1. Ein ver­stän­di­ger Durch­schnitts­käu­fer darf da­von aus­ge­hen, dass ein Mit­tel­klas­se­wa­gen (hier: Re­nault La­gu­na) trotz ei­nes Al­ters von rund sie­ben Jah­ren und ei­ner Lauf­leis­tung von et­wa 84.000 km nicht auf den ers­ten 1.000–2.000 km we­gen ei­nes gra­vie­ren­den De­fekts am Au­to­ma­tik­ge­trie­be ge­brauchs­un­taug­lich wird.
  2. Ein ge­brauch­tes Kraft­fahr­zeug ist nicht al­lein des­halb frei von Sach­män­geln, weil es ei­nen De­fekt hat, der auch an­de­ren Fahr­zeu­gen des­sel­ben Typs als „Se­ri­en­feh­ler“ an­haf­tet.

OLG Düs­sel­dorf, Ur­teil vom 19.06.2006 – I-1 U 38/06

Sach­ver­halt: Der Klä­ger ver­langt als Ver­brau­cher von dem be­klag­ten Au­to­haus die Rück­ab­wick­lung ei­nes Ge­braucht­wa­gen­kauf­ver­trags.

Ge­mäß ver­bind­li­cher Be­stel­lung vom 11.08.2004 kauf­te der Klä­ger von der Be­klag­ten ei­nen ge­brauch­ten Re­nault La­gu­na Grand­tour zum Preis von 5.500 €. Die Ru­brik „Ge­samt­fahr­leis­tung nach An­ga­ben des Vor­be­sit­zers“ blieb un­aus­ge­füllt. Als Stand des Ki­lo­me­ter­zäh­lers ist „84.000“ ein­ge­tra­gen.

Un­ter dem 16.09.2004 teil­te der Klä­ger der Be­klag­ten mit, nach ei­ner Fahr­leis­tung von nur knapp 1.200 km seit Über­nah­me (13.08.2004) sei das Fahr­zeug nicht mehr fahr­taug­lich. Wahr­schein­lich sei der De­fekt im Be­reich des Ge­trie­bes zu su­chen. Die an­schlie­ßen­de Un­ter­su­chung des Au­to­ma­tik­ge­trie­bes durch die Be­klag­te be­stä­tig­te die­se Ver­mu­tung. Die Be­klag­te er­klär­te sich zu ei­ner Re­pa­ra­tur ge­gen Zah­lung ei­nes Ei­gen­an­teils von 1.250 € be­reit. Der Klä­ger ging auf die­sen Vor­schlag nicht ein, son­dern ließ die Be­klag­te durch sei­ne An­wäl­te auf­for­dern, bis zum 05.10.2004 die Be­reit­schaft zu er­klä­ren, das Fahr­zeug kos­ten­los in­stand­zu­set­zen. Mit an­walt­li­chem Schrei­ben vom 06.10.2004 mach­te die Be­klag­te gel­tend, bei Über­ga­be des Fahr­zeugs sei das Ge­trie­be in Ord­nung ge­we­sen. Ei­ne kos­ten­lo­se In­stand­set­zung wer­de des­halb ab­ge­lehnt.

Dar­auf­hin lei­te­te der Klä­ger ein selbst­stän­di­ges Be­weis­ver­fah­ren ein, und das Ge­richt be­auf­trag­te den Sach­ver­stän­di­gen L mit der Er­stat­tung ei­nes Gut­ach­tens. Nach des­sen Vor­la­ge wur­de die Be­klag­te mit An­walts­schrei­ben vom 23.03.2005 er­folg­los zur Rück­zah­lung des Kauf­prei­ses auf­ge­for­dert. Das Land­ge­richt hat der Kla­ge durch das an­ge­foch­te­ne Ur­teil un­ein­ge­schränkt statt­ge­ge­ben. Die Be­ru­fung der Be­klag­ten blieb oh­ne Er­folg.

Aus den Grün­den: Das Land­ge­richt hat der Kla­ge zu Recht statt­ge­ge­ben. Der Klä­ger ist zum Rück­tritt vom Kauf be­rech­tigt (§§ 437 Nr. 2, 440, 323 I BGB).

Zwar geht aus der Ak­te nicht her­vor, dass er er­folg­los ei­ne an­ge­mes­se­ne Frist zur Nach­er­fül­lung – hier: Nach­bes­se­rung – ge­setzt hat. Dem An­walts­schrei­ben vom 28.09.2004 ist le­dig­lich zu ent­neh­men, dass die Be­klag­te in­ner­halb der ge­setz­ten Frist … ih­re Be­reit­schaft er­klä­ren soll­te, das Fahr­zeug kos­ten­los nach­zu­bes­sern. Ob dies als Frist­set­zung i. S. des § 323 I BGB ge­nügt, kann da­hin­ge­stellt blei­ben. Denn durch die ernst­haf­te und end­gül­ti­ge Ver­wei­ge­rung ei­ner kos­ten­lo­sen Nach­bes­se­rung in Ver­bin­dung mit dem nach­hal­ti­gen Leug­nen ei­nes Sach­man­gels ist ei­ne Frist­set­zung je­den­falls ent­behr­lich ge­wor­den (§ 323 II Nr. 1 BGB).

Mit dem Land­ge­richt ist der Se­nat der An­sicht, dass das Fahr­zeug im Zeit­punkt der Über­ga­be sach­man­gel­haft ge­we­sen ist (§ 434 I 2 Nr. 2 BGB).

1. In tat­säch­li­cher Hin­sicht geht der Se­nat von Fol­gen­dem aus:

a) Der Klä­ger hat das Fahr­zeug bei ei­nem Ki­lo­me­ter­stand von ent­we­der 84.000 oder 84.700 über­nom­men. Im Zeit­punkt der Über­ga­be war das Au­to­ma­tik­ge­trie­be funk­ti­ons­taug­lich. Nach ei­ner Fahr­stre­cke von min­des­tens ca. 1.200 km und höchs­tens 1.900 km war der Wa­gen nicht mehr fahr­be­reit. Denn nach Ein­le­gen des Wahl­he­bels (Po­si­ti­on „D“) ließ er sich nicht ord­nungs­ge­mäß fort­be­we­gen, wäh­rend das Rück­wärts­fah­ren funk­tio­nier­te, wenn auch mit ver­min­der­ter Schub­kraft.

b) Ur­säch­lich für die Funk­ti­ons­stö­rung war ein Werk­stoff­feh­ler an ei­nem Bau­teil der hy­drau­li­schen Kupp­lung. Das ei­gent­li­che Ge­trie­be war frei von Be­schä­di­gun­gen. Fahr- oder Be­die­nungs­feh­ler schei­den als Stö­rungs­ur­sa­che eben­so aus wie War­tungs­feh­ler. Wie der Sach­ver­stän­di­ge L er­mit­telt hat, war die Zy­lin­der­füh­rung im Kol­ben 1 stark ein­ge­lau­fen bzw. rie­fig. Es han­de­le sich um ei­ne „deut­li­che über­mä­ßi­ge Ab­nut­zung im Wand­ler“. Die Fol­ge da­von sei ei­ne un­zu­läng­li­che Ab­dich­tung, was wie­der­um da­zu füh­re, dass der Öl­druck in die­sem Kol­ben­be­reich nicht aus­rei­chend auf­ge­baut wer­de.

c) Den An­fang der Ur­sa­chen­ket­te hat der Sach­ver­stän­di­ge, wie er auf Nach­fra­ge des Se­nats er­läu­tert hat, als „tech­ni­schen Werk­stoff­feh­ler“ be­zeich­net. Hin­zu­ge­fügt hat er, dass es kein Ein­zel­fall sei. Viel­mehr han­de­le es sich um ein her­stel­ler­seits durch­aus be­kann­tes „Pro­blem“, von dem be­stimm­te Fahr­zeug­ty­pen der Mar­ke Re­nault mit Ge­trie­ben der Be­zeich­nung AD 4, AD 8 und AR 4 all­ge­mein be­trof­fen sei­en. Zur Er­läu­te­rung hat er auf die An­la­ge J zu sei­nem Gut­ach­ten (Lis­te der be­trof­fe­nen Fahr­zeu­ge) ver­wie­sen. Hier­nach zählt der vom Klä­ger ge­kauf­te La­gu­na Grand­tour zum Kreis der be­trof­fe­nen Fahr­zeu­ge.

d) Wie hoch die Ge­samt­zahl von Fahr­zeu­gen die­ses Typs mit Au­to­ma­tik­ge­trie­be ist, konn­te der Sach­ver­stän­di­ge nicht mit­tei­len. Auch die Men­ge der im Jahr 1996, dem mut­maß­li­chen Pro­duk­ti­ons­jahr, vom Band ge­lau­fe­nen Fahr­zeu­ge vom Typ La­gu­na Grand­tour mit Au­to­ma­tik­ge­trie­be war für den Sach­ver­stän­di­gen nicht schätz­bar. Au­ßer­stan­de sah er sich auch zur Be­ant­wor­tung der Fra­ge, nach wel­cher Fahr­stre­cke sich der be­sag­te Werk­stoff­feh­ler stö­rend be­merk­bar ma­che. In Ki­lo­me­tern sei das nicht zu be­zif­fern. Das Glei­che, was hier beim Ki­lo­me­ter­stand von rund 86.000 ein­ge­tre­ten sei, ha­be auch frü­her eben­so wie spä­ter ein­tre­ten kön­nen.

e) Si­cher ist sich der Sach­ver­stän­di­ge L dar­in ge­we­sen, dass im Zeit­punkt der Über­ga­be des Fahr­zeugs an den Klä­ger be­reits die „An­la­ge zum Scha­den“ be­stan­den ha­be. Be­grün­det hat er das da­mit, dass der von ihm fest­ge­stell­te „mar­kan­te Ver­schleiß“ sich nicht nach nur 1.000 km ein­stel­le. Nichts an­de­res gilt nach Mei­nung des Se­nats für ei­ne Fahr­stre­cke von ma­xi­mal 1.900 km.

f) Was die Kos­ten der In­stand­set­zung an­geht, so hat der Sach­ver­stän­di­ge, wie be­reits in sei­nem schrift­li­chen Gut­ach­ten nä­her dar­ge­stellt, zwi­schen be­stimm­ten Va­ri­an­ten der Scha­den­be­sei­ti­gung un­ter­schie­den. Hier­nach wä­re die preis­wer­tes­te Lö­sung mit ei­nem Kos­ten­auf­wand von rund 2.000 € ver­bun­den ge­we­sen.

g) Die im Be­weis­be­schluss des AG We­sel … auf­ge­wor­fe­ne Fra­ge „Ist der vor­han­de­ne Ge­trie­be­scha­den bei ei­nem Fahr­zeug des obi­gen Typs an­ge­sichts ei­nes Al­ters von sie­ben Jah­ren und ei­ner Lauf­leis­tung von 84.000 km un­ge­wöhn­lich, oder han­delt es sich um nor­ma­len (na­tür­li­chen) Ver­schleiß?“ hat der Sach­ver­stän­di­ge in sei­nem schrift­li­chen Gut­ach­ten fol­gen­der­ma­ßen be­ant­wor­tet: Der vor­ge­fun­de­ne Ge­trie­be­scha­den bzw. Kupp­lungs­scha­den sei bei ei­nem Fahr­zeug des obi­gen Typs an­ge­sichts ei­nes Al­ters von sie­ben Jah­ren und ei­ner Lauf­leis­tung von 85.000 km tech­nisch als un­ge­wöhn­lich an­zu­se­hen. Ein na­tür­li­cher bzw. nor­ma­ler Ver­schleiß tre­te bei ei­ner sol­chen Lauf­leis­tung ge­wöhn­lich nicht auf.

Die­se Ein­schät­zun­gen des Sach­ver­stän­di­gen hat der Se­nat hin­ter­fragt, zu­mal durch die … Be­zug­nah­me auf den „obi­gen Typ“ er­sicht­lich nicht klar ge­wor­den ist, ob aus­schließ­lich der in der Be­weis­fra­ge Nr. 1 ge­nann­te Pkw der Mar­ke Re­nault, Typ La­gu­na, al­lein ge­meint war, oder ob sich die Fra­ge – wei­ter­ge­hend – auch auf sol­che Fahr­zeu­ge er­streckt, die vom Typ her mit ei­nem Re­nault La­gu­na ver­gleich­bar sind. Wört­lich ge­nom­men be­zieht sich die Be­weis­fra­ge aus­schließ­lich auf Fahr­zeu­ge des Typs Re­nault La­gu­na mit ent­spre­chen­dem Al­ter und Fahr­leis­tung.

Der Sach­ver­stän­di­ge L hat die Fra­ge er­kenn­bar in ei­nem wei­ter­ge­hen­den Sin­ne ver­stan­den. Deut­lich wird das in sei­nem schrift­li­chen Gut­ach­ten dar­an, dass er auf die Fer­ti­gungs­gü­te mo­der­ner Pkw all­ge­mein ab­ge­stellt hat. Ge­mes­sen dar­an, so ist sein schrift­li­ches Gut­ach­ten zu ver­ste­hen, sei der vor­ge­fun­de­ne Ge­trie­be- bzw. Kupp­lungs­scha­den bei ei­nem Al­ter von sie­ben Jah­ren und ei­ner Lauf­leis­tung von 85.000 km tech­nisch un­ge­wöhn­lich. Im Rah­men sei­ner An­hö­rung hat der Sach­ver­stän­di­ge L die­se fa­bri­kats­über­grei­fen­de Sicht­wei­se be­stä­tigt. Zum Ver­gleich her­an­ge­zo­gen ha­be er Au­tos, die der Ka­te­go­rie nach mit dem Typ Re­nault La­gu­na ver­gleich­bar sei­en, das heißt Mit­tel­klas­se­wa­gen wie et­wa VW Pas­sat und Opel As­tra. Dar­an ge­mes­sen sei der kon­kre­te Ge­trie­be­de­fekt un­ge­wöhn­lich. Nor­ma­ler­wei­se hiel­ten Au­to­ma­tik­ge­trie­be ver­gleich­ba­rer Au­tos min­des­tens 150.000 km.

2. Auf dem Bo­den die­ser im We­sent­li­chen un­an­ge­grif­fe­nen Fest­stel­lun­gen liegt ein Sach­man­gel vor.

a) Al­ler­dings weicht die tat­säch­li­che Be­schaf­fen­heit, so wie der Se­nat sie un­ter Nr. 1 fest­ge­stellt hat, nicht von der ver­ein­bar­ten Be­schaf­fen­heit ab. We­der aus­drück­lich noch still­schwei­gend ha­ben die Par­tei­en ei­ne Ver­ein­ba­rung ge­trof­fen, die Grund­la­ge für die An­nah­me ei­nes Sach­man­gels i. S. des § 434 I 1 BGB sein könn­te.

aa) Et­was an­de­res er­gibt sich nicht dar­aus, dass in der Kauf­ver­trags­ur­kun­de der Stand des Ki­lo­me­ter­zäh­lers mit „84.000“ an­ge­ge­ben ist. Wie der Se­nat durch Ur­teil vom 08.05.2006 – I-1 U 132/05 – ent­schie­den hat, ist zwar mit der Er­klä­rung „Ge­samt­fahr­leis­tung nach An­ga­ben des Vor­be­sit­zers“ zu­min­dest ei­ne Be­schaf­fen­heits­an­ga­be des In­halts ver­bun­den, dass der Er­hal­tungs­zu­stand des Fahr­zeugs und ins­be­son­de­re des Mo­tors nicht we­sent­lich stär­ker ver­schlis­sen sei, als die mit­ge­teil­te Lauf­leis­tung er­war­ten las­se. Die­se Aus­sa­ge ist auf den vor­lie­gen­den Fall nicht über­trag­bar. Zum ei­nen hat die Be­klag­te, aus wel­chen Grün­den auch im­mer, kei­ne An­ga­be über die Ge­samt­fahr­leis­tung ge­macht, je­den­falls nicht in der Kauf­ver­trags­ur­kun­de. Die ent­spre­chen­de Ru­brik ist frei­ge­blie­ben. Ver­merkt ist le­dig­lich der Stand des Ki­lo­me­ter­zäh­lers, und dies mög­li­cher­wei­se auch nur pau­schal (Run­dung). Hin­zu kommt, dass es im Streit­fall um ei­nen „Ver­schleiß­scha­den“ an der Kupp­lung ei­nes Au­to­ma­tik­ge­trie­bes geht. Den Hin­weis in dem Be­stell­schein auf den ge­gen­wär­ti­gen Ki­lo­me­ter­stand so weit aus­zu­le­gen, dass auch der Ver­schleiß­zu­stand der Kupp­lung des Au­to­ma­tik­ge­trie­bes er­fasst ist, hält der Se­nat für be­denk­lich. Letzt­lich kann die­se Fra­ge da­hin­ge­stellt blei­ben. Denn es steht nicht fest, wel­cher Ver­schleiß­zu­stand des frag­li­chen Bau­teils bei ei­nem Fahr­zeug vom Typ La­gu­na mit ei­ner Ki­lo­me­ter­lauf­leis­tung von 84.000 zu er­war­ten ist. Der Sach­ver­stän­di­ge L hat sich in die­ser Fra­ge, bei der es um ei­nen in­ter­nen Ver­gleich un­ter Aus­klam­me­rung von Fremd­fa­bri­ka­ten geht, nicht fest­le­gen kön­nen.

bb) Die im Be­stell­schein mit „Ja“ an­ge­kreuz­te Zu­sa­ge „Das Fahr­zeug ist fahr­be­reit“ ver­mag die Fest­stel­lung ei­nes Sach­man­gels im sub­jek­ti­ven Sin­ne gleich­falls nicht zu be­grün­den. Nach der Recht­spre­chung des BGH zum frü­he­ren Kauf­recht über­nahm der Ver­käu­fer mit der Er­klä­rung „Fahr­zeug ist fahr­be­reit“ die Ge­währ da­für, dass der Wa­gen nicht mit ver­kehrs­ge­fähr­den­den Män­geln be­haf­tet ist, auf­grund de­rer er bei ei­ner Haupt­un­ter­su­chung als ver­kehrs­un­si­cher ein­ge­stuft wer­den müss­te (BGH, Urt. v. 21.04.1993 – VI­II ZR 113/92, BGHZ 122, 256 = NJW 1993, 1854). Um den „Min­dest­si­cher­heits­stan­dard“  ei­nes Ge­braucht­fahr­zeugs mit­hil­fe der Zu­si­che­rung „fahr­be­reit“  nä­her zu be­stim­men, hat der BGH auf die Män­gel­grup­pen der so­ge­nann­ten TÜV-Richt­li­nie ver­wie­sen. Das Ge­trie­be ist dort eben­so wie der Mo­tor nicht auf­ge­führt. Dem­entspre­chend hat die Recht­spre­chung zum ehe­ma­li­gen Kauf­recht da­von ab­ge­se­hen, Haf­tungs­fol­gen an die Zu­sa­ge „Fahr­zeug ist fahr­be­reit“ zu knüp­fen, wenn ein Ge­braucht­fahr­zeug in­fol­ge ei­nes Ge­trie­be­de­fek­tes nicht mehr fahr­taug­lich war (vgl. Rein­king/Eg­gert, Der Au­to­kauf, 9. Aufl., Rn. 1340, 1341).

b) Ei­ne Ab­wei­chung von der ge­schul­de­ten Be­schaf­fen­heit kann auch nicht da­mit be­grün­det wer­den, das Fahr­zeug des Klä­gers sei für die nach dem Ver­trag vor­aus­ge­setz­te Ver­wen­dung un­ge­eig­net ge­we­sen (§ 434 I 2 Nr. 1 BGB). Bei der ver­trag­lich vor­aus­ge­setz­ten Ver­wen­dung geht es um et­was an­de­res als um die ge­wöhn­li­che Ver­wen­dung ei­nes Kraft­fahr­zeu­ges als Ver­kehrs- und Trans­port­mit­tel. Ge­meint ist ei­ne nicht ab­ge­spro­che­ne, nach dem Ver­trag je­doch fak­tisch vor­aus­ge­setz­te und für den Ver­käu­fer er­kenn­ba­re Ver­wen­dung au­ßer­halb der ge­wöhn­li­chen Ver­wen­dung. Letz­te­re spielt erst im Zu­sam­men­hang mit dem Sach­man­gel­be­griff nach Maß­ga­be des § 434 I 2 Nr. 2 BGB ei­ne Rol­le. Fest­stel­lun­gen, die ei­ne Ver­trags­wid­rig­keit i. S. von § 434 I 2 Nr. 1 BGB be­grün­den, hat der Se­nat nicht tref­fen kön­nen.

c) Sach­man­gel­haft ist das Fahr­zeug des Klä­gers in­des­sen i. S. des § 434 I 2 Nr. 2 BGB. Hier­nach ist die ge­kauf­te Sa­che frei von Sach­män­geln, wenn sie sich für die ge­wöhn­li­che Ver­wen­dung eig­net und ei­ne Be­schaf­fen­heit auf­weist, die bei Sa­chen der glei­chen Art üb­lich ist und die der Käu­fer nach der Art der Sa­che er­war­ten kann. Auch wenn das Land­ge­richt auf die­se Kri­te­ri­en nicht nä­her ein­ge­gan­gen ist, hat es im Er­geb­nis Man­gel­haf­tig­keit in die­sem ob­jek­ti­ven Sin­ne be­jaht. Dem schließt sich der Se­nat an. Die Ein­wen­dun­gen der Be­ru­fung grei­fen nicht durch.

aa) Im Kern geht es der Be­ru­fung dar­um, den Maß­stab für die Man­gel­haf­tig­keit un­ter Aus­schluss von Kon­kur­renz­pro­duk­ten al­lein nach dem Stand der (Ge­trie­be-)Tech­nik von Fahr­zeu­gen der Mar­ke Re­nault, Typ La­gu­na, zu be­stim­men. Ha­be die­ser Typ ei­ne so­ge­nann­te „kon­struk­ti­ve Schwä­che“ , müs­se der Käu­fer das ein­schließ­lich der Fol­gen als ge­wis­ser­ma­ßen „nor­mal“ und da­mit als Nor­mal­be­schaf­fen­heit hin­neh­men.

bb) Die­ser Sicht­wei­se kann der Se­nat aus grund­sätz­li­chen Er­wä­gun­gen nicht zu­stim­men. Sie ist zu eng. Auch ein ge­brauch­tes Kraft­fahr­zeug ist nicht al­lein des­halb frei von ei­nem Sach­man­gel, weil es ei­nen De­fekt hat, der auch an­de­ren Fahr­zeu­gen der­sel­ben Mar­ke des­sel­ben Typs als so­ge­nann­ter Se­ri­en­feh­ler an­haf­tet.

(1) Ob der vom Sach­ver­stän­di­gen L er­mit­tel­te und von ihm so be­zeich­ne­te „Werk­stoff­feh­ler“ als Kon­struk­ti­ons- oder als Fa­bri­ka­ti­ons­feh­ler ein­zu­ord­nen ist, oder ob Be­schrei­bun­gen wie „kon­struk­ti­ve Schwä­che“ oder „pro­dukt­spe­zi­fi­sche Ei­gen­tüm­lich­keit“ den kon­kre­ten Fall tref­fen, mag auf sich be­ru­hen. Die­se der kauf­recht­li­chen Sach­man­gel­haf­tung oh­ne­hin frem­den Ka­te­go­ri­en ha­ben al­len­falls ei­ne ord­nen­de, Fall­grup­pen bil­den­de Funk­ti­on. Ab­ge­se­hen da­von sind die Über­gän­ge flie­ßend. Ge­mein­sam ist all die­sen Be­schrei­bun­gen, dass sie nicht Ein­zel­fäl­le, son­dern „Se­ri­en­feh­ler“ („Sys­tem­feh­ler“) kenn­zeich­nen. Was sie dar­über hin­aus ver­bin­det, ist der Um­stand, dass sie dem Käu­fer in der Re­gel nicht be­kannt sind und ihm ver­nünf­ti­ger­wei­se auch nicht be­kannt sein müs­sen.

Ob ei­ne ma­te­ri­al­be­ding­te Un­zu­läng­lich­keit, wie sie hier vor­liegt, ei­nen Sach­man­gel nach den ob­jek­ti­ven Kri­te­ri­en des § 434 I 2 Nr. 2 BGB dar­stellt, ist auch ei­ne Fra­ge des rich­ti­gen Ver­gleichs­maß­stabs. Das Ge­setz bringt das durch die For­mu­lie­rung „bei Sa­chen der glei­chen Art“ zum Aus­druck. Im Fall ei­nes Ge­braucht­wa­gen­kaufs, wie hier, sind Sa­chen der glei­chen Art nicht neue oder gar fa­brik­neue Kraft­fahr­zeu­ge, son­dern gleich­falls ge­brauch­te Kraft­fahr­zeu­ge. Bei die­ser ers­ten Dif­fe­ren­zie­rung, die auch dem Ge­setz­ge­ber vor Au­gen ge­stan­den hat (vgl. BT-Drs. 14/6040, S. 214), kann in­des nicht halt­ge­macht wer­den. Um den rich­ti­gen Ver­gleichs­maß­stab zu ge­win­nen, sind wei­te­re Ein­gren­zun­gen er­for­der­lich. Das leuch­tet oh­ne Wei­te­res ein, so­weit es um die Merk­ma­le „Al­ter“ und „Lauf­leis­tung“ geht. Die Ver­gleichs­grup­pe ist aus sol­chen Fahr­zeu­gen zu bil­den, die nach Al­ter und Lauf­leis­tung in et­wa dem Kauf­ob­jekt ent­spre­chen. Das sieht die Be­ru­fung nicht an­ders. Be­grenzt se­hen möch­te sie die Ver­gleichs­grup­pe in ei­nem wei­te­ren Punkt: Ein­be­zo­gen wer­den sol­len nur Fahr­zeu­ge des glei­chen Typs der­sel­ben Mar­ke (Fa­bri­kat bzw. Her­stel­ler).

(2) Im Aus­gangs­punkt ist da­ge­gen – schon aus prak­ti­schen Grün­den der Sach­ver­halts­auf­klä­rung – nichts ein­zu­wen­den (sie­he auch OLG Ko­blenz, Urt. v. 26.06.2003 – 5 U 62/03, NJW-RR 2003, 1380). In be­stimm­ten Fall­kon­stel­la­tio­nen kann der von der Be­ru­fung be­für­wor­te­te fa­bri­kats­be­zo­ge­ne In­tern­ver­gleich je­doch kein end­gül­ti­ges und letzt­lich maß­geb­li­ches Bild ver­mit­teln. Da­von geht auch die Be­ru­fung aus, so­weit es um den Fall ei­nes Kon­struk­ti­ons­feh­lers oder ei­nes ähn­li­chen Se­ri­en­feh­lers geht. Dass in sol­chen Fäl­len der Blick auch auf Kon­kur­renz­pro­duk­te ge­rich­tet wer­den muss, ent­spricht der ganz über­wie­gen­den Mei­nung in Recht­spre­chung und Li­te­ra­tur, je­den­falls für den Kauf neu­er Kraft­fahr­zeu­ge un­ter der Gel­tung des frü­he­ren Kauf­rechts (vgl. Rein­king/Eg­gert, a. a. O., 9. Aufl., Rn. 241).

So hat das OLG Köln im Zu­sam­men­hang mit der sei­ner­zeit gel­ten­den Neu­wa­gen-Ge­währ­leis­tungs­klau­sel aus­ge­führt, dass ein Au­to­ma­tik­ge­trie­be hin­sicht­lich sei­ner Funk­ti­ons­tüch­tig­keit dem Stand der Tech­nik ent­spre­chen müs­se, den Au­to­ma­tik­ge­trie­be ver­gleich­ba­rer Mit­tel­klas­se­wa­gen im Zeit­punkt des Kaufs auf­ge­wie­sen ha­ben (DAR 1986, 320). Der An­nah­me, die Ge­währ­leis­tung des Ver­käu­fers sei auf den tech­ni­schen Stand sei­ner Pro­duk­te am Aus­lie­fe­rungs­tag be­schränkt, ist das OLG Köln aus­drück­lich ent­ge­gen­ge­tre­ten. In ei­ner sol­chen Aus­le­gung sei die Ge­währ­leis­tungs­klau­sel un­wirk­sam. Denn sie wür­de ei­ne un­zu­läs­si­ge Ein­schrän­kung des Feh­ler­be­griffs be­deu­ten, weil der je­wei­li­ge tech­ni­sche Stand des be­klag­ten Ver­käu­fers (da­mals zu­gleich Her­stel­ler) der Maß­stab da­für wä­re, ob sein Pro­dukt mit ei­nem Feh­ler be­haf­tet sei oder nicht.

Der BGH hat ei­ne ähn­li­che Klau­sel, die auf den Stand der Tech­nik „für ver­gleich­ba­re Fahr­zeu­ge des Typs des Kauf­ge­gen­stands“ ab­stellt, als un­wirk­sa­me Ab­wei­chung vom Ge­setz be­han­delt (Urt. v. 27.09.2000 – VI­II ZR 155/99, NJW 2001, 292). Bei der im Klau­sel­kon­troll­ver­fah­ren maß­ge­ben­den kun­den­feind­lichs­ten Aus­le­gung be­ste­he An­lass zu zwei­feln, nach wel­chem Maß­stab sich die Feh­ler­frei­heit im Streit­fall rich­te. Wie der Ver­gleichs­maß­stab zu bil­den ist, wenn Fahr­zeu­ge ei­ner be­stimm­ten Mo­dell­rei­he den glei­chen Kon­struk­ti­ons- oder Her­stel­lungs­feh­ler auf­wei­sen, kann der Se­nat die­ser Ent­schei­dung des BGH nicht ent­neh­men. Mit der ober­ge­richt­li­chen Ju­di­ka­tur, der in die­sem Punkt durch die Neu­be­stim­mung des Sach­man­gel­be­griffs im Rah­men der Schuld­rechts­re­form nicht der Bo­den ent­zo­gen ist, ist ein Ver­gleich mit an­de­ren, typ­glei­chen Fahr­zeu­gen oder sonst ver­gleich­ba­ren Fahr­zeu­gen un­ter Be­rück­sich­ti­gung des je­wei­li­gen all­ge­mei­nen Stan­des der Tech­nik vor­zu­neh­men (vgl. OLG Düs­sel­dorf, Urt. v. 08.06.2005 – I-3 U 12/04, NJW 2005, 2235; OLG Ko­blenz, Urt. v. 26.06.2003 – 5 U 62/03, NJW-RR 2003, 1380).

(3) Die­se über­zeu­gend be­grün­de­te Recht­spre­chung zum Kauf neu­er Kraft­fahr­zeu­ge, häu­fig ein Fall des Gat­tungs­kaufs mit ob­jek­ti­ver Stan­dard­be­stim­mung auch nach § 243 I BGB, hält der Se­nat für über­trag­bar auf den Kauf ge­brauch­ter Kraft­fahr­zeu­ge, in der Re­gel ein Fall des Stück­kaufs. Auch bei die­sem Typ von Kauf­ver­trag sind Pro­duk­te von Wett­be­wer­bern bei der Fest­le­gung des ob­jek­ti­ven Qua­li­täts­stan­dards i. S. des § 434 I 2 Nr. 2 BGB ein­zu­be­zie­hen, wenn es – wie im Streit­fall – um ein Phä­no­men geht, das nicht nur dem kon­kre­ten Kauf­ob­jekt, son­dern ei­ner Viel­zahl von Fahr­zeu­gen ei­nes be­stimm­ten Typs ein- und des­sel­ben Her­stel­lers an­haf­tet. An­dern­falls wür­de der An­spruch des Käu­fers auf Lie­fe­rung markt­üb­li­cher durch­schnitt­li­cher Qua­li­tät un­zu­läs­sig ver­kürzt.

Schon der Wort­laut des Ge­set­zes („Be­schaf­fen­heit auf­weist, die bei Sa­chen der glei­chen Art üb­lich ist“), legt ei­nen wei­ten, her­stel­ler­über­grei­fen­den Ver­gleich na­he. Mit „üb­lich“ ist nicht ge­meint, was bei ei­nem be­stimm­ten Her­stel­ler üb­lich oder nor­mal ist. Die Üb­lich­keit ist viel­mehr auch an dem fak­ti­schen Ni­veau zu mes­sen, das ver­gleich­ba­re Wa­ren an­de­rer Her­stel­ler er­reicht ha­ben und das in­zwi­schen die Markt­er­war­tung prägt (so Schim­mel/Buhl­mann, Feh­ler­quel­len im Um­gang mit dem neu­en Schuld­recht, S. 113; vgl. auch Faust, in: Bam­ber­ger/Roth, BGB, § 434 Rn. 59, 64). In der Tat wird der Er­war­tungs­ho­ri­zont ei­nes durch­schnitt­li­chen, ver­stän­di­gen Ge­braucht­fahr­zeug­käu­fers nicht nur durch das von ihm aus­ge­such­te Pro­dukt, son­dern auch durch da­mit im Wett­be­werb ste­hen­de Pro­duk­te ge­prägt. Oh­ne kon­kre­te Ab­spra­chen be­stimmt sich die Käu­fe­rer­war­tung nach der „Dar­bie­tung“ des Fahr­zeugs durch Ver­käu­fer und Her­stel­ler („öf­fent­li­che Äu­ße­run­gen“), nach dem Her­kunfts­land/Her­stel­ler­land mit sei­nem tech­ni­schen Stan­dard und auch nach dem Zeit­punkt der Pro­duk­ti­on. Letz­te­rer As­pekt ist ins­be­son­de­re beim Kauf von äl­te­ren Fahr­zeu­gen von Be­deu­tung. Die Er­war­tung we­sent­lich be­ein­flus­send ist fer­ner der Ruf von Mar­ke und Typ/Mo­dell nach der all­ge­mei­nen Ver­kehrs­auf­fas­sung. Hier spie­len nicht nur die all­ge­mei­nen Print­me­di­en, son­dern auch Mo­tor­zeit­schrif­ten wie die „ADAC-Mo­tor­welt“ und die jähr­lich er­schei­nen­den TÜV-Re­ports ei­ne be­deut­sa­me Rol­le.

(4) Der so de­fi­nier­ten Käu­fe­rer­war­tung ent­sprach das Fahr­zeug des Klä­gers nicht. Be­rech­tig­ter­wei­se kann und darf ein ver­stän­di­ger Durch­schnitts­käu­fer da­von aus­ge­hen, dass ein Mit­tel­klas­se­wa­gen vom Typ Re­nault La­gu­na trotz sei­nes Al­ters von rund sie­ben Jah­ren und ei­ner Lauf­leis­tung von et­wa 84.000 km nicht auf den ers­ten 1.000 km bis 2.000 km we­gen ei­nes gra­vie­ren­den De­fekts am Au­to­ma­tik­ge­trie­be ge­brauchs­un­taug­lich wird. Dass ein zur Wei­ter­be­nut­zung ge­kauf­tes Kraft­fahr­zeug auch be­stim­mungs­ge­mäß be­nutzt wer­den kann und nicht we­gen schwer­wie­gen­der Män­gel nicht mehr fahr­be­reit ist, ent­spricht der Nor­ma­ler­war­tung ei­nes je­den Ge­braucht­fahr­zeug­käu­fers. Wer als Ver­brau­cher und tech­ni­scher Laie von ei­nem pro­fes­sio­nel­len Kfz-Händ­ler kauft, hegt die­se Er­war­tung in be­son­de­rem Ma­ße.

Al­ler­dings muss ein Ge­braucht­fahr­zeug­käu­fer man­gels ge­gen­tei­li­ger Ver­ein­ba­rung mit nor­ma­lem (na­tür­li­chem) Ver­schleiß grund­sätz­lich rech­nen, wes­halb sol­che Fäl­le nicht von der Sach­man­gel­haf­tung er­fasst wer­den (so jetzt auch BGH, Urt. v. 23.11.2005 – VI­II ZR 43/05, NJW 2006, 434 = MDR 2006, 510). Ein sol­cher Fall liegt hier in­des nicht vor. Es mag sich zwar mit den Wor­ten des Sach­ver­stän­di­gen L zum ei­nen „Ver­schleiß­scha­den“ han­deln. Im­mer­hin zeigt der Druck­kol­ben E1 ei­nen er­höh­ten Ab­rieb, wo­von sich der Se­nat über­zeugt hat. Man kann das als „Ver­schleiß“ be­zeich­nen. Nor­ma­ler, al­so üb­li­cher Ver­schleiß ist es aber nicht. Denn der er­höh­te Ab­rieb steht in ei­nem ur­säch­li­chen Zu­sam­men­hang mit ei­nem Kon­struk­ti­ons- bzw. Werk­stoff­feh­ler aus der Sphä­re des Her­stel­lers. Al­lein das „Wei­ter­fres­sen“ der ma­te­ri­al­be­ding­ten Un­zu­läng­lich­keit ist lauf­leis­tungs­be­dingt. Ab­ge­se­hen da­von hat der Sach­ver­stän­di­ge L mit­ge­teilt, bei ei­ner Lauf­leis­tung von 85.000 km tre­te ein na­tür­li­cher bzw. nor­ma­ler Ver­schleiß ge­wöhn­lich nicht auf.

(5) Die be­klag­te Kfz-Händ­le­rin kann sich auch nicht auf die Recht­spre­chung be­ru­fen, wo­nach „kon­struk­ti­ons­be­ding­te Be­son­der­hei­ten und Ei­gen­tüm­lich­kei­ten“ ei­nes be­stimm­ten Fahr­zeug­typs un­ter Um­stän­den nicht die Qua­li­tät ei­nes Sach­man­gels im recht­li­chen Sinn ha­ben. Denn die­se Aus­sa­ge hat das OLG Ko­blenz (Urt. v. 26.06.2003 – 5 U 62/03, NJW-RR 2003, 1380) zum ei­nen für ei­nen Fall ge­trof­fen, der nach dem frü­he­ren Kauf­recht zu be­ur­tei­len war. Zum an­de­ren ist ein Werk­stoff­feh­ler, wie ihn der Sach­ver­stän­di­ge L fest­ge­stellt hat, et­was an­de­res als ei­ne „kon­struk­ti­ons­be­ding­te Be­son­der­heit oder Ei­gen­tüm­lich­keit“. Der­ar­ti­ge De­fi­zi­te kön­nen im Üb­ri­gen auch dann un­ter den Sach­man­gel­be­griff i. S. des Auf­fang­tat­be­stan­des in § 434 I 2 Nr. 2 BGB fal­len, wenn die Ge­brauchs­taug­lich­keit und/oder Ver­kehrs­si­cher­heit des Fahr­zeugs nicht be­ein­träch­tigt ist (vgl. OLG Saar­brü­cken, Urt. v. 22.06.2005 – 1 U 567/04 – 167).

(6) Um Ver­käu­fer ge­brauch­ter Kraft­fahr­zeu­ge, auch ge­werbs­mä­ßi­ge, nicht für über­zo­ge­ne Qua­li­täts­er­war­tun­gen der Kund­schaft haf­ten zu las­sen, ist al­ler­dings sorg­fäl­tig dar­auf zu ach­ten, dass der grund­sätz­lich glo­ba­le, fa­bri­kats­über­grei­fen­de Ver­gleich nicht zu breit an­ge­legt wird. So kann bei­spiels­wei­se von ei­nem so­ge­nann­ten Exo­ten, der für den nord­ame­ri­ka­ni­schen Markt ge­baut wor­den ist, nicht oh­ne Wei­te­res das Maß an Zu­ver­läs­sig­keit und Halt­bar­keit er­war­tet wer­den wie von ei­nem nach der Bau­art ähn­li­chen Fahr­zeug, das für den eu­ro­päi­schen Markt be­stimmt ist.

Im kon­kre­ten Fall hat der Se­nat die Be­schaf­fen­heit des Au­to­ma­tik­ge­trie­bes des streit­ge­gen­ständ­li­chen Re­nault La­gu­na ge­mes­sen an Au­to­ma­tik­ge­trie­ben in Mit­tel­klas­se­wa­gen, die an­de­re Her­stel­ler für den eu­ro­päi­schen Markt ge­baut ha­ben. Nach der nach­voll­zieh­bar be­grün­de­ten Ein­schät­zung des Sach­ver­stän­di­gen L sind sol­che Fahr­zeu­ge, auch aus der Zeit 1996/1997, mit Au­to­ma­tik­ge­trie­ben aus­ge­rüs­tet, die im Durch­schnitt min­des­tens 150.000 km hal­ten. In die­se Rich­tung durf­te auch die Er­war­tung des Klä­gers ge­hen. Da­für, dass das Ge­trie­be be­reits nach ei­ner Fahr­leis­tung zwi­schen 1.000 km und 2.000 km funk­ti­ons­un­taug­lich wird und nur mit ei­nem er­heb­li­chen Kos­ten­auf­wand (min­des­tens 2.000 €) wie­der fahr­be­reit ge­macht wer­den konn­te, hat­te er bei ver­stän­di­ger Sicht der Din­ge kei­ne kon­kre­ten An­halts­punk­te. Selbst dem Sach­ver­stän­di­gen L war bis zur Be­fas­sung mit dem Streit­fall ein ähn­li­cher Fall nicht be­kannt. Hät­ten bei­de Par­tei­en vor Ver­trags­schluss Kennt­nis von dem „Ge­trie­be­pro­blem“ ge­habt, wä­re der Ver­trag nicht oder je­den­falls mit an­de­rem In­halt zu­stan­de ge­kom­men.

(7) Ge­gen die An­nah­me ei­nes haf­tungs­be­grün­den­den Sach­man­gels kann die Be­klag­te nicht ein­wen­den, im Zeit­punkt der Über­ga­be sei das Fahr­zeug fahr­taug­lich ge­we­sen. Rich­tig ist zwar, dass es auf den Zeit­punkt des Ge­fahr­über­gangs, hier der Aus­lie­fe­rung am 13.08.2004, an­kommt. Be­zo­gen auf die­sen Zeit­punkt lag je­doch die Ur­sa­che für den spä­te­ren Ge­trie­be­aus­fall be­reits vor. Ih­rer­seits stellt sie ei­ne ver­trags­wid­ri­ge Be­schaf­fen­heit dar. Ab­ge­se­hen da­von ge­nügt ei­ne Scha­den­an­fäl­lig­keit, ver­stan­den als kon­kre­te Ge­fahr des Ein­tritts ei­nes er­heb­li­chen Scha­dens. Nichts an­de­res be­sagt der Ge­dan­ke, wo­nach der Man­gel schon „im Keim“ bzw. „in der An­la­ge“ vor­han­den ge­we­sen sein muss (vgl. BGH, Urt. v. 24.03.2005 – VI­II ZR 173/05; OLG Frank­furt, Urt. v. 04.03.2005 – 24 U 198/04, DAR 2005, 339). So lie­gen die Din­ge hier.

Auf Sei­te 10 sei­nes Gut­ach­tens hat der Sach­ver­stän­di­ge L näm­lich aus­ge­führt, dass die An­la­ge zum spä­te­ren Ge­trie­be­aus­fall be­reits zum Zeit­punkt der Über­ga­be be­stan­den ha­be. Al­ler­dings hat er bei die­ser Ein­schät­zung auf ei­ne Lauf­leis­tung von nur 1.000 km ab­ge­stellt. Aber selbst wenn der Klä­ger bis zum Auf­tre­ten des De­fekts in der ers­ten Sep­tem­ber­hälf­te 2004 knapp die dop­pel­te Fahr­stre­cke zu­rück­ge­legt ha­ben soll­te, än­dert sich im Er­geb­nis nichts.

(8) Ei­ne un­er­heb­li­che Pflicht­ver­let­zung, die den Rück­tritt aus­schließt (§ 323 V 2 BGB), liegt un­zwei­fel­haft nicht vor.

3. Die Rechts­fol­ge des nach al­le­dem wirk­sa­men Rück­tritts hat das Land­ge­richt un­an­ge­foch­ten fest­ge­stellt …

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