1. Bei der Be­ur­tei­lung, ob ei­ne vom Käu­fer zur Nach­er­fül­lung be­stimm­te Frist an­ge­mes­sen ist, ist – in den Gren­zen des § 475 I BGB – in ers­ter Li­nie ei­ne Ver­ein­ba­rung der Par­tei­en maß­geb­lich (Fort­füh­rung von BGH, Urt. v. 06.02.1954 – II ZR 176/53, BGHZ 12, 267, 269 f.). Da­bei darf der Käu­fer ei­ne vom Ver­käu­fer selbst an­ge­ge­be­ne Frist als an­ge­mes­sen an­se­hen, auch wenn sie ob­jek­tiv zu kurz ist.
  2. Für ei­ne Frist­set­zung zur Nach­er­fül­lung ge­mäß § 323 I BGB, § 281 I BGB ge­nügt es, wenn der Gläu­bi­ger durch das Ver­lan­gen nach so­for­ti­ger, un­ver­züg­li­cher oder um­ge­hen­der Leis­tung oder durch ver­gleich­ba­re For­mu­lie­run­gen – hier ein Ver­lan­gen nach schnel­ler Be­he­bung ge­rüg­ter Män­gel – deut­lich macht, dass dem Schuld­ner für die Er­fül­lung nur ein be­grenz­ter (be­stimm­ba­rer) Zeit­raum zur Ver­fü­gung steht. Der An­ga­be ei­nes be­stimm­ten Zeit­raums oder ei­nes be­stimm­ten (End-)Ter­mins be­darf es nicht (Fort­füh­rung von BGH, Urt. v. 12.08.2009 – VI­II ZR 254/08, NJW 2009, 3153; Urt. v. 18.03.2015 – VI­II ZR 176/14, NJW 2015, 2564). Er­gibt sich da­bei aus den Ge­samt­um­stän­den, dass ein ernst­haf­tes Nach­er­fül­lungs­ver­lan­gen vor­liegt, scha­det es nicht, dass die­ses in höf­li­che Form ei­ner „Bit­te“ ge­klei­det ist.
  3. Für die Be­ur­tei­lung, ob die Nach­er­fül­lung für den Käu­fer un­zu­mut­bar ist, sind al­le Um­stän­de des Ein­zel­falls zu be­rück­sich­ti­gen, ins­be­son­de­re die Zu­ver­läs­sig­keit des Ver­käu­fers oder der Um­stand, dass der Ver­käu­fer be­reits bei dem ers­ten Er­fül­lungs­ver­such, al­so bei Über­ga­be, ei­nen er­heb­li­chen Man­gel an fach­li­cher Kom­pe­tenz hat er­ken­nen las­sen und das Ver­trau­ens­ver­hält­nis zwi­schen den Par­tei­en nach­hal­tig ge­stört ist (Be­stä­ti­gung von BGH, Urt. v. 15.04.2015 – VI­II ZR 80/14, NJW 2015, 1669).

BGH, Ur­teil vom 13.07.2016 – VI­II ZR 49/15

Sach­ver­halt: Die Klä­ge­rin ver­langt von der Be­klag­ten, die ein Kü­chen­stu­dio be­treibt, die Rück­zah­lung des Kauf­prei­ses für ei­ne Ein­bau­kü­che und Scha­dens­er­satz.

Die Klä­ge­rin er­warb für ih­ren Haus­halt mit Ver­trag vom 26.09.2008 von der Be­klag­ten ei­ne Ein­bau­kü­che zum Ge­samt­preis von 82.913,24 € brut­to. Nach­dem die Klä­ge­rin 74.713 € ent­rich­tet hat­te, bau­te die Be­klag­te die Kü­che in der Zeit vom 1601. bis zum 19.01.2009 ein.

Der Ehe­mann der Klä­ge­rin be­an­stan­de­te in ei­nem Ge­spräch mit dem In­ha­ber der Be­klag­ten am 29.01. oder 02.02.2009, die Ein­bau­kü­che sei in meh­re­rer Hin­sicht man­gel­haft. Die Klä­ge­rin be­haup­tet, ihr Ehe­mann ha­be die „un­ver­züg­li­che“ Be­sei­ti­gung der ge­rüg­ten Män­gel ver­langt.

Mit ei­ner E-Mail vom 16.02.2009, die zur Vor­be­rei­tung auf ein we­ni­ge Ta­ge spä­ter vor­ge­se­he­nes Ge­spräch mit dem In­ha­ber der Be­klag­ten dien­te, be­zeich­ne­te die Klä­ge­rin zahl­rei­che Män­gel der Ein­bau­kü­che, die sich im Ge­brauch zu­sätz­lich be­merk­bar ge­macht hät­ten, und äu­ßer­te die Bit­te um „schnel­le Be­he­bung“.

Mit Schrei­ben vom 11.03.2009 lis­te­te die Klä­ge­rin al­le ihr be­kann­ten Män­gel auf und ver­lang­te, die­se bis zum 27.03.2009 zu be­he­ben. Die Klä­ge­rin be­haup­tet, der In­ha­ber der Be­klag­ten ha­be in ei­nem Te­le­fo­nat vom 16.03.2009 zu­ge­sagt, die Kü­che wer­de bis zum 23.03.2009 „fix und fer­tig“ ge­stellt.

In ei­ner Be­spre­chung vom 24.03.2009 er­klär­te der In­ha­ber der Be­klag­ten sei­ne Be­reit­schaft zur Män­gel­be­sei­ti­gung bis zum 20.04.2009. Mit an­walt­li­chem E-Mail-Schrei­ben vom 24.03.2009 lehn­te die Klä­ge­rin ei­ne Ver­län­ge­rung der von ihr bis zum 27.03.2009 ge­setz­ten Frist ab; wei­te­res Zu­war­ten kom­me we­gen er­schöpf­ten Ver­trau­ens nicht in Be­tracht. Mit An­walts­schrei­ben vom 31.03.2009 er­klär­te sie den Rück­tritt vom Ver­trag.

In ei­nem von der Klä­ge­rin ein­ge­lei­te­ten selbst­stän­di­gen Be­weis­ver­fah­ren kam der be­auf­trag­te Sach­ver­stän­di­ge in sei­nem Gut­ach­ten vom 28.07.2009 zu dem Be­fund, die wich­tigs­ten Be­rei­che der Kü­che funk­tio­nier­ten nicht oder nur be­dingt; ei­ne be­frie­di­gen­de Lö­sung kön­ne nur durch de­ren Ab­bruch und Ein­bau ei­ner neu­en Kü­che ge­fun­den wer­den. Nach­dem die Klä­ge­rin die Be­klag­te mit Schrei­ben vom 05.09.2009 ver­geb­lich zum Aus­bau der Kü­che auf­ge­for­dert hat­te, nahm die Klä­ge­rin die­sen im Sep­tem­ber 2012 selbst vor und ließ die Kü­che an­schlie­ßend ein­la­gern.

Die Klä­ge­rin ver­langt Rück­zah­lung des Kauf­prei­ses in dem von ihr ent­rich­te­ten Um­fang (74.713 €), Fest­stel­lung des An­nah­me­ver­zugs so­wie Kos­ten­er­stat­tung für den Aus­bau und die Ein­la­ge­rung der Kü­che (2.338,45 € und wei­te­re 2.880 €) und für ein an­läss­lich des Aus­baus der Kü­che ein­ge­hol­tes Pri­vat­gut­ach­ten vom 08.10.2012 (9.841,28 €), je­weils nebst Zin­sen; fer­ner ver­langt sie Frei­stel­lung von wei­te­ren Kos­ten, die aus An­lass der Kü­chen­ein­rich­tung ent­stan­den sei­en (3.930,44 €).

Die Kla­ge hat in den Vor­in­stan­zen kei­nen Er­folg ge­habt. Auf die Re­vi­si­on der Klä­ge­rin wur­de das Be­ru­fungs­ur­teil auf­ge­ho­ben und die Sa­che an das Be­ru­fungs­ge­richt zu­rück­ver­wie­sen.

Aus den Grün­den: [11]   I. Das Be­ru­fungs­ge­richt hat zur Be­grün­dung sei­ner Ent­schei­dung im We­sent­li­chen aus­ge­führt:

[12]   Die Klä­ge­rin kön­ne nicht Rück­zah­lung des Kauf­prei­ses ver­lan­gen (§§ 437 Nr. 2 Fall 1, 440, 323 I BGB), denn sie sei vom Ver­trag, der we­gen der un­ter­ge­ord­ne­ten Mon­ta­ge­leis­tun­gen nach den Be­stim­mun­gen des Kauf­rechts zu be­ur­tei­len sei (§ 651 Satz 1 BGB), nicht wirk­sam zu­rück­ge­tre­ten.

[13]   Der mit An­walts­schrei­ben vom 31.03.2009 er­klär­te Rück­tritt sei un­wirk­sam, weil die Klä­ge­rin der Be­klag­ten hin­sicht­lich der zu­vor ge­rüg­ten Män­gel – das Be­ste­hen sol­cher Män­gel un­ter­stellt – kei­ne an­ge­mes­se­ne Frist zur Nach­er­fül­lung ge­setzt ha­be. Die mit Schrei­ben der Klä­ge­rin vom 11.03.2009 bis zum 27.03.2009 be­stimm­te Frist sei zu kurz be­mes­sen ge­we­sen. Zwar ha­be die Klä­ge­rin gel­tend ge­macht, an­läss­lich der Ter­mi­ne in ih­rem Haus am 29.01. und 02.02.2009 sei­en schrift­lich fest­ge­hal­te­ne Män­gel mo­niert wor­den. Dies ge­bie­te je­doch kei­ne an­de­re Be­ur­tei­lung, weil – wie be­reits das Land­ge­richt über­zeu­gend aus­ge­führt ha­be – mit der (be­haup­te­ten) For­de­rung nach un­ver­züg­li­cher Män­gel­be­sei­ti­gung kei­ne an­ge­mes­se­ne Frist zur Nach­bes­se­rung ge­setzt wor­den sei.

[14]   Ent­spre­chen­des gel­te für das Schrei­ben der Klä­ge­rin vom 16.02.2009. Zwar ha­be sie ei­ne Viel­zahl von Män­geln ge­rügt, je­doch le­dig­lich ei­ne Bit­te um Be­he­bung ge­äu­ßert, oh­ne der Be­klag­ten ei­ne Frist zu set­zen.

[15]   Es sei der Klä­ge­rin nicht ge­mäß § 440 Satz 1 Fall 3 BGB un­zu­mut­bar ge­we­sen, Nach­er­fül­lung un­ter an­ge­mes­se­ner Frist­set­zung zu ver­lan­gen. Auch aus den Aus­füh­run­gen des ge­richt­li­chen Sach­ver­stän­di­gen – de­ren Rich­tig­keit un­ter­stellt –, wo­nach die Kü­che un­brauch­bar und ei­ne Män­gel­be­sei­ti­gung nur durch ih­ren Ab­bau zu er­rei­chen sei, fol­ge nicht, dass der Be­klag­ten kei­ne an­ge­mes­se­ne Frist zur Nach­bes­se­rung zu set­zen ge­we­sen sei.

[16]   Ei­ne an­de­re Be­ur­tei­lung er­ge­be sich nicht aus der Be­haup­tung der Klä­ge­rin, der In­ha­ber der Be­klag­ten ha­be am 16.03.2009 te­le­fo­nisch mit­ge­teilt, die Kü­che wer­de bis zum 23.03.2009 fer­tig­ge­stellt. § 323 I BGB er­for­de­re, wie be­reits das Land­ge­richt aus­ge­führt ha­be, das Set­zen ei­ner an­ge­mes­se­nen Frist. Zu­dem ha­be sich der In­ha­ber der Be­klag­ten am 24.03.2009 un­strei­tig be­reit er­klärt, Män­gel bis zum 20.04.2009 zu be­he­ben. Zwar ha­be die Klä­ge­rin gel­tend ge­macht, die mit Schrei­ben vom 11.03.2009 bis zum 27.03.2009 ge­setz­te Frist sei im Hin­blick auf die hoch­prei­si­ge Kü­che nicht zu kurz ge­we­sen. Ein ho­her Kauf­preis ent­bin­de den Käu­fer je­doch nicht von der Pflicht, dem Ver­käu­fer ei­ne an­ge­mes­se­ne Frist zur Män­gel­be­sei­ti­gung zu set­zen.

[17]   Das Land­ge­richt ha­be für die Män­gel­be­sei­ti­gung zu­tref­fend ei­ne Frist von vier bis sechs Wo­chen als an­ge­mes­sen er­ach­tet. Ein Zu­war­ten von bis zu sechs Wo­chen sei der Klä­ge­rin nicht un­zu­mut­bar ge­we­sen; trotz der nicht un­ein­ge­schränk­ten Nutz­bar­keit hät­ten in der Kü­che Mahl­zei­ten zu­be­rei­tet wer­den kön­nen.

[18]   Es sei auch kein Sach­ver­halt ge­ge­ben, bei dem das Ver­trau­en in die Leis­tungs­fä­hig­keit des Schuld­ners ent­fal­len wä­re. Die Klä­ge­rin ha­be nicht da­von aus­ge­hen dür­fen, dass die Kü­che selbst bei Nach­er­fül­lung auch zu­künf­tig nicht über län­ge­re Zeit man­gel­frei sein wer­de. Ei­ne un­ge­wöhn­li­che Häu­fung von Ver­stö­ßen ge­gen an­er­kann­te Re­geln der Tech­nik sei zur Zeit der Rück­tritts­er­klä­rung am 31.03.2009 nicht er­sicht­lich ge­we­sen.

[19]   Man­gels wirk­sa­mer Frist­set­zung be­stün­den auch kei­ne Scha­dens­er­satz­an­sprü­che ge­mäß §§ 437 Nr. 3, 281 BGB. Die Klä­ge­rin kön­ne schließ­lich auch kei­nen Scha­dens­er­satz für die auf­ge­wen­de­ten Kos­ten des Pri­vat­gut­ach­tens ver­lan­gen. Sie ha­be die­se Kos­ten nicht für er­for­der­lich hal­ten dür­fen, weil der Rück­tritt vom Ver­trag nicht wirk­sam ge­we­sen sei (§ 249 BGB).

[20]   II. Die­se Be­ur­tei­lung hält recht­li­cher Nach­prü­fung nicht stand.

[21]   Mit der vom Be­ru­fungs­ge­richt ge­ge­be­nen Be­grün­dung kön­nen der Klä­ge­rin die von ihr gel­tend ge­mach­ten An­sprü­che auf Rück­zah­lung des Kauf­prei­ses we­gen ei­ner nicht ver­trags­ge­mäß er­brach­ten Leis­tung (§ 651 Satz 1 BGB i. V. mit §§ 437 Nr. 2 Fall 1, 434 I, 323 I Fall 2, 346 I, 348 BGB) und auf Scha­dens­er­satz statt der Leis­tung we­gen ei­ner nicht wie ge­schul­det er­brach­ten Leis­tung (§ 651 Satz 1 BGB i. V. mit §§ 437 Nr. 3, 434 I, 280 I, III, 281 I 1 Fall 2 BGB) nicht ver­sagt wer­den.

[22]   1. Im Aus­gangs­punkt rechts­feh­ler­frei hat das Be­ru­fungs­ge­richt al­ler­dings dar­auf ab­ge­stellt, dass auf die Ver­ein­ba­rung der Par­tei­en über die Lie­fe­rung der Ein­bau­kü­che die Vor­schrif­ten über den Kauf An­wen­dung fin­den (§ 651 Satz 1 BGB). Nach der nicht an­ge­grif­fe­nen Wür­di­gung des Be­ru­fungs­ge­richts sind die ver­ein­bar­ten Mon­ta­ge­leis­tun­gen, auf die un­strei­tig ein An­teil am Ge­samt­kauf­preis in Hö­he von 3.860 € net­to ent­fällt, von un­ter­ge­ord­ne­ter Be­deu­tung und bil­den nicht den Schwer­punkt des Ver­tra­ges (vgl. Se­nat, Urt. v. 03.03.2004 – VI­II ZR 76/03, NJW-RR 2004, 850 [un­ter II 1]; Beschl. v. 16.04.2013 – VI­II ZR 375/11, ju­ris Rn. 6 ff. m. w. Nachw.; s. auch BGH, Urt. v. 07.03.2013 – VII ZR 162/12, NJW 2013, 1431 Rn. 18).

[23]   2. Das Be­ru­fungs­ge­richt hat, von sei­nem Rechts­stand­punkt aus fol­ge­rich­tig, kei­ne Fest­stel­lun­gen zu Sach­män­geln der Ein­bau­kü­che ge­trof­fen. Nach dem im Re­vi­si­ons­ver­fah­ren – ins­be­son­de­re durch Be­zug­nah­me auf das im selbst­stän­di­gen Be­weis­ver­fah­ren ein­ge­hol­te Sach­ver­stän­di­gen­gut­ach­ten so­wie das er­gän­zen­de, an­läss­lich des Aus­baus der Kü­che er­stell­te Pri­vat­gut­ach­ten – zu­grun­de zu le­gen­den Vor­brin­gen der Klä­ge­rin ist da­her da­von aus­zu­ge­hen, dass die von der Be­klag­ten ge­lie­fer­te und mon­tier­te Ein­bau­kü­che be­heb­ba­re Sach­män­gel auf­wies (§ 434 I BGB).

[24]   3. Die be­haup­te­ten Sach­män­gel un­ter­stellt, hat das Be­ru­fungs­ge­richt den am 31.03.2009 er­klär­ten Rück­tritt rechts­feh­ler­haft als un­wirk­sam an­ge­se­hen und das Scha­dens­er­satz­ver­lan­gen zu­rück­ge­wie­sen, weil die Klä­ge­rin der Be­klag­ten zu­vor kei­ne an­ge­mes­se­ne Frist zur Nach­bes­se­rung be­stimmt ha­be.

[25]   Nach der Recht­spre­chung des Se­nats ge­nügt es im Hin­blick auf den Wort­laut der § 323 I BGB, § 281 I BGB so­wie den Sinn und Zweck der Frist­set­zung zur Nach­er­fül­lung, wenn der Gläu­bi­ger durch das Ver­lan­gen nach so­for­ti­ger, un­ver­züg­li­cher oder um­ge­hen­der Leis­tung oder durch ver­gleich­ba­re For­mu­lie­run­gen deut­lich macht, dass dem Schuld­ner für die Er­fül­lung nur ein be­grenz­ter (be­stimm­ba­rer) Zeit­raum zur Ver­fü­gung steht. Der An­ga­be ei­nes be­stimm­ten Zeit­raums oder ei­nes be­stimm­ten (End-)Ter­mins be­darf es nicht (Se­nat, Urt. v. 12.08.2009 – VI­II ZR 254/08, NJW 2009, 3153 Rn. 10 f. [zu § 281 BGB]). Dies hat der Se­nat nach Er­lass des Be­ru­fungs­ur­teils be­stä­tigt (Urt. v. 18.03.2015 – VI­II ZR 176/14, NJW 2015, 2564 Rn. 11 [zu § 323 BGB]).

[26]   a) Nach die­sen Grund­sät­zen hat das Be­ru­fungs­ge­richt ins­be­son­de­re das in der E-Mail vom 16.02.2009 for­mu­lier­te Nach­bes­se­rungs­ver­lan­gen man­gels Set­zung ei­ner ent­spre­chen­den Frist rechts­feh­ler­haft als un­wirk­sam an­ge­se­hen.

[27]   aa) Der Wirk­sam­keit die­ses Nach­bes­se­rungs­ver­lan­gens steht nicht ent­ge­gen, dass die Klä­ge­rin kei­nen Zeit­raum oder (End-)Ter­min be­stimmt, son­dern (nur) ei­ne Bit­te um „schnel­le Be­he­bung“ ge­äu­ßert hat. Die Klä­ge­rin hat auf fünf Sei­ten zahl­rei­che nä­her kon­kre­ti­sier­te Män­gel der Ein­bau­kü­che be­zeich­net und so­dann er­klärt: „Ich bit­te – si­cher­lich ver­ständ­lich – schon jetzt um ei­ne schnel­le Be­he­bung der Män­gel, da­mit ich die Kü­che in ih­rer ge­plan­ten ein­wand­frei­en Funk­ti­ons­wei­se auch voll­stän­dig in Be­trieb neh­men kann.“ Ein sol­ches, auf „schnel­le Be­he­bung“ ge­rich­te­tes Nach­bes­se­rungs­ver­lan­gen ist ei­ner Auf­for­de­rung, in­ner­halb „an­ge­mes­se­ner Frist“, „un­ver­züg­lich“ oder „um­ge­hend“ Ab­hil­fe zu schaf­fen, ver­gleich­bar, denn auch da­durch wird dem Ver­käu­fer ei­ne zeit­li­che Gren­ze ge­setzt, die auf­grund der je­wei­li­gen Um­stän­de des Ein­zel­falls be­stimm­bar ist, und ihm vor Au­gen ge­führt, dass er die Nach­bes­se­rung nicht zu ei­nem be­lie­bi­gen Zeit­punkt be­wir­ken darf (s. Se­nat, Urt. v. 12.08.2009 – VI­II ZR 254/08, NJW 2009, 3153 Rn. 10 f.).

[28]   bb) Zwar darf der Gläu­bi­ger die Ernst­haf­tig­keit sei­nes Nach­er­fül­lungs­ver­lan­gens nicht durch Re­la­ti­vie­run­gen wie die Äu­ße­rung ei­nes blo­ßen Wun­sches oder ei­ner höf­li­chen Bit­te in Zwei­fel zie­hen (Stau­din­ger/Schwar­ze, BGB, Neu­be­arb. 2015, § 323 Rn. B 53; So­er­gel/Gsell, BGB, 13. Aufl., § 323 Rn. 72; Pa­landt/Grü­ne­berg, BGB, 75. Aufl., § 281 Rn. 9). Ein sol­ches Ver­hal­ten kann in ent­spre­chend ge­la­ger­ten Aus­nah­me­fäl­len da­zu füh­ren, dass der Schuld­ner kei­ne Ver­an­las­sung hat, mit Rechts­fol­gen, wie ei­nem Rück­tritt oder Scha­dens­er­satz­for­de­run­gen, zu rech­nen (BT-Drs. 14/6040, S. 185; s. auch BT-Drs. 14/7052, S. 185).

[29]   Fest­stel­lun­gen, die Grund­la­ge ei­ner sol­chen Wür­di­gung sein könn­ten, hat das Be­ru­fungs­ge­richt je­doch nicht ge­trof­fen. An ei­ne da­hin ge­hen­de Aus­le­gung der Er­klä­rung der Klä­ge­rin wä­re der Se­nat zu­dem nicht ge­bun­den, weil das Be­ru­fungs­ge­richt we­sent­li­che tat­säch­li­che Um­stän­de au­ßer Acht ge­las­sen hat (vgl. Se­nat, Urt. v. 06.02.2013 – VI­II ZR 374/11, NJW 2013, 1365 Rn. 11). Der E-Mail vom 16.02.2009 war be­reits am 29.01./02.02.2009 ei­ne (münd­li­che) Nach­bes­se­rungs­auf­for­de­rung vor­aus­ge­gan­gen, de­ren Ernst­haf­tig­keit von der Be­klag­ten nicht in Zwei­fel ge­zo­gen wer­den konn­te. Zu­dem un­ter­streicht es die Ernst­haf­tig­keit des In­halts der E-Mail vom 16.02.2009, dass sie als Ge­sprächs­un­ter­la­ge für ei­ne we­ni­ge Ta­ge spä­ter – am 19.02.2009 – vor­ge­se­he­ne Un­ter­re­dung der Par­tei­en die­nen soll­te. Die Be­klag­te durf­te des­halb nicht an­neh­men, der frucht­lo­se Ab­lauf ei­ner an­ge­mes­se­nen Frist blie­be fol­gen­los.

[30]   cc) Nach dem Zu­gang der E-Mail vom 16.02.2009 sind bis zum Rück­tritt vom 31.03.2009 sechs Wo­chen ver­stri­chen. Nach der in­so­weit rechts­feh­ler­frei­en und nicht an­ge­grif­fe­nen Be­ur­tei­lung des Be­ru­fungs­ge­richts han­delt es sich da­bei um ei­ne an­ge­mes­se­ne Frist zur Nach­bes­se­rung.

[31]   Es ist un­schäd­lich, dass die Klä­ge­rin der Be­klag­ten mit Schrei­ben vom 11.03.2009 ei­ne Frist bis zum 27.03.2009 ge­setzt hat. Zwar en­de­te die­se Frist – be­zo­gen auf ih­ren Be­ginn mit Zu­gang der E-Mail vom 16.02.2009 – vor Ab­lauf von sechs Wo­chen. Ei­ne am 11.03.2009 er­klär­te Ver­kür­zung der ab dem 16.02.2009 lau­fen­den Sechs-Wo­chen-Frist be­rührt die Wirk­sam­keit der Frist­set­zung je­doch nicht, weil die Klä­ge­rin den Rück­tritt am 31.03.2009 je­den­falls erst nach Ab­lauf der (an­ge­mes­se­nen) Sechs-Wo­chen-Frist er­klärt hat. Das ent­spricht der Recht­spre­chung, wo­nach ei­ne zu kurz ge­setz­te Frist zur Nach­er­fül­lung den Lauf ei­ner an­ge­mes­se­nen Frist nicht hin­dert (vgl. Se­nat, Urt. v. 12.08.2009 – VI­II ZR 254/08, NJW 2009, 3153 Rn. 11; s. be­reits BGH, Urt. v. 21.06.1985 – V ZR 134/84, NJW 1985, 2640 [un­ter II 1 a; zu § 326 BGB a.F.]).

[32]   dd) Ei­ner Be­weis­er­he­bung im Hin­blick auf die Wirk­sam­keit des Nach­bes­se­rungs­ver­lan­gens vom 16.02.2009 be­darf es nicht. An­ders als es im Be­ru­fungs­ur­teil an­klingt, kommt auch ei­ne Zu­rück­wei­sung des Vor­brin­gens in der E-Mail vom 16.02.2009 nach § 531 II 1 Nr. 3 ZPO nicht in Be­tracht, weil nicht strei­tig ge­wor­den ist, dass die Klä­ge­rin das dar­in ent­hal­te­ne Nach­bes­se­rungs­ver­lan­gen ab­ge­ge­ben hat und die E-Mail zu­ge­gan­gen ist (vgl. BGH, Beschl. v. 23.06.2008 – GSZ 1/08, BGHZ 177, 212 Rn. 10; Urt. v. 20.05.2009 – VI­II ZR 247/06, NJW 2009, 2532 Rn. 15 m. w. Nachw.). Dar­an än­dert nichts, dass der un­strei­ti­ge Vor­trag im Hin­blick auf Fol­ge­fra­gen – wie hier das Vor­lie­gen der be­haup­te­ten Sach­män­gel der Ein­bau­kü­che – ei­ne Be­weis­auf­nah­me er­for­dert (vgl. BGH, Urt. v. 18.11.2004 – IX ZR 229/03, BGHZ 161, 138, 144 f.; Urt. v. 16.10.2008 – IX ZR 135/07, NJW 2009, 685 Rn. 22; Beschl. v. 13.01.2015 – VI ZR 551/13, ju­ris Rn. 5).

[33]   b) Un­ab­hän­gig da­von sind be­reits die der E-Mail vom 16.02.2009 vor­aus­ge­gan­ge­nen, der Klä­ge­rin zu­zu­rech­nen­den (münd­li­chen) Män­gel­rü­gen ih­res Ehe­man­nes vom 29.01. bzw. 02.02.2009 – je­den­falls im Hin­blick bei die­ser Ge­le­gen­heit zur Nach­bes­se­rung ge­stell­ten Män­gel (vgl. Se­nat, Urt. v. 29.06.2011 – VI­II ZR 202/10, NJW 2011, 2872 Rn. 17 m. w. Nachw.) – Grund­la­ge ei­nes taug­li­chen Nach­bes­se­rungs­ver­lan­gens. Wie die Re­vi­si­on zu Recht rügt, hat das Be­ru­fungs­ge­richt auch bei der Be­ur­tei­lung die­ses Nach­bes­se­rungs­ver­lan­gens die Grund­sät­ze der Se­nats­recht­spre­chung ver­kannt, denn die Klä­ge­rin hat im Hin­blick auf die­ses Nach­bes­se­rungs­ver­lan­gen be­haup­tet und durch das Zeug­nis ih­res Ehe­man­nes un­ter Be­weis ge­stellt, dass er „un­ver­züg­li­che“ bzw. „so­for­ti­ge“ Ab­hil­fe ver­langt ha­be.

[34]   c) Auch die Be­ur­tei­lung der Nach­bes­se­rungs­auf­for­de­rung vom 11.03.2009 durch das Be­ru­fungs­ge­richt ist nicht frei von Rechts­feh­lern.

[35]   Die Klä­ge­rin hat die­ses Nach­bes­se­rungs­ver­lan­gen mit der Set­zung ei­ner Frist bis zum 27.03.2009 ver­bun­den. Zwar ist die­se Frist nach ob­jek­ti­vem Maß­stab – in An­be­tracht der vom Be­ru­fungs­ge­richt in­so­weit rechts­feh­ler­frei als an­ge­mes­sen be­ur­teil­ten Frist zur Nach­bes­se­rung von sechs Wo­chen – zu kurz. Nach der im Re­vi­si­ons­ver­fah­ren zu­grun­de zu le­gen­den und un­ter Be­weis ge­stell­ten Be­haup­tung der Klä­ge­rin, ha­be der In­ha­ber der Be­klag­ten je­doch in ei­nem Te­le­fo­nat am 16.03.2009 zu­ge­sagt, die Ein­bau­kü­che wer­de bis zum 23.03.2009 „fix und fer­tig“ ge­stellt.

[36]   Dem hat das Be­ru­fungs­ge­richt, wie die Re­vi­si­on zu­tref­fend rügt, zu Un­recht kei­ne Be­deu­tung zu­ge­mes­sen. Für die Be­ur­tei­lung der An­ge­mes­sen­heit der Frist zur Nach­bes­se­rung ist – in den Gren­zen des § 475 I BGB – in ers­ter Li­nie ei­ne Ver­ein­ba­rung der Par­tei­en maß­geb­lich (vgl. BGH, Urt. v. 06.02.1954 – II ZR 176/53, BGHZ 12, 267, 269 f.). Da­bei darf der Gläu­bi­ger ei­ne vom Schuld­ner selbst vor­ge­schla­ge­ne Frist als an­ge­mes­sen an­se­hen, auch wenn sie ob­jek­tiv zu kurz ist (BGH, Urt. v. 18.01.1973 – VII ZR 183/70, WM 1973, 1020 [un­ter II 2 a]; MünchKomm-BGB/Ernst, 7. Aufl., § 323 Rn. 71; Stau­din­ger/Schwar­ze, a. a. O., § 323 Rn. B 65).

[37]   4. Nach dem im Re­vi­si­ons­ver­fah­ren zu­grun­de zu le­gen­den Sach­vor­trag der Klä­ge­rin spricht schließ­lich al­les da­für, dass die Klä­ge­rin ge­mäß § 440 Satz 1 BGB auch oh­ne vor­he­ri­ge Frist­set­zung zum Rück­tritt be­rech­tigt war, weil die ihr zu­ste­hen­de Art der Nach­er­fül­lung un­zu­mut­bar war (§ 440 Satz 1 Fall 3 BGB). Die ge­gen­tei­li­ge Auf­fas­sung des Be­ru­fungs­ge­richts ist mit Rechts­feh­lern be­haf­tet.

[38]   Für die Be­ur­tei­lung, ob die Nach­er­fül­lung für den Käu­fer un­zu­mut­bar ist, sind al­le Um­stän­de des Ein­zel­falls zu be­rück­sich­ti­gen, ins­be­son­de­re die Zu­ver­läs­sig­keit des Ver­käu­fers (vgl. BT-Drs. 14/6040, S. 233 f.) oder der Um­stand, dass der Ver­käu­fer be­reits bei dem ers­ten Er­fül­lungs­ver­such, al­so bei Über­ga­be, ei­nen er­heb­li­chen Man­gel an fach­li­cher Kom­pe­tenz hat er­ken­nen las­sen und das Ver­trau­ens­ver­hält­nis zwi­schen den Par­tei­en nach­hal­tig ge­stört ist (Se­nat, Urt. v. 15.04.2015 – VI­II ZR 80/14, NJW 2015, 1669 Rn. 22 m. w. Nachw.).

[39]   Der Prü­fung an­hand die­ses Maß­stabs hält das Be­ru­fungs­ur­teil nicht stand. Das Be­ru­fungs­ge­richt hat nicht be­ach­tet, dass die vor­ge­nann­ten Vor­aus­set­zun­gen nach dem Vor­trag der Klä­ge­rin – das Vor­lie­gen der be­haup­te­ten Sach­män­gel un­ter­stellt – zu be­ja­hen sind. Zwar un­ter­liegt die Be­ur­tei­lung, ob die Nach­er­fül­lung dem Käu­fer auf­grund be­son­de­rer Um­stän­de des Ein­zel­fal­les i. S. von § 440 Satz 1 Fall 3 BGB un­zu­mut­bar ist, der wer­ten­den Be­trach­tung durch den Tatrich­ter und ist für das Re­vi­si­ons­ge­richt nur ein­ge­schränkt über­prüf­bar (Se­nat, Urt. v. 23.01.2013 – VI­II ZR 140/12, NJW 2013, 1523 Rn. 24; Urt. v. 09.01.2008 – VI­II ZR 210/06, NJW 2008, 1371 Rn. 15). Das Be­ru­fungs­ge­richt hat je­doch auch in­so­weit den Tat­sa­chen­vor­trag der Klä­ge­rin un­zu­rei­chend ge­wür­digt. Es hat au­ßer Acht ge­las­sen, dass die Klä­ge­rin ei­ne un­ge­wöhn­li­che Häu­fung gro­ber Mon­ta­ge­feh­ler der Be­klag­ten beim Ein­bau der Kü­che be­an­stan­det hat.

[40]   Dar­auf weist die Re­vi­si­on – ins­be­son­de­re un­ter Be­zug­nah­me auf das im selbst­stän­di­gen Be­weis­ver­fah­ren ein­ge­hol­te Sach­ver­stän­di­gen­gut­ach­ten und den In­halt des Pri­vat­gut­ach­tens – hin. So sei die Ar­beits­plat­te nicht be­fes­tigt, son­dern be­weg­lich; durch un­kon­trol­lier­te Ver­än­de­run­gen der Po­si­ti­on könn­ten Ver­let­zun­gen ver­ur­sacht wer­den. Auch die Kü­chen­the­ke sei nur so be­fes­tigt, dass sie beim Ab­stüt­zen in Rich­tung der Stüh­le um­kip­pen kön­ne. Bei der Koch­stel­le sei­en lo­se Un­ter­leg-La­ger­klöt­ze ver­wen­det wor­den; dies sei nicht zu­läs­sig, denn beim Ver­rut­schen von hei­ßen Töp­fen oder Pfan­nen be­ste­he aku­te Ver­let­zungs­ge­fahr. Auch der auf­klapp­ba­re Dunst­ab­zug stel­le ei­ne er­heb­li­che Ver­let­zungs­ge­fahr dar. Bei der Aus­füh­rung der Un­ter­bau­schrän­ke be­ste­he die Ge­fahr, sich bei Be­tä­ti­gung der Schub­la­den­fron­ten die Fin­ger ein­zu­klem­men. Aus der Men­ge der gel­tend ge­mach­ten Sach­män­gel sei er­gän­zend und bei­spiel­haft an­ge­führt, dass das Koch­feld nach dem Sach­vor­trag der Klä­ge­rin nicht ver­fugt ge­we­sen sei; über­ko­chen­de Flüs­sig­keit flie­ße da­her in den Un­ter­schrank. Das Spül­be­cken sei feh­ler­haft kon­stru­iert, so­dass be­stimm­te (nied­rig­vis­ko­se) Flüs­sig­kei­ten nicht rück­stands­frei ab­flös­sen; es sei da­her nicht oder nur mit un­ver­tret­ba­rem Auf­wand sau­ber zu hal­ten.

[41]   III. Nach al­le­dem kann das an­ge­foch­te­ne Ur­teil kei­nen Be­stand ha­ben; es ist auf­zu­he­ben (§ 562 I ZPO). Da das Be­ru­fungs­ge­richt Be­weis über die be­haup­te­ten Sach­män­gel zu er­he­ben ha­ben wird, ist die Sa­che nicht zur End­ent­schei­dung reif und zur neu­en Ver­hand­lung und Ent­schei­dung an das Be­ru­fungs­ge­richt zu­rück­zu­ver­wei­sen (§ 563 I 1 ZPO). Da­bei macht der Se­nat von der Mög­lich­keit des § 563 I 2 ZPO Ge­brauch.

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