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Tag: Ver­brauchs­gü­ter­kauf

Fern­ab­satz­recht­li­ches Wi­der­rufs­recht trotz per­sön­li­cher Ab­ho­lung ei­nes Fahr­zeugs beim Händ­ler

  1. Ei­nem Ver­brau­cher, der von ei­nem Un­ter­neh­mer ein – hier neu­wer­ti­ges – Kraft­fahr­zeug kauft, steht grund­sätz­lich ein fern­ab­satz­recht­li­ches Wi­der­rufs­recht (§§ 312g I, 355 BGB) zu, wenn die Par­tei­en für die Ver­trags­ver­hand­lun­gen und den Ver­trags­schluss aus­schließ­lich Fern­kom­mu­ni­ka­ti­ons­mit­tel i. S. des § 312c II BGB ver­wen­det ha­ben. Das gilt aus­nahms­wei­se nur dann nicht, wenn der Kauf­ver­trag nicht im Rah­men ei­nes für den Fern­ab­satz or­ga­ni­sier­ten Ver­triebs- oder Dienst­leis­tungs­sys­tems ge­schlos­sen wur­de.
  2. Der Ver­käu­fer hat zu be­wei­sen, dass ein un­ter aus­schließ­li­cher Ver­wen­dung von Fern­kom­mu­ni­ka­ti­ons­mit­teln ge­schlos­se­ner Kauf­ver­trag nicht im Rah­men ei­nes für den Fern­ab­satz or­ga­ni­sier­ten Ver­triebs- oder Dienst­leis­tungs­sys­tems ge­schlos­sen wur­de. Ge­gen das Be­ste­hen ei­nes sol­chen Sys­tems spricht nicht, dass der Käu­fer das ge­kauf­te Fahr­zeu­ge bei dem Händ­ler ab­ho­len muss. Denn ein nach Ver­trags­schluss statt­fin­den­der per­sön­li­cher Kon­takt ist für die Fra­ge, ob ein Fern­ab­satz­ver­trag i. S. des § 312c I BGB vor­liegt, ir­re­le­vant.

LG Ham­burg, Ur­teil vom 10.09.2024 – 314 O 10/24

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Kei­ne zeit­lich un­be­grenz­te Er­satz­lie­fe­rung ei­nes ak­tu­el­len Neu­wa­gens beim Ver­brauchs­gü­ter­kauf – VW-Ab­gas­skan­dal

  1. Ei­nem Fahr­zeug fehlt die Eig­nung für die ge­wöhn­li­che Ver­wen­dung i. S. von § 434 I 2 Nr. 2 BGB, wenn es bei Über­ga­be an den Käu­fer mit ei­ner – den Stick­oxid­aus­stoß auf dem Prüf­stand ge­gen­über dem nor­ma­len Fahr­be­trieb re­du­zie­ren­den – Ab­schalt­ein­rich­tung i. S. von Art. 3 Nr. 10 der Ve­ord­nung (EG) Nr. 715/2007 ver­se­hen ist, die ge­mäß Art. 5 II 1 der Ver­ord­nung (EG) Nr. 715/2007 un­zu­läs­sig ist. Denn in ei­nem sol­chen Fall be­steht ei­ne (la­ten­te) Ge­fahr ei­ner Be­triebs­un­ter­sa­gung durch die für die Zu­las­sung zum Stra­ßen­ver­kehr zu­stän­di­ge Be­hör­de, so­dass der wei­te­re (un­ge­stör­te) Be­trieb des Fahr­zeugs im öf­fent­li­chen Stra­ßen­ver­kehr nicht ge­währ­leis­tet ist (im An­schluss an Se­nat, Beschl. v. 08.01.2019 – VI­II ZR 225/17, NJW 2019, 1133).
  2. Die Lie­fe­rung ei­ner man­gel­frei­en Sa­che ge­mäß § 439 I Fall 2 BGB be­schränkt sich nicht zwangs­läu­fig auf ei­ne mit dem Kauf­ge­gen­stand (ab­ge­se­hen von der Man­gel­haf­tig­keit) iden­ti­sche Sa­che. Viel­mehr hängt die Mög­lich­keit ei­ner Er­satz­be­schaf­fung bei Un­mög­lich­keit der Lie­fe­rung ei­ner dem Kauf­ge­gen­stand voll­stän­dig ent­spre­chen­den (man­gel­frei­en) Sa­che im je­wei­li­gen Ein­zel­fall ent­schei­dend da­von ab, ob und wo­durch nach dem durch in­ter­es­sen­ge­rech­te Aus­le­gung zu er­mit­teln­den Wil­len der Par­tei­en (§§ 133, 157 BGB) bei Ver­trags­schluss ei­ne Nach­lie­fe­rung in Be­tracht kom­men soll­te (im An­schluss an Se­nat, Urt. v. 07.06.2006 – VI­II ZR 209/05, BGHZ 168, 64 Rn. 23; Urt. v. 11.12.2019 – VI­II ZR 361/18, BGHZ 224, 195 Rn. 41; Beschl. v. 08.01.2019 – VI­II ZR 225/17, NJW 2019, 1133 Rn. 30 ff.; vgl. auch BGH, Urt. v. 21.11.2017 – X ZR 111/16, NJW 2018, 789 Rn. 8). Ei­ne Er­satz­lie­fe­rung ist nach der – die bei­der­sei­ti­gen In­ter­es­sen in den Blick neh­men­den – Vor­stel­lung der Par­tei­en da­her grund­sätz­lich be­reits dann mög­lich, wenn die Kauf­sa­che im Fal­le ih­rer Man­gel­haf­tig­keit durch ei­ne gleich­ar­ti­ge und – funk­tio­nell so­wie ver­trags­mä­ßig – gleich­wer­ti­ge er­setzt wer­den kann (im An­schluss an Se­nat, Urt. v. 07.06.2006 – VI­II ZR 209/05, BGHZ 168, 64 Rn. 23; Urt. v. 11.12.2019 – VI­II ZR 361/18, BGHZ 224, 195 Rn. 41; Beschl. v. 08.01.2019 – VI­II ZR 225/17, NJW 2019, 1133 Rn. 30 ff.; vgl. auch BGH, Urt. v. 21.11.2017 – X ZR 111/16, NJW 2018, 789 Rn. 8). Ent­schei­dend ist da­bei letzt­lich, ob und in wel­chem Um­fang der Ver­käu­fer – nach dem im je­wei­li­gen Fall zu er­mit­teln­den über­ein­stim­men­den Wil­len der Par­tei­en – bei Ver­trags­schluss ei­ne Be­schaf­fungs­pflicht für den Fall ei­ner Nach­er­fül­lung über­nom­men hat (im An­schluss an Se­nat, Urt. v. 17.10.2018 – VI­II ZR 212/17, BGHZ 220, 77 Rn. 20; Urt. v. 24.10.2018 – VI­II ZR 66/17, BGHZ 220, 134 Rn. 40; Urt. v. 11.12.2019 – VI­II ZR 361/18, BGHZ 224, 195 Rn. 41; Beschl. v. 08.01.2019 – VI­II ZR 225/17, NJW 2019, 1133 Rn. 30 ff.).
  3. Ist le­dig­lich ein Nach­fol­ge­mo­dell der er­wor­be­nen Sa­che (ins­be­son­de­re ei­nes Fahr­zeugs) lie­fer­bar, kann bei der ge­bo­te­nen nach bei­den Sei­ten in­ter­es­sen­ge­rech­ten Aus­le­gung die den Ver­käu­fer ei­nes Ver­brauchs­guts tref­fen­de Be­schaf­fungs­pflicht im Hin­blick dar­auf, dass der Ver­brau­cher ei­ne Nut­zungs­ent­schä­di­gung für die fort­lau­fend an Wert ver­lie­ren­de man­gel­haf­te Kauf­sa­che nicht zu zah­len hat, von vorn­her­ein nicht zeit­lich un­be­grenzt gel­ten. Ei­ne Aus­tausch­bar­keit von Kauf­ge­gen­stand und Er­satz­sa­che ist beim Ver­brauchs­gü­ter­kauf – vor al­lem beim Kauf von Fahr­zeu­gen, die be­reits nach kur­zer Zeit ei­nen deut­li­chen Wert­ver­lust er­lei­den – grund­sätz­lich nur dann an­zu­neh­men, wenn der Ver­brau­cher sein Nach­lie­fe­rungs­be­geh­ren in­ner­halb ei­nes in der Län­ge der re­gel­mä­ßi­gen kauf­recht­li­chen Ver­jäh­rungs­frist von zwei Jah­ren (§ 438 I Nr. 3 BGB) an­ge­lehn­ten Zeit­raums – be­gin­nend ab dem für die Wil­lens­bil­dung maß­geb­li­chen Zeit­punkt des Kauf­ver­trags­ab­schlus­ses – gel­tend macht (Fort­ent­wick­lung von Se­nat, Beschl. v. 08.01.2019 – VI­II ZR 225/17, NJW 2019, 1133).

BGH, Ur­teil vom 21.07.2021 – VI­II ZR 254/20

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Kein Vor­schuss auf noch nicht an­ge­fal­le­ne Kos­ten ei­ner Er­satz­lie­fe­rung

  1. Schließt ei­ne na­tür­li­che Per­son ein Rechts­ge­schäft ob­jek­tiv zu ei­nem Zweck ab, der we­der ih­rer ge­werb­li­chen noch ih­rer selbst­stän­di­gen be­ruf­li­chen Tä­tig­keit zu­ge­rech­net wer­den kann, so kommt ei­ne Zu­rech­nung ent­ge­gen dem mit dem rechts­ge­schäft­li­chen Han­deln ob­jek­tiv ver­folg­ten pri­va­ten Zweck nur dann in Be­tracht, wenn die dem Ver­trags­part­ner er­kenn­ba­ren Um­stän­de ein­deu­tig und zwei­fels­frei dar­auf hin­wei­sen, dass die na­tür­li­che Per­son in Ver­fol­gung ih­rer ge­werb­li­chen oder selbst­stän­di­gen be­ruf­li­chen Tä­tig­keit han­delt (Be­stä­ti­gung von Se­nat, Urt. v. 30.09.2009 – VI­II ZR 7/09, NJW 2009, 3780 Rn. 11; Urt. v. 13.03.2013 – VI­II ZR 186/12, NJW 2013, 2107 Rn. 18).
  2. Zu den Vor­aus­set­zun­gen ei­nes im Rah­men des Ver­brauchs­gü­ter­kaufs in Be­tracht kom­men­den An­spruchs des Ver­brau­chers auf ei­nen Kos­ten­vor­schuss für noch nicht an­ge­fal­le­ne Kos­ten des Aus­baus ei­ner man­gel­haf­ten Kauf­sa­che und des Ein­baus ei­ner als Er­satz ge­lie­fer­ten Sa­che (Be­stä­ti­gung von Se­nat, Urt. v. 21.12.2011 – VI­II ZR 70/08, BGHZ 192, 148 Rn. 27, 35, 53 f.).
  3. Ein An­spruch des Käu­fers auf Vor­schuss für die Er­satz­lie­fe­rung ei­ner man­gel­frei­en Sa­che be­steht nicht (Be­stä­ti­gung von Se­nat, Urt. v. 21.12.2011 – VI­II ZR 70/08, BGHZ 192, 148 Rn. 49 f.).

BGH, Ur­teil vom 07.04.2021 – VI­II ZR 191/19

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Ab­gren­zung zwi­schen Ver­brau­cher- und Un­ter­neh­mer­han­deln – „öf­fent­lich zu­gäng­li­che Ver­stei­ge­rung“ (§ 474 II 2 BGB)

  1. Ei­ne „öf­fent­lich zu­gäng­li­che Ver­stei­ge­rung“ i. S. des § 474 II 2 BGB ist – ent­spre­chend der Le­gal­de­fi­ni­ti­on in § 312g II Nr. 10 BGB – dann ge­ge­ben, wenn der Un­ter­neh­mer Ver­brau­chern, die per­sön­lich an­we­send sind oder de­nen die­se Mög­lich­keit ge­währt wird, Wa­ren oder Dienst­leis­tun­gen an­bie­tet, und zwar in ei­nem vom Ver­stei­ge­rer durch­ge­führ­ten, auf kon­kur­rie­ren­den Ge­bo­ten ba­sie­ren­den trans­pa­ren­ten Ver­fah­ren, bei dem der Bie­ter, der den Zu­schlag er­hal­ten hat, zum Er­werb der Wa­ren oder Dienst­leis­tun­gen ver­pflich­tet ist. Dar­über hin­aus ist – an­ders als bei ei­ner „öf­fent­li­chen Ver­stei­ge­rung“ i. S. der Vor­gän­ger­re­ge­lung in § 474 I 2 BGB a.F. (s. hier­zu Se­nat, Urt. v. 09.11.2005 – VI­II ZR 116/05, NJW 2006, 613 Rn. 9 ff.; Urt. v. 24.02.2010 – VI­II ZR 71/09, NJW-RR 2010, 1210 Rn. 12) – nicht (mehr) er­for­der­lich, dass der Ver­stei­ge­rer die per­sön­li­chen An­for­de­run­gen ge­mäß § 383 III 1 BGB, § 34b V Ge­wO er­füllt (im An­schluss an Se­nat, Urt. v. 27.05.2020 – VI­II ZR 315/18, BGHZ 226, 1 Rn. 51; Urt. v. 09.10.2019 – VI­II ZR 240/18, BGHZ 223, 235 Rn. 24 f., 58 ff.).
  2. Für die Ab­gren­zung zwi­schen Ver­brau­cher- und Un­ter­neh­mer­han­deln ist grund­sätz­lich die ob­jek­tiv zu be­stim­men­de Zweck­rich­tung des Rechts­ge­schäfts ent­schei­dend. Da­bei kommt es maß­geb­lich auf die je­wei­li­gen Um­stän­de des Ein­zel­falls, ins­be­son­de­re das Ver­hal­ten der Par­tei­en bei Ver­trags­schluss an (Be­stä­ti­gung von Se­nat, Urt. v. 27.09.2017 – VI­II ZR 271/16, NJW 2018, 146 Rn. 41 m. w. Nachw.; Urt. v. 18.10.2017 – VI­II ZR 32/16, NJW 2018, 150 Rn. 31). Bei dem An­kauf ei­ner be­weg­li­chen Sa­che ge­mäß § 474 I 1 BGB ist hier­bei dar­auf ab­zu­stel­len, zu wel­chem Zweck der Käu­fer die­se zu be­nut­zen be­ab­sich­tigt (im An­schluss an Se­nat, Urt. v. 13.03.2013 – VI­II ZR 186/12, NJW 2013, 2107 Rn. 18 m. w. Nachw.; Urt. v. 27.09.2017 – VI­II ZR 271/16, NJW 2018, 146 Rn. 44).
  3. Das rechts­ge­schäft­li­che Han­deln ei­ner na­tür­li­chen Per­son ist mit Rück­sicht auf den Wort­laut des § 13 BGB grund­sätz­lich als Ver­brau­cher­han­deln an­zu­se­hen; ei­ne Zu­ord­nung ent­ge­gen dem mit dem rechts­ge­schäft­li­chen Han­deln ob­jek­tiv ver­folg­ten Zweck kommt nur in Be­tracht, wenn die dem Ver­trags­part­ner bei Ver­trags­schluss er­kenn­ba­ren Um­stän­de ein­deu­tig und zwei­fels­frei dar­auf hin­wei­sen, dass die na­tür­li­che Per­son in Ver­fol­gung ih­rer ge­werb­li­chen oder selbst­stän­di­gen be­ruf­li­chen Tä­tig­keit han­delt (Be­stä­ti­gung von Se­nat, Urt. v. 30.09.2009 – VI­II ZR 7/09, NJW 2009, 3780 Rn. 10 f.; Urt. v. 13.03.2013 – VI­II ZR 186/12, NJW 2013, 2107 Rn. 18).

BGH, Ur­teil vom 07.04.2021 – VI­II ZR 49/19

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Um­ge­hungs­ge­schäft beim Ver­kauf ei­nes Ge­braucht­wa­gens

  1. Schiebt beim Ver­kauf ei­nes Ge­braucht­wa­gens an ei­nen Ver­brau­cher (§ 13 BGB) der Ver­käu­fer, der Un­ter­neh­mer (§ 14 BGB) ist, ei­nen Ver­brau­cher als Ver­käu­fer vor, um das Fahr­zeug un­ter Aus­schluss der Haf­tung für Män­gel zu ver­kau­fen, so rich­ten sich Män­gel­rech­te des Käu­fers nach § 476 I 2 BGB (= § 475 I 2 BGB a.F.) we­gen Um­ge­hung der Be­stim­mun­gen über den Ver­brauchs­gü­ter­kauf ge­gen den Un­ter­neh­mer und nicht ge­gen den als Ver­käu­fer vor­ge­scho­be­nen Ver­brau­cher (im An­schluss an BGH, Urt. v. 22.11.2006 – VI­II ZR 72/06, BGHZ 170, 67 Rn. 14 ff.).
  2. Die Dar­le­gungs- und Be­weis­last für das Vor­lie­gen ei­nes Ver­brauchs­gü­ter­kaufs (§ 474 I BGB) trägt nach all­ge­mei­nen Grund­sät­zen der­je­ni­ge, der sich zu sei­nen Guns­ten dar­auf be­ruft. Im un­mit­tel­ba­ren An­wen­dungs­be­reich der §§ 474 bis 477 BGB muss des­halb grund­sätz­lich der Käu­fer dar­le­gen und be­wei­sen, dass er als Ver­brau­cher und der Ver­käu­fer als Un­ter­neh­mer ge­han­delt hat.
  3. Es be­steht kei­ne Ver­mu­tung da­für, dass al­le vor­ge­nom­me­nen Rechts­ge­schäf­te ei­nes Un­ter­neh­mers „im Zwei­fel“ sei­nem ge­schäft­li­chen Be­reich zu­zu­ord­nen sind (im An­schluss an BGH, Urt. v. 18.10.2017 – VI­II ZR 32/16, NJW 2018, 150 Rn. 37).
  4. Ein bei­der­seits voll­stän­dig er­füll­ter Kauf­ver­trag ist nach ei­nem Rück­tritt des Käu­fers ein­heit­lich dort rück­ab­zu­wi­ckeln, wo sich die Kauf­sa­che im Zeit­punkt des Rück­tritts ver­trags­ge­mäß be­fin­det.

LG Zwei­brü­cken, Ur­teil vom 20.11.2020 – 1 O 240/19

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Ne­ga­ti­ve Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung beim Ver­brauchs­gü­ter­kauf – „mög­li­cher­wei­se man­gel­haft“

  1. Bei ei­nem Ver­brauchs­gü­ter­kauf (§ 474 I BGB) ist ge­mäß § 475 I BGB je­de Ver­ein­ba­rung un­ab­hän­gig von ih­rer Trans­pa­renz un­wirk­sam, die un­mit­tel­bar oder mit­tel­bar be­wirkt, dass der Käu­fer das Ri­si­ko trägt, dass die Kauf­sa­che an ei­nem ver­bor­ge­nen Man­gel lei­det. Un­wirk­sam ist des­halb ins­be­son­de­re ei­ne (ne­ga­ti­ve) Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung (§ 434 I 1 BGB) des In­halts, dass die ver­kauf­te Sa­che „mög­li­cher­wei­se man­gel­haft“ ist.
  2. Die Pflicht­ver­let­zung des Ver­käu­fers, die in der Lie­fe­rung ei­nes Ge­braucht­wa­gens mit dem un­be­heb­ba­ren Man­gel der Ei­gen­schaft als Un­fall­wa­gen liegt, ist i. S. von § 323 V 2 BGB un­er­heb­lich und recht­fer­tigt des­halb kei­nen Rück­tritt des Käu­fers vom Kauf­ver­trag, wenn sich der Man­gel al­lein in ei­nem mer­kan­ti­len Min­der­wert des Fahr­zeugs aus­wirkt und die­ser nicht mehr als fünf Pro­zent des Kauf­prei­ses be­trägt (vgl. BGH, Urt. v. 12.03.2008 – VI­II ZR 253/05, ju­ris Rn. 22).
  3. Den Ver­käu­fer ei­nes Ge­braucht­wa­gens trifft zwar oh­ne Vor­lie­gen be­son­de­rer An­halts­punk­te für ei­nen Un­fall­scha­den nicht die Ob­lie­gen­heit, ein zum Kauf an­ge­bo­te­nes Fahr­zeug auf Un­fall­schä­den zu un­ter­su­chen. Sieht der Ver­käu­fer aber von ei­ner Un­ter­su­chung des Fahr­zeugs ab, muss er die Be­grenzt­heit sei­nes Kennt­nis­stands deut­lich ma­chen, wenn er die Un­fall­frei­heit in ei­ner Wei­se be­haup­tet, die dem Käu­fer den Ein­druck ver­mit­teln kann, dies ge­sche­he auf der Grund­la­ge ver­läss­li­cher Kennt­nis (im An­schluss an BGH, Urt. v. 07.06.2006 – VI­II ZR 209/05, BGHZ 168, 64 Rn. 15).

OLG Ros­tock, Ur­teil vom 28.08.2020 – 4 U 1/19

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Wirk­sa­mer Ge­währ­leis­tungs­aus­schluss in ei­nem Ver­brauchs­gü­ter­kauf­ver­trag

Der Käu­fer ei­nes Ge­braucht­wa­gens – hier: ei­nes Por­sche Ca­yenne S V8 – ver­stößt ge­gen Treu und Glau­ben (§ 242 BGB), wenn er sich ei­ner­seits vom Ver­käu­fer als Un­ter­neh­mer be­han­deln lässt und ei­nen Ge­währ­leis­tungs­aus­schluss ak­zep­tiert, um das be­gehr­te Fahr­zeug über­haupt er­hal­ten zu kön­nen, und an­de­rer­seits spä­ter gel­tend macht, der Kfz-Kauf­ver­trag sei ein Ver­brauchs­gü­ter­kauf i. S. von § 474 I 1 BGB und des­halb sei der Ge­währ­leis­tungs­aus­schluss un­wirk­sam (§ 476 I BGB).

AG Sin­gen, Ur­teil vom 19.06.2020 – 1 C 187/19

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An­wend­ba­res Recht bei Kfz-Kauf­ver­trag zwi­schen ka­na­di­schem Ver­käu­fer und deut­schem Käu­fer – Agen­tur­ge­schäft

  1. Ein Agen­tur­ge­schäft, bei dem ein Kfz-Händ­ler den Kauf ei­nes Ge­braucht­wa­gens le­dig­lich ver­mit­telt, ist grund­sätz­lich zu­läs­sig. Das gilt aus­nahms­wei­se nur dann nicht, wenn das Agen­tur­ge­schäft ein Um­ge­hungs­ge­schäft i. S. des § 476 I 2 BGB ist, es al­so miss­bräuch­lich da­zu ein­ge­setzt wird, ein in Wahr­heit vor­lie­gen­des Ei­gen­ge­schäft des Händ­lers zu ver­schlei­ern, um zwin­gen­de ver­brau­cher­schüt­zen­de Vor­schrif­ten zu um­ge­hen.
  2. Ein Um­ge­hungs­ge­schäft i. S. des § 476 I 2 BGB liegt nicht vor, wenn auf den – hier zwi­schen ei­nem in Ka­na­da an­säs­si­gen Un­ter­neh­mer und ei­nem in Deutsch­land an­säs­si­gen Ver­brau­cher – ge­schlos­se­nen Kauf­ver­trag oh­ne­hin deut­sches Recht un­ter Ein­schluss der Vor­schrif­ten über den Ver­brauchs­gü­ter­kauf (§§ 474 ff. BGB) An­wen­dung fin­det und des­halb ein in dem ver­mit­tel­ten Kauf­ver­trag ent­hal­te­ner Ge­währ­leis­tungs­aus­schluss un­wirk­sam ist (§ 476 I 1 BGB).

LG Lands­hut, Ur­teil vom 15.05.2020 – 73 O 3793/19

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Man­gel­haf­tes DSG-Ge­trie­be bei ei­nem Neu­wa­gen – her­stel­ler­über­grei­fen­der Ver­gleich

Bei der Be­ur­tei­lung, ob ein Neu­wa­gen ei­ne Be­schaf­fen­heit auf­weist, die bei Sa­chen der glei­chen Art üb­lich ist und die der Käu­fer nach Art der Sa­che er­war­ten kann (§ 434 I 2 Nr. 2 BGB), ist – her­stel­ler­über­grei­fend – auf den all­ge­mei­nen Stand der Tech­nik und nicht le­dig­lich – fa­bri­kats­in­tern – auf den­sel­ben Fahr­zeug­typ des Her­stel­lers ab­zu­stel­len.

OLG Schles­wig, Ur­teil vom 08.04.2020 – 12 U 39/18
(vor­an­ge­hend: LG Flens­burg, Ur­teil vom 22.03.2018 – 4 O 116/17)

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Er­fül­lungs­ort der Nach­er­fül­lung bei ei­nem Fern­ab­satz-Kauf­ver­trag – Ver­brauchs­gü­terkauf­richt­li­nie

  1. Art. 3 III der Richt­li­nie 1999/44/EG des Eu­ro­päi­schen Par­la­ments und des Ra­tes vom 25.05.1999 zu be­stimm­ten As­pek­ten des Ver­brauchs­gü­ter­kaufs und der Ga­ran­ti­en für Ver­brauchs­gü­ter ist da­hin aus­zu­le­gen, dass die Mit­glied­staa­ten für die Be­stim­mung des Or­tes zu­stän­dig blei­ben, an dem der Ver­brau­cher ge­mäß die­ser Vor­schrift dem Ver­käu­fer ein im Fern­ab­satz er­wor­be­nes Ver­brauchs­gut für die Her­stel­lung des ver­trags­ge­mä­ßen Zu­stands be­reit­zu­stel­len hat. Die­ser Ort muss für ei­ne un­ent­gelt­li­che Her­stel­lung des ver­trags­ge­mä­ßen Zu­stands bin­nen ei­ner an­ge­mes­se­nen Frist oh­ne er­heb­li­che Un­an­nehm­lich­kei­ten für den Ver­brau­cher ge­eig­net sein, wo­bei die Art des Ver­brauchs­gu­tes so­wie der Zweck, für den der Ver­brau­cher das Ver­brauchs­gut be­nö­tig­te, zu be­rück­sich­ti­gen sind. In­so­weit ist das na­tio­na­le Ge­richt ver­pflich­tet, ei­ne mit der Richt­li­nie 1999/44 ver­ein­ba­re Aus­le­gung vor­zu­neh­men und ge­ge­be­nen­falls auch ei­ne ge­fes­tig­te Recht­spre­chung zu än­dern, wenn die­se auf ei­ner Aus­le­gung des na­tio­na­len Rechts be­ruht, die mit den Zie­len die­ser Richt­li­nie un­ver­ein­bar ist.
  2. Art. 3 II bis IV der Richt­li­nie 1999/44 ist da­hin aus­zu­le­gen, dass das Recht des Ver­brau­chers auf ei­ne „un­ent­gelt­li­che“ Her­stel­lung des ver­trags­ge­mä­ßen Zu­stands ei­nes im Fern­ab­satz er­wor­be­nen Ver­brauchs­gu­tes nicht die Ver­pflich­tung des Ver­käu­fers um­fasst, wenn das Ver­brauchs­gut zum Zweck der Her­stel­lung des ver­trags­ge­mä­ßen Zu­stands an den Ge­schäfts­sitz des Ver­käu­fers trans­por­tiert wird, ei­nen Vor­schuss auf die da­mit ver­bun­de­nen Kos­ten zu leis­ten, so­fern für den Ver­brau­cher die Tat­sa­che, dass er für die­se Kos­ten in Vor­leis­tung tre­ten muss, kei­ne Be­las­tung dar­stellt, die ihn von der Gel­tend­ma­chung sei­ner Rech­te ab­hal­ten könn­te; dies zu prü­fen ist Sa­che des na­tio­na­len Ge­richts.
  3. Art. 3 III i. V. mit Art. 3 V zwei­ter Ge­dan­ken­strich der Richt­li­nie 1999/44 ist da­hin aus­zu­le­gen, dass in ei­ner Si­tua­ti­on wie der des Aus­gangs­ver­fah­rens der Ver­brau­cher, der dem Ver­käu­fer die Ver­trags­wid­rig­keit des im Fern­ab­satz er­wor­be­nen Ver­brauchs­gu­tes mit­ge­teilt hat, des­sen Trans­port an den Ge­schäfts­sitz des Ver­käu­fers für ihn ei­ne er­heb­li­che Un­an­nehm­lich­keit dar­stel­len könn­te, und der dem Ver­käu­fer die­ses Ver­brauchs­gut an sei­nem Wohn­sitz zur Her­stel­lung des ver­trags­ge­mä­ßen Zu­stands be­reit­ge­stellt hat, man­gels Ab­hil­fe bin­nen ei­ner an­ge­mes­se­nen Frist die Ver­trags­auf­lö­sung ver­lan­gen kann, wenn der Ver­käu­fer kei­ner­lei an­ge­mes­se­ne Maß­nah­me er­grif­fen hat, um den ver­trags­ge­mä­ßen Zu­stand des Ver­brauchs­gu­tes her­zu­stel­len, wo­zu auch ge­hört, dem Ver­brau­cher den Ort mit­zu­tei­len, an dem er ihm die­ses Ver­brauchs­gut zur Her­stel­lung des ver­trags­ge­mä­ßen Zu­stands be­reit­stel­len muss. In­so­weit ist es Sa­che des na­tio­na­len Ge­richts, an­hand ei­ner mit der Richt­li­nie 1999/44 ver­ein­ba­ren Aus­le­gung si­cher­zu­stel­len, dass der Ver­brau­cher sein Recht auf Ver­trags­auf­lö­sung aus­üben kann.

EuGH (Ers­te Kam­mer), Ur­teil vom 23.05.2019 – C-52/18 (Fül­la/Tool­port GmbH)

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