Zum Um­fang der Haf­tung ei­nes Au­to­mo­bil­her­stel­lers nach §§ 826, 31 BGB ge­gen­über dem Käu­fer des Fahr­zeugs in ei­nem so­ge­nann­ten Die­sel­fall (hier: Er­satz­fä­hig­keit von Fi­nan­zie­rungs­kos­ten, Schät­zung der Ge­samt­lauf­leis­tung ei­nes Fahr­zeugs im Zu­sam­men­hang mit der Be­rech­nung der ge­zo­ge­nen Nut­zungs­vor­tei­le).

BGH, Ur­teil vom 27.07.2021 – VI ZR 480/19

Sach­ver­halt: Der Klä­ger nimmt die Be­klag­te als Her­stel­le­rin des in sei­nem Fahr­zeug ein­ge­bau­ten Die­sel­mo­tors we­gen der Ver­wen­dung ei­ner un­zu­läs­si­gen Ab­schalt­ein­rich­tung auf Scha­dens­er­satz in An­spruch.

Er er­warb am 12.12.2013 ei­nen ge­brauch­ten VW Tou­ran 2.0 TDI (103 kW). Das Fahr­zeug ist mit ei­nem von der Be­klag­ten her­ge­stell­ten Die­sel­mo­tor des Typs EA189 (Eu­ro 5) aus­ge­stat­tet, in dem ei­ne Soft­ware zur Ab­gas­steue­rung in­stal­liert wur­de. Die­se Soft­ware ver­fügt über zwei un­ter­schied­li­che Be­triebs­mo­di, die die Ab­gas­rück­füh­rung steu­ern. Der im Hin­blick auf den Stick­oxid(NOX)-Aus­stoß op­ti­mier­te „Mo­dus 1“ wird au­to­ma­tisch ak­ti­viert, so­bald das Fahr­zeug auf ei­nem Prüf­stand den für die amt­li­che Be­stim­mung der Schad­stoff­emis­sio­nen maß­geb­li­chen Neu­en Eu­ro­päi­schen Fahr­zy­klus (NEFZ) durch­fährt. In die­sem Mo­dus ist die Ab­gas­rück­füh­rungs­ra­te hö­her und sind des­halb die NOX-Emis­sio­nen ge­rin­ger als in dem (par­ti­kel­op­ti­mier­ten) Mo­dus, der un­ter im nor­ma­len Stra­ßen­ver­kehr an­zu­tref­fen­den Fahr­be­din­gun­gen ak­ti­viert ist („Mo­dus 0“). Die ein­schlä­gi­gen NOX-Grenz­wer­te wer­den des­halb (nur) auf dem Prüf­stand ein­ge­hal­ten.

Um den ihm vom Ver­käu­fer des Fahr­zeugs in Rech­nung ge­stell­ten Brut­to­kauf­preis (16.700 €) zu fi­nan­zie­ren, schloss der Klä­ger mit ei­ner Zweig­nie­der­las­sung der Volks­wa­gen­bank GmbH ei­nen Dar­le­hens­ver­trag in­klu­si­ve Kre­dit­schutz­brief über ei­nen Net­to­dar­le­hens­be­trag von 13.231,25 €. Die­ser setzt sich zu­sam­men aus ei­nem „Kauf­preis“ in Hö­he von 16.700 € zu­züg­lich ei­nes „Bei­trags zum Kre­dit­schutz­brief“ in Hö­he von 1.531,25 € und ab­züg­lich ei­nes „nicht zu fi­nan­zie­ren­den Be­trags“ in Hö­he von 5.000 €. Der Brut­to­dar­le­hens­be­trag in­klu­si­ve Zin­sen be­läuft sich auf 15.645,84 €. Das Dar­le­hen soll­te in 84 mo­nat­li­chen Ra­ten über je­weils 186,26 € zu­rück­ge­zahlt wer­den; die ers­te Ra­te soll­te am 08.01.2014 zur Zah­lung fäl­lig sein. In der Fol­ge­zeit über­wies die Dar­le­hens­ge­be­rin ei­nen Kauf­preis in Hö­he von 11.700 € an den Ver­käu­fer des Fahr­zeugs. Ob der Käu­fer den Dif­fe­renz­be­trag von 5.000 € zu dem in der Rech­nung aus­ge­wie­se­nen Brut­to­kauf­preis an den Ver­käu­fer ge­zahlt hat, ist zwi­schen den Par­tei­en strei­tig.

Erst­in­stanz­lich hat der Klä­ger zum ei­nen die Er­stat­tung des von ihm nach sei­nem Vor­trag an den Ver­käu­fer ge­zahl­ten Kauf­prei­ses (5.000 €) zu­züg­lich der an die Dar­le­hens­ge­be­rin ge­zahl­ten Dar­le­hens­ra­ten und ab­züg­lich ei­ner un­ter Be­rück­sich­ti­gung ei­ner Ge­samt­lauf­leis­tung von 300.000 km er­rech­ne­ten Nut­zungs­ent­schä­di­gung nebst Zin­sen in Hö­he von vier Pro­zent­auf die von ihm an den Ver­käu­fer und an die Dar­le­hens­ge­be­rin er­brach­ten Zah­lun­gen ver­langt. Au­ßer­dem hat er die Frei­stel­lung von der noch be­ste­hen­den Dar­le­hens­ver­bind­lich­keit be­gehrt und den Rechts­streit im Hin­blick auf die seit Kla­ge­er­he­bung zu­rück­ge­leg­ten Ki­lo­me­ter teil­wei­se – ein­sei­tig 0 für er­le­digt er­klärt. Zum an­de­ren hat der Klä­ger den An­nah­me­ver­zug der Be­klag­ten fest­ge­stellt ha­ben wol­len, die Frei­stel­lung von vor­ge­richt­lich ent­stan­de­nen Rechts­an­walts­kos­ten in Hö­he von 603,93 € ver­langt und die Fest­stel­lung be­gehrt, dass die Be­klag­te ihm al­le wei­te­ren Schä­den er­set­zen muss, die er we­gen der Ma­ni­pu­la­ti­on des Mo­tors oder Maß­nah­men zur Be­sei­ti­gung die­ser Ma­ni­pu­la­ti­on er­lei­det.

Das Land­ge­richt hat die Be­klag­te ver­ur­teilt, an den Klä­ger 3.686,41 € nebst Zin­sen in Hö­he von 97,37 € so­wie wei­te­re Zin­sen aus 3.686,41 € in Hö­he von vier Pro­zent pro Jahr seit dem 01.01.2019 zu zah­len und den Klä­ger von den ak­tu­ell noch be­ste­hen­den Ver­bind­lich­kei­ten ge­gen­über der Dar­le­hens­ge­be­rin aus dem Dar­le­hens­ver­trag in Hö­he von 4.470,65 € frei­zu­stel­len, und zwar – ent­spre­chend dem An­trag des Klä­gers – Zug um Zug ge­gen Über­ga­be des Fahr­zeugs und Über­tra­gung des dem Klä­ger ge­gen­über der Dar­le­hens­ge­be­rin zu­ste­hen­den An­wart­schafts­rechts auf Über­eig­nung des streit­ge­gen­ständ­li­chen Fahr­zeugs. Fer­ner hat das Land­ge­richt fest­ge­stellt, dass der Rechts­streit in der Haupt­sa­che in Hö­he von 2.072,76 € er­le­digt ist und dass die Be­klag­te mit der An­nah­me des Fahr­zeugs in Ver­zug ist. Dar­über hin­aus hat es die Be­klag­te ver­ur­teilt, den Klä­ger von vor­ge­richt­lich an­ge­fal­le­nen, nicht an­re­chen­ba­ren Ge­büh­ren sei­ner Pro­zess­be­voll­mäch­tig­ten in Hö­he von 562,16 € frei­zu­stel­len. Im Üb­ri­gen hat es die Kla­ge ab­ge­wie­sen.

Ge­gen das land­ge­richt­li­che Ur­teil ha­ben bei­de Par­tei­en Be­ru­fung ein­ge­legt. Die Be­klag­te hat mit ih­rem Rechts­mit­tel wei­ter­hin die voll­stän­di­ge Ab­wei­sung der Kla­ge er­rei­chen wol­len. Der Klä­ger hat im Be­ru­fungs­ver­fah­ren zu­letzt, nach­dem er die Haupt­sa­che wei­ter teil­wei­se – ein­sei­tig – für er­le­digt er­klärt hat­te, die Ab­än­de­rung des land­ge­richt­li­chen Ur­teils hin­sicht­lich der Zah­lung wei­te­rer 2.241,39 € nebst De­likt­szin­sen bis 31.08.2019 in Hö­he von 2.574,66 € so­wie wei­te­rer De­likt­szin­sen aus 17.665,68 € in Hö­he von vier Pro­zent pro Jahr seit dem 01.09.2019 ver­langt. Dar­über hin­aus hat er die Ver­ur­tei­lung der Be­klag­ten zur Frei­stel­lung von vor­ge­richt­li­chen Rechts­an­walts­kos­ten in Hö­he von wei­te­ren 41,77 € be­an­tragt.

Das Ober­lan­des­ge­richt hat un­ter Zu­rück­wei­sung der wei­ter­ge­hen­den Be­ru­fun­gen das land­ge­richt­li­che Ur­teil hin­sicht­lich des Zah­lungs­aus­spruchs (nun­mehr 1.074,96 € nebst De­likt­szin­sen in Hö­he von 1.054,68 € so­wie wei­te­rer De­likt­szin­sen in Hö­he von vier Pro­zent pro Jahr aus 10.803,08 € seit 01.11.2018) und der Fest­stel­lung des er­le­dig­ten Teils der Haupt­sa­che (nun­mehr in Hö­he von 3.004,33 €) ab­ge­än­dert (OLG Karls­ru­he, Urt. v. 19.11.2019 – 17 U 146/19, ju­ris = BeckRS 2019, 28963).

Mit ih­rer da­ge­gen ge­rich­te­ten Re­vi­si­on hat die Be­klag­te das Ziel der Kla­ge­ab­wei­sung wei­ter­ver­folgt, so­weit sie zur Zah­lung von Dar­le­hens­kos­ten ver­ur­teilt wor­den ist. So­weit die Be­klag­te dar­über hin­aus gel­tend ge­macht hat­te, dass das Be­ru­fungs­ge­richt sie zu Un­recht zur Zah­lung von De­likt­szin­sen ver­ur­teilt und fest­ge­stellt ha­be, dass sie in An­nah­me­ver­zug sei, hat der Klä­ger sei­ne Kla­ge in der Re­vi­si­ons­in­stanz mit Zu­stim­mung der Be­klag­ten zu­rück­ge­nom­men. Der Klä­ger hat mit sei­ner Re­vi­si­on den in der Be­ru­fungs­in­stanz zu­letzt ge­stell­ten An­trag auf Zah­lung wei­te­rer (über den land­ge­richt­li­chen Zah­lungs­aus­spruch hin­aus­ge­hen­der) 2.241,39 € wei­ter­ver­folgt.

Bei­de Rechts­mit­tel hat­ten kei­nen Er­folg.

Aus den Grün­den: [9]    I. Das Be­ru­fungs­ge­richt hat zur Be­grün­dung sei­ner Ent­schei­dung … – so­weit für das Re­vi­si­ons­ver­fah­ren noch von In­ter­es­se – im We­sent­li­chen Fol­gen­des aus­ge­führt:

[10]   Dem Klä­ger ste­he ge­gen die Be­klag­te aus §§ 826, 31 BGB ein Scha­dens­er­satz­an­spruch auf Rück­gän­gig­ma­chung der Fol­gen des Kauf­ver­trags über das streit­ge­gen­ständ­li­che Fahr­zeug zu. Der Klä­ger ha­be da­her An­spruch auf Er­stat­tung der be­reits er­brach­ten Dar­le­hens­ra­ten und auf Er­stat­tung der Kos­ten des mit dem Dar­le­hens­ver­trag ab­ge­schlos­se­nen Kre­dit­schutz­briefs. Die­se müs­se sich der Klä­ger ent­ge­gen der An­sicht der Be­klag­ten nicht nach den Grund­sät­zen der Vor­teils­aus­glei­chung an­rech­nen las­sen. Fer­ner ha­be der Klä­ger in dem von dem Land­ge­richt te­n­o­rier­ten Um­fang ge­gen die Be­klag­te ei­nen An­spruch auf Frei­stel­lung von noch be­ste­hen­den Ver­bind­lich­kei­ten ge­gen­über der Dar­le­hens­ge­be­rin. Nicht ver­lan­gen kön­ne der Klä­ger da­ge­gen die Er­stat­tung der be­haup­te­ten An­zah­lung in Hö­he von 5.000 €. Denn ei­ne ent­spre­chen­de – von der Be­klag­ten be­strit­te­ne – Zah­lung an den Ver­käu­fer ha­be der Klä­ger nicht be­wie­sen.

[11]   Auf sei­nen Zah­lungs­an­spruch müs­se sich der Klä­ger we­gen der Nut­zung des Fahr­zeugs nach den Grund­sät­zen der Vor­teils­aus­glei­chung die ge­zo­ge­nen Nut­zungs­vor­tei­le an­rech­nen las­sen. Die für je­den ge­fah­re­nen Ki­lo­me­ter zu zah­len­de Nut­zungs­ent­schä­di­gung sei in der Wei­se zu er­mit­teln, dass der ver­ein­bar­te (Brut­to-)Kauf­preis durch die vor­aus­sicht­li­che Rest­lauf­leis­tung des Fahr­zeugs im Zeit­punkt der Über­ga­be des Fahr­zeugs an den Käu­fer ge­teilt wer­de, wo­bei grund­sätz­lich von ei­ner Ge­samt­lauf­leis­tung von 250.000 km aus­zu­ge­hen sei. Grün­de, von die­sem Grund­satz ab­zu­wei­chen, zei­ge der Klä­ger nicht auf. Auf die Fra­ge, ob ein­zel­ne Fahr­zeu­ge des­sel­ben Fahr­zeug­typs tat­säch­lich ei­ne hö­he­re Ge­samt­lauf­leis­tung er­reicht hät­ten, kom­me es in die­sem Zu­sam­men­hang nicht an, da die ge­wöhn­li­che, das heißt durch­schnitt­li­che Nut­zungs­dau­er die re­le­van­te Rech­nungs­grund­la­ge zur Be­mes­sung ge­zo­ge­ner Ge­brauchs­vor­tei­le sei. Zu be­rück­sich­ti­gen sei näm­lich, dass die Fahr­leis­tung, die ein Fahr­zeug in sei­ner Le­bens­dau­er zu­rück­le­gen kön­ne, von ver­schie­de­nen Fak­to­ren – wie der Le­bens­dau­er des Mo­tors und an­de­rer Bau­tei­le so­wie dem Nut­zungs­ver­hal­ten des Fah­rers – ab­hän­gig sei.

[12]   II. Die zu­läs­si­gen Re­vi­sio­nen blei­ben oh­ne Er­folg.

[13]   1. Re­vi­si­on der Be­klag­ten

[14]   Mit der teil­wei­sen Kla­ge­rück­nah­me ist das Ur­teil des Be­ru­fungs­ge­richts, so­weit es die Be­klag­te zur Zah­lung von De­likt­szin­sen ver­ur­teilt und den Ein­tritt des An­nah­me­ver­zu­ges fest­ge­stellt hat, wir­kungs­los und die Re­vi­si­on der Be­klag­ten in­so­weit ge­gen­stands­los ge­wor­den. Die Re­vi­si­on der Be­klag­ten rich­tet sich da­mit nach der teil­wei­sen Kla­ge­rück­nah­me nur noch ge­gen die Ver­ur­tei­lung zur Zah­lung von „Dar­le­hens­kos­ten“, al­so den vom Be­ru­fungs­ge­richt als er­stat­tungs­fä­hig er­ach­te­ten Zins­an­teil der ge­zahl­ten Dar­le­hens­ra­ten bzw. der vom Frei­stel­lungs­aus­spruch er­fass­ten noch of­fe­nen Dar­le­hens­schuld (Ge­samt­hö­he 2.414,59 €) und der Kos­ten des Kre­dit­schutz­briefs (1.531,25 €). In­so­weit ist die Re­vi­si­on un­be­grün­det. Die Zu­er­ken­nung die­ser Fi­nan­zie­rungs­kos­ten hält der re­vi­si­ons­recht­li­chen Über­prü­fung stand.

[15]   a) Aus Rechts­grün­den nicht zu be­an­stan­den ist zu­nächst die An­nah­me der Vor­in­stan­zen, dass mit dem Er­werb des VW Tou­ran am 12.12.2013 ein Scha­dens­er­satz­an­spruch des Klä­gers ge­gen die Be­klag­te aus sit­ten­wid­ri­ger vor­sätz­li­cher Schä­di­gung ge­mäß § 826 BGB ent­stan­den ist (vgl. Se­nat, Urt. v. 25.05.2020 – VI ZR 252/19, BGHZ 225, 316 Rn. 12 ff.). Dies zieht auch die Re­vi­si­on nicht in Zwei­fel.

[16]   b) Eben­falls zu­tref­fend ha­ben die Vor­in­stan­zen an­ge­nom­men, dass die Ver­pflich­tung der Be­klag­ten, den Klä­ger ge­mäß §§ 826, 249 I BGB so zu stel­len, als wä­re es nicht zu dem Fahr­zeu­ger­werb ge­kom­men, ne­ben dem ge­zahl­ten Kauf­preis auch die mit dem Er­werb ver­bun­de­nen Fi­nan­zie­rungs­kos­ten um­fasst (vgl. Se­nat, Urt. v. 13.04.2021 – VI ZR 274/20, ZIP 2021, 1220 Rn. 14 ff.). Die Ein­wän­de der Re­vi­si­on, es ste­he nicht fest, dass der Klä­ger den Dar­le­hens­ver­trag bei Kennt­nis der „EA189-The­ma­tik“ nicht ge­schlos­sen hät­te, je­den­falls stell­ten die Kos­ten der Fi­nan­zie­rung nach den Grund­sät­zen der Vor­teils­aus­glei­chung kei­nen Scha­den (mehr) dar, da dem Klä­ger aus dem Dar­le­hens­ver­trag ein Li­qui­di­täts­vor­teil in glei­cher Hö­he zu­ge­flos­sen und ver­blie­ben sei, grei­fen nicht durch (vgl. Se­nat, Urt. v. 13.04.2021 – VI ZR 274/20, ZIP 2021, 1220 Rn. 15 f., 18 ff.).

[17]   c) Hin­sicht­lich der vom Be­ru­fungs­ge­richt fest­ge­stell­ten Hö­he der ge­zahl­ten bzw. noch zu zah­len­den Dar­le­hens­ra­ten und der Kos­ten des Kre­dit­schutz­briefs er­hebt die Re­vi­si­on kei­ne Ein­wen­dun­gen. Ei­ner ge­son­der­ten Aus­wei­sung des je­wei­li­gen Zins­an­teils be­durf­te es – an­ders als die Re­vi­si­on meint – nicht.

[18]   2. Re­vi­si­on des Klä­gers

[19]   Die Re­vi­si­on des Klä­gers ist eben­falls un­be­grün­det. Die Aus­füh­run­gen des Be­ru­fungs­ge­richts zur Hö­he des Scha­dens­er­satz­an­spruchs des Klä­gers hal­ten den An­grif­fen der Re­vi­si­on stand.

[20]   a) So­weit sich der Klä­ger da­ge­gen wen­det, dass das Be­ru­fungs­ge­richt die vom Klä­ger be­haup­te­te An­zah­lung von 5.000 € an den Ver­käu­fer für nicht be­wie­sen er­ach­tet und des­halb nicht bei der Be­mes­sung des dem Klä­ger zu­ge­spro­che­nen Zah­lungs­an­spruchs be­rück­sich­tigt hat, ist die­se tatrich­ter­li­che Wür­di­gung re­vi­si­ons­recht­lich nicht zu be­an­stan­den. Die in­so­weit von der Re­vi­si­on hin­sicht­lich der Be­ur­tei­lung des Be­weis­werts der vom Klä­ger vor­ge­leg­ten Rech­nung vom 12.12.2013 und des Dar­le­hens­an­trags vom sel­ben Ta­ge er­ho­be­nen Ver­fah­rens­rügen grei­fen nicht durch.

[21]   aa) Das Be­ru­fungs­ge­richt hat in­so­weit aus­ge­führt, die Rech­nung vom 12.12.2013 be­wei­se die be­haup­te­te Zah­lung nicht. Zwar sei dort das hin­ter den Wor­ten „Ges.​Betrag er­hal­ten“ vor­han­de­ne Käst­chen „per Über­wei­sung“ durch Set­zen ei­nes Häk­chens aus­ge­wählt. In­des wer­de hier­durch nicht be­legt, dass der Klä­ger tat­säch­lich zu die­sem Zeit­punkt be­reits ei­nen Be­trag von 5.000 € an den Ver­käu­fer durch Über­wei­sung ge­zahlt ge­habt ha­be. Denn die Er­klä­rung „Ge­samt­be­trag er­hal­ten“ sei of­fen­sicht­lich un­zu­tref­fend. Da der Klä­ger näm­lich erst am 12.12.2013 den Dar­le­hens­an­trag un­ter­schrie­ben ha­be, kön­ne die Dar­le­hens­ge­be­rin an die­sem Tag noch kei­ne Über­wei­sung zu­guns­ten des Ver­käu­fers ge­tä­tigt ha­ben, so­dass die Er­klä­rung „Ge­samt­be­trag er­hal­ten“ er­kenn­bar falsch sei.

[22]   bb) Die­sen Aus­füh­run­gen lässt sich ent­ge­gen der An­sicht der Re­vi­si­on nicht ent­neh­men, das Be­ru­fungs­ge­richt ha­be bei sei­ner Be­weis­wür­di­gung au­ßer Be­tracht ge­las­sen, dass die Rech­nung vom 12.12.2013 vom Ver­käu­fer des Fahr­zeugs aus­ge­stellt wur­de. Es hat auch nicht ver­kannt, dass die vom Klä­ger be­haup­te­te An­zah­lung nach den vor­ge­leg­ten Ur­kun­den nicht durch das auf­ge­nom­me­ne Dar­le­hen fi­nan­ziert wer­den soll­te, wie sich schon aus den Fest­stel­lun­gen im un­strei­ti­gen Teil des Tat­be­stands des Be­ru­fungs­ur­teils zum In­halt des Dar­le­hens­an­trags er­gibt. Schließ­lich ist der die Be­weis­wür­di­gung des Be­ru­fungs­ge­richts tra­gen­de Ge­dan­ke, da die in der Rech­nung vom 12.12.2013 ent­hal­te­ne Er­klä­rung „Ge­samt­be­trag er­hal­ten“ er­kenn­bar falsch sei, kön­ne mit ihr auch nicht die Zah­lung ei­nes Teil­be­trags in Hö­he von 5.000 € be­wie­sen wer­den, re­vi­si­ons­recht­lich nicht zu be­an­stan­den.

[23]   b) Die Re­vi­si­on des Klä­gers ist auch un­be­grün­det, so­weit sie sich ge­gen die tatrich­ter­li­che Schät­zung der Ge­samt­lauf­leis­tung des streit­ge­gen­ständ­li­chen Fahr­zeugs von 250.000 km statt – so der Klä­ger – 300.000 km rich­tet.

[24]   aa) Die Be­mes­sung der Hö­he des Scha­dens­er­satz­an­spruchs ist in ers­ter Li­nie Sa­che des nach § 287 ZPO be­son­ders frei­ge­stell­ten Tatrich­ters. Sie ist re­vi­si­ons­recht­lich nur dar­auf­hin über­prüf­bar, ob der Tatrich­ter er­heb­li­ches Vor­brin­gen der Par­tei­en un­be­rück­sich­tigt ge­las­sen, Rechts­grund­sät­ze der Scha­dens­be­mes­sung ver­kannt, we­sent­li­che Be­mes­sungs­fak­to­ren au­ßer Be­tracht ge­las­sen oder sei­ner Schät­zung un­rich­ti­ge Maß­stä­be zu­grun­de ge­legt hat. Es ist ins­be­son­de­re nicht Auf­ga­be des Re­vi­si­ons­ge­richts, dem Tatrich­ter ei­ne be­stimm­te Be­rech­nungs­me­tho­de vor­zu­schrei­ben (st. Rspr., vgl. Se­nat, Urt. v. 25.05.2020 – VI ZR 252/19, BGHZ 225, 316 Rn. 79 m. w. Nachw.).

[25]   bb) Recht­lich er­heb­li­che Feh­ler der tatrich­ter­li­chen Schät­zung zum Nach­teil des Klä­gers zeigt die Re­vi­si­on nicht auf. Ent­ge­gen der An­sicht der Re­vi­si­on ist die Schät­zung der Ge­samt­lauf­leis­tung des streit­ge­gen­ständ­li­chen Fahr­zeugs auf 250.000 km durch das Be­ru­fungs­ge­richt nicht zu be­an­stan­den.

[26]   (1) Das Be­ru­fungs­ge­richt hat den für die Pro­gno­se der Ge­samt­lauf­leis­tung in ers­ter Li­nie maß­geb­li­chen Um­stand, näm­lich den ge­nau­en Fahr­zeug­typ, in sei­nem Ur­teil fest­ge­stellt und dann in re­vi­si­ons­recht­lich nicht zu be­an­stan­den­der Wei­se die Ge­samt­lauf­leis­tung des streit­ge­gen­ständ­li­chen Fahr­zeugs auf 250.000 km ge­schätzt. Mit die­ser Schät­zung be­wegt sich das Be­ru­fungs­ge­richt in­ner­halb der Band­brei­te der von an­de­ren Ge­rich­ten je­weils vor­ge­nom­me­nen Schät­zung der ge­sam­ten Lauf­leis­tung, und zwar nicht am un­te­ren Rand (vgl. hier­zu Eg­gert, in: Rein­king/​Eg­gert, Der Au­to­kauf, 14. Aufl., Rn. 3574; Stau­din­ger/​Kai­ser, BGB, Neu­be­ar­bei­tung 2012, § 346 Rn. 261). Ei­ner nä­he­ren Be­grün­dung des Be­ru­fungs­ge­richts für sei­ne Schät­zung der Ge­samt­lauf­leis­tung hät­te es da­nach nur be­durft, hät­te der Klä­ger wei­te­re aus­sa­ge­kräf­ti­ge Um­stän­de, die die zu er­war­ten­de Ge­samt­lauf­leis­tung des Fahr­zeugs be­ein­flus­sen, dar­ge­tan (vgl. Se­nat, Urt. v. 27.04.2021 – VI ZR 812/20, MDR 2021, 742 Rn. 16; Urt. v. 23.03.2021 – VI ZR 3/20, VersR 2021, 721 Rn. 11). Sol­chen Vor­trag zeigt die Re­vi­si­on nicht auf.

[27]   (2) Die Re­vi­si­on ver­weist le­dig­lich auf Vor­brin­gen des Klä­gers, wo­nach auf dem Ge­braucht­wa­gen­markt Fahr­zeu­ge, die dem streit­ge­gen­ständ­li­chen „ähn­lich“ sei­en, in gro­ßer Men­ge mit ei­ner Lauf­leis­tung von über 300.000 km an­ge­bo­ten wür­den. Die­ser Vor­trag ent­hält je­doch kei­ne die Pro­gno­se der Ge­samt­lauf­leis­tung des streit­ge­gen­ständ­li­chen Fahr­zeugs be­ein­flus­sen­den Um­stän­de, mit de­nen sich das Be­ru­fungs­ge­richt als Grund­la­ge sei­ner Schät­zung hät­te aus­ein­an­der­set­zen müs­sen. Ihm ist we­der zu ent­neh­men, in wel­chem Zu­stand die Fahr­zeu­ge un­ter­schied­li­cher Her­stel­ler wa­ren, die an­ge­bo­ten wur­den, noch, um wel­che Fahr­zeug­ty­pen und Bau­jah­re es sich han­del­te. Das Be­ru­fungs­ge­richt war da­her auf­grund die­ses Vor­brin­gens nicht ge­hal­ten, sei­ne Schät­zung zu kor­ri­gie­ren oder zur Fra­ge der zu pro­gnos­ti­zie­ren­den Ge­samt­lauf­leis­tung des streit­ge­gen­ständ­li­chen Fahr­zeugs ein – grund­sätz­lich nicht er­for­der­li­ches (vgl. da­zu Se­nat, Urt. v. 18.05.2021 – VI ZR 720/20, ju­ris Rn. 13; Urt. v. 27.04.2021 – VI ZR 812/20, MDR 2021, 742 Rn. 18; Urt. v. 23.03.2021 – VI ZR 3/20, VersR 2021, 721 Rn. 11) – Sach­ver­stän­di­gen­gut­ach­ten ein­zu­ho­len. So­weit die Re­vi­si­on Hin­wei­se des Be­ru­fungs­ge­richts zur Er­mitt­lung der Scha­dens­hö­he ver­misst, schei­tert die Ver­fah­rens­rüge schon dar­an, dass der Klä­ger nicht dar­legt, wel­cher er­gän­zen­de Sach­vor­trag im Fal­le ei­nes Hin­wei­ses er­folgt wä­re.

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