1. Ein taug­li­ches Nach­er­fül­lungs­ver­lan­gen des Käu­fers setzt die Zur­ver­fü­gung­stel­lung der Kauf­sa­che am Er­fül­lungs­ort der Nach­er­fül­lung vor­aus (im An­schluss an Se­nat, Urt. v. 13.04.2011 – VI­II ZR 220/10, BGHZ 189, 196 Rn. 13 ff.; Urt. v. 19.07.2017 – VI­II ZR 278/16, NJW 2017, 2758 Rn. 21, 27; Urt. v. 30.10.2019 – VI­II ZR 69/18, NJW 2020, 389 Rn. 37).
  2. Er­for­dert die Nach­er­fül­lung hier­nach ei­ne Ver­brin­gung der Kauf­sa­che an ei­nen ent­fernt lie­gen­den Nach­er­fül­lungs­ort und fal­len beim Käu­fer hier­für Trans­port­kos­ten an, kann er im Fal­le ei­nes Ver­brauchs­gü­ter­kaufs grund­sätz­lich schon vor­ab ei­nen (ab­re­chen­ba­ren) Vor­schuss zur Ab­de­ckung die­ser Kos­ten ver­lan­gen (jetzt: § 475 IV BGB; im An­schluss an Se­nat, Urt. v. 13.04.2011 – VI­II ZR 220/10, BGHZ 189, 196 Rn. 37; Urt. v. 19.07.2017 – VI­II ZR 278/16, NJW 2017, 2758 Rn. 29).
  3. Ein sol­cher An­spruch auf Zah­lung ei­nes (ab­re­chen­ba­ren) Trans­port­kos­ten­vor­schus­ses steht dem Ver­brau­cher grund­sätz­lich nicht zu, wenn der Ver­käu­fer zu ei­ner für den Ver­brau­cher un­ent­gelt­li­chen Ab­ho­lung der Kauf­sa­che und de­ren Ver­brin­gung zum Er­fül­lungs­ort be­reit ist.

BGH, Ur­teil vom 30.03.2022 – VI­II ZR 109/20

Sach­ver­halt: Die Klä­ge­rin er­warb als Ver­brau­che­rin von dem Be­klag­ten am 15.06.2017 für 12.000 € den fünf Jah­re al­ten Ol­den­bur­ger Wal­lach D.

Ab Au­gust 2017 rüg­te die Klä­ge­rin dem Be­klag­ten ge­gen­über mehr­mals ein Zun­gen­stre­cken des Pferds und for­der­te ihn je­weils un­ter Frist­set­zung zur Man­gel­be­sei­ti­gung auf. Der Be­klag­te er­klär­te sich (mehr­fach) zur Nach­bes­se­rung be­reit und bot an, das Pferd hier­zu am Be­le­gen­heits­ort ab­zu­ho­len. Die Klä­ge­rin lehn­te ei­ne Her­aus­ga­be des Pferds an den Be­klag­ten ab. Statt­des­sen for­der­te sie von ihm die Zah­lung ei­nes Trans­port­kos­ten­vor­schus­ses in Hö­he von 1.200 €, um den Trans­port des Pferds zum Be­klag­ten selbst durch­zu­füh­ren. Der Be­klag­te zahl­te den ge­for­der­ten Vor­schuss nicht.

Nach frucht­lo­sem Ab­lauf der zur Nach­bes­se­rung – und zur Zah­lung des Vor­schus­ses – ge­setz­ten Frist er­klär­te die Klä­ge­rin mit Schrei­ben vom 04.09.2019 den Rück­tritt vom Kauf­ver­trag. Mit Schrei­ben vom 02.12.2019 wie­der­hol­te sie die Rück­tritts­er­klä­rung und ver­trat die Auf­fas­sung, ei­ne Frist­set­zung sei we­gen end­gül­ti­ger und ernst­haf­ter Er­fül­lungs­ver­wei­ge­rung ent­behr­lich.

Mit ih­rer Kla­ge hat die Klä­ge­rin zu­letzt – je­weils nebst Zin­sen – die Rück­zah­lung des Kauf­prei­ses (12.000 €) und die Er­stat­tung von Auf­wen­dun­gen (Stall­mie­te, Sat­tel­mie­te, Rei­t­aus­rüs­tung, Kos­ten für ei­ne os­teo­pa­thi­sche Be­hand­lung, Kos­ten ei­ner Haft­pflicht- und Ope­ra­ti­ons­ver­si­che­rung, ei­ner Tren­se so­wie Tier­arzt­kos­ten) in ei­ner Ge­samt­hö­he von 5.261,59 €, Zug um Zug ge­gen Rück­ga­be des Pferds, ver­langt. Au­ßer­dem hat sie die Fest­stel­lun­gen be­gehrt, dass der Be­klag­te in An­nah­me­ver­zug ist und ihr wei­te­re not­wen­di­ge Auf­wen­dun­gen er­stat­ten muss, und den Be­klag­ten auf Er­satz vor­ge­richt­lich an­ge­fal­le­ner Rechts­an­walts­kos­ten in An­spruch ge­nom­men. Die Kla­ge hat in den Vor­in­stan­zen kei­nen Er­folg ge­habt. Die Re­vi­si­on der Klä­ge­rin war eben­falls er­folg­los.

Aus den Grün­den: [6]    I. Das Be­ru­fungs­ge­richt hat zur Be­grün­dung sei­ner Ent­schei­dung – so­weit für das Re­vi­si­ons­ver­fah­ren von In­ter­es­se – im We­sent­li­chen aus­ge­führt:

[7]    Der Klä­ge­rin stün­den die gel­tend ge­mach­ten An­sprü­che nicht zu, da die Vor­aus­set­zun­gen ei­nes Rück­tritts nicht vor­lä­gen. Die Klä­ge­rin ha­be dem Be­klag­ten nicht er­folg­los ei­ne – vor­lie­gend er­for­der­li­che – Frist zur Nach­er­fül­lung ge­setzt (§ 437 Nr. 2, §§ 440, 323 I, 281 I BGB), da sie ihm das Pferd nicht so zur Nach­bes­se­rung an­ge­bo­ten ha­be, dass die­ser von sei­nem Nach­er­fül­lungs­recht hät­te Ge­brauch ma­chen kön­nen.

[8]    Da­bei kön­ne un­ter­stellt wer­den, dass der An­kauf des Pferds im Rah­men ei­nes Ver­brauchs­gü­ter­kaufs er­folgt sei. Eben­so kön­ne da­von aus­ge­gan­gen wer­den, das von der Klä­ge­rin be­an­stan­de­te Zun­gen­stre­cken des Pferds stel­le ei­nen – be­reits bei Über­ga­be vor­han­de­nen – Sach­man­gel dar. Die­ser Zun­gen­feh­ler sei je­doch be­heb­bar. Der Sach­ver­stän­di­ge ha­be vor dem Land­ge­richt aus­ge­führt, es han­de­le sich um ei­ne Schmer­z­äu­ße­rung des Pferds und die­ses Ver­hal­ten sei be­han­del­bar, wo­bei die Be­hand­lung sich schwie­ri­ger ge­stal­te, falls das Pferd sich das Zun­gen­stre­cken mitt­ler­wei­le zur Ge­wohn­heit ge­macht ha­be.

[9]    Da­mit sei die Klä­ge­rin ver­pflich­tet ge­we­sen, dem Be­klag­ten ei­ne Man­gel­be­sei­ti­gung zu er­mög­li­chen. Dem sei sie nicht nach­ge­kom­men, da sie nicht be­reit ge­we­sen sei, das Pferd vom Be­klag­ten ab­ho­len zu las­sen, so­dass es an ei­nem wirk­sa­men Rück­tritt vom Kauf­ver­trag – durch Er­klä­rung vom 04.09.2019 – feh­le. Ei­nen Trans­port­kos­ten­vor­schuss kön­ne die Klä­ge­rin nicht ver­lan­gen, nach­dem der Be­klag­te die kos­ten­freie Ab­ho­lung des Pferds an­ge­bo­ten ha­be.

[10]   Zwar ha­be die Klä­ge­rin bei ei­nem – zu un­ter­stel­len­den – Ver­brauchs­gü­ter­kauf ei­nen Vor­schuss­an­spruch für die an­fal­len­den Trans­port­kos­ten (§ 475 VI BGB in der vom 01.01.2018 bis 31.12.2021 gel­ten­den Fas­sung). Die Kos­ten­tra­gungs­re­ge­lung des § 439 II BGB be­grün­de in Fäl­len, in de­nen ei­ne Nach­er­fül­lung die Ver­brin­gung der Kauf­sa­che an ei­nen ent­fernt lie­gen­den Nach­er­fül­lungs­ort er­for­de­re und bei dem Käu­fer des­halb Trans­port­kos­ten zwecks Über­füh­rung an die­sen Ort an­fie­len, bei ei­nem Ver­brauchs­gü­ter­kauf nicht nur ei­nen Er­stat­tungs­an­spruch ge­gen den Ver­käu­fer. Viel­mehr kön­ne der Käu­fer nach dem Schutz­zweck der von Art. 3 III 1, IV der Ver­brauchs­gü­terkauf­richt­li­nie ge­for­der­ten Un­ent­gelt­lich­keit der Nach­er­fül­lung schon vor­ab ei­nen (ab­re­chen­ba­ren) Vor­schuss zur Ab­de­ckung die­ser Kos­ten be­an­spru­chen.

[11]   Da­nach kom­me es im Zu­sam­men­hang mit der Nach­bes­se­rung al­lein dar­auf an, dass der Käu­fer nicht mit Trans­port­kos­ten be­las­tet wer­de. Wie dies zu ge­sche­hen ha­be, blei­be of­fen. Die Be­rech­ti­gung des Ver­brau­chers, ei­nen Vor­schuss zu ver­lan­gen, schlie­ße es da­her nicht aus, dass der Ver­käu­fer den Trans­port für den Käu­fer kos­ten­frei selbst über­neh­me.

[12]   So­weit die Klä­ge­rin der Auf­fas­sung sei, ei­ne Über­las­sung des Pferds an den Be­klag­ten sei ihr ins­ge­samt nicht zu­zu­mu­ten, da ei­ne sol­che, wie auch der Trans­port, mit Un­wäg­bar­kei­ten ver­bun­den sei, über­zeu­ge dies nicht. Die von ihr an­ge­führ­ten Um­stän­de, wo­nach es sich um ein Tier han­de­le, wel­ches un­ter Stress lei­den kön­ne und Ge­fah­ren, zum Bei­spiel durch Er­kran­kun­gen, aus­ge­setzt sei, be­grün­de­ten kei­ne er­heb­li­chen Un­an­nehm­lich­kei­ten i. S. von Art. 3 III der Ver­brauchs­gü­terkauf­richt­li­nie, son­dern ge­hör­ten zum all­ge­mei­nen Ri­si­ko ei­nes Pfer­de­hal­ters. Dies gel­te erst recht, weil die Klä­ge­rin das Pferd zur Teil­nah­me an Dres­s­ur­tur­nie­ren er­wor­ben ha­be. Auch zu die­sen Tur­nie­ren hät­te sie das Pferd trans­por­tie­ren müs­sen, wo­mit Stress ver­bun­den und das Tier den Ge­fah­ren des Stra­ßen­ver­kehrs aus­ge­setzt ge­we­sen wä­re. Es sei we­der vor­ge­tra­gen noch er­sicht­lich, dass ein Trans­port durch den Be­klag­ten für das Tier ein hö­he­res Ri­si­ko in sich ber­ge.

[13]   An­ders als die Klä­ge­rin mei­ne, kön­ne der Be­klag­te das Pferd nicht bei ihr un­ter­su­chen, da es vor­lie­gend nicht nur um die Fest­stel­lung ei­nes Man­gels ge­he, son­dern um des­sen Be­sei­ti­gung. Da­zu wer­de die Ur­sa­che des Zun­gen­feh­lers zu er­mit­teln, der Feh­ler zu be­han­deln und, soll­te dem Pferd die­ses Ver­hal­ten zur An­ge­wohn­heit ge­wor­den sein, was der Sach­ver­stän­di­ge nicht ha­be aus­schlie­ßen kön­nen, ab­zu­trai­nie­ren sein.

[14]   Auch der Rück­tritt vom 02.12.2019 sei un­wirk­sam. In­so­weit ma­che die Klä­ge­rin oh­ne Er­folg gel­tend, dass das ge­sam­te Ver­hal­ten des Be­klag­ten dar­auf schlie­ßen las­se, er sei zur Nach­bes­se­rung nicht be­reit, wes­halb es ei­ner Frist­set­zung nicht be­durft hät­te.

[15]   II. Die­se Be­ur­tei­lung hält recht­li­cher Nach­prü­fung stand; die Re­vi­si­on ist da­her zu­rück­zu­wei­sen.

[16]   Das Be­ru­fungs­ge­richt hat im Er­geb­nis zu­tref­fend An­sprü­che der Klä­ge­rin auf Rück­zah­lung des Kauf­prei­ses ge­mäß § 437 Nr. 2, § 434 I 1 BGB (in der bis zum 31.12.2021 gel­ten­den Fas­sung; im Fol­gen­den: a.F.), § 90a Satz 3, §§ 323, 346 I BGB und auf Er­satz frus­trier­ter, vor der Rück­tritts­er­klä­rung er­folg­ter Auf­wen­dun­gen nach § 437 Nr. 3 BGB, § 434 I 1 BGB a.F., § 90a Satz 3, §§ 284, 325 BGB (auch sol­che sind von der Vor­schrift des § 325 BGB er­fasst, vgl. Se­nat, Urt. v. 11.12.2019 – VI­II ZR 361/18, BGHZ 224, 195 Rn. 22 m. w. Nachw.) je­weils nebst Zin­sen, Zug um Zug ge­gen Rück­ga­be des Pferds, so­wie auf Er­stat­tung vor­ge­richt­li­cher Rechts­an­walts­kos­ten (§§ 280 I, II, 286, 288 IV BGB) nebst Zin­sen ver­neint und die von der Klä­ge­rin dar­über hin­aus be­gehr­te Fest­stel­lung des An­nah­me­ver­zugs (§ 293 BGB) und der Ver­pflich­tung des Be­klag­ten, ihr al­le not­wen­di­gen zu­künf­ti­gen ver­geb­li­chen Auf­wen­dun­gen be­zie­hungs­wei­se not­wen­di­gen Ver­wen­dun­gen für das Pferd zu er­set­zen (§ 437 Nr. 3, §§ 280 I, III, 281 I 1, 284, 325, 347 II 1 BGB), ab­ge­lehnt.

[17]   Die Klä­ge­rin ist nicht mit Schrei­ben vom 04.09.2019 wirk­sam vom Kauf­ver­trag zu­rück­ge­tre­ten. Dass die wei­te­ren Rück­tritts­er­klä­run­gen der Klä­ge­rin, ins­be­son­de­re die­je­ni­ge vom 02.12.2019, un­wirk­sam wa­ren, hat das Be­ru­fungs­ge­richt rechts­feh­ler­frei fest­ge­stellt; hier­ge­gen bringt die Re­vi­si­on Ein­wän­de nicht vor.

[18]   Zwar hat die Klä­ge­rin dem Be­klag­ten vor der Er­klä­rung des Rück­tritts ei­ne Frist zur Be­sei­ti­gung des ge­rüg­ten Man­gels in Form ei­nes Zun­gen­stre­ckens des Pferds ge­setzt. Sie ist je­doch ih­rer dar­über hin­aus be­ste­hen­den Ob­lie­gen­heit, dem Be­klag­ten ei­ne Ge­le­gen­heit zur Nach­er­fül­lung – vor­lie­gend in Form der von ihr ge­for­der­ten Nach­bes­se­rung – zu ge­ben, nicht in ge­hö­ri­ger Wei­se nach­ge­kom­men, da sie ihm das Pferd nicht zur Ver­fü­gung ge­stellt hat. Die Klä­ge­rin hat die Ab­ho­lung des Pferds durch den Be­klag­ten ver­wei­gert, auf der ei­ge­nen Ver­brin­gung zu dem beim Be­klag­ten ge­le­ge­nen Nach­er­fül­lungs­ort be­stan­den und die­se von der Zah­lung ei­nes Trans­port­kos­ten­vor­schus­ses ab­hän­gig ge­macht. Ei­ne sol­che Zah­lung konn­te sie in­des nicht ver­lan­gen, da der Be­klag­te (durch­ge­hend) be­reit war, das Pferd zwecks Un­ter­su­chung und Nach­bes­se­rung auf sei­ne Kos­ten bei der Klä­ge­rin ab­zu­ho­len.

[19]   1. Zu­guns­ten der Klä­ge­rin ist auch im Re­vi­si­ons­ver­fah­ren zu un­ter­stel­len, dass der Zun­gen­feh­ler des Pferds auf­grund ei­ner (be­haup­te­ten) Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung, wo­nach sich die­ses zu Dres­sur­zwe­cken eig­nen soll­te, ei­nen Sach­man­gel nach § 434 I 1 BGB a.F. dar­stellt und die­ser so­wohl bei Über­ga­be als auch noch im Zeit­punkt der Rück­tritts­er­klä­rung (vgl. zur Maß­geb­lich­keit auch die­ses Zeit­punkts: Se­nat, Urt. v. 27.05.2020 – VI­II ZR 315/18, BGHZ 226, 1 Rn. 43; Urt. v. 10.11.2021 – VI­II ZR 187/20, NJW 2022, 686 Rn. 78, zur Ver­öf­fent­li­chung in BGHZ be­stimmt) vor­ge­le­gen hat. Eben­so ist das Vor­lie­gen ei­nes Ver­brauchs­gü­ter­kaufs (§ 474 I BGB in der bis zum 31.12.2017 gel­ten­den Fas­sung) zu un­ter­stel­len.

[20]   2. Das Be­ru­fungs­ge­richt ist im Er­geb­nis rechts­feh­ler­frei da­von aus­ge­gan­gen, dass die Klä­ge­rin nicht wirk­sam vom Kauf­ver­trag zu­rück­ge­tre­ten ist, da sie dem Be­klag­ten ei­ne wirk­sa­me Frist zur Nach­er­fül­lung nicht ge­setzt hat.

[21]   a) Das Recht des Käu­fers, vom Ver­trag ge­mäß § 437 Nr. 2 BGB nach den Be­stim­mun­gen der §§ 440, 323 BGB zu­rück­zu­tre­ten, setzt nach § 323 I BGB grund­sätz­lich vor­aus, dass der Käu­fer dem Ver­käu­fer zu­vor er­folg­los ei­ne an­ge­mes­se­ne Frist zur Nach­er­fül­lung (§ 439 BGB) be­stimmt hat. Ei­ne sol­che Frist­set­zung war auch vor­lie­gend er­for­der­lich. Das Be­ru­fungs­ge­richt hat rechts­feh­ler­frei und von der Re­vi­si­on un­an­ge­grif­fen ei­nen Fall, in wel­chem aus­nahms­wei­se hier­von hät­te ab­ge­se­hen wer­den kön­nen – ins­be­son­de­re nach § 440 BGB –, ver­neint. Zwar hat die Klä­ge­rin (mehr­fach) ei­ne Frist zur Nach­bes­se­rung ge­setzt. Den­noch fehlt es an ei­nem den An­for­de­run­gen der §§ 323 I, 439 I BGB ent­spre­chen­den Nach­er­fül­lungs­ver­lan­gen der Klä­ge­rin, so­dass die Vor­aus­set­zun­gen für ein Rück­tritts­recht nach § 437 Nr. 2 BGB i. V. mit § 323 BGB nicht er­füllt sind.

[22]   b) Denn ein taug­li­ches Nach­er­fül­lungs­ver­lan­gen des Käu­fers muss nach der stän­di­gen Recht­spre­chung des Se­nats – ne­ben ei­ner Frist­set­zung – auch die Be­reit­schaft des Käu­fers um­fas­sen, dem Ver­käu­fer die Kauf­sa­che zur Über­prü­fung der er­ho­be­nen Män­gel­rü­gen am rech­ten Ort, näm­lich dem Er­fül­lungs­ort der Nach­er­fül­lung, für ei­ne ent­spre­chen­de Un­ter­su­chung zur Ver­fü­gung zu stel­len (vgl. auch § 439 V BGB in der ab dem 01.01.2022 gel­ten­den Fas­sung; hier­zu BT-Drs. 19/27424, S. 26 f.). Hier­durch soll es die­sem er­mög­licht wer­den, die ver­kauf­te Sa­che dar­auf zu über­prü­fen, ob der be­haup­te­te Man­gel be­steht, ob er be­reits im Zeit­punkt des Ge­fahr­über­gangs vor­ge­le­gen hat, auf wel­cher Ur­sa­che er be­ruht so­wie ob und auf wel­che Wei­se er be­sei­tigt wer­den kann. Dem­entspre­chend ist der Ver­käu­fer grund­sätz­lich nicht ver­pflich­tet, sich auf ein Nach­er­fül­lungs­ver­lan­gen des Käu­fers ein­zu­las­sen, be­vor die­ser ihm die Ge­le­gen­heit zu ei­ner sol­chen Un­ter­su­chung der Kauf­sa­che ge­ge­ben hat (Se­nat, Urt. v. 23.02.2005 – VI­II ZR 100/04, BGHZ 162, 219, 228; Urt. v. 10.03.2010 – VI­II ZR 310/08, NJW 2010, 1448 Rn. 12; Urt. v. 19.12.2012 – VI­II ZR 96/12, NJW 2013, 1074 Rn. 24; Urt. v. 01.07.2015 – VI­II ZR 226/14, NJW 2015, 3455 Rn. 30; Urt. v. 19.07.2017 – VI­II ZR 278/16, NJW 2017, 2758 Rn. 27; Urt. v. 30.10.2019 – VI­II ZR 69/18, NJW 2020, 389 Rn. 37). Die­se Ge­le­gen­heit zur Un­ter­su­chung des Pferds am Er­fül­lungs­ort hat die Klä­ge­rin dem Be­klag­ten nicht ge­währt.

[23]   c) Das Be­ru­fungs­ge­richt ist der Sa­che nach rechts­feh­ler­frei und von der Re­vi­si­on un­an­ge­grif­fen da­von aus­ge­gan­gen, dass der Er­fül­lungs­ort der Nach­bes­se­rung (vgl. hier­zu Se­nat, Urt. v. 13.04.2011 – VI­II ZR 220/10, BGHZ 189, 196 Rn. 20 ff.; Urt. v. 19.07.2017 – VI­II ZR 278/16, NJW 2017, 2758 Rn. 21 ff.; Urt. v. 30.10.2019 – VI­II ZR 69/18, NJW 2020, 389 Rn. 37) vor­lie­gend am (Wohn-)Sitz des Be­klag­ten liegt.

[24]   Zur Be­ur­tei­lung, ob das ge­rüg­te Zun­gen­stre­cken ge­ge­ben ist, zur Er­mitt­lung von des­sen Ur­sa­che so­wie zu ei­ner et­wai­gen Be­hand­lung ist nach den Fest­stel­lun­gen des Be­ru­fungs­ge­richts ei­ne auf ge­wis­se Zeit an­ge­leg­te Ob­hut des Be­klag­ten über das Pferd und ei­ne nach sei­nen Dis­po­si­tio­nen je­der­zeit mög­li­che Ein­wir­kung not­wen­dig. Dies stellt auch die Klä­ge­rin nicht in­fra­ge, die ge­ra­de ei­nen Trans­port­kos­ten­vor­schuss zwecks Ver­brin­gung des Pferds zum Be­klag­ten for­dert, die­sen „im Hin­blick auf die er­heb­li­che Ent­fer­nung des Stand­or­tes [des Pferds] zum Wohn­ort“ des Be­klag­ten mit 1.200 € be­mes­sen und aus­ge­führt hat, das Pferd wer­de nach Ein­gang die­ses Trans­port­kos­ten­vor­schus­ses „so­fort an den Er­fül­lungs­ort der Nach­er­fül­lung ver­bracht“.

[25]   d) Hier­durch ist die Klä­ge­rin ih­rer Ob­lie­gen­heit, die Kauf­sa­che zur Ver­fü­gung zu stel­len nicht nach­ge­kom­men, da sie die ge­bo­te­ne Ver­brin­gung des Pferds zum Be­klag­ten selbst aus­füh­ren woll­te und die­se von der Zah­lung ei­nes Trans­port­kos­ten­vor­schus­ses ab­hän­gig ge­macht hat, ob­gleich der Be­klag­te von An­fang an be­reit war, das Pferd auf sei­ne Kos­ten bei der Klä­ge­rin be­zie­hungs­wei­se an des­sen Stand­ort ab­zu­ho­len. Denn auf­grund die­ses An­ge­bots des Be­klag­ten zu ei­ner für die Klä­ge­rin kos­ten­frei­en Ab­ho­lung des Pferds konn­te sie die Zah­lung ei­nes Trans­port­kos­ten­vor­schus­ses nicht ver­lan­gen.

[26]   aa) Zwar hat ein Ver­brau­cher un­ter be­stimm­ten Vor­aus­set­zun­gen ei­nen An­spruch auf Zah­lung ei­nes Trans­port­kos­ten­vor­schus­ses ge­gen den Ver­käu­fer.

[27]   An­ders als das Be­ru­fungs­ge­richt meint, kann ein sol­cher An­spruch vor­lie­gend nicht aus § 475 VI BGB a.F. (jetzt: § 475 IV BGB) her­ge­lei­tet wer­den. Die­se Vor­schrift wur­de erst durch Art. 1 Nr. 10 des Ge­set­zes zur Re­form des Bau­ver­trags­rechts, zur Än­de­rung der kauf­recht­li­chen Män­gel­haf­tung, zur Stär­kung des zi­vil­pro­zes­sua­len Rechts­schut­zes und zum ma­schi­nel­len Sie­gel im Grund­buch- und Schiffs­re­gis­ter­ver­fah­ren vom 28.04.2017 (BGBl. 2017 I, 969) mit Wir­kung zum 01.01.2018 ein­ge­führt. So­mit sind auf den im Ju­ni 2017 ge­schlos­se­nen Kauf­ver­trag ge­mäß Art. 229 § 39 EGBGB die Vor­schrif­ten des Bür­ger­li­chen Ge­setz­buchs in der bis zum 31.12.2017 gel­ten­den Fas­sung an­zu­wen­den.

[28]   Je­doch ent­sprach es schon vor Ein­füh­rung des § 475 VI BGB a.F. stän­di­ger Recht­spre­chung des Se­nats, dass ein sol­cher Vor­schuss­an­spruch aus der Vor­schrift des § 439 II BGB folgt. Hier­nach hat ein Ver­käu­fer die zum Zwe­cke der Nach­er­fül­lung er­for­der­li­chen Auf­wen­dun­gen, ins­be­son­de­re Trans­port-, We­ge-, Ar­beits- und Ma­te­ri­al­kos­ten zu tra­gen. Da­bei han­delt es sich um ei­ne Kos­ten­tra­gungs­re­ge­lung mit An­spruch­s­cha­rak­ter, wel­che die von Art. 3 III 1, IV der Ver­brauchs­gü­terkauf­richt­li­nie ge­for­der­te Un­ent­gelt­lich­keit der Nach­er­fül­lung ge­währ­leis­ten soll (Se­nat, Urt. v. 30.04.2014 – VI­II ZR 275/13, BGHZ 201, 83 Rn. 11 m. w. Nachw.). Dies be­grün­det in Fäl­len, in de­nen ei­ne Nach­er­fül­lung die Ver­brin­gung des Kauf­ge­gen­stands an ei­nen ent­fernt lie­gen­den Nach­er­fül­lungs­ort er­for­dert und bei dem Käu­fer des­halb Trans­port­kos­ten zwecks Über­füh­rung der Kauf­sa­che an die­sen Ort an­fal­len, aber nicht nur ei­nen Er­stat­tungs­an­spruch ge­gen den Ver­käu­fer. Viel­mehr kann der Käu­fer in sol­chen Fäl­len nach dem Schutz­zweck des Un­ent­gelt­lich­keits­ge­bots grund­sätz­lich schon vor­ab ei­nen (ab­re­chen­ba­ren) Vor­schuss zur Ab­de­ckung die­ser Kos­ten be­an­spru­chen. Denn die dem Ver­käu­fer auf­er­leg­te Ver­pflich­tung, die Her­stel­lung des ver­trags­ge­mä­ßen Zu­stands der Kauf­sa­che un­ent­gelt­lich zu be­wir­ken, soll den Ver­brau­cher vor dro­hen­den fi­nan­zi­el­len Be­las­tun­gen schüt­zen, die ihn in Er­man­ge­lung ei­nes sol­chen Schut­zes da­von ab­hal­ten könn­ten, sol­che An­sprü­che gel­tend zu ma­chen. Ein sol­cher Hin­de­rungs­grund kann sich auch dar­aus er­ge­ben, dass der Ver­brau­cher mit ent­ste­hen­den Trans­port­kos­ten in Vor­la­ge tre­ten muss (Se­nat, Urt. v. 13.04.2011 – VI­II ZR 220/10, BGHZ 189, 196 Rn. 37; Urt. v. 21.12.2011 – VI­II ZR 70/08, BGHZ 192, 148 Rn. 49 f.; Urt. v. 19.07.2017 – VI­II ZR 278/16, NJW 2017, 2758 Rn. 29; vgl. auch EuGH, Urt. v. 23.05.2019 – C-52/18, ECLI:EU:C:2019:447 = NJW 2019, 2007 Rn. 51 m. w. Nachw. – Fül­la). Für ein taug­li­ches Nach­er­fül­lungs­be­geh­ren reicht es da­her aus, wenn der Käu­fer zeit­nah ei­nen – nicht er­sicht­lich un­an­ge­mes­se­nen – Trans­port­kos­ten­vor­schuss vom Ver­käu­fer an­for­dert und al­ter­na­tiv be­reit ist, dem Ver­käu­fer selbst die Durch­füh­rung des Trans­ports zu über­las­sen (Se­nat, Urt. v. 19.07.2017 – VI­II ZR 278/16, NJW 2017, 2758 Rn. 19; vgl. auch Se­nat, Urt. v. 13.04.2011 – VI­II ZR 220/10, BGHZ 189, 196 Rn. 44).

[29]   bb) Nach die­sen Grund­sät­zen be­steht, was das Be­ru­fungs­ge­richt im Er­geb­nis zu­tref­fend er­kannt hat, ein An­spruch der Klä­ge­rin auf Zah­lung ei­nes Trans­port­kos­ten­vor­schus­ses nicht.

[30]   (1) Dies folgt be­reits aus dem In­halt die­ses Vor­schuss­an­spruchs, der – wie aus­ge­führt – ver­hin­dern soll, dass der Ver­brau­cher mit ent­ste­hen­den Trans­port­kos­ten in Vor­la­ge tre­ten muss.

[31]   Der­ar­ti­ges hat die Klä­ge­rin nicht zu be­fürch­ten. Auf­grund der Be­reit­schaft des Be­klag­ten, das Pferd ab­zu­ho­len, ent­ste­hen der Klä­ge­rin kei­ne Aus­la­gen, für wel­che sie in Vor­la­ge tre­ten müss­te. Da­her kann die Re­vi­si­on auch nicht mit Er­folg auf den An­spruch­s­cha­rak­ter ab­stel­len und an­füh­ren, der Käu­fer sei (stets) für den Trans­port zu­stän­dig und der Ver­käu­fer ha­be (stets) die Kos­ten da­für zu tra­gen so­wie ei­nen Vor­schuss zu leis­ten. Zwar hat der Ver­brau­cher ei­nen An­spruch auf Auf­wen­dungs­er­satz. Wenn je­doch – wie hier – Auf­wen­dun­gen nicht ent­ste­hen (wer­den), be­steht auch kein An­spruch. Viel­mehr hat der Be­klag­te, wor­auf die Re­vi­si­ons­er­wi­de­rung zu­tref­fend ver­weist, durch sei­ne Be­reit­schaft zur Ab­ho­lung des Pferds ei­ne im Ver­gleich zum Trans­port durch die Klä­ge­rin „güns­ti­ge­re Al­ter­na­ti­ve“ (vgl. Se­nat, Urt. v. 13.04.2011 – VI­II ZR 220/10, BGHZ 189, 196 Rn. 44) an­ge­bo­ten.

[32]   (2) Der Sinn und Zweck des Vor­schuss­an­spruchs ge­bie­tet es nicht, ihn auch dem­je­ni­gen Käu­fer zu ge­wäh­ren, ge­gen­über dem der Ver­käu­fer zu ei­ner – für den Käu­fer kos­ten­frei­en – Ab­ho­lung der Kauf­sa­che be­reit ist.

[33]   Wie aus­ge­führt, soll der Käu­fer mit­tels des Vor­schuss­an­spruchs vor fi­nan­zi­el­len Be­las­tun­gen ge­schützt wer­den, die ihn da­von ab­hal­ten könn­ten, sei­ne An­sprü­che auf Her­stel­lung des ver­trags­ge­mä­ßen Zu­stands gel­tend zu ma­chen. Ist der Ver­käu­fer – wie hier – be­reit, die Kauf­sa­che zwecks Nach­bes­se­rung beim Käu­fer ab­zu­ho­len und auf sei­ne Kos­ten zum Er­fül­lungs­ort zu ver­brin­gen, er­lei­det der Käu­fer kei­ne fi­nan­zi­el­len Nach­tei­le und wird so­mit auch nicht von der Gel-tend­ma­chung sei­ner Rech­te ab­ge­hal­ten. Ihm wird ei­ne Man­gel­be­sei­ti­gung oh­ne Ein­satz ei­ge­ner Mit­tel und sons­ti­ger Vor­leis­tun­gen er­mög­licht (vgl. hier­zu Se­nat, Urt. v. 19.07.2017 – VI­II ZR 278/16, NJW 2017, 2758 Rn. 33). Der Schutz des Käu­fers ist ge­währ­leis­tet, da Trans­port­kos­ten zu sei­nen Las­ten erst gar nicht ent­ste­hen (vgl. auch OLG Köln, Beschl. v. 23.10.2018 – 16 U 113/18, NJW-RR 2019, 308 Rn. 2; Stau­din­ger/​Kai­ser, Eck­pfei­ler des Zi­vil­rechts, 7. Aufl., Rn. H 59).

[34]   (3) Der Ver­sa­gung ei­nes Trans­port­kos­ten­vor­schus­ses in Fäl­len wie dem vor­lie­gen­den ste­hen die Vor­ga­ben der Ver­brauchs­gü­terkauf­richt­li­nie nicht ent­ge­gen. Denn der Schutz­zweck des Un­ent­gelt­lich­keits­ge­bots aus Art. 3 III 1, IV der Ver­brauchs­gü­terkauf­richt­li­nie ver­langt ge­ra­de nicht, dass der Ver­käu­fer für die Trans­port­kos­ten „sys­te­ma­tisch in Vor­kas­se“ tre­ten müss­te, son­dern ge­bie­tet viel­mehr ei­nen an­ge­mes­se­nen Aus­gleich zwi­schen den In­ter­es­sen des Ver­brau­chers und den­je­ni­gen des Ver­käu­fers (vgl. EuGH, Urt. v. 23.05.2019 – C-52/18, ECLI:EU:C:2019:447 = NJW 2019, 2007 Rn. 54 – Fül­la). Da­bei sind nicht nur die In­ter­es­sen des Ver­brau­chers zu wah­ren, in­dem ihm ein um­fas­sen­der und wirk­sa­mer Schutz da-ge­gen ge­währt wird, dass der Ver­käu­fer sei­ne ver­trag­li­chen Ver­pflich­tun­gen schlecht er­füllt, son­dern es ist auch ein ge­rech­ter Aus­gleich mit den vom Ver­käu­fer an­ge­führ­ten wirt­schaft­li­chen Über­le­gun­gen zu ge­währ­leis­ten (vgl. EuGH, Urt. v. 16.06.2011 – C-65/09 und C-87/09, ECLI:EU:C:2011:396 = Slg. 2011, I-5257 Rn. 75 – Gebr. We­ber und Putz; Urt. v. 23.05.2019 – C-52/18, ECLI:EU:C:2019:447 = NJW 2019, 2007 Rn. 41, 52 – Fül­la). Hier­nach ist dem zur Nach­bes­se­rung ver­pflich­te­ten Ver­käu­fer das für ihn im Ein­zel­fall wirt­schaft­lich güns­ti­ge­re Ab­ho­len der Kauf­sa­che zu ge­stat­ten, wo­durch die Un­ent­gelt­lich­keit der Nach­bes­se­rung für den Käu­fer im Er­geb­nis ge­wahrt ist.

[35]   (4) Zur Be­grün­dung ih­rer ge­gen­tei­li­gen An­sicht kann sich die Re­vi­si­on nicht mit Er­folg auf Art. 3 III 3 der Ver­brauchs­gü­terkauf­richt­li­nie be­ru­fen, wo­nach die Nach­bes­se­rung oder die Er­satz­lie­fe­rung für den Ver­brau­cher oh­ne er­heb­li­che Un­an­nehm­lich­kei­ten er­fol­gen muss, und kann in­so­weit auch nicht – wie in der münd­li­chen Ver­hand­lung vor dem Se­nat – auf die „Art des Ver­brauchs­guts“ ab­stel­len.

[36]   (a) Zwar ver­weist die Re­vi­si­on in­so­weit noch zu­tref­fend dar­auf, dass die Be­ur­tei­lung der er­heb­li­chen Un­an­nehm­lich­keit für den Ver­brau­cher nicht al­lein auf fi­nan­zi­el­le As­pek­te be­schränkt ist (vgl. Se­nat, Urt. v. 13.04.2011 – VI­II ZR 220/10, BGHZ 189, 196 Rn. 41). Je­doch stellt nicht jeg­li­cher Auf­wand des Käu­fers im Zu­ge der Nach­er­fül­lung ei­ne er­heb­li­che Be­las­tung für ihn dar. Der Ver­brau­cher muss nicht vor sämt­li­chen Un­an­nehm­lich­kei­ten ge­schützt wer­den; viel­mehr ist ihm ein ge­wis­ses Maß an Un­an­nehm­lich­kei­ten zu­mut­bar (vgl. Se­nat, Urt. v. 13.04.2011 – VI­II ZR 220/10, BGHZ 189, 196 Rn. 43). Ent­schei­dend ist auch hier, dass der Käu­fer kei­ner Be­las­tung aus­ge­setzt wird, die ge­eig­net wä­re, ei­nen durch­schnitt­li­chen Ver­brau­cher von der Gel­tend­ma­chung sei­ner An­sprü­che ab­zu­hal­ten (vgl. EuGH, Urt. v. 23.05.2019 – C-52/18, ECLI:EU:C:2019:447 = NJW 2019, 2007 Rn. 40 – Fül­la).

[37]   (b) Ei­ne sol­che Be­las­tung bringt die Klä­ge­rin nicht vor.

[38]   (aa) So­weit sie all­ge­mein auf ein an­geb­li­ches Trans­port­ri­si­ko für das Pferd ab­stellt, han­delt es sich um ei­ne mit der Nach­bes­se­rung re­gel­mä­ßig ein­her­ge­hen­de Be­las­tung. Ein sol­ches Ri­si­ko zu tra­gen, ist die Klä­ge­rin ge­gen Zah­lung ei­nes Trans­port­kos­ten­vor­schus­ses be­reit. Da­mit hat sie selbst zu er­ken­nen ge­ge­ben, dass bei ei­nem vor­ab zu leis­ten­den fi­nan­zi­el­len Aus­gleich das mit ei­nem Trans­port des Pferds ver­bun­de­ne Ri­si­ko – auch über ei­ne län­ge­re Stre­cke – grund­sätz­lich für sie kei­ne, zu­min­dest kei­ne er­heb­li­che Un­an­nehm­lich­keit be­deu­tet.

[39]   (bb) Die von der Klä­ge­rin wei­ter an­ge­führ­te Ein­schrän­kung in der „ei­ge­nen All­tags­or­ga­ni­sa­ti­on“ in­fol­ge der Ab­ho­lung des Pferds durch den Be­klag­ten geht eben­falls nicht über die mit der Durch­füh­rung je­der Nach­bes­se­rung ein­her­ge­hen­de zeit­li­che In­an­spruch­nah­me ei­nes Käu­fers hin­aus (vgl. Se­nat, Urt. v. 19.07.2017 – VI­II ZR 278/16, NJW 2017, 2758 Rn. 26). Zu­dem müss­te die Klä­ge­rin auch im Fal­le der ei­ge­nen Aus­füh­rung des Trans­ports si­cher­stel­len, dass der Be­klag­te das Pferd am Er­fül­lungs­ort in Emp­fang neh­men kann, und sich da­her ter­min­lich mit die­sem ab­stim­men, was sich im Rah­men des oh­ne­hin not­wen­di­gen Zu­sam­men­wir­kens der Ver­trags­par­tei­en hält. Die von der Klä­ge­rin als er-for­der­lich an­ge­se­he­ne Vor­be­rei­tung des Pferds auf den Trans­port durch ei­ne Be­zugs­per­son, der das Tier ver­traue, ist ihr auch dann mög­lich, wenn der Be­klag­te das Pferd – nach vor­he­ri­ger Ter­min­ab­stim­mung – bei ihr ab­holt.

[40]   So­weit die Klä­ge­rin schließ­lich ei­ne Trans­port­stre­cke von meh­re­ren Hun­dert Ki­lo­me­tern – in der münd­li­chen Ver­hand­lung vor dem Se­nat dem­ge­gen­über ei­ne sol­che von et­wa 1.000 km –, ei­ne er­heb­li­che Ver­let­zungs­ge­fahr für das Pferd und da­mit ein aus ih­rer Sicht be­ste­hen­des „spe­zi­fi­sches Ri­si­ko“ an­führt, hat das Be­ru­fungs­ge­richt zu­tref­fend dar­auf ab­ge­stellt, der Trans­port des Tiers ge­hö­re zum „all­ge­mei­nen Ri­si­ko“ je­des Pfer­de­hal­ters und hier­aus fol­ge kei­ne er­heb­li­che Un­an­nehm­lich­keit, auf­grund de­rer die Klä­ge­rin auf der Zah­lung ei­nes Trans­port­kos­ten­vor­schus­ses trotz der Ab­hol­be­reit­schaft des Be­klag­ten be­ste­hen kön­ne. Fest­stel­lun­gen da­zu, dass die vor­ge­nann­ten Ri­si­ken bei ei­nem Trans­port durch den Be­klag­ten hö­her wä­ren als bei ei­nem sol­chen durch die Klä-ge­rin, hat das Be­ru­fungs­ge­richt nicht ge­trof­fen; über­gan­ge­nen Sach­vor­trag zeigt die Re­vi­si­on nicht auf.

[41]   3. Man­gels taug­li­chen Nach­er­fül­lungs­ver­lan­gens und da­mit man­gels wirk­sa­men Rück­tritts ste­hen der Klä­ge­rin auch An­sprü­che auf Er­satz ent­stan­de­ner be­zie­hungs­wei­se künf­ti­ger ver­geb­li­cher Auf­wen­dun­gen und not­wen­di­ger Ver­wen­dun­gen (§ 437 Nr. 3 BGB, § 434 I 1 BGB, § 90a Satz 3, §§ 280 I, III, 281 I 1, 284, 325, 347 II 1 BGB; vgl. hier­zu Se­nat, Urt. v. 15.11.2006 – VI­II ZR 3/06, BGHZ 170, 31 Rn. 41; Urt. v. 29.04.2015 – VI­II ZR 180/14, BGHZ 205, 151 Rn. 38) so­wie auf Fest­stel­lung des An­nah­me­ver­zugs (§ 293 BGB) nicht zu. Da­mit schei­det auch ein An­spruch auf Zah­lung vor­ge­richt­li­cher Rechts­an­walts­kos­ten (§§ 280 I, II, 286, 288 IV BGB) aus.

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