1. Das Ein­drin­gen von Feuch­tig­keit stellt nicht nur bei ei­nem Pkw, son­dern auch bei ei­nem Wohn­mo­bil re­gel­mä­ßig ei­nen nicht nur un­er­heb­li­chen Man­gel dar. In­so­weit ist zu be­rück­sich­ti­gen, dass ein Wohn­mo­bil auch dem Woh­nen dient und ein Feuch­tig­keits­ein­tritt und/​oder Feuch­tig­keits­schä­den den Kom­fort min­des­tens eben­so be­ein­träch­ti­gen kön­nen wie bei ei­nem Pkw.
  2. Dich­tet der Ver­käu­fer ei­nes un­dich­ten Wohn­mo­bils die­ses auf ei­ne Män­gel­rü­ge des Käu­fers hin nur un­zu­rei­chend ab, kann der Käu­fer im Ein­zel­fall be­rech­tigt sein, vom Kauf­ver­trag zu­rück­zu­tre­ten, oh­ne dem Ver­käu­fer ei­nen zwei­ten Nach­bes­se­rungs­ver­such er­mög­li­chen zu müs­sen. Denn ein zwei­ter Nach­bes­se­rungs­ver­such kann dem Käu­fer un­zu­mut­bar i. S. von § 440 Satz 1 Fall 3 BGB sein, wenn dem Ver­käu­fer beim ers­ten Nach­bes­se­rungs­ver­such gra­vie­ren­de Aus­füh­rungs­feh­ler un­ter­lau­fen sind oder der ers­te Nach­bes­se­rungs­ver­such von vorn­her­ein nicht auf ei­ne dau­er­haf­te, son­dern nur ei­ne pro­vi­so­ri­sche Man­gel­be­sei­ti­gung an­ge­legt war (im An­schluss an OLG Hamm, Urt. v. 10.03.2011 – I-28 U 131/10, ju­ris Rn. 34).
  3. Bei der Be­ur­tei­lung, ob ein man­gel­be­ding­ter Rück­tritt vom Kauf­ver­trag ge­mäß § 323 V 2 BGB aus­ge­schlos­sen ist, weil die in der Lie­fe­rung der man­gel­haf­ten Kauf­sa­che lie­gen­de Pflicht­ver­let­zung des Ver­käu­fers un­er­heb­lich, der (be­heb­ba­re) Man­gel al­so ge­ring­fü­gig ist, sind auch Ar­beits­schrit­te zu be­rück­sich­ti­gen, die für ei­ne ord­nungs­ge­mä­ße Man­gel­be­sei­ti­gung nicht er­for­der­lich sein müs­sen, aber er­for­der­lich sein kön­nen.

OLG Hamm, Ur­teil vom 23.11.2023 – 34 U 300/22

Sach­ver­halt: Die Klä­ge­rin er­warb von der Be­klag­ten, die ge­werb­lich mit Wohn­mo­bi­len han­delt, auf der Grund­la­ge ei­ner am 29.10.2019 an­ge­nom­me­nen Be­stel­lung vom 01.10.2019 ein Wohn­mo­bil mit ei­ner Lauf­leis­tung von 1 km zum Preis von 64.059,11 €. Die­ses Fahr­zeug hat­te die Be­klag­te ih­rer­seits von ih­rer Streit­hel­fe­rin als Neu­fahr­zeug er­wor­ben. Für das Ba­sis­fahr­zeug exis­tiert ei­ne Ga­ran­tie des Her­stel­lers H.

Das Wohn­mo­bil wur­de am 23.03.2020 ge­gen Zah­lung des Kauf­prei­ses an die Klä­ge­rin aus­ge­lie­fert. Aus­weis­lich des (ma­schi­nen­schrift­li­chen) Über­ga­be­pro­to­kolls glei­chen Da­tums be­stä­ti­ge die Klä­ge­rin mit ih­rer Un­ter­schrift, das „Fahr­zeug in ein­wand­frei­em Zu­stand und oh­ne Schä­den, wie be­sich­tigt, mit dem bei Kauf­ver­trag auf­ge­führ­ten Zu­be­hör ord­nungs­ge­mäß über­nom­men zu ha­ben“. Am 03.04.2020 wur­de das Wohn­mo­bil auf die Klä­ge­rin zu­ge­las­sen.

Die Klä­ge­rin und ihr Ehe­mann E rüg­ten in der Fol­ge – erst­mals mit E-Mail vom 05.04.2020 – ge­gen­über der Be­klag­ten di­ver­se Män­gel des Fahr­zeugs, et­wa „ei­ne klei­ne mi­ni Beu­le“ und ei­ne „nicht so schön[e]“ La­ckie­rung der Fah­rer­tür. Noch im April 2020 brach­te die Klä­ge­rin das Fahr­zeug zur Re­pa­ra­tur zur Be­klag­ten, die ei­nen Teil der ge­rüg­ten Män­gel be­sei­tig­te. Erst­mals mit E-Mail vom 24.05.2020 und dann in der Fol­ge­zeit rüg­ten die Klä­ge­rin und E wei­te­re Män­gel, so zum Bei­spiel von in­nen an­ge­lau­fe­ne Schein­wer­fer, ei­nen De­fekt des Au­to­ra­di­os, ei­ne zu ge­rin­ge Leis­tung der Kli­ma­an­la­ge, ei­ne feh­ler­haf­te Mon­ta­ge des Dusch­kopfs und der Spot­lights in der De­cke des Wohn­mo­bils so­wie die An­zei­ge un­rea­lis­ti­scher Ge­schwin­dig­keits­wer­te im „Head-Up-Dis­play“. Fer­ner be­an­stan­de­te die Klä­ge­rin mit E-Mail vom 14.06.2020, dass es bei Re­gen an der Heck­klap­pe des Wohn­mo­bils zu ei­nem Was­ser­ein­tritt kom­me. Am 15.06.2019 führ­te die Be­klag­te wei­te­re Nach­bes­se­rungs­ar­bei­ten an dem Wohn­mo­bil durch. Da die Klä­ge­rin mit dem Er­geb­nis die­ser Ar­bei­ten nicht zu­frie­den war, wur­de das Fahr­zeug ab­spra­che­ge­mäß in der 34. Ka­len­der­wo­che 2020 er­neut zur Be­klag­ten ge­bracht. Es wur­de ver­sucht, das Ein­drin­gen von Was­ser am Heck zu ver­hin­dern, in­dem ein Dicht­band über die vor­han­de­nen Dich­tun­gen ge­klebt wur­de und in der Mit­te der Heck­tür ein Dicht­band über das ur­sprüng­li­che und das zu­sätz­li­che Dicht­band ge­klebt wur­de. Ob die­se Ar­bei­ten von der Be­klag­ten, von ei­nem H-Fach­un­ter­neh­men oder von der Klä­ge­rin selbst oder von ei­nem von ihr be­auf­trag­ten Un­ter­neh­men durch­ge­führt wur­den, ist zwi­schen den Par­tei­en strei­tig.

Mit – im Pro­zess nicht vor­ge­leg­tem – An­walt­schrei­ben vom 21.09.2020 wur­de die Be­klag­te auf­ge­for­dert, die be­reits mehr­fach ge­rüg­ten Män­gel an der Tür (Beu­le und La­ckie­rung), den Man­gel am Head-Up-Dis­play (An­zei­ge fal­scher Wer­te) so­wie den Man­gel an der Heck­tür (un­sach­ge­mä­ße Man­gel­be­sei­ti­gung/​nicht fach­ge­rech­te Re­pa­ra­tur) zu be­sei­ti­gen. Hier­für wur­de der Be­klag­ten ei­ne Frist bis zum 02.10.2020 ge­setzt. Dar­auf­hin teil­te die Be­klag­te mit E-Mail vom 30.09.2020 mit, dass sie zu dem Schrei­ben vom 21.09.2020 erst ab dem 20.10.2020 Stel­lung neh­men kön­ne, weil der zu­stän­di­ge Sach­be­ar­bei­ter im Ur­laub sei.

Mit An­walts­schrei­ben vom 15.10.2020 er­klär­te die Klä­ge­rin den Rück­tritt vom Kauf­ver­trag und ver­lang­te von der Be­klag­ten die Zah­lung von 63.402,34 €. Die­ser Be­trag setzt sich zu­sam­men aus dem um ei­ne Nut­zungs­ent­schä­di­gung in Hö­he von 1.346,27 € ver­min­der­ten Kauf­preis (64.059,11 €), ei­nem Ka­pi­tal­nut­zungs­er­satz in Hö­he von 640 € so­wie ei­nem We­ge­geld in Hö­he von 49,50 €.

Im vor­lie­gen­den Rechts­streit hat die Klä­ge­rin – mit Schrift­satz vom 11.03.2021 – ih­re auf den Ab­schluss des streit­ge­gen­ständ­li­chen Kauf­ver­trags ge­rich­te­te Wil­lens­er­klä­rung we­gen arg­lis­ti­ger Täu­schung an­ge­foch­ten, weil die Be­klag­te sie nicht über die ihr – der Be­klag­ten – be­kann­ten Lack­pro­ble­me bei Fahr­zeu­gen des Her­stel­lers H auf­ge­klärt ha­be.

Die Klä­ge­rin hält ih­ren Rück­tritt vom Kauf­ver­trag für wirk­sam. Sie be­haup­tet, das streit­ge­gen­ständ­li­che Wohn­mo­bil wei­se noch im­mer Män­gel auf, die sie ge­gen­über der Be­klag­ten ge­rügt ha­be. Dass die­se Män­gel schon bei der Über­ga­be des Fahr­zeugs vor­ge­le­gen hät­ten, wer­de – so meint die Klä­ge­rin – nach § 477 BGB a.F. ver­mu­tet. Zu den be­haup­te­ten Män­geln trägt die Klä­ge­rin vor, die Heck­klap­pe des Fahr­zeugs schlie­ße nicht dicht, so­dass Was­ser in das Fahr­zeu­gin­ne­re ein­drin­gen kön­ne. Au­ßer­dem wei­se der Tür­holm der Bei­fah­rer­tür ei­ne Beu­le auf. Fer­ner be­fin­de sich im un­te­ren Be­reich der Fah­rer­tür ei­ne un­re­gel­mä­ßi­ge La­ckie­rung be­zie­hungs­wei­se ein La­ckier­feh­ler. Dar­über hin­aus be­stün­den – un­strei­tig – die fal­schen An­zei­gen im Head-Up-Dis­play fort. Hin­sicht­lich des Ein­drin­gens von Feuch­tig­keit ha­be die Be­klag­te zwar Nach­bes­se­rungs­ar­bei­ten durch Auf­brin­gen von Dich­tungs­band vor­ge­nom­men. Die Nach­bes­se­rung sei aber we­der sach- noch fach­ge­recht er­folgt. Sie – die Klä­ge­rin – ha­be ent­ge­gen der ins Blaue hin­ein vor­ge­tra­ge­nen Be­haup­tung der Be­klag­ten kei­ne „Jus­tier­ar­bei­ten“ an der Heck­klap­pe vor­ge­nom­men, und sie sei auch nicht be­reit ge­we­sen, „ei­ne Ga­ran­tie­leis­tung der Fir­ma H in An­spruch zu neh­men“. Sie ha­be viel­mehr stets mit ih­rer Ver­trags­part­ne­rin – der Be­klag­ten – kom­mu­ni­ziert und dar­auf hin­ge­wie­sen, dass sie sich an ih­re Ver­trags­part­ne­rin hal­te. We­gen der un­strei­tig auf­ge­tre­te­nen Män­gel sei im Üb­ri­gen da­von aus­zu­ge­hen, dass es sich bei dem streit­ge­gen­ständ­li­chen Wohn­mo­bil um ein „Mon­tags­fahr­zeug“ han­de­le. Nach Er­klä­rung des Rück­tritts hät­ten sich an dem Fahr­zeug noch wei­te­re – von der Klä­ge­rin nä­her dar­ge­stell­te – Män­gel ge­zeigt.

Der Kauf­ver­trag – so hat die Klä­ge­rin gel­tend ge­macht – sei auch des­halb rück­ab­zu­wi­ckeln, weil sie ih­re Ver­trags­er­klä­rung we­gen arg­lis­ti­ger Täu­schung an­ge­foch­ten ha­be. In­so­weit hat die Klä­ge­rin be­haup­tet, dass der Be­klag­ten Pro­ble­me mit der La­ckie­rung beim Her­stel­ler des streit­ge­gen­ständ­li­chen Fahr­zeugs be­kannt ge­we­sen sei­en. Die Be­klag­te ha­be da­von aus­ge­hen müs­sen, dass sie – die Klä­ge­rin – den Kauf­ver­trag in Kennt­nis die­ser Pro­ble­me nicht oder nur zu an­de­ren Be­din­gun­gen schlie­ßen wür­de. Da­her sei das Ver­schwei­gen der Be­klag­ten arg­lis­tig ge­we­sen.

Über die Rück­zah­lung des um ei­ne Nut­zungs­ent­schä­di­gung ver­min­der­ten Kauf­prei­ses hin­aus hat die Klä­ge­rin von der Be­klag­ten Ka­pi­tal­nut­zungs­er­satz in Hö­he von 640 € ver­langt. Für drei Fahr­ten im Zu­sam­men­hang mit Nach­bes­se­rungs­ver­su­chen hat sie ein We­ge­geld in Hö­he von ins­ge­samt (3 × 165 km × 0,30 € =) 49,50 € be­an­sprucht. Die Klä­ge­rin hat gel­tend ge­macht, der Be­rech­nung der von ihr an die Be­klag­te zu zah­len­den Nut­zungs­ent­schä­di­gung sei­en ei­ne Lauf­leis­tung von 250.000 km und ei­ne Le­bens­er­war­tung des streit­ge­gen­ständ­li­chen Wohn­mo­bils von 20 Jah­ren an­zu­set­zen.

Die Be­klag­te hat die Ab­wei­sung der Kla­ge be­an­tragt. Sie hat das Vor­lie­gen von Män­geln be­strit­ten und in Ab­re­de ge­stellt, dass das Wohn­mo­bil bei der Über­ga­be an die Klä­ge­rin man­gel­haft ge­we­sen sei und die Klä­ge­rin sub­stan­zi­iert Män­gel ge­rügt ha­be.

Ins­be­son­de­re hat die Be­klag­te be­strit­ten, dass die Heck­klap­pe im Zeit­punkt der Über­ga­be des Wohn­mo­bils an die Klä­ge­rin un­dicht ge­we­sen be­zie­hungs­wei­se ei­ne Un­dich­tig­keit in der Kon­struk­ti­on der Heck­klap­pe an­ge­legt ge­we­sen sei. Ei­ne Un­dich­tig­keit hät­te bei den von ihr – der Be­klag­ten – vor der Über­ga­be des Wohn­mo­bils durch­ge­führ­ten Rei­ni­gungs­ar­bei­ten auf­fal­len müs­sen. Soll­te die Heck­klap­pe tat­säch­lich un­dicht ge­we­sen sein, so sei die­se Un­dich­tig­keit erst nach­träg­lich ent­stan­den, mög­li­cher­wei­se durch ei­ne un­sach­ge­mä­ße Jus­tie­rung der Heck­klap­pe. Sie – die Be­klag­te – sei da­her be­rech­tigt ge­we­sen, die Klä­ge­rin auf Ga­ran­tie­leis­tun­gen der Her­stel­le­rin zu ver­wei­sen. Die Klä­ge­rin, ver­tre­ten durch ih­ren Ehe­mann, sei auch be­reit ge­we­sen, Ga­ran­tie­leis­tun­gen der Fir­ma H in An­spruch zu neh­men, und ein H-Ver­trags­händ­ler ha­be – so hat die Be­klag­te zu­nächst be­haup­tet – die Un­dich­tig­keit der Heck­klap­pe durch An­brin­gen ei­nes wei­te­ren Dicht­bands be­sei­tigt. Soll­te die­se Maß­nah­me nicht sach- und fach­ge­recht ge­we­sen sein, be­stün­den al­len­falls An­sprü­che der Klä­ge­rin ge­gen die Fahr­zeug­her­stel­le­rin als Ga­ran­tie­ge­be­rin be­zie­hungs­wei­se ge­gen de­ren Ver­trags­part­ner. Die­ser ha­be kei­ne voll­stän­di­ge und ord­nungs­ge­mä­ße Ab­dich­tung der Heck­klap­pe vor­neh­men kön­nen, weil es auf­grund der Co­ro­na-Kri­se zu Lie­fer­schwie­rig­kei­ten bei den für die Ab­dich­tung er­for­der­li­chen Zu­be­hör­tei­len ge­kom­men sei. Da­her ha­be der H-Ver­trags­part­ner nur ei­ne pro­vi­so­ri­sche Lö­sung fin­den und zu­min­dest für ei­ne vor­über­ge­hen­de Ab­dich­tung sor­gen kön­nen. Mit Schrift­satz vom 28.08.2021 hat die Be­klag­te – nach ei­ge­nen An­ga­ben nach Er­kun­di­gun­gen bei dem H-Ver­trags­part­ner – vor­ge­tra­gen, dass der H-Ver­trags­händ­ler ent­ge­gen ih­rer ur­sprüng­li­chen An­nah­me über­haupt kei­ne Dicht­bän­der oder sons­ti­ge Ab­dicht­vor­rich­tun­gen an­ge­bracht ha­be. Da­mit ste­he fest, dass bei Über­ga­be des Fahr­zeugs die mo­nier­ten Un­dich­tig­kei­ten über­haupt nicht vor­han­den ge­we­sen sei­en. Zu­min­dest ste­he fest, dass nach den Jus­tier­ar­bei­ten der Heck­klap­pe kei­ne Un­dich­tig­kei­ten mehr vor­han­den ge­we­sen sei­en. Die – mög­li­cher­wei­se un­sach­ge­mäß – auf­ge­tra­ge­nen Ab­dicht­ma­te­ria­li­en sei­en of­fen­bar von der Klä­ge­rin selbst auf­ge­bracht wor­den; mög­li­cher­wei­se ha­be sie zwi­schen­zeit­lich auch ein an­de­res Un­ter­neh­men mit der­ar­ti­gen Ar­bei­ten be­auf­tragt. Je­den­falls ha­be H oder de­ren Ver­trags­händ­ler die be­an­stan­de­ten Ab­dicht­ar­bei­ten nicht aus­ge­führt.

Ei­ne Beu­le und ei­ne (ver­meint­lich) „man­gel­haf­te La­ckie­rung“ an der Fah­rer­tür sei­en je­den­falls bei der Über­ga­be des Wohn­mo­bils an die Klä­ge­rin nicht vor­han­den ge­we­sen. Die Klä­ge­rin ha­be mit dem Über­ga­be­pro­to­koll vom 23.03.2020 be­stä­tigt, dass das „Fahr­zeug im ein­wand­frei­en Zu­stand und oh­ne Schä­den“ sei. Ein Auf­blü­hen des Lacks an der Fah­rer­tür sei kein Man­gel, da die La­ckie­rung dem Stand der Tech­nik zum Zeit­punkt des Kauf­ver­trags­schlus­ses ent­spre­che. Die La­ckie­rung ei­nes Wohn­mo­bils – al­so ei­nes Nutz­fahr­zeugs – müs­se nicht den (hö­he­ren) An­for­de­run­gen ge­nü­gen, die an die La­ckie­rung ei­nes Pkw zu stel­len sei­en. Sie – die Be­klag­te – ha­be in ih­rer E-Mail vom 06.04.2020 durch­aus nach­voll­zieh­bar zum Aus­druck ge­bracht, dass die von der Klä­ge­rin the­ma­ti­sier­ten Lack­pro­ble­me kei­nen Sach­man­gel dar­stell­ten, son­dern die La­ckie­rung dem Stan­dard bei Fahr­zeu­gen die­ser Art und Gü­te ent­spre­che. Von ei­nem arg­lis­ti­gen Ver­schwei­gen ir­gend­wel­cher Sach­män­gel kön­ne in­so­weit kei­ne Re­de sein. Die An­fech­tung der Klä­ge­rin grei­fe da­her nicht durch, zu­mal der An­fech­tungs­er­klä­rung – un­strei­tig – kei­ne Voll­macht bei­ge­fügt ge­we­sen sei.

Die streit­ge­gen­ständ­li­chen Män­gel sei­en in Um­fang und Aus­prä­gung in kei­ner Wei­se mit der Art und An­zahl von Män­geln ver­gleich­bar, die für die An­wen­dung der „Mon­tags­fahr­zeug“-Recht­spre­chung er­for­der­lich sei­en.

Im Üb­ri­gen – so hat die Be­klag­te gel­tend ge­macht – sei zu be­an­stan­den, dass ihr ei­ne Nach­er­fül­lung nicht er­mög­licht wor­den sei. Auf das an­walt­li­che Auf­for­de­rungs­schrei­ben vom 21.09.2020 ha­be sie zu­nächst nicht re­agie­ren kön­nen, da sich der mit der Sa­che be­fass­te Sach­be­ar­bei­ter bis zum 19.10.2020 im Ur­laub be­fun­den ha­be. Ab­ge­se­hen da­von sei zwi­schen den Par­tei­en in ei­nem Te­le­fo­nat am 11.09.2020 zwi­schen dem Zeu­gen L auf Be­klag­ten­sei­te und dem Zeu­gen E auf Klä­ger­sei­te ei­ne an­de­re Vor­ge­hens­wei­se be­spro­chen wor­den, näm­lich dass sich die Klä­ge­rin be­zie­hungs­wei­se ihr Ehe­mann mit der Be­klag­ten te­le­fo­nisch in Ver­bin­dung set­ze, um ei­nen Werk­statt­ter­min ins­be­son­de­re we­gen der Heck­klap­pe zu ver­ein­ba­ren. Die­se Ab­spra­che sei sei­tens der Klä­ge­rin nicht ein­ge­hal­ten wor­den. Vor die­sem Hin­ter­grund sei der mit an­walt­li­chem Schrei­ben vom 15.10.2020 er­klär­te Rück­tritt rechts­grund­los. Je­den­falls be­dür­fe es für ein ord­nungs­ge­mä­ßes Nach­er­fül­lungs­ver­lan­gen der Ver­ein­ba­rung ei­nes ent­spre­chen­den Re­pa­ra­tur­ter­mins und der Ver­brin­gung des Fahr­zeugs in die Werk­statt der Be­klag­ten.

Selbst wenn man den Sach­vor­trag der Klä­ge­rin zu den Män­geln als zu­tref­fend zu­grun­de le­ge, sei der Rück­tritt un­wirk­sam, weil die so­ge­nann­te Er­heb­lich­keits­schwel­le nicht über­schrit­ten sei. Die zu er­war­ten­den Re­pa­ra­tur­kos­ten über­stie­gen kei­nes­falls ei­nen Be­trag von fünf Pro­zent des Kauf­prei­ses.

Zin­sen ha­be sie – die Be­klag­te – mit dem Kauf­preis nicht er­wirt­schaf­tet. Im ge­werb­li­chen Be­reich ge­be es kei­ne Bank, die der­zeit zwei Pro­zent Gut­ha­ben­zin­sen zah­le. Im Ge­gen­teil: Mitt­ler­wei­le wür­den al­le Ban­ken Ne­ga­tiv­zin­sen ver­lan­gen. Bei der Be­rech­nung der ihr zu­ste­hen­den Nut­zungs­ent­schä­di­gung sei von ei­ner zu er­war­ten­den Ge­samt­lauf­leis­tung von 150.000 km und ei­ner Le­bens­er­war­tung von al­len­falls 15 Jah­ren aus­zu­ge­hen.

Die Streit­hel­fe­rin der Be­klag­ten ist der Kla­ge eben­falls ent­ge­gen­ge­tre­ten. Sie hat gel­tend ge­macht, es feh­le ins­be­son­de­re an ei­nem Sach­man­gel, an ei­nem ord­nungs­ge­mä­ßen Nach­bes­se­rungs­ver­lan­gen so­wie an der Er­heb­lich­keit der Män­gel. Un­strei­tig ha­be die Her­stel­le­rin des Ba­sis­fahr­zeugs H Mit­te Au­gust 2020 Nach­bes­se­rungs­ar­bei­ten durch­ge­führt. Aus­weis­lich der Kla­ge­schrift sei über die be­reits vor­han­de­ne Dich­tung ein Dich­tungs­band und in der Mit­te der Heck­klap­pe über das ur­sprüng­li­che und das zu­sätz­li­che neue Dich­tungs­band ein wei­te­res Dich­tungs­band an­ge­bracht wor­den. In­so­weit lie­ge kein Man­gel vor. Dass auch nach der Re­pa­ra­tur durch H Was­ser in das Wohn­mo­bil ein­drin­ge, be­haup­te die Klä­ge­rin nicht.

Das Land­ge­richt hat die Kla­ge als un­be­grün­det ab­ge­wie­sen. Zur Be­grün­dung hat es im We­sent­li­chen aus­ge­führt: Die Klä­ge­rin ha­be ge­gen die Be­klag­te un­ter kei­nem recht­li­chen Ge­sichts­punkt ei­nen An­spruch auf Rück­ab­wick­lung des streit­ge­gen­ständ­li­chen Kauf­ver­trags. Ein sol­cher An­spruch fol­ge ins­be­son­de­re nicht aus § 437 Nr. 2 Fall 1, § 433 I 2 BGB, § 434 I BGB a.F.. Der am 15.10.2020 er­klär­te Rück­tritt der Klä­ge­rin vom Kauf­ver­trag sei un­wirk­sam, da bei Er­klä­rung des Rück­tritts kein zum Rück­tritt be­rech­ti­gen­der Man­gel vor­ge­le­gen ha­be.

Zwar hät­te die Be­weis­auf­nah­me ne­ben dem un­strei­ti­gen Man­gel am Head-Up-Dis­play auch das Vor­lie­gen der wei­te­ren von der Klä­ge­rin be­haup­te­ten Män­gel er­ge­ben. Die Be­klag­te ha­be auch nicht die Ver­mu­tung wi­der­le­gen kön­nen, dass die Män­gel be­reits im Zeit­punkt der Über­ga­be des Fahr­zeugs an die Klä­ge­rin vor­ge­le­gen hät­ten (§ 477 BGB a.F.). Die Klä­ge­rin ha­be der Be­klag­ten auch die er­for­der­li­che Frist zur Nach­er­fül­lung ge­setzt. Nach dem Er­geb­nis der Be­weis­auf­nah­me ste­he zur Über­zeu­gung des Ge­richts fest, dass es kei­ne Ver­ein­ba­rung der Be­klag­ten mit dem Ehe­mann der Klä­ge­rin ge­ge­ben ha­be, wo­nach die­ser be­reit ge­we­sen sei, sich auf ei­ne ihm an­ge­bo­te­ne Nach­er­fül­lung trotz Frist­ab­laufs ein­zu­las­sen.

Ein An­spruch der Klä­ge­rin auf Rück­ab­wick­lung des Kauf­ver­trags schei­de je­doch nach § 323 V 2 BGB aus, weil die Män­gel ge­ring­fü­gig sei­en. Da es sich durch­weg um be­heb­ba­re Män­gel han­de­le, sei für die Be­ur­tei­lung der Ge­ring­fü­gig­keit in ers­ter Li­nie auf die Hö­he der Män­gel­be­sei­ti­gungs­kos­ten ab­zu­stel­len. Nach der Recht­spre­chung des BGH sei je­den­falls beim Neu­wa­gen­kauf in der Re­gel nicht mehr von ei­ner Ge­ring­fü­gig­keit des Man­gels und da­mit von ei­ner Un­er­heb­lich­keit der Pflicht­ver­let­zung aus­zu­ge­hen, wenn der Man­gel­be­sei­ti­gungs­auf­wand ei­nen Be­trag von fünf Pro­zent des Kauf­prei­ses über­stei­ge. Dies sei hier auch dann nicht der Fall, wenn der ge­sam­te Auf­wand zur voll­stän­di­gen, fach­ge­rech­ten und dau­er­haf­ten Be­sei­ti­gung der Män­gel be­rück­sich­tigt wer­de. Nach dem Er­geb­nis der Be­weis­auf­nah­me ste­he zur Über­zeu­gung des Ge­richts fest, dass die Kos­ten für ei­ne voll­stän­di­ge Män­gel­be­sei­ti­gung je­den­falls 3.000,80 € brut­to nicht über­stie­gen. Auf die­sen Be­trag ha­be der Sach­ver­stän­di­ge den in sei­nem schrift­li­chen Gut­ach­ten an­ge­ge­be­nen Be­trag von 3.698 € in sei­ner münd­li­chen An­hö­rung am 02.09.2022 kor­ri­giert. Bei ei­ner Quo­te von 4,68 % lä­gen die zur Man­gel­be­sei­ti­gung er­for­der­li­chen Kos­ten selbst dann un­ter 5 % des Kauf­prei­ses, wenn – ent­ge­gen der Auf­fas­sung der Be­klag­ten – in­fol­ge der Be­sei­ti­gung der Beu­le an der Fah­rer­tür ei­ne kom­plet­te Neu­la­ckie­rung der Tür er­for­der­lich sein soll­te. Auch bei ei­ner Ge­samt­wür­di­gung al­ler Um­stän­de sei nicht von ei­ner Er­heb­lich­keit der Män­gel aus­zu­ge­hen. An der Be­heb­bar­keit der Män­gel ha­be nie ein Zwei­fel be­stan­den. Auch das Aus­maß der Funk­ti­ons­be­ein­träch­ti­gung sei im vor­lie­gen­den Fall trotz der re­la­tiv ge­rin­gen Män­gel­be­sei­ti­gungs­kos­ten nicht ge­eig­net, die Ge­ring­fü­gig­keit der Män­gel zu be­grün­den. Schließ­lich füh­re ent­ge­gen der Auf­fas­sung der Klä­ge­rin auch der Um­stand, dass bei ei­nem Was­ser­ein­tritt auch die Däm­mung hät­te in Mit­lei­den­schaft ge­zo­gen wer­den kön­nen, nicht zu ei­ner an­de­ren Be­ur­tei­lung. Zum ei­nen sei nach Durch­füh­rung der vom Sach­ver­stän­di­gen dar­ge­stell­ten Ab­dich­tungs­maß­nah­men nicht mehr mit ei­nem wei­te­ren Was­ser­ein­tritt zu rech­nen. Zum an­de­ren be­haup­te die Klä­ge­rin das Vor­lie­gen wei­te­rer Was­ser­schä­den auch nicht.

Mit ih­rer da­ge­gen ge­rich­te­ten Be­ru­fung hat die Klä­ge­rin ih­re erst­in­stanz­li­chen Kla­ge­zie­le wei­ter­ver­folgt. Zur Be­grün­dung hat sie im We­sent­li­chen vor­ge­tra­gen: Das an­ge­grif­fe­ne Ur­teil wei­se er­heb­li­che Rechts­feh­ler auf. Das Land­ge­richt sei er­sicht­lich da­von aus­ge­gan­gen, dass ein be­heb­ba­rer Man­gel im­mer dann als un­er­heb­lich an­zu­se­hen sei und nicht zum Rück­tritt be­rech­ti­ge, wenn die Män­gel­be­sei­ti­gungs­kos­ten fünf Pro­zent des Kauf­prei­ses nicht über­stie­gen. Dies ha­be das Land­ge­richt hin­sicht­lich der Män­gel „Head-Up-Dis­play“ und „Ka­ros­se­rie- und Lack­scha­den“ mög­li­cher­wei­se noch nach­voll­zieh­bar be­grün­det. Hin­sicht­lich des gel­tend ge­mach­ten Man­gels „Was­ser­ein­tritt“ sei die Be­ur­tei­lung der Ge­ring­fü­gig­keit des Man­gels durch das Erst­ge­richt aber nicht nur nicht nach­voll­zieh­bar, son­dern schlicht­weg falsch. Es kom­me nicht dar­auf an, dass der Man­gel be­heb­bar sei, son­dern dar­auf, dass das Was­ser seit Ge­fahr­über­gang bis heu­te un­ge­hin­dert – wie der Sach­ver­stän­di­ge in sei­nem Gut­ach­ten vom 28.01.2022 un­strei­tig fest­ge­stellt ha­be – so­wohl „im Stand“ als auch „wäh­rend der Fahrt“ in das Fahr­zeu­gin­ne­re ha­be ge­lan­gen kön­nen. Bei ei­nem Was­ser­ein­tritt in ein (Neu-)Fahr­zeug ge­he aber je­der ob­jek­ti­ve Drit­te von ei­nem er­heb­li­chen Man­gel aus, auch wenn die Man­gel­be­sei­ti­gung im Er­geb­nis güns­tig sei. Dies ent­spre­che auch der Auf­fas­sung der ober­ge­richt­li­chen Recht­spre­chung. Die Be­klag­te ha­be den Man­gel trotz um­ge­hen­der An­zei­ge und Auf­for­de­rung zur Nach­er­fül­lung nicht be­sei­tigt, son­dern die un­sach­ge­mä­ßen, in­dis­ku­ta­blen und im Üb­ri­gen auch un­strei­tig nicht zur Be­sei­ti­gung des Was­ser­ein­tritts ge­eig­ne­ten Maß­nah­men für aus­rei­chend er­ach­tet. Dar­über hin­aus ha­be das Land­ge­richt nicht be­rück­sich­tigt, dass sie – die Klä­ge­rin – das Wohn­mo­bil auf­grund des Was­ser­ein­tritts über­haupt nicht rich­tig zum Rei­sen (d. h. zum Fah­ren und Woh­nen) ha­be nut­zen kön­nen, was auch die ge­rin­ge Lauf­leis­tung des Fahr­zeugs er­klä­re. Durch den Was­ser­ein­tritt sei – nach­weis­lich – zu­min­dest die Ma­trat­ze nass ge­wor­den, so­dass ein Woh­nen be­zie­hungs­wei­se Ver­wei­len/​Schla­fen auf der Ma­trat­ze nicht mög­lich ge­we­sen sei. Dar­über hin­aus füh­re der Was­ser­ein­tritt auch da­zu, dass sich an ver­schie­de­nen Stel­len Schim­mel bil­den kön­ne, der zum Zeit­punkt der Be­gut­ach­tung be­zie­hungs­wei­se zum Zeit­punkt der Rück­tritts­er­klä­rung noch nicht sicht­bar/​noch nicht ge­sund­heits­ge­fähr­dend ge­we­sen sei. Für die An­nah­me ei­nes er­heb­li­chen Man­gels spre­che im Üb­ri­gen auch, dass sie – die Klä­ge­rin – im Fal­le ei­nes Wei­ter­ver­kaufs des Wohn­mo­bils den Käu­fer über den Was­ser­ein­tritt in das Fahr­zeug auf­klä­ren müs­se, was da­zu füh­re, dass ein et­wai­ger Kauf­in­ter­es­sent ent­we­der vom Kauf Ab­stand neh­me oder das Wohn­mo­bil nur zu ei­nem ge­rin­ge­ren Preis wei­ter­ver­äu­ßert wer­den kön­ne.

Nach Ab­schluss des erst­in­stanz­li­chen Ver­fah­rens ha­be sie – die Klä­ge­rin – fest­ge­stellt, dass bei ver­gleich­ba­ren Wohn­mo­bi­len das Dach­sei­ten­fens­ter nicht mehr ge­öff­net wer­den kön­ne. Auf Nach­fra­ge sei ihr mit­ge­teilt wor­den, dass we­gen des Ein­drin­gens der Ab­ga­se der Stand­hei­zung auf die Mög­lich­keit des Öff­nens ver­zich­tet wer­den müs­se. Sie sei dies­be­züg­lich auf die DIN EN 1949 ver­wie­sen wor­den. Da sich das Dach­sei­ten­fens­ter aber bei Be­trieb der Stand­hei­zung des hier streit­ge­gen­ständ­li­chen Fahr­zeugs öff­nen las­se, lie­ge ein wei­te­rer Man­gel vor, der zu ei­ner Ge­fahr für Leib und Le­ben füh­re.

Mit Schrift­satz vom 09.05.2023 hat die Klä­ge­rin mit­ge­teilt, dass sie – nach er­folg­lo­ser Auf­for­de­rung der Be­klag­ten zur Zah­lung der Be­sei­ti­gungs­kos­ten – den Man­gel, der zum Was­ser­ein­tritt an der Heck­tür ge­führt ha­be, durch ei­ne Fach­werk­statt (O-GmbH & Co. KG) sach- und fach­ge­recht ha­be be­sei­ti­gen las­sen. Ent­ge­gen den An­ga­ben im ge­richt­li­chen Sach­ver­stän­di­gen­gut­ach­ten sei da­bei auch ei­ne Neu­la­ckie­rung der rech­ten Heck­tür er­for­der­lich ge­we­sen, da Farb­ton und Struk­tur nicht sach- und fach­ge­recht hät­ten nach­ge­stellt wer­den kön­nen. Für die Be­sei­ti­gung des Man­gels ha­be sie an die O-GmbH & Co. KG – statt der ver­an­schlag­ten Kos­ten von 1.600 € brut­to – ins­ge­samt 2.461,79 € zah­len müs­sen (Rech­nung vom 20.02.2023).

Mit Schrift­satz vom 24.10.2023 hat die Klä­ge­rin er­gän­zend vor­ge­tra­gen, der ak­tu­el­le Ki­lo­me­ter­stand be­tra­ge – was die Be­klag­te schließ­lich un­strei­tig ge­stellt hat – 11.284. Auf­grund ei­ner Mit­tel­be­wert­be­rech­nung aus den gut­ach­ter­lich fest­ge­stell­ten Pa­ra­me­tern (Ge­samt­lauf­leis­tung von 250.000 km, Ge­samt­nut­zungs­dau­er von 20 Jah­ren) er­rech­ne sich ei­ne Nut­zungs­ent­schä­di­gung von 7.184,32 €. Die Be­klag­te müs­se sich aber den Zins­vor­teil in Hö­he von zwei Pro­zent des Kauf­prei­ses für die Zeit vom 19.03. bis zum 29.10.2020 (ins­ge­samt 787,61 €) und den ge­setz­li­chen Ver­zugs­zins für die Zeit vom 30.10.2020 bis zum 02.11.2023 (= Tag der münd­li­chen Ver­hand­lung vor dem Se­nat) in Hö­he von ins­ge­samt 5.508,61 €, mit­hin Zin­sen in Hö­he von 6.296,22 €, an­rech­nen las­sen. Un­ter wei­te­rer Be­rück­sich­ti­gung des We­ge­gelds er­ge­be sich fol­gen­de Be­rech­nung:

Kauf­preis 64.059,11 €
Nut­zungs­vor­teil (Zin­sen) 6.296,22 €
We­ge­geld 49,50 €
Zwi­schen­sum­me 70.404,83 €
Nut­zungs­ent­schä­di­gung ? 7.184,32 €
For­de­rung 63.220,51 €

Dar­über hin­aus – so meint die Klä­ge­rin – ha­be ihr die Be­klag­te die auf­ge­wand­ten Re­pa­ra­tur­kos­ten in Hö­he von. 2.461,79 € zu er­stat­ten.

Die Klä­ge­rin hat zu­letzt be­an­tragt, die Be­klag­te un­ter Ab­än­de­rung des erst­in­stanz­li­chen Ur­teils zur Zah­lung von 63.220,51 € nebst Zin­sen Zug um Zug ge­gen Rück­ge­währ des streit­ge­gen­ständ­li­chen Wohn­mo­bils zu ver­ur­tei­len und fest­zu­stel­len, dass die Be­klag­te mit der Rück­nah­me des Fahr­zeugs in An­nah­me­ver­zug ist.

Die Be­klag­te hat be­an­tragt, die Be­ru­fung zu­rück­zu­wei­sen. Sie hat das an­ge­foch­te­ne Ur­teil un­ter Wie­der­ho­lung und Ver­tie­fung ih­res erst­in­stanz­li­chen Vor­trags ver­tei­digt. Das Land­ge­richt ha­be letzt­lich zu­tref­fend er­kannt, dass – un­ab­hän­gig vom Vor­lie­gen der wei­te­ren Vor­aus­set­zun­gen ei­nes Rück­tritts – ein An­spruch der Klä­ge­rin auf Rück­ab­wick­lung des streit­ge­gen­ständ­li­chen Kauf­ver­trags we­gen § 323 V 2 BGB nicht be­ste­he. Zu­tref­fend ha­be das Land­ge­richt die Män­gel als ge­ring­fü­gig qua­li­fi­ziert und da­bei rich­ti­ger­wei­se auf die Be­heb­bar­keit und die Hö­he der Män­gel­be­sei­ti­gungs­kos­ten ab­ge­stellt. Der Auf­fas­sung der Klä­ge­rin, al­lein we­gen der „Mög­lich­keit“ des Ein­tritts von Feuch­tig­keit kön­ne nicht mehr von ei­ner Ge­ring­fü­gig­keit des Man­gels ge­spro­chen wer­den, sei nicht zu fol­gen. Die Klä­ge­rin ha­be we­der in ers­ter In­stanz noch in ih­rer Be­ru­fungs­be­grün­dung auch nur an­satz­wei­se sub­stan­zi­iert vor­ge­tra­gen, dass wei­te­re Feuch­tig­keits­schä­den an ih­rem Fahr­zeug ent­stan­den sind. Der Vor­trag der Klä­ge­rin, sie ha­be das Wohn­mo­bil über­haupt nicht für Rei­sen nut­zen kön­nen und zu­min­dest die Ma­trat­ze sei so nass ge­wor­den, dass ein Woh­nen/​Ver­wei­len/​Schla­fen im Wohn­mo­bil nicht mög­lich ge­we­sen sei, sei als ver­spä­tet zu­rück­zu­wei­sen und über­dies in­halt­lich zu be­strei­ten. Selbst wenn es in ei­nem Wohn­mo­bil durch Feuch­tig­keit von au­ßen oder durch ver­se­hent­li­ches Ver­schüt­ten von Flüs­sig­kei­ten zu ei­ner teil­wei­sen Durch­näs­sung kom­me, trock­ne­te die­se selbst­ver­ständ­lich auch wie­der ab, wo­bei die­ser Pro­zess durch Be­hei­zen und Be­lüf­ten des In­nen­rau­mes noch be­schleu­nigt wer­den kön­ne. Dass „wohl nach An­sicht der ober­ge­richt­li­chen Recht­spre­chung“ stets ein er­heb­li­cher Man­gel vor­lie­ge, wenn Was­ser in das In­ne­re ei­nes Fahr­zeugs ein­drin­ge, sei so nicht rich­tig. Die Klä­ge­rin ver­ken­ne, dass es sich bei ih­rem Fahr­zeug nicht um ei­nen ge­wöhn­li­chen Pkw han­de­le. Die Naht­stel­len und Dich­tun­gen ei­nes Wohn­mo­bils sei­en na­tur­ge­mäß äu­ßerst sen­si­ble Be­rei­che, die im Rah­men der Nut­zung – an­ders als bei ei­nem Pkw – frü­her oder spä­ter un­dicht wür­den. Dass es – wie von der Klä­ge­rin be­haup­tet – durch ein­drin­gen­des Was­ser an ver­schie­de­nen Stel­len zu Schim­mel­bil­dung kom­me, sei tech­nisch un­zu­tref­fend; die von der Klä­ge­rin le­dig­lich be­schrie­be­ne „Mög­lich­keit“ rei­che oh­ne­hin nicht aus, um ei­nen Sach­man­gel zu be­grün­den. Bei sach- und fach­ge­rech­ter Re­pa­ra­tur ei­ner Un­dich­tig­keit be­stün­den auch kei­ne Pro­ble­me beim Wei­ter­ver­kauf des Fahr­zeugs und kei­ne Of­fen­ba­rungs­pflicht. Den Vor­trag der Klä­ge­rin zum Dach­fens­ter hat die Be­klag­te be­strit­ten und als ver­spä­tet ge­rügt.

Die Be­ru­fung der Klä­ge­rin hat­te zum über­wie­gen­den Teil Er­folg.

Aus den Grün­den: B. … Der von der Klä­ge­rin er­klär­te Rück­tritt vom Kauf­ver­trag ist wirk­sam. Die Be­klag­te ist da­nach zur Rück­ab­wick­lung des mit der Klä­ge­rin über das streit­ge­gen­ständ­li­che Wohn­mo­bil ab­ge­schlos­se­nen Kauf­ver­trags ver­pflich­tet.

Das Wohn­mo­bil war bei Über­ga­be an die Klä­ge­rin mit di­ver­sen, be­reits vom Land­ge­richt zu­tref­fend fest­ge­stell­ten Män­geln i. S. des § 434 I BGB a.F. be­haf­tet, hin­sicht­lich de­rer die Klä­ge­rin die Be­klag­te vor Rück­tritts­er­klä­rung – un­ge­ach­tet der Ent­behr­lich­keit ge­mäß § 440 BGB – auch ge­mäß § 323 I BGB zur Be­sei­ti­gung auf­ge­for­dert hat­te. An­ders als vom Land­ge­richt an­ge­nom­men, sind die fest­ge­stell­ten Män­gel je­den­falls nach er­gän­zen­der An­hö­rung des Sach­ver­stän­di­gen und (er­neu­ter) Vor­nah­me ei­ner Ge­samt­ab­wä­gung durch den Se­nat als nicht un­er­heb­lich i. S. des § 323 V 2 BGB zu be­wer­ten.

Der aus der Wirk­sam­keit des Rück­tritts re­sul­tie­ren­de Rück­ab­wick­lungs­an­spruch ist um ei­ne Nut­zungs­ent­schä­di­gung in Hö­he von 9.102,87 € zu kür­zen, die um 1.918,55 € hö­her aus­fällt als von der Klä­ge­rin zu­letzt auf ih­re Kla­ge­for­de­rung an­ge­rech­net. In Hö­he von 5.196,04 € war fest­zu­stel­len, dass sich der Rechts­streit in der Haupt­sa­che er­le­digt hat.

Ein An­spruch der Klä­ge­rin auf ei­ne Nut­zungs­ver­gü­tung in Hö­he von zwei Pro­zent Zin­sen be­steht nicht. Da­ge­gen hat die Klä­ge­rin ge­gen die Be­klag­te ei­nen An­spruch auf Er­stat­tung des gel­tend ge­mach­ten We­ge­gelds, und zwar un­ab­hän­gig von der Wirk­sam­keit des Rück­tritts. Eben­falls be­grün­det sind – in Hö­he der zu­ge­spro­che­nen Haupt­for­de­rung – der Zins­an­spruch so­wie schließ­lich der An­trag auf Fest­stel­lung des An­nah­me­ver­zugs.

Im Ein­zel­nen:

I. Die Klä­ge­rin hat ge­gen die Be­klag­te ei­nen An­spruch auf Rück­zah­lung des um ei­ne Nut­zungs­ent­schä­di­gung ge­kürz­ten Kauf­prei­ses in Hö­he von 54.956,24 € ge­mäß § 346 I BGB i. V. mit § 437 Nr. 2 Fall 1 BGB, § 434 I BGB a.F., § 323 I BGB. Fer­ner hat die Klä­ge­rin ge­gen die Be­klag­te ei­nen An­spruch auf Er­stat­tung ei­nes We­ge­gelds in Hö­he von 49,50 € aus § 439 II BGB.

Die Klä­ge­rin ist we­gen Män­geln am Head-Up-Dis­play, an den Tü­ren so­wie an der Heck­klap­pe des streit­ge­gen­ständ­li­chen Wohn­mo­bils mit an­walt­li­chem Schrei­ben vom 15.10.2020 wirk­sam von dem zwi­schen den Par­tei­en über das streit­ge­gen­ständ­li­che Wohn­mo­bil ge­schlos­se­nen Kauf­ver­trag zu­rück­ge­tre­ten.

1. Es kom­men vor­lie­gend die kauf­ver­trag­li­chen Re­ge­lun­gen in der bis zum 31.12.2021 gel­ten­den Fas­sung zur An­wen­dung (Art. 229 § 58 EGBGB). …

2. Das Fahr­zeug ver­fügt mit den von dem Sach­ver­stän­di­gen am Head-Up-Dis­play, an den Tü­ren so­wie an der Heck­klap­pe fest­ge­stell­ten Be­ein­träch­ti­gun­gen über Sach­män­gel i. S. des § 434 I 2 Nr. 2 BGB a.F.

a) So­weit die Be­schaf­fen­heit nicht ver­ein­bart ist, ist die Sa­che ge­mäß § 434 I 2 BGB a.F. frei von Sach­män­geln, wenn sie sich für die nach dem Ver­trag vor­aus­ge­setz­te Ver­wen­dung eig­net (Nr. 1), sonst, wenn sie sich für die ge­wöhn­li­che Ver­wen­dung eig­net und ei­ne Be­schaf­fen­heit aus­weist, die bei Sa­chen der glei­chen Art üb­lich ist und die der Käu­fer nach der Art der Sa­che er­war­ten kann (Nr. 2). Für die ge­wöhn­li­che Ver­wen­dung eig­net sich ein Kraft­fahr­zeug grund­sätz­lich nur dann, wenn es ei­ne Be­schaf­fen­heit auf­weist, die we­der sei­ne (wei­te­re) Zu­las­sung zum Stra­ßen­ver­kehr hin­dert noch an­sons­ten sei­ne Ge­brauchs­fä­hig­keit auf­hebt oder be­ein­träch­tigt (BGH, Beschl. v. 08.01.2019 – VI­II ZR 225/17, ju­ris Rn. 5). Ver­gleichs­maß­stab für die Üb­lich­keit ist die üb­li­che Be­schaf­fen­heit bei Sa­chen glei­cher Art, das heißt bei Sa­chen (auch an­de­rer Her­stel­ler) mit dem­sel­ben Qua­li­täts­stan­dard (vgl. Grü­ne­berg/​Wei­den­kaff, BGB, § 434 Rn. 29 m. w. Nachw.). Die Er­war­tung des Käu­fers muss ob­jek­tiv be­rech­tigt sein und ori­en­tiert sich in der Re­gel an der üb­li­chen Be­schaf­fen­heit gleich­ar­ti­ger Sa­chen (vgl. Grü­ne­berg/​Wei­den­kaff, BGB, § 434 Rn. 30 m. w. Nachw.). Da­bei ist für das, was der Käu­fer be­rech­tig­ter­wei­se er­war­ten darf, auch der ver­ein­bar­te Kauf­preis von Be­deu­tung (vgl. OLG Schles­wig, Urt. v. 25.07.2008 – 14 U 125/07, ju­ris Rn. 30).

b) Die Funk­ti­ons­be­ein­träch­ti­gung des Head-Up-Dis­plays durch feh­ler­haf­te Ge­schwin­dig­keits­an­zei­gen ist zwi­schen den Par­tei­en un­strei­tig und stellt nach zu­tref­fen­der Be­wer­tung bei­der Par­tei­en ei­nen Sach­man­gel im vor­ge­nann­ten Sin­ne dar.

c) Eben­falls ein Sach­man­gel i. S. des § 434 I 2 Nr. 2 BGB a.F. ist die un­re­gel­mä­ßi­ge La­ckie­rung be­zie­hungs­wei­se der De­fekt in der La­ckie­rung (Lack­auf­blü­hung) an der Fah­rer­tür des Fahr­zeugs. So­weit die Be­klag­te in ih­rer Be­ru­fungs­er­wi­de­rung der ent­spre­chen­den Wer­tung des Land­ge­richts ent­ge­gen­tritt, folgt der Se­nat dem nicht. Von ei­ner Üb­lich­keit i. S. des § 434 I 2 Nr. 2 BGB a.F. kann schon des­halb nicht aus­ge­gan­gen wer­den, weil der Lack­scha­den nach den An­ga­ben des Sach­ver­stän­di­gen „auf Feh­ler bei der Lack­ver­ar­bei­tung“ zu­rück­zu­füh­ren ist (S. 29 des Sach­ver­stän­di­gen­gut­ach­tens).

d) Ent­spre­chen­des gilt für die Beu­le am Holm der Bei­fah­rer­tür als wei­te­rem Sach­man­gel i. S. des § 434 I 2 Nr. 2 BGB a.F. Auch die­se Ver­än­de­rung ist – ent­ge­gen der Be­ru­fungs­er­wi­de­rung – nicht üb­lich. Bei der in der B-Säu­le vor­han­de­nen Beu­le (Wöl­bung nach au­ßen) han­delt es sich nach den über­zeu­gen­den Fest­stel­lun­gen des Sach­ver­stän­di­gen um ei­nen Ka­ros­se­rie­scha­den, da es sich nicht um ei­ne se­ri­en­mä­ßi­ge Er­he­bung han­delt (S. 21 des Sach­ver­stän­di­gen­gut­ach­tens).

e) Ei­nen wei­te­ren Sach­man­gel i. S. des § 434 I 2 Nr. 2 BGB a.F. stellt schließ­lich die un­dich­te Heck­klap­pe des Fahr­zeugs dar. So­weit die Be­klag­te in ih­rer Be­ru­fungs­er­wi­de­rung auf den Qua­li­täts­un­ter­schied zwi­schen Wohn­mo­bil und Pkw bei der Dich­tig­keit ab­ge­stellt und im Rah­men der Er­ör­te­run­gen vor dem Se­nat die Man­gel­haf­tig­keit ei­nes Wohn­mo­bils we­gen auf­tre­ten­der Un­dich­tig­kei­ten in Zwei­fel ge­zo­gen hat, geht auch die­ser Ein­wand fehl. Auch wenn ein Wohn­mo­bil auf­grund des mehr­stu­fi­gen Her­stel­lungs­vor­gangs und sei­ner Kon­struk­ti­on mit vie­len Naht­stel­len und Dich­tun­gen in die­sen Be­rei­chen feh­ler­an­fäl­li­ger ist als ein Pkw, ent­spricht es zwei­fel­los nicht der Üb­lich­keit, dass bei ei­nem Neu­fahr­zeug bei Über­ga­be die Heck­klap­pe de­fekt ist und Feuch­tig­keit in das Wohn­mo­bil ein­tritt. Mit sol­chen Ei­gen­schaf­ten ent­spricht es nicht der ge­for­der­ten Be­schaf­fen­heit (S. 10 des Sach­ver­stän­di­gen­gut­ach­tens). Hin­zu kommt, dass nach den über­zeu­gen­den Fest­stel­lun­gen des Sach­ver­stän­di­gen die nach Über­ga­be an die Klä­ge­rin vor­ge­nom­me­nen Ab­dich­tungs­maß­nah­men im un­dich­ten Be­reich als voll­kom­men un­fach­ge­recht zu be­zeich­nen sind (S. 10 des Gut­ach­tens). Durch den nicht fach­ge­rech­ten Ein­satz der zu­sätz­li­chen Ab­dich­tung wur­de die ori­gi­na­le Dich­tung un­brauch­bar ge­macht (S. 13 des Gut­ach­tens). Durch die­se Maß­nah­men wur­den die Tür­dich­tun­gen zer­stört (S. 14 des Gut­ach­tens). Der­ar­ti­ge Be­schä­di­gun­gen ha­ben nichts mehr mit den kon­struk­ti­ven Be­son­der­hei­ten ei­nes Wohn­mo­bils zu tun.

f) So­weit die Klä­ge­rin erst­mals in der Be­ru­fungs­in­stanz als wei­te­ren Man­gel das Dach­sei­ten­fens­ter gel­tend macht, wel­ches sich ent­ge­gen der maß­geb­li­chen DIN-Vor­schrif­ten beim streit­ge­gen­ständ­li­chen Wohn­mo­bil öff­nen las­sen soll, kann da­hin­ge­stellt blei­ben, ob das Vor­brin­gen ge­mäß § 531 II 1 ZPO pro­zes­su­al zu be­rück­sich­ti­gen ist. Ein et­wai­ger Sach­man­gel könn­te schon des­halb nicht in die recht­li­che Be­wer­tung ein­flie­ßen und ei­nen Rück­tritt recht­fer­ti­gen, weil es in­so­weit an der er­for­der­li­chen Frist­set­zung i. S. des § 323 I BGB fehlt. Dar­auf hat der Se­nat be­reits in sei­ner Ter­mins­ver­fü­gung hin­ge­wie­sen.

g) So­weit die Klä­ge­rin in ih­rer erst­in­stanz­li­chen Re­plik un­ter dem Stich­wort „Mon­tags­au­to“ noch wei­te­re Män­gel am Wohn­mo­bil an­ge­führt hat, hat ihr Pro­zess­be­voll­mäch­tig­ter im Se­nats­ter­min klar­ge­stellt, dass die­se Män­gel nicht Streit­ge­gen­stand sein sol­len.

3. Die Sach­män­gel la­gen bei Über­ga­be des Fahr­zeugs an die Klä­ge­rin (§ 446 BGB) vor.

a) Zeigt sich im Rah­men ei­nes Ver­brauchs­gü­ter­kaufs i. S. des §§ 474 ff. BGB in­ner­halb von sechs Mo­na­ten seit Ge­fahr­über­gang ein Sach­man­gel, so wird ge­mäß § 477 BGB a.F. ver­mu­tet, dass die Sa­che be­reits bei Ge­fahr­über­gang man­gel­haft war, es sei denn, die­se Ver­mu­tung ist mit der Art der Sa­che oder des Man­gels un­ver­ein­bar. Im An­wen­dungs­be­reich die­ser Vor­schrift ge­nügt der Käu­fer sei­ner Dar­le­gungs­last, wenn er vor­trägt (und er­for­der­li­chen­falls be­weist), dass sich in die­sem Zeit­raum ein man­gel­haf­ter Zu­stand (Man­gel­er­schei­nung) ge­zeigt hat. Der Käu­fer ist dann durch die ge­nann­te Vor­schrift des Vor­trags und des Nach­wei­ses ent­ho­ben, auf wel­che Ur­sa­che der zu­ta­ge ge­tre­te­ne man­gel­haf­te Zu­stand zu­rück­zu­füh­ren ist und dass die­se Ur­sa­che in den Ver­ant­wor­tungs­be­reich des Ver­käu­fers fällt (st. Rspr. seit BGH, Urt. v. 12.10.2016 – VI­II ZR 103/15, BGHZ 212, 224 Rn. 36; zu­letzt BGH, Urt. v. 10.11.2021 – VI­II ZR 187/20, BGHZ 232, 1 Rn. 72 m. w. Nachw.). Ei­ne ge­setz­li­che Ver­mu­tung wie die des § 477 BGB a.F. kann nur durch den Be­weis des Ge­gen­teils (§ 292 ZPO) zur vol­len Über­zeu­gung des Ge­richts wi­der­legt wer­den, ei­ne Er­schüt­te­rung der Ver­mu­tung ge­nügt nicht (vgl. BGH, Urt. v. 12.10.2016 – VI­II ZR 103/15, BGHZ 212, 224 Rn. 60 m. w. Nachw.).

b) Für sämt­li­che der fest­ge­stell­ten Män­gel greift beim vor­lie­gen­den Ver­brauchs­gü­ter­kauf die vor­ge­nann­te Ver­mu­tungs­wir­kung. Die Be­klag­te ver­moch­te den ihr ob­lie­gen­den Ge­gen­be­weis nicht zu er­brin­gen. Das Land­ge­richt war auf­grund der An­ga­ben des Sach­ver­stän­di­gen so­gar po­si­tiv da­von über­zeugt, dass die Sach­män­gel bei Über­ga­be vor­la­gen. Die­se – auch in der Sa­che über­zeu­gen­den – Fest­stel­lun­gen sind für den Se­nat man­gels An­griffs der Be­klag­ten hier­auf in der Be­ru­fungs­in­stanz bin­dend i. S. des § 529 I ZPO. Auf die Fra­ge, ob und in­wie­weit das Über­ga­be­pro­to­koll zu Än­de­run­gen hin­sicht­lich der Ver­mu­tungs­wir­kung des § 477 BGB a.F. führt, kommt es da­nach nicht an.

4. Auch die wei­te­re vom Land­ge­richt be­jah­te Rück­tritts­vor­aus­set­zung – ein ord­nungs­ge­mä­ßes Nach­er­fül­lungs­ver­lan­gen oder des­sen Ent­behr­lich­keit (§§ 323, 440 BGB) – ist ge­ge­ben. Es ist be­reits von ei­ner ord­nungs­ge­mä­ßen Frist­set­zung i. S. des § 323 I BGB aus­zu­ge­hen. Je­den­falls wä­re ein Nach­er­fül­lungs­ver­lan­gen mit Frist­set­zung ge­mäß §§ 323 II, 440 BGB ent­behr­lich ge­we­sen.

a) Hier hat die Klä­ge­rin mit (nicht vor­ge­leg­tem) Schrei­ben vom 21.09.2020 die Be­klag­te zur Be­sei­ti­gung der Män­gel bis zum 02.10.2020 auf­ge­for­dert. Das Land­ge­richt hat hier­in ei­ne ord­nungs­ge­mä­ße Frist­set­zung i. S. des § 323 I BGB ge­se­hen und die Be­haup­tung der Be­klag­ten, die Klä­ge­rin ha­be sich auch nach Frist­ab­lauf auf ei­ne Nach­er­fül­lung ein­ge­las­sen, mit nä­he­rer Be­grün­dung als nicht er­wie­sen an­ge­se­hen. Die – auch in der Sa­che über­zeu­gen­den – Fest­stel­lun­gen da­zu wer­den von der Be­ru­fungs­er­wi­de­rung nicht an­ge­grif­fen und sind für den Se­nat er­neut ge­mäß § 529 I ZPO bin­dend. So­weit die Be­klag­ten­sei­te in ers­ter In­stanz for­mel­le Ein­wän­de zum In­halt des Nach­er­fül­lungs­ver­lan­gen vom 21.09.2020 an­ge­deu­tet hat, hät­te es an ihr ge­le­gen, das Schrei­ben vor­zu­le­gen und den Ein­wand zu kon­kre­ti­sie­ren.

b) Oh­ne­hin war ei­ne Frist­set­zung we­gen Fehl­schla­gens der Nach­bes­se­rung und we­gen Un­zu­mut­bar­keit ge­mäß § 440 BGB ent­behr­lich.

aa) Au­ßer in den Fäl­len des § 281 II BGB und des § 323 II BGB be­darf es ge­mäß § 440 Satz 1 BGB der Frist­set­zung auch dann nicht, wenn der Ver­käu­fer bei­de Ar­ten der Nach­er­fül­lung ge­mäß § 439 IV BGB ver­wei­gert oder wenn die dem Käu­fer zu­ste­hen­de Art der Nach­er­fül­lung fehl­ge­schla­gen oder ihm un­zu­mut­bar ist. Ei­ne Nach­bes­se­rung gilt ge­mäß § 440 Satz 2 BGB nach dem er­folg­lo­sen zwei­ten Ver­such als fehl­ge­schla­gen, wenn sich nicht ins­be­son­de­re aus der Art der Sa­che oder des Man­gels oder den sons­ti­gen Um­stän­den et­was an­de­res er­gibt.

Ein Fehl­schla­gen liegt vor, wenn durch die Nach­er­fül­lung ent­we­der der al­te Man­gel nicht be­sei­tigt oder ein neu­er ver­ur­sacht wor­den ist. Der Be­griff der Nach­bes­se­rung be­zie­hungs­wei­se des Nach­bes­se­rungs­ver­suchs wird zu­guns­ten der Käu­fer weit ver­stan­den (vgl. Eg­gert, in: Rein­king/​Eg­gert, Der Au­to­kauf, 14. Aufl. [2020], Rn. 968). Auch ei­ne un­zu­rei­chen­de Un­ter­su­chung oder ei­ne un­zu­rei­chen­de Dia­gno­se kön­nen als Nach­bes­se­rungs­ver­such ge­wer­tet wer­den (vgl. Eg­gert, in: Rein­king/​Eg­gert, a. a. O., Rn. 966 ff., 969a). Die Be­en­di­gung des Ver­suchs setzt au­ßer der Ent­ge­gen­nah­me des Fahr­zeugs durch den Käu­fer vor­aus, dass der ge­rüg­te Man­gel un­ein­ge­schränkt für be­sei­tigt er­klärt wird (vgl. Eg­gert, in: Rein­king/​Eg­gert, a. a. O., Rn. 977).

Maß­geb­lich für die Fra­ge der Un­zu­mut­bar­keit ist der Er­kennt­nis­stand des Käu­fers zum Zeit­punkt der Aus­übung des Rück­tritts­rechts (vgl. OLG Saar­brü­cken, Urt. v. 28.08.2019 – 2 U 94/18, ju­ris Rn. 31). Für die Be­ur­tei­lung, ob die Nach­er­fül­lung für den Käu­fer un­zu­mut­bar ist, sind al­le Um­stän­de des Ein­zel­falls zu be­rück­sich­ti­gen, ins­be­son­de­re die Zu­ver­läs­sig­keit des Ver­käu­fers, die­sem vor­zu­wer­fen­de Ne­ben­pflicht­ver­let­zun­gen oder der Um­stand, dass der Ver­käu­fer be­reits bei dem ers­ten Er­fül­lungs­ver­such, al­so bei Über­ga­be, ei­nen er­heb­li­chen Man­gel an fach­li­cher Kom­pe­tenz hat er­ken­nen las­sen und das Ver­trau­ens­ver­hält­nis zwi­schen den Par­tei­en nach­hal­tig ge­stört ist (vgl. BGH, Urt. v. 15.04.2015 – VI­II ZR 80/14, ju­ris Rn. 22).

bb) Nach dem un­strei­ti­gen Par­tei­vor­brin­gen war das Fahr­zeug ins­ge­samt drei Mal im Be­reich der Be­klag­ten zur Re­pa­ra­tur an­ge­zeig­ter Män­gel: im April 2020, am 15.06.2020 und in der 34.​Kalender­wo­che 2020.

Zwar ist hin­sicht­lich der Heck­klap­pe – an­ders als hin­sicht­lich der wei­te­ren Män­gel – nur von ei­nem Re­pa­ra­tur­ver­such, und zwar in der 34. Ka­len­der­wo­che 2020, aus­zu­ge­hen, nach­dem hin­sicht­lich der Ar­bei­ten am 15.06.2020 bei An­wen­dung der obi­gen Grund­sät­ze nicht von ei­nem fehl­ge­schla­ge­nen Re­pa­ra­tur­ver­such ge­spro­chen wer­den kann. Der Zeu­ge E hat näm­lich in­so­weit aus­ge­sagt, dass ihm bei Ab­ho­lung am 15.06.2020 von dem Mit­ar­bei­ter der Be­klag­ten ge­sagt wor­den sei, dass der Man­gel an der Heck­klap­pe noch nicht be­sei­tigt wor­den sei (S. 3 des Pro­to­kolls vom 13.09.2021, letz­ter Satz). Der Klä­ge­rin sind je­doch hin­sicht­lich der Heck­klap­pe wei­te­re Nach­bes­se­rungs­ver­su­che durch die Be­klag­te un­zu­mut­bar. Bei ei­nem nur un­zu­rei­chend ab­ge­dich­te­ten Feuch­tig­keits­scha­den ei­nes Wohn­mo­bils ist im Ein­zel­fall ein Recht des Käu­fers zum Rück­tritt oh­ne Ge­wäh­rung ei­nes zwei­ten Nach­bes­se­rungs­ver­suchs we­gen Un­zu­mut­bar­keit zu be­ja­hen, wenn dem Ver­käu­fer beim ers­ten Nach­bes­se­rungs­ver­such gra­vie­ren­de Aus­füh­rungs­feh­ler un­ter­lau­fen oder der ers­te Nach­bes­se­rungs­ver­such von vorn­her­ein nicht auf ei­ne nach­hal­ti­ge, son­dern nur ei­ne pro­vi­so­ri­sche Män­gel­be­sei­ti­gung an­ge­legt war (vgl. OLG Hamm, Urt. v. 10.03.2011 – I-28 U 131/10, ju­ris Rn. 34). So liegt der Fall hier.

Über die Fra­ge, ob vor­lie­gend ei­ne an­ge­mes­se­ne Nach­frist­set­zung (auch) un­ter dem As­pekt ei­nes so­ge­nann­ten Mon­tags­au­tos ent­behr­lich ge­we­sen wä­re, muss­te der Se­nat nicht ent­schei­den.

5. Die fest­ge­stell­ten Sach­män­gel sind – ent­ge­gen der Auf­fas­sung des Land­ge­richts – auch nicht un­er­heb­lich i. S. des § 323 V 2 BGB.

a) Nach § 323 V 2 BGB ist der Rück­tritt aus­ge­schlos­sen, wenn die in der Man­gel­haf­tig­keit der Kauf­sa­che lie­gen­de Pflicht­ver­let­zung un­er­heb­lich ist, das heißt, wenn der Man­gel ge­ring­fü­gig ist (BGH, Urt. v. 29.06.2011 – VI­II ZR 202/10, NJW 2011, 2872 Rn. 19; Urt. v. 06.02.2013 – VI­II ZR 374/11, NJW 2013, 1365 Rn. 16). Da­bei ist auf den Zeit­punkt der Rück­tritts­er­klä­rung des Käu­fers ab­zu­stel­len (BGH, Urt. v. 15.06.2011 – VI­II ZR 139/09, NJW 2011, 3708 Rn. 9 m. w. Nachw.; Urt. v. 06.02.2013 – VI­II ZR 374/11, NJW 2013, 1365 Rn. 18). Die Be­ur­tei­lung der Fra­ge, ob ei­ne Pflicht­ver­let­zung un­er­heb­lich i. S. des § 323 V 2 BGB ist, er­for­dert ei­ne um­fas­sen­de In­ter­es­sen­ab­wä­gung auf der Grund­la­ge der Um­stän­de des Ein­zel­falls (BGH, Urt. v. 17.02.2010 – VI­II ZR 70/07, ju­ris Rn. 23 m. zahl­rei­chen w. Nachw.; Urt. v. 06.02.2013 – VI­II ZR 374/11, NJW 2013, 1365 Rn. 16). Im Rah­men die­ser um­fas­sen­den In­ter­es­sen­ab­wä­gung ist bei ei­nem be­heb­ba­ren Man­gel grund­sätz­lich auf die Kos­ten der Man­gel­be­sei­ti­gung und nicht auf das Aus­maß der Funk­ti­ons­be­ein­träch­ti­gung ab­zu­stel­len. Nach höchst­rich­ter­li­cher Recht­spre­chung wird die Er­heb­lich­keits­schwel­le des § 323 V 2 BGB je­den­falls in der Re­gel be­reits dann als er­reicht an­zu­se­hen sein, wenn der Man­gel­be­sei­ti­gungs­auf­wand ei­nen Be­trag von fünf Pro­zent des Kauf­prei­ses über­schrei­tet (vgl. BGH, Urt. v. 28.05.2014 – VI­II ZR 94/13, BGHZ 201, 290 Rn. 12). Für die tat­säch­li­chen Vor­aus­set­zun­gen der Un­er­heb­lich­keit der Pflicht­ver­let­zung trägt der Ver­käu­fer die Dar­le­gungs- und Be­weis­last (Eg­gert, in: Rein­king/​Eg­gert, a. a. O., Rn. 1064 m. w. Nachw.). Steht die Man­gel­ur­sa­che im Zeit­punkt der Rück­tritts­er­klä­rung nicht fest, kommt es auf das Aus­maß der Funk­ti­ons­be­ein­träch­ti­gung an (vgl. BGH, Urt. v. 29.06.2011 – VI­II ZR 202/10, ju­ris Rn. 21).

b) Die zur Über­zeu­gung des Se­nats fest­ste­hen­den Sach­män­gel stel­len sich, wo­von auch die Par­tei­en aus­ge­hen, als be­heb­ba­re Män­gel dar. Die für die Er­heb­lich­keit maß­geb­li­che Fünf-Pro­zent-Gren­ze im Sin­ne der vor­ge­nann­ten höchst­rich­ter­li­chen Recht­spre­chung liegt hier bei ma­xi­mal 3.202,96 €. Nach der er­gän­zen­den münd­li­chen An­hö­rung des Sach­ver­stän­di­gen ist der Se­nat da­von über­zeugt, dass im Zeit­punkt des Rück­tritts ein Män­gel­be­sei­ti­gungs­auf­wand er­for­der­lich war, der die vor­ge­nann­te Fünf-Pro­zent-Gren­ze über­schrei­tet.

aa) Die Män­gel­be­sei­ti­gungs­kos­ten be­tra­gen nach den Fest­stel­lun­gen des Sach­ver­stän­di­gen in sei­nem schrift­li­chen Gut­ach­ten vom 28.01.2022:

Heck­klap­pe: 1.336,96 € net­to 1.590,98 € brut­to
Beu­le: 429,78 € net­to 511,44 € brut­to
Lack­schä­den: 1.139,44 € net­to 1.355,93 € brut­to
Head-Up-Dis­play
· Hard­ware-Lö­sung: ca. 200,00 € net­to ca. 238,00 € brut­to
· Soft­ware-Lö­sung: 123,00 € net­to 146,37 € brut­to

Der Sach­ver­stän­di­ge und ihm fol­gend das Land­ge­richt ha­ben bei dem Head-Up-Dis­play mit dem hö­he­ren Wert (200 € net­to) ge­rech­net, was auch aus Sicht des Se­nats an­ge­mes­sen er­scheint.

Dar­aus er­gab sich bei cent­ge­nau­er Be­rech­nung ein Be­trag in Hö­he von 3.106,18 € net­to (= 3.696,35 € brut­to).

bb) Der Sach­ver­stän­di­ge hat mit Run­dun­gen ge­ar­bei­tet: Vor­ge­nann­te Be­trä­ge be­lau­fen sich da­nach auf 1.350 € net­to/​1.600 € brut­to + 430 € net­to/​510 € brut­to + 1.140 € net­to/​1.350 € brut­to + 200 € net­to/​238 € brut­to = 3.120 € net­to/​3.712,80 € brut­to. Auch dies er­scheint zur Fest­stel­lung der Män­gel­be­sei­ti­gungs­kos­ten an­ge­mes­sen.

cc)  In sei­ner münd­li­chen An­hö­rung am 02.09.2022 hat der Sach­ver­stän­di­ge zu­nächst sei­ne Fest­stel­lun­gen zu den Män­gel­be­sei­ti­gungs­kos­ten be­tref­fend Tür und Bei­fah­rer­tür – über­zeu­gend und von der Be­ru­fungs­er­wi­de­rung auch nicht mehr auf­ge­grif­fen – ge­gen die erst­in­stanz­li­chen Ein­wen­dun­gen der Be­klag­ten ver­tei­digt. Die Beu­le an der Bei­fah­rer­tür lässt sich da­nach nicht mit der Del­len­drück­me­tho­de ent­fer­nen. Auch ist die La­ckie­rung des Tür­schwel­lers auf­grund der Lack­män­gel an der Tür er­for­der­lich. Der Sach­ver­stän­di­ge hat in­des sei­ne Kal­ku­la­tio­nen im schrift­li­chen Gut­ach­ten da­hin ge­hend kor­ri­giert, dass die un­ter dem Punkt „Rüst­zeit“ bei den ers­ten drei Män­geln je­weils an­ge­setz­ten Kos­ten in Höh­ge von 221,60 € – da al­le Män­gel gleich­zei­tig be­sei­tigt wer­den kön­nen – nur ein­mal an­fal­len, so­dass die kal­ku­lier­ten Ge­samt­kos­ten um 443,20 € zu re­du­zie­ren sind. Da auf die­se Art und Wei­se auch je­weils 35 % Lack­ma­te­ri­al ein­ge­spart wer­den, ent­steht nach den An­ga­ben des Sach­ver­stän­di­gen ein Ab­zug von den zu kal­ku­lie­ren­den Kos­ten für die Man­gel­be­sei­ti­gung von 598,32 € net­to. Da­nach ver­blei­ben 2.521,68 € net­to (= 3.000,80 € brut­to). Das sind 4,68 % des Kauf­prei­ses.

dd) Un­ge­ach­tet des­sen, dass auch bei ei­nem der­ar­ti­gen Män­gel­be­sei­ti­gungs­auf­wand bei ei­ner Ge­samt­ab­wä­gung im vor­lie­gen­den Ein­zel­fall nicht mehr von ei­nem bloß un­er­heb­li­chen Man­gel aus­zu­ge­hen ist (s. un­ten), sind nach Auf­fas­sung des Se­nats im Lich­te der von der Klä­ge­rin in der Be­ru­fungs­in­stanz vor­ge­leg­ten Rech­nung der O-GmbH & Co. KG vom 20.02.2023 für die Po­si­ti­on „Heck­klap­pe“ hö­he­re Män­gel­be­sei­ti­gungs­kos­ten an­zu­set­zen als vom Sach­ver­stän­di­gen ver­an­schlagt.

(1) Die Rech­nung und der ent­spre­chen­de Vor­trag der Klä­ge­rin sind ge­mäß § 531 II 1 Nr. 3 ZPO pro­zes­su­al zu be­rück­sich­ti­gen, da die vor­ge­nann­te Re­pa­ra­tur erst nach Schluss der erst­in­stanz­li­chen münd­li­chen Ver­hand­lung er­folg­te.

(2) Die Ab­wei­chung der sich auf 1.978,73 € net­to (= 2.354,69 € brut­to) be­lau­fen­den Rech­nung von den vom Sach­ver­stän­di­gen für die Be­sei­ti­gung der Män­gel an der Heck­klap­pe an­ge­setz­ten Kos­ten be­ruht nach den An­ga­ben des Sach­ver­stän­di­gen in sei­ner münd­li­chen An­hö­rung vor dem Se­nat ne­ben der zwi­schen­zeit­li­chen Er­hö­hung des Stun­den­sat­zes von den vom Sach­ver­stän­di­gen kal­ku­lier­ten 123,75 € auf von der O-GmbH & Co. KG in Rech­nung ge­stell­te 130 € im We­sent­li­chen dar­auf, dass die rech­te Tür mit­la­ckiert wur­de. Auch wenn der Sach­ver­stän­di­ge an­ge­ge­ben hat, dass nach sei­ner ers­ten Ein­schät­zung die rech­te Heck­tür zur fach­ge­rech­ten Män­gel­be­sei­ti­gung nicht mit­la­ckiert wer­den müs­se, hat der Sach­ver­stän­di­ge auf Nach­fra­ge des Se­nats be­stä­tigt, dass sich das Er­for­der­nis, die rech­te Heck­tür mit­zu­la­ckie­ren, auch im Rah­men ei­ner sonst ord­nungs­ge­mä­ßen Re­pa­ra­tur er­ge­ben kön­ne. Der Sach­ver­stän­di­ge hat hier­zu in sei­ner An­hö­rung die – üb­li­chen – Ar­beits­gän­ge ei­ner La­ckie­rung be­schrie­ben. Wenn­gleich er – na­tur­ge­mäß – zum tat­säch­li­chen Ab­lauf der von der O-GmbH & Co. KG vor­ge­nom­me­nen Ar­bei­ten nichts sa­gen konn­te, er­gibt sich aus der Rech­nung der O-GmbH & Co. KG – dar­auf ver­wies auch der Sach­ver­stän­di­ge –, dass die rech­te Tür mit­la­ckiert wer­den muss­te, da der Farb­ton und die Struk­tur nicht fach- und sach­ge­recht nach­ge­stellt wer­den konn­ten. Ei­nen sol­chen Ar­beits­ab­lauf hielt auch der Sach­ver­stän­di­ge für plau­si­bel. Nach Auf­fas­sung des Se­nats müs­sen auch der­ar­ti­ge Ar­beits­schrit­te, die sich nicht zwangs­läu­fig bei ei­ner Re­pa­ra­tur er­ge­ben müs­sen, sich aber auch bei ord­nungs­ge­mä­ßer Re­pa­ra­tur er­ge­ben kön­nen, bei der Prü­fung der Män­gel­be­sei­ti­gungs­kos­ten und der Un­er­heb­lich­keit des Man­gels be­zie­hungs­wei­se der Pflicht­ver­let­zung Be­rück­sich­ti­gung fin­den.

(3) Zieht man von den vom Sach­ver­stän­di­gen in ers­ter In­stanz zu­letzt an­ge­setz­ten 2.521,68 € ei­nen Be­trag von (ge­run­det) 1.350 € für die Man­gel­be­sei­ti­gung an der Heck­klap­pe ab und ad­diert die Man­gel­be­sei­ti­gungs­kos­ten der O-GmbH & Co. KG in Hö­he von 1.978,73 €, so er­gibt sich ein Net­to­ge­samt­be­trag von 3.150,41 €, was ei­nen Brut­to­ge­samt­be­trag von 3.748,99 € er­gibt. Das sind 5,85 % des Kauf­prei­ses und da­mit ein Be­trag, der ober­halb der ge­nann­ten Fünf-Pro­zent-Er­heb­lich­keits­gren­ze liegt.

d) Auch in der ge­bo­te­nen Ge­samt­ab­wä­gung ist ei­ne Er­heb­lich­keit der fest­ge­stell­ten Män­gel an­zu­neh­men. Dies gilt selbst dann, wenn man erst­in­stanz­lich zu­letzt vom Sach­ver­stän­di­gen er­rech­ne­te Män­gel­be­sei­ti­gungs­kos­ten von 2.521,68 € net­to = 3.000,80 &eu­ro = 4,68 % des Kauf­prei­ses an­set­zen wür­de.

aa) Da­bei be­geg­nen – wo­von letzt­lich auch die Klä­ge­rin aus­geht – die Aus­füh­run­gen des Land­ge­richts zur feh­len­den Er­heb­lich­keit, so­weit es um die Lack­schä­den an der Fah­rer­tür, die Beu­le an der Bei­fah­rer­tür und das Head-Up-Dis­play geht, im Er­geb­nis kei­nen Be­den­ken. Die Ar­gu­men­ta­ti­on des Land­ge­richts zum Feuch­tig­keits­ein­tritt ist da­ge­gen mit der Be­ru­fung nicht über­zeu­gend:

(1) Dass ein Man­gel nach der Re­pa­ra­tur be­sei­tigt ist, ist er­sicht­lich kein ge­eig­ne­tes Kri­te­ri­um, um die Un­er­heb­lich­keit ei­nes Man­gels fest­zu­stel­len. Das Land­ge­richt hat in­so­weit ei­ne Form der „Dop­pel­ver­wer­tung“ vor­ge­nom­men, in­dem es ei­nen be­heb­ba­ren Man­gel an­ge­nom­men hat, um da­mit maß­geb­lich auf die Man­gel­be­sei­ti­gungs­kos­ten ab­stel­len zu kön­nen, um dann bei der Ge­samt­ab­wä­gung noch ein­mal die Be­heb­bar­keit des Man­gels „zu­las­ten“ der Klä­ge­rin zu ver­wer­ten.

(2) So­weit das Land­ge­richt dar­auf ab­ge­stellt hat, dass die Klä­ge­rin nicht das Vor­lie­gen wei­te­rer Was­ser­schä­den be­haup­tet ha­be, geht dies eben­falls fehl. Die Klä­ge­rin hat schon in ers­ter In­stanz vor­ge­tra­gen, dass durch Feuch­tig­keit die Ma­trat­ze nass ge­wor­den sei. Das er­gab sich so­wohl aus der Män­gel­an­zei­ge als auch aus der Aus­sa­ge des Zeu­gen E, die sich die Klä­ge­rin je­den­falls still­schwei­gend zu ei­gen ge­macht hat. Fer­ner hat die Klä­ge­rin be­reits im Schrift­satz vom 22.03.2022 auf ei­ne mög­li­che Schim­mel­ge­fahr etc. hin­ge­wie­sen. Vor die­sem Hin­ter­grund han­delt es sich ent­ge­gen der Auf­fas­sung der Be­klag­ten auch er­sicht­lich nicht um ein ver­spä­te­tes Vor­brin­gen der Klä­ge­rin in der Be­ru­fungs­in­stanz.

bb) Viel­mehr er­gibt die um­fas­sen­de Wür­di­gung die Ge­samt­um­stän­de, dass vor­lie­gend nicht mehr von bloß un­er­heb­li­chen Pflicht­ver­let­zun­gen be­zie­hungs­wei­se Män­geln i. S. des § 323 V 2 BGB aus­ge­gan­gen wer­den kann.

(1) Da­bei fällt ins Ge­wicht, dass die Män­gel an der Heck­tür je­den­falls in wei­ten Tei­len auf ei­ne er­heb­li­che Pflicht­ver­let­zung der Be­klag­ten bei Durch­füh­rung der Nach­bes­se­rungs­ar­bei­ten zu­rück­zu­füh­ren sind. Da­bei müss­te sich die Be­klag­te, so­weit ge­sche­hen, auch ei­ne Pflicht­ver­let­zung der Ga­ran­tie­ge­be­rin ge­mäß § 278 BGB zu­rech­nen las­sen, da die Klä­ge­rin al­lein ih­re Sach­män­gel­ge­währ­leis­tungs­rech­te wahr­ge­nom­men hat und die Ga­ran­tie­ge­be­rin in die­sem Pflich­ten­kreis tä­tig ge­wor­den wä­re.

(2) Nach zu­tref­fen­der Auf­fas­sung stellt ein Feuch­tig­keits­ein­tritt nicht nur bei ei­nem Pkw (vgl. BGH, Urt. v. 05.11.2008 – VI­II ZR 166/07, ju­ris Rn. 19 und Rn. 21, so­wie – ex­pli­zit zu ei­nem Was­ser­ein­tritt am Heck – KG, Urt. v. 20.07.2009 – 8 U 96/09, BeckRS 2009, 25766) son­dern auch bei ei­nem Wohn­mo­bil (vgl. OLG Hamm, Urt. v. 10.03.2011 – I-28 U 131/10, ju­ris Rn. 39) re­gel­mä­ßig ei­nen nicht nur un­er­heb­li­chen Man­gel dar. An­ders als die Be­klag­te meint, ist we­gen des üb­li­chen Ver­ar­bei­tungs­stan­dards von Wohn­mo­bi­len kei­ne dif­fe­ren­zier­te Be­trach­tung im Ver­gleich zu Per­so­nen­kraft­wa­gen ge­bo­ten. Da­bei ist in den Blick zu neh­men, dass Wohn­mo­bi­le auch dem Woh­nen die­nen und ein Feuch­tig­keits­ein­tritt und/​oder Feuch­tig­keits­schä­den den Kom­fort min­des­tens ge­nau­so be­ein­träch­ti­gen kön­nen wie bei ei­nem Pkw. Das wird ge­ra­de auch im Streit­fall deut­lich, in dem die ein­tre­ten­de Feuch­tig­keit ei­ne Ma­trat­ze der Klä­ge­rin be­trof­fen hat. Von ei­nem bloß un­er­heb­li­chen Man­gel ist auch im Lich­te der er­gän­zen­den Aus­füh­run­gen des Sach­ver­stän­di­gen in sei­ner münd­li­chen An­hö­rung vor dem Se­nat nicht aus­zu­ge­hen. Zwar ist nach sei­nen Schil­de­run­gen ein Feuch­tig­keits­ein­tritt bei ei­nem – wie hier – mit Blech ver­ar­bei­te­ten Wohn­mo­bil nicht so gra­vie­rend wie bei ei­nem mit Plas­tik/​Kunst­stoff ver­ar­bei­te­ten Wohn­mo­bil, bei dem sich die Feuch­tig­keit in die In­nen­ver­klei­dung ein­saugt, zu­mal vor­lie­gend von der Un­dich­tig­keit al­lein die aus Blech ver­ar­bei­te­te Heck­tür be­trof­fen ist. Gleich­wohl ist der Feuch­tig­keits­ein­tritt auch beim vor­lie­gen­den Mo­dell aus Blech pro­ble­ma­tisch, wie der Sach­ver­stän­di­ge be­stä­tigt hat und sich letzt­lich schon dar­aus er­gibt, dass die klä­ge­ri­sche Ma­trat­ze von der ein­drin­gen­den Feuch­tig­keit be­trof­fen war.

7. Als Rechts­fol­ge sind nach § 346 I BGB im Fal­le des Rück­tritts die emp­fan­ge­nen Leis­tun­gen zu­rück­zu­ge­wäh­ren und die ge­zo­ge­nen Nut­zun­gen her­aus­zu­ge­ben. Die Be­klag­te hat da­nach an die Klä­ge­rin im Er­geb­nis ei­nen Be­trag von 55.005,74 € nebst Zin­sen Zug um Zug ge­gen Über­ga­be des Fahr­zeugs zu zah­len.

a) Im Aus­gangs­punkt ist ge­mäß § 346 I BGB der Kauf­preis in Hö­he von 64.059,11 € zu­rück­zu­zah­len.

b) Da­ge­gen hat die Klä­ge­rin ge­gen die Be­klag­te kei­nen An­spruch auf Zah­lung ei­ner Nut­zungs­ver­gü­tung für den ge­zahl­ten Kauf­preis in Hö­he von zwei Pro­zent Zin­sen, und zwar we­der auf Zah­lung der (bis­lang) für den Zeit­raum Ok­to­ber 2019 bis 20.03.2020 gel­tend ge­mach­ten Zin­sen in Hö­he von 640 € noch auf Zah­lung der mit Schrift­satz vom 24.10.2023 für den Zeit­raum 19.03.2020 bis 29.10.2020 gel­tend ge­mach­ten Zin­sen in Hö­he von 787,61 €.

aa) Da­bei sind im Fal­le des Rück­tritts aus dem emp­fan­ge­nen Kauf­preis tat­säch­lich er­ziel­te Zins­er­trä­ge vom Ver­käu­fer nach § 346 I BGB her­aus­zu­ge­ben, das heißt ge­mäß § 346 II 1 Nr. 1 BGB dem Wert nach zu er­set­zen. Die Dar­le­gungs- und Be­weis­last für das Ob und Wie der tat­säch­li­chen Nut­zungs­zie­hung liegt beim Käu­fer, wo­bei sie durch Le­bens­er­fah­rungs­sät­ze, ei­ne se­kun­dä­re Dar­le­gungs­last des Ver­käu­fers so­wie durch § 287 ZPO er­leich­tert wird (vgl. Eg­gert, in: Rein­king/​Eg­gert, a. a. O., Rn. 1151 m. w. Nachw.).

bb) Vor­lie­gend hat die Be­klag­te ei­nen ent­spre­chen­den Zins­vor­teil auf ih­rer Sei­te hin­rei­chend sub­stan­zi­iert be­strit­ten. In dem maß­geb­li­chen Zeit­raum herrsch­te noch das so­ge­nann­te „Zins­tief“. Hier war es, wor­auf der Se­nat im Se­nats­ter­min hin­ge­wie­sen hat, an der Klä­ge­rin ge­le­gen, sub­stan­zi­iert vor­zu­tra­gen und ge­ge­be­nen­falls kon­kre­te Zins­an­ge­bo­te für den ge­werb­li­chen Be­reich für den maß­geb­li­chen Zeit­raum vor­zu­le­gen. Erst recht fehlt es an ei­nem Be­weis­an­tritt.

cc) Schuld­haft nicht er­wirt­schaf­te­te Zin­sen i. S. des § 347 I 1 BGB wer­den von der Klä­ge­rin schon nicht gel­tend ge­macht. Aus den vor­ge­nann­ten Grün­den ist auch da­für nichts er­sicht­lich.

c) Da­ge­gen hat die Klä­ge­rin ge­gen die Be­klag­te ei­nen An­spruch auf Zah­lung ei­nes We­ge­gelds aus § 439 II BGB (vgl. da­zu Eg­gert, in: Rein­king/​Eg­gert, a. a. O., Rn. 760 m. w. Nachw.). Ei­ne Po­si­ti­on wie das We­ge­geld aus § 439 II BGB bleibt auch dann er­satz­fä­hig, wenn an­schlie­ßend der Rück­tritt er­klärt wird (vgl. ju­risPK-BGB/​Pamm­ler, § 439 Rn. 120 m. w. Nachw.). Der Se­nat schätzt die­se – von der Be­klag­ten be­strit­te­ne – Po­si­ti­on ge­mäß § 287 ZPO auf die von der Klä­ge­rin gel­tend ge­mach­ten 49,50 €. Die Klä­ge­rin macht für drei Nach­bes­se­rungs­ver­su­che (s. oben) ei­ne Ki­lo­me­ter­pau­scha­le von 0,30 € pro Ki­lo­me­ter für 165 km gel­tend. An­ge­sicht ei­ner ein­fa­chen Ent­fer­nung zwi­schen dem Wohn­ort der Klä­ge­rin in N. und der Nie­der­las­sung der Be­klag­ten in L. von et­wa 27, 28 km (nach ei­nem Rou­ten­pla­ner aus dem In­ter­net) ist die Be­rech­nung der Klä­ge­rin plau­si­bel.

d) Die Klä­ge­rin hat fer­ner ei­nen An­spruch auf Ver­zin­sung der Haupt­for­de­rung in Hö­he von fünf Pro­zent­punk­ten über dem Ba­sis­zins­satz ab dem 30.10.2020. Durch das Rück­ab­wick­lungs­ver­lan­gen vom 15.10.2020 wur­de die Be­klag­te ge­mäß § 286 I 1 BGB ab dem 30.10.2020 in Ver­zug ge­setzt. Die Klä­ge­rin hat dar­in sinn­ge­mäß die Be­klag­te zur Rück­zah­lung des Kauf­prei­ses un­ter An­rech­nung ei­ner Nut­zungs­ent­schä­di­gung auf­ge­for­dert und im Ge­gen­zug so­wohl die Rück­ga­be als auch die Rück­über­eig­nung des Wohn­mo­bils an­ge­bo­ten. Das Schrei­ben ent­hält auch kei­ne nicht nur un­er­heb­li­che Zu­viel­for­de­rung. In dem Auf­for­de­rungs­schrei­ben wur­de zwar nicht nur un­be­rech­tig­ter­wei­se ein Nut­zungs­vor­teil Zins in Hö­he von 640 € gel­tend ge­macht, son­dern auch die an­zu­rech­nen­de Nut­zungs­ent­schä­di­gung – vom da­ma­li­gen Zeit­punkt aus ge­rech­net – im Er­geb­nis in Hö­he von 284,21 € zu ge­ring an­ge­setzt. Dies rührt da­her, dass die Klä­ge­rin im Rah­men der Misch­kal­ku­la­ti­on statt mit ei­ner zu er­war­ten­den Le­bens­leis­tung von 15 Jah­ren mit ei­ner zu er­war­ten­den Le­bens­leis­tung von 20 Jah­ren ge­rech­net hat (s. un­ten). Zu­sam­men mit dem Nut­zungs­vor­teil Zins ent­spricht dies im Er­geb­nis ei­ner Zu­viel­for­de­rung von ins­ge­samt 924,11 €, was bei ei­ner Ge­samt­for­de­rung von 63.402,34 € ei­nen An­teil von 1,46 % aus­macht. Der BGH hat ei­ne Zu­viel­for­de­rung von 2.254,04 € bei ei­ner Ge­samt­for­de­rung von 25.403,83 € (8,87 %) als nicht nur un­er­heb­li­che Zu­viel­for­de­rung be­wer­tet (BGH, Urt. v. 29.06.2021 – VI ZR 130/20, ju­ris Rn. 16 f.). Dem ent­spricht die vor­lie­gen­de Zu­viel­for­de­rung bei Wei­tem nicht.

e) Wie be­reits von der Klä­ge­rin im Grund­satz be­rück­sich­tigt, ist ge­mäß § 346 I, II 1 BGB ei­ne Nut­zungs­ent­schä­di­gung in Ab­zug zu brin­gen. Die­se be­läuft sich in­des nicht – wie zu­letzt mit Schrift­satz vom 24.10.2023 von der Klä­ge­rin be­rech­net – auf 7.184,32 €, son­dern – die Dif­fe­ren­zie­rung be­ruht auf ei­ner vom Se­nat le­dig­lich mit 15 Jah­ren ver­an­schlag­ten Ge­samt­le­bens­dau­er – auf 9.102,87 €.

aa) Da­bei ist mit der Klä­ge­rin für die Be­rech­nung ei­ne Misch­kal­ku­la­ti­on aus der zu schät­zen­den Ge­samt­fahr­leis­tung und der zu schät­zen­den Ge­samt­nut­zungs­dau­er in der Wei­se vor­zu­neh­men, dass aus bei­den Wer­ten der Mit­tel­wert zu bil­den ist (vgl. OLG Hamm, Urt. v. 18.12.2014 – 28 U 135/13, ju­ris Rn. 39).

(1) Hin­sicht­lich der Ge­samt­fahr­leis­tung folgt der Se­nat den Be­rech­nun­gen der Klä­ge­rin und den An­ga­ben des Sach­ver­stän­di­gen und legt in­so­weit ei­nen Wert von 250.000 km zu­grun­de.

(2) Hin­sicht­lich der Ge­samt­nut­zungs­dau­er rech­net der Se­nat da­ge­gen ent­ge­gen der Be­rech­nung der Klä­ge­rin und der Emp­feh­lung des Sach­ver­stän­di­gen mit 15 Jah­ren statt mit 20 Jah­ren. Da­bei ver­kennt der Se­nat nicht, dass der Sach­ver­stän­di­ge ei­ne Viel­zahl von An­ge­bo­ten bei der In­ter­net­sei­te „mobile.​de“ er­mit­telt hat, in de­nen die an­ge­bo­te­nen „Kas­ten­wa­gen bis 3,5 Ton­nen“ äl­ter als 15 Jah­re und so­gar äl­ter als 20 Jah­re wa­ren. Die­ser Ver­gleich er­folg­te da­bei her­stel­ler­über­grei­fend. Der Se­nat ist in­des schwer­punkt­mä­ßig mit Be­ar­bei­tung von Ab­gas­sa­chen be­tref­fend Wohn­mo­bi­le des (Ba­sis-)Fahr­zeug­her­stel­lers H be­fasst. Auch das streit­ge­gen­ständ­li­che Ba­sis­fahr­zeug stammt von H, wie die Par­tei­en im Se­nats­ter­min be­stä­tigt ha­ben. Auf­grund sei­ner Er­fah­rung mit ei­ner mitt­le­ren drei­stel­li­gen An­zahl von ent­spre­chen­den Ver­fah­ren schätzt der Se­nat die Ge­samt­nut­zungs­dau­er bei ent­spre­chen­den Wohn­mo­bi­len und da­mit auch für das vor­lie­gen­de auf 15 Jah­re (vgl. eben­so et­wa OLG Cel­le, Beschl. v. 03.08.2023 – 7 U 186/22, n. v.; OLG Stutt­gart, Urt. v. 12.05.2016 – 1 U 133/13, ju­ris Rn. 123, un­ter Hin­weis auf die Ein­schät­zung des im dor­ti­gen Ver­fah­ren be­stell­ten Sach­ver­stän­di­gen; vgl. fer­ner Eg­gert, in: Rein­king/​Eg­gert, a. a. O., Rn. 3579).

bb) Dar­aus er­gibt sich fol­gen­de Be­rech­nung:

(1) Nut­zungs­wert Ki­lo­me­ter­ab­rech­nung:

{\frac{\text{64.095,11 €}\times\text{11.283 km}}{\text{249.000 km}}} = \text{2.902,72 €}

(2) Nut­zungs­wert Le­bens­er­war­tung:

{\frac{\text{64.095,11 €}\times\text{3 Jah­re 7 Mo­na­te [43 Mo­na­te]}}{\text{15 Jah­re [180 Mo­na­te]}}} = \text{15.303,01 €}

(3) Mit­tel­wert:

{\frac{\text{2.902,72 €}+\text{15.303,01 €}}{2}} = \text{9.102,87 €}

f) Die Zah­lung von 55.005,74 € hat – wie von der Klä­ge­rin be­an­tragt – ge­mäß § 348 BGB Zug um Zug ge­gen Rück­ga­be des streit­ge­gen­ständ­li­chen Fahr­zeugs zu er­fol­gen. So­weit dar­über hin­aus bei der Zug um Zug zu er­brin­gen­den Rück­ab­wick­lung auch die Rück­über­eig­nung des Kauf­ge­gen­stands ver­langt wer­den kann (vgl. Eg­gert, in: Rein­king/​Eg­gert, a. a. O., Rn. 1093; Grü­ne­berg/​Wei­den­kaff, BGB, § 437 Rn. 46), hat die Be­klag­te dies nicht gel­tend ge­macht. Der Se­nat geht aber da­von aus, dass die Rück­ab­wick­lung des Kauf­ver­trags (ein­ver­nehm­lich) auch die Rück­über­eig­nung des Wohn­mo­bils an die Be­klag­te um­fas­sen wird.

II. Der Se­nat legt die ge­mäß § 264 Nr. 2, § 533 ZPO zu­läs­si­ge Kla­ge­än­de­rung der Klä­ge­rin im Se­nats­ter­min, was die an­ge­rech­ne­te Nut­zungs­ent­schä­di­gung an­be­langt, als teil­wei­se Er­le­di­gungs­er­klä­rung in Hö­he von 5.838,05 € aus (= ak­tu­ell an­ge­rech­ne­te Nut­zungs­ent­schä­di­gung in Hö­he von 7.184,32 € ab­züg­lich ur­sprüng­lich an­ge­rech­ne­te Nut­zungs­ent­schä­di­gung in Hö­he von 1.346,27 €). In Hö­he von 5.196,04 € war fest­zu­stel­len, dass sich der Rechts­streit in der Haupt­sa­che er­le­digt hat. Es han­delt sich um die Dif­fe­renz zwi­schen der bei Kla­ge­er­he­bung auf der Grund­la­ge der Pa­ra­me­ter des Se­nats zur Be­rech­nung der Nut­zungs­ent­schä­di­gung be­rech­tig­ten Kauf­preis­for­de­rung in Hö­he von 62.070,83 € (= 64.059,11 € Kauf­preis ab­züg­lich 1.988,28 € Nut­zungs­ent­schä­di­gung) und der zu­letzt gel­tend ge­mach­ten Kauf­preis­rück­for­de­rung in Hö­he von 56.874,79 € (= 64.059,11 € Kauf­preis ab­züg­lich 7.184,32 € Nut­zungs­ent­schä­di­gung).

III. Der Fest­stel­lungs­an­trag der Klä­ge­rin ist zu­läs­sig und be­grün­det. Die Be­klag­te be­fin­det sich seit dem 30.10.2020 in An­nah­me­ver­zug (s. oben). …

PDF er­stel­len