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Tag: Nach­er­fül­lung

Kei­ne Ver­wei­ge­rung der Nach­bes­se­rung bei ver­früh­tem Rück­tritt vom Kauf­ver­trag

Ver­langt der Käu­fer ei­nes Ge­braucht­wa­gens we­gen ei­nes Man­gels „so­fort“ die Rück­ab­wick­lung des Kauf­ver­trags, ob­wohl er dem Ver­käu­fer zu­nächst er­folg­los ei­ne Frist zur Nach­bes­se­rung hät­te set­zen müs­sen (§ 323 I BGB), dann ver­wei­gert der Ver­käu­fer ei­ne Nach­bes­se­rung nicht i. S. von § 323 II Nr. 1 BGB ernst­haft und end­gül­tig, wenn er sich zu ei­ner In­stand­set­zung des Fahr­zeugs nur mit der Ein­schrän­kung be­reit er­klärt, dass der Käu­fer ei­nen Teil der Re­pa­ra­tur­kos­ten trägt.

LG Bie­le­feld, Be­schluss vom 24.09.2020 – 22 S 111/20

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Er­satz­lie­fe­rung ei­nes Neu­wa­gens trotz Mo­dell­wech­sel

  1. Ob die vom Käu­fer ei­nes Neu­wa­gens ge­mäß § 437 Nr. 1, § 439 I Fall 2 BGB ver­lang­te Er­satz­lie­fe­rung ei­nes man­gel­frei­en Fahr­zeugs i. S. von § 275 I BGB un­mög­lich ist, hängt von In­halt und Reich­wei­te der vom Ver­käu­fer ver­trag­lich über­nom­me­nen Be­schaf­fungs­pflicht ab. Die­se sind durch ei­ne in­ter­es­sen­ge­rech­te Aus­le­gung des Kauf­ver­trags (§§ 133, 157 BGB) zu be­stim­men. Da­bei ist zu be­rück­sich­ti­gen, dass die Pflicht zur Er­satz­be­schaf­fung gleich­ar­ti­ge und gleich­wer­ti­ge Sa­chen er­fasst. Denn der An­spruch des Käu­fers auf Er­satz­lie­fe­rung rich­tet sich dar­auf, dass an­stel­le der ur­sprüng­lich ge­lie­fer­ten man­gel­haf­ten Kauf­sa­che nun­mehr ei­ne man­gel­freie, im Üb­ri­gen aber gleich­ar­ti­ge und gleich­wer­ti­ge Sa­che zu lie­fern ist. Die Lie­fe­rung ei­ner iden­ti­schen Sa­che ist nicht er­for­der­lich. Viel­mehr ist in­so­weit dar­auf ab­zu­stel­len, ob die Ver­trags­par­tei­en nach ih­rem er­kenn­ba­ren Wil­len und dem Ver­trags­zweck die kon­kre­te Leis­tung als aus­tausch­bar an­ge­se­hen ha­ben (im An­schluss an BGH, Urt. v. 08.01.2019 – VI­II ZR 225/17, ju­ris Rn. 29 ff.).
  2. Für die Be­ur­tei­lung, ob die Er­satz­lie­fe­rung ei­nes Neu­wa­gens i. S. von § 275 I BGB un­mög­lich ist, ist nach der In­ter­es­sen­la­ge des Ver­käu­fers in der Re­gel nicht von Be­lang, dass ein Mo­dell­wech­sel statt­ge­fun­den hat und das neue Fahr­zeug­mo­dell sich mehr oder we­ni­ger vom Vor­gän­ger­mo­dell un­ter­schei­det. Viel­mehr kommt es – nicht an­ders, als wä­re ein Fahr­zeug der vom Käu­fer er­wor­be­nen Mo­dell­rei­he noch lie­fer­bar – im We­sent­li­chen auf die Hö­he der mit ei­ner Er­satz­lie­fe­rung ver­bun­de­nen Kos­ten an. Die­se führt nicht zum Aus­schluss der Leis­tungs­pflicht nach § 275 I BGB, son­dern kann den Ver­käu­fer ge­ge­be­nen­falls ge­mäß § 439 IV BGB (= § 439 III BGB a.F.) be­rech­ti­gen, die Er­satz­lie­fe­rung zu ver­wei­gern (im An­schluss an BGH, Urt. v. 08.01.2019 – VI­II ZR 225/17, ju­ris Rn. 29 ff.).
  3. Der Ver­käu­fer ei­nes Neu­wa­gens darf bei ei­nem Ver­brauchs­gü­ter­kauf i. S. von § 474 I 1 BGB die vom Käu­fer be­gehr­te Er­satz­lie­fe­rung (§ 439 I Fall 1 BGB) ei­nes man­gel­frei­en Fahr­zeugs dann nicht ge­mäß § 439 IV BGB (= § 439 III BGB a.F.) ver­wei­gern, weil sie nur mit un­ver­hält­nis­mä­ßi­gen Kos­ten mög­lich ist, wenn ei­ne Nach­bes­se­rung (§ 439 I Fall 1 BGB) un­mög­lich ist. Bei der Be­ur­tei­lung, ob das Fahr­zeug ord­nungs­ge­mäß nach­ge­bes­sert, der Man­gel al­so voll­stän­dig, nach­hal­tig und fach­ge­recht be­sei­tigt wer­den kann, ist auf den Zeit­punkt des Zu­gangs des Nach­er­fül­lungs­ver­lan­gens ab­zu­stel­len.
  4. Ein Käu­fer, der vom Ver­käu­fer zu­nächst Nach­bes­se­rung (§ 439 I Fall 1 BGB) ver­langt hat, kann zwar im Ein­zel­fall mit Rück­sicht auf die Ge­bo­te von Treu und Glau­ben (§ 242 BGB) ge­hin­dert sein, von sei­nem Nach­bes­se­rungs­ver­lan­gen Ab­stand zu neh­men und Er­satz­lie­fe­rung (§ 439 I Fall 2 BGB) zu ver­lan­gen. Der Käu­fer ver­hält sich in­des nicht treu­wid­rig, wenn der Ver­käu­fer die vom Käu­fer zu­nächst be­gehr­te Nach­bes­se­rung nicht oder nicht ord­nungs­ge­mäß zu­we­ge ge­bracht hat und des­halb die Kauf­sa­che bei Aus­übung des Er­satz­lie­fe­rungs­ver­lan­gens nicht ver­trags­ge­recht war. In ei­nem sol­chen Fall ist es viel­mehr um­ge­kehrt dem Ver­käu­fer un­ter dem Ge­sichts­punkt von Treu und Glau­ben ver­wehrt, den Käu­fer an der ur­sprüng­lich ge­trof­fe­nen Wahl fest­zu­hal­ten (im An­schluss an BGH, Urt. v. 24.10.2018 – VI­II ZR 66/17, BGHZ 220, 134 Rn. 47 f.).

LG Aa­chen, Ur­teil vom 03.09.2020 – 11 O 167/16

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„HU neu“ als öf­fent­li­che Äu­ße­rung i. S. von § 434 I 3 BGB

  1. Die An­ga­be „HU neu“ im In­ter­net­in­se­rat ei­nes Kfz-Händ­lers ist ei­ne öf­fent­li­che Äu­ße­rung i. S. von § 434 I 3 BGB.
  2. Ein taug­li­ches Nach­er­fül­lungs­ver­lan­gen des Käu­fers setzt die Zur­ver­fü­gung­stel­lung der Kauf­sa­che am rech­ten Ort, näm­lich dem Er­fül­lungs­ort der Nach­er­fül­lung, vor­aus (im An­schluss an BGH, Urt. v. 19.07.2017 – VI­II ZR 278/16, NJW 2017, 2758 Rn. 21). Der Ver­käu­fer ist nicht ver­pflich­tet, sich auf ein Nach­er­fül­lungs­ver­lan­gen des Käu­fers ein­zu­las­sen, be­vor die­ser ihm am Er­fül­lungs­ort der Nach­er­fül­lung die Ge­le­gen­heit zu ei­ner Un­ter­su­chung der Kauf­sa­che ge­ge­ben hat (im An­schluss an BGH, Urt. v. 30.10.2019 – VI­II ZR 69/18, NJW 2020, 389 Rn. 37 m. w. Nachw.).
  3. Ei­nen Ge­braucht­wa­gen­händ­ler trifft kei­ne ge­ne­rel­le, an­las­s­un­ab­hän­gi­ge Ob­lie­gen­heit, ein Fahr­zeug vor dem Ver­kauf um­fas­send zu un­ter­su­chen. Zu ei­ner Über­prü­fung kann er viel­mehr nur auf­grund be­son­de­rer Um­stän­de, die für ihn ei­nen kon­kre­ten Ver­dacht auf Män­gel be­grün­den, ge­hal­ten sein (im An­schluss an BGH, Urt. v. 15.04.2015 – VI­II ZR 80/14, NJW 2015, 1669 Rn. 14 m. w. Nachw.).
  4. Sach­ver­stän­di­gen­kos­ten, die ei­nem Käu­fer ent­ste­hen, hat ihm der Ver­käu­fer nur dann ge­mäß § 439 II BGB ver­schul­dens­un­ab­hän­gig zu er­stat­ten, wenn sie nö­tig sind, um die Ur­sa­che ei­ner Man­gel­er­schei­nung der Kauf­sa­che auf­zu­fin­den und auf die­se Wei­se zur Vor­be­rei­tung ei­nes die Nach­er­fül­lung ein­schlie­ßen­den Ge­währ­leis­tungs­an­spruchs die Ver­ant­wort­lich­keit für den Man­gel zu klä­ren. Dar­an fehlt es, wenn der Käu­fer ei­nes Ge­braucht­wa­gens nach der Über­ga­be des Fahr­zeugs ei­ne Un­ter­su­chung ver­an­lasst, um fest­zu­stel­len, ob ihm der Ver­käu­fer ein man­gel­frei­es Fahr­zeug ge­lie­fert hat.
  5. Rechts­an­walts­kos­ten sind nur dann zum Zwe­cke der Nach­er­fül­lung er­for­der­li­che Auf­wen­dun­gen i. S. von § 439 II BGB, wenn der Käu­fer sie auf­wen­det, wäh­rend sich der Voll­zug des Kauf­ver­trags im Sta­di­um der Nach­er­fül­lung be­fin­det, um die Durch­set­zung ei­nes Nach­er­fül­lungs­an­spruchs zu er­mög­li­chen (vgl. BGH, Urt. v. 24.10.2018 – VI­II ZR 66/17, BGHZ 220, 134 Rn. 91).

AG Span­dau, Ur­teil vom 06.07.2020 – 6 C 120/20

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Streit­wert ei­ner auf Er­satz­lie­fe­rung ei­nes Neu­wa­gens ge­rich­te­ten Kla­ge – VW-Ab­gas­skan­dal

Der Streit­wert ei­ner Kla­ge, mit der der Käu­fer ei­nes vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­nen Neu­wa­gens die Er­satz­lie­fe­rung (§ 439 I Fall 2 BGB) ei­nes gleich­ar­ti­gen und gleich­wer­ti­gen man­gel­frei­en Fahr­zeugs aus der ak­tu­el­len Se­ri­en­pro­duk­ti­on ver­langt, be­misst sich nach dem ge­zahl­ten Kauf­preis und nicht nach dem Lis­ten­preis des Fahr­zeugs, des­sen Lie­fe­rung der Klä­ger be­gehrt.

BGH, Be­schluss vom 30.06.2020 – VI­II ZR 167/19

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Be­die­nungs­an­lei­tung als öf­fent­li­che Äu­ße­rung des Her­stel­lers i. S. von § 434 I 3 BGB

  1. An­ga­ben, die der Her­stel­ler ei­nes Kraft­fahr­zeugs in ei­ner im In­ter­net ver­öf­fent­lich­ten Be­die­nungs­an­lei­tung (hier: zum In­fo­tain­ment­sys­tems „Au­dio 20 GPS“) macht, kön­nen öf­fent­li­che Äu­ße­run­gen i. S. von § 434 I 3 BGB sein.
  2. Von dem po­ten­zi­el­len Käu­fer ei­nes Kraft­fahr­zeugs kann nicht ver­langt wer­den, dass er sich in­ner­halb ei­ner – re­gel­mä­ßig kur­zen – Pro­be­fahrt, die nur ei­nen Ein­druck ver­mit­teln soll und bei der die Fahr­ei­gen­schaf­ten im Vor­der­grund ste­hen, von sämt­li­chen Funk­tio­nen und Aus­stat­tungs­merk­ma­len des Fahr­zeugs im De­tail Kennt­nis ver­schafft. Dies gilt ins­be­son­de­re in Be­zug auf Pre­mi­um­fahr­zeu­ge, die mit ei­ner Un­zahl von (Son­der-)Aus­stat­tungs­mög­lich­kei­ten an­ge­bo­ten wer­den.

LG Han­no­ver, Ur­teil vom 15.06.2020 – 18 O 224/19

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Ein­heit­li­cher Er­fül­lungs­ort für sämt­li­che Rück­ge­währ­pflich­ten nach Rück­tritt vom Kauf­ver­trag

  1. Nach ei­nem Rück­tritt vom Kauf­ver­trag sind sämt­li­che Rück­ge­währ­pflich­ten (Rück­zah­lung des Kauf­prei­ses, Rück­ge­währ der Kauf­sa­che) ein­heit­lich dort zu er­fül­len, wo sich die Kauf­sa­che im Zeit­punkt der Rück­tritts­er­klä­rung ver­trags­ge­mäß be­fin­det. Die­ser so­ge­nann­te Aus­tauschort ist bei ei­nem – hier man­gel­be­ding­ten – Rück­tritt von ei­nem Kfz-Kauf­ver­trag re­gel­mä­ßig am Wohn­sitz des Käu­fers an­zu­sie­deln; auf den tat­säch­li­chen Stand­ort des Fahr­zeugs kommt es nicht an.
  2. Ein an­geb­lich man­gel­haf­tes Fahr­zeug, das dem Ver­käu­fer zur Über­prü­fung der er­ho­be­nen Män­gel­rü­gen zur Ver­fü­gung ge­stellt wur­de, be­fin­det sich je­den­falls dann nicht mehr ver­trags­ge­mäß beim Ver­käu­fer, wenn die­ser ei­ne Nach­bes­se­rung ab­ge­lehnt und den Käu­fer zur Ab­ho­lung des Fahr­zeugs auf­ge­for­dert hat. Viel­mehr sind (auch) in die­sem Fall – un­ab­hän­gig vom tat­säch­li­chen Stand­ort des Fahr­zeugs – sämt­li­che Rück­ge­währ­pflich­ten ein­heit­lich am Wohn­sitz des Käu­fers zu er­fül­len.

OLG Je­na, Ur­teil vom 09.04.2020 – 4 U 1208/19

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Rück­tritt we­gen ei­nes Sach­man­gels erst nach zwei­tem fehl­ge­schla­ge­nen Nach­bes­se­rungs­ver­such

Die Vor­aus­set­zun­gen für ei­nen man­gel­be­ding­ten Rück­tritt vom Kauf­ver­trag sind re­gel­mä­ßig nicht er­füllt, wenn der Käu­fer dem Ver­käu­fer ge­mäß § 323 I BGB ei­ne Frist zur Nach­bes­se­rung (§ 439 I Fall 1 BGB) ge­setzt und der Ver­käu­fer den Man­gel vor Ab­lauf die­ser Frist trotz ei­nes in­ner­halb der Frist un­ter­nom­me­nen Nach­bes­se­rungs­ver­suchs nicht be­sei­tigt hat (ent­ge­gen (OLG Saar­bü­cken, Urt. v. 09.09.2010 – 8 U 367/09-92, BeckRS 2010, 28141). In ei­nem sol­chen Fall muss der Käu­fer dem Ver­käu­fer viel­mehr ei­nen zwei­ten Nach­bes­se­rungs­ver­such ge­wäh­ren. Denn be­zo­gen auf Kauf­ver­trä­ge ist „er­folg­los“ (§ 323 I BGB) gleich­be­deu­tend mit „fehl­ge­schla­gen“ (§ 440 Satz 1 Fall 2, Satz 2 BGB); ei­ne i. S. von § 323 I BGB er­folg­lo­se Frist­set­zung liegt des­halb erst vor, wenn auch der zwei­te Nach­bes­se­rungs­ver­such miss­lingt.

OLG Frank­furt a. M., Ur­teil vom 14.11.2019 – 16 U 42/19
(nach­fol­gend: BGH, Ur­teil vom 26.08.2020 – VI­II ZR 351/19)

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Leis­tungs­stei­ge­rung mit­tels Tu­ningbox als un­be­heb­ba­rer Sach­man­gel ei­nes Ge­braucht­wa­gens

  1. Ein Ge­braucht­wa­gen, bei dem ei­ne – hier mit­tels ei­ner Tu­ningbox vor­ge­nom­me­ne – Leis­tungs­stei­ge­rung (Tu­ning) zu ei­ner Ver­schlech­te­rung des Ab­gas- oder Ge­räusch­ver­hal­tens ge­führt hat und des­sen Be­triebs­er­laub­nis des­halb ge­mäß § 19 II 2 Nr. 3 StV­ZO er­lo­schen ist, lei­det an ei­nem Sach­man­gel i. S. von § 434 I 2 Nr. 2 BGB. Denn ein ge­brauch­ter Pkw eig­net sich grund­sätz­lich nur dann für die ge­wöhn­li­che Ver­wen­dung im Sin­ne die­ser Vor­schrift, wenn er kei­ne tech­ni­schen Män­gel auf­weist, die sei­ne Zu­las­sung zum Stra­ßen­ver­kehr hin­dern oder an­sons­ten sei­ne Ge­brauchs­fä­hig­keit auf­he­ben oder be­ein­träch­ti­gen (im An­schluss an BGH, Urt. v. 10.10.2007 – VI­II ZR 330/06, NJW 2008, 53 Rn. 18; Urt. v. 10.03.2009 – VI­II ZR 34/08, NJW 2009, 1588 Rn. 12).
  2. Ei­nes Ge­braucht­wa­gen, des­sen Mo­tor ei­ner Leis­tungs­stei­ge­rung (Tu­ning) un­ter­zo­gen wur­de, kann un­ab­hän­gig da­von auch des­halb i. S. von § 434 I 2 Nr. 2 BGB man­gel­haft sein, weil der be­grün­de­te Ver­dacht be­steht, dass es stär­ker ver­schlis­sen ist als ein ver­gleich­ba­res Fahr­zeug, das nicht mit ei­ner Leis­tungs­stei­ge­rung be­trie­ben wur­de (im An­schluss an OLG Hamm, Urt. v. 09.02.2012 – I-28 U 186/10, MDR 2012, 761).
  3. Die Nach­bes­se­rung (§ 439 I Fall 1 BGB) ei­nes – man­gel­haf­ten – Fahr­zeugs, des­sen Mo­tor ei­ner Leis­tungs­stei­ge­rung (Tu­ning) un­ter­zo­gen und das in der Ver­gan­gen­heit mit den ent­spre­chen­den Ver­än­de­run­gen be­trie­ben wur­de, ist dann un­mög­lich i. S. von § 275 I BGB, wenn der Ver­käu­fer den Ver­dacht, dass das Fahr­zeug in­fol­ge des Tu­nings über­mä­ßig ver­schlis­sen ist, nicht aus­räu­men kann. In ei­nem sol­chen Fall reicht es nicht aus, die Leis­tungs­stei­ge­rung (hier: durch Aus­bau der Tu­ningbox) rück­gän­gig zu ma­chen und ge­ge­be­nen­falls die Er­tei­lung ei­ner neu­en Be­triebs­er­laub­nis her­bei­zu­füh­ren.

LG Tü­bin­gen, Ur­teil vom 27.09.2019 – 3 O 195/17

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Ge­ring­fü­gig­keit ei­nes be­heb­ba­ren Sach­man­gels – Wohn­wa­gen

  1. Bei der Be­ant­wor­tung der Fra­ge, ob die in der Lie­fe­rung ei­ner man­gel­haf­ten Kauf­sa­che lie­gen­de Pflicht­ver­let­zung des Ver­käu­fer un­er­heb­lich i. S. von § 323 V 2 BGB ist, kommt es bei ei­nem be­heb­ba­ren Man­gel grund­sätz­lich auf die Re­la­ti­on zwi­schen den Män­gel­be­sei­ti­gungs­kos­ten und dem Kauf­preis an. Auf das Aus­maß der Funk­ti­ons­be­ein­träch­ti­gung ist nur ab­zu­stel­len, wenn der Man­gel nicht oder nur mit ho­hen Kos­ten be­heb­bar oder die Man­gel­ur­sa­che im maß­geb­li­chen Zeit­punkt der Rück­tritts­er­klä­rung un­ge­klärt ist (im An­schluss an BGH, Urt. v. 29.06.2011 – VI­II ZR 202/10 Rn. 21; Urt. v. 26.10.2016 – VI­II ZR 240/15 Rn. 29 f.). Denn so­lan­ge die Ur­sa­che ei­nes Man­gel­sym­ptoms un­klar ist, lässt sich nicht ab­schät­zen, ob über­haupt und mit wel­chem Auf­wand die Ur­sa­che auf­ge­fun­den und in der Fol­ge be­sei­tigt wer­den kann. In die­ser Si­tua­ti­on kann die Ge­ring­fü­gig­keit ei­nes Man­gels des­halb re­gel­mä­ßig nur an der von dem Man­gel­sym­ptom aus­ge­hen­den Funk­ti­ons­be­ein­träch­ti­gung ge­mes­sen wer­den.
  2. Ein be­heb­ba­rer Man­gel ist in der Re­gel nicht mehr ge­ring­fü­gig i. S. von § 323 V 2 BGB, wenn für sei­ne Be­sei­ti­gung Kos­ten in Hö­he von mehr als fünf Pro­zent des Kauf­prei­ses auf­ge­wen­det wer­den müs­sen (im An­schluss an BGH, Urt. v. 28.05.2014 – VI­II ZR 94/13, BGHZ 201, 290 Rn. 12, 30). Die­se Er­heb­lich­keits­schwel­le gilt auch für Gü­ter aus ei­nem hö­he­ren Preis­seg­ment.
  3. Ei­nem Käu­fer kann es nach Treu und Glau­ben (§ 242 BGB) ver­wehrt sein, sich dar­auf zu be­ru­fen, dass der Ver­käu­fer ei­ne Frist zur Nach­bes­se­rung (§ 439 I Fall 1 BGB) nicht ein­ge­hal­ten ha­be, wenn er sich in­ner­halb der Frist auf Ver­hand­lun­gen mit dem Ver­käu­fer über ei­ne Er­satz­lie­fe­rung (§ 439 I Fall 2 BGB) ein­ge­las­sen und so ei­nen Ver­trau­en­stat­be­stand ge­schaf­fen hat, nach dem der Ver­käu­fer sich dar­auf ver­las­sen durf­te, dass der Käu­fer aus der Nicht­ein­hal­tung der Nach­bes­se­rungs­frist kei­ne Fol­gen her­lei­ten wer­de.

OLG Bran­den­burg, Ur­teil vom 06.08.2019 – 3 U 137/17

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Zur Aus­le­gung des Be­griffs „Werks­wa­gen“ in ei­nem Kfz-Kauf­ver­trag – Werks­wa­gen vs. Miet­wa­gen

  1. Ha­ben die Par­tei­en ei­nes Kfz-Kauf­ver­trags i. S. von § 434 I 1 BGB ver­ein­bart, dass der Käu­fer ei­nen „Werks­wa­gen“ er­hält, dann schul­det der Ver­käu­fer grund­sätz­lich die Lie­fe­rung ei­nes Fahr­zeugs, das ent­we­der des­sen Her­stel­ler (hier: die Adam Opel AG) selbst zu be­trieb­li­chen Zwe­cken ge­nutzt hat oder das ein Mit­ar­bei­ter des Her­stel­lers ver­güns­tigt von die­sem er­wor­ben, ei­ne ge­wis­se Zeit ge­nutzt und so­dann auf dem frei­en Markt ver­kauft hat. Der Käu­fer muss re­gel­mä­ßig selbst dann nicht da­von aus­ge­hen, dass er ein Fahr­zeug er­hält, das ge­werb­lich als Miet­wa­gen ge­nutzt wur­de, wenn der Her­stel­ler in­tern auch Fahr­zeu­ge, die er ei­nem ge­werb­li­chen Au­to­ver­mie­ter über­lässt, als Werks­wa­gen be­zeich­net.
  2. Zwar ist bei ei­nem Ge­braucht­wa­gen­kauf ei­ne Er­satz­lie­fe­rung (§ 439 I Fall 2 BGB) nicht von vorn­her­ein we­gen Un­mög­lich­keit aus­ge­schlos­sen (§ 275 I BGB). Viel­mehr ist ei­ne Er­satz­lie­fe­rung mög­lich, wenn das man­gel­haf­te Fahr­zeug nach der Vor­stel­lung der Ver­trags­par­tei­en durch ein gleich­ar­ti­ges und gleich­wer­ti­ges man­gel­frei­es Fahr­zeug er­setzt wer­den kann. Dies ist je­doch in der Re­gel zu ver­nei­nen, wenn sich der Käu­fer erst auf­grund ei­ner Be­sich­ti­gung und Pro­be­fahrt zum Kauf des man­gel­haf­ten Fahr­zeugs ent­schlos­sen hat (im An­schluss an BGH, Urt. v. 07.06.2006 – VI­II ZR 209/05, BGHZ 168, 64 Rn. 18 ff.).
  3. Ei­ne (an­wal­ti­che) Auf­for­de­rung zur „Nach­bes­se­rung“ kann dann, wenn ei­ne Be­sei­ti­gung des Man­gels (§ 439 I Fall 1 BGB) i. S. von § 275 I BGB un­mög­lich ist, da­hin aus­zu­le­gen sein, dass der Käu­fer tat­säch­lich ei­ne Er­satz­lie­fe­rung (§ 439 I Fall 2 BGB) – hier: die Lie­fe­rung ei­nes nicht als Miet­wa­gen ge­nutz­ten Ge­braucht­wa­gens – be­gehrt.

OLG Ko­blenz, Ur­teil vom 25.07.2019 – 6 U 80/19

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