1. Schon die bei Ge­fahr­über­gang (§ 446 Satz 1 BGB) we­gen des Ver­dachts ei­nes Ei­gen­tums­de­likts vor­han­de­ne Ein­tra­gung ei­nes Kraft­fahr­zeugs in das Schen­ge­ner In­for­ma­ti­ons­sys­tem (SIS) ist – un­ab­hän­gig von den dem SIS-Ein­trag zu­grun­de lie­gen­den Um­stän­den – ein Rechts­man­gel i. S. von § 435 BGB. Die­ser Man­gel be­rech­tigt den Käu­fer grund­sätz­lich zum Rück­tritt vom Kauf­ver­trag, so­fern der SIS-Ein­trag auch noch im Zeit­punkt der Rück­tritts­er­klä­rung be­steht.
  2. Ei­ne recht­mä­ßig durch­ge­führ­te Be­schlag­nah­me ei­nes Kraft­fahr­zeugs in ei­nem straf­recht­li­chen Er­mitt­lungs­ver­fah­ren be­grün­det je­den­falls dann ei­nen Rechts­man­gel (§ 435 BGB), wenn sie zu­min­dest auch auf §§ 111b, 111c StPO ge­stützt wird und wenn der Sach­ver­halt, auf­grund des­sen die Be­schlag­nah­me er­folgt, schon bei Ge­fahr­über­gang (§ 446 Satz 1 BGB) be­stand. Dass die Er­mitt­lungs­be­hör­den auch die Vor­aus­set­zun­gen ei­ner Si­cher­stel­lung zu Be­weis­zwe­cken nach § 94 I StPO als er­füllt an­se­hen, steht der An­nah­me ei­nes Rechts­man­gels nicht ent­ge­gen.
  3. Ei­ne Be­schlag­nah­me ei­nes Kraft­fahr­zeugs, der ein SIS-Ein­trag we­gen des Ver­dachts von Ei­gen­tums­de­lik­ten zu­grun­de liegt, er­folgt zu­min­dest auch, um das Fahr­zeug – gleich ob für den Staat oder für den Ver­letz­ten bzw. den tat­säch­li­chen Ei­gen­tü­mer im Rah­men der so­ge­nann­ten Zu­rück­ge­win­nungs­hil­fe ge­mäß § 111b V StPO i. V. mit § 73 I 2 StGB – zu si­chern.
  4. Ein ge­werb­li­cher Kfz-Ver­käu­fer muss sich über die Her­kunft ei­nes zum Kauf an­ge­bo­te­nen Kraft­fahr­zeugs und da­von ver­ge­wis­sern, dass das Fahr­zeug nicht ge­stoh­len wur­de. Weiß der Ver­käu­fer po­si­tiv, dass dem Fahr­zeug – hier: we­gen ei­nes SIS-Ein­trags – ein Rechts­man­gel (§ 435 BGB) an­haf­tet, oder hat er da­für zu­min­dest greif­ba­re, auf der Hand lie­gen­de An­halts­punk­te, so muss er dies ei­nem Kauf­in­ter­es­sen­ten of­fen­ba­ren.
  5. Dem Käu­fer ei­nes im Schen­ge­ner In­for­ma­ti­ons­sys­tem (SIS) ein­ge­tra­ge­nen Fahr­zeugs kommt re­gel­mä­ßig ein An­scheins­be­weis da­hin zu­gu­te, dass er bei hin­rei­chen­der Auf­klä­rung über den SIS-Ein­trag oder die ihm zu­grun­de lie­gen­den Um­stän­de vom Kauf des Fahr­zeugs voll­stän­dig Ab­stand ge­nom­men hät­te.

OLG Düs­sel­dorf, Ur­teil vom 20.02.2015 – I-22 U 159/14

Sach­ver­halt: Der Klä­ger er­warb von der Rechts­vor­gän­ge­rin des Be­klag­ten am 18.06.2012 ei­nen ge­brauch­ten Por­sche Pan­ame­ra. Der Kauf­preis be­trug 70.500 €.

Nach­dem der Klä­ger den Rück­tritt vom Kauf­ver­trag er­klärt hat­te, nahm er den Be­klag­ten auf Rück­zah­lung des um ei­ne Nut­zungs­ent­schä­di­gung von 493,50 € ver­min­der­ten Kauf­prei­ses nebst Zin­sen, Zug um Zug ge­gen Rück­ga­be des Pkw, in An­spruch. Au­ßer­dem ver­lang­te er von dem Be­klag­ten, ihn von ei­ner an­walt­li­chen Ver­gü­tungs­for­de­rung in Hö­he von 2.165,80 € frei­zu­stel­len.

Das Land­ge­richt hat der Kla­ge in der Haupt­sa­che statt­ge­ge­ben und sie hin­sicht­lich des Frei­stel­lungs­be­geh­rens ab­ge­wie­sen (LG Düs­sel­dorf, Urt. v. 25.08.2014 – 15 O 378/12). Zur Be­grün­dung hat es – so­weit für das Be­ru­fungs­ver­fah­ren re­le­vant – im We­sent­li­chen aus­ge­führt: Der Klä­ger sei wirk­sam von dem Kfz-Kauf­ver­trag zu­rück­ge­tre­ten, weil das er­wor­be­ne Fahr­zeug bei Ge­fahr­über­gang im Schen­ge­ner In­for­ma­ti­ons­sys­tem (SIS) zur Fahn­dung aus­ge­schrie­ben ge­we­sen sei und des­halb ei­nen Rechts­man­gel auf­ge­wie­sen ha­be (§§ 434 I, 435, 437 Nr. 2 Fall 1, §§ 323 I, 440 BGB).

Die Be­ru­fung des Be­klag­ten hat­te kei­nen Er­folg.

Aus den Grün­den: B. … I. Der Klä­ger hat ei­nen An­spruch auf Rück­ab­wick­lung des Kauf­ver­trags vom 18.06.2012, auf den – un­strei­tig – deut­sches Recht An­wen­dung fin­det, ge­mäß §§ 435, 437 Nr. 2 Fall 1, §§ 323 I, 440, 346 I BGB (da­zu un­ter 1) bzw. – je­den­falls – ge­mäß §§ 280 I, 311 II, 241 II BGB (da­zu un­ter 2).

1. Das Fahr­zeug war durch die auf ei­nen Ein­trag der ita­lie­ni­schen Be­hör­den zu­rück­ge­hen­de Aus­schrei­bung des Fahr­zeugs zur Fahn­dung im SIS mit ei­nem Rechts­man­gel be­haf­tet (§ 435 BGB, da­zu un­ter a), der im Zeit­punkt des Ge­fahr- bzw. Ei­gen­tums­über­gangs und auch des Rück­tritts vor­lag (da­zu un­ter b); auch die sons­ti­gen Rück­tritts­vor­aus­set­zun­gen lie­gen vor (da­zu un­ter c).

a) Der Rechts­man­gel des Fahr­zeugs i. S. von § 435 BGB folgt aus der am 06.07.2012 auf Grund­la­ge des in die­sem Zeit­punkt fort­be­ste­hen­den SIS-Ein­trags er­folg­ten Be­schlag­nah­me bzw. Si­cher­stel­lung des Fahr­zeugs in Po­len, die zu­min­dest bis zur Rück­tritts­er­klä­rung des Klä­gers vom 04.09.2012 bzw. 06.10.2012 an­ge­dau­ert hat (da­zu un­ter aa) bzw. – je­den­falls – aus dem SIS-Ein­trag als sol­chem (da­zu un­ter bb).

aa) Es ist in der Recht­spre­chung – wie be­reits vom Land­ge­richt zu­tref­fend aus­ge­führt – an­er­kannt, dass auch öf­fent­lich-recht­li­che Be­fug­nis­se zur Ein­zie­hung ei­ner Sa­che (wie ei­ne staat­li­che Si­cher­stel­lung bzw. Be­schlag­nah­me) sich als Rechts­man­gel i. S. von § 435 BGB dar­stel­len, so­fern sie tat­säch­lich und zu Recht aus­ge­übt wer­den und sie für den Käu­fer den end­gül­ti­gen Ver­lust der Sa­che (ins­be­son­de­re den Ver­fall oder die Ein­zie­hung der Sa­che) zur Fol­ge ha­ben kön­nen, ins­be­son­de­re im Rah­men ei­ner Be­schlag­nah­me in ei­nem straf­recht­li­chen Er­mitt­lungs­ver­fah­ren ge­mäß § 111b StPO bzw. § 111c StPO (vgl. BGH, Urt. v. 18.02.2004 – VI­II ZR 78/03, ju­ris Rn. 9 f. m. w. Nachw.; OLG Hamm, Urt. v. 29.03.2012 – I-28 U 150/11, ju­ris Rn. 9 ff. m. w. Nachw.; Urt. v. 20.01.2011 – I-28 U 139/10, ju­ris Rn. 18 ff. m. w. Nachw.; Stau­din­ger/Ma­tu­sche-Beck­mann, BGB, Neu­be­arb. 2014, § 435 Rn. 32).

Die Fra­ge, ob auch ei­ne Be­schlag­nah­me, die nicht auf § 111b StPO bzw. § 111c StPO ge­stützt ist, son­dern aus­schließ­lich als Maß­nah­me zur Si­che­rung von Be­weis­mit­teln nach § 94 StPO er­folgt, ei­nen Rechts­man­gel i. S. von § 435 BGB be­grün­den kann, ist vom BGH im Ur­teil vom 18.02.2004 (BGH, Urt. v. 18.02.2004 – VI­II ZR 78/03, ju­ris Rn. 11 ff. m. w. Nachw.) of­fen­ge­las­sen wor­den und wird in der LG-/OLG-Recht­spre­chung und der Li­te­ra­tur mit un­ter­schied­li­chen Er­geb­nis­sen be­ant­wor­tet (be­ja­hend: OLG Hamm, Urt. v. 20.01.2011 – I-28 U 139/10, ju­ris; OLG Köln, Urt. v. 25.03.2014 – I-3 U 185/13, ju­ris Rn. 20 ff. m. w. Nachw. [SIS-Aus­schrei­bung]; Be­ckOK-BGB/Faust, Stand: 01.08.2014, § 435 Rn. 20 m. w. Nachw.; ver­nei­nend: OLG Köln, Urt. v. 16.03.2010 – 22 U 176/09, ju­ris; Urt. v. 25.07.2001 – 11 U 201/00, ju­ris; OLG Hamm, Urt. v. 30.09.1999 – 22 U 139/98, ju­ris; LG Bonn, Urt. v. 30.10.2009 – 2 O 252/09, ju­ris; LG Karls­ru­he, Urt. v. 28.11.2006 – 2 O 237/06, ju­ris [SIS-Aus­schrei­bung]; LG Bonn, Urt. v. 23.11.1976 – 2 O 87/76, ju­ris Rn. 39; Jau­er­nig/Ber­ger, BGB, 15. Aufl. [2014], § 435 Rn. 6 m. w. Nachw.; ju­risPK-BGB/Pamm­ler, 7. Aufl. [2014], § 435 Rn. 24; dif­fe­ren­zie­rend bzw. wei­te­re Nach­wei­se: Rein­king/Eg­gert, Der Au­to­kauf, 12. Aufl. [2014], Rn. 4655 f. m. w. Nachw.; Stau­din­ger/Ma­tu­sche-Beck­mann, a. a. O., § 435 Rn. 27, 32 m. w. Nachw.).

Ob ei­ne Be­schlag­nah­me bzw. Si­cher­stel­lung im Ein­zel­fall durch in­län­di­sche Be­hör­den oder aus­län­di­sche Be­hör­den er­folgt, ist für die Fra­ge, ob ein Rechts­man­gel vor­liegt, grund­sätz­lich nicht ent­schei­dungs­er­heb­lich. Denn das deut­sche Pri­vat­recht kennt auch sonst die Mög­lich­keit, dass Tat­be­stands­merk­ma­le ei­ner in­län­di­schen Rechts­vor­schrift durch Rechts­vor­gän­ge er­füllt wer­den, die sich nach aus­län­di­schem Recht voll­zo­gen ha­ben, aber „funk­ti­ons­äqui­va­lent“ sind (sog. Sub­sti­tu­ti­on, vgl. BGH, Urt. v. 04.10.1989 – IVb ZB 9/88, ju­ris; Pa­landt/Thorn, BGB, 73. Aufl. [2014], Einl. v. Art. 3 EGBGB Rn. 31 m. w. Nachw.).

Un­ter Be­rück­sich­ti­gung der vor­ste­hen­den Grund­sät­ze weist das in Re­de ste­hen­de Fahr­zeug durch die am 06.07.2012 in Po­len er­folg­te Si­cher­stel­lung bzw. Be­schlag­nah­me, die we­gen des in die­sem Zeit­punkt fort­be­ste­hen­den SIS-Ein­trags er­folgt ist, ei­nen Rechts­man­gel i. S. von § 435 BGB auf.

(a) Der Klä­ger hat fol­gen­den Sach­ver­halt sub­stan­zi­iert dar­ge­tan und durch – in die deut­sche Spra­che über­setz­te – Ur­kun­den hin­rei­chend be­legt:

Das streit­ge­gen­ständ­li­che Fahr­zeug ist am 06.07.2012 von der pol­ni­schen Po­li­zei in Bra­ni­e­wo we­gen des in die­sem Zeit­punkt fort­be­ste­hen­den SIS-Ein­tra­ges ge­mäß Art. 75 § 2, Art. 244 § 1, Art. 247 § 1, Art. 285 § 2 (i. V. mit Art. 292 § 1) Ko­deks post?powa­nia kar­ne­go (im Fol­gen­den: kpk) si­cher­ge­stellt wor­den. Der zu­nächst er­gan­ge­ne Be­schluss der Be­zirks­staats­an­walt­schaft vom 06.06.2013 (mit An­ord­nung der Rück­ga­be des Fahr­zeugs an den Klä­ger) ist auf die Be­schwer­de des Rechts­an­walts R vom 14.06.2013 … da­hin ge­hend ab­ge­än­dert wor­den, dass das Fahr­zeug nun­mehr ge­mäß Art. 231 § 1 kpk beim Ge­richts­de­po­si­tum „ein­zu­rei­chen“ war (d. h. dort im Sin­ne ei­ner Fort­dau­er der Si­cher­stel­lung bzw. Be­schlag­nah­me zwecks Rück­füh­rung an den tat­säch­li­chen Ei­gen­tü­mer hin­ter­legt wor­den ist). Gleich­zei­tig sind die (dor­ti­gen) Par­tei­en – in An­leh­nung an Art. 230 § 2 kpk – auf den Weg ei­nes Zi­vil­pro­zes­ses (d. h. zur Klä­rung der Ei­gen­tums­ver­hält­nis­se an dem Fahr­zeug) ver­wie­sen wor­den.

(b) Un­ter Be­rück­sich­ti­gung des vor­ste­hen­den – ur­kund­lich be­leg­ten und als sol­chen auch un­strei­ti­gen – Sach­ver­halts ist die vom BGH im oben an­ge­ge­be­nen Ur­teil vom 18.02.2004 – VI­II ZR 78/03, ju­ris – of­fen­ge­las­se­ne und in der LG-/OLG-Recht­spre­chung und der Li­te­ra­tur mit un­ter­schied­li­chen Er­geb­nis­sen be­ant­wor­te­te Fra­ge, ob auch ei­ne Be­schlag­nah­me, die nicht auf § § 111b StPO oder § 111c StPO ge­stützt ist, son­dern aus­schließ­lich als Maß­nah­me zur Si­che­rung von Be­weis­mit­teln nach § 94 StPO er­folgt, ei­nen Rechts­man­gel i. S. von § 435 BGB be­grün­den kann, hier nicht ent­schei­dungs­er­heb­lich.

Viel­mehr folgt – eben­so wie in dem dem Ur­teil des BGH vom 18.02.2004 (VI­II ZR 78/03, ju­ris Rn. 18) zu­grun­de lie­gen­den Sach­ver­halt – auch hier aus den … Un­ter­la­gen der pol­ni­schen Straf­ver­fol­gungs­be­hör­den hin­rei­chend zwei­fels­frei, dass die Si­cher­stel­lung bzw. Be­schlag­nah­me im maß­geb­li­chen Zeit­raum (06.07. bis 08.10.2012) auf Ba­sis des fort­be­ste­hen­den SIS-Ein­trags we­gen des Ver­dachts von auf das Ei­gen­tum an dem streit­ge­gen­ständ­li­chen Fahr­zeug be­zo­ge­nen De­lik­ten (sei es Dieb­stahl, sei es Un­ter­schla­gung) er­folgt ist. In­so­fern liegt hier auf der Hand, dass die Si­cher­stel­lung bzw. Be­schlag­nah­me des Fahr­zeugs nicht aus­schließ­lich zur Si­che­rung von Be­weis­mit­teln, das heißt zu Be­weis­zwe­cken i. S. von § 94 StPO er­folgt ist, son­dern – zu­min­dest auch –, um den Ge­gen­stand als sol­chen (gleich ob für den Staat bzw. – wie hier – für den Ver­letz­ten bzw. den tat­säch­li­chen Ei­gen­tü­mer im Rah­men der sog. Zu­rück­ge­win­nungs­hil­fe gem. § 111b V StPO i. V. mit § 73 I 2 StGB, vgl. Wer­ten­bruch, ZGS 2004, 367 un­ter III 1 m. w. Nachw. in Fn. 17) zu si­chern. Ist der Zweck ei­ner Maß­nah­me – sei es ge­mäß der Straf­pro­zess­ord­nung, sei es ge­mäß den ent­spre­chen­den oben an­ge­ge­be­nen pol­ni­schen Rechts­vor­schrif­ten – der­art of­fen­sicht­lich, so wä­re ei­ne nä­he­re Be­zeich­nung auch nach deut­schem Recht ent­behr­lich (vgl. BGH, Beschl. v. 25.02.1985 – 1 StE 4/85, ju­ris; Urt. v. 18.02.2004 – VI­II ZR 78/03, ju­ris Rn. 12 m. w. Nachw.).

Da­bei ist bzw. wä­re es – für die An­nah­me ei­nes Rechts­man­gels – un­schäd­lich, wenn zu­sätz­lich auch die Vor­aus­set­zun­gen ei­ner Be­schlag­nah­me bzw. Si­cher­stel­lung nach § 94 StPO (zu Be­weis­zwe­cken) vor­lie­gen bzw. vor­ge­le­gen ha­ben soll­ten (vgl. BGH, Urt. v. 18.02.2004 – VI­II ZR 78/03, ju­ris Rn. 12 m. w. Nachw).

(c) Der Be­ru­fungs­ein­wand des Be­klag­ten, das Land­ge­richt ha­be die Recht­mä­ßig­keit der Aus­übung der staat­li­chen Si­cher­stel­lung bzw. Be­schlag­nah­me (als wei­te­re Vor­aus­set­zung ei­nes Rechts­man­gels i. S. von § 435 BGB, s. oben) in kei­ner Wei­se ge­wür­digt, wo­bei das Land­ge­richt selbst fest­ge­stellt ha­be, dass der Klä­ger zu der Fra­ge ei­nes Dieb­stahls nicht sub­stan­zi­iert vor­ge­tra­gen ha­be, ob­wohl er für al­le Vor­aus­set­zun­gen ei­nes Rechts­man­gels dar­le­gungs- und be­weis­be­las­tet sei, hat kei­nen Er­folg.

Der Klä­ger hat viel­mehr im Rah­men sei­ner Dar­le­gungs- und Be­weis­last für ei­nen Rechts­man­gel (vgl. ju­risPK-BGB/Pamm­ler, a. a. O., § 435 Rn. 45 m. w. Nachw.; vgl. auch BT-Drs. 14/4060, S. 217; Stau­din­ger/Ma­tu­sche-Beck­mann, a. a. O., § 435 Rn. 53 f.; Be­ckOK-BGB/Faust, a. a. O., § 435 Rn. 26 m. w. Nachw.; Wer­ten­bruch, ZGS 2004, 367; vgl. auch die in­so­weit miss­ver­ständ­li­che Kom­men­tie­rung in Pa­landt/Wei­den­kaff, BGB, 73. Aufl. [2014], § 435 Rn. 19 und § 434 Rn. 59) dar­ge­legt und ur­kund­lich be­wie­sen, dass die oben an­ge­ge­be­nen Maß­nah­men der pol­ni­schen Straf­ver­fol­gungs­be­hör­den (Si­cher­stel­lung bzw. Be­schlag­nah­me) am 06.07.2012 und im Fol­gen­den we­gen des – un­strei­tig – be­reits im Zeit­punkt der Über­ga­be be­ste­hen­den und wei­ter fort­be­ste­hen­den SIS-Ein­tra­ges bzw. der ihm zu­grun­de lie­gen­den Sach­ver­hal­te er­folgt sind, wo­bei sich – eben­so un­strei­tig – oben an­ge­ge­be­ne Drit­te – ent­spre­chend den dem SIS-Ein­trag zu­grun­de lie­gen­den Um­stän­den – Ei­gen­tums­rech­ten an dem ihm von der Rechts­vor­gän­ge­rin der Be­klag­ten ver­kauf­ten Fahr­zeug be­rüh­men.

Der Be­klag­te ist dem­ge­gen­über auch im Be­ru­fungs­ver­fah­ren ihm – zu­min­dest im Rah­men sei­ner se­kun­dä­ren Dar­le­gungs­last – ob­lie­gen­den hin­rei­chend sub­stan­zi­ier­ten Sach­vor­trag da­zu fäl­lig ge­blie­ben, dass die Si­cher­stel­lung bzw. Be­schlag­nah­me des Fahr­zeugs durch die pol­ni­schen Straf­ver­fol­gungs­be­hör­den seit dem 06.07.2012 nicht be­rech­tigt war bzw. sich die dem SIS-Ein­trag zu­grun­de lie­gen­den Sach­ver­hal­te er­le­digt ha­ben, das heißt sich die oben an­ge­ge­be­nen Drit­ten zu Un­recht Ei­gen­tums­rech­ten an dem Fahr­zeug be­rüh­men und dem­entspre­chend die „Ver­si­che­rung“ sei­ner Rechts­vor­gän­ge­rin ge­gen­über dem Klä­ger im Kauf­ver­trag, dass das Fahr­zeug in ih­rem Ei­gen­tum ste­he und frei von Rech­ten Drit­ter sei, zu­tref­fend ist.

bb) Selbst wenn der Se­nat – ent­ge­gen sei­nen vor­ste­hen­den Fest­stel­lun­gen – hilfs­wei­se an­neh­men woll­te, dass die Si­cher­stel­lung bzw. Be­schlag­nah­me des streit­ge­gen­ständ­li­chen Fahr­zeugs durch die pol­ni­schen Er­mitt­lungs- bzw. Straf­ver­fol­gungs­be­hör­den nicht auf § 111b StPO, § 111c StPO ge­stützt ist, son­dern aus­schließ­lich als Maß­nah­me zur Si­che­rung von Be­weis­mit­teln nach § 94 StPO er­folgt ist, und/oder selbst wenn der Se­nat – ent­ge­gen sei­nen vor­ste­hen­den Fest­stel­lun­gen – hilfs­wei­se an­neh­men woll­te, dass die Si­cher­stel­lung bzw. Be­schlag­nah­me ei­nen Rechts­man­gel i. S. von § 435 BGB nicht be­grün­den kann, bis nicht be­weis­kräf­tig fest­steht, dass die Si­cher­stel­lung bzw. Be­schlag­nah­me zu Recht er­folgt ist bzw. sie für den Käu­fer auch tat­säch­lich den end­gül­ti­gen Ver­lust der Sa­che zur Fol­ge hat, lä­ge hier gleich­wohl ein Rechts­man­gel des Fahr­zeugs vor, da für die An­nah­me ei­nes Rechts­man­gels be­reits die Exis­tenz des SIS-Ein­tra­ges als sol­chem (d. h. un­ge­ach­tet der dem SIS-Ein­trag zu­grun­de lie­gen­den Um­stän­de bzw. des Fort­be­stands der Be­rech­ti­gung des SIS-Ein­tra­ges) ge­nügt, wenn die­ser – wie hier – so­wohl im Zeit­punkt des Ge­fahr­über­gangs bzw. des – et­wai­gen – Ei­gen­tums­über­gangs als auch im Zeit­punkt der dar­auf­hin er­fol­gen­den Be­schlag­nah­me bzw. Si­cher­stel­lung als auch im Zeit­punkt der Rück­tritts­er­klä­rung vor­liegt.

(a) Das Land­ge­richt hat zu­tref­fend aus­ge­führt, dass in An­knüp­fung an das Ur­teil des OLG Köln vom 25.03.2014 – I-3 U 185/13, ju­ris – auch staat­li­che Ein­grif­fe, die nicht die Ge­fahr ei­nes dau­ern­den Ent­zugs oder ei­ner dau­er­haf­ten Be­ein­träch­ti­gung der Nut­zung der Kauf­sa­che zur Fol­ge ha­ben, als Rechts­man­gel ein­zu­stu­fen sind, weil auch die­se ei­nen den Ge­brauch der Kauf­sa­che nach­hal­tig und er­heb­lich be­ein­träch­ti­gen­den Um­stand dar­stel­len kön­nen.

Da­bei hat sich das Land­ge­richt zum ei­nen zu­tref­fend dar­auf ge­stützt, dass auch sonst in der Recht­spre­chung an­er­kannt ist, dass Rechts­män­gel im All­ge­mei­nen und öf­fent­lich-recht­li­che Be­schrän­kun­gen im Spe­zi­el­len nicht not­wen­di­ger­wei­se dau­er­haf­ter Na­tur sein müs­sen, um ei­nen Rechts­man­gel dar­stel­len zu kön­nen. Da­bei hat sich das Land­ge­richt zum an­de­ren eben­so zu­tref­fend dar­auf ge­stützt, dass die Po­si­ti­on des Ei­gen­tü­mers nicht nur ei­ne for­ma­le Stel­lung ist, son­dern auch die Mög­lich­keit der Nut­zung der Kauf­sa­che um­fasst, die auch bei ei­nem nur vor­über­ge­hen­den Ver­lust der Nut­zungs­mög­lich­keit auf­grund von Um­stän­den be­ein­flusst sein kann, die – wie hier – be­reits vor Ge­fahr­über­gang auf den Käu­fer an­ge­legt wa­ren. Auch vor dem Hin­ter­grund der recht­li­chen Gleich­stel­lung von Sach- und Rechts­män­geln im Ge­währ­leis­tungs­recht nach der Schuld­rechts­re­form (§ 437 BGB n.F.) war für das Land­ge­richt und ist auch für den Se­nat nicht ein­sich­tig, wes­halb auf öf­fent­lich-recht­li­che Maß­nah­men zu­rück­zu­füh­ren­de er­heb­li­che Ge­brauchs­be­ein­träch­ti­gun­gen, mö­gen sie – wie hier – auch nicht end­gül­ti­ger Na­tur sein, kei­nen Rechts­man­gel be­grün­den sol­len, wäh­rend un­ter Um­stän­den so­gar leicht be­heb­ba­re Sach­män­gel den Käu­fer zur Aus­übung der Ge­währ­leis­tungs­rech­te be­rech­ti­gen.

Ge­mes­sen dar­an ist das Land­ge­richt zu­tref­fend da­von aus­ge­gan­gen, dass der hier in Re­de ste­hen­de SIS-Ein­trag be­reits als sol­cher ei­ne er­heb­li­che Ge­brauchs­be­ein­träch­ti­gung und da­mit ei­nen Rechts­man­gel dar­stellt. Zur Ver­mei­dung von Wie­der­ho­lun­gen nimmt der Se­nat in­so­weit auf die zu­tref­fen­den Aus­füh­run­gen des Land­ge­richts im an­ge­foch­te­nen Ur­teil Be­zug.

(b) Un­ter Be­rück­sich­ti­gung der vor­ste­hen­den Fest­stel­lun­gen des Se­nats ha­ben die wei­te­ren Be­ru­fungs­ein­wän­de des Be­klag­ten ins­ge­samt kei­nen Er­folg.

(aa) Der Be­ru­fungs­ein­wand des Be­klag­ten, die Be­schlag­nah­me durch die pol­ni­schen Straf­ver­fol­gungs­be­hör­den füh­re – auch wenn sie noch an­dau­ern soll­te – nicht zu ei­nem end­gül­ti­gen Rechts­ver­lust auf­sei­ten des Klä­gers, son­dern das Fahr­zeug ste­he bei der pol­ni­schen Po­li­zei, oh­ne dass des­sen Ver­brin­gung nach Ita­li­en auch nur an­ge­kün­digt wor­den sei, hat kei­nen Er­folg. Maß­geb­lich ist, dass dem Klä­ger durch die we­gen des auch am 06.07.2012 noch fort­be­ste­hen­den SIS-Ein­trags er­folg­te Be­schlag­nah­me/Si­cher­stel­lung, die zu­min­dest bis zur Rück­tritts­er­klä­rung des Klä­gers vom 04.09. bzw. vom 08.10.2012 fort­ge­dau­ert hat, die vom Be­klag­ten kauf­ver­trag­lich un­ein­ge­schränkt ge­schul­de­ten Nut­zungs­mög­lich­kei­ten des Fahr­zeugs über meh­re­re Mo­na­te voll­stän­dig ent­zo­gen wor­den sind.

(bb) So­weit der Be­klag­te mit der Be­ru­fung gel­tend macht, seit der Be­schwer­de des pol­ni­schen Rechts­an­walts vom 14.06.2013 sei of­fen­bar nichts mehr un­ter­nom­men wor­den, ins­be­son­de­re das Ei­gen­tum des Klä­gers nicht in­fra­ge ge­stellt wor­den, hat er auch da­mit kei­nen Er­folg. Da der SIS-Ein­trag als Rechts­man­gel im Zeit­punkt des Ge­fahr­über­gangs bzw. des – et­wai­gen – Ei­gen­tums­über­gangs be­reits be­stand und auch bis zur Rück­tritts­er­klä­rung vom 04.09. bzw. vom 08.10.2012 noch fort­be­stand, war die Rück­tritts­er­klä­rung des Klä­gers be­rech­tigt und es be­stan­den für ihn da­her im Fol­gen­den auch kei­ne Ob­lie­gen­hei­ten bzw. Ver­pflich­tun­gen, sich selbst um die Frei­ga­be des Fahr­zeugs bei den pol­ni­schen Be­hör­den zu be­mü­hen.

(cc) Der wei­te­re Be­ru­fungs­ein­wand des Be­klag­ten, dass seit dem 14.06.2013 nichts mehr un­ter­nom­men wor­den sei, be­stä­ti­ge letzt­lich die frü­he­re Ent­schei­dung der Staats­an­walt­schaft Traun­stein, das Fahr­zeug an den da­ma­li­gen Ei­gen­tü­mer (Au­to­pres­ti­ge S.r.l., Ita­li­en) frei­zu­ge­ben und aus die­ser Un­tä­tig­keit der – nach Be­haup­tung des Klä­gers – Be­rech­tig­ten las­se sich doch nur schlie­ßen, dass die­se kei­ner­lei Rech­te an dem Fahr­zeug mehr be­sä­ßen, hat aus den vor­ste­hen­den Grün­den eben­falls kei­nen Er­folg. Zum ei­nen ist hier nicht die frü­he­re Ent­schei­dung der Staats­an­walt­schaft Traun­stein ent­schei­dungs­er­heb­lich, son­dern die oben an­ge­ge­be­ne – we­gen des Fort­be­stan­des des SIS-Ein­tra­ges als sol­chem – er­folg­te Maß­nah­me der pol­ni­schen Er­mitt­lungs- bzw. Straf­ver­fol­gungs­be­hör­den am 06.07.2012, die je­den­falls bis zur Rück­tritts­er­klä­rung des Klä­gers am 04.09.2012 bzw. am 08.10.2012 un­ver­än­dert fort­ge­dau­ert hat.

(dd) So­weit der Be­klag­te ei­nen Zu­sam­men­hang zwi­schen der Si­cher­stel­lung bzw. Be­schlag­nah­me des Fahr­zeugs durch die pol­ni­schen Be­hör­den am 06.07.2012 und dem SIS-Fahn­dungs­ein­trag der ita­lie­ni­schen Be­hör­den so­wie dem Vor­fall vom 13.12.2011 (in Kie­fers­fel­den) in ers­ter In­stanz be­strit­ten hat, war die­ses pau­scha­le Be­strei­ten an­ge­sichts der oben dar­ge­stell­ten ur­kund­li­chen Be­le­ge und auch an­ge­sichts der in­for­ma­to­ri­schen An­ga­ben des B zu in­ten­si­ven po­li­zei­li­chen Kon­trol­len in Köln bei der Über­füh­rung des Fahr­zeugs von Ita­li­en nach Düs­sel­dorf – wie be­reits vom Land­ge­richt zu­tref­fend aus­ge­führt – un­zu­rei­chend.

(ee) So­weit der Be­klag­te mit der Be­ru­fung ein­wen­det, aus der von ihm be­haup­te­ten Un­tä­tig­keit der oben an­ge­ge­be­nen Be­schwer­de­füh­rer seit dem 14.06.2013 fol­ge, dass sie – die Be­klag­te – völ­lig zu Recht die Be­haup­tung des Klä­gers be­strei­te, dass die Grund­la­ge der pol­ni­schen Be­schlag­nah­me (noch) mit dem an­geb­li­chen SIS-Ein­trag ita­lie­ni­scher Be­hör­den in Zu­sam­men­hang ste­he, ent­behrt auch die­ser Sach­vor­trag des Be­klag­ten ei­ner hin­rei­chen­den Tat­sa­chen­grund­la­ge. Dies gilt um­so mehr, als der Be­klag­te hier im Hin­blick auf die vom Klä­ger vor­ge­tra­ge­nen und ur­kund­lich be­leg­ten Sach­ver­hal­te, de­ren In­halt als sol­cher letzt­lich zwi­schen den Par­tei­en un­strei­tig ist, im Rah­men ih­rer – zu­min­dest se­kun­dä­ren – Dar­le­gungs­last die dar­aus sich er­ge­ben­de tat­säch­li­che Ver­mu­tung ent­kräf­ten muss­te, dass die (er­neu­te) Be­schlag­nah­me bzw. Si­cher­stel­lung des Fahr­zeugs (nun­mehr durch die pol­ni­schen Er­mitt­lungs- bzw. Straf­ver­fol­gungs­be­hör­den) im Zeit­raum vom 06.07.2012 bis zur Rück­tritts­er­klä­rung des Klä­gers vom 04.09. bzw. 08.10.2012 wie­der­um (wie zu­vor in Kie­fers­fel­den bzw. Traun­stein) auf dem SIS-Ein­trag be­ruht hat.

(ff) So­weit der Be­klag­te mit der Be­ru­fung gel­tend macht, ge­gen den Fort­be­stand des SIS-Ein­tra­ges spre­che der vom Land­ge­richt nicht be­rück­sich­tig­te Um­stand, dass die Be­schlag­nah­me am 06.07.2012 in Bra­ni­e­wo bzw. am Grenz­über­gang Grzecho­cki (Po­len/Russ­land) er­folgt sei, wo­bei der Klä­ger of­fen­bar aus Russ­land ge­kom­men sei, so­dass da­von aus­ge­gan­gen wer­den müs­se, dass der Klä­ger mit dem Fahr­zeug oh­ne Pro­ble­me von Deutsch­land durch Po­len nach Russ­land ge­reist sei, hat er auch da­mit kei­nen Er­folg. Der Klä­ger hat näm­lich im Rah­men sei­ner in­for­ma­to­ri­schen An­hö­rung im Be­ru­fungs­ver­fah­ren – oh­ne wei­te­res Be­strei­ten des Be­klag­ten – dar­ge­tan, dass er beim ver­such­ten Grenz­über­gang von Po­len nach Russ­land kon­trol­liert wor­den ist. Selbst bei Wahr­un­ter­stel­lung des vor­he­ri­gen, da­von ab­wei­chen­den Be­klag­ten­vor­trags folgt auch aus meh­re­ren aus­ge­blie­be­nen Grenz­kon­trol­le oder oh­ne Be­an­stan­dung durch­ge­führ­ten Grenz­kon­trol­len (im Rah­men der ers­ten Aus­lands­fahrt des Klä­gers mit dem kurz zu­vor von der Rechts­vor­gän­ge­rin der Be­klag­ten er­wor­be­nen Fahr­zeug) nicht ein­mal im Sin­ne ei­nes Be­weis­an­zei­chens (In­di­zes) in schlüs­si­ger Wei­se, dass die oben an­ge­ge­be­ne Tä­tig­keit der pol­ni­schen Er­mitt­lungs- bzw. Straf­ver­fol­gungs­be­hör­den nicht auf dem SIS-Ein­trag (bzw. den die­sem zu­grun­de lie­gen­den Sach­ver­hal­ten) be­ruht ha­ben.

(gg) Der Be­klag­te macht mit der Be­ru­fung auch oh­ne Er­folg gel­tend, ei­ne blo­ße und – nach sei­nem Vor­brin­gen – rechts­wid­ri­ge Ein­tra­gung im SIS rei­che als Rechts­man­gel auch des­we­gen nicht aus, weil dem Schen­ge­nab­kom­men in­zwi­schen ei­ne Viel­zahl von Staa­ten bei­ge­tre­ten sei­en, de­ren Rechts­kul­tur bzw. -an­wen­dung sehr deut­lich von deut­schen Ver­hält­nis­sen ab­wei­chen wür­den.

Der Be­klag­te ver­kennt da­bei zum ei­nen, dass der SIS-Ein­trag (bzw. der ihm zu­grun­de lie­gen­de Sach­ver­halt) im vor­lie­gen­den Fall auf Vor­fäl­len in Ita­li­en be­ruht. Dass die Rechts­kul­tur bzw. -an­wen­dung in Ita­li­en sehr deut­lich von deut­schen Ver­hält­nis­sen ab­weicht, wird vom Be­klag­ten nicht hin­rei­chend kon­kret (ins­be­son­de­re im hier in Re­de ste­hen­den Fahr­zeug­be­reich) dar­ge­tan.

Der Fra­ge der Ver­gleich­bar­keit von Rechts­kul­tur bzw. -an­wen­dung von an­de­ren Schen­gen­staa­ten mit deut­schen Ver­hält­nis­sen kann zu­dem im Rah­men der Fra­ge, ob ein SIS-Ein­trag ei­nen Rechts­man­gel i. S. von § 435 BGB dar­stellt, kein ent­schei­dungs­er­heb­li­ches Ge­wicht bei­ge­mes­sen wer­den, da auch in­so­weit im Schen­gen­raum – je­den­falls aber für Maß­nah­men in Ita­li­en – der oben an­ge­ge­be­ne Grund­satz der Funk­ti­ons­äqui­va­lenz bzw. Sub­sti­tu­ti­on zu gel­ten hat (vgl. BGH, Urt. v. 04.10.1989 – IVb ZB 9/88, ju­ris; Pa­landt/Thorn, a. a. O., Einl. v. Art. 3 EGBGB Rn. 31 m. w. Nachw.).

Der auf Vor­fäl­len in Ita­li­en be­ru­hen­de SIS-Ein­trag be­stand hier in­des un­strei­tig be­reits im Zeit­punkt des Ge­fahr­über­gangs bzw. des – et­wai­gen – Ei­gen­tums­über­gangs, im Zeit­punkt der Be­schlag­nah­me/Si­cher­stel­lung sei­tens der pol­ni­schen Be­hör­den und auch im Rück­tritts­zeit­punkt und hat – in­so­weit un­strei­tig – da­zu ge­führt, dass dem Klä­ger da­durch von der Be­schlag­nah­me/Si­cher­stel­lung am 06.07.2012 bis zum Zeit­punkt der Rück­tritts­er­klä­rung am 04.09. bzw. 18.10.2012 jeg­li­che Nut­zung des Fahr­zeugs ent­zo­gen war, zu de­ren Ein­räu­mung sich der Be­klag­te bzw. sei­ne Rechts­vor­gän­ge­rin zu­vor kauf­ver­trag­lich ver­pflich­tet hat­te.

(hh) So­weit die Be­ru­fung des Be­klag­ten es für un­ver­ständ­lich hält, war­um sich die ita­lie­ni­schen Be­hör­den im Hin­blick auf die ih­nen seit dem Vor­fall in Kie­fers­fel­den be­kann­te SIS-Ein­tra­gung in kei­ner Wei­se um wei­te­re Maß­nah­men be­müht hät­ten, über­sieht er, dass ihm so­wohl vor dem Ver­kauf an den Klä­ger (da­zu noch un­ten) als auch nach der Mit­tei­lung der Maß­nah­men der pol­ni­schen Be­hör­den durch den Klä­ger mit Schrei­ben vom 16.07.2012 (An­la­ge K 4, 13) und des­sen Auf­for­de­rung, die Frei­ga­be des Fahr­zeugs in Po­len her­bei­zu­füh­ren, die Be­sei­ti­gung des SIS-Ein­trags (bzw. die Klä­rung der ihm zu­grun­de lie­gen­den Um­stän­de) selbst ob­lag (vgl. OLG Hamm, Urt. v. 20.01.2011 – I-28 U 139/10, ju­ris Rn. 22; Arens, DAR 2013, 271, 272 [un­ter 3]; Wer­ten­bruch, ZGS 2004, 367).

(ii) Der wei­te­re Be­ru­fungs­ein­wand des Be­klag­ten, auch in den in der Be­ru­fungs­be­grün­dung von ihm zi­tier­ten Ur­tei­len sei­en feh­ler­haf­te bzw. ver­ges­se­ne SIS-Ein­tra­gun­gen, auch wenn sie über ei­nen län­ge­ren Zeit­raum nicht auf­ge­ho­ben bzw. prä­zi­siert wor­den sei­en, nicht als Rechts­man­gel an­ge­se­hen wor­den, hat eben­falls kei­nen Er­folg.

Dem Ur­teil des OLG Hamm vom 20.01.2011 – I-28 U 139/10, ju­ris – und dem Ur­teil des LG Bonn vom 30.10.2009 – 2 O 252/09, ju­ris – la­gen zum ei­nen vom vor­lie­gen­den Fall er­heb­lich ab­wei­chen­de Sach­ver­hal­te zu­grun­de. Zu­dem hat das OLG Hamm den dort gel­tend ge­mach­ten Scha­dens­er­satz­an­spruch man­gels Ver­schul­den zu­rück­ge­wie­sen; das LG Bonn hat sei­ne recht­li­che Be­wer­tung des SIS-Ein­trags zu­dem auf die An­nah­me ge­stützt, dort sei von ei­ner Be­schlag­nah­me ge­mäß § 94 II StPO aus­zu­ge­hen.

Das Be­klag­ten­vor­brin­gen lässt auch in­so­weit ei­ne hin­rei­chen­de Be­rück­sich­ti­gung der oben an­ge­ge­be­nen be­son­de­ren Um­stän­de des vor­lie­gen­den Falls und den – im Rah­men der zu­min­dest se­kun­dä­ren Dar­le­gungs­last – not­wen­di­gen Vor­trag zur an­geb­li­chen Feh­ler­haf­tig­keit bzw. Nicht­be­rech­ti­gung des SIS-Ein­tra­ges im Zeit­punkt des Ge­fahr­über­gangs bzw. des – et­wai­gen – Ei­gen­tums­über­gangs bzw. im Zeit­punkt der Rück­tritts­er­klä­rung ver­mis­sen, ob­gleich – in­so­weit un­strei­tig – Drit­te sich ak­tiv Ei­gen­tums­rech­ten an dem vom Klä­ger ge­kauf­ten Fahr­zeug be­rüh­men.

(jj) Der wei­te­re Be­ru­fungs­ein­wand des Be­klag­ten, an­dern­falls wür­den vor­läu­fi­ge, recht­lich über­aus un­si­che­re und un­ge­klär­te Sach­ver­hal­te zur Grund­la­ge für die An­nah­me ei­nes dau­er­haf­ten Rechts­man­gels er­ho­ben, und die Si­cher­heit deut­scher Rechts­ge­schäf­te wür­de in un­ver­tret­ba­rem Maß be­ein­träch­tigt, hat eben­falls kei­nen Er­folg.

Der Be­klag­te ver­kennt auch bei die­sem Ein­wand, dass es ihm – un­ter Be­rück­sich­ti­gung der als sol­chen un­strei­ti­gen Um­stän­de (Fort­be­stand des SIS-Ein­trags im Zeit­punkt des Ge­fahr­über­gangs bzw. des – et­wai­gen – Ei­gen­tums­über­gangs) – als Fahr­zeug­ver­käu­fer selbst ob­lag, sich nach den oben an­ge­ge­be­nen, ihm vom Klä­ger mit­ge­teil­ten Maß­nah­men der pol­ni­schen Be­hör­den um die zur Be­sei­ti­gung des Rechts­man­gels des Fahr­zeugs in Ge­stalt des fort­be­ste­hen­den SIS-Ein­trags zu be­mü­hen, ins­be­son­de­re die dem SIS-Ein­trag zu­grun­de lie­gen­den Um­stän­de – ge­ge­be­nen­falls un­ter Be­schaf­fung/Vor­la­ge ent­spre­chen­der Nach­wei­se – ge­gen­über den pol­ni­schen bzw. ita­lie­ni­schen Be­hör­den zu klä­ren. Da er die­ser Ob­lie­gen­heit trotz ent­spre­chen­der Auf­for­de­rung und Frist­set­zung bis zum 04.09.2012 und auch bis zum 08.10.2012 nicht nach­ge­kom­men ist, ist der Klä­ger wirk­sam vom Kauf­ver­trag zu­rück­ge­tre­ten.

(kk) So­weit der Be­klag­te gel­tend macht, dass er – als Nich­tei­gen­tü­mer des Fahr­zeugs – nichts un­ter­neh­men kön­ne, um die feh­ler­haf­te SIS-Ein­tra­gung zu be­sei­ti­gen, wie sei­ne er­folg­lo­sen Hilfs­ver­su­che in Po­len be­leg­ten, die dort we­gen feh­len­der Be­rech­ti­gung bzw. Voll­macht des Ei­gen­tü­mers zu­rück­ge­wie­sen wor­den sei­en, viel­mehr kön­ne nur der Klä­ger als Ei­gen­tü­mer sich ge­gen die feh­ler­haf­te SIS-Ein­tra­gung er­folg­reich zur Wehr set­zen, hat er auch da­mit kei­nen Er­folg.

Der Be­klag­te als Ver­käu­fer hat­te vor der Rück­tritts­er­klä­rung sei­tens des Klä­gers – seit dem an­walt­li­chen Schrei­ben vom 16.07.2012 und den dar­auf­hin er­folg­ten Te­le­fo­na­ten bzw. dem wei­te­ren an­walt­li­chen Schrei­ben vom 19.09.2012 – hin­rei­chen­de Ge­le­gen­heit, den ur­kund­lich be­leg­ten Rechts­man­gel des Fahr­zeugs (in Ge­stalt des SIS-Ein­trags) zu klä­ren. Sei­ne Ob­lie­gen­hei­ten be­zo­gen sich da­bei ins­be­son­de­re auf die Klä­rung der dem fort­be­ste­hen­den SIS-Ein­trag zu­grun­de lie­gen­den Um­stän­de und – ent­spre­chend der Ver­si­che­rung im Kauf­ver­trag – auf die Klä­rung bzw. Ab­wehr (et­wai­ger) Rech­te Drit­ter.

So­weit er da­bei auf Mit­wir­kungs­hand­lun­gen des Klä­gers an­ge­wie­sen ge­we­sen sein soll­te, hat­te er die­se bei den pol­ni­schen Be­hör­den ge­ge­be­nen­falls recht­zei­tig zu er­mit­teln und ge­ge­be­nen­falls ge­gen­über dem Klä­ger un­ter ge­nau­er Be­zeich­nung recht­zei­tig gel­tend zu ma­chen. Dass der Be­klag­te die­ser Ob­lie­gen­heit nach­ge­kom­men ist, folgt we­der aus sei­nem erst­in­stanz­li­chen Vor­brin­gen noch aus sei­nem Be­ru­fungs­vor­brin­gen. Ins­be­son­de­re ge­nügt in­so­weit kei­nes­falls der Hin­weis, der Klä­ger sei ge­schäfts­er­fah­re­ner Fahr­zeug­händ­ler, bzw. die blo­ße Wei­ter­lei­tung des Schrei­bens des Rechts­an­walts W (als Ver­tre­ter der Au­to­pres­ti­ge S.r.l., Ita­li­en) vom 11.09.2012 nebst An­la­gen. Dass der Klä­ger – et­wa er­for­der­li­che – Mit­wir­kungs­hand­lun­gen ver­wei­gert ha­ben soll, folgt aus dem Be­klag­ten­vor­brin­gen in bei­den In­stan­zen eben­falls nicht.

b) Zu dem im Be­reich der Ge­währ­leis­tung ge­mäß § 446 Satz 1 BGB maß­geb­li­chen Zeit­punkt der Über­ga­be des streit­ge­gen­ständ­li­chen Fahr­zeugs (Ge­fahr­über­gang) bzw. des durch die Be­klag­te an den Klä­ger im Ju­ni 2012 bzw. des in die­sem Zeit­punkt zu­gleich be­ab­sich­tig­ten – et­wai­gen – Ei­gen­tums­über­gangs (vgl. BGH, Urt. v. 18.02.2004 – VI­II ZR 78/03, ju­ris Rn. 8; Rein­king/Eg­gert, a. a. O., Rn. 4655 m. w. Nachw.) lag der SIS-Ein­trag als Um­stand, der am 06.07.2012 zur oben an­ge­ge­be­nen Be­schlag­nah­me/Si­cher­stel­lung des Fahr­zeugs durch die pol­ni­schen Er­mitt­lungs-/Straf­ver­fol­gungs­be­hör­den ge­führt hat, – in­so­weit un­strei­tig – be­reits vor und be­stand auch bis zum Zeit­punkt der Rück­tritts­er­klä­rung des Klä­gers durch an­walt­li­ches Schrei­ben vom 04.09.2012 bzw. de­ren Wie­der­ho­lung bzw. Auf­recht­er­hal­tung durch an­walt­li­ches Schrei­ben vom 08.10.2012 noch fort.

c) Auch die wei­te­ren Vor­aus­set­zun­gen für ei­nen wirk­sa­men Rück­tritt lie­gen vor.

aa) Ge­gen die Aus­füh­run­gen im an­ge­foch­te­nen Ur­teil zur wirk­sa­men Aus­übung des … Rück­tritts­rechts durch die … an­walt­li­chen Schrei­ben des Klä­gers vom 04.09. bzw. 08.10.2012, ei­ne wirk­sa­me Frist­set­zung bzw. de­ren Ent­behr­lich­keit im Hin­blick auf das nach­fol­gen­de pro­zes­sua­le Ver­hal­ten des Be­klag­ten (bzw. de­ren Rechts­vor­gän­ge­rin) bzw. des­sen/de­ren nach­fol­gen­de pro­zes­sua­le Er­klä­run­gen er­hebt die Be­ru­fung des Be­klag­ten kei­ne ge­son­der­ten An­grif­fe.

bb) Es han­delt sich auch nicht um ei­ne un­er­heb­li­che Pflicht­ver­let­zung i. S. von § 323 V 2 BGB, da sich das Fahr­zeug seit dem 06.07.2012 bis zur Rück­tritts­er­klä­rung vom 08.10.2012, das heißt über ei­nen Zeit­raum von mehr als drei Mo­na­ten, im Ge­wahr­sam der pol­ni­schen Straf­ver­fol­gungs­be­hör­den be­fun­den hat und da­mit ei­ner Nut­zung durch den Klä­ger kom­plett ent­zo­gen ge­we­sen ist. Da­mit hat sich die mit dem SIS-Ein­trag (und den o. a. ihm zu­grun­de lie­gen­den, we­der bis zum 08.10.2012 noch bis zu­letzt hin­rei­chend ge­klär­ten tat­säch­li­chen und recht­li­chen Um­stän­den) ein­her­ge­hen­de la­ten­te Ge­fahr ei­ner Si­cher­stel­lung bzw. Be­schlag­nah­me des Fahr­zeugs beim Ver­such ei­ner ers­ten Aus­lands­fahrt nur kur­ze Zeit nach Ge­fahr­über­gang am 18.06.2012 rea­li­siert. Dies stellt sich nicht als Aus­druck ei­nes all­ge­mei­nen Le­bens­ri­si­kos dar.

Wenn – wie hier – der SIS-Ein­trag be­reits vor Über­ga­be der Kauf­sa­che an den Käu­fer ent­stan­den war (bzw. zu­min­dest an­ge­legt war), weist § 446 Satz 1 BGB – wie be­reits vom Land­ge­richt zu­tref­fend aus­ge­führt – ein sol­ches Ri­si­ko dem Ver­käu­fer zu (vgl. OLG Hamm, Urt. v. 20.01.2011 – I-28 U 139/10, ju­ris Rn. 22 m. w. Nachw.; Wer­ten­bruch, ZGS 2004, 367 [un­ter III 2]; Er­man/Gru­ne­wald, BGB, 13. Aufl. [2012], § 435 Rn. 10 m. w. Nachw. in Fn. 17; Arens, DAR 2013, 271, 272 [un­ter 3).

Die Rechts­vor­gän­ge­rin des Be­klag­ten war – je­den­falls nach ent­spre­chen­den In­for­ma­tio­nen durch den Klä­ger über die Maß­nah­men der pol­ni­schen Be­hör­den we­gen des fort­be­ste­hen­den SIS-Ein­tra­ges seit dem 06.07.2012 und den ent­spre­chen­den Auf­for­de­run­gen durch den Klä­ger, die An­ge­le­gen­heit zu klä­ren – ver­pflich­tet, schon die blo­ße Ge­fahr ei­ner wei­te­ren In­an­spruch­nah­me des Fahr­zeugs in­fol­ge des fort­be­ste­hen­den SIS-Ein­trags zu be­sei­ti­gen (vgl. BGH, Urt. v. 18.02.2004 – VI­II ZR 78/03, ju­ris Rn. 8 m. w. Nachw.).

In­so­weit kann auch ei­ne Par­al­le­le zur Ab­gren­zung zwi­schen der vor­über­ge­hen­den und der dau­er­haf­ten Un­mög­lich­keit im Rah­men von § 275 I BGB ge­zo­gen wer­den. Dort steht die vor­über­ge­hen­de Un­mög­lich­keit der dau­ern­den Un­mög­lich­keit gleich, wenn – wie hier je­den­falls nach Ab­lauf von mehr als drei Mo­na­ten (06.07. bis 08.10.2012) – die Er­rei­chung des Ver­trags-/Ge­schäfts­zwecks in­fra­ge ge­stellt ist und dem an­de­ren Teil das Fest­hal­ten am Ver­trag bis zum Weg­fall des Leis­tungs­hin­der­nis­ses da­her nicht zu­ge­mu­tet wer­den kann (vgl. Pa­landt/Hein­richs, BGB, 73. Aufl. [2014], § 275 Rn. 11 m. w. Nachw.; OLG Karls­ru­he, Urt. v. 14.09.2004 – 8 U 97/04, ju­ris Rn. 44; Hof­stät­ter, DAR 2007, 591 [un­ter 2 b aa]).

Die Fra­ge, ob der Klä­ger be­rech­tigt ist, al­le bis zur letz­ten münd­li­chen Ver­hand­lung im Be­ru­fungs­ver­fah­ren (ins­be­son­de­re die o. a. wei­te­re Ent­wick­lung in Po­len und den in­zwi­schen ca. 2,5 Jah­re an­dau­ern­den Ent­zug jed­we­der kauf­ver­trag­lich vor­ge­se­hen Nut­zungs­mög­lich­keit des Fahr­zeugs) als wei­te­re Rück­tritts­grün­de „nach­zu­schie­ben“ (ent­spre­chend der Zu­läs­sig­keit des Nach­schie­bens von Kün­di­gungs­grün­den, vgl. Pa­landt/Wei­den­kaff, a. a. O., vor § 620 Rn. 36, § 626 Rn. 30, 32 m. w. Nachw.), ist nach al­le­dem nicht ent­schei­dungs­er­heb­lich.

cc) Auf ein Ver­schul­den des Be­klag­ten bzw. de­ren Rechts­vor­gän­ge­rin, ins­be­son­de­re ei­ne Kennt­nis vom SIS-Ein­trag bzw. der ihm zu­grun­de lie­gen­den tat­säch­li­chen und recht­li­chen Um­stän­de (ins­be­son­de­re auch der Si­cher­stel­lung/Be­schlag­nah­me in Kie­fers­fel­den vom 13.12.2011) kommt es für das vom Klä­ger gel­tend ge­mach­te Rück­tritts­recht – wie vom Land­ge­richt zu­tref­fend aus­ge­führt – nicht an (vgl. Pa­landt/Wei­den­kaff, a. a. O., § 437 Rn. 22). In­so­weit kann im Rah­men der vor­ste­hen­den Ge­währ­leis­tungs­pflich­ten des Be­klag­ten da­hin­ste­hen, ob und in­wie­weit der Recht­vor­gän­ge­rin des Be­klag­ten als ge­werb­li­che Fahr­zeug­händ­le­rin Prü­fungs- bzw. Nach­for­schungs­pflich­ten ob­la­gen (da­zu im Ein­zel­nen noch un­ten zu 2).

dd) Der Ge­währ­leis­tungs­an­spruch des Klä­gers ist – ent­ge­gen dem vom Be­klag­ten erst­mals in der münd­li­chen Ver­hand­lung im Be­ru­fungs­ver­fah­ren er­ho­be­nen Ein­wand – nicht ge­mäß § 377 HGB aus­ge­schlos­sen.

Selbst wenn der Se­nat un­ter­stel­len woll­te, dass sich der in Re­de ste­hen­de „Händ­ler­ver­trag über ein ge­brauch­tes Fahr­zeug“ als ein bei­der­sei­ti­ges Han­dels­ge­schäft i. S von § 377 HGB dar­stellt, und der Se­nat da­von aus­geht, dass § 377 HGB nach dem Schuld­rechts­mo­der­ni­sie­rungs­ge­setz auf Rechts­män­gel an­wend­bar ist (vgl. Hopt, in: Baum­bach/Hopt, HGB, 36. Aufl. [2014], § 377 Rn. 12 m. w. Nachw.), kann sich die Be­klag­te hier schon ge­mäß § 377 V HGB nicht auf die Ge­neh­mi­gungs­fik­ti­on des § 377 II HGB be­ru­fen.

(a) Die Rechts­vor­gän­ge­rin des Be­klag­ten hat den Rechts­man­gel be­reits in­so­weit arg­lis­tig ver­schwie­gen, als der Be­klag­te im Rah­men sei­nes erst­in­stanz­li­chen Vor­brin­gens im Schrift­satz vom 22.03.2013 die Kennt­nis sei­ner Rechts­vor­gän­ge­rin von der Be­schlag­nah­me/Si­cher­stel­lung durch die Staats­an­walt­schaft Traun­stein im Zeit­raum vom 13.12.2011 bis zum 24.05.2012 (und da­mit auch die Kennt­nis des SIS-Ein­tra­ges als des zu­grun­de lie­gen­den Um­stands) i. S. von § 288 ZPO zu­ge­stan­den hat, in­dem dort be­klag­ten­seits aus­drück­lich vor­ge­tra­gen wur­de:

„Nach der aus­drück­li­chen Frei­ga­beer­klä­rung durch die Staats­an­walt­schaft Traun­stein vom 24.05.2012 hat­te die Be­klag­te kei­ner­lei An­lass an­zu­neh­men, dass es zu­künf­tig zu Pro­ble­men kom­men könn­te. Viel­mehr be­stand ge­ra­de auf­grund der Über­prü­fung durch die Staats­an­walt­schaft Traun­stein und durch die Frei­ga­be in die­sem Fall ei­ne ge­stei­ger­te Ge­wiss­heit dar­über, dass das Fahr­zeug nicht mit Rech­ten Drit­ter be­haf­tet sein wür­de.“

In­so­weit stel­len sich die An­ga­ben des Be­klag­ten bzw. des­sen jet­zi­gen Ge­schäfts­part­ners B, man ha­be be­klag­ten­seits von ei­ner Si­cher­stel­lung durch die Staats­an­walt­schaft Traun­stein vom 14.12.2011 bis 24.05.2012 nichts ge­wusst, als un­zu­läs­si­ger Wi­der­ruf des vor­he­ri­gen pro­zes­sua­len Ge­ständ­nis­ses dar, da das Vor­lie­gen der Vor­aus­set­zun­gen des § 290 ZPO nicht er­sicht­lich ist.

Hin­zu kommt, dass der Be­klag­te in bei­den In­stan­zen ei­ne nach­voll­zieh­ba­re Er­klä­rung da­für fäl­lig ge­blie­ben ist, war­um ihr die ita­lie­ni­schen Kraft­fahr­zeug­pa­pie­re, in de­nen der al­ba­ni­sche Staats­an­ge­hö­ri­ge T als Hal­ter ver­merkt ist, im Zeit­punkt des Ab­schlus­ses des Kauf­ver­trags vom 18.06.2012 nicht vor­la­gen und nebst Zweit­schlüs­sel dem Klä­ger spä­ter erst noch nach­ge­reicht wer­den soll­ten bzw. wor­den sind.

Zu­dem lässt das schrift­sätz­li­che Vor­brin­gen des Be­klag­ten in bei­den In­stan­zen auch nicht er­ken­nen, wann der von ihm be­haup­te­te Kom­mis­si­ons­ver­trag mit der Au­to­pres­ti­ge S.r.l. (Ita­li­en) ge­schlos­sen wor­den sein soll, das heißt vor, im oder nach dem oben an­ge­ge­be­nen Si­cher­stel­lungs­zeit­raum vom 14.12.2011 bis zum 24.05.2012. War in­des der be­haup­te­te Kom­mis­si­ons­ver­trag be­reits vor dem 14.12.2011 ge­schlos­sen wor­den, wo­für al­les spricht, da das Fahr­zeug nicht oh­ne be­ste­hen­den Kom­mis­si­ons­ver­trag nach Deutsch­land ver­bracht wor­den sein wird, muss­te sich für die Rechts­vor­gän­ge­rin des Be­klag­ten die Fra­ge auf­drän­gen, war­um das von ihr in Kom­mis­si­on zu ver­kau­fen­de Fahr­zeug meh­re­re Mo­na­te auf sich war­ten ließ.

Dass die Rechts­vor­gän­ge­rin der Be­klag­ten den vom Klä­ger ver­ein­nahm­ten Kauf­preis an die Au­to­pres­ti­ge S.r.l. (Ita­li­en) aus­ge­kehrt ha­ben will, stellt sich nicht ein­mal als Be­weis­an­zei­chen/-in­diz für ih­re feh­len­de Kennt­nis von den Vor­fäl­len in Kie­fers­fel­den bzw. Traun­stein (bzw. von dem die­sen Vor­fäl­len zu­grun­de lie­gen­den SIS-Ein­trag) dar.

(b) Zu­dem ist – bei Wahr­un­ter­stel­lung ei­nes vom Be­klag­ten be­haup­te­ten „ver­deck­ten Kom­mis­si­ons­ge­schäfts“, „im ei­ge­nen Na­men auf frem­de Rech­nung … im In­nen­ver­hält­nis für die Au­to­pres­ti­ge S.r.l.“ sei­ner Rechts­vor­gän­ge­rin für die Au­to­pres­ti­ge S.r.l. (Ita­li­en) – die Kennt­nis der Au­to­pres­ti­ge S.r.l. (Ita­li­en) als Kom­mit­ten­tin von dem SIS-Ein­trag, von den dem SIS-Ein­trag zu­grun­de lie­gen­den Um­stän­den (auf de­nen die spä­te­re Be­schlag­nah­me/Si­cher­stel­lung/Hin­ter­le­gung durch die pol­ni­schen Be­hör­den be­ruh­te) und auch von den dar­aus fol­gen­den Vor­fäl­len in Kie­fers­fel­den vom 13.12.2011 (mit ei­ner be­reits mehr­mo­na­ti­gen Be­schlag­nah­me/Si­cher­stel­lung des Fahr­zeugs durch die Staats­an­walt­schaft Traun­stein bis zum 24.05.2012) bzw. in Köln (mit ei­ner au­ßer­ge­wöhn­lich in­ten­si­ven, ca. ein­stün­di­gen Po­li­zei­kon­trol­le) der Rechts­vor­gän­ge­rin des Be­klag­ten (als Kom­mis­sio­nä­rin) bzw. da­mit dem Be­klag­ten ent­spre­chend § 166 II BGB zu­zu­rech­nen (vgl. Staub/Kol­ler, HGB, Stand: 10/2008, § 383 Rn. 70; dif­fe­ren­zie­rend, aber bei Arg­list be­ja­hend: Krü­ger, in: Eben­roth/Bou­jong/Joost/Strohn, HGB, 2. Aufl. [2009], § 383 Rn. 44 f. m. w. Nachw.: § 166 BGB ana­log; Schle­gel­ber­ger/He­f­er­mehl, HGB, 5. Aufl., § 383 Rn. 31: Treu­wid­rig­keit des Ein­wan­des der Un­kennt­nis durch den Kom­mis­sio­när, § 242 BGB; Hopt, in: Baum­bach/Hopt, a. a. O., § 383 Rn. 19 f. m.w. Nachw.).

Ei­ne Kennt­nis der Au­to­pres­ti­ge S.r.l. (Ita­li­en) als Kom­mit­ten­tin von dem SIS-Ein­trag, von den dem SIS-Ein­trag zu­grun­de­lie­gen­den Um­stän­den (auf de­nen die spä­te­re Be­schlag­nah­me/Si­cher­stel­lung/Hin­ter­le­gung durch die pol­ni­schen Be­hör­den be­ruht) und auch von den dar­aus fol­gen­den Vor­fäl­len in Kie­fers­fel­den bzw. Traun­stein (mit ei­ner be­reits mehr­mo­na­ti­gen Be­schlag­nah­me/Si­cher­stel­lung des Fahr­zeugs) bzw. in Köln (mit ei­ner au­ßer­ge­wöhn­lich in­ten­si­ven, ca. ein­stün­di­gen Po­li­zei­kon­trol­le) ist in­des vom Be­klag­ten in bei­den In­stan­zen nicht an­satz­wei­se be­strit­ten wor­den und zu­dem in mehr­fa­cher Hin­sicht ur­kund­lich und be­weis­kräf­tig be­legt, da die Her­aus­ga­be durch die Staats­an­walt­schaft Traun­stein nach mehr­mo­na­ti­ger Be­schlag­nah­me/Si­cher­stel­lung auf ihr Be­trei­ben un­ter Ein­schal­tung des Rechts­an­walts W an die­se Fir­ma er­folgt ist.

d) Der Klä­ger hat sei­nen An­spruch auf Rück­zah­lung des Kauf­prei­ses – mit Bin­dungs­wir­kung (§ 308 I ZPO) – mit ei­ner Zug-um-Zug-Ein­schrän­kung ver­se­hen, wo­bei der Be­klag­te die Hö­he der vom Klä­ger be­rück­sich­tig­ten Nut­zungs­ent­schä­di­gung in Hö­he von 493,50 €, die un­ter­halb des sich nach üb­li­cher Be­rech­nung in­so­weit er­ge­ben­den Be­trags liegt, auch im Be­ru­fungs­ver­fah­ren nicht be­strit­ten hat.

e) Im Hin­blick auf die vor­ste­hen­den Fest­stel­lun­gen des Se­nats ist hier – wie auch im vom BGH durch Ur­teil vom 18.02.2004 (VI­II ZR 78/03, ju­ris Rn. 16) ent­schie­de­nen Fall – die vom Land­ge­richt zu­tref­fend of­fen­ge­las­se­ne Fra­ge auch im Be­ru­fungs­ver­fah­ren nicht ent­schei­dungs­er­heb­lich, ob sich ein Rück­tritts­recht des Klä­gers un­ter Be­rück­sich­ti­gung et­wai­ger Rech­te der BANK-now AG bzw. der Zü­rich Ver­si­che­rungs-Ge­sell­schaft AG, Schweiz, bzw. A.B.S. All Bra­ke Sys­tems B.V., Nie­der­lan­de, – ge­ge­be­nen­falls auch – auch we­gen Nicht­ver­schaf­fung des Ei­gen­tums und da­mit Nicht­er­fül­lung der kauf­ver­trag­li­chen Haupt­leis­tungs­pflicht des Be­klag­ten bzw. des­sen Rechts­vor­gän­ge­rin er­gibt (§§ 433 I, 323 I, 346 I BGB).

2. Je­den­falls steht dem Klä­ger der vom Land­ge­richt zu­er­kann­te An­spruch auf Rück­ab­wick­lung des Kauf­ver­trags we­gen – zu­min­dest be­dingt vor­sätz­li­cher – Ver­let­zung ei­ner vor­ver­trag­li­chen Auf­klä­rungs­pflicht aus §§ 280 I, 311 II, 241 II BGB zu. Hier­auf hat der Klä­ger sein Kla­ge­be­geh­ren in bei­den In­stan­zen in zu­läs­si­ger Wei­se hilfs­wei­se ge­stützt.

a) §§ 280 I, 311 II, 241 II BGB wer­den hier nicht durch das – grund­sätz­lich vor­ran­gi­ge – Ge­währ­leis­tungs­recht ver­drängt.

aa) §§ 434 ff. BGB schlie­ßen als Son­der­re­geln die An­wen­dung von §§ 280 I, 311 II, 241 II BGB zum ei­nen nur in Be­zug auf den Ge­währ­leis­tungs­sach­ver­halt aus (vgl. Pa­landt/Wei­den­kaff, a. a. O., § 437 Rn. 51 ff.; Pa­landt/Grü­ne­berg, BGB, 74. Aufl. [2014], § 311 Rn. 15 ff. m. w. Nachw.). Wenn der Se­nat – ent­ge­gen sei­nen vor­ste­hen­den Fest­stel­lun­gen – hilfs­wei­se un­ter­stel­len woll­te, dass sich der SIS-Ein­trag bzw. die oben an­ge­ge­be­nen ihm zu­grun­de lie­gen­den Um­stän­de und die dar­aus fol­gen­den in Po­len im Zeit­raum vom 06.07. bis 08.10.2012 ein­ge­tre­te­nen Sach­ver­hal­te nicht als ge­währ­leis­tungs­pflich­ti­ger Rechts­man­gel dar­stel­len, wä­re die An­wen­dung der §§ 280 I, 311 II, 241 II BGB dem­entspre­chend nicht aus­ge­schlos­sen.

bb) §§ 434 ff. BGB schlie­ßen als Son­der­re­geln die An­wen­dung von §§ 280 I, 311 II, 241 II BGB zum an­de­ren dann – selbst in Be­zug auf ei­nen Ge­währ­leis­tungs­sach­ver­halt – nicht aus, wenn der Ver­käu­fer … vor­sätz­lich (bzw. arg­lis­tig) ge­han­delt hat (vgl. Pa­landt/Wei­den­kaff, a. a. O., § 437 Rn. 51 ff.; Pa­landt/Grü­ne­berg, a. a. O., § 311 Rn. 17 m. w. Nachw.; vgl. auch Rein­king/Eg­gert, a. a. O., Rn. 3689 f.), wo­von hier aus­zu­ge­hen ist.

b) Die Rechts­vor­gän­ge­rin des Be­klag­ten traf hier näm­lich als ge­werb­li­che Ver­käu­fe­rin ei­nes Kraft­fahr­zeugs ei­ne vor­ver­trag­li­che Un­ter­su­chungs- und Auf­klä­rungs­pflicht, ins­be­son­de­re ei­ne Pflicht zur „Her­kunfts-/Dieb­stahls­prü­fung“ (vgl. BGH, Urt. v. 18.06.1980 – VI­II ZR 139/79, NJW 1980, 2184, 2185 f.; vgl. auch OLG Hamm, Urt. v. 20.01.2011 – I-28 U 139/10, ju­ris Rn. 28; OLG Karls­ru­he, Urt. v. 14.09.2004 – 8 U 97/04, ju­ris Rn. 63 ff.; Rein­king/Eg­gert, a. a. O., Rn. 3851 ff. m. w. Nachw.; Hof­stät­ter, DAR 2007, 591 [un­ter 2 b cc]).

Beim Er­werb von ei­nem Händ­ler kann der Käu­fer zwar nicht oh­ne Wei­te­res da­von aus­ge­hen, dass der Ver­käu­fer das Fahr­zeug zu­vor von dem­je­ni­gen über­nom­men hat, der im Fahr­zeug­brief (nun­mehr: Zu­las­sungs­be­schei­ni­gung Teil II) als letz­ter Hal­ter ein­ge­tra­gen ist (vgl. BGH, Urt. v. 16.12.2009 – VI­II ZR 38/09, NJW 2010, 858 Rn. 16; OLG Bran­den­burg, Urt. v. 12.01.2011 – 7 U 158/09, ju­ris Rn. 24), da die Be­schaf­fungs­we­ge ei­nes Fahr­zeug­händ­lers viel­fäl­tig sein kön­nen (vgl. Rein­king/Eg­gert, a. a. O., Rn. 3226 m. w. Nachw.).

Dies än­dert in­des nichts dar­an, dass – das Vor­brin­gen des Be­klag­ten zu ei­nem Kom­mis­si­ons­ge­schäft un­ter­stellt – hier sei­ner Rechts­vor­gän­ge­rin im Zeit­punkt des Ab­schlus­ses des Kauf­ver­trags ent­we­der selbst der fort­be­ste­hen­de SIS-Ein­trag, die ihm zu­grun­de lie­gen­den Um­stän­de und auch die dar­aus fol­gen­den bis da­hin ein­ge­tre­te­nen Um­stän­de (ins­be­son­de­re die mehr­mo­na­ti­ge Si­cher­stel­lung durch die Staats­an­walt­schaft Traun­stein und die un­ge­wöhn­lich in­ten­si­ve Po­li­zei­kon­trol­le in Köln) po­si­tiv be­kannt wa­ren bzw. bei pflicht­ge­mä­ßer Her­kunfts­prü­fung hät­ten be­kannt sein müs­sen bzw. ihr je­den­falls das dies­be­züg­li­che Wis­sen ih­rer – be­haup­te­ten – Kom­mit­ten­tin (der Au­to­pres­ti­ge S.r.l., Ita­li­en) ent­spre­chend § 166 II BGB zu­zu­rech­nen ist bzw. der Ein­wand an­geb­li­cher Un­kennt­nis we­gen Treu­wid­rig­keit – § 242 BGB – un­zu­läs­sig ist. In­so­weit nimmt der Se­nat zur Ver­mei­dung von Wie­der­ho­lun­gen auf sei­ne vor­ste­hen­den Fest­stel­lun­gen im Rah­men von § 377 HGB Be­zug.

Ein Ver­käu­fer, der in­des po­si­ti­ve Kennt­nis – bzw. zu­min­dest greif­ba­re, auf der Hand lie­gen­de – An­halts­punk­te für ei­nen Rechts­man­gel ei­nes Fahr­zeugs hat bzw. bei pflicht­ge­mä­ßer Prü­fung er­ken­nen kann, darf die­ses Fahr­zeug nicht oh­ne Of­fen­ba­rung die­ser po­si­ti­ven Kennt­nis bzw. Ver­dachts­mo­men­te zum Kauf an­bie­ten bzw. ver­kau­fen (vgl. Rein­king/Eg­gert, a. a. O., Rn. 3863; vgl. auch Rn. 3227 so­wie BGH, Urt. v. 16.12.2009 – VI­II ZR 38/09, NJW 2010, 858 Rn. 16).

c) Die Pflicht­ver­let­zung ist auch kau­sal, da der Be­klag­te we­der den für den Klä­ger spre­chen­den An­scheins­be­weis (vgl. Pa­landt/Grü­ne­berg, a. a. O., § 280 Rn. 39 m.. w. Nachw.) ent­kräf­tet hat, dass er bei hin­rei­chen­der Auf­klä­rung durch die Rechts­vor­gän­ge­rin der Be­klag­ten von dem in Re­de ste­hen­den Kauf­ver­trag über das Fahr­zeug voll­stän­dig Ab­stand ge­nom­men hät­te, noch das dies­be­züg­li­che Vor­brin­gen des Klä­gers hin­rei­chend be­strit­ten hat.

d) Der Be­klag­te hat den ihm im Rah­men von §§ 280 I, 311 II, 241 II BGB ge­mäß § 280 I 2 BGB ob­lie­gen­den Ent­las­tungs­be­weis, dass er die vor­ste­hen­de Pflicht­ver­let­zung nicht zu ver­tre­ten hat (vgl. Pa­landt/Grü­ne­berg, a. a. O., § 311 Rn. 59; § 280 Rn. 34 ff. m. w. Nachw.), nicht ge­führt.

Das Ver­schwei­gen der (vor­han­de­nen bzw. je­den­falls ent­spre­chend §§ 166 II, 242 BGB zu­zu­rech­nen­den) Kennt­nis von dem SIS-Ein­trag bzw. von den ihm zu­grun­de lie­gen­den Um­stän­den bzw. den in­fol­ge­des­sen bis zum Kauf­ver­trags­ab­schluss be­reits ein­ge­tre­te­nen Sach­ver­hal­ten (Staats­an­walt­schaft Traun­stein, Staats­an­walt­schaft Köln) sei­tens der Rechts­vor­gän­ge­rin der Be­klag­ten ist viel­mehr eben­so arg­lis­tig wie ei­ne blo­ße Ver­harm­lo­sung der Ver­dachts­grün­de (vgl. Rein­king/Eg­gert, a. a. O., Rn. 3863 m. w. Nachw.) bzw. ei­ne ver­trag­lich er­klär­te Ver­si­che­rung/Ga­ran­tie „ins Blaue hin­ein“ (vgl. BGH, Urt. v. 06.11.2007 – XI ZR 322/03, NJW 2008, 644 Rn. 49; Rein­king/Eg­gert, a. a. O., Rn. 4356 m. w. Nachw.; Pa­landt/El­len­ber­ger, BGB, 73. Aufl. [2014], § 123 Rn. 11), so­dass auch der sub­jek­ti­ve Tat­be­stand für ei­nen An­spruch des Klä­gers aus §§ 280 I, 311 II, 241 II BGB vor­liegt.

e) Als Rechts­fol­ge des An­spruchs aus §§ 280 I, 311 II, 241 II BGB kann der Klä­ger vom Be­klag­ten die Rück­ab­wick­lung des Ver­trags ver­lan­gen (vgl. BGH, Urt. v. 10.01.2006 – XI ZR 169/05, NJW 2006, 845 Rn. 20 ff.; Urt. v. 26.09.1997 – V ZR 29/96, NJW 1998, 302, 303 ff.; Pa­landt/Grü­ne­berg, a. a. O., § 311 Rn. 13, 40 m. w. Nachw.; vgl. auch Pa­landt/Grü­ne­berg, a. a. O., § 280 Rn. 32 m. w. Nachw.).

3. Zin­sen schul­det der Be­klag­te dem Klä­ger seit Ab­lauf der durch Schrei­ben vom 08.10.2012 bis zum 17.10.2012 ge­setz­ten Frist aus Ver­zug (§§ 286, 288 BGB) …

V. Zur Zu­las­sung der Re­vi­si­on be­steht kein An­lass.

1. Die Rechts­sa­che hat kei­ne grund­sätz­li­che Be­deu­tung i. S. von § 543 II 1 Nr. 1 ZPO, da nicht an­zu­neh­men ist, dass die der Rechts­sa­che zu­grun­de lie­gen­de Rechts­fra­ge – un­ter Be­rück­sich­ti­gung der oben an­ge­ge­be­nen be­son­de­ren Um­stän­de des Ein­zel­falls – auch künf­tig in ei­ner un­be­stimm­ten Viel­zahl von Fäl­len wie­der­holt auf­tre­ten wird.

Zu­dem sind über die Aus­le­gung der hier maß­geb­li­chen Rechts­fra­ge (ei­ner Si­cher­stel­lung bzw. Be­schlag­nah­me auf­grund ei­nes SIS-Ein­trags nicht aus­schließ­lich zu Be­weis­zwe­cken, son­dern auch zur Wah­rung der In­ter­es­sen des wah­ren Fahr­zeug­ei­gen­tü­mers im Rah­men der sog. Zu­rück­ge­win­nungs­hil­fe gem. § 111b V StPO i. V. mit § 73 I 2 StGB) in der Recht­spre­chung kei­ne un­ter­schied­li­chen Auf­fas­sun­gen ge­äu­ßert wor­den (vgl. Zöl­ler/Heß­ler, a. a. O., § 522 Rn. 38, § 543 Rn. 11 m. w. Nachw.).

2. Ei­ne Ent­schei­dung des Re­vi­si­ons­ge­richts zur Fort­bil­dung des Rechts oder der Si­che­rung ei­ner ein­heit­li­chen Recht­spre­chung i. S. von § 543 II 1 Nr. 2 ZPO ist eben­falls nicht er­for­der­lich, da der vor­lie­gen­de Ein­zel­fall mit sei­nen be­son­de­ren Um­stän­den kei­nen An­lass gibt, Leit­sät­ze für die Aus­le­gung von Ge­set­zes­be­stim­mun­gen des ma­te­ri­el­len oder pro­zes­sua­len Rechts auf­zu­zei­gen oder Ge­set­zes­lü­cken zu schlie­ßen (vgl. Zöl­ler/Heß­ler, a. a. O., § 522 Rn. 39, § 543 Rn. 12 m. w. Nachw.).

Hin­wei­se: 1. § 111b StPO (Si­cher­stel­lung von Ge­gen­stän­den) lau­te­te vor dem 25.07.2015 wie folgt:

(1) 1Ge­gen­stän­de kön­nen durch Be­schlag­nah­me nach § 111c si­cher­ge­stellt wer­den, wenn Grün­de für die An­nah­me vor­han­den sind, dass die Vor­aus­set­zun­gen für ih­ren Ver­fall oder ih­re Ein­zie­hung vor­lie­gen. 2§ 94 Abs. 3 bleibt un­be­rührt.
(2) Sind Grün­de für die An­nah­me vor­han­den, dass die Vor­aus­set­zun­gen des Ver­falls von Wert­er­satz oder der Ein­zie­hung von Wert­er­satz vor­lie­gen, kann zu de­ren Si­che­rung nach § 111d der ding­li­che Ar­rest an­ge­ord­net wer­den.
(3) 1Lie­gen drin­gen­de Grün­de nicht vor, so hebt das Ge­richt die An­ord­nung der in Ab­satz 1 Satz 1 und Ab­satz 2 ge­nann­ten Maß­nah­men spä­tes­tens nach sechs Mo­na­ten auf. 2Be­grün­den be­stimm­te Tat­sa­chen den Tat­ver­dacht und reicht die in Satz 1 be­zeich­ne­te Frist we­gen der be­son­de­ren Schwie­rig­keit oder des be­son­de­ren Um­fangs der Er­mitt­lun­gen oder we­gen ei­nes an­de­ren wich­ti­gen Grun­des nicht aus, so kann das Ge­richt auf An­trag der Staats­an­walt­schaft die Maß­nah­me ver­län­gern, wenn die ge­nann­ten Grün­de ih­re Fort­dau­er recht­fer­ti­gen. 3Oh­ne Vor­lie­gen drin­gen­der Grün­de darf die Maß­nah­me über zwölf Mo­na­te hin­aus nicht auf­recht­er­hal­ten wer­den.
(4) Die §§ 102 bis 110 gel­ten ent­spre­chend.
(5) Die Ab­sät­ze 1 bis 4 gel­ten ent­spre­chend, so­weit der Ver­fall nur des­halb nicht an­ge­ord­net wer­den kann, weil die Vor­aus­set­zun­gen des § 73 Abs. 1 Satz 2 des Straf­ge­setz­bu­ches vor­lie­gen.

2. § 111c StPO (Si­cher­stel­lung durch Be­schlag­nah­me) lau­te­te vor dem 25.07.2015 wie folgt:

(1) Die Be­schlag­nah­me ei­ner be­weg­li­chen Sa­che wird in den Fäl­len des § 111b da­durch be­wirkt, dass die Sa­che in Ge­wahr­sam ge­nom­men oder die Be­schlag­nah­me durch Sie­gel oder in an­de­rer Wei­se kennt­lich ge­macht wird.
(2) 1Die Be­schlag­nah­me ei­nes Grund­stü­ckes oder ei­nes Rech­tes, das den Vor­schrif­ten über die Zwangs­voll­stre­ckung in das un­be­weg­li­che Ver­mö­gen un­ter­liegt, wird da­durch be­wirkt, dass ein Ver­merk über die Be­schlag­nah­me in das Grund­buch ein­ge­tra­gen wird. 2Die Vor­schrif­ten des Ge­set­zes über die Zwangs­ver­stei­ge­rung und die Zwangs­ver­wal­tung über den Um­fang der Be­schlag­nah­me bei der Zwangs­ver­stei­ge­rung gel­ten ent­spre­chend.
(3) 1Die Be­schlag­nah­me ei­ner For­de­rung oder ei­nes an­de­ren Ver­mö­gens­rech­tes, das nicht den Vor­schrif­ten über die Zwangs­voll­stre­ckung in das un­be­weg­li­che Ver­mö­gen un­ter­liegt, wird durch Pfän­dung be­wirkt. 2Die Vor­schrif­ten der Zi­vil­pro­zess­ord­nung über die Zwangs­voll­stre­ckung in For­de­run­gen und an­de­re Ver­mö­gens­rech­te sind in­so­weit sinn­ge­mäß an­zu­wen­den. 3Mit der Be­schlag­nah­me ist die Auf­for­de­rung zur Ab­ga­be der in § 840 Abs. 1 der Zi­vil­pro­zess­ord­nung be­zeich­ne­ten Er­klä­run­gen zu ver­bin­den.
(4) 1Die Be­schlag­nah­me von Schif­fen, Schiffs­bau­wer­ken und Luft­fahr­zeu­gen wird nach Ab­satz 1 be­wirkt. 2Bei sol­chen Schif­fen, Schiffs­bau­wer­ken und Luft­fahr­zeu­gen, die im Schiffs­re­gis­ter, Schiffs­bau­re­gis­ter oder Re­gis­ter für Pfand­rech­te an Luft­fahr­zeu­gen ein­ge­tra­gen sind, ist die Be­schlag­nah­me im Re­gis­ter ein­zu­tra­gen. 3Nicht ein­ge­tra­ge­ne, aber ein­tra­gungs­fä­hi­ge Schiffs­bau­wer­ke oder Luft­fahr­zeu­ge kön­nen zu die­sem Zweck zur Ein­tra­gung an­ge­mel­det wer­den; die Vor­schrif­ten, die bei der An­mel­dung durch ei­ne Per­son, die auf­grund ei­nes voll­streck­ba­ren Ti­tels ei­ne Ein­tra­gung in das Re­gis­ter ver­lan­gen kann, an­zu­wen­den sind, gel­ten hier­bei ent­spre­chend.
(5) Die Be­schlag­nah­me ei­nes Ge­gen­stan­des nach den Ab­sät­zen 1 bis 4 hat die Wir­kung ei­nes Ver­äu­ße­rungs­ver­bo­tes im Sin­ne des § 136 des Bür­ger­li­chen Ge­setz­bu­ches; das Ver­bot um­fasst auch an­de­re Ver­fü­gun­gen als Ver­äu­ße­run­gen.
(6) 1Ei­ne be­schlag­nahm­te be­weg­li­che Sa­che kann dem Be­trof­fe­nen
1. ge­gen so­for­ti­ge Er­le­gung des Wer­tes zu­rück­ge­ge­ben oder
2. un­ter dem Vor­be­halt je­der­zei­ti­gen Wi­der­rufs zur vor­läu­fi­gen wei­te­ren Be­nut­zung bis zum Ab­schluss des Ver­fah­rens über­las­sen
wer­den. 2Der nach Satz 1 Nr. 1 er­leg­te Be­trag tritt an die Stel­le der Sa­che. 3Die Maß­nah­me nach Satz 1 Nr. 2 kann da­von ab­hän­gig ge­macht wer­den, dass der Be­trof­fe­ne Si­cher­heit leis­tet oder be­stimm­te Auf­la­gen er­füllt.

3. § 94 StPO (Ge­gen­stand der Be­schlag­nah­me) lau­te­te vor dem 24.07.2015 wie folgt:

(1) Ge­gen­stän­de, die als Be­weis­mit­tel für die Un­ter­su­chung von Be­deu­tung sein kön­nen, sind in Ver­wah­rung zu neh­men oder in an­de­rer Wei­se si­cher­zu­stel­len.
(2) Be­fin­den sich die Ge­gen­stän­de in dem Ge­wahr­sam ei­ner Per­son und wer­den sie nicht frei­wil­lig her­aus­ge­ge­ben, so be­darf es der Be­schlag­nah­me.
(3) Die Ab­sät­ze 1 und 2 gel­ten auch für Füh­rer­schei­ne, die der Ein­zie­hung un­ter­lie­gen.

4. § 73 StGB (Vor­aus­set­zun­gen des Ver­falls) hat­te vor dem 01.07.2017 fol­gen­de Fas­sung:

(1) 1Ist ei­ne rechts­wid­ri­ge Tat be­gan­gen wor­den und hat der Tä­ter oder Teil­neh­mer für die Tat oder aus ihr et­was er­langt, so ord­net das Ge­richt des­sen Ver­fall an. 2Dies gilt nicht, so­weit dem Ver­letz­ten aus der Tat ein An­spruch er­wach­sen ist, des­sen Er­fül­lung dem Tä­ter oder Teil­neh­mer den Wert des aus der Tat Er­lang­ten ent­zie­hen wür­de.
(2) 1Die An­ord­nung des Ver­falls er­streckt sich auf die ge­zo­ge­nen Nut­zun­gen. 2Sie kann sich auch auf die Ge­gen­stän­de er­stre­cken, die der Tä­ter oder Teil­neh­mer durch die Ver­äu­ße­rung ei­nes er­lang­ten Ge­gen­stan­des oder als Er­satz für des­sen Zer­stö­rung, Be­schä­di­gung oder Ent­zie­hung oder auf Grund ei­nes er­lang­ten Rechts er­wor­ben hat.
(3) Hat der Tä­ter oder Teil­neh­mer für ei­nen an­de­ren ge­han­delt und hat da­durch die­ser et­was er­langt, so rich­tet sich die An­ord­nung des Ver­falls nach den Ab­sät­zen 1 und 2 ge­gen ihn.
(4) Der Ver­fall ei­nes Ge­gen­stan­des wird auch an­ge­ord­net, wenn er ei­nem Drit­ten ge­hört oder zu­steht, der ihn für die Tat oder sonst in Kennt­nis der Tat­um­stän­de ge­währt hat.

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