1. Ein im Jahr 2002 ge­bau­tes Au­di-A4-Ca­brio­let, bei dem sich we­gen ei­nes Se­ri­en­feh­lers in Ge­stalt ei­ner feh­ler­haf­ten Ver­kle­bung von Heck­schei­be und Ver­deck die Heck­schei­be vom Ver­deck löst, weist ei­nen (er­heb­li­chen) Man­gel i. S. des § 434 I 2 Nr. 2 BGB auf.
  2. Ein De­fekt (hier: ei­ne sich vom Ver­deck lö­sen­de Heck­schei­be) kann bei ei­nem Ge­braucht­wa­gen auch dann ein Sach­man­gel i. S. des § 434 I 2 Nr. 2 BGB sein, wenn er auch an­de­ren Fahr­zeu­gen der­sel­ben Mar­ke und des­sel­ben Typs als Se­ri­en­feh­ler an­haf­tet (im An­schluss an OLG Düs­sel­dorf, Urt. v. 29.11.2011 – I-1 U 141/07).

LG Düs­sel­dorf, Ur­teil vom 03.03.2017 – 9 O 8/14
(nach­fol­gend: OLG Düs­sel­dorf, Ur­teil vom 21.12.2017 – I-5 U 55/17)

Sach­ver­halt: Der Klä­ger er­warb von dem Be­klag­ten, der in D. ein Au­to­haus be­treibt, mit Kauf­ver­trag vom 13.08.2012 ein ge­brauch­tes Au­di-A4-Ca­brio­let (Bau­jahr 2002) zum Preis von 10.850 €. Das Fahr­zeug wies bei Ab­schluss des Kauf­ver­trags ei­ne Lauf­leis­tung von 93.293 km auf. Es wur­de dem Klä­ger am 15.08.2012 ge­gen Zah­lung des Kauf­prei­ses über­ge­ben.

In der Fol­ge­zeit be­an­stan­de­te der Klä­ger di­ver­se Män­gel. Mit Schrei­ben vom 12.07.2013 teil­te er dem Be­klag­ten un­ter an­de­rem Fol­gen­des mit:

„Zwi­schen­zeit­lich ha­be ich noch wei­te­re Män­gel fest­stel­len müs­sen: Die Heck­schei­be löst sich vom Ver­deck ab. Als Fol­ge hier­von ist das Fahr­zeug bei Re­gen nicht mehr dicht. Auf der Hut­ab­la­ge fin­den sich Rück­stän­de, die of­fen­sicht­lich von Was­ser­trop­fen her­rüh­ren, die an der schad­haf­ten Stel­le des Ver­decks ein­ge­tre­ten sind. Die Schei­be hat sich auf der Bei­fah­rer­sei­te seit­lich schon fast kom­plett ge­löst. Auf der Fah­rer­sei­te be­ginnt sie sich zu lö­sen.“

Gleich­zei­tig for­der­te der Klä­ger den Be­klag­ten ge­stützt auf §§ 437 Nr. 1, 439 I Fall 1 BGB auf, die­sen Man­gel und an­de­re, hier nicht wei­ter in­ter­es­sie­ren­de Män­gel bis zum 26.07.2013 zu be­sei­ti­gen. Das Schrei­ben über­gab der Klä­ger am 12.07.2013 ei­nem Mit­ar­bei­ter des Be­klag­ten, dem er auf­grund ei­nes be­reits vor­her ver­ein­bar­ten Werk­statt­ter­mins auch sein Fahr­zeug über­ließ.

Nach­dem der Be­klag­te dem Klä­ger am 22.07.2013 te­le­fo­nisch hat­te mit­tei­len las­sen, dass er das Ca­brio­let ab­ho­len kön­ne, be­gab sich der Klä­ger am 23.07.2013 zum Au­to­haus des Be­klag­ten. Dort stell­te sich her­aus, dass der Be­klag­te be­züg­lich des Ver­decks nichts un­ter­nom­men hat­te. Dies be­grün­de­te ein Mit­ar­bei­ter des Be­klag­ten da­mit, dass Schä­den am Ver­deck nicht von ei­ner Ge­braucht­wa­gen­ga­ran­tie, die der Klä­ger bei Ab­schluss des Kauf­ver­trags ge­gen Zah­lung von 350 € er­wor­ben hat­te, um­fasst sei­en.

Der Klä­ger stell­te sein Fahr­zeug dar­auf­hin bei ei­nem Au­di-Ser­vice­part­ner vor. Dort wur­de ihm er­klärt, dass ein Satt­ler das schad­haf­te Ver­deck zwar kle­ben kön­ne; man kön­ne aber nicht ge­währ­leis­ten, dass und ge­ge­be­nen­falls wie lan­ge die Ver­kle­bung hal­te. Ei­ne dau­er­haf­te Lö­sung sei nur der Aus­tausch des schad­haf­ten Ver­decks ge­gen ein neu­es Ver­deck, der mit Kos­ten von 4.370 € brut­to ver­bun­den sei.

Vor die­sem Hin­ter­grund er­klär­te der Klä­ger mit Schrei­ben sei­nes spä­te­ren Pro­zess­be­voll­mäch­tig­ten vom 13.08.2013 den Rück­tritt vom Kauf­ver­trag. Die­sen wies der Be­klag­te mit Te­le­fax vom 28.08.2013 zu­rück.

Der Klä­ger be­haup­tet, es sei ein be­kann­tes Pro­blem, dass sich bei be­stimm­ten Au­di-A4-Ca­brio­lets die Heck­schei­be vom Ver­deck lö­se. Es han­de­le sich um ei­nen Se­ri­en­feh­ler, der bei Fahr­zeu­gen, die zwi­schen 2002 und Mit­te 2005 ge­baut wur­den, auf­tre­te, weil sei­ner­zeit Heck­schei­be und Ver­deck feh­ler­haft ver­klebt wor­den sei­en.

Der Be­klag­te – so meint der Klä­ger – sei ge­mäß § 346 I, II 1 Nr. 1 BGB ver­pflich­tet, ihm die durch Ver­wen­dung des Net­to­kauf­prei­ses tat­säch­lich er­spar­ten Zins­be­trä­ge her­aus­zu­ge­ben bzw. ih­rem Wert nach zu er­set­zen. In­so­weit neh­me er – der Klä­ger – an, dass der Be­klag­te als Kfz-Händ­ler lau­fend Kre­dit in An­spruch neh­me und durch Ver­wen­dung des Net­to­kauf­prei­ses Schuld­zin­sen in Hö­he von min­des­tens fünf Pro­zent­punk­ten über dem Ba­sis­zins­satz er­spart ha­be. Wei­ter ge­he er da­von aus, dass der Be­klag­te das Ca­brio­let von ei­nem pri­va­ten Ver­käu­fer er­wor­ben ha­be und Be­mes­sungs­grund­la­ge für die von ihm ab­zu­füh­ren­de Um­satz­steu­er des­halb die Dif­fe­renz zwi­schen Ein­kaufs- und Ver­kaufs­preis ge­we­sen sei (§ 25a I, III UStG). Er – der Klä­ger – un­ter­stel­le, dass die­se Dif­fe­renz 3.850 € be­tra­gen ha­be, so­dass der Be­klag­te Um­satz­steu­er in Hö­he von 614,71 € ab­zu­füh­ren ge­habt ha­be und ihm folg­lich rund 10.235 € zum Wirt­schaf­ten zur Ver­fü­gung ge­stan­den hät­ten.

Die Kla­ge hat­te Er­folg.

Aus den Grün­den: Der Klä­ger kann von dem Be­klag­ten ge­mäß § 346 I BGB i. V. mit §§ 437 Nr. 2 Fall 1, 434 I 2 Nr. 2, 323 I BGB Rück­ab­wick­lung des Kauf­ver­trags über das … Fahr­zeug ver­lan­gen, da bei Ge­fahr­über­gang ein Sach­man­gel vor­lag, den der Be­klag­te trotz Frist­set­zung nicht be­ho­ben hat und der auch nicht un­er­heb­lich ist.

Der Klä­ger ist be­rech­tig­ter­ma­ßen mit Schrei­ben sei­nes Pro­zess­be­voll­mäch­tig­ten vom 13.08.2013 vom Kauf­ver­trag mit dem Be­klag­ten zu­rück­tre­ten. Er hat ihm mit Schrei­ben vom 12.07.2013 in­ner­halb der lau­fen­den Ge­währ­leis­tungs­frist den Man­gel des Ver­decks an­ge­zeigt und ihn zur Be­sei­ti­gung bis zum 26.07.2013 auf­ge­for­dert. Am sel­ben Tag hat er ei­nem Mit­ar­bei­ter des Be­klag­ten nicht nur die­ses Schrei­ben über­ge­ben, son­dern auch sein Fahr­zeug über­las­sen. Bei Ab­ho­lung am 23.07.2013 war der an­ge­zeig­te Man­gel nicht be­sei­tigt; der Mit­ar­bei­ter des Be­klag­ten hat dies da­mit be­grün­det, dass Schä­den am Ver­deck nicht von der vom Klä­ger bei Ab­schluss des Kauf­ver­trags er­wor­be­nen Ge­braucht­wa­gen­ga­ran­tie um­fasst sei­en.

Das Vor­lie­gen ei­nes Sach­man­gels i. S. des § 434 I BGB bei Ge­fahr­über­gang steht nach der durch­ge­führ­ten Be­weis­auf­nah­me zur Über­zeu­gung des Ge­richts fest. Der Zeu­ge X be­stä­tig­te glaub­haft den Vor­trag des Klä­gers, wo­nach bei der Bau­rei­he des vom Klä­ger er­wor­be­nen Fahr­zeugs zur Zeit des­sen Her­stel­lung bei der Pro­duk­ti­on des Ver­decks ein Se­ri­en­feh­ler in Ge­stalt ei­ner man­gel­haf­ten Ver­kle­bung der Heck­schei­be mit dem Stoff­ver­deck auf­trat, der nach un­ter­schied­li­chen Zeit­räu­men da­zu führ­te, dass sich die Ver­kle­bung lös­te. Er konn­te die­sen Man­gel im Hin­blick auf des­sen Aus­ge­stal­tung nä­her da­hin be­schrei­ben, dass sich die Heck­schei­be vom Ver­deck re­gel­mä­ßig zu­nächst im un­te­ren Ra­di­us­be­reich löst und sich die Ab­lö­sung von dort aus wei­ter fort­setzt. Der Zeu­ge schil­der­te nach­voll­zieh­bar, über die­se Kennt­nis … zu ver­fü­gen; …. Er be­kun­de­te fer­ner, die­sen Man­gel im­mer wie­der auch bei sei­ner … Tä­tig­keit … wahr­zu­neh­men. … Der Zeu­ge wirk­te bei sei­ner Ver­neh­mung un­ein­ge­schränkt glaub­wür­dig. …

Das Er­geb­nis der Be­gut­ach­tung durch den ge­richt­lich be­stell­ten Sach­ver­stän­di­gen Dipl.-Ing. F steht dem nicht ent­ge­gen. Der Sach­ver­stän­di­ge hat in sei­nem schrift­li­chen Gut­ach­ten vom 04.03.2015 fest­ge­stellt, dass aus Sicht des Sach­ver­stän­di­gen nach über zehn Jah­ren nicht von ei­nem Her­stel­lungs­feh­ler, son­dern von Ver­schleiß zu spre­chen sei. Er hat in sei­nem Gut­ach­ten aus­ge­führt, dass in In­ter­net­fo­ren ge­le­gent­lich da­von be­rich­tet wer­de, dass sich die Heck­schei­ben bei dem be­gut­ach­te­ten Fahr­zeug­mo­dell re­gel­mä­ßig vom Ver­deck­stoff lö­sen wür­den. Ei­ne ver­wert­ba­re Aus­sa­ge sei aus sol­chen Bei­trä­gen oh­ne Kennt­nis und Aus­wer­tung der be­kannt ge­wor­de­nen Fäl­le in­des nicht mög­lich. Bei der münd­li­chen Er­läu­te­rung des Gut­ach­tens hat­te Dipl.-Ing. F an­ge­ge­ben, Er­geb­nis sei­ner Re­cher­che sei ge­we­sen, dass es bei die­sem Fahr­zeug­typ ver­ein­zelt zu der­ar­ti­gen Pro­ble­men der Ab­lö­sung kom­me. Wenn es sich um ei­nen Fa­bri­ka­ti­ons­feh­ler han­de­le, sei sei­nes Er­ach­tens das Auf­tre­ten des Feh­lers in be­son­ders gro­ßer Häu­fig­keit bzw. rei­hen­wei­se zu er­war­ten, was er in­des nicht ha­be fest­stel­len kön­nen. Ins­be­son­de­re sei ein Ab­lö­sen nicht erst nach zehn Jah­ren zu er­war­ten. Er gab in­des an, dass die Her­stel­ler kaum in­ter­ne In­for­ma­tio­nen her­aus­gä­ben. Zu­dem ha­be er Knick- und Ge­brauchs­spu­ren fest­ge­stellt, die für ei­ne häu­fi­ge Be­nut­zung über die Jah­re hin­weg sprä­chen.

Ins­be­son­de­re der vom Sach­ver­stän­di­gen fest­ge­stell­te Ver­schleiß steht der An­nah­me ei­nes Fa­bri­ka­ti­ons­feh­lers nicht ent­ge­gen. Zum ei­nen hat der Zeu­ge X, wie aus­ge­führt, ei­nen Fa­bri­ka­ti­ons­feh­ler be­zo­gen auf Mo­dell und Bau­jahr glaub­haft be­stä­tigt; zum an­de­ren ent­fällt das Vor­lie­gen des Fa­bri­ka­ti­ons­feh­lers im Zeit­punkt des Ge­fahr­über­gangs nicht da­durch, dass der­sel­be Feh­ler nach Ge­fahr­über­gang ver­schleiß­be­dingt ein­tritt. Hin­zu kommt, dass der Zeu­ge X auf Vor­la­ge von Licht­bil­dern, die die Aus­ge­stal­tung des Man­gels an dem vom Klä­ger er­wor­be­nen Fahr­zeug zei­gen, die­se ein­deu­tig als Aus­wir­kun­gen des Feh­lers be­stä­tigt hat, den er zu­vor abs­trakt be­schrie­ben hat­te.

Da die­ser Fa­bri­ka­ti­ons­feh­ler dem Fahr­zeug vom Zeit­punkt der Her­stel­lung an an­haf­te­te, lag er oh­ne Wei­te­res auch beim Ge­fahr­über­gang vom Be­klag­ten auf den Klä­ger vor. Die­ser Fa­bri­ka­ti­ons­feh­ler stellt ei­nen Sach­man­gel i. S. von § 434 I 2 Nr. 2 BGB dar, da das Fahr­zeug nicht die üb­li­che Be­schaf­fen­heit auf­wies. Das Vor­lie­gen ei­nes Se­ri­en­feh­lers bei an­de­ren Fahr­zeu­gen des­sel­ben Typs be­grün­det nicht des­sen Man­gel­frei­heit (OLG Düs­sel­dorf, Urt. v. 29.11.2011 – I-1 U 141/07). Die üb­li­che Be­schaf­fen­heit ver­gleich­ba­rer Fahr­zeu­ge lässt den Durch­schnitts­käu­fer be­rech­tig­ter­ma­ßen er­war­ten, dass zwar nach län­ge­rer Zeit durch Ver­schleiß Schä­den am Ver­deck auf­tre­ten kön­nen, nicht aber, dass er in­fol­ge der ge­wähl­ten Ver­kle­bung je­der­zeit da­mit rech­nen muss, dass sich die Heck­schei­be vom Stoff­ver­deck löst. Die­ser üb­li­chen Be­schaf­fen­heit ent­sprach das streit­ge­gen­ständ­li­che Fahr­zeug nicht.

Die Vor­aus­set­zun­gen des § 323 V 2 BGB lie­gen nicht vor. Der fest­ge­stell­te Man­gel ist nicht un­er­heb­lich. Un­er­heb­lich­keit folgt ins­be­son­de­re nicht aus der Fest­stel­lung des Sach­ver­stän­di­gen Dipl.-Ing. F in sei­nem Gut­ach­ten vom 04.03.2015, wo­nach für ge­schätz­te Kos­ten von et­wa 250 € der Man­gel durch neue Ver­kle­bung be­sei­tigt wer­den könn­te. Der Sach­ver­stän­di­ge selbst hat in sei­nem Gut­ach­ten da­zu aus­ge­führt, dass erst nach ei­nem Jahr be­ur­teilt wer­den kön­ne, ob es sich da­bei um ei­ne dau­er­haf­te Lö­sung han­de­le. Dass durch ei­ne neue Ver­kle­bung kei­ne dau­er­haf­te Man­gel­be­sei­ti­gung zu er­war­ten ist, steht in­des auf­grund der Aus­sa­ge des Zeu­gen X fest. Die­ser hat auf­grund sei­ner um­fang­rei­chen Kennt­nis­se über Ca­brio­let-Ver­de­cke im All­ge­mei­nen und das Ver­deck des hier streit­ge­gen­ständ­li­chen Fahr­zeug­mo­dells im Be­son­de­ren aus­ge­führt, dass ei­ne dau­er­haf­te Lö­sung des Pro­blems durch neue Ver­kle­bung bis­lang nicht ha­be er­reicht wer­den kön­nen.

Rechts­fol­ge des wirk­sa­men Rück­tritts ist ge­mäß § 346 BGB die Ver­pflich­tung zur Rück­ge­währ der emp­fan­ge­nen Leis­tun­gen und Her­aus­ga­be der ge­zo­ge­nen Nut­zun­gen bzw. Wert­er­satz. Da­nach hat der Be­klag­te dem Klä­ger den Kauf­preis in Hö­he von 10.850 € zu­rück­zu­zah­len. Ab­zu­zie­hen da­von ist ei­ne Ent­schä­di­gung für die zwi­schen­zeit­li­che Nut­zung des Kauf­ge­gen­stands ent­spre­chend der vom Klä­ger in An­satz ge­brach­ten For­mel

{\frac{\text{Brut­to­kauf­preis}\times\text{ge­fah­re­ne Ki­lo­me­ter}}{\text{vor­aus­sicht­li­che Rest­lauf­leis­tung}}}.

Da­bei hat der Klä­ger zu­tref­fend ei­ne hy­po­the­ti­sche Ge­samt­lauf­leis­tung von 250.000 km in An­satz ge­bracht (vgl. Rein­king/Eg­gert, Der Au­to­kauf, 11. Aufl. [2011], Rn. 3572). Eben­falls zu­tref­fend hat der Klä­ger die für die Be­sei­ti­gung di­ver­ser Män­gel er­for­der­li­chen Fahr­ten zur Werk­statt des Be­klag­ten bei der Fahr­leis­tung im Nut­zungs­zeit­raum im Rah­men der Be­rech­nung des Ge­brauchs­vor­teils au­ßer An­satz ge­las­sen. Den An­nah­men des Klä­gers für die Be­rech­nung des vom Be­klag­ten her­aus­zu­ge­ben­den bzw. dem Wert nach zu er­set­zen­den Vor­teils aus der ihm zur Ver­fü­gung ste­hen­den Kauf­preis­sum­me ist der Be­klag­te nicht ent­ge­gen­ge­tre­ten.

Der Klä­ger hat fer­ner ei­nen An­spruch ge­gen den Be­klag­ten auf Er­satz ver­geb­li­cher Auf­wen­dun­gen ge­mäß § 437 Nr. 3, § 284 BGB. Auch dies­be­züg­lich ist der Be­rech­nung des Klä­gers zu fol­gen. Da­bei ist auch die von ihm an­ge­setz­te vor­aus­sicht­li­che Nut­zungs­dau­er von acht Jah­ren in An­satz zu brin­gen. Ein zu er­rei­chen­des Ge­samt­al­ter ei­nes Fahr­zeugs von 18 Jah­ren er­scheint durch­aus plau­si­bel. Die von dem Be­klag­ten vor­ge­tra­ge­ne ma­xi­ma­le Nut­zungs­dau­er von zwei bis drei Jah­ren ist be­reits im Hin­blick auf den Kauf­preis fern­lie­gend. Zu­tref­fend hat der Klä­ger die Kos­ten für All­wet­ter­rei­fen und In­spek­ti­on in vol­ler Hö­he in An­satz ge­bracht. Die­se wa­ren er­for­der­lich. Hin­sicht­lich der Kos­ten für die Rei­fen folgt dies aus der un­wi­der­spro­chen ge­blie­be­nen Dar­stel­lung des Klä­gers, die­se sei­en acht bzw. neun Jah­re alt ge­we­sen und hät­ten Stand­schä­den auf­ge­wie­sen. Bei dem un­strei­tig ge­blie­be­nen Al­ter hat­ten die Rei­fen das En­de ih­rer Nut­zungs­dau­er er­reicht. Die In­spek­ti­on war im Hin­blick auf die im We­sent­li­chen durch­ge­führ­ten Ar­bei­ten in Be­zug auf die Be­triebs­flüs­sig­kei­ten eben­falls er­for­der­lich.

Der Klä­ger hat fer­ner ge­mäß §§ 280 I, II, 286 BGB un­ter Ver­zugs­ge­sichts­punk­ten An­spruch auf Zah­lung vor­ge­richt­li­cher Rechts­an­walts­kos­ten in Hö­he von 958,19 €, da er die­se Auf­wen­dun­gen im Hin­blick auf das Wei­ge­rungs­ver­hal­ten des Be­klag­ten be­züg­lich der Nach­bes­se­rung für zweck­mä­ßig und er­for­der­lich hal­ten durf­te.

Der Be­klag­te be­fin­det sich ge­mäß § 293 BGB mit der An­nah­me des Fahr­zeugs in Ver­zug. Der Klä­ger hat im Hin­blick auf die be­an­trag­te und er­kann­te Zug-um-Zug-Leis­tung ein In­ter­es­se an der Fest­stel­lung des An­nah­me­ver­zugs. Der Klä­ger hat dem Be­klag­ten Rück­ga­be und Rück­über­eig­nung wört­lich an­ge­bo­ten (§ 295 Satz 1 BGB). Er­fül­lungs­ort war am Wohn­sitz des Klä­gers, so­dass der Be­klag­te das Fahr­zeug dort hät­te ab­ho­len müs­sen.

Der An­spruch des Klä­gers auf Wert­er­satz für die aus dem dem Be­klag­ten über­las­se­nen Brut­to­kauf­preis ge­zo­ge­nen Nut­zun­gen folgt aus § 346 I, II 1 Nr. 1 BGB. Er ist der Sa­che nach kein Zins­an­spruch, son­dern wird le­dig­lich in ent­spre­chen­der Hö­he be­rech­net. …

Hin­weis: Die Be­ru­fung des Be­klag­ten hat­te Er­folg. Das OLG Düs­sel­dorf hat die Kla­ge mit Ur­teil vom 21.12.2017 – I-5 U 55/17 ab­ge­wie­sen und zur Be­grün­dung aus­ge­führt:

I. Dem Klä­ger steht kein Rück­tritts­recht ge­mäß § 437 Nr. 2 Fall 1, § 434 I 2 Nr. 2 BGB aus dem mit dem Be­klag­ten am 13.08.20112 ge­schlos­se­nen Kauf­ver­trag über den Pkw Au­di A4 Ca­brio­let zu. Nach dem Er­geb­nis der erst­in­stanz­li­chen Be­weis­auf­nah­me ist nicht be­wie­sen, dass der Pkw bei Ge­fahr­über­gang mit ei­nem Sach­man­gel be­haf­tet war.

1. Ein Sach­man­gel i. S. von § 434 I 1 BGB – ei­ne Ab­wei­chung von der ver­ein­bar­ten Be­schaf­fen­heit – liegt nicht vor, weil die Par­tei­en we­der aus­drück­lich noch still­schwei­gend ei­ne Ver­ein­ba­rung ge­trof­fen ha­ben, die Grund­la­ge für ei­ne Be­schaf­fen­heits­be­stim­mung sein könn­te. Der Klä­ger er­warb ein zehn Jah­re al­tes Ca­brio­let mit ei­ner Lauf­leis­tung von 93.293 km. Dies hat er auch er­hal­ten.

Ei­ne Ab­wei­chung von der ge­schul­de­ten Be­schaf­fen­heit, wo­nach das Fahr­zeug ge­mäß § 434 I 2 Nr. 1 BGB nicht für die nach dem Ver­trag vor­aus­ge­setz­te Ver­wen­dung ge­eig­net ist, ist eben­falls nicht vor­ge­tra­gen wor­den. Bei der ver­trag­lich vor­aus­ge­setz­ten Ver­wen­dung geht es nicht um die ge­wöhn­li­che Ver­wen­dung ei­nes Kraft­fahr­zeugs als Ver­kehrs- und Trans­port­mit­tel, son­dern um die nicht ab­ge­spro­che­ne, nach dem Ver­trag je­doch fak­tisch vor­aus­ge­setz­te und für den Ver­käu­fer er­kenn­ba­re Ver­wen­dung (vgl. OLG Düs­sel­dorf, Urt. v. 19.06.2006 – I-1 U 38/06, NJW 2006, 2858, 2859).

2. Ein Sach­man­gel i. S. des § 434 I 2 Nr. 2 BGB liegt eben­falls nicht vor. Nach die­ser Vor­schrift ist die Kauf­sa­che frei von Sach­män­geln, wenn sie sich für die ge­wöhn­li­che Ver­wen­dung eig­net und ei­ne Be­schaf­fen­heit auf­weist, die bei Sa­chen der glei­chen Art üb­lich ist und die der Käu­fer nach der Art der Sa­che er­war­ten kann.

Ent­schei­dend ist, ob der Pkw der Käu­fe­rer­war­tung ent­sprach. Hier­für ist maß­ge­bend, ob ein ver­stän­di­ger Durch­schnitts­käu­fer da­von aus­ge­hen durf­te, dass das Ver­deck ei­nes zehn Jah­re al­ten Mit­tel­klas­se-Ca­brio­lets bei ei­ner Lauf­leis­tung von 93.293 km nach ei­nem Jahr und wei­te­ren ge­fah­re­nen 7.362 km un­dicht wird und sich die Heck­schei­be von dem Ver­deck löst.

Ein Ge­braucht­fahr­zeug­käu­fer muss mit nor­ma­lem (na­tür­li­chem) Ver­schleiß grund­sätz­lich rech­nen, des­halb wer­den sol­che Fäl­le nicht von der Sach­män­gel­haf­tung er­fasst (vgl. BGH, Urt. v. 23.11.2005 – VI­II ZR 43/05NJW 2006, 434 Rn. 19; OLG Düs­sel­dorf, Urt. v. 19.06.2006 – I-1 U 38/06, NJW 2006, 2858, 2860). Das Stoff­ver­deck ei­nes Ca­bri­os ist ein Ver­schleiß­teil (vgl. Rein­king/Eg­gert, Der Au­to­kauf, 13. Aufl., Rn. 2945). Über­mä­ßi­gen Ver­schleiß, über­gro­ße Ver­schleiß­an­fäl­lig­keit oder vor­zei­ti­ge Ma­te­ri­al­er­mü­dung muss der Käu­fer al­ler­dings nicht hin­neh­men (Rein­king/Eg­gert, a. a. O. Rn. 3026).

Der Klä­ger hat hier aber we­der ei­ne vor­zei­ti­ge Ma­te­ri­al­er­mü­dung noch ei­nen über­mä­ßi­gen Ver­schleiß des Ver­decks be­wie­sen. Er trägt als Käu­fer die Dar­le­gungs- und Be­weis­last für den Man­gel.

Auf § 476 BGB kann er sich nicht be­ru­fen, weil die Un­dich­tig­keit des Ver­decks – be­dingt durch die sich von dem Stoff lö­sen­de Heck­schei­be – sich nicht in­ner­halb der ers­ten sechs Mo­na­te nach Ge­fahr­über­gang ge­zeigt hat. Nach der neue­ren Recht­spre­chung des BGH ist die­se Vor­schrift richt­li­ni­en­kon­form da­hin aus­zu­le­gen, dass die dort vor­ge­se­he­ne Be­weis­last­um­kehr zu­guns­ten des Käu­fers schon dann greift, wenn die­sem der Nach­weis ge­lingt, dass sich in­ner­halb von sechs Mo­na­ten ab Ge­fahr­über­gang ein man­gel­haf­ter Zu­stand (ei­ne Man­gel­er­schei­nung) ge­zeigt hat, der – un­ter­stellt, er hät­te sei­ne Ur­sa­che in ei­nem dem Ver­käu­fer zu­zu­rech­nen­den Um­stand – des­sen Haf­tung we­gen Ab­wei­chung von der ge­schul­de­ten Be­schaf­fen­heit be­grün­den wür­de (BGH, Urt. v. 12.10.2016 – VI­II ZR 103/15, BGHZ 212, 224 = NJW 2017, 1093 Rn. 36). Der Klä­ger hat die­se Man­gel­er­schei­nung aber nicht in­ner­halb der ers­ten sechs Mo­na­te nach Ge­fahr­über­gang, son­dern erst im Ju­li 2013 fest­ge­stellt.

So­wohl der Sach­ver­stän­di­ge F als auch der Zeu­ge X ha­ben be­stä­tigt, dass ein Stoff­ver­deck ei­nes Ca­bri­os nach zehn bis fünf­zehn Jah­ren ver­schlis­sen ist. Der Sach­ver­stän­di­ge F hat fest­ge­stellt, dass sich das Heck­fens­ter in ei­ni­gen Be­rei­chen an den Kle­be­näh­ten von dem Ver­deck ge­löst ha­be. An der Schei­be haf­te der Kleb­stoff noch voll­stän­dig an; vom Ver­deck­stoff ha­be er sich ge­löst. Aus tech­ni­scher Sicht han­de­le es sich nicht um ei­nen völ­lig ver­meid­ba­ren Pro­zess, weil ei­ne sol­che Ver­kle­bung er­heb­li­chen Be­an­spru­chun­gen aus­ge­setzt sei. Durch das Öff­nen und Schlie­ßen des Ver­decks wür­den er­heb­li­che Span­nun­gen auf die Ver­kle­bung wir­ken. Zu­sätz­lich kom­me es zu Span­nun­gen, wenn sich das Ver­deck durch Son­nen­ein­strah­lung er­wär­me und bei Käl­te ab­küh­le. über­dies sei die Ver­kle­bung Wit­te­rungs­ein­flüs­sen und Che­mi­ka­lien­ein­wir­kung aus­ge­setzt. Nach über zehn Jah­ren kön­ne das Ab­lö­sen ei­ner Ver­kle­bung nicht als Her­stel­lungs­man­gel be­zeich­net wer­den. Auf­grund von sich bil­den­den Scheu­er- und Knick­stel­len durch das re­gel­mä­ßi­ge Öff­nen und Schlie­ßen ei­nes Ver­decks, aber auch durch sich ver­här­ten­de Gum­mi­dich­tun­gen so­wie des Stoff­ge­we­bes glei­che die Le­bens­dau­er des Ver­decks nicht zwin­gend der Le­bens­dau­er des Fahr­zeugs. Da ein Ver­deck je nach Be­an­spru­chung mehr oder we­ni­ger stark ver­schlei­ße, müs­se ab ei­nem Al­ter von zehn Jah­ren da­mit ge­rech­net wer­den , dass ein Ver­deck aus­ge­tauscht wer­den müs­se. Die Ver­kle­bung zwi­schen Heck­fens­ter und Ca­brio­ver­deck sei auf die Le­bens­dau­er des Ver­decks aus­ge­rich­tet.

Die Aus­füh­run­gen des Sach­ver­stän­di­gen sind über­zeu­gend. Er hat an­schau­lich dar­ge­stellt, wel­che Span­nun­gen und Kräf­te auf ein Ca­brio­ver­deck bei dem Ein- und Aus­fah­ren ein­wir­ken. Die Ver­bin­dung von Stoff und Glas durch ei­nen Kle­ber ist ei­ne fra­gi­le Kon­struk­ti­on, die über­dies di­ver­sen Wit­te­rungs­ein­flüs­sen und Rei­ni­gungs­pro­zes­sen aus­ge­setzt ist. Da­her ist ein­seh­bar, dass die Le­bens­dau­er ei­nes sol­chen Stoff­ver­decks be­grenzt ist. Der Zeit­raum von min­des­tens zehn Jah­ren ist nach­voll­zieh­bar.

Über­dies hat­te der Sach­ver­stän­di­ge in sei­ner An­hö­rung be­kun­det, das Ver­deck ha­be Knick- und Ge­brauchs­spu­ren, die auf ein häu­fi­ges Fal­ten des Ver­decks hin­wie­sen. Ge­ra­de auf den Knick­flä­chen lie­ge ei­ne be­son­de­re Span­nung.

Der Zeu­ge X hat die durch­schnitt­li­che Halt­bar­keit von Ca­brio­ver­de­cken eben­falls auf ei­nen be­grenz­ten Zeit­raum, näm­lich auf zehn bis fünf­zehn Jah­re, ein­ge­grenzt. Nach sei­nen Er­fah­run­gen wäh­rend sei­ner Tä­tig­keit für den Her­stel­ler des Fahr­zeugs sei die Er­pro­bung der Fahr­zeu­ge dar­auf aus­ge­rich­tet ge­we­sen, dass die Ver­de­cke min­des­tens zehn Jah­re hal­ten soll­ten.

Im vor­lie­gen­den Fall war das Ca­brio­ver­deck elf Jah­re alt, als dem Klä­ger die Ab­lö­sungs­er­schei­nun­gen auf­ge­fal­len sind.

3. Es kann des­halb da­hin­ste­hen, ob die Ver­kle­bung des Ver­decks auf­grund ei­nes Her­stel­lungs­feh­lers man­gel­haft war, weil sich die­ser auf den be­stim­mungs­ge­mä­ßen Ge­brauch und die üb­li­che Be­schaf­fen­heit des Fahr­zeugs nicht aus­ge­wirkt hat. Mit dem Her­stel­lungs­feh­ler muss ein be­stimm­tes Ri­si­ko ver­bun­den sein, das bei ver­gleich­ba­ren Fahr­zeu­gen nicht be­steht.

Der Klä­ger hat hier­zu le­dig­lich be­haup­tet, ein Her­stel­lungs­feh­ler füh­re da­zu, dass sich die Heck­schei­be von dem Ver­deck lö­se. Da die Le­bens­dau­er ei­nes Ver­decks na­tur­ge­mäß be­grenzt ist, kann sich ein even­tu­el­ler Her­stel­lungs­feh­ler nur aus­wir­ken, wenn der be­schrie­be­ne Ab­lö­sungs­pro­zess vor­zei­tig ein­setzt. Dies ist hier nicht er­wie­sen, weil die Ab­lö­sung erst elf Jah­re nach der Her­stel­lung des Fahr­zeugs be­merkt wur­de. Nach ei­nem sol­chen Zeit­raum ist ein Ver­deck nach den Fest­stel­lun­gen des Sach­ver­stän­di­gen und den Aus­füh­run­gen des Zeu­gen X oh­ne­hin aus­tausch­be­dürf­tig.

Ent­ge­gen der Auf­fas­sung des Land­ge­richts ist nicht er­wie­sen, dass die feh­ler­haf­te Ver­kle­bung je­der­zeit zu ei­ner Ab­lö­sung der Heck­schei­be füh­ren kann.

Nach § 529 I Nr. 1 ZPO hat das Be­ru­fungs­ge­richt sei­ner Ver­hand­lung und Ent­schei­dung die vom Ge­richt des ers­ten Rechts­zu­ges fest­ge­stell­ten Tat­sa­chen nur dann zu­grun­de zu le­gen, so­weit nicht kon­kre­te An­halts­punk­te Zwei­fel an der Rich­tig­keit und Voll­stän­dig­keit der ent­schei­dungs­er­heb­li­chen Fest­stel­lun­gen be­grün­den und des­halb ei­ne er­neu­te Fest­stel­lung ge­bie­ten. Kon­kre­te An­halts­punk­te, die die in die­ser Be­stim­mung an­ge­ord­ne­te Bin­dung des Be­ru­fungs­ge­richts an die erst­in­stanz­li­chen Fest­stel­lun­gen ent­fal­len las­sen, kön­nen sich ins­be­son­de­re aus Ver­fah­rens­feh­lern er­ge­ben, die dem erst­in­stanz­li­chen Ge­richt bei der Fest­stel­lung des Sach­ver­halts un­ter­lau­fen sind. Ein sol­cher Ver­fah­rens­feh­ler liegt na­ment­lich vor, wenn die Be­weis­wür­di­gung in dem erst­in­stanz­li­chen Ur­teil den An­for­de­run­gen nicht ge­nügt, die der Recht­spre­chung zu § 286 I ZPO ent­wi­ckelt wor­den sind. Dies ist der Fall, wenn die Be­weis­wür­di­gung un­voll­stän­dig oder in sich wi­der­sprüch­lich ist oder wenn sie ge­gen Denk­ge­set­ze oder Er­fah­rungs­sät­ze ver­stößt. Glei­ches gilt, wenn das erst­in­stanz­li­che Ge­richt Tat­sa­chen­vor­trag der Par­tei­en über­gan­gen oder von den Par­tei­en nicht vor­ge­tra­ge­ne Tat­sa­chen ver­wer­tet hat. Zwei­fel an der Rich­tig­keit und Voll­stän­dig­keit der erst­in­stanz­li­chen Fest­stel­lun­gen kön­nen sich auch aus der Mög­lich­keit un­ter­schied­li­cher Wer­tung er­ge­ben, ins­be­son­de­re dar­aus, dass das Be­ru­fungs­ge­richt das Er­geb­nis ei­ner erst­in­stanz­li­chen Be­weis­auf­nah­me an­ders wür­digt als das Ge­richt der Vor­in­stanz (vgl. zu all­dem BGH, Urt. v. 21.06.2016 – VI ZR 403/14, VersR 2016, 1194 Rn. 10 f. m. w. Nachw.).

Die Tat­sa­chen­fest­stel­lung des Land­ge­richts ist feh­ler­haft. Denn es ist we­der dar­ge­legt wor­den, noch hat sich in der Be­weis­auf­nah­me er­ge­ben, der an­geb­li­che Ver­kle­bungs­feh­ler ber­ge die Ge­fahr, dass sich die Schei­be je­der­zeit von dem Stoff­ver­deck lö­se. Es ist vor­ge­tra­gen wor­den , dass sich die Ver­kle­bung der Schei­be teil­wei­se ab­lö­se. Die­ser Ab­lö­sungs­pro­zess soll – nach der Dar­stel­lung des Klä­gers – durch den Her­stel­lungs­feh­ler aus­ge­löst sein. Die­ses Vor­brin­gen lässt nicht dar­auf schlie­ßen, dass das Fahr­zeug je­der­zeit ver­kehrs­un­si­cher wer­den kann. Viel­mehr ent­wi­ckelt sich die­ser Ab­lö­sungs­pro­zess schlei­chend. Der Zeu­ge X ver­wies dar­auf, dass sich un­ter den kli­ma­ti­schen Be­din­gun­gen in Mia­mi der Ab­lö­sungs­pro­zess be­schleu­ni­ge. Die­se Äu­ße­rung un­ter­streicht, dass ein ver­meint­li­cher Her­stel­lungs­feh­ler sich nicht ab­rupt äu­ßert, son­dern zu ei­nem sich be­schleu­ni­gen­den Ab­lö­sungs­pro­zess füh­ren kann. Die­ser Her­stel­lungs­feh­ler könn­te zu ei­ner vor­zei­ti­gen Ma­te­ri­al­er­mü­dung oder über­mä­ßi­gen Ver­schleiß füh­ren. Die­se Aus­wir­kun­gen ha­ben sich hier aber nicht ge­zeigt. Das Ver­deck ist nicht vor­zei­tig ge­al­tert und plötz­lich ver­kehrs­un­si­cher ge­wor­den. Der Klä­ger be­nutzt nach wie vor das Fahr­zeug und hat nicht dar­ge­legt, dass es kei­ne TÜV-Zu­las­sung mehr hat.

4. Ein Her­stel­lungs­feh­ler ist über­dies nicht be­wie­sen. Auch in­so­weit sind die Fest­stel­lun­gen des Land­ge­richts nicht voll­stän­dig.

Der Klä­ger trägt die Dar­le­gungs- und Be­weis­last für ei­nen Her­stel­lungs­feh­ler, der sich auf die ge­wöhn­li­che Ver­wen­dung aus­wirkt und zu ei­ner Be­schaf­fen­heit führt, die bei Sa­chen der glei­chen Art nicht üb­lich ist und die der Käu­fer nicht er­war­ten muss.

Dem Sach­ver­stän­di­gen war von ei­nem Her­stel­lungs­feh­ler, ei­nem Se­ri­en­man­gel, nichts be­kannt. Nach zehn Jah­ren sei­en nach sei­ner Er­fah­rung Ab­lö­sungs­er­schei­nun­gen nicht un­üb­lich, son­dern als nor­ma­ler Ver­schleiß zu be­wer­ten. Da nach den Re­cher­chen des Sach­ver­stän­di­gen von Ab­lö­sungs­er­schei­nun­gen nur ver­ein­zelt be­rich­tet wor­den ist, spricht dies ge­gen ei­nen Fa­bri­ka­ti­ons­feh­ler. Denn bei ei­nem Her­stel­lungs­feh­ler wä­re ei­ne Viel­zahl von Fahr­zeu­gen be­trof­fen, so­dass ei­ne Rück­ruf­ak­ti­on an­ge­zeigt ge­we­sen wä­re. Auch wä­re ei­ne grö­ße­re An­zahl von Be­an­stan­dun­gen bei Au­di-Werk­stät­ten oder Satt­le­rei­en zu ver­zeich­nen, was der Sach­ver­stän­di­ge aber nicht hat fest­stel­len kön­nen. Da sich hier der Ab­lö­sungs­pro­zess erst nach elf Jah­ren of­fen­bart hat, ver­moch­te der Sach­ver­stän­di­ge zu­tref­fend kei­ne An­halts­punk­te für ei­nen Her­stel­lungs­feh­ler zu be­nen­nen.

Da­ge­gen ist die Aus­sa­ge des Zeu­gen X nicht er­gie­big. Er hat ei­nen kon­kre­ten Her­stel­lungs­feh­ler, der zu ei­ner vor­zei­ti­gen Ab­lö­sung der Schei­ben führt, nicht be­schrei­ben kön­nen. Er deu­tet ei­nen Feh­ler bei der Ver­kle­bung an, oh­ne ihn kon­kret zu be­zeich­nen. Es ist da­her frag­lich, ob die Kle­ber­zu­sam­men­set­zung nicht halt­bar war oder der Kle­ber nicht fach­ge­recht auf­ge­bracht wor­den ist. Fahr­zeu­ge, die bis 2009 be­trof­fen wor­den sei­en, sol­len – so X – aus Ku­lanz re­pa­riert wor­den sein. Die­se Aus­sa­ge lässt of­fen, ob sich der an­geb­li­che Feh­ler bei al­len Fahr­zeu­gen der Bau­rei­he ver­wirk­licht hat. Da nach dem Be­kun­den des Zeu­gen bis 2009 Ku­lanz­re­pa­ra­tu­ren bei Fahr­zeu­gen des Her­stel­lungs­zeit­raums 2002 bis 2005 durch­ge­führt wor­den sein sol­len, müss­te sich der Her­stel­lungs­feh­ler durch vor­zei­ti­ges Auflösen des Kle­bers ge­zeigt ha­ben. Dies konn­te aber bei dem streit­ge­gen­ständ­li­chen Fahr­zeug nicht fest­ge­stellt wer­den. …

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