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Ka­te­go­rie: Neu­wa­gen

Anor­ma­le Ge­trie­be­ge­räu­sche als er­heb­li­cher Man­gel ei­nes Pkw

  1. Anor­ma­le, auf­fäl­li­ge Ge­trie­be­ge­räu­sche, die mit ho­her Wahr­schein­lich­keit von ei­ner nicht kraft­schlüs­si­gen Ver­bin­dung der Zahn­rä­der her­rüh­ren, sind schon dann und al­lein des­halb ein er­heb­li­cher, zum Rück­tritt vom Kauf­ver­trag be­rech­ti­gen­der Man­gel, wenn und weil sie bei den In­sas­sen des be­trof­fe­nen Fahr­zeugs ein be­rech­tig­tes Ge­fühl der Un­si­cher­heit her­vor­ru­fen (vgl. OLG Frank­furt a. M., Urt. v. 28.02.2013 – 3 U 18/12, ju­ris Rn. 13).
  2. Für die Recht­zei­tig­keit ei­nes man­gel­be­ding­ten Rück­tritts vom Kauf­ver­trag ist ge­mäß § 438 IV 1 BGB i. V. mit § 218 I BGB ent­schei­dend, dass der Rück­tritt er­klärt wird, be­vor der – be­ste­hen­de oder hy­po­the­ti­sche – Nach­er­fül­lungs­an­spruch ver­jährt ist. Maß­ge­bend ist mit­hin der Zeit­punkt der Aus­übung des Ge­stal­tungs­rechts, nicht da­ge­gen der Zeit­punkt der ge­richt­li­chen Gel­tend­ma­chung von An­sprü­chen aus dem durch den Rück­tritt ent­ste­hen­den Rück­ge­währ­schuld­ver­hält­nis nach §§ 346 ff. BGB (im An­schluss an BGH, Urt. v. 07.06.2006 – VI­II ZR 209/05, BGHZ 168, 64 = NJW 2006, 2839 Rn. 26). Die­se An­sprü­che un­ter­lie­gen der drei­jäh­ri­gen Re­gel­ver­jäh­rung nach §§ 195, 199 BGB (im An­schluss an BGH, Urt. v. 29.04.2015 – VI­II ZR 180/14, BGHZ 205, 151 = NJW 2015, 2106 Rn. 16 m. w. Nachw.).
  3. Der mit ei­nem man­gel­haf­ten Fahr­zeug be­lie­fer­te Käu­fer hat auch dann ge­mäß § 284 BGB An­spruch auf Er­satz ver­geb­li­cher Auf­wen­dun­gen – hier: Kos­ten für die Fi­nan­zie­rung des Kauf­prei­ses und ei­ne Ver­län­ge­rung der Her­stel­ler­ga­ran­tie –, wenn er we­gen des Man­gels vom Kauf­ver­trag zu­rück­tritt (im An­schluss u. a. an BGH, Urt. v. 20.07.2005 – VI­II ZR 275/04, BGHZ 163, 381, 385 = ju­ris Rn. 13). Wird der Kfz-Kauf­ver­trag we­gen der Man­gel­haf­tig­keit des Fahr­zeugs rück­ab­ge­wi­ckelt, nach­dem der Käu­fer den Wa­gen zeit­wei­se ge­nutzt hat, so min­dert sich der An­spruch auf Auf­wen­dungs­er­satz ent­spre­chend.
  4. Hin­sicht­lich des Kauf­prei­ses steht ei­nem – in­so­weit dar­le­gungs- und be­weis­be­las­te­ten – Kfz-Käu­fer nach ei­nem wirk­sa­men man­gel­be­ding­ten Rück­tritt vom Kauf­ver­trag nur in­so­weit ein An­spruch auf Ka­pi­tal­nut­zungs­er­satz (§ 346 I, II 1 Nr. 1 BGB) ge­gen den Ver­käu­fer zu, wie er kei­nen Ver­zugs­scha­den gel­tend macht. An­dern­falls kä­me es zu ei­ner Über­kom­pen­sa­ti­on durch „Dop­pel­ver­zin­sung“. Der Be­rech­nung der Nut­zungs­ent­schä­di­gung ist der vol­le, nicht der um den Ein­kaufs­preis re­du­zier­te Net­to­kauf­preis zu­grun­de zu le­gen, wenn der Händ­ler den Ein­kaufs­preis für das Fahr­zeug be­reits aus ei­ge­nen Mit­teln auf­ge­bracht hat­te, als ihm der Ver­kaufs­preis zu­floss.

OLG Bran­den­burg, Ur­teil vom 18.03.2020 – 4 U 53/19

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Un­ter­su­chungs- und Rü­ge­ob­li­gen­heit nach § 377 I HGB beim Neu­wa­gen­kauf

  1. Ist der Kauf ei­nes (hoch­prei­si­gen) Neu­wa­gens – hier: ei­nes Rolls-Roy­ce Dawn – so­wohl für den Ver­käu­fer als auch für den Käu­fer ein Han­dels­ge­schäft i. S. des §§ 343, 344 HGB, dann hat der Käu­fer grund­sätz­lich die Ob­lie­gen­heit, das Fahr­zeug un­ver­züg­lich nach der Ab­lie­fe­rung durch den Ver­käu­fer zu un­ter­su­chen und ei­nen da­bei zu­ta­ge ge­tre­te­nen Man­gel dem Ver­käu­fer un­ver­züg­lich an­zu­zei­gen (§ 377 I HGB ). Dar­an än­dert nichts, dass das der Ver­käu­fer das Fahr­zeug vor der Über­ga­be an den Käu­fer „durch­ge­se­hen“ hat. Mit ei­ner sol­chen „Über­ga­be­durch­sicht“ ist kein (kon­klu­den­ter) Ver­zicht des Ver­käu­fers auf den Ein­wand ver­bun­den, die Män­gel­rü­ge des Käu­fers sei ver­spä­tet.
  2. Es über­spannt bei Wei­tem nicht die An­for­de­run­gen an ei­ne ord­nungs­ge­mä­ße Un­ter­su­chung ei­nes Neu­wa­gens durch den Käu­fer, wie sie § 377 I HGB grund­sätz­lich ver­langt, wenn dem Käu­fer ab­ver­langt wird, sich durch ei­ne sim­ple, nur ei­nen ein­zi­gen Tas­ten­druck er­for­dern­de Funk­ti­ons­prü­fung fest­zu­stel­len, ob ein be­stimm­tes Aus­stat­tungs­merk­mal – hier: Mas­sa­ge­funk­ti­on der Vor­der­sitz („Front Mas­sa­ge Seats“) – vor­han­den ist.

OLG Mün­chen, Be­schluss vom 16.03.2020 – 7 U 5611/19
(nach­fol­gend: OLG Mün­chen, Be­schluss vom 25.05.2020 – 7 U 5611/19)

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Arg­lis­ti­ge Täu­schung über die Neu­wa­gen­ei­gen­schaft ei­nes Pkw mit Ta­ges­zu­las­sung

  1. Hat ein Kfz-Käu­fer den Kauf­preis für das Fahr­zeug über ein Dar­le­hen fi­nan­ziert und den – mit dem Dar­le­hens­ver­trag ver­bun­de­nen – Kauf­ver­trag wirk­sam an­ge­foch­ten, so kann er die (wei­te­re) Rück­zah­lung des Dar­le­hens ge­mäß § 359 I 1 BGB ver­wei­gern und die be­reits ge­zahl­ten Dar­le­hens­ra­ten vom Dar­le­hens­ge­ber zu­rück­ver­lan­gen (§ 813 I, § 812 I 1 Fall 1 BGB).
  2. Ein Kfz-Händ­ler, der ein Fahr­zeug als Neu­wa­gen ver­kauft, muss sich – not­falls durch ei­ne Nach­fra­ge beim Fahr­zeug­her­stel­ler – da­von ver­ge­wis­sern, dass das Fahr­zeug fa­brik­neu ist, dass al­so zwi­schen der Her­stel­lung des Fahr­zeugs und dem Ab­schluss des Kauf­ver­trags nicht mehr als zwölf Mo­na­te lie­gen. Der Händ­ler darf sich nicht dar­auf ver­las­sen, dass der Her­stel­ler das Fahr­zeug un­mit­tel­bar nach der Pro­duk­ti­on an ihn aus­ge­lie­fert ha­ben wer­de.

OLG Dres­den, Ur­teil vom 18.10.2019 – 9 U 841/19
(nach­fol­gend: BGH, Ur­teil vom 15.06.2021 – XI ZR 568/19)

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Rück­zah­lung ei­ner Kau­ti­on in Hö­he der Um­satz­steu­er bei Ex­port­ge­schäft – Aus­le­gung der Si­che­rungs­ver­ein­ba­rung

Ei­ne Ver­ein­ba­rung, wo­nach der Käu­fer ei­nes Neu­wa­gens von dem Ver­käu­fer ei­ne in Hö­he der Um­satz­steu­er ge­leis­te­te Kau­ti­on zu­rück­er­hält, „so­bald das Fi­nanz­amt ei­ner Aus­zah­lung zu­stimmt“, ist da­hin aus­zu­le­gen, dass der An­spruch auf Rück­zah­lung der Kau­ti­on fäl­lig wird, so­bald das für den Ver­käu­fer zu­stän­di­ge Fi­nanz­amt be­stä­tigt hat, dass die Fahr­zeu­glie­fe­rung um­satz­steu­er­frei ist. Es ist Sa­che des Ver­käu­fers als Steu­er­schuld­ner, ei­ne ent­spre­chen­de Be­stä­ti­gung zu er­lan­gen.

AG Nor­der­stedt, Ur­teil vom 26.08.2019 – 49 C 143/18

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(Kei­ne) Nut­zungs­aus­fall­ent­schä­di­gung bei ver­spä­te­ter Lie­fe­rung ei­nes Neu­wa­gens – Kurz­zu­las­sung

  1. Ein als Neu­wa­gen „mit Kurz­zu­las­sung“ ver­kauf­ter Pkw ist i. S. von § 434 I 1 BGB man­gel­haft, wenn zwi­schen der Erst­zu­las­sung des Fahr­zeugs auf ei­nen Händ­ler und der Über­ga­be an den Käu­fer mehr als 30 Ta­ge lie­gen.
  2. Der Ver­käu­fer ei­nes Neu­wa­gens, der die­sen dem Käu­fer ver­spä­tet über­gibt und über­eig­net, hat dem Käu­fer die Wert­min­de­rung zu er­set­zen, die das Fahr­zeug in dem für die Ver­zö­ge­rung re­le­van­ten Zeit­raum er­lit­ten hat. Bei der Er­mitt­lung der Wert­min­de­rung ist auf den tat­säch­lich ver­ein­bar­ten Kauf­preis und nicht auf den vom Fahr­zeug­her­stel­ler an­ge­ge­be­nen Lis­ten­preis des Fahr­zeugs ab­zu­stel­len.
  3. Ein Kfz-Käu­fer hat zwar grund­sätz­lich An­spruch auf ei­ne Nut­zungs­aus­fall­ent­schä­di­gung, wenn der Ver­käu­fer mit der kauf­ver­trag­lich ge­schul­de­ten Über­ga­be und Über­eig­nung des Fahr­zeugs in Ver­zug ge­rät. Ein sol­cher An­spruch be­steht aber nicht, wenn dem Käu­fer die Nut­zung ei­nes an­de­ren Fahr­zeugs – ins­be­son­de­re die Wei­ter­nut­zung des bis­her ge­nutz­ten Fahr­zeugs – mög­lich und zu­mut­bar ist.

OLG Düs­sel­dorf, Ur­teil vom 22.08.2019 – 3 U 6/19
(vor­an­ge­hend: LG Düs­sel­dorf, Ur­teil vom 07.06.2018 – 14e O 252/14)

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Kei­ne sit­ten­wid­ri­ge vor­sätz­li­che Schä­di­gung durch Ther­mo­fens­ter – Mer­ce­des-Benz-Ab­gas­skan­dal

  1. Zu den An­for­de­run­gen an die sub­stan­zi­ier­te Dar­le­gung, dass ein – nicht von ei­nem sei­tens des Kraft­fahrt-Bun­des­am­tes an­ge­ord­ne­ten Rück­ruf be­trof­fe­nes – Kraft­fahr­zeug (hier: ein Mer­ce­des-Benz Vi­to mit ei­nem OM 651-Mo­tor) man­gel­haft ist, weil dar­in min­des­tens ei­ne un­zu­läs­si­ge Ab­schalt­ein­rich­tung i. S. von Art. 3 Nr. 10, 5 II der Ver­ord­nung (EG) Nr. 715/2007 in­stal­liert sei.
  2. Wird bei ei­nem – hier mit ei­nem OM 651-Mo­tor aus­ge­stat­te­ten – Die­sel­fahr­zeug die Ab­gas­rück­füh­rung un­ter an­de­rem in Ab­hän­gig­keit von der Au­ßen­tem­pe­ra­tur ge­steu­ert („The­ro­mo­fens­ter“), dann ist in dem Fahr­zeug ei­ne un­zu­läs­si­ge Ab­schalt­ein­rich­tung i. S. von Art. 3 Nr. 10, 5 II der Ver­ord­nung (EG) Nr. 715/2007 in­stal­liert. Dies hat zur Fol­ge, dass sich das Fahr­zeug nicht für die ge­wöhn­li­che Ver­wen­dung i. S. von § 434 I 2 Nr. 2 BGB eig­net, weil die Ge­fahr ei­ner Be­triebs­be­schrän­kung oder -un­ter­sa­gung durch die für die Zu­las­sung zum Stra­ßen­ver­kehr zu­stän­di­ge Be­hör­de (§ 5 I FZV) be­steht und so­mit bei Ge­fahr­über­gang der wei­te­re (un­ge­stör­te) Be­trieb des Fahr­zeugs im öf­fent­li­chen Stra­ßen­ver­kehr nicht ge­währ­leis­tet ist (vgl. BGH, Beschl. v. 08.01.2019 – VI­II ZR 225/17, NJW 2019, 1133 Rn. 21 ff.).
  3. Dass ein von der Daim­ler AG in den Ver­kehr ge­brach­tes und ver­äu­ßer­tes Fahr­zeug – hier: ein Mer­ce­des-Benz Vi­to mit ei­nem OM 651-Mo­tor – über ei­ne un­zu­läs­si­ge Ab­schalt­ein­rich­tung i. S. von Art. 3 Nr. 10, 5 II der Ver­ord­nung (EG) Nr. 715/2007 in Ge­stalt ei­ner un­ter an­de­rem tem­pe­ra­tur­ab­hän­gi­gen Ab­gas­rück­füh­rung („Ther­mo­fens­ter“) ver­fügt, be­grün­det für sich ge­nom­men nicht oh­ne Wei­te­res den Vor­wurf, die Dai­mer AG ha­be den Käu­fer des Fahr­zeugs durch Ver­schwei­gen ei­nes Man­gels arg­lis­tig ge­täuscht (§ 123 I Fall 1, § 438 III 1 BGB) oder ihm gar in ei­ner ge­gen die gu­ten Sit­ten ver­sto­ßen­den Wei­se vor­sätz­lich Scha­den zu­ge­fügt (§ 826 BGB).

LG Stutt­gart, Ur­teil vom 25.07.2019 – 30 O 34/19

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Kei­ne Nich­tig­keit ei­nes Neu­wa­gen-Kauf­ver­trags we­gen Ver­sto­ßes ge­gen § 27 I 1 EG-FGV – VW-Ab­gas­skan­dal

  1. Ein Kauf­ver­trag über ei­nen vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­nen Neu­wa­gen ist auch dann nicht ge­mäß § 134 BGB nich­tig, wenn das Fahr­zeug ent­ge­gen § 27 I 1 EG-FGV nicht mit ei­ner gül­ti­gen Über­ein­stim­mungs­be­schei­ni­gung im Sin­ne die­ser Vor­schrift ver­se­hen sein soll­te (im An­schluss an OLG Ham­burg, Urt. v. 21.12.2018 – 11 U 55/18, ju­ris Rn. 66 ff.; OLG Köln, Beschl. v. 16.07.2018 – 5 U 82/17, ju­ris Rn. 8 ff.; OLG Stutt­gart, Beschl. v. 01.08.2018 – 12 U 179/17, n. v.). Ob ei­ne Über­ein­stim­mungs­be­schei­ni­gung schon dann „gül­tig“ i. S. von § 27 I 1 EG-FGV ist, wenn sie be­stimm­ten for­mel­len An­for­de­run­gen ge­nügt, oder ob es da­für auch der in­halt­li­chen Rich­tig­keit der Be­schei­ni­gung be­darf, kann des­halb da­hin­ste­hen.
  2. Nimmt ein Kfz-Ver­käu­fer (nicht nur un­we­sent­li­che) Nach­bes­se­rungs­ar­bei­ten an ei­nem Fahr­zeug vor, kann dar­in im Ein­zel­fall ein An­er­kennt­nis des Nach­bes­se­rungs­ans­an­spruchs des Käu­fers i. S. von § 212 I Nr. 1 BGB lie­gen. Maß­geb­lich ist in­so­weit, ob der Ver­käu­fer aus der Sicht des Käu­fers nicht nur aus Ku­lanz oder zur güt­li­chen Bei­le­gung ei­nes Streits, son­dern in dem Be­wusst­sein han­delt, zur Nach­bes­se­rung ver­pflich­tet zu sein. Dar­an fehlt es, wenn der Ver­käu­fer das Vor­lie­gen ei­nes – ihn zur Nach­bes­se­rung ver­pflich­ten­den – Man­gels in Ab­re­de stellt, be­vor er Nach­bes­se­rungs­ar­bei­ten (hier: In­stal­la­ti­on ei­nes Soft­ware­up­dates) vor­nimmt.
  3. Ein Rück­tritt vom Kauf­ver­trag, den der Käu­fer ei­nes vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­nen Fahr­zeugs er­klärt, ob­wohl sein (hy­po­the­ti­scher) An­spruch auf Nach­er­fül­lung be­reits ver­jährt ist, ist un­wirk­sam, wenn der Ver­käu­fer sich dar­auf be­ruft (§ 438 IV 1, § 218 I BGB). Das gilt aus­nahms­wei­se nur dann nicht, wenn es dem Ver­käu­fer nach Treu und Glau­ben (§ 242 BGB) ver­wehrt ist, die Ein­re­de der Ver­jäh­rung zu er­he­ben.

OLG Karls­ru­he, Ur­teil vom 18.07.2019 – 17 U 204/18

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Ver­jäh­rung des An­spruchs auf Er­satz­lie­fe­rung (§ 439 I Fall 2) im VW-Ab­gas­skan­dal

  1. Ein VW-Ver­trags­händ­ler han­delt grund­sätz­lich nicht wi­der Treu und Glau­ben (§ 242 BGB), wenn er ge­gen­über dem An­spruch ei­nes vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­nen Käu­fers auf Nach­er­fül­lung – hier: durch Lie­fe­rung ei­nes man­gel­frei­en Fahr­zeugs (§ 437 Nr. 1, § 439 I Fall 2 BGB) – die Ein­re­de der Ver­jäh­rung er­hebt.
  2. Ein recht­lich selbst­stän­di­ger VW-Ver­trags­händ­ler muss sich ein mög­li­cher­wei­se arg­lis­ti­ges Ver­hal­ten von Mit­ar­bei­tern der Volks­wa­gen AG im Zu­sam­men­hang mit dem VW-Ab­gas­skan­dal nicht zu­rech­nen las­sen. Ins­be­son­de­re ist die Volks­wa­gen AG im Ver­hält­nis zu dem Ver­trags­händ­ler ein „Drit­ter“ i. S. des § 123 II BGB.

OLG Mün­chen, Ur­teil vom 03.07.2019 – 3 U 4029/18

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Nach­bes­se­rung durch In­stal­la­ti­on ei­nes Soft­ware­up­dates – VW-Ab­gas­skan­dal

  1. Ein vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­ner Pkw ist man­gel­haft, weil dar­in ei­ne un­zu­läs­si­ge Ab­schalt­ein­rich­tung i. S. von Art. 3 Nr. 10, Art. 5 II 1 der Ver­ord­nung (EG) Nr. 715/2007 in­stal­liert ist und des­halb die Ge­fahr ei­ner Be­triebs­un­ter­sa­gung be­steht (im An­schluss u. a. an BGH, Hin­weis­be­schl. v. 08.01.2019 – VI­II ZR 225/17, NJW 2019, 1133 Rn. 4 ff.). Die­ser Man­gel wird durch die In­stal­la­ti­on des von der Volks­wa­gen AG an­ge­bo­te­nen Soft­ware­up­dates i. S. von § 439 I Fall 1 BGB (Nach­bes­se­rung) be­sei­tigt.
  2. An­ge­sichts des tech­ni­schen Fort­schritts und der Än­de­run­gen bei der Fahr­zeug­her­stel­lung ist es i. S. von § 275 I BGB un­mög­lich, dem Käu­fer ei­nes vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­nen Fahr­zeugs, das er be­reits 2009 er­wor­ben hat, er­satz­wei­se ein man­gel­frei­es, im Üb­ri­gen aber gleich­ar­ti­ges und gleich­wer­ti­ges Neu­fahr­zeug zu lie­fern.
  3. Ein Kfz-Händ­ler muss sich ein mög­li­cher­wei­se arg­lis­ti­ges Ver­hal­ten der Volks­wa­gen AG im VW-Ab­gas­skan­dal selbst dann we­der ge­mäß § 278 BGB noch ge­mäß § 123 II 1 BGB zu­rech­nen las­sen, wenn er Ver­trags­händ­ler der Fahr­zeug­her­stel­le­rin ist (im An­schluss an Se­nat, Urt. v. 07.09.2017 – 1 U 302/17, NJW-RR 2018, 54).
  4. Ein Kla­ge­an­trag, mit dem der Käu­fer ei­nes vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­nen Fahr­zeugs er­rei­chen will, dass ihm der Ver­käu­fer „ein gleich­ar­ti­ges und gleich­wer­ti­ges Er­satz­fahr­zeug aus der ak­tu­el­len Se­ri­en­pro­duk­ti­on des Her­stel­lers mit iden­ti­scher tech­ni­scher Aus­stat­tung“ lie­fern muss, ist schon des­halb nicht hin­rei­chend be­stimmt i. S. von § 253 II Nr. 2 ZPO, weil zu er­war­ten ist, dass die Par­tei­en in ei­nem Zwangs­voll­stre­ckungs­ver­fah­ren (wei­ter­hin) dar­über strei­ten, ob und ge­ge­be­nen­falls un­ter wel­chen Vor­aus­set­zun­gen ein Fahr­zeug aus der ak­tu­el­len Se­ri­en­pro­duk­ti­on „gleich­ar­tig und gleich­wer­tig“ ist.

OLG Ko­blenz, Ur­teil vom 06.06.2019 – 1 U 1552/18
(nach­fol­gend: BGH, Be­schluss vom 30.06.2020 – VI­II ZR 167/19)

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Scha­dens­er­satz­recht­li­che Rück­ab­wick­lung ei­nes Neu­wa­gen­kauf­ver­trags – de­fek­tes So­und­sys­tem

  1. Ei­nem Käu­fer ist es je­den­falls dann nicht ver­wehrt, von sei­nem ur­sprüng­li­chen Nach­bes­se­rungs­ver­lan­gen Ab­stand zu neh­men und ge­stützt auf § 437 Nr. 1, § 439 I Fall 2 BGB die Lie­fe­rung ei­ner man­gel­frei­en Sa­che zu ver­lan­gen, wenn der Ver­käu­fer die zu­nächst ver­lang­te Nach­bes­se­rung (§ 439 I Fall 1 BGB) nicht zu­we­ge ge­bracht hat (im An­schluss an BGH, Urt. v. 24.10.2018 – VI­II ZR 66/17, BGHZ 220, 134 Rn. 42 ff.).
  2. Die Er­satz­lie­fe­rung (§ 439 I Fall 2 BGB) ei­nes Neu­wa­gens ist nicht schon des­halb i. S. von § 275 I BGB un­mög­lich, weil ein Mo­dell­wech­sel statt­ge­fun­den hat. Viel­mehr ist der Ver­käu­fer ge­mäß § 437 Nr. 1, § 439 I Fall 2 BGB (le­dig­lich) ver­pflich­tet, dem Käu­fer an­stel­le der ur­sprüng­lich ge­lie­fer­ten man­gel­haf­ten Kauf­sa­che ei­ne man­gel­freie, im Üb­ri­gen aber gleich­ar­ti­ge und gleich­wer­ti­ge Sa­che zu lie­fern, und das kann grund­sätz­lich auch ein Neu­fahr­zeug aus der ak­tu­el­len Se­ri­en­pro­duk­ti­on sein (vgl. BGH, Beschl. v. 08.01.2019 – VI­II ZR 225/17, NJW 2019, 1133 Rn. 24 ff.). Das gilt je­den­falls dann, wenn der Käu­fer aus­drück­lich die Er­satz­lie­fe­rung ei­nes Neu­fahr­zeugs aus der ak­tu­el­len Se­ri­en­pro­duk­ti­on ver­langt und da­mit do­ku­men­tiert, dass (auch) aus sei­ner Sicht die vom Ver­käu­fer ge­schul­de­te Leis­tung aus­tausch­bar ist.
  3. Macht ein Käu­fer sei­nen An­spruch auf Nach­er­fül­lung (§ 437 Nr. 1, § 439 I BGB) kla­ge­wei­se gel­tend, dann ist der Ver­käu­fer in der Re­gel nicht dar­an ge­hin­dert, sich erst im Rechts­streit dar­auf zu be­ru­fen, dass die von dem Käu­fer ge­wähl­te Art der Nach­er­fül­lung nur mit un­ver­hält­nis­mä­ßi­gen Kos­ten mög­lich sei (§ 439 III BGB a.F. = § 439 IV BGB n.F.). Das gilt auch dann, wenn der Ver­käu­fer vor­pro­zes­su­al le­dig­lich Män­gel der Kauf­sa­che in Ab­re­de ge­stellt und aus die­sem Grund die Nach­er­fül­lung ver­wei­gert hat­te, al­so vor­pro­zes­su­al von un­ver­hält­nis­mä­ßi­gen Kos­ten kei­ne Re­de war (im An­schluss an BGH, Urt. v. 16.10.2013 – VI­II ZR 273/12, NJW 2014, 213 Rn. 17).
  4. Ver­langt der Käu­fer we­gen ei­nes Man­gels ge­mäß § 437 Nr. 3 Fall 1, §§ 280 I, III, 281 BGB Scha­dens­er­satz statt der gan­zen Leis­tung, so ist bei der Be­ur­tei­lung, ob die in der Lie­fe­rung der man­gel­haf­ten Kauf­sa­che lie­gen­de Pflicht­ver­let­zung des Ver­käu­fers i. S. von § 281 I 3 BGB un­er­heb­lich und der Scha­dens­er­satz­an­spruch des­halb aus­ge­schlos­sen ist, auf den Zeit­punkt der Gel­tend­ma­chung des Scha­dens­er­satz­ver­lan­gens ab­zu­stel­len (vgl. zum Rück­tritt BGH, Urt. v. 26.10.2016 – VI­II ZR 240/15, NJW 2017, 153 Rn. 29). War zu die­sem Zeit­punkt die Ur­sa­che des auf­ge­tre­te­nen Man­gel­sym­ptoms noch nicht be­kannt und des­halb nicht ab­seh­bar, ob und ge­ge­be­nen­falls mit wel­chem Auf­wand der Man­gel be­sei­tigt wer­den kann, ist ei­ne Ge­ring­fü­gig­keit re­gel­mä­ßig zu ver­nei­nen (vgl. BGH, Urt. v. 15.06.2011 – VI­II ZR 139/09, NJW 2011, 3708 Rn. 9).

OLG Hamm, Ur­teil vom 09.05.2019 – 28 U 109/17
(nach­fol­gend: BGH, Be­schluss vom 25.08.2020 – VI­II ZR 140/19)

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