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Tag: Ver­jäh­rung

Kein An­spruch ei­nes Kfz-Käu­fers auf Her­aus­ga­be in­ter­ner Kor­re­spon­denz – Ver­jäh­rung

  1. Zum – hier ver­nein­ten – An­spruch ei­nes Kfz-Käu­fers ge­gen den Ver­käu­fer auf Her­aus­ga­be ei­nes Schrei­bens, mit dem der Fahr­zeug­her­stel­ler den Ver­käu­fer über ei­nen auch dem er­wor­be­nen Fahr­zeug an­haf­ten­den Se­ri­en­feh­ler (hier: Fle­cken auf den Sit­zen we­gen der Ver­wen­dung ei­nes nicht frei­ge­ge­be­nen Kleb­stoffs) un­ter­rich­tet hat.
  2. Zwar ver­stößt § 476 II letz­ter Halb­satz BGB n.F. (= § 475 II letz­ter Halb­satz BGB a.F.) ge­gen die Ver­brauchs­gü­terkauf­richt­li­nie, in­dem er zu­lässt, dass bei ei­nem Ver­brauchs­gü­ter­kauf (§ 474 I BGB) über ei­ne ge­brauch­te Sa­che die Ver­jäh­rungs­frist für die An­sprü­che des Käu­fers we­gen ei­nes Sach­man­gels auf ein Jahr ab­ge­kürzt wird. Die Vor­schrift ist je­doch bis zu ei­ner ge­setz­li­chen Neu­re­ge­lung wei­ter­hin an­zu­wen­den (im An­schluss an BGH, Urt. v. 18.11.2020 – VI­II ZR 78/20, NJW 2021, 1008 Rn. 19 ff.). Ei­ne Klau­sel in den All­ge­mei­nen Ge­schäfts­be­din­gun­gen ei­nes Kraft­fahr­zeug­händ­lers, die für Kauf­ver­trä­ge über Ge­braucht­wa­gen die Ver­kür­zung der Ver­jäh­rungs­frist auf ein Jahr vor­sieht, ist dem­nach wirk­sam.

AG Bo­cholt, Ur­teil vom 30.03.2021 – 11 C 67/20

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An­spruch auf Rest­scha­dens­er­satz nach § 852 Satz 1 BGB im VW-Ab­gas­skan­dal

  1. Der Käu­fer ei­nes vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­nen Fahr­zeugs kann dann, wenn sein ge­gen den Fahr­zeug­her­stel­ler ge­rich­te­ter, auf §§ 826, 31 BGB ge­stütz­ter An­spruch auf Scha­dens­er­satz nach §§ 195, 199 I BGB ver­jährt ist, ge­mäß § 852 Satz 1 BGB ei­nen An­spruch auf Rest­scha­dens­er­satz ge­gen den Fahr­zeug­her­stel­ler ha­ben.
  2. Auf Kos­ten des Käu­fers „er­langt“ i. S. von § 852 Satz 1 BGB hat der Fahr­zeug­her­stel­ler nicht le­dig­lich den durch den Fahr­zeug­ver­kauf er­ziel­ten Ge­winn, son­dern den für das vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­ne Fahr­zeug ge­zahl­ten Kauf­preis, ge­ge­be­nen­falls ab­züg­lich der Ge­winn­mar­ge ei­nes zwi­schen­ge­schal­te­ten Ver­trags­händ­lers.
  3. Der An­spruch auf Rest­scha­dens­er­satz nach § 852 Satz 1 BGB kann zwar nicht hö­her sein als der dem Fahr­zeug­käu­fer ent­stan­de­ne, an sich nach §§ 826, 31 BGB zu er­set­zen­de Scha­den. Die An­wen­dung des § 852 Satz 1 BGB kann aber da­zu füh­ren, dass der Fahr­zeug­her­stel­ler nach Ein­tritt der Ver­jäh­rung des ur­sprüng­li­chen de­lik­ti­schen Scha­dens­er­satz­an­spruchs im Um­fang die­ses An­spruchs wei­ter haf­tet.

OLG Stutt­gart, Ur­teil vom 09.03.2021 – 10 U 339/20

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Zum An­spruch auf Rest­scha­dens­er­satz nach § 852 Satz 1 BGB im VW-Ab­gas­skan­dal

  1. Die Volks­wa­gen AG schul­det dem Käu­fer ei­nes vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­nen Fahr­zeugs, des­sen An­spruch auf Scha­dens­er­satz aus §§ 826, 31 BGB nach §§ 195, 199 I BGB ver­jährt ist, Rest­scha­dens­er­satz nach § 852 Satz 1 BGB. Des­sen An­wen­dungs­be­reich ist nicht te­leo­lo­gisch auf Fäl­le ei­nes be­son­de­ren Pro­zess­kos­ten­ri­si­kos we­gen un­ge­wis­ser In­for­ma­ti­ons­la­ge zu re­du­zie­ren.
  2. Je­den­falls dann, wenn der Kauf­ver­trag über das vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­ne Fahr­zeug un­mit­tel­bar mit der Volks­wa­gen AG ge­schlos­sen wur­de, hat die­se – wie es § 852 Satz 1 BGB ver­langt – durch ei­ne un­er­laub­te Hand­lung auf Kos­ten des Käu­fers et­was er­langt. Denn der Käu­fer hat als Ge­gen­leis­tung für den ge­zahl­ten Kauf­preis (Ver­mö­gens­ver­schie­bung) ein von ei­ner Be­triebs­be­schrän­kung oder -un­ter­sa­gung be­droh­tes Fahr­zeug und da­mit kei­ne äqui­va­len­te Ge­gen­leis­tung er­hal­ten. Ei­ner der­art un­mit­tel­ba­ren Ver­mö­gens­ver­schie­bung be­darf es für ei­nen Rest­scha­dens­er­satz­an­spruch nach § 852 Satz 1 BGB al­ler­dings gar nicht.
  3. So­bald ei­ne Ver­jäh­rungs­ein­re­de er­ho­ben wird, muss das ent­schei­den­de Ge­richt von sich aus prü­fen, ob ein An­spruch auf Rest­scha­dens­er­satz aus § 852 Satz 1 BGB ge­ge­ben ist (im An­schluss an BGH, Urt. v. 13.10.2015 – II ZR 281/14, NJW 2016, 1083 Rn. 31).

OLG Ol­den­burg, Ur­teil vom 02.03.2021 – 12 U 161/20

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Rück­ga­be ei­ner be­schä­dig­ten Kauf­sa­che nach Rück­tritt vom Kauf­ver­trag

  1. Zur Haf­tung des Käu­fers ei­nes Kraft­fahr­zeugs (hier: ei­nes Wohn­mo­bils), der dem Ver­käu­fer das Fahr­zeug nach ei­nem wirk­sa­men Rück­tritt vom Kauf­ver­trag in be­schä­dig­tem Zu­stand zu­rück­gibt.
  2. Der An­spruch des Rück­ge­währ­gläu­bi­gers auf Scha­dens­er­satz (§§ 346 IV, 280 I BGB bzw. §§ 280 I, 241 II BGB) ver­jährt in drei Jah­ren (§ 195 BGB). Die Ver­jäh­rungs­frist be­ginnt ge­mäß § 199 I BGB mit dem Schluss des Jah­res, in dem der An­spruch ent­stan­den ist (§ 199 I Nr. 1 BGB) und der Gläu­bi­ger von den den An­spruch be­grün­den­den Um­stän­den und der Per­son des Schuld­ners Kennt­nis er­langt oder oh­ne gro­be Fahr­läs­sig­keit er­lan­gen müss­te (§ 199 I Nr. 2 BGB).

BGH, Be­schluss vom 09.02.2021 – VI­II ZR 316/19
(nach­fol­gend: BGH, Be­schluss vom 27.04.2021 – VI­II ZR 316/19)

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Ver­jäh­rung von Scha­dens­er­satz­an­sprü­chen im VW-Ab­gas­skan­dal

Zur Ver­jäh­rung von Scha­dens­er­satz­an­sprü­chen ge­gen den Fahr­zeug­her­stel­ler, wenn der Fahr­zeu­ger­wer­ber von der Be­trof­fen­heit sei­nes Fahr­zeugs vom so­ge­nann­ten Die­selskan­dal Kennt­nis er­langt hat.

BGH, Ur­teil vom 17.12.2020 – VI ZR 739/20
(vor­an­ge­hend: OLG Stutt­gart, Ur­teil vom 14.04.2020 – 10 U 466/19)

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Zu­läs­si­ge Ver­kür­zung der ge­setz­li­chen Ver­jäh­rungs­frist auf ein Jahr im Ge­braucht­wa­gen­han­del – „Fe­ren­schild“

  1. § 475 II letz­ter Halb­satz BGB a.F. (= § 476 II letz­ter Halb­satz BGB n.F.) ver­stößt ge­gen die Ver­brauchs­gü­terkauf­richt­li­nie, weil nach die­ser Vor­schrift ent­ge­gen Art. 5 I und Art. 7 I Un­terabs. 2 der Ver­brauchs­gü­terkauf­richt­li­nie bei ei­nem Kauf­ver­trag zwi­schen ei­nem Un­ter­neh­mer und ei­nem Ver­brau­cher über ge­brauch­te Sa­chen ei­ne Ver­ein­ba­rung über die Ver­kür­zung der Ver­jäh­rungs­frist für Sach­män­gel­ge­währ­leis­tungs­rech­te auf we­ni­ger als zwei Jah­re zu­ge­las­sen wird. Die Mit­glied­staa­ten kön­nen nach Art. 5 I und Art. 7 I Un­terabs. 2 der Ver­brauchs­gü­terkauf­richt­li­ne nur ei­ne Ver­ein­ba­rung über die Ver­kür­zung der Haf­tungs­dau­er auf bis zu ein Jahr, nicht je­doch über die Ver­kür­zung der Ver­jäh­rungs­frist er­lau­ben.
  2. Ei­ne richt­li­ni­en­kon­for­me An­wen­dung von § 475 II letz­ter Halb­satz BGB a.F. (= § 476 II letz­ter Halb­satz BGB n.F.) da­hin ge­hend, dass die­se Re­ge­lung ent­fällt oder nur ei­ne Ver­ein­ba­rung über die Ver­kür­zung der Haf­tungs­dau­er er­laubt, kommt je­doch nicht in Be­tracht. Die Vor­schrift ist viel­mehr bis zu ei­ner ge­setz­li­chen Neu­re­ge­lung wei­ter­hin an­zu­wen­den. Ei­ne Klau­sel in All­ge­mei­nen Ge­schäfts­be­din­gun­gen, die die Ver­kür­zung der Ver­jäh­rungs­frist auf ein Jahr in Kauf­ver­trä­gen über ge­brauch­te Sa­chen vor­sieht, ist dem­nach wirk­sam.

BGH, Ur­teil vom 18.11.2020 – VI­II ZR 78/20
(vor­an­ge­hend: OLG Zwei­brü­cken, Ur­teil vom 19.03.2020 – 4 U 198/19)

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Un­mög­lich­keit der Lie­fe­rung we­gen Ver­äu­ße­rung der Kauf­sa­che an ei­nen Drit­ten

  1. Die Er­fül­lung ei­nes Kauf­ver­trags ist dem Ver­käu­fer nicht schon des­halb i. S. von § 275 I BGB un­mög­lich, weil er die Sa­che, die er dem Käu­fer nach § 433 I 1 BGB über­ge­ben und über­eig­nen muss, an ei­nen Drit­ten ver­äu­ßert hat. Un­mög­lich­keit liegt viel­mehr erst dann vor, wenn fest­steht, dass ein Rück­erwerb der ge­schul­de­ten Sa­che durch den Ver­käu­fer aus­ge­schlos­sen ist. Al­ler­dings in­di­ziert die Ver­äu­ße­rung der Sa­che an ei­nen Drit­ten die Un­mög­lich­keit, so­fern der Ver­käu­fer nicht dar­legt, dass er zur Er­fül­lung des Kauf­ver­trags wil­lens und in der La­ge ist (vgl. BGH, Urt. v. 26.03.1999 – V ZR 368/97, BGHZ 141, 179, 181 ff.).
  2. Ein An­spruch des Käu­fers auf Scha­dens­er­satz statt der Leis­tung bei Aus­schluss der Leis­tungs­pflicht (§§ 280 I, III, 283 BGB) ist ver­jäh­rungs­recht­lich selbst­stän­dig, das heißt, sei­ne Ver­jäh­rung be­ginnt nicht zeit­gleich mit der Ver­jäh­rung des An­spruchs, des­sen Er­fül­lung un­mög­lich ist. Viel­mehr be­ginnt die drei Jah­re be­tra­gen­de Ver­jäh­rungs­frist erst mit der Ent­ste­hung des An­spruchs, al­so mit dem Ein­tritt der Un­mög­lich­keit (§§ 195, 199 I BGB).
  3. Ob dem Ver­käu­fer die Lie­fe­rung der ge­kauf­ten Sa­che i. S. von § 275 I BGB un­mög­lich ist, hängt maß­geb­lich da­von ab, ob ein Stück­kauf oder ein Gat­tungs­kauf vor­liegt.

LG Ha­gen, Ur­teil vom 17.07.2020 – 7 S 68/19

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Ein­re­de der Ver­jäh­rung im VW-Ab­gas­skan­dal – Kfz-Her­stel­ler ist nicht Er­fül­lungs­ge­hil­fe des Ver­trags­händ­lers

  1. Der Her­stel­ler ei­nes – hier mit ei­ner un­zu­läs­si­gen Ab­schalt­ein­rich­tung aus­ge­stat­te­ten – Fahr­zeugs ist hin­sicht­lich der kauf­recht­li­chen Pflich­ten (§ 433 I BGB) ei­nes Ver­trags­händ­lers nicht des­sen Er­fül­lungs­ge­hil­fe (im An­schluss u. a. an Se­nat, Urt. v. 24.10.2018 – VI­II ZR 66/17, BGHZ 220, 134 Rn. 97). Dem Ver­trags­händ­ler kann des­halb ein mög­li­cher­wei­se arg­lis­ti­ges Ver­hal­ten des Her­stel­lers nicht un­ter An­wen­dung der Maß­stä­be des § 278 BGB zu­ge­rech­net wer­den.
  2. Ver­langt der Käu­fer ei­nes Fahr­zeugs, in dem ei­ne un­zu­läs­si­ge Ab­schalt­ein­rich­tung zum Ein­satz kommt und das des­halb man­gel­haft ist, Er­satz ei­nes Scha­dens, der le­dig­lich den auf der Man­gel­haf­tig­keit be­ru­hen­den Un­wert des Fahr­zeugs für das Nut­zungs- und Äqui­va­lenzin­ter­es­se des Käu­fers aus­drückt, ist für de­lik­ti­sche Scha­dens­er­satz­an­sprü­che kein Raum. Denn die de­lik­ti­schen Ver­kehrs­pflich­ten sind grund­sätz­lich nicht dar­auf ge­rich­tet, die Er­war­tung des Käu­fers zu schüt­zen, Wert und Nut­zungs­mög­lich­keit ei­ner man­gel­frei­en Sa­che zu er­hal­ten. Viel­mehr rich­tet sich der de­lik­ti­sche Scha­dens­er­satz­an­spruch grund­sätz­lich al­lein auf Er­satz des Er­hal­tungs­in­ter­es­ses und da­mit auf das ne­ga­ti­ve In­ter­es­se.
  3. Ein Kraft­fahr­zeug eig­net sich nur zur ge­wöhn­li­chen Ver­wen­dung i. S. von § 434 I 2 Nr. 2 BGB, wenn es ei­ne Be­schaf­fen­heit auf­weist, die we­der sei­ne (wei­te­re) Zu­las­sung zum Stra­ßen­ver­kehr hin­dert noch an­sons­ten sei­ne Ge­brauchs­fä­hig­keit auf­hebt oder be­ein­träch­tigt (vgl. Se­nat, Beschl. v. 08.01.2019 – VI­II ZR 225/17, NJW 2019, 1133 Rn. 5 m. w. Nachw.). Aus­ge­hend von die­sen Grund­sät­zen ist das – zu ei­nem mög­li­chen Ein­grei­fen der Be­hör­den füh­ren­de und da­mit die wei­te­re Zu­las­sung zum Stra­ßen­ver­kehr ge­fähr­den­de – Vor­han­den­sein ei­ner un­zu­läs­si­gen Ab­schalt­ein­rich­tung als Sach­man­gel (und nicht als Rechts­man­gel) ein­zu­stu­fen.

BGH, Be­schluss vom 09.06.2020 – VI­II ZR 315/19

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„Schnel­le Mo­tor­auf­wärm­funk­ti­on“ als un­zu­läs­si­ge Ab­schalt­ein­rich­tung in ei­nem Au­di-Fahr­zeug

  1. Die „schnel­le Mo­tor­auf­wärm­funk­ti­on“ in Au­di-Fahr­zeu­gen (hier: ei­nem Au­di SQ5 3.0 TDI plus), die na­he­zu aus­schließ­lich nur dann ak­ti­viert wird, wenn die da­mit aus­ge­stat­te­ten Fahr­zeu­ge auf ei­nem Prüf­stand den Neu­en Eu­ro­päi­schen Fahr­zy­klus (NEFZ) durch­fährt, ist ei­ne un­zu­läs­si­ge Ab­schalt­ein­rich­tung i. S. von Art. 3 Nr. 10, Art. 5 II 1 der Ver­ord­nung (EG) Nr. 715/2007.
  2. Der Käu­fer ei­nes – hier ge­brauch­ten – Fahr­zeugs, das über ei­ne un­zu­läs­si­ge Ab­schalt­ein­rich­tung in Ge­stalt ei­ner „schnel­len Mo­tor­auf­wärm­funk­ti­on“ ver­fügt, hat ge­gen die Au­di AG auch dann ei­nen auf Rück­gän­gig­ma­chung des Kauf­ver­trags ge­rich­te­ten An­spruch auf Scha­dens­er­satz we­gen ei­ner sit­ten­wid­ri­gen vor­sätz­li­chen Schä­di­gung (§ 826 BGB), wenn der Kauf­ver­trag erst ge­schlos­sen wur­de, nach­dem die Volks­wa­gen AG un­ter dem 22.09.2015 in ei­ner Ad-hoc-Mit­tei­lung auf Auf­fäl­lig­kei­ten und Un­re­gel­mä­ßig­kei­ten bei EA189-Mo­to­ren hin­ge­wie­sen hat­te. Das gilt schon des­halb, weil für die Be­wer­tung, ob sich die Au­di AG sit­ten­wid­rig ver­hal­ten hat, auf den Zeit­punkt ab­zu­stel­len ist, zu dem der mit ei­ner „schnel­len Mo­tor­auf­wärm­funk­ti­on“ ver­se­he­ne Mo­tor bzw. ein mit die­sem Mo­tor aus­ge­stat­te­tes Fahr­zeug in den Ver­kehr ge­bracht wur­de.
  3. Der An­spruch auf Er­satz des Kauf­prei­ses, den der Käu­fer für ein mit ei­ner un­zu­läs­si­gen Ab­schalt­ein­rich­tung aus­ge­stat­te­tes Fahr­zeug ge­zahlt hat, ist im We­ge der Vor­teil­s­an­rech­nung um die von dem Käu­fer ge­zo­ge­nen Nut­zungs­vor­tei­le zu re­du­zie­ren. Die­se Vor­teil­s­an­rech­nung hat nicht des­halb ganz oder teil­wei­se zu un­ter­blei­ben, weil ein Fahr­zeug, in dem ei­ne un­zu­läs­si­ge Ab­schalt­ein­rich­tung in­stal­liert ist, i. S. von § 434 I 2 Nr. 2 BGB man­gel­haft ist. Denn die­ser Man­gel wirkt sich auf die tat­säch­li­che Nut­zung des Fahr­zeugs nicht aus; er führt viel­mehr le­dig­lich da­zu, dass aus recht­li­chen Grün­den der wei­te­re (un­ge­stör­te) Be­trieb des Fahr­zeugs im öf­fent­li­chen Stra­ßen­ver­kehr nicht ge­währ­leis­tet ist.
  4. De­likt­szin­sen (§ 849 BGB) kann der Käu­fer ei­nes vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­nen Fahr­zeugs nicht mit Er­folg ver­lan­gen, wenn er für die Hin­ga­be sei­nes Gel­des (Kauf­preis) im We­ge des Leis­tungs­aus­tauschs ei­ne in tat­säch­li­cher Hin­sicht voll nutz­ba­re Ge­gen­leis­tung (Fahr­zeug) er­hal­ten hat. In die­sem Fall kom­pen­siert viel­mehr die tat­säch­li­che Nutz­bar­keit der Ge­gen­leis­tung die Nut­zungs­mög­lich­keit des Gel­des.
  5. § 476 II letz­ter Halb­satz BGB (= § 475 II letz­ter Halb­satz BGB a.F.) ver­stößt ge­gen die Ver­brauchs­gü­terkauf­richt­li­nie, weil die­se Vor­schrift ent­ge­gen Art. 5 I und Art. 7 I Un­terabs. 2 der Ver­brauchs­gü­terkauf­richt­li­nie bei ei­nem Ver­brauchs­gü­ter­kauf über ei­ne ge­brauch­te Sa­che zu­lässt, dass die Ver­jäh­rungs­frist für An­sprü­che des Käu­fers we­gen ei­nes Man­gels durch Ver­ein­ba­rung auf we­ni­ger als zwei Jah­re ver­kürzt wird (so auch BGH, Urt. v. 09.10.2019 – VI­II ZR 240/18, BGHZ 223, 235 Rn. 22, un­ter Ver­weis auf EuGH, Urt. v. 13.07.2017 – C-133/16, ECLI:EU:C:2017:541 = Rn. 44 ff. – Fe­ren­schild). Die Mit­glied­staa­ten kön­nen näm­lich nach Art. 5 I und Art. 7 I Un­terabs. 2 der Ver­brauchs­gü­terkauf­richt­li­ne nur ei­ne Ver­ein­ba­rung über die Ver­kür­zung der Haf­tungs­dau­er des Ver­käu­fers, aber kei­ne Ver­ein­ba­rung über die Ver­kür­zung der Ver­jäh­rungs­frist er­lau­ben.
  6. Bei Kauf­ver­trä­gen, die ei­ne mit Blick auf die Richt­li­ni­en­wid­rig­keit des § 476 II letz­ter Halb­satz BGB (= § 475 II letz­ter Halb­satz BGB a.F.) un­zu­läs­si­ge Ver­kür­zung der für Ge­währ­leis­tungs­an­sprü­che des Käu­fers gel­ten­den ge­setz­li­chen Ver­jäh­rungs­frist vor­se­hen, kann dem über­ein­stim­men­den Wil­len der Par­tei­en, die Haf­tung des Ver­käu­fers für Män­gel zu be­gren­zen, durch ei­ne er­gän­zen­de Ver­trags­aus­le­gung zur Gel­tung ver­hol­fen wer­den. Denn hät­ten die Par­tei­en ge­wusst, dass zwar die Haf­tungs­dau­er des Ver­käu­fers, nicht aber die Ver­jäh­rungs­frist wirk­sam auf ein Jahr ver­kürzt wer­den kann, hät­ten sie als red­li­che Ver­trags­part­ner ih­ren Re­ge­lungs­plan, die Haf­tung des Ver­käu­fers für Män­gel zu be­schrän­ken, der­ge­stalt ver­wirk­licht, dass sie ein­ver­nehm­li­che die Haf­tungs­dau­er auf ein Jahr ver­kürzt hät­ten. Die­se er­gän­zen­de Ver­trags­aus­le­gung führt zu dem in­ter­es­sen­ge­rech­ten, mit der Ver­brauchs­gü­terkauf­richt­li­nie in Ein­klang ste­hen­den Er­geb­nis, dass der Ver­käu­fer nur für sol­che Män­gel ein­ste­hen muss, die sich bin­nen ei­nes Jah­res ab Ab­lie­fe­rung der Kauf­sa­che zei­gen, und dass Ge­währ­leis­tungs­an­sprü­che des Käu­fers we­gen sol­cher Män­gel zwei Jah­re nach Ab­lie­fe­rung der Kauf­sa­che ver­jäh­ren.
  7. Ein – un­ter­stell­ter – Ver­stoß ge­gen § 27 I EG-FGV hat nicht zur Fol­ge, dass der Kauf­ver­trag über ein vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­nes Fahr­zeug ge­mäß § 134 BGB nich­tig ist (im An­schluss an (OLG Karls­ru­he, Urt. v. 18.07.2019 – 17 U 160/18, ju­ris Rn. 35 ff.; OLG Ham­burg, Urt. v. 21.12.2018 – 11 U 55/18, ju­ris Rn. 66 ff.; bei­de m. w. Nachw.).

OLG Ko­blenz, Ur­teil vom 05.06.2020 – 8 U 1803/19

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Ver­jäh­rung von ge­gen die Volks­wa­gen AG ge­rich­te­ten Scha­dens­er­satz­an­sprü­chen im VW-Ab­gas­skan­dal

Hat ein Käu­fer ei­nes vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­nen Fahr­zeugs schon im Jahr 2015 nicht nur all­ge­mein vom VW-Ab­gas­skan­dal, son­dern auch da­von Kennt­nis er­langt, dass sein Fahr­zeug da­von be­trof­fen ist, dann sind auf § 826 BGB ge­stütz­te Scha­dens­er­satz­an­sprü­che des Käu­fers ge­gen die Volks­wa­gen AG mit Ab­lauf des 31.12.2018 ver­jährt. Glei­ches gilt für auf § 823 I BGB oder auf § 823 II BGB in Ver­bin­dung mit ei­nem Schutz­ge­setz ge­stütz­te Scha­dens­er­satz­an­sprü­che.

OLG Stutt­gart, Ur­teil vom 14.04.2020 – 10 U 466/19
(nach­fol­gend: BGH, Ur­teil vom 17.12.2020 – VI ZR 739/20)

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