Für ei­nen Ver­brauchs­gü­ter­kauf i. S. der §§ 474 ff. BGB be­darf es ne­ben der Un­ter­neh­mer­ei­gen­schaft des Ver­käu­fers auch ei­ner kau­sa­len Ver­knüp­fung zwi­schen der un­ter­neh­me­ri­schen Tä­tig­keit als sol­cher und dem in Re­de ste­hen­den Ge­schäft. Die­se Ver­knüp­fung fehlt, wenn ei­ne Zahn­ärz­tin ei­nen Ge­braucht­wa­gen ver­äu­ßert, der aus steu­er­li­chen Grün­den ih­rer Pra­xis zu­ge­ord­net war.

LG Frank­furt a. M., Ur­teil vom 07.04.2004 – 16 S 236/03

Sach­ver­halt: Die Par­tei­en strei­ten um Ge­währ­leis­tungs­an­sprü­che auf­grund des Kaufs ei­nes ge­brauch­ten Pkw.

Die Be­klag­te, die von Be­ruf Zahn­ärz­tin ist, war un­ter an­de­rem Ei­gen­tü­me­rin ei­nes BMW 325 Ca­brio, das aus steu­er­li­chen Grün­den über die Arzt­pra­xis ge­führt wur­de. Die­ses Fahr­zeug ver­kauf­te sie mit Ver­trag vom 31.05.2002 an den Klä­ger. Im Ver­trag wur­den al­le Ge­währ­leis­tungs­an­sprü­che aus­ge­schlos­sen. Im Rah­men der Ver­kaufs­ver­hand­lun­gen er­klär­te die Be­klag­te, ihr sei­en kei­ne tech­ni­schen Män­gel des Fahr­zeugs be­kannt. Die­sen Satz er­gänz­te der Klä­ger un­ter der Un­ter­schrift der Be­klag­ten auf der Kauf­ver­trags­ur­kun­de. Am glei­chen Tag wur­de das Fahr­zeug an den Klä­ger über­ge­ben; der Kauf­preis in Hö­he von 10.500 € ist voll­stän­dig be­zahlt.

Un­ter dem 12.06.2002 teil­te der Klä­ger der Be­klag­ten mit, dass das Fahr­zeug in­fol­ge ei­nes De­fekts der Zy­lin­der­kopf­dich­tung Kühl­was­ser ver­lie­re, und for­der­te sie auf, die Re­pa­ra­tur­kos­ten zu über­neh­men, was die Be­klag­te ab­lehn­te. Ein vom Klä­ger in Auf­trag ge­ge­be­nes Gut­ach­ten des Sach­ver­stän­di­gen kam zu dem Er­geb­nis, dass das Fahr­zeug über län­ge­re Zeit mit zu we­nig Kühl­was­ser ge­fah­ren wor­den sei. Da­durch sei es zu ei­ner Be­schä­di­gung des Zy­lin­der­kopfs ge­kom­men, der zu er­neu­ern sei. Al­ter­na­tiv kom­me auch der Ein­bau ei­nes ge­brauch­ten Mo­tors in Be­tracht.

Mit dem an­ge­foch­te­nen Ur­teil hat das Amts­ge­richt die Kla­ge ab­ge­wie­sen und dies da­mit be­grün­det, dass der ver­trag­lich ver­ein­bar­te Haf­tungs­aus­schluss wirk­sam sei. Die Be­ru­fung des Klä­gers hat­te kei­nen Er­folg.

Aus den Grün­den: Das Amts­ge­richt hat rechts­feh­ler­frei fest­ge­stellt, dass dem Klä­ger kein An­spruch auf Scha­dens­er­satz (§§ 434, 437 Nr. 3, 280 I BGB) zu­steht. Et­wai­gen An­sprü­chen des Klä­gers steht der Haf­tungs­aus­schluss im Kauf­ver­trag ent­ge­gen. Die­ser ist auch nicht nach § 475 I 1 BGB un­wirk­sam, da die Be­klag­te hier nicht als Un­ter­neh­me­rin i. S. der §§ 474 ff. BGB ge­han­delt hat.

Dass die Be­klag­te als Frei­be­ruf­le­rin dem Grun­de nach dem Un­ter­neh­mer­be­griff des § 14 I BGB un­ter­fällt, ist für die Kam­mer nicht aus­rei­chend, um da­mit au­to­ma­tisch den Ver­kauf des Fahr­zeugs ih­rer un­ter­neh­me­ri­schen Sphä­re zu­zu­ord­nen. Wie der Wort­laut des § 14 BGB zeigt, be­darf es ne­ben der Un­ter­neh­mer­ei­gen­schaft des Ver­käu­fers auch noch ei­ner kau­sa­len Ver­knüp­fung zwi­schen der un­ter­neh­me­ri­schen Tä­tig­keit als sol­cher und dem in Re­de ste­hen­den Ge­schäft. Die­se fehlt hier. Die Be­klag­te ist Zahn­ärz­tin, wes­halb der Ver­kauf von Fahr­zeu­gen auch nicht um ei­nen Un­ter­neh­mens­ge­gen­stand, des­sen Ver­äu­ße­rung den Mark­ma­len des § 14 I BGB un­ter­fällt. Die Be­klag­te hat das Fahr­zeug über­wie­gend pri­vat ge­nutzt, da sie bei ih­rer be­ruf­li­chen Tä­tig­keit ge­ra­de nicht auf ein Kraft­fahr­zeug an­ge­wie­sen ist. Die Tä­tig­keit als Zahn­ärz­tin wird sta­tio­när aus­ge­übt, ein häu­fi­ger Orts­wech­sel ist da­mit nicht ver­bun­den. Der Weg zur Pra­xis und zu­rück ist – je­den­falls bei ei­nem selbst­stän­dig Tä­ti­gen – nicht als be­ruf­lich ver­an­lasst an­zu­se­hen, wes­halb die Be­klag­te das Fahr­zeug auch als Ver­brau­cher ge­nutzt hat. Dass sie das Fahr­zeug aus steu­er­li­chen Grün­den der Pra­xis zu­ge­ord­net hat, macht aus die­sem noch kein ge­werb­li­ches Fahr­zeug, da es nicht auf die steu­er­li­che, son­der auf die tat­säch­li­che Nut­zung an­kommt. So­weit der Klä­ger die Auf­fas­sung ver­tre­ten hat, der Ge­setz­ge­ber ha­be in § 14 I BGB ei­nen wei­te­ren Be­griff des Un­ter­neh­mens­be­zo­ge­nen Ge­schäfts ge­wählt, folgt dem die Kam­mer nicht. Ge­ra­de durch die Ver­knüp­fung „in Aus­übung ih­rer ge­werb­li­chen oder selb­stän­di­gen be­ruf­li­chen Tä­tig­keit“ hat der Ge­setz­ge­ber nach An­sicht der Kam­mer deut­lich zum Aus­druck ge­bracht, dass auch ein Ge­wer­be­trei­ben­der nicht bei je­dem Ge­schäft als Un­ter­neh­mer han­delt, son­dern dass es ei­ner en­ge­ren Ver­knüp­fung zum Un­ter­neh­mens­zweck be­darf.

Der Haf­tungs­aus­schluss ist auch nicht nach § 444 BGB un­wirk­sam. Das Amts­ge­richt hat – für die Kam­mer bin­dend (§ 529 I ZPO) – fest­ge­stellt, dass der Be­klag­ten ein et­wai­ger Man­gel des Fahr­zeugs un­be­kannt war, sie ihn al­so nicht arg­lis­tig ver­schwei­gen konn­te. Die An­grif­fe des Klä­gers ge­gen die­se Fest­stel­lung grei­fen nicht durch, da sie nicht ge­eig­net sind, ernst­haf­te Zwei­fel an den amts­ge­richt­li­chen Fest­stel­lun­gen her­vor­zu­ru­fen …

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