. S. des Art. 5 III der Richt­li­nie 1999/44/EG (Ver­brauchs­gü­terkauf­richt­li­nie). An­ge­sichts der un­strei­ti­gen An­knüp­fungs­tat­sa­chen kann sich die für die­sen Aus­nah­me­tat­be­stand als Ver­käu­fe­rin dar­le­gungs- und be­weis­be­las­te­te (allg. Be­ckOK-BGB/Faust, 45. Edi­ti­on, § 477 Rn. 15 m. w. Nachw.) – Be­klag­te auf ein Nicht­ein­grei­fen der Ver­mu­tungs­re­ge­lung be­ru­fen.

(aa) Die­se ge­setz­li­chen Aus­nah­me­tat­be­stän­de sind bis­her – so­weit er­sicht­lich – in der höchst­rich­ter­li­chen Recht­spre­chung eher we­nig be­han­delt – was auch Grund für die Re­vi­si­ons­zu­las­sung durch den Se­nat ist. Rich­tig ist zwar, dass – ent­ge­gen Li­te­ra­tur­stim­men (et­wa Ma­gnus, in: Grabitz/Hilf, Das Recht der Eu­ro­päi­schen Uni­on, 40. Aufl. [2009], Art. 5 Rn. 23) und ent­ge­gen BT-Drs. 14/6040, S. 245 – die Ver­mu­tung auch bei ge­brauch­ten Sa­chen grund­sätz­lich ein­greift (st. Rspr., vgl. BGH, Urt. v. 14.09.2005 – VI­II ZR 363/04, NJW 2005, 3490 [3492]) und auch bei Män­geln, die ty­pi­scher­wei­se je­der­zeit auf­tre­ten kön­nen, die An­wen­dung der Ver­mu­tung zu­min­dest nicht per se aus­ge­schlos­sen ist (BGH, Urt. v. 14.09.2005 – VI­II ZR 363/04, NJW 2005, 3490 [3492]; zu Ver­schleiß­män­geln all­ge­mein Be­ckOK-BGB/Faust, a. a. O., § 477 Rn. 18 m. w. Nachw.; an­ders wohl Münch­Komm-BGB/Lo­renz, 7. Aufl. [2016], § 476 Rn. 18 für nach­träg­li­che üb­li­che Sach­ver­schlech­te­run­gen durch Ver­schleiß, für Ein­grei­fen des § 476 BGB a.F. nur, wenn – an­ders als hier – aty­pi­scher Ver­schleiß vom Käu­fer be­wie­sen ist; deut­lich auch Stau­din­ger/Ma­tu­sche-Beck­mann, BGB, Neu­be­arb. 2013, § 476 Rn. 44, und eben­so ju­risPK-BGB/Ball, 8. Aufl. [2017], § 477 Rn. 50; Jau­er­nig/Ber­ger, BGB, 16. Aufl. [2015], § 476 Rn. 6; Hk-BGB/Sa­en­ger, BGB, 9. Aufl. [2017], § 476 Rn. 4; Er­man/Gru­ne­wald, BGB, 15. Aufl. [2017], § 477 Rn. 7). Da – wie zu (1) ge­zeigt – kein aty­pi­scher Ver­schleiß fest­zu­stel­len ist und an­sons­ten nur qua­si „stich­tags­be­zo­gen“ an den Zu­stand der Aus­puff­an­la­ge bei der Haupt­un­ter­su­chung an­zu­knüp­fen ist, wo­für – wie zu (3) aus­ge­führt – der spä­te­re Zu­stand im Som­mer al­len­falls ge­wis­se in­di­zi­el­le Be­deu­tung hät­te, kann aber aus dem spä­te­ren Auf­tre­ten von Kor­ro­si­ons­schä­den (Durch­ros­tun­gen) im Som­mer 2014 kei­ne Ver­mu­tung zu ei­nem la­ten­ten Grund­man­gel bzw. ei­ner ei­nen Man­gel be­grün­den­den „Kor­ro­si­ons­an­la­ge“ auch be­reits im Ja­nu­ar 2014 ab­ge­lei­tet wer­den. Die hier stich­tags­be­zo­ge­ne Fra­ge der Ver­trags­wid­rig­keit trägt die An­wen­dung des § 476 BGB a.F. bzw. Art. 5 III der Richt­li­nie 1999/44/EG ih­rer Art nach nicht. Denn die oben wie­der­ge­ge­be­ne Recht­spre­chung läuft all­ge­mein nur dar­auf hin­aus, dass der Käu­fer den Nach­weis ei­ner Man­gel­er­schei­nung, al­so ei­nes man­gel­haf­ten Zu­stands, zu er­brin­gen hat, der – un­ter­stellt, er be­ru­he auf ei­ner dem Ver­käu­fer zu­zu­rech­nen­de Ur­sa­che – ei­ne Haf­tung des Ver­käu­fers we­gen Ab­wei­chung von der ge­schul­de­ten Be­schaf­fen­heit be­grün­den wür­de (BGH, Urt. v. 12.10.2016 – VI­II ZR 103/15, NJW 2017, 1093 Rn. 36). Ge­nau ein sol­cher Fall liegt hier aber so nicht vor, weil – wie ge­zeigt – der nor­mal fort­schrei­ten­de Ver­schleiß ei­nes Aus­puffs durch nor­ma­le Kor­ro­si­on, der in der Na­tur der Sa­che an­ge­legt ist, nicht haf­tungs­be­grün­dend ist und man da­her kei­ne „dem Ver­käu­fer zu­zu­rech­nen­de Ur­sa­che“ un­ter­stel­len kann, die in­so­fern be­reits zwin­gend zur An­nah­me ei­nes Sach­man­gels führt.

(bb) Auch ei­ne Aus­wer­tung des Schrift­tums führt zu kei­ner an­de­ren Sicht­wei­se.

Ei­ne „Un­ver­ein­bar­keit“ der Ver­mu­tung aus § 476 BGB a.F. mit der Art der Sa­che oder des Man­gels wird dort et­wa für zwei Fall­grup­pen dis­ku­tiert: Zum ei­nen wer­den Fäl­le aus­ge­grenzt, in de­nen ein Er­fah­rungs­satz da­für spricht, dass der Man­gel nach­träg­lich ent­stan­den ist (Be­ckOK-BGB/Faust, a. a. O., § 477 Rn. 16, 18), was hier aber auch nicht oh­ne Wei­te­res an­zu­neh­men ist, da der ge­naue Ver­lauf der Kor­ro­si­on nicht mehr auf­klär­bar sein dürf­te (an­ders als et­wa bei ei­nem Ver­der­ben von Milch nach fünf Mo­na­ten, von Schnitt­blu­men nach ei­ner Wo­che oder bei In­ku­ba­ti­ons­zei­ten von Tier­krank­hei­ten). Als zwei­te Fall­grup­pe wird aber der Fall dis­ku­tiert, dass der Sach­zu­stand, der sich in­ner­halb der Sechs­mo­nats­frist zeigt, nicht von dem­je­ni­gen Zu­stand ab­weicht, den auch ei­ne bei Ge­fahr­über­gang man­gel­freie Sa­che ty­pi­scher­wei­se zu die­sem Zeit­punkt auf­ge­wie­sen hät­te; denn dann ist die­ser Zu­stand rich­ti­ger­wei­se nicht ein­mal ein In­diz für die Man­gel­haf­tig­keit bei Ge­fahr­über­gang (so Gsell, JZ 2008, 29 [33]; Be­ckOK-BGB/Faust, a. a. .O, § 477 Rn. 16).

Die­sen Ge­dan­ken kann man nach An­sicht des Se­nats auch hier frucht­bar ma­chen, weil ein Aus­puff ein Ver­schleiß­teil ist und auch bei ei­nem im Ja­nu­ar 2014 vom TÜV (u. U. ge­ra­de noch) hin­nehm­ba­ren Kor­ro­si­ons­be­ginn ei­ne et­wai­ge Durch­ros­tung im Som­mer 2014 nach un­ter Um­stän­den ei­ni­gen Tau­send Ki­lo­me­tern bei in den ers­ten Früh­jahrs­mo­na­ten stark salz­be­haf­te­ten Stra­ßen durch­aus ähn­lich auf­tre­ten kann und als nor­ma­ler Ver­schleiß und als all­ge­mei­nes Le­bens­ri­si­ko vom Käu­fer des Ge­braucht­wa­gens dann zwei­fels­frei selbst zu tra­gen wä­re.

Sä­he man das Vor­ge­nann­te an­ders, wür­de § 476 BGB a.F. fak­tisch ei­ne recht um­fas­sen­de sechs­mo­na­ti­ge Halt­bar­keits­ga­ran­tie be­grün­den (zu die­ser Fol­ge auch Sa­gan/Scholl, EWiR 2017, 47 [48]; Gut­zeit, Jus 2017, 357 [360]), was je­den­falls beim Ge­braucht­wa­gen­kauf schwer­lich mit der zu (1) aus­ge­führ­ten Recht­spre­chung und der dem zu­grun­de lie­gen­den Aus­le­gung der ver­trag­li­chen Ver­ein­ba­run­gen der Par­tei­en im Ge­braucht­wa­gen­han­del und der bei­der­sei­ti­gen be­rech­tig­ten In­ter­es­sen in Ein­klang zu brin­gen sein wür­de.

c) An­ge­sichts des oben Ge­sag­ten kommt es nicht mehr dar­auf an, dass selbst bei An­nah­me ei­ner er­folg­rei­chen Rück­ab­wick­lung (zur Nicht­an­wen­dung des § 358 BGB in sol­chen Fäl­len: BGH, Urt. v. 01.07.2015 – VI­II ZR 226/14, NJW 2015, 3455 Rn. 15 ff.) je­den­falls Be­den­ken an dem Kla­ge­an­trag zu 3 be­ste­hen.

Zwar sind er­brach­te Fi­nan­zie­rungs­kos­ten nach §§ 437 Nr. 3, 280 I, III, 281 BGB bzw. §§ 437 Nr. 3, 284 BGB (OLG Naum­burg, Urt. v. 12.01.2007 – 10 U 42/06, BeckRS 2007, 65018) er­satz­fä­hig, wenn man mit der herr­schen­den Mei­nung ei­nen so­ge­nann­ten Rück­for­de­rungs­durch­griff ge­gen die fi­nan­zie­ren­de Bank we­gen des nur ex nunc wir­ken­den Weg­falls der Ge­schäfts­grund­la­ge für das Dar­le­hen ver­neint (zum Pro­blem: Stau­din­ger/Her­res­thal, BGB, Neu­be­arb. 2016, § 359 Rn. 93 m. w. Nachw.) bzw. an­nimmt, dass der Käu­fer sich im Zu­ge der Rück­ab­wick­lung auf die Klä­rung die­ser Streit­fra­ge nicht ein­las­sen muss. In­des be­steht je­den­falls für ei­nen wei­ter­ge­hen­den Frei­stel­lungs­an­trag we­gen der Dar­le­hens­ra­ten er­sicht­lich kein Recht­schutz­be­dürf­nis und in der Sa­che kei­ne Grund­la­ge. Die Be­klag­te ver­weist zu­tref­fend dar­auf, dass bei er­folg­ter Rück­ab­wick­lung des Kauf­ver­trags ein Weg­fall der Ge­schäfts­grund­la­ge (§ 313 BGB) bei dem Dar­le­hens­ver­trag ein­tritt, der dort je­den­falls ex nunc zu ei­nem Kün­di­gungs­recht führt. Das führt da­zu, dass der Dar­le­hens­ge­ber au­ßer der Va­lut­arück­zah­lung – die in­des der Kla­ge­an­trag zu 1 er­mög­licht (vgl. zur Rück­ab­wick­lung wei­ter­füh­rend auch Münch­Komm-BGB/Ha­ber­sack, BGB, 7. Aufl. [2016], § 359 Rn. 68 ff.; Stau­din­ger/Her­res­thal, a. a. O., § 359 Rn. 89 ff. m. w. Nachw.) – künf­tig nichts mehr ver­lan­gen könn­te (zu den De­tails auch Stau­din­ger/Her­res­thal, a. a. O., § 359 Rn. 92). …

3. Die Re­vi­si­on war zu­zu­las­sen, weil die Vor­aus­set­zun­gen des § 543 II ZPO vor­lie­gen. Die Rechts­sa­che hat grund­sätz­li­che Be­deu­tung und die Fort­bil­dung des Rechts er­for­dert ei­ne Ent­schei­dung des BGH, weil die An­wen­dung des § 476 BGB a.F. (= § 477 BGB n.F.), auch vor dem Hin­ter­grund von Art. 5 III der Ver­brauchs­gü­terkauf­richt­li­nie und Art. 267 AEUV, im Raum steht und die dort ge­nann­ten Aus­nah­me­tat­be­stän­de bis­her von den Ge­rich­ten noch nicht hin­rei­chend kon­kret aus­ge­füllt schei­nen, ins­be­son­de­re mit Blick auf das äu­ßerst be­deut­sa­me Markt­seg­ment des Ge­braucht­wa­gen­han­dels. Dies gilt vor al­lem auch mit Blick auf die – nach der Recht­spre­chung des BGH (Urt. v. 12.10.2016 – VI­II ZR 103/15, NJW 2017, 1093 Rn. 53) von der Ver­mu­tungs­wir­kung des § 476 BGB a.F. (= § 477 BGB n.F.) über den An­wen­dungs­be­reich der Richt­li­nie (Art. 8 I) hin­aus er­fass­ten – Scha­dens­er­satz­an­sprü­che und die ge­ra­de in die­sem Be­reich mög­li­cher­wei­se dro­hen­den wei­te­ren Aus­wir­kun­gen der An­wen­dung der ge­setz­li­chen Ver­mu­tung (da­zu auch Be­ckOK-BGB/Faust, a. a. O., § 477 Rn. 10).

Hin­weis: Der BGH hat die Re­vi­si­on der Klä­ge­rin ge­gen die­se Ent­schei­dung mit Ur­teil vom 09.09.2020 – VI­II ZR 150/18 zu­rück­ge­wie­sen.

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