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Probleme beim Autokauf?

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Ar­chiv: Sep­tem­ber 2020

Arg­lis­ti­ge Täu­schung durch Ver­schwei­gen ei­nes Un­fall­scha­dens

  1. Weiß der Ver­käu­fer ei­nes Ge­braucht­wa­gens, dass das Fahr­zeug ei­nen – über ei­nen blo­ßen Ba­ga­tell­scha­den hin­aus­ge­hen­den – Un­fall­scha­den er­lit­ten hat, oder hält der Ver­käu­fer ei­nen sol­chen Un­fall­scha­den für mög­lich so hat er dies dem Käu­fer grund­sätz­lich un­ge­fragt mit­zu­tei­len, wenn er sich nicht dem Vor­wurf ei­nes arg­lis­ti­gen Ver­schwei­gens aus­set­zen will (vgl. BGH, Urt. v. 03.03.1982 – VI­II ZR 78/81, NJW 1982, 1386 m. w. Nachw.).
  2. Die Gren­ze für „Ba­ga­tell­schä­den”, die nicht un­ge­fragt of­fen­bart wer­den müs­sen, ist bei Per­so­nen­kraft­wa­gen sehr eng zu zie­hen. Als „Ba­ga­tell­schä­den” sind nach der höchst­rich­ter­li­chen Recht­spre­chung (z. B. BGH, Urt. v. 10.10.2007 – VI­II ZR 330/06, NJW 2008, 53 Rn. 20 m. w. Nachw.) bei Per­so­nen­kraft­wa­gen nur ganz ge­ring­fü­gi­ge, äu­ße­re (Lack-)Schä­den an­er­kannt, nicht da­ge­gen an­de­re (Blech-)Schä­den, auch wenn sie kei­ne wei­ter­ge­hen­den Fol­gen hat­ten und der Re­pa­ra­tur­auf­wand nur ge­ring war. Ob das Fahr­zeug nach dem Un­fall fach­ge­recht re­pa­riert wor­den ist, ist nicht von Be­deu­tung.
  3. Grund­sätz­lich schul­det auch ein – hier: hin­sicht­lich der Un­fall­frei­heit des Fahr­zeugs – arg­lis­tig ge­täusch­ter Kfz-Käu­fer dem Ver­käu­fer ei­ne Nut­zungs­ent­schä­di­gung für je­den seit der Über­ga­be mit dem Fahr­zeug ge­fah­re­nen Ki­lo­me­ter, wenn der Kauf­ver­trag we­gen der arg­lis­ti­gen Täu­schung be­rei­che­rungs­recht­lich rück­ab­ge­wi­ckelt wird (§ 812 I 1 Fall 1, § 818 I, II BGB).

LG Co­burg, Ur­teil vom 24.09.2020 – 15 O 68/19

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Kei­ne Ver­wei­ge­rung der Nach­bes­se­rung bei ver­früh­tem Rück­tritt vom Kauf­ver­trag

Ver­langt der Käu­fer ei­nes Ge­braucht­wa­gens we­gen ei­nes Man­gels „so­fort“ die Rück­ab­wick­lung des Kauf­ver­trags, ob­wohl er dem Ver­käu­fer zu­nächst er­folg­los ei­ne Frist zur Nach­bes­se­rung hät­te set­zen müs­sen (§ 323 I BGB), dann ver­wei­gert der Ver­käu­fer ei­ne Nach­bes­se­rung nicht i. S. von § 323 II Nr. 1 BGB ernst­haft und end­gül­tig, wenn er sich zu ei­ner In­stand­set­zung des Fahr­zeugs nur mit der Ein­schrän­kung be­reit er­klärt, dass der Käu­fer ei­nen Teil der Re­pa­ra­tur­kos­ten trägt.

LG Bie­le­feld, Be­schluss vom 24.09.2020 – 22 S 111/20

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Wi­der­ruf ei­nes au­ßer­halb von Ge­schäfts­räu­men ge­schlos­se­nen, mit ei­nem Dar­le­hens­ver­trag ver­bun­de­nen Kfz-Kauf­ver­trags

  1. Zum Wi­der­ruf ei­ner auf den Ab­schluss ei­nes au­ßer­halb von Ge­schäfts­räu­men ge­schlos­se­nen, mit ei­nem Dar­le­hens­ver­trag ver­bun­de­nen Kfz-Kauf­ver­trags ge­rich­te­ten Wil­lens­er­klä­rung und den Rechts­fol­gen des Wi­der­rufs.
  2. Ein Ver­brau­cher kann sei­ne auf den Ab­schluss ei­nes au­ßer­halb von Ge­schäfts­räu­men ge­schlos­se­nen Kauf­ver­trags ge­rich­te­te Wil­lens­er­klä­rung auch dann ge­mäß § 355 BGB i. V. mit §§ 312b, 312g I BGB wi­der­ru­fen, wenn der Kauf­ver­trag i. S. von § 358 III 1, 2 BGB mit ei­nem Dar­le­hens­ver­trag ver­bun­den ist und dem Ver­brau­cher hin­sicht­lich des Dar­le­hens­ver­trags ein – ge­mäß § 358 II BGB auch den Kauf­ver­trag er­fas­sen­des – Wi­der­rufs­recht (§§ 495 I, 355 BGB) zu­steht. Denn § 312g III BGB, wo­nach ein Wi­der­rufs­recht bei au­ßer­halb von Ge­schäfts­räu­men ge­schlos­se­nen Ver­trä­gen un­ter an­de­rem dann nicht be­steht, wenn der Ver­brau­cher be­reits auf­grund des § 495 I BGB i. V. mit § 355 BGB ein Wi­der­rufs­recht hat, ist nur ein­schlä­gig, wenn die kon­kur­rie­ren­den Wi­der­rufs­rech­te ori­gi­när den­sel­ben Ver­trag be­tref­fen.
  3. Bei ei­nem au­ßer­halb von Ge­schäfts­räu­men ge­schlos­se­nen Ver­trag (hier: ei­nem Kauf­ver­trag über ei­nen Ge­braucht­wa­gen) steht dem Ver­brau­cher – an­ders als nach § 312 III Nr. 1 BGB a.F. – grund­sätz­lich auch dann ein Wi­der­rufs­recht nach § 355 BGB i. V. mit §§ 312b, 312g I BGB zu, wenn er den Ver­trag selbst an­ge­bahnt hat.

LG Braun­schweig, Ur­teil vom 22.09.2020 – 5 O 2947/19

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Man­gel vs. Ver­schleiß: Ab­ge­nutz­te Sit­ze bei ei­nem Neu­wa­gen

  1. Ei­ne Kauf­sa­che (hier: ein Neu­wa­gen), die dem Stand der Tech­nik gleich­ar­ti­ger Sa­chen ent­spricht, ist nicht des­halb nach § 434 I 2 Nr. 2 BGB man­gel­haft, weil der Stand der Tech­nik hin­ter der tat­säch­li­chen oder durch­schnitt­li­chen Käu­fe­rer­war­tung zu­rück­bleibt (im An­schluss an BGH, Urt. v. 04.03.2009 – VI­II ZR 160/08, NJW 2009, 2056 = DS 2009, 272 Rn. 11).
  2. Nor­ma­ler („na­tür­li­cher“) Ver­schleiß ist bei ei­nem Kraft­fahr­zeug re­gel­mä­ßig kein Sach­man­gel (im An­schluss an BGH, Urt. v. 23.11.2005 – VI­II ZR 43/05, NJW 2006, 434 Rn. 19). Nor­ma­ler, vom Käu­fer hin­zu­neh­men­der Ver­schleiß liegt ins­be­son­de­re hin­sicht­lich sol­cher Bau­tei­le ei­nes Kraft­fahr­zeugs vor, die üb­li­cher­wei­se ei­ner stär­ke­ren Ab­nut­zung als das Ge­samt­fahr­zeug un­ter­lie­gen und in ge­wis­sen Zeit­ab­stän­den über­prüft, ge­pflegt so­wie ge­ge­be­nen­falls er­neu­ert wer­den müs­sen (vgl. OLG Cel­le, Urt. v. 16.04.2008 – 7 U 224/07, ju­ris Rn. 20).
  3. Auf­grund des Ge­brauchs und des Al­te­rungs­pro­zes­ses sind Ab­nut­zungs- und Ver­schleiß­er­schei­nun­gen bei den Sit­zen ei­nes Kraft­fahr­zeugs un­ver­meid­lich. Ge­hen die­se Er­schei­nun­gen nicht über das hin­aus, was bei ver­gleich­ba­ren Sit­zen an­ge­sichts ih­rer Qua­li­tät, ih­res Al­ters und der Art ih­rer Be­nut­zung nor­ma­ler­wei­se zu be­ob­ach­ten ist, kann nicht von ei­nem Sach­man­gel ge­spro­chen wer­den.

LG Köln, Ur­teil vom 21.09.2020 – 32 O 194/19

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Un­ter­schla­gung ei­nes Kraft­fahr­zeugs wäh­rend Pro­be­fahrt durch ver­meint­li­chen Kauf­in­ter­es­sen­ten

  1. Ein Kauf­in­ter­es­sent, der ei­ne Pro­be­fahrt mit ei­nem Kraft­fahr­zeug un­ter­nimmt, ist nicht Be­sitz­die­ner des Ver­käu­fers.
  2. Die Über­las­sung ei­nes Kraft­fahr­zeugs durch den Ver­käu­fer zu ei­ner un­be­glei­te­ten und auch nicht an­der­wei­tig über­wach­ten Pro­be­fahrt ei­nes Kauf­in­ter­es­sen­ten auf öf­fent­li­chen Stra­ßen für ei­ne ge­wis­se Dau­er (hier: ei­ne Stun­de) ist kei­ne Be­sitz­lo­cke­rung, son­dern führt zu ei­nem frei­wil­li­gen Be­sitz­ver­lust.
  3. Wird das Fahr­zeug in ei­nem sol­chen Fall nicht zu­rück­ge­ge­ben, liegt da­her kein Ab­han­den­kom­men i. S. des § 935 BGB vor.

BGH, Ur­teil vom 18.09.2020 – V ZR 8/19
(vor­an­ge­hend: OLG Frank­furt a. M., Ur­teil vom 17.12.2018 – 15 U 84/18)

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Ge­bot der Wirt­schaft­lich­keit bei ei­ner Kfz-Re­pa­ra­tur – Ver­gü­tung für Feh­ler­su­che

  1. Ei­nem Werk­un­ter­neh­mer, der mit der Re­pa­ra­tur ei­nes Kraft­fahr­zeugs be­auf­tragt ist und da­für zu­nächst die (un­be­kann­te) Ur­sa­che der zu be­sei­ti­gen­den Fehl­funk­ti­on auf­fin­den muss, sind grund­sätz­lich auch die Ar­bei­ten im Rah­men der Feh­ler­dia­gno­se zu ver­gü­ten, die nicht (un­mit­tel­bar) zum Er­folg füh­ren. In­so­weit ist un­er­heb­lich, ob hin­sicht­lich der ge­schul­de­ten Feh­ler­su­che ein selbst­stän­di­ger Ver­trag, ein un­selbst­stän­di­ger Teil ei­nes Werk­ver­trags mit Dienst­leis­tungs­cha­rak­ter oder ein suk­zes­si­ve er­wei­ter­ter Werk­ver­trag vor­liegt. Je­den­falls be­steht ei­ne Ver­gü­tungs­pflicht im Grund­satz selbst dann, wenn der Werk­un­ter­neh­mer die Ur­sa­che der Fehl­funk­ti­on nicht fin­den kann.
  2. Der Un­ter­neh­mer darf al­ler­dings nicht un­ein­ge­schränkt zu ver­gü­ten­den (Zeit-)Auf­wand be­trei­ben; viel­mehr ist er ver­pflich­tet, auf ei­ne wirt­schaft­li­che Be­triebs­füh­rung zu ach­ten. Um dem Ge­bot der Wirt­schaft­lich­keit zu ge­nü­gen, muss der Un­ter­neh­mer suk­zes­si­ve die wahr­schein­lichs­ten Feh­ler­quel­len aus­schlie­ßen und da­bei zu­nächst über­prü­fen, ob die für den Auf­trag­ge­ber güns­tigs­te Ur­sa­che vor­liegt.
  3. Ver­letzt der Un­ter­neh­mer sei­ne ver­trag­li­che Ne­ben­pflicht zur wirt­schaft­li­chen Be­triebs­füh­rung, so wirkt sich dies nicht un­mit­tel­bar ver­gü­tungs­min­dernd aus. Viel­mehr lässt ein Ver­stoß ge­gen das Ge­bot der Wirt­schaft­lich­keit le­dig­lich ei­nen vom Be­stel­ler gel­tend zu ma­chen­den Ge­gen­an­spruch aus Ver­trags­ver­let­zung (§ 280 I BGB) ent­ste­hen, des­sen tat­säch­li­che Vor­aus­set­zun­gen der Be­stel­ler nach all­ge­mei­nen Grund­sät­zen dar­le­gen und be­wei­sen muss.

OLG Hamm, Ur­teil vom 16.09.2020 – 12 U 177/19

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Ge­wöhn­li­cher, die Ver­kehrs­si­cher­heit nicht be­ein­träch­ti­gen­der Ver­schleiß ist bei ei­nem Ge­braucht­wa­gen kein Man­gel

  1. Ein bei Ge­fahr­über­gang vor­lie­gen­der, dem Al­ter, der Lauf­leis­tung und der Qua­li­täts­stu­fe ent­spre­chen­der, ge­wöhn­li­cher, die Ver­kehrs­si­cher­heit nicht be­ein­träch­ti­gen­der Ver­schleiß ei­nes für den Stra­ßen­ver­kehr zu­ge­las­se­nen Kraft­fahr­zeugs be­grün­det ei­nen Sach­man­gel nach § 434 I 2 Nr. 1, Nr. 2 BGB nicht (Be­stä­ti­gung von Se­nat, Urt. v. 23.11.2005 – VI­II ZR 43/05, NJW 2006, 434 Rn. 19; Urt. v. 10.10.2007 – VI­II ZR 330/06, NJW 2008, 53 Rn. 19; Urt. v. 10.03.2009 – VI­II ZR 34/08, NJW 2009, 1588 Rn. 13). Dies gilt auch dann, wenn sich dar­aus in ab­seh­ba­rer Zeit – ins­be­son­de­re bei der durch Ge­brauch und Zeit­ab­lauf zu er­war­ten­den wei­te­ren Ab­nut­zung – ein Er­neue­rungs­be­darf er­gibt.
  2. Die Ver­mu­tung des § 476 Halb­satz 1 BGB – in der bis zum 31.12.2017 gel­ten­den Fas­sung (jetzt: § 477 Halb­satz 1 BGB) – ent­bin­det den Käu­fer nicht da­von, dar­zu­le­gen und er­for­der­li­chen­falls zu be­wei­sen, dass sich an der Kauf­sa­che in­ner­halb von sechs Mo­na­ten nach Ge­fahr­über­gang ein man­gel­haf­ter Zu­stand (Man­gel­er­schei­nung) ge­zeigt hat. Der Käu­fer ist dann durch die ge­nann­te Vor­schrift des Vor­trags und des Nach­wei­ses ent­ho­ben, auf wel­che Ur­sa­che der zu­ta­ge ge­tre­te­ne man­gel­haf­te Zu­stand zu­rück­zu­füh­ren ist, so­wie, dass die­se Ur­sa­che in den Ver­ant­wor­tungs­be­reich des Ver­käu­fers fällt (Be­stä­ti­gung von Se­nat, Urt. v. 12.10.2016 – VI­II ZR 103/15, BGHZ 212, 224 Rn. 36; Urt. v. 27.05.2020 – VI­II ZR 315/18 Rn. 54 [zur Ver­öf­fent­li­chung in BGHZ vor­ge­se­hen]).

BGH, Ur­teil vom 09.09.2020 – VI­II ZR 150/18
(vor­an­ge­hend: OLG Köln, Ur­teil vom 26.04.2018 – 15 U 82/17)

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Kein Wi­der­rufs­recht des Ver­brau­chers bei Lea­sing­ver­trag mit Ki­lo­me­ter­ab­rech­nung

Ei­nem Lea­sing­neh­mer steht bei ei­nem Lea­sing­ver­trag mit Ki­lo­me­ter­ab­rech­nung kein ge­setz­li­ches Wi­der­rufs­recht nach § 506 II BGB oder in ent­spre­chen­der An­wen­dung die­ser Vor­schrift zu.

OLG Hamm, Ur­teil vom 04.09.2020 – 30 U 32/20

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Er­satz­lie­fe­rung ei­nes Neu­wa­gens trotz Mo­dell­wech­sel

  1. Ob die vom Käu­fer ei­nes Neu­wa­gens ge­mäß § 437 Nr. 1, § 439 I Fall 2 BGB ver­lang­te Er­satz­lie­fe­rung ei­nes man­gel­frei­en Fahr­zeugs i. S. von § 275 I BGB un­mög­lich ist, hängt von In­halt und Reich­wei­te der vom Ver­käu­fer ver­trag­lich über­nom­me­nen Be­schaf­fungs­pflicht ab. Die­se sind durch ei­ne in­ter­es­sen­ge­rech­te Aus­le­gung des Kauf­ver­trags (§§ 133, 157 BGB) zu be­stim­men. Da­bei ist zu be­rück­sich­ti­gen, dass die Pflicht zur Er­satz­be­schaf­fung gleich­ar­ti­ge und gleich­wer­ti­ge Sa­chen er­fasst. Denn der An­spruch des Käu­fers auf Er­satz­lie­fe­rung rich­tet sich dar­auf, dass an­stel­le der ur­sprüng­lich ge­lie­fer­ten man­gel­haf­ten Kauf­sa­che nun­mehr ei­ne man­gel­freie, im Üb­ri­gen aber gleich­ar­ti­ge und gleich­wer­ti­ge Sa­che zu lie­fern ist. Die Lie­fe­rung ei­ner iden­ti­schen Sa­che ist nicht er­for­der­lich. Viel­mehr ist in­so­weit dar­auf ab­zu­stel­len, ob die Ver­trags­par­tei­en nach ih­rem er­kenn­ba­ren Wil­len und dem Ver­trags­zweck die kon­kre­te Leis­tung als aus­tausch­bar an­ge­se­hen ha­ben (im An­schluss an BGH, Urt. v. 08.01.2019 – VI­II ZR 225/17, ju­ris Rn. 29 ff.).
  2. Für die Be­ur­tei­lung, ob die Er­satz­lie­fe­rung ei­nes Neu­wa­gens i. S. von § 275 I BGB un­mög­lich ist, ist nach der In­ter­es­sen­la­ge des Ver­käu­fers in der Re­gel nicht von Be­lang, dass ein Mo­dell­wech­sel statt­ge­fun­den hat und das neue Fahr­zeug­mo­dell sich mehr oder we­ni­ger vom Vor­gän­ger­mo­dell un­ter­schei­det. Viel­mehr kommt es – nicht an­ders, als wä­re ein Fahr­zeug der vom Käu­fer er­wor­be­nen Mo­dell­rei­he noch lie­fer­bar – im We­sent­li­chen auf die Hö­he der mit ei­ner Er­satz­lie­fe­rung ver­bun­de­nen Kos­ten an. Die­se führt nicht zum Aus­schluss der Leis­tungs­pflicht nach § 275 I BGB, son­dern kann den Ver­käu­fer ge­ge­be­nen­falls ge­mäß § 439 IV BGB (= § 439 III BGB a.F.) be­rech­ti­gen, die Er­satz­lie­fe­rung zu ver­wei­gern (im An­schluss an BGH, Urt. v. 08.01.2019 – VI­II ZR 225/17, ju­ris Rn. 29 ff.).
  3. Der Ver­käu­fer ei­nes Neu­wa­gens darf bei ei­nem Ver­brauchs­gü­ter­kauf i. S. von § 474 I 1 BGB die vom Käu­fer be­gehr­te Er­satz­lie­fe­rung (§ 439 I Fall 1 BGB) ei­nes man­gel­frei­en Fahr­zeugs dann nicht ge­mäß § 439 IV BGB (= § 439 III BGB a.F.) ver­wei­gern, weil sie nur mit un­ver­hält­nis­mä­ßi­gen Kos­ten mög­lich ist, wenn ei­ne Nach­bes­se­rung (§ 439 I Fall 1 BGB) un­mög­lich ist. Bei der Be­ur­tei­lung, ob das Fahr­zeug ord­nungs­ge­mäß nach­ge­bes­sert, der Man­gel al­so voll­stän­dig, nach­hal­tig und fach­ge­recht be­sei­tigt wer­den kann, ist auf den Zeit­punkt des Zu­gangs des Nach­er­fül­lungs­ver­lan­gens ab­zu­stel­len.
  4. Ein Käu­fer, der vom Ver­käu­fer zu­nächst Nach­bes­se­rung (§ 439 I Fall 1 BGB) ver­langt hat, kann zwar im Ein­zel­fall mit Rück­sicht auf die Ge­bo­te von Treu und Glau­ben (§ 242 BGB) ge­hin­dert sein, von sei­nem Nach­bes­se­rungs­ver­lan­gen Ab­stand zu neh­men und Er­satz­lie­fe­rung (§ 439 I Fall 2 BGB) zu ver­lan­gen. Der Käu­fer ver­hält sich in­des nicht treu­wid­rig, wenn der Ver­käu­fer die vom Käu­fer zu­nächst be­gehr­te Nach­bes­se­rung nicht oder nicht ord­nungs­ge­mäß zu­we­ge ge­bracht hat und des­halb die Kauf­sa­che bei Aus­übung des Er­satz­lie­fe­rungs­ver­lan­gens nicht ver­trags­ge­recht war. In ei­nem sol­chen Fall ist es viel­mehr um­ge­kehrt dem Ver­käu­fer un­ter dem Ge­sichts­punkt von Treu und Glau­ben ver­wehrt, den Käu­fer an der ur­sprüng­lich ge­trof­fe­nen Wahl fest­zu­hal­ten (im An­schluss an BGH, Urt. v. 24.10.2018 – VI­II ZR 66/17, BGHZ 220, 134 Rn. 47 f.).

LG Aa­chen, Ur­teil vom 03.09.2020 – 11 O 167/16

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