1. Die in ei­nem „ver­bind­li­chen Be­stell­for­mu­lar“ über den An­kauf ei­nes Kraft­fahr­zeugs vor­ge­druck­te und mit ei­ner in­di­vi­du­el­len Da­tums­an­ga­be ver­se­he­ne Er­klä­rung „Da­tum der Erst­zu­las­sung lt. Fzg-Brief“ stellt kei­ne auf den Ab­schluss ei­ner kon­klu­den­ten Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung nach § 434 I 1 BGB über ei­ne be­stimm­te Höchst­stand­zeit zwi­schen Her­stel­lung und Erst­zu­las­sung des Fahr­zeugs oder ei­ne be­stimm­te Mo­dell­rei­hen­zu­ge­hö­rig­keit ge­rich­te­te Wil­lens­er­klä­rung, son­dern al­lein ei­ne Wis­sens­er­klä­rung dar (im An­schluss an Se­nat, Urt. v. 04.06.1997 – VI­II ZR 243/96, BGHZ 135, 393, 398; Urt. v. 12.03.2008 – VI­II ZR 253/05, NJW 2008, 1517 Rn. 13; Beschl. v. 02.11.2010 – VI­II ZRI 287/09, DAR 2011, 520 Rn. 4).
  2. An­ders als bei Neu­wa­gen und „Jah­res­wa­gen", bei de­nen vor der Erst­zu­las­sung ei­ne Stand­zeit von höchs­tens zwölf Mo­na­ten hin­zu­neh­men ist (vgl. Se­nat, Urt. v. 15.10.2003 – VI­II ZR 227/02, NJW 2004, 160 [un­ter II 3]; Urt. v. 07.06.2006 – VI­II ZR 180/05, NJW 2006, 2694 Rn. 7 ff.), las­sen sich bei (sons­ti­gen) Ge­braucht­wa­gen kei­ne all­ge­mein gül­ti­gen Aus­sa­gen da­hin tref­fen, ab wel­cher Gren­ze ei­ne Stand­zeit zwi­schen Her­stel­lung und Erst­zu­las­sung ei­ne Be­schaf­fen­heit dar­stellt, die nicht mehr üb­lich ist und die der Käu­fer auch nicht er­war­ten muss­te (Fort­ent­wick­lung von Se­nat, Urt. v. 10.03.2009 – VI­II ZR 34/08, NJW 2009, 1588 Rn. 14).

BGH, Ur­teil vom 29.06.2016 – VI­II ZR 191/15
(vor­her­ge­hend: OLG Braun­schweig, Ur­teil vom 23.07.2015 – 9 U 2/15)

Sach­ver­halt: Der Klä­ger kauf­te am 27.06.2012 von der Be­klag­ten, ei­ner Kraft­fahr­zeug­händ­le­rin, ei­nen Ge­braucht­wa­gen mit ei­ner Lauf­leis­tung von 38.616 km zum Preis von 33.430 € brut­to. In dem „ver­bind­li­chen Be­stell­for­mu­lar“ ist in dem vor­ge­druck­ten Feld „Da­tum der Erst­zu­las­sung lt. Fzg.-Brief“ der 18.02.2010 ein­ge­tra­gen. Wei­ter sind dort die An­ga­ben ent­hal­ten, dass das Fahr­zeug nicht re­impor­tiert wor­den und laut Vor­be­sit­zer als Eu­ro­mo­bil-Fahr­zeug ge­nutzt wor­den sei. An­ga­ben zum Bau­jahr oder zur Mo­dell­rei­he ent­hält das Be­stell­for­mu­lar nicht.

Nach der am 29.06.2012 er­folg­ten Über­ga­be des Fahr­zeugs stell­te der Klä­ger fest, dass die­ses be­reits am 01.07.2008 her­ge­stellt wor­den war und da­mit zur „Mo­dell­rei­he 2009“ ge­hör­te. Un­ter Be­ru­fung auf ei­ne sich dar­aus er­ge­ben­de und von ihm als Sach­man­gel be­wer­te­te Stand­zeit vor der Erst­zu­las­sung von 19,5 Mo­na­ten er­klär­te er mit An­walts­schrei­ben vom 23.01.2013 den Rück­tritt vom Kauf­ver­trag.

Sei­ner auf Rück­zah­lung von 32.170,45 € (ent­rich­te­ter Kauf­preis ab­züg­lich Nut­zungs­er­satz), Zug um Zug ge­gen Rück­ga­be und Rück­über­eig­nung des streit­ge­gen­ständ­li­chen Fahr­zeugs, auf Zah­lung von Zin­sen und au­ßer­ge­richt­li­chen An­walts­kos­ten so­wie auf Fest­stel­lung des An­nah­me­ver­zu­ges der Be­klag­ten ge­rich­te­ten Kla­ge hat das Land­ge­richt statt­ge­ge­ben. Auf die Be­ru­fung der Be­klag­ten hat das Ober­lan­des­ge­richt das erst­in­stanz­li­che Ur­teil ab­ge­än­dert und die Kla­ge ab­ge­wie­sen. Die Re­vi­si­on des Klä­gers hat­te kei­nen Er­folg.

Aus den Grün­den: [5]    I. Das Be­ru­fungs­ge­richt hat zur Be­grün­dung sei­ner Ent­schei­dung, so­weit im Re­vi­si­ons­ver­fah­ren von In­ter­es­se, im We­sent­li­chen aus­ge­führt:

[6]    Dem Klä­ger ste­he kein An­spruch auf Rück­ge­währ des Kauf­prei­ses ge­mäß § 437 Nr. 2 Fall 1, §§ 323 I, 326 V BGB, §§ 346 I, 348 Satz 1 BGB zu. Da­mit kön­ne der Klä­ger auch we­der die gel­tend ge­mach­ten Ne­ben­for­de­run­gen noch die Fest­stel­lung ei­nes An­nah­me­ver­zugs der Be­klag­ten ver­lan­gen. Das Fahr­zeug sei im Zeit­punkt des Ge­fahr­über­gangs trotz ei­ner vor der Erst­zu­las­sung lie­gen­den Stand­zeit von 19,5 Mo­na­ten frei von Sach­män­geln ge­we­sen.

[7]    Zwi­schen den Par­tei­en sei we­der ei­ne aus­drück­li­che noch ei­ne kon­klu­den­te Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung i. S. von § 434 I 1 BGB über ein be­stimm­tes Al­ter des Fahr­zeugs ge­trof­fen wor­den. Im Be­stell­for­mu­lar sei le­dig­lich das Erst­zu­las­sungs­da­tum an­ge­ge­ben; auch bei den Kauf­ver­trags­ver­hand­lun­gen sei­en be­züg­lich des Al­ters des Ge­braucht­wa­gens kei­ne wei­te­ren Ab­re­den er­folgt. Aus den ge­trof­fe­nen Ab­spra­chen las­se sich auch kei­ne kon­klu­den­te Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung ab­lei­ten. Zwar kön­ne im Ein­zel­fall in der Auf­nah­me des Da­tums der Erst­zu­las­sung in den Kauf­ver­trag über ei­nen Ge­braucht­wa­gen ei­ne kon­klu­den­te Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung da­hin lie­gen, dass der Zeit­punkt der Her­stel­lung da­von nicht we­sent­lich, je­den­falls nicht meh­re­re Jah­re, ab­wei­che. Ei­ne sol­che Ver­ein­ba­rung sei aber dann nicht an­zu­neh­men, wenn es sich bei den An­ga­ben über die Erst­zu­las­sung le­dig­lich um ei­ne blo­ße Wis­sens­er­klä­rung han­de­le und es er­kenn­bar an dem Wil­len des Ver­käu­fers feh­le, für ei­ne Be­schaf­fen­heit bin­dend ein­zu­ste­hen. Im Streit­fall ste­he ei­nem Wil­len, für die Rich­tig­keit des Erst­zu­las­sungs­da­tums und für ei­ne Be­schaf­fen­heit be­züg­lich des Her­stel­lungs­zeit­punkts ein­zu­ste­hen, der dem Da­tum der Erst­zu­las­sung im Kauf­ver­trag hin­zu­ge­füg­te ein­schrän­ken­de Zu­satz „laut Fahr­zeug­brief“ ent­ge­gen.

[8]    In ei­ner Stand­zeit von 19,5 Mo­na­ten vor der erst­ma­li­gen Zu­las­sung lie­ge auch kei­ne Ab­wei­chung von der üb­li­chen Be­schaf­fen­heit i. S. von § 434 I 2 Nr. 2 BGB. Zwar wür­den im In­land her­ge­stell­te Per­so­nen­kraft­wa­gen, die nicht für den Ex­port be­stimmt sei­en, über­wie­gend in­ner­halb ei­nes Zeit­raums von zwölf Mo­na­ten nach der Pro­duk­ti­on (erst­mals) zum öf­fent­li­chen Ver­kehr zu­ge­las­sen. Dem­entspre­chend ha­be der BGH den Ver­kauf ei­nes Fahr­zeugs als „fa­brik­neu“ oder als „Jah­res­wa­gen“ als kon­klu­den­te Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung da­hin ge­wer­tet, dass die Stand­zeit zwi­schen Her­stel­lung und Erst­zu­las­sung nicht mehr als zwölf Mo­na­te be­tra­gen ha­be. Der Um­stand, dass bei nor­ma­lem Lauf der Din­ge die Erst­zu­las­sung ei­nes Per­so­nen­fahr­zeugs in­ner­halb von zwölf Mo­na­ten nach Her­stel­lung er­fol­ge, recht­fer­ti­ge es aber für sich ge­nom­men nicht, bei ei­nem Ge­braucht­wa­gen ei­ne län­ge­re Stand­zeit als Ab­wei­chung von der üb­li­chen, vom Käu­fer zu er­war­ten­den Be­schaf­fen­heit zu wer­ten, denn er sei für die Käu­fe­rer­war­tung nicht al­lein prä­gend. Ob im Ein­zel­fall ei­ne län­ge­re Stand­zeit ei­nen Sach­man­gel be­grün­de, hän­ge letzt­lich von ei­ner wer­ten­den Be­trach­tung der Ein­zel­fal­l­um­stän­de ab.

[9]    Vor­lie­gend ha­be es sich bei dem ver­äu­ßer­ten Per­so­nen­kraft­wa­gen an­ge­sichts des zwi­schen der Erst­zu­las­sung und dem Kauf­ver­trags­ab­schluss lie­gen­den Zeit­raums von zwei Jah­ren und vier Mo­na­ten nicht mehr um ein „jun­ges“ Ge­braucht­fahr­zeug ge­han­delt. Die Lauf­leis­tung von 38.616 km, die das Fahr­zeug beim An­kauf auf­ge­wie­sen ha­be, ha­be ei­ne nicht un­er­heb­li­che Ab­nut­zung in­di­ziert, die ge­gen­über ei­ner et­wai­gen Stand­zeit zu­neh­mend an Be­deu­tung ge­won­nen ha­be. Auch der Um­stand, dass der Kraft­wa­gen aus­weis­lich des Kauf­ver­trags zu­nächst „als Eu­ro­mo­bil-Fahr­zeug“, al­so beim Miet­wa­gen­un­ter­neh­men Eu­ro­mo­bil Au­to­ver­mie­tung GmbH, im Ein­satz ge­we­sen sei, spre­che da­ge­gen, dass der Klä­ger ei­ne be­stimm­te „Stand­zeit­nicht­über­schrei­tung“ und da­mit ein be­stimm­tes Höchst­al­ter als üb­lich ha­be er­war­ten dür­fen. Für Miet­wa­gen­un­ter­neh­men sei we­ni­ger der seit der Her­stel­lung ver­stri­che­ne Zeit­raum, son­dern vor­ran­gig das Da­tum der Erst­zu­las­sung von Be­deu­tung, an die die Dau­er ei­ner Her­stel­ler­ga­ran­tie an­knüp­fe, die wie­der­um für den Re­pa­ra­tur­kos­ten­un­ter­halt als Amor­ti­sa­ti­ons­fak­tor von Be­deu­tung sei. Au­ßer­dem füh­re ei­ne Miet­wa­gen­nut­zung im Markt re­gel­mä­ßig zu ei­ner er­heb­li­chen Wert­re­du­zie­rung, so­dass ei­ne zwi­schen Her­stel­lung und Erst­zu­las­sung nicht be­son­ders deut­lich über ein Jahr hin­aus­ge­hen­de Stand­zeit ver­gleichs­wei­se we­nig ins Ge­wicht fal­le.

[10]   Ent­ge­gen der Auf­fas­sung des Klä­gers stel­le es auch kei­nen Sach­man­gel dar, dass das Fahr­zeug nicht aus dem „Mo­dell­jahr­gang 2010“ stam­me. Die Par­tei­en hät­ten hier­über we­der ei­ne aus­drück­li­che noch ei­ne kon­klu­den­te Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung ge­trof­fen. Der An­ga­be des Da­tums der Erst­zu­las­sung sei nicht der Er­klä­rungs­wert zu ent­neh­men, dass das Fahr­zeug zu die­sem Zeit­punkt dem da­mals ak­tu­el­len Mo­dell ent­spro­chen ha­be. Auch ein Sach­man­gel i. S. von § 434 I 2 Nr. 2 BGB lie­ge nicht vor. Dem Käu­fer ei­nes Ge­braucht­wa­gens kom­me es – an­ders als ei­nem Neu­wa­gen­käu­fer – re­gel­mä­ßig nicht auf die Zu­ge­hö­rig­keit zu ei­ner be­stimm­ten Mo­dell­rei­he oder zu ei­nem be­stimm­ten Mo­dell­jahr an. Da­von ab­ge­se­hen ha­be der Klä­ger bei den – wie von ihm gel­tend ge­macht – erst ab Som­mer 2009 er­folg­ten (op­ti­schen) Ver­än­de­run­gen an dem Fahr­zeug­typ auch bei ei­ner von ihm ak­zep­tier­ten Stand­zeit von bis zu zwölf Mo­na­ten da­mit rech­nen müs­sen, ein Fahr­zeug zu er­wer­ben, das noch vor die­sem Zeit­punkt her­ge­stellt wor­den und da­her die Ver­än­de­run­gen noch nicht auf­ge­wie­sen ha­be.

[11]   Schließ­lich sei­en auch kei­ne hin­rei­chen­den An­halts­punk­te für ein arg­lis­ti­ges Ver­schwei­gen der Be­klag­ten über das Al­ter des Fahr­zeugs er­sicht­lich. Die Be­klag­te sei auf­grund der vor­ste­hen­den Er­wä­gun­gen nicht ge­hal­ten ge­we­sen, un­ge­fragt auf den zwi­schen Her­stel­lung und Erst­zu­las­sung lie­gen­den Zeit­raum und auf op­ti­sche Ab­wei­chun­gen zu im Fe­bru­ar 2010 her­ge­stell­ten Fahr­zeu­gen hin­zu­wei­sen.

[12]   II. Die­se Be­ur­tei­lung hält recht­li­cher Nach­prü­fung stand, so­dass die Re­vi­si­on zu­rück­zu­wei­sen ist.

[13]   Ein An­spruch auf Rück­zah­lung des Kauf­prei­ses ge­mäß § 437 Nr. 2 Fall 1, §§ 434 I, 323 I, 346, 348 BGB steht dem Klä­ger nicht zu. Da­mit ist auch sei­nem Be­geh­ren auf Fest­stel­lung des An­nah­me­ver­zugs der Be­klag­ten und auf Er­stat­tung der gel­tend ge­mach­ten Ne­ben­for­de­run­gen die Grund­la­ge ent­zo­gen. Das Be­ru­fungs­ge­richt hat mit Recht an­ge­nom­men, dass der vom Klä­ger ge­kauf­te Ge­braucht­wa­gen we­der im Hin­blick auf die Stand­zeit vor sei­ner Erst­zu­las­sung noch auf sei­ne Mo­dell­rei­hen­zu­ge­hö­rig­keit mit ei­nem Sach­man­gel i. S. von § 434 I BGB be­haf­tet ist.

[14]   Die gel­tend ge­mach­ten An­sprü­che be­ste­hen – an­ders als die Re­vi­si­on meint – auch nicht un­ter dem Ge­sichts­punkt des Scha­dens­er­sat­zes we­gen an­geb­lich arg­lis­tig un­ter­blie­be­ner Auf­klä­rung über das wah­re Al­ter des Fahr­zeugs oder über op­ti­sche Ab­wei­chun­gen zu spä­ter her­ge­stell­ten Fahr­zeu­gen (§§ 280 I, 311 II, 241 BGB). Das Be­ru­fungs­ge­richt hat rechts­feh­ler­frei das Be­ste­hen ei­ner ent­spre­chen­den Auf­klä­rungs­pflicht der Be­klag­ten ver­neint.

[15]   1. Ent­ge­gen der Auf­fas­sung der Re­vi­si­on hat das Be­ru­fungs­ge­richt frei von Rechts­feh­lern an­ge­nom­men, dass die Par­tei­en nicht ei­ne Be­schaf­fen­heit nach Maß­ga­be des § 434 I 1 BGB da­hin ver­ein­bart ha­ben, dass das Bau­jahr des Fahr­zeugs je­den­falls nicht mehr als zwölf Mo­na­te von dem an­ge­ge­be­nen Da­tum der Erst­zu­las­sung ab­wei­che und vor der Erst­zu­las­sung auch kein „Mo­dell­wech­sel“ statt­ge­fun­den ha­be.

[16]   a) Nach den Fest­stel­lun­gen des Be­ru­fungs­ge­richts ha­ben die Par­tei­en kei­ne aus­drück­li­che Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung über ein be­stimm­tes Höchst­al­ter des Fahr­zeugs oder sei­ne Zu­ge­hö­rig­keit zu ei­ner ak­tu­ell her­ge­stell­ten Mo­dell­rei­he ge­trof­fen (vgl. hier­zu Rein­king/Eg­gert, Der Au­to­kauf, 12. Aufl., Rn. 2621, 2623). Dies lässt Rechts­feh­ler nicht er­ken­nen und wird von der Re­vi­si­on auch hin­ge­nom­men.

[17]   b) Oh­ne Er­folg wen­det sich die Re­vi­si­on da­ge­gen, dass das Be­ru­fungs­ge­richt be­züg­lich der ge­nann­ten Ei­gen­schaf­ten auch das Zu­stan­de­kom­men ei­ner kon­klu­den­ten Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung ver­neint hat.

[18]   aa) Ei­ne kon­klu­den­te Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung kann zwar un­ter Um­stän­den da­durch ge­trof­fen wer­den, dass in der im Ver­trag ent­hal­te­nen Be­schrei­bung des Kauf­ob­jekts (ge­ge­be­nen­falls in Ver­bin­dung mit münd­li­chen Er­klä­run­gen des Ver­käu­fers) zu­gleich ei­ne auf Bin­dung an­ge­leg­te Aus­sa­ge über sei­nen Cha­rak­ter und da­mit ei­nem die­sem Cha­rak­ter ent­spre­chen­de Be­schaf­fen­heit ent­hal­ten ist (vgl. Se­nat, Urt. v. 23.09.2009 – VI­II ZR 300/08, NJW 2010, 1133 Rn. 14 m. w. Nachw. [zum Miet­recht]; vgl. fer­ner Se­nat, Urt. v. 04.06.1997 – VI­II ZR 243/96, BGHZ 135, 393, 399 [zur Fra­ge ei­ner Zu­si­che­rung nach § 459 II BGB a.F.]; vgl. auch BGH, Urt. v. 06.11.2015 – V ZR 78/14, ju­ris Rn. 15 ff. [zu den Be­son­der­hei­ten bei ei­nem no­ta­ri­ell be­ur­kun­de­ten Grund­stücks­kauf­ver­trag]). Ob ei­ne still­schwei­gend ge­trof­fe­ne Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung vor­liegt, hängt letzt­lich von den kon­kre­ten Um­stän­den des je­wei­li­gen Ein­zel­falls ab und ist ei­ne Fra­ge der in ers­ter Li­nie dem Tatrich­ter ob­lie­gen­den Ver­trags­aus­le­gung (vgl. Se­nat, Urt. v. 04.06.1997 – VI­II ZR 243/96, BGHZ 135, 393, 396 [zur Fra­ge ei­ner Zu­si­che­rung nach § 459 II BGB a.F.]). Da­bei kommt den Tat­sa­chen­in­stan­zen zu­nächst die Auf­ga­be zu, im Rah­men der ih­nen nach § 286 I ZPO ob­lie­gen­den Wür­di­gung des Pro­zess­stof­fes die aus­le­gungs­re­le­van­ten Tat­sa­chen fest­zu­stel­len. So­dann ha­ben sie auf der Grund­la­ge der fest­ge­stell­ten Um­stän­de im We­ge der Aus­le­gung zu er­mit­teln, ob und mit wel­chem In­halt ein Ver­trag zu­stan­de ge­kom­men ist.

[19]   bb) Die Re­vi­si­on will ei­ne kon­klu­den­te Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung hin­sicht­lich ei­ner zwölf Mo­na­te nicht über­schrei­ten­den Höchst­stand­zeit zwi­schen Her­stel­lung und Erst­zu­las­sung so­wie ei­ner Zu­ge­hö­rig­keit zur „Mo­dell­rei­he 2010“ al­lein aus dem im Be­stell­for­mu­lar an­ge­ge­be­nen Da­tum der Erst­zu­las­sung ab­lei­ten. Dem­ge­gen­über hat das Be­ru­fungs­ge­richt der im Be­stell­for­mu­lar vor­ge­druck­ten Er­klä­rung „Da­tum der Erst­zu­las­sung lt. Fzg-Brief“ und der hier­bei ein­ge­setz­ten Da­tums­an­ga­be „18.02.2010“ in An­be­tracht des ge­nann­ten Zu­sat­zes nicht den Ge­halt ei­ner (ver­bind­li­chen) Wil­lens­er­klä­rung bei­ge­mes­sen, son­dern sie le­dig­lich als Wis­sens­er­klä­rung ge­wer­tet. Dies lässt Rechts­feh­ler nicht er­ken­nen.

[20]   (1) Da­bei kann die vom Be­ru­fungs­ge­richt nicht er­ör­ter­te Fra­ge of­fen­blei­ben, ob es sich bei der in Re­de ste­hen­den Er­klä­rung um ei­ne – vom Re­vi­si­ons­ge­richt un­ein­ge­schränkt über­prüf­ba­re (st. Rspr.; vgl. Se­nat, Urt. v. 17.04.2013 – VI­II ZR 225/12, NJW 2013, 1805 Rn. 9; Urt. v. 09.04.2014 – VI­II ZR 404/12, BGHZ 200, 362 Rn. 25; Urt. v. 03.12.2014 – VI­II ZR 224/13, NJW-RR 2015, 264 Rn. 16; je­weils m. w. Nachw.) – All­ge­mei­ne Ge­schäfts­be­din­gung i. S. von § 305 I BGB han­delt (zu der Pro­ble­ma­tik der recht­li­chen Ein­ord­nung er­gän­zungs­be­dürf­ti­ger For­mu­la­re vgl. BGH, Urt. v. 02.03.1994 – XII ZR 175/92, WM 1994, 1136 [un­ter 2]; Urt. v. 07.02.1996 – IV ZR 379/94, ju­ris Rn. 13; Urt. v. 13.11.1997 – X ZR 135/95, NJW 1998, 1066 [un­ter II 2 b]; Ul­mer/Ha­ber­sack, in: Ul­mer/Brand­ner/Hen­sen, AGB-Recht, 12. Aufl., § 305 BGB Rn. 56; je­weils m. w. Nachw.). Denn selbst wenn es sich um ei­ne In­di­vi­dua­l­er­klä­rung han­deln soll­te, wä­re die­se im In­ter­es­se ei­ner ein­heit­li­chen Hand­ha­bung und da­mit der Rechts­si­cher­heit vom Re­vi­si­ons­ge­richt aus­nahms­wei­se in­halt­lich un­ein­ge­schränkt zu über­prü­fen (vgl. BGH, Urt. v. 21.04.1993 – VI­II ZR 113/92, BGHZ 122, 256, 260; Urt. v. 18.06.1995 – VI­II ZR 23/94, BGHZ 128, 307, 309; Urt. v. 07.06.2006 – VI­II ZR 180/05, NJW 2006, 2694 Rn. 8; Urt. v. 12.03.2008 – VI­II ZR 253/05, NJW 2008, 1517 Rn. 12; je­weils m. w. Nachw.), weil es hier­bei um ei­ne ty­pi­sche An­ga­be geht, die in die­ser oder ei­ner ähn­li­chen sinn­ent­spre­chen­den Fas­sung im Ge­braucht­wa­gen­han­del üb­li­cher­wei­se und da­mit auch über den Be­zirk des Be­ru­fungs­ge­richts hin­aus ver­wen­det wird (vgl. Rein­king/Eg­gert, a. a. O., Rn. 2631).

[21]   (2) Der da­nach in bei­den Fäl­len ge­bo­te­nen vol­len in­halt­li­chen re­vi­si­ons­recht­li­chen Über­prü­fung hält die Aus­le­gung des Be­ru­fungs­ge­richts stand.

[22]   (a) Oh­ne Er­folg rügt die Re­vi­si­on, das Be­ru­fungs­ge­richt sei un­ter Ver­stoß ge­gen § 529 I Nr. 1 ZPO von der „Fest­stel­lung“ des Land­ge­richts ab­ge­wi­chen, nach der vor­lie­gend ei­ne Be­schaf­fen­heit des Ge­braucht­wa­gens da­hin ver­ein­bart wor­den sei, dass des­sen Bau­jahr je­den­falls nicht mehr als zwölf Mo­na­te von dem an­ge­ge­be­nen Jahr der Erst­zu­las­sung ab­wei­che und vor der Erst­zu­las­sung kein „Mo­dell­wech­sel“ statt­ge­fun­den ha­be. Hier­bei ver­kennt die Re­vi­si­on in mehr­fa­cher Hin­sicht den Um­fang der Prü­fungs­kom­pe­tenz des Be­ru­fungs­ge­richts.

[23]   (aa) Zum ei­nen gilt die in §§ 513 I, 529 I Nr. 1 ZPO an­ge­ord­ne­te Bin­dung des Be­ru­fungs­ge­richts an die von der Vor­in­stanz „fest­ge­stell­ten Tat­sa­chen“ im Rah­men der Er­mitt­lung des In­halts von Ver­ein­ba­run­gen nur hin­sicht­lich der Fest­stel­lung des (tat­säch­li­chen) Er­klä­rungs­tat­be­stan­des der bei­der­sei­ti­gen Er­klä­run­gen so­wie der wei­te­ren tat­säch­li­chen Um­stän­de, die für das Ver­ständ­nis der Ver­ein­ba­rung von Be­deu­tung sind (vgl. Se­nat, Urt. v. 14.07.2004 – VI­II ZR 164/03, BGHZ 160, 83, 88). Hier­von zu un­ter­schei­den ist die rich­ter­li­che Ver­trags­aus­le­gung, bei der es nicht um ei­ne em­pi­ri­sche Tat­sa­chen­fest­stel­lung, son­dern dar­um geht, die fest­ge­stell­ten Tat­sa­chen in ih­rer recht­li­chen Be­deu­tung zu wür­di­gen und da­durch den In­halt des Ver­tra­ges recht­lich nä­her zu be­stim­men.

[24]   Die­se ver­ste­hen­de In­ter­pre­ta­ti­on von Tat­sa­chen wird von nor­ma­ti­ven Vor­ga­ben ge­lei­tet. Der Vor­gang des ju­ris­ti­schen Ver­ste­hens ei­ner Ver­ein­ba­rung durch rich­ter­li­che Ver­trags­aus­le­gung fällt da­mit in den Be­reich der An­wen­dung ma­te­ri­el­len Rechts, so­dass dem Be­ru­fungs­ge­richt ge­mäß §§ 513 I, 546 ZPO auch bei – vom Re­vi­si­ons­ge­richt nur be­schränkt über­prüf­ba­ren (st. Rspr., vgl. BGH, Urt. v. 09.07.2014 – VI­II ZR 376/13, BGHZ 202, 39 Rn. 4; Urt. v. 15.10.2014 – XII ZR 111/12, WM 2014, 2280 Rn. 38; Urt. v. 03.12.2014 – VI­II ZR 224/13, NZM 2015, 79 Rn. 37 m. w. Nachw.; Urt. v. 10.06.2015 – VI­II ZR 99/14, NJW 2015, 2324 Rn. 13) – In­di­vi­dua­l­er­klä­run­gen ei­ne un­be­schränk­te Über­prü­fung der vor­in­stanz­li­chen Ver­trags­aus­le­gung da­hin er­öff­net ist, ob die­se bei Wür­di­gung al­ler da­für im Ein­zel­fall maß­geb­li­chen Um­stän­de sach­ge­recht er­scheint (Se­nat, Urt. v. 14.07.2004 – VI­II ZR 164/03, BGHZ 160, 83, 88 ff.). Erst recht gilt dies bei der Aus­le­gung von All­ge­mei­nen Ge­schäfts­be­din­gun­gen und bei In­di­vi­dua­l­er­klä­run­gen, die ty­pi­scher­wei­se im Ge­schäfts­ver­kehr und da­mit über den Be­zirk des Be­ru­fungs­ge­richts hin­aus Ver­wen­dung fin­den. Denn zu der in sol­chen Fäl­len vor­zu­neh­men­den voll­stän­di­gen Über­prü­fung des ge­fun­de­nen Aus­le­gungs­er­geb­nis­ses ist – wie be­reits aus­ge­führt – selbst das auf ei­ne rei­ne Rechts­kon­trol­le be­schränk­te Re­vi­si­ons­ge­richt be­fugt und ver­pflich­tet.

[25]   Vor­lie­gend ste­hen die tat­säch­li­chen Grund­la­gen des Ver­trags­schlus­ses, ins­be­son­de­re der Er­klä­rungs­tat­be­stand „Da­tum der Erst­zu­las­sung lt. Fzg-Brief: 18.02.2010“ nicht im Streit. Viel­mehr geht es al­lein um die Fra­ge, ob das Be­ru­fungs­ge­richt be­rech­tigt war, die­ser Er­klä­rung ei­nen an­de­ren Ge­halt bei­zu­mes­sen als das erst­in­stanz­li­che Ge­richt. Das Be­ru­fungs­ge­richt war da­mit nicht durch die Be­schrän­kun­gen des § 529 I Nr. 1 ZPO an ei­ner ei­gen­stän­di­gen Aus­le­gung ge­hin­dert.

[26]   (bb) Zum an­de­ren ver­kennt die Re­vi­si­on, dass nach § 529 I Nr. 1 ZPO ei­ne Bin­dung des Be­ru­fungs­ge­richts an die Tat­sa­chen­fest­stel­lung der ers­ten In­stanz nicht be­reits dann ein­tritt, wenn die­se kei­ne Ver­fah­rens­feh­ler auf­weist (vgl. BGH, Urt. v. 09.03.2005 – VI­II ZR 266/03, BGHZ 162, 314, 316 f.; Urt. v. 07.02.2008 – III ZR 307/05, NJW-RR 2008, 771 Rn. 13). Viel­mehr sind auch ver­fah­rens­feh­ler­frei ge­trof­fe­ne Tat­sa­chen­fest­stel­lun­gen für das Be­ru­fungs­ge­richt nach § 529 I Nr. 1 ZPO nicht bin­dend, so­weit kon­kre­te An­halts­punk­te Zwei­fel an der Rich­tig­keit oder Voll­stän­dig­keit der ent­schei­dungs­er­heb­li­chen Fest­stel­lun­gen be­grün­den. Sol­che Zwei­fel kön­nen sich, an­ders als die Re­vi­si­on of­fen­bar meint, auch aus der Mög­lich­keit un­ter­schied­li­cher Wer­tun­gen er­ge­ben (Se­nat, Urt. v. 09.03.2005 – VI­II ZR 266/03, BGHZ 162, 314, 317; BVerfG, Beschl. v. 12.06.2003 – 1 BvR 2285/02, NJW 2003, 2524; Beschl. v. 22.11.2004 – 1 BvR 1935/03, NJW 2005, 1487). Wie die Re­vi­si­ons­er­wi­de­rung zu Recht gel­tend macht, han­delt es sich bei der Be­ru­fungs­in­stanz da­mit auch nach In­kraft­tre­ten des Zi­vil­pro­zess­re­form­ge­set­zes um ei­ne zwei­te – wenn auch ein­ge­schränk­te – Tat­sa­chen­in­stanz, de­ren Auf­ga­be in der Ge­win­nung ei­ner „feh­ler­frei­en und über­zeu­gen­den“ und da­mit „rich­ti­gen“ Ent­schei­dung des Ein­zel­falls be­steht (Se­nat, Urt. v. 09.03.2005 – VI­II ZR 266/03, BGHZ 162, 314, 316; BGH, Beschl. v. 22.12.2015 – VI ZR 67/15, NJW 2016, 713 Rn. 7; je­weils m. w. Nachw.; Be­grün­dung des Re­gie­rungs­ent­wur­fes ei­nes Ge­set­zes zur Re­form des Zi­vil­pro­zes­ses, BT-Drs. 14/4722, S. 59 f.).

[27]   (b) Oh­ne Er­folg macht die Re­vi­si­on dem Be­ru­fungs­ge­richt wei­ter zum Vor­wurf, die von die­sem vor­ge­nom­me­ne Aus­le­gung sei in­halt­lich feh­ler­haft. Die Re­vi­si­on ver­kennt, dass die Aus­le­gung des Be­ru­fungs­ge­richts, wo­nach es sich bei der An­ga­be des Erst­zu­las­sungs­da­tums le­dig­lich um ei­ne un­ver­bind­li­che Wis­sens­er­klä­rung han­delt, im Ein­klang mit den von der höchst­rich­ter­li­chen Recht­spre­chung auf­ge­stell­ten Grund­sät­zen zur Ab­gren­zung von ver­bind­li­chen Wil­lens­er­klä­run­gen und rei­nen Wis­sens­er­klä­run­gen steht.

[28]   (aa) Die Fra­ge, ob ei­ne Er­klä­rung oder ein be­stimm­tes Ver­hal­ten als (rechts­ver­bind­li­che) Wil­lens­er­klä­rung zu wer­ten ist, be­ur­teilt sich nach den für die Aus­le­gung von Wil­lens­er­klä­run­gen gel­ten­den Maß­stä­ben (vgl. BGH, Urt. v. 22.01.2014 – VI­II ZR 391/12, NJW 2014, 1951 Rn. 14; Urt. v. 07.11.2001 – VI­II ZR 13/01, NJW 2002, 363 [un­ter II 3 b aa]; für die Ab­gren­zung von AGB und un­ver­bind­li­chen Er­klä­run­gen vgl. BGH, Urt. v. 04.02.2009 – VI­II ZR 32/08, BGHZ 179, 319 Rn. 11, 22; Urt. v. 09.04.2014 – VI­II ZR 404/12, BGHZ 200, 362 Rn. 24 f.). Vor­lie­gend kommt – wie be­reits aus­ge­führt – al­lein ei­ne Ein­ord­nung als All­ge­mei­ne Ge­schäfts­be­din­gung oder als ty­pi­sche, über den Be­zirk des Be­ru­fungs­ge­richts hin­aus im Ge­braucht­wa­gen­han­del ver­wen­de­te In­di­vi­dua­l­er­klä­rung in Be­tracht. In bei­den Fäl­len rich­tet sich die Un­ter­schei­dung zwi­schen ei­ner rechts­ver­bind­li­chen Ver­trags­be­din­gung (§ 305 I BGB) bzw. ei­ner rechts­ver­bind­li­chen (ty­pi­schen) Wil­lens­er­klä­rung von ei­ner un­ver­bind­li­chen An­ga­be nach ob­jek­ti­ven Maß­stä­ben.

[29]   Nach dem bei All­ge­mei­nen Ge­schäfts­be­din­gun­gen gel­ten­den Grund­satz der ob­jek­ti­ven Aus­le­gung (vgl. BGH, Urt. v. 18.07.200 – VI­II ZR 227/06, NJW-RR 2007, 1697 Rn. 23; Urt. v. 06.11.2011 – XI ZR 401/10, NJW 2012, 1066 Rn. 23; Urt. v. 17.02.2016 – XII ZR 183/13, NJW-RR 2016, 572 Rn. 10) sind die­se nach ih­rem ob­jek­ti­ven In­halt und ty­pi­schen Sinn ein­heit­lich so aus­zu­le­gen, wie sie von ver­stän­di­gen und red­li­chen Ver­trags­part­nern un­ter Ab­wä­gung der In­ter­es­sen der nor­ma­ler­wei­se be­tei­lig­ten Krei­se ver­stan­den wer­den, wo­bei die Ver­ständ­nis­mög­lich­kei­ten des durch­schnitt­li­chen Ver­trags­part­ners des Ver­wen­ders zu­grun­de zu le­gen sind (vgl. BGH, Urt. v. 09.04.2014 – VI­II ZR 404/12, BGHZ 200, 362 Rn. 57; Urt. v. 20.01.2016 – VI­II ZR 152/15, WuM 2016, 164 Rn. 17; Urt. v. 17.02.2016 – XII ZR 183/13, NJW-RR 2016, 572 Rn. 10; je­weils m. w. Nachw.).

[30]   Die­ser Grund­satz und der da­nach an­zu­le­gen­de Aus­le­gungs­maß­stab gel­ten auch für die Er­mitt­lung des In­halts von ty­pi­schen im Ge­schäfts­ver­kehr ver­wen­de­ten In­di­vi­dual­klau­seln. Auch die­se sind los­ge­löst von den Vor­stel­lun­gen der kon­kre­ten Ver­trags­par­tei­en und den Ein­zel­fal­l­um­stän­den nach ob­jek­ti­ven Maß­stä­ben ein­heit­lich aus­zu­le­gen (BGH, Urt. v. 25.10.1952 – I ZR 48/52, BGHZ 7, 365, 368; Urt. v. 29.10.1956 – II ZR 64/56, BGHZ 22, 109, 113; Pa­landt/El­len­ber­ger, BGB, 75. Aufl., § 133 Rn. 26a; je­weils m. w. Nachw).

[31]   (bb) Ge­mes­sen an den auf­ge­zeig­ten Maß­stä­ben ist das vom Be­ru­fungs­ge­richt ge­fun­de­ne Aus­le­gungs­er­geb­nis, wo­nach sich der Er­klä­rungs­tat­be­stand „Da­tum der Erst­zu­las­sung lt. Fzg.-Brief: 18.02.2010“ in ei­ner rei­nen Wis­sens­er­klä­rung er­schöpft und hier­durch kei­ne kon­klu­den­te Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung über ei­ne be­stimm­te Höchst­stand­zeit oder ei­ne be­stimm­te Mo­dell­zu­ge­hö­rig­keit des Ge­braucht­wa­gens ge­trof­fen wor­den ist, nicht zu be­an­stan­den.

[32]   (aaa) Die Re­vi­si­on meint, die For­mu­lie­rung „Da­tum der Erst­zu­las­sung lt. Fzg.-Brief“ be­sa­ge nicht, dass der Ver­käu­fer nicht die Ge­währ da­für über­neh­me, dass das Fahr­zeug vor sei­ner Erst­zu­las­sung nicht ei­ne über­lan­ge Stand­zeit mit ei­nem wäh­rend­des­sen er­folg­ten Mo­dell­wech­sel auf­ge­wie­sen ha­be. Da­her sei dem Be­ru­fungs­ge­richt ein Ver­stoß ge­gen Denk­ge­set­ze an­zu­las­ten. Au­ßer­dem ste­he nach der vom Be­ru­fungs­ge­richt au­ßer Acht ge­las­se­nen Le­bens­er­fah­rung dem Ver­käu­fer zur Be­stim­mung des Da­tums der Erst­zu­las­sung in al­ler Re­gel al­lein der Fahr­zeug­brief zur Ver­fü­gung, so­dass der Zu­satz „laut Fahr­zeug­brief“ zu­nächst nur als Er­in­ne­rungs- oder Aus­füll­hil­fe [ge­meint of­fen­bar: für ei­ne Wil­lens­er­klä­rung] die­ne.

[33]   (bbb) Bei die­ser Sicht­wei­se blen­det die Re­vi­si­on aus, dass der Se­nat in stän­di­ger Recht­spre­chung bei der ge­bo­te­nen ob­jek­ti­ven Aus­le­gung ein­schrän­ken­den Zu­sät­zen, wie „laut Fahr­zeug­brief“, „laut Vor­be­sit­zer“, „so­weit ihm be­kannt“, kei­nen rechts­ver­bind­li­chen Er­klä­rungs­ge­halt bei­misst, son­dern dar­in al­lein ei­ne Wis­sens­er­klä­rung sieht (Se­nat, Urt. v. 04.06.1997 – VI­II ZR 243/96, BGHZ 135, 393, 398; Urt. v. 12.03.2008 – VI­II ZR 253/05, NJW 2008, 1517 Rn. 13; Beschl. v. 02.11.2010 – VI­II ZR 287/09, DAR 2011, 520 Rn. 4). Wer sich im Rah­men von Kauf­ver­trags­ver­hand­lun­gen für ei­ne Aus­sa­ge aus­drück­lich auf ei­ne be­stimm­te Quel­le be­zieht, bringt da­mit dem Wort­laut nach hin­rei­chend deut­lich zum Aus­druck, wo­her er die An­ga­be ent­nom­men hat und dass es sich da­bei nicht um ei­ge­nes Wis­sen han­delt (vgl. Se­nat, Urt. v. 04.06.1997 – VI­II ZR 243/96, BGHZ 135, 393, 398; Urt. v. 12.03.2008 – VI­II ZR 253/05, NJW 2008, 1517 Rn. 13). Die­sen schon nach ih­rem Wort­laut auf ei­ne Wis­sens­er­klä­rung oder – bes­ser – Wis­sens­mit­tei­lung (vgl. Se­nat, Beschl. v. 02.11.2010 – VI­II ZR 287/09, DAR 2011, 520 Rn. 4) be­schränk­ten Aus­sa­ge­ge­halt ne­giert die Re­vi­si­on, wenn sie ei­nem sol­chen Zu­satz die Auf­ga­be ei­ner Aus­füll- oder Er­in­ne­rungs­hil­fe (für ei­ne Wil­lens­er­klä­rung) zu­wei­sen will.

[34]   Hier­bei lässt sie zu­dem die beim Ge­braucht­wa­gen­han­del ge­ge­be­ne ty­pi­sche In­ter­es­sen­la­ge au­ßer Acht. Bei tech­ni­schen Da­ten, die der Händ­ler in al­ler Re­gel nicht selbst über­prü­fen kann, kann ein Käu­fer nicht er­war­ten, der Ver­käu­fer wol­le in ver­trags­mä­ßig bin­den­der Wei­se die Ge­währ für die Rich­tig­keit der An­ga­be über­neh­men (Se­nat, Urt. v. 04.06.1997 – VI­II ZR 243/96, BGHZ 135, 393, 398; vgl. auch Se­nat, Urt. v. 12.03.2008 – VI­II ZR 253/05, NJW 2008, 1517 Rn. 13). Um ei­ne sol­che tech­ni­sche An­ga­be han­delt es sich bei dem Da­tum der Erst­zu­las­sung. Die­ses kann der Ge­braucht­wa­gen­händ­ler ty­pi­scher­wei­se nur dem Fahr­zeug­brief oder den An­ga­ben des Vor­be­sit­zers ent­neh­men. Dem­entspre­chend se­hen die üb­li­chen Be­stell­for­mu­la­re – so auch das im Streit­fall ver­wen­de­te – die al­ter­na­tiv aus­zu­fül­len­den Fel­der „Da­tum der Erst­zu­las­sung lt. Fzg.-Brief“ und „lt. Vor­be­sit­zer“ vor (vgl. Rein­king/Eg­gert, a. a. O., Rn. 2631).

[35]   (ccc) In An­be­tracht ih­rer ein­schrän­ken­den For­mu­lie­rung und der ty­pi­schen In­ter­es­sen­la­ge im Ge­braucht­wa­gen­han­del hat der Se­nat be­reits un­ter der Gel­tung des frü­he­ren Kauf­rechts die im Be­stell­for­mu­lar ent­hal­te­ne An­ga­be der PS-Zahl mit dem Zu­satz „lt. Fz.-Brief“ im Ge­braucht­wa­gen­han­del nicht als Zu­si­che­rung ei­ner Ei­gen­schaft der Kauf­sa­che i. S. von § 459 II BGB a.F. an­ge­se­hen (Se­nat, Urt. v. 04.06.1997 – VI­II ZR 243/96, BGHZ 135, 393, 398). Nach der Schuld­rechts­mo­der­ni­sie­rung hat er aus­ge­spro­chen, dass die­se Er­wä­gun­gen in glei­cher Wei­se auch für auf die durch das neue Kauf­recht ein­ge­führ­te Be­schaf­fen­heits­ga­ran­tie (§ 443 I Fall 1, § 444 Fall 2 BGB) und die Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung i. S. von § 434 I 1 BGB gel­ten (Se­nat, Urt. v. 12.03.2008 – VI­II ZR 253/05, NJW 2008, 1517 Rn. 13). Wei­ter hat der Se­nat klar­ge­stellt, dass auf­grund des durch die Schuld­rechts­mo­der­ni­sie­rung ein­ge­führ­ten Aus­schlus­ses der Frei­zei­ch­nung von der Män­gel­haf­tung im Kauf­ver­trag (§§ 437, 475 I BGB) bei dem im Ge­braucht­wa­gen­han­del ty­pi­schen Ver­brauchs­gü­ter­kauf (§ 474 I BGB) die An­nah­me der Ver­ein­ba­rung ei­ner Be­schaf­fen­heit nicht mehr „im Zwei­fel“, son­dern nur noch in ei­nem ein­deu­ti­gen Fall in Be­tracht kommt (Se­nat, Urt. v. 12.03.2008 – VI­II ZR 253/05, NJW 2008, 1517 Rn. 13; Beschl. v. 02.11.2010 – VI­II ZR 287/09, DAR 2011, 520 Rn. 4).

[36]   Da­mit kann, wie das Be­ru­fungs­ge­richt rich­tig ge­se­hen hat, aus der mit der Ein­schrän­kung „lt. Fzg.-Brief“ ver­se­he­nen An­ga­be des Erst­zu­las­sungs­da­tums im Be­stell­for­mu­lar nicht ei­ne kon­klu­den­te Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung da­hin ab­ge­lei­tet wer­den, das Her­stel­lungs­da­tum des Fahr­zeugs lie­ge höchs­tens zwölf Mo­na­te vor die­sem Zeit­punkt und das Fahr­zeug ge­hö­re dem­entspre­chend zu ei­ner be­stimm­ten Mo­dell­rei­he. Durch die Ein­schrän­kung „lt. Fzg.-Brief“ hat die Be­klag­te deut­lich ge­macht, dass sie nicht ein­mal für die Rich­tig­keit des Erst­zu­las­sungs­da­tums ein­ste­hen will. Erst recht kann die­ser An­ga­be kei­ne still­schwei­gen­de Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung über das Bau­jahr oder ei­ne Mo­dell­rei­hen­zu­ge­hö­rig­keit des er­wor­be­nen Ge­braucht­wa­gens ent­nom­men wer­den.

[37]   (ddd) An die­sem Aus­le­gungs­er­geb­nis än­der­te – un­ter­stellt, es han­del­te sich um ei­ne All­ge­mei­ne Ge­schäfts­be­din­gung – auch die von der Re­vi­si­on an­ge­führ­te Un­klar­hei­ten­re­ge­lung des § 305c II BGB nichts. Die­se Be­stim­mung ist bei der Aus­le­gung, ob nach dem ob­jek­ti­ven Emp­fän­ger­ho­ri­zont ei­ne Ver­trags­be­din­gung i. S. von § 305 I BGB vor­liegt, nicht her­an­zu­zie­hen. Denn die An­wen­dung des § 305c II BGB setzt vor­aus, dass es sich bei der in­fra­ge ste­hen­den Er­klä­rung um ei­ne All­ge­mei­ne Ge­schäfts­be­din­gung han­delt, gibt aber zur Klä­rung der Fra­ge, ob ei­ne sol­che vor­liegt, nichts her (BGH, Urt. v. 04.02.2009 – VI­II ZR 32/08, BGHZ 179, 319 Rn. 22 m. w. Nachw.).

[38]   (eee) Al­ler­dings schließt der Zu­satz „lt. Fzg.-Brief“ es – wie auch sonst – nicht von vorn­her­ein aus, dass im Ein­zel­fall auf­grund be­son­de­rer Um­stän­de, et­wa wei­te­rer schrift­li­cher An­ga­ben an an­de­rer Stel­le des Be­stell­for­mu­lars oder münd­li­cher Er­klä­run­gen des Händ­lers/Ver­käu­fers, ei­ne be­stimm­te Be­schaf­fen­heit still­schwei­gend ver­ein­bart wur­de (vgl. Se­nat, Urt. v. 04.06.1997 – VI­II ZR 243/96, BGHZ 135, 393, 399 [zur Zu­si­che­rung ei­ner Ei­gen­schaft nach § 459 II BGB a.F.]). Sol­che be­son­de­ren Um­stän­de hat das Be­ru­fungs­ge­richt in­des nicht fest­ge­stellt und führt auch die Re­vi­si­on nicht an. Oh­ne­hin kä­me – wie be­reits aus­ge­führt – nach der Se­nats­recht­spre­chung ei­ne ent­spre­chen­de Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung nur in ein­deu­ti­gen Fäl­len in Be­tracht (vgl. auch Rein­king/Eg­gert, a. a. O., Rn. 2636).

[39]   2. Zu Recht hat das Be­ru­fungs­ge­richt wei­ter an­ge­nom­men, dass das ver­kauf­te Fahr­zeug we­der im Hin­blick auf die Stand­zeit vor sei­ner Erst­zu­las­sung noch auf sei­ne Mo­dell­rei­hen­zu­ge­hö­rig­keit ge­mäß § 434 I 2 Nr. 2 BGB mit ei­nem Man­gel be­haf­tet ist. Nach die­ser Vor­schrift ist ei­ne Sa­che frei von Sach­män­geln, wenn sie sich für die ge­wöhn­li­che Ver­wen­dung eig­net und ei­ne Be­schaf­fen­heit auf­weist, die bei Sa­chen der glei­chen Art üb­lich ist und die der Käu­fer nach Art der Sa­che er­war­ten kann. Die­se An­for­de­run­gen er­füllt der vom Klä­ger er­wor­be­ne Ge­braucht­wa­gen.

[40]   a) Für die ge­wöhn­li­che Ver­wen­dung eig­net sich ein ge­brauch­ter Per­so­nen­kraft­wa­gen grund­sätz­lich dann, wenn er kei­ne tech­ni­schen Män­gel auf­weist, die die Zu­las­sung zum Stra­ßen­ver­kehr hin­dern oder die Ge­brauchs­fä­hig­keit auf­he­ben oder be­ein­träch­ti­gen (Se­nat, Urt. v. 10.10.2007 – VI­II ZR 330/06, NJW 2008, 53 Rn. 18 m. w. Nachw.; Urt. v. 10.03.2009 – VI­II ZR 34/08, NJW 2009, 1588 Rn. 12). Da tech­ni­sche Män­gel des Fahr­zeugs von der Klä­ge­rin nicht be­haup­tet wer­den und auch sonst nicht er­sicht­lich sind, ist die­se Vor­aus­set­zung ge­ge­ben.

[41]   b) Das Fahr­zeug wies bei Ge­fahr­über­gang auch die Be­schaf­fen­heit auf, die bei Sa­chen der glei­chen Art üb­lich ist und die der Käu­fer nach Art der Sa­che er­war­ten kann.

[42]   aa) Die Fra­ge, wel­che Be­schaf­fen­heit bei ei­nem Ge­braucht­wa­gen üb­lich ist, hängt nach der Recht­spre­chung des Se­nats re­gel­mä­ßig von den je­wei­li­gen Um­stän­den des Ein­zel­falls ab, wie bei­spiels­wei­se dem Al­ter (bzw. der Dau­er der Zu­las­sung zum Stra­ßen­ver­kehr) und der Lauf­leis­tung des Fahr­zeugs, der An­zahl der Vor­be­sit­zer und der Art der Vor­be­nut­zung (vgl. Se­nat, Urt. v. 10.10.2007 – VI­II ZR 330/06, NJW 2008, 53 Rn. 19; Urt. v. 10.03.2009 – VI­II ZR 34/08, NJW 2009, 1588 Rn. 13). Bei der Käu­fe­rer­war­tung kommt es auf die ob­jek­tiv be­rech­tig­te Er­war­tung an, die sich in Er­man­ge­lung ab­wei­chen­der An­halts­punk­te je­den­falls im Re­gel­fall an der üb­li­chen Be­schaf­fen­heit gleich­ar­ti­ger Sa­chen ori­en­tiert. Nicht ent­schei­dend ist, wel­che Be­schaf­fen­heit der Käu­fer tat­säch­lich er­war­tet und wie er auf ei­ne hier­von ab­wei­chen­de Be­schaf­fen­heit re­agiert (Se­nat, Urt. v. 07.02.2007 – VI­II ZR 266/06, NJW 2007, 1351 Rn. 21 m. w. Nachw.; Urt. v. 20.05.2009 – VI­II ZR 191/07, BGHZ 181, 170 Rn. 14; vgl. auch Se­nat, Urt. v. 29.06.2011 – VI­II ZR 202/10, NJW 2011, 2872 Rn. 12). Hat er in der Kauf­si­tua­ti­on hö­he­re Er­war­tun­gen, muss er ei­ne ent­spre­chen­de Be­schaf­fen­heit i. S. von § 434 I 1 BGB in­di­vi­du­ell ver­ein­ba­ren (Se­nat, Urt. v. 20.05.2009 – VI­II ZR 191/07, BGHZ 181, 170 Rn. 14; Urt. v. 15.09.2010 – VI­II ZR 61/09, NJW 2010, 3710 Rn. 20).

[43]   bb) Ge­mes­sen an die­sen Maß­stä­ben ist das Be­ru­fungs­ge­richt zu Recht da­von aus­ge­gan­gen, dass der vom Klä­ger rund zwei Jah­re und vier Mo­na­te nach sei­ner Erst­zu­las­sung er­wor­be­ne Ge­braucht­wa­gen trotz ei­ner Stand­zeit von 19,5 Mo­na­ten zwi­schen der Her­stel­lung und der Erst­zu­las­sung bei Ge­fahr­über­gang die Be­schaf­fen­heit auf­wies, die bei ei­nem Ge­braucht­wa­gen üb­lich ist und die der Klä­ger er­war­ten konn­te. An­ders als die Re­vi­si­on meint, darf der Käu­fer ei­nes Ge­braucht­fahr­zeu­ges nicht ge­ne­rell er­war­ten, dass das Pro­duk­ti­ons­da­tum höchs­tens zwölf Mo­na­te vor der Erst­zu­las­sung liegt und das Fahr­zeug der zum Zeit­punkt der Erst­zu­las­sung ak­tu­el­len Mo­dell­rei­he an­ge­hört. So­weit der Se­nat bei Neu­wa­gen (da­zu nach­ste­hend un­ter (1)) und „Jah­res­wa­gen“ (da­zu nach­fol­gend un­ter (2)) im Rah­men ei­ner zu­ge­si­cher­ten Ei­gen­schaft nach § 459 II BGB a.F. oder ei­ner Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung nach § 434 I 1 BGB ei­ne Höchst­stand­zeit von zwölf Mo­na­ten zwi­schen Her­stel­lung und Erst­zu­las­sung an­ge­setzt hat, be­ruht dies auf der an ein ge­rin­ges Al­ter an­knüp­fen­den Kenn­zeich­nung der ge­nann­ten Fahr­zeu­ge (Se­nat, Urt. v. 15.10.2003 – VI­II ZR 227/02, NJW 2004, 160 [un­ter II 2, 3]; Urt. v. 07.06.2006 – VI­II ZR 180/05, NJW 2006, 2694 Rn. 11; Urt. v. 15.09.2010 – VI­II ZR 61/09, NJW 2010, 3710 Rn. 20). Bei (sons­ti­gen) Ge­braucht­wa­gen lie­gen sol­che be­son­de­ren Um­stän­de je­doch re­gel­mä­ßig nicht vor.

[44]   (1) Der Se­nat hat un­ter der Gel­tung des al­ten Schuld­rechts in stän­di­ger Recht­spre­chung an­ge­nom­men, dass im Ver­kauf ei­nes Neu­wa­gens durch ei­nen Kfz-Händ­ler die Zu­si­che­rung (§ 459 II BGB a.F.) da­hin liegt, dass das ver­kauf­te Fahr­zeug die Ei­gen­schaft „fa­brik­neu“ auf­weist (Se­nat, Urt. v. 16.07.2003 – VI­II ZR 243/02, NJW 2003, 2824 [un­ter II 1]; Se­nat, Urt. v. 15.10.2003 – VI­II ZR 227/02, NJW 2004, 160 [un­ter II 1]; Urt. v. 07.06.2006 – VI­II ZR 180/05, NJW 2006, 2694 Rn. 11; je­weils m. w. Nachw.). Ein un­be­nutz­tes Kraft­fahr­zeug er­füllt die­se Ei­gen­schaft je­doch nur dann, wenn und so­lan­ge das Mo­dell die­ses Fahr­zeugs un­ver­än­dert wei­ter­ge­baut wird, wenn es kei­ne durch ei­ne län­ge­re Stand­zeit be­ding­te Män­gel auf­weist und wenn zwi­schen Her­stel­lung des Fahr­zeugs und Ab­schluss des Kauf­ver­trags nicht mehr als zwölf Mo­na­te lie­gen (Se­nat, Urt. v. 15.10.2003 – VI­II ZR 227/02, NJW 2004, 160 [un­ter II 3]). Maß­geb­lich für die vom Se­nat vor­ge­nom­me­ne Be­schrän­kung der Stand­zeit ei­nes Neu­wa­gens vor des­sen Ver­kauf ist die Er­wä­gung, dass ei­ne lan­ge Stand­dau­er für ei­nen Neu­wa­gen­käu­fer ei­nen wert­min­dern­den Fak­tor dar­stellt. Je­des Fahr­zeug un­ter­liegt ei­nem Al­te­rungs­pro­zess, der mit dem Ver­las­sen des Her­stel­lungs­be­triebs ein­setzt. Grund­sätz­lich ver­schlech­tert sich der Zu­stand des Fahr­zeugs durch Zeit­ab­lauf auf­grund von Ma­te­ri­al­er­mü­dung, Oxi­da­ti­on und an­de­ren phy­si­ka­li­schen Ver­än­de­run­gen. Selbst ei­ne Auf­be­wah­rung un­ter op­ti­ma­len Be­din­gun­gen ver­mag dies nur zu ver­lang­sa­men, nicht aber zu ver­hin­dern (Se­nat, Urt. v. 15.10.2003 – VI­II ZR 227/02, NJW 2004, 160 [un­ter II 3]; vgl. auch Se­nat, Urt. v. 07.06.2006 – VI­II ZR 180/05, NJW 2006, 2694 Rn. 11).

[45]   (2) Un­ter der Gel­tung des neu­en Kauf­rechts hat der Se­nat sei­ne Recht­spre­chung zur Zu­si­che­rung der Fa­brik­neu­heit ei­nes Fahr­zeugs (§ 459 II BGB a.F.), wo­nach die sich an die Her­stel­lung an­schlie­ßen­de Stand­zeit ei­nes sol­ches Fahr­zeu­ges höchs­tens zwölf Mo­na­te be­tra­gen darf, auf die Ver­ein­ba­rung der Be­schaf­fen­heit (§ 434 I 1 BGB) ei­nes „Jah­res­wa­gens“ über­tra­gen (Urt. v. 07.06.2006 – VI­II ZR 180/05, NJW 2006, 2694 Rn. 7 ff.). In der Be­zeich­nung als „Jah­res­wa­gen“ hat der Se­nat ei­ne Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung da­hin ge­se­hen, dass es sich um ein Ge­braucht­fahr­zeug aus ers­ter Hand han­delt, das von ei­nem Werks­an­ge­hö­ri­gen ein Jahr lang ab der Erst­zu­las­sung ge­fah­ren wor­den ist (Se­nat Urt. v. 07.06.2006 – VI­II ZR 180/05, NJW 2006, 2694 Rn. 7 f.; vgl. auch Se­nat, Urt. v. 10.03.2009 – VI­II ZR 34/08, NJW 2009, 1588 Rn. 10). Wei­ter hat er ei­ner sol­chen Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung re­gel­mä­ßig den In­halt bei­ge­mes­sen, das ver­kauf­te Fahr­zeug ha­be bis zum Zeit­punkt sei­ner Erst­zu­las­sung kei­ne Stand­zeit von mehr als zwölf Mo­na­ten auf­ge­wie­sen (Se­nat Urt. v. 07.06.2006 – VI­II ZR 180/05, NJW 2006, 2694 Rn. 10).

[46]   Hier­bei hat er sich – eben­so wie beim Neu­wa­gen­kauf – da­von lei­ten las­sen, dass auch für den Käu­fer ei­nes „Jah­res­wa­gens“ die vor der Erst­zu­las­sung lie­gen­de Stand­dau­er des Fahr­zeugs als wert­bil­den­der Fak­tor er­kenn­bar von Be­deu­tung ist. Aus der Sicht ei­nes ver­stän­di­gen Käu­fers dient die an das Al­ter des Fahr­zeugs an­knüp­fen­de Kenn­zeich­nung ei­nes Ge­braucht­fahr­zeu­ges als „Jah­res­wa­gen“ dem Zweck, das Fahr­zeug ei­ner­seits von („fa­brik­neu­en“) Neu­fahr­zeu­gen und an­de­rer­seits von äl­te­ren Ge­braucht­fahr­zeu­gen ab­zu­gren­zen, de­nen nach der Ver­kehrs­an­schau­ung re­gel­mä­ßig ei­ne ge­rin­ge­re Wert­schät­zung zu­kommt. Der Käu­fer ei­nes Jah­res­wa­gens han­delt in der je­den­falls für den ge­werb­lich tä­ti­gen Ver­käu­fer er­kenn­ba­ren Er­war­tung, ei­nen „jun­gen“ Ge­braucht­wa­gen aus ers­ter Hand zu er­wer­ben, der sich hin­sicht­lich sei­nes Al­ters von ei­nem Neu­wa­gen im We­sent­li­chen le­dig­lich durch die ein­jäh­ri­ge Nut­zung im Stra­ßen­ver­kehr seit der Erst­zu­las­sung un­ter­schei­det (Se­nat Urt. v. 07.06.2006 – VI­II ZR 180/05, NJW 2006, 2694 Rn. 11). Aus die­sem Grun­de hat der Se­nat es nicht mit den schutz­wür­di­gen In­ter­es­sen des Käu­fers ver­ein­bar ge­se­hen, die ver­trag­lich ge­schul­de­te Be­schaf­fen­heit ei­nes „Jah­res­wa­gens“ im Hin­blick auf die höchst­zu­läs­si­ge Stand­zeit vor der Erst­zu­las­sung an­ders zu be­ur­tei­len als die La­ger­dau­er ei­nes Neu­fahr­zeugs vor des­sen Ver­kauf.

[47]   (3) Der Se­nat hat bis­lang nicht aus­drück­lich da­zu Stel­lung ge­nom­men, ob es ge­ne­rell zur üb­li­chen Be­schaf­fen­heit ei­nes Ge­braucht­wa­gens ge­hört, dass das Pro­duk­ti­ons­da­tum des Fahr­zeugs ei­ni­ger­ma­ßen zeit­nah zur Erst­zu­las­sung liegt (vgl. Se­nat, Urt. v. 15.09.2010 – VI­II ZR 61/09, NJW 2010, 3710 Rn. 21 [zur Zeit der Nut­zung ei­nes Fahr­zeugs als Vor­führ­wa­gen]).

[48]   (a) In der ober­ge­richt­li­chen Recht­spre­chung wird teil­wei­se die Auf­fas­sung ver­tre­ten, die vom Se­nat zum Kauf ei­nes Neu­wa­gens an­ge­stell­ten Er­wä­gun­gen sei­en grund­sätz­lich auch auf ei­nen Ge­braucht­wa­gen­kauf zu über­tra­gen, sei es be­züg­lich ei­ner Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung (OLG Karls­ru­he, Urt. v. 26.05.2004 – 1 U 10/04, NJW 2004, 2456, 2457; OLG Nürn­berg, Urt. v. 21.03.2005 – 8 U 2366/04, NJW 2005, 2019, 2020), sei es bei der Be­stim­mung der üb­li­chen Be­schaf­fen­heit (OLG Cel­le, Urt. v. 13.07.2006 – 11 U 254/05, OLGR 2006, 670, 671; OLG Düs­sel­dorf, Urt. v. 16.06.2008 – I-1 U 231/07, NJW-RR 2009, 398, 399). Auch der Käu­fer ei­nes Ge­braucht­wa­gens dür­fe re­gel­mä­ßig da­von aus­ge­hen, dass zwi­schen der Her­stel­lung des Fahr­zeugs und sei­ner Erst­zu­las­sung ein re­la­tiv über­schau­ba­rer Zeit­raum lie­ge. Dies gel­te je­den­falls beim Kauf ei­nes Ge­braucht­wa­gens, bei dem es sich aus­weis­lich des Erst­zu­las­sungs­da­tums und der Lauf­leis­tung um ei­nen re­la­tiv neu­wer­ti­gen Ge­braucht­wa­gen han­de­le (OLG Cel­le, Urt. v. 13.07.2006 – 11 U 254/05, OLGR 2006, 670, 671; OLG Nürn­berg, Urt. v. 21.03.2005 – 8 U 2366/04, NJW 2005, 2019, 2020; OLG Düs­sel­dorf, Urt. v. 16.06.2008 – I-1 U 231/07, NJW-RR 2009, 398, 399; vgl. auch zum al­ten Recht OLG Cel­le, Urt. v. 26.02.1998 – 7 U 58/97, OLGR 1998, 160). Da­bei las­sen man­che Ge­rich­te die ge­naue Zeit­span­ne of­fen (OLG Karls­ru­he, Urt. v. 26.05.2004 – 1 U 10/04, NJW 2004, 2456, 2457), an­de­re füh­ren da­ge­gen aus­drück­lich an, dass der Käu­fer ei­nes Ge­braucht­wa­gens ei­ne län­ge­re Zeit­span­ne als zwölf Mo­na­te zwi­schen Pro­duk­ti­on und Erst­zu­las­sung in der Re­gel nicht ein­kal­ku­lie­ren müs­se (OLG Cel­le, Urt. v. 13.07.2006 – 11 U 254/05, OLGR 2006, 670, 671; OLG Düs­sel­dorf, Urt. v. 16.06.2008 – I-1 U 231/07, NJW-RR 2009, 398, 399).

[49]   (b) Dem­ge­gen­über ver­tre­ten an­de­re Ober­ge­rich­te die An­sicht, dass bei dem Kauf ei­nes Ge­braucht­wa­gens mit ei­ner Zu­las­sungs­dau­er ober­halb ei­nes Jah­res­wa­gens die Fra­ge, ob ei­ne we­sent­li­che Ab­wei­chung zwi­schen Her­stel­lungs­da­tum und Erst­zu­las­sung vor­lie­ge, die sich als Man­gel i. S. von § 434 I 2 Nr. 2 BGB dar­stel­le, im Ein­zel­fall un­ter Be­rück­sich­ti­gung des Fahr­zeugal­ters, ins­be­son­de­re der Dau­er der Zu­las­sung im Stra­ßen­ver­kehr, zu be­ur­tei­len sei (OLG Schles­wig, Urt. v. 25.11.2008 – 3 U 39/07, NJW-RR 2009, 712, 713; vgl. auch KG, Beschl. v. 13.01.2011 – 8 U 97/10, ju­ris Rn. 7). Da­bei sei zu be­rück­sich­ti­gen, dass bei ei­ner län­ge­ren Nut­zung des Fahr­zeugs vor dem Wei­ter­ver­kauf als Ge­braucht­fahr­zeug die Be­deu­tung ei­nes et­wai­gen Wert­ver­lus­tes durch ei­ne Stand­zeit vor dem Erst­ver­kauf ins­ge­samt ge­gen­über an­de­ren Kri­te­ri­en, wie ins­be­son­de­re dem tat­säch­li­chen Er­hal­tungs­zu­stand und der Ki­lo­me­ter­leis­tung, zu­rück­tre­te (OLG Schles­wig, Urt. v. 25.11.2008 – 3 U 39/07, NJW-RR 2009, 712, 713; KG, Beschl. v. 13.01.2011 – 8 U 97/10, ju­ris Rn. 7).

[50]   (c) Der letzt­ge­nann­ten Auf­fas­sung, der sich das Be­ru­fungs­ge­richt an­ge­schlos­sen hat, ge­bührt der Vor­zug. Ent­ge­gen der Auf­fas­sung der Re­vi­si­on hat der Se­nat schon in sei­ner Ent­schei­dung zur Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung beim Kauf ei­nes „Jah­res­wa­gens“ an­ge­deu­tet, dass die An­for­de­run­gen an die Stand­zeit von „Jah­res­wa­gen“ nicht ge­ne­rell auf Ge­braucht­wa­gen al­ler Art zu über­tra­gen sind. Der Se­nat hat in die­ser Ent­schei­dung aus­drück­lich her­vor­ge­ho­ben, dass Ge­braucht­wa­gen, die nicht als „Jah­res­wa­gen“ ver­kauft wer­den, nach der Ver­kehrs­an­schau­ung re­gel­mä­ßig ei­ne ge­rin­ge­re Wert­schät­zung zu­kommt (Se­nat Urt. v. 07.06.2006 – VI­II ZR 180/05, NJW 2006, 2694 Rn. 11). An­ders als bei ei­nem „Jah­res­wa­gen“, bei dem schon die stan­dar­di­sier­te Be­zeich­nung an ein ge­rin­ge­res Al­ter an­knüpft (Se­nat Urt. v. 07.06.2006 – VI­II ZR 180/05, NJW 2006, 2694 Rn. 11), las­sen sich bei ei­nem sons­ti­gen Ge­braucht­wa­gen kei­ne all­ge­mein gül­ti­gen Aus­sa­gen da­hin tref­fen, ab wel­cher Gren­ze ei­ne Stand­zeit zwi­schen Her­stel­lung und Erst­zu­las­sung ei­ne Be­schaf­fen­heit dar­stellt, die nicht mehr üb­lich ist und die der Käu­fer auch nicht er­war­ten muss­te (vgl. Se­nat, Urt. v. 10.03.2009 – VI­II ZR 34/08, NJW 2009, 1588 Rn. 14 [zu ei­ner län­ge­ren Stand­zeit vor ei­ner Wie­der­zu­las­sung]).

[51]   (aa) Selbst wenn im In­land pro­du­zier­te Per­so­nen­kraft­wa­gen, die nicht für den Ex­port be­stimmt sind, über­wie­gend in­ner­halb von zwölf Mo­na­ten nach der Pro­duk­ti­on erst­mals zum Stra­ßen­ver­kehr zu­ge­las­sen wer­den soll­ten (so OLG Düs­sel­dorf, Urt. v. 16.06.2008 – I-1 U 231/07, NJW-RR 2009, 398, 399; vgl. auch Rein­king/Eg­gert, a. a. O., Rn. 2645), lie­ße dies als rein sta­tis­ti­sche Be­trach­tung kei­ne trag­fä­hi­gen Rück­schlüs­se auf ei­ne üb­li­che Be­schaf­fen­heit zu (Se­nat, Urt. v. 10.03.2009 – VI­II ZR 34/08, NJW 2009, 1588 Rn. 14). Wie die der zi­tier­ten Se­nats­recht­spre­chung und den von der Re­vi­si­on in Be­zug ge­nom­me­nen ober­ge­richt­li­chen Ent­schei­dun­gen zu­grun­de lie­gen­den Sach­ver­hal­te (OLG Schles­wig, Urt. v. 25.11.2008 – 3 U 39/07, NJW-RR 2009, 712; OLG Düs­sel­dorf, Urt. v. 16.06.2008 – I-1 U 231/07, NJW-RR 2009, 398, 398; KG, Beschl. v. 13.01.2011 – 8 U 97/10, ju­ris Rn. 5 ff.; OLG Cel­le, Urt. v. 13.07.2006 – 11 U 254/05, OLGR 2006, 670 f.; OLG Karls­ru­he, Urt. v. 26.05.2004 – 1 U 10/04, NJW 2004, 2456; OLG Braun­schweig, Urt. v. 07.07.2005 – 2 U 128/04, NJW-RR 2005, 1508) be­le­gen, sind Per­so­nen­kraft­fahr­zeu­ge mit län­ge­rer Stand­zeit vor Erst­zu­las­sung auf dem Ge­braucht­wa­gen­markt ein durch­aus ver­brei­te­tes Phä­no­men. Selbst wenn al­so fest­stün­de, dass ein be­trächt­li­cher Teil von Ge­braucht­wa­gen, die hin­sicht­lich Fahr­zeug­typ, Al­ter und Lauf­leis­tung mit dem ver­kauf­ten Fahr­zeug ver­gleich­bar sind, oh­ne län­ge­re Stand­zei­ten ver­kauft wür­den, schlös­se dies nicht aus, dass es den­noch ei­ne nicht un­er­heb­li­che An­zahl ver­gleich­ba­rer Fahr­zeu­ge gibt, die ei­ne ähn­lich lan­ge Stand­zeit wie das ver­kauf­te Fahr­zeug auf­wei­sen (Se­nat, Urt. v. 10.03.2009 – VI­II ZR 34/08, NJW 2009, 1588 Rn. 14).

[52]   Die Fra­ge, wel­che Be­schaf­fen­heit bei ei­nem Ge­braucht­wa­gen üb­lich ist, hängt da­mit auch hier von den je­wei­li­gen Um­stän­den des Ein­zel­falls ab, wie bei­spiels­wei­se dem Al­ter (bzw. der Dau­er der Zu­las­sung zum Stra­ßen­ver­kehr) und der Lauf­leis­tung des Fahr­zeugs, der An­zahl der Vor­be­sit­zer und der Art der Vor­be­nut­zung (vgl. Se­nat, Urt. v. 10.10.2007 – VI­II ZR 330/06, NJW 2008, 53 Rn. 19; Urt. v. 10.03.2009 – VI­II ZR 34/08, NJW 2009, 1588 Rn. 13). Je län­ger das Fahr­zeug vor dem Wei­ter­ver­kauf als Ge­braucht­wa­gen ge­nutzt wor­den ist, des­to mehr ver­liert ei­ne mög­li­che Wert­ein­bu­ße durch ei­ne lan­ge Stand­zeit vor der Erst­zu­las­sung an Be­deu­tung, weil sie durch sons­ti­ge den Wert des Fahr­zeugs be­ein­flus­sen­de Um­stän­de über­la­gert wird (OLG Schles­wig, Urt. v. 25.11.2008 – 3 U 39/07, NJW-RR 2009, 712, 713; KG, Beschl. v. 13.01.2011 – 8 U 97/10, ju­ris Rn. 7).

[53]   Oh­ne Er­folg hält die Re­vi­si­on dem ent­ge­gen, ein Fahr­zeug, dem als Neu­fahr­zeug ein­mal der Man­gel ei­ner zu lan­gen Stand­zeit an­ge­haf­tet ha­be, kön­ne die­sen nicht be­heb­ba­ren Man­gel spä­ter als Ge­braucht­fahr­zeug nicht ver­lie­ren. Hier­bei über­sieht sie, dass es für die Fra­ge, ob ei­nem ver­kauf­ten Fahr­zeug ein Man­gel an­haf­tet, al­lein auf den kon­kre­ten Kauf­ge­gen­stand und die dies­be­züg­lich ge­trof­fe­nen Ab­spra­chen an­kommt. Dass ein Fahr­zeug zu ei­nem frü­he­ren Zeit­punkt trotz ei­ner über­lan­gen Stand­zeit mög­li­cher­wei­se als (man­gel­haf­ter) Neu­wa­gen ver­kauft wor­den ist – zwin­gend ist dies nicht, da es auch als La­ger­fahr­zeug ver­äu­ßert wor­den sein kann (vgl. OLG Braun­schweig, Urt. v. 07.07.2005 – 2 U 128/04, NJW-RR 2005, 1508 f.; OLG Schles­wig, Urt. v. 25.11.2008 – 3 U 39/07, NJW-RR 2009, 712) –, be­sagt nicht, dass es bei sei­ner spä­te­ren Ver­äu­ße­rung als Ge­braucht­wa­gen we­gen der vor der Erst­zu­las­sung lie­gen­den Stand­zeit eben­falls als man­gel­haft an­zu­se­hen ist. Die Sicht­wei­se der Re­vi­si­on lie­fe dar­auf hin­aus, dass ent­ge­gen der Ver­kehrs­an­schau­ung beim Ver­kauf ei­nes be­tag­ten Fahr­zeugs sol­chen Um­stän­den (ent­schei­den­de) Be­deu­tung zu­kä­me, die vor des­sen Erst­zu­las­sung la­gen und durch sei­ne wei­te­re Nut­zung „über­holt“ sind.

[54]   (bb) Auch die Fra­ge, wel­che Käu­fe­rer­war­tung hin­sicht­lich ei­ner Stand­zeit ob­jek­tiv be­rech­tigt ist, lässt sich nicht all­ge­mein­gül­tig be­ant­wor­ten. Für ei­nen Ge­braucht­wa­gen­käu­fer ist nicht die Stand­zeit als sol­che von In­ter­es­se, son­dern al­lein im Hin­blick auf hier­durch be­ding­te Schä­den (Urt. v. 10.03.2009 – VI­II ZR 34/08, NJW 2009, 1588 Rn. 14 m. w. Nachw. [zur Stand­zeit vor der Wie­der­zu­las­sung]). Der Se­nat hat da­her für den Fall ei­ner 19-mo­na­ti­gen Stand­zeit zwi­schen Erst- und Wie­der­zu­las­sung nicht auf die Län­ge der Stand­zeit, son­dern dar­auf ab­ge­stellt, ob bei dem in Re­de ste­hen­den Ge­braucht­wa­gen kei­ne (kon­kre­ten) Män­gel vor­lie­gen, die auf die Stand­zeit zu­rück­zu­füh­ren sind und die gleich­ar­ti­ge Fahr­zeu­ge oh­ne ent­spre­chen­de Stand­zeit nicht auf­wei­sen (Urt. v. 10.03.2009 – VI­II ZR 34/08, NJW 2009, 1588 Rn. 16). Für den Fall ei­ner län­ge­ren Stand­zeit vor Erst­zu­las­sung kann nichts an­de­res gel­ten. Letzt­lich hat sich auch hier die ob­jek­ti­ve Käu­fe­rer­war­tung dar­an aus­zu­rich­ten, ob durch die­se Stand­zeit an dem kon­kre­ten Fahr­zeug Schä­den auf­ge­tre­ten sind, die bei ei­nem ver­gleich­ba­ren Ge­braucht­wa­gen, der zeit­nah zur Her­stel­lung erst­mals zum Stra­ßen­ver­kehr zu­ge­las­sen wur­de, nicht vor­lie­gen.

[55]   (4) Aus­ge­hend von die­sen Grund­sät­zen hat das Be­ru­fungs­ge­richt rechts­feh­ler­frei an­ge­nom­men, dass bei dem vom Klä­ger er­wor­be­nen Ge­braucht­wa­gen ei­ne Stand­zeit von 19,5 Mo­na­ten vor der Erst­zu­las­sung nicht un­üb­lich ist und dass der Klä­ger nicht er­war­ten konn­te, dass das Fahr­zeug vor der Erst­zu­las­sung höchs­tens zwölf Mo­na­te ge­stan­den hat­te und ei­ner ak­tu­el­len Mo­dell­rei­he an­ge­hör­te.

[56]   (a) Es hat dem von ihm zu­grun­de ge­leg­ten Um­stand, im In­land pro­du­zier­te Pkw wür­den über­wie­gend in­ner­halb von zwölf Mo­na­ten nach Her­stel­lung erst­mals zum Ver­kehr zu­ge­las­sen, zu Recht kei­ne ent­schei­den­de Be­deu­tung für die Be­stim­mung der üb­li­chen Be­schaf­fen­heit bei­ge­mes­sen, son­dern im Ein­klang mit der höchst­rich­ter­li­chen Recht­spre­chung die kon­kre­ten Um­stän­de des Ein­zel­falls für maß­geb­lich er­ach­tet und ei­ne Stand­zeit von 19,5 Mo­na­ten bei dem hier in Re­de ste­hen­den, be­reits zwei Jah­re und vier Mo­na­te im Stra­ßen­ver­kehr ein­ge­setz­ten (und zu­dem als Miet­wa­gen ge­nutz­ten) Ge­braucht­wa­gen nicht als un­üb­lich an­ge­se­hen.

[57]   (b) Bei der Be­stim­mung der ob­jek­ti­ven Käu­fe­rer­war­tung hat es in rechts­feh­ler­frei­er tatrich­ter­li­cher Wür­di­gung maß­geb­lich dar­auf ab­ge­stellt, dass es sich bei dem Fahr­zeug nicht um ei­nen „jun­gen Ge­braucht­wa­gen“ mit ei­ner (sehr) ge­rin­gen Lauf­leis­tung und/oder ei­ner nur we­ni­ge Mo­na­te zu­rück­lie­gen­den Erst­zu­las­sung han­del­te, son­dern das er­wor­be­ne Ge­braucht­fahr­zeug zum Zeit­punkt des Ge­fahr­über­gangs be­reits seit zwei Jah­ren und vier Mo­na­ten zum Stra­ßen­ver­kehr zu­ge­las­sen war und bei Ver­trags­schluss ei­ne Lauf­leis­tung von 38.616 km auf­wies.

[58]   (aa) Bei Fahr­zeu­gen mit ei­ner sol­chen Lauf­leis­tung und ei­ner meh­re­re Jah­re zu­rück­lie­gen­den Erst­zu­las­sung darf ein Käu­fer oh­ne das Hin­zu­tre­ten be­son­de­rer Um­stän­de nicht da­von aus­ge­hen, das Fahr­zeug wei­se nur ei­ne – auch bei ei­nem Neu­wa­gen hin­zu­neh­men­de – Stand­zeit vor der Erst­zu­las­sung von höchs­tens zwölf Mo­na­ten auf. Das Be­ru­fungs­ge­richt hat sich mit Recht von der Er­wä­gung lei­ten las­sen, dass be­reits durch die recht ho­he Lauf­leis­tung ei­ne nicht un­er­heb­li­che Ab­nut­zung des Fahr­zeugs ein­ge­tre­ten ist und da­her ei­ne vor der Erst­zu­las­sung ein­ge­tre­te­ne Stand­zeit von 19,5 Mo­na­ten und der hier­auf ent­fal­len­de Al­te­rungs­pro­zess, die bei dem Kauf ei­nes Neu- oder „Jah­res­wa­gens“ (noch) von Ge­wicht sind, zu­neh­mend an Be­deu­tung ver­lo­ren ha­ben. Dies gilt erst recht, wenn man mit dem Be­ru­fungs­ge­richt wei­ter in Rech­nung stellt, dass das Fahr­zeug wäh­rend sei­ner bis­he­ri­gen Nut­zung als Miet­fahr­zeug in­fol­ge der stän­dig wech­seln­den Nut­zer ei­ner be­son­de­ren (wert­min­dern­den) Be­an­spru­chung aus­ge­setzt war.

[59]   (bb) Dass das Fahr­zeug durch ei­ne Stand­zeit vor der Erst­zu­las­sung kon­kre­te Schä­den er­lit­ten hät­te, die bei ei­nem ver­gleich­ba­ren Ge­braucht­wa­gen, der zeit­nah zur Her­stel­lung erst­mals zum Stra­ßen­ver­kehr zu­ge­las­sen wur­de, nicht vor­lä­gen – al­lein dies ist aber, wie oben un­ter II 2 b bb (3) (c) (bb) aus­ge­führt, für die ob­jek­ti­ve Käu­fe­rer­war­tung beim Kauf ei­nes „nicht mehr jun­gen“ Ge­braucht­wa­gens, wie er hier vor­liegt, maß­ge­bend –, ist vom Be­ru­fungs­ge­richt nicht fest­ge­stellt; über­gan­ge­nen Sach­vor­trag macht die Re­vi­si­on nicht gel­tend.

[60]   (cc) Auf die vom Be­ru­fungs­ge­richt zu­sätz­lich an­ge­stell­te Er­wä­gung, dass für Miet­wa­gen­un­ter­neh­men er­kenn­bar das Da­tum der Erst­zu­las­sung, an das ei­ne Her­stel­ler­ga­ran­tie an­knüp­fe, und nicht das wah­re Al­ter des Fahr­zeugs von Be­deu­tung sei, so­dass sol­che Un­ter­neh­men we­ni­ger Be­den­ken hät­ten, „Hal­den­fahr­zeu­ge“ ein­zu­kau­fen, kommt es nicht ent­schei­dend an. Der Ein­wand der Re­vi­si­on, das Be­ru­fungs­ge­richt un­ter­stel­le ei­nem durch­schnitt­li­chen Käu­fer in­so­weit ein „In­si­der­wis­sen“, das die­ser nicht ha­ben kön­ne, stellt das vom Be­ru­fungs­ge­richt ge­fun­de­ne Er­geb­nis da­her nicht in­fra­ge.

[61]   (dd) Auch die Rü­ge der Re­vi­si­on, das Be­ru­fungs­ge­richt ha­be un­ter Ver­stoß ge­gen §§ 284, 286 ZPO den un­be­strit­te­nen Vor­trag des Klä­gers über­gan­gen, wo­nach ein Kauf­in­ter­es­sent das tat­säch­li­che Bau­jahr er­kannt ha­be und des­halb nicht mehr be­reit ge­we­sen sei, den vom Klä­ger ver­lang­ten Preis für das Fahr­zeug zu be­zah­len, bleibt oh­ne Er­folg. Es ist zwar mög­lich, dass ein Käu­fer den Wert ei­nes Fahr­zeugs an­hand des­sen Bau­jahrs und ei­ner dar­aus ab­zu­lei­ten­den Mo­dell­rei­hen­zu­ge­hö­rig­keit be­stimmt. Wie aber be­reits un­ter II 2 b aa aus­ge­führt, ist nach § 434 I 2 Nr. 2 BGB nicht maß­ge­bend, wel­che Be­schaf­fen­heit ein Käu­fer tat­säch­lich er­war­tet, son­dern wel­che Er­war­tung nach der Art der Sa­che ob­jek­tiv be­rech­tigt ist (Se­nat, Urt. v. 07.02.2007 – VI­II ZR 266/06, NJW 2007, 1351 Rn. 21 m. w. Nachw.; Urt. v. 20.05.2009 – VI­II ZR 191/07, BGHZ 181, 170 Rn. 14; Urt. v. 29.06.2011 – VI­II ZR 202/10, NJW 2011, 2872 Rn. 12).

[62]   (c) Dass das Fahr­zeug der ak­tu­el­len „Mo­dell­rei­he 2010“ an­ge­hör­te, konn­te der Klä­ger aus den be­reits an­ge­führ­ten Grün­den und – wie das Be­ru­fungs­ge­richt zu Recht aus­ge­führt hat – so­gar auf der Grund­la­ge ei­ner vom Klä­ger ak­zep­tier­ten Höchst­stand­zeit von zwölf Mo­na­ten nicht er­war­ten. Im Kfz-Han­del ist es üb­lich, neue Mo­del­le be­reits in der zwei­ten Jah­res­hälf­te des Vor­jah­res mit der Jah­res­be­zeich­nung des Fol­ge­jah­res zu ver­se­hen (OLG Braun­schweig, Urt. v. 07.07.2005 – 2 U 128/04, NJW-RR 2005, 1508, 1509). So ver­fuhr die Her­stel­le­rin nach den rechts­feh­ler­frei ge­trof­fe­nen, von der Re­vi­si­on nicht an­ge­grif­fe­nen Fest­stel­lun­gen des Be­ru­fungs­ge­richts auch hier. Die „Mo­dell­rei­he 2010“ wur­de ab dem 01.07.2009 ge­baut, so­dass das am 18.02.2010 zu­ge­las­se­ne Fahr­zeug selbst bei ei­ner vom Klä­ger hin­ge­nom­me­nen Stand­zeit von zwölf Mo­na­ten nicht zur „Mo­dell­rei­he 2010“ ge­hört hät­te.

[63]   3. Ent­ge­gen der An­sicht der Re­vi­si­on kann der Klä­ger auch kei­nen Scha­dens­er­satz ge­mäß §§ 280 I, 311 II, 241 II BGB we­gen un­ter­blie­be­ner Auf­klä­rung über das Her­stel­lungs­jahr des Ge­braucht­wa­gens be­an­spru­chen. Nach höchst­rich­ter­li­cher Recht­spre­chung steht ei­nem Scha­dens­er­satz­an­spruch des Käu­fers ge­gen­über dem Ver­käu­fer we­gen Ver­schul­dens bei Ver­trags­schluss der grund­sätz­li­che Vor­rang des in §§ 434 ff. BGB ge­re­gel­ten Sach­män­gel­rechts ent­ge­gen (BGH, Urt. v. 27.03.2009 – V ZR 30/08, BGHZ 180, 205 Rn. 19 ff.; Urt. v. 12.01.2011 – VI­II ZR 346/09, NJW-RR 2011, 462, Rn. 16 m. w. Nachw.). Ein arg­lis­ti­ges (vor­sätz­li­ches) Ver­hal­ten hin­sicht­lich des Sach­man­gels, für das nach der vor­ste­hend ge­nann­ten Recht­spre­chung der Vor­rang des Sach­män­gel­rechts nicht gilt (vgl. auch BGH, Urt. v. 06.11.2015 – V ZR 78/14, ju­ris Rn. 24 m. w. Nachw.), liegt hier, wie das Be­ru­fungs­ge­richt rechts­feh­ler­frei an­ge­nom­men hat, nicht vor. Das Be­ru­fungs­ge­richt hat im Hin­blick dar­auf, dass der Klä­ger ein Fahr­zeug er­hal­ten hat, das ei­ne üb­li­che und ob­jek­tiv be­rech­tig­ter­wei­se zu er­war­ten­de Be­schaf­fen­heit auf­wies, das Be­ste­hen ei­ner Auf­klä­rungs­pflicht der Be­klag­ten und da­mit ein arg­lis­ti­ges Ver­hal­ten rechts­feh­ler­frei ver­neint. An die­ser recht­li­chen Be­wer­tung war es ent­ge­gen der Auf­fas­sung der Re­vi­si­on nicht ge­mäß § 529 I Nr. 1 ZPO ge­hin­dert. Denn das Be­ru­fungs­ge­richt hat in­so­weit kei­ne von den Fest­stel­lun­gen des Land­ge­richts ab­wei­chen­de tat­säch­li­che Fest­stel­lung ge­trof­fen, son­dern die ma­te­ri­el­le Rechts­la­ge an­ders be­ur­teilt als das Land­ge­richt.

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