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Tag: Be­weis­last

Er­heb­li­che Dis­kre­panz zwi­schen an­ge­zeig­ter und tat­säch­li­cher Lauf­leis­tung ei­nes Ge­braucht­wa­gens als Sach­man­gel

  1. Es ge­hört zur üb­li­chen Be­schaf­fen­heit ei­nes Ge­braucht­wa­gens i. S. von § 434 I 2 Nr. 2 BGB und ein Käu­fer darf des­halb re­gel­mä­ßig er­war­ten, dass die tat­säch­li­che Lauf­leis­tung des Fahr­zeugs nicht er­heb­lich hö­her ist als die vom Ki­lo­me­ter­zäh­ler an­ge­zeig­te Lauf­leis­tung. Er­heb­lich ist je­den­falls ei­ne Ab­wei­chung von (min­des­tens) 25.700 km, oh­ne dass es dar­auf an­kommt, ob die tat­säch­li­che Lauf­leis­tung iso­liert be­trach­tet mit Blick auf das Al­ter des Fahr­zeugs im Rah­men des Üb­li­chen liegt.
  2. Sind in ei­nem Kfz-Kauf­ver­trag die „Ge­samt­fahr­leis­tung nach An­ga­ben des Vor­be­sit­zers“ und der „Stand des Ki­lo­me­ter­zäh­lers“ ver­merkt, so liegt kei­ne ne­ga­ti­ve Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung (§ 434 I 1 BGB) des In­halts vor, dass die tat­säch­li­che Lauf­leis­tung des Fahr­zeugs mög­li­cher­wei­se hö­her ist als die vom Ki­lo­me­ter­zäh­ler an­ge­zeig­te Lauf­leis­tung.
  3. Ver­langt ein Kfz-Ver­käu­fer nach ei­nem wirk­sa­men Rück­tritt des Käu­fers vom Kauf­ver­trag ei­ne Nut­zungs­ent­schä­di­gung für die mit dem Fahr­zeug zu­rück­ge­leg­ten Ki­lo­me­ter (§ 346 I, II 1 Nr. 1 BGB), so trifft ihn die Dar­le­gungs- und Be­weis­last für die tat­säch­li­chen Vor­aus­set­zun­gen und den Um­fang die­ses An­spruchs.

OLG Cel­le, Ur­teil vom 25.09.2019 – 7 U 8/19
(vor­an­ge­hend: LG Ver­den, Ur­teil vom 21.11.2018 – 2 O 128/18)

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Gut­gläu­bi­ger Er­werb trotz feh­len­dem zwei­ten Fahr­zeug­schlüs­sel

  1. Um dem Vor­wurf der gro­ben Fahr­läs­sig­keit (§ 932 II BGB) zu ent­ge­hen, muss sich der Er­wer­ber ei­nes Ge­braucht­wa­gens zwar min­des­tens die Zu­las­sungs­be­schei­ni­gung Teil II (Fahr­zeug­brief) vor­le­gen las­sen und mit ih­rer Hil­fe die Be­rech­ti­gung des Ver­äu­ße­rers prü­fen. Wird dem Er­wer­ber ei­ne ge­fälsch­te Zu­las­sungs­be­schei­ni­gung Teil II vor­ge­legt, steht das in­des sei­nem gu­ten Glau­ben dann nicht ent­ge­gen, wenn die Fäl­schung nicht auf den ers­ten Blick als sol­che zu er­ken­nen ist, et­wa weil zu ih­rer Her­stel­lung ech­te Blan­ko­for­mu­la­re ver­wen­det wur­den und da­her das ge­fälsch­te Do­ku­ment op­tisch und hap­tisch ei­nem ech­ten ent­spricht. Ein­zel­ne Schreib­feh­ler in der ge­fälsch­ten Zu­las­sungs­be­schei­ni­gung Teil II (hier: „stadt B.“, „weis“) än­dern dar­an nichts (vgl. OLG Braun­schweig, Urt. v. 01.09.2011 – 8 U 170/10, BeckRS 2012, 6482).
  2. Je­den­falls ei­nem orts­frem­den Er­wer­ber ei­nes Ge­braucht­wa­gens muss nicht oh­ne Wei­ters auf­fal­len, dass in den ihm vor­ge­leg­ten Fahr­zeug­pa­pie­ren das Wap­pen der Zu­las­sungs­be­hör­de und de­ren Be­zeich­nung nicht zu­sam­men­pas­sen. Das gilt um­so mehr, wenn der Er­wer­ber sei­ne Auf­merk­sam­keit in ers­ter Li­nie den An­ga­ben zum Hal­ter des Fahr­zeugs und der ein­ge­tra­ge­nen Fahr­zeug-Iden­ti­fi­zie­rungs­num­mer wid­met.
  3. Dass er nur ei­nen Fahr­zeug­schlüs­sel er­hält, ist muss den Er­wer­ber ei­nes Ge­braucht­wa­gens dann nicht miss­trau­isch ma­chen, wenn der Ver­äu­ße­rer vor­gibt, über ei­nen zwei­ten Schlüs­sel zu ver­fü­gen und die­sen dem Er­wer­ber nach­zu­lie­fern. An­ders kann es lie­gen, wenn der Ver­äu­ße­rer an­gibt, er ha­be kei­nen zwei­ten Fahr­zeug­schlüs­sel.
  4. Wer ei­nen gut­gläu­bi­gen Er­werb des Ei­gen­tums (hier: nach § 929 Satz 1, § 932 I 1, II BGB) be­strei­tet, hat die tat­säch­li­chen Um­stän­de dar­zu­le­gen und ge­ge­be­nen­falls zu be­wei­sen, die die Bös­gläu­big­keit des Er­wer­bers be­grün­den. Der Be­strei­ten­de darf sich des­halb hin­sicht­lich des Er­werbs­vor­gangs nicht ge­mäß § 138 IV ZPO mit Nicht­wis­sen er­klä­ren.

LG Bonn, Ur­teil vom 30.08.2019 – 10 O 448/18
(nach­fol­gend: OLG Köln, Be­schluss vom 07.04.2020 – 16 U 233/19)

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Be­weis­ver­ei­te­lung durch Ver­schrot­tung ei­nes an­geb­lich man­gel­haf­ten Pkw

Zwar wird bei ei­nem Ver­brauchs­gü­ter­kauf (§ 474 I 1 BGB) dann, wenn sich in­ner­halb von sechs Mo­na­ten seit Ge­fahr­über­gang ein Sach­man­gel zeigt, ge­mäß § 477 BGB grund­sätz­lich ver­mu­tet, dass die Sa­che be­reits bei Ge­fahr­über­gang man­gel­haft war. Be­ste­hen in­so­weit in­des – hier: we­gen ei­ner we­ni­ge Wo­chen vor Ge­fahr­über­gang be­an­stan­dungs­frei durch­ge­führ­ten Haupt­un­ter­su­chung nach § 29 StV­ZO – be­grün­de­te Zwei­fel und kön­nen die­se nicht auf­ge­klärt wer­den, weil der Käu­fer die an­geb­lich man­gel­haf­te Kauf­sa­che hat ver­schrot­ten las­sen, so ge­hen die­se Zwei­fel un­ter dem Ge­sichts­punkt ei­ner Be­weis­ver­ei­te­lung zu­las­ten des Käu­fers.

AG Mün­chen, Ur­teil vom 23.08.2019 – 173 C 1229/18

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Se­kun­dä­re Dar­le­gungs­last bei be­haup­te­tem „Ha­cker­an­griff“ auf eBay-Mit­glieds­kon­to

  1. Zwar trägt der­je­ni­ge, der ei­nen Ar­ti­kel – hier: ein Wohn­mo­bil – auf der In­ter­net­platt­form eBay zum Kauf ge­gen Höchst­ge­bot an­ge­bo­ten hat und sich zur Gel­tend­ma­chung des Kauf­preis­an­spruchs auf das Zu­stan­de­kom­men ei­nes Kauf­ver­trags be­ruft, die Dar­le­gungs- und Be­weis­last da­für, dass er mit dem auf Zah­lung in An­spruch ge­nom­me­nen eBay-Mit­glied ei­nen Kauf­ver­trag ge­schlos­sen hat. In­so­weit gibt es kei­nen An­scheins­be­weis da­hin, dass ein über ein eBay-Mit­glieds­kon­to ab­ge­ge­be­nes Höchst­ge­bot vom In­ha­ber die­ses Mit­glieds­kon­tos ab­ge­ge­ben wur­de. Den Kon­to­in­ha­ber trifft aber ei­ne se­kun­dä­re Dar­le­gungs­last, wenn er be­haup­tet, sein eBay-Mit­glieds­kon­to sei „ge­hackt“ und von dem Ha­cker miss­bräuch­lich ge­nutzt wor­den.
  2. Der Schuld­ner ei­nes Rück­ge­währan­spruchs hat zwar mit Blick auf § 756 I ZPO und § 765 Nr. 1 ZPO so­wie § 300 BGB oh­ne Wei­te­res ein recht­li­ches In­ter­es­se (§ 256 I ZPO) an der Fest­stel­lung, dass der Gläu­bi­ger im Ver­zug der An­nah­me ist. Er kann aber in der Re­gel nicht mit Er­folg die Fest­stel­lung ver­lan­gen, wann An­nah­me­ver­zug ein­ge­tre­ten ist. Da­für be­darf es viel­mehr der Dar­le­gung, dass be­reits vor dem Schluss der münd­li­chen Ver­hand­lung ei­ne Rechts­fol­ge des An­nah­me­ver­zugs ein­ge­tre­ten ist.

LG Ra­vens­burg, Ur­teil vom 31.07.2019 – 5 O 13/19

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Dar­le­gungs- und Be­weis­last für ne­ga­ti­ve Aus­wir­kun­gen ei­nes Soft­ware­up­dates – VW-Ab­gas­skan­dal

  1. Ein Kfz-Käu­fer, der be­wusst ei­nen vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­nen Ge­braucht­wa­gen er­wirbt, hat in­so­weit schon des­halb kei­ne Rech­te we­gen ei­nes Man­gels, weil das Fahr­zeug die i. S. von § 434 I 1 ver­ein­bar­te Be­schaf­fen­heit hat, mit­hin nicht man­gel­haft ist.
  2. In ei­nem sol­chen Fall ist die In­stal­la­ti­on des von der Volks­wa­gen AG an­ge­bo­te­nen Soft­ware­up­dates kei­ne Nach­bes­se­rung (§ 439 I Fall 1 BGB). Des­halb muss der Käu­fer sei­ne Be­haup­tung, das Up­date wir­ke sich – hier: in Form ei­nes Ver­lusts an Mo­tor­leis­tung – ne­ga­tiv auf das Fahr­zeug aus, be­wei­sen, wenn der Ver­käu­fer dies be­strei­tet. Es ist hin­ge­gen nicht Sa­che des Ver­käu­fers, dar­zu­le­gen und ge­ge­be­nen­falls zu be­wei­sen, dass er durch In­stal­la­ti­on des Soft­ware­up­dates ord­nungs­ge­mäß nach­ge­bes­sert ha­be.
  3. Ei­nen Rück­tritt vom Kauf­ver­trag kann ein Kfz-Käu­fer al­len­falls auf ei­nen Man­gel stüt­zen, der be­reits bei Ge­fahr­über­gang – bei Über­ga­be des Fahr­zeugs an den Käu­fer (§ 446 Satz 1 BGB) – vor­han­den war. Wird das Fahr­zeug beim Ver­such, ei­nen sol­chen Man­gel zu be­sei­ti­gen, be­schä­digt, so hat der Käu­fer des­halb höchs­tens ei­nen An­spruch auf Scha­dens­er­satz ne­ben der Leis­tung (§ 280 I BGB), aber kein Rück­tritts­recht.

LG Frank­furt a. M., Ur­teil vom 01.07.2019 – 2-33 O 127/18

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Dar­le­gungs- und Be­weis­last für ne­ga­ti­ve Aus­wir­kun­gen ei­nes Soft­ware­up­dates – VW-Ab­gas­skan­dal

  1. Der Käu­fer ei­nes (ur­sprüng­lich) vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­nen Neu­wa­gens, der mitt­ler­wei­le das von der Volks­wa­gen AG ent­wi­ckel­te Soft­ware­up­date er­hal­ten hat, be­grün­det sei­nen An­spruch auf Er­satz­lie­fe­rung ei­nes man­gel­frei­en Neu­wa­gens (§ 437 Nr. 1, § 439 I Fall 2 BGB) schlüs­sig, in­dem er be­haup­tet, durch die In­stal­la­ti­on des Up­dates hät­ten sich der Kraft­stoff­ver­brauch und der Ver­schleiß des Fahr­zeugs er­höht und die Mo­tor­leis­tung ver­min­dert, so­dass ei­ne ord­nungs­ge­mä­ße Nach­bes­se­rung (§ 439 I Fall 1 BGB) nicht statt­ge­fun­den ha­be.
  2. Die Be­weis­last für be­haup­te­te ne­ga­ti­ve Aus­wir­kun­gen des Soft­ware­up­dates trägt der Käu­fer.

KG, Be­schluss vom 30.04.2019 – 21 U 49/18

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Kei­ne Be­weis­last­um­kehr nach § 477 BGB bei de­fek­tem An­las­ser – Ver­schleiß

Zeigt sich bei ei­nem fast 13 Jah­re al­ten Ge­braucht­wa­gen mit ei­ner Lauf­leis­tung von fast 150.000 km, der zum Preis von 2.100 € ver­kauft wur­de, in­ner­halb von sechs Mo­na­ten nach der Über­ga­be des Fahr­zeugs an den Käu­fer ein De­fekt des An­las­sers, so kann nicht ge­mäß § 477 BGB ver­mu­tet wer­den, dass das Fahr­zeug be­reits bei der Über­ga­be man­gel­haft war. Die­se Ver­mu­tung ist viel­mehr mit der Art der Sa­che oder des Man­gels un­ver­ein­bar, weil – was sich auch in dem nied­ri­gen Kauf­preis wi­der­spie­gelt – bei dem ge­nann­ten Fahr­zeugal­ter und der ge­nann­ten Lauf­leis­tung je­der­zeit da­mit ge­rech­net wer­den muss, dass ein­zel­ne Fahr­zeug­tei­le ka­putt­ge­hen, und weil ein An­las­ser ein Ver­schleiß­teil ist.

AG Bux­te­hu­de, Ur­teil vom 07.03.2019 – 31 C 538/18

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Zu lan­ge Steu­er­ket­te als Sach­man­gel ei­nes Ge­braucht­wa­gens – Man­gel vs. Ver­schleiß

  1. Bei ei­nem Ge­braucht­wa­gen ist, so­fern kei­ne be­son­de­ren Um­stän­de ge­ge­ben sind, je­den­falls der nor­ma­le al­ters- und ge­brauchs­be­ding­te Ver­schleiß üb­lich und vom Käu­fer hin­zu­neh­men (im An­schluss an BGH, Urt. v. 10.10.2007 – VI­II ZR 330/06, ju­ris Rn. 19; Urt. v. 23.11.2005 – VI­II ZR 43/05, NJW 2006, 434 Rn. 19). Der Ver­käu­fer haf­tet des­halb nicht für den Aus­fall von Ver­schleiß­tei­len und ei­ne grö­ße­re Re­pa­ra­tur­an­fäl­lig­keit des Fahr­zeugs, wenn sie in ei­nem nor­ma­len Ver­hält­nis zu des­sen Lauf­leis­tung ste­hen.
  2. Ein ge­mes­sen am tech­ni­schen Stan­dard über­mä­ßi­ger („un­ge­woll­ter“) Ver­schleiß – hier in Ge­stalt der kon­struk­tiv nicht vor­ge­se­he­nen Län­gung ei­ner Steu­er­ket­te – stellt dem­ge­gen­über bei ei­nem Ge­braucht­wa­gen selbst dann ei­nen Sach­man­gel i. S. von § 434 I 2 Nr. 2 BGB dar, wenn er bei Fahr­zeu­gen der­sel­ben Mar­ke und des­sel­ben Typs häu­fig(er) vor­kommt.

OLG Bran­den­burg, Ur­teil vom 01.03.2019 – 4 U 30/18

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An­for­de­run­gen an die Dar­le­gung ei­nes Sach­man­gels – Mer­ce­des-Ab­gas­skan­dal (OM 651)

Der Käu­fer ei­nes – wohl nicht von ei­nem be­hörd­lich an­ge­ord­ne­ten Rück­ruf be­trof­fe­nen – Mer­ce­des-Benz-Fahr­zeugs (hier: Mer­ce­des-Benz A 200 d mit OM 651-Mo­tor), der die Daim­ler AG we­gen ei­nes an­geb­li­chen Sach­man­gels in Ge­stalt ei­ner un­zu­läs­si­gen Ab­schalt­ein­rich­tung („Ther­mo­fens­ter“) in An­spruch nimmt, muss schlüs­sig dar­tun, wie er zu der Ein­schät­zung ge­langt ist, dass sein Fahr­zeug über ei­ne un­zu­läs­si­ge Ab­schalt­ein­rich­tung ver­fü­ge, und die Plau­si­bi­li­tät sei­ner Be­haup­tun­gen dar­le­gen. Un­ter­bleibt dies, lie­gen le­dig­lich „ins Blaue hin­ein“ auf­ge­stell­te Be­haup­tun­gen vor, die die – als Aus­for­schungs­be­weis zu be­wer­ten­de – Ein­ho­lung ei­nes Sach­ver­stän­di­gen­gut­ach­tens nicht recht­fer­ti­gen.

OLG Cel­le, Be­schluss vom 07.02.2019 – 7 U 263/18
(nach­fol­gend: BGH, Be­schluss vom 28.01.2020 – VI­II ZR 57/19)

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Gut­gläu­bi­ger Er­werb des Ei­gen­tums an ei­nem un­ter­schla­ge­nen Lea­sing­fahr­zeug – Be­weis­last

  1. Dass der pri­va­te Ver­äu­ße­rer ei­nes Ge­braucht­wa­gens nicht in der Zu­las­sungs­be­schei­ni­gung Teil II als Hal­ter des Fahr­zeugs aus­ge­wie­sen ist, steht ei­nem gut­gläu­bi­gen Er­werb des Ei­gen­tums an dem Fahr­zeug (§ 929 Satz 1, § 932 I 1, II BGB) nicht ent­ge­gen, wenn der Er­wer­ber die­sen Um­stand aus­drück­lich the­ma­ti­siert und vom Ver­äu­ße­rer ei­ne glaub­haf­te und über­zeu­gen­de Er­klä­rung er­hält (hier: Er­klä­rung des Ver­käu­fers, er ver­kau­fe das Fahr­zeug im Auf­trag des an­ge­ge­be­nen Hal­ters).
  2. Ein gut­gläu­bi­ger Er­werb des Ei­gen­tums an ei­nem Ge­braucht­wa­gen ist nicht per se des­halb aus­ge­schlos­sen, weil der Ver­äu­ße­rer dem Er­wer­ber nicht sämt­li­che Fahr­zeug­schlüs­sel über­ge­ben kann. Viel­mehr ist ein gut­gläu­bi­ger Er­werb mög­lich, wenn der Ver­äu­ße­rer das Vor­han­den­sein ei­nes Zweit­schlüs­sels nicht ge­ne­rell ver­neint, son­dern – hier: mit ei­nem Um­zug – er­klärt, war­um der Zweit­schlüs­sel ge­ra­de nicht ver­füg­bar sei, und dem Er­wer­ber (schrift­lich) zu­sagt, er wer­de den Zweit­schlüs­sel kurz­fris­tig nach­rei­chen (im An­schluss an OLG Saar­brü­cken, Urt. v. 17.05.2017 – 2 U 72/16).
  3. Der Käu­fer ei­nes Ge­braucht­wa­gens han­delt nicht oh­ne Wei­te­res grob fahr­läs­sig i.S. von § 932 II BGB, weil er wei­te­re Nach­for­schun­gen un­ter­lässt, ob­wohl ihm der Käu­fer ei­nen Preis­nach­lass von 2.600 € ge­währt, nach­dem er zu­nächst ei­nen aus­drück­lich als „Ver­hand­lungs­ba­sis“ be­zeich­ne­ten Kauf­preis von 29.900 € ge­nannt hat­te, die Ver­kaufs­ver­hand­lun­gen nicht bei dem Ver­käu­fer zu Hau­se, son­dern auf ei­nem öf­fent­li­chen Park­platz statt­fin­den und der Ver­käu­fer dem Käu­fer nicht sämt­li­che Fahr­zeug­schlüs­sel über­ge­ben kann.
  4. Dass sich der Er­wer­ber ei­nes Ge­braucht­wa­gens vom Ver­äu­ße­rer kei­ne Über­ein­stim­mungs­be­schei­ni­gung (Cer­ti­fi­ca­te of Con­for­mi­ty – COC) vor­le­gen lässt, be­grün­det nicht ein­mal den Vor­wurf leich­ter Fahr­läs­sig­keit und hin­dert des­halb ei­nen gut­gläu­bi­gen Er­werb des Ei­gen­tums an dem Fahr­zeug nicht.
  5. Wer gel­tend macht, je­den­falls gut­gläu­big das Ei­gen­tum an ei­nem Kraft­fahr­zeug ge­mäß § 929 Satz 1, § 932 I 1, II BGB er­wor­ben zu ha­ben, muss dar­le­gen und ge­ge­be­nen­falls be­wei­sen, dass ihm der Ver­äu­ße­rer das Fahr­zeug über­ge­ben und ei­ne Ei­ni­gung über den Ei­gen­tums­über­gang i. S. von § 929 Satz 1 BGB statt­ge­fun­den hat. Es ist dann Sa­che des­je­ni­gen, der ei­nen (zu­min­dest gut­gläu­bi­gen) Ei­gen­tums­er­werb in Ab­re­de stellt, dar­zu­le­gen und zu be­wei­sen, dass das Fahr­zeug nicht dem Ver­äu­ße­rer ge­hör­te und der Er­wer­ber nicht in gu­tem Glau­ben war, et­wa weil er ge­bo­te­ne Nach­for­schun­gen un­ter­las­sen ha­be. Be­stand we­gen ei­ner „Ver­dachts­si­tua­ti­on“ An­lass zu wei­te­ren Nach­for­schun­gen, so muss der­je­ni­ge, der sich auf ei­nen (zu­min­dest gut­gläu­bi­gen) Ei­gen­tums­er­werb be­ruft, dar­le­gen und ge­ge­be­nen­falls be­wei­sen, dass er die ge­bo­te­nen Nach­for­schun­gen an­ge­stellt hat.
  6. Wer ge­mäß § 929 Satz 1, § 932 I 1, II BGB gut­gläu­big Ei­gen­tü­mer ei­nes Ge­braucht­wa­gens ge­wor­den ist, aber nur über ei­ne ge­fälsch­te Zu­las­sungs­be­schei­ni­gung Teil II (Fahr­zeug­brief) ver­fügt, hat ge­gen den bis­he­ri­gen Ei­gen­tü­mer des Fahr­zeugs – hier: ei­ner Lea­sing­ge­sell­schaft – ei­nen An­spruch auf Her­aus­ga­be der ech­ten Zu­las­sungs­be­schei­ni­gung Teil II (§ 985 BGB i. V. mit § 952 II BGB in zu­min­dest ana­lo­ger An­wen­dung).

LG Stutt­gart, Ur­teil vom 18.01.2019 – 23 O 166/18

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