Zwar liegt in der Re­gel ein Man­gel im Sin­ne von § 434 I 2 Nr. 2 BGB vor, wenn ein Ge­braucht­wa­gen dem Käu­fer nur mit ei­nem Fahr­zeug­schlüs­sel über­ge­ben wird, ob­wohl bei der Erst­aus­lie­fe­rung die­ses Fahr­zeugs zwei Fahr­zeug­schlüs­sel vor­han­den wa­ren. Die Par­tei­en des Kauf­ver­trags kön­nen in­des ver­bind­lich ver­ein­ba­ren (§ 434 I 1 BGB), dass der Käu­fer nur ei­nen Fahr­zeug­schlüs­sel er­hält.

AG Bran­den­burg, Ur­teil vom 25.10.2019 – 31 C 94/18

Sach­ver­halt: Am 27.02.2017 kauf­te der Klä­ger als Ver­brau­cher von der be­klag­ten Kfz-Händ­le­rin ei­nen Pkw Opel In­si­gna Sports Tou­rer zum Preis von 16.990 €. Im schrift­li­chen Kauf­ver­trag heißt es un­ter an­de­rem:

„Die Sach­män­gel­haf­tung des Ver­käu­fers wird auf ein Jahr be­schränkt. Die­se Be­schrän­kung gilt nicht für Scha­dens­er­satz­an­sprü­che aus Sach­män­gel­haf­tung, die auf ei­ner grob fahr­läs­si­gen oder vor­sätz­li­chen Ver­let­zung von Pflich­ten des Ver­käu­fers be­ru­hen, so­wie bei der Ver­let­zung von Le­ben, Kör­per und Ge­sund­heit. Ggf. noch be­ste­hen­de An­sprü­che ge­gen­über Drit­ten aus Sach­män­gel­haf­tung wer­den an den Käu­fer ab­ge­tre­ten. …

III. Son­der­ver­ein­ba­rung

Fern­be­die­nung für Stand­hei­zung wird nach­ge­lie­fert. …

Der Käu­fer be­stä­tigt den Emp­fang ☒ des Kfz mit 1 Schlüs­seln“

Mit Schrift­satz sei­nes spä­te­ren Pro­zess­be­voll­mäch­tig­ten vom 17.08.2017 for­der­te der Klä­ger die Be­klag­te auf, ihm noch die Fern­be­die­nung für die Stand­hei­zung und den zwei­ten Schlüs­sel für den Pkw her­aus­zu­ge­ben. Hier­für setz­te er der Be­klag­ten ei­ne Frist bis zum 04.10.2017. Nach­dem die­se Frist er­folg­los ab­ge­lau­fen war, for­der­te der Klä­ger die Be­klag­te mit Schrei­ben sei­nes jet­zi­gen Pro­zess­be­voll­mäch­tig­ten vom 06.12.2017 er­neut – er­folg­los – un­ter Frist­set­zung zur Her­aus­ga­be der Fern­be­die­nung und des zwei­ten Schlüs­sels auf.

Mit sei­ner Kla­ge hat der Klä­ger die Be­klag­te ur­sprüng­lich auf Her­aus­ga­be der ori­gi­na­len Opel-Fern­be­die­nung für die Opel-Stand­hei­zung, mit der sein Fahr­zeug aus­ge­stat­tet ist, so­wie auf Her­aus­ga­be ei­nes zwei­ten Fahr­zeug­schlüs­sels in An­spruch ge­nom­men. Nach­dem die Be­klag­te dem Klä­ger die Fern­be­die­nung im Ju­ni 2018 – nach Ein­tritt der Rechts­hän­gig­keit – her­aus­ge­ge­ben hat­te, ha­ben die Par­tei­en den Rechts­streit in der Haupt­sa­che in­so­weit über­ein­stim­mend für er­le­digt er­klärt.

Zu­letzt hat der Klä­ger von der Be­klag­ten noch die Zah­lung von 636,82 € nebst Zin­sen ver­langt.

Er hat gel­tend ge­macht, er ha­be mit der Be­klag­ten münd­lich ver­ein­bart, dass ihm die Be­klag­te (auch) den zu sei­nem Fahr­zeug ge­hö­ren­den Zweit­schlüs­sel nach­lie­fern wer­de. Die­ser Schlüs­sel sei bei der Über­ga­be des Fahr­zeugs nicht ver­füg­bar ge­we­sen. Zwei Fahr­zeug­schlüs­sel – ein Ori­gi­nal­schlüs­sel und ein Er­satz­schlüs­sel oder zwei Ori­gi­nal­schlüs­sel – ge­hör­ten in­des zur Grund­aus­stat­tung ei­nes je­den Pkw, und auch die Adam Opel AG ha­be be­stä­tigt, dass der Käu­fer ei­nes Neu­wa­gens bei der Erst­aus­lie­fe­rung des Fahr­zeugs zwei Schlüs­sel er­hal­te. Er, der Klä­ger, ha­be die Be­klag­te des­halb mehr­fach – er­folg­los – zur Her­aus­ga­be des zwei­ten Schlüs­sels auf­ge­for­dert mit der Fol­ge, dass die Be­klag­te mit der Her­aus­ga­be spä­tes­tens am 05.10.2017 in Ver­zug ge­ra­ten sei.

Es sei nun­mehr er­for­der­lich, mit ei­nem Kos­ten­auf­wand von ins­ge­samt 636,82 € brut­to zwei neue Schlüs­sel zu er­wer­ben und von ei­ner Opel-Ver­trags­werk­statt co­die­ren zu las­sen. Denn er, der Klä­ger, kön­ne schon des­halb nicht dar­auf ver­trau­en, dass es nur den ei­nen Schlüs­sel für sein Fahr­zeug ge­be, den ihm die Be­klag­te aus­ge­hän­digt ha­be, weil ihm die Be­klag­te münd­lich die Her­aus­ga­be ei­nes zwei­ten Schlüs­sels zu­ge­si­chert ha­be.

Die Be­klag­te hat be­strit­ten, dass ei­ner ih­rer Mit­ar­bei­ter M, der die Ver­trags­ver­hand­lun­gen mit dem Klä­ger ge­führt ha­be, die­sem zu­ge­sagt ha­be, den feh­len­den Zweit­schlüs­sel nach­zu­rei­chen. Sie hat gel­tend ge­macht, dass der zwei­te Schlüs­sel schon ge­fehlt ha­be, als sie selbst den streit­ge­gen­ständ­li­chen Pkw – ein ehe­ma­li­ges Lea­sing­fahr­zeug – an­ge­kauft ha­be. Des­halb sei es ihr fak­tisch un­mög­lich, dem Klä­ger ei­nen Zweit­schlüs­sel für das Fahr­zeug her­aus­zu­ge­ben.

Nach dem heu­ti­gen Stand der Tech­nik – so hat die Be­klag­te wei­ter gel­tend ge­macht – be­dür­fe es kei­nes Mas­ter­keys zur An­fer­ti­gung ei­nes Zweit­schlüs­sels. Viel­mehr kön­ne, wenn der Klä­ger nach­wei­se, dass er Ei­gen­tü­mer des streit­ge­gen­ständ­li­chen Fahr­zeugs sei, die Schlüs­sel­kar­te („Car-Pass“) vor­le­ge und die Fahr­zeug-Iden­ti­fi­zie­rungs­num­mer an­ge­be, der Fahr­zeug­her­stel­ler kos­ten­güns­tig, für et­wa 250 €, ei­nen neu­en Schlüs­sel an­fer­ti­gen. Den „Car-Pass“ ha­be der Klä­ger beim Kauf des Pkw – un­strei­tig – er­hal­ten.

Die Kla­ge hat­te kei­nen Er­folg.

Aus den Grün­den: Die zu­läs­si­ge Kla­ge ist – so­weit die Pro­zess­par­tei­en den Rechts­streit nicht be­reits über­ein­stim­mend teil­wei­se in der Haupt­sa­che für er­le­digt er­klärt ha­ben – nicht be­grün­det (§§ 434 I, 437 Nr. 3, §§ 280 I, III, 281 I BGB i. V. mit dem schrift­li­chen Kauf­ver­trag vom 27.02.2017), da die Be­klag­te – ver­tre­ten durch ih­ren Mit­ar­bei­ter, den Zeu­gen M – ei­nen Man­gel des Fahr­zeugs dem Klä­ger ge­gen­über we­der arg­lis­tig ver­schwie­gen noch ei­ne Ga­ran­tie für ei­ne be­stimm­te Be­schaf­fen­heit des Pkw ihm, dem Klä­ger, ge­gen­über über­nom­men hat­te (§ 444 BGB). Nur in ei­nem sol­chen Fall wä­re der Klä­ger vor­lie­gend näm­lich be­rech­tigt ge­we­sen, von der Be­klag­ten den Er­satz der Kos­ten für die An­fer­ti­gung ei­nes Zweit­schlüs­sels oder even­tu­ell so­gar die Kos­ten für ein neu­es Fahr­zeug­schloss zu be­geh­ren (LG Düs­sel­dorf, Urt. v. 20.07.2009 – 5 O 259/05, BeckRS 2009, 20866 = ju­ris).

Ei­ne ge­kauf­te Sa­che ist mit ei­nem Man­gel be­haf­tet, wenn der Ist-Zu­stand der Kauf­sa­che vom Soll-Zu­stand ab­weicht, der sich ent­we­der aus der ver­ein­bar­ten Be­schaf­fen­heit ab­lei­tet oder aus der Be­schaf­fen­heit, die bei Sa­chen der glei­chen Art üb­lich ist und die der Käu­fer nach der Art der Sa­che er­war­ten kann (§ 434 I BGB).

Nach stän­di­ger Recht­spre­chung (BGH, Urt. v. 13.12.2013 – V ZR 58/13, BGHZ 199, 227 = NJW 2014, 1524; Urt. v. 06.03.1996 – IV ZR 383/94, NJW-RR 1996, 734; OLG Köln, Urt. v. 29.11.2017 – 16 U 86/17, MDR 2018, 144; OLG Saar­brü­cken, Urt. v. 17.05.2017 – 2 U 72/16, NJW-RR 2017, 1454; OLG Schles­wig, Urt. v. 07.04.2017 – 17 U 6/17, SchlHA 2017, 304; OLG Düs­sel­dorf, Urt. v. 20.02.2015 – I-22 U 159/14, IPRspr 2015 Nr. 22; OLG Bran­den­burg, Urt. v. 18.06.2014 – 4 U 116/13, BeckRS 2014, 13060 = ju­ris; OLG Schles­wig, Urt. v. 22.05.2012 – 3 U 69/11, SchlHA 2013, 64; OLG Mün­chen, Urt. v. 26.05.2011 – 23 U 434/11, BeckRS 2011, 14507 = ju­ris; OLG Ko­blenz, Urt. v. 04.11.2010 – 5 U 883/10, NJW-RR 2011, 555; LG Stutt­gart, Urt. v. 18.01.2019 – 23 O 166/18, BeckRS 2019, 11707 = ju­ris; AG Mün­chen, Urt. v. 31.03.2004 – 112 C 12685/03, SP 2005, 70) kann in­so­fern zwar grund­sätz­lich auch ein Man­gel ei­nes Fahr­zeugs vor­lie­gen, wenn ein Ge­braucht­wa­gen nur mit ei­nem Fahr­zeug­schlüs­sel ver­kauft wird, ob­wohl laut An­ga­ben des Fahr­zeug­her­stel­lers – wie hier un­strei­tig – bei der Aus­lie­fe­rung des Kraft­fahr­zeugs als Neu­fahr­zeug stets zwei Ori­gi­nal­fahr­zeug­schlüs­sel mit über­ge­ben wer­den, da das Feh­len ei­nes funk­ti­ons­fä­hi­gen Zweit­schlüs­sels ge­ra­de ty­pisch für ent­wen­de­te Fahr­zeu­ge ist (OLG Schles­wig, Urt. v. 07.04.2017 – 17 U 6/17, SchlHA 2017, 304; OLG Ko­blenz, Urt. v. 04.11.2010 – 5 U 883/10, NJW-RR 2011, 555; LG Traun­stein, Urt. v. 12.05.2011 – 1 O 3826/10, BeckRS 2011, 141104 = ju­ris).

Dar­über hin­aus führt grund­sätz­lich auch nur die voll­stän­di­ge Schlüs­sel­über­ga­be zum Be­sitz an dem da­zu­ge­hö­ri­gen Fahr­zeug (BGH, Urt. v. 13.12.2013 – V ZR 58/13, BGHZ 199, 227 = NJW 2014, 1524; Urt. v. 20.09.2004 – II ZR 318/02, NJW-RR 2005, 280; OLG Bran­den­burg, Urt. v. 18.06.2014 – 4 U 116/13, BeckRS 2014, 13060 = ju­ris; OLG Schles­wig, Urt. v. 22.05.2012 – 3 U 69/11, SchlHA 2013, 64) und kann der Ver­lust ei­nes Fahr­zeug­schlüs­sels im Fal­le ei­nes Un­falls bei ei­ner „Spritz­tour“ ei­nes Drit­ten mit die­sem Fahr­zeug auf­grund des von ihm be­nutz­ten Zweit­schlüs­sels so­gar zu ei­ner be­rech­tig­ten Leis­tungs­kür­zung des Ver­si­che­rers bis auf „null“ füh­ren (LG Traun­stein, Urt. v. 12.05.2011 – 1 O 3826/10, BeckRS 2011, 141104 = ju­ris; LG Kle­ve, Urt. v. 13.01.2011 – 6 S 79/10, r+s 2011, 206), so­dass es bei Kraft­fahr­zeu­gen grund­sätz­lich als üb­li­che Ver­trags­be­din­gung an­zu­se­hen ist, dass der Käu­fer des Fahr­zeugs von dem Ver­käu­fer auch al­le Ori­gi­nal­schlüs­sel für die­ses Kraft­fahr­zeug aus­ge­hän­digt be­kommt.

Zwar steht ei­nem gut­gläu­bi­gen Er­werb ge­mäß § 932 BGB in­so­fern wohl grund­sätz­lich noch nicht ent­ge­gen, wenn der Er­wer­ber den Zweit­schlüs­sel nicht so­fort er­hält, son­dern sich vom Au­to­haus ei­ne kurz­fris­ti­ge Nach­sen­dung oder Nach­rei­chung aus­drück­lich zu­sa­gen lässt (BGH, Urt. v. 06.03.1996 – IV ZR 383/94, NJW-RR 1996, 734; OLG Köln, Urt. v. 29.11.2017 – 16 U 86/17, MDR 2018, 144; OLG Saar­brü­cken, Urt. v. 17.05.2017 – 2 U 72/16, NJW-RR 2017, 1454; OLG Mün­chen, Urt. v. 26.05.2011 – 23 U 434/11, BeckRS 2011, 14507 = ju­ris; LG Stutt­gart, Urt. v. 18.01.2019 – 23 O 166/18, BeckRS 2019, 11707 = ju­ris). Ein Käu­fer ei­nes Ge­braucht­wa­gens kann aber des­sen un­ge­ach­tet grund­sätz­lich zu­nächst wohl da­von aus­ge­hen, dass er von dem Ver­käu­fer sämt­li­che Fahr­zeug­schlüs­sel für die­ses Kraft­fahr­zeug beim Kauf mit über­ge­ben er­hält. Aus der Be­schaf­fen­heit, die bei Kraft­fahr­zeu­gen in Deutsch­land üb­lich ist, kann ein Käu­fer dies näm­lich in der Re­gel so er­war­ten.

Ein an­de­rer Fall liegt je­doch dann vor, wenn bei Ab­schluss des Kauf­ver­trags ein deut­lich ge­gen­tei­li­ger Hin­weis durch den Ver­käu­fer er­folgt ist. In­so­weit kommt ei­ne Ab­wei­chung von der üb­li­chen Be­schaf­fen­heit in Be­tracht, wenn bei Ab­schluss des Kauf­ver­tra­ges aus­drück­lich ver­ein­bart wur­de, dass der Ver­käu­fer sich nur ver­pflich­te, ei­nen Fahr­zeug­schlüs­sel dem Käu­fer zu über­ge­ben, so wie hier.

Nach der Schuld­rechts­mo­der­ni­sie­rung kommt die An­nah­me der Ver­ein­ba­rung ei­ner be­son­de­ren bzw. nicht üb­li­chen Be­schaf­fen­heit zwar nicht mehr „im Zwei­fel“, son­dern nur noch in ei­nem ein­deu­ti­gen Fall in Be­tracht (BGH, Urt. v. 13.03.2013 – VI­II ZR 186/12, NJW 2013, 2107 Rn. 22; Beschl. v. 02.11.2010 – VI­II ZR 287/09, DAR 2011, 520 Rn. 4; Urt. v. 12.03.2008 – VI­II ZR 253/05, NJW 2008, 1517 Rn. 13; OLG Bran­den­burg, Urt. v. 13.06.2007 – 13 U 162/06, DAR 2008, 473; LG Müns­ter, Urt. v. 22.09.2009 – 3 S 48/09, ju­ris). Ei­nen sol­chen ein­deu­ti­gen Fall muss das er­ken­nen­de Ge­richt an­ge­sichts der hier vor­lie­gen­den Kauf­ver­trags­ur­kun­de und den Aus­sa­gen der Zeu­gen aber be­ja­hen.

Dies setzt zwar vor­aus, dass der Ver­käu­fer in ver­trags­mä­ßig bin­den­der Wei­se nur die Ge­währ für das Vor­han­den­sein ei­nes Fahr­zeug­schlüs­sels über­neh­men woll­te und da­mit auch nur für al­le Fol­gen des Feh­lens die­ses ei­nen Schlüs­sels ein­ste­hen will. So liegt es hier in­des, da im schrift­li­chen Kauf­ver­trag aus­drück­lich ver­merkt wur­de, dass das „Kfz mit 1 Schlüs­sel“ über­ge­ben wird. Bei der hier im schrift­li­chen Kauf­ver­trag in­so­fern er­folg­ten An­ga­be „Kfz mit 1 Schlüs­sel“ han­delt es sich um ei­ne Ein­schrän­kung der an­sons­ten üb­li­chen Be­schaf­fen­heits­ga­ran­tie. Die­se An­ga­be be­grün­det des­halb im vor­lie­gen­den Fall ge­ra­de kei­ne Ga­ran­tie da­für, dass dem Käu­fer noch ein zwei­ter Fahr­zeug­schlüs­sel über­ge­ben wer­den soll, weil es in­so­weit hier an ei­nem durch die Be­klag­te ge­schaf­fe­nen Ver­trau­en­stat­be­stand fehlt.

Im Üb­ri­gen woll­te der Ver­tre­ter der Be­klag­ten ei­ne der­ar­ti­ge Be­schaf­fen­heits­ga­ran­tie – ent­spre­chend dem Er­geb­nis der Be­weis­auf­nah­me – vor­lie­gend auch nicht münd­lich ge­son­dert bei Ab­schluss des Kauf­ver­tra­ges ab­ge­ben.

Ge­gen ei­ne sol­che münd­li­che Zu­si­che­rung spricht in­so­fern schon der In­halt der Kauf­ver­trags­ur­kun­de. Zwar wur­de dort un­strei­tig ver­ein­bart, dass die „Fern­be­die­nung für die Stand­hei­zung nach­ge­lie­fert wird“; dass aber auch ein Zweit­schlüs­sel noch nach­ge­lie­fert wer­den soll­te, wird in die­ser Ver­trags­ur­kun­de mit kei­nem Wort er­wähnt.

Hin­zu kommt, dass der Klä­ger ei­ne nach­voll­zieh­ba­re Er­klä­rung da­für fäl­lig ge­blie­ben ist, war­um er zum Zeit­punkt des Ab­schlus­ses des Kauf­ver­trags nicht dar­auf be­stand, dass die Über­ga­be ei­nes Zweit­schlüs­sels eben­so wie die Fern­be­die­nung für die Stand­hei­zung noch schrift­lich in der Ver­trags­ur­kun­de mit ver­ein­bart wird (OLG Düs­sel­dorf, Urt. v. 20.02.2015 – I-22 U 159/14, IPRspr 2015 Nr. 22), das heißt al­so, dass auch ein „Zweit­schlüs­sel nach­ge­lie­fert wird“. Im Ge­gen­teil hat er mit sei­ner Un­ter­schrift so­gar aus­drück­lich be­stä­tigt, dass das Fahr­zeug an ihn nur mit ei­nem Schlüs­sel über­ge­ben wird.

Auch muss der Klä­ger ge­wusst ha­ben, dass die­ses Fahr­zeug ihm nur mit „1 Schlüs­sel“ von der Be­klag­ten über­ge­ben wur­de, da er bei Über­ga­be des Fahr­zeugs un­strei­tig nur ei­nen Schlüs­sel über­ge­ben er­hielt. Zu­dem wuss­te der Klä­ger un­strei­tig, dass es sich um ein Lea­sing­fahr­zeug han­del­te. Dass sol­che Fahr­zeu­ge sich aber ge­ge­be­nen­falls von an­de­ren Fahr­zeu­gen un­ter­schei­den, muss­te sich dem Klä­ger aber wohl auch auf­drän­gen (LG Wup­per­tal, Urt. v. 20.02.2014 – 12 O 51/10, BeckRS 2014, 23626 = ju­ris).

Ei­ne aus­drück­lich münd­lich er­folg­te Er­klä­rung des Mit­ar­bei­ters der Be­klag­ten – des Zeu­gen M –, dass un­ge­ach­tet der schrift­li­chen Kauf­ver­trags­ver­ein­ba­rung die Be­klag­te dem Klä­ger dann doch noch ei­nen Zweit­schlüs­sel über­ge­ben woll­te, ist vor­lie­gend nach Über­zeu­gung des Ge­richts eben­so nicht er­folgt.

Mit Rück­sicht auf die weit­rei­chen­den Fol­gen ist bei der An­nah­me ei­ner sol­chen – ge­ge­be­nen­falls münd­lich er­klär­ten – Ein­stands­pflicht stets Zu­rück­hal­tung ge­bo­ten (BGH, Urt. v. 14.02.1996 – VI­II ZR 65/95, BGHZ 132, 55, 58 = NJW 1996, 1337; Urt. v. 28.11.1994 – VI­II ZR 53/94, BGHZ 128, 111, 114 = NJW 1995, 518 f.; Urt. v. 13.12.1995 – VI­II ZR 328/94, WM 1996, 452; LG Kiel, Urt. v. 13.08.2014 – 9 O 262/13, ZAP EN-Nr. 174/2015).

Hat näm­lich – so wie hier – ein Ver­käu­fer ein Ge­braucht­fahr­zeug aus­drück­lich nur mit ei­nem Fahr­zeug­schlüs­sel ver­kauft, wo­bei dies in den schrift­li­chen Kauf­ver­trag so auch aus­drück­lich mit auf­ge­nom­men wur­de, will er er­kenn­bar durch die­se An­ga­be ge­ra­de nicht für ei­nen et­waig vor­han­de­nen Zweit­schlüs­sel des Fahr­zeu­ges ein­ste­hen, so­dass der Käu­fer dann auch kei­ne An­sprü­che ge­gen­über dem Ver­käu­fer aus dem Feh­len ei­nes Zweit­schlüs­sels her­lei­ten kann (LG Düs­sel­dorf, Urt. v. 20.07.2009 – 5 O 259/05, BeckRS 2009, 20866 = ju­ris), selbst wenn die Über­ga­be sämt­li­cher Fahr­zeug­schlüs­sel in der Re­gel bei ei­nem Ver­kauf ei­nes Fahr­zeugs all­ge­mein üb­lich ist.

Der Zeu­ge M hat im Üb­ri­gen ent­spre­chend der Recht­spre­chung des BGH zur Null­hy­po­the­se sub­jek­tiv aus sei­ner Sicht wi­der­spruchs­frei und kon­stant – ins­be­son­de­re in Be­zug auf das Kern­ge­sche­hen –, im frei­en Be­richt, ho­mo­gen, in lo­gi­scher Kon­sis­tenz, quan­ti­ta­tiv de­tail­reich und in­di­vi­du­ell, je­doch auch un­ter Ein­räu­mung von ge­wis­sen Er­in­ne­rungs­lü­cken so­wie Schil­de­run­gen von ne­ben­säch­li­chen und un­ge­wöhn­li­che bzw. über­flüs­si­gen De­tails, mit ge­wis­sen Ge­dan­ken­sprün­gen in un­ge­ord­ne­ter Er­zähl­wei­se mit spon­ta­nen Ver­bes­se­run­gen, un­ter Ver­knüp­fung von räum­li­chen und zeit­li­chen Be­din­gun­gen, mit Quer­ver­bin­dun­gen zu ähn­li­chen Vor­gän­gen so­wie in­halt­li­chen Ver­flech­tun­gen un­ter Be­rück­sich­ti­gung sei­ner all­ge­mei­nen und sprach­li­chen in­tel­lek­tu­el­len Leis­tungs­fä­hig­keit und sei­ner Kennt­nis­se in Be­zug auf die­sen Be­reich auch un­ter Be­ach­tung von et­wai­gen Mo­ti­va­tio­nen er­leb­nis­be­zo­gen so­wie sach­ge­recht, oh­ne Nei­gung zu ei­ner Dra­ma­ti­sie­rung, frei von in­ne­ren Wi­der­sprü­chen (sog. Rea­li­täts­kri­te­ri­en) so­wie wohl auch frei von Wahr­neh­mungs­feh­lern un­ter Be­ach­tung von Warn­si­gna­len, und in­so­weit für das er­ken­nen­de Ge­richt glaub­haft – oh­ne dass da­bei ei­ne „Ma­the­ma­ti­sie­rung“ der Glaub­haf­tig­keits­be­ur­tei­lung vor­zu­neh­men ist – (BGH, Urt. v. 30.07.1999 – 1 StR 618/98, NJW 1999, 2746; Beschl. v. 19.06.2002 – 4 StR 206/02, NStZ-RR 2002, 308; Beschl. v. 24.06.2003 – VI ZR 327/02, NJW 2003, 2527; Urt. v. 23.08.2007 – 3 StR 301/07, NStZ 2008, 116; OLG Stutt­gart, Beschl. v. 08.12.2005 – 4 Ws 163/05, NJW 2006, 3506; OLG Ko­blenz, Urt. v. 02.08.2004 – 12 U 924/03, NJW-RR 2004, 1318) aus­ge­sagt, dass am Tag des Ver­kaufs des hier strei­ti­gen Pkw er, sei­ne Le­bens­ge­fähr­tin und der Klä­ger so­wie ei­ne wei­te­re Per­son, die der Klä­ger mit­ge­bracht hat­te, an­we­send wa­ren.

Im Üb­ri­gen sag­te er auch aus, dass bei dem Ge­spräch zu dem Ver­kauf auch dar­über ge­spro­chen wur­de, dass es nur ei­nen Schlüs­sel für die­sen Pkw ge­be. Er ha­be dem Klä­ger selbst ge­sagt, dass es für die­ses Au­to nur ei­nen Schlüs­sel ge­ben wür­de. Der Klä­ger ha­be dann zwar noch ge­fragt, ob er even­tu­ell ei­nen Zweit­schlüs­sel be­kom­men könn­te; dar­auf­hin ha­be er – der Zeu­ge – dem Klä­ger aber ge­sagt, dass zwar manch­mal die Lea­sing­fir­ma noch ei­nen Zweit­schlüs­sel über­sen­de, und wenn die Be­klag­ten­fir­ma dann ei­nen sol­chen Zweit­schlüs­sel noch er­hal­ten wür­de, sie dem Klä­ger auch die­sen Zweit­schlüs­sel noch nach­träg­lich über­sen­den wür­de. Er – der Zeu­ge – ha­be dem Klä­ger aber auch ge­sagt, dass man sich ei­nen sol­chen Zweit­schlüs­sel auch selbst be­schaf­fen kön­ne. Da­mit sei der Klä­ger dann auch ein­ver­stan­den ge­we­sen. Der Klä­ger ha­be ihm ge­gen­über auch nicht ge­sagt, dass er un­be­dingt ei­nen zwei­ten Schlüs­sel von dem Fahr­zeug ha­ben wol­le.

Zu­dem sag­te der Zeu­ge M glaub­haft aus, dass der Klä­ger zwar ge­wollt ha­be, dass er – der Zeu­ge – noch in den schrift­li­chen Kauf­ver­trag hin­ein­schrei­be, dass ein Zweit­schlüs­sel noch über­ge­ben wer­den soll. Er – der Zeu­ge – ha­be dem Klä­ger dar­auf­hin aber ge­sagt, dass er das Au­to mit ei­nem Schlüs­sel kau­fen müs­se. Zwar ha­be er dem Klä­ger auch ge­sagt, dass wenn die Be­klag­ten­fir­ma den Zweit­schlüs­sel von der Lea­sing­fir­ma noch er­hal­ten wür­de, sie ihm dann die­sen Zweit­schlüs­sel auch noch über­sen­den wür­de. Er ha­be dem Klä­ger aber auch ge­sagt, dass wenn kein Zweit­schlüs­sel mehr von der Lea­sing­fir­ma kom­men wür­de, die Be­klag­ten­fir­ma dann auch kei­nen Zweit­schlüs­sel an ihn – den Klä­ger – über­sen­den kön­ne. Aus die­sem Grund sei das Fahr­zeug dann al­so auch nur mit ei­nem Schlüs­sel an den Klä­ger ver­kauft wor­den.

Des Wei­te­ren hat der Zeu­ge M auch glaub­haft be­kun­det, dass der Zeu­ge K zwar auch mit vor Ort war, je­doch sei die­ser Zeu­ge nur kurz bei ihm und dem Klä­ger ver­blie­ben, um sich ei­nen Kaf­fee zu ho­len. Der Zeu­ge K sei an dem Ver­kaufs­ge­spräch näm­lich nicht in­ter­es­siert ge­we­sen. Viel­leicht sei er fünf oder sie­ben Mi­nu­ten bei ihm und dem Klä­ger ge­we­sen. Er sei al­so nur ei­ne kur­ze Zeit bei dem Ge­spräch zwi­schen ihm und dem Klä­ger mit an­we­send ge­we­sen. Auch ha­be sich der Zeu­ge K nicht an dem Ge­spräch be­tei­ligt und viel­leicht fünf Me­ter ent­fernt ge­ses­sen von dem Klä­ger und ihm.

Zwar gel­ten für das er­ken­nen­de Ge­richt nicht die strik­ten me­tho­di­schen Vor­ga­ben, die für den aus­sa­ge­psy­cho­lo­gi­schen Sach­ver­stän­di­gen und sei­ne hy­po­the­sen­ge­lei­te­te Be­gut­ach­tung als Stan­dard gel­ten, son­dern nur der Grund­satz der frei­en Be­weis­wür­di­gung (§ 286 ZPO; BGH, Urt. v. 30.07.1999 – 1 StR 618/98, BGHSt 45, 164; Urt. v. 27.03.2003 – 1 StR 524/02, NStZ-RR 2003, 206). Mit­be­stim­mend hier­für sind in­des aber auch die in der Recht­spre­chung ent­wi­ckel­ten all­ge­mei­nen An­for­de­run­gen, dass ins­be­son­de­re die Be­weis­wür­di­gung auch in­so­weit je nach der Be­weis­la­ge er­schöp­fend zu sein hat, so­dass sie nicht den an­er­kann­ten Er­fah­rungs­sät­zen der Aus­sa­ge­psy­cho­lo­gie wi­der­strei­ten darf. Ent­spre­chend die­sen Rechts­grund­sät­zen hat das Ge­richt hier aber den per­sön­li­chen Ein­druck ge­won­nen, dass der Zeu­ge M über ein un­mit­tel­bar er­leb­tes Ge­sche­hen be­rich­tet hat. So, wie der Zeu­ge an­läss­lich sei­ner Ver­neh­mung wirk­te, hält das Ge­richt es für na­he­zu aus­ge­schlos­sen, dass sich der Zeu­ge dies al­les nur zu­guns­ten der Be­klag­ten aus­ge­dacht und/oder die Un­wahr­heit ge­sagt hat. Sei­ne Aus­sa­ge war in sich schlüs­sig und nach­voll­zieh­bar und ent­spricht im Üb­ri­gen auch dem, was die Ver­trags­par­tei­en in dem schrift­li­chen Kauf­ver­trag fi­xiert und mit ih­rer Un­ter­schrift be­stä­tigt ha­ben. Bei ei­ner Ge­samt­wür­di­gung al­ler Um­stän­de ge­nügt die­se Aus­sa­ge des Zeu­gen M dem­entspre­chend, um das Ge­richt von der Wahr­heit der Be­haup­tung der Be­klag­ten zu über­zeu­gen, dass die Be­klag­ten­fir­ma dem Klä­ger ge­ra­de nicht zu­ge­si­chert hat, noch ei­nen Zweit­schlüs­sel nach­zu­sen­den.

Im Ge­gen­satz zu der Schil­de­rung der Ver­trags­ver­hand­lun­gen durch den Zeu­gen M hält das Ge­richt die Dar­stel­lung des Ge­sche­hens durch den Zeu­gen K nicht für glaub­haft, weil die­se Dar­stel­lung un­ter Be­rück­sich­ti­gung des Er­geb­nis­ses der Be­weis­auf­nah­me nicht schlüs­sig er­scheint. Zwar gel­ten für das er­ken­nen­de Ge­richt nicht die strik­ten me­tho­di­schen Vor­ga­ben, die für den aus­sa­ge­psy­cho­lo­gi­schen Sach­ver­stän­di­gen und sei­ne hy­po­the­sen­ge­lei­te­te Be­gut­ach­tung als Stan­dard gel­ten, son­dern nur der Grund­satz der frei­en Be­weis­wür­di­gung (§ 286 ZPO; BGH, Urt. v. 30.07.1999 – 1 StR 618/98, BGHSt 45, 164; Urt. v. 27.03.2003 – 1 StR 524/02, NStZ-RR 2003, 206), wie be­reits oben dar­ge­legt. Mit­be­stim­mend hier­für sind aber auch die in der Recht­spre­chung ent­wi­ckel­ten all­ge­mei­nen An­for­de­run­gen, dass ins­be­son­de­re die Be­weis­wür­di­gung auch in­so­weit je nach der Be­weis­la­ge er­schöp­fend zu sein hat, so­dass sie nicht den an­er­kann­ten Er­fah­rungs­sät­zen der Aus­sa­ge­psy­cho­lo­gie wi­der­strei­ten darf. Ent­spre­chend die­sen Rechts­grund­sät­zen hat das Ge­richt hier aber den per­sön­li­chen Ein­druck ge­won­nen, dass der Zeu­ge K sub­jek­tiv aus sei­ner Sicht wi­der­sprüch­lich bzw. nicht kon­stan­te in Be­zug auf das Kern­ge­sche­hen, teil­wei­se un­klar, in ei­nem nicht frei­en Be­richt, un­ge­nau so­wie in ei­ner ste­reo­ty­pen Art und Wei­se, de­tailarm und oh­ne Ge­dan­ken­sprü­che und/oder Quer­ver­bin­dun­gen, un­ter Au­ßer-Acht-las­sen der räum­li­chen und zeit­li­chen Be­din­gun­gen so­wie oh­ne ei­nen Be­richt von un­ver­stan­de­nen Hand­lun­gen un­ter Be­rück­sich­ti­gung sei­ner all­ge­mei­nen und sprach­li­chen in­tel­lek­tu­el­len Leis­tungs­fä­hig­keit so­wie sei­ner Kennt­nis­se in Be­zug auf die­sen Be­reich, ins­be­son­de­re un­ter Be­ach­tung sei­ner et­wai­gen Mo­ti­va­ti­on, hier ge­ra­de nicht er­leb­nis­be­zo­gen und in­so­weit al­so für das Ge­richt auch nicht glaub­haft (BGH, Urt. v. 30.07.1999 – 1 StR 618/98, NJW 1999, 2746; Beschl. v. 19.06.2002 – 4 StR 206/02, NStZ-RR 2002, 308; Beschl. v. 24.06.2003 – VI ZR 327/02, NJW 2003, 2527; Urt. v. 27.03.2003 – 1 StR 524/02, NStZ-RR 2003, 206; Urt. v. 23.08.2007 – 3 StR 301/07, NStZ 2008, 116; OLG Stutt­gart, Beschl. v. 08.12.2005 – 4 Ws 163/05, NJW 2006, 3506; OLG Ko­blenz, Urt. v. 02.08.2004 – 12 U 924/03, NJW-RR 2004, 1318) aus­ge­sagt, dass der Ver­käu­fer ge­sagt ha­be, dass zwar nur ein Schlüs­sel von dem Au­to vor­han­den sei, der an­de­re Schlüs­sel sich aber noch bei der Lea­sing­fir­ma be­fin­den wür­de. Auch ist die Aus­sa­ge des Zeu­gen K, dass der Ver­käu­fer zu dem Klä­ger ge­sagt ha­be, dass er den Zweit­schlüs­sel für die­ses Fahr­zeug dem Klä­ger noch nach­schi­cken wür­de und dies bis zu zwei Mo­na­ten dau­ern könn­te, we­nig glaub­haft, da selbst die Klä­ger­sei­te ei­ne sol­che Er­klä­rung des Ver­käu­fers hin­sicht­lich der Dau­er hier nicht be­haup­tet hat.

Zu­dem sag­te der Zeu­ge K aus, dass er bei den Ver­kaufs­ver­hand­lun­gen der Par­tei­en in der letz­ten Ecke an ei­nem Glas­tisch ge­ses­sen ha­be und der Klä­ger und der Ver­käu­fer an dem Tisch ge­ses­sen hät­ten, wo der Com­pu­ter ge­stand ha­be. Er ha­be so­mit viel­leicht drei Me­ter von dem Klä­ger und dem Ver­käu­fer ent­fernt ge­ses­sen bei die­sem Ge­spräch. Ob­wohl er mit­hin drei Me­ter von den Ver­trags­par­tei­en ent­fernt saß, will er aber des­sen un­ge­ach­tet ge­se­hen ha­ben, dass „dies mit dem zwei­ten Schlüs­sel wohl nicht in den schrift­li­chen Kauf­ver­trag mit auf­ge­nom­men wur­de“. Um dies aus die­ser Ent­fer­nung zu se­hen, müss­te der Zeu­ge K aber wohl Ad­ler­au­gen ha­ben, so­dass die Aus­sa­ge des Zeu­gen K nach Über­zeu­gung des Ge­richts ge­ra­de nicht als glaub­haft an­zu­se­hen ist.

Die ver­trag­lich vor­aus­ge­setz­te Ver­wen­dung ei­nes Kraft­fahr­zeugs schließt im Üb­ri­gen zwar grund­sätz­lich auch mit ein, dass der Käu­fer des Fahr­zeugs in der La­ge ist, sich ei­nen Zweit­schlüs­sel an­fer­ti­gen zu las­sen, so­dass dem Käu­fer ent­we­der ein so­ge­nann­ter „Mas­ter­key“ oder ein „Car-Pass“ aus­ge­hän­digt wer­den muss, mit des­sen Hil­fe er ei­nen Zweit­schlüs­sel her­stel­len las­sen kann (AG Mün­chen, Urt. v. 31.03.2004 – 112 C 12685/03, SP 2005, 70; ju­risPK-BGB/Pamm­ler, 8. Aufl. [2017], § 434 Rn. 277; MünchKomm-BGB/Wes­ter­mann, 8. Aufl. [2019], § 434 Rn. 66), je­doch kann der Klä­ger hier un­strei­tig bei Ei­gen­tums­nach­weis und Vor­la­ge des „Car-Pas­ses“ (Schlüs­sel­kar­te) und An­ga­be der Fahr­ge­stell­num­mer bei dem Fahr­zeug­her­stel­ler ei­nen Zweit­schlüs­sel an­fer­ti­gen las­sen.

Da die Be­klag­te bei Ab­schluss des Kauf­ver­trags so­mit hier we­der schrift­lich noch münd­lich ei­ne Be­schaf­fen­heits­zu­sa­ge hin­sicht­lich ei­nes Zweit­schlüs­sels für die­ses Fahr­zeug ge­gen­über dem Klä­ger ab­ge­ge­ben hat, die Be­klag­te viel­mehr so­gar aus­drück­lich mit dem Klä­ger ver­ein­bart hat­te, dass die­ser nur ei­nen Fahr­zeug­schlüs­sel er­hält, kommt es auch auf die Fra­ge zur Hö­he der even­tu­ell er­for­der­li­chen Kos­ten – ins­be­son­de­re zu dem As­pekt, ob die Be­klag­te nur zur Über­ga­be ei­nes (neu an­ge­fer­tig­ten) Zweit­schlüs­sels oder zum Ein­bau ei­nes neu­en Tür­schlos­ses mit zwei neu­en Fahr­zeug­schlüs­sel ver­pflich­tet ge­we­sen wä­re – hier jetzt nicht mehr an.

Un­strei­tig hat der Klä­ger dar­über hin­aus bis­lang das Tür­schloss des Pkw noch nicht aus­ge­tauscht, so­dass die hier vom Klä­ger gel­tend ge­mach­te Um­satz­steu­er von 19 % auch – un­strei­tig – noch nicht an­ge­fal­len ist.

Ob­wohl im Üb­ri­gen der Ver­lust der Schlüs­sel ei­ner Schließ­an­la­ge aus Si­cher­heits­grün­den den Aus­tausch der ge­sam­ten Schließ­an­la­ge er­for­der­lich ma­chen kann, weil ei­ne miss­bräuch­li­che Ver­wen­dung des nicht auf­find­ba­ren Schlüs­sels durch Un­be­fug­te zu be­fürch­ten ist, ist die Schließ­an­la­ge als Sa­che be­zie­hungs­wei­se Sach­ge­samt­heit nur dann be­schä­digt, wenn ih­re Sach­sub­stanz ver­letzt ist. Der Ver­lust ei­nes Schlüs­sels führt bei der ge­bo­te­nen wer­ten­den Be­trach­tung so­mit nicht un­be­dingt zu ei­ner über die Ein­bu­ße des ver­lo­re­nen Schlüs­sels hin­aus­ge­hen­den Be­ein­träch­ti­gung der Sach­sub­stanz der Schließ­an­la­ge. Dass die Schließ­an­la­ge in ih­rer Si­che­rungs­funk­ti­on be­ein­träch­tigt ist, wenn sich Un­be­fug­te mit dem ver­lo­re­nen Schlüs­sel Zu­gang zu dem In­ne­ren des Fahr­zeugs ver­schaf­fen kön­nen, ist kei­ne un­mit­tel­ba­re Fol­ge ei­nes Sub­st­anz­ein­griffs, was sich be­reits dar­an zeigt, dass die­se Funk­ti­ons­be­ein­träch­ti­gung durch ei­nen neu an­ge­fer­tig­ten Schlüs­sel und die da­mit ver­bun­de­ne Kom­pen­sa­ti­on der ein­ge­büß­ten Sach­sub­stanz nicht be­sei­tigt wer­den könn­te.

Das we­gen ei­ner Miss­brauchs­ge­fahr be­ste­hen­de Si­cher­heits­ri­si­ko hat sich bis­lang aber un­strei­tig noch nicht zu ei­nem Ver­mö­gens­scha­den des Klä­gers ver­fes­tigt. Dies wä­re näm­lich wohl erst im Fal­le ei­nes Aus­tauschs der Schließ­an­la­ge an­zu­neh­men (BGH, Urt. v. 05.03.2014 – VI­II ZR 205/13, NJW 2014, 1653; OLG Hamm, Beschl. v. 01.03.2018 – 24 U 143/17, BeckRS 2018, 10109 = ju­ris).

Nach all­dem ist die hie­si­ge Kla­ge so­mit – so­weit der Rechts­streit nicht be­reits über­ein­stim­mend in der Haupt­sa­che für er­le­digt er­klärt wur­de – nun­mehr ab­zu­wei­sen.

Die Ent­schei­dung über die Kos­ten des Ver­fah­rens be­ruht auf § 91a und § 91 ZPO.

Die Be­klag­te war, da sie auf die ent­spre­chen­den Mahn­schrei­ben der Klä­ger­sei­te nicht bis spä­tes­tens zum 20.12.2017 die streit­be­fan­ge­ne Fern­be­die­nung für die Stand­hei­zung dem Klä­ger über­gab, bei Rechts­hän­gig­keit des Ver­fah­rens in­so­fern in Ver­zug. Die Be­klag­te hat so­mit auch in­so­weit zur Kla­ge Ver­an­las­sung ge­ge­ben und erst nach Rechts­hän­gig­keit des Ver­fah­rens die­sen An­spruch des Klä­gers an­er­kannt, in­dem sie die Fern­be­die­nung dem Klä­ger über­sand­te. Die Be­klag­te muss des­halb in­so­weit auch ge­mäß § 91a ZPO die dies­be­züg­lich ver­ur­sach­ten Kos­ten des Rechts­streits tra­gen.

Die üb­ri­gen Kos­ten des Rechts­streits hat je­doch der Klä­ger ge­mäß § 91 ZPO zu tra­gen. …

PDF er­stel­len