Ein fa­brik­neu­es Wohn­mo­bil weist ei­nen den Käu­fer zum Rück­tritt be­rech­ti­gen­den Sach­man­gel i. S. des § 434 I 2 Nr. 2 BGB auf, wenn kurz vor Er­rei­chen der Be­triebs­tem­pe­ra­tur bei Au­ßen­tem­pe­ra­tu­ren zwi­schen 13,6 °C und 18,5 °C und ei­ner Mo­tor­dreh­zahl von 1.500–2.000 min−1 aus un­ge­klär­ter Ur­sa­che Zug­kraft­un­ter­bre­chun­gen auf­tre­ten, die als – je­den­falls – leich­ten Ru­ckeln des Mo­tors wahr­nehm­bar sind und bei Er­rei­chen der Be­triebs­tem­pe­ra­tur ver­schwin­den.

LG Au­rich, Ur­teil vom 08.09.2016 – 1 O 1195/14
(nach­fol­gend: OLG Ol­den­burg, Urt. v. 27.04.2017 – 1 U 45/16)

Sach­ver­halt: Die Klä­ger ver­lan­gen von der Be­klag­ten die Rück­ab­wick­lung ei­nes Kfz-Kauf­ver­tra­ges.

Sie er­war­ben von der Be­klag­ten im Sep­tem­ber 2012 ein neu­es Wohn­mo­bil „Chal­len­ger Ge­ne­sis 32“ zum Preis von 42.350 €. Bei der Über­ga­be des Fahr­zeugs am 19.09.2012 hän­dig­te der Ge­schäfts­füh­rer der Be­klag­ten den Klä­gern ein an die Be­klag­te ge­rich­te­tes Schrei­ben der Fahr­zeug­her­stel­le­rin, der Ford-Wer­ke GmbH, vom 26.04.2011 mit dem Hin­weis aus, die Be­klag­te kön­ne als Wohn­mo­bil­händ­le­rin bei ir­gend­wel­chen tech­ni­schen Schwie­rig­kei­ten nichts un­ter­neh­men, son­dern wer­de die Klä­ger an ei­ne Ford-Ver­trags­werk­statt ver­wei­sen.

Die Klä­ger be­haup­ten, dass in der Fol­ge­zeit zahl­rei­che Pro­ble­me an dem Wohn­mo­bil auf­ge­tre­ten sei­en. Es sei im­mer wie­der zu Öl­ver­dün­nun­gen ge­kom­men, so­dass das Fahr­zeug al­le 1.500–2.000 km ei­nen Öl­wech­sel ver­langt ha­be, der dann auch durch­ge­führt wor­den sei. Bei Tem­pe­ra­tu­ren un­ter 15–20 °C ru­cke­le der Mo­tor enorm, und es trä­ten hef­ti­ge Vi­bra­tio­nen auf; das Ru­ckeln sei häu­fig von akus­tisch und me­cha­nisch deut­lich wahr­nehm­ba­ren „Schlä­gen“ im Mo­tor be­glei­tet.

In ver­schie­de­nen Ford-Ver­trags­werk­stät­ten hät­ten meh­re­re Nach­bes­se­rungs­ver­su­che statt­ge­fun­den, die sämt­lich er­folg­los ge­blie­ben sei­en. Im Mai 2013 sei das Wohn­mo­bil bei der Fir­ma G in L. we­gen des mo­nier­ten Ru­ckelns ein­ge­hend un­ter­sucht wor­den, oh­ne dass ein Feh­ler ge­fun­den wor­den sei. Am 08.10.2013 ha­be das Fahr­zeug bei ei­ner Lauf­leis­tung von 5.716 km bei der Fir­ma A in P. ein Soft­ware­up­date er­hal­ten, und am 28.04.2014 (Lauf­leis­tung: 6.231 km) sei bei der Fir­ma G ei­ne neue Mo­tor­soft­ware in­stal­liert wor­den, oh­ne dass ei­ne Än­de­rung des Fahr­zeug­ver­hal­tens ein­ge­tre­ten sei. In der Zeit vom 24.06. bis zum 27.06.2014 (Lauf­leis­tung: 8.483 km) ha­be die Fir­ma G das Fahr­zeug er­neut we­gen des Mo­tor­ru­ckelns über­prüft und ei­ne de­fek­te Ein­spritz­dü­se aus­ge­tauscht. Bei ei­ner an­schlie­ßen­den Pro­be­fahrt sei das Ru­ckeln in­des im­mer noch vor­han­den ge­we­sen.

Mit Schrei­ben vom 15.08.2014 er­klär­ten die Klä­ger ge­gen­über der Be­klag­ten den Rück­tritt vom Kauf­ver­trag. Gleich­zei­tig er­klär­ten sie sich breit der Be­klag­ten ei­nen letz­ten Nach­bes­se­rungs­ver­such ein­zu­räu­men. Das Wohn­mo­bil wur­de des­halb ins Her­stel­ler­werk nach Köln ver­bracht und dort über­prüft. Ein Feh­ler wur­de nicht fest­ge­stellt. Vor die­sem Hin­ter­grund lehn­te die Be­klag­te Ge­währ­leis­tungs­an­sprü­che der Klä­ger eben­so ab wie ei­ne Rück­ab­wick­lung des Kauf­ver­tra­ges.

Mit ih­rer Kla­ge ma­chen ver­lan­gen die Klä­ger – je­weils nebst Zin­sen – die Rück­zah­lung des Kauf­prei­ses Zug um Zug ge­gen Rück­ga­be des Wohn­mo­bils so­wie den Er­satz ver­geb­li­cher Auf­wen­dun­gen.

Die Be­klag­te und ih­re Streit­hel­fer be­haup­ten, dass das streit­ge­gen­ständ­li­che Fahr­zeug kei­ne tech­ni­schen Män­gel auf­wei­se. Viel­mehr sei das von den Klä­gern als stö­rend emp­fun­de­ne Ru­ckeln – falls es über­haupt vor­han­den sei – ei­ne not­wen­di­ge tech­ni­sche Re­ge­ne­ra­ti­ons­pha­se des Die­sel­par­ti­kel­fil­ters. Die Be­klag­te und ih­re Streit­hel­fer sind der Auf­fas­sung, dass die Be­klag­te sich die be­haup­te­ten Ar­bei­ten in den Ford-Ver­trags­werk­stät­ten nicht zu­rech­nen las­sen müs­se. Denn die Be­klag­te – so be­haup­ten sie – sei erst­mals am 11.08.2014 te­le­fo­nisch über die be­haup­te­ten Män­gel in­for­miert wor­den, ob­wohl die Klä­ger nach ih­rem Vor­trag seit dem 28.05.2013 re­gel­mä­ßig Ford-Ver­trags­werk­stät­ten auf­ge­sucht hät­ten. Folg­lich hät­ten die Klä­ger die Be­klag­te ent­ge­gen de­ren Neu­wa­gen-Ver­kaufs­be­din­gun­gen nicht un­ver­züg­lich da­von un­ter­rich­tet, dass sie Nach­bes­se­rungs­ar­bei­ten nicht von der Be­klag­ten, son­dern von ei­nem vom Her­stel­ler/Im­por­teur für die Be­treu­ung des Kauf­ge­gen­stan­des an­er­kann­ten Be­trieb hät­ten aus­füh­ren las­sen.

Die Kla­ge hat­te im We­sent­li­chen Er­folg.

Aus den Grün­den: I. Die Klä­ger ha­ben ge­gen die Be­klag­te ei­nen An­spruch auf Rück­ab­wick­lung des Kauf­ver­tra­ges … über das Wohn­mo­bil … aus §§ 437 Nr. 2 Fall 1, 440, 346, 323, 434 I 2 Nr. 2 BGB.

Zwi­schen den Par­tei­en ist ein Kauf­ver­trag über das streit­ge­gen­ständ­li­che Wohn­mo­bil zu­stan­de kom­men.

Das ge­mäß § 346 I BGB zu­nächst er­for­der­li­che Rück­tritts­recht der Klä­ger folgt dar­aus, dass das von ih­nen er­wor­be­ne Fahr­zeug im Zeit­punkt der Über­ga­be und der Rück­tritts­er­klä­rung nach­weis­lich man­gel­haft ge­we­sen ist (§ 437 Nr. 2 Fall 1 BGB).

Ge­mäß § 433 I 2 BGB hat der Ver­käu­fer dem Käu­fer die ver­kauf­te Sa­che frei von Sach- und Rechts­män­gel zu ver­schaf­fen. Ge­mäß § 434 I 1 und 2 BGB ist die Sa­che frei von Sach­män­geln, wenn sie bei Ge­fahr­über­gang die ver­ein­bar­te Be­schaf­fen­heit hat. So­weit die Be­schaf­fen­heit – wie hier – nicht ver­ein­bart ist, ist die Sa­che frei von Sach­män­geln, wenn sie sich für die nach dem Ver­trag vor­aus­ge­setz­te Ver­wen­dung eig­net, und sonst, wenn sie sich für die ge­wöhn­li­che Ver­wen­dung eig­net und ei­ne Be­schaf­fen­heit auf­weist, die bei Sa­chen der glei­chen Art üb­lich ist und die der Käu­fer nach der Art der Sa­che er­war­ten kann. Die Be­weis­last für die­se Vor­aus­set­zun­gen trägt der Klä­ger, der den An­for­de­run­gen des § 286 ZPO ent­spre­chend be­wei­sen muss, dass ein Man­gel bei Über­ga­be der Kauf­sa­che vor­lag und trotz et­wai­ger Nach­bes­se­rungs­ver­su­che des Ver­käu­fers wei­ter vor­han­den ist. Da­bei kommt den Klä­gern die Ver­mu­tung des § 476 BGB zu­gu­te, da der streit­ge­gen­ständ­li­che Kauf­ver­trag ein Ver­brauchs­gü­ter­kauf i. S. des § 474 I BGB ge­we­sen ist.

Nach dem Er­geb­nis der durch­ge­führ­ten Be­weis­auf­nah­me steht mit der nach § 286 ZPO er­for­der­li­chen Ge­wiss­heit fest, dass das Fahr­zeug bei Über­ga­be an den Klä­ger mit ei­nem Man­gel be­haf­tet war, der da­zu ge­führt hat, dass das Fahr­zeug bei der Fahrt mit be­stimm­ten Au­ßen­tem­pe­ra­tu­ren, ei­ner be­stimm­ten Be­triebs­tem­pe­ra­tur und be­stimm­ten Mo­tor­dreh­zah­len ein “Ru­ckeln“ auf­wies und wei­ter­hin auf­weist. Da­mit weist das Fahr­zeug nicht die Be­schaf­fen­heit auf, die bei ei­nem Neu­fahr­zeug üb­lich ist und die der Käu­fer er­war­ten kann.

Nach der Be­weis­auf­nah­me durch Ein­ho­lung des Gut­ach­tens und der er­gän­zen­den Ver­neh­mung des Sach­ver­stän­di­gen R steht zur Über­zeu­gung des Ge­richts fest, dass das Fahr­zeug ein – je­den­falls – leich­tes Ru­ckeln des Mo­tors, das nach ei­ni­gen Mi­nu­ten Fahr­zeit mit Er­rei­chen der Be­triebs­tem­pe­ra­tur ver­schwin­det, auf­weist. Es tritt kurz vor Er­rei­chen der Be­triebs­tem­pe­ra­tur bei Au­ßen­tem­pe­ra­tu­ren zwi­schen 13,6 °C und 18,5 °C und ei­ner Mo­tor­dreh­zahl zwi­schen 1.500 und 2.000 Um­dre­hun­gen auf. Der Sach­ver­stän­di­ge hat zwei Pro­be­fahr­ten mit dem Fahr­zeug durch­ge­führt, bei de­nen je­weils die­ses Phä­no­men ein­setz­te. Der Sach­ver­stän­di­ge konn­te zwar nicht das von den Klä­gern ge­schil­der­te er­heb­li­che Ru­ckeln und hef­ti­ge Vi­bra­tio­nen so­wie deut­lich wahr­nehm­ba­re „Schlä­ge“ fest­stel­len, ver­merk­te je­doch das nicht dem nor­ma­len Be­triebs­ver­hal­ten des Mo­tors ent­spre­chen­de leich­te „Ru­ckeln“. Die Ur­sa­che für die zu dem Mo­tor­ru­ckeln füh­ren­den Zug­kraft­un­ter­bre­chun­gen konn­te der Sach­ver­stän­di­ge zwar nicht fest­stel­len, dies ist aber un­er­heb­lich. Den Klä­gern ob­liegt es nicht, die Ur­sa­che für das Man­gel­sym­ptom nach­zu­wei­sen. In­so­weit ge­nügt es, wenn der Nach­weis ge­lingt, dass die Ur­sa­che nicht in ei­ner un­sach­ge­mä­ßen Be­hand­lung durch sie oder Drit­te be­grün­det ist.

Um dies aus­zu­schlie­ßen, hat der Sach­ver­stän­di­ge das Fahr­zeug bei der zwei­ten Pro­be­fahrt mit ein­ge­stell­tem Tem­po­ma­ten ge­fah­ren; die Zug­kraft­un­ter­bre­chun­gen tra­ten den­noch auf. Auch konn­te der Sach­ver­stän­di­ge nach­voll­zieh­bar dar­le­gen, dass das „Ru­ckeln“ nicht auf ein un­ter­tou­riges Fah­ren zu­rück­ge­führt wer­den kann. Das Fahr­zeug zei­ge schon bei 2.000 Um­dre­hun­gen an, dass man in den nächs­ten Gang schal­ten sol­le; es ha­be ein sehr gro­ßes Dreh­mo­ment, wel­ches man bei cir­ca 1.500–2.000 Um­dre­hun­gen fah­re. Eben­so konn­te der Sach­ver­stän­di­ge aus­schlie­ßen, dass die Zug­kraft­un­ter­bre­chung auf ei­ne lan­ge Stand­zeit des Fahr­zeugs zu­rück­zu­füh­ren war, da er die zwei­te Pro­be­fahrt re­la­tiv kurz­fris­tig nach der ers­ten Pro­be­fahrt vor­ge­nom­men hat. Als aus­schließ­li­che Ur­sa­che für die Zug­kraft­un­ter­bre­chun­gen kann so­mit ei­ne un­sach­ge­mä­ße Be­hand­lung oder Fahr­wei­se durch die Klä­ger aus­ge­schlos­sen wer­den. Auch konn­te der Sach­ver­stän­di­ge als mög­li­che Ur­sa­che ei­ne mög­li­cher­wei­se noch nicht er­folg­te Re­ge­ne­ra­ti­on des Die­sel­par­ti­kel­fil­ters aus­schlie­ßen, da die Klä­ger ei­ne län­ge­re Fahrt bis nach Ös­ter­reich mit dem Fahr­zeug un­ter­nom­men hat­ten, die für die Re­ge­ne­ra­ti­on des Par­ti­kel­fil­ters aus­ge­reicht ha­be. Da­mit kom­men aus­schließ­lich Ur­sa­chen für die Zug­kraft­un­ter­bre­chung in Be­tracht, die im Fahr­zeug selbst be­grün­det lie­gen.

Es kann da­hin­ste­hen, ob der Wirk­sam­keit des im Schrei­ben vom 15.08.2014 er­klär­ten Rück­tritts ent­ge­gen­steht, dass die Klä­ger die Be­klag­te zu­vor nicht un­ter Frist­set­zung zur Nach­er­fül­lung … auf­ge­for­dert hat­ten. Dem­entspre­chend kann da­hin­ge­stellt blei­ben, ob die Be­klag­te sich die Nach­bes­se­rungs­ver­su­che der durch vom Her­stel­ler au­to­ri­sier­ten Be­trie­be zu­rech­nen las­sen muss. Denn die Klä­ger ha­ben den Rück­tritt mehr­fach er­klärt. Die Kla­ge­schrift vom 23.12.2014 so­wie die Kla­ge­er­wei­te­rung vom 19.02.2015 ent­hal­ten ein­deu­tig Auf­for­de­run­gen, den Kauf­preis Zug um Zug ge­gen Rück­ga­be des streit­ge­gen­ständ­li­chen Fahr­zeugs zu er­stat­ten. Dar­in liegt das Be­geh­ren (§§ 133, 157 BGB), den Kauf­ver­trag we­gen Man­gel­haf­tig­keit des Fahr­zeugs rück­ab­zu­wi­ckeln. Zu­vor war der Be­klag­ten im Schrei­ben vom 15.08.2014 die Ge­le­gen­heit ge­ge­ben wor­den, das Fahr­zeug zu über­prü­fen und ge­ge­be­nen­falls nach­zu­bes­sern. Die Be­klag­te hat mit Schrei­ben vom 13.10.2014 an die Pro­zess­be­voll­mäch­tig­ten der Klä­ger ein­deu­tig und end­gül­tig deut­lich ge­macht, dass sie das Fahr­zeug als man­gel­frei an­sieht und ei­ne Nach­bes­se­rung nicht vor­neh­men wird. Spä­tes­tens nach die­sem Schrei­ben war für die Er­klä­rung des Rück­tritts ei­ne wei­te­re Frist­set­zung nicht er­for­der­lich, so­dass der mit Kla­ge und Kla­ge­er­wei­te­rung er­klär­te Rück­tritt wirk­sam ist. Das Recht der Klä­ger war durch den mög­li­cher­wei­se un­wirk­sam er­klär­ten Rück­tritt vom 15.08.2014 nicht er­lo­schen. Das Recht konn­te er­neut aus­ge­übt wer­den.

Der Wirk­sam­keit des Rück­tritts steht § 323 V 2 BGB nicht ent­ge­gen. Durch die vom Sach­ver­stän­di­gen fest­ge­stell­ten Zug­kraft­un­ter­bre­chun­gen wird die Ge­brauchs­taug­lich­keit des Fahr­zeugs mehr als nur un­er­heb­lich be­ein­träch­tigt. Nach den Fest­stel­lun­gen des Sach­ver­stän­di­gen tra­ten bei bei­den von ihm durch­ge­führ­ten Pro­be­fahr­ten Zug­kraft­un­ter­bre­chun­gen vor Er­rei­chen der Be­triebs­tem­pe­ra­tur auf. Auch wenn die­ses Phä­no­men nur un­ter be­stimm­ten äu­ße­ren Um­stän­den und für ei­nen kur­zen Zeit­raum auf­tritt, ist zu be­rück­sich­ti­gen, dass die Ur­sa­che die­ses Phä­no­mens nicht er­mit­telt wer­den konn­te. Die Ur­sa­che der Fehl­funk­tio­nen konn­te selbst bei ei­ner Un­ter­su­chung beim Her­stel­ler, Ford-Wer­ke GmbH, nicht fest­ge­stellt wer­den. Auch der vom Ge­richt ein­ge­schal­tet Sach­ver­stän­di­ge konn­te ei­ne Ur­sa­che für die Zug­kraft­un­ter­bre­chun­gen nicht fest­stel­len. Ein sol­cher Be­fund ist re­gel­mä­ßig als er­heb­li­cher Man­gel ein­zu­stu­fen (BGH, Urt. v. 05.11.2008 – VI­II ZR 166/07, NJW 2009, 508 Rn. 19).

Die Klä­ger sind wirk­sam vom Kauf­ver­trag zu­rück­ge­tre­ten. Sie sind be­rech­tigt die Rück­ab­wick­lung des mit der Be­klag­ten ge­schlos­se­nen Ver­tra­ges zu ver­lan­gen.

Ge­mäß § 346 I BGB sind im Fal­le des wirk­sa­men Rück­tritts die emp­fan­ge­nen Leis­tun­gen zu­rück­zu­ge­wäh­ren und die ge­zo­ge­nen Nut­zun­gen her­aus­zu­ge­ben; au­ßer­dem be­steht un­ter den Vor­aus­set­zun­gen des § 347 II BGB ein An­spruch auf Ver­wen­dungs­er­satz.

Dem­entspre­chend kön­nen die Klä­ger die Rück­zah­lung des Kauf­prei­ses Zug um Zug ge­gen Rück­ga­be des streit­ge­gen­ständ­li­chen Fahr­zeugs ver­lan­gen.

Die Klä­ger ha­ben ge­gen­über der Be­klag­ten au­ßer­dem An­spruch auf Er­satz der Auf­wen­dun­gen für die durch­ge­führ­ten Öl­wech­sel. Ge­mäß § 347 II BGB sind dem Rück­ge­währ­schuld­ner die not­wen­di­ge Ver­wen­dung, die die­ser auf den zu­rück­ge­währ­ten Ge­gen­stand ge­macht hat, eben­falls zu er­set­zen. Zu den not­wen­di­gen Ver­wen­dung im Sin­ne die­ser Vor­schrift zäh­len al­le Auf­wen­dun­gen, die zur Er­hal­tung oder ord­nungs­ge­mä­ßen Be­wirt­schaf­tung der Sa­che er­for­der­lich sind; dar­über hin­aus aber auch die ge­wöhn­li­chen Er­hal­tungs­kos­ten, da der Rück­ge­währ­schuld­ner im Rah­men der §§ 346 ff. BGB die Nut­zung her­aus­ge­ben bzw. ver­gü­ten muss (OLG Hamm, Urt. v. 10.02.2005 – 28 U 147/04, NJW-RR 2005, 1220). Des­halb sind hier die Kos­ten für Öl­wech­sel in Hö­he von 486,56 € zu zah­len. Das Ge­richt ist auf­grund der von den Klä­gern vor­ge­leg­ten Rech­nun­gen, auf de­nen auch ver­merkt wur­de, dass die Öl­ser­vice-Kon­troll­leuch­te leuch­tet, da­von über­zeugt, dass die Klä­ger die Öl­wech­sel auf­grund der An­for­de­run­gen des Fahr­zeugs durch­ge­führt ha­ben. Sie sind als not­wen­di­ge Ver­wen­dun­gen den Klä­gern zu er­stat­ten. Ein An­spruch dar­auf be­steht aber erst bei Rück­ga­be des Fahr­zeugs, so­dass die­ser An­spruch nur Zug um Zug ge­gen Rück­ga­be be­steht.

So­weit die Klä­ger Zins­vor­tei­le als Nut­zungs­er­satz für den ge­zahl­ten Kauf­preis von der Be­klag­ten ver­lan­gen, fehlt es an hin­rei­chen­dem Sach­vor­trag zu ge­zo­ge­nen Nut­zun­gen. Al­lein der Hin­weis, dass ein sol­cher An­spruch grund­sätz­lich ge­ge­ben ist, reicht nicht aus.

Die Klä­ger müs­sen sich auf ih­ren Rück­zah­lungs­an­spruch die von ih­nen ge­zo­ge­nen Nut­zun­gen an­rech­nen las­sen.

Ge­mäß § 346 I BGB sind im Fal­le des Rück­tritts, auch bei Man­gel­haf­tig­keit der Kauf­sa­che, die vom Käu­fer wäh­rend der Zeit ge­zo­ge­nen Nut­zun­gen her­aus­zu­ge­ben. Der Wert von Ge­brauchs­vor­tei­len bei der Ei­gen­nut­zung be­weg­li­cher Sa­chen be­rech­net sich grund­sätz­lich nach der zeit­an­tei­li­gen li­nea­ren Wert­min­de­rung, al­so nach ei­nem Ver­gleich zwi­schen dem tat­säch­li­chen Ge­brauch und der vor­aus­sicht­li­chen Ge­samt­nut­zungs­dau­er der Sa­che un­ter Be­rück­sich­ti­gung des Werts der Sa­che bzw. des ver­ein­bar­ten Kauf­prei­ses (Pa­landt/Grü­ne­berg, BGB, 76.  Aufl. [2017], § 346 Rn. 10). Der Wert der Nut­zung des neu er­wor­be­nen Wohn­mo­bils durch die Klä­ger ist dem­entspre­chend an­hand des Brut­to­kauf­prei­ses, der Fahr­stre­cke und der zu er­war­ten­den Rest­lauf­leis­tung auf der Grund­la­ge li­nea­rer Wert­er­mitt­lung zu be­rech­nen. Die Klä­ger ha­ben mit dem Fahr­zeug 11.863 km zu­rück­ge­legt. Zwar dien­te ein Teil da­von Nach­bes­se­rung bzw. Man­gel­su­che; da die Klä­ger da­zu je­doch kei­ne hin­rei­chen­den Grund­la­gen vor­ge­tra­gen ha­ben, ist in­so­weit auch auf der Ba­sis ei­ner Min­dest­schät­zung kein Ab­zug zu­guns­ten der Klä­ger mög­lich.

Die Ge­samt­lauf­leis­tung des Wohn­mo­bils schätzt das Ge­richt in An­leh­nung an an­de­re Ge­richts­ent­schei­dun­gen auf rund 200.000 km, die Nut­zungs­ver­gü­tung auf 0,67 % des Kauf­prei­ses je 1.000 ge­fah­re­ne Ki­lo­me­ter. Dar­aus er­rech­net sich ei­ne Nut­zungs­ver­gü­tung in Hö­he von (0,0067 × 42.350 € × 11,8 =) 3.348,19 €.

Zwar wird in der Recht­spre­chung bei der Be­rech­nung der Nut­zungs­ver­gü­tung für Wohn­mo­bi­le zum Teil nicht auf die Fahr­leis­tung, son­dern auf die Le­bens­dau­er ab­ge­stellt, weil Fahr­zeu­ge die­ser Art be­stim­mungs­ge­mäß in mehr oder we­ni­ger gro­ßem Um­fang auch wäh­rend der Stand­zeit ge­nutzt wer­den. Da­von hat das Ge­richt im Rah­men des ihm von § 287 II ZPO ein­ge­räum­ten Schät­zer­mes­sens im vor­lie­gen­den Fall kei­nen Ge­brauch ge­macht. Das wä­re hier nicht an­ge­mes­sen, weil die Klä­ger, wie sich an der ge­rin­gen Fahr­leis­tung über vier Jah­re zeigt, das Fahr­zeug kaum für Ur­laubs­fahr­ten ge­nutzt ha­ben.

Die be­rech­tig­ten An­sprü­che der Klä­ger er­rech­nen sich da­nach wie folgt: Der zu er­stat­ten­de Kauf­preis be­trägt 42.350 €, hier­von in Ab­zug zu brin­gen ist der Ge­brauchs­vor­teil in Hö­he von 3.348,19 €. Da­nach ver­bleibt ein Be­trag in Hö­he von 39.001,81 €. Hin­zu kommt die Ver­gü­tung für die Öl­wech­sel in Hö­he von 486,56 €. Die­se Be­trä­ge sind erst ab Rechts­hän­gig­keit zu ver­zin­sen, da als wirk­sa­me Rück­tritts­er­klä­rung erst die Kla­ge­schrift an­ge­se­hen wer­den kann.

Ein An­spruch auf Frei­stel­lung von au­ßer­ge­richt­li­chen Rechts­ver­fol­gungs­kos­ten ist nicht zu er­ken­nen. Er be­steht erst ab Ein­tritt des Ver­zugs der Be­klag­ten. Dass ein sol­cher Ver­zug­s­ein­tritt vor Ein­schal­tung der Pro­zess­be­voll­mäch­tig­ten der Klä­ger ein­ge­tre­ten ist, ist nicht er­sicht­lich. …

Hin­weis: Mit ih­ren Be­ru­fun­gen ge­gen die­ses Ur­teil ha­ben die Be­klag­te und ei­ne ih­rer Streit­hel­fe­rin­nen im We­sent­li­chen gel­tend ge­macht, das Land­ge­richt ha­be zu Un­recht an­ge­nom­men, dass das bei dem er­wor­be­nen Wohn­mo­bil zeit­wei­se auf­tre­ten­de „Ru­ckeln“ des Mo­tors ei­nen Sach­man­gel dar­stel­le, der be­reits zum Zeit­punkt des Ge­fahr­über­gangs vor­ge­le­gen ha­be. Je­den­falls sei ein „Ru­ckeln“ als rei­ner Kom­fort­man­gel hin­zu­neh­men. Zu­dem sei ein Rück­tritts­recht der Klä­ger ge­mäß § 323 V 2 BGB we­gen Ge­ring­fü­gig­keit des Man­gels aus­ge­schlos­sen. Die Rechts­mit­tel hat­ten kei­nen Er­folg; das OLG Ol­den­burg hat sie mit Ur­teil vom 27.04.2017 – 1 U 45/16 – zu­rück­ge­wie­sen und zur Be­grün­dung aus­ge­führt:

II. … Die Klä­ger kön­nen von der Be­klag­ten die Rück­ab­wick­lung des im Sep­tem­ber 2012 ge­schlos­se­nen Kauf­ver­trags über das Wohn­mo­bil … in dem vom Land­ge­richt zu­er­kann­ten Um­fang ge­mäß §§ 437 Nr. 2 Fall 1, 434 I, 323, 326 V BGB ver­lan­gen.

1. Wie das Land­ge­richt zu­tref­fend an­ge­nom­men hat, ist das er­wor­be­ne Wohn­mo­bil man­gel­haft.

a) Nach den Fest­stel­lun­gen des Land­ge­richts auf der Grund­la­ge der Aus­füh­run­gen des Sach­ver­stän­di­gen Dipl. Ing. R tritt bei Fahr­ten mit dem Fahr­zeug kurz vor Er­rei­chen der Be­triebs­tem­pe­ra­tur bei Au­ßen­tem­pe­ra­tu­ren zwi­schen 13,6 °C und 18,5 °C und ei­ner Mo­tor­dreh­zahl zwi­schen 1.500 und 2.000 Um­dre­hun­gen ein „Ru­ckeln“ des Mo­tors auf, das mit Er­rei­chen der Be­triebs­tem­pe­ra­tur wie­der ver­schwin­det. Die ent­spre­chen­den Fest­stel­lun­gen sind für den Se­nat bin­dend (§ 529 I 1 ZPO). Kon­kre­te An­halts­punk­te, die Zwei­fel an der Rich­tig­keit und Voll­stän­dig­keit der erst­in­stanz­li­chen Fest­stel­lun­gen be­grün­den, sind nicht ge­ge­ben.

Auf­grund die­ses  „Ru­ckelns“ des Mo­tors ist das er­wor­be­ne Wohn­mo­bil nicht sach­man­gel­frei i. S. des § 434 I 2 Nr. 2 BGB. Denn vor­be­halt­lich wei­ter­ge­hen­der An­for­de­run­gen (vgl. § 434 I 1, 2 Nr. 1 BGB) ist ei­ne Sa­che nach die­ser Be­stim­mung (nur dann) frei von Sach­män­geln, wenn sie sich für die ge­wöhn­li­che Ver­wen­dung eig­net und ei­ne Be­schaf­fen­heit auf­weist, die bei Sa­chen der glei­chen Art üb­lich ist und die der Käu­fer nach der Art der Sa­che er­war­ten kann. Es kommt da­bei auf die be­rech­tig­ten Er­war­tun­gen ei­nes ver­stän­di­gen Käu­fers an. Maß­stab ist das Ni­veau, das nach Typ, Al­ter und Lauf­leis­tung ver­gleich­ba­rer Fahr­zeu­ge an­de­rer Her­stel­ler er­reicht wird und das der Markt­er­war­tung ent­spricht (vgl. OLG Köln, Urt. v. 27.04.2010 – 15 U 185/09, NJW-RR 2011, 61).

Hier­nach weist das Wohn­mo­bil – wie das Land­ge­richt be­reits zu­tref­fend aus­ge­führt hat – nicht ei­ne Be­schaf­fen­heit auf, die bei Fahr­zeu­gen der glei­chen Art üb­lich ist und die die Klä­ger als Käu­fer er­war­ten durf­ten. Nach Auf­fas­sung des Se­nats durf­ten die Klä­ger im Hin­blick dar­auf, dass es sich bei dem Fahr­zeug um ein Neu­fahr­zeug ei­nes deut­schen Fahr­zeug­her­stel­lers zu ei­nem Kauf­preis von 42.350 € han­delt, die be­rech­tig­te Er­war­tung ha­ben, dass das Fahr­zeug nicht ei­nen An­trieb hat, der un­ter be­stimm­ten Vor­aus­set­zun­gen vor Er­rei­chen der Be­triebs­tem­pe­ra­tur „ru­ckelt“. An­ders als die Be­ru­fung der Be­klag­ten meint, stellt die­se Fehl­funk­ti­on des Mo­tors auch nicht le­dig­lich ei­nen (läss­li­chen) Kom­fort­man­gel dar, der hin­zu­neh­men ist. Dies folgt be­reits dar­aus, dass nach den Fest­stel­lun­gen des Sach­ver­stän­di­gen mit dem Auf­tre­ten des Ru­ckelns zu­gleich ei­ne spür­ba­re Zug­kraft­un­ter­bre­chung ein­tritt, so­dass zu­min­dest zeit­wei­se nur ei­ne re­du­zier­te Mo­tor­kraft vor­han­den ist. 

b) Nach der – zu­guns­ten der Klä­ger als Ver­brau­cher an­wend­ba­ren – Vor­schrift des § 476 BGB ist zu ver­mu­ten, dass der Sach­man­gel be­reits zum Zeit­punkt des Ge­fahr­über­gangs und da­mit bei Über­ga­be des Fahr­zeugs im Sep­te­mer 2012 vor­lag.

Nach der neu­en Recht­spre­chung des BGH (Urt. v. 12.10.2016 – VI­II ZR 103/15, MDR 2016, 1437) ist ei­ne richt­li­ni­en­kon­for­me Aus­le­gung des § 476 BGB da­hin ge­bo­ten, dass der Käu­fer le­dig­lich den Nach­weis füh­ren muss, dass sich in­ner­halb von sechs Mo­na­ten ab Ge­fahr­über­gang ein man­gel­haf­ter Zu­stand (ei­ne Man­gel­er­schei­nung) ge­zeigt hat, der – un­ter­stellt, er be­ru­he auf ei­ner dem Ver­käu­fer zu­zu­rech­nen­den Ur­sa­che – ei­ne Haf­tung des Ver­käu­fers we­gen Ab­wei­chung von der ge­schul­de­ten Be­schaf­fen­heit be­grün­den wür­de (BGH, Urt. v. 12.10.2016 – VI­II ZR 103/15, MDR 2016, 1437 Rn. 36).

Die­ser hier­nach er­for­der­li­che Nach­weis ist den Klä­gern ge­lun­gen.

Nach der per­sön­li­chen An­hö­rung der Par­tei­en steht zur Über­zeu­gung des Se­nats fest, dass sich die Man­gel­er­schei­nung be­reits von An­fang an und da­mit bin­nen sechs Mo­na­ten nach der Über­ga­be des Fahr­zeugs ge­zeigt hat. Der Klä­ger hat nach­voll­zieh­bar ge­schil­dert, dass das Wohn­mo­bil von An­fang an ge­ru­ckelt ha­be und er dies be­reits im Sep­tem­ber/Ok­to­ber 2012, nach cir­ca 200 ge­fah­re­nen Ki­lo­me­tern, in der Werk­statt G in L. mo­niert ha­be, ihm aber ge­ra­ten wor­den sei, das Fahr­zeug zu­nächst wei­ter ein­zu­fah­ren. In­zwi­schen wür­den sie das Wohn­mo­bil auf­grund ei­nes be­fürch­te­ten Mo­tor­scha­dens gar nicht mehr fah­ren. Die­se An­ga­ben hat die Klä­ge­rin eben­falls glaub­haft be­stä­tigt.

Da­ge­gen ist der zur Wi­der­le­gung der Ver­mu­tung zu er­brin­gen­de Be­weis des Ge­gen­teils (§  92 ZPO) da­hin, dass der bin­nen sechs Mo­na­ten nach Ge­fahr­über­gang auf­ge­tre­te­ne man­gel­haf­te Zu­stand auf ei­ne nach Ge­fahr­über­gang ein­ge­tre­te­ne, der Be­klag­ten als Ver­käu­fe­rin nicht zu­zu­rech­nen­de Ur­sa­che zu­rück­zu­füh­ren ist, nicht er­bracht. Das Land­ge­richt hat auf der Grund­la­ge der Aus­füh­run­gen des Sach­ver­stän­di­gen viel­mehr als aus­ge­schlos­sen er­ach­tet, dass das auf­tre­ten­de „Ru­ckeln“ des Mo­tors le­dig­lich auf ei­ner un­sach­ge­mä­ßen Be­hand­lung oder Fahr­wei­se durch die Klä­ger be­ruht oder sei­ne Ur­sa­che in ei­ner noch nicht er­folg­ten Re­ge­ne­ra­ti­on des Die­sel­par­ti­kel­fil­ters hat. Die ent­spre­chen­den Fest­stel­lun­gen des Land­ge­richts sind – wenn­gleich sie in der An­nah­me ei­ner Be­weis­last­ver­tei­lung nach der frü­he­ren Recht­spre­chung ge­trof­fen wor­den sind – für den Se­nat bin­dend (§ 529 I 1 ZPO). Kon­kre­te An­halts­punk­te, die Zwei­fel an der Rich­tig­keit und Voll­stän­dig­keit der Fest­stel­lun­gen be­grün­den, zei­gen die Be­ru­fun­gen nicht auf und sind auch nicht er­kenn­bar.

Dass die ge­naue Ur­sa­che für die Fehl­funk­ti­on des Mo­tors letzt­lich nicht ge­klärt wer­den konn­te, son­dern nach den Aus­füh­rung des Sach­ver­stän­di­gen le­dig­lich da­von aus­zu­ge­hen ist, dass ein Feh­ler in der Ge­misch­bil­dung vor­lie­gen muss, steht dem Ein­grei­fen der Ver­mu­tung des § 476 BGB zu­guns­ten der Klä­ger als Käu­fer nicht ent­ge­gen (vgl. da­zu BGH, Urt. v. 12.10.2016 – VI­II ZR 103/15, MDR 2016, 1437 Rn. 36, 55).

2. Die Klä­ger ha­ben der Be­klag­ten dar­über hin­aus er­folg­los ei­ne an­ge­mes­se­ne Frist zur Nach­er­fül­lung ge­setzt (§ 323 I BGB). Zwar war die­ses Er­for­der­nis noch nicht zum Zeit­punkt der (ers­ten) Rück­tritts­er­klä­rung mit Schrei­ben vom 15.08.2014 ge­ge­ben, weil erst in die­sem Schrei­ben ei­ne ent­spre­chen­de Frist ge­setzt wor­den war. Nach­dem aber auf Ver­an­las­sung der Be­klag­ten ein Nach­bes­se­rungs­ver­such in den Ford-Werk­stät­ten in Köln statt­ge­fun­den hat, der er­folg­los war, la­gen die Rück­tritts­vor­aus­set­zun­gen je­den­falls vor der Kla­ger­he­bung vor. In die­ser ist – ne­ben dem wei­te­ren Schrei­ben vom 27.08.2014 – zu­gleich ei­ne er­neu­te (kon­klu­den­te) Rück­tritts­er­klä­rung zu se­hen. Es kommt da­her dar­auf, ob ei­ne Frist­set­zung ent­behr­lich ge­we­sen wä­re, weil ei­ne Nach­bes­se­rung be­reits auf­grund von wie­der­holt in Ford-Ver­trags­werk­stät­ten durch­ge­führ­ten Nach­bes­se­rungs­ver­su­chen als fehl­ge­schla­gen zu wer­ten ge­we­sen wä­re, nicht an. Im Üb­ri­gen hat die Be­klag­te – wie be­reits das Land­ge­richt aus­ge­führt hat – auch nach Auf­fas­sung des Se­nats mit Schrei­ben vom 13.10.2014 ei­ne wei­te­re Nach­bes­se­rung ernst­haft und end­gül­tig ver­wei­gert.

3. Der Rück­tritt ist nicht ge­mäß § 323 V 2 BGB aus­ge­schlos­sen.

Ob ei­ne Pflicht­ver­let­zung als un­er­heb­lich ein­zu­stu­fen, der Man­gel al­so als ge­ring­fü­gig an­zu­se­hen ist, be­ur­teilt sich im We­ge ei­ner um­fas­sen­den In­ter­es­sen­ab­wä­gung (BGH, Urt. v. 28.05.2014 – VI­II ZR 94/13, BGHZ 201, 290 Rn. 16; Urt. v. 26.10.2016 – VI­II ZR 240/15, NJW 2017, 153 Rn. 27). Nach der Recht­spre­chung des BGH ist die Er­heb­lich­keits­schwel­le des § 323 V 2 BGB bei ei­nem be­heb­ba­ren Sach­man­gel je­den­falls in der Re­gel be­reits dann als er­reicht an­zu­se­hen, wenn der Man­gel­be­sei­ti­gungs­auf­wand ei­nen Be­trag von fünf Pro­zent des Kauf­prei­ses über­schrei­tet (BGH, Urt. v. 26.10.2016 – VI­II ZR 240/15, NJW 2017, 153 Rn. 28 m. w. Nachw.). So­lan­ge je­doch – wie hier – die Ur­sa­che ei­nes auf­ge­tre­te­nen Man­gel­sym­ptoms un­klar ist, lässt sich nicht ab­schät­zen, ob über­haupt und mit wel­chem Auf­wand die Ur­sa­che auf­ge­fun­den und in der Fol­ge be­sei­tigt wer­den kann. In die­ser Si­tua­ti­on kann die Ge­ring­fü­gig­keit ei­nes Man­gels des­halb re­gel­mä­ßig nur an der von dem Man­gel­sym­ptom aus­ge­hen­den Funk­ti­ons­be­ein­träch­ti­gung ge­mes­sen wer­den (BGH, Urt. v. 26.10.2016 – VI­II ZR 240/15, NJW 2017, 153 Rn. 30).

Nach die­sem Maß­stab liegt hier nach Auf­fas­sung des Se­nats nicht le­dig­lich ein ge­ring­fü­gi­ger Man­gel vor. Zwar hat der Sach­ver­stän­di­ge bei den durch­ge­führ­ten zwei Pro­be­fahr­ten le­dig­lich ein leich­tes Ru­ckeln fest­stel­len kön­nen, das nach zwei bis vier Mi­nu­ten wie­der be­en­det war, und nicht ein an sich gel­tend ge­mach­tes hef­ti­ges Ru­ckeln mit Vi­bra­tio­nen. Die Vor­aus­set­zun­gen, un­ter de­nen das fest­ge­stell­te Ru­ckeln auf­tritt – näm­lich bei Tem­pe­ra­tu­ren kurz vor Er­rei­chen der Be­triebs­tem­pe­ra­tur, bei Au­ßen­tem­pe­ra­tu­ren zwi­schen 13,6 °C und 18,5 °C und Mo­tor­dreh­zah­len zwi­schen 1.500 und 2.000 Um­dre­hun­gen –, lie­gen aber (je­den­falls in Deutsch­land) re­gel­mä­ßig bei fast je­dem Kalt­start vor, so­dass die Funk­ti­ons­be­ein­träch­ti­gung bei prak­tisch je­der Fahrt bzw. zu­min­dest sehr häu­fig zum Tra­gen kommt. Im Üb­ri­gen hat der Sach­ver­stän­di­ge – wie be­reits aus­ge­führt – fest­ge­stellt, dass mit dem Auf­tre­ten des Ru­ckelns zu­gleich ei­ne spür­ba­re Zug­kraft­un­ter­bre­chung ein­tritt, so­dass zu­min­dest zeit­wei­se ei­ne nur re­du­zier­te Mo­tor­kraft vor­han­den ist. Hin­zu kommt, dass die ge­naue Ur­sa­che für die Fehl­funk­ti­on des Mo­tors nicht ge­klärt wer­den konn­te bzw. nach den Aus­sa­gen des Sach­ver­stän­di­gen da­von aus­zu­ge­hen ist, dass ein Feh­ler in der Ge­misch­bil­dung vor­liegt, so­dass die Käu­fer die be­rech­tig­te Be­fürch­tung ha­ben kön­nen, dass es zu­min­dest lang­fris­tig zu Mo­tor­schä­den kommt, zu­mal im Üb­ri­gen in der Fach­pres­se – wie sich aus den von den Klä­gern zu den Ak­ten ge­reich­ten Ar­ti­keln ent­neh­men lässt – wie­der­holt über das Auf­tre­ten von Mo­tor­schä­den bei dem glei­chen Fahr­zeug­mo­dell be­rich­tet wor­den ist.

So­weit die Be­klag­te schließ­lich dar­auf ver­weist, dass ein Ru­ckeln des Fahr­zeugs zu ver­mei­den sei, wenn das Ge­trie­be früh­zei­tig in den drit­ten Gang ge­schal­tet wer­de, kann dies zu kei­ner an­de­ren Be­wer­tung füh­ren. Selbst wenn die Be­haup­tung der Be­klag­ten zu­tref­fend sein soll­te, bleibt es da­bei, dass ei­ne Fehl­funk­ti­on des Mo­tors ge­ge­ben ist, die die Klä­ger als Käu­fer nicht hin­zu­neh­men ha­ben.

4. Die Klä­ger kön­nen die Rück­ab­wick­lung des Kauf­ver­trags ge­mäß § 346 BGB in dem vom Land­ge­richt zu­ge­spro­che­nen Um­fang ver­lan­gen. Das Land­ge­richt hat da­bei ins­be­son­de­re zu­tref­fend ei­nen Ge­gen­an­spruch auf Wert­er­satz in Hö­he von 3.348,19 € we­gen der Ge­brauchs­vor­tei­le des Wohn­mo­bils wäh­rend der Be­sitz­zeit der Klä­ger un­ter Be­rück­sich­ti­gung ei­ner zu er­war­ten­den Ge­samt­fahr­leis­tung von 200.000 km in Ab­zug ge­bracht. Auf die ent­spre­chen­den Aus­füh­run­gen des Land­ge­richts, die von den Be­ru­fun­gen nicht an­ge­grif­fen wer­den, wird zur Ver­mei­dung von Wie­der­ho­lun­gen Be­zug ge­nom­men. …“

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