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Tag: Auf­wen­dungs­er­satz

Er­satz von Stand­kos­ten bei An­nah­me­ver­zug des Ver­käu­fers nach Rück­tritt des Käu­fers vom Kauf­ver­trag

  1. Ist der Käu­fer ei­nes Kraft­fahr­zeugs wirk­sam vom Kauf­ver­trag zu­rück­ge­tre­ten und be­fin­det sich der Ver­käu­fer mit der Rück­nah­me des Fahr­zeugs in An­nah­me­ver­zug, so kann der Käu­fer vom Ver­käu­fer ge­mäß § 304 BGB (auch) den Er­satz der Stand­kos­ten ver­lan­gen, die er für das Fahr­zeug auf­wen­den muss­te (vgl. BGH, Urt. v. 17.11.2023 – V ZR 192/22 Rn. 41).
  2. Lie­gen kei­ne be­son­de­ren Um­stän­de vor, kann der Käu­fer ei­nes Ge­braucht­wa­gens im Sin­ne des § 434 I 2 Nr. 2 BGB a.F. er­war­ten, dass das Fahr­zeug kei­nen Un­fall er­lit­ten hat, bei dem mehr als Ba­ga­tell­schä­den ent­stan­den sind. Ba­ga­tell­schä­den sind bei Per­so­nen­kraft­wa­gen nur ganz ge­ring­fü­gi­ge äu­ße­re (Lack-)Schä­den, nicht aber sons­ti­ge (Blech-)Schä­den, auch wenn sie kei­ne wei­ter­ge­hen­den Fol­gen hat­ten und der Re­pa­ra­tur­auf­wand ge­ring war. Un­er­heb­lich ist, ob das Fahr­zeug nach dem Un­fall fach­ge­recht re­pa­riert wur­de. (im An­schluss an BGH, Urt. v. 12.03.2008 – VI­II ZR 253/05 Rn. 18 m. w. N.).

LG Lü­beck, Ur­teil vom 13.12.2024 – 10 O 212/23

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Auf­wen­dungs­er­satz bei Rück­ab­wick­lung ei­nes Mo­tor­rad-Kauf­ver­trags

  1. Ein – hier fa­brik­neu­es – Mo­tor­rad, bei dem der zwei­te Gang in den Leer­lauf springt, wenn mit­hil­fe der Mo­tor­brem­se, ins­be­son­de­re beim Ein­fah­ren in ei­ne Kur­ve, ein Gang­wech­sel vor­ge­nom­men wer­den soll, ist man­gel­haft i. S. von § 434 I 2 Nr. 2 BGB a.F. Das Fahr­zeug eig­net sich näm­lich we­der für die ge­wöhn­li­che Ver­wen­dung, das heißt die pro­blem­lo­se Nut­zung im Stra­ßen­ver­kehr, noch weist es ei­ne üb­li­che und des­halb von ei­nem Käu­fer zu er­war­ten­de Be­schaf­fen­heit auf.
  2. Die Lie­fe­rung ei­nes man­gel­haf­ten Mo­tor­rads stellt kei­ne nur un­er­heb­li­che Pflicht­ver­let­zung des Ver­käu­fers i. S. von § 323 V 2 BGB dar, wenn der Man­gel die Fahr­si­cher­heit des Mo­tor­rads be­ein­träch­tigt und des­halb als er­heb­lich an­zu­se­hen ist.
  3. Bei der Be­rech­nung des Nut­zungs­wert­er­sat­zes, den der Käu­fer ei­nes fa­brik­neu­en Mo­tor­rads dem Ver­käu­fer bei ei­ner Rück­ab­wick­lung des Kauf­ver­trags schul­det, ist von ei­ner zu er­war­ten­den Ge­samt­lauf­leis­tung von 100.000 km aus­zu­ge­hen. Die An­nah­me ei­ner zu er­war­ten­den Lauf­leis­tung von 250.000 bis 300.000 km wie bei Pkw kommt nicht in Be­tracht, da Mo­tor­rä­der ei­nen ge­rin­ge­ren Hub­raum als Pkw ha­ben.
  4. Wa­ren Auf­wen­dun­gen (§ 284 BGB) ei­nes Fahr­zeug­käu­fers, der we­gen ei­nes Man­gels wirk­sam vom Kauf­ver­trag zu­rück­ge­tre­ten ist, nicht voll­stän­dig ver­geb­lich, weil er das Fahr­zeug – ge­ge­be­nen­falls mit man­gel­be­ding­ten Ein­schrän­kun­gen – tat­säch­lich ge­nutzt hat, so ist die Hö­he der vom Ver­käu­fer zu er­set­zen­den Auf­wen­dun­gen nach der For­mel er­stat­tungs­fä­hi­ge Auf­wen­dun­gen = ge­sam­te Auf­wen­dun­gen − (ge­sam­te Auf­wen­dun­gen × x) zu be­rech­nen. Da­bei ist x=ge­fah­re­ne Ki­ko­me­terer­war­te­te Ge­samt­lauf­leis­tung.

LG Müns­ter, Ur­teil vom 24.05.2024 – 10 O 94/21

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Be­rich­ti­gung ei­ner öf­fent­li­chen Äu­ße­rung über die Kauf­sa­che – Old­ti­mer

  1. Ei­ne in ei­nem „mobile.​de“-In­se­rat ent­hal­te­ne – un­zu­tref­fen­de – öf­fent­li­che Äu­ße­rung über be­stimm­te Ei­gen­schaf­ten des zum Kauf an­ge­bo­te­nen Fahr­zeugs (hier: „un­fall­frei“) wird nicht i. S. von § 434 I 3 BGB a.F. (jetzt: § 434 III 3 BGB) „in gleich­wer­ti­ger Wei­se be­rich­tigt“, wenn der Ver­käu­fer die ent­spre­chen­de An­ga­be schlicht kom­men­tar­los löscht. Ei­ne Be­rich­ti­gung „in gleich­wer­ti­ge Wei­se“ er­for­dert viel­mehr dar­über hin­aus ei­nen aus­drück­li­chen Hin­weis auf den vor­he­ri­gen Irr­tum. Dar­an fehlt es, wenn der Ver­käu­fer ei­nem Kauf­in­ter­es­sen­ten le­dig­lich er­klärt, es ge­be „kei­ne do­ku­men­tier­te Fahr­zeug­his­to­rie“, so­dass er zur Exis­tenz von „Schä­den“ man­gels Kennt­nis „nichts sa­gen“ kön­ne.
  2. Die beim Ver­kauf ei­nes Old­ti­mers ab­ge­ge­be­ne Er­klä­rung, es feh­le ei­ne do­ku­men­tier­te Fahr­zeug­his­to­rie, hat kei­nen ge­si­cher­ten und all­ge­mein an­er­kann­ten Be­deu­tungs­ge­halt; was da­mit ge­meint ist, hängt viel­mehr von den Um­stän­den des Ein­zel­falls ab.
  3. Ei­ne in ei­nem Kauf­ver­trags­for­mu­lar ent­hal­te­ne vor­ge­druck­te Klau­sel, wo­nach die Haf­tung des Ver­käu­fers für Män­gel der Kauf­sa­che aus­ge­schlos­sen ist (Ge­währ­leis­tungs­aus­schluss), ist nicht schon des­halb als i. S. von § 305 I 3 BGB, im Ein­zel­nen aus­ge­han­delt an­zu­se­hen, weil das Ver­trags­for­mu­lar – teils auch vom Käu­fer an­ge­brach­te – hand­schrift­li­che Än­de­run­gen und Zu­sät­ze ent­hält.
  4. Die vor­aus­sicht­li­che Ge­samt­lauf­leis­tung („Le­bens­er­war­tung“), nach der sich ei­ne vom Käu­fer zu zah­len­de Nut­zungs­ent­schä­di­gung be­misst, ist bei ei­nem Old­ti­mer in der Re­gel mit 200.000 km an­zu­set­zen.
  5. Der Tat­be­stand des Erst­ur­teils lie­fert nach § 314 ZPO den Be­weis für das münd­li­che Vor­brin­gen ei­ner Par­tei im erst­in­stanz­li­chen Ver­fah­ren. Die­se Be­weis­wir­kung er­streckt sich auch dar­auf, ob ei­ne be­stimm­te Be­haup­tung be­strit­ten ist oder nicht. Da­her ist ei­ne im Tat­be­stand des Erst­ur­teils als un­strei­tig dar­ge­stell­te Tat­sa­che selbst dann als un­strei­tig und für das Be­ru­fungs­ge­richt bin­dend an­zu­se­hen, wenn tat­säch­lich in ers­ter In­stanz um­strit­ten war, der Tat­be­stand des Erst­ur­teils aber nicht be­rich­tigt wor­den ist.

OLG Braun­schweig, Ur­teil vom 19.05.2022 – 9 U 12/21

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Ver­dacht ei­nes Man­gels als Sach­man­gel – „an­ge­leg­ter“ Mo­tor­scha­den

  1. Wird ein Neu­wa­gen oh­ne Was­ser­pum­pen­rad und da­mit mit ei­nem Sach­man­gel aus­ge­lie­fert und muss des­halb die ers­te Fahrt mehr­fach we­gen ei­ner er­höh­ten Kühl­was­ser­tem­pe­ra­tur un­ter­bro­chen wer­den, so be­steht ein hin­rei­chend kon­kre­ter Ver­dacht da­für, dass durch die­se ers­te Fahrt ein Mo­tor­scha­den an­ge­legt wur­de. Die­ser kon­kre­te Ver­dacht ist eben­falls un­ter den Be­griff des Sach­man­gels zu sub­su­mie­ren, auch wenn er bei Über­ga­be des Fahr­zeugs an den Käu­fer noch nicht ge­ge­ben war.
  2. Die Kos­ten, die der Käu­fer ei­nes Neu­wa­gens für Win­ter­rä­der auf­wen­det, sind zwar – an­ders als die Kos­ten für die Mon­ta­ge der Win­ter­rä­der – kei­ne not­wen­di­gen Ver­wen­dun­gen i. S. von § 347 II 1 BGB. Der Ver­käu­fer kann die­se Kos­ten dem Käu­fer nach ei­nem wirk­sa­men Rück­tritt vom Kauf­ver­trag aber ge­mäß § 437 Nr. 3 Fall 2, § 284 BGB er­set­zen müs­sen.

LG Schwein­furt, Ur­teil vom 07.10.2021 – 22 O 541/20

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An­spruch ei­nes Kfz-Käu­fers auf Er­satz ho­her Trans­port­kos­ten im Rah­men der Nach­er­fül­lung

  1. Ei­ne kauf­recht­li­che Nach­er­fül­lung hat ge­mäß § 269 I, II BGB re­gel­mä­ßig an dem Ort zu er­fol­gen, an dem der Ver­käu­fer als Schuld­ner der Nach­er­fül­lung bei Ab­schluss des Kauf­ver­trags sei­nen Wohn- oder Ge­schäfts­sitz hat­te (vgl. BGH, Urt. v. 19.07.2017 – VI­II ZR 278/16, ju­ris Rn. 21). Es steht den Par­tei­en aber auch noch nach Ab­schluss des Kauf­ver­trags frei, ei­nen an­de­ren Er­fül­lungs­ort zu ver­ein­ba­ren.
  2. Bei der Be­ur­tei­lung, ob es dem Käu­fer ei­nes – hier in der Tür­kei mit ei­nem Mo­tor­scha­den lie­gen ge­blie­be­nen, fahr­un­tüch­ti­gen – Kraft­fahr­zeugs zu­zu­mu­ten ist, das Fahr­zeug zum Wohn- oder Ge­schäfts­sitz des Ver­käu­fers zu über­füh­ren, ist bei ei­nem Ver­brauchs­gü­ter­kauf (§ 474 I 1 BGB) ei­ner­seits zu be­rück­sich­ti­gen, dass die Nach­er­fül­lung „in­ner­halb ei­ner an­ge­mes­se­nen Frist und oh­ne er­heb­li­che Un­an­nehm­lich­kei­ten für den Ver­brau­cher“ er­fol­gen muss (Art. 3 III Un­terabs. 3 der Ver­brauchs­gü­terkauf­richt­li­ne; s. da­zu EuGH, Urt. v. 23.05.2019 – C-52/18, ECLI:EU:C:2019:447 Rn. 29 ff. – Fül­la). An­de­rer­seits ist zu be­ach­ten, dass nach deut­schem Recht Un­an­nehm­lich­kei­ten, die sich für den Ver­brau­cher dar­aus er­ge­ben kön­nen, dass er sein Fahr­zeug zum Wohn- oder Ge­schäfts­sitz des Ver­käu­fers brin­gen muss, da­durch kom­pen­siert wer­den, dass der Ver­käu­fer dem Käu­fer ei­nen Vor­schuss auf die Trans­port­kos­ten ge­wäh­ren muss (§§ 439 II, 475 IV BGB; für Alt­fäl­le: BGH, Urt. v. 19.07.2017 – VI­II ZR 278/16, ju­ris Rn. 27 ff.).
  3. Da­ge­gen, ge­mäß § 439 II BGB un­ver­hält­nis­mä­ßig ho­he Trans­port­kos­ten tra­gen zu müs­sen, ist ein Ver­käu­fer da­durch ge­schützt, dass er ge­mäß § 439 IV BGB die Nach­er­fül­lung ins­ge­samt ver­wei­gern darf, wenn so­wohl ei­ne Nach­bes­se­rung (§ 439 I Fall 1 BGB) als auch ei­ne Er­satz­lie­fe­rung (§ 439 I Fall 2 BGB) nur mit un­ver­hält­nis­mä­ßi­gen Kos­ten mög­lich ist. Das gilt ein­ge­schränkt auch bei ei­nem Ver­brauchs­gü­ter­kauf i. S. von § 474 I 1 BGB, bei dem der Ver­käu­fer die Nach­er­fül­lung zwar nicht ins­ge­samt ver­wei­gern, wohl aber die dem Käu­fer nach § 439 II BGB zu er­set­zen­den Auf­wen­dun­gen auf ei­nen an­ge­mes­se­nen Be­trag be­schrän­ken darf (§ 475 IV BGB).

LG Saar­brü­cken, Ur­teil vom 22.01.2021 – 13 S 130/20

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Zum Um­fang der Haf­tung ei­nes Au­to­mo­bil­her­stel­lers nach §§ 826, 31 BGB – VW-Ab­gas­skan­dal

Zum Um­fang der Haf­tung ei­nes Au­to­mo­bil­her­stel­lers nach §§ 826, 31 BGB ge­gen­über dem Käu­fer des Fahr­zeugs in ei­nem so­ge­nann­ten Die­sel­fall (hier: An­rech­nung von Nut­zungs­vor­tei­len, Auf­wen­dungs­er­satz, Ver­zugs- und De­likt­szin­sen, au­ßer­ge­richt­li­che Rechts­an­walts­kos­ten).

BGH, Ur­teil vom 19.01.2021 – VI ZR 8/20

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Um­fang der ma­te­ri­el­len Rechts­kraft ei­nes ei­ne Rück­tritts­kla­ge ab­wei­sen­den Ur­teils

  1. Die rechts­kräf­ti­ge Ab­wei­sung ei­ner Kla­ge, die auf die man­gel­be­ding­te Rück­ab­wick­lung ei­nes Kauf­ver­trags ge­rich­tet war, steht ei­ner neu­en Kla­ge, mit der die­ses Be­geh­ren wei­ter­ver­folgt wird, dann nicht ent­ge­gen, wenn der Le­bens­sach­ver­halt, der der zwei­ten Kla­ge zu­grun­de liegt, sich von dem­je­ni­gen des Vor­pro­zes­ses un­ter­schei­det. So liegt es, wenn die ers­te Kla­ge nur des­halb kei­nen Er­folg hat­te, weil der kla­gen­de Käu­fer dem be­klag­ten Ver­käu­fer vor Er­klä­rung des Rück­tritts ent­ge­gen § 323 I BGB kei­ne Frist zur Nach­er­fül­lung ge­setzt hat­te, ei­ne dem Ver­käu­fer (erst) nach Ab­schluss des Vor­pro­zes­ses ge­setz­te Frist zur Nach­er­fül­lung aber er­folg­los ab­ge­lau­fen ist und der Käu­fer dar­auf­hin er­neut den Rück­tritt vom Kauf­ver­trag er­klärt hat.
  2. Ein Kauf­ver­trag wan­delt sich nur durch ei­nen wirk­sa­men Rück­tritt in ein Rück­ge­währ­schuld­ver­hält­nis. Des­halb schließt die Er­klä­rung des Rück­tritts (§ 349 BGB) den An­spruch auf die Leis­tung nur und erst aus, wenn im Zeit­punkt der Rück­tritt­er­klä­rung ein Rück­tritts­recht be­steht (vgl. Se­nat, Urt. v. 14.10.2020 – VI­II ZR 318/19, ju­ris Rn. 25; fer­ner Se­nat, Urt. v. 09.05.2018 – VI­II ZR 26/17, BGHZ 218, 320 Rn. 24). Dar­an fehlt es et­wa, wenn der Käu­fer dem Ver­käu­fer vor Er­klä­rung des Rück­tritt ent­ge­gen § 323 I BGB kei­ne Frist zur Nach­er­fül­lung ge­setzt hat und ei­ne Frist­set­zung auch nicht ge­mäß § 323 II BGB, § 326 V Halb­satz 2 BGB oder § 440 BGB ent­behr­lich war.
  3. Nicht je­der Wi­der­spruch zwi­schen zwei Ver­hal­tens­wei­sen ist als un­zu­läs­si­ge Rechts­aus­übung zu wer­ten. Ein wi­der­sprüch­li­ches Ver­hal­ten (ve­ni­re con­tra fac­tum pro­pri­um) ist nur dann rechts­miss­bräuch­lich i. S. von § 242 BGB, wenn be­son­de­re Um­stän­de die Rechts­aus­übung als treu­wid­rig er­schei­nen las­sen. Ent­schei­dend sind die Um­stän­de des je­wei­li­gen Ein­zel­falls. Wi­der­sprüch­li­ches Ver­hal­ten kann recht­miss­bräuch­lich sein, wenn für den an­de­ren Teil ein Ver­trau­en­stat­be­stand ge­schaf­fen wor­den ist oder wenn an­de­re be­son­de­re Um­stän­de die Rechts­aus­übung als treu­wid­rig er­schei­nen las­sen.
  4. Zu den Mehr­auf­wen­dun­gen, die ein im An­nah­me­ver­zug be­find­li­cher Gläu­bi­ger dem Schuld­ner ge­mäß § 304 BGB zu er­set­zen hat, ge­hö­ren auch ob­jek­tiv er­for­der­li­che La­ger­kos­ten.

BGH, Be­schluss vom 15.12.2020 – VI­II ZR 304/19

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„HU neu“ als öf­fent­li­che Äu­ße­rung i. S. von § 434 I 3 BGB

  1. Die An­ga­be „HU neu“ im In­ter­net­in­se­rat ei­nes Kfz-Händ­lers ist ei­ne öf­fent­li­che Äu­ße­rung i. S. von § 434 I 3 BGB.
  2. Ein taug­li­ches Nach­er­fül­lungs­ver­lan­gen des Käu­fers setzt die Zur­ver­fü­gung­stel­lung der Kauf­sa­che am rech­ten Ort, näm­lich dem Er­fül­lungs­ort der Nach­er­fül­lung, vor­aus (im An­schluss an BGH, Urt. v. 19.07.2017 – VI­II ZR 278/16, NJW 2017, 2758 Rn. 21). Der Ver­käu­fer ist nicht ver­pflich­tet, sich auf ein Nach­er­fül­lungs­ver­lan­gen des Käu­fers ein­zu­las­sen, be­vor die­ser ihm am Er­fül­lungs­ort der Nach­er­fül­lung die Ge­le­gen­heit zu ei­ner Un­ter­su­chung der Kauf­sa­che ge­ge­ben hat (im An­schluss an BGH, Urt. v. 30.10.2019 – VI­II ZR 69/18, NJW 2020, 389 Rn. 37 m. w. Nachw.).
  3. Ei­nen Ge­braucht­wa­gen­händ­ler trifft kei­ne ge­ne­rel­le, an­las­s­un­ab­hän­gi­ge Ob­lie­gen­heit, ein Fahr­zeug vor dem Ver­kauf um­fas­send zu un­ter­su­chen. Zu ei­ner Über­prü­fung kann er viel­mehr nur auf­grund be­son­de­rer Um­stän­de, die für ihn ei­nen kon­kre­ten Ver­dacht auf Män­gel be­grün­den, ge­hal­ten sein (im An­schluss an BGH, Urt. v. 15.04.2015 – VI­II ZR 80/14, NJW 2015, 1669 Rn. 14 m. w. Nachw.).
  4. Sach­ver­stän­di­gen­kos­ten, die ei­nem Käu­fer ent­ste­hen, hat ihm der Ver­käu­fer nur dann ge­mäß § 439 II BGB ver­schul­dens­un­ab­hän­gig zu er­stat­ten, wenn sie nö­tig sind, um die Ur­sa­che ei­ner Man­gel­er­schei­nung der Kauf­sa­che auf­zu­fin­den und auf die­se Wei­se zur Vor­be­rei­tung ei­nes die Nach­er­fül­lung ein­schlie­ßen­den Ge­währ­leis­tungs­an­spruchs die Ver­ant­wort­lich­keit für den Man­gel zu klä­ren. Dar­an fehlt es, wenn der Käu­fer ei­nes Ge­braucht­wa­gens nach der Über­ga­be des Fahr­zeugs ei­ne Un­ter­su­chung ver­an­lasst, um fest­zu­stel­len, ob ihm der Ver­käu­fer ein man­gel­frei­es Fahr­zeug ge­lie­fert hat.
  5. Rechts­an­walts­kos­ten sind nur dann zum Zwe­cke der Nach­er­fül­lung er­for­der­li­che Auf­wen­dun­gen i. S. von § 439 II BGB, wenn der Käu­fer sie auf­wen­det, wäh­rend sich der Voll­zug des Kauf­ver­trags im Sta­di­um der Nach­er­fül­lung be­fin­det, um die Durch­set­zung ei­nes Nach­er­fül­lungs­an­spruchs zu er­mög­li­chen (vgl. BGH, Urt. v. 24.10.2018 – VI­II ZR 66/17, BGHZ 220, 134 Rn. 91).

AG Span­dau, Ur­teil vom 06.07.2020 – 6 C 120/20

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Anor­ma­le Ge­trie­be­ge­räu­sche als er­heb­li­cher Man­gel ei­nes Pkw

  1. Anor­ma­le, auf­fäl­li­ge Ge­trie­be­ge­räu­sche, die mit ho­her Wahr­schein­lich­keit von ei­ner nicht kraft­schlüs­si­gen Ver­bin­dung der Zahn­rä­der her­rüh­ren, sind schon dann und al­lein des­halb ein er­heb­li­cher, zum Rück­tritt vom Kauf­ver­trag be­rech­ti­gen­der Man­gel, wenn und weil sie bei den In­sas­sen des be­trof­fe­nen Fahr­zeugs ein be­rech­tig­tes Ge­fühl der Un­si­cher­heit her­vor­ru­fen (vgl. OLG Frank­furt a. M., Urt. v. 28.02.2013 – 3 U 18/12, ju­ris Rn. 13).
  2. Für die Recht­zei­tig­keit ei­nes man­gel­be­ding­ten Rück­tritts vom Kauf­ver­trag ist ge­mäß § 438 IV 1 BGB i. V. mit § 218 I BGB ent­schei­dend, dass der Rück­tritt er­klärt wird, be­vor der – be­ste­hen­de oder hy­po­the­ti­sche – Nach­er­fül­lungs­an­spruch ver­jährt ist. Maß­ge­bend ist mit­hin der Zeit­punkt der Aus­übung des Ge­stal­tungs­rechts, nicht da­ge­gen der Zeit­punkt der ge­richt­li­chen Gel­tend­ma­chung von An­sprü­chen aus dem durch den Rück­tritt ent­ste­hen­den Rück­ge­währ­schuld­ver­hält­nis nach §§ 346 ff. BGB (im An­schluss an BGH, Urt. v. 07.06.2006 – VI­II ZR 209/05, BGHZ 168, 64 = NJW 2006, 2839 Rn. 26). Die­se An­sprü­che un­ter­lie­gen der drei­jäh­ri­gen Re­gel­ver­jäh­rung nach §§ 195, 199 BGB (im An­schluss an BGH, Urt. v. 29.04.2015 – VI­II ZR 180/14, BGHZ 205, 151 = NJW 2015, 2106 Rn. 16 m. w. Nachw.).
  3. Der mit ei­nem man­gel­haf­ten Fahr­zeug be­lie­fer­te Käu­fer hat auch dann ge­mäß § 284 BGB An­spruch auf Er­satz ver­geb­li­cher Auf­wen­dun­gen – hier: Kos­ten für die Fi­nan­zie­rung des Kauf­prei­ses und ei­ne Ver­län­ge­rung der Her­stel­ler­ga­ran­tie –, wenn er we­gen des Man­gels vom Kauf­ver­trag zu­rück­tritt (im An­schluss u. a. an BGH, Urt. v. 20.07.2005 – VI­II ZR 275/04, BGHZ 163, 381, 385 = ju­ris Rn. 13). Wird der Kfz-Kauf­ver­trag we­gen der Man­gel­haf­tig­keit des Fahr­zeugs rück­ab­ge­wi­ckelt, nach­dem der Käu­fer den Wa­gen zeit­wei­se ge­nutzt hat, so min­dert sich der An­spruch auf Auf­wen­dungs­er­satz ent­spre­chend.
  4. Hin­sicht­lich des Kauf­prei­ses steht ei­nem – in­so­weit dar­le­gungs- und be­weis­be­las­te­ten – Kfz-Käu­fer nach ei­nem wirk­sa­men man­gel­be­ding­ten Rück­tritt vom Kauf­ver­trag nur in­so­weit ein An­spruch auf Ka­pi­tal­nut­zungs­er­satz (§ 346 I, II 1 Nr. 1 BGB) ge­gen den Ver­käu­fer zu, wie er kei­nen Ver­zugs­scha­den gel­tend macht. An­dern­falls kä­me es zu ei­ner Über­kom­pen­sa­ti­on durch „Dop­pel­ver­zin­sung“. Der Be­rech­nung der Nut­zungs­ent­schä­di­gung ist der vol­le, nicht der um den Ein­kaufs­preis re­du­zier­te Net­to­kauf­preis zu­grun­de zu le­gen, wenn der Händ­ler den Ein­kaufs­preis für das Fahr­zeug be­reits aus ei­ge­nen Mit­teln auf­ge­bracht hat­te, als ihm der Ver­kaufs­preis zu­floss.

OLG Bran­den­burg, Ur­teil vom 18.03.2020 – 4 U 53/19

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Rück­tritt vom Kfz-Kauf­ver­trag – „kom­plett rost­frei“ als Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung

  1. An­ga­ben, die ein Kfz-Ver­käu­fer vor Ab­schluss des Kauf­ver­trags in ei­nem In­ter­net­in­se­rat macht (hier: „kom­plett ROST­FREI!!!“), füh­ren in der Re­gel auch dann zu ei­ner Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung i. S. des § 434 I 1 BGB, wenn sie in ei­nem spä­ter ge­schlos­se­nen schrift­li­chen Kauf­ver­trag nicht mehr ent­hal­ten sind.
  2. Es kann dem Käu­fer ei­nes Ge­braucht­wa­gens nicht als Sorg­falts­ver­stoß an­ge­las­tet wer­den, wenn er sich auf die An­ga­ben des Ver­käu­fers zum Fahr­zeug ver­lässt und des­halb kei­ne ei­ge­nen Nach­for­schun­gen an­stellt (im An­schluss an OLG Karls­ru­he, Urt. v. 14.01.2014 – 9 U 233/12). Es ist schon des­halb nicht grob fahr­läs­sig i. S. von § 442 I 2 BGB, wenn der Käu­fer da­von ab­sieht, den Un­ter­bo­den ei­nes als „kom­plett rost­frei“ an­ge­prie­se­nen Fahr­zeugs auf Rost zu un­ter­su­chen.
  3. Wen­det der Käu­fer ei­nes Ge­braucht­wa­gens Kos­ten für die Be­sei­ti­gung von Män­geln auf, für die der Ver­käu­fer we­gen ei­nes (in­so­weit wirk­sam) ver­ein­bar­ten Ge­währ­leis­tungs­aus­schlus­ses nicht haf­tet, so kann er die­se Kos­ten vom Ver­käu­fer ge­stützt auf § 437 Nr. 3, § 284 BGB als ver­geb­li­che Auf­wen­dun­gen er­setzt ver­lan­gen, wenn er das Fahr­zeug dem Ver­käu­fer spä­ter we­gen ei­nes an­de­ren Man­gels, auf den sich der Ge­währ­leis­tungs­aus­schluss nicht er­streckt, zu­rück­gibt.
  4. Ver­si­che­rungs­prä­mi­en für ei­ne Kfz-Haft­pflicht­ver­si­che­rung sind eben­so wie die Kraft­fahr­zeug­steu­er not­wen­di­ge Ver­wen­dun­gen i. S. von § 347 II 1 BGB (im An­schluss an OLG Frank­furt a. M., Urt. v. 14.01.2009 – 17 U 223/08, MDR 2009, 497 [Lea­sing­ver­trag]).

OLG Bran­den­burg, Ur­teil vom 27.11.2018 – 3 U 15/18

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