1. Auch bei ei­nem „EU-Neu­fahr­zeug“ dür­fen zwi­schen Her­stel­lung des Fahr­zeugs und Ab­schluss des Kauf­ver­trags re­gel­mä­ßig nicht mehr als zwölf Mo­na­te lie­gen, und zwar un­ab­hän­gig da­von, wer das Fahr­zeug an­bie­tet und ob es sich um ei­nen „nor­ma­len“ Pkw oder um ei­nen Ge­län­de­wa­gen (Off­road­fah­zeug) han­delt. Der Käu­fer ei­nes (im­por­tier­ten) Ge­län­de­wa­gens ist im Hin­blick auf die Stand­zeit näm­lich nicht we­ni­ger schutz­wür­dig als der Käu­fer ei­nes „nor­ma­len“ Pkw.
  2. Ist ein Kfz-Käu­fer auf­grund ei­ner nach Ab­schluss des Kauf­ver­tra­ges mit dem Ver­käu­fer ge­trof­fe­nen Ver­ein­ba­rung be­rech­tigt, Nach­bes­se­rungs­ar­bei­ten nicht vom Ver­käu­fer, son­dern von ei­nem Drit­ten vor­neh­men zu las­sen, so wird der vom Käu­fer zur Nach­bes­se­rung ein­ge­schal­te­te Drit­te als Er­fül­lungs­ge­hil­fe des Ver­käu­fers tä­tig. Der Ver­käu­fer muss sich des­halb so be­han­deln las­sen, als sei er selbst tä­tig ge­wor­den; das Tun und Las­sen des Drit­ten ist ihm als ei­ge­nes Ver­hal­ten zu­zu­rech­nen.
  3. Be­sei­tigt der Ver­käu­fer oder ein au­to­ri­sier­ter Drit­ter ei­nen Man­gel, auf den der Käu­fer ei­nen Rück­tritt vom Kauf­ver­trag ge­stützt hat, im Ein­ver­neh­men mit dem Käu­fer, nach­dem die­ser den Rück­tritt er­klärt hat, so ist da­mit dem Rück­tritt des Käu­fers der Bo­den ent­zo­gen (im An­schluss an OLG Düs­sel­dorf, Urt. v. 19.07.2004 – I-1 U 41/04).
  4. Der Ver­käu­fer trägt die Dar­le­gungs- und Be­weis­last da­für, dass sei­ne in der Lie­fe­rung ei­ner man­gel­haf­ten Kauf­sa­che lie­gen­de Pflicht­ver­let­zung i. S. des § 323 V 2 BGB un­er­heb­lich ist und den Käu­fer des­halb nicht zum Rück­tritt vom Kauf­ver­trag be­rech­tigt.

OLG Düs­sel­dorf, Ur­teil vom 24.10.2005 – I-1 U 84/05

Sach­ver­halt: Der Klä­ger, ein Jä­ger, ver­langt die Rück­ab­wick­lung ei­nes Kfz-Kauf­ver­tra­ges.

Die Be­klag­te han­delt mit im­por­tier­ten Ge­län­de­wa­gen ver­schie­de­ner Mar­ken. Nach­dem der Klä­ger auf ihr An­ge­bot durch ein In­se­rat in der Zeit­schrift „Die Jagd“ auf­merk­sam ge­wor­den war, bat er mit Schrei­ben vom 01.07.2004 um ein kon­kre­tes An­ge­bot be­züg­lich ei­nes Su­zu­ki Sa­mu­rai 1.9 D (64 PS) mit Son­der­aus­stat­tung für Jä­ger. Die Be­klag­te teil­te dem Klä­ger un­ter dem 02.07.2004 mit, dass das ge­wünsch­te Son­der­mo­dell mit Die­sel­mo­tor nur noch ein ein­zi­ges Mal lie­fer­bar sei. Ei­ne – ver­mut­lich te­le­fo­ni­sche – Be­stel­lung des Klä­gers vom sel­ben Tag be­stä­tig­te die Be­klag­te mit For­mu­lar­schrei­ben vom 02.07.2004. Dar­in heißt es:

„Es han­delt sich bei dem Pkw um ein EU-im­por­tier­tes Fahr­zeug.“

Wei­ter ent­hält die Be­stell­be­stä­ti­gung den vor­ge­druck­ten Pas­sus:

„Der Kauf er­folgt un­be­scha­det der Her­stel­ler­ga­ran­tie un­ter Aus­schluss jeg­li­cher Händ­ler­ge­währ­leis­tung.“

We­der in dem Be­stä­ti­gungs­schrei­ben noch in der Rech­nung/Be­reit­stel­lungs­an­zei­ge (gleich­falls vom 02.07.2004) wur­de das zum Preis von 14.283 € ver­kauf­te Fahr­zeug als „neu“ oder gar als „fa­brik­neu“ be­zeich­net.

Nach­dem der Klä­ger den Kauf auch sei­ner­seits be­stä­tigt hat­te (Te­le­fax vom 06.07.2004), hol­te er den Wa­gen am 30.07.2004 ge­gen Be­zah­lung bei der Be­klag­ten ab und über­führ­te ihn nach Pots­dam, sei­nem Wohn­sitz. Dort wur­de das Fahr­zeug am 05.08.2004 erst­mals zum Stra­ßen­ver­kehr zu­ge­las­sen.

Vor­aus­set­zung da­für war die Vor­la­ge ei­ner Aus­nah­me­ge­neh­mi­gung ge­mäß § 70 I StV­ZO i. V. mit § 47 StV­ZO, weil das Fahr­zeug le­dig­lich § 47 StV­ZO in der bis zum 31.12.2003 gel­ten­den Fas­sung ent­sprach und ab dem 01.01.2004 Fahr­zeu­ge mit ei­nem so­ge­nann­ten On-Board-Dia­gno­se­sys­tem (OBD-Sys­tem) aus­zu­rüs­ten wa­ren. Da das vom Klä­ger ge­kauf­te Fahr­zeug über kein OBD-Sys­tem ver­füg­te, konn­te es nur mit ei­ner Aus­nah­me­ge­neh­mi­gung zum Stra­ßen­ver­kehr zu­ge­las­sen wer­den. Un­ter Mit­hil­fe der Be­klag­ten konn­te der Klä­ger die er­for­der­li­che Ge­neh­mi­gung vor­le­gen. Sie stamm­te von der Be­zirks­re­gie­rung Düs­sel­dorf und be­zog sich auf ei­ne Rei­he von „La­ger­fahr­zeu­gen“, dar­un­ter der vom Klä­ger ge­kauf­te Su­zu­ki Sa­mu­rai. Un­ter „Auf­la­gen“ heißt es in der Aus­nah­me­ge­neh­mi­gung vom 09.01.2004:

„3. Die­se Aus­nah­me­ge­neh­mi­gung wird un­ter dem Vor­be­halt des je­der­zei­ti­gen Wi­der­rufs er­teilt und ist für die Fahr­zeu­ge gül­tig, die bis zum 31.12.2004 erst­mals in den Ver­kehr kom­men.“

In der Fol­ge­zeit, ab dem 01.08.2004, muss­te das Fahr­zeug des Klä­gers wie­der­holt we­gen tech­ni­scher De­fek­te an Mo­tor und Ge­trie­be in die Werk­statt. Mit Zu­stim­mung der Be­klag­ten wand­te sich der Klä­ger an den Su­zu­ki-Ver­trags­händ­ler S in Pots­dam. Die nä­he­ren Ein­zel­hei­ten der ver­schie­de­nen Nach­bes­se­rungs­ver­su­che sind strei­tig.

Mit An­walts­schrei­ben vom 19.08.2004 ver­lang­te der Klä­ger von der Be­klag­ten die Lie­fe­rung ei­nes man­gel­frei­en Fahr­zeugs. Die Be­klag­te lehn­te ei­ne Er­satz­lie­fe­rung (§ 439 I Fall 2 BGB) mit an­walt­li­chem Schrei­ben vom 30.08.2004 we­gen un­ver­hält­nis­mä­ßi­ger Kos­ten ab, er­klär­te sich aber zur Nach­bes­se­rung (§ 439 I Fall 1 BGB) be­reit. Die not­wen­di­gen Ar­bei­ten, die zweck­mä­ßi­ger­wei­se in ei­ner ört­li­chen Su­zu­ki-Ver­trags­werk­statt aus­ge­führt wer­den soll­ten, wür­den im Rah­men der Her­stel­ler­ga­ran­tie oh­ne Kos­ten für den Klä­ger er­le­digt. Mit dem Vor­schlag, das Fahr­zeug in ei­ner ört­li­chen Su­zu­ki-Ver­trags­werk­statt re­pa­rie­ren zu las­sen, er­klär­te sich der Klä­ger aus­drück­lich ein­ver­stan­den. Er droh­te je­doch für den Fall, dass ei­nes Nach­bes­se­rung schei­tern soll­te, den Rück­tritt vom Kauf­ver­trag an.

Mit An­walts­schrei­ben vom 08.09.2004 er­klär­te der Klä­ger den Rück­tritt vom Kauf­ver­trag und hilfs­wei­se die An­fech­tung we­gen arg­lis­ti­ger Täu­schung (§ 123 I Fall 1 BGB). Die­sen Schritt be­grün­de­te der Klä­ger zum ei­nen da­mit, dass die Nach­bes­se­rung ge­schei­tert sei. Zum an­de­ren mach­te er gel­tend, dass das Fahr­zeug we­gen ei­ner über­lan­gen Stand­zeit nicht den An­for­de­run­gen ent­spre­che, die nach der höchst­rich­ter­li­chen Recht­spre­chung an ei­nen Neu­wa­gen zu stel­len sei­en..

Das Land­ge­richt hat die Kla­ge oh­ne Be­weis­auf­nah­me ab­ge­wie­sen. Dem Klä­ger sei es schon nicht ge­lun­gen, ei­nen Sach­man­gel über­haupt dar­zu­le­gen. Das gel­te so­wohl hin­sicht­lich der La­ger­dau­er als auch mit Blick auf die tech­ni­schen De­fek­te, die der Klä­ger ge­rügt ha­be. Ein Rechts- oder Sach­man­gel kön­ne schließ­lich auch nicht dar­in ge­se­hen wer­den, dass die Aus­nah­me­ge­neh­mi­gung der Be­zirks­re­gie­rung Düs­sel­dorf un­ter dem Vor­be­halt des je­der­zei­ti­gen Wi­der­rufs ste­he.

Die Be­ru­fung des Klä­gers hat­te kei­nen Er­folg.

Aus den Grün­den: II. … 1. Die Be­ru­fung macht vor al­lem gel­tend, die Be­klag­te ha­be die Nach­er­fül­lung ins­ge­samt ernst­haft und end­gül­tig ver­wei­gert, wes­halb der Klä­ger oh­ne Frist­set­zung zum Rück­tritt we­gen der vor­han­de­nen tech­ni­schen Män­gel be­rech­tigt ge­we­sen sei. Die Be­sei­ti­gung die­ser Män­gel durch die al­lein von ihm be­auf­trag­te Kfz-Werk­statt S in Pots­dam ent­las­te die Be­klag­te nicht, ins­be­son­de­re kön­ne dar­in kei­ne Er­fül­lung der ge­schul­de­ten Nach­bes­se­rung ge­se­hen wer­den.

Die­ser Ar­gu­men­ta­ti­on kann der Se­nat in ei­nem ent­schei­den­den Punkt nicht fol­gen.

a) Rich­tig ist al­ler­dings, dass der Wa­gen zum Zeit­punkt des Ge­fah­ren­über­gangs (Aus­lie­fe­rung En­de Ju­li 2004) in tech­ni­scher Hin­sicht man­gel­haft war. Da­für hat der Klä­ger ent­ge­gen der An­sicht des Land­ge­richts schlüs­sig vor­ge­tra­gen. Die Be­klag­te hat die ur­sprüng­li­che Man­gel­haf­tig­keit nicht ein­mal er­heb­lich be­strit­ten. Ih­re Ver­tei­di­gung be­schränkt sich im Kern dar­auf, die vom Klä­ger im Zeit­raum Au­gust/Sep­tem­ber 2004 ge­rüg­ten Män­gel sei­en im bei­der­sei­ti­gen Ein­ver­neh­men durch den Su­zu­ki-Ver­trags­händ­ler S be­sei­tigt wor­den. Et­wai­ge im­mer noch be­ste­hen­de Män­gel könn­ten dem Klä­ger ein Recht zum Rück­tritt nur un­ter der Vor­aus­set­zung ge­ben, dass die Be­klag­te zu­vor zu de­ren Be­sei­ti­gung auf­ge­for­dert wor­den war. Das sei je­doch nicht der Fall ge­we­sen.

b) Grund­sätz­lich kann ein Käu­fer we­gen Man­gel­haf­tig­keit der Sa­che erst dann vom Kauf zu­rück­tre­ten, wenn er dem Ver­käu­fer zu­vor er­folg­los ei­ne Frist zur Nach­er­fül­lung ge­setzt hat. Dass der Klä­ger dies ge­tan hat, trägt er selbst nicht vor. Viel­mehr be­ruft er sich auf Tat­be­stän­de, die ihn von der Not­wen­dig­keit ei­ner vor­he­ri­gen Frist­set­zung frei­stel­len sol­len. So ist be­reits im an­walt­li­chen Rück­tritts­schrei­ben vom 08.09.2004 die Re­de da­von, ei­ne ernst­haf­te und end­gül­ti­ge Er­fül­lungs­ver­wei­ge­rung kön­ne man schon dar­in se­hen, dass die Be­klag­te auf un­zu­läs­si­ge Wei­se ih­re Sach­män­gel­haf­tung ver­trag­lich aus­ge­schlos­sen ha­be. Wei­ter­hin wird in die­sem Schrei­ben gel­tend ge­macht, die Nach­er­fül­lung sei kom­plett ge­schei­tert, nach­dem die Be­klag­te ei­ne Er­satz­lie­fe­rung ab­ge­lehnt ha­be und die Nach­bes­se­rung trotz drei­ma­li­gen Auf­ent­halts in ei­ner Werk­statt fehl­ge­schla­gen sei.

c) Un­ter kei­nem der hier ge­nann­ten Ge­sichts­punk­te ent­fällt der grund­sätz­li­che Vor­rang der Nach­er­fül­lung. Rich­tig ist zwar, dass der Aus­schluss „jeg­li­cher Händ­ler­ge­währ­leis­tung“ ge­gen § 475 I BGB ver­stößt und so­mit un­be­acht­lich ist. In­des­sen hat die Be­klag­te sich zu­min­dest vor­ge­richt­lich nicht auf die­se Klau­sel be­ru­fen. Viel­mehr hat sie sich mit An­walts­schrei­ben vom 30.08.2004 aus­drück­lich zu ih­rer Sach­män­gel­haf­tung be­kannt, in­dem sie sich da­zu be­reit er­klärt hat, den Kauf­ver­trag durch Be­sei­ti­gung des ge­rüg­ten Man­gels nach­zu­er­fül­len. Ab­ge­lehnt hat sie le­dig­lich ei­ne Er­satz­lie­fe­rung und sich in­so­weit auf Un­ver­hält­nis­mä­ßig­keit der Kos­ten be­ru­fen. Ob ih­re Wei­ge­rung be­rech­tigt war oder nicht, braucht der Se­nat nicht zu prü­fen. Denn der Klä­ger hat sich aus­drück­lich mit der Nach­er­fül­lung in Form ei­ner Män­gel­be­sei­ti­gung ein­ver­stan­den er­klärt (An­walts­schrei­ben vom 30.08.2004).

aa) Wenn es in dem Rück­tritts­schrei­ben vom 08.09.2004 heißt, nach drei­ma­li­gem Auf­ent­halt in ei­ner Werk­statt sei der Wa­gen im­mer noch nicht „voll­um­fäng­lich“ re­pa­riert, so spricht der Klä­ger da­mit den Tat­be­stand des Fehl­schla­gens der Nach­bes­se­rung an. Nach § 440 Satz 2 BGB gilt ei­ne Nach­bes­se­rung nach dem er­folg­lo­sen zwei­ten Ver­such als fehl­ge­schla­gen, wenn sich nicht ins­be­son­de­re aus der Art der Sa­che oder des Man­gels oder den sons­ti­gen Um­stän­den et­was an­de­res er­gibt.

Bei der An­wen­dung die­ser Vor­schrift auf den kon­kre­ten Fall ist zu­nächst zu be­rück­sich­ti­gen, dass nicht die Be­klag­te als Ver­käu­fe­rin die Män­gel­be­sei­ti­gung über­nom­men hat, die­se viel­mehr in die Hän­de ei­nes an­de­ren Be­triebs ge­legt war. Auf die­se Lö­sung hat­ten sich die Par­tei­en von An­fang an ver­stän­digt. Be­reits nach dem Auf­tre­ten des ers­ten De­fekts am 01.08.2004 war dem Klä­ger auf sei­nen An­ruf hin mit­ge­teilt wor­den, er mö­ge sich an sei­nem Wohn­ort Pots­dam ei­ne Su­zu­ki-Ver­trags­werk­statt su­chen. Die­se Emp­feh­lung hat der Klä­ger auf­ge­grif­fen und auch in der Fol­ge­zeit be­folgt, in­dem er den ört­li­chen Ver­trags­händ­ler S auf­ge­sucht hat.

Kraft die­ser nach­träg­lich ge­trof­fe­nen Ver­ein­ba­rung, ge­gen de­ren Zu­läs­sig­keit auch aus Sicht des Ver­brau­cher­schut­zes kei­ne Be­den­ken be­ste­hen, war der Klä­ger be­rech­tigt, die auf­ge­tre­te­nen Män­gel in der Werk­statt der Fir­ma S be­he­ben zu las­sen. Um­ge­kehrt muss­te sich die Be­klag­te so be­han­deln las­sen, als sei sie selbst tä­tig ge­wor­den. Das Tun und Las­sen der Fir­ma S ist ihr als ei­ge­nes Ver­hal­ten zu­zu­rech­nen (Rechts­ge­dan­ke des § 278 BGB).

Zwar ha­ben die Par­tei­en für den Fall des Schei­terns der Nach­bes­se­rung im Be­trieb der Fir­ma S kei­ne aus­drück­li­che Ver­ein­ba­rung des In­halts ge­trof­fen, dass der Klä­ger nun­mehr „oh­ne Vor­war­nung“ der Be­klag­ten so­fort sei­ne se­kun­dä­ren Sach­män­gel­rech­te aus­üben darf. Die­se Be­fug­nis stand dem Klä­ger in­des in in­ter­es­sen­ge­rech­ter Aus­le­gung der Nach­bes­se­rungs­ver­ein­ba­rung zu (§§ 133, 157 BGB). Sa­che der Be­klag­ten wä­re es ge­we­sen, ei­ne ihr güns­ti­ge­re Lö­sung aus­drück­lich zum Ge­gen­stand der Ver­ab­re­dung zu ma­chen.

Da­mit stell­te sich dem Se­nat die Fra­ge, ob die Nach­bes­se­rung durch die Fir­ma S i. S. von § 440 Satz 2 BGB fehl­ge­schla­gen war, als der Klä­ger mit An­walts­schrei­ben vom 08.09.2004 vom Kauf zu­rück­trat.

Das be­reits am 01.08.2004 auf­ge­tre­te­ne „Pro­blem“ ist nach dem ei­ge­nen Vor­trag des Klä­gers be­sei­tigt wor­den. Seit dem 06.08.2004 konn­te er das Fahr­zeug wie­der be­nut­zen. Der dann her­vor­ge­kom­me­ne Man­gel war Ge­gen­stand ei­ner am 13.08.2004 durch­ge­führ­ten Re­pa­ra­tur. Da­zu heißt es in der vom Klä­ger vor­ge­leg­ten Be­schei­ni­gung der Fir­ma S vom 03.11.2004, dass der An­saug­krüm­mer und das AGR-Ven­til/Dich­tung aus-/ein­ge­baut/er­neu­ert wur­den. Da­von, dass die­se Maß­nah­me miss­lun­gen ist, kann der Se­nat nach dem ei­ge­nen Vor­brin­gen des Klä­gers und nach den von ihm vor­ge­leg­ten Un­ter­la­gen nicht aus­ge­hen. Was der Klä­ger im An­schluss an die Re­pa­ra­tur vom 13.08.2004 als Feh­ler fest­ge­stellt ha­ben will, be­traf nicht den Mo­tor, son­dern das Ge­trie­be. In der Tat wa­ren der fünf­te Gang und der Rück­wärts­gang de­fekt, was sich gleich­falls aus der vor­er­wähn­ten Be­schei­ni­gung der Fir­ma S er­gibt. Dar­aus geht fer­ner her­vor, dass das Ge­trie­be in­stand ge­setzt wor­den ist. Aus­weis­lich ei­nes wei­te­ren Werk­statt­be­legs vom 03.09.2004 wur­de das Ge­trie­be kom­plett über­holt. Dass es in der Fol­ge­zeit nicht funk­tio­niert hat, kann der Se­nat dem Sach­vor­trag des Klä­gers nicht mit hin­rei­chen­der Deut­lich­keit ent­neh­men.

Nun heißt es in ei­nem Kos­ten­vor­an­schlag der Fir­ma S al­ler­dings auch: „im Rah­men der Ga­ran­tie müs­sen noch fol­gen­de Sa­chen re­pa­riert wer­den: Heul­ge­räu­sche Ver­teil­er­ge­trie­be Ab­schirm­blech/Hit­ze­schutz­blech An­las­ser/Hal­te­rung ge­bro­chen“. Wenn in dem an­walt­li­chen Rück­tritts­schrei­ben vom 08.09.2004 die Re­de da­von ist, der Klä­ger ha­be sei­nen Wa­gen „wie­der nicht voll­um­fäng­lich re­pa­riert zu­rück er­hal­ten“, so könn­te es sich da­bei um die oben ge­nann­ten Män­gel han­deln. Für das Vor­lie­gen sons­ti­ger Män­gel zu die­sem Zeit­punkt (08.09.2004) sieht der Se­nat kei­ne kon­kre­ten An­halts­punk­te.

bb) Auf die im Zeit­punkt des Rück­tritts noch vor­han­de­nen Män­gel (Heu­ler­ge­räu­sche Ver­teil­er­ge­trie­be und Hit­ze­schutz­blech An­las­ser) kann der Klä­ger sei­nen Rück­tritt aus ei­nem dop­pel­ten Grund nicht stüt­zen.

Zum ei­nen war zu die­sem Zeit­punkt (08.09.2004) noch kein Ver­such un­ter­nom­men wor­den, die­se neu­en Män­gel zu be­he­ben. Dar­auf hät­te der Klä­ger sich je­doch trotz der vor­an­ge­gan­ge­nen, in­zwi­schen be­ho­be­nen Män­gel ein­las­sen müs­sen. Sein Ver­trau­en in die Qua­li­tät des Fahr­zeugs und in die Kom­pe­tenz der Fir­ma S war bei ob­jek­ti­ver Be­trach­tung noch nicht so nach­hal­tig er­schüt­tert, dass ihm wei­te­re Nach­bes­se­rungs­maß­nah­men nicht mehr zu­zu­mu­ten wa­ren. In die­ser Ein­schät­zung sieht sich der Se­nat da­durch be­stä­tigt, dass der Klä­ger in der Fol­ge­zeit – im An­schluss an den be­reits er­klär­ten Rück­tritt – er­neut die Werk­statt der Fir­ma S auf­ge­sucht hat, um die hier in Re­de ste­hen­den Män­gel zu be­sei­ti­gen. Aus­weis­lich der be­reits mehr­fach er­wähn­ten Be­schei­ni­gung der Fir­ma S vom 03.11.2004 ist das Ver­teil­er­ge­trie­be am 22.09.2004 bei Ki­lo­me­ter­stand 3589 in­stand ge­setzt wor­den. Am 03.11.2004 wur­de das Hit­ze­schutz­blech am An­las­ser er­neu­ert. Bei ei­ner Pro­be­fahrt am sel­ben Tag mit dem tech­ni­schen Ge­biets­lei­ter von Su­zu­ki (Herr G) wur­de fest­ge­stellt, dass das vor­han­de­ne Ge­räusch – Heu­len vom Ver­teil­er­ge­trie­be – kon­struk­ti­ons­be­dingt sei und kei­ne Be­ein­träch­ti­gung der Funk­ti­on dar­stel­le. Das Ge­räusch sei auch auf die nicht se­ri­en­mä­ßi­ge Be­rei­fung des Fahr­zeugs zu­rück­zu­füh­ren (vgl. auch in­so­weit Schrei­ben der Fir­ma S vom 03.11.2004).

Wird ein Man­gel, auf den der Käu­fer sei­nen Rück­tritt ge­stützt hat, nach Er­klä­rung des Rück­tritts im Ein­ver­neh­men mit dem Käu­fer durch den Ver­käu­fer oder ei­nen au­to­ri­sier­ten Dritt­be­trieb be­sei­tigt, so kann der Käu­fer sein Rück­tritts­recht nicht mehr gel­tend ma­chen. Das hat der Se­nat be­reits durch Ur­teil vom 19.07.2004 – I-1 U 41/04, ZGS 2004, 393 – in ei­nem ähn­li­chen ge­la­ger­ten Fall un­ter Hin­weis auf die im Er­geb­nis fort­gel­ten­de Recht­spre­chung des BGH (Urt. v. 19.06.1996 – VI­II ZR 252/95, NJW 1996, 2647) ent­schie­den (zur Kon­stel­la­ti­on der Män­gel­be­sei­ti­gung mit Zu­stim­mung des Käu­fers nach er­klär­tem Rück­tritt s. auch Rein­king/Eg­gert, Der Au­to­kauf, 9. Aufl., Rn. 415).

cc) So­weit der Klä­ger erst­mals im zwei­ten Rechts­zug wei­te­re Män­gel rügt, gilt Fol­gen­des:

Un­ter Vor­la­ge ei­ner Be­stä­ti­gung der Fir­ma W in Pots­dam vom 05.05.2005 be­haup­tet der Klä­ger, der Mo­tor für die Schei­ben­wi­sch­an­la­ge sei de­fekt. Gleich­falls de­fekt sei der Laut­spre­cher. Bei­de De­fek­te sei­en be­reits bei Ge­fahr­über­gang En­de Ju­li 2004 „an­ge­legt“ ge­we­sen, wo­für der Klä­ger sich auf Sach­ver­stän­di­gen­be­weis be­ruft. Die Be­klag­te hat das Vor­han­den­sein bei­der Män­gel be­strit­ten und hilfs­wei­se gel­tend ge­macht, sie hät­ten je­den­falls zum Zeit­punkt der Über­ga­be des Fahr­zeugs nicht vor­ge­le­gen. Ab­ge­se­hen da­von sei­en die ver­meint­li­chen Män­gel gleich­falls schon re­pa­riert wor­den, wo­für der vom Klä­ger vor­ge­leg­te „Werk­statt-Auf­trag“ spre­che.

Der nach Er­lass des an­ge­foch­te­nen Ur­teils und nach Ein­le­gung der Be­ru­fung er­neut er­klär­te Rück­tritt des Klä­gers (vgl. An­walts­schrei­ben vom 09.05.2005) we­gen der an­geb­li­chen De­fek­te am Schei­ben­wi­scher­mo­tor und am Laut­spre­cher ist nicht ge­recht­fer­tigt. Es ist schon sehr zwei­fel­haft, ob der Klä­ger hin­rei­chend da­für vor­ge­tra­gen hat, dass die­se Män­gel be­reits bei Aus­lie­fe­rung des Fahr­zeugs En­de Ju­li 2004 vor­ge­le­gen ha­ben. Auf die Be­weis­ver­mu­tung des § 476 BGB, die zu­gleich die Dar­le­gungs­last er­leich­tert, kann der Klä­ger sich schon des­halb nicht be­ru­fen, weil bei­de Män­gel sich erst nach Ab­lauf der Sechs­mo­nats­frist des § 476 BGB ge­zeigt ha­ben. Aber selbst wenn bei­de Män­gel sei­ner­zeit schon „im Keim“ vor­han­den wa­ren und un­ge­ach­tet des Werk­statt­auf­trags des Klä­gers vom 25./26.05.2005, er­teilt an die Fir­ma W, heu­te noch vor­han­den sind, kann der Klä­ger dar­aus kein Recht zum Rück­tritt vom Kauf ab­lei­ten. Denn die nach­träg­lich ge­rüg­ten Män­gel ha­ben we­der ein­zeln noch in der Ge­samt­schau ge­nü­gend Ge­wicht, um als er­heb­lich an­er­kannt zu wer­den.

Nach §§ 437 Nr. 2 Fall 1, 323 V 2 BGB kann der Käu­fer nicht zu­rück­tre­ten, wenn die Pflicht­ver­let­zung un­er­heb­lich ist. Dem Käu­fer soll es ver­wehrt sein, we­gen Ba­ga­tell­be­ein­träch­ti­gun­gen vom Ver­trag zu­rück­zu­tre­ten. Die Dar­le­gungs- und Be­weis­last für die Un­er­heb­lich­keit der Pflicht­ver­let­zung trägt der Ver­käu­fer, denn es han­delt sich um ei­ne rechts­ver­nich­ten­de Ein­wen­dung im Sin­ne ei­nes Aus­schluss­grun­des (s. auch § 441 BGB).

Die Be­klag­te hat sich zwar nicht aus­drück­lich auf Un­er­heb­lich­keit der be­haup­te­ten Män­gel be­ru­fen, gleich­wohl ist ih­re Rechts­ver­tei­di­gung auch in die­sem Sin­ne zu deu­ten.

Gleich­viel, ob man als Be­zugs­punkt für die Er­heb­lich­keits­prü­fung die be­haup­te­te Schlecht­leis­tung nimmt oder ob man auf die Ver­let­zung der Nach­er­fül­lungs­pflicht ab­zu­stel­len hat (vgl. da­zu OLG Stutt­gart, Ur­t. v. 17.11.2004 – 19 U 130/04, DAR 2005, 91; St. Lo­renz, NJW 2002, 2497), liegt im kon­kre­ten Fall ei­ne er­heb­li­che Pflicht­ver­let­zung nicht vor. Der nicht nä­her be­schrie­be­ne De­fekt am Laut­spre­cher der Ra­dio­an­la­ge be­trifft ein Fahr­zeug­teil, das für die Ver­kehrstaug­lich­keit des Fahr­zeugs oh­ne Be­deu­tung ist. Wie hoch die Kos­ten für die Be­sei­ti­gung des Man­gels sind, ver­mag der Se­nat nicht ab­zu­schät­zen. Von der Be­klag­ten konn­te in­so­weit kon­kre­ter Vor­trag schon des­halb nicht er­war­tet wer­den, weil der Klä­ger den Man­gel nicht nä­her kon­kre­ti­siert hat. Je­den­falls dürf­te sich der Re­pa­ra­tur- und Kos­ten­auf­wand in Gren­zen hal­ten. Der an­geb­lich de­fek­te Mo­tor der Schei­ben­wi­sch­an­la­ge kann, so­fern ei­ne In­stand­set­zung tech­nisch nicht mög­lich ist oder un­ver­hält­nis­mä­ßi­ge Kos­ten her­vor­ge­ru­fen wer­den, oh­ne Wei­te­res durch ein Neu­teil er­setzt wer­den. Die da­mit ver­bun­de­nen Kos­ten dürf­ten deut­lich un­ter 3 % des Kauf­prei­ses für das ge­sam­te Fahr­zeug von 14.283 € lie­gen. Auch zu­sam­men mit der Re­pa­ra­tur der Laut­spre­cher­an­la­ge blei­ben die Auf­wen­dun­gen un­ter­halb des Grenz­wer­tes, den ers­te Ent­schei­dun­gen zum neu­en Kauf­recht auf 3 % des Kauf­prei­ses (so OLG Düs­sel­dorf, Beschl. v. 27.02.2004 – I-3 W 21/04, DAR 2004, 392) bzw. 4,5 % des Kauf­prei­ses (so LG Kiel, Urt. v. 03.11.2004 – 12 O 90/04, DAR 2005, 38) fest­ge­legt ha­ben. Auch wenn meh­re­re ge­ring­fü­gi­ge Män­gel in der Sum­me ei­ne „er­heb­li­che“ Pflicht­ver­let­zung aus­ma­chen kön­nen, muss die Be­ein­träch­ti­gung des Klä­gers durch die gel­tend ge­mach­ten Män­gel bei der ge­bo­te­nen Ge­samt­wer­tung als un­we­sent­lich ein­ge­schätzt wer­den.

Ab­ge­se­hen da­von, schei­tert der nach­träg­lich er­klär­te Rück­tritt auch dar­an, dass der Klä­ger der Be­klag­ten kei­ne Frist zur Nach­bes­se­rung ge­setzt hat. Ei­nen Sach­ver­halt, der ihn da­von hät­te be­frei­en kön­nen, hat er nicht hin­rei­chend vor­ge­tra­gen.

Nach al­le­dem steht dem Klä­ger un­ter dem Ge­sichts­punkt der tech­ni­schen Man­gel­haf­tig­keit ein Recht zum Rück­tritt vom Kauf nicht zu.

2. Wie das Land­ge­richt rich­tig ent­schie­den hat, kann der Klä­ger ein Rück­tritts­recht auch nicht dar­aus her­lei­ten, dass die für die Zu­las­sung sei­nes Fahr­zeugs not­wen­di­ge Aus­nah­me­ge­neh­mi­gung nach § 70 StV­ZO un­ter dem Vor­be­halt des je­der­zei­ti­gen Wi­der­rufs steht. Es han­delt sich hier we­der um ei­nen Sach- noch um ei­nen Rechts­man­gel. Auch au­ßer­halb der Spe­zi­al­vor­schrif­ten des Kauf­rechts sieht der Se­nat kei­ne Grund­la­ge für die be­gehr­te Rück­ab­wick­lung des Kauf­ver­tra­ges. Wie die vom Se­nat ein­ge­hol­te Aus­kunft der Be­zirks­re­gie­rung Düs­sel­dorf (Te­le­fo­nat mit dem Sach­be­ar­bei­ter D am 12.09.2005) er­ge­ben hat, be­deu­tet der Vor­be­halt des je­der­zei­ti­gen Wi­der­rufs kei­ner­lei Ge­fahr für den Klä­ger. Nach­dem sein Fahr­zeug un­ter Vor­la­ge der Aus­nah­me­ge­neh­mi­gung be­an­stan­dungs­frei zum Stra­ßen­ver­kehr zu­ge­las­sen wor­den ist, ha­ben die von ihm ge­äu­ßer­ten Be­fürch­tun­gen kei­ne Grund­la­ge. Nach der Er­läu­te­rung des Sach­be­ar­bei­ters der Be­zirks­re­gie­rung ist aus­ge­schlos­sen, dass dem Klä­ger ge­gen­über von dem Vor­be­halt des Wi­der­rufs je­mals Ge­brauch ge­macht wird.

3. Oh­ne Er­folg bleibt die Be­ru­fung auch in­so­weit, als es um den Kom­plex „La­ger­dau­er“ geht.

Das Land­ge­richt hat in­so­weit aus­ge­führt: Die La­ger­dau­er von et­was mehr als zwölf Mo­na­ten stel­le kei­nen Man­gel dar. Der Klä­ger ha­be schon nicht dar­ge­legt, dass die Par­tei­en die „Fa­brik­neu­heit“ des Fahr­zeugs und ei­ne da­mit ver­bun­de­ne La­ger­zeit von we­ni­ger als zwölf Mo­na­ten ver­ein­bart hät­ten. Da­zu heißt es im an­ge­foch­te­nen Ur­teil, der Klä­ger ha­be an­ge­sichts des ihm bei Ver­trags­ab­schluss be­kann­ten En­des der Pro­duk­ti­on zum 31.07.2003 mit ei­ner län­ge­ren La­ger­zeit als zwölf Mo­na­te rech­nen müs­sen.

Die­se Er­wä­gun­gen hal­ten im Er­geb­nis ei­ner recht­li­chen Nach­prü­fung stand.

a) In tat­säch­li­cher Hin­sicht geht der Se­nat zu­nächst da­von aus, dass das Fahr­zeug im Ju­ni 2003 pro­du­ziert wor­den ist. Die in der Kla­ge­schrift (wie auch im Rück­tritts­schrei­ben vom 08.09.2004) auf­ge­stell­te Be­haup­tung, der Wa­gen ha­be be­reits am 22.11.2002 exis­tiert, hat der Klä­ger spä­ter aus­drück­lich fal­len ge­las­sen. Sie be­ruh­te er­sicht­lich auf ei­nem Miss­ver­ständ­nis, be­güns­tigt durch ei­ne Da­tums­an­ga­be im Cer­ti­fi­ca­te of Con­for­mi­ty (COC). Nach dem ei­ge­nen Vor­trag des Klä­gers, dem die Be­klag­te nicht ent­ge­gen­ge­tre­ten ist, ist der Wa­gen im Ju­ni 2003 vom Band ge­lau­fen. Auf den Tag ge­nau konn­te das En­de der Pro­duk­ti­on (End­mon­ta­ge) nicht an­ge­ge­ben wer­den.

b) Bei Ab­schluss des Kauf­ver­trags wa­ren so­mit mehr als zwölf Mo­na­te ver­stri­chen. Da­bei kann in die­sem Zu­sam­men­hang of­fen­blei­ben, ob der Kauf­ver­trag schon am 02.07. oder erst am 06.07.2004 zu­stan­de ge­kom­men ist. Im güns­tigs­ten Fall für den Klä­ger lie­gen zwi­schen Pro­duk­ti­on und Ab­schluss des Kauf­ver­trags (auf den Zeit­punkt der Aus­lie­fe­rung kommt es nicht an) mehr als zwölf, aber noch kei­ne 13 Mo­na­te. Da­mit ist die vom BGH (Urt. v. 15.10.2003 – VI­II ZR 227/02, NJW 2004, 160 = DAR 2004, 23) für den Re­gel­fall des Ver­kaufs ei­nes un­be­nutz­ten Kraft­fahr­zeugs fest­ge­leg­te Zwölf-Mo­nats-Gren­ze über­schrit­ten, wenn auch nur knapp.

c) Selbst wenn man die ge­ring­fü­gi­ge Über­schrei­tung des Zeit­li­mits über­haupt für rechts­er­heb­lich hält, wor­an be­rech­tig­te Zwei­fel be­ste­hen, kann der Klä­ger sich nicht mit Er­folg auf die oben ge­nann­te BGH-Ent­schei­dung be­ru­fen. Denn sie gilt nur für den Re­gel­fall des Neu­fahr­zeug­kaufs (Pkw/Kom­bi inkl. Ge­län­de­wa­gen). Um ei­nen sol­chen Fall han­delt es sich hier nicht.

Die Aty­pi­zi­tät be­ruht al­ler­dings nicht be­reits auf dem Um­stand, dass der streit­ge­gen­ständ­li­che Su­zu­ki Sa­mu­rai – wie dem Klä­ger be­kannt war – ein EU-Im­port­wa­gen ist (s. BGH, Urt. v. 15.10.2003 – VI­II ZR 227/02, NJW 2004, 160 = DAR 2004, 23 – US-Im­port). Auch die Tat­sa­che, dass die Be­klag­te als EU-Im­por­teu­rin nicht nur ei­ne ein­zi­ge Mar­ke an­bie­tet, son­dern ei­ne freie Mehr-Mar­ken-Händ­le­rin ist, recht­fer­tigt es nicht, das Zeit­kri­te­ri­um der höchst­rich­ter­li­chen Recht­spre­chung zu­las­ten des Käu­fers zu lo­ckern. Auch ein EU-Neu­fahr­zeug darf grund­sätz­lich nicht äl­ter als zwölf Mo­na­te sein, gleich­viel, von wel­chem Typ von Kfz-Händ­ler es an­ge­bo­ten wird (vgl. LG Es­sen, Urt. v. 21.01.2005 – 8 O 759/04, rk.; Rein­king/Eg­gert, a. a. O., Rn. 616). Da­bei ver­kennt der Se­nat nicht, dass EU-Im­por­teu­re oh­ne fes­te An­bin­dung an ei­nen be­stimm­ten Her­stel­ler bei der Er­mitt­lung des Pro­duk­ti­ons­da­tums als Grund­la­ge für die Be­mes­sung der La­ger­zeit Schwie­rig­kei­ten ha­ben kön­nen. Sie sind je­doch nicht un­über­wind­bar und kön­nen im Üb­ri­gen nicht zu­las­ten der Ver­brau­cher ge­hen.

Dass es sich bei dem Su­zu­ki Sa­mu­rai des Klä­gers nicht um ei­nen „nor­ma­len“ Pkw, son­dern um ei­nen Ge­län­de­wa­gen (Off­road) han­delt, spielt im Zu­sam­men­hang mit der Re­gel­fall-Fra­ge kei­ne ent­schei­den­de Rol­le, we­der für sich al­lein noch in Ver­bin­dung mit den sons­ti­gen Um­stän­den. Der Käu­fer ei­nes (im­por­tier­ten) Ge­län­de­wa­gens ist im Hin­blick auf die Dau­er der La­ger­zeit nicht we­ni­ger schutz­wür­dig als der Käu­fer ei­nes „nor­ma­len“ Pkw. Auch der BGH hat aus gu­ten Grün­den von ei­ner Dif­fe­ren­zie­rung nach Fahr­zeugart und -typ ab­ge­se­hen. An­ge­sichts der der­zei­ti­gen „Ar­ten­viel­falt“ auf dem Pkw-Sek­tor mit zum Teil flie­ßen­den Über­gän­gen sieht auch der Se­nat kein über­zeu­gen­des Ar­gu­ment für ei­ne sol­che Un­ter­schei­dung in­ner­halb der Grup­pe der Per­so­nen­kraft­wa­gen.

d) Nicht erst nach dem neu­en Kauf­recht kommt es in ers­ter Li­nie dar­auf an, was die Par­tei­en be­züg­lich des Fahr­zeugal­ters/der Stand­zeit ver­ein­bart ha­ben (vgl. jetzt § 434 I 1 BGB).

aa) Ei­ne aus­drück­li­che Ver­ein­ba­rung da­hin, dass der Wa­gen zu ei­nem spä­te­ren Zeit­punkt pro­du­ziert wor­den ist, als es tat­säch­lich der Fall war, be­haup­tet selbst der Klä­ger nicht. Da­für ist auch nichts er­sicht­lich.

bb) Ei­ne Be­schaf­fungs­ver­ein­ba­rung kann al­ler­dings auch durch kon­klu­den­tes Ver­hal­ten bzw. still­schwei­gend ge­trof­fen wer­den. Nach der stän­di­gen Recht­spre­chung des BGH zum frü­he­ren Kauf­recht lag im Ver­kauf ei­nes Neu­wa­gens durch ei­nen Kfz-Händ­ler grund­sätz­lich die kon­klu­den­te Zu­si­che­rung der „Fa­brik­neu­heit“. Das schloss die zu­ge­si­cher­te Ei­gen­schaft ein, die Stand­zeit/La­ger­zeit be­tra­ge ma­xi­mal zwölf Mo­na­te (vgl. BGH, Urt. v. 15.10.2003 – VI­II ZR 227/02, NJW 2004, 160 = DAR 2004, 23).

Für die Be­ur­tei­lung von „Neu­fäl­len“ ist die­se Recht­spre­chung wei­ter­hin zu be­ach­ten. Was im al­ten Recht als „zu­ge­si­chert“ galt, kann heu­te oh­ne Wei­te­res zu­min­dest als Ge­gen­stand ei­ner Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung i. S. des § 434 I 1 BGB an­ge­se­hen wer­den. Die dar­an zu stel­len­den An­for­de­run­gen sind in ei­nem we­sent­li­chen Punkt ge­rin­ger. Denn ei­ne ir­gend­wie ge­ar­te­te Ga­ran­tie­über­nah­me wird – an­ders als bei der frü­he­ren Zu­si­che­rung – nicht vor­aus­ge­setzt.

Nach An­sicht des Se­nats ha­ben die Par­tei­en we­der still­schwei­gend noch kon­klu­dent ver­ein­bart, dass das Höchst­al­ter des Fahr­zeugs un­ter zwöf Mo­na­ten lie­ge. Auch nach den ob­jek­ti­ven Kri­te­ri­en des Sach­man­gel­be­griffs, wie sie in § 434 I 2 Nr. 2 BGB for­mu­liert sind, be­grün­det die La­ger­zeit von et­was mehr als zwölf Mo­na­ten kei­nen Man­gel.

Das Land­ge­richt hat an­ge­nom­men, der Klä­ger ha­be bei Ver­trags­ab­schluss Kennt­nis von dem En­de der Pro­duk­ti­on zum 31.07.2003 ge­habt. Er ha­be näm­lich Wer­be­ma­te­ri­al der Be­klag­ten mit ei­nem ent­spre­chen­den Hin­weis er­hal­ten, und zwar vor Ab­schluss des Kauf­ver­trags.

Zu Recht rügt die Be­ru­fung die­se Fest­stel­lung als feh­ler­haft. In Wirk­lich­keit, so der Klä­ger, ha­be er das In­for­ma­ti­ons­ma­te­ri­al der Be­klag­ten mit dem Hin­weis auf das En­de der Pro­duk­ti­on zum 31.07.2003 erst im An­schluss an sei­ne Be­stel­lung vom 02.07.2004 emp­fan­gen.

Die ge­gen­tei­li­ge Fest­stel­lung des Land­ge­richt ist in der Tat ver­fah­rens­feh­ler­haft. Zwar hat der Klä­ger mit Schrift­satz vom 18.11.2004 vor­ge­tra­gen, er sei bei Ver­trags­ab­schluss der Auf­fas­sung ge­we­sen, ein „fa­brik­neu­es“ Kraft­fahr­zeug zu er­wer­ben, das nicht we­sent­lich vor dem 31.07.2003 pro­du­ziert wor­den sei. Vor die­sem Hin­ter­grund wä­re die Schluss­fol­ge­rung des Land­ge­richts durch­aus ge­recht­fer­tigt, ei­ne Her­stel­lung im vor­letz­ten Mo­nat des Pro­duk­ti­ons­zy­klus (06/2003) kön­ne ei­nen Man­gel nicht be­grün­den. In­des­sen hat der Klä­ger in ei­nem spä­te­ren erst­in­stanz­li­chen Schrift­satz sei­ne Sach­dar­stel­lung da­hin be­rich­tigt, Kennt­nis von dem Pro­duk­ti­ons­en­de ha­be er erst nach Ver­trags­ab­schluss er­langt (Schrift­satz vom 22.11.2004). Erst nach Auf­ga­be sei­ner Be­stel­lung am 02.07.2004 ha­be er das ent­spre­chen­de In­for­ma­ti­ons­ma­te­ri­al der Be­klag­ten er­hal­ten. In der ihm be­kann­ten An­zei­ge („Die Jagd“, Aus­ga­be 7/2004) ha­be ein Hin­weis auf das Pro­duk­ti­ons­en­de ge­fehlt.

Mit die­sem be­rich­ti­gen­den Sach­vor­trag hat sich das Land­ge­richt nicht ge­nü­gend aus­ein­an­der­ge­setzt. Oh­ne Dif­fe­ren­zie­rung zwi­schen den mög­li­cher­wei­se zeit­lich ge­trenn­ten Lie­fe­run­gen von Wer­be- und In­for­ma­ti­ons­ma­te­ri­al hat es Kennt­nis des Klä­gers vom Pro­duk­ti­ons­en­de (31.07.2003) bei Ver­trags­ab­schluss un­ter­stellt. Die­se ver­fah­rens­feh­ler­haf­te Be­hand­lung des klä­ge­ri­schen Sach­vor­trags ist je­doch oh­ne Ein­fluss auf das Er­geb­nis.

Zu­guns­ten des Klä­gers un­ter­stellt der Se­nat, dass ihm das Pro­duk­ti­ons­en­de erst nach Ab­ga­be sei­ner Be­stel­lung vom 02.07.2004 be­kannt ge­wor­den ist. Mit der Be­ru­fung geht der Se­nat fer­ner da­von aus, dass der Kauf­ver­trag am 02.07. und nicht erst am 06.07.2004 zu­stan­de ge­kom­men ist.

Für den Er­war­tungs­ho­ri­zont des Klä­gers kommt es dem­nach maß­ge­bend auf sei­nen Kennt­nis- und Wis­sens­stand am 02.07.2004 an. Das In­se­rat der Be­klag­ten in der Zeit­schrift „Die Jagd" (Aus­ga­be 7/2004) ist in der Fra­ge "Pro­duk­ti­ons­en­de/La­ger­dau­er" un­er­gie­big. An­ders ver­hält es sich mit der An­zei­ge in "Un­se­re Jagd“, Aus­ga­be 3/2004. Dort heißt es näm­lich im An­schluss an den druck­tech­nisch her­vor­ge­ho­be­nen Hin­weis auf das „Pro­duk­ti­ons­en­de“: „Der letz­te Su­zu­ki Sa­mu­rai könn­te Ih­rer sein.“

Dass dem Klä­ger die­se An­zei­ge (3/2004) be­kannt war und er ih­ren In­halt in sei­ne Kauf­über­le­gun­gen ein­be­zo­gen hat, kann trotz sei­ner An­fra­ge vom 01.07.2004 nicht oh­ne Wei­te­res an­ge­nom­men wer­den. Was er au­ßer dem In­se­rat in der Aus­ga­be 7/2004 am 02.07.2004 in den Hän­den hat­te, ist un­ge­wiss. Die hand­schrift­li­che Nach­richt der Be­klag­ten vom 02.07.2004 spricht da­für, dass der Klä­ger nicht al­le für ihn be­stimm­ten Un­ter­la­gen auf ei­nen Schlag schon am 02.07.2004 emp­fan­gen hat („Rest­un­ter­la­gen fol­gen per Post.“).

Wel­che In­for­ma­tio­nen der Klä­ger mit Blick auf die Pro­duk­ti­on und die La­ger­dau­er aus In­ter­ne­t­in­for­ma­tio­nen der Be­klag­ten er­hal­ten hat, ver­mag der Se­nat nicht zu be­ur­tei­len. Zu­guns­ten des Klä­gers hat er da­von aus­zu­ge­hen, dass er auf die­sem Weg kei­ne In­for­ma­tio­nen er­langt hat, die ihm deut­lich ge­macht ha­ben, dass das aus­ge­wähl­te Fahr­zeug be­reits im Ju­ni 2003 oder frü­her her­ge­stellt wor­den sein kann.

Auf der an­de­ren Sei­te war der Klä­ger bei Ab­ga­be sei­ner (ver­mut­lich te­le­fo­ni­schen) Be­stel­lung am 02.07.2004 dar­über im Bil­de, dass er von der Be­klag­ten ei­nen EU-im­por­tier­ten Ge­län­de­wa­gen in Form ei­nes Son­der­mo­dells „Jä­geredi­ti­on“ kauft, der in der Die­sel­ver­si­on „nur noch 1 × lie­fer­bar“ war. Vor die­sem Hin­ter­grund konn­te er auch oh­ne aus­drück­li­che Hin­wei­se wie „La­ger­fahr­zeug“ oder „Aus­lauf­mo­dell“ be­rech­tig­ter­wei­se nicht er­war­ten, das Fahr­zeug sei jün­ger als zwölf Mo­na­te. Die Be­klag­te hat ihm kei­ne hin­rei­chen­den In­for­ma­tio­nen er­teilt, die ei­ne sol­che An­nah­me hät­ten recht­fer­ti­gen oder auch nur na­he le­gen kön­nen. Ins­be­son­de­re hat sie das Fahr­zeug we­der als „fa­brik­neu“ noch als le­dig­lich „neu“ an­ge­bo­ten. Auch auf markt­üb­li­che Be­zeich­nun­gen mit Si­gnal­wir­kung wie „Neu­wa­gen“ oder „EU-Neu­fahr­zeug“ oder „neu­es EU-Kfz“ hat die Be­klag­te al­lem An­schein nach ver­zich­tet.

Der Klä­ger muss sich im Üb­ri­gen ent­ge­gen­hal­ten las­sen, dass er mit Fax vom 06.07.2004 den – recht­lich be­reits ab­ge­schlos­se­nen – Kauf aus­drück­lich be­stä­tigt hat. Spä­tes­tens zu die­sem Zeit­punkt hat­te er sämt­li­che In­for­ma­ti­ons­un­ter­la­gen der Be­klag­ten er­hal­ten. Da­mit war er je­den­falls zu die­sem Zeit­punkt über das Pro­duk­ti­ons­en­de zum 31.07.2003 in­for­miert. Ir­gend­wel­che Kon­se­quen­zen hat er dar­aus nicht ge­zo­gen. Oh­ne jeg­li­chen Vor­be­halt hat er den Wa­gen am 30.07.2004 über­nom­men. Die­ses Ver­hal­ten des Klä­gers nach Ab­schluss des Kauf­ver­tra­ges macht deut­lich, dass er mit ei­ner La­ger­zeit von we­ni­ger als zwölf Mo­na­ten nicht ernst­haft ge­rech­net hat.

Ob in der vor­be­halt­lo­sen Ab­nah­me des Fahr­zeugs in Kennt­nis ei­nes Höchst­al­ters von mehr als zwölf Mo­na­ten der Ver­zicht zu se­hen ist, die­sen Um­stand als Man­gel zu rü­gen, braucht der Se­nat nicht zu ent­schei­den (vgl. da­zu OLG Cel­le, Urt. v. 04.08.2004 – 7 U 18/04, ZGS 2004, 476 = OLGR 2004 506; Wend­landt, ZGS 2004, 88). …

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