1. Rechts­wir­kun­gen ei­nes Scha­dens­er­satz­ver­lan­gens nach § 281 IV und V BGB tre­ten nur ein, wenn die Vor­aus­set­zun­gen des § 281 I bis III BGB vor­lie­gen.
  2. An dem auch für ein Scha­dens­er­satz­ver­lan­gen nach § 281 IV und V BGB er­for­der­li­chen frucht­lo­sen Ab­lauf ei­ner an­ge­mes­se­nen Frist zur Leis­tung fehlt es, wenn der Gläu­bi­ger wäh­rend des Laufs der von ihm ge­setz­ten Frist sei­ner­seits vom Ver­trag zu­rück­tritt und da­mit zeigt, dass er an sei­ner Leis­tungs­auf­for­de­rung nicht mehr fest­hält und auch zur ei­ge­nen Mit­wir­kung nicht mehr be­reit ist.

BGH, Ur­teil vom 14.10.2020 – VI­II ZR 318/19

Sach­ver­halt: Die Klä­ge­rin nimmt die Be­klag­te auf Rück­zah­lung ei­ner rest­li­chen An­zah­lung in An­spruch, die sie auf­grund ei­nes Kfz-Kauf­ver­trags ge­leis­tet hat.

Die Par­tei­en schlos­sen am 04.07.2016 ei­nen Kauf­ver­trag über ei­nen ge­brauch­ten, am 14.06.2016 erst­zu­ge­las­se­nen Pkw. Auf den Kauf­preis in Hö­he von 63.000 € leis­te­te ein Be­voll­mäch­tig­ter der Klä­ge­rin ei­ne Bar­an­zah­lung in Hö­he von 11.970 €. Die Par­tei­en ver­ein­bar­ten, dass das Fahr­zeug am 06.07.2016 ab­ge­holt und dann auch der rest­li­che Kauf­preis ge­zahlt wer­de. Auf Wunsch der Klä­ge­rin wur­de die­ser Ter­min auf Frei­tag, den 08.07.2016, ver­scho­ben. An die­sem Tag bat der Be­voll­mäch­tig­te der Klä­ge­rin er­neut um ei­ne Ver­le­gung des Ab­hol­ter­mins, da er sich we­gen ei­nes To­des­falls in Ma­rok­ko be­fin­de und erst in der kom­men­den Wo­che wie­der in Deutsch­land sei. Der Ge­schäfts­füh­rer der Be­klag­ten setz­te dar­auf­hin ei­ne Frist zur Ab­ho­lung und Be­zah­lung des Pkw bis Mon­tag, den 11.07.2016, 15 Uhr, und teil­te mit, dass er das Fahr­zeug wei­ter­ver­kau­fen müs­se, falls es bis da­hin nicht ab­ge­holt und be­zahlt wer­de. Am 11.07.2016 frag­te der Ge­schäfts­füh­rer der Be­klag­ten bei der Klä­ge­rin nach, ob der Ter­min ein­ge­hal­ten wer­de, er­hielt aber kei­ne Ant­wort. Am 13.07.2016 er­klär­te er den Rück­tritt vom Kauf­ver­trag und be­hielt sich Scha­dens­er­satz­an­sprü­che vor. Ei­ne von der Klä­ge­rin noch am sel­ben Tag für die Zeit ab dem 18.07.2016 an­ge­kün­dig­te Ab­ho­lung des Fahr­zeugs lehn­te der Ge­schäfts­füh­rer der Be­klag­ten ab, er­klär­te er­neut den Rück­tritt vom Kauf­ver­trag und be­hielt sich wie­der­um Scha­dens­er­satz­an­sprü­che vor.

Am 18.07.2016 ver­kauf­te die Be­klag­te das streit­ge­gen­ständ­li­che Fahr­zeug an­der­wei­tig. Dies teil­te sie der Klä­ge­rin un­ter Hin­weis dar­auf mit, dass die An­zah­lung ab­züg­lich ei­nes ihr, der Be­klag­ten, zu­ste­hen­den Scha­dens­er­sat­zes zu­rück­ge­zahlt wer­de. Mit an­walt­li­chem Schrei­ben vom 22.07.2016 for­der­te die Klä­ge­rin die Be­klag­te zur Rück­zah­lung der ge­leis­te­ten An­zah­lung auf. Die Be­klag­te be­zif­fer­te mit an­walt­li­chem Schrei­ben vom 26.07.2016 den ihr ent­stan­de­nen Scha­den auf 4.727,50 € und er­klär­te, dass die­ser Be­trag von der An­zah­lung ab­ge­zo­gen und die­se im Üb­ri­gen zu­rück­ge­zahlt wer­de.

Die auf Rück­zah­lung der rest­li­chen An­zah­lung in Hö­he von 4.727,50 € nebst Zin­sen ge­rich­te­te Kla­ge hat in den Vor­in­stan­zen Er­folg ge­habt. Die Re­vi­si­on der Be­klag­ten, die da­mit ihr Kla­ge­ab­wei­sungs­be­geh­ren wei­ter­ver­folg­te, blieb er­folg­los.

Aus den Grün­den: [6]    I. Das Be­ru­fungs­ge­richt hat zur Be­grün­dung sei­ner Ent­schei­dung, so­weit für das Re­vi­si­ons­ver­fah­ren von In­ter­es­se, im We­sent­li­chen aus­ge­führt:

[7]    Der Klä­ge­rin ste­he ein An­spruch auf Rück­zah­lung der rest­li­chen ge­leis­te­ten An­zah­lung nach §§ 346 I, 281 IV und V BGB zu. Zwi­schen den Par­tei­en be­ste­he ein Rück­ab­wick­lungs­ver­hält­nis nach §§ 346 ff. BGB. Die­ses sei zwar nicht durch ei­nen wirk­sa­men Rück­tritt der Be­klag­ten ent­stan­den, denn die ge­setz­li­chen Vor­aus­set­zun­gen des § 323 I BGB hät­ten bis zu de­ren Rück­tritts­er­klä­run­gen vom 13.07.2016 nicht vor­ge­le­gen. Die bis 11.07.2016 ge­setz­te Frist zur Ab­ho­lung und Be­zah­lung sei zu kurz ge­we­sen. Sie ha­be zwar ei­ne an­ge­mes­se­ne Nach­frist in Lauf ge­setzt, die aber je­den­falls bis zum 18.07.2016 ge­dau­ert ha­be und da­mit zum Zeit­punkt der un­be­ding­ten Rück­tritts­er­klä­run­gen vom 13.07.2016 noch nicht ab­ge­lau­fen ge­we­sen sei. We­der sei die Frist­set­zung ent­behr­lich ge­we­sen, noch sei zwi­schen den Par­tei­en ein ver­trag­li­ches Rück­tritts­recht ver­ein­bart wor­den.

[8]    Die An­wen­dung der Rück­tritts­vor­schrif­ten er­ge­be sich al­ler­dings aus § 281 IV und V BGB. Die Be­klag­te ha­be mit An­walts­schrei­ben vom 26.07.2016 den Min­der­er­lös aus dem Wei­ter­ver­kauf be­zif­fert und gel­tend ge­macht und da­mit Scha­dens­er­satz statt der gan­zen Leis­tung ver­langt, was un­ab­hän­gig von der Be­rech­ti­gung des Ver­lan­gens aus­rei­che, um die Fol­gen des § 281 V BGB aus­zu­lö­sen und den An­spruch der Klä­ge­rin auf Rück­zah­lung der An­zah­lung zu be­grün­den. Ein Scha­dens­er­satz­an­spruch der Be­klag­ten, mit dem sie ge­gen den An­spruch der Klä­ge­rin auf Er­stat­tung der rest­li­chen An­zah­lung auf­ge­rech­net ha­be, be­ste­he in­des nicht. Zwar lie­ge ei­ne Pflicht­ver­let­zung der Klä­ge­rin vor, der An­spruch der Be­klag­ten schei­te­re aber an der feh­len­den Ver­trags­treue der Be­klag­ten nach § 242 BGB, da die­se es ver­säumt ha­be, der Klä­ge­rin die ihr ob­lie­gen­de Ge­gen­leis­tung bis zum Ab­lauf der an­ge­mes­se­nen Nach­frist an­zu­bie­ten.

[9]    II. Die­se Be­ur­tei­lung hält recht­li­cher Nach­prü­fung im Er­geb­nis stand. Die Re­vi­si­on ist da­her zu­rück­zu­wei­sen.

[10]   Der Klä­ge­rin steht ge­gen die Be­klag­te ein An­spruch auf Rück­zah­lung der von ihr ge­leis­te­ten, von der Be­klag­ten noch nicht zu­rück­er­stat­te­ten rest­li­chen An­zah­lung in Hö­he von 4.727,50 € zu. Die­ser An­spruch be­steht zwar nicht auf­grund ei­nes wirk­sa­men Rück­tritts der Be­klag­ten (s. hier­zu nach­fol­gend un­ter 1) oder de­ren Scha­dens­er­satz­ver­lan­gens (hier­zu un­ter 2). Er er­gibt sich aber we­gen ei­nes wirk­sa­men Rück­tritts der Klä­ge­rin aus §§ 346 I, 323 I, II BGB (hier­zu un­ter 3).

[11]   1. Noch zu­tref­fend hat das Be­ru­fungs­ge­richt an­ge­nom­men, dass ein wirk­sa­mer Rück­tritt sei­tens der Be­klag­ten je­den­falls des­halb nicht vor­liegt, weil die­se der Klä­ge­rin zu­vor kei­ne an­ge­mes­se­ne Frist zur Ab­ho­lung des Fahr­zeugs und Rest­zah­lung des Kauf­prei­ses ge­setzt hat­te (§ 323 I BGB) und ei­ne Frist­set­zung – wie zwi­schen den Par­tei­en au­ßer Streit steht – auch nicht ent­behr­lich war (§ 323 II BGB).

[12]   a) Rechts­feh­ler­frei ist das Be­ru­fungs­ge­richt da­von aus­ge­gan­gen, dass die von der Be­klag­ten ge­setz­te Frist zur Ab­ho­lung und Be­zah­lung nicht an­ge­mes­sen war. Die Be­ur­tei­lung der An­ge­mes­sen­heit der Frist­set­zung ist grund­sätz­lich dem Tatrich­ter vor­be­hal­ten (vgl. Se­nat, Urt. v. 10.02.1982 – VI­II ZR 27/81, NJW 1982, 1279, 1280 un­ter II 3; BGH, Urt. v. 21.06.1985 – V ZR 134/84, NJW 1985, 2640 un­ter II 1) und un­ter­liegt nur der ein­ge­schränk­ten re­vi­si­ons­recht­li­chen Über­prü­fung da­hin ge­hend, ob das Be­ru­fungs­ge­richt den Be­griff der An­ge­mes­sen­heit ver­kannt oder sonst un­zu­tref­fen­de recht­li­che Maß­stä­be an­ge­legt hat, ob es Denk­ge­set­ze und all­ge­mei­ne Er­fah­rungs­sät­ze hin­rei­chend be­ach­tet hat oder ob ihm von der Re­vi­si­on ge­rüg­te Ver­fah­rens­ver­stö­ße un­ter­lau­fen sind, in­dem es et­wa we­sent­li­che Tat­um­stän­de über­se­hen oder nicht voll­stän­dig ge­wür­digt hat (vgl. Se­nat, Urt. v. 27.05.2020 – VI­II ZR 401/18, WM 2020, 1387 Rn. 23 [zu § 20 I 1 AGG]; Urt. v. 11.12.2019 – VI­II ZR 144/19, NJW 2020, 1215 Rn. 23 [zu § 574 I 1 BGB]; Urt. v. 09.10.2019 – VI­II ZR 21/19, NJW 2020, 835 Rn. 21 [zu § 559 IV 1 BGB]). Der­ar­ti­ge Feh­ler sind dem Be­ru­fungs­ge­richt nicht un­ter­lau­fen und wer­den im Re­vi­si­ons­ver­fah­ren auch nicht gel­tend ge­macht.

[13]   b) Zu­tref­fend hat das Be­ru­fungs­ge­richt an­ge­nom­men, dass die un­an­ge­mes­sen kur­ze Frist zwar ei­ne an­ge­mes­se­ne Frist in Gang ge­setzt hat (vgl. Se­nat, Urt. v. 13.07.2016 – VI­II ZR 49/15, NJW 2016, 3654 Rn. 31 m. w. Nachw.; BT-Drs. 14/6040, S. 138). Oh­ne Rechts­feh­ler hat das Be­ru­fungs­ge­richt wei­ter zu­grun­de ge­legt, dass die Frist aber je­den­falls im Zeit­punkt der Rück­tritts­er­klä­run­gen der Be­klag­ten am 13.07.2016 noch nicht ab­ge­lau­fen war und die­se da­mit un­wirk­sam wa­ren. Auch hier­ge­gen wen­det sich die Re­vi­si­on nicht.

[14]   2. Rechts­feh­ler­haft hat das Be­ru­fungs­ge­richt in­des an­ge­nom­men, dass sich ein An­spruch der Klä­ge­rin auf Rück­zah­lung der ge­leis­te­ten An­zah­lung aus § 281 V BGB i. V. mit § 346 I BGB er­gibt. Zu Un­recht ist das Be­ru­fungs­ge­richt hier­bei da­von aus­ge­gan­gen, dass ein auf Scha­dens­er­satz statt der Leis­tung ge­rich­te­tes Ver­lan­gen nach § 281 IV und V BGB für sich ge­nom­men zum Er­lö­schen des Er­fül­lungs­an­spruchs (§ 281 IV BGB) so­wie zum Ent­ste­hen ei­nes Rück­for­de­rungs­rechts des Schuld­ners (§ 281 V BGB) führt. Die­se Rechts­wir­kun­gen tre­ten viel­mehr nur dann ein, wenn die Vor­aus­set­zun­gen des § 281 I bis III BGB vor­lie­gen (vgl. Stau­din­ger/Schwar­ze, BGB, Neu­be­arb. 2019, § 281 Rn. D 8; Er­man/Ul­ber, BGB, 16. Aufl., § 281 Rn. 57; MünchKomm-BGB/Ernst, 8. Aufl., § 281 Rn. 111; Be­ckOK-BGB/Lo­renz, Stand: 01.02.2020, § 281 Rn. 54; hier­zu auch NK-BGB/Dau­ner-Lieb, 3. Aufl., § 281 Rn. 47; s. auch BGH, Urt. v. 12.02.2014 – XII ZR 76/13, BGHZ 200, 133 Rn. 23; hier­zu un­ter a). Dies ist hier nicht der Fall (hier­zu un­ter b).

[15]   a) Die Be­stim­mun­gen des § 281 IV und V BGB set­zen – ent­ge­gen der Auf­fas­sung des Be­ru­fungs­ge­richts – die Be­rech­ti­gung des Scha­dens­er­satz­ver­lan­gens ge­mäß § 281 I bis III BGB vor­aus, wo­bei es nicht dar­auf an­kommt, ob dar­über hin­aus wei­te­re An­spruchs­vor­aus­set­zun­gen, wie das Vor­lie­gen ei­nes Scha­dens, ge­ge­ben sind.

[16]   aa) Un­zu­tref­fend hat das Be­ru­fungs­ge­richt zu­nächst iso­liert auf den Wort­laut der Be­stim­mun­gen des § 281 IV und V BGB ab­ge­stellt und die­sem ent­nom­men, dass für das Er­lö­schen des Er­fül­lungs­an­spruchs (§ 281 IV BGB) und das Ent­ste­hen des Rück­ge­währan­spruchs (§ 281 V BGB) kei­ne wei­te­ren als die dort ge­nann­ten Vor­aus­set­zun­gen be­stün­den.

[17]   Ge­mäß § 281 IV BGB ist der An­spruch auf die Leis­tung aus­ge­schlos­sen, so­bald der Gläu­bi­ger statt der Leis­tung Scha­dens­er­satz ver­langt hat. Nach § 281 V BGB ist der Schuld­ner zur Rück­for­de­rung des Ge­leis­te­ten nach den §§ 346 bis 348 BGB be­rech­tigt, wenn der Gläu­bi­ger Scha­dens­er­satz statt der gan­zen Leis­tung ver­langt. Die­se Re­ge­lun­gen kön­nen nur im Zu­sam­men­hang der ge­sam­ten Vor­schrift zum Scha­dens­er­satz statt der Leis­tung be­trach­tet wer­den. Nach der Sys­te­ma­tik des § 281 BGB ent­hal­ten die Ab­sät­ze 1 bis 3 die Vor­aus­set­zun­gen, un­ter de­nen Scha­dens­er­satz statt der Leis­tung ver­langt wer­den kann, wäh­rend die Ab­sät­ze 4 und 5 die Leis­tungs­an­sprü­che be­tref­fen­den Rechts­fol­gen ei­nes auf die­ser Grund­la­ge ge­stell­ten Scha­dens­er­satz­ver­lan­gens re­geln. Auf­grund die­ser Sys­te­ma­tik war es ge­set­zes­tech­nisch nicht er­for­der­lich, ex­pli­zit in den Wort­laut von § 281 IV und V BGB auf­zu­neh­men, dass die dort aus­ge­spro­che­nen Fol­gen nur bei Vor­lie­gen der in § 281 I bis III BGB ge­nann­ten ge­setz­li­chen Vor­aus­set­zun­gen des Scha­dens­er­satz­ver­lan­gens ein­tre­ten sol­len.

[18]   bb) Sinn und Zweck der Vor­schrift des § 281 BGB spre­chen – ent­ge­gen der Auf­fas­sung des Be­ru­fungs­ge­richts – eben­falls da­für, dass die Rechts­fol­gen von § 281 IV und V BGB nur bei Vor­lie­gen der Vor­aus­set­zun­gen ei­nes Scha­dens­er­satz­an­spruchs nach § 281 I bis III BGB ein­tre­ten.

[19]   Hin­ter­grund der Re­ge­lung ist, dass al­lein das Be­ste­hen der Vor­aus­set­zun­gen des § 281 I bis III BGB nicht zum Weg­fall des Er­fül­lungs­an­spruchs führt. Viel­mehr kann der Gläu­bi­ger auch bei Vor­lie­gen der Vor­aus­set­zun­gen des § 281 I bis III BGB – ent­spre­chend der Ziel­set­zung des Ge­setz­ge­bers (vgl. BT-Drs. 14/6040, S. 140) – wei­ter­hin Er­fül­lung gel­tend ma­chen. Er er­hält mit dem Ein­tritt der Vor­aus­set­zun­gen le­dig­lich die Be­fug­nis, Scha­dens­er­satz statt der Leis­tung zu ver­lan­gen (vgl. BGH, Urt. v. 09.11.2017 – IX ZR 305/16, NJW 2018, 786 Rn. 10; Urt. v. 20.01.2006 – V ZR 124/05, NJW 2006, 1198 Rn. 17). Übt er die­se Be­fug­nis in­des aus, ist er hier­an ge­bun­den. Der Er­fül­lungs­an­spruch ist dann nach § 281 IV BGB aus­ge­schlos­sen und dem Schuld­ner steht nach § 281 V BGB ein An­spruch auf Rück­ge­währ sei­ner be­reits er­brach­ten Leis­tun­gen zu. Hier­durch ent­steht die durch die­se Be­stim­mun­gen be­zweck­te Rechts­si­cher­heit auch für den Schuld­ner, dem es nicht zu­mut­bar ist, trotz be­rech­tig­ter Aus­übung des Wahl­rechts durch den Gläu­bi­ger wei­ter da­mit rech­nen zu müs­sen, auf Er­fül­lung in An­spruch ge­nom­men zu wer­den.

[20]   Es ent­spricht da­ge­gen nicht dem Sinn und Zweck der Re­ge­lung und ist ent­ge­gen der Auf­fas­sung des Be­ru­fungs­ge­richts auch nicht in­ter­es­sen­ge­recht, ei­nen Un­ter­gang des Er­fül­lungs­an­spruchs des Gläu­bi­gers so­wie ein Rück­for­de­rungs­recht des Schuld­ners un­ab­hän­gig von der Be­rech­ti­gung des Scha­dens­er­satz­ver­lan­gens nach § 281 I bis III BGB zu be­wir­ken. Ein Scha­dens­er­satz­an­spruch stün­de dem Gläu­bi­ger in die­sem Fall nicht zu, da die Vor­aus­set­zun­gen hier­für nicht vor­lä­gen. Den In­ter­es­sen des Gläu­bi­gers ent­spricht ein Über­gang von der Er­fül­lungs- auf die Scha­dens­er­satz­ebe­ne dem­nach grund­sätz­lich nur dann, wenn auch die Vor­aus­set­zun­gen ei­nes Scha­dens­er­satz­an­spruchs nach § 281 BGB vor­lie­gen. Es stell­te da­ge­gen ei­ne nicht ge­recht­fer­tig­te Be­nach­tei­li­gung des Gläu­bi­gers dar, ent­fie­le sein Er­fül­lungs­an­spruch al­lein durch den blo­ßen Aus­spruch ei­nes Scha­dens­er­satz­ver­lan­gens.

[21]   Hier­an be­steht auch kein be­rech­tig­tes In­ter­es­se des Schuld­ners. Die­ser ist aus­rei­chend da­durch ge­schützt, dass er die Be­rech­ti­gung des Scha­dens­er­satz­ver­lan­gens prü­fen, die­sem ge­ge­be­nen­falls ent­ge­gen­tre­ten, vom Gläu­bi­ger die Er­fül­lung von des­sen Leis­tung ver­lan­gen und im Fall der Nicht­er­fül­lung sei­ner­seits vom Ver­trag zu­rück­tre­ten oder Scha­dens­er­satz statt der Leis­tung gel­tend ma­chen kann. Die­ses Vor­ge­hen ist ihm zu­mut­bar. Ein dar­über hin­aus­ge­hen­des schüt­zens­wer­tes In­ter­es­se des Schuld­ners dar­an, den Ver­trag oh­ne Wei­te­res nicht mehr er­fül­len zu müs­sen, wenn der Gläu­bi­ger un­be­rech­tigt Scha­dens­er­satz ver­langt, be­steht nicht, selbst wenn der Gläu­bi­ger – wie hier – ei­ne (un­be­rech­tig­te) Ab­rech­nung sei­nes Scha­dens vor­nimmt.

[22]   cc) Auch die Ge­set­zes­be­grün­dung spricht nicht für, son­dern ge­gen die Lö­sung des Be­ru­fungs­ge­richts. Das Be­ru­fungs­ge­richt in­ter­pre­tiert be­reits die Aus­füh­run­gen im Ge­setz­ent­wurf der Re­gie­rungs­frak­tio­nen zur Mo­der­ni­sie­rung des Schuld­rechts vom 14.05.2001 (BT-Drs. 14/6040, S. 140) un­zu­tref­fend. Dort heißt es zu § 281 III BGB-E (jetzt: § 281 IV BGB):

„Nach dem bis­he­ri­gen § 326 I 2 kann der Gläu­bi­ger nach er­folg­lo­sem Ab­lauf der ge­setz­ten Frist nicht mehr Er­fül­lung, son­dern nur noch Scha­dens­er­satz ver­lan­gen. Das ist un­zweck­mä­ßig und be­nach­tei­ligt auch den Gläu­bi­ger. Im Zeit­punkt der Frist­set­zung ist der Gläu­bi­ger näm­lich noch an dem Er­halt der Leis­tung in­ter­es­siert. Das muss sich nach er­folg­lo­sem Ab­lauf die­ser Frist nicht än­dern. Wenn näm­lich der Schuld­ner in­sol­vent ist, wür­de ihm ein Scha­dens­er­satz­an­spruch we­nig nüt­zen. Es wä­re zweck­mä­ßi­ger, wenn er sei­nen Leis­tungs­an­spruch durch­set­zen wür­de. Ge­nau dar­an hin­dert ihn aber die gel­ten­de Re­ge­lung. Sie soll des­halb auf­ge­ge­ben wer­den.

[…]

An­de­rer­seits ist es auch dem Schuld­ner nicht zu­zu­mu­ten, sich über ei­nen un­ter Um­stän­den er­heb­li­chen Zeit­raum so­wohl auf Er­fül­lung als auch auf Scha­dens­er­satz­leis­tung ein­rich­ten zu müs­sen. Des­halb be­stimmt Ab­satz 3 [jetzt: § 281 IV BGB], dass der Gläu­bi­ger den Er­fül­lungs­an­spruch nicht mehr gel­tend ma­chen kann, wenn er Scha­dens­er­satz ver­langt. Es kommt hier­für nicht dar­auf an, ob er tat­säch­lich Scha­dens­er­satz auch er­hält. Ent­schei­dend ist nur, dass er sich mit der Be­an­spru­chung von Scha­dens­er­satz letzt­lich hier­für ent­schie­den hat. Da­mit wird ei­ne Par­al­le­le zum Rück­tritt nach § 323 I RE ge­zo­gen. Da der Rück­tritt ein Ge­stal­tungs­recht ist, wird mit der Rück­tritts­er­klä­rung ge­mäß § 349 das Schuld­ver­hält­nis in ein Rück­ab­wick­lungs­ver­hält­nis um­ge­stal­tet, was den An­spruch auf die Leis­tung aus­schließt. Des­halb er­scheint es ge­recht­fer­tigt, ent­spre­chen­des für das Ver­lan­gen von Scha­dens­er­satz statt der Leis­tung vor­zu­se­hen."

[23]   Da­mit wird ent­spre­chend den obi­gen Er­wä­gun­gen aus­ge­führt, dass der Gläu­bi­ger trotz Ab­laufs der ge­setz­ten Frist noch Er­fül­lung ver­lan­gen kann, die­ses Recht aber zum Schutz des Schuld­ners ent­fällt, wenn er Scha­dens­er­satz ver­langt. Die­se Aus­füh­run­gen be­zie­hen sich nach dem Ge­samt­zu­sam­men­hang nur auf ein be­rech­tig­tes Scha­dens­er­satz­ver­lan­gen, al­so ein sol­ches bei Vor­lie­gen der ge­setz­li­chen Vor­aus­set­zun­gen (§ 281 I bis III BGB).

[24]   Glei­ches gilt, so­weit in den Ge­set­zes­ma­te­ria­li­en (BT-Drs. 14/6040, S. 140) wei­ter da­von die Re­de ist, dass es für das Er­lö­schen des Er­fül­lungs­an­spruchs nicht dar­auf an­kom­me, ob der Gläu­bi­ger tat­säch­lich Scha­dens­er­satz er­hal­te, son­dern nur dar­auf, dass er sich mit der Be­an­spru­chung von Scha­dens­er­satz letzt­lich hier­für ent­schie­den ha­be. Da­mit ist nur ge­meint, dass die Wir­kun­gen des Scha­dens­er­satz­ver­lan­gens nicht da­von ab­hän­gen, ob im Er­geb­nis ein Scha­dens­er­satz­an­spruch be­steht, ins­be­son­de­re ein Scha­den über­haupt vor­liegt. In die­se Prü­fung ist erst ein­zu­tre­ten, wenn die Vor­aus­set­zun­gen ei­nes Scha­dens­er­satz­ver­lan­gens ge­ge­ben sind und der Gläu­bi­ger sein da­durch ent­stan­de­nes Wahl­recht zwi­schen Er­fül­lung und Scha­dens­er­satz aus­ge­übt hat. Das Vor­lie­gen ei­nes Scha­dens ist nach der Ge­set­zes­sys­te­ma­tik hin­ge­gen nicht Vor­aus­set­zung ei­nes be­rech­tig­ten Scha­dens­er­satz­ver­lan­gens, son­dern nur wei­te­re Vor­aus­set­zung des Scha­dens­er­satz­an­spruchs.

[25]   Be­stä­tigt wird dies durch den Ver­weis der Ge­set­zes­be­grün­dung auf die Aus­übung des Rück­tritts­rechts nach § 323 I BGB, die eben­falls zu ei­nem Aus­schluss des Leis­tungs­an­spruchs füh­re (BT-Drs. 14/6040, S. 140). Auch die­se Wir­kun­gen tre­ten nur ein, wenn die Vor­aus­set­zun­gen des Rück­tritts­rechts zum Zeit­punkt der Rück­tritts­er­klä­rung (§ 349 BGB) vor­la­gen.

[26]   Dem­entspre­chend heißt es auch in der Ge­gen­äu­ße­rung der Bun­des­re­gie­rung zur Stel­lung­nah­me des Bun­des­rats zum wort­lau­ti­den­ti­schen spä­te­ren Ge­setz­ent­wurf der Bun­des­re­gie­rung zur Mo­der­ni­sie­rung des Schuld­rechts (BT-Drs. 14/6857, S. 50) aus­drück­lich, nur ein dem Grun­de nach be­rech­tig­tes Ver­lan­gen von Scha­dens­er­satz kön­ne zum Weg­fall des Er­fül­lungs­an­spruchs füh­ren. Nichts an­de­res kann für das vom Be­ru­fungs­ge­richt her­an­ge­zo­ge­ne Rück­for­de­rungs­recht des Schuld­ners (§ 281 V BGB) gel­ten.

[27]   b) Die Vor­aus­set­zun­gen für ein be­rech­tig­tes Scha­dens­er­satz­ver­lan­gen la­gen im Zeit­punkt der Er­klä­rung der Be­klag­ten vom 26.07.2016, mit der sie ih­ren Scha­den be­zif­fert und ge­gen­über der Klä­ge­rin gel­tend ge­macht hat, nicht vor, weil es an dem frucht­lo­sen Ab­lauf ei­ner an­ge­mes­se­nen Frist zur Leis­tung (§ 281 I 1 BGB) fehlt.

[28]   Die der Klä­ge­rin am 08.07.2016 ge­setz­te Frist zur Ab­ho­lung und Be­zah­lung des Fahr­zeugs bis 11.07.2016 war un­an­ge­mes­sen kurz und hat le­dig­lich ei­ne an­ge­mes­se­ne Frist in Lauf ge­setzt, die nach der rechts­feh­ler­frei­en Be­ur­tei­lung des Be­ru­fungs­ge­richts je­den­falls am 18.07.2016, als die Be­klag­te das Fahr­zeug an­der­wei­tig ver­kauf­te, noch nicht ab­ge­lau­fen war. Den frucht­lo­sen Ab­lauf der Frist hat die Be­klag­te nicht ab­ge­war­tet, son­dern ist be­reits am 13.07.2016 vom Kauf­ver­trag zu­rück­ge­tre­ten und hat er­klärt, sich auf die von der Klä­ge­rin für die Zeit ab dem 18.07.2016 an­ge­kün­dig­te Ab­ho­lung des Fahr­zeugs nicht ein­las­sen zu wol­len. Da­durch hat sie ge­zeigt, dass sie an ih­rer Leis­tungs­auf­for­de­rung zur Kauf­preis­zah­lung und Ab­ho­lung nicht mehr fest­hält und auch zu ei­ner ei­ge­nen Mit­wir­kung in Form der Über­ga­be und Über­eig­nung des Pkw nicht mehr be­reit ist. So­mit fehlt es an dem aus den oben (un­ter a) ge­nann­ten Grün­den auch für ein Scha­dens­er­satz­ver­lan­gen nach § 281 IV und V BGB er­for­der­li­chen frucht­lo­sen Ab­lauf ei­ner an­ge­mes­se­nen Frist zur Leis­tung.

[29]   Ei­ne Frist­set­zung war nach den recht­lich nicht zu be­an­stan­den­den Fest­stel­lun­gen des Be­ru­fungs­ge­richts auch nicht ent­behr­lich. Da­mit war das Scha­dens­er­satz­ver­lan­gen un­wirk­sam und be­steht ein An­spruch der Klä­ge­rin auf Rück­for­de­rung der An­zah­lung aus § 281 V BGB i. V. mit § 346 I BGB nicht. Hier­aus folgt zu­gleich, dass ein Scha­dens­er­satz­an­spruch der Be­klag­ten aus § 281 I BGB nicht ge­ge­ben ist (hier­zu un­ter 3 c).

[30]   3. Die Ent­schei­dung des Be­ru­fungs­ge­richts stellt sich je­doch aus an­de­ren Grün­den als rich­tig dar (§ 561 ZPO). Ein An­spruch der Klä­ge­rin aus § 346 I BGB auf Rück­zah­lung des noch nicht er­stat­te­ten Teils der An­zah­lung er­gibt sich dar­aus, dass sie selbst wirk­sam vom Ver­trag zu­rück­ge­tre­ten ist.

[31]   a) Ei­ne Rück­tritts­er­klä­rung der Klä­ge­rin liegt spä­tes­tens kon­klu­dent in der Er­he­bung der Kla­ge auf Rück­erstat­tung der rest­li­chen An­zah­lung.

[32]   aa) Ob ein schlüs­si­ges Ver­hal­ten als ei­ne – hier zur Rück­ab­wick­lung des Ver­trags füh­ren­de – Wil­lens­er­klä­rung zu wer­ten ist, be­stimmt sich nach den für die Aus­le­gung von Wil­lens­er­klä­run­gen gel­ten­den Maß­stä­ben. Hier­nach kommt es ent­schei­dend dar­auf an, wie das Ver­hal­ten ob­jek­tiv aus der Sicht des Er­klä­rungs­geg­ners zu ver­ste­hen ist (Se­nat, Urt. v. 22.01.2014 – VI­II ZR 391/12, NJW 2014, 1951 Rn. 14; Beschl. v. 30.01.2018 – VI­II ZB 74/16, NJW-RR 2018, 524 Rn. 19). Maß­geb­lich ist da­nach, wie die Be­klag­te das Ver­hal­ten der Klä­ge­rin ob­jek­tiv deu­ten muss­te, ob die Be­klag­te die­ses mit­hin nach den ihr be­kann­ten oder je­den­falls er­kenn­ba­ren Um­stän­den als Rück­tritts­er­klä­rung auf­zu­fas­sen hat­te (vgl. Se­nat, Urt. v. 22.01.2014 – VI­II ZR 391/12, NJW 2014, 1951 Rn. 14). Die­se Be­ur­tei­lung rich­tet sich nach den Um­stän­den des Ein­zel­falls und ist in ers­ter Li­nie dem Tatrich­ter vor­be­hal­ten. Der Se­nat kann die vom Be­ru­fungs­ge­richt un­ter­las­se­ne Aus­le­gung je­doch hier selbst vor­neh­men, weil die not­wen­di­gen tat­säch­li­chen Fest­stel­lun­gen ge­trof­fen sind und wei­te­re Auf­klä­rung nicht zu er­war­ten ist (vgl. Se­nat, Urt. v. 16.03.2016 – VI­II ZR 326/14, WuM 2016, 353 Rn. 33; BGH, Urt. v. 09.02.2017 – III ZR 428/16, ju­ris Rn. 20).

[33]   bb) Nach die­sen Maß­stä­ben ist je­den­falls die Kla­ge­er­he­bung als kon­klu­den­te Rück­tritts­er­klä­rung zu wer­ten. Die Klä­ge­rin hat­te sich nicht ge­gen den an­der­wei­ti­gen Ver­kauf des Fahr­zeugs durch die Be­klag­te ge­wandt und Er­fül­lung ver­langt. Viel­mehr hat­te sie als Re­ak­ti­on hier­auf die voll­stän­di­ge Rück­zah­lung ih­rer An­zah­lung ge­for­dert. Da­bei ist sie be­reits in dem vor­ge­richt­li­chen An­walts­schrei­ben vom 22.07.2016 da­von aus­ge­gan­gen, dass kei­ne „Kauf­ver­trags­stö­run­gen zu ih­ren Las­ten“ vor­lä­gen, ins­be­son­de­re we­der Zah­lungs- noch An­nah­me­ver­zug, und dass der Be­klag­ten kei­ne Scha­dens­er­satz­an­sprü­che zu­stün­den. Den­noch hat sie nicht die Er­fül­lung des Ver­trags, son­dern nur die Rück­zah­lung der ge­leis­te­ten An­zah­lung ge­for­dert.

[34]   Ins­be­son­de­re vor die­sem Hin­ter­grund konn­te die Kla­ge­er­he­bung nach ob­jek­ti­vem Emp­fän­ger­ho­ri­zont von der Be­klag­ten nur so ver­stan­den wer­den, dass die Klä­ge­rin zwar ei­ne Be­rech­ti­gung der Be­klag­ten zum Rück­tritt und zur Gel­tend­ma­chung von Scha­dens­er­satz­an­sprü­chen nicht für ge­ge­ben hielt, sie ih­rer­seits aber an dem Ver­trag nicht mehr fest­hal­ten woll­te und nur noch des­sen Rück­ab­wick­lung durch Rück­zah­lung der ge­leis­te­ten An­zah­lung be­gehr­te. Dies ent­spricht recht­lich ei­nem Rück­tritt sei­tens der Klä­ge­rin. In der Kla­ge­schrift hat die Klä­ge­rin dem­entspre­chend zwar aus­ge­führt, dass sie den Rück­tritt und das Scha­dens­er­satz­ver­lan­gen der Be­klag­ten für rechts­wid­rig hält. Den­noch hat sie nicht et­wa die Er­fül­lung des Ver­trags, son­dern viel­mehr des­sen voll­stän­di­ge Rück­ab­wick­lung ver­langt. Hier­aus wird klar, dass sie an dem Ver­trag auch bei Un­wirk­sam­keit des Rück­tritts so­wie des Scha­dens­er­satz­be­geh­rens sei­tens der Be­klag­ten nicht fest­hal­ten, son­dern le­dig­lich die Rück­ge­währ der er­brach­ten Leis­tung er­rei­chen woll­te. Die­ses Kla­ge­ziel setzt den ei­ge­nen Rück­tritt vor­aus.

[35]   cc) Für die vor­ste­hen­de Wür­di­gung ist es un­er­heb­lich, dass die Klä­ge­rin sich für ih­ren Rück­zah­lungs­an­spruch auf den – al­ler­dings auch nach ih­rer Auf­fas­sung – un­wirk­sa­men Rück­tritt der Be­klag­ten be­ru­fen und ihr ei­ge­nes Ver­hal­ten in den Vor­in­stan­zen, an­ders als nun­mehr in der Re­vi­si­ons­er­wi­de­rung, recht­lich nicht als kon­klu­dent er­klär­ten Rück­tritt ein­ge­ord­net hat. Es kommt für die Aus­le­gung des kon­klu­den­ten Ver­hal­tens nicht dar­auf an, ob die Klä­ge­rin die­ses selbst recht­lich zu­tref­fend be­wer­tet hat. Denn die recht­li­che Wür­di­gung der vor­ge­brach­ten Tat­sa­chen ist al­lein Sa­che des Ge­richts. Oh­ne Er­folg bleibt des­halb auch der Ein­wand der Re­vi­si­on, die Klä­ge­rin ha­be auf die Fra­ge des Amts­ge­richts, ob es ei­ne Hand­lung der Klä­ge­rin ge­be, die den Kauf­ver­trag ha­be un­gül­tig wer­den las­sen, er­klärt, dass der Kauf­ver­trag auf­grund der Rück­tritts­er­klä­rung der Be­klag­ten rück­ab­zu­wi­ckeln sei. Ent­ge­gen der Auf­fas­sung der Re­vi­si­on liegt in­so­weit schon kei­ne (bin­den­de) Fest­stel­lung des Be­ru­fungs­ge­richts vor.

[36]   b) Die Klä­ge­rin war nach § 323 I BGB zum Rück­tritt be­rech­tigt. Die Be­klag­te hat die ihr ob­lie­gen­de Leis­tung – Über­eig­nung und Über­ga­be des Pkw – trotz Fäl­lig­keit nicht er­bracht. Ei­ner Frist­set­zung zur Nach­er­fül­lung sei­tens der Klä­ge­rin be­durf­te es nach § 323 II Nr. 1 BGB nicht. Hier­nach ist ei­ne Frist­set­zung ent­behr­lich, wenn der Schuld­ner die Leis­tung end­gül­tig und ernst­haft ver­wei­gert. Dies setzt vor­aus, dass er un­miss­ver­ständ­lich und ein­deu­tig zum Aus­druck bringt, dass er sei­nen Ver­trags­pflich­ten un­ter kei­nen Um­stän­den nach­kom­men wer­de (vgl. Se­nat, Urt. v. 18.01.2017 – VI­II ZR 234/15, NJW 2017, 1666 Rn. 31; Urt. v. 01.07.2015 – VI­II ZR 226/14, NJW 2015, 3455 Rn. 33 m. w. Nachw.). Dies ist hier der Fall.

[37]   Die Be­klag­te ist un­be­rech­tigt vom Ver­trag zu­rück­ge­tre­ten und hat das Fahr­zeug, des­sen Über­eig­nung und Über­ga­be sie der Klä­ge­rin schul­de­te, an ei­nen Drit­ten ver­kauft und dies der Klä­ge­rin mit­ge­teilt. Zu­gleich hat sie von der Klä­ge­rin (un­be­rech­tigt) Scha­dens­er­satz statt der Leis­tung ge­for­dert. Hier­aus er­gab sich ein­deu­tig, dass sie zur Über­eig­nung und Über­ga­be des Pkw an die Klä­ge­rin un­ter kei­nen Um­stän­den mehr be­reit war und sich end­gül­tig von ih­ren ver­trag­li­chen Pflich­ten los­sa­gen woll­te. Die­ses Ver­hal­ten der Be­klag­ten be­rech­tig­te die Klä­ge­rin ih­rer­seits zum Rück­tritt, der den Kauf­ver­trag der Par­tei­en in ein Rück­ge­währ­schuld­ver­hält­nis um­ge­wan­delt hat. Die spä­ter (im Be­ru­fungs­ver­fah­ren) er­klär­te Er­fül­lungs­be­reit­schaft der Be­klag­ten ver­mag hier­an nichts zu än­dern.

[38]   c) Der An­spruch der Klä­ge­rin auf Rück­zah­lung des noch nicht er­stat­te­ten Teils der An­zah­lung ist nicht nach § 389 BGB durch ei­ne Auf­rech­nung der Be­klag­ten mit Scha­dens­er­satz­an­sprü­chen er­lo­schen. Der­ar­ti­ge An­sprü­che hat das Be­ru­fungs­ge­richt im Er­geb­nis zu Recht ver­neint. Wie aus­ge­führt (hier­zu oben un­ter II 2 b) lie­gen die Vor­aus­set­zun­gen des gel­tend ge­mach­ten Scha­dens­er­satz­an­spruchs nicht vor.

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