1. Ei­ne Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung i. S. des § 434 I 1 BGB setzt kei­ne aus­drück­li­chen Er­klä­run­gen der Par­tei­en vor­aus; sie kann sich viel­mehr auch aus den Um­stän­den des Ver­trags­schlus­ses, et­wa dem Kon­text der da­bei ge­führ­ten Ge­sprä­che oder den bei die­ser Ge­le­gen­heit ab­ge­ge­be­nen Be­schrei­bun­gen, er­ge­ben (im An­schluss an BGH, Urt. v. 17.03.2010 – VI­II ZR 253/08, NJW-RR 2010, 1329 Rn. 16; Urt. v. 19.12.2012 – VI­II ZR 96/12, NJW 2013, 1074 Rn. 16).
  2. Die Aus­le­gungs­re­gel, dass sich ein zwi­schen den Par­tei­en ver­ein­bar­ter all­ge­mei­ner Aus­schluss der Haf­tung für Sach­män­gel nicht auf ei­ne von den Par­tei­en nach § 434 I 1 BGB ver­trag­lich ver­ein­bar­te Be­schaf­fen­heit er­streckt, gilt auch, wenn ei­ne be­stimm­te Be­schaf­fen­heit der Kauf­sa­che nicht aus­drück­lich, son­dern „nur“ kon­klu­dent ver­ein­bart wor­den ist (vgl. BGH, Urt. v. 19.12.2012 – VI­II ZR 96/12, NJW 2013, 1074 Rn. 18 f.).
  3. Ei­ne Be­schrei­bung von Ei­gen­schaf­ten ei­nes Grund­stücks oder Ge­bäu­des vor Ver­trags­schluss durch den Ver­käu­fer, die in der no­ta­ri­el­len Ur­kun­de kei­nen Nie­der­schlag fin­det, führt in al­ler Re­gel nicht zu ei­ner Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung nach § 434 I 1 BGB.

BGH, Ur­teil vom 06.11.2015 – V ZR 78/14

Sach­ver­halt: Mit no­ta­ri­el­lem Ver­trag vom 18.12.2009 ver­kauf­ten die Be­klag­ten an den Klä­ger und des­sen Ehe­frau ein 2002/2003 mit ei­nem Wohn­haus be­bau­tes Grund­stück zum Preis von 550.000 €. In dem Kauf­ver­trag wur­den die Rech­te der Käu­fer we­gen Sach­män­geln des Grund­stücks und des Ge­bäu­des aus­ge­schlos­sen.

Das Grund­stück hat­ten die Be­klag­ten zu­vor in ei­nem Ex­posé und auf ih­rer In­ter­net­sei­te an­ge­bo­ten und dar­in ei­ne Wohn­flä­che von ca. 200 m2 und ei­ne Nutz­flä­che von ca. 15 m2 an­ge­ge­ben. Den Käu­fern hat­ten sie auf Nach­fra­ge Grund­riss­zeich­nun­gen der drei Ge­schos­se (EG, OG und DG) mit An­ga­ben der Flä­chen­ma­ße aus­ge­hän­digt, aus de­ren Ad­di­ti­on sich für die Räu­me und die Dach­ter­ras­se ei­ne Flä­che von ins­ge­samt 215,3 m2 er­gibt.

Die Käu­fer lie­ßen spä­ter die Wohn­flä­che des Ge­bäu­des durch ei­nen Ar­chi­tek­ten be­rech­nen, der un­ter Zu­grun­de­le­gung der Wohn­flä­chen­ver­ord­nung ei­ne tat­säch­li­che Ge­samt­wohn­flä­che von 171,74 m2 er­mit­tel­te. Dar­auf ge­stützt hat der Klä­ger aus ei­ge­nem und ab­ge­tre­te­nem Recht sei­ner Ehe­frau von den Be­klag­ten ei­ne Zah­lung von 66.411 € nebst Zin­sen als Kauf­preis­min­de­rung, Scha­dens­er­satz we­gen zu viel ge­zahl­ter Grund­er­werb­steu­er und Bank­zin­sen nebst Zin­sen so­wie den Er­satz au­ßer­ge­richt­li­cher Rechts­an­walts­kos­ten ver­langt.

Die Kla­ge ist in den Tat­sa­chen­in­stan­zen oh­ne Er­folg ge­blie­ben. Die Re­vi­si­on des Klä­gers war eben­falls er­folg­los.

Aus den Grün­den: [3]    I. Das Be­ru­fungs­ge­richt meint, dass zwar nicht durch die An­ga­be der Wohn­flä­che in den In­se­ra­ten, aber durch die Aus­hän­di­gung der Grund­riss­zeich­nun­gen kon­klu­dent ei­ne Ver­ein­ba­rung über die Be­schaf­fen­heit der Kauf­sa­che (§ 434 I 1 BGB) zu­stan­de ge­kom­men sei. An­sprü­che aus der Ver­ein­ba­rung stün­den dem Klä­ger je­doch nicht zu, da der ver­ein­bar­te Haf­tungs­aus­schluss auch die Rech­te des Käu­fers we­gen ei­nes Sach­man­gels aus ei­ner kon­klu­dent ver­ein­bar­ten Be­schaf­fen­heit er­fas­se. An­ders sei es nur, wenn die Par­tei­en ei­ne aus­drück­li­che Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung ge­trof­fen hät­ten, die zeit­gleich mit dem Haf­tungs­aus­schluss in den Kauf­ver­trag auf­ge­nom­men wor­den wä­re. Die Be­klag­ten könn­ten sich nach § 444 BGB auf den Haf­tungs­aus­schluss be­ru­fen, da sie ei­ne Be­schaf­fen­heits­ga­ran­tie (§ 443 BGB) nicht über­nom­men und den Man­gel nicht arg­lis­tig ver­schwie­gen hät­ten. Der Klä­ger ha­be schon nicht sub­stan­zi­iert dar­ge­legt, dass die Be­klag­ten die Flä­chen­ab­wei­chun­gen ge­kannt hät­ten.

[4]    II. Die Re­vi­si­on bleibt oh­ne Er­folg.

[5]    1. An­sprü­che des Käu­fers we­gen ei­nes Sach­man­gels nach §§ 434 ff. BGB in­fol­ge ei­ner un­rich­ti­gen Er­klä­rung des Ver­käu­fers über die Wohn­flä­che des ver­kauf­ten Wohn­hau­ses set­zen vor­aus, dass de­ren Grö­ße als Be­schaf­fen­heit der Kauf­sa­che ver­trag­lich ver­ein­bart wur­de (§ 434 I 1 BGB) oder dass der Käu­fer nach den öf­fent­li­chen Äu­ße­run­gen des Ver­käu­fers ei­ne be­stimm­te Grö­ße der Wohn­flä­che er­war­ten durf­te (§ 434 I 3 BGB).

[6]   a) Aus den An­ga­ben der Be­klag­ten in dem Ex­posé und in den im In­ter­net pu­bli­zier­ten An­zei­gen er­gibt sich schon des­halb kei­ne Haf­tung nach § 434 I 3 BGB, weil die tat­säch­li­che Wohn­flä­che der Räu­me nicht von der Grö­ße ab­weicht, die ein durch­schnitt­li­cher Käu­fer bei ei­ner Wohn­flä­chen­an­ga­be von ca. 200 m2 er­war­ten durf­te. Dies er­gibt sich dar­aus, dass die tat­säch­li­che Flä­che al­ler Räu­me und der Dach­ter­ras­se nach dem ei­ge­nen, auf ein Sach­ver­stän­di­gen­gut­ach­ten ge­stütz­ten Vor­trag des Klä­gers über 200 m2 be­trägt und die Fra­gen, ob und in wel­chem Um­fang der Haus­wirt­schafts­raum und die Dach­ter­ras­se bei der Be­rech­nung die Wohn­flä­che in An­satz zu brin­gen sind, Be­wer­tungs­to­le­ran­zen un­ter­lie­gen (da­zu un­ten 2 b aa) und ei­ne be­stimm­te Be­rech­nungs­grund­la­ge im Ex­posé nicht ge­nannt wor­den ist. Die Re­vi­si­on stützt den An­spruch der Klä­ger auch nicht auf die Haf­tung des Ver­käu­fers we­gen Feh­lens ei­ner nach des­sen öf­fent­li­chen Äu­ße­run­gen zu er­war­ten­den Ei­gen­schaft der Kauf­sa­che ge­mäß § 434 I 3 BGB, son­dern auf ei­ne Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung nach § 434 I 1 BGB.

[7]    b) Die An­ga­ben im Ex­posé der Be­klag­ten und in ih­ren An­zei­gen sind nicht Ge­gen­stand ei­ner Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung der Par­tei­en nach § 434 I 1 BGB ge­wor­den; das folgt be­reits dar­aus, dass die Flä­chen­an­ga­be durch die den Käu­fern vor Ver­trags­schluss aus­ge­hän­dig­ten Grund­riss­zeich­nun­gen mit An­ga­ben über die Flä­chen der ein­zel­nen Räu­me und der je­wei­li­gen Ge­schos­se kon­kre­ti­siert wor­den ist.

[8]    c) Rechts­feh­ler­haft ist je­doch die Auf­fas­sung des Be­ru­fungs­ge­richts, dass ei­ne durch die Aus­hän­di­gung der Grund­riss­zeich­nun­gen kon­klu­dent ge­trof­fe­ne Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung nach § 434 I 1 BGB durch den ver­trag­lich ver­ein­bar­ten Aus­schluss der Haf­tung des Ver­käu­fers für Sach­män­gel er­fasst wird. Die­se Ver­trags­aus­le­gung wi­der­spricht der Recht­spre­chung des BGH.

[9]   Ei­ne Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung setzt kei­ne aus­drück­li­chen Er­klä­run­gen der Par­tei­en vor­aus, son­dern kann sich auch aus den Um­stän­den des Ver­trags­schlus­ses wie et­wa dem Kon­text der da­bei ge­führ­ten Ge­sprä­che oder den bei die­ser Ge­le­gen­heit ab­ge­ge­be­nen Be­schrei­bun­gen er­ge­ben (BGH, Urt. v. 17.03.2010 – VI­II ZR 253/08, NJW-RR 2010, 1329 Rn. 16; Urt. v. 19.12.2012 – VI­II ZR 96/12, NJW 2013, 1074 Rn. 16). Ver­hält es sich so, kann der Ver­käu­fer sich nicht auf ei­nen all­ge­mei­nen Haf­tungs­aus­schluss be­ru­fen. Die Aus­le­gungs­re­gel, nach der sich ein zwi­schen den Par­tei­en ver­ein­bar­ter all­ge­mei­ner Aus­schluss der Haf­tung für Sach­män­gel nicht auf ei­ne von den Par­tei­en nach § 434 I 1 BGB ver­trag­lich ver­ein­bar­te Be­schaf­fen­heit er­streckt (BGH, Urt. v. 29.11.2006 – VI­II ZR 92/06, BGHZ 170, 86 Rn. 31; Urt. v. 19.12.2012 – VI­II ZR 96/12, NJW 2013, 1074 Rn. 19; Urt. v. 19.12.2012 – VI­II ZR 117/12, NJW 2013, 1733 Rn. 15; Urt. v. 13.03.2013 – VI­II ZR 186/12, NJW 2013, 2107 Rn. 20), gilt auch, wenn ei­ne be­stimm­te Be­schaf­fen­heit der Kauf­sa­che nicht aus­drück­lich, son­dern „nur“ kon­klu­dent ver­ein­bart wor­den ist (vgl. BGH, Urt. v. 19.12.2012 – VI­II ZR 96/12, NJW 2013, 1074 Rn. 18 f.).

[10]   d) Das an­ge­foch­te­ne Ur­teil stellt sich je­doch im Er­geb­nis als rich­tig dar (§ 561 ZPO). An­ders als das Be­ru­fungs­ge­richt meint, fehlt es be­reits an ei­ner Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung. Bei den Rechts­ge­schäf­ten, die der no­ta­ri­el­len Be­ur­kun­dung be­dür­fen, ist al­ler­dings strei­tig, ob und un­ter wel­chen Vor­aus­set­zun­gen durch Äu­ße­run­gen des Ver­käu­fers über be­stimm­te Ei­gen­schaf­ten der Kauf­sa­che im Vor­feld des Ver­trags­schlus­ses ei­ne Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung nach § 434 I 1 BGB zu­stan­de kommt, wenn die An­ga­ben in der no­ta­ri­el­len Ur­kun­de kei­nen Nie­der­schlag fin­den.

[11]   aa) Das OLG Ko­blenz be­jaht das un­ter Be­zug­nah­me auf die vor­ste­hend zi­tier­te Recht­spre­chung des BGH. In der no­ta­ri­el­len Kauf­ver­trags­ur­kun­de nicht er­wähn­te und des­halb for­mun­wirk­sa­me Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­run­gen wür­den mit Auf­las­sung und Ein­tra­gung nach § 311b I 2 BGB wirk­sam (vgl. OLG Ko­blenz, DWE 2015, 121 [122]).

[12]   An­de­rer An­sicht sind die Ober­lan­des­ge­rich­te Bran­den­burg (Urt. v. 28.01.2010 – 5 U 48/09, NZM 2010, 712 [714]), Bre­men (Urt. v. 21.11.2013 – 3 U 23/13, NJW-RR 2014, 791), Hamm (Urt. v. 18.06.2009 – I-22 U 136/08, ju­ris; Urt. v. 29.04.2010 – 22 U 127/09, NJW-RR 2010, 1643) und Saar­brü­cken (Urt. v. 28.08.2013 – 1 U 377/12, MDR 2013, 1390). Die­se ver­nei­nen – mit im Ein­zel­nen un­ter­schied­li­chen Be­grün­dun­gen – das Zu­stan­de­kom­men ei­ner Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung aus vor­ver­trag­li­chen An­ga­ben des Ver­käu­fers über Ei­gen­schaf­ten der Kauf­sa­che, die im no­ta­ri­el­len Ver­trag kei­nen Nie­der­schlag ge­fun­den ha­ben. Ge­stützt wird das dar­auf, dass es sich bei sol­chen An­ga­ben um blo­ße Ob­jekt­be­schrei­bun­gen han­de­le (OLG Bran­den­burg, Urt. v. 28.01.2010 – 5 U 48/09, NZM 2010, 712 [714]), von ei­nem Rechts­bin­dungs­wil­len des Ver­käu­fers in die­sen Fäl­len nicht aus­ge­gan­gen wer­den kön­ne (OLG Bre­men, Urt. v. 21.11.2013 – 3 U 23/13, NJW-RR 2014, 791), die Par­tei­en im Zwei­fel nur die vor dem No­tar ab­ge­ge­be­nen Er­klä­run­gen zum Ge­gen­stand ih­rer ver­trag­li­chen Ei­ni­gung ma­chen woll­ten (OLG Hamm, Urt. v. 18.06.2009 – I-22 U 136/08, ju­ris) oder sol­che Aus­sa­gen sich als blo­ße Wis­sens­er­klä­run­gen des Ver­käu­fers dar­stell­ten (OLG Saar­brü­cken, Urt. v. 28.08.2013 – 1 U 377/12, MDR 2013, 1390).

[13]   bb) Das Schrift­tum be­fasst sich nur ver­ein­zelt mit der Fra­ge, ob auf­grund ei­ner Äu­ße­rung des Ver­käu­fers über ei­ne be­stimm­te Ei­gen­schaft des Kauf­ge­gen­stands ei­ne Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung zu­stan­de kommt, wenn die­se in der Ver­trags­ur­kun­de kei­nen Nie­der­schlag ge­fun­den hat (be­ja­hend: NK-BGB/Thau, 2. Aufl., An­hang I zu §§ 433 bis 480 Rn. 77; auch bei den nicht be­ur­kun­dungs­be­dürf­ti­gen Ge­schäf­ten ver­ei­nend: Höff­mann, ZGS 2011, 299).

[14]   Im All­ge­mei­nen wird da­von aus­ge­gan­gen, dass es für ei­ne Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung ge­nü­ge, wenn der Ver­käu­fer die Ei­gen­schaf­ten der ver­kauf­ten Sa­che in be­stimm­ter Wei­se be­schrei­be und der Käu­fer vor die­sem Hin­ter­grund sei­ne Ent­schei­dung tref­fe (Be­ckOK-BGB/Faust, 36. Edi­ti­on, § 434 Rn. 45; Er­man/Gru­ne­wald, BGB, 14. Aufl., § 434 Rn. 16; Hk-BGB/Schul­ze, 8. Aufl., § 434 Rn. 8; ju­risPK-BGB/Pamm­ler, 7. Aufl., § 434 Rn. 42; Pa­landt/Wei­den­kaff, BGB, 74. Aufl., Rn. 17). Zu­gleich wird die Auf­fas­sung ver­tre­ten, dass Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­run­gen der für den Ver­trag vor­ge­se­he­nen Form be­dürf­ten (in­so­weit all­ge­mei­ne Mei­nung: Jau­er­nig/Ber­ger, BGB, 15. Aufl., Rn. 9; ju­risPK-BGB/Pamm­ler, a. a. O., § 434 Rn. 39; MünchKomm-BGB/Wes­ter­mann, 6. Aufl., § 434 Rn. 16; Pa­landt/Wei­den­kaff, a. a. O., § 434 Rn. 18; Schmidt, in: Prüt­ting/We­gen/Wein­reich, BGB, 10. Aufl., § 434 Rn. 30; Stau­din­ger/Ma­tu­s­cke-Beck­mann, BGB Neu­be­arb. 2013, § 434 Rn. 72) und da­her – wenn das Ge­setz ei­ne be­stimm­te Form vor­schrei­be – in die Ver­trags­ur­kun­de selbst auf­ge­nom­men wer­den müss­ten (Be­ckOK-BGB/Faust, a. a. O., § 434 Rn. 40; Gri­go­leit/Her­res­thal, JZ 2003, 233 [239]; Schmidt, in: Prüt­ting/We­gen/Wein­reich, a. a. O., § 434 Rn. 27: „Ei­ni­gung in Ver­trags­form“). Nicht er­ör­tert wird, in­wie­weit die Be­ur­kun­dungs­be­dürf­tig­keit des Ver­tra­ges der An­nah­me ent­ge­gen­steht, Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­run­gen könn­ten durch Be­schrei­bun­gen be­stimm­ter Ei­gen­schaf­ten der Kauf­sa­che durch den Ver­käu­fer im Vor­feld des Ver­trags­schlus­ses zu­stan­de­kom­men.

[15]   cc) Der Se­nat ent­schei­det die Rechts­fra­ge da­hin, dass ei­ne Be­schrei­bung von Ei­gen­schaf­ten ei­nes Grund­stücks oder Ge­bäu­des durch den Ver­käu­fer vor Ver­trags­schluss, die in der no­ta­ri­el­len Ur­kun­de kei­nen Nie­der­schlag fin­det, in al­ler Re­gel nicht zu ei­ner Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung nach § 434 I 1 BGB führt. In­for­ma­tio­nen über Ei­gen­schaf­ten der Kauf­sa­che sind auch nach neu­em Kauf­recht von den be­ur­kun­dungs­be­dürf­ti­gen Ver­ein­ba­run­gen der Par­tei­en zu un­ter­schei­den (vgl. zum frü­he­ren Recht Se­nat, Urt v. 01.02.1985 – V ZR 180/83, WM 1985, 699 [700] m. Anm. Reith­mann, DNotZ 1986, 78 [79]).

[16]   (1) (a) Die­se Ab­gren­zung ist des­halb ge­bo­ten, weil die Par­tei­en bei ei­nem be­ur­kun­dungs­be­dürf­ti­gen Rechts­ge­schäft al­le Er­klä­run­gen in den Ver­trag auf­neh­men müs­sen, die ei­ne Re­ge­lung ent­hal­ten, das heißt Rechts­wir­kun­gen er­zeu­gen sol­len (Se­nat, Urt. v. 19.11.1982 – V ZR 161/81, BGHZ 85, 315 [317]; Urt. v. 30.06.2006 – V ZR 148/05, NJW-RR 2006, 1292 Rn. 12). Da­zu ge­hö­ren die Ver­ein­ba­run­gen über die Be­schaf­fen­heit nach § 434 I 1 BGB. Sie kon­kre­ti­sie­ren die Ver­pflich­tung des Ver­käu­fers nach § 433 I 2 BGB, dem Käu­fer die Sa­che frei von Sach­män­geln zu ver­schaf­fen, da­hin ge­hend, dass die­ser – ab­wei­chend von den in § 434 I 2 BGB be­stimm­ten all­ge­mei­nen An­for­de­run­gen – dem Käu­fer ei­ne der in­di­vi­du­ell ver­ein­bar­ten Be­schaf­fen­heit ge­mä­ße Sa­che schul­det (Lem­ke/Czub, Im­mo­bi­li­en­recht, § 311b BGB, Rn. 45; Gri­go­leit/Her­res­thal, JZ 2003, 233 [239]). Dass die Par­tei­en ei­ne sol­che Bin­dung ge­wollt ha­ben – selbst wenn in der Ur­kun­de zu der Ver­ein­ba­rung ei­ner Be­schaf­fen­heit nichts auf­ge­nom­men wur­de – ist vor dem Hin­ter­grund des ih­nen be­kann­ten Be­ur­kun­dungs­er­for­der­nis­ses in al­ler Re­gel nicht an­zu­neh­men.

[17]   (b) Ein sol­ches Ver­ständ­nis der vor­ver­trag­li­chen An­ga­ben des Ver­käu­fers ent­spricht dem Grund­satz ei­ner nach bei­den Sei­ten hin in­ter­es­sen­ge­rech­ten Ver­trags­aus­le­gung (vgl. da­zu all­ge­mein BGH, Urt. v. 28.10.1997 – XI ZR 260/96, BGHZ 137, 69 [72]). Der Käu­fer kann nicht da­von aus­ge­hen, dass der Ver­käu­fer mit ihm ei­ne be­stimm­te Be­schaf­fen­heit des Grund­stücks oder Ge­bäu­des – mit der Fol­ge ei­ner nicht aus­schließ­ba­ren Haf­tung – ver­ein­ba­ren will, wenn die ge­schul­de­te Be­schaf­fen­heit im Kauf­ver­trag nicht er­wähnt wird. Die vor­ver­trag­li­chen Be­schrei­bun­gen der Ei­gen­schaf­ten der Kauf­sa­che durch den Ver­käu­fer wer­den des­halb nicht be­deu­tungs­los, da die­ser bei ihm be­kann­ter Un­rich­tig­keit der In­for­ma­ti­on dem Käu­fer haf­tet (da­zu un­ter 2).

[18]   (c) Die­ses Ver­ständ­nis vor­ver­trag­li­cher Be­schrei­bun­gen ge­bie­tet auch der Aus­le­gungs­grund­satz, wo­nach im Zwei­fel der­je­ni­gen Aus­le­gung der Vor­zug ge­bührt, die die Nich­tig­keit des Rechts­ge­schäfts ver­mei­det (vgl. BGH, Urt. v. 26.09.2002 – I ZR 44/00, BGHZ 152, 153 [158 f.]; Urt. v. 17.05.2011 – I ZR 93/09, GRUR 2011, 946 Rn. 26). Mit die­sem wä­re es nicht ver­ein­bar, bei vor­ver­trag­li­chen Äu­ße­run­gen des Ver­käu­fers über Ei­gen­schaf­ten des Kauf­ge­gen­stands nicht be­ur­kun­de­te Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­run­gen an­zu­neh­men; denn dies hät­te die Nich­tig­keit des Ver­trags nach § 125 Satz 1 BGB we­gen Nicht­ein­hal­tung der ge­setz­li­chen Form­vor­schrift zur Fol­ge (so zu­tref­fend NK-BGB/Bü­den­be­n­der, 2. Aufl., § 434 Rn. 19). Die Mög­lich­keit ei­ner Hei­lung der Form­nich­tig­keit nach § 311b I 2 BGB mit Auf­las­sung und Ein­tra­gung stellt den vor­ste­hen­den Grund­satz nicht in­fra­ge. Die Par­tei­en wol­len im Zwei­fel kei­nen Ver­trag schlie­ßen, der we­gen Nicht­be­ur­kun­dung ei­ner Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung form­nich­tig wä­re. Dies hät­te un­ter an­de­rem zur Fol­ge, dass ei­ne zur Si­che­rung des An­spruchs des Käu­fers ein­ge­tra­ge­ne Auf­las­sungs­vor­mer­kung nicht ent­stün­de und da­mit kei­nen Schutz nach § 883 II BGB ge­gen­über zwi­schen­zeit­li­chen Ver­fü­gun­gen und Voll­stre­ckungs­maß­nah­men bö­te. Zu­dem kann sich kei­ne Par­tei si­cher sein, dass die Hei­lung ein­tritt, weil es je­der Sei­te frei­steht, sich bis zur Ein­tra­gung der Rechts­än­de­rung auf die For­mun­wirk­sam­keit der Ver­ein­ba­rung zu be­ru­fen.

[19]   (2) Der oben ge­nann­te Aus­le­gungs­grund­satz steht nicht im Wi­der­spruch zu Art. 2 II lit. a der Richt­li­nie 1999/44/EG des Eu­ro­päi­schen Par­la­ments und des Ra­tes vom 25.05.1999 zu be­stimm­ten As­pek­ten des Ver­brauchs­gü­ter­kaufs und der Ga­ran­ti­en für Ver­brauchs­gü­ter (ABl.​EG Nr. L 171/12; im Fol­gen­den: Ver­brauchs­gü­terkauf­richt­li­nie). Da­nach wird ver­mu­tet, dass Ver­brauchs­gü­ter ver­trags­ge­mäß sind, wenn sie mit der von dem Ver­käu­fer ge­ge­be­nen Be­schrei­bung über­ein­stim­men. Die Richt­li­nie ge­bie­tet bei ei­nem Ver­kauf von Ver­brauchs­gü­tern al­ler­dings ei­ne wei­te Aus­le­gung des § 434 I 1 BGB, die kei­ne ho­hen An­for­de­run­gen an das Zu­stan­de­kom­men ei­ner Ver­ein­ba­rung stellt. Bei den Kauf­ver­trä­gen über Grund­stü­cke und Ge­bäu­de, die kei­ne Ver­brauchs­gü­ter im Sin­ne der Be­griffs­be­stim­mung in Art. 1 II lit. b der Ver­brauchs­gü­terkauf­richt­li­nie sind, ist je­doch ei­ne en­ge­re Aus­le­gung der Vor­schrift ge­bo­ten, die den Zwe­cken des ge­setz­li­chen Form­zwangs Rech­nung trägt. Die­ser soll die Ver­trags­par­tei­en vor über­eil­ten Ver­trä­gen be­wah­ren, sie auf die Wich­tig­keit des Ge­schäfts hin­wei­sen und ih­nen die Mög­lich­keit zu rechts­kun­di­ger Be­leh­rung und Be­ra­tung er­öff­nen (Se­nat, Urt. v. 30.04.1982 – V ZR 104/81, BGHZ 83, 395 [397]; Urt. v. 25.03.1983 – V ZR 268/81, BGHZ 87, 150 [153]). Die Warn- und Schutz­funk­ti­on der Be­ur­kun­dung wä­re ent­schei­dend in­fra­ge ge­stellt, wenn schon die vor­ver­trag­li­che Be­schrei­bung be­stimm­ter Ei­gen­schaf­ten des Grund­stücks oder Ge­bäu­des zu ei­ner Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung führ­te, oh­ne dass in dem no­ta­ri­el­len Ver­trag da­zu et­was er­klärt ist. Auch der mit dem Be­ur­kun­dungs­zwang ver­folg­te wei­te­re Zweck, den Par­tei­en ei­ne rechts­kun­di­ge Be­ra­tung und Be­leh­rung zu­kom­men zu las­sen, wür­de ver­fehlt wer­den, wenn schon Äu­ße­run­gen des Ver­käu­fers im Vor­feld des Ver­trags­schlus­ses zu Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­run­gen nach § 434 I 1 BGB führ­ten. Dies ist näm­lich Ge­gen­stand der Ver­hand­lung vor dem No­tar. Bei die­ser hat der No­tar ge­mäß § 17 I Be­urkG den Wil­len der Par­tei­en zu er­mit­teln. Da­zu ge­hört auch die Fest­stel­lung, ob Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­run­gen, auf de­ren recht­li­che Trag­wei­te hin­zu­wei­sen ist, ge­trof­fen wer­den sol­len.

[20]   (3) An­de­res er­gibt sich auch nicht aus der zum frü­he­ren Kauf­recht er­gan­ge­nen Recht­spre­chung des Se­nats. Die Re­vi­si­on weist zwar zu­tref­fend dar­auf hin, dass nach die­ser ei­ne ver­kauf­te Woh­nung auch dann ei­nen Feh­ler nach § 459 I 1 BGB a.F. auf­wei­sen konn­te, wenn die Wohn­flä­che we­der in dem no­ta­ri­el­len Ver­trag noch in den dar­in in Be­zug ge­nom­me­nen Un­ter­la­gen, son­dern al­lein in ei­nem dem Käu­fer zu­vor aus­ge­hän­dig­ten Pro­spekt falsch an­ge­ge­ben war (Se­nat, Urt. v. 11.07.1997 – V ZR 246/96, NJW 1997, 2874). Das führt aber für die Ent­schei­dung der Fra­ge, un­ter wel­chen Vor­aus­set­zun­gen von ei­ner in der no­ta­ri­el­len Ur­kun­de nicht er­wähn­ten Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung aus­zu­ge­hen ist, eben­so we­nig wei­ter wie der Hin­weis der Er­wi­de­rung dar­auf, dass der Se­nat für den An­spruch des Käu­fers we­gen Feh­lens ei­ner zu­ge­si­cher­ten Ei­gen­schaft (§ 463 Satz 1, § 459 II BGB a.F.) stets ei­ne be­ur­kun­de­te Er­klä­rung des Ver­käu­fers in Ver­trags­form für er­for­der­lich ge­hal­ten hat (Se­nat, Urt. v. 10.04.1963 – V ZR 178/61, WM 1963, 865 [866]). Die­se Recht­spre­chung be­ruh­te auf der – bei der re­gel­mä­ßi­gen Ver­ein­ba­rung ei­nes Ge­währ­leis­tungs­aus­schlus­ses nach § 476 BGB a.F. – we­sent­li­chen Un­ter­schei­dung zwi­schen blo­ßen ver­trag­li­chen Be­schaf­fen­heits­an­ga­ben nach § 459 I BGB a.F. und zu­ge­si­cher­ten Ei­gen­schaf­ten nach § 459 II BGB a.F. (vgl. Se­nat, Urt. v. 30.11.1990 – V ZR 91/89, NJW 1991, 912). Die­se Aus­le­gungs­grund­sät­ze kön­nen nicht mehr an­ge­wen­det wer­den, weil nun­mehr be­reits die Ver­ein­ba­rung ei­ner Be­schaf­fen­heit nach § 434 I 1 BGB zu ei­ner Ver­käufer­haf­tung we­gen Sach­män­geln ge­mäß §§ 434, 437 BGB führt, die – an­ders als die Haf­tung des Ver­käu­fers für Feh­ler ge­mäß § 459 I BGB a.F. – durch ei­nen all­ge­mei­nen Haf­tungs­aus­schluss nicht mehr ab­be­dun­gen wird. Vor die­sem Hin­ter­grund sind stren­ge­re An­for­de­run­gen an das Zu­stan­de­kom­men ei­ner Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung zu stel­len (vgl. auch BGH, Urt. v. 12.03.2008 – VI­II ZR 253/05, NJW 2008, 1517 Rn. 13).

[21]   (4) Nach die­sen Grund­sät­zen hat die Über­ga­be der Grund­riss­zeich­nun­gen nicht zu ei­ner Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung ge­führt. Die Zeich­nun­gen mit den Flä­chen­an­ga­ben dien­ten al­lein der In­for­ma­ti­on der Käu­fer auf de­ren Nach­fra­ge zu der im Ex­posé an­ge­ge­be­nen Wohn­flä­chen­grö­ße von ca. 200 m2. Da in dem No­tar­ver­trag we­der die Grö­ße der Wohn­flä­che an­ge­ge­ben ist noch die über­reich­ten Un­ter­la­gen er­wähnt sind, ist ei­ne Ver­ein­ba­rung über die Be­schaf­fen­heit nach § 434 I 1 BGB nicht zu­stan­de ge­kom­men. So­weit der Be­schluss des Se­nats vom 19.01.2012 (V ZR 141/11, WuM 2012, 164) da­hin zu ver­ste­hen ist, dass durch vor­ver­trag­li­che An­ga­ben des Ver­käu­fers (zur Grö­ße der Wohn­flä­che in ei­nem Ex­posé) mit dem Ver­trags­schluss kon­klu­dent ei­ne ent­spre­chen­de Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung nach § 434 I 1 BGB zu­stan­de kommt, hält er dar­an nicht fest.

[22]   2. Dem Klä­ger steht auch kein Scha­dens­er­satz­an­spruch aus vor­ver­trag­li­chem Ver­schul­den zu (§ 280 I BGB i. V. mit §§ 241 II, 311 II BGB). Sol­che An­sprü­che we­gen un­rich­ti­ger In­for­ma­ti­on oder we­gen un­ter­las­se­ner Auf­klä­rung kom­men hier aus zwei Grün­den in­fra­ge. Die Wohn- und Nutz­flä­chen sind 13,34 m2 klei­ner als in den Grund­riss­zeich­nun­gen an­ge­ge­ben, weil ab­wei­chend von den Zeich­nun­gen ge­baut wor­den ist. Zu­dem soll die sich aus den Grund­riss­zeich­nun­gen er­ge­ben­de Wohn­flä­che bei ei­ner Er­mitt­lung nach §§ 42 bis 44 der II. Be­rech­nungs­ver­ord­nung in der im Zeit­punkt des Ver­trags­schlus­ses gel­ten­den Fas­sung vom 12.10.1990 … nach Dar­stel­lung des Klä­gers nur 182,5 m2 und nicht – wie die Be­klag­ten mei­nen – 201,5 m2 be­tra­gen.

[23]   a) Die Kla­ge wä­re al­ler­dings (teil­wei­se) be­grün­det, wenn die Be­klag­ten ge­wusst hät­ten, dass die An­ga­ben auf den Grund­riss­zeich­nun­gen des­we­gen un­rich­tig wa­ren, weil die Räu­me klei­ner sind als auf den Zeich­nun­gen dar­ge­stellt.

[24]   aa) Vor­sätz­li­che fal­sche An­ga­ben des Ver­käu­fers über Ei­gen­schaf­ten der Kauf­sa­che, die nicht Ge­gen­stand ei­ner Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung ge­wor­den sind, be­grün­den ei­nen An­spruch des Käu­fers auf Scha­dens­er­satz aus der Ver­let­zung vor­ver­trag­li­cher Pflich­ten. Die­ser An­spruch wird auch nach Ge­fahr­über­gang nicht durch die Vor­schrif­ten über die Haf­tung des Ver­käu­fers we­gen ei­nes Sach­man­gels nach §§ 434 ff. BGB aus­ge­schlos­sen (Se­nat, Ur­teil vom 27.03.2009 – V ZR 30/08, BGHZ 180, 205 Rn. 19 ff.; BGH, Urt. v. 16.12.2009 – VI­II ZR 38/09, NJW 2010, 858 Rn. 20). Ei­ne Rechts­fol­ge die­ses An­spruchs be­steht dar­in, dass der Käu­fer als Ver­trau­ens­scha­den von dem Ver­käu­fer den Be­trag ver­lan­gen kann, um den er den Kauf­ge­gen­stand zu teu­er er­wor­ben hat (vgl. Se­nat, Urt. v. 19.05.2006 – V ZR 264/05, BGHZ 168, 35 Rn. 22; Urt. v. 01.02.2013 – V ZR 72/11, NJW 2013, 1807 Rn. 15).

[25]   bb) An ei­nem vor­sätz­li­chen Ver­hal­ten des Ver­käu­fers, das der Käu­fer dar­le­gen und be­wei­sen muss (vgl. Se­nat, Urt. v. 12.11.2010 – V ZR 181/09, BGHZ 188, 43 Rn. 12), fehlt es hier je­doch. Arg­lis­ti­ges Ver­hal­ten des Ver­käu­fers setzt die Kennt­nis der Tat­sa­chen vor­aus, aus de­nen sich die Un­rich­tig­keit sei­ner An­ga­ben er­gibt. Die­se Vor­aus­set­zung des Vor­sat­zes kann nicht durch wer­ten­de Über­le­gun­gen er­setzt wer­den (vgl. Se­nat, Urt. v. 07.03.2003 – V ZR 437/01, NJW-RR 2003, 989 [990]). Dass die re­le­van­ten Um­stän­de er­kenn­bar wa­ren und die Be­klag­ten sie (als Mak­ler, Bau­herrn und Be­woh­ner des Hau­ses) hät­ten ken­nen kön­nen oder ken­nen müs­sen, reicht für die Fest­stel­lung des Vor­sat­zes nicht aus, son­dern recht­fer­tigt nur den Vor­wurf der Fahr­läs­sig­keit (vgl. BGH, Urt. v. 20.12.2011 – VI ZR 309/10, NJW-RR 2012, 404 Rn. 10). Die An­nah­me des Be­ru­fungs­ge­richts, dass sich aus dem un­be­strit­te­nen Vor­trag des Klä­gers ei­ne Kennt­nis der Be­klag­ten von der Flä­chen­ab­wei­chung nicht er­gibt, ist rechts­feh­ler­frei. An­de­res folgt ent­ge­gen der An­sicht der Re­vi­si­on auch nicht dar­aus, dass den Be­klag­ten ei­ne An­ga­be des Ar­chi­tek­ten in der Bau­ak­te über ei­ne Wohn­flä­che von 181 m2 be­kannt war. Dar­aus ist nicht der Schluss zu zie­hen, dass die Be­klag­ten wuss­ten, dass klei­ner als auf den Zeich­nun­gen dar­ge­stellt ge­baut wor­den war. Die Re­vi­si­on ver­weist selbst auf Vor­trag des Klä­gers, dass sich aus den Grund­ris­sen (nach der Wohn­flä­chen­ver­ord­nung oder der Zwei­ten Be­rech­nungs­ver­ord­nung) ei­ne Wohn­flä­che von 182,5 m2 er­gibt; dies ent­spricht der Wohn­flä­che, die der Ar­chi­tekt in dem Bo­gen des Lan­des­amts für Sta­tis­tik an­ge­ge­ben hat.

[26]   b)   Die Kla­ge ist schließ­lich nicht des­we­gen be­grün­det, weil die Be­klag­ten die Käu­fer nicht dar­auf hin­ge­wie­sen ha­ben, dass die sich nach den Grund­riss­zeich­nun­gen er­ge­ben­de Wohn­flä­che nicht ca. 200 m2, son­dern – wie der Klä­ger vor­trägt – nur 182,5 m2 be­trägt.

[27]   aa) Da­bei kann da­hin­ste­hen, ob die Prä­mis­se des dar­auf ge­stütz­ten An­griffs der Re­vi­si­on zu­trifft oder ob die Be­haup­tung der Be­klag­ten rich­tig ist, dass sich nach §§ 42 bis 44 II. BV ei­ne Wohn­flä­che von 201,5 m2 er­rech­ne, weil die Grund­flä­chen des Haus­wirt­schafts­raums ganz und die der Dach­ter­ras­se zur Hälf­te an­zu­set­zen sei­en. Für die Dach­ter­ras­se ist Letz­te­res rich­tig, weil nach § 44 II II. BV die Grund­flä­chen von Bal­ko­nen, Log­gi­en, Dach­gär­ten und ge­deck­ten Frei­sit­zen zur Er­mitt­lung der Wohn­flä­che bis zur Hälf­te an­ge­rech­net wer­den konn­ten (BGH, Urt. v. 22.04.2009 – VI­II ZR 86/08, NJW 2009, 2295 Rn. 21). Die Grund­flä­che von Wirt­schafts­räu­men ge­hört zwar nach § 42 IV Nr. 4 II. BV a.F. nicht zur Wohn­flä­che, wo­bei aber sol­che Räu­me nicht als Wirt­schafts­räu­me an­ge­se­hen wer­den, die nach Art und Aus­stat­tung als Wohn­raum ge­nutzt wer­den kön­nen (vgl. BGH, Urt. v. 23.05.2007 – VI­II ZR 231/06, NJW 2007, 2624, Rn. 19 ff. – „Hob­by­raum“). Das könn­te hier auf den über 9 m2 gro­ßen Haus­wirt­schafts­raum zu­tref­fen. Die Fra­ge, ob die Wohn­flä­chen­an­ga­be von ca. 200 m2 un­ter Zu­grun­de­le­gung der Zwei­ten Be­rech­nungs­ver­ord­nung rich­tig ge­we­sen ist, kann je­doch of­fen­blei­ben.

[28]   bb) Die an­ge­grif­fe­ne Ent­schei­dung stellt sich näm­lich auch dann als rich­tig dar, wenn die sich aus den Zeich­nun­gen er­ge­ben­de Wohn­flä­che bei ei­ner Er­mitt­lung nach §§ 42 bis 44 II. BV a.F. klei­ner als im Ex­posé an­ge­ge­ben ge­we­sen sein soll­te.

[29]   (1) Den Ver­käu­fer, der über die Grö­ße der Wohn­flä­che durch Über­ga­be von Grund­riss­zeich­nun­gen mit Ma­ßen und An­ga­ben zu den Raum­grö­ßen in­for­miert, trifft kei­ne wei­ter­ge­hen­de Auf­klä­rungs­pflicht. Der Kauf­in­ter­es­sent kann nach Treu und Glau­ben (§ 242 BGB) und den im Ver­kehr herr­schen­den An­schau­un­gen nicht er­war­ten, auch dar­über in­for­miert zu wer­den, wel­che Wohn­flä­che das zum Ver­kauf ste­hen­de Haus nach den für de­ren Er­mitt­lung ein­schlä­gi­gen Nor­men (DIN 283, §§ 42 bis 44 II. BV a.F., §§ 2 bis 4 WoF­lV) hat. Dem steht be­reits ent­ge­gen, dass es ei­ne ge­setz­li­che Be­stim­mung zur Be­rech­nung der Wohn­flä­chen selbst ge­nutz­ter Wohn­häu­ser nicht gibt und die Nor­men zur Wohn­flä­che­nermitt­lung zum Teil un­ter­schied­lich re­geln, wel­che Flä­chen der Räu­me und der nutz­ba­ren Frei­flä­chen (Bal­ko­ne, Log­gi­en, Ter­ras­sen usw.) zur Wohn­flä­che ge­hö­ren. Ein all­ge­mei­ner, ein­deu­ti­ger Sprach­ge­brauch über den Be­griff der Wohn­flä­che hat sich eben­falls nicht ent­wi­ckelt (Se­nat, Urt. v. 30.11.1990 – V ZR 91/89, NJW 1991, 912 [913]; Urt. v. 11.07.1997 – V ZR 246/96, NJW 1997, 2874 [2875]; Beschl. v. 19.01.2012 – V ZR 141/11, WuM 2012, 164 Rn. 9; BGH, Urt. v. 22.12.2000 – VII ZR 310/99, BGHZ 146, 250 [254]; Urt. v. 24.03.2004 – VI­II ZR 44/03, NJW 2004, 2230 [2231]). Die An­for­de­run­gen an die Auf­klä­rungs­pflicht wür­den über­spannt, wenn je­der Ver­käu­fer von sich aus wei­te­re An­ga­ben da­zu ma­chen müss­te, auf wel­cher Grund­la­ge die An­ga­be der Wohn­flä­che des in ei­nem In­se­rat oder in ei­nem Ex­posé zum Kauf an­ge­bo­te­nen Ge­bäu­des oder Woh­nung be­ruht. Hier­zu wird ein Ver­käu­fer, der nicht über be­son­de­re Fach­kennt­nis­se ver­fügt, re­gel­mä­ßig nicht in der La­ge sein. Will der Käu­fer dar­über nä­he­ren Auf­schluss er­hal­ten, muss er nach­fra­gen, und, wenn der Ver­käu­fer ihm die er­be­te­nen In­for­ma­tio­nen nicht er­tei­len kann, sich selbst an­hand der ihm aus­ge­hän­dig­ten Un­ter­la­gen kun­dig ma­chen.

[30]   (2) Of­fen­blei­ben kann, ob ein fach­kun­di­ger Ver­käu­fer (wie bei­spiels­wei­se ein Im­mo­bi­li­en­mak­ler), zu wei­ter­ge­hen­den In­for­ma­tio­nen zu den Grund­la­gen sei­ner Be­rech­nung ver­pflich­tet ist. Selbst wenn man das an­näh­me, fehl­te es an ei­nem arg­lis­ti­gen Ver­hal­ten der Be­klag­ten. Da­zu hät­ten sie wis­sen müs­sen, dass ih­re An­ga­be zur Wohn­flä­che von der nach der Ver­kehrs­sit­te oder dem Orts­ge­brauch üb­li­chen Pra­xis (zu de­ren Be­deu­tung Se­nat, Urt. v. 11.07.1997 – V ZR 246/96, NJW 1997, 2874 [2875]; BGH, Urt. v. 23.05.2007 – VI­II ZR 231/06, NJW 2007, 2624 Rn. 15) ab­weicht, und sie da­mit ge­rech­net ha­ben, dass die Käu­fer das nicht wuss­ten und bei Of­fen­ba­rung die­ses Um­stands den Kauf nicht oder nicht mit dem ver­ein­bar­ten In­halt ab­ge­schlos­sen hät­ten (all­ge­mein zu den Vor­aus­set­zun­gen der Arg­list Se­nat, Urt. v. 03.03.1995 – V ZR 43/94, NJW 1995, 1549 [1550]). An bei­dem fehlt es.

[31]   Dass die Be­klag­ten Kennt­nis da­von hat­ten, dass die Wohn­flä­che un­ter Zu­grun­de­le­gung der §§ 42 bis 44 II. BV nicht ca. 200 m2 be­trägt, ist von dem be­weis­be­las­te­ten Klä­ger nicht nach­ge­wie­sen. Das Be­ru­fungs­ge­richt ver­neint das rechts­feh­ler­frei un­ter Hin­weis dar­auf, dass der Klä­ger dem (un­ter Be­weis ge­stell­ten) Vor­trag der Be­klag­ten, von ih­rem Ar­chi­tek­ten da­hin in­for­miert wor­den zu sein, dass die Wohn­flä­che ca. 200 m2 be­tra­ge, nicht mit ei­nem un­ter Be­weis ge­stell­ten ei­ge­nem Vor­trag ent­ge­gen­ge­tre­ten ist. Ei­ne sol­che Kennt­nis der Be­klag­ten er­gibt sich ent­ge­gen der An­sicht der Re­vi­si­on auch nicht dar­aus, dass sie selbst vor­ge­tra­gen ha­ben, die sich aus den Grund­riss­zeich­nun­gen nach der Zwei­ten Be­rech­nungs­ver­ord­nung er­ge­ben­de Wohn­flä­che be­tra­ge 201,5 m2. Vor dem Hin­ter­grund der oben (un­ter aa) ge­nann­ten Spiel­räu­me für den Bau­herrn bei dem An­satz der Dach­ter­ras­sen und der Un­si­cher­hei­ten bei der Be­rück­sich­ti­gung nicht zum Woh­nen vor­ge­se­he­ner, aber da­zu nutz­ba­rer Räu­me be­weist die­ser Vor­trag der Be­klag­ten eben­so we­nig wie die An­ga­be ei­ner Wohn­flä­che von 181 m2 durch den Ar­chi­tek­ten auf ei­nem Bo­gen in der Bau­ak­te, dass die Be­klag­ten wuss­ten, dass sich bei ei­ner üb­li­chen Er­mitt­lung der Wohn­flä­che nach der Zwei­ten Be­rech­nungs­ver­ord­nung ei­ne um ca. 18 m2 klei­ne­re Flä­che er­gibt.

[32]   An­ge­sichts des­sen, dass die Be­klag­ten mit der Über­ga­be der Grund­riss­zeich­nun­gen auch die Grund­la­gen ih­rer Be­rech­nung of­fen­bart ha­ben, kann nicht da­von aus­ge­gan­gen wer­den, dass sie da­mit rech­ne­ten, dass die Käu­fer bei ei­nem Hin­weis auf ei­ne (mög­li­cher­wei­se) ab­wei­chen­de Er­mitt­lung der Wohn­flä­che nach der Zwei­ten Be­rech­nungs­ver­ord­nung den Kauf­ver­trag nicht oder nicht wie ver­ein­bart ab­ge­schlos­sen hät­ten. Bei der Be­rech­nung der Flä­che der Räu­me im Erd­ge­schoss (in dem sich der Haus­wirt­schafts­raum be­fin­det), ist das Maß als Nutz­flä­che, be­rech­net nach DIN 283, be­zeich­net wor­den. Aus die­ser An­ga­be und den zu ein­zel­nen Räu­men ge­nann­ten Qua­drat­me­ter­an­ga­ben war für die Käu­fer durch Ad­di­ti­on der Flä­chen­ma­ße of­fen­sicht­lich, dass die Be­klag­ten den Haus­wirt­schafts­raum in die von ih­nen an­ge­ge­be­ne Wohn­flä­che ein­be­zo­gen hat­ten …

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