1. Ein ge­brauch­tes Kraft­fahr­zeug (hier: ein Wohn­mo­bil) ist man­gel­haft, wenn es mit ei­ner nicht sei­nem Um­welt­sta­tus ent­spre­chen­den (gel­ben) Fein­staub­pla­ket­te ver­se­hen ist, die­se nach ei­ner Um­mel­dung nicht wie­der er­teilt wer­den kann und es dem Käu­fer des­halb – ent­ge­gen der bei Ab­schluss des Kauf­ver­trags vor­aus­ge­setz­ten Ver­wen­dung – ver­wehrt ist, mit dem Fahr­zeug be­stimm­te als Um­welt­zo­nen aus­ge­wie­se­ne Be­rei­che zu be­fah­ren.
  2. Heißt es im Kauf­ver­trag über ei­nen Ge­braucht­wa­gen, für das Fahr­zeug be­ste­he „kei­ne Ga­ran­tie“, so be­deu­tet dies im All­ge­mei­nen, dass der Ver­käu­fer für Män­gel nicht ein­ste­hen, al­so die Ge­währ­leis­tung aus­schlie­ßen will.
  3. Der Um­stand, dass ein Un­ter­neh­mer ei­nen Ge­braucht­wa­gen an ei­nen Ver­brau­cher ver­kauft, führt für sich ge­nom­men noch nicht zu ei­nem Ver­brauchs­gü­ter­kauf i. S. des § 474 I BGB. Er­for­der­lich ist dar­über hin­aus ei­ne ur­säch­li­che Ver­knüp­fung zwi­schen der un­ter­neh­me­ri­schen Tä­tig­keit als sol­cher und dem in Re­de ste­hen­de Ge­schäft.

OLG Düs­sel­dorf, Ur­teil vom 06.06.2012 – I-3 U 63/11
(nach­fol­gend: BGH, Ur­teil vom 13.03.2013 – VI­II ZR 186/12)

Sach­ver­halt: Die Klä­ge­rin be­gehrt die Rück­ab­wick­lung ei­nes Kauf­ver­trags, den sie mit dem Be­klag­ten über ein Wohn­mo­bil (Bau­jahr 1986) ge­schlos­sen hat. In dem hand­schrift­lich ver­fass­ten Ver­trag heißt es un­ter an­de­rem: „Für das Fahr­zeug be­steht kei­ne Ga­ran­tie.“

Der Be­klag­te hat­te das Wohn­mo­bil auf ei­ner Wie­se in M. ab­ge­stellt und mit­tels ei­nes Zet­tels mit den Fahr­zeug­da­ten und ei­ner Te­le­fon­num­mer zum Ver­kauf an­ge­bo­ten. Die Klä­ge­rin be­sich­tig­te das Wohn­mo­bil mit ih­rem da­ma­li­gen Freund und jet­zi­gen Ehe­mann F im Bei­sein des Be­klag­ten im Ja­nu­ar 2011 auf der Wie­se so­wie am 22.01.2011 in der Werk­statt des Be­klag­ten. An der Wind­schutz­schei­be des Fahr­zeugs be­fand sich zum Zeit­punkt der Be­sich­ti­gun­gen und bei Ab­schluss des Kauf­ver­trags ei­ne gel­be Um­welt­pla­ket­te (Fein­staub­pla­ket­te Schad­stoff­grup­pe 3).

Der Be­klag­te räumt ein, dass die Klä­ge­rin we­gen der Fein­staub­pla­ket­te nach­ge­fragt ha­be. Er ha­be ihr ge­sagt, die Pla­ket­te sei an dem Fahr­zeug ge­we­sen, als er es er­wor­ben ha­be; des­halb wis­se er nicht, war­um das Fahr­zeug die­se Pla­ket­te nicht wie­der be­kom­men sol­le. Beim zwei­ten Be­such der Klä­ge­rin ha­be er ge­sagt, er ge­he da­von aus, dass das Fahr­zeug die gel­be Pla­ket­te wie­der be­kom­me, weil es ja be­reits die­se gel­be Pla­ket­te ha­be.

Die Klä­ge­rin er­hielt bei der Um­mel­dung des Fahr­zeugs kei­ne (neue) gel­be Pla­ket­te. Sie wand­te sich des­halb an den Be­klag­ten, der ihr ein an die Fir­ma X ge­rich­te­tes Schrei­ben über­gab, und trat so­dann mit dem Her­stel­ler in Kon­takt. Die­ser teil­te ihr un­ter dem 14.03.2011 mit, dass der Mo­tor des Fahr­zeugs kei­ne Eu­ro-Norm er­fül­le, das Fahr­zeug des­halb als „nicht schad­stoff­arm“ ein­ge­stuft wer­de, ei­ne Pla­ket­te nicht zu­ge­teilt wer­den kön­ne und auch ei­ne Um­schlüs­se­lung nicht mög­lich sei.

Zwi­schen­zeit­lich ent­deck­te die Klä­ge­rin hin­ter dem Fah­rer­sitz des Fahr­zeugs – der Holz­bo­den ist an die­ser Stel­le ver­mo­dert – ein et­wa 50 cm × 80 cm gro­ßes Loch im Bo­den, das der Be­klag­te zu schlie­ßen be­reit war und ist.

Die Klä­ge­rin er­klär­te mit an­walt­li­chem Schrei­ben vom 11.03.2011 den Rück­tritt vom Kauf­ver­trag und for­der­te den Be­klag­ten un­ter Frist­set­zung zum 21.03.2011 zur Rück­ab­wick­lung auf. Sie meint, der Be­klag­te ha­be das Loch arg­lis­tig ver­schwie­gen und ei­ne Ga­ran­tie für die Be­schaf­fen­heit des Fahr­zeugs da­hin ge­hend über­nom­men, dass die gel­be Pla­ket­te (wie­der) er­langt wer­den kön­ne. In­so­weit sei ei­ne Nach­er­fül­lung un­mög­lich. Der Be­klag­te lehn­te ei­ne Rück­ab­wick­lung des Kauf­ver­trags mit an­walt­li­chem Schrei­ben vom 28.03.2011 ab und bot hin­sicht­lich des Lochs hin­ter dem Fah­rer­sitz Män­gel­be­sei­ti­gung an.

Das Land­ge­richt hat die Kla­ge ab­ge­wie­sen. Zur Be­grün­dung hat es aus­ge­führt, die Klä­ge­rin ha­be ge­gen den Be­klag­ten kei­nen An­spruch auf Rück­ab­wick­lung des Kauf­ver­trags, da das Wohn­mo­bil kei­nen zum Rück­tritt be­rech­ti­gen­den Man­gel auf­wei­se. Die Nich­ter­tei­lung ei­ner Um­welt­pla­ket­te durch die Zu­las­sungs­stel­le stel­le kei­nen Man­gel i. S. des § 434 I 1 BGB dar. Die Par­tei­en hät­ten sich über die Mög­lich­keit des Er­halts ei­ner sol­chen Pla­ket­te auch we­der in Form ei­ner Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung ge­ei­nigt, noch ha­be der Be­klag­te ei­ne Ga­ran­tie hier­für über­nom­men. Die Klä­ge­rin kön­ne auch nicht Rück­ab­wick­lung des Kauf­ver­trags we­gen des Lochs in der Holz­kon­struk­ti­on hin­ter dem Fah­rer­sitz ver­lan­gen. Ein Rück­tritt vom Ver­trag we­gen die­ses Man­gels sei aus­ge­schlos­sen, da es sich um ei­nen un­er­heb­li­chen, im Ver­hält­nis zum Kauf­preis des Fahr­zeugs nicht be­son­ders ins Ge­wicht fal­len­den Man­gel han­de­le. Da­für, dass der Be­klag­te die­sen Man­gel arg­lis­tig ver­schwie­gen ha­be, kön­ne die Kam­mer kei­ne An­halts­punk­te fin­den.

Die Be­ru­fung der Klä­ge­rin hat­te kei­nen Er­folg.

Aus den Grün­den: II. … Das Land­ge­richt hat die Kla­ge zu Recht ab­ge­wie­sen. Das Ur­teil der Kam­mer be­ruht nicht auf ei­ner Rechts­ver­let­zung (§ 546 ZPO); die nach § 529 ZPO zu­grun­de zu le­gen­den Tat­sa­chen recht­fer­ti­gen kei­ne an­de­re Ent­schei­dung (§ 513 ZPO).

Der Klä­ge­rin steht ein An­spruch auf Rück­ab­wick­lung des Kauf­ver­trags und auf Rück­zah­lung des Kauf­prei­ses aus §§ 433, 434 I, 437 Nr. 2, 440, 323, 346 ff. BGB nicht zu.

Der Käu­fer kann vom Ver­trag zu­rück­tre­ten, wenn die Kauf­sa­che man­gel­haft ist und die Vor­aus­set­zun­gen der §§ 440, 323 und 326 BGB vor­lie­gen (§ 437 Nr. 2 BGB). Dar­an fehlt es hier.

Der Um­stand, dass die Klä­ge­rin bei Um­mel­dung für das von ihr er­wor­be­ne Fahr­zeug ei­ne gel­be Schad­stoff­pla­ket­te nicht er­hal­ten kann, stellt ei­nen Sach­man­gel i. S. von § 434 I 2 Nr. 1 BGB (Eig­nung für die ver­trag­lich vor­aus­ge­setz­te Ver­wen­dung) dar.

Die Kauf­sa­che ist frei von Sach­män­geln, wenn sie bei Ge­fahr­über­gang die ver­ein­bar­te Be­schaf­fen­heit hat (§ 434 I 1 BGB). So­weit die Be­schaf­fen­heit nicht ver­ein­bart ist, ist sie man­gel­frei, wenn sie sich für die nach dem Ver­trag vor­aus­ge­setz­te Ver­wen­dung eig­net (§ 434 I 2 Nr. 1 BGB), sonst, wenn sie sich für die ge­wöhn­li­che Ver­wen­dung eig­net und ei­ne Be­schaf­fen­heit auf­weist, die bei Sa­chen der glei­chen Art üb­lich ist und die der Käu­fer nach der Art der Sa­che er­war­ten kann (§ 434 I 2 Nr. 2 BGB). Ver­ein­bart im Rechts­sin­ne ist ei­ne Be­schaf­fen­heit der Kauf­sa­che, wenn der In­halt des Kauf­ver­trags die Pflicht des Ver­käu­fers be­stimmt, die ge­kauf­te Sa­che in ei­nem be­stimm­ten (dem ver­ein­bar­ten) Zu­stand zu über­eig­nen und zu über­ge­ben.

Die Par­tei­en ha­ben kei­ne Be­schaf­fen­heit des Fahr­zeugs in dem Sin­ne ver­ein­bart, dass es (nur sol­che Schad­stoff­emis­sio­nen ver­ur­sa­che, dass es) be­rech­tigt sei, die gel­be Pla­ket­te zu füh­ren.

Dass dies aus­drück­lich oder kon­klu­dent Ver­trags­in­halt ge­wor­den oder gar ga­ran­tiert wor­den sei, hat die Klä­ge­rin nicht be­wei­sen kön­nen. Der von ihr be­nann­te Zeu­ge F hat zu­nächst be­kun­det, der Be­klag­te ha­be auf die Fra­ge, ob die Klä­ge­rin bei ei­ner Um­mel­dung die gel­be Pla­ket­te wie­der be­kom­me, ge­sagt, das sei kein The­ma, die sei ja drin und es sei kein Pro­blem, die dann wie­der zu be­kom­men. Die­se Aus­sa­ge hat der Zeu­ge F auf den Vor­halt der Äu­ße­rung des Be­klag­ten bei des­sen An­hö­rung ein­ge­schränkt und er­klärt, er wis­se nicht mehr ge­nau, was der Be­klag­te ge­sagt ha­be. „Wir ha­ben das (je­den­falls) so ver­stan­den, dass er sich si­cher war, dass die gel­be Pla­ket­te er­teilt wer­den kön­ne …“ Da­mit ist die Er­klä­rung des Be­klag­ten un­wi­der­legt, er ha­be auf die Fra­ge, wie das mit der gel­ben Pla­ket­te sei, ge­sagt, „die Pla­ket­te war drin, als ich das Fahr­zeug er­wor­ben ha­be, und war­um soll­te das Fahr­zeug nicht wie­der die gel­be Pla­ket­te be­kom­men“. Auf die noch­ma­li­ge Nach­fra­ge der Klä­ge­rin in der Hob­by­werk­statt ha­be er ge­sagt, dass „ich da­von aus­ge­he, dass das Fahr­zeug die gel­be Pla­ket­te wie­der be­kommt, weil es be­reits die­se gel­be Pla­ket­te hat­te“.

Mit­hin kann ge­ra­de nicht fest­ge­stellt wer­den, dass der Be­klag­te aus­drück­lich oder kon­klu­dent er­klärt ha­be, das Fahr­zeug sei be­rech­tigt, die gel­be Pla­ket­te zu füh­ren. Viel­mehr hat er bei ver­stän­di­ger Wür­di­gung über die klar zu­ta­ge lie­gen­de un­strei­ti­ge Tat­sa­che, dass das Wohn­mo­bil die gel­be Pla­ket­te trug, hin­aus – dies folgt aus sei­ner un­wi­der­leg­ten Be­haup­tung, das Fahr­zeug ha­be die Pla­ket­te be­reits ge­führt, als er sie er­wor­ben ha­be – nicht mehr (kon­klu­dent) er­klärt, als dass ihm kei­ne Um­stän­de be­kannt sei­en, die dar­auf hin­deu­te­ten, dass das Fahr­zeug die Pla­ket­te zu Un­recht füh­re und die ei­ner Wie­derertei­lung ent­ge­gen­ste­hen könn­ten. Dass die Er­klä­rung mit die­sem In­halt (wis­sent­lich) falsch ge­we­sen sei, hat die Klä­ge­rin in­des nicht be­haup­tet.

Zwar war da­durch, dass das Fahr­zeug mit ei­ner gel­ben Fein­staub­pla­ket­te ver­se­hen war, die un­strei­tig nicht dem Um­welt­sta­tus des Fahr­zeugs ent­sprach, was ei­ne Wie­der- bzw. Neu­er­tei­lung der gel­ben Pla­ket­te nach Um­mel­dung aus­schloss und es der Klä­ge­rin nicht er­laub­te, mit dem vom Be­klag­ten er­wor­be­nen Fahr­zeug be­stimm­te als Um­welt­zo­nen aus­ge­wie­se­ne Be­rei­che zu be­fah­ren, die Eig­nung des in Re­de ste­hen­den Wohn­mo­bils für die vor­aus­ge­setz­te Ver­wen­dung im Sin­ne ei­nes Sach­man­gels (§ 434 I 2 Nr. 1 BGB) ein­ge­schränkt. Denn die Par­tei­en ha­ben un­strei­tig – dies er­gab sich für den Be­klag­ten un­miss­ver­ständ­lich aus den wie­der­hol­ten Fra­gen der Klä­ge­rin in Be­zug auf die gel­be Pla­ket­te – vor­aus­ge­setzt, dass die Klä­ge­rin mit dem Fahr­zeug auch in in­ner­städ­ti­sche Schad­stoffsperr­zo­nen wür­de fah­ren kön­nen.

Als Sach­man­gel i. S. von § 434 I 2 Nr. 1 BGB mag sich des Wei­te­ren das Loch im Fahr­zeug­bo­den dar­stel­len, wo­bei des­sen Rück­tritts­re­le­vanz be­reits mit Blick auf die nicht ge­setz­te Nach­er­fül­lungs­frist frag­lich er­scheint.

Auf bei­de Sach­män­gel kann die Klä­ge­rin in­des ihr Rück­tritts­ver­lan­gen nicht stüt­zen, weil die Haf­tung für Sach­män­gel im Kauf­ver­trag wirk­sam aus­ge­schlos­sen war. Män­gel fal­len un­ter den ver­trag­li­chen Ge­währ­lei­tungs­aus­schluss. „Kei­ne Ga­ran­tie“ be­deu­tet bei ver­stän­di­ger Wür­di­gung aus der Sicht ei­nes un­be­tei­lig­ten Drit­ten an­stel­le des Er­klä­rungs­emp­fän­gers (Klä­ge­rin), dass der Be­klag­te für Män­gel des Fahr­zeugs nicht ein­ste­hen, das heißt die Ge­währ­leis­tung aus­schlie­ßen woll­te.

Die Be­ru­fung auf den Ge­währ­leis­tungs­aus­schluss ist dem Be­kla­gen nicht des­halb zu ver­sa­gen, weil das Ge­schäft mit der Klä­ge­rin sich als ein Ver­brauchs­gü­ter­kauf dar­stellt (§§ 474, 475 BGB).

Zwar han­delt es sich bei dem in Re­de ste­hen­den Rechts­ge­schäft um den Kauf ei­ner be­weg­li­chen Sa­che; auch ist die Klä­ge­rin Ver­brau­che­rin, weil sie man­gels an­de­rer An­halts­punk­te den Kauf­ver­trag über das Wohn­mo­bil zu pri­va­ten Zwe­cken ab­ge­schlos­sen hat, der Kauf al­so we­der ih­rer ge­werb­li­chen noch ih­rer selbst­stän­di­gen be­ruf­li­chen Tä­tig­keit zu­ge­rech­net wer­den kann (§§ 13, 474 BGB). Es ist al­ler­dings nicht fest­zu­stel­len, dass der be­klag­te Ver­käu­fer Un­ter­neh­mer im Recht­sin­ne war (§ 14 BGB).

Un­ter­neh­mer ist ei­ne na­tür­li­che Per­son, die bei Ab­schluss ih­res Rechts­ge­schäfts in Aus­übung ih­rer ge­werb­li­chen oder selbst­stän­di­gen Tä­tig­keit han­delt (§§ 474, 14 BGB). Dies setzt vor­aus, dass die­se Per­son am Markt plan­mä­ßig und dau­er­haft Leis­tun­gen ge­gen ein Ent­gelt an­bie­tet (BGH, Urt. v. 29.03.2006 – VI­II ZR 173/05, NJW 2006, 2250; Pa­landt/El­len­ber­ger, BGB, 70. Aufl. [2011], § 14 Rn. 2).

Wie die Ein­ord­nung als Ver­brau­cher­han­deln hängt auch die Qua­li­fi­ka­ti­on ei­nes Ver­hal­tens als Un­ter­neh­mer­ver­hal­ten ent­schei­dend von der Zweck­rich­tung ab. Wie bei der Ein­ord­nung als Ver­brau­cher­ver­hal­ten kommt es auch bei der Ein­ord­nung ei­nes Ver­hal­tens als Un­ter­neh­mer­ver­hal­ten nicht auf den in­ne­ren Wil­len, son­dern auf die ob­jek­ti­ve Qua­li­tät des Ver­hal­tens an. Es ist al­so nach ob­jek­ti­ven Ge­sichts­punk­ten zu be­stim­men, ob ein Ver­hal­ten un­ter­neh­me­risch ist oder nicht (Be­ckOK-BGB/Schmidt-Räntsch, Stand: 01.02.2012, § 14 Rn. 14). Ein Ge­schäft kann al­ler­dings ana­log § 344 HGB auch dann zum Un­ter­neh­men des Un­ter­neh­mers ge­hö­ren, wenn es nicht zum Zen­tral­be­reich sei­nes Tä­tig­keits­felds ge­hört (BGH, Urt. v. 13.07.2011 – VI­II ZR 215/10, ZGS 2011, 406 [408]; Be­ckOK-BGB/Schmidt-Räntsch, a. a. O., § 14 Rn. 14). So be­grün­det al­lein der Um­stand, dass ein Un­ter­neh­mer ei­nen Ge­braucht­wa­gen ver­kauft, für sich ge­nom­men noch kei­nen Ver­brauchs­gü­ter­ver­kauf i. S. des § 474 I BGB. Er­for­der­lich ist dar­über hin­aus ei­ne ur­säch­li­che Ver­knüp­fung zwi­schen der un­ter­neh­me­ri­schen Tä­tig­keit als sol­cher und dem in Re­de ste­hen­de Ge­schäft (AG Han­no­ver, Urt. v. 05.02.2010 – 526 C 12623/09, BeckRS 2010, 09050; vgl. auch OLG Karls­ru­he, Urt. v. 06.10.2011 – 9 U 8/11, NJW-RR 2012, 289; Be­ckOK-BGB/Schmidt-Räntsch, a. a. O., § 14 Rn. 14). So kann et­wa der Ver­kauf sei­nes Be­rufs-Pkw durch ei­nen Rechts­an­walt un­ter­neh­me­ri­sches Han­deln sein, auch wenn dies nicht die ei­gent­li­che Auf­ga­be des Rechts­an­walts ist, nicht in­des, wenn der Pkw zwar in den Bü­chern (et­wa aus steu­er­li­chen Grün­den) als Pra­xis­fahr­zeug ge­führt, da­zu aber nicht ge­nutzt wird (LG Frank­furt a. M., Urt. v. 07.04.2004 – 16 S 236/03, NJW-RR 2004, 1208; Be­ckOK-BGB/Schmidt-Räntsch, a. a. O., § 14 Rn. 14). Un­ter­neh­mer i. S. von § 14 I BGB ist da­mit nur, wer bei dem rechts­ge­schäft­li­chen Kon­takt in die­ser Rol­le han­delt (Be­ckOK-BGB/Schmidt-Räntsch, a. a. O., § 14 Rn. 1).

Un­strei­tig be­treibt der Be­klag­te ei­ne sog. Hob­by­werk­statt, in der Pri­vat­leu­te ih­re Fahr­zeu­ge re­pa­rie­ren kön­nen; eben­falls un­strei­tig re­pa­riert der Be­klag­te dort u. a. Vol­vo-Fahr­zeu­ge. Er mag da­mit prin­zi­pi­ell als Un­ter­neh­mer (die­ser Bran­che) gel­ten kön­nen, nicht aber ist da­von aus­zu­ge­hen, dass er ge­werb­lich mit (ge­brauch­ten) Kraft­fahr­zeu­gen han­delt.

Das Wohn­mo­bil wur­de nicht auf ei­nem Fir­men­ge­län­de des Be­klag­ten an­ge­bo­ten; das An­ge­bot war nicht auf Fir­men­pa­pier ge­schrie­ben, eben­so we­nig wie der spä­te­re Kauf­ver­trag. Dass der Be­klag­te ei­ne Hob­by­werk­statt be­treibt, macht ihn al­lein nicht zum Un­ter­neh­mer im Rechts­sin­ne. Der Ver­kauf des Wohn­mo­bils war kein Un­ter­neh­mer­ge­schäft, auch nicht als Ne­ben­ge­schäft. Es be­steht kein ob­jek­ti­vier­ter An­halt da­für, dass der Be­klag­te da­mals mehr als das hier in Re­de ste­hen­de Fahr­zeug ver­kauft hat, das er nach ei­ge­nen un­be­strit­te­nen An­ga­ben selbst zwei­ein­halb Jah­re lang ge­fah­ren und erst nach der schwe­ren Er­kran­kung sei­ner Ehe­frau ver­kauft hat. Da­mit han­del­te es sich al­so un­be­strit­ten um den Ver­kauf ei­nes zu­vor selbst ge­nutz­ten Fahr­zeugs aus be­son­de­rem An­lass. Nicht ob­jek­ti­viert ist, dass noch wei­te­re Fahr­zeu­ge, ins­be­son­de­re ein wei­te­res Wohn­mo­bil, dem Be­klag­ten zu­re­chen­bar, ver­kauft wor­den sind.

Ih­re wei­ter­ge­hen­de Be­haup­tung zur Un­ter­neh­mer­ei­gen­schaft des Be­klag­ten hat die Klä­ge­rin, die die recht­li­chen Fol­gen des Ver­brauchs­gü­ter­ver­kaufs für sich re­kla­miert und des­halb in­so­weit die Be­weis­last trägt (vgl. BGH, Urt. v. 11.07.2007 – VI­II ZR 110/06, NJW 2007, 2619), nicht taug­lich un­ter Be­weis ge­stellt; ins­be­son­de­re ist nicht er­sicht­lich, dass ihr Ehe­mann hier­zu rechts­er­heb­li­che Tat­sa­chen oder Hilfs­tat­sa­chen be­kun­den könn­te.

Ein pau­scha­ler Haf­tungs­aus­schluss ist zwar re­gel­mä­ßig da­hin aus­zu­le­gen, dass er nicht für ei­ne be­stimm­te von den Par­tei­en ge­trof­fe­ne Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung gilt (vgl. BGH, Urt. v. 29.11.2006 – VI­II ZR 92/06, NJW 2007, 1346 [1349]). Al­ler­dings gilt er wei­ter­hin für Män­gel ge­mäß § 434 I 2 Nr. 1 und Nr. 2 BGB (vgl. Pa­landt/Wei­den­kaff, BGB, 70. Aufl. [2011], § 434 Rn. 4 m. w. Nachw.).

Die Klä­ge­rin kann dem Be­klag­ten auch nicht er­folg­reich die Un­wirk­sam­keit des Haf­tungs­aus­schlus­ses ge­mäß § 444 BGB aus dem Ge­sichts­punkt des arg­lis­ti­gen Ver­schwei­gens ei­nes Man­gels oder aus der Über­nah­me ei­ner Be­schaf­fen­heits­ga­ran­tie ent­ge­gen­hal­ten.

Da­für, dass der Be­klag­te der Klä­ge­rin ei­nen Man­gel im Zu­sam­men­hang mit der Fein­staub­pla­ket­te arg­lis­tig ver­schwie­gen hat, be­steht kein An­halt. Ins­be­son­de­re spricht nichts da­für, dass der Be­klag­te wuss­te, dass die Pla­ket­te bei der be­ab­sich­tig­ten Um­mel­dung nicht er­teilt wer­den wür­de. Auch ist nicht be­legt, dass der Be­klag­te „ins Blaue hin­ein“ die Er­tei­lungs­vor­aus­set­zun­gen für die gel­be Pla­ket­te zu­ge­si­chert hat. Er hat le­dig­lich, ba­sie­rend auf dem Vor­han­den­sein der gel­ben Pla­ket­te an dem von ihm selbst zwei­ein­halb Jah­re lang ge­fah­re­nen Fahr­zeug, die Mei­nung ge­äu­ßert, dass ei­ner er­neu­ten Er­tei­lung nichts im We­ge ste­he, wo­bei er sich in die­ser An­sicht durch die ihm vor­lie­gen­den Un­ter­la­gen be­stärkt füh­len konn­te. Dass der Be­klag­te die Mei­nung ver­tre­ten hat, das Fahr­zeug kön­ne die Pla­ket­te be­kom­men, und zu­ge­sagt hat, da­bei ge­ge­be­nen­falls be­hilf­lich zu sein, könn­te al­len­falls als fahr­läs­sig zu be­wer­ten sein. Ei­ne Er­klä­rung ins Blaue hin­ein ist hier­mit nicht ver­bun­den; dies hat die Be­weis­auf­nah­me nicht er­ge­ben.

Dass der Be­klag­te ei­ne Be­schaf­fen­heits­ga­ran­tie für die (Wie­der-)Er­tei­lung der Pla­ket­te nach Um­mel­dung des Fahr­zeugs über­nom­men hat, kann nicht an­ge­nom­men wer­den, nach­dem aus den dar­ge­leg­ten Grün­den nicht ein­mal von ei­ner Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung aus­zu­ge­hen ist. Auch für die Um­rüs­tungs­fä­hig­keit des Fahr­zeugs auf „schad­stoff­arm“ und ei­nen so­dann hier­aus re­sul­tie­ren­den An­spruch der Klä­ge­rin auf Er­tei­lung der gel­ben Pla­ket­te hat der Be­klag­te kei­ner­lei Ge­währ über­nom­men.

Schließ­lich spricht nichts da­für, dass der Be­klag­te das Loch arg­lis­tig ver­schwie­gen hat. Dies gilt um­so mehr als der Be­klag­te … im Ein­zel­nen plau­si­bel – und un­be­strit­ten – aus­ge­führt hat, dass er von die­sem Loch nichts ge­wusst ha­be.

Nach al­le­dem war die Be­ru­fung der Klä­ge­rin zu­rück­zu­wei­sen …

Die Re­vi­si­on ist nach § 543 II 1 Nr. 2 ZPO zu­zu­las­sen (§ 543 I Nr. 1 ZPO). Die vor­lie­gen­de Ent­schei­dung be­ruht tra­gend auf der Er­wä­gung, dass die Er­klä­rung des Be­klag­ten, das Fahr­zeug ver­fü­ge über ei­ne gel­be Pla­ket­te, da­her neh­me er an, sie wer­de bei ei­ner Um­mel­dung wie­der er­teilt, kei­ne kon­klu­den­te Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung ent­hält, bei de­ren Vor­lie­gen der Be­klag­te sich auf den ver­ein­bar­ten Haf­tungs­aus­schluss des­halb nicht wür­de be­ru­fen kön­nen, weil ein pau­scha­ler Haf­tungs­aus­schluss re­gel­mä­ßig da­hin aus­zu­le­gen ist, dass er nicht für ei­ne von den Par­tei­en ver­ein­bar­te Be­schaf­fen­heit gilt (BGH, Urt. v. 29.11.2006 – VI­II ZR 92/06, NJW 2007, 1346 [1349]). An­ders als der er­ken­nen­de Se­nat hat der 22. Se­nat des OLG Düs­sel­dorf (Urt. v. 22.12.2011 – 22 U 103/11, ju­ris) al­ler­dings an­ge­nom­men, die Er­klä­rung, ei­ne (grü­ne) Pla­ket­te sei vor­han­den, ha­be im Rah­men von Ver­kaufs­ver­hand­lun­gen auch die Be­deu­tung, dass das Fahr­zeug tat­säch­lich be­rech­tigt sei, die (grü­ne) Pla­ket­te zu füh­ren.

Hin­weis: Die Re­vi­si­on der Klä­ge­rin hat­te kei­nen Er­folg; der BGH hat sie mit Ur­teil vom 13.03.2013 – VI­II ZR 186/12 – zu­rück­ge­wie­sen.

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