1. Ob dem Käu­fer ei­ne Nach­er­fül­lung i. S. des § 440 Satz 1 Fall 3 BGB un­zu­mut­bar ist, ist al­lein aus Sicht des Käu­fers zu be­stim­men; ei­ne In­ter­es­sen­ab­wä­gung fin­det – an­ders als bei § 323 II Nr. 3 BGB – nicht statt.
  2. Ei­ne Nach­er­fül­lung ist dem Käu­fer nicht schon dann un­zu­mut­bar i. S. des § 440 Satz 1 Fall 3 BGB, wenn der Ver­käu­fer ei­ne Be­schaf­fen­heits­zu­sa­ge (vgl. § 434 I 1 BGB) nicht ein­hält. Es be­darf viel­mehr des Hin­zu­tre­tens qua­li­fi­zier­ter Um­stän­de, wie sie zum Bei­spiel bei ei­ner be­wusst wahr­heits­wid­ri­gen Be­schaf­fen­heits­zu­sa­ge, die die Schwel­le zur arg­lis­ti­gen Täu­schung über­schrei­tet, ge­ge­ben sein kön­nen.
  3. Ei­ne – das Set­zen ei­ner Frist zur Nach­er­fül­lung ent­behr­lich ma­chen­de – Er­fül­lungs­ver­wei­ge­rung muss nicht zwin­gend durch ein vor­pro­zes­sua­les Ver­hal­ten be­grün­det sein, son­dern kann auch aus ei­nem Pro­zess­ver­hal­ten re­sul­tie­ren. Auch in die­sem Fall ist er­for­der­lich, dass in dem Ver­hal­ten ein­deu­tig zum Aus­druck kommt, dass der Schuld­ner be­wusst und end­gül­tig die Er­fül­lung sei­ner Ver­trags­pflich­ten ab­lehnt. Dies folgt nicht be­reits aus ei­nem An­trag auf Kla­ge­ab­wei­sung oder dem Be­strei­ten von Män­geln, wohl aber aus der aus­drück­li­chen und wie­der­hol­ten Er­he­bung ei­ner Ver­jäh­rungs­ein­re­de.
  4. Bei ei­nem Fahr­zeug der un­te­ren Mit­tel­klas­se („Kom­pakt­klas­se“) be­trägt die zu er­war­ten­de Ge­samt­lauf­leis­tung 200.000 km.

LG Bonn, Ur­teil vom 21.10.2011 – 10 O 330/10

Sach­ver­halt: Der Klä­ger be­gehrt von der Be­klag­ten die Rück­ab­wick­lung ei­nes Pkw-Kauf­ver­trags.

Der Klä­ger er­warb von der Be­klag­ten ein mit ei­ner Au­to­gas­an­la­ge aus­ge­rüs­te­tes Kraft­fahr­zeug K des Her­stel­lers H. Nach dem Kauf wur­de er wie­der­holt bei der Be­klag­ten vor­stel­lig und be­män­gel­te das Auf­leuch­ten der Mo­tor­kon­troll­leuch­te, ei­nen un­run­den Lauf „auf drei Zy­lin­dern“ und ein Ru­ckeln. Nach Vor­nah­me von min­des­tens zwei Re­pa­ra­tur­maß­nah­men, die auf den Gas­be­trieb zu­rück­zu­füh­ren wa­ren (u. a. ther­mi­sche Über­be­las­tung), ei­nig­ten sich die Par­tei­en schließ­lich dar­auf, dass die Be­klag­te das Fahr­zeug zu­rück­nimmt und der Klä­ger – ge­gen An­rech­nung des „Rest­werts“ auf den Kauf­preis – bei ihr ein an­de­res gas­be­trie­be­nes Fahr­zeug der Mo­del­rei­he B zum Preis von 19.495,01 € er­wirbt. Im Rah­men der Ver­trags­ver­hand­lun­gen er­klär­te man dem Klä­ger, er ha­be bei dem Nach­fol­ge­fahr­zeug kei­ner­lei Funk­ti­ons­stö­run­gen zu be­fürch­ten, wie sie bei dem Vor­gän­ger­fahr­zeug ein­ge­tre­ten wa­ren, da es mit ei­ner spe­zi­ell für K-Fahr­zeu­ge ent­wi­ckel­ten Gas­an­la­ge der Fir­ma F aus­ge­stat­tet sei.

Nach­dem das nun­mehr ge­lie­fer­te Fahr­zeug zu­nächst kei­ner­lei Funk­ti­ons­stö­run­gen ge­zeigt hat­te, leuch­te­te auf der Au­to­bahn die Mo­tor­kon­troll­leuch­te auf, und für den Klä­ger ent­stand der Ein­druck, das Fahr­zeug lau­fe – be­dingt durch ei­ne Funk­ti­ons­stö­rung der Gas­an­la­ge – nur auf drei Zy­lin­dern. Nach­dem er un­ter Ver­weis auf sei­ne Ge­währ­leis­tungs­rech­te die Lie­fe­rung ei­nes man­gel­frei­en Fahr­zeugs ge­for­dert hat­te, wur­de der Wa­gen in der Werk­statt der Be­klag­ten durch Aus­tausch der Gasin­jek­to­ren kos­ten­los und un­ter Be­reit­stel­lung ei­nes Er­satz­fahr­zeugs re­pa­riert.

Nach ei­nem Werk­statt­be­such im Au­to­haus A folg­te – nach ei­nem er­neu­ten Auf­leuch­ten der Mo­tor­kon­troll­leuch­te – ein wei­te­rer Auf­ent­halt in der Werk­statt der Be­klag­ten. Wäh­rend die­ses Auf­ent­halts ließ die Be­klag­te Re­pa­ra­tur­ar­bei­ten durch­füh­ren, und dem Klä­ger wur­de so­dann mit­ge­teilt, ein Mar­der­biss­scha­den an ei­ner Un­ter­druck­lei­tung sei ur­säch­lich für die ein­ge­tre­te­ne Funk­ti­ons­stö­rung ge­we­sen. Fer­ner stell­te man fest, dass das Ge­häu­se des Gas­steu­er­ge­räts durch Fremd­ein­wir­kung be­ding­te Be­schä­di­gun­gen auf­wies. Die­se ließ der Klä­ger trotz Auf­klä­rung über mög­li­che Fol­ge­ri­si­ken (ins­be­son­de­re das Ein­drin­gen von Feuch­tig­keit) nicht re­pa­rie­ren.

Im Nach­gang da­zu kam es zu zwei wei­te­ren – in den Ein­zel­hei­ten und Ur­sa­chen zwi­schen den Par­tei­en weit­ge­hend strei­ti­gen – Werk­statt­auf­ent­hal­ten.

Mit an­walt­li­chem Schrei­ben er­klär­te der Klä­ger schließ­lich den Rück­tritt vom Kauf­ver­trag und ver­lang­te un­ter Frist­set­zung die Er­stat­tung des Kauf­prei­ses Zug um Zug ge­gen Rück­über­eig­nung des streit­ge­gen­ständ­li­chen Fahr­zeugs. Die Be­klag­te wies den Rück­tritt als un­be­grün­det zu­rück und bot an, mit dem Klä­ger ei­nen neu­en Werk­statt­ter­min zu ver­ein­ba­ren.

Auch nach Er­klä­rung des Rück­tritts such­te der Klä­ger an min­des­tens drei wei­te­ren Ter­mi­nen Au­to­werk­stät­ten auf. Er wur­de we­gen ei­nes er­neu­ten Bren­nens der Mo­tor­kon­troll­leuch­te auch er­neut bei der Be­klag­ten vor­stel­lig, die die In­jek­to­ren für die Gas­zu­fuhr er­setz­te.

Der Klä­ger be­haup­tet un­ter an­de­rem, den Werk­statt­be­su­chen, die nicht bei der Be­klag­ten er­folg­ten, sei eben­falls ein zu­min­dest zeit­wei­ses Auf­leuch­ten der Mo­tor­kon­troll­leuch­te vor­an­ge­gan­gen. Es sei­en Stö­run­gen der Gas­an­la­ge dia­gnos­ti­ziert wor­den, ins­be­son­de­re ein zu ma­ge­res Kraft­stoff­ge­misch. Ent­ge­gen der – in­so­weit un­strei­ti­gen – Aus­kunft der Be­klag­ten sei kei­ne Funk­ti­ons­stö­rung des Fahr­zeugs auf ei­nen Mar­der­biss zu­rück­zu­füh­ren. Viel­mehr sei da­von aus­zu­ge­hen, dass in al­len Fäl­len die feh­len­de Gas­fes­tig­keit des Mo­tors ur­säch­lich für den De­fekt ge­we­sen sei.

Die Kla­ge hat­te teil­wei­se Er­folg.

Aus den Grün­den: Der Klä­ger hat ge­gen die Be­klag­te ei­nen An­spruch auf Rück­zah­lung des Kauf­prei­ses in Hö­he von 19.495,01 € ab­züg­lich ei­ner Nut­zungs­ent­schä­di­gung in Hö­he von 7.992,95 € Zug um Zug ge­gen Rück­über­eig­nung des Pkw … aus §§ 346 I, 437 Nr. 2, §§ 433, 434, 323, 348, 320 BGB.

Nach § 346 I BGB sind im Fal­le des Rück­tritts durch ei­ne Ver­trags­par­tei, der ein ge­setz­li­ches Rück­tritt­recht zu­steht, die emp­fan­ge­nen Leis­tun­gen zu­rück­zu­ge­wäh­ren und die ge­zo­ge­nen Nut­zun­gen her­aus­zu­ge­ben. Die­se Vor­aus­set­zun­gen lie­gen hier vor. Denn der Klä­ger war kraft Ge­set­zes be­rech­tigt, vom Ver­trag zu­rück­zu­tre­ten. Das Rück­tritts­recht er­gibt sich vor­lie­gend aus § 437 Nr. 2 BGB, wo­nach der Käu­fer nach Maß­ga­be der §§ 440, 323 BGB und § 326 V BGB vom Kauf­ver­trag zu­rück­tre­ten kann, wenn die Kauf­sa­che man­gel­haft ist.

Zwi­schen den Par­tei­en ist ein wirk­sa­mer Kauf­ver­trag … über den Er­werb des streit­ge­gen­ständ­li­chen Kraft­fahr­zeugs zu­stan­de ge­kom­men.

Die Man­gel­haf­tig­keit der Kauf­sa­che er­gibt sich be­reits aus § 434 I 1 BGB. Da­nach liegt ein Sach­man­gel vor, wenn die Sa­che bei Ge­fahr­über­gang nicht die ver­ein­bar­te Be­schaf­fen­heit auf­weist. Ei­ne Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung liegt je­den­falls dann vor, wenn sich die Par­tei­en – zu­min­dest kon­klu­dent – dar­über ver­stän­digt ha­ben, dass die Kauf­sa­che be­stimm­te phy­si­sche Merk­ma­le auf­wei­sen soll (aus­führ­lich Roth, NJW 2004, 330, 330 f.; MünchKomm-BGB/Wes­ter­mann, 5. Aufl. [2008], § 434 Rn. 12). Aus­rei­chend ist ei­ne ein­fa­che Ver­ein­ba­rung, die Be­stand­teil des Ver­trags­in­halts ge­wor­den ist, in der Re­gel durch ei­ne ver­bind­li­che Zu­stands­be­schrei­bung. Ein be­son­de­rer Ein­stands­wil­le des Ver­käu­fers, wie er im Rah­men der Zu­si­che­rung ge­mäß § 459 II BGB a.F. ver­langt wur­de, ist nicht er­for­der­lich (Stau­din­ger/Ma­tu­sche-Beck­mann, BGB, Neu­barb. 2004, § 434 Rn. 55; Schell­ham­mer, MDR 2002, 244).

Die Vor­aus­set­zun­gen sind er­füllt. Dies folgt aus der – von der Be­klag­ten un­be­strit­te­nen – Aus­sa­ge über die spe­zi­el­le Eig­nung der neu­en Gas­an­lan­ge, die ge­gen­über dem Klä­ger vor Ver­trags­schluss [be­züg­lich] des zwei­ten Fahr­zeugs ge­macht wur­de. Da die Funk­ti­ons­stö­run­gen des Vor­gän­ger­fahr­zeugs un­ter an­de­rem auf ei­ne ther­mi­sche Über­be­las­tung des Mo­tors, die sich ins­be­son­de­re in ei­ner Schä­di­gung von Zy­lin­dern und Ven­ti­len ma­ni­fes­tier­te, zu­rück­führ­bar wa­ren, kön­nen die Er­klä­rung und der Ver­weis auf die feh­len­de Feh­ler­an­fäl­lig­keit nur da­hin ge­hend aus­ge­legt wer­den, dass hier ei­ne ein­wand­freie tech­ni­sche Eig­nung für den Gas­be­trieb ver­ein­bart wur­de, ins­be­son­de­re da­hin ge­hend, dass Schä­di­gun­gen in­fol­ge ther­mi­scher Über­be­las­tun­gen aus­ge­schlos­sen sein soll­ten.

Zur Über­zeu­gung des Ge­richts steht wei­ter­hin fest, dass das streit­ge­gen­ständ­li­che Fahr­zeug im maß­geb­li­chen Zeit­punkt des Ge­fahr­über­gangs die­se ver­ein­bar­te Be­schaf­fen­heit nicht auf­wies. Dies folgt aus den nach­voll­zieh­ba­ren Aus­füh­run­gen des Sach­ver­stän­di­gen, der er­läu­tert hat, dass die ver­wen­de­te Gas­an­la­ge in die­ses Au­to nicht ein­ge­baut wer­den dür­fe, da an­sons­ten mit ther­mi­schen Über­las­tungs­schä­den (an Ven­ti­len und Kol­ben) zu rech­nen sei, wie sie bei dem klä­ge­ri­schen Kraft­fahr­zeug fest­ge­stellt wur­den. So­weit der Sach­ver­stän­di­ge aus­ge­führt hat, dass auf den Ein­tritt mög­li­cher Schä­den hät­te hin­wie­sen wer­den müs­sen, han­delt es sich hier­bei nicht um ei­ne un­zu­läs­si­ge, da al­lei­ne dem Ge­richt vor­be­hal­te­ne, recht­li­che Wer­tung. Sei­ne Aus­füh­run­gen sind viel­mehr so zu ver­ste­hen, dass der An­la­ge ein ho­hes Ge­fähr­dungs- und Schä­di­gungs­po­ten­zi­al in­ne­wohnt, das un­ter tech­ni­schen Ge­sichts­punk­ten als be­denk­lich ein­zu­stu­fen ist. Je­den­falls folgt dar­aus, dass es sich kei­nes­falls um ei­ne Kon­struk­ti­on han­delt, die sich – wie dem Klä­ger er­klärt wor­den war – durch be­son­de­re Eig­nung für den Ge­brauch in die­sem Fahr­zeug aus­zeich­net.

Ein In­diz da­für, dass die Aus­füh­run­gen des Sach­ver­stän­di­gen zu­tref­fen und die ver­bau­te Gas­an­la­ge für den Be­trieb in dem streit­ge­gen­ständ­li­chen Fahr­zeug un­ge­eig­net ist, sieht das Ge­richt wei­ter­hin in der Tat­sa­che, dass der Mo­tor Schä­den auf­weist, die – wie der Sach­ver­stän­di­ge … er­läu­tert hat – ge­ra­de dem ty­pi­schen Scha­dens­bild ent­spre­chen, das sich in­fol­ge ei­ner kon­struk­ti­ons­be­ding­ten ther­mi­schen Über­las­tung ma­ni­fes­tie­ren kann. Das Ge­richt ver­kennt in die­sem Zu­sam­men­hang nicht, dass an­der­wei­ti­ge Ur­sa­chen für die fest­ge­stell­ten Schä­den – ins­be­son­de­re die Be­schä­di­gung des Gas­steu­er­ge­räts – nicht aus­ge­schlos­sen wer­den kön­nen und die­se so­mit nicht zwin­gend auf ei­ne feh­len­de Eig­nung für den Gas­be­trieb zu­rück­führ­bar sind. Des­halb misst es dem Um­stand – wie dar­ge­stellt – auch nur In­dizwir­kung bei. Fer­ner ist zu be­rück­sich­ti­gen, dass an dem Fahr­zeug be­reits im ers­ten hal­ben Jahr nach der (strit­ti­gen) In­be­trieb­nah­me die Mo­tor­kon­troll­leuch­te in­fol­ge ei­ner ther­mi­schen Über­las­tung auf­leuch­te­te und so­dann ein Feh­ler der Gas­an­la­ge dia­gnos­ti­ziert wur­de, der ei­nen Aus­tausch der In­jek­to­ren er­for­der­te. Zu die­sem Zeit­punkt war je­doch noch kei­ne äu­ße­re Be­schä­di­gung des Gas­steu­er­ge­räts fest­ge­stellt wor­den.

Ob­wohl das Rück­tritts­recht als nach­ran­gi­ges Ge­stal­tungs­recht grund­sätz­lich die Set­zung ei­ner an­ge­mes­se­nen Nach­er­fül­lungs­frist vor­aus­setzt und der Klä­ger ei­ne sol­che Frist nicht ge­setzt hat, ist der Rück­tritt gleich­wohl wirk­sam, da die Frist­set­zung aus­nahms­wei­se ent­behr­lich war. Da hier die Rang­ord­nung der ge­setz­li­chen Ge­währ­leis­tungs­rech­te durch­bro­chen wird, trägt der Zu­rück­tre­ten­de die Dar­le­gungs- und Be­weis­last für die Tat­be­stän­de, die zum Weg­fall der Nach­er­fül­lungs­mög­lich­keit füh­ren (Be­ckOK-BGB/Faust, Stand: 01.02.2007, § 440 Rn. 43; MünchKomm-BGB/Wes­ter­mann, a. a. O., § 440 Rn. 13).

Zum Zeit­punkt der Rück­tritts­er­klä­rung durch das an­walt­li­che Schrei­ben … war ei­ne Frist­set­zung zwar noch nicht ent­behr­lich. Viel­mehr war es zu die­sem Zeit­punkt noch zu­mut­bar und mög­lich, die Be­klag­te noch­mals zur Nach­er­fül­lung auf­zu­for­dern und de­ren er­neu­te An­die­nung zu­zu­las­sen. Denn die Ent­behr­lich­keit folgt nicht be­reits aus § 326 V BGB, da der Sach­ver­stän­di­ge nicht mit Si­cher­heit fest­stel­len konn­te, ob ei­ne Man­gel­be­sei­ti­gung tat­säch­lich (end­gül­tig) aus­ge­schlos­sen ist. Viel­mehr ist denk­bar, dass durch ent­spre­chen­de An­pas­sun­gen an An­la­ge und/oder Mo­tor (z. B. Här­tung der Ven­til­füh­run­gen etc.) ei­ne ent­spre­chen­de Eig­nung noch her­bei­ge­führt wer­den kann. Ge­gen­tei­li­ges hat der Klä­ger nicht vor­ge­tra­gen.

Die Ent­behr­lich­keit er­gibt sich auch nicht aus ei­nem (mehr­ma­li­gen) Fehl­schlag der Nach­er­fül­lung (§ 440 Satz 1 Fall 2, Satz 2 BGB). Zwar war der Klä­ger bis zur Rück­tritts­er­klä­rung zwei­mal in der Werk­statt der Be­klag­ten vor­stel­lig ge­wor­den, hat­te Fehl­funk­tio­nen be­an­stan­det und die Nach­er­fül­lung ver­langt, doch kann nur die [ers­te] Re­pa­ra­tur … tat­säch­lich als man­gel­be­ding­ter Nach­bes­se­rungs­ver­such i. S. des § 440 Satz 1 Fall 2, Satz 2 BGB an­ge­se­hen wer­den. Dies er­gibt sich aus den Er­läu­te­run­gen des Sach­ver­stän­di­gen, der – wie be­reits dar­ge­stellt – aus­ge­führt hat, dass die Funk­ti­ons­stö­rung zum Zeit­punkt des zwei­ten Werk­statt­auf­ent­halts … eben­so durch die – nun­mehr fest­ge­stell­te – äu­ße­re Be­schä­di­gung des Gas­steu­er­ge­räts be­dingt sein konn­te und nicht zwangs­läu­fig ei­ne Fol­ge der feh­len­den Eig­nung für den Gas­be­trieb dar­stell­ten muss­te. Die strei­ti­ge Fra­ge, ob die da­ma­li­ge Stö­rung tat­säch­lich durch ei­nen Mar­der­biss her­vor­ge­ru­fen wur­de oder tat­säch­lich ei­ne man­gel­be­ding­te Funk­ti­ons­be­ein­träch­ti­gung der Gas­an­la­ge vor­lag, kann be­reits in An­be­tracht die­ser mög­li­chen Al­ter­na­tiv­ur­sa­che da­hin­ste­hen.

Da die Nach­er­fül­lung – hier in Form der Nach­bes­se­rung – ei­nen mo­di­fi­zier­ten Er­fül­lungs­an­spruch dar­stellt (vgl. BT-Drs. 14/6040, S. 221; BGH, Urt. v. 15.07.2008 – VI­II ZR 211/07, NJW 2008, 2837, 2838; Urt. v. 13.04.2011 – VI­II ZR 220/10), der sich je­weils nur auf den ur­sprüng­li­chen Pri­mär­an­spruch be­zieht und da­her für je­den Kauf­ge­gen­stand ge­son­dert be­steht, müs­sen die Re­pa­ra­tur­ver­su­che an dem Vor­gän­ger­fahr­zeug bei der Er­mitt­lung der An­zahl mög­li­cher Nach­bes­se­rungs­ver­su­che i. S. des § 440 Satz 1 Fall 2, Satz 2 BGB gänz­lich un­be­rück­sich­tigt blei­ben.

Die Nach­er­fül­lung war dem Käu­fer auch nicht un­zu­mut­bar i. S. des § 440 Satz 1 Fall 3 BGB. Die Un­zu­mut­bar­keit i. S. des § 440 Satz 1 Fall 3 ist im Ge­gen­satz zur In­ter­es­sen­ab­wä­gung i. S. des § 323 II Nr. 3 BGB al­lei­ne aus Sicht des Käu­fers zu be­stim­men. Grund­la­ge der Be­trach­tung kann hier­bei zu­nächst nur der [ers­te] Nach­bes­se­rungs­ver­such im Ja­nu­ar sein, da – wie dar­ge­stellt – die spä­te­re Re­pa­ra­tur an der Gas­an­la­ge nicht zwangs­läu­fig auf ei­nen Man­gel zu­rück­führ­bar sein muss­te. Da die ne­ga­ti­ven Er­fah­run­gen des Klä­gers mit dem Alt­fahr­zeug die­sen be­reits von ei­nem er­neu­ten Kauf hät­ten ab­hal­ten müs­sen, folgt dar­aus nicht un­mit­tel­bar die Un­zu­mut­bar­keit ei­nes er­neu­ten Nach­er­fül­lungs­ver­lan­gens (vgl. auch MünchKomm-BGB/Wes­ter­mann, a. a. O., § 440 Rn. 8). Auch dann, wenn die Um­stän­de mit­tel­bar im Rah­men ei­ner wer­ten­den Ge­samt­be­trach­tung in die Be­wer­tung ein­ge­stellt wer­den, er­gibt sich nichts an­ders. Denn die Un­zu­mut­bar­keit er­gibt sich … nicht aus ei­ner nach­hal­ti­gen Stö­rung der Ver­trau­ens­stel­lung. Denn auch dann, wenn dem Klä­ger – wie dar­ge­stellt – un­zu­tref­fend zu­ge­sagt wur­de, die Gas­an­la­ge ver­fü­ge über ei­ne be­son­de­re Eig­nung für den Gas­be­trieb, ist dies nicht ge­eig­net, die Ver­trau­ens­stel­lung so nach­hal­tig zu zer­stö­ren, dass ei­ne so­for­ti­ge Gel­tend­ma­chung von Se­kun­där­rech­ten an­ge­zeigt ge­we­sen wä­re (vgl. Rein­king/Eg­gert, Der Au­to­kauf, 10. Aufl. [2009], Rn. 1742). Dies folgt dar­aus, dass die Er­heb­lich­keits­schwel­le, an de­ren Über­schrei­ten we­gen des Vor­ran­ges der Pri­mär­an­sprü­che be­son­ders ho­he An­for­de­run­gen zu stel­len sind, nicht über­schrit­ten ist (vgl. AnwK-BGB/Bü­den­be­n­der, 2005, § 440 Rn. 18; MünchKomm-BGB/Wes­ter­mann, a. a. O., § 440 Rn. 5). Die blo­ße Nicht­ein­hal­tung ei­ner Be­schaf­fen­heits­zu­sa­ge i. S. des § 434 I 1 BGB ist in­des nicht aus­rei­chend; viel­mehr be­darf es des Hin­zu­tre­tens qua­li­fi­zier­ter Um­stän­de (Rein­king/Eg­gert, a. a. O., Rn. 1742). Sol­che hat der Klä­ger nicht vor­ge­tra­gen, ins­be­son­de­re nicht, dass es sich um ei­ne be­wusst wahr­heits­wid­ri­ge Aus­sa­ge ge­han­delt hat, die die Schwel­le der arg­lis­ti­gen Täu­schung über­schrit­ten hat (vgl. LG Bonn, Urt. v. 30.10.2003 – 10 O 27/03, NJW 2004, 74, 75; AnwK-BGB/Bü­den­be­n­der, a. a. O., § 440 Rn. 18; Rein­king/Eg­gert, a. a. O., Rn. 503, 1738 ff.). Auch folgt aus den Er­fah­run­gen nicht, dass in dem Be­trieb der Be­klag­ten ge­ne­rell nach­läs­sig und be­son­ders schlecht ge­ar­bei­tet wird. Der Klä­ger muss­te nach der Re­pa­ra­tur im Ja­nu­ar, der sich ei­ne stö­rungs­freie Be­triebs­zeit von neun Mo­na­ten an­schloss, viel­mehr da­von aus­ge­hen, die Be­klag­te ver­fü­ge über ge­schul­tes Fach­per­so­nal. Auch die Be­gleit­um­stän­de der Re­pa­ra­tur wa­ren nicht ge­eig­net, sich so­fort von dem Ver­trag zu lö­sen, denn un­strei­tig er­folg­te die­se un­ent­gelt­lich und un­ter Zur­ver­fü­gung­stel­lung ei­nes Er­satz­fahr­zeugs und mit­hin oh­ne be­son­de­re Un­an­nehm­lich­kei­ten und Be­läs­ti­gun­gen (vgl. Rein­king/Eg­gert, a. a. O., Rn. 485). Ge­gen­tei­li­ges wur­de von dem Klä­ger nicht vor­ge­tra­gen. Auch die Art der Man­gel­haf­tig­keit ist nicht ge­eig­net, die Un­zu­mut­bar­keit zu be­grün­den. Denn die bis­he­ri­gen Er­fah­run­gen mit dem Fahr­zeug las­sen nicht dar­auf schlie­ßen, dass es sich bei dem streit­ge­gen­ständ­li­chen Pkw um ge­ne­rell schlech­te Qua­li­tät han­delt, an der der Klä­ger kein In­ter­es­se (mehr) ha­ben kann (vgl. Be­ckOK-BGB/Faust, a. a. O., § 440 Rn. 38) oder es sich hier­bei um ei­nen „Aus­rei­ßer“ (sog. Mon­tags­au­to) han­delt, bei dem mit ei­ner Viel­zahl wei­te­rer Män­gel zu rech­nen ist (aus­führ­lich Rein­king/Eg­gert, a. a. O., Rn. 496 ff.). Viel­mehr be­schränk­ten sich die Pro­ble­me auf den ab­grenz­ba­ren Teil der Gas­an­la­ge.

Die Ent­behr­lich­keit ei­ner Frist­set­zung folg­te auch nicht aus § 323 II Nr. 1 BGB. Denn da­nach kann sich der Käu­fer nur dann vom Kauf­ver­trag lö­sen, wenn der Ver­käu­fer die Nach­er­fül­lung end­gül­tig und ernst­haft ver­wei­gert. An die Leis­tungs­ver­wei­ge­rung sind ho­he An­for­de­run­gen zu stel­len; sie liegt nur vor, wenn der Schuld­ner ein­deu­tig zum Aus­druck bringt, er wer­de sei­nen Ver­trags­pflich­ten nicht nach­kom­men (BGH, Urt. v. 21.12.2005 – VI­II ZR 49/05, NJW 2006, 1195, 1197; Urt. v. 20.05.2009 – VI­II ZR 247/06, NJW 2009, 2532, 2533). Die­se Vor­aus­set­zun­gen la­gen … nicht vor. Denn un­ab­hän­gig da­von, ob ge­gen­über dem Klä­ger tat­säch­lich die Nach­lie­fe­rung ver­wei­gert wur­de, und die­ser Um­stand ihn so­dann zum so­for­ti­gen Rück­tritt be­rech­tigt hät­te, hat­ten sich die Par­tei­en … je­den­falls auf ei­ne Nach­bes­se­rung des Fahr­zeugs ge­ei­nigt, die – wie dar­ge­stellt – un­ter ent­spre­chen­den Ser­vice­leis­tun­gen durch­ge­führt wur­de. Auch die Tat­sa­che, dass in der Zu­rück­wei­sung des Rück­tritts­schrei­bens … wei­ter­hin ein Un­ter­su­chungs­ter­min an­ge­bo­ten wur­de, ma­ni­fes­tiert die da­ma­li­ge Be­reit­schaft der Be­klag­ten, sich wei­te­ren Nach­bes­se­rungs­ver­lan­gen des Klä­gers nicht end­gül­tig zu ver­schlie­ßen. Dass die Be­klag­te die Feh­ler­haf­tig­keit des Fahr­zeugs mit Nicht­wis­sen be­stritt, führt zu kei­ner ge­gen­tei­li­gen recht­li­chen Be­wer­tung, denn dar­in ist kein end­gül­ti­ges Ab­leug­nen ei­ner mög­li­chen Feh­ler­haf­tig­keit zu se­hen. Viel­mehr han­del­te es sich um ei­ne zu­läs­si­ge Maß­nah­me, die der an­walt­li­chen Vor­sicht ge­schul­det war und le­dig­lich deut­lich mach­te, dass oh­ne Un­ter­su­chung des streit­ge­gen­ständ­li­chen Fahr­zeugs kei­ne nä­he­ren Aus­künf­te er­teilt wer­den konn­ten.

Ei­ne Frist­set­zung wur­de je­doch da­durch ent­behr­lich, dass die Be­klag­te wäh­rend des Pro­zes­ses die Nach­er­fül­lung ernst­haft und end­gül­tig i. S. des § 323 II Nr. 2 BGB ver­wei­gert hat. Im Rah­men der recht­li­chen Ein­ord­nung müs­sen al­le Um­stän­de des Falls Be­rück­sich­ti­gung fin­den (BGH, Urt. v. 05.12.2002 – VII ZR 360/01, NJW 2003, 580, 581). Ei­ne die Frist­set­zung ent­behr­lich ma­chen­de Er­fül­lungs­ver­wei­ge­rung muss nicht zwin­gend durch ein vor­pro­zes­sua­les Ver­hal­ten be­grün­det sein, son­dern kann auch aus ei­nem Pro­zess­ver­hal­ten (z. B. ei­nem Kla­ge­ab­wei­sungs­an­trag) re­sul­tie­ren (BVerfG, Beschl. v. 26.09.2006 – 1 BvR 2389/04, ZGS 2006, 470 ff.; BGH, Urt. v. 08.12.1983 – VII ZR 139/82, NJW 1984, 1460, 1461; Urt. v. 05.12.2002 – VII ZR 360/01, NJW 2003, 580, 581; LG Bonn, Urt. v. 30.10.2003 – 10 O 27/03, NJW 2004, 74, 75). Da­bei ist auch in die­sem Fall er­for­der­lich, dass in dem Ver­hal­ten ein­deu­tig zum Aus­druck kommt, dass der Schuld­ner be­wusst und end­gül­tig die Er­fül­lung sei­ner Ver­trags­pflich­ten ab­lehnt. Dies folgt nicht be­reits aus dem An­trag auf Kla­ge­ab­wei­sung (OLG Cel­le, Urt. v. 26.07.2006 – 7 U 2/06, NJW-RR 2007, 352; Rein­king/Eg­gert, a. a. O., Rn. 475). Da das Be­strei­ten von Män­geln ein pro­zes­sua­les Recht des Schuld­ners dar­stellt, lässt sich ei­ne sol­che end­gül­ti­ge Ver­wei­ge­rungs­hal­tung der Be­klag­ten bei iso­lier­ter Be­trach­tung auch nicht dar­aus ab­lei­ten, dass die­se im Pro­zess die Feh­ler­haf­tig­keit des Fahr­zeugs ins­ge­samt in Ab­re­de stell­te und nicht mehr – wie im Rah­men des vor­pro­zes­sua­len Ver­hal­tens – die Man­gel­haf­tig­keit mit Nicht­wis­sen be­stritt (vgl. BGH, Urt. v. 21.12.2005 – VI­II ZR 49/05, NJW 2006, 1195, 1197). Die Ent­behr­lich­keit der Frist­set­zung folgt viel­mehr aus der aus­drück­li­chen und wie­der­hol­ten Er­he­bung der Ver­jäh­rungs­ein­re­de, auf die sich die Be­klag­te erst­mals im Rah­men der Kla­ge­er­wi­de­rung be­ru­fen hat. Denn die Er­he­bung der pe­remp­to­ri­schen Ein­re­de dien­te nicht nur der Er­rei­chung ei­nes Pro­zess­ziels, son­dern ma­ni­fes­tier­te hin­rei­chend, dass die Be­klag­te end­gül­tig nicht mehr be­reit war/ist, die be­haup­te­ten Män­gel zu be­sei­ti­gen (vgl. BGH, Urt. v. 05.12.2002 – VII ZR 360/01, NJW 2003, 580, 581). Un­er­heb­lich ist da­bei, dass die Er­fül­lungs­ver­wei­ge­rung nach der Er­klä­rung des Rück­tritts er­folgt ist (OLG Karls­ru­he, Urt. v. 12.09.2007 – 7 U 169/06, NJW 2008, 925, 926). Denn maß­geb­lich ist ein­zig, dass sich die Rück­tritts­er­klä­rung, die durch das an­walt­li­che Schrei­ben … er­folg­te und in der Kla­ge­er­he­bung … ih­re er­neu­te Be­stä­ti­gung fand, und die Er­fül­lungs­ver­wei­ge­rung bis Zeit­punkt der ge­richt­li­chen Ent­schei­dung ge­gen­über­tra­ten, was mit der Kla­ge­er­wi­de­rung … der Fall war.

Da dem Be­trieb ei­nes Kraft­fahr­zeugs mit ei­ner un­ge­eig­ne­ten Gas­an­la­ge – wie der Sach­ver­stän­di­ge nach­voll­zieh­bar aus­ge­führt hat – ein hoch­gra­di­ges Ge­fähr­dungs- und Schä­di­gungs­po­ten­zi­al in­ne­wohnt, das die Halt­bar­keit des Fahr­zeu­ges enorm be­ein­träch­ti­gen kann, ist der Rück­tritt auch nicht we­gen Un­er­heb­lich­keit der Pflicht­ver­let­zung nach § 323 V 2 BGB aus­ge­schlos­sen.

Der Rück­tritt ist auch nicht durch Ver­jäh­rung des Nach­er­fül­lungs­an­spruchs aus­ge­schlos­sen (§§ 218 I, 437 Nr. 2 BGB).

So­weit sich die Be­klag­te auf ei­ne Ver­kür­zung der ge­setz­li­chen Ver­jäh­rungs­re­ge­lung des § 439 II BGB ge­mäß ih­rer] Ge­braucht­wa­gen-Ver­kaufs­be­din­gun­gen be­ruft, kann dies nicht durch­drin­gen. Denn die be­weis­be­las­te­te Ver­käu­fe­rin hat trotz ent­spre­chen­den Hin­wei­ses des Ge­richts nicht dar­ge­tan, dass die­se Be­din­gun­gen tat­säch­lich Ver­trags­be­stand­teil ge­wor­den sind (vgl. zur Dar­le­gungs- und Be­weis­last: BGH, Urt. v. 03.06.2008 – XI ZR 319/06, NJW 2008, 2576, 2578 m. w. Nachw.). Ein ab­wei­chen­des Er­geb­nis er­gibt sich auch dann nicht, wenn man in der Er­he­bung der – auf die Ge­braucht­wa­gen-Ver­kaufs­be­din­gun­gen ge­stütz­ten – Ver­jäh­rungs­ein­re­de die Gel­tend­ma­chung der (all­ge­mei­nen) Ver­jäh­rungs­ein­re­de i. S. des § 438 BGB sieht. Dies folgt aus dem un­er­heb­li­chen Vor­trag der dar­le­gungs- und be­weis­be­las­te­ten Be­klag­ten. … Im Fal­le des § 438 I Nr. 3 BGB be­ginnt die Ver­jäh­rung mit Ab­lie­fe­rung der Sa­che, je­doch nicht vor Wirk­sam­keit des Ver­trags (Be­ckOK-BGB/Faust, a. a. O., § 438 Rn. 34; Pa­landt/Putzo, BGB, 70. Aufl. [2011], § 438 Rn. 13). Die Ab­lie­fe­rung setzt vor­aus, dass die Sa­che in den Macht­be­reich des Käu­fers ge­langt oder er sie oh­ne Wei­te­res an sich neh­men kann (MünchKomm-BGB/Wes­ter­mann, a. a. O., § 438 Rn. 25). Nach dem wie­der­hol­ten und aus­drück­li­chen Be­klag­ten­vor­trag er­folg­te die Aus­lie­fe­rung erst [im No­vem­ber]. An­zei­chen da­für, dass sie sich den Vor­trag des Klä­gers, wo­nach die Ab­lie­fe­rung be­reits [im Au­gust] er­folg­te, zu ei­gen ge­macht hat, be­ste­hen nicht. Da­hin­ste­hen kann da­mit auch, … ob die Ver­jäh­rung des­halb ab dem 04.11.2008 zu lau­fen be­gann, weil erst zu die­sem Zeit­punkt der Kauf­ver­trag sei­ne Wirk­sam­keit ent­fal­ten soll­te.

Der Klä­ger kann nicht den vol­len Kauf­preis Zug um Zug ge­gen Rück­ga­be des Kraft­fahr­zeugs er­stat­tet ver­lan­gen. Viel­mehr steht der Be­klag­ten für die ge­zo­ge­nen Nut­zun­gen des Fahr­zeugs ge­mäß § 346 I, II Nr. 1 BGB ein Wert­er­satz­an­spruch in Hö­he von 7.992,95 € zu, mit dem die­se vor­lie­gend er­folg­reich (hilfs­wei­se) auf­rech­net.

Das Ge­richt geht bei der Wert­er­mitt­lung von der im Rah­men des § 287 II ZPO an­er­kann­ten Me­tho­de der li­nea­ren Wert­schwund­be­rech­nung aus, wo­nach sich die Ge­brauchs­vor­tei­le wie folgt be­rech­nen

\text{Ge­brauchs­vor­teil} = {\frac{\text{Brut­to­kauf­preis}\times\text{ge­fah­re­ne Ki­lo­me­ter}}{\text{mut­maß­li­che Ge­samt­lauf­leis­tung}}}

(vgl. BGH, Urt. v. 22.06.1983 – VI­II ZR 91/82, NJW 1983, 2194, 2195; OLG Karls­ru­he, Urt. v. 07.03.2003 – 14 U 154/01, NJW 2003, 1950, 1951; aus­führ­lich Rein­king/Eg­gert, a. a. O., Rn. 615 ff.; Busch­bell/Ot­ting, Mün­che­ner An­walts­hand­buch Stra­ßen­ver­kehrs­recht, 3. Aufl. [2009], § 39 Rn. 196 ff. m. zahlr. w. Nachw.).

Da das streit­ge­gen­ständ­li­che Kraft­fahr­zeug als Wa­gen der un­te­ren Mit­tel­klas­se (sog. Kom­pakt­klas­se) ein­zu­ord­nen ist, be­zif­fert das Ge­richt – im Rah­men des ihm zu­ste­hen­den Schät­zungs­er­mes­sens (§ 287 II ZPO) – die po­ten­zi­el­le Ge­samt­fahr­leis­tung mit 200.000 km (vgl. auch Rein­king/Eg­gert, a. a. O., Rn. 634). Hier­bei lässt es un­be­rück­sich­tigt, dass, wie der Sach­ver­stän­di­ge aus­ge­führt hat, die Ge­samt­lauf­leis­tung in­fol­ge von Über­hit­zung mög­li­cher­wei­se er­heb­lich re­du­ziert sein könn­te. Denn die­ser Um­stand, für den der Klä­ger dar­le­gungs- und be­weis­be­las­tet ist, darf be­reits des­halb nicht min­dernd in die Be­rech­nung ein­ge­stellt wer­den, weil nicht er­wie­sen ist, dass es im kon­kre­ten Fall zu man­gel­be­ding­ten Über­hit­zungs­schä­den ge­kom­men ist. Der Klä­ger hat un­be­strit­ten an­ge­ge­ben, die Lauf­leis­tung des Fahr­zeugs zum Zeit­punkt der letz­ten münd­li­chen Ver­hand­lung ha­be 82.000 km be­tra­gen.

Un­ter Be­rück­sich­ti­gung die­ser Vor­aus­set­zun­gen er­mit­telt sich das kon­kre­te Er­geb­nis wie folgt:

\text{Ge­brauchs­vor­teil} = {\frac{19.495,01 €\times82.000 \text{km}}{200.000 \text{km}}} = \text{7.992,95 €.}

Der nach die­ser For­mel er­mit­tel­te Wert­er­satz­an­spruch be­darf auch kei­ner nach­träg­li­chen Kor­rek­tur (vgl. Rein­king/Eg­gert, a. a. O., Rn. 632; an­ders MünchKomm-BGB/Gai­er, 5. Aufl. [2008]., § 346 Rn. 27: Ein­stel­lung ei­nes ge­min­der­ten Kauf­prei­ses). Denn aus dem klä­ge­ri­schen Vor­trag ist nicht er­sicht­lich, dass es zu ei­ner we­sent­li­chen man­gel­be­ding­ten Nut­zungs­ein­schrän­kung ge­kom­men ist.

Der Klä­ger hat kei­nen An­spruch auf Er­stat­tung von Ver­zugs­zin­sen auf den zu­er­kann­ten Zah­lungs­be­trag. Ein sol­cher folgt ins­be­son­de­re nicht aus den §§ 288 I, 286 I, II Nr. 2 BGB. Denn ge­mäß §§ 346 I, 348 BGB ist die Be­klag­te zur Rück­ge­währ des Kauf­prei­ses nur Zug um Zug ge­gen Rück­ge­währ des ver­äu­ßer­ten Fahr­zeugs ver­pflich­tet. Da die Rück­ga­be bis­her nicht er­folgt ist, kann die Ver­käu­fe­rin nur da­durch in Schuld­ner­ver­zug ge­ra­ten sein, dass ihr die Kauf­sa­che in An­nah­me­ver­zug be­grün­den­der Art und Wei­se an­ge­bo­ten wor­den ist (vgl. BGH, Urt. v. 20.07.2005 – VI­II ZR 275/04, NJW 2005, 2848, 2851; Rein­king/Eg­gert, a. a. O., Rn. 647). Die Vor­aus­set­zun­gen lie­gen nicht vor. Denn der Schuld­ner muss die Leis­tung dem Gläu­bi­ger so an­bie­ten, wie sie ge­schul­det ist. Ein ord­nungs­ge­mä­ßes An­ge­bot i. S. des § 294 BGB be­steht da­her nur, wenn die tat­säch­lich ge­schul­de­te Leis­tung – nach Art, Men­ge und Gü­te dem In­halt des Schuld­ver­hält­nis­ses ent­spre­chend – an­ge­bo­ten wird (Pa­landt/Grü­ne­berg, BGB, 70. Aufl. [2011], § 293 Rn. 9, § 294 Rn. 3 f.). Dies gilt auch dann, wenn es sich – wie im vor­lie­gen­den Fall – um ei­ne Hol­schuld han­delt, bei der ein wört­li­ches An­ge­bot i. S. des § 295 BGB aus­rei­chend ist (vgl. BGH, Urt. v. 20.07.2005 – VI­II ZR 275/04, NJW 2005, 2848, 2851; OLG Karls­ru­he, Urt. v. 12.09.2007 – 7 U 169/06, NJW 2008, 925, 927). Ein der­ar­ti­ges An­ge­bot liegt nicht vor. Dies folgt dar­aus, dass die Be­klag­te nicht an­neh­men durf­te, der Klä­ger bie­te ihr die Ge­gen­leis­tung zu Be­din­gun­gen an, von de­nen er die Rück­ga­be im Rah­men des Rück­ge­währ­schuld­ver­hält­nis­ses nach §§ 346 I, 348 BGB tat­säch­lich ab­hän­gig ma­chen durf­te (vgl. Rein­king/Eg­gert, a. a. O., Rn. 652). Aus­weis­lich des Schrei­bens des Be­voll­mäch­tig­ten des Klä­gers an die Be­klag­te … soll­te die Rück­ga­be des Fahr­zeugs ge­gen Rück­zah­lung des Kauf­prei­ses in Hö­he von 19.495,01 € er­fol­gen. Folg­lich hat­te der Be­voll­mäch­tig­te des Klä­gers be­reits zum da­ma­li­gen Zeit­punkt die bei der Be­rech­nung ge­mäß § 346 I BGB in Ab­zug zu brin­gen­den ge­zo­ge­nen Nut­zun­gen zu Un­guns­ten des Be­klag­ten un­be­rück­sich­tigt ge­las­sen. Ob in An­be­tracht der – dem Ge­richt un­be­kann­ten – da­ma­li­gen Lauf­leis­tung be­reits von ei­ner er­heb­li­chen Zu­viel­for­de­rung aus­ge­gan­gen wer­den muss, die ei­nem ord­nungs­ge­mä­ßen An­ge­bot ent­ge­gen­stand, kann da­hin­ste­hen. Je­den­falls folgt dies aus dem Um­stand, dass die Rück­tritts­er­klä­rung – wie dar­ge­legt – zum da­ma­li­gen Zeit­punkt noch nicht wirk­sam war und die Wir­kun­gen des Rück­tritts erst mit der end­gül­ti­gen Leis­tungs­ver­wei­ge­rung der Be­klag­ten durch Er­klä­rung in der Kla­ge­er­wi­de­rung … ein­tra­ten. Denn un­ter Be­rück­sich­ti­gung des Um­stands ei­nes er­heb­li­chen Zeit­ab­laufs und ei­ner da­mit ein­her­ge­hen­den Stei­ge­rung der Lauf­leis­tung konn­te das ur­sprüng­li­che An­ge­bot nur als er­heb­li­che Zu­viel­for­de­rung ver­stan­den wer­den (vgl. BGH, Urt. v. 20.07.2005 – VI­II ZR 275/04, NJW 2005, 2848, 2851; s. auch BGH, Urt. v. 13.11.1990 – XI ZR 217/89, NJW 1991, 1286, 1288). Die Be­klag­te konn­te es ins­be­son­de­re des­halb nicht als red­lich er­ach­ten, weil ihr der Ki­lo­me­ter­stand des Fahr­zeugs zum da­ma­li­gen Zeit­punkt nicht mit­ge­teilt wor­den war und ihr so­mit ei­ne Be­rech­nung der ihr zu­ste­hen­den Ge­gen­for­de­rung nicht mög­lich war. Ei­ne ab­wei­chen­de Be­wer­tung er­gibt sich auch nicht dar­aus, dass man in der auf ei­ne Zug-um-Zug-Leis­tung ge­rich­te­ten Kla­ge ein er­neu­tes wört­li­ches An­ge­bot i. S. von § 295 BGB se­hen könn­te. Denn hier­in ist nur die er­neu­te Be­stä­ti­gung des ur­sprüng­li­chen An­ge­bots … zu se­hen, das – wie dar­ge­stellt – je­den­falls durch den enor­men Zeit­ab­lauf als über­holt an­ge­se­hen wer­den muss­te. Ein er­neu­tes An­ge­bot un­ter Be­rück­sich­ti­gung der er­höh­ten Lauf­leis­tung er­folg­te im Pro­zess we­der aus­drück­lich noch kon­klu­dent. …

Der Klä­ger hat kei­nen An­spruch auf Er­satz der vor­ge­richt­li­chen An­walts­kos­ten.

Ein sol­cher folgt nicht aus § 437 Nr. 3 BGB i. V. mit §§ 280 I, II, 286 BGB. Die­ser hät­te nur dann be­stan­den, wenn sich die Be­klag­te im Zeit­punkt der Ent­ste­hung der Kos­ten mit der Er­brin­gung der ge­schul­de­ten Nach­er­fül­lung im Ver­zug be­fun­den hät­te, denn nur dann wä­ren die­se als ad­äquat-kau­sa­ler Ver­zugs­scha­den er­satz­fä­hig … Dies ist hier je­doch nicht der Fall, denn – wie aus­führ­lich dar­ge­stellt – wur­de der An­walt vor Ver­zug­s­ein­tritt tä­tig.

Als An­spruchs­grund­la­ge für ei­nen ma­te­ri­ell-recht­li­chen Kos­ten­er­stat­tungs­an­spruch des Klä­gers ist hier auch § 437 Nr. 3 BGB i. V. mit § 280 I BGB nicht her­an­zu­zie­hen. Denn Kos­ten der vor­ge­richt­li­chen Rechts­ver­fol­gung sind als Man­gel­fol­ge­scha­den nur dann er­satz­fä­hig, wenn sie ei­ne ad­äquat-kau­sa­le Fol­ge der Man­gel­haf­tig­keit der Kauf­sa­che dar­stel­len. Die Dar­le­gungs- und Be­weis­last trägt der Klä­ger als po­ten­zi­el­ler Scha­dens­er­satz­gläu­bi­ger (vgl. Be­ckOK-BGB/Un­berath, Stand: 01.03.2011, § 280 Rn. 89 m. w. Nachw.). Vor­lie­gend fehlt es am Nach­weis des er­for­der­li­chen Kau­sal­zu­sam­men­hangs. Zwar lag durch die feh­len­de Be­schaf­fen­heits­eig­nung ein Man­gel der Kauf­sa­che vor (§ 434 I 1 BGB), doch steht nach Durch­füh­rung der Be­weis­auf­nah­me – wie dar­ge­stellt – zur Über­zeu­gung des Ge­richts nicht fest, dass die da­ma­li­gen Funk­ti­ons­stö­run­gen tat­säch­lich auf ei­nen Man­gel zu­rück­führ­bar wa­ren. Zu­las­ten des Klä­gers muss da­von aus­ge­gan­gen wer­den, dass die Ein­schal­tung des An­walts und des­sen Rück­tritts­er­klä­rung un­ter Zu­grun­de­le­gung der un­zu­tref­fen­den An­nah­me ei­ner man­gel­be­ding­ten Funk­ti­ons­stö­rung er­folgt ist. Ein so­for­ti­ger Rück­tritt hät­te da­mals nicht er­klärt wer­den dür­fen. Viel­mehr hät­te die leis­tungs­be­rei­te Be­klag­te noch­mals zur Nach­bes­se­rung auf­ge­for­dert wer­den müs­sen. Im Fal­le ei­nes ord­nungs­ge­mä­ßen Nach­er­fül­lungs­ver­lan­gens wä­ren die Kos­ten so­mit nicht ent­stan­den. Dass sich im spä­te­ren Pro­zess tat­säch­lich die Man­gel­haf­tig­keit der Kauf­sa­che her­aus­stell­te, führt zu kei­ner an­de­ren Be­ur­tei­lung, denn die An­knüp­fung dar­an wür­de be­deu­tet, dass der Kau­sa­li­täts­nach­weis durch das Ab­stel­len auf ei­nen hy­po­the­ti­schen Kau­sal­ver­lauf er­setzt wür­de.

Dem Er­geb­nis ste­hen auch nicht die Aus­füh­run­gen des Sach­ver­stän­di­gen ent­ge­gen, der er­läu­tert hat, dass das da­ma­li­ge „Scha­dens- und Stö­rungs­bild“, das sich dem Klä­ger zeig­te und schließ­lich zur Ein­schal­tung des An­walts und des­sen Rück­tritt führ­te, ei­nem sol­chen ent­sprach, wie es sich durch die feh­len­de Be­schaf­fen­heits­eig­nung der An­la­ge ma­ni­fes­tie­ren kann. Denn die An­knüp­fung an ei­nen sol­chen „Man­gel­ver­dacht“, der sich schließ­lich im Lau­fe des Pro­zes­ses be­wahr­hei­te­te, kommt nicht in Be­tracht. Da hier­durch der er­for­der­li­che kon­kre­te Kau­sa­li­täts­nach­weis ob­so­let wür­de, ste­hen die­ser Er­wä­gung be­reits er­heb­li­che recht­li­che Be­den­ken ent­ge­gen. Dar­über hin­aus muss be­rück­sich­tigt wer­den, dass der Klä­ger da­mals un­strit­tig auf die äu­ßer­li­che Be­schä­di­gung des Gas­steu­er­ge­räts hin­ge­wie­sen wur­de. Für ihn war al­so die po­ten­zi­el­le Al­ter­na­tiv­ur­sa­che für die Funk­ti­ons­stö­run­gen er­kenn­bar, und er durf­te red­li­cher­wei­se nicht da­von aus­ge­hen, es hand­le sich um ei­ne Man­gel­er­schei­nung. So­weit al­so über­haupt noch von ei­nem „Man­gel­ver­dacht“ aus­ge­gan­gen wer­den kann, wür­de ei­ne so­for­ti­ge Kon­tak­tie­rung des An­walts und des­sen Rück­tritt zu­min­dest als Ver­let­zung der Scha­dens­min­de­rungs­pflicht des Klä­gers aus § 254 I 1 BGB er­schei­nen.

Ei­ne un­an­ge­mes­se­ne Be­nach­tei­li­gung des Klä­gers ist eben­falls nicht zu be­fürch­ten, da den Fest­stel­lun­gen des Sach­ver­stän­di­gen und der Leis­tungs­ver­wei­ge­rung der Be­klag­ten im Pro­zess durch die Tra­gung der pro­zes­sua­len Kos­ten­last hin­rei­chend Rech­nung ge­tra­gen wird. …

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