Macht der Käu­fer Rech­te ge­mäß § 437 BGB gel­tend, nach­dem er die Kauf­sa­che ent­ge­gen­ge­nom­men hat, trifft ihn die Dar­le­gungs- und Be­weis­last für die ei­nen Sach­man­gel be­grün­den­den Tat­sa­chen. § 476 BGB ent­hält in­so­weit für den Ver­brauchs­gü­ter­kauf kei­ne Be­weis­last­um­kehr. Die Be­stim­mung setzt ei­nen bin­nen sechs Mo­na­ten seit Ge­fahr­über­gang auf­ge­tre­te­nen Sach­man­gel vor­aus und be­grün­det ei­ne le­dig­lich in zeit­li­cher Hin­sicht wir­ken­de Ver­mu­tung, dass die­ser Man­gel be­reits im Zeit­punkt des Ge­fahr­über­gangs vor­lag.

BGH, Ur­teil vom 02.06.2004 – VI­II ZR 329/03

Sach­ver­halt: Der Klä­ger kauf­te am 15.01.2002 von der Be­klag­ten, ei­ner Kraft­fahr­zeug­händ­le­rin, ei­nen Opel zu ei­nem Preis von 8.450 € für sei­nen pri­va­ten Ge­brauch. Zu die­sem Zeit­punkt wies das erst­mals im De­zem­ber 1996 zu­ge­las­se­ne Fahr­zeug ei­nen Ki­lo­me­ter­stand von 118.000 auf. Im No­vem­ber des Jah­res 2001 hat­te die Be­klag­te bei ei­nem Ki­lo­me­ter­stand von 117.950 den Zahn­rie­men er­neu­ert. Das Fahr­zeug wur­de dem Klä­ger am 18.01.2002 ge­gen Zah­lung des Kauf­prei­ses über­ge­ben. Am 12.07.2002 er­litt das Fahr­zeug bei ei­nem Ki­lo­me­ter­stand von 128.950 ei­nen Mo­tor­scha­den, des­sen Ur­sa­che zwi­schen den Par­tei­en strei­tig ist. Das Fahr­zeug be­fin­det sich seit­dem bei der Be­klag­ten. Die­se lehn­te ei­ne kos­ten­lo­se Re­pa­ra­tur ab. Der Klä­ger er­klär­te dar­auf­hin mit Schrei­ben vom 26.07.2002 den Rück­tritt vom Kauf­ver­trag.

In dem vor­lie­gen­den Rechts­streit ver­langt der Klä­ger von der Be­klag­ten Rück­zah­lung des Kauf­prei­ses ab­züg­lich ge­zo­ge­ner Nut­zun­gen, die er auf 657 € be­zif­fert. Ins­ge­samt be­gehrt er da­nach die Zah­lung von 7.793 € nebst Ver­zugs­zin­sen, Zug um Zug ge­gen Rück­über­eig­nung des Fahr­zeugs. Fer­ner hat der Klä­ger die Fest­stel­lung des An­nah­me­ver­zugs der Be­klag­ten be­an­tragt. Das Land­ge­richt hat die Kla­ge nach Ein­ho­lung ei­nes Sach­ver­stän­di­gen­gut­ach­tens ab­ge­wie­sen. Auf die Be­ru­fung des Klä­gers hat das Ober­lan­des­ge­richt der Kla­ge statt­ge­ge­ben. Die Re­vi­si­on der Be­klag­ten führ­te zur Auf­he­bung des Be­ru­fungs­ur­teils und zur Zu­rück­ver­wei­sung der Sa­che an das Be­ru­fungs­ge­richt.

Aus den Grün­den: I. Das Be­ru­fungs­ge­richt hat aus­ge­führt:

Der Klä­ger sei ge­mäß § 437 BGB i. V. mit §§ 440, 323 und 326 V BGB be­rech­tigt ge­we­sen, vom Kauf­ver­trag zu­rück­zu­tre­ten. Ur­sa­che des am 12.07.2002 auf­ge­tre­te­nen Mo­tor­scha­dens sei nach den Fest­stel­lun­gen des in ers­ter In­stanz be­auf­trag­ten Sach­ver­stän­di­gen das Über­sprin­gen ei­nes zu lo­cke­ren Zahn­rie­mens am Steu­er­rad der No­cken­wel­le ge­we­sen, das ei­ne Fehl­steue­rung der Ein­lass­ven­ti­le am ers­ten Zy­lin­der­kopf aus­ge­löst ha­be. Der Sach­ver­stän­di­ge ha­be die Lo­cke­rung des Zahn­rie­mens auf feh­ler­haf­tes Ma­te­ri­al und ei­nen un­an­ge­mes­sen ho­hen Ver­schleiß des Zahn­rie­mens zu­rück­ge­führt. Er sei der Auf­fas­sung ge­we­sen, dass von ei­nem Zahn­rie­men ei­ne län­ge­re Halt­bar­keit als le­dig­lich acht Mo­na­te und ca. 10.000 km Lauf­leis­tung zu er­war­ten sei. Da­mit ha­be der Klä­ger nach­ge­wie­sen, dass der Mo­tor­scha­den nicht auf ei­nen nor­ma­len Ver­schleiß zu­rück­zu­füh­ren und in­ner­halb von sechs Mo­na­ten seit Über­gang der Ge­fahr am 18.01.2002 auf­ge­tre­ten sei.

Des­halb wer­de ge­mäß § 476 BGB zu­guns­ten des Klä­gers als Käu­fer ver­mu­tet, dass das Fahr­zeug be­reits bei Ge­fahr­über­gang man­gel­haft ge­we­sen sei. Die Be­klag­te als Ver­käu­fe­rin ha­be dem­ge­gen­über kei­ne Tat­sa­chen nach­ge­wie­sen, die nach der Art des ver­kauf­ten Fahr­zeugs oder der Art des auf­ge­tre­te­nen Man­gels mit die­ser Ver­mu­tung un­ver­ein­bar sei­en. Nach­dem der Sach­ver­stän­di­ge als mög­li­che Ur­sa­che der Lo­cke­rung des Zahn­rie­mens auch ei­nen feh­ler­haf­ten Gang­wech­sel bei ho­her Mo­tor­dreh­zahl durch den Klä­ger und da­mit ei­nen Fahr­feh­ler als mög­li­che Scha­den­sur­sa­che be­zeich­net ha­be, ha­be sich die Be­klag­te dies zu ei­gen ge­macht. Für das Vor­lie­gen ei­nes Fahr­feh­lers des Klä­gers, den die­ser be­strit­ten ha­be, feh­le je­doch jeg­li­cher An­halts­punkt und Nach­weis; al­lein die Be­haup­tung ei­nes sol­chen Fahr­feh­lers rei­che zur Wi­der­le­gung der Ver­mu­tung des § 476 BGB nicht aus.

Un­ter An­satz der un­strei­ti­gen Lauf­leis­tung von 10.950 km seit Über­ga­be und ei­ner zu er­war­ten­den Ge­samt­fahr­leis­tung von 250.000 km er­rech­ne sich ei­ne Nut­zungs­ent­schä­di­gung von 0,06 € pro ge­fah­re­nem Ki­lo­me­ter, mit­hin ins­ge­samt 657 €. Da die Be­klag­te ei­ne kos­ten­lo­se Re­pa­ra­tur des Mo­tors von An­fang an bis heu­te ab­leh­ne, ha­be der Klä­ger ihr kei­ne Frist set­zen müs­sen.

II. Dies hält der recht­li­chen Über­prü­fung nicht stand ;…

2. Die Re­vi­si­on rügt … mit Er­folg, dass das Be­ru­fungs­ge­richt ver­fah­rens­feh­ler­haft zur An­nah­me ei­nes Sach­man­gels i. S. des § 434 I BGB ge­langt ist, der den Klä­ger ge­mäß § 437 Nr. 2 BGB zum Rück­tritt von dem Kauf­ver­trag vom 15.01.2002 be­rech­tigt.

a) Das Be­ru­fungs­ge­richt ist zu­tref­fend da­von aus­ge­gan­gen, dass das BGB in der seit dem 01.01.2002 gel­ten­den Fas­sung an­zu­wen­den ist, weil der Kauf­ver­trag am 15.01.2002 ab­ge­schlos­sen wur­de (Art. 229 § 5 Satz 1 EGBGB). Ge­mäß § 434 I 1 und 2 Nr. 1 BGB ist die Sa­che frei von Sach­män­geln, wenn sie bei Ge­fahr­über­gang die ver­ein­bar­te Be­schaf­fen­heit hat; so­weit ei­ne Be­schaf­fen­heits­ver­ein­ba­rung nicht ge­trof­fen wur­de, ist die Sa­che frei von Sach­män­geln, wenn sie sich für die nach dem Ver­trag vor­aus­ge­setz­te Ver­wen­dung eig­net. Macht der Käu­fer, wie hier der Klä­ger, un­ter Be­ru­fung auf das Vor­lie­gen ei­nes Sach­man­gels Rech­te ge­mäß § 437 BGB gel­tend, nach­dem er die Kauf­sa­che ent­ge­gen­ge­nom­men hat, trifft ihn auch nach neu­em Schuld­recht die Dar­le­gungs- und Be­weis­last für die ei­nen Sach­man­gel be­grün­den­den Tat­sa­chen (Faust, in: Bam­ber­ger/Roth, BGB, § 434 Rn. 119; Pa­landt/Putzo, BGB, 63. Aufl., § 434 Rn. 57, 59; vgl. auch Be­grün­dung zum Ent­wurf ei­nes Ge­set­zes zur Mo­der­ni­sie­rung des Schuld­rechts, BT-Drs. 14/6040, S. 245). So­weit § 476 BGB für den – hier ge­ge­be­nen – Ver­brauchs­gü­ter­kauf die Be­weis­last zu­guns­ten des Käu­fers um­kehrt, be­trifft das nicht die Fra­ge, ob über­haupt ein Sach­man­gel vor­liegt. Die Vor­schrift setzt viel­mehr ei­nen bin­nen sechs Mo­na­ten seit Ge­fahr­über­gang auf­ge­tre­te­nen Sach­man­gel vor­aus und ent­hält ei­ne le­dig­lich in zeit­li­cher Hin­sicht wir­ken­de Ver­mu­tung, dass die­ser Man­gel be­reits im Zeit­punkt des Ge­fahr­über­gangs vor­lag.

b) Ent­ge­gen der Auf­fas­sung der Re­vi­si­ons­er­wi­de­rung hat das Be­ru­fungs­ge­richt zu Recht nicht auf den am 12.07.2002 ein­ge­tre­te­nen Mo­tor­scha­den des Fahr­zeugs ab­ge­stellt. Der Mo­tor­scha­den war nach dem un­strei­ti­gen Sach­ver­halt in dem ge­mäß § 434 I BGB maß­ge­ben­den Zeit­punkt des Ge­fahr­über­gangs am 18.01.2002 noch nicht vor­han­den. Dem­entspre­chend hat das Be­ru­fungs­ge­richt zu­tref­fend dar­auf ab­ge­ho­ben, ob der am 12.07.2002 ein­ge­tre­te­ne Mo­tor­scha­den auf ei­ne be­reits im Zeit­punkt des Ge­fahr­über­gangs vor­han­de­ne, in der Be­schaf­fen­heit des Fahr­zeugs be­grün­de­te Ur­sa­che zu­rück­zu­füh­ren ist.

Hier­zu hat das Be­ru­fungs­ge­richt zu­nächst fest­ge­stellt, der Mo­tor­scha­den sei auf feh­ler­haf­tes Ma­te­ri­al und ei­nen un­an­ge­mes­sen ho­hen Ver­schleiß des vor Kauf­ver­trags­schluss im No­vem­ber 2001 er­neu­er­ten Zahn­rie­mens zu­rück­zu­füh­ren. So­weit es die­se Ur­sa­che als fest­ste­hend zu­grun­de legt, stützt sich das Be­ru­fungs­ge­richt auf die Aus­füh­run­gen des in ers­ter In­stanz be­auf­trag­ten Sach­ver­stän­di­gen. Da­ge­gen wen­det sich die Re­vi­si­on zu Recht. Die Fest­stel­lung be­ruht auf ei­nem Ver­fah­rens­feh­ler. Das Be­ru­fungs­ge­richt hat ge­gen das aus § 286 ZPO fol­gen­de Ge­bot ver­sto­ßen, die Be­wei­s­er­geb­nis­se voll­stän­dig zu wür­di­gen, weil es ei­nen we­sent­li­chen Teil der Aus­füh­run­gen des Sach­ver­stän­di­gen über­gan­gen hat.

aa) Zwar hat der Sach­ver­stän­di­ge in sei­nem erst­in­stanz­lich er­stat­te­ten schrift­li­chen Gut­ach­ten zu­sam­men­fas­send aus­ge­führt, Ur­sa­che der Zer­stö­rung des Mo­tors sei das Über­sprin­gen des Zahn­rie­mens am Steu­er­rad der No­cken­wel­le ge­we­sen, die ei­ne Fehl­steue­rung der Ein­lass­ven­ti­le am ers­ten Zy­lin­der­kopf aus­ge­löst ha­be, wor­auf der Ven­til­tel­ler des vier­ten Zy­lin­ders ab­ge­bro­chen sei und über den Kol­ben den Bruch der Pleu­el­stan­ge be­wirkt ha­be. Dies wie­der­um sei auf ei­nen zu lo­cke­ren Zahn­rie­men zu­rück­zu­füh­ren. Nach sei­ner – des Sach­ver­stän­di­gen – Mei­nung sei­en die Ur­sa­chen für die­se Lo­cke­rung Ma­te­ri­al­feh­ler und ein un­an­ge­mes­sen ho­her Ver­schleiß des Zahn­rie­mens. Nach heu­ti­gem Stand kön­ne man von ei­nem Zahn­rie­men ei­ne län­ge­re Halt­bar­keit und Funk­ti­ons­fä­hig­keit er­war­ten als im vor­lie­gen­den Fall le­dig­lich acht Mo­na­te bei ei­ner Lauf­leis­tung von ca. 10.000 km.

Je­doch hat der Sach­ver­stän­di­ge un­ter dem vor­an­ge­hen­den Glie­de­rungs­punkt „Be­ur­tei­lung“ als wei­te­re mög­li­che Ur­sa­che für die Lo­cke­rung des Zahn­rie­mens das Ein­le­gen ei­nes klei­ne­ren Gangs bei ho­her Mo­tor­dreh­zahl be­nannt. In Über­ein­stim­mung da­mit hat der Sach­ver­stän­di­ge bei der Er­läu­te­rung sei­nes Gut­ach­tens in der münd­li­chen Ver­hand­lung vor dem Land­ge­richt am 27.03.2003 aus­weis­lich des Pro­to­kolls aus­ge­führt, er kön­ne im Nach­hin­ein nicht be­ant­wor­ten, wie das Über­sprin­gen des Zahn­rie­mens ge­nau zu­stan­de ge­kom­men sei; die Mög­lich­keit ei­ner Be­schä­di­gung auf­grund ei­nes feh­ler­haf­ten Gang­wech­sels kön­ne er nach wie vor nicht aus­schlie­ßen. Dem­entspre­chend heißt es in den Ent­schei­dungs­grün­den des land­ge­richt­li­chen Ur­teils, der Sach­ver­stän­di­ge ha­be, wie sich auch in der münd­li­chen Ver­hand­lung ge­zeigt ha­be, im schrift­li­chen Gut­ach­ten kei­ne Aus­sa­ge da­zu tref­fen wol­len, ob der Mo­tor­scha­den nicht auch auf­grund des Fahr­ver­hal­tens des Klä­gers zu­stan­de ge­kom­men sein kön­ne. Auf­grund der Aus­füh­run­gen des Sach­ver­stän­di­gen, der le­dig­lich Ver­mu­tun­gen zur Ur­sa­che des Über­sprin­gens des Zahn­rie­mens ha­be tref­fen kön­nen, kön­ne da­her nicht mit hin­rei­chen­der Si­cher­heit von ei­nem Ma­te­ri­al­man­gel aus­ge­gan­gen wer­den; ein scha­dens­ver­ur­sa­chen­der Feh­ler im Fahr­ver­hal­ten sei zu­gleich nicht hin­rei­chend aus­zu­schlie­ßen.

bb) Das Be­ru­fungs­ge­richt hat die nach den Dar­le­gun­gen des Sach­ver­stän­di­gen nicht aus­zu­schlie­ßen­de Mög­lich­keit ei­nes Fahr­feh­lers in Form ei­nes feh­ler­haf­ten Gang­wech­sels zwar in sei­nen wei­te­ren Aus­füh­run­gen er­wähnt, bei der Prü­fung, ob ein Sach­man­gel vor­liegt, aber au­ßer Acht ge­las­sen. Es hat die­se Mög­lich­keit viel­mehr erst nach­fol­gend im Rah­men der Prü­fung des § 476 BGB be­rück­sich­tigt und aus­ge­führt, für das Vor­lie­gen ei­nes Fahr­feh­lers des Klä­gers, den die­ser be­strit­ten ha­be, feh­le jeg­li­cher An­halts­punkt und Nach­weis; al­lein die Be­haup­tung ei­nes sol­chen Fahr­feh­lers sei­tens der Be­klag­ten rei­che zur Wi­der­le­gung der Ver­mu­tung des § 476 BGB nicht aus. Die Mög­lich­keit ei­nes scha­den­ver­ur­sa­chen­den feh­ler­haf­ten Gang­wech­sels bei im Üb­ri­gen ord­nungs­ge­mäß funk­tio­nie­ren­dem Ge­trie­be war je­doch be­reits im Rah­men der Prü­fung ei­nes – vom Klä­ger dar­zu­le­gen­den und zu be­wei­sen­den (sie­he oben un­ter II 2a) – Sach­man­gels in die Be­weis­wür­di­gung ein­zu­be­zie­hen.

cc) Das Ur­teil be­ruht auf die­sem Ver­fah­rens­feh­ler (§ 545 I ZPO). Es kann nicht aus­ge­schlos­sen wer­den, dass das Be­ru­fungs­ge­richt ei­nen Sach­man­gel nicht als er­wie­sen an­ge­se­hen hät­te (§ 286 ZPO), wenn es die von dem Sach­ver­stän­di­gen auf­ge­zeig­te Mög­lich­keit ei­nes feh­ler­haf­ten Gang­wech­sels un­ter Be­rück­sich­ti­gung der Be­weis­last­ver­tei­lung ge­mäß § 434 BGB be­dacht hät­te.

c) Un­ter Be­rück­sich­ti­gung die­ser Be­weis­last­ver­tei­lung hät­te das Be­ru­fungs­ge­richt die Mög­lich­keit ei­nes Fahr­feh­lers auch nicht oh­ne wei­te­re Be­weis­er­he­bung aus­schlie­ßen dür­fen. Das Be­ru­fungs­ge­richt muss ei­nen Sach­ver­stän­di­gen … je­den­falls dann selbst schrift­lich oder münd­lich an­hö­ren (§§ 402, 398 ZPO), wenn es des­sen Aus­füh­run­gen ab­wei­chend vom erst­in­stanz­li­chen Ge­richt wür­di­gen will (BGH, Urt. v. 08.06.1993 – VI ZR 192/92, NJW 1993, 2380 [un­ter II 2a]; Urt. v. 12.10.1993 – VI ZR 235/92, NJW 1994, 803 [un­ter II 1b]; hin­sicht­lich der Ver­neh­mung ei­nes Zeu­gen vgl. Se­nat, Urt. v. 17.07.2002 – VI­II ZR 151/01, NJW-RR 2002, 1649 [un­ter II 2b]). So ist es hier. Wie be­reits oben (un­ter II 2b aa) dar­ge­legt, hat das Land­ge­richt den Sach­ver­stän­di­gen nach münd­li­cher An­hö­rung so ver­stan­den, dass ein Fahr­feh­ler als Ur­sa­che des Mo­tor­scha­dens nicht aus­zu­schlie­ßen sei. Im Ge­gen­satz da­zu hat das Be­ru­fungs­ge­richt sei­ne An­nah­me, es lie­ge ein Sach­man­gel vor, dar­auf ge­stützt, dass der Sach­ver­stän­di­ge die Lo­cke­rung des Zahn­rie­mens aus­schließ­lich auf ei­nen Ma­te­ri­al­feh­ler und ei­nen un­an­ge­mes­se­nen Ver­schleiß zu­rück­ge­führt ha­be.

3. Des Wei­te­ren be­an­stan­det die Re­vi­si­on zu Recht, dass das Be­ru­fungs­ge­richt bei der Be­rech­nung des Werts der vom Klä­ger durch den Ge­brauch des Fahr­zeugs ge­zo­ge­nen Nut­zun­gen (§ 346 I, II 1 Nr. 1 BGB) ge­gen § 286 ZPO ver­sto­ßen hat, in­dem es, dem Vor­brin­gen des Klä­gers fol­gend, oh­ne Wei­te­res von ei­ner zu er­war­ten­den Ge­samt­fahr­leis­tung von 250.000 km aus­ge­gan­gen ist. Dem Ur­teil lässt sich nicht ent­neh­men, ob das Be­ru­fungs­ge­richt er­kannt hat, dass die Be­klag­te, wie die Re­vi­si­on zu­tref­fend auf­zeigt, die­se Be­haup­tung des Klä­gers be­strit­ten hat, und wes­halb es ge­ge­be­nen­falls gleich­wohl die ge­nann­te Ge­samt­fahr­leis­tung zu­grun­de ge­legt hat (zur Schät­zung des Werts der durch den Ge­brauch des Fahr­zeugs ge­zo­ge­nen Nut­zun­gen ana­log § 287 ZPO vgl. BGHZ 115, 47 [49 ff.]; Se­nat, Urt. v. 17.05.1995 – VI­II ZR 70/94, WM 1995, 1145 = NJW 1995, 2159 [un­ter III 2]; fer­ner Rein­king/Eg­gert, Der Au­to­kauf, 8. Aufl., Rn. 321, 322) …

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