1. Mit dem Scha­dens­er­satz­an­spruch ne­ben der Leis­tung ge­mäß § 634 Nr. 4, § 280 I BGB kann Er­satz für Schä­den ver­langt wer­den, die auf­grund ei­nes Werk­man­gels ent­stan­den sind und durch ei­ne Nach­er­fül­lung der ge­schul­de­ten Werkleis­tung nicht be­sei­tigt wer­den kön­nen. Hier­von er­fasst sind man­gel­be­ding­te Fol­ge­schä­den, die an an­de­ren Rechts­gü­tern des Be­stel­lers oder an des­sen Ver­mö­gen ein­tre­ten (Fort­füh­rung von BGH, Urt. v. 22.02.2018 – VII ZR 46/17, BauR 2018, 815 = NZ­Bau 2018, 201 Rn. 58; Urt. v. 16.02.2017 – VII ZR 242/13, BauR 2017, 1061 = NZ­Bau 2017, 555 Rn. 23).
  2. Der Scha­dens­er­satz­an­spruch statt der Leis­tung ge­mäß § 634 Nr. 4, §§ 280 I, III, 281 BGB tritt an die Stel­le der ge­schul­de­ten Werkleis­tung. Sein An­wen­dungs­be­reich be­stimmt sich nach der Reich­wei­te der Nach­er­fül­lung. Da die Nach­er­fül­lung ge­mäß § 634 Nr. 1, § 635 BGB auf Her­stel­lung des ge­schul­de­ten Werks ge­rich­tet ist, be­stimmt die­ses die Reich­wei­te der Nach­er­fül­lung. Die ge­schul­de­te Werkleis­tung ist da­bei im We­ge der Ver­trags­aus­le­gung ge­mäß §§ 133, 157 BGB zu er­mit­teln. Die Nach­er­fül­lung er­fasst da­nach die Be­sei­ti­gung der Män­gel des ge­schul­de­ten Werks, die auf ei­ner im Zeit­punkt der Ab­nah­me vor­han­de­nen ver­trags­wid­ri­gen Be­schaf­fen­heit des Werks be­ru­hen.

BGH, Ur­teil vom 07.02.2019 – VII ZR 63/18

Sach­ver­halt: Die Klä­ge­rin ver­langt von dem Be­klag­ten, der ei­ne Kfz-Werk­statt be­treibt, Scha­dens­er­satz in Hö­he von 1.715,57 € mit der Be­haup­tung, auf­grund feh­ler­haf­ter Ar­bei­ten im Rah­men ei­nes War­tungs­ver­trags sei­en Schä­den an ih­rem Pkw ein­ge­tre­ten.

Im Ja­nu­ar 2016 be­auf­trag­te die Klä­ge­rin den Be­klag­ten mit der War­tung ih­res Kraft­fahr­zeugs Vol­vo V70. Im Zu­ge der War­tungs­ar­bei­ten tausch­te der Be­klag­te un­ter an­de­rem den Keil­rip­pen­rie­men, den Rie­men­span­ner und den Zahn­rie­men für die Mo­tor­steue­rung aus. Die Klä­ge­rin be­glich die Rech­nung des Be­klag­ten.

Die Klä­ge­rin be­haup­tet, am 09.02.2016 sei­en er­heb­li­che Pro­ble­me mit der Len­kung auf­ge­tre­ten. Sie ha­be das Kraft­fahr­zeug in die Werk­statt W ab­schlep­pen las­sen, weil der Be­klag­te – in­so­weit un­strei­tig – bis zum 10.02.2016 Be­triebs­fe­ri­en ge­habt ha­be. Dort ha­be sich her­aus­ge­stellt, dass der Be­klag­te den Keil­rip­pen­rie­men nicht rich­tig ge­spannt ha­be. Der aus die­sem Grund ge­ris­se­ne Rie­men ha­be sich um die Wel­le und das Ge­häu­se der Licht­ma­schi­ne ge­wi­ckelt und die­se be­schä­digt. Über­res­te des Rie­mens hät­ten sich um die Rie­men­schei­be der Ser­vo­len­kungs­pum­pe ge­wi­ckelt mit der Fol­ge, dass die Rie­men­schei­be ge­bro­chen und die Dich­tung der Ser­vo­len­kungs­pum­pe be­schä­digt wor­den sei. Zu­dem sei­en Tei­le des Rie­mens in den Rie­men­trieb des Zahn­rie­mens ge­langt. Die Klä­ge­rin ließ Keil­rip­pen­rie­men, Rie­men­span­ner, Zahn­rie­men, Ser­vo­len­kungs­pum­pe und Licht­ma­schi­ne er­set­zen.

Mit der Kla­ge hat die Klä­ge­rin Scha­dens­er­satz in Hö­he der von der Werk­statt W un­ter dem 13.02.2016 hier­für in Rech­nung ge­stell­ten Re­pa­ra­tur­kos­ten von 1.715,57 € nebst Zin­sen gel­tend ge­macht. Das Amts­ge­richt hat die Kla­ge ab­ge­wie­sen. Die Be­ru­fung der Klä­ge­rin ist oh­ne Er­folg ge­blie­ben. Auf die Re­vi­si­on der Klä­ge­rin, mit der sie ih­ren Zah­lungs­an­spruch wei­ter­ver­folg­te, wur­de das Be­ru­fungs­ur­teil auf­ge­ho­ben und die Sa­che an das Be­ru­fungs­ge­richt zu­rück­ver­wie­sen.

Aus den Grün­den: [6]    I. Das Be­ru­fungs­ge­richt ist der Auf­fas­sung, der Klä­ge­rin ste­he kein An­spruch auf Scha­dens­er­satz zu.

[7]    1. Ein An­spruch auf Scha­dens­er­satz statt der Leis­tung ge­mäß § 634 Nr. 4, §§ 280 I, III, 281 BGB oder auf Er­stat­tung der Kos­ten der Selbst­vor­nah­me ge­mäß § 634 Nr. 2, § 637 BGB kom­me nicht in Be­tracht, weil es an der er­for­der­li­chen Frist­set­zung zur Nach­er­fül­lung ge­fehlt ha­be. Die Frist­set­zung sei nicht ent­behr­lich ge­we­sen. Es kön­ne nicht da­von aus­ge­gan­gen wer­den, dass der Be­klag­te die Nach­er­fül­lung ernst­haft und end­gül­tig ver­wei­gert hät­te. Auch ein be­son­de­res In­ter­es­se der Klä­ge­rin an der so­for­ti­gen Gel­tend­ma­chung der Rech­te aus § 634 Nr. 2 bis 4 BGB sei nicht er­sicht­lich. Der Um­stand, dass der Be­klag­te im Zeit­punkt des Auf­tre­tens der Pro­ble­me Be­triebs­fe­ri­en ge­habt ha­be, sei oh­ne Be­lang, weil die Klä­ge­rin nicht dar­ge­legt ha­be, war­um ihr ein Zu­war­ten bis zum 11.02.2016 nicht zu­zu­mu­ten ge­we­sen sei.

[8]    2. Der Klä­ge­rin ste­he auch kein Scha­dens­er­satz­an­spruch ne­ben der Leis­tung ge­mäß § 634 Nr. 4, § 280 I BGB zu, weil die Be­sei­ti­gung der in Re­de ste­hen­den Schä­den am Kraft­fahr­zeug der Klä­ge­rin von der Nach­er­fül­lungs­pflicht des Be­klag­ten um­fasst sei.

[9]    Der Scha­dens­er­satz­an­spruch ne­ben der Leis­tung kom­me nur für Schä­den in Be­tracht, die nicht un­mit­tel­bar den Man­gel der Werkleis­tung selbst be­trä­fen. Füh­re der Man­gel der Werkleis­tung zu ei­nem wei­te­ren Scha­den, sei vor der Schuld­rechts­mo­der­ni­sie­rung zwi­schen Man­gel­schä­den und en­gen Man­gel­fol­ge­schä­den ei­ner­seits und ent­fern­ten Man­gel­fol­ge­schä­den an­de­rer­seits un­ter­schie­den wor­den. Ers­te­re sei­en nach § 635 BGB a.F., der ei­ne Frist­set­zung er­for­dert ha­be, zu er­set­zen ge­we­sen. Ha­be der Be­stel­ler al­ler­dings ge­mäß § 635 BGB a.F. Er­satz für Fol­ge­schä­den be­gehrt, die zu dem Zeit­punkt, zu dem Nach­er­fül­lung hät­te ver­langt wer­den kön­nen, be­reits de­fi­ni­tiv ent­stan­den und da­her ei­ner Nach­er­fül­lung nicht zu­gäng­lich ge­we­sen sei­en, sei ei­ne Frist­set­zung ent­behr­lich ge­we­sen. Nach der Schuld­rechts­mo­der­ni­sie­rung fin­de ei­ne Dif­fe­ren­zie­rung zwi­schen Man­gel­schä­den und en­gen Man­gel­fol­ge­schä­den so­wie ent­fern­ten Man­gel­fol­ge­schä­den nicht mehr statt. In­halt­lich sei je­doch in­so­weit kei­ne Än­de­rung er­folgt, als ein Scha­dens­er­satz­an­spruch ne­ben der Leis­tung nur in Be­tracht kom­me, wenn die Be­sei­ti­gung des auf­grund des Man­gels ent­stan­de­nen Scha­dens nicht Teil der Nach­er­fül­lungs­pflicht sei.

[10]   Ent­schei­dend für die Ein­ord­nung ei­nes Scha­dens ne­ben oder statt der Leis­tung sei da­mit letzt­lich, wie weit das Nach­er­fül­lungs­recht des Un­ter­neh­mers zu fas­sen sei, und zwar ins­be­son­de­re dann, wenn der Man­gel der Leis­tung zu ei­nem wei­te­ren Scha­den an dem Leis­tungs­ge­gen­stand selbst füh­re.

[11]   Nach rich­ti­ger Auf­fas­sung sei der Un­ter­neh­mer, der auf­grund sei­ner man­gel­haf­ten Werkleis­tung wei­te­re Schä­den am Leis­tungs­ge­gen­stand ver­ur­sa­che, zur Nach­er­fül­lung hin­sicht­lich sol­cher Fol­ge­schä­den ver­pflich­tet, die mit dem ei­gent­li­chen Man­gel in en­gem Zu­sam­men­hang stün­den, weil ih­re Ent­ste­hung in der Man­gel­ur­sa­che an­ge­legt sei, und die des­halb nicht iso­liert be­trach­tet wer­den könn­ten.

[12]   Die Be­schrän­kung des Nach­er­fül­lungs­rechts auf die ur­sprüng­lich ge­schul­de­te Er­fül­lungs­hand­lung schrän­ke den Un­ter­neh­mer un­bil­lig ein. Denn sie ste­he im Wi­der­spruch zu dem Grund­satz, dass der Un­ter­neh­mer über die Art und Wei­se der Nach­er­fül­lung be­stim­me, wo­bei die Nach­er­fül­lung im Er­geb­nis al­lein auf die end­gül­ti­ge Her­stel­lung ei­nes ver­trags­ge­mä­ßen Zu­stands ge­rich­tet sei. Es sei des­halb in Über­ein­stim­mung mit dem al­ten Schuld­recht ei­ne Dif­fe­ren­zie­rung zwi­schen en­gen und ent­fern­ten Man­gel­fol­ge­schä­den zu be­für­wor­ten. Ei­ne an­de­re Sicht­wei­se füh­re in der Pra­xis zu er­heb­li­chen Un­si­cher­hei­ten. Ei­ne Auf­split­tung der er­for­der­li­chen Ge­samt­re­pa­ra­tur in fort­be­ste­hen­de Nach­er­fül­lungs­an­sprü­che ge­gen den Be­klag­ten (Keil­rip­pen­rie­men) und Se­kun­där­an­sprü­che, de­ren Art der Er­fül­lung die Klä­ge­rin selbst be­stim­men dür­fe (Licht­ma­schi­ne, Ser­vo­len­kungs­pum­pe, Zahn­rie­men), er­schei­ne nicht sach­ge­recht, zu­mal ei­ne Zu­ord­nung häu­fig erst re­tro­spek­tiv vor­ge­nom­men wer­den kön­ne.

[13]   II. Das hält der recht­li­chen Über­prü­fung nicht stand.

[14]   1. Das Be­ru­fungs­ge­richt hat un­ter­stellt, dass der Be­klag­te im Rah­men der War­tung des Kraft­fahr­zeugs der Klä­ge­rin den Keil­rip­pen­rie­men nicht rich­tig ge­spannt und dies zu Schä­den an der Licht­ma­schi­ne, der Ser­vo­len­kungs­pum­pe, dem Zahn­rie­men so­wie dem Keil­rip­pen­rie­men und dem Rie­men­span­ner ge­führt hat. Das Be­ru­fungs­ge­richt hat wei­ter un­ter­stellt, dass in­fol­ge­des­sen ei­ne Re­pa­ra­tur des Kraft­fahr­zeugs er­for­der­lich wur­de, bei der die­se Tei­le aus­ge­tauscht wer­den muss­ten. Hier­von ist da­her für die Re­vi­si­ons­in­stanz aus­zu­ge­hen.

[15]    2. Die Auf­fas­sung des Be­ru­fungs­ge­richts, die Klä­ge­rin kön­ne gleich­wohl kei­nen Scha­dens­er­satz für die Schä­den an der Licht­ma­schi­ne und der Ser­vo-len­kungs­pum­pe be­an­spru­chen, weil es an ei­ner Frist­set­zung zur Nach­er­fül­lung feh­le, ist un­zu­tref­fend.

[16]   Ein An­spruch der Klä­ge­rin auf Scha­dens­er­satz we­gen der an der Licht­ma­schi­ne und der Ser­vo­len­kungs­pum­pe ein­ge­tre­te­nen Schä­den er­gibt sich aus § 634 Nr. 4, § 280 I BGB. Es han­delt sich um ei­nen Scha­dens­er­satz­an­spruch ne­ben der Leis­tung, der ei­ne Frist­set­zung zur Nach­er­fül­lung nicht er­for­dert.

[17]   a) Nach der Recht­spre­chung des Se­nats kann mit dem Scha­dens­er­satz­an­spruch ne­ben der Leis­tung ge­mäß § 634 Nr. 4, § 280 I BGB Er­satz für Schä­den ver­langt wer­den, die auf­grund ei­nes Werk­man­gels ent­stan­den sind und durch ei­ne Nach­er­fül­lung der ge­schul­de­ten Werkleis­tung nicht be­sei­tigt wer­den kön­nen. Hier­von er­fasst sind man­gel­be­ding­te Fol­ge­schä­den, die an an­de­ren Rechts­gü­tern des Be­stel­lers oder an des­sen Ver­mö­gen ein­tre­ten (vgl. BGH, Urt. v. 22.02.2018 – VII ZR 46/17, BauR 2018, 815 = NZ­Bau 2018, 201 Rn. 58 [zur Ver­öf­fent­li­chung in BGHZ vor­ge­se­hen]; Urt. v. 16.02.2017 – VII ZR 242/13, BauR 2017, 1061 = NZ­Bau 2017, 555 Rn. 23, je­weils zum Ar­chi­tek­ten­ver­trag; vgl. auch BGH, Urt. v. 28.02.2018 – VI­II ZR 157/17, NJW 2018, 1746 Rn. 21 zum Miet­ver­trag; BGH, Urt. v. 19.06.2009 – V ZR 93/08, BGHZ 181, 317 Rn. 12 ff. zum Nut­zungs­aus­fall).

[18]   Dies ent­spricht dem der Schuld­rechts­mo­der­ni­sie­rung zu­grun­de lie­gen­den Kon­zept des Ge­setz­ge­bers, mit dem das Leis­tungs­stö­rungs­recht ver­ein­facht und ver­ein­heit­licht wer­den soll­te. Liegt ei­ne Pflicht­ver­let­zung in Form ei­ner man­gel­haf­ten Werkleis­tung vor, ist da­nach zwi­schen dem Scha­dens­er­satz­an­spruch statt der Leis­tung ge­mäß § 634 Nr. 4, §§ 280 I, III, 281 BGB und dem Scha­dens­er­satz­an­spruch ne­ben der Leis­tung ge­mäß § 634 Nr. 4, § 280 I BGB zu un­ter­schei­den. Der Scha­dens­er­satz­an­spruch statt der Leis­tung ge­mäß § 634 Nr. 4, §§ 280 I, III, 281 BGB tritt an die Stel­le der ge­schul­de­ten Werkleis­tung und er­fasst da­mit das Leis­tungs­in­ter­es­se des Be­stel­lers. Er er­for­dert zu­nächst – vor­be­halt­lich der ge­re­gel­ten Aus­nah­men – ei­ne Frist­set­zung zur Nach­er­fül­lung, um dem Un­ter­neh­mer ei­ne letz­te Ge­le­gen­heit zur Er­brin­gung der ge­schul­de­ten Werkleis­tung, al­so zur Her­stel­lung des man­gel­frei­en Werks, zu ge­ben. Dem­ge­gen­über sind ge­mäß § 634 Nr. 4, § 280 I BGB die über das Leis­tungs­in­ter­es­se hin­aus­ge­hen­den Ver­mö­gens­nach­tei­le, ins­be­son­de­re Fol­ge­schä­den an an­de­ren Rechts­gü­tern des Be­stel­lers als dem Werk selbst oder an des­sen Ver­mö­gen, zu er­set­zen (vgl. BT-Drs. 14/6040, S. 225, 263).

[19]   Für der­ar­ti­ge Fol­ge­schä­den kommt die Set­zung ei­ner Frist zur Nach­er­fül­lung ge­mäß § 634 Nr. 4, § 281 I BGB nicht in Be­tracht. Denn der Zweck die­ser Frist­set­zung, dem Un­ter­neh­mer ei­ne letz­te Ge­le­gen­heit ein­zu­räu­men, ein man­gel­frei­es Werk her­zu­stel­len, kann nicht er­reicht wer­den in Be­zug auf Schä­den, die durch ei­ne Nach­er­fül­lung der ge­schul­de­ten Werkleis­tung nicht zu be­sei­ti­gen sind (vgl. BGH, Urt. v. 08.12.2011 – VII ZR 198/10, BauR 2012, 494 = NZ­Bau 2012, 104 Rn. 12; vgl. so schon zum al­ten Schuld­recht BGH, Urt. v. 07.11.1985 – VII ZR 270/83, BGHZ 96, 221 = ju­ris Rn. 18 f.; Urt. v. 16.10.1984 – X ZR 86/83, BGHZ 92, 308 = ju­ris Rn. 11).

[20]   b) Bei den Schä­den an der Licht­ma­schi­ne und der Ser­vo­len­kungs­pum­pe han­delt es sich um Fol­ge­schä­den in die­sem Sin­ne, die ge­mäß § 634 Nr. 4, § 280 I BGB zu er­set­zen sind.

[21]   Die Ein­ord­nung ei­nes Scha­dens als Fol­ge­scha­den, der durch ei­ne Nach­er­fül­lung der ge­schul­de­ten Werkleis­tung nicht be­sei­tigt wer­den kann, setzt zu­nächst vor­aus, dass im We­ge der Ver­trags­aus­le­gung ge­mäß §§ 133, 157 BGB die ge­schul­de­te Werkleis­tung er­mit­telt wird.

[22]   Nach den Fest­stel­lun­gen des Be­ru­fungs­ge­richts war der Be­klag­te mit der War­tung des Kraft­fahr­zeugs der Klä­ge­rin be­auf­tragt. Ein War­tungs­ver­trag über ein Kraft­fahr­zeug be­inhal­tet re­gel­mä­ßig des­sen Über­prü­fung auf Funk­ti­ons- und Ver­kehr­stüch­tig­keit im ver­ein­bar­ten Um­fang und da­mit ins­be­son­de­re auch die Auf­de­ckung et­wai­ger Schä­den der zu über­prü­fen­den Be­rei­che. Auch der Aus­tausch von Ver­schleiß­tei­len kann da­von um­fasst sein. Die Re­pa­ra­tur von im Rah­men der War­tung auf­ge­deck­ten Schä­den ge­hört da­ge­gen nicht zur ge­schul­de­ten Leis­tung ei­nes War­tungs­ver­trags. Sie ist nur bei ei­ner ent­spre­chen­den Ver­ein­ba­rung durch­zu­füh­ren.

[23]   Ent­ge­gen der Auf­fas­sung der Re­vi­si­on um­fass­te der zwi­schen den Par­tei­en ge­schlos­se­ne Ver­trag auf der Grund­la­ge der Fest­stel­lun­gen des Be­ru­fungs­ge­richts fer­ner den Aus­tausch des Keil­rip­pen­rie­mens, des Rie­men­span­ners und des Zahn­rie­mens. Da­bei kann da­hin­ste­hen, ob der­ar­ti­ge Ar­bei­ten re­gel­mä­ßig zum ge­schul­de­ten Leis­tungs­um­fang ei­nes Ver­trags über die War­tung ei­nes Kraft­fahr­zeugs ge­hö­ren. Denn die Par­tei­en ha­ben die­se Ar­bei­ten hier spä­tes­tens mit der (kon­klu­den­ten) Ab­nah­me der aus­ge­führ­ten Ar­bei­ten sei­tens der Klä­ge­rin durch Ab­ho­lung des Kraft­fahr­zeugs und Be­glei­chung der Rech­nung des Be­klag­ten zum Ge­gen­stand ih­rer ver­trag­li­chen Ver­ein­ba­run­gen ge­macht.

[24]   Die vom Be­klag­ten ge­schul­de­te Werkleis­tung be­stand da­nach in der ord­nungs­ge­mä­ßen War­tung des Kraft­fahr­zeugs ein­schließ­lich des Aus­tauschs des Keil­rip­pen­rie­mens, des Rie­men­span­ners und des Zahn­rie­mens. Hier­auf be­schränk­te sich in­des auch die Leis­tungs­pflicht des Be­klag­ten.

[25]   Dem­ge­gen­über han­delt es sich bei den Schä­den an der Licht­ma­schi­ne und der Ser­vo­len­kungs­pum­pe um Fol­ge­schä­den, die durch die man­gel­haf­te Werkleis­tung des Be­klag­ten – das man­gel­haf­te Span­nen des Keil­rip­pen­rie­mens – ent­stan­den sind, und die durch ei­ne Nach­er­fül­lung der ge­schul­de­ten Werkleis­tung nicht mehr be­sei­tigt wer­den kön­nen. Die­se Schä­den be­tref­fen viel­mehr zu­vor un­be­schä­dig­te Be­stand­tei­le des Kraft­fahr­zeugs und nicht das ge­schul­de­te Werk selbst.

[26]   c) Ent­ge­gen der Auf­fas­sung des Be­ru­fungs­ge­richts sind die Ver­pflich­tung und das Recht zur Nach­er­fül­lung nicht auf en­ge Man­gel­fol­ge­schä­den im Sin­ne der Recht­spre­chung zum al­ten Schuld­recht zu er­stre­cken mit der Fol­ge, dass die­se nur un­ter den Vor­aus­set­zun­gen der § 634 Nr. 4, §§ 280 I, III, 281 BGB zu er­set­zen wä­ren.

[27]   aa) Ei­ne sol­che Auf­fas­sung stün­de im Wi­der­spruch da­zu, dass sich nach dem Ge­setz die Nach­er­fül­lung ge­mäß § 634 Nr. 4, § 635 BGB al­lein auf die ge­schul­de­te Werkleis­tung – die Her­stel­lung ei­nes man­gel­frei­en Werks – be­zieht. Die Be­sei­ti­gung von Fol­ge­schä­den fällt nicht hier­un­ter (vgl. be­reits II 2 a).

[28]   bb) Et­was an­de­res er­gibt sich – an­ders als das Be­ru­fungs­ge­richt meint – auch nicht aus den Ent­schei­dun­gen des Se­nats, nach de­nen die Nach­er­fül­lung al­le Ar­bei­ten um­fasst, die er­for­der­lich sind, um ei­nen ver­trags­ge­mä­ßen Zu­stand her­zu­stel­len (vgl. BGH, Urt. v. 22.03.1979 – VII ZR 142/78, BauR 1979, 333 = ju­ris Rn. 17; Urt. v. 29.11.1971 – VII ZR 101/70, WM 1972, 800 = ju­ris Rn. 41). Je­ne Ent­schei­dun­gen be­tref­fen al­lein die Fra­ge, wel­che Maß­nah­men im Rah­men ei­ner Nach­er­fül­lung ge­schul­det sind, um ein man­gel­frei­es Werk her­zu­stel­len. Er­for­dert die Nach­er­fül­lung der ge­schul­de­ten Werkleis­tung Ein­grif­fe in das sons­ti­ge Ei­gen­tum des Be­stel­lers, sind auch die hier­durch ent­ste­hen­den Schä­den zu be­he­ben. Von sol­chen Schä­den, die im Zu­ge der Nach­er­fül­lung zwangs­läu­fig ent­ste­hen, sind die­je­ni­gen Schä­den an an­de­ren Rechts­gü­tern des Be­stel­lers oder an des­sen Ver­mö­gen zu un­ter­schei­den, die durch die man­gel­haf­te Werkleis­tung ver­ur­sacht wur­den. Sie wer­den von der Nach­er­fül­lung nicht er­fasst, son­dern kön­nen nur Ge­gen­stand des ver­schul­dens­ab­hän­gi­gen – Scha­dens­er­satz­an­spruchs ge­mäß § 634 Nr. 4, § 280 I BGB sein (vgl. zur Ab­gren­zung be­reits BGH, Urt. v. 07.11.1985 – VII ZR 270/83, BGHZ 96, 221 = ju­ris Rn. 14 ff.). So liegt der Fall hier. Denn hin­sicht­lich der Licht­ma­schi­ne und der Ser­vo­len­kungs­pum­pe geht es nicht um die Nach­er­fül­lung der War­tung oder der ver­ein­bar­ten Aus­tau­sch­ar­bei­ten und hier­durch er­for­der­lich wer­den­de Maß­nah­men, son­dern um die Be­sei­ti­gung wei­te­rer, auf­grund der man­gel­haf­ten Werkleis­tung ein­ge­tre­te­ner Schä­den am Kraft­fahr­zeug der Klä­ge­rin.

[29]   cc) Ei­ne Er­wei­te­rung der Nach­er­fül­lung auf en­ge Man­gel­fol­ge­schä­den ist ent­ge­gen der Auf­fas­sung des Be­ru­fungs­ge­richts auch nicht aus Bil­lig­keits­grün­den er­for­der­lich. Zum ei­nen ist nicht er­kenn­bar, dass die Be­gren­zung der Nach­er­fül­lung auf das ge­schul­de­te Werk zu ei­ner haf­tungs­recht­li­chen Über­for­de­rung des Un­ter­neh­mers führt. Den In­ter­es­sen des Un­ter­neh­mers wird in Be­zug auf Fol­ge­schä­den durch das in § 634 Nr. 4, § 280 I BGB ge­re­gel­te Ver­schul­dens­er­for­der­nis hin­rei­chend Rech­nung ge­tra­gen. Die vom Be­ru­fungs­ge­richt für rich­tig ge­hal­te­ne Er­wei­te­rung wür­de dem­ge­gen­über da­zu füh­ren, dass der Un­ter­neh­mer nicht nur das Recht, son­dern auch ver­schul­dens­un­ab­hän­gig die Ver­pflich­tung zur Be­sei­ti­gung en­ger Man­gel­fol­ge­schä­den im Rah­men der Nach­er­fül­lung hät­te. Zum an­de­ren wür­de es zu ei­ner nicht ge­recht­fer­tig­ten Ein­schrän­kung des Be­stel­lers füh­ren, wenn er bei man­gel­be­ding­ten (en­gen) Fol­ge­schä­den nicht mehr ent­schei­den könn­te, durch wen sie be­sei­tigt wer­den sol­len (vgl. auch BGH, Urt. v. 16.02.2017 – VII ZR 242/13, BauR 2017, 1061 = NZ­Bau 2017, 555 Rn. 29 zum Ar­chi­tek­ten­ver­trag).

[30]   3. Mit der Be­grün­dung des Be­ru­fungs­ge­richts kann auch ein Scha­dens­er­satz­an­spruch hin­sicht­lich des Keil­rip­pen­rie­mens, des Rie­men­span­ners und des Zahn­rie­mens nicht ver­neint wer­den.

[31]   Al­ler­dings geht das Be­ru­fungs­ge­richt zu Recht da­von aus, dass sich ein An­spruch der Klä­ge­rin auf Er­satz der Kos­ten für den Aus­tausch des Keil­rip­pen­rie­mens, des Rie­men­span­ners und des Zahn­rie­mens aus § 634 Nr. 4, §§ 280 I, III, 281 BGB her­lei­tet. In­so­weit han­delt es sich um ei­nen Scha­dens­er­satz­an­spruch statt der Leis­tung, der grund­sätz­lich ei­ne Frist­set­zung zur Nach­er­fül­lung er­for­dert.

[32]   a) Der Scha­dens­er­satz­an­spruch statt der Leis­tung ge­mäß § 634 Nr. 4, §§ 280 I, III, 281 BGB tritt an die Stel­le der ge­schul­de­ten Werkleis­tung und er­fasst das Leis­tungs­in­ter­es­se des Be­stel­lers. Er knüpft dar­an an, dass ei­ne ord­nungs­ge­mä­ße Nach­er­fül­lung nicht er­folgt ist. Sein An­wen­dungs­be­reich be­stimmt sich da­mit nach der Reich­wei­te der Nach­er­fül­lung. Da die Nach­er­fül­lung ge­mäß § 634 Nr. 1, § 635 BGB auf Her­stel­lung des ge­schul­de­ten Werks ge­rich­tet ist, be­stimmt die­ses die Reich­wei­te der Nach­er­fül­lung. Die ge­schul­de­te Werkleis­tung ist da­bei im We­ge der Ver­trags­aus­le­gung ge­mäß §§ 133, 157 BGB zu er­mit­teln. Die Nach­er­fül­lung er­fasst da­nach die Be­sei­ti­gung der Män­gel des ge­schul­de­ten Werks, die auf ei­ner im Zeit­punkt der Ab­nah­me vor­han­de­nen ver­trags­wid­ri­gen Be­schaf­fen­heit des Werks be­ru­hen (vgl. zum Kauf­recht BGH, Urt. v. 23.11.2005 – VI­II ZR 43/05, NJW 2006, 434 Rn. 16; Urt. v. 02.06.2004 – VI­II ZR 329/03, BGHZ 159, 215 = ju­ris Rn. 12; BeckOGK/Höpf­ner, Stand: 15.09.2018, § 439 BGB Rn. 83; Be­ckOK-BGB/Faust, Stand: 01.11.2018, § 437 Rn. 65 und § 439 Rn. 34; Stau­din­ger/Kai­ser, Eck­pfei­ler des Zi­vil­rechts, 6. Aufl. [2018], Kap. I. Leis­tungs­stö­run­gen Rn. 187 f.).

[33]   b) Nach die­sen Maß­stä­ben sind die hier in Re­de ste­hen­den Aus­tausch­kos­ten un­ter den Vor­aus­set­zun­gen der § 634 Nr. 4, §§ 280 I, III, 281 BGB zu er­set­zen.

[34]   Der Be­klag­te schul­de­te nach dem zwi­schen den Par­tei­en ge­schlos­se­nen Ver­trag die ord­nungs­ge­mä­ße War­tung des Kraft­fahr­zeugs ein­schließ­lich des Aus­tauschs des Keil­rip­pen­rie­mens, des Rie­men­span­ners und des Zahn­rie­mens (vgl. II 2 b).

[35]   So­weit der Keil­rip­pen­rie­men durch den man­gel­haft aus­ge­führ­ten Aus­tausch – das man­gel­haf­te Span­nen – ge­ris­sen ist und des­halb des­sen er­neu­ter Aus­tausch er­for­der­lich wur­de, be­trifft dies den bei Ab­nah­me vor­han­de­nen Man­gel des Werks. Die Be­sei­ti­gung die­ses Man­gels wird von der Nach­er­fül­lung er­fasst, so­dass die Kos­ten für den Aus­tausch des Keil­rip­pen­rie­mens als Scha­dens­er­satz­an­spruch statt der Leis­tung nach § 634 Nr. 4, §§ 280 I, III, 281 BGB zu er­set­zen sind.

[36]   Glei­ches gilt hin­sicht­lich des Aus­tauschs von Rie­men­span­ner und Zahn­rie­men. Auch in­so­weit ist das ge­schul­de­te Werk be­trof­fen. Oh­ne Be­lang ist, dass Rie­men­span­ner und Zahn­rie­men bei Ab­nah­me noch nicht man­gel­haft wa­ren. Denn der je­wei­li­ge Man­gel hat sei­ne Ur­sa­che in dem man­gel­haf­ten Span­nen des Keil­rip­pen­rie­mens und da­mit in der ver­trags­wid­ri­gen Be­schaf­fen­heit des Werks bei Ab­nah­me. Der er­for­der­li­che er­neu­te Aus­tausch wird da­mit eben­falls von der Nach­er­fül­lung er­fasst, so­dass sich der Er­satz der Aus­tausch­kos­ten nach § 634 Nr. 4, §§ 280 I, III, 281 BGB rich­tet.

[37]   c) Das Be­ru­fungs­ge­richt hat in­des nicht hin­rei­chend er­wo­gen, ob die da­nach grund­sätz­lich er­for­der­li­che Frist­set­zung zur Nach­er­fül­lung ge­mäß §§ 636, 281 II BGB ent­behr­lich ist, weil hier be­son­de­re Um­stän­de vor­lie­gen, die un­ter Ab­wä­gung der bei­der­sei­ti­gen In­ter­es­sen die so­for­ti­ge Gel­tend­ma­chung des Scha­dens­er­satz­an­spruchs recht­fer­ti­gen. Sol­che Um­stän­de sind hier zu be­ja­hen. Da­nach be­steht ein be­son­de­res In­ter­es­se der Klä­ge­rin an ei­ner ein­heit­li­chen Re­pa­ra­tur, bei der die er­for­der­li­chen Aus­tau­sch­ar­bei­ten im Zu­ge der Be­sei­ti­gung der wirt­schaft­lich im Vor­der­grund ste­hen­den Fol­ge­schä­den an der Licht­ma­schi­ne und der Ser­vo­len­kung mit­er­le­digt wer­den. Dem­ge­gen­über tritt das – grund­sätz­lich be­ste­hen­de – In­ter­es­se des Be­klag­ten an der Mög­lich­keit ei­ner Nach­er­fül­lung be­tref­fend Keil­rip­pen­rie­men, Rie­men­span­ner und Zahn­rie­men zu­rück, zu­mal dies im An­schluss an die Re­pa­ra­tur (al­lein) der Fol­ge­schä­den ein auf­wen­di­ges Ver­brin­gen des Kraft­fahr­zeugs in die Werk­statt des Be­klag­ten er­for­dert hät­te. Vor die­sem Hin­ter­grund kann of­fen­blei­ben, ob hier be­reits der Um­stand, dass der Be­klag­te bei Scha­den­s­ein­tritt Be­triebs­fe­ri­en hat­te, zu ei­ner Ent­behr­lich­keit der Frist­set­zung führt.

[38]   III. Da die Sa­che nicht zur End­ent­schei­dung reif ist, ist sie zur neu­en Ver-hand­lung und Ent­schei­dung an das Be­ru­fungs­ge­richt zu­rück­zu­ver­wei­sen (§ 563 I 1 ZPO).

[39]   Die­ses wird die er­for­der­li­chen Fest­stel­lun­gen zu tref­fen und ins­be­son­de­re zu klä­ren ha­ben, ob die von der Klä­ge­rin gel­tend ge­mach­ten Schä­den auf ei­ner man­gel­haf­ten Werkleis­tung des Be­klag­ten be­ru­hen.

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