Dar­in, dass der Ver­käu­fer den Hin­weis un­ter­lässt, dass er sich über die Ur­sa­che der sicht­ba­ren Sym­pto­me ei­nes Man­gels (hier: Feuch­tig­keits­fle­cken) nicht si­cher sei, liegt kein arg­lis­ti­ges Ver­schwei­gen ei­nes Man­gels.

BGH, Ur­teil vom 16.03.2012 – V ZR 18/11

Sach­ver­halt: Mit no­ta­ri­el­lem Ver­trag vom 03.04.2004 ver­kauf­te die Be­klag­te ein mit ei­nem 1936 er­rich­te­ten Wohn­haus be­bau­tes Grund­stück in Ber­lin-Kö­pe­nick für 575.000 € an die Klä­ge­rin und de­ren Ehe­mann. Der Ver­trag ent­hält ei­nen Aus­schluss für die Haf­tung we­gen ei­nes Sach­man­gels des Grund­stücks und des Ge­bäu­des mit Aus­nah­me vor­sätz­lich zu ver­tre­ten­der oder arg­lis­tig ver­schwie­ge­ner Män­gel.

Nach dem Kauf stell­te sich her­aus, dass die Ab­dich­tung des Bau­werks man­gel­haft ist, wes­halb Feuch­tig­keit ein­dringt und in den Kel­ler­wän­den auf­steigt. Die Klä­ge­rin ver­langt aus ei­ge­nem und aus ab­ge­tre­te­nem Recht ih­res Ehe­manns von der Be­klag­ten im We­ge des Scha­dens­er­sat­zes die – in ei­nem Gut­ach­ten ge­schätz­ten – Kos­ten für die Her­stel­lung ei­ner ver­ti­ka­len Ab­dich­tung der Kel­ler­wän­de, die Ein­brin­gung ei­ner Ho­ri­zon­tal­sper­re und das Rich­ten der Dach­rin­ne in Hö­he von ins­ge­samt 132.000 € zu­züg­lich Zin­sen.

Das Land­ge­richt hat die Kla­ge ab­ge­wie­sen. Das Kam­mer­ge­richt hat die Kla­ge dem Grun­de nach für ge­recht­fer­tigt er­klärt, so­weit die Klä­ge­rin von der Be­klag­ten Scha­dens­er­satz we­gen der feh­len­den bzw. nicht mehr wirk­sa­men Ab­dich­tung ge­gen auf­stei­gen­de Näs­se (Ho­ri­zon­tal­sper­re) ver­langt hat, und die Be­ru­fung im Üb­ri­gen zu­rück­ge­wie­sen. Mit ih­rer da­ge­gen ge­rich­te­ten Re­vi­si­on will die Be­klag­te er­rei­chen, dass die Kla­ge ins­ge­samt ab­ge­wie­sen wird; Ziel der An­schluss­re­vi­si­on der Klä­ge­rin ist, dass die Be­klag­te an­trags­ge­mäß ver­ur­teilt wird. Das Rechts­mit­tel der Be­klag­ten hat­te ins­ge­samt, das der Klä­ge­rin ist über­wie­gend Er­folg.

Aus den Grün­den: [4]    I. Das Be­ru­fungs­ge­richt be­jaht we­gen der feh­len­den Ho­ri­zon­tal­sper­re ei­nen Scha­dens­er­satz­an­spruch der Klä­ge­rin nach § 437 Nr. 3 BGB i. V. mit § 281 I, II BGB.

[5]    Das auf dem ver­kauf­ten Grund­stück be­find­li­che Wohn­haus wei­se ei­nen Man­gel i. S. des § 434 I BGB auf, weil nach den gut­ach­ter­li­chen Fest­stel­lun­gen ei­ne Ho­ri­zon­tal­sper­re ge­gen auf­stei­gen­de Feuch­tig­keit ent­we­der nicht vor­han­den oder ei­ne vor­han­de­ne nicht mehr wirk­sam sei. Dies stel­le, ob­wohl das Kel­ler­ge­schoss nicht als Wohn­raum ver­kauft wor­den sei, ei­nen Man­gel der Kauf­sa­che dar, weil die Ge­fahr be­ste­he, dass die Feuch­tig­keit auch in die Wohn­räu­me auf­stei­ge und das ge­sam­te Ge­bäu­de schä­di­ge.

[6]    Die Be­klag­te kön­ne sich nach § 444 Fall 1 BGB auf den ver­trag­lich ver­ein­bar­ten Ge­währ­leis­tungs­aus­schluss nicht be­ru­fen, weil sie den Man­gel arg­lis­tig ver­schwie­gen ha­be. Es kön­ne da­hin­ste­hen, ob sie selbst von den Feuch­tig­keits­schä­den ge­wusst ha­be. Sie müs­se sich je­den­falls die Er­klä­run­gen bzw. Nicht­er­klä­run­gen ih­res Ehe­man­nes zu­rech­nen las­sen, den sie als ih­ren Ver­hand­lungs­ge­hil­fen ein­ge­schal­tet ha­be. Die­ser ha­be des­halb arg­lis­tig ge­han­delt, weil er die Käu­fer bei den Ver­trags­ver­hand­lun­gen nicht hin­rei­chend dar­über in Kennt­nis ge­setzt ha­be, dass die Ur­sa­che der bei der Be­sich­ti­gung fest­ge­stell­ten feuch­ten Fle­cken un­klar ge­we­sen sei. Dass er selbst un­si­cher ge­we­sen sei, zei­ge sich dar­an, dass er den Zeu­gen L, ei­nen Bau­in­ge­nieur, der für die Bau­spar­kas­se das Ver­kaufs­ex­posé zu er­stel­len ge­habt ha­be, nach der Ur­sa­che der sicht­ba­ren Feuch­tig­keits­fle­cken ge­fragt ha­be. Er ha­be des­halb ge­gen­über den Käu­fern nicht – für sich ge­nom­men plau­si­ble – Ver­mu­tun­gen zu den Ur­sa­chen der Män­gel nen­nen dür­fen, son­dern deut­lich ma­chen müs­sen, dass de­ren Ur­sa­che nicht be­kannt sei und nä­he­re Un­ter­su­chun­gen zur Scha­den­sur­sa­che nicht an­ge­stellt wor­den sei­en.

[7]    Un­be­grün­det sei der wei­ter­ge­hen­de Scha­dens­er­satz­an­spruch we­gen der Kos­ten für die Her­stel­lung ei­ner ver­ti­ka­len Ab­dich­tung der Kel­ler­wän­de, da die Ver­käu­fer kein zu Wohn­zwe­cken ge­eig­ne­tes Kel­ler­ge­schoss ge­schul­det hät­ten. Auch nach dem Ex­posé, in dem das gro­ße Zim­mer im Kel­ler als zur Nut­zung als Gäs­te­zim­mer, Bü­ro, Club­raum oder Bi­blio­thek ge­eig­net an­ge­ge­ben wor­den sei, ha­be ein Käu­fer nicht er­war­ten dür­fen, dass der Kel­ler als Wohn­raum nutz­bar sei. Un­be­grün­det sei die Kla­ge auch we­gen der Kos­ten für das Rich­ten der Dach­rin­ne. Dies sei ein of­fen­sicht­li­cher Man­gel, auf den die Ver­käu­fer nicht ge­son­dert hät­ten hin­wei­sen müs­sen, wes­halb ein arg­lis­ti­ges Ver­schwei­gen nicht in Be­tracht kom­me.

[8]    II. Die Re­vi­si­on der Be­klag­ten ist ins­ge­samt, die An­schluss­re­vi­si­on der Klä­ge­rin ist über­wie­gend be­grün­det.

[9]    1. Das Be­ru­fungs­ur­teil ist al­ler­dings nicht we­gen Ver­let­zung der Vor­schrif­ten der §§ 301, 304 ZPO auf­zu­he­ben. Das Be­ru­fungs­ge­richt hat ent­ge­gen der Auf­fas­sung der An­schluss­re­vi­si­on nicht durch ein un­zu­läs­si­ges Teil- und Grun­dur­teil ent­schie­den.

[10]   a) Auch wenn mit der Kla­ge ein ein­heit­li­cher, auf ver­schie­de­ne Ein­zel­po­si­tio­nen ge­stütz­ter Scha­dens­er­satz­an­spruch gel­tend ge­macht wird, kann das Ge­richt – so­weit es die Kla­ge we­gen ein­zel­ner Po­si­tio­nen für un­be­grün­det er­ach­tet – durch kla­ge­ab­wei­sen­des Teil­ur­teil (§ 301 ZPO) und – so­weit es an­de­re Po­si­tio­nen für be­grün­det er­ach­tet, je­doch we­gen der Hö­he noch wei­te­re Fest­stel­lun­gen er­for­der­lich sind – durch ein Zwi­schen­ur­teil zum Grund des An­spruchs (§ 304 ZPO) ent­schei­den (vgl. BGH, Urt. v. 08.06.1988 – VI­II ZR 105/87, WM 1988, 1500, 1501; Urt. v. 12.07.1989 – VI­II ZR 286/88, BGHZ 108, 256, 260). Vor­aus­set­zung für ein sol­ches Ur­teil ist al­lein, dass je­weils ein quan­ti­ta­ti­ver, zah­len­mä­ßig oder auf sons­ti­ge Wei­se be­stimm­ter Teil des teil­ba­ren Streit­ge­gen­stands dem ab­schlie­ßend be­schie­de­nen Teil des Kla­ge­an­spruchs und der Zwi­schen­ent­schei­dung über den Grund zu­ge­ord­net wird (vgl. BGH, Urt. v. 12.07.1989 – VI­II ZR 286/88, BGHZ 108, 256, 260).

[11]   b) Dass die Ver­ti­kal- und die Ho­ri­zon­tal­ab­dich­tung Ur­sa­chen ei­nes ein­heit­li­chen Feuch­tig­keits­scha­dens sind, steht ei­ner Ent­schei­dung durch Teil­ab­wei­sung und Grun­dur­teil nicht ent­ge­gen. An der für die Zu­läs­sig­keit des Ur­teils not­wen­di­gen Ab­gren­zung zwi­schen ab­ge­wie­se­nen und zu­ge­spro­che­nen Po­si­tio­nen, die be­trags­mä­ßig oder ge­gen­ständ­lich er­fol­gen kann (Zöl­ler/Voll­kom­mer, ZPO, 29. Aufl., § 301 Rn. 4 a. E.), fehlt es hier nicht. Ab­ge­wie­sen wor­den ist der Teil der Kla­ge, der mit dem in dem Gut­ach­ten auf 70.000 € net­to ge­schätz­ten Auf­wand für die An­brin­gung ei­ner Ver­ti­kal­sper­re (ein­schließ­lich ei­ner Drai­na­ge und der da­mit ver­bun­de­nen Erd­ar­bei­ten) so­wie den Kos­ten für das Aus­rich­ten der Dach­rin­ne (im Gut­ach­ten auf 500 € net­to ge­schätzt) be­grün­det wor­den ist; dem Grun­de nach zu­er­kannt wor­den ist der – im Gut­ach­ten auf 30.000 € net­to ge­schätz­te – Auf­wand für das Ein­brin­gen ei­ner Ho­ri­zon­tal­sper­re. Die An­schluss­re­vi­si­on geht im Üb­ri­gen selbst da­von aus, dass das Be­ru­fungs­ge­richt der Kla­ge le­dig­lich in Hö­he von 30.000 € (net­to) statt­ge­ge­ben hat.

[12]   2. Das Be­ru­fungs­ge­richt hat der Klä­ge­rin zu Un­recht ei­nen Scha­dens­er­satz­an­spruch nach §§ 437 Nr. 3, 280 I, III, 281 I 1 BGB dem Grun­de nach zu­er­kannt.

[13]   a) Die Be­klag­te hat al­ler­dings ih­re Ver­pflich­tung nach § 433 I 2 BGB, die Sa­che den Käu­fern frei von Rechts- und Sach­män­geln zu ver­schaf­fen, teil­wei­se nicht er­füllt. Das ver­kauf­te Haus­grund­stück weist ei­nen Sach­man­gel i. S. des § 434 I 2 Nr. 2 BGB auf. Be­reits die Feuch­tig­keit des Kel­lers (und nicht erst die Ge­fahr von Feuch­tig­keit in den Wän­den der dar­über lie­gen­den Wohn­räu­me) stellt ei­nen Man­gel des ver­kauf­ten Ge­bäu­des i. S. des § 434 BGB dar.

[14]   aa) Rich­tig ist, dass bei Häu­sern, die zu ei­ner Zeit er­rich­tet wur­den, als Kel­ler­ab­dich­tun­gen noch nicht üb­lich wa­ren, nicht je­de Feuch­tig­keit im Kel­ler ei­nen Sach­man­gel be­grün­det, son­dern es auf die Um­stän­de des Ein­zel­falls an­kommt (Se­nat, Urt. v. 07.11.2008 – V ZR 138/07, ju­ris Rn. 13; Urt. v. 27.03.2009 – V ZR 30/08, BGHZ 180, 205 Rn. 8; Krü­ger, ZNotP 2010, 42, 43). Im Ein­zel­nen ist von Be­deu­tung, ob das Haus in ei­nem sa­nier­ten Zu­stand ver­kauft wur­de, der Kel­ler Wohn­zwe­cken dien­te, wel­cher Zu­stand bei der Be­sich­ti­gung er­kenn­bar war und wie stark die Feuch­tig­keits­er­schei­nun­gen sind (Se­nat, Urt. v. 07.11.2008 – V ZR 138/07, ju­ris Rn. 13; Krü­ger, ZNotP 2010, 42, 43). Der bei Alt­bau­ten üb­li­che Stan­dard ist dann nicht maß­ge­bend, wenn die Par­tei­en ei­ne ab­wei­chen­de Be­schaf­fen­heit ver­ein­bart ha­ben (§ 434 I 1 BGB) oder wenn die­se für die nach dem Ver­trag vor­aus­ge­setz­te Ver­wen­dung (Nut­zung des Kel­lers als Auf­ent­halts­raum) er­for­der­lich ist.

[15]   bb) Ge­mes­sen dar­an ist die Feuch­tig­keit im Kel­ler, die auf das Feh­len ei­ner dem Aus­bau­zu­stand der Kel­ler­räu­me ent­spre­chen­den Iso­lie­rung zu­rück­zu­füh­ren ist, als ein Sach­man­gel an­zu­se­hen. Die Kel­ler­räu­me sind we­der für die nach dem Ver­trag vor­aus­ge­setz­te Ver­wen­dung (§ 434 I 2 Nr. 2 BGB) ge­eig­net, noch ha­ben sie die nach den Äu­ße­run­gen im Ex­posé von dem Käu­fer zu er­war­ten­de Be­schaf­fen­heit (§ 434 I 3 BGB i. V. mit § 434 I 2 Nr. 2 BGB).

[16]   (1) Ver­trag­lich vor­aus­ge­setzt i. S. von § 434 I 2 Nr. 1 BGB ist die nicht ver­ein­bar­te, aber von bei­den Par­tei­en über­ein­stim­mend un­ter­stell­te Ver­wen­dung der Kauf­sa­che, die von der ge­wöhn­li­chen Ver­wen­dung (hier von der bei Alt­bau­ten üb­li­chen Nut­zung der Kel­ler­räu­me als La­ger­raum) ab­wei­chen kann (Lem­ke/D. Schmidt, Im­mo­bi­li­en­recht, 2012, § 434 BGB Rn. 36; ders., in: Prüt­ting/We­gen/Wein­reich, BGB, 6. Aufl., § 434 Rn. 40; NK-BGB/Bü­den­be­n­der, 2. Aufl., § 434 Rn. 21; Pa­landt/Wei­den­kaff, BGB, 71. Aufl., § 434 Rn. 20; OLG Düs­sel­dorf, Urt. v. 19.06.2006 – I-1 U 38/06, NJW 2006, 2858, 2859). Zur Soll­be­schaf­fen­heit der Kauf­sa­che ge­hö­ren nach § 434 I 3 BGB zu­dem die Ei­gen­schaf­ten, die der Käu­fer nach den öf­fent­li­chen Äu­ße­run­gen des Ver­käu­fers oder der von ihm be­auf­trag­ten Ge­hil­fen er­war­ten darf, wo­zu auch die An­ga­ben zur Nutz­bar­keit ei­nes Ge­bäu­des in ei­nem Ex­posé ge­hö­ren (vgl. OLG Hamm, Urt. v. 15.12.2008 – 22 U 90/08, OLGR 2009, 161).

[17]   (2) Die Eig­nung der Kel­ler­räu­me zur Nut­zung als Auf­ent­halts­räu­me war da­nach die von dem Ver­käu­fer ge­schul­de­te Be­schaf­fen­heit. Die ver­trag­lich vor­aus­ge­setz­te Ver­wen­dung von Kel­ler­räu­men er­gibt sich – wenn nichts an­de­res ver­ein­bart ist – aus ih­rem Aus­bau­zu­stand und ih­rer kon­kre­ten Nut­zung. Ein Käu­fer kann näm­lich grund­sätz­lich da­von aus­ge­hen, dass Räu­me zu der Ver­wen­dung ge­eig­net sind, zu der sie her­ge­rich­tet sind und auch tat­säch­lich ge­nutzt wer­den. Die­se Be­schaf­fen­heit er­gab sich zu­dem aus der da­mit über­ein­stim­men­den An­ga­be im Ex­posé, nach der das Sou­ter­rain „nicht wirk­lich Kel­ler“ und das 37 m² gro­ße Zim­mer zur Nut­zung als Gäs­te­zim­mer, Bü­ro, Club oder Bi­blio­thek ge­eig­net sein soll­te.

[18]   Da­ge­gen ist es nicht ent­schei­dend, dass das Ex­posé sich nicht da­zu ver­hielt, ob die Kel­ler­räu­me auch nach den öf­fent­lich-recht­li­chen Vor­schrif­ten Wohn­räu­me dar­stell­ten. Es stell­te le­dig­lich ei­nen wei­te­ren Sach­man­gel dar, wenn es an der für ei­ne der Nut­zung ge­mäß dem Aus­bau­zu­stand er­for­der­li­chen Bau­ge­neh­mi­gung feh­len soll­te (Se­nat, Urt. v. 20.03.1987 – V ZR 27/86, NJW 1987, 2511, 2512; Urt. v. 26.04.1991 – V ZR 73/90, BGHZ 114, 260, 262).

[19]   3. Im Hin­blick dar­auf, dass die An­sprü­che des Käu­fers we­gen ei­nes Sach­man­gels aus­ge­schlos­sen sind, kön­nen sie von der Klä­ge­rin ge­gen die Be­klag­te ge­mäß § 444 Fall 1 BGB nur dann gel­tend ge­macht wer­den, wenn der Man­gel von dem Ver­käu­fer arg­lis­tig ver­schwie­gen wor­den ist. Das ist ent­ge­gen der Auf­fas­sung des Be­ru­fungs­ge­richts nicht der Fall. Al­lein das Un­ter­las­sen ei­nes Hin­wei­ses des Ver­käu­fers, dass er sich über die Ur­sa­che der sicht­ba­ren Sym­pto­me ei­nes Man­gels (Feuch­tig­keits­fle­cken) nicht si­cher sei, stellt kein arg­lis­ti­ges Ver­schwei­gen ei­nes Man­gels dar.

[20]   a) Noch zu­tref­fend hat das Be­ru­fungs­ge­richt al­ler­dings ei­ne Auf­klä­rungs­pflicht der Be­klag­ten über den Sach­man­gel be­jaht, ob­wohl auf die­sen hin­wei­sen­de Merk­ma­le (durch die Feuch­tig­keits­fle­cken an den Kel­ler­wän­den) sicht­bar wa­ren, von den Käu­fern bei der Be­sich­ti­gung wahr­ge­nom­men wur­den und über die Fle­cken und de­ren mög­li­che Ur­sa­chen auch ge­spro­chen wur­de.

[21]   aa) Bei ei­nem Ver­kauf ei­nes Ge­bäu­de­grund­stücks be­steht ei­ne Pflicht nur zur Of­fen­ba­rung ver­bor­ge­ner Män­gel oder von Um­stän­den, die nach der Er­fah­rung auf die Ent­ste­hung und Ent­wick­lung be­stimm­ter Män­gel schlie­ßen las­sen, wenn es sich um Um­stän­de han­delt, die für den Ent­schluss des Käu­fers von Be­deu­tung sind, ins­be­son­de­re die be­ab­sich­tig­te Nut­zung er­heb­lich zu min­dern ge­eig­net sind (Se­nat, Urt. v. 07.06.1978 – V ZR 46/75, WM 1978, 1073, 1074; Urt. v. 16.06.1989 – V ZR 74/88, ju­ris Rn. 15). Bei den Män­geln, die ei­ner Be­sich­ti­gung zu­gäng­lich und da­mit oh­ne Wei­te­res er­kenn­bar sind, be­steht da­ge­gen kei­ne Of­fen­ba­rungs­pflicht. Der Käu­fer kann in­so­weit ei­ne Auf­klä­rung nicht er­war­ten, weil er die­se Män­gel bei der im ei­ge­nen In­ter­es­se ge­bo­te­nen Sorg­falt selbst wahr­neh­men kann (Se­nat, Urt. v. 02.02.1996 – V ZR 239/94, BGHZ 132, 30, 34; Urt. v. 20.10.2000 – V ZR 285/99, NJW 2001, 64; Urt. v. 12.04.2002 – V ZR 302/00, ju­ris Rn. 11; Urt. v. 07.02.2003 – V ZR 25/02, NJW-RR 2003, 772, 773 – st. Rspr.).

[22]   bb) Nicht oh­ne Wei­te­res er­kenn­bar sind in­des sol­che Män­gel, von de­nen bei ei­ner Be­sich­ti­gung zwar Spu­ren zu er­ken­nen sind, die aber kei­nen trag­fä­hi­gen Rück­schluss auf Art und Um­fang des Man­gels er­lau­ben (vgl. Se­nat, Urt. v. 20.10.2000 – V ZR 285/99, NJW 2001, 64; Urt. v. 12.01.2001 – V ZR 322/99, ju­ris Rn. 9). In die­sen Fäl­len muss der Ver­käu­fer ge­mäß sei­nem Kennt­nis­stand auf­klä­ren und darf sein kon­kre­tes Wis­sen nicht zu­rück­hal­ten (vgl. vgl. Se­nat, Urt. v. 20.10.2000 – V ZR 285/99, NJW 2001, 64; Urt. v. 12.01.2001 – V ZR 322/99, ju­ris Rn. 9). Ver­mag der Ver­käu­fer auf­grund ei­ge­ner Sach­kun­de oder auf­grund ei­nes von ihm ein­ge­hol­ten Gut­ach­tens Schlüs­se auf den Man­gel und sei­ne Ur­sa­chen zu zie­hen, die sich dem Käu­fer bei ei­ner In­au­gen­schein­nah­me der Sym­pto­me nicht in glei­cher Wei­se auf­drän­gen, kann der Käu­fer er­war­ten, dass ein red­li­cher Ver­käu­fer ihm die­se Schluss­fol­ge­run­gen mit­teilt (Se­nat, Urt. v.. 07.02.2003 – V ZR 25/02, NJW-RR 2003, 772, 773).

[23]   b) Das Be­ru­fungs­ge­richt über­spannt je­doch die An­for­de­run­gen an die Of­fen­ba­rungs­pflicht, wenn es ei­nen Ver­käu­fer für ver­pflich­tet hält, den Käu­fer auch dar­über auf­zu­klä­ren, dass die Scha­den­sur­sa­che un­klar und nä­he­re Un­ter­su­chun­gen da­zu nicht an­ge­stellt wor­den sind.

[24]   aa) Rich­tig ist zwar, dass das Tat­be­stands­merk­mal der Arg­list in § 444 Fall 1 BGB nicht nur ein Han­deln des Ver­käu­fers, das von be­trü­ge­ri­scher Ab­sicht ge­tra­gen ist, son­dern auch Ver­hal­tens­wei­sen er­fasst, die auf be­ding­ten Vor­satz im Sin­ne ei­nes „Für­mög­lich­hal­tens und In­kauf­neh­mens“ re­du­ziert sind und mit de­nen kein mo­ra­li­sches Un­wert­ur­teil ver­bun­den sein muss (vgl. Se­nat, Urt. v. 03.03.1995 – V ZR 43/94, NJW 1995, 1549, 1550; Urt. v. 22.11.1996 – V ZR 196/95, NJW-RR 1997, 270). Vor­aus­set­zung für ein vor­sätz­li­ches Ver­schwei­gen ei­nes Man­gels ist je­doch stets, dass der Ver­käu­fer den kon­kre­ten Man­gel kennt oder zu­min­dest für mög­lich hält (vgl. Se­nat, Urt. v. 07.03.2003 – V ZR 437/01, NJW-RR 2003, 989, 990).

[25]   bb) An den da­für er­for­der­li­chen Fest­stel­lun­gen fehlt es.

[26]   Das Be­ru­fungs­ge­richt hat zu­guns­ten der Be­klag­ten un­ter­stellt, dass der Kel­ler kei­ne fest­stell­ba­re er­höh­te Feuch­tig­keit auf­ge­wie­sen und dass die Be­klag­te selbst kei­ne po­si­ti­ve Kennt­nis von den Feuch­tig­keits­schä­den ge­habt ha­be. Da­nach kommt ein arg­lis­ti­ges Ver­schwei­gen nur in der Form ei­nes be­ding­ten Vor­sat­zes der Be­klag­ten in­fra­ge. Ein be­dingt vor­sätz­li­ches Ver­schwei­gen des Man­gels setzt je­doch vor­aus, dass die Be­klag­te oder der für sie han­deln­de Ehe­mann nach ih­ren Kennt­nis­sen und ih­rer Er­fah­rung aus den äu­ßer­li­chen Merk­ma­len (Feuch­tig­keits­fle­cken) den Schluss auf das Vor­han­den­sein des Man­gels (Kel­ler­feuch­tig­keit) und sei­ne Ur­sa­che (schad­haf­te oder feh­len­de ver­ti­ka­le und ho­ri­zon­ta­le Ab­dich­tung) zu zie­hen ver­moch­ten und dies den Käu­fern nicht of­fen­bart ha­ben. Das ist eben­falls nicht fest­ge­stellt. Das Be­ru­fungs­ge­richt geht nicht von Kennt­nis­sen, son­dern le­dig­lich von ei­ner Un­si­cher­heit des Ehe­manns der Be­klag­ten über die Ur­sa­che der Feuch­tig­keits­fle­cken aus.

[27]   c) Die Ent­schei­dung ist auch nicht un­ter dem recht­li­chen Ge­sichts­punkt im Er­geb­nis rich­tig, dass ein arg­lis­ti­ges Vor­spie­geln be­stimm­ter Ei­gen­schaf­ten oder der Ab­we­sen­heit von Män­geln dem arg­lis­ti­gen Ver­schwei­gen von Män­geln gleich­steht. Die Be­klag­te hat nicht vor­ge­spie­gelt, der Kel­ler sei tro­cken.

[28]   aa) Der Ver­käu­fer ist zwar ver­pflich­tet, Fra­gen des Käu­fers rich­tig und voll­stän­dig zu be­ant­wor­ten (Se­nat, Urt. v. 20.09.1996 – V ZR 173/95, NJW-RR 1997, 144, 155; Urt. v. 27.03.2009 – V ZR 30/08, BGHZ 180, 205 Rn. 25). Al­lein der Um­stand, dass Fra­gen – hier die nach der Ur­sa­che der Feuch­tig­keits­fle­cken – falsch be­ant­wor­tet wur­den, be­grün­det je­doch noch nicht den Vor­wurf der Arg­list. Der­je­ni­ge, der gut­gläu­big fal­sche An­ga­ben macht, han­delt näm­lich grund­sätz­lich nicht arg­lis­tig, mag der gu­te Glau­be auch auf Fahr­läs­sig­keit oder selbst auf Leicht­fer­tig­keit be­ru­hen (BGH, Urt. v. 08.05.1980 – IVa ZR 1/80, NJW 1980, 2460, 2461; Se­nat, Urt. v. 12.01.2001 – V ZR 322/99, BGH­Re­port 2001, 362, 363). An­ders ist es, wenn der Ver­käu­fer auf Fra­gen des Käu­fers fal­sche An­ga­ben oh­ne tat­säch­li­che Grund­la­ge – „ins Blaue hin­ein“ – macht, mit de­ren Un­rich­tig­keit er rech­net. Wer so ant­wor­tet, han­delt grund­sätz­lich be­dingt vor­sätz­lich (Se­nat, Urt. v. 26.09.1997 – V ZR 29/96, NJW 1998, 302, 303; Urt. v. 12.01.2001 – V ZR 322/99, BGH­Re­port 2001, 362, 363).

[29]   bb) So liegt es hier je­doch nicht. Der Ehe­mann der Be­klag­ten hat nicht ver­si­chert, be­stimm­te Kennt­nis­se von der Man­gel­ur­sa­che zu ha­ben, die er in Wirk­lich­keit nicht hat­te, was den Vor­wurf der Arg­list be­grün­de­te (vgl. BGH, Urt. v. 08.05.1980 – IVa ZR 1/80, NJW 1980, 2460, 2461; Se­nat, Urt. v. 11.05.2001 – V ZR 14/00, NJW 2001, 2326, 2327), son­dern er hat le­dig­lich sei­ne Ein­schät­zun­gen zu den Ur­sa­chen der sicht­ba­ren feuch­ten Fle­cken mit­ge­teilt, in­dem er auf die Fra­ge der Käu­fer – für sich ge­nom­men plau­si­ble – Ver­mu­tun­gen ge­nannt hat.

[30]   4. Un­be­grün­det ist da­ge­gen die An­schluss­re­vi­si­on, so­weit sie sich ge­gen die Ab­wei­sung der Kla­ge we­gen der Män­gel an der Dach­rin­ne wen­det. An­sprü­che we­gen die­ses Man­gels ste­hen der Klä­ge­rin in­fol­ge des ver­ein­bar­ten Haf­tungs­aus­schluss nicht zu. Die Aus­füh­run­gen des Be­ru­fungs­ge­richts, das ein arg­lis­ti­ges Ver­schwei­gen des Man­gels durch die be­klag­te Ver­käu­fe­rin we­gen des­sen Of­fen­sicht­lich­keit ver­neint hat, sind rechts­feh­ler­frei.

[31]   III. Das Grun­dur­teil des Be­ru­fungs­ge­richts ist, so­weit Re­vi­si­on und An­schluss­re­vi­si­on Er­folg ha­ben, auf­zu­he­ben. Die Sa­che ist an das Be­ru­fungs­ge­richt zu­rück­zu­ver­wei­sen, da der Rechts­streit nach dem fest­ge­stell­ten Sach­ver­hält­nis nicht zur End­ent­schei­dung reif ist (§ 563 III ZPO). Das Be­ru­fungs­ge­richt ist nicht der un­ter Sach­ver­stän­di­gen­be­weis ge­stell­ten Be­haup­tung der Klä­ge­rin nach­ge­gan­gen, dass die Be­klag­te von der be­haup­te­ten Durch­feuch­tung der Kel­ler­wän­de ge­wusst ha­be. Die­sem Be­weis wird nach­zu­ge­hen sein, da die von der Klä­ge­rin vor­ge­tra­ge­ne Tat­sa­che er­heb­lich und das Be­weis­mit­tel zur Be­weis­füh­rung ge­eig­net ist. Die Er­kenn­bar­keit ei­nes Man­gels und des­sen Aus­sa­ge­kraft stel­len näm­lich Fra­gen dar, die ein Sach­ver­stän­di­ger mit den ihm ty­pi­scher­wei­se zu Ge­bo­te ste­hen­den Er­kennt­nis­mög­lich­kei­ten be­ant­wor­ten kann, wenn es dar­um geht, ob sich be­stimm­te Män­gel dem Ver­käu­fer ei­nes Hau­ses von selbst er­schlie­ßen oder ob es da­zu be­son­de­rer Fä­hig­kei­ten und An­stren­gun­gen be­darf (Se­nat, Beschl. v. 08.10.2009 – V ZB 84/09, NJW-RR 2010, 233 Rn. 12; Beschl. v. 22.10.2009 – V ZR 21/09, WuM 2010, 375).

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