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Tag: Rück­tritt

Ver­jäh­rung kauf­recht­li­cher Ge­währ­leis­tungs­an­sprü­che in ei­nem „Die­sel­fall“ – OM 642-Mo­tor

Zur Ver­jäh­rung von kauf­recht­li­chen Ge­währ­leis­tungs­an­sprü­chen in ei­nem so­ge­nann­ten Die­sel­fall.

BGH, Ur­teil vom 24.03.2022 – III ZR 263/20

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(Kei­ne) Frist­set­zung zur Nach­er­fül­lung vor Rück­tritt im VW-Ab­gas­skan­dal

Zur Fra­ge der Ent­behr­lich­keit ei­ner Frist­set­zung zur Nach­er­fül­lung vor der Er­klä­rung des Rück­tritts von ei­nem Kauf­ver­trag be­züg­lich ei­nes vom so­ge­nann­ten Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­nen Fahr­zeugs (im An­schluss an Se­nat, Urt. v. 29.09.2021 – VI­II ZR 111/20, WM 2021, 2156 Rn. 21 ff., zur Ver­öf­fent­li­chung in BGHZ be­stimmt; Beschl. v. 29.09.2021 – VI­II ZR 226/19, ju­ris Rn. 33; Beschl. v. 14.12.2021 – VI­II ZR 386/20 Rn. 32, zur Ver­öf­fent­li­chung be­stimmt).

BGH, Ur­teil vom 26.01.2022 – VI­II ZR 140/20

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„Aus­strah­lungs­wir­kung“ und „Fort­wir­kung“ des § 476 BGB a.F. – „Fik­ti­ve“ Män­gel­be­sei­ti­gungs­kos­ten im Kauf­recht

  1. Die Ver­mu­tung des § 344 I HGB, wo­nach die von ei­nem Kauf­mann vor­ge­nom­me­nen Rechts­ge­schäf­te im Zwei­fel als zum Be­trieb sei­nes Han­dels­ge­wer­bes ge­hö­rig gel­ten, fin­det im Rah­men der Ein­ord­nung des rechts­ge­schäft­li­chen Han­delns ei­nes Kauf­manns als Ver­brau­cher- oder Un­ter­neh­mer­han­deln nach §§ 13, 14 I BGB je­den­falls dann kei­ne An­wen­dung, wenn es sich bei dem Kauf­mann um ei­ne na­tür­li­che Per­son (Ein­zel­kauf­mann) han­delt (Fort­ent­wick­lung von Se­nat, Urt. v. 18.10.2017 – VI­II ZR 32/16, NJW 2018, 150 Rn. 37; Ab­gren­zung zu BGH, Urt. v. 13.07.2011 – VI­II ZR 215/10, NJW 2011, 3435 Rn. 19; Urt. v. 09.12.2008 – XI ZR 513/07, BGHZ 179, 126 Rn. 22).
  2. Die Ver­mu­tung des § 476 BGB a.F. greift nur dann ein, wenn der Käu­fer dar­legt und er­for­der­li­chen­falls be­weist, dass sich an der Kauf­sa­che in­ner­halb von sechs Mo­na­ten nach Ge­fahr­über­gang ein man­gel­haf­ter Zu­stand (Man­gel­er­schei­nung) ge­zeigt hat, der – un­ter­stellt, er hät­te sei­ne Ur­sa­che in ei­nem dem Ver­käu­fer zu­zu­rech­nen­den Um­stand – des­sen Haf­tung we­gen ei­ner Ab­wei­chung von der ge­schul­de­ten Be­schaf­fen­heit be­grün­de­te (im An­schluss an Se­nat, Urt. v. 12.10.2016 – VI­II ZR 103/15, BGHZ 212, 224 Rn. 36; Urt. v. 09.09.2020 – VI­II ZR 150/18, NJW 2021, 151 Rn. 27 ff.).
    Kommt als Ur­sa­che für ei­ne fest­ge­stell­te Man­gel­er­schei­nung (auch) ein Um­stand in Be­tracht, der ei­ne Haf­tung des Ver­käu­fers nicht zu be­grün­den ver­mag – wie das bei ge­wöhn­li­chem Ver­schleiß an nicht si­cher­heits­re­le­van­ten Tei­len ei­nes Ge­braucht­wa­gens re­gel­mä­ßig der Fall ist (vgl. Se­nat, Urt. v. 09.09.2020 – VI­II ZR 150/18, NJW 2021, 151 Rn. 22 f. m. w. Nachw.) –, ist die­ser Be­weis erst er­bracht, wenn fest­steht, dass die Ur­sa­che eben­falls in ei­nem Um­stand lie­gen kann, der – so­fern er dem Ver­käu­fer zu­zu­rech­nen wä­re – des­sen Haf­tung aus­lös­te.
  3. Der Re­ge­lung des § 476 BGB a.F. ist (je­den­falls) in den Fäl­len, in de­nen der Käu­fer in­ner­halb der Sechs­mo­nats­frist des § 476 BGB a.F. al­le Vor­aus­set­zun­gen für die Ent­ste­hung des be­tref­fen­den Man­gel­rechts ge­schaf­fen und die­ses ge­gen­über dem Ver­käu­fer gel­tend ge­macht hat, ei­ne „Aus­strah­lungs­wir­kung“ der­ge­stalt bei­zu­mes­sen, dass be­zo­gen auf die­je­ni­gen – für die Durch­set­zung des Man­gel­rechts ne­ben dem Zeit­punkt des Ge­fahr­über­gangs je­weils zu­sätz­lich maß­geb­li­chen – spä­te­ren Zeit­punk­te, die in­ner­halb des Sechs­mo­nats­zeit­raums lie­gen (et­wa der Zeit­punkt des Zu­gangs des Ge­währ­leis­tungs­be­geh­rens), eben­falls die Dar­le­gung und der Nach­weis des Vor­han­den­seins ei­ner Man­gel­er­schei­nung aus­reicht.
    Dar­über hin­aus wirkt die Be­stim­mung des § 476 BGB a.F. in den ge­nann­ten Fäl­len da­hin ge­hend fort, dass der Käu­fer – so­weit er auch das Vor­lie­gen ei­nes Man­gels zu Zeit­punk­ten, die au­ßer­halb der Sechs­mo­nats­frist des § 476 BGB a.F. lie­gen (et­wa im Zeit­punkt der letz­ten münd­li­chen Tat­sa­chen­ver­hand­lung), zu be­wei­sen hat – eben­falls le­dig­lich das Fort­be­ste­hen der je­wei­li­gen nach­weis­lich in­ner­halb der Frist des § 476 BGB a.F. auf­ge­tre­te­nen Man­gel­er­schei­nung bis zu die­sen Zeit­punk­ten, nicht aber de­ren Ver­ur­sa­chung durch den Ver­käu­fer nach­zu­wei­sen hat.
  4. Der kauf­ver­trag­li­che An­spruch auf Scha­dens­er­satz statt der Leis­tung (klei­ner Scha­dens­er­satz) ge­mäß § 437 Nr. 3 Fall 1, §§ 280 I, III, 281 I BGB kann nach wie vor an­hand der so­ge­nann­ten fik­ti­ven Man­gel­be­sei­ti­gungs­kos­ten be­mes­sen wer­den (im An­schluss an BGH, Urt. v. 12.03.2021 – V ZR 33/19, BGHZ 229, 115 = NJW 2021, 1532 Rn. 11; Beschl. v. 13.03.2020 – V ZR 33/19, ZIP 2020, 1073 Rn. 41 ff. m. w. Nachw.; Ab­gren­zung zu BGH, Urt. v. 22.02.2018 – VII ZR 46/17, BGHZ 218, 1 Rn. 31 ff.).

BGH, Ur­teil vom 10.11.2021 – VI­II ZR 187/20

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An­ga­be der Lauf­leis­tung ei­nes Ge­braucht­wa­gens „lt. Vor­be­sit­zer“

  1. An­ga­ben zur Lauf­leis­tung ei­nes Ge­braucht­wa­gens, für die sich der Ver­käu­fer – hier: durch den Zu­satz „lt. Vor­be­sit­zer“ – auf ei­ne be­stimm­te Quel­le be­zieht und so hin­rei­chend deut­lich macht, dass er kein ei­ge­nes Wis­sen kom­mu­ni­ziert, füh­ren nicht zu ei­ner Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung i. S. von § 434 I 1 BGB. Es liegt viel­mehr nur ei­ne Wis­sens­er­klä­rung oder – bes­ser – Wis­sens­mit­tei­lung vor, mit der An­ga­ben (hier: des Vor­be­sit­zers) zur Lauf­leis­tung wie­der­ge­ge­ben wer­den.
  2. Ei­nen Ge­braucht­wa­gen­händ­ler trifft kei­ne ge­ne­rel­le, an­las­s­un­ab­hän­gi­ge Ob­lie­gen­heit, ein Fahr­zeug vor dem Ver­kauf um­fas­send zu un­ter­su­chen. Der Händ­ler ist da­her grund­sätz­lich nicht ge­hal­ten, die tat­säch­li­che Lauf­leis­tung des Fahr­zeugs zu er­mit­teln. Hier­zu kann er viel­mehr nur auf­grund be­son­de­rer Um­stän­de ge­hal­ten sein, die für ihn den kon­kre­ten Ver­dacht be­grün­den, dass die tat­säch­li­che Lauf­leis­tung hö­her ist als die vom Ki­lo­me­ter­zäh­ler an­ge­zeig­te Lauf­leis­tung. Sol­che Um­stän­de lie­gen nicht schon dann vor, wenn ein Pkw, der rund zehn Jah­re als Fir­men­wa­gen im Ein­satz ge­we­sen ist, le­dig­lich rund 173.000 km zu­rück­ge­legt ha­ben soll.

LG Ber­lin, Ur­teil vom 27.10.2021 – 46 O 262/21

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(Kei­ne) ord­nungs­ge­mä­ße Nach­bes­se­rung durch Soft­ware­up­date im VW-Ab­gas­skan­dal – Sub­stan­zi­ie­rungs­an­for­de­run­gen

  1. Der Käu­fer ei­nes vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­nen – man­gel­haf­ten – Fahr­zeugs, der gel­tend macht, ei­ne Nach­bes­se­rung durch die In­stal­la­ti­on ei­nes von der Volks­wa­gen AG ent­wi­ckel­ten Soft­ware­up­dates sei ins­be­son­de­re des­halb un­mög­lich be­zie­hungs­wei­se ihm un­zu­mut­bar, weil das Soft­ware­up­date zu ei­ner Er­hö­hung der Schad­stoff­emis­sio­nen und des Kraft­stoff­ver­brauchs, zu ei­ner Ver­schlech­te­rung der Mo­tor­leis­tung so­wie zu ver­stärk­tem Ver­schleiß füh­re, und der dies un­ter Be­zug­nah­me auf ei­ne aus­zugs­wei­se vor­ge­leg­te Fach­pu­bli­ka­ti­on un­ter an­de­rem da­mit be­grün­det, dass die Stick­oxid(NOX)-Emis­sio­nen ei­nes Fahr­zeugs nur oh­ne Leis­tungs­ein­bu­ßen ge­senkt wer­den könn­ten, wenn der Kraft­stoff­ver­brauch sub­stan­zi­ell er­höht wer­de, wo­durch ins­be­son­de­re der CO2-Aus­stoß ex­po­nen­ti­ell an­stie­ge, trägt da­mit aus­rei­chend zu ei­ner – von ihm für wahr­schein­lich er­ach­te­ten – nicht ord­nungs­ge­mä­ßen Nach­bes­se­rung durch das Soft­ware­up­date vor. Die An­ga­be wei­te­rer Ein­zel­hei­ten, et­wa zum Um­fang, in dem sich die Mo­tor­leis­tung ver­rin­ge­re und/​oder die Schad­stoff­emis­sio­nen und der Kraft­stoff­ver­brauch an­stie­gen, ist von dem Käu­fer nicht zu for­dern. Die­se Ein­zel­hei­ten sind viel­mehr im Rah­men ei­ner Be­weis­auf­nah­me – durch Ein­ho­lung ei­nes von dem Käu­fer an­ge­bo­te­nen Sach­ver­stän­di­gen­gut­ach­tens – zu klä­ren.
  2. Ob bei ei­nem vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­nen Fahr­zeug – ähn­lich wie bei ei­nem Un­fall­wa­gen – ein mer­kan­ti­ler Min­der­wert ver­bleibt, lässt sich bis­lang nicht all­ge­mein­gül­tig und ab­schlie­ßend sa­gen. Denn bis­lang ist we­der ge­klärt, wie sich die bei ei­nem sol­chen Fahr­zeug in­stal­lier­te un­zu­läs­si­ge Ab­schalt­ein­rich­tung be­zie­hungs­wei­se das zu ih­rer Ent­fer­nung in­stal­lier­te Soft­ware­up­date auf das Fahr­zeug im Üb­ri­gen aus­wirkt, noch – was in­so­weit ent­schei­dend ist –, ob be­zie­hungs­wei­se in­wie­weit auf­grund des­sen bei wei­ten Tei­len des Pu­bli­kums we­gen ei­nes nicht aus­zu­schlie­ßen­den Ver­dachts ver­bor­gen ge­blie­be­ner Schä­den oder des Ri­si­kos hö­he­rer Scha­den­s­an­fäl­lig­keit ei­ne den Preis be­ein­flus­sen­de Ab­nei­gung ge­gen den Er­werb ei­nes der­ar­ti­gen Fahr­zeugs be­steht, die sich in ei­ner ent­spre­chen­den Her­ab­set­zung des Ver­kehrs­werts nie­der­schlägt. Des­halb reicht es – je­den­falls der­zeit – für ei­nen sub­stan­zi­ier­ten Sach­vor­trag aus, dass der kla­gen­de Käu­fer ei­nes vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­nen Fahr­zeugs be­haup­tet, die un­ge­wis­sen Aus­wir­kun­gen des Soft­ware­up­dates so­wie das in­fol­ge des Ab­gas­skan­dals all­ge­mein ge­sun­ke­ne Ver­trau­en in von der Volks­wa­gen AG pro­du­zier­te Die­sel­fahr­zeu­ge führ­ten da­zu, dass sein Fahr­zeug al­lein des­halb, weil es vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fen ist, auf dem frei­en Markt ei­nen er­heb­li­chen Wert­ver­lust er­fah­re. Ob das Fahr­zeug tat­säch­lich von dem be­haup­te­ten Wert­ver­lust be­trof­fen ist und ob die­ser tat­säch­lich auf die Be­trof­fen­heit vom VW-Ab­gas­skan­dal zu­rück­zu­füh­ren ist, ist ei­ne Tat­fra­ge, die durch Ein­ho­lung ei­nes zum Be­weis an­ge­bo­te­nen Sach­ver­stän­di­gen­gut­ach­tens zu klä­ren ist.

BGH, Be­schluss vom 29.09.2021 – VI­II ZR 226/19

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(Kei­ne) Un­zu­mut­bar­keit der Nach­bes­se­rung ei­nes vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­nen Pkw durch Soft­ware­up­date

  1. Die Ver­trau­ens­grund­la­ge zwi­schen ei­nem Käu­fer und ei­nem Ver­käu­fer kann auch dann ge­stört sein, wenn der Ver­käu­fer sich bei Ver­trags­ab­schluss ord­nungs­ge­mäß ver­hal­ten hat, je­doch der Her­stel­ler des Fahr­zeugs die­ses mit ei­ner ihm be­kann­ten und ver­schwie­ge­nen un­zu­läs­si­gen Ab­schalt­ein­rich­tung in den Ver­kehr ge­bracht hat und der Ver­käu­fer nun al­lein ei­ne Nach­bes­se­rung in Form ei­nes von die­sem Her­stel­ler ent­wi­ckel­ten Soft­ware­up­dates an­bie­tet (Fort­füh­rung von BGH, Urt. v. 09.01.2008 – VI­II ZR 210/06, NJW 2008, 1371 Rn. 19; Beschl. v. 08.12.2006 – V ZR 249/05, NJW 2007, 835 Rn. 13 m. w. Nachw.). Ob dies der Fall ist, hängt von den kon­kre­ten Um­stän­den des Ein­zel­falls ab, die der Tatrich­ter nicht sche­ma­tisch, son­dern in sorg­fäl­ti­ger Ab­wä­gung zu wür­di­gen hat. Da­bei ist ins­be­son­de­re zu prü­fen, ob die Ge­fahr wei­te­rer Täu­schungs­ver­su­che des Her­stel­lers be­steht.
  2. Ei­ne Un­zu­mut­bar­keit der Nach­bes­se­rung kann sich auch dar­aus er­ge­ben, dass ein al­lein als Nach­bes­se­rungs­maß­nah­me im Raum ste­hen­des Soft­ware­up­date zwar die vor­han­de­ne un­zu­läs­si­ge Ab­schalt­ein­rich­tung be­sei­ti­gen, aber nach­weis­lich zu an­de­ren Män­geln füh­ren wür­de.
  3. Für die Ent­behr­lich­keit der Frist­set­zung ist der Käu­fer dar­le­gungs- und be­weis­be­las­tet (im An­schluss an Se­nat, Urt. v. 11.02.2009 – VI­II ZR 274/07, NJW 2009, 1341 Rn. 15 m. w. Nachw.).
  4. Ei­ne Frist­set­zung ist nach § 326 V BGB nur dann ent­behr­lich, wenn bei­de Ar­ten der Nach­er­fül­lung un­mög­lich sind (im An­schluss an Se­nat, Urt. v. 21.07.2021 – VI­II ZR 254/20, ZIP 2021, 1706 = ju­ris Rn. 82, zur Ver­öf­fent­li­chung in BGHZ be­stimmt; Urt. v. 11.12.2019 – VI­II ZR 361/18, BGHZ 224, 195 Rn. 39; Urt v. 07.06.2006 – VI­II ZR 209/05, BGHZ 168, 64 Rn. 17; Urt. v. 10.10.2007 – VI­II ZR 330/06, NJW 2008, 53 Rn. 23).
  5. Zur Schät­zung der Ge­samt­lauf­leis­tung ei­nes Neu­fahr­zeugs im Rah­men der Er­mitt­lung der ge­zo­ge­nen und im Fal­le des Rück­tritts zu er­stat­ten­den Nut­zun­gen.

BGH, Ur­teil vom 29.09.2021 – VI­II ZR 111/20

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Kei­ne zeit­lich un­be­grenz­te Er­satz­lie­fe­rung ei­nes ak­tu­el­len Neu­wa­gens beim Ver­brauchs­gü­ter­kauf – VW-Ab­gas­skan­dal

  1. Ei­nem Fahr­zeug fehlt die Eig­nung für die ge­wöhn­li­che Ver­wen­dung i. S. von § 434 I 2 Nr. 2 BGB, wenn es bei Über­ga­be an den Käu­fer mit ei­ner – den Stick­oxid­aus­stoß auf dem Prüf­stand ge­gen­über dem nor­ma­len Fahr­be­trieb re­du­zie­ren­den – Ab­schalt­ein­rich­tung i. S. von Art. 3 Nr. 10 der Ve­ord­nung (EG) Nr. 715/2007 ver­se­hen ist, die ge­mäß Art. 5 II 1 der Ver­ord­nung (EG) Nr. 715/2007 un­zu­läs­sig ist. Denn in ei­nem sol­chen Fall be­steht ei­ne (la­ten­te) Ge­fahr ei­ner Be­triebs­un­ter­sa­gung durch die für die Zu­las­sung zum Stra­ßen­ver­kehr zu­stän­di­ge Be­hör­de, so­dass der wei­te­re (un­ge­stör­te) Be­trieb des Fahr­zeugs im öf­fent­li­chen Stra­ßen­ver­kehr nicht ge­währ­leis­tet ist (im An­schluss an Se­nat, Beschl. v. 08.01.2019 – VI­II ZR 225/17, NJW 2019, 1133).
  2. Die Lie­fe­rung ei­ner man­gel­frei­en Sa­che ge­mäß § 439 I Fall 2 BGB be­schränkt sich nicht zwangs­läu­fig auf ei­ne mit dem Kauf­ge­gen­stand (ab­ge­se­hen von der Man­gel­haf­tig­keit) iden­ti­sche Sa­che. Viel­mehr hängt die Mög­lich­keit ei­ner Er­satz­be­schaf­fung bei Un­mög­lich­keit der Lie­fe­rung ei­ner dem Kauf­ge­gen­stand voll­stän­dig ent­spre­chen­den (man­gel­frei­en) Sa­che im je­wei­li­gen Ein­zel­fall ent­schei­dend da­von ab, ob und wo­durch nach dem durch in­ter­es­sen­ge­rech­te Aus­le­gung zu er­mit­teln­den Wil­len der Par­tei­en (§§ 133, 157 BGB) bei Ver­trags­schluss ei­ne Nach­lie­fe­rung in Be­tracht kom­men soll­te (im An­schluss an Se­nat, Urt. v. 07.06.2006 – VI­II ZR 209/05, BGHZ 168, 64 Rn. 23; Urt. v. 11.12.2019 – VI­II ZR 361/18, BGHZ 224, 195 Rn. 41; Beschl. v. 08.01.2019 – VI­II ZR 225/17, NJW 2019, 1133 Rn. 30 ff.; vgl. auch BGH, Urt. v. 21.11.2017 – X ZR 111/16, NJW 2018, 789 Rn. 8). Ei­ne Er­satz­lie­fe­rung ist nach der – die bei­der­sei­ti­gen In­ter­es­sen in den Blick neh­men­den – Vor­stel­lung der Par­tei­en da­her grund­sätz­lich be­reits dann mög­lich, wenn die Kauf­sa­che im Fal­le ih­rer Man­gel­haf­tig­keit durch ei­ne gleich­ar­ti­ge und – funk­tio­nell so­wie ver­trags­mä­ßig – gleich­wer­ti­ge er­setzt wer­den kann (im An­schluss an Se­nat, Urt. v. 07.06.2006 – VI­II ZR 209/05, BGHZ 168, 64 Rn. 23; Urt. v. 11.12.2019 – VI­II ZR 361/18, BGHZ 224, 195 Rn. 41; Beschl. v. 08.01.2019 – VI­II ZR 225/17, NJW 2019, 1133 Rn. 30 ff.; vgl. auch BGH, Urt. v. 21.11.2017 – X ZR 111/16, NJW 2018, 789 Rn. 8). Ent­schei­dend ist da­bei letzt­lich, ob und in wel­chem Um­fang der Ver­käu­fer – nach dem im je­wei­li­gen Fall zu er­mit­teln­den über­ein­stim­men­den Wil­len der Par­tei­en – bei Ver­trags­schluss ei­ne Be­schaf­fungs­pflicht für den Fall ei­ner Nach­er­fül­lung über­nom­men hat (im An­schluss an Se­nat, Urt. v. 17.10.2018 – VI­II ZR 212/17, BGHZ 220, 77 Rn. 20; Urt. v. 24.10.2018 – VI­II ZR 66/17, BGHZ 220, 134 Rn. 40; Urt. v. 11.12.2019 – VI­II ZR 361/18, BGHZ 224, 195 Rn. 41; Beschl. v. 08.01.2019 – VI­II ZR 225/17, NJW 2019, 1133 Rn. 30 ff.).
  3. Ist le­dig­lich ein Nach­fol­ge­mo­dell der er­wor­be­nen Sa­che (ins­be­son­de­re ei­nes Fahr­zeugs) lie­fer­bar, kann bei der ge­bo­te­nen nach bei­den Sei­ten in­ter­es­sen­ge­rech­ten Aus­le­gung die den Ver­käu­fer ei­nes Ver­brauchs­guts tref­fen­de Be­schaf­fungs­pflicht im Hin­blick dar­auf, dass der Ver­brau­cher ei­ne Nut­zungs­ent­schä­di­gung für die fort­lau­fend an Wert ver­lie­ren­de man­gel­haf­te Kauf­sa­che nicht zu zah­len hat, von vorn­her­ein nicht zeit­lich un­be­grenzt gel­ten. Ei­ne Aus­tausch­bar­keit von Kauf­ge­gen­stand und Er­satz­sa­che ist beim Ver­brauchs­gü­ter­kauf – vor al­lem beim Kauf von Fahr­zeu­gen, die be­reits nach kur­zer Zeit ei­nen deut­li­chen Wert­ver­lust er­lei­den – grund­sätz­lich nur dann an­zu­neh­men, wenn der Ver­brau­cher sein Nach­lie­fe­rungs­be­geh­ren in­ner­halb ei­nes in der Län­ge der re­gel­mä­ßi­gen kauf­recht­li­chen Ver­jäh­rungs­frist von zwei Jah­ren (§ 438 I Nr. 3 BGB) an­ge­lehn­ten Zeit­raums – be­gin­nend ab dem für die Wil­lens­bil­dung maß­geb­li­chen Zeit­punkt des Kauf­ver­trags­ab­schlus­ses – gel­tend macht (Fort­ent­wick­lung von Se­nat, Beschl. v. 08.01.2019 – VI­II ZR 225/17, NJW 2019, 1133).

BGH, Ur­teil vom 21.07.2021 – VI­II ZR 254/20

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An­ge­bot ei­nes Pkw als „Dieb­stahls­rück­läu­fer“ mit ver­än­der­ter Fahr­zeug-Iden­ti­fi­zie­rungs­num­mer

Wird ein Pkw als „Dieb­stahls­rück­läu­fer“ oh­ne Hin­weis auf ei­ne ver­än­der­te Fahr­zeug-Iden­ti­fi­zie­rungs­num­mer (FIN) zum Kauf an­ge­bo­ten und über­prüft der ge­werb­lich mit Kraft­fahr­zeu­gen han­deln­de Käu­fer vor Ab­schluss des Kauf­ver­trags nicht, ob die in der Zu­las­sungs­be­schei­ni­gung Teil I und Teil II ein­ge­tra­ge­ne mit der am Fahr­zeug an­ge­brach­ten Fahr­zeug-Iden­ti­fi­zie­rungs­num­mer über­ein­stimmt, han­delt der Käu­fer grob fahr­läs­sig i. S. von § 442 I 2 BGB, oh­ne dass dem Ver­käu­fer Arg­list zur Last fällt.

OLG Ros­tock, Ur­teil vom 01.06.2021 – 4 U 156/19

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Kei­ne ver­schul­dens­un­ab­hän­gi­ge Pflicht des Ver­käu­fers zur Rück­nah­me der Kauf­sa­che nach Rück­tritt vom Kauf­ver­trag

Je­den­falls au­ßer­halb ei­nes Ver­brauchs­gü­ter­kaufs (§ 474 I BGB) be­steht kei­ne ver­schul­dens­un­ab­hän­gi­ge Pflicht des Ver­käu­fers, die Kauf­sa­che nach ei­nem wirk­sa­men Rück­tritt des Käu­fers vom Kauf­ver­trag zu­rück­zu­neh­men. § 346 I BGB gibt dem Ver­käu­fer zwar ei­nen An­spruch auf Rück­ge­währ der Kauf­sa­che; die Vor­schrift ver­pflich­tet den Ver­käu­fer aber nicht (ver­schul­dens­un­ab­hän­gig) zu de­ren Rück­nah­me. Ver­zich­tet der Ver­käu­fer – aus wel­chem Grund auch im­mer – auf den Rück­erhalt der Kauf­sa­che, macht er sich da­her ge­gen­über dem Käu­fer nicht we­gen Ver­let­zung ei­ner Pflicht aus dem Rück­ge­währ­schuld­ver­hält­nis scha­dens­er­satz­pflich­tig.

OLG Zwei­brü­cken, Ur­teil vom 27.05.2021 – 4 U 96/20
(nach­fol­gend: BGH, Ur­teil vom 29.11.2023 – VI­II ZR 164/21)

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„Sehr gu­ter War­tungs­zu­stand“ der Kauf­sa­che als Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung

  1. Dass bei­de Par­tei­en ei­nes Kauf­ver­trags (hier: über ei­ne ge­brauch­te Mo­tor­yacht) von ei­nem sehr gu­ten War­tungs­zu­stand der Kauf­sa­che aus­ge­hen, be­grün­det je­den­falls dann kei­ne ent­spre­chen­de Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung i. S. von § 434 I 1 BGB, wenn der Ver­käu­fer dem Käu­fer – hier: durch Über­ga­be der Rech­nun­gen – of­fen­legt, wel­che War­tungs­ar­bei­ten in der Ver­gan­gen­heit im Ein­zel­nen durch­ge­führt wor­den sind, und kei­ne Par­tei be­ur­tei­len kann, ob in Ge­stalt die­ser War­tungs­ar­bei­ten al­les Er­for­der­li­che un­ter­nom­men wor­den ist und sämt­li­che War­tungs­in­ter­val­le ein­ge­hal­ten wor­den sind. Denn in ei­nem sol­chen Fall will der Ver­käu­fer er­sicht­lich nicht da­für ein­ste­hen, dass al­le je­weils er­for­der­li­chen War­tungs­ar­bei­ten ord­nungs­ge­mäß durch­ge­führt wor­den sind.
  2. Ein ne­ben ei­ner Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung ver­ein­bar­ter Ge­währ­leis­tungs­aus­schluss ist da­hin aus­zu­le­gen, dass er nicht für ei­nen Man­gel i. S. von § 434 I 1 BGB, son­dern nur für Män­gel i. S. von § 434 I 2 BGB gel­ten soll (im An­schluss an BGH, Urt. v. 26.04.2017 – VI­II ZR 233/15, NJW 2017, 3292 Rn. 22 m. w. Nachw.). Denn wür­de sich der Ge­währ­leis­tungs­aus­schluss auch auf das Feh­len der ver­ein­bar­ten Be­schaf­fen­heit er­stre­cken, wä­re die Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung für den Käu­fer oh­ne Sinn und Wert.

LG Flens­burg, Ur­teil vom 30.04.2021 – 2 O 19/20

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