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Ar­chiv: April 2017

Üb­li­che Ver­gü­tung für die Re­pa­ra­tur ei­nes Kraft­fahr­zeugs

Für die Re­pa­ra­tur ei­nes Kraft­fahr­zeugs gilt in Er­man­ge­lung ei­ner aus­drück­li­chen Ver­gü­tungs­ver­ein­ba­rung die üb­li­che Ver­gü­tung als still­schwei­gend ver­ein­bart, weil ei­ne Kfz-Re­pa­ra­tur nur ge­gen Ver­gü­tung zu er­war­ten ist (§ 632 I, II BGB). Üb­lich i. S. von § 632 II BGB ist die Ver­gü­tung, die zur Zeit des Ver­trags­schlus­ses nach all­ge­mei­ner Auf­fas­sung am Ort der Werkleis­tung ge­währt zu wer­den pflegt. Die üb­li­che Ver­gü­tung ist des­halb auf der Grund­la­ge des kon­kre­ten Zeit­auf­wands für die Re­pa­ra­tur und nicht auf der Grund­la­ge fik­ti­ver Ar­beits­wer­te zu be­stim­men.

AG Mün­chen, Ur­teil vom 28.04.2017 – 231 C 14128/16

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Ver­kauf ei­nes bei ei­nem Un­fall schwer be­schä­dig­ten Pkw durch ei­nen Kfz-Händ­ler

  1. Nennt der Ver­käu­fer ei­nes Ge­braucht­wa­gens, der of­fen­kun­dig ei­nen schwe­ren Un­fall er­lit­ten hat und da­bei mas­siv be­schä­digt wor­den ist, im schrift­li­chen Kauf­ver­trag ein­zel­ne Män­gel, führt dies re­gel­mä­ßig nicht zu ei­ner (still­schwei­gen­den) Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung des In­halts, das der Pkw im Üb­ri­gen man­gel­frei ist. Et­was an­de­res mag al­len­falls gel­ten, wenn der Käu­fer kei­ne Mög­lich­keit hat, das Fahr­zeug vor Ab­schluss des Kauf­ver­tra­ges zu un­ter­su­chen.
  2. Gro­be Fahr­läs­sig­keit i. S. des § 442 I 2 BGB setzt ei­nen be­son­ders schwer­wie­gen­den Ver­stoß des Käu­fers ge­gen die An­for­de­run­gen der im Ein­zel­fall er­for­der­li­chen Sorg­falt vor­aus. Män­gel ei­nes Ge­braucht­wa­gens kön­nen dem Käu­fer des­halb in­fol­ge gro­ber Fahr­läs­sig­keit un­be­kannt blei­ben, wenn der Käu­fer sich nicht über den Um­fang ei­nes Un­fall­scha­dens in­for­miert, ob­wohl ge­ra­de­zu mit Hän­den zu grei­fen ist, dass das Fahr­zeug ei­nen schwe­ren Un­fall er­lit­ten hat, bei dem es nicht nur sicht­ba­re (äu­ßer­li­che) Be­schä­di­gun­gen da­von­ge­tra­gen hat, son­dern das ge­sam­te Fahr­zeug­ge­fü­ge in Mit­lei­den­schaft ge­zo­gen wor­den ist.
  3. Den Ver­käu­fer ei­nes Ge­braucht­wa­gens, der er­kenn­bar ei­nen schwe­ren Un­fall er­lit­ten hat und da­bei mas­siv be­schä­digt wor­den ist, trifft hin­sicht­lich der Un­fall­schä­den kei­ne Of­fen­ba­rungs­pflicht. Viel­mehr kann ein Käu­fer kei­ne Auf­klä­rung über Män­gel er­war­ten, die ei­ner Be­sich­ti­gung zu­gäng­lich und da­mit oh­ne Wei­te­res er­kenn­bar sind, da er die­se Män­gel selbst wahr­neh­men kann, wenn er die im ei­ge­nen In­ter­es­se ge­bo­te­ne Sorg­falt wal­ten lässt.
  4. Grund­sätz­lich muss ein ge­werb­li­cher Kfz-Händ­ler ei­nem Kauf­in­ter­es­sen­ten Vor­schä­den ei­nes zum Ver­kauf ste­hen­den Fahr­zeugs selbst dann of­fen­ba­ren, wenn der Kauf­in­ter­es­sent Un­ter­neh­mer (§ 14 BGB) ist. Der pau­scha­le Hin­weis, das Fahr­zeug sei ein „Un­fall­fahr­zeug“ oder ein „Bast­ler­fahr­zeug“, reicht da­für zwar in der Re­gel nicht; al­ler­dings muss der Händ­ler von sich aus auch nicht dar­auf hin­wei­sen, dass ein Kfz-Sach­ver­stän­di­ger den Scha­den als „wirt­schaft­li­chen To­tal­scha­den“ ein­ge­stuft hat.

OLG Köln, Ur­teil vom 28.04.2017 – 19 U 1/17

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Un­zu­mut­bar­keit der Nach­bes­se­rung ei­nes vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­nen Ge­braucht­wa­gens

  1. Ein vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­ner Ge­braucht­wa­gen ist man­gel­haft, da sein Schad­stoff­aus­stoß die ein­schlä­gi­gen Emis­si­ons­grenz­wer­te (hier: die Eu­ro-5-Emis­si­ons­grenz­wer­te) über­schrei­tet und sich das Fahr­zeug des­halb man­gels Zu­las­sungs­fä­hig­keit nicht für die vor­aus­ge­setz­te Ver­wen­dung eig­net. Dem steht nicht ent­ge­gen, dass das Kraft­fahrt-Bun­des­amt die Nut­zung des Fahr­zeugs im Stra­ßen­ver­kehr einst­wei­len to­le­riert. Denn der tat­säch­li­che Um­gang des Kraft­fahrt-Bun­des­am­tes mit vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­nen Fahr­zeu­gen än­dert nichts dar­an, dass die­se Fahr­zeu­ge nicht zu­las­sungs­fä­hig sind.
  2. Dem Käu­fer ei­nes vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­nen – man­gel­haf­ten – Ge­braucht­wa­gens ist ei­ne Nach­bes­se­rung (§ 439 I Fall 1 BGB) vor al­lem des­halb un­zu­mut­bar, weil die be­grün­de­te Be­fürch­tung be­steht, dass das Fahr­zeug auch nach der In­stal­la­ti­on des vor­ge­se­he­nen Soft­ware­up­dates nicht man­gel­frei sein wird. Viel­mehr ist die Sor­ge des Käu­fers be­rech­tigt, dass das Up­date sich nach­tei­lig auf die Schad­stoff­emis­sio­nen, den Kraft­stoff­ver­brauch und die Mo­tor­leis­tung aus­wir­ken wird. Denn nach den Ge­set­zen der Lo­gik hät­te die Volks­wa­gen AG kei­ne den ge­setz­li­chen Vor­schrif­ten nicht ent­spre­chen­de Fahr­zeu­ge kon­zi­piert, wenn sie mit ei­nem ge­ring­fü­gi­gen Mehr­auf­wand, wie er jetzt für die Ent­wick­lung des Soft­ware­up­dates be­trie­ben wur­de, gleich gu­te Fahr­zeu­ge hät­te kon­zi­pie­ren kön­nen, die den ge­setz­li­chen Vor­schrif­ten ent­spre­chen. Wenn es aber für die sons­ti­gen Ei­gen­schaf­ten der vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­nen Fahr­zeu­ge vor­teil­haft ge­we­sen ist, er­höh­te Stick­oxid­emis­sio­nen in Kauf zu neh­men, dann müs­sen spie­gel­bild­lich die­se sons­ti­gen Ei­gen­schaf­ten ne­ga­tiv be­trof­fen sein, wenn nun­mehr der Stick­oxid­aus­stoß mit­tels ei­nes Soft­ware­up­dates re­du­ziert wird.
  3. Ei­ne Nach­bes­se­rung ist dem Käu­fer ei­nes vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­nen Ge­braucht­wa­gens auch dann un­zu­mut­bar, wenn sein Ver­trau­ens­ver­hält­nis zur Her­stel­le­rin des Fahr­zeugs, der Volks­wa­gen AG, die auch das für ei­ne Nach­bes­se­rung er­for­der­li­che Soft­ware­up­date ent­wi­ckelt hat, nach­hal­tig ge­stört ist. In­so­weit ist zu be­rück­sich­ti­gen, dass die Volks­wa­gen AG so­wohl die Be­hör­den als auch die Käu­fer ih­rer Fahr­zeu­ge mit­hil­fe ei­ner Ma­ni­pu­la­ti­ons­soft­ware über Jah­re hin­weg sys­te­ma­tisch ir­re­ge­führt hat. Der Käu­fer ei­nes vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­nen Fahr­zeugs hat des­halb we­nig An­lass, der Volks­wa­gen AG da­hin ge­hend zu ver­trau­en, dass es im Zu­sam­men­hang mit dem für ei­ne Nach­bes­se­rung er­for­der­li­chen Soft­ware­up­date nicht er­neut zu Ma­ni­pu­la­tio­nen kommt.
  4. Der Man­gel, der ei­nem vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­nen Ge­braucht­wa­gen an­haf­tet, ist schon des­halb nicht ge­ring­fü­gig i. S. des § 323 V 2 BGB, weil der Käu­fer prak­tisch ge­zwun­gen ist, das Fahr­zeug durch die In­stal­la­ti­on ei­nes Soft­ware­up­dates nach­bes­sern zu las­sen, um nicht die Zu­las­sung des Fahr­zeugs zum Stra­ßen­ver­kehr zu ge­fähr­den. Es ist in­des nicht aus­ge­schlos­sen, dass sich das Up­date ne­ga­tiv et­wa auf den Kraft­stoff­ver­brauch aus­wir­ken und trotz sei­ner In­stal­la­ti­on ein mer­kan­ti­ler Min­der­wert ver­blei­ben wird.
  5. Zwar ist der Käu­fer ei­nes vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­nen Fahr­zeugs, der von der Volks­wa­gen AG Scha­dens­er­satz we­gen ei­ner sit­ten­wid­ri­gen vor­sätz­li­chen Schä­di­gung (§ 826 BGB) ver­langt, da­für dar­le­gungs- und be­weis­be­las­tet, dass ein ver­fas­sungs­mä­ßig be­ru­fe­ner Ver­tre­ter der Volks­wa­gen AG i. S. des § 31 BGB den ob­jek­ti­ven und sub­jek­ti­ven Tat­be­stand des § 826 BGB ver­wirk­licht hat. Al­ler­dings trifft die Volks­wa­gen AG in­so­weit ei­ne se­kun­dä­re Dar­le­gungs­last, wenn der Käu­fer greif­ba­re An­halts­punk­te da­für vor­trägt, dass ver­fas­sungs­mä­ßig be­ru­fe­ne Ver­tre­ter der Volks­wa­gen AG (§ 31 BGB) Kennt­nis von der Ent­wick­lung und dem Ein­satz der den VW-Ab­gas­skan­dal kenn­zeich­nen­den Ma­ni­pu­la­ti­ons­soft­ware hat­ten. Die­ser se­kun­dä­ren Dar­le­gungs­last ge­nügt die Volks­wa­gen AG durch den Vor­trag, wer die Ent­schei­dung, die Ma­ni­pu­la­ti­ons­soft­ware zu ent­wi­ckeln und ein­zu­set­zen, ge­trof­fen hat.

LG Ba­den-Ba­den, Ur­teil vom 27.04.2017 – 3 O 163/16

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Kein Rück­tritts­recht we­gen Ge­ring­fü­gig­keit des Man­gels im VW-Ab­gas­skan­dal – Ver­jäh­rung

  1. Ein vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­ner Neu­wa­gen ist zwar man­gel­haft, weil er kei­ne i. S. von § 434 I 2 Nr. 2 BGB üb­li­che und von ei­nem Käu­fer zu er­war­ten­de Be­schaf­fen­heit auf­weist. Die in der Lie­fe­rung ei­nes sol­chen Fahr­zeugs lie­gen­de Pflicht­ver­let­zung des – nicht mit der Fahr­zeug­her­stel­le­rin iden­ti­schen – Ver­käu­fers ist je­doch un­er­heb­lich i. S. von § 323 V 2 BGB. Denn der Ver­käu­fer kann den Man­gel durch die In­stal­la­ti­on ei­nes Soft­ware­up­dates be­sei­ti­gen, und die Kos­ten da­für sind im Ver­hält­nis zum Kauf­preis ge­ring­fü­gig, zu­mal die – nicht beim Ver­käu­fer an­ge­fal­le­nen – Kos­ten für die Ent­wick­lung des Up­dates au­ßer Be­tracht blei­ben müs­sen.
  2. Der Her­stel­ler ei­nes Kraft­fahr­zeugs ist auch dann nicht Ge­hil­fe (§ 278 BGB) des – recht­lich selbst­stän­di­gen – Ver­käu­fers bei der Er­fül­lung der in § 433 I BGB ge­nann­ten Pflich­ten, wenn der Ver­käu­fer ein Ver­trags­händ­ler des Her­stel­lers ist. Ein et­wai­ges Ver­schul­den der Volks­wa­gen AG im VW-Ab­gas­skan­dal muss sich ein VW-Ver­trags­händ­ler des­halb nicht nach § 278 BGB zu­rech­nen las­sen.

LG Aa­chen, Ur­teil vom 27.04.2017 – 1 O 234/16
(nach­fol­gend: OLG Köln, Be­schluss vom 14.06.2018 – 5 U 82/17OLG Köln, Be­schluss vom 16.07.2018 – 5 U 82/17)

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Feh­len­de Zu­las­sungs­fä­hig­keit als Man­gel ei­nes Ge­braucht­wa­gens – VW-Ab­gas­skan­dal

  1. Ein vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­ner Ge­braucht­wa­gen ist nicht zu­las­sungs­fä­hig und des­halb i. S. des § 434 I 2 Nr. 2 BGB man­gel­haft. Dar­an än­dert nichts, dass das Kraft­fahrt-Bun­des­amt den Be­trieb der vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­nen Fahr­zeu­ge im öf­fent­li­chen Ver­kehr – einst­wei­len – to­le­riert.
  2. Ei­ne Nach­bes­se­rung (§ 439 I Fall 1 BGB) ist dem Käu­fer ei­nes vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­nen Ge­braucht­wa­gens vor al­lem des­halb i. S. des § 440 Satz 1 Fall 3 BGB un­zu­mut­bar, weil die be­grün­de­te Be­fürch­tung be­steht, dass das Fahr­zeug auch nach der In­stal­la­ti­on ei­nes Soft­ware­up­dates nicht man­gel­frei sein wer­de. Es drängt sich im Ge­gen­teil der Ver­dacht auf, dass sich das Soft­ware­up­date ne­ga­tiv auf den Kraft­stoff­ver­brauch, die Mo­tor­leis­tung und die Schad­stoff­emis­sio­nen aus­wir­ken und zu ei­nem er­höh­ten Ver­schleiß füh­ren wird.
  3. Dem Käu­fer ei­nes vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­nen Fahr­zeugs ist ei­ne Nach­bes­se­rung auch des­halb i. S. des § 440 Satz 1 Fall 3 BGB un­zu­mut­bar, weil sein Ver­trau­ens­ver­hält­nis zur – am Kauf­ver­trag nicht be­tei­lig­ten – Volks­wa­gen AG nach­hal­tig ge­stört ist. In­so­weit ist zu be­rück­sich­ti­gen, dass ei­ne Nach­bes­se­rung die In­stal­la­ti­on ei­nes von der Volks­wa­gen AG ent­wi­ckel­ten Soft­ware­up­dates er­for­dert und die Volks­wa­gen AG so­wohl die Be­hör­den als auch die Käu­fer ih­rer Fahr­zeu­ge jah­re­lang sys­te­ma­tisch ge­täuscht hat. Ein Käu­fer hat da­her we­nig An­lass, dar­auf zu ver­trau­en, dass er in Ge­stalt des Up­dates nicht wie­der ei­ne ma­ni­pu­lie­ren­de Soft­ware er­hält.
  4. An­ge­sichts der mit ei­ner Nach­bes­se­rung mög­li­cher­wei­se ein­her­ge­hen­den Nach­tei­le be­steht das na­he­lie­gen­de Ri­si­ko, dass der Ver­kaufs­wert ei­nes vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­nes Fahr­zeugs trotz Nach­bes­se­rung ge­min­dert bleibt (mer­kan­ti­ler Min­der­wert). Schon die­ses Ri­si­ko macht dem Käu­fer ei­nes sol­chen Fahr­zeugs ei­ne Nach­bes­se­rung i. S. des § 440 Satz 1 Fall 3 BGB un­zu­mut­bar (im An­schluss an LG Kemp­ten, Urt. v. 29.03.2017 – 13 O 808/16).
  5. Die Pflicht­ver­let­zung des Ver­käu­fers, die in der Lie­fe­rung ei­nes vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­nen – man­gel­haf­ten – Fahr­zeugs liegt, ist auch dann nicht i. S. des § 323 V 2 BGB un­er­heb­lich, wenn ei­ne Be­sei­ti­gung des Man­gels ei­nen Kos­ten­auf­wand von le­dig­lich rund 100 € er­for­dert. Viel­mehr ist der dem Fahr­zeug an­haf­ten­de Man­gel schon des­halb er­heb­lich, weil nicht aus­zu­schlie­ßen ist, dass ei­ne Nach­bes­se­rung durch In­stal­la­ti­on ei­nes Soft­ware­up­dates ne­ga­ti­ve Aus­wir­kun­gen auf das Fahr­zeug hat und des­sen Ver­kaufs­wert ge­min­dert bleibt. Ab­ge­se­hen da­von nimmt al­lein der Um­stand, dass der Käu­fer auf ei­ne Nach­bes­se­rung fak­tisch nicht ver­zich­ten kann, weil er an­dern­falls die Zu­las­sung des Fahr­zeugs ge­fähr­det, dem Man­gel den An­schein der Un­er­heb­lich­keit.
  6. In­dem die Volks­wa­gen AG Fahr­zeu­ge mit ei­ner Soft­ware aus­ge­stat­tet hat, die nur dann ei­ne Ver­rin­ge­rung des Stick­oxid­aus­sto­ßes be­wirkt, wenn die Fahr­zeu­ge auf ei­nem Prüf­stand ei­nen Emis­si­ons­test ab­sol­vie­ren, hat sie den Käu­fern die­ser – vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­nen – Fahr­zeu­ge in ei­ner ge­gen die gu­ten Sit­ten ver­sto­ßen­den Wei­se vor­sätz­lich ei­nen Scha­den zu­ge­fügt.

LG Ba­den-Ba­den, Ur­teil vom 27.04.2017 – 3 O 123/16

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Leich­tes Ru­ckeln ei­nes neu­en Wohn­mo­bils als zum Rück­tritt be­rech­ti­gen­der Sach­man­gel

  1. Ein neu­es Wohn­mo­bil lei­det an ei­nem den Käu­fer zum Rück­tritt vom Kauf­ver­trag be­rech­ti­gen­den Man­gel, wenn kurz vor Er­rei­chen der Be­triebs­tem­pe­ra­tur un­ter be­stimm­ten Vor­aus­set­zun­gen (Au­ßen­tem­pe­ra­tur zwi­schen 13,6 °C und 18,5 °C, Mo­tor­dreh­zahl zwi­schen 1.500 −1 und 2.000 −1) aus un­ge­klär­ter Ur­sa­che spür­ba­re Zug­kraft­un­ter­bre­chun­gen auf­tre­ten, die als leich­ten Ru­ckeln des Mo­tors wahr­nehm­bar sind und bei Er­rei­chen der Be­triebs­tem­pe­ra­tur ver­schwin­den. Denn die ge­nann­ten Vor­aus­set­zun­gen lie­gen – je­den­falls in Deutsch­land – bei fast je­dem Kalt­start vor, so­dass es bei prak­tisch je­der Fahrt, zu­min­dest aber sehr häu­fig zu der in Re­de ste­hen­den Funk­ti­ons­be­ein­träch­ti­gung kommt.
  2. Da­mit die in § 476 BGB vor­ge­se­he­ne Be­weis­last­um­kehr zu­guns­ten des Käu­fers ein­greift, muss die­ser le­dig­lich be­wei­sen, dass sich in­ner­halb von sechs Mo­na­ten ab Ge­fahr­über­gang ein man­gel­haf­ter Zu­stand (ei­ne Man­gel­er­schei­nung) ge­zeigt hat, der – un­ter­stellt, er hät­te sei­ne Ur­sa­che in ei­nem dem Ver­käu­fer zu­zu­rech­nen­den Um­stand – ei­ne Sach­män­gel­haf­tung des Ver­käu­fers be­grün­den wür­de. Der Käu­fer muss in­des we­der dar­le­gen noch nach­wei­sen, auf wel­che Ur­sa­che der man­gel­haf­te Zu­stand zu­rück­zu­füh­ren ist. Des­halb greift zu sei­nen Guns­ten die Ver­mu­tung des § 476 BGB auch dann ein, wenn die Ur­sa­che of­fen­ge­blie­ben und da­mit letzt­lich un­ge­klärt ge­blie­ben ist, ob über­haupt ein vom Ver­käu­fer zu ver­ant­wor­ten­der Sach­man­gel vor­lag (im An­schluss an BGH, Urt. v. 12.10.2016 – VI­II ZR 103/15, MDR 2016, 1437 Rn. 36, 55).
  3. Bei der Be­ur­tei­lung, ob ein be­heb­ba­rer Man­gel ge­ring­fü­gig und des­halb ein man­gel­be­ding­ter Rück­tritt des Käu­fers vom Kauf­ver­trag ge­mäß § 323 V 2 BGB aus­ge­schlos­sen ist, ist grund­sätz­lich auf den zur Be­sei­ti­gung des Man­gels er­for­der­li­chen Kos­ten­auf­wand und nicht auf das Aus­maß der Funk­ti­ons­be­ein­träch­ti­gung ab­zu­stel­len. Das gilt aber nicht, wenn die Ur­sa­che ei­ner Man­gel­er­schei­nung un­be­kannt ist, da sich dann nicht ab­schät­zen lässt, ob über­haupt und ge­ge­be­nen­falls mit wel­chem Auf­wand sie auf­ge­fun­den und be­sei­tigt wer­den kann. In ei­ner sol­chen Si­tua­ti­on kann des­halb die Be­ur­tei­lung, ob der Man­gel ge­ring­fü­gig ist, nur an das Aus­maß der Funk­ti­ons­be­ein­träch­ti­gung an­knüp­fen.

OLG Ol­den­burg, Ur­teil vom 27.04.2017 – 1 U 45/16
(vor­an­ge­hend: LG Au­rich, Ur­teil vom 08.09.2016 – 1 O 1195/14)

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Ge­währ­leis­tungs­aus­schluss vs. Ver­ein­ba­rung der Rechts­män­gel­frei­heit – SIS-Ein­tra­gung

  1. Ha­ben die Ver­trags­par­tei­en in ei­nem Kauf­ver­trag über ein ge­brauch­tes Kraft­fahr­zeug ne­ben ei­nem Ge­währ­leis­tungs­aus­schluss zu­sätz­lich aus­drück­lich die Rechts­män­gel­frei­heit der Kauf­sa­che zum Ge­gen­stand ih­rer Ver­ein­ba­rung ge­macht, gilt der Haf­tungs­aus­schluss nicht für Rechts­män­gel ge­mäß § 435 BGB, son­dern aus­schließ­lich für Sach­män­gel ge­mäß § 434 BGB (Fort­füh­rung von BGH, Urt. v. 29.11.2006 – VI­II ZR 92/06, BGHZ 170, 86 Rn. 30; Urt. v. 19.12.2012 – VI­II ZR 117/12, NJW 2013, 1733 Rn. 15; Urt. v. 13.03.2013 – VI­II ZR 172/12, NJW 2013, 2749 Rn. 19; Urt. v. 06.11.2015 – V ZR 78/14, BGHZ 207, 349 Rn. 9; Urt. v. 22.04.2016 – V ZR 23/15, NJW 2017, 150 Rn. 14).
  2. Die bei Ge­fahr­über­gang vor­han­de­ne und im Zeit­punkt der Rück­tritts­er­klä­rung fort­be­ste­hen­de Ein­tra­gung ei­nes Kraft­fahr­zeugs in dem Schen­ge­ner In­for­ma­ti­ons­sys­tem (SIS) zum Zwe­cke der Si­cher­stel­lung und Iden­ti­täts­fest­stel­lung ist ein er­heb­li­cher Rechts­man­gel, der den Käu­fer zum Rück­tritt vom Kauf­ver­trag be­rech­tigt (Be­stä­ti­gung von Se­nat, Urt. v. 18.01.2017 – VI­II ZR 234/15, ju­ris Rn. 22 ff.).
  3. Der Ver­käu­fer ei­nes Kraft­fahr­zeugs ist red­li­cher­wei­se ge­hal­ten, ei­nen po­ten­zi­el­len Käu­fer über das Be­ste­hen ei­ner Ein­tra­gung des Fahr­zeugs in dem Schen­ge­ner In­for­ma­ti­ons­sys­tem auf­zu­klä­ren (Be­stä­ti­gung von Se­nat, Urt. v. 18.01.2017 – VI­II ZR 234/15, ju­ris Rn. 27).

BGH, Ur­teil vom 26.04.2017 – VI­II ZR 233/15

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So­for­ti­ger Rück­tritt von ei­nem mit der Volks­wa­gen AG ge­schlos­se­nen Neu­wa­gen-Kauf­ver­trag – VW-Ab­gas­skan­dal

  1. Ein vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­ner Neu­wa­gen ist i. S. des § 434 I 2 Nr. 2 BGB man­gel­haft. Die des­halb in der Lie­fe­rung des Fahr­zeugs lie­gen­de Pflicht­ver­let­zung (§ 433 I 2 BGB) ist je­den­falls dann nicht i. S. des § 323 V 2 BGB un­er­heb­lich, wenn Ver­käu­fe­rin des Fahr­zeugs des­sen Her­stel­le­rin – die Volks­wa­gen AG – selbst ist. Denn die­ser fällt ei­ne arg­lis­ti­ge Täu­schung des Fahr­zeug­käu­fers zur Last, so­dass ihr Ver­trau­en in den Be­stand des Kauf­ver­tra­ges kei­nen Schutz ver­dient.
  2. Der Käu­fer ei­nes vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­nen Neu­wa­gens, der das Fahr­zeug von des­sen Her­stel­le­rin (Volks­wa­gen AG) er­wor­ben hat, darf re­gel­mä­ßig so­fort – oh­ne vor­he­ri­ge Frist­set­zung zur Nach­er­fül­lung – vom Kauf­ver­trag zu­rück­tre­ten. Denn weil die Volks­wa­gen AG dem Käu­fer bei Ab­schluss des Kauf­ver­tra­ges ei­nen Man­gel des Fahr­zeugs arg­lis­tig ver­schwie­gen hat, ist das für ei­ne Nach­er­fül­lung er­for­der­li­che Ver­trau­ens­ver­hält­nis der­art nach­hal­tig ge­stört, dass dem Käu­fer ei­ne Nach­er­fül­lung i.S. der §§ 323 II Nr. 3, 440 Satz 1 Fall 3 BGB un­zu­mut­bar ist. Das gilt auch dann, wenn nicht die Volks­wa­gen AG, son­dern ein von ihr zu be­auf­tra­gen­der Drit­ter die Nach­er­fül­lung auf Kos­ten der Volks­wa­gen AG vor­neh­men soll.

LG Wup­per­tal, Ur­teil vom 26.04.2017 – 3 O 156/16

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Eig­nung der Kauf­sa­che für die nach dem Ver­trag vor­aus­ge­setz­te Ver­wen­dung

  1. Ver­trag­lich vor­aus­ge­setzt i. S. des § 434 I 2 Nr. 1 BGB ist die zwar nicht ver­ein­bar­te, aber von bei­den Ver­trags­par­tei­en un­ter­stell­te Ver­wen­dung der Kauf­sa­che, die von der ge­wöhn­li­chen Ver­wen­dung ab­wei­chen kann (Be­stä­ti­gung von BGH, Urt. v. 16.03.2012 – V ZR 18/11, NJW-RR 2012, 1078 Rn. 16).
  2. Die Eig­nung ei­ner Sa­che für ei­ne be­stimm­te Ver­wen­dung ist nicht erst zu ver­nei­nen, wenn die Taug­lich­keit der Kauf­sa­che zu die­sem Ge­brauch ganz auf­ge­ho­ben ist, son­dern be­reits dann, wenn sie le­dig­lich ge­min­dert ist (st. Rspr.; zu­letzt BGH, Urt. v. 26.10.2016 – VI­II ZR 240/15, NJW 2017, 153 Rn. 15). So ist die Eig­nung der Kauf­sa­che für de­ren nach dem Ver­trag vor­aus­ge­setz­te Ver­wen­dung grund­sätz­lich in den Fäl­len ge­min­dert oder ganz auf­ge­ho­ben, wenn mit die­ser Ver­wen­dung er­heb­li­che Ge­sund­heits­ge­fah­ren oder das Ri­si­ko ei­nes gro­ßen wirt­schaft­li­chen Scha­dens ver­bun­den sind.

BGH, Ur­teil vom 26.04.2017 – VI­II ZR 80/16

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Au­ßer­or­dent­li­che Kün­di­gung ei­nes Lea­sing­ver­tra­ges we­gen Ver­trau­ens­ver­lusts – VW-Ab­gas­skan­dal

  1. Der Be­sit­zer ei­nes aus dem VW-Kon­zern stam­men­den Lea­sing­fahr­zeugs (hier: ei­nes Por­sche Ca­yenne GTS) legt we­der ei­nen Man­gel noch auch nur ei­nen kon­kre­ten Man­gel­ver­dacht hin­rei­chend sub­stan­zi­iert dar, wenn er al­lein ge­stützt auf Pres­se­be­rich­te gel­tend macht, er müs­se an­neh­men, dass auch sein Fahr­zeug von für den VW-Ab­gas­skan­dal ty­pi­schen Ma­ni­pu­la­tio­nen be­trof­fen sei.
  2. Zwar kann ein Lea­sing­neh­mer zur au­ßer­or­dent­li­chen Kün­di­gung des Lea­sing­ver­tra­ges be­rech­tigt sein, wenn sein Ver­trags­part­ner – der Lea­sing­ge­ber – durch sein Ver­hal­ten das für ein Dau­er­schuld­ver­hält­nis er­for­der­li­che Ver­trau­ens­ver­hält­nis zer­stört hat. Al­lein der Um­stand, dass der Lea­sing­ge­ber zum Volks­wa­gen-Kon­zern ge­hört und es bei an­de­ren Ge­sell­schaf­ten die­ses Kon­zerns zu Un­re­gel­mä­ßig­kei­ten ge­kom­men ist („VW-Ab­gas­skan­dal“), recht­fer­tigt aber nicht die An­nah­me, der Lea­sing­neh­mer ha­be be­rech­tig­ter­wei­se das Ver­trau­en in den Lea­sing­ge­ber als sei­nen Ver­trags­part­ner ver­lo­ren.
  3. Dass die Volks­wa­gen AG und die Dr. Ing. h.c. F. Por­sche AG in ei­nem Kon­zern ver­bun­den sind, reicht nicht aus, um der Dr. Ing. h.c. F. Por­sche AG das Wis­sen der Volks­wa­gen AG zu­zu­rech­nen.

OLG Stutt­gart, Ur­teil vom 25.04.2017 – 6 U 146/16

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